Skip to main content

Full text of "Pabst Gregorius VII und sein Zeitalter"

See other formats


EX  LI  HU  IS 

LUV  BAR. Je  HORNSTEIN. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2014 


https://archive.org/details/pabstgregoriusvi03gfro_0 


f)<tl>ft  f&tt#0tin$  vil 


fein  StitaUn. 


blt  (&re#0v\M  vii. 

imb 

fctn  ßeüalter. 

Dur* 

/r.  ©fröret, 

ort.  ^rofeffov  bev  ®efcr)idr)te  an  bet  Unüetfttät  ftvetburg. 

Christus  vincit,  Christus  regnat,  Christus  imperat. 

©rittet  $Banb* 

Verlag  ber  gr.  £  u  r  t  e  r'fcfyen  $8ucf)f)anblimg. 
1859. 


<Dru<f  »on  %  Stttu  jcr  in  «Stuttgart. 


Was  %td)t  \>tx  Kcberfe^ung  in  fremde  gptatym  mxxs  gemäß  sex 
mUxnaixonaUn  <&t\ttyt\sm%  flarbifyaltm.' 


©  e  *  ©cctfcettt 


£)e$  fjeiltflett  ^tu^Ieö  unb  ©rcgorö  VII.  SSer^ältnig  p  £ättemarf, 
©nglanb  unb  bem  üttormamtettftoate  auf  ber  üftorbfüjte  (Satticnö* 


<£tfie$  (Sapttet* 

«Seite 

$)ie  (sinljerrfcr)aft  Beginnt  in  SDdnemarf  mit  ©orm  bem  Sllten,  beffen  ©efdjidjte  je? 
bodj  bunfel  genug  ijl.  ©orm  ftirbt  um  936.  Sluf  ifyn  folgt  [ein  (Solm  £aralb 
©cr)toarj$al)n.  «Kriege  beffelben  wiber  bie  fä$ftfdjen  Dttonen.  Orr  wirb  wieber* 
tyolt  beftegt,  muf?  ftcr;  ber  beutfcfyen  Ärone  unterwerfen  unb  baö  (Sfyriftentfyum 
annehmen.  (Snidjtung  ber  jütifc^en  33iett)ümer  (Scfyleöwtg,  9iibe,  3larr;ug, 
benen  Otto  EL  974  nodj  ein  »ierteö,  baö  üon  Dbenfee  auf  ftüfjnen,  beifügt. 
■Eftacfjbem  Otto  II.  982  bie  feiere  üftieberlage  in  (Salabrien  erlitten  Jjat,  em* 
toört  ftd)  <Swen  I.  ©abelbart,  Jparalbö  I.  Soljn,  jugleicr;  gegen  feinen  CBater, 
bie  beuffdje  .£errfdjaft  unb  baö  (Stjriftenffjum.  £aralb,  in  einer  (Sdjlacljt  tobt* 
lief)  »erwunbet,  fliegt  naefy  ber  SomSburg  unb  jiirbt  bafelbfi  um  986.  <Swen 
©abelbart  jerfätlt  mit  ben  Som^SDifutgern ,  wirb  üon  ifynen  gefangen,  aber 
burdj  bie  £)dnen  aufgelöst.  Sunt  SDanfe  bafür  fdjafft  er  baS  (Sfjrifientfmm  ab 
unb  »erteilt  ba£  ®ut  ber  tton  ben  Dttonen  gegrünbeten  bämfdjen  «Stühle  unter 
bie  ©emeinben.  Sluebrucf;  beö  <Scr)webeufrieg$.  .König  (Siricf)  ber  «Siegreiche 
»erjagt  «Swen  auö  feinem  SReidje  unb  erobert  ganj  2>dnemarf.  2lu3  9lnlafj 
beö  SBunbeö  gegen  Olaf  I.,  XrtygWe'ö  «Soljn,  wirb  «Swen  wieberf;ergejiellt  unb 
rüjiet  ftdj  nun  jur  Sluö^lünbevung  (Snglanbg.   Safyre  900—1000    ....  3 

3tt>ette$  <£a*>iteU 

3uftdnbe  (SnglanbS  unter  bem  Socfje  ber  SBifinger.  ^»aubtjeuge  bie  *ßrebigteu  be$ 
(Srjbifcfyofö  SBulffkn  r-on  ä)orf.  2)ie  Seiben,  welche  bie  (Seeräuber  bem  angel* 
fdcfyftfcljen  93olfe  gufügen,  erreichen  barum  eine  entfe^ltc^e  £of)e  unb  bauern  fo 
lange  3eit,  weil  ber  eingeborne  2lbel,  langft  unbotmäßig  unb  ber  .Krone  tro^enb, 
gemeine  Sadje  mit  ben  $rembttngen  macljt  unb  um  ben  -$reiS,  bie  niebern 
klaffen  in  porige  ju  »erwanbeln,  baö  9lmt  toon  (Steuereintreibern  übernimmt. 
Öinait$iefle,  ftttlic^e  unb  fircfylidje  3errüttung  beö  Sanbeö.  JDte  93erbienfle, 
Welche  ficf)  @rjbif<ä&of  Sunflan  »on  950  biö  988  um  baö  angelfddjftfcfje  93otf 
erworben,  treten  in  \t)x  wafyreö  £icjjt.  «König  (Stljetreb  ber  Unberatfjene.  JDie 
erften  (Einfalle  ber  SBifinger  unter  »erfdjtebenen  Häuptlingen.  3m  %af)xt  994 
erfdjeint  Olaf  Jlv^gtocfon  mit  bem  £)änen  ©wen,  ^aralbö  So^ne.  S3ifc^of 
(Slfeg  »on  Sßincbefier,  ein  Schüler  £>unflan3,  befe^rt  ben  Normannen,  trennt 
tbn  »on  Swen  uub  fd)i(ft  iljn  mit  16000  ^>funb  «Silber  nadj  Norwegen,  um 
bprt  bie  JUrcfye  aufjuric^ten.    JDaburc^  erlangt  (Snglanb  fec^^d^rige  9iu^e. 


X 


3nhalt3oerjeichniß. 


Sfoch  bem  «Sturze  Olofö  I.  fommen  bie  2Btfmger  1001  toieber.  (Sthelrebö 
givette  (Sfje  mit  @mma  £>on  ber  Wormanbie,  iuelcfje  Sßerbinbung  60  3al)re  fydter 
bem  £eqoge  2Btlrjetm  bie  33afm  auf  ben  englifdjen  £hron  eröffnete.  Q3lutbab 
tton  1002.  <Die  üerfchiebenen  ©anegelber.  -fteue  23errdthereien  ber  englifchen 
©rogen.  (Sioen ,  Ätfnig  uon  £)dnemarf,  fa§t  ben  $Ian,  baö  r)errfcr)enbe 
£auö  bev  Slngelfachfeu  ju  jiürgen.  @tf)elreb  fliegt  nach  ben  (Setnemünbungen. 
aBdfyrenb  (Sroen  im  3uge  ifl,  ftcr)  jum  Äonig  »on  (Sngtanb  aufjuroerfen,  fiirbt 
er  ben  2.  ftebruar  1014   .    .  14 

£>ntte$  (£apiteL 

9lacf)  bem  £obe  (SroenS  ©abelbart  ruft  bie  Tltfjx^l  bcö  englifdjen  93olfö  ben  ent* 
flofienen  (Stljelreb  auö  ber  üftttmanbie  jurüdL  Äanut,  (Sroenö  Qrrftgeborner, 
tragt  nicht  langer  in  (Snglanb  ju  bleiben,  fonbern  entroeidjt  nach  3)änemarf. 
3erU)ürfniffe  brechen  am  roieberhergefietlten  £ofe  (Stf>elrebö  auö  ;  er  jerfällt 
fogar  mit  feinem  (Erfigebornen  (Sbmunb ,  genannt  (Sifenfeite ,  bem  fäfyigfien 
unter  ben  (Söhnen  be$  Stugelfadjfen.  JDtefe  neuen  93eroeife  ber  Unfäfjigfeit 
Grtrjelrebö  ermutigen  Äanut  ju  einem  neuen  (5'infall  nad)  (Snglanb.  (Stfjelreb, 
ber  Unbevattiene,  fiirbt  ben  23.  Styril  1016.  (Sbmunb  übernimmt  bie  Regierung, 
tapfere  Kampfe,  bie  er  gegen  bie  2)änen  befteht.  (Sin  Vertrag  fommt  jroifehen 
(Sbmunb  uub  Äanut  ju  ©taube,  fraft  beffen  ftch  93eibe  in  bie  <§errfchaft  über 
(Snglanb  teilen.  9lber  biefe  Uebereinhtnft  bauert  nur  roenige  2Bocr)en ,  benn 
burcr)  ein  Verbrechen  fc^afft  Äanut  ben  Mfünig  auö  ber  SBelt.  jlanut  roirb 
al$  ©ebieter  »on  ganj  (S nglanb  anerfannt :  er  läßt  eine  Steide  größerer  ober 
fleinerer  33afallen  ,  bie  üjm  gefährlich  fdjetnen,  ermorben.  3^et  <Sof)ne  beö 
üerftorbenen  (Sbmunb  entfliegen  evfi  nach  9tujjlanb,  bann  nach  Ungarn,  roo  ihnen 
ber  beutfehe  Jtaifer  <Schu£  gettäfyrt.  Jlauut  eljelidjt  ISmma,  bie  ffiittroe  dfytU 
rebö,  uub  verlobt  feine  Schlvefter  Sljh'iba,  auch  9ftargaretf)a  genannt,  mit 
bert  bem  teufet,  £erjo,g  ber  üftormanbie ,  ber  jeboch  balb  bie  £)änin  verflogt. 
Slnfänge  Ulfö  unb  ©obroinö.  (Snglifdjer  Dieicfygtag  ju  Dxforb  im  (Sommer  1018. 
gaft  90,000  *)]funb  Silber  roerben  gu  5lbbaufung  beS  großen  SBifinger  ^»eereö 
bewilligt,  an  beffen  ©pi'jje  Jtanut  (Snglanb  erobert  hatte.  Äanut  erroirbt  nact) 
bem  Xobe  feines  jüngeren  SöruberS  -§aralb  II.  £)dnemarf,  erobert  bie  3omö; 
bürg,  ©amlanb  unb  ©c^otttanb,  1014—1020  ..........  37 

Mannt  ein  großer  $ürfl,  ber  nic^t  etroa  bloS  93efriebigung  ber  ^errfc^fuc^t  rotll, 
fonbern  auf  ©rünbung  einer  neuen  £>rbnung  ber  2)inge  l)inaxbdtä.  Qüx  ftettt 
bie  ©efe^gebung  beö  angelfd^ftfc^en  ÄönigS  (Sbgar,  ober  eigentlich  bie  beö 
@rjbifd)ofö  2)unfian  roieber  f)er,  erfennt  baburc^  bie  ^o^en  93erbienpe  beS 
Sedieren  an  j  er  rotrb  (S^rift,  baut  ben  ^ron  auf  ben  9Utar,  gibt  bem  (SleruS 
feine  ^ec^te  jurücf,  f et) a ff t  ben  (Seeraub  ab,  giftet  ben  ©otteöfrieben  auf  bem 
Djean.  5ltS  9Jlittel  ju  biefem  ßtr-eefe  errichtet  er  unter  bem  tarnen  ^ingliti^ 
baö  dttejie  @otbt)eer  ber  d)rifilic^en  3Belt.  93efc^reibung  ber  ^^inglit^ ,  tfjrer 
©lieberung ,  i^reö  ©olbeö ,  tfjrer  @!pringfebern ,  ifjrer  richterlichen  ©eloalt. 
Seit  ber  §ntjlehung  tiefer  Überaug  nricr)tigen  Slufialt  54 

fünftes  (Sapitth 

5tuch  in  ben  anbern  Steigen  ber  großen  fcon  ^anut  gegrünbeten  Monarchie  roirb  bie 
©efefcgebung  ber  englifchen  angepapt,  ber  ©eeraub  abgefc^aft.  3toeige  ber 
Sfyinglitlj  in  3)dnemarf,  S'Jorloegen  unb  SBcnblanb.  Littel,  roelche  ^anut 
aniuenbet,  um  bie  üerfd)iebenen  Nationen,  bie  unter  feinem  (Seester  fielen, 
geijiig  gu  einigen.  (Er  öerfuc^t  eö ,  bie  33iSthümer  2)änemarfö  unter  bte  20le* 
tropole  Santerbur^  ju  fiellen,  fcheitert  aber  an  bem  Sßiberfianbe  ber  @rgbifcr)ofe 
»on  93remen.  Jtanut  nimmt  nach  bem  ©orgauge  älterer  angelfächftfcher  Äonige 
ben  Sitel  ^aifer  an.  ^ücfblicf  auf  ben  @ebr*uch  bcr  2öorte  glaciuö,  SIeliuö, 
S3aftleu0.  (Stellung  Äanutö  ju  ben  5Sefjerrfcr)eru  JDeutfc^Ianbö :  er  oeifdnbtgt 
ftch  mit  bem  (Salier  (Sonrab  IL    (Seine  römifche  Steife  »om  3«hve  1026    .  73 


3tttyaftg»ergeid&mf}. 


XI 


3ccf)Stc3  (Sapttet* 

Berwürfniffe  Brechen  im  <Schoo§e  ber  Familie  Kanute  auS.  (Seine  ®emaf)Un  (Smma, 
bie  Siormannm,  will  wäfjrenb  bev  römifchen  Steife  beö  .Königs  ,  gemäp  bem 
£etrathoertrage,  ihrem  Sohne  £arbifuut  bie  Nachfolge  im  Reiche  mit  9luS* 
fdjlufc  ber  jftnber  9llfgioenS  verfchaffen ,  fte  üerbtnbet  ftcr)  ju  biefem  3wecfe 
mit  £eqog  Ulf  unb  mit  Olaf  II.  von  Norwegen.  .Kanut,  ^ieöon  benachrich* 
tigt,  eilt  nach  (Snglanb  jurücf,  bietet  bie  Xfjingtitf)  auf,  unb  zwingt  Ulf,  von 
feinem  Vorhaben  abjujichen.  jtrieg  gegen  £)lafll.  »im  ÜJlorWegen.  Ulf  wirb 
ermorbet.  «taut  fiattet  bie  Söhne  fetner  anbern  ©emaljttn,  Sllfgioe  ber  StngeU 
fäcbftn,  mit  £anb  unb  beuten  auS.  2)ie  ljäuölidje  Sevrüttung,  §olge  ber 
3)oppelfjeiiatfy ,  bewirft,  baj?  .KanutS  STCacfyt  noch  vor  feinem  £obe  ftnft. 
tfanut  flirbt  im  Rooember  1035    86 


(Siebtes  (SapittL 

Stach  bem  £obe  JlanutS  wirb  in  ©nglanb  fein  evjigeborner  Solm  auS  ber  dtje  mit 
SUfgioe,  £aralb ,  jum  Könige  ausgerufen ,  aber  (Srjbifdjof  9lelnoth  »on  (San* 
terburty  weigert  ftch,  benfclben  ju  frönen.  £>iefe  %ljat  beS  Prälaten  frifcht  ben 
tiefgefunfenen  Sftuth  (Smma'S  unb  iljrer  ^jart^ei  lieber  auf.  £aralb  wirb 
gezwungen,  bie  <£>ätfte  (SnglanbS  an  ^arbifnut,  ben  Sol)n  (kmma'S  auS  ber 
jroetten  dljt  mit  Äanut,  abzutreten.  3)ie  Butter  ruft  £arbifnut,  ber  in 
£>änemarf  »eilt ,  nach  (Snglanb  hinüber,  aber  berfelbe  fann,  buvch  ben  Ärieg 
gegen  3JlagnuS  von  Norwegen  aufgehalten ,  nicht  fommen.  93oll  Ungebulb 
hierüber,-  forbert  (Smma  il;re  Söf»ne  auS  elfter  (Sl;e  mit  Sletfyelveb,  (SbWarb 
unb  Stelfreb  auf,  £aralb  ju  vertreiben  unb  ftch  ihres  väterlichen  Oteicfjö  ju 
bemächtigen.  (Sbmavb  erfcheint  mit  einer  fleinen  flotte  auS  ber  Ocormanbie, 
fef)rt  aber  mieber  um,  ba  er  ftefjt,  baß.  bie  Slngelfachfen  if>u  nicht  unteiflü&en. 
Run  macht  (SbwarbS  jüngerer  iöruber,  Slelfreb,  einen  (Sin  fall  in  (Suglanb, 
wirb  aber  verratf>en  unb  gelobtet.  (Smma  muß  nach  glanbern  flüchten.  £aralb 
jiirbt  im  3Wär$  1039  plö£ttch  weg.  Se&t  rußet  £arbtfnut  eine  glotte  in  $)ä-- 
nemarf  auS,  holt  feine  Butter  (Smma  in  glanbern  ab,  fegelt  nach  ber  englifchen 
Jtüjie,  wirb  als  Äönig  begrüßt,  behanbelt  aber  gleichwohl  baS  £anb  als  ein 
erobertet.  Eintreibung  fchwerer  (Steuern.  ©mpöruug  von  SBorcejier.  Stäche 
au  ben  93eftegten.  £atbifnut  ftirbt  im  Sunt  1042.  2)aS  ganje  £auS  .ftanutS 
tfi  erlogen.  2)änemarf  für  immer  von  (Snglanb  getrennt.  1035  bis  jum 
(Sommer  1042    93 


2)änemarf  unter  (Sloen  III.  Grffribfon,  von  1043  bis  1076.  (StoenS  kämpfe  gegen 
2JlagnuS  unb  <£>aralb  «^arbraba  »on  Norwegen.  (Sr  erhält  ^ilfe  »on  ©bmarb 
bem  93efenner,  bem  neuen  Könige  ber  Stngelfachfen,  fo  tote  vom  falifcfjen  ^»ofe, 
bem  er  Sehentreue  feifien  mup.  93erfuche  (Strenö,  bie  Firchliche  unb  politifche 
Roheit  ber  $)eutfcr)en  abpfchütteln.  ©eine  Unterhanblungen  mit  ben  $äb|ien 
Sltexanber  II.  unb  ©regoriuö  VII.  ©eine  SSieltoeiberei.  „©er  Äönig  Später". 
3u|iänbe  ber  bänifchen  Kirche  unter  ihm ,  ungenügenbe  9tuSftattung  ber  93iö? 
thümer  unb  Pfarreien.  2)ie  ehemaligen  (Solonien  im  2öenben;  unb  im  ©anu 
Sanbe  gehen  verloren.  Jtönig  @lven  jiirbt  im  5tvrit  1076    101 

9tettttte§  (Sapitti* 

2)änemarf  unter  ben  jttfntgen  ^»aralb  ^»ein  unb  jtanut  III.  S^ach  bem  ^obe  ©roenS  III. 
brechen  gefährliche  (Streitigfeiten  unter  feinen  gasreichen  ©öhnen  auö.  Stuf 
einem  Reichstage  ju  Sföre  toirb  £aralb  ^»ein  (baS  heipt  SBeichfiein)  jum  9^ach^ 
folger  gewählt.  Glicht  ohne  grof  e  Dpfer  errang  <§aralb  biefen  33orjug  :  er 
mufü te  bie  ^vonforjien  ben  ©emeinben  übertaffen  unb  jWeitenS  bie  ältefte  ^orm 
ber  germanifchen  ©efchivornengerichte,  fraft  welcher  bie  Slngeflagten  i§re  (SibeS* 


XII 


@ettc 

Reifer  felBfi  Wählen  burften ,  wieberherftellen.  £)ie  93rüber  £aralb<3  Waren 
nacr)  Norwegen  gu  ihrem  ©cbwager,  bem  Könige  Olaf  III.,  entflogen  unb 
lagen  bemfelben  an ,  baf  er  £aralb  mit  Waffengewalt  zwinge ,  £)änemarf  in 
13  ©iücfe  ju  jerreifen.  $abfi  ©regor  VII.  rettet  baS  bämfcr)e  Reich  r-on 
biefer  brohenben  ©efatyr.  JparalbS  93riefwechfel  mit  ©regor  VII.  .König  SEBeic^s 
jietn  fiirbt  im  April  1080  ftnbevloö.  Stuf  ihn  folgt  Äanut  III.,  ber  fdfyigfk 
unter  ben  ©ofmen  ©Weng  III.  Er  rottet  ben  ©eeraub  t-ollenbg  aus,  üerfucht 
eö  ben  Sehnten  einzuführen,  »erteilt  ben  33ifcr)öfen  ba$  erfie  2Bort  auf  ben 
Reichstagen;  er  tf)ut  enblicr)  AlleS  Mögliche,  um  bie  Achtung  ©regorö  VII. 
gu  gewinnen.  ©leidjwohl  brütet  Äanut  III.  über  einem  *ßlane ,  ben  ®re* 
gor  VII.  nie  gebilligt  haben  würbe,  wenn  er  bie  Bett  erlebt  hatte,  ba  ber  2)äne 
gur  Ausführung  färttt :  Äanut  reift  Englanb  erobern.  ®ro£e  Lüftungen,  bie 
er  macht,  ©egenmaßregeln  2Bilhelmö  beö  Normannen.  (Sine  Empörung  bricht 
in  £)änemarf  auö,  unb  .König  ^anut  III.  wirb  ben  10.  3nli  1086  ju  Obenfe 
erfcr)Iagen.    Uebergang  gur  ©efchichte  ber  Rormanbie  122 


Mute*  ^apitth 

£)te  ©efchid)tfchreiber  über  bie  Sfteberlaffung  ber  Normannen  an  ber  ©eine^SWünbung. 
Ueberftcht  ber  neufirtfehen  Könige,  Welche  ju  Enbe  beS  9.  unb  ju  Anfang  beö 
10.  Sahrhnnbertö  regierten,  fo  wie  ber  Erbherrfchaften,  Welche  unmittelbar  an 
bie  Sftormanbte  graniten :  Käufer  üon  Aquitanien,  Anjou,  Sftaiue,  Bretagne, 
Sßermanboiö,  ^onthteu,  Ahnen  ber  Eapetinger.  Seit  ber  Anhtnft  Rolfö  beö 
§ufjgänger3  (Rotlo'3)  in  granfretcr)  :  er  wirb  jum  Hauptmann  gewählt  unb 
befe&t  mit  feinen  SBifingern  baö  £anb  um  Rouen.  Sßertrag  t>on  @t.  .Eiere  im 
Sahre  912,  ber  Rollo'S  ©efdhrten  ben  rechtlichen  93eft$  ihrer  Eroberungen 
jufpricht.  2)ie  Eroberer  treten  in  bie  fatholifche  Kirche  über.  Erfle  23ebeu* 
tung  beö  Söorteö  „93igot".  Urftnüngliche  ©rangen  ber  Rormanbie.  9Beife 
©efe|e  Rotlo'ö,  bie  in  ^urjem  baö  »eröbete  Sanb  gu  SBohljianb  unb  93lütfje 
bringen.  £e£te  .Kämpfe  Rollo'3  wiber  bie  Ahnherren  ber  Eapetinger.  2)ie 
Normannen  ber  Soire  erlangen  burch  Rollo'ö  <£>ilfe  ©tabt  unb  ©egenb  uon 
^anteö.    ^er^og  Rollo,  ein  großer  ftürfi,  fiirbt  um  930    137 


©Uftes  ^apitth 

2)ie  Rormanbie  unter  ^er^og  SBilhelm  I.,  £angfcr)wert  genannt,  bem  ©ohne  Rollo'ö, 
»on  930—942.  Aufruhr  beö  Normannen  Riulf,  unb  £reue,  welche  93ernharb, 
Hauptmann  ber  Leibwache,  bem  jungen  <£>erjoge  beweist.  2ßahre  Urfacr)e  biefer 
Bewegung  war  ba$  normannifche  ^auögefe^,  Weichet  üorfchrieb ,  bafj  bie 
^erjoge  ber  Rormannen  nur  in  fogenannten  bdnifchen,  b.  Ij.  wilben  Ehen  mit 
jtebfen  gezeugt  werben  bürften.  93ernharb  erjwtngt  eine  Abftnbung ,  laut 
welcher  jwar  auch  fürber  nur  93ajiarbe  bie  <£>errfcf)aft  erben  foliten,  bie  aber 
gleichwohl  ben  ^er^ogen  gemattete,  nach  Erjielung  eineS  Erben  «Scheinehen  mit 
ebenbürtigen  Svanjöftnnen  einzugehen,  ©eheime  ©rünbe  biefer  ©ajjung.  Enu 
Vtfrung  ber  S3retagner  Serngar  unb  Allan,  welche  <£crjog  Sffitlhelm  nur  mit 
ipilfe  beö  franjöftfchen  Äöntgö  Robolf  ju  bewältigen  vermag.  3n  ftolge  ber 
mit  Robolf  abgefchloffenen  Uebereinfunft  mu§  2Bilt>elm  Sangfehwert  ben  Q3re* 
tagner  93emgar  alö  «^»errn  ber  £anbfcr)aft  Rennet  anerfennen,  ben  ©rafen  t»on 
9flanteös93auneö  bagegen,  Altan,  »erjagt  er  auS  bem  Sanbe.  Allan  flüchtet  nach 
Englanb.  £f>ronWechfel  in  9Jeufh*ien.  2)er  Earlinger  Subwig ,  ber  Heber« 
feeifche,  wirb  mit  «§tlfe  feineö  Dheimö,  beö  angelfächftfcr}en  <^»errfcherö  Athelftan, 
Äönig  üon  Steujtrien.  ^urj  barauf  fetjrt  ber  93retagner  Allan  gleid)fallö  mit 
engltfcher  «£>itfe  in  bie  Jpeimath  jurücf  unb  fdm^ft  glüefttch  gegen  bie  Stör* 
mannen.  <§erjog  Sßithelm  gerdth  baburch  in  fchwereö  ©ebrdnge.  Littel  ber 
fciji,  bie  er  aufwenbet,  um  ben  neuen  ^önig  Subwig  gu  nöthtgen,  bap  er  Allan 
preisgebe,  ©eine  SSünbniffe  mit  <!&ugo  tton  ^rancien,  Heribert  von  Sermanboiö 
unb  anbern  ®ro§en.  SBilhelm  ^te^t  ftcr)  ben  ^>af  beö  beutfehen  Jfßnigö  Otto  I. 
ju ,  mit  Buftimmung  befTelben  lapt  2)larfgraf  Arnulf  »on  Slanbern  ben  9lox* 
mannenherjog  Sßilhelm,  Rollo'ö  ©ohn,  im  £)e$ember  942  ermorben     ...  172 


3nhaltgt>er$eicr)niß, 


XIII 


3n>ölfte«  (Sapttel-  ^ette 

Die  Wormanbie  unter  £er$og  Sticfjarb  I.  »on  943  Big  996.  ©efafjren  ber  Sftinber* 
j d^rtgfett.  3n  bie  SOBette  fuchen  ^onia  £ubmig  bev  Ueberfeeifche  unb  ber  (Safce* 
iinger  £ugo  von  francien  baö  (Srbe  fRoKo'S  an  ftch  gu  reißen:  einzelne  nor* 
manmfdje  ^äubtlinge  bagegen  rufen  bie  9Biftnger  ber  @eeblä|je  ju  <£ilfe. 
Dag  <£>eibenfhum  broljt  nueber  aufzuleben.  «£erjog  9ticharb  mirb  vom  Könige 
nac^j  £aon  entführt,  bie  Ü'reue  feineg  SBärterg  unb  ein  geheimes  93ünbniß  ber 
(Hermannen  von  Ofouen  mit  «£ugo  von  grancien  rettet  ihn.  jtonig  Submig 
ber  Ueberfeeifche  fällt  in  ©efangenfebaft  ber  9fcormannen--.£äubtlinge  unb  beö 
^»ergogö  ^tugo.  Der  £ag  an  ber  (Sfcte.  JÄicharb  I.  muß  bem  (Sabetinger  «£>ugo 
ben  93afatten;(5ib  fchmören.  ©eine  Sßermählung  mit  ber  £od)ter  Jpugo'g.  Dag 
©eheimniß  ber  Dänen;(§hen  fommt  an  beu  £ag.  Die  fpdteren  Safjre  3lu 
d>avbö :  er  tritt  mit  ben  (Slugniacenfern  in  93erbinbung,  beftimmt  ben  (SIerifer 
Dubo ,  bie  ©efchichte  feineg  £aufeg  $u  fchretben ,  läßt  ftch  auf  Anbringen  beg 
(Stents  mit  feiner  bisherigen  jtebfe  ©onnor  trauen,  unb  öerorbnet,  baß  ber 
jüngfte  feiner  ©ohne,  S^tdjarb  II. ,  ben  if)m  ©onnor  alg  rechtmäßige  ®emaf)lin 
geboren  hatte,  Nachfolger  fein  fotle.    $tcharb  I.  ftirbt  996    196 


£ret$ef)itte$  (SaptteL 

Der  üftormannenhergog  S^ic^arb  II.  unter  ©ormunbfcfjaft  feineg  £)hetmg  S^ubolf. 
Dobfcelte  (Smborung  ber  93auern  unb  beg  SlbelS  in  ber  Stormanbie,  mie  in  ber 
benachbarten  Bretagne.  Urfacfje  biefer  ^Bewegung  mar  bie  jlrieggfteuer ,  metche" 
ber  SSormünber  eingeführt  Ijath,  um  möglichen  Angriffen  ber  in  (Snglanb  mal* 
tenben  SBifinger  bie  ©biije  bieten  ju  fonnen.  Der  ^ctltge  SBilhelm  von  Dijon 
mirb  nach  ber  Stormanbie  berufen  unb  verfefjafft  ben  93ejirebungen  ber  (Stugnia^ 
cenfer  ben  ©ieg.  3n  folge  beffen  änbert  bag  £aug  üon  Stouen  feine  frühere 
$otitif  unb  Ijutbigt  chrifilichen  ©runbfä^en.  3^ueifac^c  eheliche  95erbtnbung 
gmifeben  ben  Käufern  von  JHouen  unb  9tenneö.<  <£>erjog  Slicharb  II.  jtirbt  nach 
breißigjähriger  Regierung,  1026    224 


SBierjeTjttteS  (Sapüel* 

Die  üftormanbie  unter  ben  ^»erjogen  9ticharb  III.  unb  Robert  bem  teufet,  von 
1027—1035.  Sticharb  III.,  verleitet  burch  unjufriebene  normannifche  £äutot* 
linge,  melche  bag  alte  Unmefen  ^erfiellen  mochten,  fällt  in  baS  Ne^  übfciger 
3öeiber.  er  fich  roieber  faßt  unb  eine  regelmäßige  (Sfje  mit  ber  Tochter 
"beö  «ftönigg  von  franfreich  eingehen  mill,  tiergiftet  ihn  fein  93ntber  Robert. 
Urfunblicher  23emeig  für  ben  Inhalt  beg  alten  herzoglichen  £auggefe|eg.  Robert 
erbt  bie  ^»errfchaft,  jerfättt  aber  fofort  mit  feinem  ©roßoheim,  bem  (Sx%t 
bifchofe  von  9?ouen,  ber  ben  S3ann  über  bie  Normanbie  »erhängt.  Stöbert 
untermirft  ftcr)  gule^t  ber  Kirche,  jivaft  Die,  melche  ihn  »erführt  hatten, 
bringt  bie  Normanbie  burch  glüefliche  Söaffen  auf  eine  früher  nicht  erfh'egene 
^»öhe  t-on  SDlafyt,  unb  txiü  1034  eine  S3ußfahrt  nach  Serufalem  an,  öon 
ber  er  nicht  jurüeffehrt.  9lu3  einer  milben  @he  hinterläßt  er  einen  unmünbigen 
©ohn  SGBilhelm  ET. ,  ben  nachmaligen  Eroberer  Ghtglanbö.  ^in^uß ,  ben  9lbt 
SRicharb  »on  S3erbun  auf  ben  bußfertigen  «£>erjog  Robert  übt.  Slnfänge  beö 
^lofterö  33ec,  fo  mie  ber  SJctfnche  ^erluin  unb  Sanfranf.  ©rünbe,  marum 
Robert  üon  ben  (Einen  „ber  Teufel",  von  ben  Slnbern  „ber  ©roßmüt^ige"  ge; 
nannt  toirb  241 


©efchichte  ber  Normanbie  unter  ^erjog  üMfjelm  II.,  bem  nachmaligen  Eroberer  Grng* 
lanbö,  von  1035—1066.  fürchterliche  S3ebrängniffe,  in  melche  er  mährenb 
feiner  Sugenbfahre  theitö  burch  ungetreue  Sßafallen,  theilö  burch  bie  (§l)tfuä)t 
beS  ^onigö  Heinrich  I.  Von  granfreich  gerieth-  3n  harter  (Schute  gum  Spanne 
herangereift,  übermältigt  er  alle  feine  % einbe ,  fchlägt  bie  ftrangofen  in  gmet 
^aubtfehtachten,  untermirft  bie  ^Bretagne,  SKaine,  ^3onthieu  unb  rüfiet  ft'ch  nun 


XIV 


©ette 

gum  3uge  nach  (Snglanb.  aSerbienfte,  bie  ev  ftcr)  um  bie  «Kirche  erroarb:  et 
toar  eö ,  ber  ben  Äönig  von  ftranfreidj  nöthigte ,  auf  fernere  93efchüjjung  ber 
^e^eret  VerngarS  ju  vergiften.  9Pill&eImö  SSerfyaltmffe  ju  fionfranf  unb  ©er* 
oafüte  üUtt  JÄljeimS.  £)ie  Dolitifdjen  fiefjren  unb  Sorberungen  ber  (Shtgniacenfer 
in  ber  Stovmanbie  fcerroirflicljt.  JDie  .Kirche  i»&tb%i  i()n  be$  Sluftragö,  (Sng* 
lanb  »on  ftttlichem  unb  ftoatltdjem  Verberben  gu  retten.  Uebergang  $ur 
Regierung  beS  5lugelfachfen  (Sbroarb,  beS  VefenuerS  250 

<Setf>jcl)ttte§  Gapitel* 

Anfange  beö  legten  angetfäcfcftfdjen  «Königs  (Sbroarb  beS  VefennerS.  ©efchichte 
(Sngtanbö  im  £aufe  ber  3al)re  1042  bis  ju  Gmbe  1051.  Q3ebtngungen,  bie 
bem  ©oKme  (St^elvebö  burcr)  ben  (Sari  ©obroin  aufgenötigt  würben.  (Sbroarb 
muß  bie  ©erechtigfeitv'fiege  bem  9Jbel  preisgeben,  mufj  ben  (Sari  unb  feine 
©öfme  mit  ungeheuren  £et)en  auSftatten,  muß  bie  Tochter  ©obroinS  ehelichen. 
2)er  unterbrüefte  .König  fudjt  eine  ©tütje  an  Normannen,  bie  ihn  entroeber 
nac^  (Snglanb  begleiteten,  ober  bie  er  fpäter  hinüberrief.  £)te  anfe^nlic^fieu 
gübrer  biefer  ^arthei.  (Kolonie  ber  aus  (Snglanb  verbannten  ©egner  (SbroarbS, 
roelche  gu  Vrürge  in  ^lanbern  entfiel)!.  Slucr)  bie  freie  Verfügung  über  bie 
ViSthümer,  welche  bem  Könige  buret)  ben  2öahlüertrag  gugeftchert  roqrben  roar, 
fud)t  ifim  ©obroin  unb  fein  Anhang  ju  entreißen.  GrrjleS  Berroürfniß  jlütfc^en 
bem  «£ofe  unb  bem  übermächtigen  darl.  ©wen,  ©obwinS  ©ofjn  ,  wirb  wegen 
eirjeS  groben  Verbrechens  auS  bem  deiche  verbannt,  aber  in  bürgern  muß 
(Sbtnavb  benfelben  gurüefrufen,  unb  jule^t  feine  3!^tngltt^  entlaffen.  Ver* 
mäblung  beS  ©rafen  ©nftacbiuS  üon  Voulogne  mit  ber  ^albfdjroefter  beS  «Kö* 
nigS  (Sbwarb,  unb  Steife  beffelben  nach  ©nglanb.  ©rünbe  biefer  Steife.  Vlu* 
tige  £änbel  ju  £)ooer.  (Empörung  ©obwinS  unb  feiner  ©ör)ne.  Verbannung 
berfelben  auS  bem  deiche;  auch  bie  Königin,  ©obwinS  Tochter,  roirb  »er* 
flößen.    (Srfier  Vefucr),  ben  £erjog  3Bitr)clm  üon  9touen  in  (Sngtanb  ahftatht.  282 

<Stefcjet)ttte$  (SapittL 

©obwin  unb  feine  ©ohne  feieren  bewaffnet  nach  (Snglanb  jurücf  unb  fchreiben  bem 
Könige  (Sbroarb  Vebingungen  üor.  Verbannung  ber  ganzen  normannifchen 
^arthei,  $Biebereinfe£ung  ber  üerfrofjenen  «Königin.  5)ie  Vujefarle ,  ober  bie 
glottenmannfchaft,  welche  bei  Qtuflöfung  ber  ju  Sanbe  bienenben  Ul^inglit^  bei* 
fammen  geblieben  War,  fleht  auf  «Seiten  ber  ©obroiniben.  Dfach  Vertreibung 
ber  Normannen  ftü|jt  ftcr)  ber  «König  nur  noch  auf  bie  halbbänifchen  Jpäubt* 
linge  beS  nörblichen  QrngtanbS,  auf  bie  (Sarle  Seofrif  »on  SRercia  unb  ©iroarb 
üon  üftorthumbrien.  ®egenfa|  gwifchen  ber  angelfdchftfchen  Vetiölferung  im 
©üben,  roelche  ju  ©obroinS  ^>aufe  hält,  unb  ben  33evoohnern  beö  nörblichen 
%tyiU.  ©obroin  fiirbt  an  Dftern  1053  ;  boer)  feine  ©ohne  <§aralb  unb 
£oflig  fe|en  baö  3ßerf  beö  93ater3  fort  unb  überrodltigen  atlmdhlig  burdj 
üerfchiebene  SWittel  bie  (Sarle  öon  ^orthumbrien  unb  SOZercia.  «König  (Sbroarb 
ruft  ben  ©ohn  feines  ^»albbruberS  (Sbmunb  (Sifenfeite  nach  @nglanb ,  um  ihn 
gum  Thronfolger  einzufetten ;  aber  berfelbe  roirb  gleich  nach  feiner  SInfunft  in 
(Snglanb  burch  bie  ©obwiniben  oergiftet.  Se^t  txitt  ber  unglüdliche  «König 
guerfi  mit  2BiII)eIm  oon  9touen  in  Unterr)anblung  roegen  ber  Nachfolge.  3ar)re 
1052—1059    308 

3roiftigfeiten  brechen  im  ©choofe  ber  ©obroiniben  auö.  S)ie  gegenfeitige  ©tellung 
ber  fdhigfien  ©ohne  ©obroinö,  £aralb  unb  Xojiig,  ju  einanber.  Umtriebe,  roelche 
£oftig  macht,  um  fein  SGBerF'jeug,  ben  Sifchof  Sllbreb  »on  3Borcefrer,  auf  ben 
Grgftuhl  üon  9)orf  gu  erheben  unb  eine  mächtige  Vßaxtfyi  tu  ©nglanb  ju  ge* 
roinnen.  3)er  anbere  trüber,  ^>aralb,  fchürgt  ein  Oie^  am  £ofe,  »erfbricht  feine 
SWitroirfung,  nach  (SbroarbS  Tobe  bie  Nachfolge  bem  Storbmannen  2BtIr)eIm  üon 
Stouen  j$u  oerfchaffen,  unter  ber  Vebingung,  bafj  ihm  SBilhelm  bie  nörbliche 


XV 


«Seite 

Hälfte  (Snglanbg  überlaffe.  3m  Auftrage  beö  JtönigS  (Sbroarb  geht  Jparalb 
nach  Stouen,  festlegt  bort  mit  SBilhelm  ab  unb  fmlbigt  ihm.  3Jia§regeln, 
treibe  Softig  ergreift ,  um  bie  Slbftchten  feineö  SBruberö  *u  vereiteln  unb  bie 
.ftrone  auf  fein  eigenes  £aufct  gu  fe|en.  Sluffianb  ber  9tortbumbrier  roiber 
ihn,  £aralb  f)ilft  baju,  ba§  Xoftig  auS  bem  Oieid^c  »erbannt  roirb.  jlönig 
(Sbroarb  jiirbt  im  Sanuar  1066.  £aratb  totrb  jum  Nachfolger  aufgerufen. 
Hofiig  forbert  fünf  dürften  beö  9luSlanbö  auf,  ©ritaiwteti  mit  jfrieg  ju  über* 
ftier)en.  $)ie  norroegifche  flotte  lanbet  in  üftortfjumbrien,  aber  in  einer  großen 
©chlacht  befiegt  £aralb  ton  (Snglanb  ben  Norweger  unb  feinen  eigenen  93ruber 
Xojiig.  2>ie  beiben  legieren  fallen.  «Seerüftungen  in  ber  Normanbie.  SGBils 
heim  von  SRouen  legt  feine  Slnftnüche  bem  heil.  «Stuhle  t>or,  ber  für  ir)n  ent* 
fdjeibet  unb  ilmi  alö  Seichen  fetneö  9?ecr)t3  ein  23anner  beö  l)t\\.  ^etrue  über* 
fenbet.  33eroei£,  ba§  (Saibinal  <§ilbebranb,  auf  bellen  Utatf)  $abft  Slleranber  II. 
biefe  Slnorbnung  traf,  bie  ©efittung  beg  Horbens  gerettet  f)at.  Nicht  nur  bie 
SWadbt  (Snglanbö  mar  burch  bie  (S^rfuc^t  be$  angelfädjftfdjen  ftürjlentljumö 
jerbröcfelt,  fonbern  auch  ber  öffentliche  ®eift  burch  Demagogie  t>erborben     .  328 

(Sinbrucf,  welchen  bie  erfte  Nachricht  vom  £obe  (SbfravbS  unb  tton  ber  £hronbefteü 
gung  Jparalbö  auf  ^er^og  2ßilr)elm  herr-orbringt.  @r  fucf)t  fofort  feine  Unter* 
tränen  für  einen  ©eejug  nacr)  (fnglanb  ju  Bimmen,  roaS  Öjm  nur  mit  großer 
9)cühe  gelingt.  Parlament  in  fernen.  2>ie  meifien  Slbgeorbneten  rmberfyrecr)en, 
aber  einzeln  geroinnt  fte  ber  <&erjog.  Nach  Slnfunft  beö  33anner3  $etri,  baö 
*ßabfi  Sllexanber  II.  übevfanbte,  t)ört  aller  2öiberftanb  gegen  baf  Unternehmen 
auf.  3ngger)eim  t-erlpjlichtet  ber  $abji  fcen  <£>eqpg  erfilict) ,  ^tnfort  bie  jtrone 
(Snglanb  »on  ber  Normanbie  ju  trennen,  unb  beibe  »erfdjiebenen  (Srben  $u 
übergeben.  £>a3  gefdjah  auö  Otücfft'djt  für  baä  2Bof)l  granfreichö.  SmeitenS 
mußte  Üßilhelm  ©ürgfehaft  leißen,  baf  er  baS  ©regorianifche  jlirchenrecht  in 
Qrnglanb  einführen  roerbe.  Stüfiungen  in  ber  Normanbie.  ©röße  ber  glotte 
unb  ber  £anbmacr)t,  melche  ber  «fper^og  jufammenbringt.  (5r  lanbet  auf  ber 
«Sübfufle  (SnglanbS.  (geflacht  bei  <2enlac,  geliefert  ben  14.  Cctober  1066. 
jtonig  «iparalb  fällt  nacr)  r)artnacfigem  Kampfe  unb  mit  if)m  bie  S3lütr)e  beö 
angelfächfifctjen  Slbelö.  S^act)  bem  «Stege  roill  baö  normannifche  ^>eer  Bonbon 
unb  baö  gange  ditiü)  ^»lünbern.  2Bilf)eIm  terljinbert  bie§,  fcblie^t  ©ertrage 
mit  ben  Slngelfacfyfen  unb  roirb  an  2Beif)nacr)ten  1066  in  ber  Söeßminfierabtet 
jum  Könige  ©nglanbö  gefrönt.  Stäubereien ,  tt)elct)e  bad  meuterifebe  ^peer  be* 
ge^t.  3Öilhelm  bemeijiert  baffelbe.  ®efe§e,  bie  er  erlä§t,  um  fein  ^>eer 
belohnen  ju  fönnen,  unb  bie  fcr)ulbigen  2lngelfachfen  p  betrafen.  Äriegefteuer, 
SBegnahme  ber  ^leinobien  in  ben  ©erotflben  ber  großen  £onboner  Äaufleute, 
(Sinjiehung  ber  ©üter  beö  englifchen  2lbelö ,  beffen  Vernichtung  Wilhelm  be* 
fchloffen  hat.  Duellen  be3  9ieichthumS  ber  Slngelfachfen:  Sieferbau,  <£anbel, 
©chifffahrt,  ©etoerbflei§,  SWenfchenverfauf.  Obgleich  nur  ein  £ljeil  ber  füblichen 
£älfte  (Sngtanbö  »on  ben  Normannen  befe&t  mar,  fe^rte  2Bilhelm  1067  nact) 
ber  S'lormanbie  jurücf.  Slnbeutung  ber  ©rünbe  biefer  Steife.  33iete  angelfäcr)- 
ftfehe  ©ro§e  mülfen  ihn  alö  ©eipel  begleiten,  ©ommer  1066  big  jum 
grühling  1067    358 

S5om  ^rühltnge  _  biö  jum  2)e^ember  1067  hhibt  2Bilhelm  in  ber  ^ormanbie,  gibt 
bort  prächtige  $efte,  roährenb  auf  (Snglanb  büjtere  ?lachrichten  »on  @rmor* 
bungen  einlaufen,  ©eheime  ©rünbe  ber  fcheinbaren  Unthätigfeit  beö  9tor* 
mannen,  jtönig  $h^^^  !•  »on  ftranfreicr)  fyatte  einen  Singriff  auf  bie  Qrrb* 
lanbe  beö  übermächtigen  93afallen  befchloffen,  aber  2BtU;eIm  nötigte  ihn,  auf 
biefen  Pan  ju  »erdichten.  9cachrbeiö  ber  Tliüd ,  burcr)  melctje  SBilhelm 
Se^kreö  inö  2Berf  fe^te.  Zugleich  fommt  an  ben  £ag,  ba^  ber  (Eroberer 
fich  verbinblich  gemacht  f)atU,  für  (Snglanb  bem  ^eiligen  (Stuhle  ben  a3afal(en* 
@ib  gu  leif!en.  3u  Sluögang  beö  Sahrä  1067  fet)rt  9Btfr)elm  über  ben  ^anal 
jurü<f.    ©rof? e  ©ährung  in  Sonbon ,  bie  er  buret)  ein  ®efe£  befchroichtigt, 


XVI 


3nl)alt$üeräeicr)mj3. 


Seite 

melcfjeS  baö  bürgerliche  (Eigentum  ftrfjer  fteKt.  Sluffianbc  beö  33oulogner$ 
(Sitflac^iu^ ,  ber  äftutter  unb  ber  Söljne  £aralb3,  beö  (Stito  (Ebgar  unb  Sin* 
beter,  ftelcfye  2ßilf)elm  fammt  «nb  fonberö  im  Saufe  beö  3af)reS  1068  nieber* 
fdjlägt.  SOBäljrenb  ber  angelfädjftfdje  Slbel  im  -£>affe  gegen  bie  normannifdjie 
^errfdjaft  yerf)arrt,  beginnen  bie  nieberen  Waffen,  93ürger  unb  ^Bauern,  tter* 
fofmlicfye  ©eftnnungen  ju  jeigen  5  396 

©ittuttbjttjattjiöfte«  ^apitth 

(Ereigniffe  ber  Safjre  1069  unb  1070.  (Einfall  einer  mächtigen  banifcr)en  flotte  in 
(Englanb.  kleinere  Sluffldnbe  im  ©üben  unb  SBeften.  ©rofüe  (Empörungen 
im  Horben.  £)ie  Stortfyumbrier  »ereinigen  jtdj  mit  ben  2)änen  unb  bem  fdjot* 
tifcfjen  Äöntg  SWalcolm.  3)orf  wirb  t>on  if)nen  erftürmt,  unb  meljr  als  3000 
Solbaten  be3  Königs  3Btlfjelm  fallen.  Sftafiregeln ,  bie  ber  (Eroberer  ergreift: 
burdj  93eftecr)ung  trennt  er  ben  9lnfütjrer  ber  bänifcr)en  flotte  »on  ben  sJior* 
tfyumbriern,  and)  einzelne  angelfäcr;ftfcr)e  Häuptlinge  ber  Slufftdnbifc^en  gewinnt 
er.  9^un  »ertoanfcelt  ftcr)  bie  nortf)umbrifcr)e  ^Bewegung  in  einen  93ertitgungö* 
Fampf  jtoifdjen  Slnglobänen  ,  welche  jebe  Unterljanblung  mit  SBilfyelm  jurücf* 
roeifen,  unb  Slnglofacfyfen,  bie  auf  beö  ^onigö  «Seite  übertreten.  93errätl)erei 
beö  SifdjofS  Slgelroin  »on  £>urf)am.  SWorttjum&rien  roirb  jur  SBüfie.  3m 
grüfyling  1070  enbet  ber  itamipf  mit  ütfüiger  Unterwerfung  beö  nörblidjen 
Gmglanbö.  Sluömanberung  »ieler  Stbeligen  nadj  93i)$anj  unb  anbern  £änbern. 
£)ie  £artnäcfigßen  werfen  ftcr)  auf  bie  glufüinfel  (Eli),  wo  fte  in  ben  bortigen 
Flößern  Unterfunft  jtnben.  ©efejj  3Bilr)elmS  roiber  bie  mit  ben  (Empörern 
tterbünbeten  3Jlöncr)e   415 

3tt>emttfc$tt>att$t8fte$  ©a&ttet* 

9leue  Drbnung,  Weldje  SGßil^elm  ber  (Eroberer  in  ber  englifdjen  Äirdje  einführt. 
Strenge  Sftafiregeln  gegen  ba$  »erborbene  angelfädjftfcfje  SJWndjtljum.  Urfac&en 
unb  ftrüdjte  biefer  (Entartung;  bie  judjtlofen  Älofterbrüber  im  S3unbe  mit  bem 
angelfäcfyfifcben  ^eic^öfürfient^um.  Siterarifdje  £f)ätigfeit  berfelben.  Stynoben 
ber  Sa^re  1070—1072.  ffiil^elm  gum  gWeitenmale  burcr)  bie  Legaten  be$ 
sßabjleS  gefrönt.  (Eqbifdjof  Stiganb  öon  (Santerburr;  wirb  abgefegt.  9ln  feine 
Stelle  tritt  ber  biöfyerige  5lbt  üon  @aen,  SanfranF.  ©eljeime  33erl)anblungen, 
roelc^e  Sanfranfö  (Erhebung  vorangingen.  £f)oma3,  ber  neue  (Er$bifcr)of  öon 
3)orf;  fein  (Svjjtut)!  wirb  ber  Sftetropole  (Eanterburty  untergeorbnet.  ^etri 
Statthalter  genehmigt  biep  auö  Sftücfftdjt  auf  bie  politifdje  Sßoljlfaljrt  (EnglanbS. 
^Dagegen  erfennt  2Bilf)elm  ber  (Eroberer  baö  ©regorianifd&e  ^irc^enrec^it  in 
»oltem  Umfange  an.  ©runb^üge  bejfelben.  Söeroeig,  ba§  bie  93erfaffung  unb 
bie  ©röpe  (Englanbö  guten  %f)äl$  auö  bem  ©regorianifc^en  ^irc^enrec^t  ^er* 
üorforofjte  439 

^oßbern  fallt  in  Ungnabe ,  gefjt  nac^  glanbern  unb  ftnbet  bort  ben  Untergang. 
3)ic  ©efe^lofen  auf  ber  Snfel  (El^.  «^erewarb  roirb  i^r  ^»au^tmann.  £>ie  angel* 
fäc^ftfe^e  JKitterwei^e,  eine  $rucr)t  reic^gfürfilid)er  Oiomantif.  9Bil^elmö  %dbt 
$ug  gegen  (Eli)  um  ben  Sommer  1071.  3m  folgenben  Saljre  nötigt  er  Äönig 
SKalfolm  von  Sd)otttanb,  ben  ^ulbigungöeib  ju  leiten.  (Englanb  innerlich 
beruhigt.  JDte  ©efe^ic^tfe^reiber  ber  (Eroberung.  Sdjon  1072  ar)nt  SBilfjelm, 
bap  baö  grope  SBer!  üotibradjt  fei.    (Er  fe^rt  nac^  ber  Sftormanbie  jurücf     .  470 

9iänfe  bcö  ^önigö  $r)ili!p£  I.  üon  ^ranfreic^  gegen  SBilljelm  ben  (Eroberer^  me^alb 
le^terer  nac^  ber  9lormanbte  ftc^  begibt.  93om  franjoftfdjen  ^ofe  "öerfü^rt, 
öerfuc^t  (Slito  (Eabgar  eine  ©m^örung,  üerliert  aber  fc^netl  ben  9Wut^  unter* 
mirft  ficr)  bem  (Eroberer,  empfängt  einen  großen  ©e^alt  unb  mirb  yerdc^tlic^. 


3nljaltötterjeid)ni£. 


XVII 


Seite 

Slufftanb  in  ber  Ttaim.  Stolle,  bie  ber  Italiener  9l^o  von  (Sfle  in  Sc  Sftanö 
f^tett.  £)er  bortige  93ifä)of  9lrnalb  errietet  im  (Einüerftänbniffe  mit  $abft 
©regor  VII.  eine  (Sommune,  bie  erfie  in  ^ranfreief).  2öill>elm  gelangt  wieber 
gnr  <£errfdj>aft  in  £e  Sftanö,  aber  vom  *)3abfte  genötigt,  muf  er  bie  Som* 
mune  anerfennen  nnb  mit  ftulfo  üon  9ln|ou  ft'd)  auöföfmen.  2Bei3l)ett  ber  »on 
©regor  VII.  ergriffenen  SWajjvegeln.  ^»od^gettfeft  von  9torwiä).  33erfdjmörung 
ber  brei  großen  SSarone :  beö  Normannen  Stöger,  (Earlö  von  <£>ereforb,  beö 
53vetagnerö  Slabulf,  (EarlS  von  Dftanglien,  beö  9lngelfaä)fen  Sffialtljeof,  (Earlö 
von  9iortfjumbrieu.  SDtifjilingen  tf>rcö  ^tanö  nnb  Q3eftrafung  ber  @cf)ulbigen. 
2)ie  (Sntf)an))tung  SBalt^eofö  fein  ©ewaltßreid) ,  fonbern  eine  gerechte  $anb* 
Iung.  Jtirdjlicfje  2lnorbnungen  fianfranftf,  er  fyilft  bem  (Eroberer  (Englanb  be* 
ruhigen.  Srlanb  nnb  bie  irifdje  jlirdje.  Sanfranf  bereitet  bie  Bereinigung  ber* 
felben  mit  ber  englifdjen  vor.  SSertjältniffe  2Bilf)elm3  ju  bem  (Salier  £eins 
rid)  IV.    Saljre  1073—1075    482 


SüttfMtbjttMttjigfteS  (galtet 

Snnere  3erWürfniffe  im  <§aufe  von  Stouen.  3Beil  ftd)  5Bilfjelm  weigert,  feinem 
erflgebornen  @oljne  Robert  bie  Stormanbie  abzutreten,  empört  ftd)  biefer  gegen 
feinen  33ater.  (Sljarafter  unb  ©rjtefyung  beö  (Erflgebornen.  Robert  fliegt  1077 
erfi  nad)  ber  Sanbfcljaft  $erd)e,  bann  txtiht  er  ftd)  in  verfd)iebenen  l'änbern 
fjerum  unb  fudjt  enbtidj  £ilfe  beim  Könige  von  ftranfreid),  ber  bie  ©elegenfyeit 
mit  ftreuben  ergreift,  ben  Stifi  jwifdjen  33ater  unb  <Sol)n  ju  erweitern.  Sioberfö 
5lufenu)alt  in  ber  S3urg  ©erberoty,  einem  ^reivlalje  für  Sluöreijüer.  Dffene  ge^be 
beö  <&ot)n$  mit  bem  SSater.  £)rot)enbe  Briefe,  bie  $abft  ©regor  VII.  um 
biefelbe  3eit  an  .König  2Btll)elm  von  (Snglanb  erlief,  33ewei£,  bap  bie  ©Van; 
nung  ba^er  rührte,  weil  ber  *)]abjt  ernjutdj  auf  Abtretung  ber  Stormanbie  an 
Robert  unb  auf  Slueföfjnung  beS  33aterö  mit  bem  ©ofjne  beflanb.  3m  Saljre 
1080  verftäubigt  ftd)  aßtUjelm  mit  Robert,  aügenbltcflid)  dnbert  ber  $abfi  ben 
Xon  unb  richtet  liebevolle  (Schreiben  an  ben  «König.  (Schlimme  folgen,  Weldje 
baS  3erWürfnifi  Ijatte.  Stufjlanb  in  üftortljiumbrien ,  (Ermorbung  beS  93ifd)of3 
äBaldjer  von  $)url)am.  SRalfolm  von  ©djottlanb  fällt  in  (Snglanb  ein. 
S3eftegung  beö  (Schotten,  33eftrafnug  ber  Sicortfjumbrier.  3nm  zweitenmal 
bricht  Robert  mit  feinem  93ater,  unb  entfliegt  Wieberum  auö  ber  üftormanbie. 
2Bat)renb  beffen  entwirft  23ifd)of  Dbo  von  ^öaieur,  3Btl^elmö  £albbruber,  ben 
$tan,  ein  normannifcfyeS  <£eer  auö  (Englanb  zum  @c^u|e  ber  römifdjen  Äirc^ie 
Wiber  ben  ©alier  £einrtct)  IV.  nac^  Stalten  ju  führen.  9llö  ber  ^önig  Ijievon 
Äunbe  erhält,  ejlt  er  im  #erbfte  1082  auö  ber  9tormanbie  naa)  (Englanb  ^in? 
über,  »erljaftet  feinen  53mber,  ben  93tfd)of,  unb  üerwal;rt  i^n  in  bem  £fjurme 
gu  9touen.  Unmittelbar  barauf  ruft  SBilfielm  feinen  @o^n  Stöbert  auö  granf* 
reid)  jurü(f,  bewilligt  feine  ftorbemngen  unb  übergibt  tl^m  bie  9lormanbie, 
bo(^>  mit  5luöna^me  einiger  ber  feftejten  $ta^e.  Sa^re  (Sfyrifii  1076  biö  ju 
(Snbe  1082     .   518 


^)ie  Königin  SKat^ilbe,  ©emafjtin  2ßill)elm^  beö  (Srobererö,  jiirbt  SlnfangS  9loü. 
1083.  Erneuerter  ^rieg  in  SJtaine,  ber  mit  ben  planen  beö  bdmfc^en  ^ofeö 
jufammenl)angt.  ©rofe  @eerüjlungen  ber  Könige  ^anut  III.  tton  2)änemarf, 
£)laf  III.  öon  Norwegen  unb  bee  ffl'larfgrafen  Robert  tion  glanbern.  3ßitf|elm 
wirbt  ein  jaf)lreid)eö  %eer,  fd)retbt  eine  £)änenfleuer  auö  unb  vereitelt  burd) 
93efiea)ung  bie  2lnfd)lage  feiner  geinbe.  Stuö  5tnla§  beö  bänifd)cn  5tngrip 
füljrt  Äöntg  ÜBilfjelm  ein  ^atajler  in  (Snglanb  ein.  JDaö  2)omeöba^bucii). 
©inn  beö  SBortö.  SD'lan  mup  unterfdjeiben  jwifa)en  ben  amtlichen  (Sr^ebungen, 
auf  weldje  eö  ^thaut  iji,  unb  ber  furjen  3ufammen|iellung  berfelben,  bem 
eigentlichen  Sn^alte  beö  S3uc^ö.  5lrt  unb  2ßetfe,  wie  bie  (Erhebungen  gemacht 
Würben,  ©ajonung  beö  GleruS  unb  anberer  (Stänbe.  ©tatijltf  (Englanbö 
nad)  SWafgabe  beö  2)om^ba^bud)0.  5lcferlanb,  Sßiefen,  Sffidlber,  SBaiben, 
SEein--  unb  Dbßgärten,  @alj;  unb  33erg--3Berfe,  fttfdjereien.  2ßol)norte :  ©tdbte, 


XVIII 


3nhaltSverjeichni§. 


Surfet,  einzelne  ©ehöfte ,  Sftanerien  ber  großen  93afal(en,  93urgflecf  en ,  §c« 
fiungen,  Pfaden  beS  .Königs ,  <Scr)löfTer.  9Uicö  ©runbeigentfmm  beruht  ver* 
möge  bcr  (Eroberung  auf  königlicher  33erleil)uug.  $erfd)iebene  klaffen  bcr 
93et»oJ)ner:  bic  freien,  unmittelbare  93afatlen  ber  j?rone,  ober  tenentes  in 
capite,  unb  mittelbare  SSafatlen.  3m  ©anjen  jafjtt  baS  SDomeSbatybud)  gegen 
9000  auS  beiben  Staffen  auf;  unter  ihnen  gab  eS  nur  fetjr  wenige  Singet* 
fachfen.  Mittlere  freier  censarii,  burgenses,  liberi  homines;  alb freie :  bor- 
darii,  sochemanni,  cotarii,  villani.  Erklärung  biefer  SluSbrücfe.  *ßäd)ter  auf 
befh'mmfe  Satire,  auf  SebenSbauer  unb  auf  Erbe  jtnb  gemeint.  3iffer  ber 
vorljanbcnen  ^albfreien.  Eigentliche  porige  ober  «Sclaven.  3hre  Sabl  ift 
klein.  S^at^tüeiö  ber  Maßregeln,  burdj  welche  2öilf)elm  baS  Ertöfdjen  ber 
(Sclaverei  vorbereitete.  (Schon  mehrere  Könige  vor  Söilfielm  ftub  t)iertn  mit 
gutem  93etfpiele  vorangegangen.    9lrmenfieuer  in  Englanb  550 


©er  (Staat,  ben  SBitfjelm  in  Englanb  grünbete,  tvefentlich  verfchteben  von  bem,  Ivel* 
d)en  er  antraf:  er  gltd)  einem  Organismus,  vermöge  beffen  fein  ® lieb  mehr 
tfmn  burfte,  ivaS  ber  <Selbftfud)t  beliebte,  fonbern  ieglid)eS  mußte  ftch  ben 
©efejjen  beS  gangen  Körpers  fügen.  2)er  jtönig  befdjränkt  burd)  bie  93efug* 
niffe  ber  geifilidjen  unb  weltlichen  ©ropen,  bie  auf  bem  Parlamente  tagen  unb 
tfjren  SBillen  gu  erkennen  geben.  £)ie  ©rofjen  l)intvieberum  befchränft  gegen 
£>ben  burch  bie  3Jiacr)t  ber  Jerone,  ber  fte  bekömmliche  (Steuern,  in  Ratten  ber 
Notf»  baS  2)anegelb,  unb  überbieft  bie  regelmäßige  Abgabe  beS  Seheneintritts 
ober  baS  ^elevium  gu  entrichten  fjahzn.  (Sine  «Schranke  nach  Unten  für  bie 
©roßen  ftub  bie  fechte  ber  niebern  Staffen,  lveld)e  ber  jtönig  unerfchütterltd) 
aufrecht  hält.  3)er  eingetretene  3Bedjfel  fpiegelt  ftd)  in  bem  SluSbrucfe  feudum 
ab,  ber  jkatt  beS  älteren  beneficium  in  ©ebrauch  kommt  581 

SBtlhelm  Von  Oiouen,  3erjlover  beS  angelfächftfchen  9ieid)SfürftenthumS ,  von  bem 
bie  (Styroniften  fchroetgen,  baS  aber  in  ben  ©efeljen  beutlid)  hervortritt-  (Snt* 
tvicflung  ber  gerichtlichen  begriffe  «Sacka,  «Socke,  Toi,  Team  unb  ©iebSthurm. 
2Bilhelm  läßt  bie  fünf  (Shven  als  eitle  Flamen  begehen ,  vernichtet  aber  ihr 
SBefen,  inbem  er  bie  ©erichtSbarkeit  in  bie  £anbe  ber  von  ber  Ärone  ernannten 
93igtf)ume  unb  Sujtitiare  nieberlegt.  Slnbere  9)iittel,  bie  er  aniyenbet,  um  bie 
Orntjkhung  gefchloffener  Territorien  gu  verhinbern :  £eirathen  ber  Sßafatlen 
von  königlicher  Einwilligung  abhängig ;  bie  äftanerien  ber  ©roßen  über  baS 
gange  9?eid)  gerfkeut;  aud)  baS  Erftgeburtred)t ,  baS  in  ber  Stormanbie  be* 
jianb,  fließ  er  um,  bod)  erzwangen  nadj  feinem  Tobe  bie  S3arone  SBieberher* 
fiellung  biefer  Slnfialt.  SBtlfjelm  unb  feine  Nachfolger  begünftigen  baS  Bürger* 
th«nt.    ©üben,  «Sacka  unb  Socke  in  ben  «Stäbten  594 


©elbtvtrthfchaft  im  englifdjen  9iormanuenreiche.  ^Berechnung  ber  wirklichen  unb 
eingebilbeten  2Jlünjen :  $funb,  SDtarfe,  Dere,  (Schilling,  SDenar,  Dbole,  @ticfa. 
©umrne  aller  Äroneinfünfte  im  Sahre  1086.  (Siferfucht,  welche  bie  ^öhe  ber* 
felben  in  ben  ^evvf(3r)ent>cn  Käufern  von  ©ermanien  unb  granfreid)  entgünbet  625 


©efchtdjte  beS  legten  Scfyxeö  ber  Regierung  SßithclmS  von  $ouen.  3m  Stugufi 
1086  roerben  fämmtliche  3)ienfileute  ber  fjotyn  ^ronvafallen  gum  (Sib  ber 
Treue  gegen  ben  ^önig  verpflichtet,  ©chwurtage  ju  ©aliSburV,,  Sonbon  unb 
an  einem  brüten,  unbekannten  Orte.    SBilhelm  greift  ju  ben  Sßaffen,  um  bem 


3nr)alt$tter$etc$ntf}. 


XIX 


(Seite 

•Röntge  Wlifcb  I.  toon  $ranfreirr)  bie  £anbfcr)aft  93erin  $u  entreißen.  (Sturm 
auf  bie  93efle  Sftanteg.  SBilfjelmö  3tofü  ftürjt,  unb  feiner  verrounbet  roirb  er 
nadj  Jftouen  gebracht,  ©ein  legtet  2BiUe ;  offeneö  (Singeftanbnij?,  ba§  er  (Sng* 
lanb  »um  <Stuf)le  $etri  j^u  £efyen  trage.  2)er  glorreiche  Normanne  fiirbt  ben 
9.  (Sept.  1087.  (Scfnecfen,  ben  fein  £ob  in  ber  Ocormanbie  mie  in  (Sngtanb 
erregt;  benn  man  fürchtet,  bafj  bie  (Söfme  beö  Verdorbenen  baö  (Sdjroert 
roiber  etnanber  gießen.  (Srjbifcfjof  Sanfranf  r»erf)inbert  biefen  ©reuet,  Jjätt  bie 
Trennung  (Snglanbö  von  ber  S^ormanbie  aufrecht  unb  frönt  bort  ben  Sroeit* 
gebornen  SGBtlfjelmö  I.,  ben  gleichnamigen  SBüfjelm  IL,  jum  Könige.  £>ie  ge* 
roöfynlidjen  Vorwürfe,  toelcfye  gegen  SÖÜfyelm  von  9iouen  erhoben  roerben,  ent* 
meber  übertrieben  ober  unbegrünbet.  ©ein  unfierblicrjeS  SSerbienft  bleibt,  ben 
@d)lu§ftein  ber  c^rtfiltdt)en  ©ejtttung  beö  Horbens  eingefefct  $u  fyaben.  Summae 
molis  erat,  borealem  condere  gentem.  ©regor  VII.  unb  SBtlfjelm  tton  9touen 
©eiftegoerroanbte,  33eibe  3öglinge  beö  (5lugniacenfer*DrbenS.  dtnf)m  ber  (Sr* 
oberer  (gngtanbö  640 


Stertes  93itd). 

§es  jjtütgtn  Btxtyks  imb  ditgurs  VII.  fwjralttttss 
Dänemark,  dttgfaitb  mtb  km  llormatronstaat  auf  hx 
|torbk«ste  Palliens. 


©fröret,  $ab(i  ©tegotiuS  vn. 


S3b.  in. 


1 


<ttvp$  Copitel. 

<£ie  (Sinfjerrfdjaft  beginnt  in  3)änemarf  mit  ©orm  bem  Sitten,  befielt  ®efcr)icf)te  jebodj 
bunfel  genug  ift.  ©orm  jiirBt  um  936.  Stuf  tfjn  folgt  fem  (Soljn  £aralb  «Sdjtoarj* 
jaljn.  Kriege  beffelBen  toiber  btc  facfyft'fdjen  £)ttonen.  (5r  Wirb  roieberfjolt  Beftegt, 
muß  ftcr)  bev  beutfdjen  jtrone  unterwerfen  unb  bag  (5fyriftentr)um  annehmen.  (Srrid^ 
tung  ber  jüttfdjen  93iöfljümer  (Schleswig,  9ftye,  2tarf)u6,  benen  Otto  II.  974  nodj 
ein  tierteö,  baS  r>on  Dbenfe  auf  ftüljnen,  Beifügt.  9la$bem  £)tto  II.  982  bte 
fdjwere  9tieberlage  in  (SalaBrien  erlitten  f)at,  empört  ftcf)  @roen  I.  ©aBelBart, 
£aralbö  I.  €>ol)n,  $ugteicf)  gegen  feinen  33ater,  bie  beutfdje  £errfdjaft  unb  ba$ 
(Sfyriftentfmm.  Jparalb,  in  einer  ©djladjt  tobtlicr)  tterwunbet,  ftteljt  nacr)  ber  3om$* 
Burg  unb  jitrBt  bafelBfi  um  986.  ©wen  ©aBelBart  ^crfdflt  mit  ben  SomösSBifingern, 
wirb  r>on  ifjnen  gefangen,  aber  burcr)  bie  $)änen  auegelöet.  3um  2)anfe  bafür 
fd^afft  er  baö  (Sfjriftenttjum  ab  unb  »erteilt  baö  ©ut  ber  von  ben  Dttonen  gegrünt 
beten  bänifdjen  «Stühle  unter  bie  ©emeinben.  SlugBrucr)  beö  €>cr)toebenfnegö.  Jtönig 
Griridj  ber  ©iegreidje  »erjagt  @roeu  auS  feinem  Sfaidje  unb  eroBert  ganj  ©änemarf. 
3tuS  Maß  beS  SöunbeS  gegen  £)(af  I,  £rtygwe'3  ©oljn/ wirb  <Swen  wieberljergefteltt 
unb  ruftet  fiü)  nun  jur  2lug£lünberung  (Snglanbg.    3aljr  900—1000. 

£aut  ber  früher1)  angeführten  ©teile  ©norro'6  begann  bte  (§tnr)errfcr)aft 
in  3)änemarf  unter  ©orm  bem  2Hten,  einem  jüngeren  3e^9enoffen  «&aralbö 
be3  ©tföngelocften,  ben  aud)  $bam  von  Bremen  fennt.2)  2)tefer  ®orm 
r)at  bte  etnft  von  ben  (§r§btfd}öfen  5in6far  unb  Rimbert  auSgeftreuten  $etme 
be$  (Ehriftenttutmö  jerftört,  n>ef^alb  tf)n  ber  Wremer  (Sfyrontft  einen  2Bütr)ertcb 
nennt.2)  $)en  ©ö^enbtenft,  ber  unter  @orm  roteber  jur  tooCCen  33Iütl)e  fam, 
fcfyübert 3)  ^Dietmar  von  Stterfeburg.  OTttefyunft  beS  bäntfcfyen  JDbmcultö 
roar  ber  £)rt  Settyra  auf  ©eelanb  unroett  bem  fpäteren  ßömgSftfc  9toe6ftfb. 
3e  nacr)  9  3ar)ren  fanben  bort*  im  Sanuarmonat  bte  großen  Opferfeftc 
ftatt,  bei  welken  99  Sftenfdjen,  ebenfoütele  Cßferbe  fammt  einer  Sln^af)! 
§unbe  unb  ,§>är)ne  gefa)(aa)tet  rourben.  3)ie  33efa)retbung  be$  Sfterfeburger 
53tfdt)ofö  entfpricf)t  $teinltct)  genau  bem,  roa$  ber  Wremer  5tbam  t>on  ben 
fd)tt>ebifdjen  Opfern  $u  Upfala  berietet.4) 

@orm  ^atte  jroet  ©ohne,  ,§aralb,  ber  nachher  ben  Beinamen  23laatanb 
(©djroar^ahn)  empfing,  unb  Äanut,  welcher,  rote  e$  fdjemt,  als  <5taiU 


l)  S3anb  II,  535.  2)  $er|  VII,  304. 
*)  33anb  II,  555. 


3)  Chronic.  I,  9.   $erfc  III,  739  ffg. 
1* 


4 


fßabfi  ©regonug  VE.  unb  fein  3cita(tev. 


harter  feine«  SSaterS,  ben  fübltcf)en  £f)eil  3ütlanb3  Befyerrfdjte.  Wt  festerem 
ftieß  im  3af)re  934  ber  beutfebe  Köllig  ^ctnrtcf)  I.  jufammen,  kftegte  if)n 
nnb  jwang  ü)n  jur  Saufe.  3Utc^  ber  arte  @orm  mußte  ftcf)  unterwerfen, 
unb  bei  Slbfajluß  be6  gricbenS  Ijat  unfer  jtönig,  allem  Slnfcbeine  na$,  §ur 
33ebingung  gemalt,  baß  ba£  (Evangelium  ungelu'nbert  in  Dänemarf  ge> 
prebigt  werbe.  Denn  5lbam  von  Bremen  mclbet,1)  in  golge  ber  ©iege 
^einrit^«  I.  b)abe  ($r$bifcr>f  Unitt  von  Hamburg  Dänemarf  bereist,  nnb 
§war  ben  alten  ®orm  nicfjt  §u  befefyren  vermocht,  n>ot)l  aber  ben  6or)n 
beff elben,  £aralb,  in  fo  fern  gewonnen,  als  §aralb  ber  93errunbigung  beS 
^reu^eö  freien  £auf  in  feinem  Steide  lief. 

2$om  alten  @orm  ift  feitbem  nirgenbS  mer)r  bie  $ebe;  er  fdjetnt  um 
936,  ungefähr  §n  gleicher  3tit  mit  unferem  Könige  <!peinricr)  L,  geftorben 
p  fein.  Daffelbe  gilt  von  ©ormS  erftgebornem  <$o|ne  Äanur.  3nbeß 
laufen  über  $anut6  £ob  verfctjiebene  (Sagen  2)  um.  Die  (Sinen  behaupten, 
baß  er  von  feinem  SBruber  «garalb  ©cbwar^afyn  erfragen  warb.  Saut 
anbern  Keberlieferungen  fiel  jtamtt,  ©orrnS  @or)n,  bura)  geinbeäfyanb  bei 
Belagerung  ber  irifdjen  (Stabt  Dublin,  ober  in  (Snglanb.  ©ewiß  ift,  baß 
er  einen  (Sofnt  hinterließ,  ber  ben  gleiten  tarnen,  wie  fein  Dfyeim,  nämlid) 
^aralb  führte,  unb  fpäter  wegen  ber  8d)äje,  bie  er  als  ©eefönig  §u* 
fammenraubte,  ©olb^aralb  genannt  warb.3) 

Stfacri  be$  93ruber3  unb  beS  Spätere  £obe  übernahm  #aralb  ©djwar&* 
jafm,  als  alleiniger  ^önig,  bie  Regierung  DcmemarfS.  «Seine  ©efeftic^te 
ift  jeboef)  mit  Dunfel  bebeeft  bis  §um  Sabre  947,  in  welkem  er  gegen 
£)tto  I.  feon  Deutfcblanb  einen  unglücfltdjen  ,ftampf  beftanb.  5Dte  Dänen, 
fagt4)  Slbam  von  Bremen,  batten  bie  ©efanbten  Dtto'S  fammt  bem  von 
^etnrtdt)  I.  etngefe^ten  beutfcfyen  9J?arfgrafen  ermorbet,  unb  bie  längs  ber 
®rän§e  angeftebelten  ©aebfen  vertrieben  ober  umgebraebt.  Um  btefen  ©ebimpf 
§u  räcben,  überwog  ber  beutfebe  Lintig  Dänemarf  mit  jfrieg.  £aralb  warb 
bei  ©cf/leSwig  gefcblagen,  unb  ftegreta)  brang  JDtto  I.  bis  §u  ber  ©teile 
beS  SimfjorbS  vor,  bie  feitbem  nacb  ifyrn  ben  tarnen  £)ttenfunb  empfing.5) 
Äraft  beS  griebenSvertragS,  ben  er  bem  überwunbenen  Deinen  aufnötigte, 
erzwang  bamals  ber  beutle  Köllig  bie  (Srricr;tung  ber  bret  jüttänbifcrien 
BiStbümer  (Schleswig,  9ftpe,  %Ütfyt$,  welche  bem  Hamburger  (Srjftift  untere 
georbnet  würben.  Doct)  begebt,  wie  id)  an  einem  anbem  Drte  gezeigt  r)abe, 
5lbam  von  Bremen,  £aupt§eugc  biefer  Gegebenheit,  infofern  einen  von 
feinem  eigenen  ©c^oliaften  verbefferten  Verfloß,  als  er  behauptet,6)  baß 
ralb  felbft  fammt  feinem  ©ofyne  ©wen,  ber  um  jene  Sät  noa)  9ar  in'^t 


»)  q3ev^  VII,  304.  2)  JDa^lmann ,  bäntfcfje  ®efc^.  I,  72.  3)  @te*je  95anb 
II,  580.  4)  ®fwer,  ®.  Öl;  1290.  5)  «ßcr^  VII,  368.  6)  «ßevfc  VII,  313. 
©(^olton  21. 


SBievteg  33uc$.    (Sa},.  1.    ©efötcfcte  SSänemavfö  üon  900—1000. 


5 


geboren  war,  947  jur  Saufe  genötigt  Worten  fei.  (Srft  18  3af)re  fväter 
fanb  bie  Saufe  ftatt. 

Sur  bte  £>emütr)tgung,  welche  §aralb  Sdjtt>ar$$ar)n  tu  fola)er  SBetfe 
vom  Süben  t)er  erlitt,  fud;te  er  ftd)  burd)  (Eroberungen  im  £)ften,  2ßeften 
unb  Horben  §u  entfd)äbigen.  Oben  würben  Stetten  angeführt1;,  laut 
welcben  «Jparalb  Sdnvar^afyit  eö  war,  ber  auf  Bommerns  Jtüfte  bte  3om$- 
bürg  grünbete.  Leiter  berichtet 2)  8aro  ist  feiner  bäntfa}en  ®efd)ia}te,  baß 
ein  Sofyn  ^aratbö,  ^afou,  mit  einer  gtotte,  bie  tfym  fein  SBatcr  gab, 
nao)  bem  »reufnfdjen  Samlanbc  ful;r,  bort  angefommen,  feine  Sa)tffe  ver* 
brannte  unb  bann  ben  (Singebornen  eine  töbtu'cfye  9?ieberlage  beibrad)te.  <Die 
Sieger,  fügt  ber  b&mfdje  @efd)id)tfd)reiber  bei,  fyätten  fofort  alte  Semben 
umgebrad)t,  bie  fytnterlaffeueu  Sßeiber  gecf)ltcr;t,  unb  einen  neuen  Stamm 
gefugt. 

£ro£  ben  fielen  gabeln,  wetebe  Saxo  vorbringt,  err)ä(t  feine  2lu3fage 
bejügltcr)  ber  (Eroberung  Samlanb3  babura)  ©ewicfyt,  weil  taut  gtaubwür* 
bigen  3eugniffen 3)  bie  fragliche  !provinj  ju  ben  Sänbern  gejault  wirb,  welche 
^aralbö  (Snfel,  ^anut  ber  9Jiäcbtige,  unb  §war  al$  (Erbe  feiner  23orfal)ren 
bet)errfd)te.  9lua)  Gmglanb  jog  ber  2)äne  in  feinen  $retS.  9£acf)  bem 
SBcridjte*)  be6  Wremers  2lbam,  mit  bem  eine  9?eif)e  engltfc£)er  (Efyroniften 
übereinstimmt,5)  fegelte  ein  ^weiter  Solui  §aratb0,  genannt  £irtng  ober 
Gmd),  um  950  nad?  (Snglanb  hinüber  unb  grünbete  eine  Heine  £err* 
fdjaft  in  9?ortt)umberlanb ,  warb  aber  balb  bura)  ben  angelfäd)ftfd)en 
Köllig  (Sabreb  in  bie  (Sngc  getrieben  unb  um  953  von  einem  ungetreuen 

2)  anen  erfragen.  (Snblid)  falten  in  bicfelbe  fyit  bie  früher6)  erwähnten 
Umtriebe,  bie  §aralb  Sd)War^al)u  maebte,  um  burd?  argliftige  23enü£ung 
ber  ©rbanfprücbe,  welche  bie  Söfyne  (Strtcf)^  23lutart  auf  bte  trotte  9?or* 
wegen  erhoben,  btefeS  9?ad)barretd)  in  2tbl)ängigfett  von  Dänemarf  ju 
bringen. 

3ule$t  ging  £aralb  bamit  um,  baö  SBafatlenbanb,  baö  ifyx  an  2)eutfd)* 
lanb  fettete,  §u  burd)bred)en.  Um  963  ftnben  wir  tt)n  in  SSerbinbung  mit 
bem  6aa)feu  SBtd^mann,  bem  23ruber3fof;ne  beS  neulid)  von  Otto  I.  ein? 
gefegten  £cr§ogö  Hertmann  beö  33iüungcn,  ber  über  bem  $lane  brütete, 
feinen  £>f)eim  §u  vertreiben  unb  vom  beutfe^en  ^atfer  abzufallen.  SD^öndt) 
Sßittufinb  von  (Eorvev,  berid)tet,7)  baß  SBidnnann  ben  2)änen  ju  einem 
Angriff  wtber  Saasen  aufforberte.  Allein  balb  befann  ftdj  ^aralb  etneS 
Seffern,  er  wieö  nid)t  nur  biefe  Anträge  §urücf,  fonbern  beftegelte  aud) 
feine  Unterwürftgfett  gegen  bie  beutfa)e  ürone  buref)  eine  un§wetbeuttge 

»)  S3anb  II,  587.         2)  Histor.  danic.  ftranffutter  Stugga&e  »ort  1576.  @.  166. 

3)  £angefcecf,  Script,  rer.  danic.  III,  160.  I,  54.  II,  157.  *)  Gesta  hammaburg.  II,  22. 
$er$  VII,  314.  5)  Eppenberg,  @efd)ttf>te  (SngtanbS  I,  392  flg.  6)  93ant>  II, 
575  flg.        :)  III,  64.    $evfc  III,  462. 


6  $nbfi  ©regortuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 

$f)at.  Um  965  muß  e$  gcfd^e^en  fein,  baß  ber  Däne  ftd)  felbft,  feine  @e* 
mafyltn  ©unf)ilb  unb  feinen  ©ofyn  ©wen  taufen  tief.  Willem  ^nfcbeine  nacr) 
r)at  auf  t>en  eben  erwähnten  @ntfd)luß  beS  Dänen  außer  bem  Sunber  beS 
beutfcben  (£lerifer$  unb  nadmtaligen  Sßtfcbofö  $opvo ,  von  welchem  unfere 
(£r)rontften  reben,  *)  bic  gurd)t  vor  £)tto  I.  emge  wirft,  bor  bamalS  auf  ber 
,§ör)e  feiner  9J?aa)t  ftanb  unb  eben  mit  ber  Äatferfronc  gefcbmüdt  auö 
Statten  nad)  Deutfajlanb  §urücffef)rte.  £ätte  Dito  L  Unfälle  in  Stalten 
erlitten,  ober  Ware  er  aucfy  nur  genötigt  worben,  länger  bafelbft  $u  bleiben, 
fo  würbe  wor)l  £aralb  <Sa)wars§ar)n  ben  Einträgen  Stahmanns  günftigeö 
®ef)ör  geliehen  Ijaben. 

Un§w>etfcll)aft  ift,  baß  ber  ^aifer  nad)  fetner  9ftücffcl)r  ben  Dänen 
wie  einen  Unterworfenen  befyanbelte:  §u  9D?agbeburg  [teilte  er  unter  bem 
26.  Sunt  965  eine  Urfttnbe2)  auS,  fraft  welcher  er  fämmtltcbe  ©üter,  welcbe 
bte  jüttfcben  6tüf)le  6d)le6wig,  Dfive,  2larl)u3  jefct  fcbon  beffen  ober  tu 
3u!unft  erwerben  würben,  von  allem  jtöntg3§tn6  befreite  unb  bie  ©erid)t&= 
barfeit  in  ben  betreffenben  <5vrengeln,  mit  2lu3fcf>luß  ber  ©rafen,  ben  von 
ben  3Mfd)öfen  beftellten  $ircf)ettvögten  übertrug.  Sllö  unumf&rättfter  §err 
»erfügte  ber  beutfdje  jtatfer,  wie  man  ftel)t,  über  Sütlanb,  unb  bte  ©»racfce, 
bte  er  führte,  fcbeint  von  ber  5lbftc^t  eingegeben  worben  §u  fein,  ben  burct) 
bie  (Eroberungen  im  Horben,  heften  unb  Dften  gefcbwollenen  Wlufy  be$ 
Dänen  §u  bämpfen. 

Daß  £aralb  nur  au6  gurd)t  vor  Dtto'3  L  SDtodjt  ftd)  ber  beutfajen 
trotte  unterwarf,  unb  ben  c^rifttta)en  ©tauben  annahm,  wirb  audb,  burct) 
Daö  beftättgt,  was  feitbem  gefcbat).  Maum  fyatte  ber  Äaifer  im  ^erbfte 
966  ben  brttten  $ömer§ug  angetreten,  von  bem  er  erft  im  (Sommer  1072 
furj  vor  feinem  £obe  §urücffel)rte,  als  ber  Däne  von  Beuern  §u  ben  2Öaffen 
gegen  Deutfcblanb  griff.  äßtttuftnb  von  ßorve»,  gibt  §u  verftcfyen, 3)  £er§og 
^errmann  von  6aa)fen  fyabe  968  ben  *Rebartern  SBaffenrufye  bewilligt,  weil 
ber  wieber  aufgebrochene  ^rteg  gegen  Dänemark  alle  ©trettfräfte  (SadifenS 
tn  Slnfvrud)  naljm.  SBter  Sabjre  fväter  fcbeint  ber  griebe  rjergeftellt  gewefen 
ju  fein.  Denn  Lambert  von  §er3felb  erwähnt4)  unter  ben  vielen  ©efanbten, 
Welche  bem  beutfcben  Äatfer  nacb  beffen  brttter  9?ücffer)r  auö  Stalten  an 
£>ftem  973  aufwarteten  unb  ©efcbenfe  überbrachten,  aucr)  Dänen.  Allein 
fur$  naa)  beä  alten  ÄaifcrS  Sobe  fd)lug  £aralb  jutn  brittenmal  gegen 
beffen  Nachfolger  £)tto  II.  loö:  mit  welkem  Erfolge,  ift  an  einem  anbern 
Orte 5)  gezeigt  worben.  Die  Dänen  unterlagen  974  in  ber  (schlackt  am 
Danewirf  unb  ^aralb  mußte  ftcr)  in  gotge  be3  93ertrag3,  ben  ir)m  ber 
©teger  vorfcf/rieb,  ju  ernftltc^er  Unterwerfung  unter  bte  d)rtftltd)e  ^irc^e 


l)  ©fröret-,  tftrcty.  ©efdjtc&te  III,  1291  flg.  ')  «Böhmer,  «Regejl.  9fr.  298. 

•)  III,  70.  $erfr.III,  464  flg.       *)  ^evfc  TU,  63.       6)  S3anb  II,  583  flg. 


33ievte0  93ucfj.    (5ö*>.  1.    ©efdfitc^tc  2)änemarFö  uon  900—1000.  7 

bequemen.  2Iucfy  ber  Oberjarl  §a!on  von  Norwegen,  ber  bem  Dänen  ju 
£ülfe  gebogen  war,  würbe  bamalS  §ur  Saufe  genötigt. 

5lllem  Slnfdjcme  nach  ha*  £)tto  II.  bei  bemfelben  Slnlajfe  bie  (Srrichtung 
eine$  tnerten  bänifd)en  SBiSthumS  auf  ber  3nfel  gül)nen,  neben  ben  bret 
älteren  Stühlen  beö  jüttfehen  geftlaubeS,  bur#gefe|t.  ©tue  Urfunbe f)  ift  ttor* 
r)anben,  laut  tt)e(ct)er  Otto  III.  unter  bem  18.  9Jiär$  988  (Steuerfreiheit 
unb  anbere  9ledt)te  ber  33t$u)ümer  ©d)lc6rotg,  9?ipe,  2tarr)u3  unb  Ottr)e* 
n  e  3  ro  t  g  beftätigt.  93?it  le$terem  tarnen  fann  faum  ein  anberer  £)rt,  alä 
Obenfe  auf  güfyncn  gemeint  fein,  roo  feit  bem  Anfang  be6  11.  3ahrhunbert$ 
erroeteltd)  ein  ©tul)l  beftanb.  Denn  §u  einer  ©teile  ber  (Stjronif  2lbam3, 
worin  ©röße  unb  2ßof)lftanb  ber  ©tabt  Obenfe,  ber  einzigen  auf  gütynen, 
gepriefen  wirb,  maebt  ber  ©choltaft  bie  23emerfung,2)  ber  erfte  S3tfd;of 
gurrnen^  t)abe  ^etn^er,  ber  jnxite  (Gilbert  geheißen.  Da  nun  bie  Sitten 
beS  erften  Otto  nur  bie. (Stühle  $t!pe,  ©cbleSroig,  Slarfyuö  fennen,  tton 
£)benfe  aber  fchroetgen,  ba  §roetten£  bte  angeführte  Urfunbe  be6  brüten 
Otto  Obenfe  nicr)t  atö  ein  neuerrtchtete$,  fonbem  als  ein  feit  längerer  3eit 
befteljenbeö  93t3tf)um  IjuijMt,  fo  folgt,  baß  bie  ©rünbung  biefeg  ©tuf)l3 
in  bie  3al)re  $rotfd)en  973  unb  988  fällt,  alfo  allem  2lnfd)etue  nach  eine 
grüßt  beö  ©tegeS  roar,  ben  Otto  II.  974  erftritten  t>at. 

©eit  ben  legten  kämpfen  gegen  bie  beutfebe  Ärone  befannte  ftcf) 
«£>aralb  ©d)roar§§ahn  aufrichtig  jum  fatl)olifa)en  ©lauben,  erbaute  eine 
§auptftra}e  in  9t*oe3ftlb,  feinem  ,£>errfcherft|,  unb  mehrere  anbere  an  tter* 
ftt}ieben  Orten  be6  bänifeben  Meiches  unb  nött)tgte  hartnäckige  Reiben  mit 
©eroalt  jur  Saufe.  5lber  nun  gefaxt),  roaö  überall  im  Horben  unter  äl)n* 
lta)cn  Umftänben  ftet)  jutrug:  eine,  bem  alten  ©ötterbienft  ergebene,  *ßartr)ei 
machte  Umtriebe  gegen  ben  jtönig,  unb  an  bte  ©pt£e  ber  Un^ufriebenen 
trat  .gwralbö  eigener  ©olm  unb  (5rbe,  ©roen,  ber  einige,  ber  tton  fielen 
anbern  am  Seben  geblieben  roar.  £aralb  ©chroar^afm  erlag,  allein  bie 
©efchtchte  feiner  legten  3ahre,  forote  bie  Anfänge  ©toenS  finb  t>on  ben 
ffanbmatnfchen  ©agenfehreibern  frühe  mit  (Srbtd)tungen  auSgefchmüft  roorben, 
bie  ftd)  gegenfeitig  roiberfprechen.  3d)  fyaltt  mich  an  bie  Berichte  beS 
beutfehen  23ifchof6  Dietmar  tton  SDierfeburg,  ber  ein  jüngerer  3e^9en°ffe 
£aralb$  roar,  unb  be$  Wremer  (£f)rontften. 

&£terer  erzählt:3)  „£aralb,  Äönig  ber  Dänen,  ausgezeichnet  bureb 
©laubenStreue  unb  Sapf erfeit,  nahm  baö  (£f)riftenthum  fc^on  in  früheren 
Seiten  feiner  Regierung  an,  t>ert£)ctbtgte  baffelbe  ftanbl)aft  unb  regierte 
fein  ^etdj  als  ein  frommer  gürji  2lber  in  ben  legten  3ahren  *>c$  $am* 
burger  (Srjbifchofö  Slbalbag  (ber  988  ftarb)  gerieth  bie  Ätra^c  Dänemark 


')  «a^enberg,  £amburgtfdje$  Utfuubenbuc§  I,  9fr.  50.  2)  $evfc  VII,  370. 

«Sektion  9fr.  106.       3)  Gesta  hamraaburg.  II,  22.  25  26.  $evfc  VII,  313  unten  flij, 


8 


$abft  ©regoviuS  VII.  unb  fein  ßtitdlUx. 


in  fernere  ^öebrängntffe.  Denn  ©tuen,  ber  ©ofyn  beS  großen  §aralb,  machte, 
ungebulbig  barüber,  baß  ber  SBater  fo  fange  lebe,  allerlei  böfe  5Cnfcr}Idge 
unb  l)ielt  mit  ben  Reiben,  roeld)e  £aralb  vviber  ifyren  Hillen  §ur  Slnnafyme 
beö  ct)rtftltcf)en  ©(aubenö  gelungen  b)atte,  Diatr)  über  feinen  ©tur$.  (Sine 
$erfd)n>orung  entftanb,  in  golge  weiter  bie  Dänen  ba#  (£f)riftentf)um  ab* 
fd)rooren,  <Sroen  auf  ben  Syrern  erhoben  unb  §u  ben  SBaffen  gegen  £aralb 
griffen.  3«  einem  treffen  unterlag  bie  ^ßartt)ct  £aralb3,  er  felbft  warb 
vemnmbet  unb  entflof)  vom  2öaf)lvlai$e  ju  ©anffe  nad)  3umne  (ber  3om3* 
bürg).  Die  (§imvor)ner  biefer  6tabt  nahmen  i^n,  obwohl  Reiben,  gütig 
auf,  bod)  ftarb  er  nad)  wenigen  Sagen  an  ber  SBunbe,  roetdje  er  in  ber 
©drtadit  gegen  ben  ©ofyn  erhalten  fyatte.  Wan  braute  bie  £eia>  nad) 
bem  $önigft£e  9ioe6ftlb,  wo  fte  in  ber  Don  §aralb  erbauten  Dreifaltigkeit^ 
jtircf>e  beigefe^t  roarb.  9lie  wirb  allf)ier  §u  Hamburg  ba3  5lnbenfen  §a* 
ralbö  unb  feiner  ©emapn  ®unf)ilbe  er(ö'fc£)en,  audj)  fyegen  wir  bie  §uver* 
ftcf)tltcf)e  Hoffnung,  baß  biefer  Äöntg,  ber  juerft  ben  ©lauben  in  Däuemarf 
begrünbet  r)at,  ber  ben  Horben  mit  $trd)en  unb  *ßfebigern  beö  2ßort3  au6* 
Mattete ,  ber  enblia)  unfdmlbig  unb  um  Gtfjrtftt  willen  auö  feinem  9teid)e 
vertrieben  roorben  tft,  im  Gimmel  ben  £or)n  be$  9Mrttyrertl)um£  genieße. 
Die  Regierung  §aralb$  f)at  50  3at)re  gewährt,  fein  SobeStag  war  ba$ 
geft  aller  fettigen"  (ber  1.  November). 

Da$  3al)r,  in  welchem  £aralb  ftarb,  gibt  Slbam  nicfyt  an:  e$  fann 
nur  annäfyernb  beftimmt  werben,  ©ewiß  ift,  baß  er  vor  2lbalbag  von 
^Bremen,  alfo  vor  988  mit  £ob  abgieng.  Da  £aralb  Sd)War§$af)n  taut 
ben  oben  angeführten  ©rünben  um  936  ben  £l)ron  beftieg,  unb  ba  er  nacr) 
ber  au£brücfticr;cn  Angabe  Slbamö  50  3af)re  regiert  l)atf  fo  barf  man 
verftcbtlict;  annehmen,  baß  fein  $ob  swtfajen  984—986  fällt.  Darüber, 
baß  er  im  jtamVfe  gegen  ben  eigenen  <Sof)n  erlag,  ftnb  fämmtlicfye  Duellen: 
Slbam,  6norro  ©turlefon,1)  bie  um  bie  föfitte  beö  11.  SafyrfmnbertS  ab* 
gefaßte  ®efd)id)te')  ber  englifdjen  Königin  (Smma,  ber  ältefte  bänifcfye  (Sfjromft 
@weno  5lggefon,3)  welcher  um  1180  (abrieb,  ber  blumenreia^e  @aro,4)  jün* 
gerer  3e^9en^ffe  ©weno'ö,  ertbltct)  bie  ftanbinavifdjen  <Sagenfd)retber  einig. 
2lber  be^üglid)  be3  $err)ältniffe6 ,  baS  äWtfcfyen  bem  r)errfa)enben  §aufe 
Dänemark  unb  ben  3om6wifingcrn  ftattfanb,  weicht  ©norro  von  ben  an* 
bem  3eu9en 

Saut  feiner  Eingabe*)  ftanb  ^alnatocfe  mit  einer  Slnjatyl  von  %om& 
burger  ©ebiffen  in  bem  treffen  gegen  £aralb  auf  (Swenö  «Seite,  wäfyrenb 
bte  übrigen  Duellen  auSfagen,  baß  jtönig  £aralb  in  feinem  Unglücf  bei 


l)  Heimskringla  ed.  Schöning  I,  229  unten  flg.  2)  £ange&ecf:,  Script,  rer. 
danic.  II,  474.  3)  Histor.  reg.  Dan.  cap.  4.  ibid.  I,  51.  4)  Histor.  danic.  liber  X. 
<§.  167  flg.  bev  angefügten  SluSgafce.       6)  Sl.  a.  D.  1,  229  ftg. 


$terte$  33u<$.    Gap.  1.    ©eföidjte  SDonemarfa  tton  900—1000.  9 


ben  3om6burgen  £ütfe  fud)te  unb  fanb.  Nicht  nur  bte  9M)r$al)l  ber  3eu* 
gen,  unb  baS  perfonltdje  ©ewtd)t,  ba6  (Stnjelncn  berfelben  §ufommt,  fonbern 
aua)  bie  fpäteren  (Sreiguiffe  nötigen,  für  le^tere  £)arftelumg  ju  entfdjciben. 
3mmcrl)tn  läßt  fic^  bte  Angabe  (Snorro'6  mit  bcm  3cu9wfle  ber  Slnbern  * 
auf  ungezwungene  Sßcife  vereinigen,  fobalb  man  annimmt,  baß  bie  $ar* 
thetung,  wcld)e  um  984  in  2)änemarf  ausbrach,  aua)  bte  3om6mtftnger 
ergriff,  unb  baß  ein  £l;et(  ber  bortigett  Seeräuber,  mit  ^alnatocfe  an  ber 
6pijje,  für  ©wen  (ich  erhob,  währenb  bte  9)tehr$ahl  ju  £aralb  J>ielt. 

Whlntä  @raa)ten0  muß  man  ftd)  bie  Sage  ber  £)inge  fo  benfen:  bte 
3om$burger  ©emetnbe  mar  urfprünglid)  eine  bäntfdje  *Pflan$ung,  ftrebte 
aber  nach  Unabhäugtgfett,  welches  3>\d  fte,  n>ie  tt)ir  Riffen,  unrHia)  erreicht 
hat.  5116  nun  in  ü)änemarf  ba3  3etwürfnt|3  swifdjen  bem  Könige  §aralb 
unb  beffen  ©ohne  auSbrad;,  beilüden  bte  ^äupter  beS  flehten  (Staats  bie 
günftige  Gelegenheit  unb  nahmen  $artl)ei  für  ben  $ater.  Uebevall  in  ber 
gßelt  werben  poltttfche  3mäc  am  leid)teften  bura)  Ausbeutung  von  ©trei* 
ttgfeiten  in  ()errfa)enben  Käufern  burchgefc|$t.  «gwralb  muß  in  fetner  Noll) 
ben  3om6burgern  bebeutenbe  3ugeftänbntffe  gemacht  fyaben.  Slggefon  be* 
rtdjtet1)  tri  biefer  £tnftd)t  einen  3ug,  ber  faum  erbtd)tet  fein  fann,  erbeutet 
nämlich  an,  baß  ber  alte  ^öntg  in  ber  93er§wetflung,  um  bie  heibntfeh* 
geftnnten  3om$burger  §u  gewinnen,  fclbft  baS  (Shriftenu)um  abfehwor. 

2öaS  bte  Urfaa)en  ber  (Entzweiung  (BwenS  mit  feinem  SSater  anbe* 
trifft,  l)ieng  ber  2tuSbrud)  beö  ©treits  fyodrft  tr»ar)rfc^ctnltc^  mit  ben  9lnge* 
legenf)etten  bcS  beutfetjen  9ietd)S  pfammen.  hätten  bte  £)ttonen  um  983 
uod)  btefelbe  93iaa)t  befeffen,  wie  974,  fo  würbe  6wen  eS  nimmermehr 
gewagt  haben,  ftd)  gegen  ben  SSater,  ba£  ^t)nftentt)itm  unb  bie  beutfa)e 
DberlehenSherrlicr/feit  ju  empören,  beim  fonft  wäre  er  unfehlbar  erbrüeft  wor* 
ben.  Allein  bie  ©ad)en  ftanben  bamalS  anberS.  3m  Sommer  982  hatte 
^atfer  Otto  IL  bei  ber  calabrifa)eu  ©tabt  ©quitlace  jene  töbtltdje  lieber? 
tage  erlitten,  in  gofge  we(a}er  alle  $m3pflichttgen  $ölferfd;aften  auf  ben 
Dp  unt>  Norbmarfen  beS  Neidas  ftd)  gegen  bie  beutfa)e  £errfchaft  erfjo* 
ben.  2)en  Anfang  ber  Empörung  aber  machten  bie  £)änen,  inbem  fte  im 
9Dcai  ober  SUrtl  983  eine  ber  tton  £)tto  II.  974  errichteten  ©rätt$feftungen 
erftürmten. 2)  iDtefcr  6d)lag  fann  nicht  son  bem  93ater  £aralb,  fonbern 
er  muß  t>on  bem  @ol;ne  6wen  ausgegangen  fein,  ba  ja  (öfterer  laut  bem 
Berichte  2lbamS  bem  (Shrtfteuthum,  unb  folglich  auch  ber  beutferjen  Ober* 
herrfd)aft  treu  bleiben  wollte. 

£aralbS  Nachfolger,  ©wen  L,  ber  feitbem  von  feinem  in  jwei  Spieen 
auSetnanbcrlaufenben  jfrtebelbart  ben  Seinamen  ©abelbart  (StugeSfegg)  er^ 
hielt,')  fd)eint  in  ber  erften  3nt  nach  fetner  ^t>ronIuftetgung  mit  ben  3om^ 


l)  Sangebec!  I,  52.       2)  ©fröret,       ©.  III,  1410.       3)  Heimskriugla  l,  229. 


10  $abji  ©vegottuS  VII.  unb  fein  Beitalter. 

bürgern  im  grteben  gelebt  ju  fyaben.  Denn  bte  son  ben  meiften  ßeugeit 
ermähnte  Slbfüfyrung  ber  Setdie  £aralb3  au3  ber  3om$burg  naa)  Roeöftlb 
fefct  friebltdje  Q3erl$ltmffe  t>orau$.  2lua)  nad)  ©norro'g  33ertcbt  ftanb 
©wen  Stnfancj^  mit  ben  3om3n>ifmgern  gut.  @r  erjagt  nämiia? ,  baß  ber 
Däne  bamatö  bte  ^Äuptltngc  ber  3om6burger  ju  jenem  Srinfgelage  lub, 
bei  weitem  er  ben  Srunfenen  baö  23erfyrecf;en  beS  Angriffs  auf  Norwegen 
cntlocfte.1)  Slber  balb  fam  e$  $um  Kriege  awifdjen  Reiben,  fei  e6  »eil 
bte  SomSburger,  befyarrenb  auf  bem  bei  5(u6brua)  ber  ^3artr)eiung  §wtfcf>en 
SSater  unb  ©of)tt  gefaßten  $lane,  bte  $nfprüa)e  ber  £errfcr>aft  über  tf)re 
©tabt,  me(c|e  ©wen  erhoben  fyaben  mag,  prürfwtefen,  fet  e3  weil  fte 
für  bie  argftfttge  Aufreizung  §um  $am:pfe  wtber  Norwegen  $ad)e  nehmen 
wollten.  ©wen  ftritt  unglütflid).  5lbam  £on  ^Bremen,2)  ©weno  Agge* 
fon3)  unb  ©aro4)  berichten  einfttmmig,  baß  ber  junge  Äönig  in  ©efangen* 
fetjaft  ber  3omStt>ifmger  genetr),  unb  baß  bte  Dänen  tfm  mit  fe|r  großen 
Summen  auflösten. 

Ueber  bie  Art  unb  Seife,  in  ber  bteß  gefebaf),  werben  (Sin§eml)etten 
erjagt,  bie  ta)  nta)t  übergeben  barf.  Der  Wremer  (Efyrontft  fagt,  baß 
©Wen  gleid)  nad)  feinem  Regierungsantritt  ba6  ^etbentfmm  wieberfyerftettte, 
unb  tro£  ben  ©egenoorftettungen,  we(a)e  ber  988  auf  ben  ©tu!)!  fcon  §am* 
bürg  erhobene  (Sr3btfa)of  £ibenttuS  machte,  mit  großer  Strenge  Wtber  bte 
Triften  üerfufyr.  ©aro  fügt  bei,  btefe  Maßregel  f)abe  ifjrn  bte  «£>er§en 
beö  bäntfeben  93off£  gewonnen  unb  fet  Urfaa)e  gewefen,  baß,  a(6  er  in 
©efangenfe^aft  geraden  war,  bie  Scanner  tl)re  ©a)ä|$e,  bte  Seiber  it)ren 
©d)tnud  §u  feiner  ^Befreiung  fpenbeten.  Saut  AggefonS  Slu6fage  belohnte 
ber  ^önig  nad)l)er  bie  Eingebung  babura),  baß  er  erftltcb  ba£  altbäntfcfce 
®efe£,  wela)e$  (gleta)  bem  faltfdjen)  bte  Softer  son  ber  (£rbfa)aft  au$* 
febloß,  abfa)affte  unb  tfynen  gleiten  £f)etl  mit  ben  ©öljmen  am  ^ac^taffe 
be$  93ater$  §ufpraa),  unb  baß  er  zweitens  ben  ©emetnben  Kälber  »erlief. 
Aua)  ©aro  melbet  ungefähr  Daffelbe.  Sie  »erb/ält  eS  fta)  mit  triefen 
gorften? 

Sa)  will  furz  meine  Meinung  fagen.  Aus  ben  früher  angeführten 
Urfunben  ber  beutfa)en  jtatfer  £)tto  I.  unb  III.  erhellt,  baß  bte  mit  2Baf* 
fengewalt  t>on  unfern  ^errfa)ern  gegrünbeten  ©tüfyle  3ütlanb3  unb  gü§* 
nenS  bebeutenbeS  ©runbetgentfyum  befaßen.  Dtefe  Sänbereten  müffen  An* 
bem  abgenommen  worben  fein,  benn  fyerrenlofeS  ©ut  gab  e$  bamalS  in 
Danemarf  fo  wenig  mefyr,  alö  in  Deutfa)Ianb.  3a)  benfe,  bte  ilrone  Däne* 
marf,  trielletcbt  aua)  manche  ©emetnben  ftnb  gezwungen  worben,  bie  Au3* 
ftattung  ber  Ätra)en,  Pfarreien  unb  53t6tl)ümer  herzugeben.  2£eü  man  auf 


0  üöanb  II,  588. 
lib.  X,  @.  168  flg. 


*)  $evfc  VII,  316.       3)  SangeBerfl,  53.       *)  Hist.  danic. 


aSievteS  S3ucJj.    @ap.  K    ®efd)i#te  2>finematf3  »on  900—1000.  ]j 


tiefe  2Betfc  »erfuhr,  erflärt  ftcb  bcr  £aj3,  ber  in  Dänemarf  gegen  ba$ 
(Styriftcnthum  $cxrf$te.  ^acfcbem  nun  Swen  ben  r)etbmfdhen  ©ötterbtenft 
wieberr)ergeftellt  hatte,  jog  er  einen  S^ett')  be$  itirchengutö  ein  unb  ver* 
gab  ihn  alö  (Srfafc  für  bie  aufgebrachte  (Sinlö'fungSfumme  an  bte  urfprüng* 
lieben  (Stgenthümcr,  bte  ©emetnben. 

3)aö  ©olb  unb  Silber  Dänemarfö  fyat  ben  jungen  ^ö'nig  nicht  bauernb 
gerettet:  in  $ur§em  brach  ein  mächtigerer  ©egner,  als  bie  3om3wtfmger, 
dixid)  ber  Stegreidje  von  Schweben,  gegen  i|n  lo£,  vertrieb  ©wen  nad) 
mehreren  Seetreffen  aus  beffen  @rbreia)e  unb  brachte  £)änemarf  unter  fd)We* 
btfd>e  ©ewalt.2)  £)er  beftegte  Ü)äne  flot>  erft  nad)  Norwegen,  bann  nach 
(Snglanb,  warb  aber  an  betben  £)rien  §urücfgewtefen,  erft  in  Sd)ottlanb 
fanb  er  Sdmjj,  unb  lebte  nun  längere  fyit  al£  Seefontg  vom  Stfinger? 
©ewerb,  meift  auf  Soften  GmglanbS. 3)  2lußer  2lbam  von  Bremen 'unb 
Saro4)  bezeugt  aud)  ber  3e^9cn°ffe  Dietmar5)  von  5Ü?erfeburg  bie  bureb 
(fd)Webtfche)  Normannen  bewtrfte  Vertreibung  SwenS  auö  3)änemarf,  unb 
ba$  (Seeräuberleben,  ba£  er  geraume  j$ät  führte. 

£>er  Wremer  (Styrontfi  berichtet 3)  Wetter:  „«ftöntg  (Einet;  befaß  feitbem 
$wet  deiche:  2)änemarf  unb  Schweben,  er  felbft  war  §etbe  unb  fyat  ben 
(Sänften  viel  £eib."  2)te  Strebe,  welche  fd)on  in  ben  erften  Sauren  Swen3 
fchwere  Sd)läge  erlitten  fyatte,  muß  währenb  (girier^  Ü)o^elregterung  tn 
3)änemarf  erlofcfjcn  fein,  \*aut  2lbam3  3eu9n$6)  War  ba£  33t$tfyum  2lar* 
r)uS  fdjon  etwaö  früher  eingegangen.  3)te  anbern  (Stühle  erlagen  je£t 
einem  ähnlichen  Sd)icffal.  2)te  (S^ronif  von  C^tpe  melbet,7)  baf  ber  erfte 
SBtfchof  biefeö  Stifte,  2iafbag,  ale  er,  von  ben  Reiben  verfolgt,  über  einen 
gluß  entweichen  wollte,  erfragen  warb.  SBifcbof  (Sffefjarb  von  Schlei 
wig  entfloh  nad)  2)cutfcblanb ,  fanb  in  £tlbe$f)etm  2lufnar)me  unb  letftete 
bem  bortigen  SMfdjofe  SBernwarb  mehrjährige  2)tenfte  als  Stellvertreter. 
3m  3a^re  1000  vert^eibigte  er  in  biefer  (Stgenfctyaft  bie  Sad)e  bev  £ilbe$* 
heimer  Ätrct)e  gegen  ben  9)?atn§er  Metropoliten  ^Billigte  auf  ber  Stynobe 
ju  ©anber^hetm.8)  SBilligie  fuhr  ihn  Jjart  an,  warum  er  ftet)  in  frembe 
^änbel  mtfehe  unb  nicht  feine  eigene  Kirche  regiere.  (Sffeharb  antwortete:9) 
„um  unferer  Sünben  willen  ftnb  bie  ©rängen  meinet  SBiethume  von  Reiben 
verheert,  meine  Stabt  ift  §erftört,  meine  Kirche  veröbet,  ich  fyabe  feinen 
St£  mehr  unb  belenne  mia)  ale  2)iener  unferer  lieben  grauen  von  «£>il* 
be^h^m." 

Von  bem  eroberten  3)änemarf  aus  machte  $öntg  (girier)  Einfälle  in 
bte  benachbarten  ^rovtnjen  2)eutfa)lanb6.    Um  bte  Seilte  be£  Sommere 

l)  «Später  toirb  fidj  ergeben ,  baß  ntcfyt  aQeö  eingebogen  korben  ijt.  2)  Q3ev^ 
VII,  316  unten  flg.  5)  Ibid.  ©.318.  4)  91.  a.  £>.  @.  170.  6)  ^ßer^  III,  848. 
6)  $«0  VII,  322  u.  369.  T)  SangeBed  VU,  184.  8)  ©fvorer,  ^.  ©.  III,  1559  fig 
9)  Vita  Bernwardi  cap.  20.  ^er^  IV,  768. 


12 


<Jk6fl  ®regortu$  VII.  unb  fein  faitaUex. 


994  erfaßten  eine  fein*  große  glotte  bäutfcfjer  unb  fd)Webtfd)er  ^aubfehtffe 
in  ber  9Zorbfee.  2)ic  eine  §älfte  lanbete  bei  Stabe,  trieb  bie  9Jtannfcbaft, 
Wlfyt  bie  (trafen  von  Stabe  herbeiführten,  auäcmanber,  nahm  ben  ©rafen 
Sigfriet)  gefangen,  mittete  mit  geuer  unb  Schwert,  bte  enbltd)  «£>er§og 
23ernl)arb  I.  von  Sacbfen  heranrüdte  unb  bie  Raubet  niebermaebte.  SMe  oft* 
bere  £älfte  futjr  bie  SOefer  hinauf,  ftieg  bann  ans  &mb  unb  brang,  burdj 
SBegweifer  irre  geführt,  nad;  bem  ©linfier  DJioor  (fübltd)  von  23remervörbe) 
vor.  3)ort  würben  fte  von  ben  Saufen  überfallen  unb  Ms  auf  ben  Ickten 
Wam  erfdjlagcn:  20,000  Räuber  follen  an  jenem  £age  geblieben  fein.1) 
%u<X)  in  ben  nächften  3at)ren  fetzte  Zeitig  (Strich  bie  Staubige  fort:  bie 
Stäbte  Sad)fen6  gitterten,  (Sr$btfct;of  £tbcutiuö  ließ  Bremen  mit  (Srbwätlen 
umgeben  unb  flüd)tete  bie  $irchenfd)ä£e  m$  SBtnnenlanb. 

3)te  vormunbfchaftlid)e  Regierung,  bie  bamatö  im  tarnen  Dtto'S  III. 
baö  bcutfdje  9?etd)  verwaltete,  war  §u  fd)Wact)  unb  ju  fef)r  bureb  anbere 
£änbcl  befchäftigt,  um  bem  Uebermutr)e  beS  Schweben  grünbltcb  p  fteuem. 
Uebcrbieß  ftärfte  ftet)  (Strtcf)  buret)  einen  23unb  mit  bem  *}jolenfürften  W\i\& 
law,  ber,  wie  wir  wiffen,  bamafö  baS  2öcnbenlanb  fammt  3umue  be* 
herrfebte. 2)  3)er  Scboliaft  §u  2lbam  von  Bremen  berichtet,3)  baß  SBoleö* 
law,  ober  vielmehr  beffen  Vater  9)ficiölaw,4)  als  Unterpfanb  ber  greunb* 
fd)aft  bem  Sd>weben  feine  Sochttr  —  jene  Stgrib  —  jum  SBeibe  gab. 
£)od)  fann  baS  gute  Verhältntß  §wtfchen  (Strid)  unb  SöoleSlaw  nid)t  lange 
gebauert  haben,  benn  berfelbe  3^9?  fügt3)  bei,  baß  ber  *ßole  fpäter  mit 
£)tto  III.  ftet)  verbünbet  ^abc.  2lu3  30rn  h*cruDer  tt>t^  e^  gefchchen  fein, 
baß  (Stria)  fur§  barauf  Stgrib  verftieß. 

3d)  ^abe  an  einem  anbem  Drte  bemerft,5)  baß  ftd)  baS  Sobcgjatjr 
be$  SchwebenföntgS  nifyt  ftd)er  beftimmen  läßt.  (Sr  fa)eint  $wtfd)en  997 
unb  999  ba$  Stitlify  gefegnet  §u  haben.  9kd;  feinem  £obe  fetjrte  ber 
vertriebene  Swcn  aus  (Snglanb  in  bie  ^eimath  juritef,  fonnte  jeboct)  aber* 
mal  3)änemarf  niebt  behaupten,  weil  ihn  (Sirtd)$  Solut  unb  9cad)folger, 
£)laf  ber  SdiooSfömg,  wieber  verjagte.6)  3nbeß  verfa)afften  ihm  fur§  bar* 
auf  Unterhanblungen  ben  ruhigen  Sßeftti  feinet  @rbretcr)cö.  damals  ent* 
ftanb  nämlich  jener  große  SBunb  ber  ffaubmavtfchen  Seemächte  gegen  ben 
Norweger  £)laf,  £rtygwe'S  Sol)n,  unb  baS  von  tl)m  verthetbigte  chriftltcbe 
Softem.  $tußer  ben  Häuptlingen  ber  3om6wifmger  unb  bem  norwegifeben 
3arl  (Sirich,  <£>afon3  Sollte,  ber  alö  ©eefömg  in  ber  Verbannung  lebte, 
50g  ber  junge  Sdiwcbe  auch  3)äncn  l)mh\.  6wen  erhielt  bte  §anb  ber 
©igrib,  Butter  be3  Sd)Weben,  weld)c  ben  ©ohn  $n;gwe'£  töbtltch  h^ß^7) 

')  ^ev^VII,  317.  2)  S3anb  II,  602  f(g.  3)  $ei^  VII,  318.  4)  Sttan 
»erg(.  Sangckd,  Script,  rer.  danic.  II,  479.  5)  S3anb  II,  538.  6)  «ßerft  VII,  319. 
7)  S3anb  H,  607. 


93ievtee  93ucfy.    (§a\>.  1.    ®efrf)icf)te  3>änennuF<?  »Ott  900—1000. 


13 


unb  ba£  Verfprccbcn ,  baß  er  in  Dänemarf  nMeberfyergeftellt  werben  foltc, 
wenn  Olaf,  Stttgnx'S  (Sohn,  im  bcttorftehcnbcn  Kampfe  unterliege. 

933ie  früher  erjagt  werben,  fiel  ber  glorreiche  Norweger  im  $erbfte 
1000.  Die  (Sieger  tr)ciltcn  ftcb  in  bie  teilte,  511  Däncmarf  hin  befam 
€roen  noch  ein  Stüd  beS  füblicben  SRonvegenS.  3cb  muß  junäcbft  chrono* 
kernte  ^ebroierigfeiten  lefen.  5lbam  son  Bremen  fagt,1)  ton  ber  9Scr* 
treibung  €roen$  burd^  ben  (Scbrecbcnfönig  (5tricb  bis  ju  feiner  SÖieberbjetv 
ftellung  feien  jroeimal  fteben,  ober,  roie  er  an  einer  anbern  Steife  nueber* 
fyolt,2)  14  Sa^re  »erlaufen,  (Sa.ro  bagegen  jäfylt3)  nur  7  3af)re.  §ier  ift 
ein  Haffenber  Sßioerfprurh,  ber  ftcb  meines  @rachten6  in  folgenber  Seife 
t)eben  läßt:  e$  muß  irgenb  einen  @rimb  haben,  baß  2lbam  bie  fünftlichc 
gorm  jroeimal  fteben,  ftatt  ber  einfachen  33cftünmung  14  3af)re,  roäfylte, 
Die  erfte  Raffte  ber  Regierung  (EwenS,  welche  bie  3af)re  tton  feinem  JKe* 
gierungSantritt  bis  jur  Schlacht  gegen  Olaf,  ^r^groe'S  Sofyn,  im  ^erbfte 
1000  umfaßt,  jerftel  tri  $roet  burch  unglüef  liehe  (Sreigniffe  bezeichnete  21b* 
fdMiitte,  tton  benen  ber  erfte  bte  kämpfe  gegen  bie  3emsburger,  ber  jroeite 
ben  febvoebifeben  jtrieg  unb  feine  Solgen  begreift. 

3cb  benfe  nun,  beibe  werben  gleich  lang,  nämlich;  je  7  3ül)re  gebauert 
fyaben.  deiner  ^Xnftc^t  nach  besiegen  ftch  bie  7  3^rc,  welche  ©<uro  er* 
roäfmt,  auf  ben  jweiten  5lbfchnitt  beS  (SrbftrettS  mit  6d)tt)eben  unb  ber 
Vertreibung  @tt)en$  burch  (Strich.  5lbam'  bagegen  begebt  in  fofem  einen 
Verftoß,  als  er  bie  jrrximal  7  ober  14  3af)re,  roeldje  bie  ganje  ©efchichte 
SroenS  tton  feiner  Sbronbefteigung  bis  $ur  SSiebereinfefeung  im  ^erbfte 
1000  ausfüllen,  auf  bie  ^cit  feiner  Verbannung  nach  (Snglano  befchränft. 
Demgemäß  begann  bie  Regierung  SnxnS  ju  (£nbe  beS  3al)rö  985 4)  ober 
im  Saufe  beS  folgenben,  bie  unglücf liehen  kämpfe  gegen  bie  SomSrotftnger 
unb  bie  Döthen  ber  5(uSlöfung  bauerten  bis  993,  bann  braef)  ber  Ärieg 
gegen  Schweben  auS,  in  golge  beffen  ®tt>ejn  auS  Dänemarf  entfliehen  unb 
7  3^b)re  als  Verbannter  in  Britannien  leben  mußte. 

Dtefe  Slnnafyme  erl)ält  burch  mehrere  Sfjatfadu'it  l)or)e  ^ahrfaVinlid)* 
feit.  235ie  oben  gezeigt  roorben,  beftätigte  ber  berufne  ^errfcher  Otto  III. 
tottdj  Urfunbe  00  m  18.  üttärj  988  ©üter  unb  Sterte  ber  ^tStbümer 
6^le6ttrfg,  5larbuS,  Dfrpe  unb  Obcnfe.  gür  unbenffear  l)a(te  id^  cS,  baß 
Otto  biefe  Urfunbe  ju  einer  3e^  auSgeftetlt  haben  feilte,  ba  bte  jüttfehen 
53ietf)ümer  gar  nicht  mefyr  beftanben.  golgltd)  waren  bie  ^irchengütcr 
Dfinemarff  im  %atyt  988  noch  nicht  eingebogen.  Dagegen  liegt  bte  Ver* 
mutfmng  naf)e,  baß  ifynen  um  bie  angegebene  3^t  ®efal)r  breite,  unb  baß 
Otto  bie  fragliche  Maßregel  in  ber  Slbjtcfct  ergriff,  um  ben  befürchteten 


')  ^cr|Tn,  318.  -)  Ibid.  ©.  319.  3)  91.  a.D.  @.  170.  4)  3n  biefeä 
3a^r  »erfe^t  bte  alte  3elänbifc^e  d^venif  bei  Cangcbccf  II,  189  £aralbg  Xob. 


14 


$abft  ©regoriuö  VII.  unb  (ein  3eitatter. 


©d)lag  abjuwenben.  53efaß  aber  bie  bänifebe  Strebe  988  it?r  (Sigentfmm 
nod),  fo  ergibt  ftd)  weiter,  baß  ©wen  nod)  nidjt  auö  ber  ©efangenfebaft 
eingelöst  werben  war,  unb  baß  feine  3crtr»ürfntffc  mit  ben  SomSwirmgern 
unbeftimmte  Seit  über  ba$  3afyr  988  fymauStoctfyrren.  gerner  ba  3)äne* 
marf  unter  beutfd)em  ^ird)enfd)u£e  ftanb,  fam  ber  Angriff,  welchen  (Strich 
t>on  «Schweben  auf  ©wen  mad)te,  einer  jfrteggerHftrung  gegen  baö  beutfebe 
$eict)  gleich  unb  eS  ift  beftyalb  wafyrfcbeinlicb,  baf  ber  6cbwebe,  unmittet* 
bar  naebbem  er  3)änemarf  in  feine  @ewa(t  gebracht  fyattc,  ben  jtantyf 
gegen  3)eutfd)lanb  eröffnete,  tiefer  Mamtf  aber  begann,  wie  icb  oben 
gezeigt  bjabe,  im  3ab;re  994.  golgttd)  muß  (Sind)  nirtt  lange  vorder  2)äne* 
marf  erobert  fyaben.  Die  Eroberung,  wefebe  nacb  SlbamS  5iuefage  niebt 
ofyne  9D(ur)e  gelang  unb  mehrere  6cblad)ten  foftete,  fällt  alfo  altem 
fcfyein  nad)  in  baffelbe  3a^re  993,  baS  icb  oben  aus  anbern  ©rünben  aU 
Anfang  be£  ^weiten  SlbfdjntttS  ber  erften  9fegierungSf)äIfte  <Swen3  be* 
jeicfynete. 

3um  ruhigen  SBeft^e  Dänemark  gelangt,  richtete  ©wen  alle  Gräfte 
feines  (Srbreid^  gegen  (£nglanb.  Sluf  btefer  3nfe(  gebier;  je$t  ba6  ffanbt* 
naüifcfye  2öifmgerwefen  $u  fürcbterlidjer  33lütf)e.  3Bir  müffen  unö  bortr)in 
wenben. 

J&tueites  Capitel. 

3uftänbe  QrngtanbS  unter  bem  Sodje  ber  2Bifinger.  £auVtjeuge  bie  ^rebigten  beö  Qv^ 
bifdjofö  ffiulfftan  von  3)orf.  2)ie  Setben,  tvelcfje  bie  «Seeräuber  beut  angelfädjftfdjen 
93oIfe  zufügen,  erreichen  barum  eine  entfe£lidje  ^of)e  unb  bauern  fo  lange  3eit,  Weil 
ber  eingeborne  3tbel,  längft  unbotmäßig  unb  ber  jtrone  tro^enb,  gemeine  ©adje  mit 
ben  $remblingen  macfyt  unb  um  ben  $reiS,  bie  niebern  (Staffen  in  «porige  ju  ver* 
tvanbeln,  baö  9lmt  von  Steueveintreibern  übernimmt,  ftinanjietfe,  ftttlidje  unb  ftre^)- 
lidje  3errüttnng  beö  Sanbeö.  3)tc  93erbienfte,  meiere  ftd)  (^rjbifcfyof  JDunftan  von 
950  bi3  988  um  baö  angelfäd)ftfdje  93oIf  ermorben ,  treten  in  ttjr  roafjreö  Sicfjt. 
jtonig  (Etljelreb  ber  Unberufene.  Ü)ie  erften  (Sinfätle  ber  ffiifinger  unter  verfemte* 
benen  Häuptlingen.  3m  Safyre  994  erfcfyeint  Olaf  Srtygivefon  mit  bem  2)änen 
@tcen,  £aratb6  Soljne.  53if$of  (Slfeg  von  58incfye(ler,  ein  Sdjüler  2)unftanö, 
befefjrt  ben  Normannen,  trennt  ihn  mm  ©tven  unb  fdjtcft  ifyn  mit  16000  *pfunb 
(Silber  naefj  Stormegen,  um  bort  bie  jtircije  aufzurichten.  Ü)aburcf)  erlangt  (Snglant* 
fedjöjäfjrige  diüfy.  Sftadj  bem  @turge  Olafs  II.  fommen  bie  SBifinger  1001  lieber. 
(StfietrebS  gleite  (Stjje  mit  Smtna  von  ber  Sftormanbie,  welche  Söerbinbung  60  Saläre 
fväter  bem  Herzoge  ffiilljelm  bie  93a£m  auf  ben  engüfcfyen  Sljron  eröffnete.  93lutbab 
von  1002.  3)te  »erfcfyiebcnen  JDanegetber.  O^eue  93errdt^ereien  ber  engfifcfjen  ®ro§en. 
Smen,  Äönig  von  2)änemarf,  fapt  ben  ^tan,  baö  Ijerrfdjenbe  ^>auö  ber  5lnge^ 
fac^fen  gu  ftür^en.  @t^elreb  fliegt  nadf)  ben  Seinemünbungen.  9Bä^renb  (Stven  im 
3uge  ift,  ftc^  gum  Jlönig  von  (Snglanb  auf^un)erfen,  ftirbt  er  ben  2.  ftebruar  1014. 


6d)on  um  bie  TOtte  beö  10.  3afyrfyunbert3  l)atte  6wenö  33ater, 
^aralt)  ©cbwarjja^n,  einen  ^Berfua)  gemacht,  (Snglanb  au3$uplünbem,  in^ 


93terte0  93ucfy.  Ga£.  2.  (Englanb  unter  bem  Sod^e  ber  ©tftnger.  ©wen  ©abelbart.  15 

bem  er  feinen  Solm  §tn'ng  mit  einer  SRaubflotte  fyinüberfanbte.  *)  3Mefe 
©efafjr  würbe  jebocb  ntdt)t  nur  glücfltdt)  abgewenbet,  fonbem  zur  nämlicben 
3eit  err)ob  auch  ber  große  (Staatsmann  (Srzbifcbof  Ümnftan  von  Kanter- 
burr;,  beffen  £aufbar)n  gegen  950  begann,  fein  Vaterlanb  auf  eine  bis  ba* 
r)in  ntdt)t  gefannte  £ör)e  von  ÜHadbt  unb  2Bor)Iftonb. 2)  3)unftanS  ftarfcr 
2lrm  beugte  ben  ftarren  Warfen  ber  Statthafter  unb  ©rafen,  unb  nötigte 
fte,  ber  trotte  zu  gehorchen.  Sieferbau,  §anbel,  ©enterbe  blühten,  Stdt)er= 
r)eit  herrfchte  auf  ben  £anbftraßen,  eine  glotte  von  1200  Schiffen  ferste 
bie  lüften,  fein  auswärtiger  geinb  wagte  eS,  (Snglanb  anzugreifen.  Slllein 
nach  bem  Sobe  beS  Königs  (&bgar,  unter  weitem  3)unftan  baS  Steuer* 
ruber  geführt  fyatte,  brachen  im  Schooße  ber  fönigltcben  gamilie  innere 
liebe  Streitigfeiten  aus,  welche  ben  Staat  zerrütteten  unb  fremben  $äu* 
bem  ben  2Beg  nach  (Snglanb  bahnten.  Doch  f)ielt  ber  @r§bifd)of,  obglcicb 
vom  §ofe  verbrängt,  fo  lange  er  lebte,  baS  Verberben  auf.  Slber  er  ftarb 
im  9Jiai  988  unb  nun  begann  bie  traurtgfte  *ßeriobe  ber  ©efdt)tdt)te  (Sng* 
lanbS,  unter  $ömg  (Stfjelreb  IL,  ber  mit  9fea)t  ben  Veinamen  beS  Unbe* 
rätselten  trägt.  2)ie  ©roßen  gehorchten  nicht  mer)r,  verrieten  zum  ^ei( 
ungefcheut  baS  £anb,  baburch  würbe  eS  ben  SBfftngern,  bereu  Schiffe  23ri* 
tannien  umf erwärmten ,  möglich,  3ahre  lang  baS  $eict)  von  einem  (Snbe 
jum  anbern  auS§uplünbern  unb  jufe^t  baS  fyerrfcbenbe  £auS  §u  frühen. 

2Bie  fam  eS,  baß  ein  Volf,  baS  fonft  mächtig,  unb  um  jene  Stit 
reich  war,  ein  Volf  ferner,  baS  in  früheren  rote  in  faäteren  gerieben  un* 
zweifelhaften  9Jhtth  bewies,  ftet;  von,  einer  verhältnismäßig  f leinen  Anzahl 
frember  Abenteurer ,  bie,  wie  ber  Erfolg  jeigte,  ntebt  einmal  nach  einem 
$lane  hobelten,  eine  fotebe  Sßerjanblung  gefallen  ließ?  Auszüge  angele 
fächftfeher  ^rebigten,3)  welche  ein  t>ol>er  britifcher  ßlcrtfer,  Sulfftan  (latei* 
nifch  Lupus  genannt),  (Sr§bifcf)of  von  g)orf,  mitten.im  Crange  beS  ißtfingef* 
Sturmes  fyzU,  geben  Aufguß  über  biefe  grage. 

£ier  heißt4)  eS:  „feit  bem  Sage,  ba  jtönig  ßbgar  \taxhf  erlitt  bie 
öffentliche  £)rbnung  einen  fctiWeren  Stoß,  baS  göttliche  ^echt  wirb  verhöl)nt, 
baS  menfeh liehe  übertreten,  9ctemanb  ift  ba,  ber  fta)  beS  ^eiligen  annehme." 
Dann  an  einer  anbern  Stelle:4)  „alltäglich  fommt  in  im) crem  2anbe  baS 
Verbrechen  bcS  Herraths  an  bem  Röntge  vor,  unb  Viele  gibt  cS,  welcbe 
Anfchläge  gegen  fein  Seben  machen  ober  ihn  aus  bem  ßanbe  zu  vertreiben 
ftreben."  Von  felbft  verfteht  eS  ftch,  baß  Verbrechen  ber  bezeichneten  Art  in 
ber  Siegel  nicht  von  ^enfehen  nteberen  StanbeS  begangen  werben,  bie 
Scbulbtgen  waren  offenbar  Vornehme,  t)or)e  Beamte  aus  ben  klaffen  berer, 
bie  man  nach  fränfifchem  ©ebrauebe  mit  bem  tarnen  §erjoge  unb  ©rafen 


x)  <Ster)e'o&en  ©.  5.  2)  ©frörer,  Stuä).  ©efer).  III,  1607  flg.,  nnmentttd)  1618. 
3)  Sateintfdt)  a&gebrucft  bei  Sangebetf  II?  464  flg.       4)  Ibid.  @.  465. 


16 


$abfl  ©tegoviuö  VII.  unb  fein  Bettatter. 


bezeichnete.  2Gßte  beim  weltlichen  5lbcl,  fo  jerftel  aitdf)  unter  ber  ©etftttcrV 
fett  3u^t  unb  Sitte.  Der  ^rebtger  fagt:  *)  „in  böfem  ©erucbe  flehen  bie 
f).  Seiten"  unb  abermal:2)  „Weber  (eben  bte  (Siertf er  nach  ben  fettigen 
93orfcf)rtften  ber  Strebe,  noeb  beobachten  bte  Säten  baS  weltliche  ©efe$.  Silk 
für  unb  23o3r)ctt  herrfcht  überall,  ©erechtigfett  unb  Sugenb  ift  üerfebwunben." 

Sehnlich  fat)  eö  in  Englanb  ttor  ben  Reiten  Ü)unftan3  währenb  ber 
erften  Raffte  be3  10.  3ahrlnmbert6  auS:3)  bte  Beamten  unb  Statthalter 
gehorchten  bamalS  ben  Röntgen  nur  au3naf)m3wetfe,  »tele  (SIerifer  lebten 
in  ber  @he  ober  gar  mit  lieberltchen  S&etbem,  verpraßten  baö  ßtrehengut, 
ober  fucrjten  ü)re  $frünben  tn  erbltcben  23eft£  $u  tterwanbeln.  3)a3,  wor* 
über  2Öulfftan  ffagt ,  war  alfo  gewiffermaßen  eine  Erneuerung  älterer 
9Q?tß bräune ,  welche  Ü)unftan3  (Sfyarafterfefttgfett  tuct>t  mit  ber  2Bur§el  au$* 
trotten,  fonbern  nur  jurüefsubrängen  vermocht  hatte.  Allein  bte  Slnwefen* 
hett  ber  fremben  Räuber  vermehrte  ^gleich  Umfang  unb  innere  Stärfe  beS 
UebelS  bis  §ur  Unerträgltchfeit.  S)a$  angelfächftfche  föedjt  verpflichtete  alle 
freien  Engläuber,  Etgenthümer  rote  93afatlen,  ju  bret  ^auptleiftungen4) 
gegen  bte  Ärone:  fte  mußten  erfteftel,  wenn  ber  Stuf  ruf  §um  ^rtegöbtenft 
erging,  bem  SSanner  be£  Königs  folgen,  fte  mußten  §wetten3  ju  Unter* 
haltung  ber  23rücfen  unb  2öege  beitragen,  unb  brtttenS  bie  geftungen  be$ 
ffteityS  tn  roe^rhaftem  Staub  bewahren  Reifen. 

Sn  älteren  Seiten,  ba  fein  getnb  im  £anbe  ftanb  rourbe  e8  ben  Mo* 
ntgen  leichter,  ungehorsame  SSafallen,  bte  ber  Dreifachen  Pflicht  ftch  ent* 
Sogen,  mit  §i(fe  ber  ©etreuen  jur  Vernunft  §u  bringen,  wemgftenö  fchlug 
bte  2Btberfpenfttgfett  Weniger  bem  Cetebe  feine  unheilbaren  Sßunben.  Slber 
je|t,  ba  frembe  SBtfittger  bie  3nfel  bur^ogen  unb  ben  Königen  trotten, 
geftalteten  ftch  bie  Sachen  anberS.  2Ber  nicht  aus  eigenem  Antriebe  ber 
^rone  bie  bret  Pflichten  letftete,  ben  fomtten  bte  Könige,  felbft  von  ben 
itorfaren  gebrängt,  nicht  mehr  §ur  Sreue  nöt^igeia ,  freiwillig  traten  aber 
nur  Wenige  ihre  Schulbigfett,  bie  sielen  Ungetreuen  würben  buref)  bie 
geinbe  gegen  bie  wof)lverbtente  Strafe  gefeilt.  So  gefchah  e$,  baß  bie 
Einfälle  ber  ^orfaren  bem  längft  vorhanbenen  Streben  ber  ©roßen,  ftch 
tton  ber  Jtrone  unabhängig  ju  macheu  unb  §u  ©aufönigen  auswerfen, 
fürchterlichen  $orfchub  leifteten.  gretlicb  gerieten  bte  Sßafallen  burch  bie 
roachfenbe  ©ewalt  ber  2Btftnger  felbft  unter  ein  3od),  baö  in  gewiffer 
£tnftcbt  fchlimmer  war,  at$  ba$  ber  Könige,  welches  fte  abfchüttelten. 
Sltlein  fte  erhielten  für  biefe  Demüthtgung  einen  Erfafe,  ber  fte  befriebigte. 

@roße  Summen  mußten  ben  Dfäubent  be§al)lt  werben:  baS  ©efchäft, 

')  Ibid.  unten.  2)  @.  467  oben.  3)  S3ewetöfiet(en  bei  ©fröret,  .Kit$.  ®ef$- 
III,  1609.  1618.  *)  £ie  fogenannte  trinoda  necessitas.  Sftan  fefje  Turner,  history 
of  Anglosaxons,  6.  edition.  London  1836.  II,  561  flg.  unb  ^algraöe,  english  Common- 
wealth II,  368  flg. 


Ißterteg  93udj.  Qap.  2.  (Sngfanb  unter  bem  3od)e  ber  5Biftnger.  ©tven  ©abetfcart.  17 


bfefefben  einzutreiben ,  befolgten  bte  größeren  2)tenftleute  ber  tone,  bte 
@arle.  2113  ^or)n  bafür  Ralfen  irrten  bte  SBtfmger  baS  Blöder  freie  $olf 
(£nglanbö  serfnerf)ten.  3Me  fd)ltmmfte  grud^t  ber  $äuberr)errfcf)aft  war 
ntcbt  ber  93erhifi  be6  baaren  ©elbeS,  baö  bem  täglichen  $erfel)re  entging, 
fonbern  Steimel^  ber  Umftanb,  baß  bte  Hetnen  (Stgentr)ümer  in  porige  be0 
mitten  im  allgemeinen  (Slenb  anfcbwellenben  SauufömgtfyumS  ber  ehemaligen 
Äronsafallen  serwanbelt  würben.  9?ad)brücHid)  f)eben  bte  ^rebtgten  SBuff* 
ftanS  btefe  ©ette  ber  ©acfye  tjersor:1)  „bte  Saft,  bie  un6  betroffen  t)at, 
wirb  größtenteils  anf  bte  ©cf)itltem  ber  Firmen  unb  53eft£fofen  abgewälzt, 
burcb  r)etmlttf)e  9?ad)ftelutngen  fängt  man  fte  weg,  serfauft  fte  in  ferne 
Sanbe  als  ©Hasen,  ober  zwingt  fte,  burct)  ÄnecfytSbtenfte  ben  fte  betreffenben 
$r)etl  ber  $rtegSfteuer  abzuserbtenen.  ©äugfmge  werben  aus  ber  2Ötege 
weggenommen  unb  um  einen  Spottpreis  serr)anbeft.  2)a£  *Rect)t  ber  gret* 
gebornen  tft  sentiertet,  baS  9?ec^t  beS  ©Hasen  eingeengt,  felbft  baS  $ecr/t 
beS  SllmofenS  wirb  serfümmert.  2)tc  gretgebornen  Ijaben  tfyre  ©elbftftänbtg? 
fett  verloren,  fte  bürfen  nta^t  mer)r  wanbem,  wofym  e£  ilmen  MkU,  unb 
ntcfyt  mefyr  über  ü)r  Vermögen  frei  serfügen.  desgleichen  wirb  baS  ©Hasen* 
eigen,  baS  ber  porige  mit  fcfywerer  Arbeit  unb  in  langer  $ät  erworben 
r)at,  bem  UnglücHtctjen  endogen,  er  muß  eS  ^ergeben,  unb  felbft  baS,  was 
grömmigfett  für  bte  5lrmen  geftiftet  f)at,  fommt  benfetben  nta)t  mer)r  zu 
gut,  bie  §ärte  Ruberer  entreißt  eS  ü)nen  ganz  ober  zum  größten  Steile." 

2)er  §wette  «gmuptfa^  biefer  bunfeln  ©teile  ift  ofme  grage  bie  5luS* 
füljrung  beS  erften,  welker  bie  $erntct)tung  beS  9^edt)tö  ber  greten,  bte 
©cbmälerung  beS  9?ect)tS  ber  ©Hasen,  unb  ben  Untergang  ber  frommen 
©ttftungen  ober  beS  2ltmofenrect)tS  behauptet.  2)ett  3ufammenf)ang  aber  muß 
man  fta)  fo  beulen:  um  bie  53ranbfa)a^ungen  aufzubringen,  würbe  baS  son 
ben  Siftngem  befefcte  ober  bebrofyte  £anb,  entfprecfyenb  ben  bereits  beftefjenben 
SßerwaltungSf reifen,  b.  f).  ben  (5*arlfdt)aften  ober  ^unberten,  in  ©teuerbe§irfe 
eingeteilt,  bereu  jeber  eine  befttmmte  ©umme  abzuliefern  r)atte.  2)te  ©orge, 
ben  betreffenben  2lntl)ett  son  ben  einzelnen  (Stnwofmern  ber  §unbertfa)aft 
ober  @raffd)aft  fyerauSzupreffen,  blieb  ben  größeren  S3afalTen  überlaffen.  Sie 
ledere  babet  serfuljren,  war  ben  Häuptlingen  ber  Stftnger  gletc^gtlttg,  im 
©egentfyetl  untersten  fte  jebe  @ewalttr)at  ber  Etntretber,  wenn  nur  baS 
©elb  zufammenfam. 

33ei  ber  Eintreibung  felbft  muß  eS,  naa)  ben  SluSbrütfen  beS  *ßrebt* 
gerS  zu  fcblteßen,  gewöfmltcf)  fo  zugegangen  fein:  bte  9ftaffe  ber  93esölfe* 
rung  beftanb,  wie  in  ben  germanifcfyen  ^eta^en  be6  geftlanbS,  fo  aua)  in 
Britannien,  au6  bret  \g>auptflaffen:  erftlta^  auö  ben  Hetnen  (Stgentfyüment, 
bte  bis  baf)tn  feine  allgemeine  ©teuer  an  bie  Ärone  bejaht,  unb  frei  über 


4)  Ibid.  466  oben, 
©fror er,  $abfl  @regortu8  vn.  58b.  IH, 


2 


18 


^afefl  ©legoviuS  VII.  unb  fein  Seitalter. 


i^re  ^ßerfon,  roie  über  tr)r  Qrtgenthum  verfügt  Ratten;  jroettcnS  au3  ©flauen, 
benen  bie  englifd)en  ©efe|e,  gletcfy  benen  beö  geftlanbS,  bie  (Srroerbung  eines 
fogenannten  peculium  ober  SHattcnetgen  juftcherten,  unb  brütend  au3  23e* 
ftfclofen  ober  Armen,  bie  vom  (Erträge  be$  ftrchltchen  Sllmofenö  unb  frommer 
(Stiftungen  erhalten  rourben.  OTe  bret  Staffen  verloren  nunmehr  ihre  fechte, 
unb  jroar  traf  bie  Aenberung  im  größten  Umfange  bte  Heilten  (gtgenthümer. 

Allgemeine  33efugntß  ber  greten  roar,  nad)  eigenem  (Srmeffen  ftdi  an 
einen  Ort  §u  begeben,  voohin  e$  ihnen  beliebte.  Ratten  fte  biefeö  S^ec^t 
behauptet,  fo  würben  ttorau6ftd)tltcr)  voctf)renb  ber  Seeräuberr)errfchaft  bte 
Reiften  auSgeroanbert  fein.  3)te  neu  eingefe^te  Steuertterroaltung  entriß 
bar)er  ben  flehten  (Stgenthüment  fammt  unb  fonberS  bie  gretpigtgfett,  ebenfo 
entriß  man  tfmen  bie  freie  Verfügung  über  ihr  (Sigentlntm:  fte  burften 
ntd)t  mein*  nad)  eigenem  (Srmeffcn  faufen  unb  verlaufen,  Sdntlben  jaulen, 
Schenfungen  machen,  benn  bie  neue  93ef)örbe  mad)te  ein  erfteS  ^fanbrea^t 
auf  alle£  fcorrjanbene  Vermögen  ber  Steuerpflichtigen  geltenb.  (Sbenfo  rote 
ben  bi6f)ertgen  freien  (Sigentfunnern  erging  e6  ben  «Silasen,  welche  ein 
peculium  befaß en,  unb  ben  Firmen,  welche  vom  (Ertrage  ber  frommen  Sttf* 
tungen  lebten:  bie  Scha£beamten  beS  jlorfarentrjumS  becften  bte  £anb  auf 
crftercö  unb  jogen  baö  Armeitgut  gan§  ober  tf)eilwetfe  ein. 

3m  Uebrtgen  Nörten  bte  Setben  ber  Unterbrächten  feineSwegS  mit  bem 
Verluft  be$  felbfterworbencn  Vermögens  ober  bem  Anteil  am  Ertrage  ber 
(Stiftungen  auf.  Saren  beibe  Duellen  ber  Steuer  burd)  frühere  Att6* 
[a^reibungen  erfcfcöpft  unb  würben  gleichwohl  —  wa$  häufig  gejchaf)  — 
neue  33ranbfd)a£ungen  geforbert,  fo  »erfuhr  bte  93er)örbe  gegen  bte  33er* 
armten  in  gletdjer  2Beife,  wie  nad)  ben  germaittfd)en  Volf3red)ten  über* 
haupt  wtber  sahlungSunfähtge  Sdmlbner  eingefc^rttten  §u  werben  pflegte: 
bie  Unglüdltchen  mußten  mit  tr)rer  eigenen  $erfon  ober  mit  bem  ^aufroertt) 
ihrer  ^tttber  unb  Angehörigen  etnftehen.  ganben  ficb  int  £anbe  felbft  größere 
©runbeigenthümer,  weld)e  gegen  perfönlid)e  3)tenftletftimgen  jahlungSunfähiger 
Steuerpflichtigen  bte  Gmtrtchtung  beS  Stettcrantf)etl3 ,  welken  (entere  ab§u* 
tragen  Ratten,  übernahmen,  fo  rourben  btefe  Muten  als  Arbeitsplänen  über* 
geben,  war  btcß  ntcf)t  ber  gall,  fo  »erfaufte  man  bie  Verarmten  felbft, 
ober  ihre  ^tnber  tn'S  AttSlanb,  meift  nad)  Spanien  ober  ©riecbenlanb. 
Ueberalt  30g  bte  Sßifmgerrjerrfcbaft  93tenfchcnhanbel  im  @roßen  nad)  ftcb. 
SefetereS  Uebel  muß  jtt)tfcf)en  1003  unb  1010  eine  fürchterliche  £ör)e  er* 
reicht  h^en.  2)enn  eine  britifche  ^irchen^erfammlung ,  welche  1009  §u 
^enham  §ufammentrat,  fal)  ftd)  genöthigt,  bei  Strafe  beS  SBaunS  ju  unter* 
fagen,1)  baß  Triften,  bie  fein  tobeSwürbigeS  Verbrechen  begangen  hatten, 
als  Silasen  außer  SattbeS  serfauft  werben  bürften.    2)affelbe  Verbot 

»)  Sangebecf  II,  466.  9?ote  g. 


93ierfeg  93udj.  QSap.  2.  (Sngtanb  unter  bem  Soc^e  bev  SBifinger.  ©Iren  ©abelbart.  |9 


fd)ärftel)  ein  ©efefe  Köllig  (StfjelrebS  vom  3ar)re  1008  ein.  9fu0  ben 
Korten  SÖulfftanS  erhellt  jeboer),  baß  bte  eine  SSerorbnung  fo  tt>entg  nüfcte, 
als  bte  anbere. 

Die  fragliche  Urfunbe  n>eiöt  noef)  auf  eine  wettere  Duette  fym,  au$ 
welcher  bte  von  bett  Normannen  eingefc^ten  ©auföntge  ober  6reueretntreiber 
ti)ctl3  bcn  ©elb&ebürfmffen  tt)rer  £erren  genügten,  tfyette  ftd)  fel6ft  be* 
retd)erten.  3)a$  ^irdbengut  mußte  r)ert)alten.  SBuIfflan  faßt:2)  „ju  ben 
3etten  be6  £etbentf)umö  wagte  ^temaub,  bte  bem  ©ötterbienft  gewetzten 
©üter  anjutaften,  bte  Tempel  31t  befepbigen,  ober  ben  $rteftem  berfelben 
bte  gebübrenbe  ($r)re  ju  verweigern.  33et  un3  tft  e6  anber$:  attentt)alben 
werben  bte  .fttrebengüter  geraubt,  bte  gewetzten  Statten  ber  $trd)en  unb 
Softer  angejüttbet  ober  verwüftet,  bte  ©etftlic&en  befcbtmüft,  verfolgt,  miß* 
fyanbelt."  3)tefe  (Srfcfyeinung  l)tng  mit  ben  vom  verftorbenen  2)unftan  ge* 
troffeneu  (Sinridjtungen  $ufammen.  ü)abura)  baß  ber  (§r§bifdjof  von  (Eanter* 
bnxi)  alle  Wöndjc,  atte  Pfarrer,  alle  siebte  unb  ©ifdjofe  §um  ftrengften 
©efyorfam  gegen  bte  9tegel  be6  f).  SBenebift  von  9?urfta,  rote  gegen  baö 
weltliche  ©efclj  verpflichtete,  baburd)  zweitens  baß  er  auf  verfd)tebenen 
bebrofyten  fünften  beS  SanbcS  50  neue  Jüöfter  errid)tete,  Ijatte  er  über 
bte  gan^e  3nfel  ein  9£e£  entfd)loffener  SBollftrecfer  fetneö  S2Öttten6  auöge* 
breitet,3)  welche  ben  fonft  fo  unbotmäßigen  $bel  unter  unabläfftger  2lufftdjt 
fyteften.  Wlit  verbtffencm  Sngrtmm  unterwarfen  ftd)  bie  weltttdjen  Herren 
einer  Dtbuung,  welcher  baö  engltfdje  $o(f  €>td)err)ett  unb  2Bor)lfianb  ver* 
banfte,  bie  aber  ib)nen  ein  unerträglich  3ocr)  festen.  bat)er  bte  oben 
erwähnten  tnnerltdHm  3erwürfmffe  tm  (5d)Ooße  be$  t)errfct)enben  ^aufeö 
bte  9J?adt)t  2)unftanS  brachen. unb  ben  Umtrieben  etnt)euntfcf)er  SBerfdjwb'rer, 
wie  ben  (Smfäflen  frember  Siftnger,  $t)ür  unb  Dingel  Öffneten,  ließen  bte 
Herren  ibrer  2Öutt)  gegen  TOndje  unb  @etftltd)fett  freien  Sauf  unb  rtffen 
baS  ßloflergut  unter  bem  33orwanbe,  ba$  $)anegelb  §u  beefen,  an  fief)  unb 
verbrannten  ober  §erftörten  bte  vorl)anbenen  ©ebäube. 

3n  mer)r  als  einer  ^infta)*  wirb  (Sinwirfung  beö  ©etftcö  ber  ffanbt* 
naotfd)en  Äorfaren  auf  bte  f)öt)em  6cr)td)ten  engOfcber  ©efellfdjaft  bemerfbar. 
2)er  wilbe  Srteb  toerfönlic^er  6clbftftänbigfett,  ber  nur  in  ber  @d)(acr)tretr)e 
©eljorfam  gegen  baö  9D?ad)tgebot  be6  §äuvtltng0,  aber  im  bürgerlichen 
geben  fein  23anb  ber  Unterorbnung  ertrug,  erhielt  ftcr)  in  »oder  $raft  bei 
ben  norbifcr)en  ©ermanen,  nad)bem  er  längft  bei  ben  fübh'cr)en  einen  Zv)äl 
fetner  Svannfraft  verloren  fyatte.  3n  ben  SBeretcr)  btefer  g(amme  gebracht, 
entjünbete  ftd)  bte  bt6l)er  unter  ber  Sffdje  glimmenbe  Unbotmäßigfett  beö 


4)  Sangebetf  II,  466.  9lotc  g.  2)  Ibid.  ©.  465.  467.  fßlan  tjcrglctc^c  ^tcju 
bic  öon  ^aigraüe  english  Commonwealth  II,  383  flg.  gefammette  <&ttüm.  8)  ©frßver, 
Ätr*.  ®efd&.  HI,  1619. 


20  %M  ©vegoviuS  VII.  uiib  fein  3ettotter. 

englifd)cn  5lbelS  ju  erneuerter  ©Tut.  9lber  nodt)  fchltmmere  3)tnge  lernten 
bie  Herren  von  ben  2Ötfingern.  2Bulfftan  flaqt ,  baß  baS  norbtfdje  Reiben* 
tr)um  in  @nglanb  wieber  auflebe,  baß  ber  ©laube  an  bte  chrtftlicbe  Religion 
in  gewiffen  Greifen  am  (Srlöfchen  f et.  (Sr  fagt:1)  „bte  gefte  werben  utebt 
mehr  begangen,  bte  fachlichen  gaftengebote  ntebt  mer)r  beobachtet.  Seute 
genug  gibt  eS  unter  uns,  welche  offen  bem  ©tauben  abgefagt  haben,  welche 
bte  Kirche  verfolgen,  bem  allgemeinen  2öof)le  wiberftreben,  baS  9ted)t  ©otteö 
verleben,  bte  cbrtftltcben  ©ebräuche  verhöhnen,  -üftatt  fe£t  unter  bem  Volfe 
allerlei  (Stnwürfe  unb  ©tadjelreben  gegen  baS  3Bort  ©otteö  unb  bte  *ßre* 
btger  beffelben  in  Umlauf.  3Me  ^Jtenfchen  btefeS  3^^*^  febämen  ftd)  ber 
guten  2Öerfe,  verfvotten  öffentlich  ben  ©otteSbtenft,  rühmen  ftd)  böfer  Zfyaku, 
[teilen  Diejenigen  als  3)ummf  övfe  hin ,  welche  ber  Religion  anhängen.  2BaS 
fte  verabfd)eucn  follten,  bem  jagen  fte  nach,  waS  fte  tlnm  unb  treiben,  ftnb 
©reuel.  S)a3  Sanb  tft  voll  ber  gröbften  Verbred)cr,  e£  wimmelt  von 
Sobtfchlägern,  Vater*  unb  $rteftermörbern,  Sobfeinben  ber  ^löfter,  Ver* 
rattern  ihrer  §erren,  von  offenfunbtgen  Abtrünnigen"  u.  f.  w. 

9D?ag  auef)  ein  guter  beS  gemeinen  Volfö  vom  Strome  beS  Ver* 
berbenS  fortgertffen  Würben  fein,  fo  tft  bod)  an  ftd)  Har,  baß  bte  getnb* 
febaft  gegen  ben  cbrtfttichen  ©lauben,  ber  ©etft  beö  Verneinend,  beö  3toeifelnS, 
beö  gegen  bie  evangeltfdje  £el)re  gerichteten  §ol)n6,  welchen  2öulfftan  fo 
berebt  betreibt,  von  ben  fymrfdienbett  klaffen  beS  engltfd)en  VolfS  aus* 
ging.  2)iefe  5lrt  von  ©tft  wächst  überall  in  ben  Greifen  ber  ©enteßer, 
unb  bringt  von  £)ben  nach  Unten. 

SBetl  ben  2ßiftngern  baran  lag,  bte  unermeßlichen  9ht|ungen,  bte  fte 
aus  (Snglanb  sogen,  fo  lange  als  möglich  §u  genießen,  ^aben  fte,  rote  man 
fteht,  eine  etgenthümlicbe  $afte  etn^eimtfeber  ^rannen  gefchaffen,  bte,  nur 
von  ihnen  abhängig,  nach  Dben  baS  rechtmäßige  ^önigthum  untergruben, 
nach  Unten  aber,  bem  Volfe  gegenüber,  eine  witlfürliaV,  fcbranfenlofe  ©e* 
walt  übten.  £)amtt  fällt  jagtet d)  Sicht  auf  gewtffe  Ü)tnge,  bie  fünft  beim 
erften  Slnblitf  unbegreiflich  erfreuten :  Voreltern,  baß  Herrath  am  Könige 
unter  bem  engltfd)en  Abel  ein  fo  häufiges  Verbrechen  war.  ©egen  bie 
geheime  33ebingung,  jeben  Verfud)  §u  2Bteberherftellung  ronigltcher  9Jtaa)t 
$u  hintertreiben,  hatten  bie  Sötfmger  ben  ©aufötttgen  jene  tr/ranntfehe  ®e* 
walt  in  bie  §änbe  gefvielt.  Vermöge  ihrer  «Stellung  mußten  beßhalb  bie 
bevorzugten  bem  rechtmäßigen  ^öntgtl)um  entgegenarbeiten.  Said)  bie  lange 
3)auer  ber  £errfd)aft  beS  «ftorfarenthumS  erflärt  ftcf)  aus  berfelben  Urfache. 

gaft  brei  3ahr§ef)ntc  haben  bte  ffanbtnavtfd)en  ^traten,  tro£  ihren  im 
©an^en  geringen  Streitfräften  ein  Volf,  baö  ihnen  an  taufenbfach  über^ 
legen  war,  wie  einen  (Schwamm  ausgepreßt.    (Sbenfo  lange  lebten  bte  mit 


l)  SangeBecf  I.  470.  Olr.  16—19. 


Viertes  Surf).  @a}>.  2.  (Snglanb  unter  bem  3ocr)e  ber  SBtfinger.  ©tuen  ©abelfcart.  21 


ifnten  verbunbenen  5lbeligeu  herrlid)  unb  in  greuben:  mitten  in  bor  allge* 
meinen  (Srniebrigung  be6  Volfö  blühte  t£>r  SBaijcn.  3n  ber  menfcbltchen 
9?atur  aber  liegt  ee,  baß  ©oldbe,  bcnen  e$  gut  get)t,  auch  wenn  it)r  ©IM 
um  bie  6cf)cmbe  ganzer  Nationen  erfauft  ift,  ba$  S3eftet;enbe  ju  erhalten 
ftreben.  3)a  bie  gorrbauer  be$  *ßrunfe$,  ber  bie  ©auföntge  umgab,  von 
Verlängerung  ber  ^errfebaft  be6  ÄorfarenifntmS  abging,  forgten  fte  bafür, 
baß  (Snglanb  ben  Räubern  unterworfen  blieb.  9?ur  ba6  geheime  3ufammeit' 
fielen  emfyctmtfdjer  TOtverfcftfoomer  macht  ben  langwierigen  SBeftanb  bee 
3od)3  begreiflich. 

(Snbltcfi  ftel)t  man,  baß,  wenn  nicht  vor  Ottern  bie  tiefen  (Schöben,  an 
welken  (Englanb  fteebte,  befeitigt  waren,  von  Slbfchaffung  beö  norbifdjen 
©eeraubS  nimmermehr  bie  S^cbc  fein  fonnte.  Vichts  fruchtete  bie  glatt* 
jenbfte  55erebtfamfeit  geiftlicber  ^rebtger,  nichts  felbft  bie  ftrengften  ©efe|e, 
fo  lange  ber  leiebte  ©ewtnn,  ben  (SngtanbS  Sdjwädje  bot,  bie  ffanbina* 
vtfebe  3ugenb  §um  3©iftngergewerbe  vcrlodte.  Um  ba#  engltfche  Volf  §u 
retten  unb  bie  5lu3rottung  beS  anbern  ©reuels  vorzubereiten,  war  ein 
energifduT  Surft  nöthig,  weldjer  e3  verftanb,  ben  SBegterben  jener  flehten 
Herren  ein  ftafylerneä  ©ebiß  anzulegen.  2)er  nachmalige  Cßabft  ©regor  VII. 
hat,  noeb  al£  ßarbtnal  ,§ilbebranb,  einen  folgen  gürften  gefugt  unb  in 
ber  *ßerfou  bc$  Normannen  Sßtf^elm  gefunben. 

Gmbltd)  entwerfen  Sßulfftanö  $rebigten  noch  ein  93Ub  von  ben  2ßtr* 
fungeu,  welche  bie  Jtorfarenl)cvrfchaft  auf  bie  allgemeinen  3uMn^e  ^ 
Sanbcö  unb  Volfö  l)crvorbrad)te.  -6ie  waren  entfe|lid)er  5lrt.  3n  Ver* 
jweiflung  getrieben  burd)  bte  unerfchwinglichen  ©elbforberungen,  entliefen 
Saufenbc  von  ©Häven  ihren  Herren,  traten  bei  ben  2Mtngern  unter,  unb 
halfen  bcnfelben,  baö  eigene  £anb  verheeren.  „$)aö  ärgfte  ber  Uebel,"  fagt1) 
ber  ^rebiger,  „ba$  einer  Nation  §uftoßen  fann,  t)at  unö  betroffen,  ©Häven 
entrinnen  ihren  ©ebietem,  f fließen  ftd)  .ben  h^bnifd)en  Räubern  an,  unb 
führen  nun  jlrieg  gegen  bie  ehemaligen  £erren.  2)aburch  ift  e3  fo  Weit 
gekommen,  baß,  wenn  ber  entronnene  ©Have  im  Kampfe  feinen  £erm  er* 
fdilägt,  ber  9J?orb  ungefüllt  bleibt,  währenb  umgerührt  ber  §err,  wenn 
er  feinen  ©Häven  tobtet,  bie  fchwere  für  9J?orb  an  2Ötftngem  übliche  SBuße 
erlegen  muß."  3)er  3uwacbö  an  ©trettfräften,  ben  bie  Räuber  auf  folc^e 
Steife  erhielten,  fcheint  bebeutenb  gewefen  $u  fein.  3)er  $rieg  lieferte 
f elber  bie  üflittcl  fetner  Verlängerung. 

Mc  Safter  unb  Uebel,  welche  Verarmung  unb  Drucf  erzeugt,  Wucher* 
ten  maffenhaft  empor.  3)a  bei  ber  h^fchenben  ^echtloftgfeit  nur  ber 
SBcftfc  von  ©elb  ©tcherheit  verfd)affte,  burchbrach  bie  (Sucht,  ftet)  btefeS  un* 
entbehrliche  Wim  $u  verfa)affen,  alle  ftttlichen  33anbe.    Sulfftan  fagt:2) 


*)  SangeBecf  II,  468.  9tr.  13.       2)  Ibid.  <S.  467.  9h.  8  unb  468  ftr.  11. 


22 


$abfi  ©vegoriue  VII.  unb  fein  Bettalter. 


„bie  Siebe  jwtf^cn  bcn  gämtlfenmitgliebern  fyat  aufgehört,  bcr  Sltwerwanbte 
wirb  wie  ein  grembling  befyanbelt.  SQSenn  \ia)  ©elcgenfyett  bietet,  »erfauft 
ber  SSater  ben  Sofyn,  ber  <£otyi  bte  Butter,  ber  35 ruber  ben  trüber  für 
(Selb  an  bte  geinbe."  3)tebftäf;le,  ÜHorbfyaten,  Straßenraub  waren  all* 
tägltcr;.1)  SBetl  bte  Sieder  tton  ben  »erjttjjrffelten  ober  tfyrer  porigen  beraub? 
ten  (Stgentfyümern  ntcfjt  mefyr  gehörig  bebaut  würben,  entftanb  £unger3nott) 
unb  in  golge  btefer  brauen  serberbltaje  Seudjett  unter  fDtatfa>n  unb 
SBtefy  auS. 

Daö  Sajlimmfte  war,  baß  ber  milttärtfdie  ©etft  be$  angclfädjftfaien 
Stammet  erlofd),  baß  btefeS  fonft  mutige  SSolf  in  meberträcbtige  geigfyett 
fcerfanf.  „Seit  Satyen,"  flagt2)  2ßulfftan,  „tft  ber  Steg  t>on  uns  gewtcben, 
unb  fo  fefyr  ftnb  un$  bte  Räuber  überfegen,  baß  ein  einiger  Normanne  in 
ber  @djlad)t  10  ber  Unfrtgen  tn  bte  glucbt  jagt.  Sflana^mal  brechen  10 
bte  12  tu  einen  (Sbclfjof  ein,  fdjänben  ttor  ben  Slugen  be$  £l;an$  (be$ 
@ut3beft£er$)  feine  grau,  feine  Softer,  feine  9ctd)ten.  *M)tg  ftcf>t  ber 
Sfyan  su,  er,  ber  öietfetc^t  großes  ®ut  beftfct  uub  fonft  unter  bie  Sapfer* 
ften  be$  SanbeS  gestylt  warb.  3a  ^weilen  gefa)iel)t  e$,  baß  ein  efyema* 
liger  ©Hatte,  ber  bei  ben  SBifingern  £)tenfte  nafym,  au#  foldjen  ^fnläffcn 
ben  ^errn  wie  einen  §unb  befyanbelr.  2)er  3°rn  ©otteS,  ber  auf  un$ 
laftet,  fyat  uns  allen  9Diutf)  genommen.  3n  Gruppen  t>on  3^et  unD 
burd)ftretft  ba$  SMuber&olf  bie  3nfel  tton  einem  (Snbe  §utn  anberu  unb 
treibt  Staffen  von  (Efmften  fcor  ftcf;  fyer." 

Die  ©efd)tcbte  liefert  fyäuftge  33etfptele,  baß  t>ertt>etdr)ltcf)te  SBolfer,  ge* 
ftäfylt  bureb  frembe  ©ewaltfyerrfebaft,  ftcb  ermannen  unb  bte  Sugenben  be$ 
sD?utf)3  wieber  erlangen.  2&arum  gefftaf)  l)ier  baS  ©egentfyetl?  3d)  benfe: 
Slrgwofyn  war  Urfadjc  bason.  £ätte  ba£  angelfäcbftfd)e  SSolf  nur  mit  ben 
SBifmgern  §u  tljun  gehabt,  fo  würbe  c$  bei  feiner  Ueber$af)l  mit  ben  gremb* 
lingen  fertig  geworben  fein.  Slllem  3^ber  füllte,  baß  etnfjetmtfcbc  ÜBerrä* 
ttyx  ben  auswärtigen  Räubern  in  bte  §änbe  arbeiteten.  5ßetl  ber  gemeine 
SJcann  faf),  baß  ber  ßontg  ein  Sdiwäcfyltng  fei,  unb  baß  ber  Slbel,  ber  bie 
SBaucrfdjaft  l;ätte  ins  ©efeebt  führen  follen,  mit  ben  Äorfaren  unter  ber 
£>ede  fptelte,  ließ  er,  an  ber  9)(öglicbfeit  beS  StegS  t>er§Wetfelnb,  bie  £anb 
ftnfen.    Duette  fia),  wer  fann,  war  bie  Sofung. 

•DJctt  ben  Saftern,  welche  Verarmung  unter  ber  großen  Sftaffe  erzeugte, 
gingen  2luefdjtt>etfungen  ber  Ueppigfet't,  tterübt  von  ben  Wenigen,  bie  auS 
ber  (Srntebrtgung  Silier  tfjren  $ortl)eil  sogen,  £anb  tu  $anb.  <Sl)cn  wur* 
ben  nur  aus  93ercd)ituug  gefa)loffen.  „Wt  ©ewalt,"  fagt3)  2ßulfftan, 
„reißt  man  (reiche)  2ßtttwen  jum  Slltare."  2)aS  8anb  war  voll  ^ureret  unb 


')  Ibid.  @.  466.  yix.  7. 
0lv.  5. 


2)  Ibid.  ©.  469.  9tr.  14.  15.        3)  Ibid.  <S.  465. 


«ßierteö  93ucr).  Sav«  2.  (Snglanb  unter  bem  Socfye  ber  SBifinger.  ©toen  ©abelbavt.  23 


lieberliajer  Käufer,1)  unb  (Srfcfyeinungen  famen  ttor,  meiere  (onft  nur  bie 
grüßte  tterborbenfter  Ueberbilbung  ftnb:  „mehrere  ftet)en 2)  jufammen  unb 
mieten  eine  33uf)lerin,  bei  ber  bann  jeber  feinen  Sag  r)at."  $ua)lo$  ser* 
bient,  rourbe  ba$  ©elb  mit  ©d)lemmen  burcfygejagt.  gemeine  Safter 
ftellt  SBulfftan  ©eij  unb  ^rafferei  neben  etnanber. 3)  £äuftg  nat)m  bie 
()errfd)enbe  2teberlid)feit  r)etbmfcr)e  gormen  an.  SBuIfjton  fyrid)t4)  tton  iluu 
bermorb,  ©tftmtfdjeref  unb  53efuct)cn  bei  roafyrfagenben  £eren. 

ift  ein  Buftanb  ber  Sluflöfung  aller  gefettfd;aftltcf;en  23anbe,  ben 
er  fdu'lbert.  3)rof;enb  m\$t  er  auf  ein  $orbilb  ber  älteren  @efd)ia)te  (Sng? 
lanbd  Inn:5)  „etnft  voofynten  in  btefem  Sanbe  bie  dritten,  son  beren  €>a)icf* 
falen  ein  ©d)riftftetler,  Samens  ©ilbaS,  §eugt.  2Öeil  fte  gan§  in  $ucf;lofig* 
feit  tterfanfen,  rourben  fte  tton  unfern  93orfal)ren,  ben  $lngelfad;fen,  au$ge* 
rottet.    2Benn  roir  un$  nia)t  beffern,  wirb  e$  und  ebenfo  ergeben." 

QBarum  f)at  ftdt)  fein  einl)etmifa)er  Detter  gefunben,  ber  bie  2lrt  an 
bie  993ur§el  beS  UebelS  legte?  $ömg  (Stfyelreb,  bem  sunäcbft  bie  $flta^t 
oblag,  für  baö  $3ol)l  be6  SanbeS  §u  forgen,  roar  allerbingd  ein  (Sd)roäa> 
ling.  „@tl)e(reb,"  fagt6)  ein  englifc^er  (Sfyrontft  $um  3a^r  1013,  „faß  un* 
tfyötig  ju  Sonbon,  in  £rägf)eit  »erfunfen;  argroölmifd)  unb  feig,  roagte  er 
9ciemanbö  9tatr)  §u  befolgen,  noa)  ba£  £eer  §u  oerfammeln  unb  gegen  bie 
Räuber  §u  führen,  beim  er  fürchtete  ftetö,  baß  ber  9lbel  GntglanbS  iJ?n 
im  5lngefia)te  beSgetnbeS  »erraten  roürbe."  (Sin  anberer  ©dirift* 
fteller,  SBerfaffcr  ber  Men6gefcbtd)te  M  (Srsbtfd)of$  (Slfeg,  meint,6)  ($tf)el* 
reb  l)abe  mel)r  einem  9J?öncf)e,  alö  einem  Solbatcn  geglichen.  Allein  (£tfjek 
rebö  Vorgänger,  bie  Könige  (Sbgar  unb  (Sbuarb,  voaren  faum  fräftiger  ge* 
roefen,  unb  bod)  fyatte  unter  biefen  §errfd)ern  ber  fyeitige  £)uuftan  ben 
grieben  gewahrt  unb  (Snglanb  auf  eine  t)or)e  (Stufe  t)on  -äftaebt  erhoben. 

5luct)  fann  man  ntd)t  fagen,  baß  mit  3)unftcm$  $obe  baö  ©efcfylecfjt 
fähiger  ^ira)enl)äupter  erlofct).  2iu£  ber  6d)ule,  bie  er  hinterließ,  gm* 
gen  au6ge§eia)nete  Prälaten  fyeroor,  bie,  ob  fte  auef;  an  Energie  hinter 
ifyn  §urücfblieben ,  boct;  ityttm  £anbe  nü^licbe  3)ienfte  leifteten.  2Öarum 
ttermodjte  feiner  ber  (entern  bag  §u  tfyun,  voa3  Ümnftan  ttor  40  3af)ren 
gett)an  fyatte,  baS  (Steuerruber  p  ergreifen  unb  ben  Staat  §u  retten?  Die 
Urfadie  lag  in  ber  tteränberten  Stellung  be6  53i6tl)umö  ^um  Sfyrone.  6ett 
bem  5luöbrua)e  jener  Streitigfeiten  im  l)errfd)enbeu  ^aufe  roar  e$  bem  5lbel 
gelungen,  bie  33tfa)öfe  ^om  §ofe  §u  entfernen,  ba3  ^önigtl)um  unb  ben 
^lerud  bauerub  §u  entjroeien.  9lur  im  SBunbe  mit  ber  Ärone  fonnte  bie 
@eiftlia}fett  entfdjeibenben  Einfluß  auf  bie  großen  ©efcfyäfte  üben. 


')  Ibid.  <S.  470.  mx.  19.  2)  Ibid.  6.  469.  S^r.  11.  3)  Ibid.  <&.  470.  9ir.  16. 
4)  Ibid.  9ir.  19.  5)  Ibid.  ©.  471.  9lr.  21  u.  22.  6)  SPkUjäug  yon  2Befimün{iev 
im  Sluöjugc,  ibid.  @.  468.  OJote  b. 


24 


Sßa&ji  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Beitoltev. 


•ftta)t  bloS  an  2)auer  gltd)  bte  £errfcbaft  ber  2Bifmger  über  Englanb 
berjentgen  Epoche  ber  @efd)icf)te  3>utfct;lanb3,  welcbe  man  mit  bem  tarnen 
beä  30jäfjrtgen  Kriegs  belegt.  SBcnn  au3  te|teteffl  3^traum  fein  anbereö 
2)enfmal  auf  uns  gefommen  wäre,  al$  bie  *ßrebtgt  trgenb  ctaeö  2Mfd)of3, 
worin  e$  l)teße:  nta)t3  fei  häufiger  gewefen,  alö  Verrat!)  am  oberften  £ef)en^ 
hernt,  ber  t)ol;e  2lbel  fyabe  ba$  SSolf  fremben  Räubern,  3)änen,  ©djweben, 
©atltern  —  waren  bte  Einfälle  be$  2)äuen  Ef)rifttern  IV.  unb  be3.©otf)en 
©uftao  2lbolf  etwa6  2lnbere$,  al$  eine  Erneuerung  ber  Sötftnger  3üge  beS 
10.  unb  11.  3al)r!)unbertö ?  —  in  bte  £änbe  geliefert,  bie  ehemaligen 
greien  $u  Jtned)ten,  bte  23auerfa)aft  §u  ^Bettlern  erntebrtgt,  bie  Nation  in 
©cfyanbe  unb  Elenb  geftitrst  unb  um  it)ren  mtlttärtfa)en  9iul)m,  tr)re  £ugen* 
ben  gebracht,  fo  würben  btefe  <5ä£e  ben  allgemeinen  Umriß  unferer  bama* 
Ilgen  ($efdnd)te  ebenfo  getreu  fd)ilbern,  al$  bte  oorf)anbenen  2lu6$üge  ber 
Äan^elreben  SMfftanS  ben  @ang  ber  ©efdjtcfe  EnglanbS  bejetebnen. 

ES  fei  mir  geftattet,  eine  anbere  Söemerfung  beizufügen,  §u  welcher 
bte  $ergleid)ung  EnglanbS  unb  @ermanten£  r)tnbrängt.  Äetn  93olf  ber 
Erbe  ift  gegenwärtig  oorl)anben,  baö  ftd)  an  9ttad)t,  an  2Bof)lftanb,  an 
wol)fr>erbientem  9M)tne  mit  bem  englifdjen  meffen  bürfte.  Unb  boef)  wie 
tief  ftanb  biefeS  Englanb  ju  Anfang  be$  11.  3aWunbert$  unter  ber  ©fla* 
»enpettfcjje  ffanbtnaotfcber  ^traten;  wie  tief  ftanb  eö  wteberum  im  16.  unter 
jenem  Reinritt)  VIII.,  ber  feinen  Untertanen  ein  ftrd)ltd)e£  unb  bürgen 
ItcfyeS  3oa)  auflegte,  wie  v>tcUetdr)t  fein  anberer  ^errfc^er  e£  je  gewagt  f)at; 
wie  tief  enblta)  in  ber  ^weiten  £älfte  be£  17.  3al)r()unbert3  unter  ben 
Wteberl)ergeftcllten  «Stuart,  bte  ftd)  nid)t  fcfiämten,  @olb  tton  ber  trotte 
granfretd)  §u  nehmen.  Ü)eutfa)e,  benen  Unmutr;  am  £er$en  nagt,  mögen 
auö  englifebem  S3ctfpie(e  Sroft  fa)ö>fen.  3ebe  a)ri filtere  Nation  trägt  bie 
gäfytgfett  in  ftcb,  auö  innerem  ober  äußerem  Verfall  auf$ufter)en,  unb  barf 
bte  Hoffnung  l)egcn,  baß  ber  8aum,  ber  serborrt  fdjetnt,  wenn  günftige 
Süfte  wel)en,  wteber  ÄnoStoen  treibe. 

Anfangs  waren  e$  ber  SEifmger,  bie  in  Englanb  einbrachen,  nur 
wenige,  balb  ftieg  ü)te  ßafyl  in  bem  $erl)ältntffe,  wie  2)änemarfö  Könige 
$f)eil  an  ben  ^Raubzügen  nahmen.  3Siele  tarnen  werben  erwähnt,  bte  wir 
tton  früher  l)ct  tarnen:  *ßalnatode,  ber  nachmalige  Hauptmann  ber  3om& 
bürg,  welcher  in  feiner  3ugenb  wäljrenb  eines  3ug3  nach  ber  englifeben 
Mk\k  bte  «£>anb  ber  £)lofa,  einer  Softer  be$  waltfifd)cn  gürften  (EtcpljaH, 
unb  als  25rautjcbai3  Sinti)  ctl  an  ber  ^errfcfyaft  bcS  ©d)Wiegeroater6  erlangt 
l;aben  fotl, f)  6tgwalr>,  Struu)aralb6  @of)n,  gletcbfallö  einer  ber  ^auptleute 
von  3om3burg,  ber  laut  ber  Sobrebe  auf  Emma  oon  ben  5lngelfad)fen, 
otelleidU  au^  5lnlaß  M  8lutbab3  von  1002,  »on  welkem  fyätcr  bie  ^ebe 


»)  Sa^enberg,  ©efäicfyte  (^nglanbe  I,  420. 


SSierteö  23ud).  Gap.  2.  (Snglanb  unter  bem  Sodje  ber  SBifinger.  Sroen  ©abelbart.  25 


fem  wirb,  erfragen  roarb,1)  Xfyoxtil,7)  roahrfd)etnltch  6tgroalb6  trüber, 
ber  nad)  ben  Angaben  berfelben  Duelle  fd)on  vor  1000  (Snglanb  ^etmge." 
fuct)t  haben  bürfte,  enbltd)  bie  betten  6eefötttge,  Olaf,  $ryjgtt>e'6  (5ol)n, 
ber  laut  bem  früher  angeführten3)  3cu9ntffe  @norro'3,  fa)on  um  990  bte 
tüeftltcben  dJlcm  buref/f erwärmte,  aber  al$  getnb  (SngfanbS  von  angelfäa> 
jtfdjen  Duellen  etft  fett  bem  3ahve  993  erwähnt  rotrb,  bann  @roen,  ber  6ol)n 
^aralbö  8d)Voars§ahn. 

£)er  erfte  größere  Angriff  burch  btefe  unb  anbere  2Öifmger  erfolgte4) 
im  3a!)re  991  unter  einem  2lnfül)rer  @utf)munb,  ©treftanS  «Sohlte,  über 
beffen  ^etmatl)  unb  frühere  Sct/tdfale  feine  Nachrichten  vorliegen.  SBtyrtl)* 
nott),  (Sari  von  (Sffer,  rütfte  ben  Räubern  entgegegen,  warb  aber  von  ben* 
felben  beftegt  unb  erfragen.  6a^recfen  erfüllte  ba$  Sattb,  unb  $um  erften* 
male  gefdjal)  e£  bamatö,  baß  Zottig  (M)elreb  bte  9fiut)e  ber  2Ötfmger  mit 
einer  33ranbfo)a^ung  §u  erfaufen  befchloß.  Sie  betrug  10,000  $funb  6tf* 
ber.  @egen  btefe  <5umme  t»er^fltcr>teten  ftet)  bte  jtorfaren,  ntcf)t  nur  ferneren 
^piünberungen  für  ihre  $erfon  $u  entfagett,  fonbern  aua),  rote  e$  fa)etnt, 
baS  Sanb,  baö  fte  bejaht  l)atte,  gegen  bte  Unfälle  anberer  Normannen  $u 
fcf)ü^en.  Sie  felbft  blieben  in  (£nglanb,  unb  erhielten  bte  Lieferung  von  Sebent 
mitteilt  §ugeftd)ert.  £)a£  eine  33erfprea>en  würbe  fo  wenig  erfüllt,  als  baö 
anbere:  ©utl)mttnbö  Seute  fuhren  fort,  baö  engltfcr)e  35olf  §u  bebrängen 
unb  machten  gemeine  ©ac^e  mit  fyäter  gefommenen  ^orfaren. 

Unter  btefen  Umftänben  verwanbelte  ftcf»  bie  53ranbfc^a|ung  von  992, 
welche  urfvrüngltch  ba3  engltfche  3Solf  einmal  für  allemal  ju  jaulen  über* 
nommen  fyatte,  in  eine  regelmäßige  £aft,  welche  ben  Tanten  5)anegclb  er* 
^ielt  unb  immer  r)öf)er  flieg.  2)a6  zweite  3)anegelb  würbe  im  3al)re  994 
an  Dlaf,  Srtygwe'ö  Sof)n,  entrichtet  unb  betrug,  rote  an  einem  anbent 
Drte  gezeigt  roorben,  16,000  *Pfunb  Silber,  ba$  brüte,  auferlegt  im  3af)re 
1002,  erreichte  bereits  bie  3tffer  ^on  24,000  *ßfunb,  baS  vierte,  vom 
3ahre  1007,  flieg  auf  36,000  $funb,  baS  fünfte,  vom  3ahr  1012,  fchwoll 
bis  ju  48,000  *ßfunb5)  an.  3wtfc^en  btefe  große  3ahlungen  Innern  mußten, 
laut  Eingabe  angclfäd;ft|d)er  Duellen,5)  faft  altjäl)rlid)  Heinere  gemalt  Wer* 
ben.  3»  Uebereinfttmmuug  l)iemtt  berichtet6)  ber  beutfehe  (%onift  2>tet* 
mar  von  9)?erfeburg,  baß  bte  Normannen  eine  9ftenge  ©runbeigenthümer 
von  §auS  unb  §of  vertrieben,  ftd)  auf  bem  geraubten  33oben  nteberlteßen 
unb  überbteß  baS  engltfd)e  3ßolf  zwangen,  ihnen  einen  jährlichen  Tribut  ju 
befahlen.  3>uU%t,  nacktem  bie  Räuber  für  immer  aus  (Sttglanb  vertrieben 
waren,  bauerte  gleidiwof)!  baS  X)attegelb  fort,  c$  gieng  nämlich  in  eine 

')  Encomium  Emraae  hei  £ange6e(f  II,  475.  2)  QJlan  vergleiche  über  tfyn  ibid.  II, 
458  flg.  ')  Q3anb  II,  594  flg.  4)  ©eiveife  bei  ^uvnev  II,  306  flg.  Cappenberg  I, 
423  flg.  5)  SDic  SBetoetfc  gefammelt  bei  Cangebecf  II,  468.  9lote  a.  ,;)  Chronic. 
VII,  26.  qjetfc  III,  848  oben. 


26 


$abfi  ©regoviuS  VII.  unb  fein  3ettalter. 


fteljenbe  ©teuer  über,  roeldje  bie  ßrone  einbog,  ^etnrtct)  von  Huntington, 
ber  um  1140  fd)rieb,  fagt:1)  „baS  3)anegelb  roctyrt  bis  auf  ben  gütigen 
Sag  fort  unb  roirb,  wenn  ©Ott  ntd)t  l)tlft,  noct)  lange  befielen ;  benn  btefe 
©teuer,  bie  wir  Anfangs  au8  ©Breden  ben  3)cmeu  entrichteten,  jafjlen 
wir  \z%t  auS  ©ewof)nl)eit  an  unfere  Könige." 

2)a$  geheime  3ufammenfyielcn  ctnt)etmt)cf)cr  53errätr)er  mit  ben  fremben 
Räubern,  beffen  ©rünbe  id)  oben  entwitfelt  f)abe,  tritt  fogleia)  nacb  (Sin* 
füfyrung  beS  erften  2)anegelb3  von  992  l)ervor.  2)a  bie  Räuber  tro|  ber 
3at)(ung  baS  Sanb  »erfjeerten,  ließ  Köllig  (Stljelreb  ju  Sonbon  992  eine 
mächtige  glotte  auSrüften  unb  fc^tcfte  fte  gegen  ben  geinb,  aber  bie  2öat?l 
bcS  Cannes,  bem  er  ben  Oberbefehl  übertrug,  vereitelte  bte  (Srretcriung  be$ 
3wedö.  2lelff)cre,  (Sari  von  9ftercta,  ber  983  ftarb,  hatte  einen  ©or)n 
2lelfrtf  htnterlqffen,  ber  baS  2el)en  feines  93aterS  erbte.2)  2)tefer  Sletfrif 
mar  balb  barauf  von  $öntg  ($tf)elreb  wegen  Untreue  beS  £anbe£  verliefen, 
aber  in  Äurjem  §urüdgerufcn  unb  §u  ©naben  angenommen  worben.  2)a* 
malS  ernannte  ihn  ber  Äöutg  §um  33  e  fei;  1 61)  ab  er  ber  glotte,  bod)  [teilte  er 
\%m  §wci  33tfa)öfe,  bie  feine  ©unft  genoffen,  5llfftan  unb  2k3wtg  jur 
©ette,  woraus  §u  erhellen  fcheint,  baß  (Stf)elreb  bem  (Sari  nta)t  recbt  traute, 
©ein  3lrgroot)n  würbe  burd)  ben  (Erfolg  geredjtfertigt,  benn  md;t  nur  ver* 
rtetr)  Slelfrtf  ben  Normannen  Ort  unb  Sag  beS  befd)loffenen  Angriffs,  fon# 
bern  er  ging  fogar  mit  einigen  ©djiffen  §u  bem  geinbe  über.  2)ie  eng* 
lifd)e  glotte  lief  auS,  vermochte  aber  ben  geinb,  weil  berfelbe  gewarnt  war, 
nicht  ^u  überrafd;en.  2)te  meiften  Normannen  entflogen,  einige  wenige 
©cfjtffe  würben  von  ben  (Snglänbem  erreicht  unb  genommen. 

9?aa)  biefem  uuvollftänbtgcn  ©iege  berief  «ftöntg  (Stfjelreb  eine  93er* 
fammlung  welt(td)er  unb  getftltd)er  ©rojkn,  welche  ben  53ann  über  Slelfrtf 
verhängte,  unb  feine  ©üter  ber  trotte  §ufpraa):  zugleich  würbe  ein  ©olm 
5lclfrü%  Sllfgar,  vielleicht  90?itfd)ulbtgcr  beS  $aterS,  auf  (SthelrebS  33efel;l 
geblenbet. 3)  5)a$  auS  bem  fübltc^en  (Snglanb  vertriebene  9?ormamtenheer 
wattbte  ft<h  nad)  ben  nörblicben  ^rovtnjen,  wo  ftd)  von  ben  ^aufyügen 
be$  9.  3ahrf)unbertS  l)er  viele  2)änen  niebergelaffen  Ratten,  eroberte  bort 
bie  ©tabt  SBanborough ,  lief  bann  in  bte  Sttünbung  beS  §umber  ein  unb 
verheerte  weithin  9?ortl)umberlanb.  2)le  (Stnwohncr,  obgleich  bäntfd)eu  @c* 
bliitS,  waren  Anfangs  entfd)lof)eu,  ber  trotte  treu  ju  bleiben,  fammelten 
©d)tffe  unb  ein  £eer.  Allein  brci  ber  (Sbelleute,  bie  fte  $u  güljrern  roäl)l^ 
tcn,  giengen  ju  ben  Normannen  über  unb  verrieten  ba$  Sanb. 

3m  folgcnben  3al}re  —  993  —  erwähnen  bie  angelfäcfyftfcbcn  ^l)ro^ 
ntftn  jum  erftenmale  bie  $lnroefenf;eit  beS  ^orrvegerS  £)laf  £n;groefon. 


l)  Saiuje5ecf  II,  468.  2)  Sa^^enberg  I,  420.  Ä)  Turner  II,  309  flg. 

\ia)?^euberg  I,  424  flg. 


93terte£  93ud).  da\>.  2.  (Snglanb  Bittet  bem  3od)e  ber  Sifingev.  ©wen  ©abelbavt.  27 


($r  fur)r  bte  $hcmfe  hinauf  bis  über  £onbon,  fefyrte  bann  jurücf  unb  ver* 
beerte  Äcnt.  Von  befonbern  Üftajjregeln,  bte  gegen  tr)n  getroffen  würben, 
tft  ntebt  bte  *Rebe.  übermal  erfctyfen  er  im  folgenben  3afyre  994,  bod) 
btefjmal  nicht  allein,  fonbem  in  ©emeinfebaft  mit  bem  £>änen  ©wen,  §a* 
ralbS  ©ohne.  3)a  (euerer  nad)  feiner  Vertreibung  auS  3)änemarf,  laut 
ber  SluStage !)  2lbamS  von  Vrcmen,  in  ©dwttlanb  3uPuch*  fuch^  im*>  \^ 
bem  laut  ben  ^nbeutungen  bcS  s3J?erfeburgcr  ^Dietmar 2)  baS  SBiftngcr 
©eroerbe  trieb,  ba  ferner  bte  engltfcben  ^ronifen  erft  mit  bem  Safere  994 
etwas  von  ©wcnS  Sljaten  beliebten,  fo  siebe  tcb  ben  ©ebluf*,  baf  bcrfelbe 
fur$  vor  994,  a()o  993,  gelungen  worben  ift,  fein  hnmathltcbeS  9ietch  §u 
verlaffen.  5£)icß  ftebt  in  gutem  (Sinflang  mit  ben  anberweittg  nachgewie* 
jenen  ©puren. 

Srnrct)  bte  Vereinigung  £)lafS  unb  ©wenS  I)atte  bte  Tladjt  ber  SBtftn^ 
ger  eine  gefährliche  ^)ö^e  erreiebt.  3n  ber  %t)at  ftnben  wir  fofort  bie 
fäbtgften  9^atl)gc6er  beS  Königs  (Stt)elreb  mit  ber  Aufgabe  befefsäfttgt,  betbe 
Häuptlinge  von  einanber  §u  trennen.  93et  btefem  Slnlaffe  tritt  ein  ßlerifer 
hervor,  ber  offenbar  §u  ben  fäbigften  ©cbülem  3)unftanS  gehört  unb  feinem 
Vatetlanbe  in  trauriger  3tit  widitige  £)tenfie  geleiftet  hat.  (Slfeg,  ©projj* 
ling  eined  vornehmen  ®efchlcd)tS,  wibmete  ftefe  frühe  bem  geiftlichen  Berufe 
in  einem  Softer  bcS  ©ebietS  von  ©loucefter,  würbe  ftoäter  Slbt  einer  tytie 
bei  93atf),  unb  gewann  thctlS  burch  feine  @elef)rfamfett,  tr)etlS  bura)  2lSccfe 
fold>eS  Stnfel)en,  baß  viele  ©cbüler  ftcb  um  ihn  fammelten. 

@lfegS  D^uf  war  feft  begrünbet,  als  Anfangs  2luguft  984  ber  bisherige 
23tfcbof  von  3ötnd)efter,  (Stf)elwalb,  mit  $ob  abgieng.  2)er  ©tuf)l  von 
2ßtncbefter  lag  im  9ttetro:polttanfvrcngeI  von  ßanterbun;,  wef^alb  (Sqbifcbof 
£)unftan,  obgleid)  bie  Sage  fetner  überwiegenben  9Jiacht  bei  §ofe  vorüber 
waren,  (SinfUtf*  auf  bte  2ßteberbefe$ung  beS  erlebigten  SBtSthumS  §u  üben 
vermochte.  Vergebens  bot  bie  bem  (Sr§bt|chofe  feinbltche,  mit  bem  unpfrte* 
benen  Slbel  verbunbenc,  ^artl)ei  beS  (SleruS  2Wem  auf,  einen  ber  3hr*9eu 
nad)  ^Btncbefter  §u  beförberu:  bem  2lbcl,  bem  §ofc  unb  bem  verborbenen 
Steile  ber  ßlerifei  $u  £ro£  warb  bte  Erhebung  (SlfegS  von  £>unftan  burch? 
gefegt.3) 

(Seit  ber  j$tit,  ba  bie  2Btftnger  ^Britannien  überfebwemmten,  fchlug 
ber  neue  33t|d;of  einen  eigentümlichen  SBeg  ein,  um  bie  ©efabjren,  bte  fein 
Vaterlanb  bebrohten,  ab$uwenben.  Er  verfugte  theilS  felbft,  einzelne  ber 
Räuber  jutu  (5l)rtftentl)um  §u  befehren,  thetlS'fanbte  er  Slnbere  als  33oten 
beS  Evangeliums  unter  bie  wilben  grembltnge.  Unb  in  ber  Xfyat  gelang 
eS  il)m,  einen  93?ann,  in  beffen  §anb  gewiffermaßen  EnglanbS  ©cln'cffal 


-)  ^er^  III,  848.  3)  Mabillon  anoales  ordinis 


28 


$a6ft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Settatter. 


lag,  §u  gewinnen.  2In  einem  anbern  £)rtel)  fmb  bte  ©rünbe  entwicfelt 
worben,  meiere  51t  ber  Sinnahme  berechtigen,  baß  bte  Unterhandlung ,  bte 
S3tfa?of  (Slfeg  mit  £>laf,  Srtygtoe'S  Sofm,  anfmrpfte,  ben  geheimen  3wecf 
hatte,  burch  Aufrichtung  ber  $ird)e  in  -ftorwegen  ben  ^auptquell  beS  See* 
raubS  §u  »crjtopfen,  unb  baburch  bte  ßultur  ber  weftltdjen  9J?eerlänber 
gegen  brobjenbe  Barbarei  ju  fta)em.  9Jierfwürbtger  2Betfe  gefteht  ber  eng* 
lifche  -äftönd)  £>Sbern,  ber  noa)  im  11.  3af)rhunbert  bte  SebenSgefchichte 
@feg§  befdjrteb,  ben  eben  erwähnten  $lan  faft  mit  bürren  Kotten  ein. 

„211S  bte  ^traten  tf)re  9?aub§üge  begannen,"  jagt2)  er,  „ging 
Bifchof  ©(feg  mitten  unter  bte  geinbe  hinein,  fcerfünbtgte  tl>nen  baS 
Sßort  beS  Sebent,  faufte  (befangene  für  ©elb  (0$,  fcertfyetfte  9M)ruttgS* 
mittel  ben  §ungernben.  Unb  fo  große  @nabe  verlier;  ihm  ber  Allmächtige, 
baß  er  ntd)t  nur  (befangene  tton  jeitfieber,  fonbern  aua)  bte  Urheber  ber 
@efangenfa)aft  üon  ewiger  ^nec^tfebaft  befreite.  2).  f).  ßlfeg  beerte  einzelne 
hetbntfd)e  Normannen  §um  ©lauben  unb  wußte  ebenbtefelben  §u  bewegen, 
baß  fte  bureb  2£erfe  ihren  ©tauben  betätigten.  Aber  obgleich  93?ancbe 
§um  (£hriftetttr)um  übertraten,  blieb  bod)  bte  3afyl  berer,  welche  im  Ung(au> 
ben  verharrten,  tttel  größer,  unb  biefe  faßten  einen  wüthenben,  unauSlöfaV 
liefen  §aß  gegen  (Slfcg,  benn  fte  fürchteten,  baß,  wenn  baS  Serf,  wetd)eS 
er  betrieb,  weiter  fortfdjreite ,  bte  nötige  ber  £änbe  bem  jhtegSge* 
Werbe,  »on  bem  fte  lebten  —  b.  I;.  bem  Seeraub  —  endogen  werben 
würben." 

Söeiter  unten,  naebbem  £)Sbern  er§ät>It  tjat,  wie  bie  deinen  im  3a^re 
1011  (Santerburt)  erftürmten  unb  nun  ein  fürchterliches  Blutbab  unter  ben 
Einwohnern  ber  eroberten  Stabt  anrichteten,  fährt3)  er  alfo  fort:  „(£r$btfchof 
(SIfeg,  ber  mit  bem  (Stents  in  bte  £)omtnrcbe  geflohen  war,  ließ  ftd),  als 
er  erfuhr,  was  braußen  vorging,  nicht  länger  jitrücfhalten ,  fonbern  eilte 
auö  bem  ©otteShaufe  f)invx>eg  in  bte  Straßen,  wo  noch  gefämpft  warb, 
unb  trat  mitten  unter  bie  Räuber  fynän,  inbem  er  rief:  wenbet  Eure 
Schwerter  gegen  mtcb,  ich  bin  berjenige,  ber  eurem  Sager  fo  viele  Kämpfer 
entzog  unb  ber  ftetS  (Surem  Xl)m\  entgegen  gearbeitet  hat." 

3Me  Sporte,  welcbe  ber  Wonfy  gebraucht,  geftatten  ntd)t,  an  eine  folcbe 
Berührung  §u  benfen,  welche  etwa  einen  Raufen  gemeiner  Solbaten  bem 
^orfarenthum  abfpeuftig  machte,  fonbern  unverfennbar  ift  von  Bearbeitung 
eincS  l)od)ftef)cnben  Cannes  bte  Diebe,  beffen  Ucbertrtrt  bie  gortbauer  beS 
SeeraubS  in  grage  fteßte.  Jhtr§,  £)Sbem  fvielt  auf  bte  geheimen  Abftd^ten 
beS  Vertrags  an,  ben  (SIfeg  mit  £>laf,  $rr)gwe'S  Sohn,  abgefchloffen  l;at. 

2)amtt  ber  Norweger  in  Staub  gefegt  werbe,  baS  große  SBerf  aus* 
jufül)ren,  erhielt  er  bamalS  eine  Unterftü^ung  von  16,000  $funb  Silber. 


')  93anb  II,  597.       2)  ?angebcdE  II,  440.       s)  Ibid.  ©.  444. 


«Bierteö  SBucty.  (Sap.  2.  (£nglanb  unter  bem  3ocr;e  bcr  aßifiuger.  ©wen  ®aUtbaxt.  29 


3cb  wieberhole  bte  fiüt>er  gemachte  Bewertung:  nie  f)at  eine  große  Staats* 
ausgäbe  beffere  3in\a\  getragen.  Nicbt  viel  fehlte,  fo  erlitt  febon  $wifdjen 
995—1000  bitreb  £>lafS  Vorgehen  in  Norwegen  baS  ^iratenwefen  einen 
töbtlicben  Streicb.  2lncb  in  (Snglanb  reiften  unmittelbare  grüebte.  >$mi 
3af)re  lang  —  995  nnb  996  —  ift  in  ben  angelfächftfdien  (Shronifcn 
nirgenbS  von  Naubjügen  bte  Nebe,  offenbar  weil  Swen  nach  bem  Slbjuge 
DlafS  unb  vieler  ©enoffen  §u  i'cbroacb  geworben  war,  nm  erwaS  23ebeu* 
tcnbeS  $u  unternehmen.  3n  bem  3^re  997  ptünberte  jwar  lieber  eine 
bänifebe  glorte  ungeftraft  bie  weftlid)en  nnb  öftltdr>eu  lüften  (SnglaubS, 
aber  nun  rüftete  üönig  (5tt)e(reb  ein  zahlreiches  Neid)Shcer  aus,  baS,  ob* 
gleich  über  böswilligem  3au^ern  unb  enblofen  SBcratfmngen  ber  93afatten 
foftbare  3C^  verftrieb,  boch  anlegt  auf  bie  53eine  fam. ') 

Nocb  mehr!  im  grüpng  1000  »erließen  bie  2)änen  (Snglanb,  um  ihre 
SBaffen  gegen  bie  gallifdje  Normanbie  $u  feb)ren. l)  5)te  golge  war,  baß 
^ö'nig  (Strjelreb  von  ber  33ertl)eibtgung  §um  Singriff,  öon  ber  Sibwefyr  §ur 
(Eroberung  übergeben  tonnte.  (£r  überwog  4)  bie  an  ber  ®rän§e  SchottlanbS 
gelegene  *provin§  (Sumberlanb,  welche  ber  fcbottifd>e  jlöntg  Malcolm  als 
93afalle  ber  eugltfcben  trotte  beherrfd)te,  mit  $rieg,  um  biefen  Häuptling  bafür 
ju  züchtigen,  baß  er  wä^renb  ber  legten  bänifd)en  Einfälle  bte  vertragsmäßige 
§ülfe  niebt  geleiftet,  ober  vielmehr  —  um  ben  eigentlichen  ®runb  §u  fagen 
—  baß  Malcolm  ben  2)änen  Swen  bisher  l)eimlta)  unterftü^t  hatte. 

^immermef)r  fyattc  (£tr)elreb  in  foleber  Sffieife  voranfebreiten  fönnen, 
wäre  nicht  ein  3ft>ifcheneretgmß  eingetreten,  baS  bem  Slngelfacbfen  Suft  fchaffte, 
feine  ganje  Stellung  veränberte.  Nun  in  bie  3«hre  998  ober  999  fällt 
ber  $ob  beS  Königs  Strich  beS  «Siegreichen  von  Scbweben,  ber  ^aralbS 
©efchlecbt  auS  2)änemarf  vertrieben  unb  baS  eroberte  £anb  feinem  (Srbreiche 
beigefügt  fyatte,  fowte  bie  Nütffehr  SwenS  in  bie  £eimatl).  $on  fclbft 
ferftcfjt  eS  ftcb,  baß  Swen,  als  er  h^intjog,  ben  größten  Sbeil  feiner  Streit* 
fräfte  mit  fiel)  nahm.  (Sthelreb  gewann  baber  freie  £anb.  £>och  blieb 
eine  2lbtf)eilung  ber  ^orfaren,  bie  allem  2lnfcf)eme  nad)  unabhängig  von 
Swen  war,  in  (Snglanb  jurücf,  wagte  aber  nichts  gegen  (Striclreb,  fonbern 
wanbte  ftch  im  grür)ltng  1000  gegen  bie  Normanbie. 

Äurj  barauf  erfolgte  jeboeb  in  Sfanbinavtcn  ber  früher2)  beschriebene 
Umfcbwung.  £)laf,  £rvgwe'S  Sohn,  erlag  in  ber  großen  Seefcblacht  vom 
^erbfte  1000  wiber  bie  vereinigten  Streitkräfte  beS  febwebifeben  Schoos* 
fönigS,  beS  2)änen  Swen,  beS  OberjarlS  (Sirich  unb  ber  SomSburger.  So* 
gleich  empfanb  (Snglanb  bie  Nachwirkungen  biefeS  (£reigniffeS.  2)te  SBtfmger, 
welche  im  grühling  ausgesogen  waren,  bie  Normanbie  ju  plünbern,  fel)rten 


')  $te  JBetoeteflenen  bei  Xurnev  II,  312  flg.  unb  bei  «a^enberg  I,  428  flg. 
2)  Qknb  609. 


30  $a6fi  ©regoviuö  VII.  unb  fein  3eüaltet. 

naa)  ber  3nfel  surürf,  unb  nod)  »tele  anbere  Sttannfcbaften  aus  ©fanbt* 
na^fen  muffen  cbenborttjtn  geftrömt  fehl.  2)er  3auber,  welri)er  fett  995 
rquMujtfge  Normannen  vom  33cfudje  (SnglanbS  abgehalten  fjatte,  war  ver* 
fdjrmmbcn:  £)laf,  $n;gwe'S  ©ofm,  lebte  ma^t  mefyr. 

3)aß  im  Saufe  beS  3al)rS  1002  ein  übermäßiges  £eet  fcon  gremb* 
lingen  auf  enattfcfyem  SBobcn  ftanb,  erhellt  aus  einer  Sfyatfade,  belebe 
feinen  3tt>etfel  §uläßt.  3)te  2lngelfad)feii  fyaben  ben  Ü)änen  im  genannten 
3af)re  bie  brttte  große  23rcmbfd)a#ung  im  betrage  von  24,000  $funb  (Silber 
hqaljit  6elbft  gürften  mm  fdbwac^en  (Sfyarafter  ©ttjelrebS  verfielen  ftd)  $u 
foleben  3)emütf)tgungen  nur,  wenn  baS  Sßaffcr  bis  an  bie  £cl)le  retdt. 
3u  ben  Sßtfmgem,  welche  §wifa)en  1001  unb  1002  nad)  (Snglanb  über* 
festen,  muß  aud)  eine  Slbtfyetlung  beS  bäntfcfjen  HeereS  unter  bem  93efef>l 
5XI)orfiI6  ge§äf)lt  werben.  3)enn  ber  SBerfaffer  ber  £obrebe  auf  (Stoma 
beutet1)  an,  baß  ©wen,  ber  laut  ben  augelfäd)ftfcben  ßbrontfen  erft  1003 
wieber  perfönltd)  (Snglanb  t;etmfua)te,  früher  40  ^riegSfd)tffe  unter  ber  2ln* 
füfyrung  feines  Hauptmanns  Sbjorftl  fyinübergefenbet  tjabe. 

9hm,  ba  bie  ©efafyr  met)r  unb  mefyr  brängte,  ergriff  Üöntg  (Stfyelreb 
außerorbentltdje  Maßregeln,  um  ftet)  ber  Räuber  u)eilS  bura)  2lnfd)luß  an 
eine  frembe  9J?ad)t,  ttjetlS  burdj  einen  verwegenen  ©d)lag  §u  entlebtgen. 
(Stfyelreb  fyatte  als  17jat)riger  3nnglmg  Sklflebe,  bte  Softer  beS  (£arlS 
Sfyoreb,  geel)lid)t,  ber  in  ben  Sagen  beS  Königs  ßbgar  als  gelbfyerr  ftd) 
$uf)m  erwarb.  ÜMefelbe  gebar  ifjm,  außer  bem  9?ad)fo(gev  (Sbmunb,  fünf 
©öl)ne,  (Sabmt,  9tetr)elftan,  Egbert,  (Sabreb,  (Sabgar,  fowie  vier  Softer, 
ftarb  aber  vor  1002. 2)  3«  einer  neuen  ^e  fdnettenb,  wia)  @tr)elreb  von 
bem  alten  ©ebraua^e  ab,  fraft  beffen  (SnglanbS  Röntge  feit  geraumer  $ät 
nur  mit  einfyeimifdben  grauen  ftd)  ju  vermählen  pflegten,  er  warb  um  bte 
£anb  (Smma'S,  ber  ©ajwefter  beS  Herzogs  9itdavb  II.  von  ber  sJtormanbte. 
6et  eS  baß  ber  bäntfa^e  Einfall  vom  3af)re  1000  ben  Normannen  von 
ber  9?ott)wenbtgfett  überzeugt  fyatte,  gemeine  ©ad)e  mit  bem  angclfäd)ftfd)en 
Haufe  gegen  bie  ffanbtnavtfden  Räuber  ju  mad^en,  fei  eS  baß  anbere,  von 
ben  Dürftigen  Duellen  ntdbt  erwähnte,  23eweggrünbe  ctnwtrften:  bie  93er* 
btnbung  fam  §u  ©taube,  baute  ben  9iormannen  ©alltenS  bte  erfte  SBrütfe 
nad)  (Snglanb  unb  warb  Urfaa^e,  baß  2ötlf)elm  bei  (gröberer  fed)$tg  3^)fe 
fpäter  baS  9?ad)barretd)  in  feine  ©ewalt  braute. 

$or  £)ftem  1002  retebte  (Smma,  wegen  tfyrer  ©djb'nfyett  gepriefen  unb 
als  3uwel  ber  9?ormanbte  gefeiert,  tt)re  §anb  kern  2fngelfad)fen.  6ie 
gebar  ü)m  in  ber  golge  $wei  ©öl)ne,  Slelfreb  unb  (Sbwarb,  welker  ledere 
1042  ben  Xfyon  feines  33aterS  beftteg  unb  naa)  feinem  £obe  ben  33ei^ 
namen  beS  33efennerS  erhielt.    2)arf  man  ben  5luSfagen  fpäterer  engltfa^er 

l)  CattßcBecf  II,  475.       2)  fia^enbevg  I,  431  flg. 


ißterteö  93ucfy.  (Sa*).  2.  (Snglanb  unter  bem  3o$e  ber  SEßiftn^er.  @n>en  ©abetbavt.  31 


@hroniften,  wie  beö  33enebifttnerö  2ÖtIf)elm  tton  9D?alme3bun;,  bie  unter  nor* 
metnnifeber  $errfd)aft  fcfyriebcn  unb  bte  legten  angelfäctyjtfcijen  Könige  als  ein 
verworfenes  ©efchlecbt  fn'nfreflen,  hmreidjenb  trauen,  fo  l)at  (Sthelrcb  feine 
@ema()Itn  unwürbig  bemäntelt.  2ÖfH)eIm  von  9Mme6fom;  faßt,  baß  er 
mit  93uf)lerinnen  ftcfc  einlief  unb  in  i()ren  Firmen  ber  SRotr)  bc$  £anbe$ 
uitb  ber  ($hre  feines  £aufe3  vergaß.  3n  ber  $hat  fd)eint  (Smma  (Strjetreb 
»eracfjtct  ober  gefaßt  §u  haben,  benn  baß  fte  nad)  feinem  £obe  bem  Sohne 
SwenS,  welcher  ber  Sobfeinb  ihres  erften  üJtauneS  gewefen,  in  jweiter 
@l)e  ftd)  vermählte,  fegt  Abneigung  gegen  (St^elreb  voraus. 

Ü)ie  jwette  2lnorbnung,  welcbe  ber  angelfäd)fifd)e  j^önig  im  Saufe  be6 
3af)reö  1002  traf,  war  ein  SBefefu*,  alle  in  (Snglanb  anwefenben  kälten 
meuchlings  §u  ermorben.  königliche  Schreiben  ergingen  beßhalb  an  bte 
£)brfgfeiten  ber  Stäbte  unb  Drte.  3)aS  ©eheimntß  blieb  ben>al;rt ,  unb  bte 
burd)  lange  Seiben  $ur  Surf)  gereifte  33evölferung  vollftrccftc  auf  ben  Sag  beS 
heil.  33rteciuS  —  13.  9cov.  1002  —  ben  Stilen  beS  ÄömgS.  (Sin  füra)ter* 
Itcf?e6  SBlutbab  foll  angerichtet  werben  fein.  3)och  entrannen  viele  Normannen 
bem  £obe,  unb  in  ben  näd)ften  3af)ren  nal)m  könig  Swen,  ber  von  1003 
an  bis  ju  feinem  $obe  faft  (eben  Sommer  (Snglanb  l)eimfudUe,  9facf;e  für 
baS  ©efa3el)ene. 

(SS  wäre  unnüg,  bie  beiberfeitigen  Schlächtereien,  über  welche  or)nebteß 
bfe  bürftigen  3ettyuetlen  nur  unvoflftänbigen  Bericht  erftatten,  einzeln  auf* 
jujäf)len.  0  Sie  früher,  riefen  aud)  jegt  bie  2Bifinger  ben  Herrath  ber 
großen  angelfäajfifdjen  SSafatlen  §u  £ülfe.  9?ad)bem  Swen  im  Sommer 
1003  auf  (SnglanbS  küfte  gelanbet  fyatte,  griff  er  bte  Stabt  (Sreter  an. 
£>hne  kämpf  übergab  fte  ber  von  (Sttyelreb  ober  feiner  ©emapn  (Smma 
eingefegte  Befehlshaber,  @raf  <§ugo.  £>ie  2)änen  brangen  hierauf  nach 
Siltfhtre  vor  unb  Gumberten  6tabt  unb  Sanb.  5116  fte  mit  23eute  belaben 
nach  ber  küfte  §urüdf elften,  follte  ihnen  (Sari  $  elf  rif  ben  2öeg  verlegen, 
aber  berfelbe  [teilte  ftcf>  franf  unb  wid)  bem  Kampfe  aus,  fo  baß  bie  Räuber 
wohlbehalten  §u  ihren  Schiffen  gelangten.  Sftan  weiß  nicht  gewiß,  ob  btefer 
Slelfrif  eine  unb  biefelbe  sßerfon  ift  mit  bem  gleichnamigen  (Sari,  ber  fc^on 
im  3ahre  993  ben  könig  verraten  unb  bafür  ben  $ann  erlitten  hatte. 

2Öar  er  ber  dämliche,  fo  muß  man  annehmen,  baß  bie  Steberein* 
fegung  SlelfrifS  in  bie  verwirften  Remter  unb  Würben  burch  bte  Normannen 
bei  einer  früheren  ©elegenl)eit  erzwungen  roorben  ift.  übermal  fam  ber 
Ü)änenföntg  im  3af)re  1004  unb  verbrannte  bie  Stabt  Sftorwid).  Ulfftytel, 
Statthalter  von  Dftfachfen  unb  Schwiegerforjn  beS  königS  (er  war  mit 
(StrjelrebS  Tochter  2Bulfl)ilbie  vermalt),  «rollte  SlnfangS  ben  grieben  um 
eine  Summe  @elbe$  erfaufen.  5llö  bie  Stfmger  gleichwohl  mit  ihren  Cßlün^ 


l)  93ergl.  Xnxnex  U,  317  flg.  Sa^enberg  I,  435  flg. 


*)3abfi  ©regoviuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


berungen  fortfuhren,  rücfte  er  benfelben  entgegen  unb  lieferte  ihnen  ein  fteg* 
reichet  treffen,  in  welchem  viele  Dänen  fielen,  bod)  entfam  ©wen  mit  ber 
<£)auptmad)t  nach  ber  glotte.  £unger$noth ,  vielleicht  eine  golge  ber  von 
ben  Dänen  angerichteten  2Berwüftungen,  herrfchte  bamalS  in  Englanb.  Darum 
fer)rte  6wen  im  £erbfte  be$  3al)r6  1004  nach  ber  £cimatr)  jurücf  unb  fam 
auch,  wie  eS  fdjeint,  im  folgenben  ntcfct. 

Der  neuliche  ©ieg  IltffytelS  l)atk  ben  beweis  geliefert,  baß  bie  Dingel* 
fadifen,  roenn  gute  Anführer  ftd)  an  ihre  ©ptfce  [teilten,  bem  geinbe  Siber; 
ftanb  §u  reiften  vermochten  unb  baß  tß  nur  an  ben  Einrichtungen  fehlte. 
DaS  größte  Uebel  für  baS  Sanb  war  allerbingS  bie  Unfähigfeit  be$  ÄöniaS. 
Wilhelm  von  9MmeSbun>  erjählt,1)  ber  .Däne  £r)orffl  tyabe  um  1003 
folgenben  23erid)t  über  ben  ©taub  ber  Dinge  auf  ber  3nfel  an  feinen  ©e^ 
Bieter,  «ftönig  ©wen,  erftattet:  „ba£  Sanb  ift  fett  unb  reich,  $önig  Etlielvcb 
aber  Wummert,  benft  nur  an  Selber  unb  2Betn  unb  erfefmeft  bei  bem  Sorte 
.ftrieg.  ©ein  93olf  haßt,  bie  grembeu  verhöhnen  it)n.  Die  Heerführer  be* 
neiben  einer  ben  anbem,  ber  gemeine  SERann  t)cit  ben  9)?utt)  verloren  unb 
lauft  beim  erfreu  £rompetenftoß  bavon." 

Diefer  nämliche  jlöntg  trug  Vorliebe  für  *ßoefte  jur  ©cfcau  unb  nahm 
Dichter  in  feinen  ©olb.  (Sin  norbifcher  ©falbe,  ©unlauger,  fam  nad)  Sonbon 
unb  überreichte  bem  Könige  ein  ^elbenlteb,  in  welchem  er  Etf)elreb6  %u> 
genben  befang.  211$  Sohn  erhielt  er  bafür  einen  mit  reichem  $el$  gefütterten 
sßurpurmantel  unb  einen  (St)renft^  im  fönigltdjen  fßälafte  $u  Sonbon.  Eine 
©trophe  jenes  £ieb6  ift  auf  une*  gefommen;2)  fte  lautet:  „bie  ©olbaten 
be$  Königs  unb  feine  getreue  Untertbanen,  ba6  mächtige  §eer  von  Eng* 
lanb,  gehorchen  willig  bem  Könige  Etfyelreb,  als  wäre  er  ein  Engel  ber 
wohltätigen  @ottl)eit."  Älingt  baS  nicht  wie  eine  ^)of§eitung  von  ^eute! 

Sieberum  fanben  ftd)  bie  Dänen  mit  ihrem  Könige  ©wen  im  ©ommer 
1006  auf  englifchem  33oben  ein,  unb  bießmat  muß  ihre  3ahl  Qroß  ge* 
wefen  fein.  Denn  nachbem  fte  mehrere  £anbfcf)aften  auSgeptünbert  hatten, 
erfaufte  Ettjelreb  ben  grieben  um  bie  ungeheure  23ranbfcha£ung  von  36,000 
*ßfunb  ©ilber.  3n  ben  nächften  3al)ren  ftrengte  ber  «ftönig  bie  legten  Gräfte 
feinet  SanbeS  an,  um  eine  anfehnlitte  ©treitmaajt  auf  bie  33eine  ju  bringen, 
offenbar  weil  er  einen  neuen  Angriff  fürchtete.  Ueber  9lrt  unb  Seife  ber 
5lu3rüftung  liegen  fchä|en3wertf)e  Nachrichten  vor.  3^  310  §tben  £anbe6 
mußten  ein  ^riegöfchiff  ftellen,  je  aa)t  einen  mit  £elm  unb  23ruftharnifd) 
bewehrten  Sanbfolbaten  liefern.  Die  engtifefie  «£)ibe  entflicht  ungefähr  bem, 
wag  nach  fränfifchem  (Sprachgebrauch  SDtanfuö  heißt.  Ein  englifcher  Ehronift3) 
macht  bie  SBemerfung,  man  bezeichne  mit  bem  Sorte  £tbe  ein  ©tücf  Sanb  von 


*)  Savile  Script,  rer.  anglic.  (S.  69  oben.  2)  Xnxmx  II,  319.  3)  «Spetnricij 
»on  Huntington  ad  a.  1008,  ftefje  Sa^enberg  I,  439.  Otote  3. 


93ierteö  93ucf).  Sap.  2.  (Snglanb  unter  bem  Sotfje  ber  $ßtfinger.  ©wen  ©abel&art.  33 


ber  @röße,  baß  cö  mit  einem  $flug  bebaut  werben  fönne.  9?act)  einer 
auf  un6  gefommencn  mittelalterliche«  ^Berechnung,  btc  jebod)  ntcfjt  ganj 
ftdc)er  ift,  begriffen  btc  bteffeitö  be6  £umberfluffc3  gelegenen  $rovin§en  (£ng* 
lanbs  bamalS  243,600  £iben.  liefen  Wafätab  §u  ©runbc  gelegt,  r)ätte 
bie  5lu6rüftung  von  i  008  eine  glotte  von  785  £)rlogfcbiffen  unb  ein  £eer 
von  30,000  9J?aun  ergeben.1) 

2)te  glotte  warb  wirflidj)  im  §afeu  von  @anbwid),  um  jene  3«t  bem 
wtcbtigften  beö  9?eid)£,  sufammenjogen,  aber  fte  xifyktz  ntd)tö  au3,  weil 
QSerratf)  unb  Unbotmäßigfeit  ba£  SBerf  fo  großer,  ja  verzweifelter  5ln* 
ftrengungen  fd)citcm  machte.  3^falKen  mit  bem  ßlcrug,  mißtrauifct)  gegen 
ben  Abel,  t)atte  ftct)  (Sttjelreb  (Mnftltngen  in  bie  Arme  geworfen,  bie  it)n 
fct)mär)lict)  betrogen.  (£mer  berfelben,  2Öulfgeat,  würbe  §ule(3t  Wegen  unge* 
rechter  Hrtt)ct(fprüdt)e  unb  wegen  anberer  Anmaßungen  feiner  ©üter  unb 
(£t)ren  entfernt.  An  2Bulfgeat$  ©teile  trat  fcttbem  (Sabrtf,  ber  1007  baS 
wid)ttgfte  2et)en  von  ganj  Gmglanb,  bie  ©tattfyalterfctjaft  ÜRercten ,  erfjtelt 
unb  nun  feine  93rüber  23ritl)nf,  Aelfrtf,  @oba,  Aetfyelwm  unb  §wei  anbere 
ju  etnträgltd)en  Aemtern  beförberte.  'Die  tyitqvitiltn  fd)tlbern  (£abrtf  als 
einen  Wlann  von  nteberer  ©eburt,  aber  berebt,  gewanbt  unb  ebenfo  treulos 
als  graufam. 

2)er  ©ünftling  unb  feine  SBrüber  waren  auf  ber  großen  im  3al)re  1007 
unb  bem  folgenben  auögerüfteten  glotte.  ©in  ©treit  bracr)  swtfcfyen  23rttl)rif 
unb  einem  anberen  (£arl  3?amenö  SBulfitott)  au6.  (Sabrtfö  33ruber  erfyob 
eine  Auflage  gegen  letzteren.  9?un  entflog  Sulfnott)  mit  20  (Schiffen  unb 
trieb  ©eeraub.  Wut  80  ©egcln  verfolgte  53ritl)rif  benfelben,  aber  ein  ©türm 
jerfdimetterte  mehrere  ber  gat)rseuge  SBritfnifS  unb  Sulfnotl)  verbrannte 
bie  übrigen.  Atö  bie  9?actjrid)t  von  biefen  Vorfällen  ber  föntgltctien  glotte 
jufam,  lööte  ftct)  Drbnung  unb  9J?ann^ua)t  auf.  $)er  $ömg,  feine  (£arle 
unb  Stjane  gingen  nacb  £aufe,  bie  übrige  9Jknnfcbaft  af)mte  bem  gegebenen 
Seifpiefe  nact).  „Die  glotte  war  verfd)wuuben,  bie  lernte  Hoffnung  ©nglanbV' 
—  fo  brüden  ftct)  bie  (£r)romften  au3  —  „vernichtet." 

Der  geinb  beilüde  bieß.  3n  ben  3at)rcn  1010—1012  überfdjwcmmten 
neue  ©djaaren  bänifc^er  Stftnger  ben  engltfctjen  23oben,  jcbocf),  wie  eö 
fcbetnt,  ntct)t  unter  ber  pcrfönltcben  Leitung  be3  Könige  ©wen  —  mrgenbe 
wirb  fein  9?ame  erwähnt  —  fonbem  geführt  von  bem  föntgltdjen  gelb* 
Hauptmann  £t)orftl.2)  £)t)ne  baß  e6  §u  einer  ©cfylacbt  fam,  burdijogcn 
bie  Räuber  plünbemb  erft  bie  füblta)en  ^rovinjen  ber  3nfel,  bann  ba£ 
ganje  @ebiet  ber  £t)emfe  unb  verbrannten  mehrere  anfcl;nltcf)e  ©täbte.  $ur 


*)  Turner  II,  319.  flg.   Sappenberg  I,  439  flg.        2)  9luper  ben  angelfäd&ftfcfcen 
(Sljromften  unb  bem  Sobrebner  ©mma'ö  fennt  auä)  ber  beutf^e  Settgenofie,  93tf^of  (Dietmar 
üon  3Jlerfeburg,  (Chronic.  VII,  29.  $er&  HI,  849)  ben  bämföen  5lnfü^rer  Xborfil. 
®  fror  er,  $a&|t  ©regormS  vn.   33b.  in.  3 


34 


$i»bft  ©regovtitö  VII.  nnb  fein  Settalter. 


bte  53ürgcrfdbaft  £onboti$  voiberftanb  fortroäbrenb  mit  ©lütf  unb  £apf  erfeit. 
3m  fürd)terltd)ftett  ©ebränge  boten  1011  bte  9lttgelfacbfen  für  ben  grteben 
eine  23ranbfd)a£nng,  bte  um  ein  93tertl)ctl  bte  le£te  vom  3af)re  1007  über* 
traf,  nämltd)  48,000  spfrotb  Silber, 

2Öät)renb  ber  Vertrag  fcf)on  abgefcbloffen  roar  unb  baö  Dattcgelb  ein* 
getrieben  würbe,  führte  £l)orftl  noef)  einen  Sd)lag  gegen  (£anterburty,  bie  geift* 
(iebe  £auptftabt  be$  SietdjS,  bereit  erabtfdjöfltdjen  ©tur)I  im  Safyre  1006  nad) 
bem  Sobe  2llfrtf3  —  beö  brüten  Nachfolgers  von  Tmnftan  —  ber  bisherige 
SMfdjof  5«  5ötncf)efter,  (Slfeg,  befttegen  hatte.1)  Der  tr>üf)htnterrtdt)tctc  unb 
glaubroürbige  SSerf affer  ber  Seben^gefcbtc^te  @lfeg£  behauptet,  baf*  ber  fönig* 
liebe  ©üttffltng  (Sabrtf  e6  war,  ber  bte  Dänen  $um  Angriff  auf  ßanterbun; 
reljte.  „(Sabrifö  trüber,"  fagt 2)  er,  „hatte  ben  Slbel  von  ^ent,  öffentlich 
am  §ofe  im  31ngefta)te  bcS  Äöntgö  befcfn'mpft,  auch  t>te(e  9ftttglteber  btefer 
jlörperfdjaft  um  $ab  unb  @ut  gebracht,  5lu3  9^act)e  fälligen  ttm  be^alb 
einige  tobt,  9htn  forberte  (Sabrif  vom  Könige  SBeftrafung  ber  Sdmlbtgen. 
2113  aber  (Stl)elreb  baö  Verlangen  beS  ©ünftltng6  ntct)t  erfüllen  fonnte 
ober  sollte,  lief  (§abrtf  §u  ben  Dänen  ^tn  unb  forberte  fte  auf,  nicht  bloS 
baS  Sanb  $ent  §u  vcrf)eeren,  fonbem  auch  bie  Regierung  (StljelrebS  $u 
ftürjen."  Unter  (Sabrtfö  23ruber  tft  vielleicht  ber  oben  erroäfmte  Sßritfyrtf  §u 
verftchen. 

tyftitk  September  1011  erfebtenen  bie  hätten  mit  bem  $errätbcr  (Sabrtf 
vor  ßanterburty.  Der  bebrof)te  5lbel  warf  ftdt)  in  bte  Stabt,  bte  ^Belagerung 
begann.  Stürme  würben  errichtet,  Sturmböcfe  gewimmert,  geuerbränbe  mit 
^Burfgef dui^en  hinein  gefcbleubert.  9?ad)  §roanstgtägtger  5lrbett  burd^brach 
ber  getnb  bte  dauern  unb  begann  nun  ein  fürchterlich  e3  ©eme^el;  von 
ben  8000  53erool)nern ,  welche  (Santerburt)  im  2lugenbltcfe  ber  (Stnitahme 
jäblte,  follcn  nur  800  £aten  unb  4  9J?önd)e  am  Seben  geblieben  fein.3) 
3Bte  ia)  oben  bemerfte,  fyatte  ftcb  ber  ©r^btfcbof  auf  bte  erfte  ^aebric^t  vom 
Sturme  mit  feinem  (£leru6  in  bte  Domftrcbe  gepebtet,  trat  aber  fpäter 
wieber  l)erau6  unb  mitten  unter  bie  geinbe  Ijtnetn,  um  Sdionung  für  baö 
$olf  jju  erflehen.  Die  2Büthenben  fälligen  tr)n  mit  gäuften,  verwunbeten 
tl)n  fd)Wer  unb  fehleren  tt)n  §ule|jt  auf  bteglotte,  wo  er  mehrere  5Q?onate 
gefangen  gehalten  würbe.  9J?an  forberte  von  ihm  ein  Söfegelb  von  60 
Talenten  ober  3000  *ßfunb  Silber,  baö  er  ftanbfyaft  verweigerte.  3>viU§t 
ftellten  tfm  bte  Dänen  vor  tt)ren  ,ftrieg6ratf),  beffen  9J?ttglteber  metft  be* 
trunfen  roaren,  „benn  ba^  $m,"  fagt4)  Heinrich  von  Huntington,  „hatte 
eine  neue  Stfvfyx  von  3Betn  auö  Süben  —  b.  f)-  rool)l  au$  einem  rhetnifc^en 


*)  Mabillon  annales  ordinis  S.  Benedicti  IV,  190.  2)  Sangebecf  II,  441. 

3)  Ibid.  <&.  443  f(g.  4)  Ibid.  @.  450.  $lok  g.  (Bin  mevfautvbtgev  93elreiö  für  ben 
5£eint)aiibel  im  11.  3af)rf;unbert. 


$ievteei  53urf).  $a\\  2.  ©nfllnnb  unfcr  bcm  %od)c  ber  2Bifinger.  ©tuen  ©aBelbavt.  35 

£afen  erhalten. "  (Steine,  jTnocben,  £)cf)fcn()örncv  flogen  an  ben  jtopf  beö 
ÜngfücfTtc^en  unb  ftrecfteu  il)tt  ju  93oben.  (£tn  bänifcrier  Solbat,  9kmen$ 
^rum ,  ben  (Slfeg  früher  getauft  l)aben  foU,  verfemte  tt)m  au6  SDfitfefben 
ben  $obe3ftoß  mit  ber  (Streitart.  Sllfo  ftavb  ber  r).  (Slfeg,  <Sd&fifet  unb 
®et(k6genojfe  £)uttftan3,  ben  19.  2lprtl  1012. 

3nbeffen  war  an  £)ftem  bcffelben  3al)r3  bie  auSbebungene  33ranb* 
fdjafcung  von  48,000  $funb  an  btc  kälten  bqafyft  werben.  (£tn  großer 
Sfyeü  biefer  Summe  muß  tu  £r)ovftl3  $affe  geffoffen  fein,  jtönig  @tr)elreb 
unb  feine  CfJäu)e  geigten  bamafö ,  baß  fte  etwa6  vom  getnbe  gelernt  Ratten, 
©letebwte  bie  ü>änen  feit  3ab)ren  bie  fyoljen  ^Beamten  ber  trotte  (Snglanb 
jum  Sreubrucb  »erretteten,  fo  »erführt«  je£t  (£tr)elreb  ben  gelbrjauptmann 
@wen6,  £l)orfil.  ©tue  9fetf)e  3tu$en  fttmmt1)  übereilt,  baß  $f)orftl  mit 
einer  guten  5ln§ar;l  feiner  Scbtffe  ju  ben  5lngelfacbfen  überging  unb  in 
@tf)etreb3  2)tenfte  trat.    3)odt)  nüjjte  ber  Sßerratf)  Sejterem  ntdjtö. 

SbetlS  um  Sfyorfil  §ur  9^ecf)enfct)aft  ju  gießen,  tfyetls  um  baS  von 
btefem  bereite  fo  weit  geförderte  üHkrf  ber  Austreibung  beö  angelfäa)ftfa)en 
jtontgftammS  ju  votlenben,  fegelte  Zottig  (6wen,  begleitet  von  ^attut,  feinem 
öfteften  ©oljne  au6  ber  (Sfye  mit  ber  $oltn  Stgrtb,  im  grüfylmg  1013  nact) 
(Snglanb  hinüber,  fur)r  nacb  ber  ^umbermünbuug,  lief  bann  in  ben  £rent* 
fluß  ein  unb  f  et)  lug  fein  Sager  bei  ©atnSborougr)  auf.  2)ie  metften  (£ng* 
lättber  gaben  il;r  ^öntg3r)au3  verloren  unb  waren' bereit,  ftcf>  bem  neuen 
§errn  51t  unterwerfen.  3m  Sager  von  ©atn^borougf)  erfreuen  bie  ©arte 
unb  Sfyaue  von  9(ortfntmberlanb  unb  Stncolnjlure  unb  fjulbtgten.  93alb 
folgten  biefem  SBetfpiele  bie  Sanbfcbaften,  welche  nörbltcr)  von  ber  foge* 
nannten  SatltngSftraße  lagen,  einem  alten  9?ömerbamm,  ber  quer  buref) 
ba$  Ofeicb  von  £>over  naa)  Sßaleö  führte.    5lllc  mußten  ©eißein  ftellen. 

9hm  ließ  ©wen  feinen  Sofyn  ^anut  bei  ber  gleite  jurücf,  unb  bracb 
auf  hoffen,  wetebe  bie  unterworfenen  ^rovinjen  lieferten,  nact)  bem  Süben 
auf.  2)ie  6täbte  Drforb  unb  Sincbefter  öffneten  tr)re  Sljore  unb  gaben 
©etßeln.  3lber  bie  33ürgerfa)aft  von  Sonbon,  wotjtn  ©wen  jog,  wieö  ben 
Ü)änenfentg  jurücf,  benn  borten  war  ($tr)elreb  geflogen,  unb  als  fein  JDtenft* 
mann  vertfyeibtgte  ©wenö  ehemaliger  getbfyauptmann  $r)orfil  bie  (Stabt 
wtber  ber  hätten  9J?acbt.  6wen  fjtelt  ftcb  ntebt  mit  einer  ^Belagerung  auf, 
weil  er  vorauSfaf),  baß  Sonbon  tu  to^em  ol;ne  3^ang  ftet)  fügen  werbe, 
fonbern  rüefte  weiter  gen  heften  naef)  33atf). 

3Öaö  ber  2)finc  erwartete,  gefeba^.  ©t^elreb  f)atte  fcf)on  früher  feine 
@emal)lijt  @mma  fammt  feinen  (Söhnen  nadb  ber  9?ormanbie  §um  §er§oge 
^tebarb  IL,  bem  8ruber  Snima^  hinüber  gefebieft.  2tt$  er  gewahrte,  baß 
bte  breite  ber  Sonboner  gletdbfallö  wanfe,  beftieg  er,  begleitet  von  einigen 


4)  Ibid.  @.  459  flg. 


3* 


36 


^afcfi  ©regortuö  VII.  unb  fein  3ettaltev. 


35tfcf)öfen  unb  bebten,  tue  tfym  atCeut  treu  blieben,1)  ein  ©cfytff  unb  fufyr 
nacb  ber  3nfel  SBigbt,  wo  er  2Beir)nadjten  beging  unb  yiafyxifyt  erhielt, 
baß  «£>erjog  $td)arb  bie  glüd)tfinge  freunbltcb  aufgenommen  bjabe.  9?un 
ging  er  ebenfalls  ju  feinem  ©ebroager  nact;  9iouen  unb  warb  bort  gut 
empfangen. 2) 

<5inb  bie  Hafykn  riebtig,  roeld)e  @norro  <Sturlefon  mitteilt3)  fo  muß 
e$  1013  gefcbefyen  fein,  baß  <3tt>eu  ben  Dberjarl  Norwegens,  (Strtcf),  §a* 
foni  <Sor)n,  §u  ftd)  naa)  Englanb  befdn'eb,  unb  weiter  baß  «ftönig  Etfjelreb 
in  feiner  äußerften  9?otl)  ben  zweiten  Dlaf,  ^aralbö  ©ränSfe  Sotyn,  nad) 
Norwegen  abfdndte,.  um  ben  ©egenfonig  burd)  ein  im  Horben  angejün* 
beteS  geuer  jur  9Jücffer)r  §u  nötigen. 

3u  gleicher  3ät,  ba  Etfyelreb  Bonbon  »edteß,  fufyr  aud)  Sfyorfil  bie 
Xbjemfe  hinunter  unb  anferte  mit  feinen  ©a)iffen  bei  ©reenwid) ,  auf  weitere 
Entwicklung  ber  3)inge  fjarrenb.  Offenbar  roar  e6  bamalS  fein  ^jlan,  bei 
bem  bet>orfter)enben  6dnPrucf)e  augelfad)ftfa)er  §errfc^aft  ein  @tücf  be# 
^Heicbjö  für  ftd)  abzureißen.  9facb  Entfernung  Etfyelrebö  fdjtcften  bie  £on* 
boner  eine  @cfanbtfd)aft  an  öwen  unb  boten  ^ulbigung  fammt  ©eißein. 
6wen  verlangte  außerbem  üriegSfteuern  unb  Lieferung  von  Lebensmitteln 
für  ben  Sinter.  2)a8  ©leiere  begehrte  Sfyorf'il  für  feine  glotte  bei  ©reen* 
wieij.  *plö£licr)  änberte  ein  unerwarteter  SobeSfaU  bie  Sage  ber  3)inge. 
Ebe  ©wen  ben  abgefallenen  Slfjorftl  $u  beftegen,  unb  in  Bonbon  feinen 
@m^ug  §u  galten  vermochte,  ftarb4)  er  ben  2.  gebruar  1014  im  Sager  ju 
©ainöborougl). 


')  @aüüe  a.  a.  £).  ©.  69.  2)  Xuxmt  II,  321.  SaWenberg  I,  447  flg.  *8anb 
II,  617.  4)  <Daö  3a^v  bei  ben  angclfäcfyftfd&en  Slnnalijien.  £)er  £ag  bei  SBtl^elm 
son  SJtalmeöburty,  <SaöiIe  ©.  71  oben. 


Viertes  93u#.    @ap.  3.    $)er  3>dne  Jtanut  tt?irb  £err  über  Grnglanb.  37 


Dritte*  Capitel. 

9iacf)  bem  Tobe  (Swenö  ©abelbart  ruft  bie  2fte()r$ar)l  beö  englifd&en  33oIfö  ben  entflogenen 
(Stfjelveb  aug  bev  9iormanbie  ^uritcf .  «Ranut,  ©wenä  Erdgeborner,  wagt  ntdt)t  länger 
in  (Snglanb  ju  bleiben ,  fonbern  entweicht  naer)  ^Dänemarf.  Serwürfniife  brechen  am 
wieberljergefiellten  <£>ofe  (5tf)elreb3  aug ;  er  ^erfaßt  fogar  mit  feinem  Grrfigebornen 
(Sbinunb ,  genannt  <$ifenfeite ,  bem  fäfjigfien  unter  ben  (Söfjnen  beö  9lngelfacr)fen. 
2)iefe  neuen  33ewei|"e  ber  Unfäfjigfeit  (Stfjetrebö  ermutigen  Äanut  ju  einem  neuen 
Einfall  nad)  (Snglanb.  @Ü)etreb,  ber  Unberatfyene  jitrbt  ben  23.  Styril  1016.  (Sbmunb 
übernimmt  bie  Regierung.  Tapfere  j?äm^fe,  bie  er  gegen  bie  T)änen  befter)t.  (Bin 
Vertrag  fommt  $wifcr)eu  Grbmunb  unb  Äanut  ju  (Staube,  fraft  beffen  ftcr)  S3eibe 
in  bie  <$errfcf;aft  über  (5nglanb  tfyeilen.  Stber  biefe  Uebereinfunft  bauert  nur  wenige 
2Bocf)en ,  benn  burcfj  ein  S3erbvedt)en  fc^afft  ^anut  ben  2Ritfönig  auS  ber  2Belt. 
jlanut  wirb  aU  ©ebieter  »on  ganj  @nglanb  anerfannt:  er  läßt  eine  Sfoifje  größerer 
ober  fleinerer  93afallen  ,  bie  iljm  gefäfyrlicr)  [feinen ,  ermorben.  3rüei  @6f;ne  be0 
tterfiorbenen  (S'bmunb  entfliegen  erfl  nacr)  9£ußlanb,  bann  nacf)  Ungarn,  wo  if>nen  ber 
beutfdje  jtaifer  (Sdjujj  gewährt,  jlanut  er)elicf)t  (Smma,  bie  3£ittwe  @tr)elreb3,  unb 
Berlobt  feine  <Scf)Wefier  5lfiriba,  audj)  SiDJargaretfja  genannt,  mit  Robert  bem  Teufel, 
£erjog  ber  9iormanbie ,  ber  jebocr;  balb  bie  SDänin  tterjiößt.  Anfänge  Ulfs  unb 
©obwinS.  ©nglifctyer  9teicf)Stag  ju  Dxforb  im  ©ommer  1018.  ftaft  90,000  $funb 
«Silber  werben  gu  5lbbanfuug  beS  großen  äBifinger  -Speeres  bewilligt,  an  beffen  <&pi§e 
Jlanut  (£nglanb  erobert  fjatte.  Äanut  erwirbt  natf)  bem  Tobe  feineö  jüngeren 
Kruberg  Jparalb  II.  2)änemarf,  erobert  bie  Somöburg,  (Samlanb  unb  «Sdjottlanb, 
1014—1020. 

3)er  SSetftotbene  hinterließ  au$  ber  (§he  mit  6tgrib  jwci  6ölme,  bcu 
erftgebornen  Äamu,  ber  ftd),  vx>tc  ich  oben  bemerfte,  $u  ©aingborougl)  be* 
fanb  unb  bamatö  fyöcfojtenS  14  3at)re  gejault  l)aben  fann,1)  unb  ben  noch 
jungem  §aralb  II.,  welchen  Sroen  bei  ber  2lbfal)rt  auS  ber  ^eimatl)  im 
grü>ling  1013  §um  Statthalter  über  Sänemarf  beftellt  hatte.2)  £>ie 
nifd)e  glotte,  ro  eiche  im  Xnnt  lag,  rief  fofort  $anut  §um  Könige  au3. 
5tber  ba3  angelfäct)ft|d)c  Sßolf  war  anberer  Meinung.  Erbittert  burct;  bie 
fcbroeren  ©elberpreffungen,  bie  biö  in  bie  legten  ^age  @roen6  fortdauerten, 3) 
fanbten  @etftUd)e  unb  Saien  SBotfc^aft  nacb  ber  S^ormaubte  unb  lubeu 
(Stl)elreb  ein,  ben  $t)ron  feiner  3Säter  roieber  ^u  befteigen,  f^raa)en  aber 
jugleia)  ben  SSunfcb  au6,  baß  er  gcwtffc  ältere  ge^er  meiben,  9Ktf  bräune 
abfc^affen  möge.  (Stl)e(reb  »erließ  alle^  Siebe  unb  ©ute,  er  fa)icfte  eine 
öffentliche  (SrHärung,  bereu  förmliche  Sporte  auf  unö  gefommen  ftnb,4)  nacb 
ßnglanb  oorauö:  „roir  entbieten  allen  ©etreuen  unfern  ©ruf,  geloben  jebem 


')  $Der  Sobrebner  dmma'ö  nennt  t^n  auö  Slnlaf  einer  Gegebenheit,  bie  inö  Satyr 
1014  fällt,  juvenis  (Sangebed  II,  478)  unb  nocr;  jum  Sa^re  1017  einen  primaeva 
aetate  florens  (ibid.  488  unten).  2)  £angebe(f  II,  476.  3)  SJ^an  fefje  Turner 
II,  322.  S^ote  59.       4)  Chronic  Saxonic.  unb  Florentius  wigorniens.  ad  a.  1014. 


38  #a&jl  ©re^ortuS  VII.  "unb  [ein  3eifalter. 


etn  l;ulbretd;er  £>err  ju  fein.  Sir  »erben  »erbejjern,  »a£  unfere  Untere 
tränen  inSgefammt  mißbilligen,  »ergejfen  unb  »ergeben  foll  feto,  »a3  »iber 
Und  gehantelt  unb  gefagt  »erben  ift,  falXö  5We  etnfttmmtg  unb  olme  ®e* 
fär)rbe  fid)  ju  UnS  »enben." 

2M)renb  ber  gaftenjeit  1014  lehrte  (Stfyelreb  in  bie  £eimatr)  &urM 
unb  »arb  vom  Solle  mit  3ubel  empfangen,  diu  SReidjSbefcbluf  Verbannte 
für  ewige  Selten  alle  3)änen  au£  (Snglanb  unb  erflärte  fte  für  geästet, 
Wenn  einer  ftcb  betreten  liefe.  Die  alten  ©ünftlinge  unt>  2lnl)änger  ftrömteu 
»ieber  nad)  bem  £ofe.  Wlit  Zubern  »arb  Sabril  ju  ©naben  angenommen, 
aud)  £r)orftl  ber  2)äne  trat  in  baö  frühere  Serfyältnif  51t  (£tf)elreb  §uiütf. 
2lu3  (Srlenntlirtfeit  bafür  lief  Sefcterer  fym  unb  feiner  6d)ipmannfd)aft  eine 
große  (Summe  ©elbeä  ausbezahlen.  9?ad)  ©norro'6  früher1)  angeführtem 
3eugniffe  erging  um  biefelbe  3ät  eine  föniglta)e  Slufforberung  an  namhafte 
Krieger,  ftd)  unter  ba3  Saliner  (Snglanbö  §u  [teilen. 

s3J?it  beu  sD?aunfd)aften,  bie  ftd)  gefammelt  Ratten,  rücfte  fofort  @tl)elnb 
nad)  ber  ©egenb  von  ©ainSborougl),  »0  ber  junge  $anut  uod)  immer 
mit  ber  bäntfeben  glotte  »eilte,  $anut  »artete  bie  Slnfnnft  ber  geinbe 
nid)t  ab,  fonbern  ftieg  fo  eilig  §u  @d)iffe,  baf  er  felbft  bie  £eid)e  feinet 
SSater^  ^urürflief.  3unäd)ft  fufyr  er  nad)  bem  £afen  von  €anb»td),  unb 
fe£te  bort  bie  ©cifel  an'3  £anb,  »eld)e  im  vorigen  3af)re  bie  unter»or* 
fenen  Se§irfe  feinem  Sater  geftellt  Ratten,  aber  ntd)t  olme  benfelben  vorder 
^änbe,  sRafen  unb  £)l)ren  ab§ufd)netben.  (&$  »aren  5lngef)önge  ber  elften 
gamilien  be$  SanbcS,  »eld)e  biefe  unmenfd)lid)e  Sefyanblung  erlitten.  2lua) 
(Stfyelreb  verfufyr  graufam  gegen  bie  Se»ol)iter  ber  ©egenb  von  @ainS- 
borougl)  unb  £mcolit>  in  benen  er  9)iitfd)ulbtge  ber  numnel)r  geflitzten 
2)änenl)errfd)aft  fal).  Seit  unb  breit  lief  er  bie  Räubereien  verheeren,  bie 
9Äenfdjen,  bie  in  feine  ©e»alt  gerieten,  nieberftof en. 2) 

Wlit  nur  60  (Sdjiffen  fam  $anut  nad)  £)äitemarf  jurürf,  beim  bie 
übrigen  »aren  bei  XljoxUi  §urüdgeblieben,  ober  vielmehr  mit  ir)m  §u  (Stfyelreb 
übergegangen.3)  £)er  Seria)t,3)  ben  ber  £obrebtter  (Smma'S  erftattet,  »ei£t 
meinet  (£raa)ten6  barauf  tyxi,  baf  @»en$  (Srftgebo  riter  unmittelbar  naa) 
feiner  Oiücffcl)r  Gmglanb  für  immer  verloren  glaubte.  £>erfelbe  fagt  nämlicb, 
$amit  l)abe  von  feinem  jüngeren  Sruber  §aralb  Abtretung  ber  ^älfte  be$ 
bäuifa)en  9teid)e6  begehrt,  unb  ünterl)anblungen  feien  befl)alb  $»ifcr)en 
Seiben  gepflogen  »orbeh.  Salb  mögen  jebod)  9?acr)rid)ten,  bie  über  beu 
(Staub  ber  Dinge  in  (Snglanb  einliefen,  feinen  SDtutf)  »ieber  gehoben  l)aben: 
er  febritt  §u  einigen  93?af regeln,  »ela)e  er»ac^enben  (Sfyrgeij  verraten. 


l)  93a«b  II,  617.  2)  Florentius  Wigorniensis  (flores  tempor.  Francof.  1601.  fol.) 
ad  a.  1014.  ®.  615.  ©innle  Script.  <§r.  362  unb  433.  3)  Encomium  Emmae  bei 
fiange&etf  II,  478.  479. 


gSieriea  53ud;.    (Sap.  3.    JDer  £)äne  ßanut  nuvb  £erv  über  (Snglanb.  39 


6wenS  3^9cnoj)e,  23tfd)of  Dietmar  von  9)cerfeburg,  unb  (Smma'S 
Sobrebner  beuten1)  etnfttmmig  an,  baß  Kaimts  QSater  feine  ©emar)lm  Stgrib 
verftoßen  unb  nad)  $olen  jurücfgefd)tcft  fyatte.  33tS  gum  Safyre  1014  lebte 
fte  bei  tfyrem  SBruber,  bem  ^olenfönige  93ole6law  (Sfyrobn;.  5lber  nun; 
mel)r  reisten  jlanut  unb  §aralb  gemeinfd)aftttd)  nad)  ©laviert,  polten  bte 
Sföutter  bort  ab  unb  führten  fte  nad)  Dänemarf  §urüd.  ©iefyt  bieß  nidjt 
fo  au3,  als  fei  ^anut  barauf  bebacbt  gewefen,  ntd)t  bloS  baS  Unrecht, 
weld)e£  ber  verftorbeue  SSater  au  ber  Butter  unb  tfjrem  <£>aufe  begangen 
fyatte,  wteber  gut  §u  machen,  fonbern  aud)  ftd)  ber  «£)ülfe  feinet  £)l)eim$ 
SBoleölaw  §u  verftd)ern,  ber  bamalS  auf  ber         feiner  9Diad)t  ftanb. 

Jlüfjn  waren  bte  platte,  bte  ber  junge  Däne  fyegte,  unb  letd)t  formte 
e£  gefd)ef)eit,  baß  er  bei  2lu3fül)rung  bcrfelbett  mit  bem  beutfd)en  «ftaifetv 
fyofe  sufammenftteß.  Die  23orfid)t  riet!)  bafyer,  ftd)  mit  bem  ^otenfürften  §u 
verftänbigen,  ber  bem  aufftrebenben  beutfdjen  Jtatfer  ^eittrid)  IL  bie  Sage 
fytelt  unb  an  ©tünbung  beS  älteren  norbtfcfyen  ©tyftemS  arbeitete.2)  Dtefe 
Deutung  ber  voIntjd)ctt  Dieife  ÄanutS  unb  £aralbö  wirb  bttrd)  anbete  Xl)aU 
fachen  unterftiu)t.  2lbant  von  ^Bremen  berichtet:3)  ,„föanut  fd)loß  einen  93uub 
mit  feinem  ^jalbbruber,  bem  6d)00öföntg  £)laf  von  Sd)Weben,  unb  erhielt 
von  bemfelben  23eiftanb  §u  Eroberung  (SnglanbS."  Man  ftefyt  bafyer:  ber 
Däne  fuebte,  el)e  er  ba$  Sd)Wert  50g,  nad)  mehreren  (Seiten  f)tn  bura) 
23üttbutffe  dürfen  unb  glanfen  §u  beden. 

3n  Qmglaub  felbft  geftalteten  ftd)  bie  Dinge  günftig  für  fein  $orf)aben. 
3erwürfntffe  waren  au  bem  wteberfyergeftellten  £ofe  au3gebrod)en.  Der 
angelfäd)ftfd)e  ßfyrontft  gloreutiuö  von  Sorcefter  melbeü*)  „wäfyrenb  im 
grüfyltug  1015  ein  engltfd)er  S^etcr^ötaß  §u  Dxforb  gehalten  warb,  lodte 
(Sabrif  bie  beiben  älteften  Statte  ber  fogenannten  fteben  ^Bürgen  (ober 
©täbte)  beS  §er§ogtr;um$  9J?ercia,  Sigefertf)  unb  -Xftorcar,  §u  ftd)  in 
feine  2ßof)ttung  unb  ließ  fte  bort  ermorben.  9?acb)bem  bieß  gefd)el)en,  $og 
^öntg  (Stl)elreb  bie  ©üter  ber  ©etöbteten  für  bie  trotte  ein  unb  gab  §ugletd) 
93efef)l,  bie  Sittwe  €igefertl)3,  Sllbgttfye,  als  (Staatsgefangene  nad)  SMmeS* 
bim;  ab§ufül)ren."  Offenbar  fyatte  ber  föntgltcbe  ©ünftltng  ben  50?orb  im 
Auftrage  (StfyelrebS  begangen.  Allein  ber  £f)rotterbe  mißbilligte  offen  bte 
$f)at  beö  Königs  unb  feines  ©ünftlütgS.  Der  (Sf)romft  fäl;rt  fort:  „(Stl)el; 
rebö  ältefter  ©olnt,  (Sbmuttb,  fa^  bte  gefangene  2Btttroe  §tt  ^almeSbun; 
unb  nal)m  fte  wtber  ben  Stilen  be$  QSaterS  jur  ©emaljltn,  aud)  bemäa> 
tigte  er  ftet)  mit  ©ewalt  beö  ^ac^laffeS  ber  beiben  Statte."  9)?ag  bie  6aa)e 
5ufammenl)ängen,  wie  fte  will,  jebenfaltö  ift  flar,  baß  ber  ^öntg  uta)t  nur 
einem  2:i)etle  feiner  größeren  SSafallen  mißtraute,  fonbern  aua)  mit  bem 


x)  ^ev|  III,  449  oben,  Sangebecf  II,  479.  2)  <B\t\)t  93anb  II.  494  flg.  3)  Gesta 
hammaburg.  U,  50.  $erfc  VII,  324.       4)  Ad  a.  1015.  Flores  tempor,  ©.  616. 


40 


Sßabfi  ©vegoriud  VII.  unb  fein  MUttex. 


£f)ronerben,  bem  fünften  ber  (Söfme  ßtrjelrebS,  ftcb  überroorfen  fyatte. 
$ielletd)t  war  bte  brot)enbe  (Stellung,  roeldjc  (Sbmunb  auf  folc^e  Seife 
gegen  ben  SSater  unb  beffen  ©ünftlmg  einnahm ,  eine  ber  Urfacr)en,  roeß* 
fyalb  (£abrif  fur§  barauf  aur  bänifdjen  *ßart£)et  ibergibg. 

3d)  fyabe  oben  bemerft,  baß  ^anut  bei  ber  eiligen  glud)t  au3  (Sng* 
lanb  bie  getane  feines  23ater6  bafelbft  jurüdlteß.  JDbgleicr)  Äotug  (St^clreb 
fett  fetner  2Bteberf)crftellung  feine  9)lüf)e  fyarte,  bte  ©cbetne  beö  SobfembS 
in  feine  ©ewalt  $u  bringen  unb  §u  befcr)tmfcfen,  erreichte  er  btefen  3roecf  ntet/t. 
($me  fcornefyme  (Snglänberm  »erbarg  bte  £eta}e  unb  braute  fte  im  grüfylmg 
1015  $u  6a}tffe  nad)  3)änemarf  fnnüber,  Vorauf  fte  $u  9?oe3ftlb  tu  ber 
»on  £aralb  (Sd)roar^al)n  erbauten  Ätrdje  beftattet  warb.1)  2)te  £r)at  ber 
grau  tterrtetr),  baß  ba6  bämfcfje  £au£  noeb  immer  entfd)loffene  Anhänger 
in  (Snglanb  aäf)Ite.  23alb  erhielt  Äanut  ftärfere  SBewetfe.  9Jftt  9  (Sdnffen 
lanbete  £f)orftl  an  ber  bäntfeben  Mfte,  eilte  §u  <Swen6  erftgebomem  (Sofyne, 
bat  um  $er$eif)uitg  beffen,  Wa6  er  gegen  ben  QSater  tterbrodjen,  unb  Mx* 
r)ieß  eine  letebte  Eroberung  GmglanbS,  inbem  er  eröffnete,  baß  er  30  mit 
äuoerläfftgen  beuten  befefcte  $rieg3fd)tffe  bafelbft  jurüefgetaffen  r)abe,  welche 
junt  £>tenfte  be6  jungen  $öntg$  bereit  feien. 

5)er  gelb^ug  war  befd)loffen.  ^anut  brachte  eine  bebeutenbe  9J?acf>t 
jufammen.  ,5Me  fogenannte  <Sad)fend)rontf  f:prid)t2)  oon  160  <Sd)tffett,  ber 
Sobrebner  (Smma'S  sal)lt3)  200.  9?tmmt  man  an,  baß  bie  üon  erfterer 
Duelle  mitgeteilte  3tffer  bte  eigenen  (Streitfrage  Stanutö  begriff,  unb  rennet 
man  bie  39  (Scbtffe  SrjorfttS  ^tnju,  fo  fommt  bis  auf  eine  ^leintgfett  bie 
(Summe  r)crau$,  belebe  ber  Sobrebner  nennt,  ^c^terer  fügt  bei,  fein  €>ftoe> 
fein  gretgelaffener,  fein  in  ben  3af)ren  SSorgerücfter  ober  Uufräfttger,  fon* 
bern  lauter  fretgebonte,  junge,  rüfttge  Männer  f)ätten  fta)  auf  ber  glotte 
befunben.  2)te  fünften  Stftnger  ber  £)ft*  unb  9?orbfee  mögen  tton  ben 
2)cmen  etngelaben  worben  fein,  Sfjeil  an  bem  3u9e  5U  nehmen. 

Unter  ben  oornefymen  Herren,  bie  ben  jungen  gürften  begleiteten,  wirb 
von  ber  ^ntytlinger  (Saga  Ulf  erwähnt,4)  (Snfel  be$  aus  fct;Webtfd)em 
JtomgSftamm  entfproffenen  (Seefömg6  (Sttyrbjörn,  ber  sor  3ar)ren  im  Kampfe 
gegen  feinen  £>l)eim  (Stria)  ben  (Siegreichen  fiel.8)  5lua)  anbere  oölltg  glaube 
roürbige  Duellen,  Slbam  tton  Bremen6)  unb  (Snorro,7)  fennen  btefen  Ulf 
unb  melbcn,  baß  ilmt  foäter  Äanut  feine  (Set) W efter  Slftriba  jum  SÖeibe  gab. 
($tn  §wettcr  erlaubter  Diormanne,  ber  Dberjarl  unb  (Statthalter  von  9?or* 
wegen,  (Sind),  ^afonö  (Sof)n,  au6  bem  53lute  ^aralbö  beö  (Sa)öngelodten, 


l)  Thietmari  chronic.  VII,  26.  *ßer£  III,  848  unb  encomium  Emmae  Bei  Sanges 
Uä  11,  480.  2)  Ad  a.  1015.  3)  Sangebed  II,  481.  4)  Sie  ©teile  bei 
Surner  II,  333.  6)  33anb  II,  535.  6)  «Pcrfe  VII,  325.  ')  Heimskringla  U, 
225  u.  275. 


95ievteß  23udj.    Gap.  3.    2)er  2)öne  «Kaimt  iv-trb  £evr  über  (Siiglanb. 


41 


ber  naa)  bem  $obe  Swenö  mit  ^anut  naa)  2)äncmarf  jurücfgefe^rt  $u 
fein  fa)emt,  muf  X^etl  an  bem  engltfa)eu  gelb§ug  genommen  Ijaben.  (Sein 
9?ame  wirb  fpäter  genannt. 

Um  bte  WlilU  bcd  (Sommert  i  0 1 5  bratt)  $amtt  mit  fetner  glotte  auf 
unb  (anbete  $u  Sanbwia).  Sofort  jogett  (SthelrebS  (Srftgeborner  ©bmunb 
unb  ber  (Sari  von  2Diereta,  (Sabrtf,  be3  Königs  ©ünftlmg,  bte  angelfäa)ft* 
fa)en  Streithäfte  jufammen.  Slber  als  biefelben  vereinigt  waren  —  fo 
beliebtet1)  glorentiuS  von  Stßorcefter  —  §cigte  e$  fta),  baß  ber  33errätf)er 
(Sabril  bem  ^önigSfolme  hetmlta)e  Sehlingen  ftellte.  3m  Unfrteben  trennten 
fte  fta),  unb  iljx  *£>aber  fam  ben  hätten  $u  gut,  bte  mef)r  unb  mcf)r  SBoben 
gewannen.  23alb  barauf  ging  (Sabrtf  mit  40  föntglia)en  Sa)tffen,  graten? 
thetlS  von  2)änen  bemannt,  bte  1014  tu  (Stt;etrct>ö  CDienfte  getreten  waren, 
jtt  Üanut  über.  2Beftfaa)fen  unterwarf  fta)  bem  Sefctcren  unb  ftellte  ©elf  ein, 
ebenfo  im  Saufe  beS  28tnterS  9?orthumberIanb. 2)  Satjrenb  bte  2)tnge  fo 
[tauben,  ftarb  ju  Sonbon  ben  23.  $fyrtl  1016  ber  alte  (Stfyelreb  naa)  einer 
38jährtgen  unrühmlichen  Regierung.  SMe  näa)fte  golge  feinet  SobeS  war 
eine  (Entzweiung  beS  $etd)eS. 

(Stücke  ©rope  unb  bte  33ürgerfa)aft  SonbonS  erhoben  ben  (Srftgebornen 
(StheltebS,  (£bmunb,  ber  wegen  fetner  Sapferfeit  ben  Beinamen  (Stfenfeite 
erhielt,  auf  ben  Stroit.  üBtele  Rubere  bagegen  unb  §war  fowob/l  getft- 
lia)e  als  weltlta)e  2Bürbenträger  ftrömten  naa)  Southampton  jufammen, 
wo  Jlanut  weilte,  unb  wählten  ilut  jum  ©tbteter.  9)itttetyunft  unb  9ktv 
ber  Wlafyt  (SbmunbS  war  Sottbon,  barum  fammelte  »ftanut  alle  feine  (Streit* 
fräfte  unb  rüdte  vor  bte  ^auptftabt.  3a)  laffe  ben  S^^fM  Dietmar 
von  Sfterfeburg  reben,3)  beffen  £>arftcllung  im  @an§en  bura)  bte  2luSfagen 
engltfa)er  £lucllen  beftätigt  wirb:  „mit  340  Sa)iffcn,  beren  jebeS  80  Streiter 
führte,  fuhr  «ftanut  bte  &hemfe  hinauf  unb  belagerte  fett  bem  3unimonat 
Sonbon,  wo  bte  verwittwete  Königin  (Smma  mit  ihren  §wci  Stteffölmen 
(Sbmunb  unb  Sltfyelftan,  mehreren  23ifa)öfen  unb  weltlichen  ©rofsen  fta)  be* 
fanb.  (£mma  fnüpfte  Unterhanblungen  an,  ^anut  gab  folgenben  23efa)eib: 
wenn  fte  unvet  weilt  tf)re  §wei  Söhne  jur  £tnrid^ttmg  ausliefere,  fta)  fclbft 
mit  15,000,  bte  23ifa)öfe  mit  12,000  $funb  Silbers  löfe,  wenn  fte  ferner 
bte  24,000  in  ber  <StaU  aufgehäuften  ^arnifa)c  h^vauSgebe,  unb  als 
*ßfanb  pünftlicben  SBorthaltenS  300  ©eifel  fteUe,  folle  il;r  unb  ihren  ®c* 
noffen  Seben  unb  grteben  §ugefta)ert  fein,  Wo  ntd^t,  hätten  fte  alle  ben 
$ob  ju  gewärtigen."  Dietmar  fügt  bei:  „(Smma  fei  geneigt  gewefen,  auf 
btefe  Sebtngungen  einzugehen."  Slber  eS  fam  nia)t  fo  weit:  „bei  9?aa)t 
entwifebte  ©bmunb  fammt  feinem  SBruber  21tl)elftan  auS  ber  belagerten 

l)  Flores  temporum  ©,  616.  2)  <£te  33eiuetfe  bei  Jluvner  II,  324.  3)  Chronic. 
VII,  28.  $etfc  III,  849. 


42 


SJkbji  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


Stabt,  lieferte  bem  geiubc  glütfltcbe  ©efedjte  unb  $wang  ßanut  jule^t,  bie 
Belagerung  aufgeben. " 

3er;  fyalte  bte  i>on  ^Dietmar  angegebene  3al)\  bäntfet/er  Scfytffe  unb 
(Streiter  —  ba£  §eer  muß  nad)  fetner  $ed)nung  27000  9Jcann  gejagt 
fyaben  —  für  glaubroürbtg.  2Benn  aud)  «ftanut  bei  ber  Sanbung  in  Sanb* 
widj  nur  200  ©cgel  befaß,  mag  bte  bänifdje  glotte  fettbem  burd)  ben  %\v 
fd)luß  ber  norwegifetyen  Sd)tffe  (£irtä)$  unb  bie  $lu3rüftung  neuer,  tton  ben 
unterworfenen  (Snglänbern  geftellter,  auf  obige  Stärfe  gebrad)t  worben  fem. 
3)te  etnl)etmtfd)en  (£l)rontften  berichten1)  gleichfalls  »on  ber  Belagerung 
SonbonS  unb  fügen  bei,  baß  Mannt  §ur  (Seite  ber  $l)cmfe  einen  Jlanal 
graben  ließ,  um  einen  £l)etl  fetner  glotte  über  bte  burd)  Stürme  »ert^etbigte 
unb  gefperrte  ^auptbrüde  r)inauf§ufd)affen  unb  bie  Stabt  sott  betten  Seiten 
fttattf  fließen.  S)ie  Saaten,  weld)e  (Sbmunb  im  Saufe  beS  Sommert  1016 
»errichtete,  befdjreiben  fte  ausführlich:  berfelbe  entwtdelte  eine  ftaunenSwerthe 
£l)ättgfeit,  brad)te  ein  §eer  um  baS  anbere  §ufammen,  unb  lieferte  ben 
2)änen  in  furjen  3wt)$emäumcn  fünf  größere  treffen,  beiden  (in  2)orfet* 
fl)tre),  bei  Scearftan  (in  Siltfhirc),  bei  Brcntfort  an  ber  £l)emfe,  bei  Ott* 
fort  (in  $ent),  enbltcb  bei  2lfl)bown  (tu  (Sffer.)  SJtc^rere  gewarnt  er,  in 
ben  anbern  blieb  er  unbeftegt,  unb  nur  bte  Umgenannte  bei  2lfl)bown  »er* 
lor  (Sbmunb. 

Dbgletd)  ba$  Ufte  treffen  bei  2lff)bown  unglütfltd)  für  (£bmunb  enbete, 
Ratten  aud)  bie  hätten  fola)e  Skrlufte  erlitten,  baß  $anut  für  gut  fanb, 
auf  grtebenöiH'r^anMungen  einzugehen,  welche  engltfd)e  @roße  beantragten. 
Sßeibe  Könige  gelten  im  Späti)erbft  1016  eine  3ufammenfunft,  auf  weldjer 
fte  flct)  über  eine  Teilung  be$  *Retd)c3  »erftänbtgten.  Seftfad)fen,  Dp 
faebfen,  Dftangltcn,  bte  «gauptftabt  Sonbon  unb  bie  (üblichen  fianbfcfjaften 
fammt  bem  Seester  unb  föntgltd)en  Z\Ui  follten  bem  Sohlte  (£t|elreb$  »er* 
bleiben,  baS  übrige  Sanb  an  $anut  fallen.  9iad)  Slbfcbluß  beS  Vertrags 
begab  ftd)  ($t>munb  tu  bie  ^auptftabt.  Slber  faum  angefommen  ftarb  er 
eines  plögliajen  £obeö  am  SlnbreaStage  —  bem  30.  -fto&ember  1016.  ©ein* 
ftarfe  $crbacr-t£grünbe,2)  worunter  ein  »erftecfteS  (gingeftäubmß  in  einer" 
eigenen  Urfnnbe  Äanut6  —  liegen  »or,  baß  ber  Ü)äne  eS  war,  ber  ben 
angelfäa)ftfd)eu  9?ebenbul)ler  gcwaltfam  auS  ber  Sßelt  gefd)afft  f)at. 

Unmittelbar  nad)  bem  Sobe  (SbmunbS  berief  ^anut  in  bte  ^auptftabt 
Bonbon  einen  9?etd)Stag,  mldjcx  fügfam  ben  Söunfd^en  beö  2)änen  ent* 
fprad)  unb  anorbnete,  was  freiltd)  unter  ben  obroaltenben  Umftänben  gar 
ma)t  umgangen  werben  fonnte.  £)te  SSerfammlung  wal)lte  Äanut  §um 
Üöntge  beS  ganzen  9fetd)e6  unb  fd)loß  bie  <5öl)ne  unb  trüber  (Sbmunbö 


*)  Turner  II,  331  flg.  Calenberg  I,  458  flg.  «)  Surner  II,  331  ftg.  Zappte 
bevg  I,  458  flg. 


JBievteg  23ucf).    &ap.  3.    £ev  3Mne  Äanitt  toirb  £cvv  ü&ev  ©nglanb.  43 


für  immer  von  allen  9?cd)ten  auf  bte  $l)ronfolge  ober  Slittfyeü  an  ber  $e* 
giefting  aus.1)  Ü)aö  traten  Dororft  3Borte,  meiere  guretjt  t>or  #@en>alt 
abgepreßt  fyatte,  unb  nxldu'  fväter  eine  anbere  ©eroalt  roteber  untftoßen 
mochte.  W>tt  $anut  fdnitt  foforl  §tt  Sfyaten,  welche  beu  33efd)Iüffen  beö 
*Ketd)3tag3  9fad)brud  geben  follten.  3Sor  2ltlem  belohnte  er  bie,  bereit 
^ptlfe  er  bauptfäcblid)  bte  trotte  verkaufte.  glorentiuS  von  2£orcefter  fagt:2) 
„ber  neue  Äonig  fyälk  Gmglanb  in  vier  ^erjogtfnmter:  baS  eine,  ftßtfu 
fa^jen,  bettelt  er  für  ftd)  felbft,  ba£  jtvette,  Dffanglien,  »ergab  er  an 
£f)orfü;  mit  bem  brüten,  mit  9J?ercta,  belehnte  er  (£abrtf,  ba3  vierte,  9?ort* 
l)ttmberlanb,  überließ  er  bem  (tmrd)  Dlaf  II.  ^aralbS  ©ofyn  au$  feiner 
nonvegifdn'n  3arffd)aft  vertriebenen)  (Strid)."  93?an  formte  vermutfyen, 
Mannt  fyabe  biefe  @tnrid)üntg  aus  eigenem  eintrieb  unb  planmäßig  ge* 
troffen,  etroa  um  mütelft  ^tacbafjmung  ehicS  beutfdum  SSorbtlbS  bte  vielen 
flehten  föarle,  voeldje  ftd)  btefycr  in  Gmglanbö  QSerroaltung  Petiten,  unter 
bie  ^ufftdit  ftrenger  33orgefe^ten  §u  ("teilen. 

Silicat  baß  bem  nidt)t  fo  roar,  erbellt  aus  bem  fväterett  Erfolg:  «ftönig 
$anut  t)at  im  Saufe  ber  folgettben  3at)re  alle  bret,  bie  er  nad)  bem  Son* 
boner  9fetd)3tagc  vom  3>c§embcr  1016  §u  ben  t)öct)ften  Würben  beförderte, 
au3  bem  Sßcge  geräumt.  3)er  Sd}tuß  brängt  ftd)  bat)cr  auf,  baß  Äauut 
bie  (Srrjebung  jener  ©enoffen  unter  beut  3wange  von  SSerbtnbltct)fetten  be* 
willigte,  bie  er  faum  juvor  übernommen  fyaben  muß,  unb  bie  er  in  ben 
erften,  nod)  fdjwadjett,  Anfängen  feiner  £)berl)errfd)aft  über  baö  gefammte 
(Snglanb  ntd)t  umgeben  burfte.  9?id)t  of)tte  £of)n,  fonbern  nur  gegen  be* 
ftimmte  unb  bebeutenbe  $crfvred)ungeit  voirb  (Stria)  von  Norwegen  mit  ber 
it)m  §u  ©ebot  ftel)cnbeu  Wiafyt  £eerc$folge  geleiftet,  »erben  £t)orül  unb 
(Sabri!  tt)re  angclfädjftfcben  ©ebieter  verraten  l)aben.  Ü)iefe  (Smporföinm* 
Itnge,  bte  längft  nad)  Ungebuttbenfyeü  fttebten,  wollten  gletd)  ben  £er§ogen 
3)eutfd)lanb3  bte  *Holle  von  Königen  im  kleinen  fvielen. 

3)a3  9Md)fte  roar,  baß  Äanut  eine  SJiaffe  von  Sölden,  bereu  tarnen, 
3Hacbt  ober  böfe  ©etvofynbeüen  er  fürd)ten  §u  müffen  glaubte,  auS  bem 
SBege  räumte.  Sftefyrerc  trüber  ober  ^albbrüber  bc6  verftorbenen  Äönigö 
lebten  in  (Snglanb.  2)te  93crfe  ehieä  6MbenItcbc6,  voeld)e  in  ber  StnyU 
Imger  (Sage  angeführt  finb,  geben  an,3)  itanut  l)abe  alle  ^ufammett  ent* 
roeber  be$  SattbcS  verrotefen  ober  umbringen  (äffen.  3)cr  fäl)igfte  unter 
(SbmunbS  trübem  fyieß  (Sabttn.  Saut  bem  3^uBtt^fe  3)  be$  glorenttuö 
verbannte  tl;n  Slnfangö  Jtanut,  unb  §uglcia)  mit  iljm  einen  jtveiten  (Sabroi, 
roelcber  ben  £üel  SBaucrföntg  empfängt  unb  ein  8eiten)ct)öß(tng  be^  angel? 
fddvjtfd^en  ^aufcö  geroefen  ju  fein  fct)etnt.    glorentiu^  fügt  bei,  Äanut 


l)  Florentius  ad  a.  1016.  Flores  temp.  <§  618  flg.  2)  Ad  a.  1017.  Flores 
temporum  ©.  619.        >)  %UXMt  II,  336. 


44 


^a&ft  ©regovmg  VII.  unb  fein  3eitaltev. 


t?abe  nod)  im  nämlichen  3af)re  ben  ,£önig6fof)n  ßabwt  jurüdf gerufen ,  aber 
nta)t  um  it>n  $u  ©naben  anjunebjmen,  fonbem  um  tt)n  für  immer  verftum* 
men  ju  machen:  (gabwi  würbe  t>or  Ausgang  beS  3af)reö  auf  93eranftaltung 
ÄanutS  ermorbet. 

2)er  verftorbene  (Sbmunb  fyatte  weiter  jwei  unmünbige  ©öt)ne  f)tnter* 
laffen,  von  melden  ber  jüngere  Abwarb,  ber  ältere,  gletcb  bem  «Bater, 
(Sbmunb  |iejj.  23etbe  beftimmte  Äamtt  §um  £obe,  boeb  wagte  er  mc$t,  fte 
im  Sanbe  felbft  §u  verberben,  weil  er  ben  £aß  fürchtete,  ben  tf)m  btefe 
£r)at  bei  ben  2lngelfad)fen  5U§ief)en  würbe,  ($r  fdjttfte  fte  beßfyatb  nacb 
(Schweben  fyiftüb;»  §u  feinem  6ttefbruber,  bem  @cr)oo$fomg  Olaf,  welcfier 
laut  ber  SBefyauptung  be$  glorenttuS  angewiefen  warb,  bte  Äinber  ofyne 
Sluffefyen  $u  befettigen.  2)er  Schwebe  bebte  jeboeb  vor  bem  angefonnenen 
$crbred)cn  §utüd',  ließ  bie  Knaben  am  Seben,  aber  in  <5cb  weben  burften 
fte  nietet  bleiben,  fortbern  würben  in  ein  frembeS  2anb  entfenbet. 

SlÜetn  über  ben  Drt  tfyreö  fväteren  Slufent^altö  liegen  wtberfVrecfjenbe 
Angaben  vor.  glorenthtö  behauptet,  @d)oo0fö'mg  £>Iaf  r)abe  fte  itadt)  Vlw* 
garn  an  ben  £of  be$  Königs  @alomo  gefebteft.  £)teß  ift  gerabeju  un- 
möglid).  ©alomo  beftteg  erft  1064  Ungarns  Sfyron,  $u  einer  $eft,  ba 
ber  ©einwebe  £>laf  fdjon  über  ein  9Jtenfc^enalter  tobt  war,  unb  ba  ©bmunbö 
©efytte  faft  ba6  ©rctfenalter  erreicht  tjatten.  2Beit  glaublicher  lautet  bie 
2luSfage  5tbam6  von  ^Bremen,  weld)er  gletd)faltö  melbet,1)  baß  Äöntg 
(SbmunbS  ©ölme  nad)  $anut3  Sfyronbeftetgung  tt)r  Sßaterlanb  Verlaffen 
mußten,  aber  fte  in  9?orbflavten  bei  ben  Muffen  eine  ßuflucbt  ftnbcn  läßt, 
©te  mögen  von  ©d)Weben  au$  naefy  Dtußlanb  ftet)  begeben  fyaben.  3)en 
Staat  von  Jtiew  bef)errfa)te  fett  1019  ©roßfürft  SaroSfaw,  ber,  wie  wir 
wtffen,2)  mit  Dlaf  von  ©djweben  in  3Serbtnbung  ftanb,  unb  fonft  gerne 
©elegenfeften  benütite ,  um  bureb  gaftltcbe  9lufnar)me  vertriebener  gürften 
ober  anbere  fifynltcrjc  Littel  (Stnfluß  auf  bte  benad)barten  9^etct>e  §u  erlangen. 
@letd)Wol)l  bin  id)  überzeugt,  baß  bte  9Sef)auvtung  bc$  angelfäd)ftfcben  6$rö* 
ruften,  (SbmunbS  (Sölnte  Ratten  §ule|t  in  Ungarn  ftcb  ntebergelaffen,  wenn 
auc^  ber  Sftame  beS  ungartfcr;cn  £errfd)er$,  ben  er  anführt,  falfcf)  ift,  bodt) 
im  ®an§cn  einer  fytftonfdjen  ©rttnblage  ntcr>t  ermangelt.  2)enn  er  bringt 
^ebenumftänbe  vor,  bie  tfyetlS  bureb)  anbere  3eu9nWc  keftättgt  werben, 
tfyeite  mit  fonft  befannten  93erl;ältntffen  bamaltger  3üt  in  gutem  (Sin* 
Hange  ftel)en. 

glorenttuö  erjäfylt  nämltd)  weiter,  baß  ber  ältere  unter  ben  betben 
flüchtigen  ©bitten  (SbmunbS  in  Ungarn  ol)ne  9cacbfommenfchaft  ftarb,  ber 
jüngere  bagegen,  Abwarb,  ebenbafelbft  ftd)  mit  5lgatl;a,  einer  Siebte  beö 
beutfdjen  JtaiferS  £einria),  vermählte  unb  mit  fr)r  brei  ^inber,  worunter 

l)  Gesta  hammab.  II,  51.  $er$  VII,  324.        -)  ©ie^e  93nnb  II,  508. 


$terteei  93udj.    &ap.  3.    £>er  SMne  Mannt  öwb  £err  über  (Snglanb. 


45 


$wei  STöd)ter,  Qthriftina,  tue  ben  ©Bieter  nahm,  Margaretha ,  welche  J?ö* 
nigin  bcr  ©Kotten  würbe,  brittenS  einen  Solm  ($bgar  jeugte.  9J?an  fann 
biefe  Angaben  faum  in  3wetfel  Rieften.*  Unfcerwerfßche  3™9cn  fagen1) 
au6,  baß  nidU  blo$  Abwarb  ber  23cfenncr,  Sof)n  (SttjelrebS  au6  ber 
(§he  mit  @mma,  welcher  von  1042  bis  1066  (SnglanbS  Stroit  einnahm, 
1054  feinen  gleichnamigen  Neffen,  (SbmunbS  Sol)n,  au6  Ungarn  $u  ftcr) 
nad)  (Englanb  berief,  fonbern  auch  baß  bie  Slngelfacbfen  nad)  ber  ©d)  lacht 
bei  £afttng6  (Sbgar,  ben  @ol)n  eben  btefeS  Neffen,  auf  ben  Sfyron  er* 
r)oben,  welchen  jebod)  (Sbgar  gegen  2ßi((jclm  ben  (gröberer  nidit  be> 
Raupten  vermochte. 

^Demnach  ift  anzunehmen,  baß  (Sbwarb,  (SbmunbS  ©o^n,  nad)bem  er 
fammt  feinem  SBruber  juerft  in  Nußlanb  3llPucht  gefunben  r)atte ,  fpäter 
nach  Ungarn  überftebelte.  3)er  beutfebe  jtatfer,  beffen  Siebte  Sfgattya  (£b^ 
warb  ehelichte,  fann  ber  3ctt  naefe  mir  ^einrieb  II.  fein,  gür  ben  Qkter 
5tgatha'3  aber  mötf  te  ich)  mit  älteren  beutfeben  unb  bänifdjen  ©dmftftetlern2) 
SBruno  galten,  ber  ein  33 ruber  *g>etnrtct)ö  II.  unb  ber  Königin  von  Ungarn, 
©ifcla,  ber  ©emabliu  «Stephan^  I.  war,  vom  genannten  jlatfer  aber  um 
1006  genötigt  Würben  ift,  in  ben  geifttiajen  ©taub  §u  treten,  unb  als 
33ifcbof  von  2lug6burg  ftarb. 

9J?it  reger  (£tferfud)t  muß  ber  beutfebe  ^aiferhof  bie  fdjnctfen  gort* 
fa}rttte  bänifd)cr  9Jtad)t  in  (Snglanb  betrautet  t)aben.  3d)  fcblicßc  bieß  au$ 
ber  r)erben  ©^radie,  welche  SBi'fdjof  Dietmar  von  Berleburg  gegen  €>wen6 
©abelbart  ©ohne  führt.  2)erfclbe  braucht  3)  von  Äanut  unb  beffen  trüber 
£aralb  ben  2lu3brutf  „£)tterngc§ücbte",  unb  fcbließt  ben  ^Bericht  über  bie 
^Belagerung  SonbonS  vom  3at)rc  J016  mit  bem  Sftunfdje,  //ber  Slllmächttge 
möge  bie  gan§e  53rut  berichten  mit  Stumpf  unb  Stiel  ausrotten."  3)tefe 
leibenfd)aftlicben,  bem  clertfalen  ^nftanbe  §uwiberlaufenbcn  Sorte  ftnb  offen* 
bar  ein  9cad)flang  tiefer  Abneigung,  welche  unter  ben  l)or)eren  klaffen  ©er* 
manienö  unb  inSbefonbere  am  jtaifert)ofe  gegen  baS  aufftrebeube  $au$ 
©wen$  \)cxx\d)k.  3ft  e$  nun  ntdt)t  bem  gewöhnlichen  Saufe  menfcbltcher 
3)inge  gemäß,  baß  unter  folebeu  Umftänben  Jtaifer  ^einrieb  II.  bie  flüch)* 
tigen  ©öhrne  beö  geftürjten  rechtmäßigen  §errftfer3  von  (Snglanb,  welche 
bei  einem  vorau3§u)ehenben  Secbfel  ber  (Sreignijfe  nützliche  ,2Berf$euge  beut- 
fd)er  ^ßoltttf  werben  tonnten,  in  feinen  jtretS  §og,  unb  baß  Heinrich  IL 
felbft  ober  feine  Nachfolger,  bie  betben  erften  ©alter,  feine  Wli\t)e  fparten, 
bie  *ßrin$en  auö  Dfußlanb  an  ben  befreunbeten  unganfdjeti  ^>of  §u  beför* 


l)  Flores  tempomm  @.  216.  630.  äBiÜjelm  »on  3Halme3burt)  bei  <Sav>Üe  @.  93. 

£etnridj  »on  Huntington  ibid.  @.  366.  2)  2a^en6erg,  engl.  ®ef^.  L  464.  9lok  3. 

tiergl.  ©frorer,  ^trc^.  ®efc^.  IV,  63  u.  213.  3)  Chronic.  VII,  28.  «ßerfr  III,  848 
unb  849. 


46 


$abft  ©regoviug  VII.  unb  fein  3eitalter. 


bern,  unb  bort  ben  erneu  berfelben  mit  einer  vornehmen  beutfchen  grau  §u 
vermählen. 

©leicfjem  ©cbicffale,  wie  bie  (Sprößlinge  beö  geftüf&tert  «ftönigSftammeS, 
erlag  eine  9ftajfe  angclfäd)ftfdu>r  ©roßen.  Utfyreb,  (Sari  »Ott  9?ortrmmber* 
lanb,  Äönig  (SbmunbS  wager,  Vornan,  (Sari  von  (5t)cftcr ,  (Stfyelwarb, 
(Sbelmar6  Sofyn,  23irtr)rif  unb  »tele  Slnbere  mürben  auf  ft'atttitd  33efer)l 
ermorbet.  Da3  alte  <Sprüd)Wort  ging  tri  Erfüllung:  große  Herren  lieben 
juwefleh  QSerratr)  r  aber  rite  bie  SBerrätfyer.  2Beil  bor  Däne  befürchtete, 
baß  bie  ehemaligen  Sßafallen  @fr)efreb6  unb  (SbmnnbS,  roelcbe  burct)  £rcu* 
loftgfeit  it)re  ©ebicter  in'S  $erberben  geftürjt  Ratten,  e$  ifym  ebenfo  magert 
fönnten,  fam  er  fetten  §uvor  unb  feblug  fte  triebet.  9kd)bem  bie  Heineren 
$errätf)er  gefällt  waren,  erfyob  jtanut  bie  gauft  Wiber  bie  größeren,  unb 
$war  wiber  biefelben,  weld)e  gletcr)  nad)  bem  ©tur^e  (Sbmunb6  jene  £er* 
jog£ler)eu  bavon  trugen. 

Die  $eir)e  fam  ^uerft  an  (Sabril  von  50?ercta.  2tn  2Beir)nadjten  101 7, 
wäfyrenb  ber  geftlidifeit,  gab  jtanut  33efet)l,  biefen  (Smporf  ömmling  §u  er* 
morben.  Die  Seiche  rourbe  über  bie  9)iauern  be$  SowerS  in  bte*£r)emfe 
geworfen.*)  SBier  3ar)re  fpäter  —  vor  bem  9J?artin6tag  1021  —  verbannte 
ber  junge  Üönig  laut  bem  3€Wttffe2)  beö  glorentiuS  von  SÖorcefter  ben 
neuen  ^erjog  von  Dftauglien,  &f)orfil,  aue  bem  englifd)en  Cetebe,  ©c* 
nauercS  berichtet3)  über  bie  leisten  ©dncffale  $r)orfil£  ber  SSiograpl)  be$ 
(Sr$bifcr;of£  (Slfeg  von  (Santerburr;:  „Weil  Köllig  $anut,  wegen  ber  Ucbel* 
traten,  weld)e  £l)orfil  früher  begangen  r)atte ,  tiefe  Abneigung  gegen  ben* 
felben  r)egte,  befebloß  er  tf)n  au6  bem  23ud)e  ber  Sebenbtgett  $u  ftreid)en. 
(Sr  übergab  il)m  6  (Schiffe  unb  befahl  ir)m  nacb  Dänemarf  §u  fegein. 
3116  £r)orfil  bort  an'3  £anb  flieg,  boten  be$  Königs  ^Beamte  bie  gan§e 
33evölferung  wiber  ben  2lnfömmling  auf  unb  verfolgten  ifyn  von  £>rt  §u 
£>rt,  bi3  er  unter  ben  Streiken  eineö  dauern  enbete.  £l)orfi(£  Seidbe 
würbe  fofort  ben  wilben  gieren  §um  graße  überlaffen." 

Deutlich  genug  gibt  ber  gleichzeitige  sD?önd)  ju  verfielen,  baß  bie  bä* 
ntfcr)en  3arle  in  ÄanutS  Auftrage  £f)orfil6  (Srmorbung  veranlaßten,  unb 
baß  ber  ^öntg  rr)n  l)interlifttger  Seife  nad)  Dänemarf  abgefd)irft  l)atte, 
vermutlich  weit  e$  nicht  rätt/licr)  fdu'en,  ben  alten  Solbaten  in  (Snglanb 
felbft  mitten  unter  bem  «^eere,  baö  au3  alten  Spießgef  eilen  beffelben  6e* 
ftanb,  nteber$umacben.  üukl&t  würbe  aueb  vollenbS  ber  britte  ^erjog,  (Sirid) 
von  9?ortf)umbrien,  bc$  Sanbeö  verwiefen.4)  Dod)  famt  bieß  nicht  vor  (Snbe 


*)  Florentius   ad  a.  1017.    Flores   temporum   @.  619.  2)  Ibid.  <§.  620. 

3)  Sangebecf  II,  453.  Wlan  vergleich  nodj  Sßttfjelm  öon  SWnlnieöburi)  bei  ©amle  ®.  73. 

4)  (Satttie  ibid.  u.  363  unten. 


SSierfcö  93ucfy.    ßap.  3.    2)cv  5)äne  Äanut  tottb  £en  iibev  (Snglanb. 


47 


be$  3a^r6  1022  gefangen  fein,  ba  Urfunben  big  sunt  genannten  3ä$re 
if)n  aB  £erjog  erwähnen.1) 

3er)  fomme  ju  ben  unblutigen  Wtittdn,  burdi  tt>clcf>c  $anut  feine  an* 
gehenbe  ^errfebaft  befeftigte.  <Scbon  vor  bem  (Sturze  (SbmunbS  (Sffehfeite, 
ober  unmittelbar  nach  btefem  Sfetgmffe,  Jjatte  ftd)  @mma,  bie  £ßithve  QtffytU 
rebS,  ju  ihrem  93ruber  9iicbarb  IT.  in  bie  9cormanbie  gcflüdtct,  xoo  ihre 
Söhne  (Sbroarb  unb  $elfreb  feit  1013  wetten,2)  ©eroiß  roar  (Smma 
fammt  tt)ren  «ftinbern  eine  gefährliche  ©egnerüt  für  itanut,  n>eil  it)r  (Erbrecht 
auf  bie  $rone  (Snglanb  möglicher  Sßeife  burch  bie  Stacht  be$  her$°9uchcn 
23ruber6  unterftüjjt  werben  fonnte.  Der  Däne  fchlug  einen  eigentümlichen 
Sföeg  ein,  um  bie  von  biefer  (Seite  \)tx  brohenbe  ©cfaf)r  abjuroenben.  Dben 
tft  bemerft  roorben,  baß  (Smma'ö  ®be  mit  (SMjclreb  eine  unglütflicbe  getvefen 
roar.  Sie  fcheint  niebt  nur  ben  ©emaht  verachtet  §u  haben,  fonbern  auch 
gegen  bie  mit  tf)m  erzeugten  (Söhne  gleicbgiltiger  geroefett  §u  fein,  als  rechte 
fdbaffenen  füttern  erlaubt  tft. 

hierauf  reebnete  meinet  (SracbtenS  jlanut:  er  bot  --  im  (Sommer  1016 
ein  nicht  mehr  alö  16jäf)riger  Süngling,  ruhmgefrönt  unb  an  ber  (Spitje 
eineö  ftegreteben  §ecre6  —  ber  ÜRormannfn  feine  $anb,  unb  ßmma  roteö 
ben  ^Bewerber,  ber  ihren  erften  ©atten  auf  £ob  unb  Seben  befämpft,  ihren 
Stieffohn  vom  %ljxone  geftoßen  hatte,  nicht  ^urücf.  9c"ocb  im  3uli  1017 
fanb  laut  bem  3eil9lufK3)  SlorentiuS  bie  Vermählung  ftatt.  Der  Sob* 
rebner  @mmä'$  berichtet,4)  fte  habe,  ehe  fte  baö  3aroort  gab,  bie  etbltdie 
3uftcberung  verlangt,  baß,  wenn  fte  je  in  ber  ®t)e  mit  Mannt  einen  (Sohn 
gebaren  follte,  btefem  mit  9lu3fd)luß  anberer  Äfnber  ibreS  fünfttgeu  ©e* 
mahlö  bie  etnfttge  Nachfolge  in  ber  £errfcbaft  be6  VaterS  juftehe.  Der 
nämltd)e  3el*ge  fügt  bei,  (Smma'S  gorberung  fei  von  Mannt  beroitttgt  roorben. 
(Sine  roeitere  93ebtngung  be6  neuen  (StyevertragS  bürfte  bahin  gelautet  haben, 
baß  bie  (Söhne  au6  erfter  (§be  ihre  Butter  nicht  nad)  (Snglanb  begleiten, 
noch  bem  (Stiefvater  übergeben  werben.  Dtefelben  verblieben  in  ber  9?or^ 
manbte  bei  bem  £)hetme. 

3ugletcb  mit  ber  eben  genannten  Vermählung  rourbe,  fo  febeint  eS, 
eine  jroeite  ^etrath  verabrebet,  unb  gftxtr  allem  5lnfcbeine  nad)  bamit  bie 
Anfangs  rviberftrebenben  5lnverroanbten  (Smma'ä  um  fo  tetebter  Ihre 
fttmmung  §u  erfterer  Verbtnbung  gäben.  Slbam  von  Bremen  erzählt5)  gol* 
genbeS:  „um  ben  ^erjog  ber  9?ormanbie,  9Kdbarb,  (Smma'S  Vruber  §u 
beftimmen,  baß  er  ein  SBünbntß  mit  ihm  febtieße,  verlobte  ber  Dänenföntg 
^anut  feine  (Scbroefter  Margaretha  mit  bemfelben.  ?lltein  ber  Normanne 
verfebmähte  bte  Dänin  (unb  nahm  fte  nicht  §um  Sßeibe),  worauf  ^anut 


*)  Sa^enbcrg  I,  473.  3We  2.  2)  Sangefcecf  II,  489  u.  491.  3)  St.  a.  O. 
®.  619.       4)  8ange6ecf  II,  490.       6)  Gesta  hammab.  II,  52.    ^}er|  VII,  325. 


48 


^ctbfi  ©regcriuö  VII.  unb  fein  3ettaÜer. 


SDkrgaretba  mit  bem  cngltfcfjeti  £er§og  Ulf  vermählte.  2)cr  n&mltdjc  Oftcrjarb 
trat  fväter  eine  SBallfdfjrt  nad)  3erufalem  an  unb  ftarb  wäf)renb  berfelben." 
(Sin  fiejner  gel)ler  ift  in  biefen  Sorten  beS  Wremer  (£l)roniften.  $td)arb  II., 
ber  ©ruber  (Smma'S  ftarb  1026/)  unb  (jatte  jutn  9kd) folger  fetneu  gletdv 
namigen  ©ofm  9itd)arb  III.,  ber  aber  fa>n  nact)  wenigen  Socken  von 
einem  jüngeren  ©ruber  Robert  au£  bem  2Öege  geräumt  warb.  CDtefer 
Robert,  befannt  unter  bem  ©einamen  be3  $räd)ttgen  ober  aud)  beö  Seufele, 
übernahm  fofort  bte  £errf#aft  ber  9?ormanbie  unb  berieft  fte  btö  §u  feinem 
im  3af)re  1035  erfolgten  $obe. 

9tun  Riffen  normannifa)e  Duellen  nid)t#  von  Reifen,  welche  ber  zweite 
ober  britte  9ttd)arb  nad)  bem  gelobten  Sanbe  angetreten  Ratten,  wol)l  aber 
beriebten  fte,  baß  Robert  ber  Teufel  ntct)t  nur  eine  Sallfafyrt  nad)  *ßalä* 
fttna  maebte,  fonbem  aud),  gan§  wie  ber  ©remer  5lbam  von  bem  angebe 
liefen  ©ruber  (£mma'£  melbet,  wäfyrenb  ber  3erufalem6faf)rt  mit  $ob  ab* 
ging.  £>emnaa)  fetjemt  e$,  als  t)at>e  ber  ©remer  (Styronift  ben  §wetten 
Ditcbarb  irrtrjiimltd)  mit  DMert  verwed)felt.  3Mefe  ©ermutf)ung  wirb  be* 
ftättgt  burd)  baS  3eu9ntjj  «ncS  §eitgenöfftfcben  6d)riftftetter£,  be$  (Slugnta* 
cenferS  Otubolf  ©laber,  ber  um  bie  SDcttte  beö  11.  SafyrfyunbertS  blühte 
unb,  fclbft  ©allter,  bte  ©erfyältniffe  beö  nörblia)en  granfretd)3  gut  fannte. 
9?ubolf  melbet2)  nämltd):  ber  9iormannenr)er§og  Robert  fei  mit  ber  ©ebwe* 
fter  be3  engftfd)en  $önig3  Oftanut)  verlobt,  (ober  vermählt)  gewefen,  fyabe 
aber  bte  ©raut  (ober  ©emafylm)  wteber  verftoßen. 

5llfo  r\id)t  mit  9ttd)arb,  fonbern  mit  Robert  t)at  ^anut  feine  6djwe* 
fter  verlobt.  Robert  aber  würbe  nacbfyer  burd)  eine  jlebfc  ©ater  etneö 
©aftarbö,  2ßtll)elm,  beffelben,  ber  1066  ßnglaub  eroberte.  ÜRcm  ftel)t: 
immer  enger  verfd)Iangen  ftcb  bte  ©cbtcffale  beö  normanntfd)en  unb  beg  in 
(Snglanb  fyerrfcfjenben  §aufeö. 

21uS  ben  oben  erwähnten  ©ebtngungen,  roelcbe  (Smma  ftetlte,  gefyt 
fyervor,  baß  ^anut ,  febon  ef)e  er  bie  9?ormanntn  freite,  6öf)ne  gezeugt 
fyaben  muß,  benn  fonft  würbe  (Stfyelrebö  Sßittrve  jene  ^laufel  ntd)t  in  ben 
©ertrag  aufgenommen  fyabcn.  3)tefe  ©orau6fe£ung  wirb  burd)  bte  ©e* 
ferste  beftätigt.  9)fer;rfad)  ift  von  §wet  ©bitten  ^anut^,  ©wen  II.  unb 
£aralb  bie  9tebe,  welche  tr)m  eine  vornehme  ©nglänbertn  Sllfgive,  bie 
Zodjkx  be3  (Sarlö  Sllfrjelm,  geboren  t)aben  foll.  $voax  würbe  fvftter  bie 
5led)tf)ett.  ber  ©ebnrt  betber  burd)  bie  *ßartbei  Qmuna'ö  beftritten  imb  be* 
Rauptet,3)  2llfgtve,  bte  unfrud)tbar  gewefen,  l)abe  bem  Röntge  jwet  frembe 
$mber,  6öl)ne  eines  Cßrtefterö  unb  eineö  ©cbufterS,  unterfeboben.  Allein 
baß  bteß  leere6  ©erebe  war,  unb  baß  (5mma  n\^)t  im  (Srnft  baran  glaubte, 


L)  Ü)2an  fe^c  art  de  verifier  les  dates  II,  836. 
quet  X,  51.       3)  Sa^enberg  a.  a.  D.  I,  482. 


-)  Histor.  IX  ,  6.  frei  Bou- 


93tede3  93itd).    (Eap.  3.    £>er  2)dnc  ,ftanut  iwivb  £evv  üfcer  (Snglanb. 


49 


erhellt  aitö  bem  Vertrage,  tt)eld)en  fte  vor  2lbfd)lu§  ber  ©f)e  mit  $anut 
bcmfelben  aufnötigte.  (Sbenfo  wenig  glaubte  $anut  barem,  bemt  mit 
Umgebung  be6  Vertrags  verteilte  er  ba3  9cetcb  unter  bie  bret  Söfme,  fo 
ba$,  wäljrenb  ^arbifnut,  (Smma'S  ©of)n,  CDänemarf  erhielt,  bem  einen 
(Solme  ber  2llfgive,  ©wen,  9?orroegen,  bem  anbem,  «gwralb,  (Snglanb 

$)iefe  Teilung  hat  $anut  offenbar  lange  vor  [einem  $obe ,  altem 
Slnfdjeine  nacb  htrj  nach  ber  ©eburt  $dvWnut&,  bcfcbloffen,  unb  fte  bürfte 
Urfadje  geroefen  fein,  baß  ntd)t  blo6  äwifchen  Mannt  unb  (Smma  ■BWjjfyelltg* 
fetten  ausbrachen,- fonbem  aud)  baß  (Smma'S  9?effe,  «£>erjog  Robert,  SOta* 
garetfya  verfließ  unb  fväter  bt'e  englifcfje  ^rone  mit  Ärieg  bebrof)te.  ^anut, 
ohne  grage  ein  fefyr  fähiger  Regent  unb  roürbig,  mit  bem  granfen  (Sari 
verglichen  ju  werben,  verfließ  nur  barin  gegen  baS  2Bol)l  ber  von  ir)m  be* 
herrfebten  93ölfer,  baß  er,  vom  (Strome  normannifeber  3Ü9eMofigfeit  in  ge* 
fcMedjtltchen  93erl)ältniffen  fortgertfjen,  mehrere  (Sljen  eingteng,  unb  nachher 
nid)t  ben  ü}?utr)  hatte,  ein  ßrftgeburtreebt  burd)§ufüf)ren.  3)urd)  ben  einen 
get)ler  ift  in  bürgern  bie  von  ihm  gegrünbete  3)fynaftie  roteber  §erftört 
roorben. 

9?achbem  ber  gallifchc  Normanne  Robert  9J^argaretr)a  verftoßen  hatte, 
vermählte  fte  Mannt  mit  bem  Stötten  ober  (Schweben  Ulf,  über  beffen 
Stammbaum  ich  oben1)  baS  9?ötf)tge  gefagt  f)abe.  2)iefe  @l)e  war  eine 
folgenreiche:  Margaretha  würbe  buref)  bie  SSerbinbung  mit  Ulf  5lf)nfrau 
eines  neuen  Äöntcj^aufe6,  baS  feit  ber  Watte  beS  11.  3ahrhunbertS  3)äne* 
mar!  beherrf  d)te.  3nbeffen  nennen  alte  anbem  Duellen  Ulf 6  @emaf)(in, 
ÄamttS  (Schwefter,  nicht,  wie  $lbam  von  ^Bremen,  Margaretha,  fonbern 
Slftriba  ober  (Sftrib.  Allein  baS  macht  feine  ©djroiertgfett.  3$  werbe 
unten  geigen,  baß  Äanut  felbft  neben  bem  f)etbnifd)en  tarnen,  ber  ihm  naa) 
norbifeber  6ttte  bei  ber  ©eburt  gegeben  warb,  fväter  ben  c§rtftltc$en  „Sam* 
bert"  empfteng. 

3n  gleicher  Seife  muß  Slftrtba  auf  ben  chriftlichen  tarnen  Marga* 
retfja  getauft  korben  fein.  Ulfs  Vermählung  mit  Slftrtb  jog  eine  zweite 
^eiratf)  nach  ftd),  weld)e  ber  Wremer  (Sfyrontft  gleichfalls  in  ber  oben  mit* 
geteilten  ©teile  berührt.  $ömg  Äanut  gab  nämlich  Ulfs  ©chwefter,  ©tytha, 
bem  Singelf  ad)  fett  ©obwin  junt  2ßeibe,  um,  wie  5lbam  fagt,2)  burd)  33er* 
fchwägerung  bie  3ntereffen  ber  Stötten  unb  Sad)fen  (SnglanbS  ju  ^erlitten, 
roelc^e  $lbftcbt  \mxtlia)  erreicht  n?orben  fei.  ©obroin  ftotelte  in  ber  golge 
eine  roiditige  O^olle.  2Bäl)tenb  pfeft  ana)  noa)  Ulf,  gleich  feinen  3Sorgän^ 
gern  ($md),  ^l)orfil,  (Sabrif,  von  ,ftanut  geroaltfam  gefällt  rourbe,  roar 


l)  Oben  @.  40.  2)  51.  a.  £).  6et  $er^  VII ,  325. 
©fvöter,  $abft  ©regoriuS  vu.  >8b.  m. 


4 


50 


$aBfi  ©regortuö  VII.  unb  fein  3eitoIter. 


3ener  ber  etnjtge  unter  allen  (Smvorfömmltngett  aus  ÄanutS  Saßen,  ber 
unter  ben  nächften  Regenten  (SnglanbS  längere  $c\t  eine  fchwtnbelnbe  <Stcl* 
lung  ju  behaupten  wußte.  3d)  behalte  mir  vor,  unten  an  geeignetem  £)rte 
auf  tf)it  jurücfsufommen. 

3)a  Swenö  Sohn  im  (Sommer  1016  Bonbon  belagerte,  §äl)lte  bie 
bäntfcbe  glotte,  wie  oben  gezeigt  worben,  340  DrlogfaMffe ,  ba$  ^>eer 
27,000  (Streiter.  -üflag  immerhin  ber  tapfere  (Sbmunb  (Stfenfette  burcb  feinen 
hartnäckigen  2ßtberfranb  viele  (Schiffe  ÄanutS  §crftört,  viele  (Solbateu  nie* 
bergeftrecft  fya&m,  bennoa)  ift  nid)t  §u  zweifeln,  baß  nacb  Äanutö  Sfyron* 
beftetgung  bie  Wla\\c  beö  §eer6  unb  ber  glotte  noch  vorfyanben  war:  eine 
fchwere  Saft  für  baö  £anb  unb  ftcf)erlicf)  pgleicb  eine  Duelle  von  Verlegen* 
fetten  für  Mannt  felbft.  5113  ^ö'ntg  von  (Snglanb  burfte  er  nicht  mcr)r 
bulben,  baß  btefe  Schaaren,  bie  bei  SBettem  bem  größten  £r)ette  nach  au6 
norbtfcf>en  2Öirmgem  beftanben,  ftdr)  fo,  rote  fte  bisher  getf)an,  vom  Otaube 
beö  £anbeö  nähren.  Allein  jte  fort§ufchaffen ,  war  gefärjrlid).  2Öa$  follte 
gefcfyerjen?  $anut  griff  burch,  jebocb  r)at  baö  Littel,  baS  er  anroanbte  unb 
beffen  3^crfmößtgfeit  man  nicht  beftreiten  fann,  bem  Sanbe  ein  le$te6  unb 
fel)r  r)arte6  Dvfer  gefoftet.  3m  Pommer  1018  berief  er  einen  9feid)3tag 
nach  Drforb.  Willem  Slnfchetne  nach  auf  btefem  9fetd)3tage,  jebenfalls  im 
nämltd)en  3al)re,  würbe  bie  Angelegenheit  bc3  .geereS  geregelt. 

5CRel)rere  englifd)e  (Sljronifen  melben:1)  „bte  $rovtn§en  mußten  eine 
(Steuer  von  72,000  $funb  (Silber  unb  bie  ^auvtftabt  Bonbon  eine  gleite 
von  10,500  $funb  ju  93efrtebtgung  beö  ,£>eere$  übernehmen.  9?ad)bem  fol* 
djeS  gefchef)en,  rourbe  bie  glottenmannf&aft  abgebanft,  unb  mit  bem  groß* 
ten  Sfyetl  ber  gar)r§euge  in  bte  balttfcbe  (See  §itrüdgefchtcft.  9?ur  40  £)r* 
logfcr)tffe  biteben  (fammt  ber  nötigen  Bemannung)  bei  $öntg  «ftanut  in 
(Snglanb."  2)te  ebengenannte  jtrtegSfteuer  betrug  ba6  5ld)tfaa)e  bc$  erften 
DanegelbS  vom  3ahre  992  faft  baS  doppelte  ber  33ranbfcha$ung  bed 
3ar)r$  1012.  2öenn  fte  auch  geregter  umgelegt,  mit  weniger  ©raufam* 
feit  eingetrieben  warb,  als  bte  früheren,  muß  fte  boch  bem  Sanbe  tiefe  2Bun* 
ben  gefcblagen  ^aben,  nac^bem  burd)  bie  älteren  (SrVreffungen  jene  fürchter* 
ltdjcn  golgcn  herbeigeführt  worben  waren,  über  welche  (gr§btfdr)of  SSulfftan 
in  feinen  *ßrebtgten  flagt. 

^Beachtung  verbtent,  baß  2)te,  welche  bte  (Steuer  anfetjten,  (SnglanbS 
^auvtftabt.  an  3a|iungöf^tgfeit  bem  ftebten  ^t)etl  beS  ganzen  ^etcr^  gleich 
ftellten.  3)teß  ift  ein  hanbgretflicber  beweis,  baß  Bonbon  fct)on  um  1020 
eine  große,  btchtbevölferte  ^anbelöftabt  war,  bte  an  9^etct)tr)um  unter  ben 
*ßlä£en  beS  lattntfa>germantfchen  Slbenblanbö  vielleicht  nur  bem  einigen 


l)  Chronic.  Saxonic.  ed.  Gibson  unb  Florentius  ad  a.  1618, 


SSterteS  33udj.    &ap.  3.    JDer  S)dnc  tfanut  wirb  £en:  über  (Snglanb.  51 


(Söln1)  nad)ftanb,  unb  fttmmt  im  Uebrigen  trefflid)  ju  ter  fyerttorragenben 
politifcben  SBebeutung,  welcbe  Sonbon  taut  beutlicrien  6puren  wär/renb  ber 
unrufyigften  Seiten  @tf)elreb$  unb  (SbmunbS  befaß.  2)a,  tx>te  oben  gezeigt 
worben,  ein  $rteg6fduff  jur  ttoilftänbigen  23ebtenung  im  2)urcf/f  dmitt  80 
Jtöpfe  erforberte,  fo  tft  anjuneljmett,  baß  mit  ben  40  Skiffen  3200  SJtonn 
in  (Snglanb  blieben.  6te  bilbeten  ba£  ftefyenbe  £eer  beS  $eid)3.  hierüber, 
fo  wie  über  bie  Wlittd,  weldie  jlanut  anwanbte,  um  ben  bura)  otele  Sau* 
fenbe  abgebanfrer  (Seeräuber  bebrobten  grteben  fctneö  $eta)e$  §u  fd)trmen, 
werbe  ta)  foäter  ba$  fRötfyige  fagen. 

6a)on  1019  war  bie  neue  £)rbnuitg  ber  2)inge  im  3nfelreid)e  fo 
grünblicb  befeftigt,  baß  Äanut  ofjne  @efal)r  ©nglanb  tterlaffen  tonnte.  Saut 
bem  3eugmffe2)  ^er  ßfyronifen  fegclte  er  im  genannten  3ab)re  naa)  2)äne* 
marf  fytnüber,  unb  tterroeüte  ben  SÖtnter  £on  1019  auf  20  bafelbft.  2)en 
©runb  ber  £Rctfe  geben  bie  (Sfyroniften  ntd)t  an,  otelIetd)t  fyieng  fte  mit  bem 
£obe  ,£>aralb3  ^ufammen.  Sltfem  2lnfcf;etne  nadj  ftarb3)  ber  ebengenannte 
jüngere  53ruber  jtanutö,  ber.  bte  bat)tn  rufymwö  uub  untätig  2)änemarf 
regiert  fyatte,  um  1018,  ol)ne  jtinber  §u  fyinterlaffen.  ©ewiß  tft,  baß  .ftanut 
feitbem  bie  §errfa)aft  be$  ^utterlanbeö  übernahm.  3ur  namltc^en  $tit 
machte  ^anut  tton  2)änemarf  aus  einen  gelb^ug  gegen  ba6  benachbarte 
2Bcnj)enIanb,  b.  1).  gegen  3umne.  ^etnrtct)  t>on  Huntington,  unb  ifym 
fofgenb,  oerfa^iebene  anbere  (Sfyroniften  melben,4)  bura)  einen  näa)t(id)en 
Ueberfatt  r)abe  bamatö  ber  21nge(fad)fe  ©obwin  ben  2öenben  eine  fdjwere 
^teberlage  bereitet,  unb  r)tebura)  bie  ©unft  feinet  $öntg$  in  ^obem  ©rabe 
errungen,  aua)  bewirft,  baß  jtamtt  nia)t  mer)r  fo  gering  wie  früher  oon 
engltfdjer  Sapferfeit  badete.4)  Urfunben4)  fttmmen  mit  biefem  3eugmffe 
in  fofem  überein,  atö  ©obwin  feit  1021  ben  Sitel  ^erjog  empfängt.  2)er 
©runb  $u  feiner  gläujenben  £aufbarm  war  gelegt,  otetfeidjt  trug  er  in 
golge  beö  <5tegS  über  bie  SÖenben  aua)  bie  ^anb  ber  @d)Wefter  Ulfö 
baoon. 

9?td)t  nur  englifa^e  Duellen, 6)  aua)  ffanbtnaotfdje,  namentlich6)  «Snorro 
(Eturlefon,  nennen  ©obwin  einen  Sofyn  2Öulfnotr)S.  lieber  feine  früheren 
@a)icffa(e  weiß7)  bie  Äntytlinger  @aga  abfonberlicfje  2)tnge  $u  er§äf)len: 
wäf)renb  ber  (Bcfjlacfit  bei  @ccarftan  (im  Pommer  1016)  gertetf)  Ulf,  be$ 
•ftöntgS  $amtt  3arl,  pcbtige  Slngelfacbfen  fccrfolgenb,  in  einen  bieten 


l)  3d)  Werbe  üom  lÄei^t^um  biefer  ©tabt  am  geeigneten  Drte  ^anbeln.  2)  Flo- 
rentius o.  a.  619,  unb  anbeve  ifim  folgenb.  3)  Ttan  öergl.  Sangebetf  I,  159. 
fflok  c.  unb  n,  434.  4)  (Saüile  @.  364,  tüomit  ju  »ergl.  Sa^^enberg  I,  471.  ftote  3. 
6)  «a^enfeerg  I,  439.  6)  Heimskringla  H,  275  unten.  III,  143.  ebenfo  bie  SttyU 
linger  @aga,  mon  «ergt  Turner  II,  333.       7)  Turner  a.  a.  D. 

4* 


52 


$abjl  ©regoviuS  VII.  unb  fein  3«tolter. 


2ßalb,  au3  bem  er  balb  feinen  5lu6weg  mer)r  fanb.  (Snbltd)  fließ  er  auf 
einen  jungen  Acuter,  ber  SBteb)  vor  ftcf)  Vertrieb.  Ulf  fragte  ifyx  um  fetnen 
tarnen,  ber  datier  antwortete,  tcb  fyetße  ©obwtn.  9htu  bat  Ulf,  ©obwin 
möchte  i()m  ben  näcbften  2Beg  ju  ben  Scbtffen  be3  $öntg$  $anut  weifen. 
3)er  junge  9Jtann  erwtbcrte:  3fyr  fetb  in  großer  ©efafyr,  ber  »ftöntg,  von 
Dem  3^r  rebet,  f)at  geftern  bte  Scblacbt  verloren,  unb  ba6  Saubvolf  bringt 
jeben  3)änett  um,  ber  in  feine  £äube  fällt.  Ulf  erfebraef,  $og  einen  gol* 
benen  Dftng  von  ber  $anb,  unb  bot  fy%  bem  23urfcben.  9jacr)  einigem 
23eftnnen  fprad)  ©obwtn:  behaltet  euren  ^tng,  unb  fetb  bennod)  verftd)ert, 
baß  td)  eud)  §u  euren  greunben  geleiten  werbe.  3un^)ft  führte  er  ben 
3)änen  tu  bte  glitte  feinet  SSaterö  Ulfnotl),  etneö  2Stel)§ücf>terö ,  ber  ben 
grembltng,  fo  gut  er  eö  vermoebte,  bewirtete.  5116  e8  bunfel  würbe, 
fattelte  Ulfnotl)  jwet  Stoffe,  unb  fagte  bann  §u  Ulf,  $tct)t  im  grteben  mit 
meinem  Sofyn,  ber  Sud)  retten  wirb,  dagegen  erwarte  td),  baß  3t)r  für 
benfelben  (Sorge  traget,  benn,  nad)bem  er  (Sud)  btefen  2)tenft  erwtefen 
fyaben  wirb,  barf  er  ntd)t  mein*  in  bte  £eimatr)  jurüdfefyren ,  weil  bte 
S3auerfa)aft  if)ti  fonft  tobtfcblagen  würbe.  Ü)te  Reiben  retöten  bte  ganje 
9kd)t,  am  folgenben  borgen  erreichten  fte  glüdltd)  baö  bämfcfye  §eer. 
Ulf  l)telt  fein  bem  $ater  ©obwtnS  gegebene^  33erfprea)en ,  er  befyanbelte 
ledern  wie  einen  Sofyn  unb  brad)te  §u  2öege,  baß  jlöntg  ^anut  ben 
Sproffen  beS  2}tcr)$üd)ter6  mit  ber        8um  3arl  erl)ob. 

So  lautet  bte  (5r§äf)lung.  Sie  ift  aber  vom  Anfange  bte  §um  (Snbe 
eine  gabel.  ©obwtnS  $ater,  $3ulfnott),  wirb  fett  1008  al6  $afall  M 
angelfäcbftfc^en  jtöntgö  (£tl)elreb  erwähnt,1)  unb  tft  berfelbe,  ber  1009  bte 
fontgltcfH*  glotte  verließ  unb  auf  eigene  gauft  «Seeraub  trieb.2)  ©obwtn 
felbft  empfängt  in  einer  Urfunbe 3)  (£tr;elreb3  vom  3af)re  1012  ben 
£ttel  etneö  föntgltd)en  3)tenftmann3.  Sulfnott)  war  nal)e  mit  (Sabrtf,  bem 
§er§oge  von  Sftercta,  verwaubt,  ber,  wie  td)  oben  bemerfte,  feine  5lt)nen 
§äb)lte.  ©leta)  tfym  t)at  ftet)  ©obwtn  aus  ber  befebetbenen  (Stellung  etneö 
f leinen  £f)an6  §u  ben  l)öd)ften  Stürben  emporgearbeitet,  aber  er  begann 
feine  £aufbal)n  al6  (Solbat,  mcr>t  al6  33auer  ober  93tef)trctber. 

UebrtgenS  fefye  td>  in  obigem  Sftärjrdxn  ber  ittttytltnger  Sage  eine 
grud)t  normanntfd)er  £>enfwetfe.  3Me  2ßtftnger  be3  9?orben$  teilten  ben 
2ßaf)lfprucb ,  welchen  Schiller  ben  gretbeutern  bei  Sßallenftetn'fcben  £eereö 
in  9Jfunb  legt:  „auf  beö  3)egenö  Spt$e  bte  £Öelt  nun  ruf)*,"  unb  „e$  fte£>t 
feine  trotte  fo  feft,  nod)  fo  Ijocfo,  ein  mutiger  Streiter  erringet  fte  boeb." 
Sßtele  fül)ne  5lbentl;eurer,  bte  au3  ber  §ütte  hervorgingen,  Ijaben  tm  11. 


')  Flores  tempor.  <S.  198.  612.    (Sbenfo  @aöt(c  @.  360.  2)  Oben  @.  33. 

?a^enbevg  a.  a.  D.  I,  439.  SWe  1. 


93terteö  23udj.    (Sap.  3.    35er  SDäne  ßanut  tvirb  Jpcvv  iifcer  Ornglanb. 


53 


3afyrl)iinbcrt  mit  ber  6treitart  ©djäfce  unb  Räubereien  errungen,  unb  bte 
normannifd)en  £eere3bid)ter  liebten  e$,  ®efd)id)ten  »ort  SBauerfö'hnen  au3; 
jumalen,  bie  ftd)  ttom  ©taube  §u  ^erjogthümeru  auffd)wangen. 

3*  fnüpfe  an  ben  3U3  m$  3umne  einen  fur§en  Ueberblirf  ber  an* 
bern  Eroberungen,  roeld)e  Äanut  im  Saufe  feiner  Regierung  machte.  5)  od) 
nehme  td)  r)ie»on  ben  nomu,gifd)^fd)U)ebifd)en  ^rieg  au6,  weil  ber  inuere 
3ufammenl)ang  ber  3)inge  mir  bie  $fiid)t  auffegt,  i>on  (euerem  ©egenftanb 
abgefonbert  §«  reben.  3U  $t\tyT  .mit  bem  2Bcnbenlanbe  febeint  aud) 
©amlanb  üon  Jtanut  befeftf  worben  §tt  fein.  3^ar  fd)wetgen  bie  angel? 
fäa>ftfa)en  Ei)roniften  »on  einer  Unternehmung  gegen  bie  preujnfche  Stifte, 
bennod)  liegen  ftarfe  ©tüube  im ,  welche  ben  6d)lu$  rechtfertigen,  bafi 
Rannt  bie  famlänbtfd)e  (Eroberung  feinet  ©rofwateiö,  £aralb  ©d)war§§ahn, 
erneuert  fyat.  2Bie  td)  anbervoeitig ')  nad)Wie3,  rennen  mehrere  glaubwütv 
bige  Duellen,  worunter  felbft  ©efc£e,  §tt  ben  $ro£tn§en,  bie  bem  ©ohne 
©wen6  gehorchten,  aud)  ba3  preujHfcfye  ©amlanb.  9iun  behauptet2)  ber 
bänifdie  ©efcbid)tfd)reiber  6aro,  baß  Äauut  gleid)  am  Anfange  fetner  S^e- 
gierung,  unb  el)e  er  nad)  Euglanb  jog,  bie  t>on  ©wen  abgefalKenen  2öen* 
ben  unb  ©amlänber  roieber  unterjod)t  habe. 

£)iefe  Angabe  »erftößt  jebod)  gegen  bie  nrhmbltdje  ®efd)id)te  Äanutö. 
Offenbar  fejjt  (Shronift  voraus,  ba£  Mannt  nach  bem  £obe  feinet 
$ater£  ©wen  eine  Sät  lang  rul)tg  2)äncntarf  regierte,  wäl)renb  er  bod) 
in  ^Britannien  brüben  §um  Könige  auegerufen  korben  tft,  bann  in  bie  ,§ei* 
matt)  ^ort  *>ie  §Hfc  femc^  jüngeren  SBntberä  §aralb,  bem  Äönig  ©wen 
fcor  ber  legten  5tbreife  nad)  Englanb  bte  Regierung  Dänemark  übergeben  l)atte, 
in  Stnfprud)  nahm,  unb  nun  untterwetlt  mit  ben  ©trettfräften,  weld)e  burd) 
§aralb  unb  ben  fd)Webifd)en  ©d)oo0föntg  §u  feiner  Verfügung  geftellt  wor* 
ben,  nach  Englanb  jurüdfehrte  unb  baffelbe  in  feine  ©ewalt  braute.  93or 
ttollenbeter  Eroberung  beS  brittifd)en  DietdjS  unb  el)e  X>änemar!  burch  «£>a? 
ralb$  £ob  ihm  §ugefallen  war,  fonnte  itanut  unmöglid)  etwas  gegen  bie 
fernen  ©amlänber  unternehmen.  Darin  aber  wirb  ©aro  Dtecht  haben,  baß 
bie  tton  $amtt  bewcrfftelltgte  Unterwerfung  beö  SBenbenlanbS  unb  ©am* 
lanbö  rafd)  hw^wanber  erfolgte  nnb  auf  einen  üon  «gwralo  ©d)War$* 
§ahn  gelegten  @runb  fortbaute.  2£irflid)  nuibeu  bie  oben  angeführten  eng* 
lifdjen  ($hroniften,  bag  ^anut  1020  3umne  6eswang.  2)emnad)  fällt  allem 
^Infcheine  nad)  ber  3U9  9e9cn  ^  ©amlänber  in  btefelbe  3^1- 

Enblich  errang  ^arntt  aud)  noch  bte  £)berhcrrfd)aft  über  ©chottlaub. 
Der  Sobrebner  (Emma'S  Jchreibt:3)  „fünf  deiche  gehorchten  bem  Röntge 


l)  Oben  @.  5.  2)  Histor.  danic.  lib.  X,  <S.  173  ber  granffurter  Stu^gaöe  »om 
Sa^re  1576.        3)  Sangebetf  II,  492  mit  0iote  P. 


54  $a&f*  ©regoriug  VII.  unb  fein  Bettalter. 

Äanut:  £>anemarf,  (Snglanb  mit  2Bale6,  @d)ottlanb,  Norwegen. "  gaft 
biefelben  SQBortc  braucht1)  Hemridj  »on  Huntington:  „$anut  roar  £err 
t>on  gan§  2)anemarf,  »on  gan§  QmgCanfe,  »on  ganj  Norwegen  unb  auct) 
»on  ©a>ttlanb."  CDte  ©efcfyidjte  be$  (enteren  2anbe3  tft  bi£  ju  Anfang 
beö  11.  3ar)r&uubert3  mit  biestern  Ümnfel  bebest,  unb  erft  mit  Kanute 
Seiten  beginnt  £id)t  51t  bämmern.  3roet  angelfäa)ftfd)e  (Sfyroniften,  9J?att)äuö 
t?on  2ßeftmünfter  unb  Sofyann  2Baümgfort>,  bie  §roar  bem  ftoäteren  Littel? 
alter  angehören,  aber  über  bie  ©efa)td3te  ber  nörbltdjen  sprottinjen  (Sng* 
lanbS  eigentümliche  unb,  rote  cS  fa)eint,  glaubroürbige  Dellen  benüfcten, 
melben,2)  ba£  $önig  (Sbgar  um  970  mit  ber  an  ber  ^orbgränje  feinet 
5Rctct)6  gelegenen  Sanbfcfyaft  £otl)tan  ben  ©ebteter  ©ctjottlanbö ,  Menuett), 
belehnt  r)abe.  2)iefe  fyalbe  Abtretung  rourbe  fettbem  ein  2lnlaf  fyäuftger 
Streitigfeiten  $roifct)en  6d)otten  unb  2lngelfad)fen.  ^anut  machte  ben  Hein* 
betn  ein  (Snbe.  3)urd)  glücHict/e  Staffen  nötigte3)  er  bie  fd|otttf#eft  %$tiU 
fönige  2)unfan  »on  (Sumberlaub,  beffen  Ofyeim  DJMfolm,  forote  jroei,  jenen 
untertänige  gürften,  ÜDkcbetfyab  unb  Sefymarc,  engltfct/e  Dberfyofyett  anju* 
erfennen.  Tanten  taua)en  fyier  auf,  roela)e  ©fyafeäfpeare'S  berühmte  2>i<f>^ 
tung  »ereroigt  fyat. 


Diertes  Cnpttei. 

Jtanut  ein  großer  gf&rfb  ber  nicht  ettoa  bloS  93efriebigung  bev  £errfchfucht  nntl,  fonbern 
auf  ©rüubung  einer  neuen  £)rbnung  ber  £)inge  Einarbeitet.  (5r  fiellt  bie  ©efe&s 
gebung  beö  angelfäcfyftfdjen  Jtönigö  (Sbgar,  ober  eigentlich  bie  beö  (Srjbifchofö  ©unfian 
n>ieber  her,  erfennt  baburcr)  bie  Ijoljen  93erbienjie  beS  Sedieren  an;  er  toirb  (Styrift, 
baut  ben  S^ron  auf  ben  9lltar,  gibt  bem  (SteruS  feine  Siechte  jurücf ,  fdjafft  ben 
(Seeraub  ab,  jltftet  ben  ©otteSfrieben  auf  bem  £)jean.  2113  Littel  ju  biefem  Swecf 
errichtet  er  unter  bem  tarnen  Shinglitfj  baö  ältefle  (Solbljeer  ber  c^vifllic^en  9Belt. 
93efchveibung  ber  Xfynqliti) ,  ihrer  ©lieberung ,  ihres  «Selbes ,  ihrer  (Springfebern, 
ü)rer  richterlichen  ©elualt.    3eit  ber  (Sntfiehuug  tiefer  Überaug  nichtigen  5ln|ialt. 

Unläugbar  ift  eS:  bie  bisher  gefd)ilberten  ^g>anblungen  beö  jungen 
2)änen  »erraten  ebenfo  tuet  Sßerftanb  als  ^atfraft.  5lber  roofym  gelten 
|ief  »ergoß  Äanut  nur  bef^alb  fo  »iel  23lut,  um  als  Styrann  §u  f)errfa)en? 
ober  »erfolgte  er  rjöfyere  ß^eefe?  2)ie  9Jief)r§aljt ,  man  fann  faft  fagen,  bie 
©efammtfjett  ber  »orrjanbenen  Duellen  entfa>tbet  für  (entere  Slnafyme.  <Statt 
5lnberer  möge  2Bilr;elm  »on  SMmegbuü)  reben.  5^acbbem  berfelbe  bie 
Hinrichtung  jener  ©arle  unb  HerS°9e  er§ä^lt  f)at,  fäf)rt4)  er  fort:  „itanut 
tf)at         mögliche,  um  bte  Siebe  ber  $ngelfad)fen  §u  gewinnen,  er  gab 


*)  (Saüile  <S.  364.  2)  2)?an  »ergl.  Sa^enberg  I,  409.  3)  Sie  93etoeife  eben^ 
baf.  ©.  481.  mk  1.       4)  ©aöile  @.  73  flg. 


SÖierteö  93ud).  &ap.  4.  Jlanut,  2Btebetf;evjMev  b.  djvtjtt.  ©tootö.  (Suicfyt.  b.  gtyfaglity.  55 

ihnen  gleiches  ^ecbt  mit  ben  Dänen  im  Reichstag,  im  ©taatörath,  in  ber 
(Schlacht.  3»  btefem  3roecfe  fd)lojj  er  auch  bie  ®he  mit  @mma,  (£tr)elreb$ 
Stttroe,  nämlid)  bamtt  bie  2lugelfad)fen,  inbem  fte  ber  gewohnten  §crrin 
ger/ord)ten,  ben  ©ebanfen  aufgeben  mochten,  atö  feien  fte  oon  ben  Dänen 
unterbrüeft.  5Ule  ungerechten  Maßregeln  unb  @efe£e,  bte  er  felbft  (oor 
feiner  ©elangung  auf  ben  Xljxon  unb  al$  SSSifmger  Häuptling)  ober  roeld)e 
oor  tfym  anbere  englifcbe  Röntge  (rote  ©wen,  wie  (£tf)elreb)  eingeführt  Ratten, 
febaffte  Äanut  ab  unb  brad)te  baburch  ju  Sege,  baß  bte  (Snglänber  xijm 
bie  früher  oerübten  sJfttffetf)aten  t>er§teJ)en. /j 

©0  (5l)rontft  SBUfyefm.  Offenbar  will  er  fagen:  bie-  großen  Sehen* 
träger,  roeldje  bie  Brette  gegen  (Sthelreb  brauen  unb  (Snglattb  in  SSerrotr* 
rung  ftürjten,  feien  barum  aus  bem  Sßegc  geräumt  werben,  weil  Äanut 
bie  Ueberjeugung  t)egte,  ba£,  fo  lange  biefe  SWenfc^cn  lebten  unb  ©eroalt 
befafen,  feine  oernünftige  unb  gerechte  Regierung  möglich  fei.  Docf)  ber 
Wind)  oon  9)?alme$burö  fönnte  ftcf)  täufchen  unb  bem  Dänen  lrrtpmlic| 
wohltätige  5lbftcbten  unterfebieben.  3ft  man  berechtigt,  anzunehmen  baß 
^anut  wirfltch  fo  backte,  wie  ber  (Sl)ronift  annimmt?  §ören  wir  weiter. 

Die  €>achfend)rontf  O  unb  glorentiuö 2)  oon  SBorcefter  berichten:  „auf 
bem  Drforber  ^eid^tage,  ber  1018  §ufammentrat,  warb  befchloffen,  baß 
bie  ©efer3gebuug  (£bgar$  wieber  in  Äraft  treten  unb  hinfort  für  <Saa)fen 
rote  für  Dänen  gelten  fotle."  3Belcheö  ftnb  nun  bie  @efe($e  @bgar$?  bie* 
jenigen,  welche  @r5bifd)of  Dunftcm  oon  ßanterburr; ,  ber  im  tarnen  (SbgarS 
baö  6taat3ruber  führte,  §wtfchen  959  unb  975,  roäbjenb  einer  ber  glor* 
retebften  *ßerioben  engttfeher  ©efchichte,  feinem  Sanbe  gab!  biejenigen,  welchen 
(Snglanb  einen  früher  ntdjt  gelaunten  @rab  oon  @lücf  unb  2ßol)lftanb  Oer* 
banlte!  biejenigen  enbltcb,  gegen  welche  ber  un^ufriebene  5lbel  oon 
978—1016  unauffyörlid)  anftürmte  unb  fo  lange  ben  $ampf  fortfe^te,  bte 
fein  SBuchftabe  berfelben  mehr  aufregt  ftattb. 

Der  ftetchötagSbefchluß  oon  1018  ift  eine  mtt  oon  höchfter  Nichtig* 
feit.  Durch  benfelben  fyat  $ömg  ^anut  erftlich  ba$  Slnbenfen  be3  (§r§* 
bifchofö  oon  ßanterburo,  welchen  bie  unter  (Etf)elreb  h^rrfchenbe  Marthel 
al$  einen  Sorannen  unb  Auswürfling  branbmarfte,  fo  glän§enb  als  eö  irgenb 
möglich  war,  in  alle  @f)ren  Wteberf)ergefteÜt,  er  t)at  zweitens  SlHeS,  waö 
er  felbft  unb  fein  $ater  ©wen  früher  traten,  fttllfchweigenb  oerroorfen  unb 
aurüefgenommen,  er  l)at  bnttenS  Diejenigen,  welche  bie  ©efej$e  @Dgar3  an* 
tafteten,  für  ^ochoerrätrjer  erflärt,  unb  bamtt  zugleich  oerberft  bte  Rurich* 
tung  ber  (Sarle  unb  v^erjoge,  als  eine  rote  burch  poltttfche  9lothroenbtgfett 
fo  burch  ftrengeS  $ed>t  gebotene  Maßregel  begrünbet.  3n  legerer  S3e^ 
Stehung  ift  bie  5lfte  oon  £)rforb  eine  feierltd)e  33eftätigung  ber  in  ben  ^3re? 


!)  Ad  a.  1018.       z)  Flores  tempor.  ©.  619. 


56 


^abft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 


bieten  2ßuIfftanS  ausgekrochenen  ©nmbfäfce.  @fctcf>  bem  Dörfer  @r$bifct;ofe 
erfannte  $anut  in  ber  Untreue  ber  fyöfyent  SBafatfen  gegen  bie  trotte,  in 
tfyrem  Kampfe  roiber  bte  ©efcjje  (Sbgarö  ober  2)unftan$,  bte  SBurjel  ber 
Hebet,  bte  fett  979  über  (Snglanb  r;ereinflutl)etctt. 

(£bgarg  ©efefjgcbuug  I;atte  ben  (Staat  auf  bte  jürerje,  ben  Sfyron  auf 
ben  Elitär  gebaut.  2öar  e8  Itanut  (Srnft  mit  ben  23efa)lüffen  £on  1018, 
fo  mußte  er  ba3  @letd)e  tl)utt:  er  fyat  e$  getrau  unb  §roar  im  roetteften 
Umfange.  Äanut  voud)6  alö  £etbe  auf,  unb  blieb  aller  2Bafyrfd)etirttcbfeit 
nad)  bis  nad)  feiner  (Srfyebung  auf  ben  engltfdjen  Sfyron  §eibe.  €tanb 
nia)t  fein  SBater  ©ttjen  als  £f)ronerbe  an  ber  ©pt&e  einer  fyeibntfdjen  spartet 
unb  ftür§te  mit  §tlfe  bcrfelben  ben  eigenen  33ater  £aralb  ©d)roar^al)n? 
fytng  niebt  bte  Butter,  roeldje  Äauut  gebar,  jene  ©igrtb,  ben  alten  ©öttern 
fo  fyartnädtg  au,  baß  tyt  ber  9?orroege  £)laf  L,  Sn;groe'3  6olut,  ben 
§anbfa)ub  tn'S  Slngcftcfyt  faMug?  fielen  ntd)t,  voätyrenb  ber  9?aub§üge,  roelcfye 
(5roen  son  1003—1013  nad)  (Sttglanb  madjte,  bafelbft,  laut  bem  3^9* 
ntffe  SBuIfftanS,  taufenbe  x>on  Triften  §um  §eibent!)um  ab?  Uumöglid) 
fann  man  annehmen,  baß  fo(d;e  ©Item  ifyrem  Pointe  eine  d)rtftlta)e  .(§r* 
Stellung  gaben.  3)oa)  eö  bebarf  fetner  @a)lüffe.  3)er  ©cfjoüaft  jur  norbt* 
feben  ©efcf)tcf;tc  5ltam^  »Ott  Bremen  fagt:1)  „jtanut,  ©toenS  ©ofjtt,  empfing, 
feinen  fyetbnifdjen  tarnen  ablegcttb,  in  ber  Saufe  ben  d)rtftltd)en  Lambert. 
2)eßl)alb  [teilen  in  bem  Wremer  33rüberfd)aftöbua)e  bie  Sporte:  Zottig  £anu 
bert  t?on  ^änemarf,  bie  Königin  (Smma,  unb  tfyr  ©ofytt  §arbtfuut  fyaben 
ftd)  anbäa}ttg  ben  ©ebeten  ber  ^Bremer  23rübcrfd;aft  empfohlen." 

2)a3  lautet  offenbar  fo,  als  fei  itanut,  erft  ttaajbem  er  ben  Stroit 
befttegen  fyatte,  getauft  roorben.  2lnbere  ©rünbe  §eugen  für  biefclbe  23or* 
auSfe^ung.  £lußcr  5tbam  fennt  feine  anbere  Duelle  ben  d)ri  filteren  Tanten 
JtanutS.  2öarunt  bteß?  Liemes  (Sracf;ten3  bcßtyalb,  roetl  $anut  als  £etbe 
berühmt  geworben  unb  §ur  ^acfyt  getätigt  tft,  unb  roetl,  naef/bem  auf  foute 
2öetfe  baS  2Öort  Äattut  in  ben  SJtuttb  2lller  gefommen  roar,  bie  fpäter 
eingetretene  Saufe  ben  älteren  tarnen  ntd)t  mefjr  §u  tterrotfd)en  ttermodjte. 
©ine  genauere  ^Kedmung  läßt  ftcb  auS  einem  anbertt  3eu8wß  ableiten.  £>ie 
Heine  ^ronif  »on  Bremen  melbet,2)  ©rjbtfdiof  Uttroan  oon  Hamburg* 
Bremen  fei  eS  geroefen,  ber  ben  £)änenfimtg  ^anut  für  (Sfyrtftum  geroann, 
b.  bj.  im  Saufe  beroog.  9lmi  faß3)  Uttroan  oon  1013—1029  auf  bem 
Wremer  ($r§ftu^e.  golgltd)  ift  ^önig  ^attut  jmifa)en  1013  unb  1029,  unb 
jroar  allem  5tnfc^eine  naa)  1019,  ba  er  §um  erftenmaie  al^  Zottig  2)4ne^ 
marf  befugte,  getauft  roorben.  beiläufig  roiU  id)  bemerfen,  baß  Äanut^ 
@a)roe(ter,  2lftriba,  bei  bemfelben  5tnlaffe  ftatt  if)reö  beengen  f)eibmfd)en 
^amettö  ben  a)rtftltd)en  9ftargaretf)a  empfangen  i^aben  bürfte. 


l)  Scholion  38.  «Per^  VU,  324.       -)  ^ev^  VII,  391.       3)  Ibid.  322  u.  328. 


$terteö  23udj.  Scty.  4.  jtanut,  2Bteberfjevfkttev  b.  (fcvtjtl.  (Staate,  ©ntc^t.  b.  fclj&igltty.  57 

2Ufo  Üanut  votlftrccfte  bucbftäblicb  ben  einen  £l)eil  ber  Sßcrbinblicb* 
feiten,  bie  er  auf  Dem  *Rcid)6tage  von  JDrforb  burd)  Sßtebcr^crftcltung  ber 
©efefce  (Sbgarö  übernahm.  (Sbenfo  l)at  er  ben  aubern  erfüllt.  3Bill)elm 
von  93(almc3burt)  fährt1)  an  ber  oben  erwähnten  ©teile  voeiter  fort:  „Äanut 
ftellte  bie  Softer  (£nglaub3,  bie  tl)eil3  burd)  feine  eigene,  tfyeilS  burd)  fernes 
93aterä  Sfaufcjüfle  befd)äbigt  ober  gauj  jerftört  voorben  waren,  wieber  ber. 
Sitte  £>rte,  wo  er  @d)lad)ten  geliefert  fyatte,  inSbcfonbere  2lfl;bown,  f.d)müdte 
er  mit  Rittym,  unb  errichtete  bafelbft  $frünbcu  für  s33teßvrieftcr,  um  ol)ite 
Unterlaß  für  bie  (Seelen  ber  (gefallenen  ©ebete  bar§ubringcn.  lieber  bem 
©rabe  beö  ^eiligen  (Somunb,  ben  bie  älteren  Dänen  (im  3al)re  870) 
umgebrad)t  haben,  erbaute  er  ein  prächtige^  fünfter  fammt  Wohnungen 
für  s2lbt  unb  p&nty,  unb  ftattete  baffelbe  fottiglia)  mit  Sanbaütern  au@. 
Den  Körper  beS  l).  ß'lfeg,  ber  nad)  feiner  (Srmorbung  (1012)  cinftweilen 
in  ber  *ßaitl$fircfoe  §u  £onbon  betgefejt  werben  war,  hob  er  mit  eigenen 
Rauben  aus  ber  ©ruft,  unb  brachte  il)n  im  Srtumphe  nach  (Santerbun; 
jurüef.  3u  ber  DomfiraV  §u  ^Btncbefter  legte  er  eine  folcfye  s33tenge  6a)i^e 
nieber,  baß  bie  klugen  ber  ©efdiauenben  von  bem  ©lanje  be$  ©olbcS,  von 
bem  gunfeln  ber  (£belftetne  geblenbet  werben." 

Urfunben,  fo  wie  3^gntj|e  anberer  (El)roniften,  betätigen  5Öill)clmS 
2lu6fage.  ^ein  Softer  gab  e$  in  (Snglanb,  baö  ntebt  von  *ftanut  bebaut 
worben  wäre,  2lud)  ber  (£leru$  frember  2änber  l)atte  Urfad)c  bie  ©roß? 
mutr)  be£  Dänen  §u  greifen.  Der  s33(önd)  von  ®t  Berlin,  $erfaffer  ber 
Sobrcbe  auf  ($mma,  rühmt,2)  baß  ^önig  Äanut,  als  er  wäl)renb  ber  Dteife 
nad)  9fom,  von  ber  unten  bie  $ebe  fein  wirb,  6t.  Omer  befuaMe,  biefeö 
Softer  reid)ltd)  befdxnft  tjabe.  ©in  ©rief  93tfd)of3  gulbert  von  (SfjartreS 
ift  auf  uns  gekommen,  worin  er  für  überfenbete  ©aben  banft.  „2113  wir 
beine  ©efd)en!e  empfingen"  fd)reibt3)  gulbert,  „habe  id)  unb  meine  trüber, 
bie  anbern  @etfttid)en  unb  s33fö'nd)e  von  (SfyartreS,  ungleich  beine  (§inftd)t, 
wie  beine  grömmigfeit  bewunbert:  beine  (Sinftcbt,  weil  bu,  ber  bu  bod) 
unfere  ©vrad)e  niebt  f  ernte  ji,  unb  weit  entfernt  von  unS  wofmeft,  ntd)t  nur 
beute  eigenen  Angelegenheiten  auf's  befte  beforgeft,  fonbern  aud)  über  ben 
3uftanb  anberer  Sänber  fleißige  (Srfunbtgung  ein^ieljeft;  beine  grömmigfeit, 
weil  bu,  ben  ba$  @erüd)t  un6  als  einen  l)eibnifa)en  gürften  bezeichnete, 
bia)  nid)t  bloS  als  einen  (Sl)riften,  fonbern  aud)  als  eifrigen  23efd)üf$er  ber 
Stix&e  unb  beS  (SleruS  bewärjrteft."  3ux  fyit,  ba  gulbert  ben  ©rief  ab? 
fertigte,  fanu  «ftanut  nod)  nicht  lange  getauft  gewefen  fein.  9(un  fällt  baS 
(Schreiben,  nad)  Berechnung  ber  ©enebtfttner,  bie  aud)  id)  .für  richtig  halte, 


*)  @a»ile  ©.  73.  2)  SangeGetf  II,  494.  3)  Dom.  Bouquet  histor.  des 
Gaules  X,  466.  9ho.  44. 


58 


$afcfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettaUer. 


m'$  3afyt  1020  ober  1021.  SQBte  gut  ftimmt  bteß  §u  ben  oben  entroicfelten 
©rünben,  laut  welchen  ber  3)äne  um  1019  §um  (£hriftentr)um  übertrat. 

$ucr)  beutfcr)e  ittrdjen  erhielten  33ett>eife  ber  greigebigfeit  (SanutS. 
©eroiß  tft  er  nicht  mit  teeren  £änbcn  gefommen,  al$  er  feinen  tarnen  in 
ba6  33ud)  ber  Bremer  Brüberfchaft  eintrug.  Slußerbem  liegen  3^ußni[fe 
ttor,1)  baß  er  nach  Sota  (5t)orbüc^er  unb  ein  pradjtootteS  *Pf  alter  ftiftete.  51m 
metften  lernte  bie  römtfcfcc  $ird)e  ÄanutS  Eingebung  fennen.  2)er  3)äne 
[teilte  ntd)t  nur  bie  roär)renb  ber  9Btftnger^err(c^aft  unterbrochene  Serbin* 
bung  ber  angeljächftfcben  Jttrche  mit  bem  t>etl,  ©tuf)le,  fonbem  auch  bie 
©ntrid)tung  beS  $eter:pfenning$ 2)  t)er.  Bifcbof  Dietmar  £on  Sfterfeburg 
leitet3)  bie  (Stählung  von  ben  erften  (Sinfätlen  be3  Äönigö  ©wen  nach 
(Snglanb  mit  ben  2öorten  ein:  „bamafö  würben  bie  (Snglänber,  welche  bis 
bal)tu  3ta6pfltchttge  be£  Slpoftelfürften  *ßetru6  unb  geiftlicr)e  Söt)ne  beö  h- 
$abfte£  @regoriu6  I.  waren,  gezwungen,  ben  unreinen  2)änenf)unben  jär)r* 
lieben  Tribut  §u  entrichten."  ^Dietmar  beutet  bannt  an,  baß  feitbem  bie  23e* 
Zahlung  beö  ^eter&pfenntngö  für  längere  Seit  aufhörte,  ^attut  bagegen 
erneuerte  baS  alte  $er£)ältniß.  ^einrtd)  oon  Huntington  fagt2)  auöbrücf^ 
tid),  baß  er  ntc^t  nur  fta)  felbft,  fonbem  auch  feine  Nachfolger  »erdichtete, 
für  immer  bie  ©teuer  nad)  Nom  abzutragen. 

3)er  Befchluß  be£  Drforber  Neich^tagS  genügte  ntdt)t  für  ftd)  allein, 
um  bie  ©efejjgebung  (SbgarS  wieber  in'S  Seben  §u  rufen.  9J?t^brändr)e,  bie 
in  ben  legten  breißig  Sauren  etngertffen,  mußten  abgefc^afft,  fobann  9J?aß* 
regeln  getroffen  voerben,  um  bie  ©egenwart  ben  6a$ungen  (§bgar$  an* 
jupaffen.  $anut  begann  bamit,  baß  er  —  laut  bem  33ertcf)te  beS  glo* 
renttuö  —  im  3al;re  ber  Drforber  Netch$oerfammlung  bie  ^affe  jener 
Naubfchaaren,  mit  benen  er  (Snglanb  erobert  hatte,  ausbezahlte,  abbanfte 
unb  nach  bem  baltifchen  Dften,  wof)er  fte  flammten,  abführen  ließ.  3)tc 
2lbbanfung  foftete,  rote  früher  bemerft  roorben,  bem  £anbe  große  £tyfer, 
aber  fte  bahnte  ben  $Öeg  §u  georbneten  unb  gefeilteren  3nftänben.  2)aS 
3roeite  war,  baß  Äönig  Äanut  ein  Heines,  aber  öölltg  juoerläfftgeS,  unb 
jroar  fter)enbe3  ©olbljeer,  baö  erfte  unb  ältefte  im  lattnifa>germanifd)en 
Slbenblaub,  aufftellte.  Mehrere  glaubroürbige  Nachrichten  über  bieje  wichtige 
5lnorbnung  ftnb  auf  unö  gefommen:  erftltd)  ein  in  altbänifd)er  ©praa)e 
abgefaßter  amtttd)er  Bericht,4)  welcher  ber  zweiten  ^älfte  be$  12.  3al)r* 
r)unbert3  angehört,  aber  aus  Duellen  gefchöpft  ift,  bie  in  bie  Reiten  ÄanutS 
htnaufretdjen;  zweitens  eine  tateinifche  Bearbeitung5)  beS  nämlichen  23e* 
richte,  welche  ber  ältefte  bämfctje  ©efehichtfehretber,  ©weno  2lggefon,  um 


*)  £)te  Selveife  bei  «Osenberg  I,  469.  0Zotc  4.  *)  @a»ile  ©.  364  2ttttte. 

3)  Chronic.  VII,  26.  «Pevfe  in,  848  oben.  4)  Sangebecf  IU,  159  flg.  ö)  Ibid. 
@.  141  flg. 


ÜBierteS  Wuä).  Ga£.  4.  Äonut,  2Bieberf)etjkller  b.  d)vijH.  <&taatö.  (Stricht,  b.  £fjinglitt).  59 

1200  beforgte;  brittcnS  eine  $ett)e  (Stellen1)  in  ber  bänffdjen  @efa)id)te 
©aro'ö,  welchen  unfcerfennbar  ber  eben  erwähnte  attbäniferje  23ertd)t  $u 
©runbe  liegt. 

$anui£  ©olbfyeer  roar  urf^rünßltct)  eine  föittgltc^e  Setbroacrje  unb  be* 
ftanb  aus  jungen,  fräftigen  Männern  aller  Nationen  unb  3im3en/  ^  *>a* 
malö  bem  bänifcfyen  (Seester  gef)ord)ten,  alfo  auS  £)änen,  Norwegen,  ©am* 
länbern,  blatten  ber  roenbifdjen  Jtüfie.2)  $tele  SSornefyme,  felbft  gürften, 
traten  in  bie  föniglid)e  ©djaar  ein.  ©aro  fagt, 2)  baß  ber  wenbifdje  gürft 
©otfajalf  in  Kaimts  Seibroacfye  bleute.  2lua)  2lbam  »on  Bremen  ftimmt 
l)temtt  infofern  überein,  als  er  melbet,3)  ber  2ßenbe  fei  au3  £)eutfd)Ianb 
nad)  Britannien  l)inüber  p  $önig  ^annt  entflogen  unb  längere  3tit  bort 
geblieben.  ©tärfe  ober  3^1  be$  fönigltajen  £eerc3  roirb  tterfdjtebett  ange* 
geben,  ©roeno  befttmmt  *)  fte  auf  3000  9J?ann ;  ©aro  bagegen  fpriebt 5) 
tton  6000  unb  fügt  bei,  baß  benfelben  60  große  JfrtegSfcfyiffe,  jebeS  100 
üftann  faffenb,  sugetfyeilt  geroefen  feien.  3^  ^Ite  bie  fcerfd)tebencn  2lu3* 
fagen  beiber  3^9^n  für  feinen  Siberfprua) ,  fonbern  glaube,  man  muß 
annehmen,  baß  Kanute  £etbroad)e  Anfangs  ober  jur  Sät,  ^  errichtet 
warb,  nur  3000  -äflann  jäfylte,  fpäter  aber  bie  son  ©aro  angegebene 
©tärfe  erreichte.  2Bie  fta)  erwarten  läßt,  führte  bie  ©djaar  einen  eigentf)üm* 
liefen  tarnen:  $l)inglitf)  ober  aud)  $f)ingmannalitf)  l)ieß,  laut  ber  emfttmmigen 
2lu6fage  ©roeno'6  6)  unb  (^turlefonS,7)  ber  gan§e  Äörper.  Ü)ie  einzelnen 
©olbaten  ber  Seibroadje  rourben  £f)ingmanna  genannt.  (Sine  anbere  Be* 
jetdjnuna,  für  fte  roar  ^uöfarle.8)  2)te  fpracpcfye  Bebeutung  biefer  2lu$* 
brüefe  fa)eint  mir  flar.  £t)ing  befagt  ©ertdjt  ober  SBerfammlung ,  £ttf) 
©d)aar,  Stnngmannalttt;  märe  alfo  bem  Sßortftnne  nad)  fomel  als  ©cfyaar 
ber  Männer  be$  ©ertctjtS.  Äarl,  gleichen  UrfprungS  mit  bem  fränftfeben 
tarnen  (Sari,  be§eic^net  einen  freien  ober  eblen  Sttann,  mit  einem  ef)ren* 
»ollen  ^ebenbegriff,  voäfyrenb  ba$  im  neuem  beutfcfjen  ©pradjgebraud)  übrig 
gebliebene  2Bort  $erl,  ba$  auS  einer  Surjel  mit  $arl  flammt,  einen  Oer* 
äcfytlicben  Beigefcfymad  r)at.  ^u^farle  befagt  alfo  roörtlicb:  ein  3)ienftmann 
ober  ©olbat  beg  föniglic^en  £aufe6. 

3eben  Sflonat  empfingen  bie  £f)ingmanna  ©olb.9)  2)erfelbe  belief 
fta)10)  laut  einigen  ©teilen  ber  ©aa)fencr)ronif  auf  aa^t  ÜDtef  beS  %ai)x?$ 
für  ben  9J?ann.  £)ie  Ermittlung  angelfäa)ftfa)en  @elbroertf)$  ift  an  ftet) 
fefyr  fd)ttriertg  unb  burd)  ungefdjid'te  Untermietungen  neuerer  ©d)riftfteller 


l)  Historiae  danic.  lib.  X,  <§.  177  flg.  2)  Scmgefcecf  III ,  145  flg.  @qxo 
(5.  178.  3)  $er^  VII,  329.  4)  Sangebccf  IH,  144.  6)  91.  a.  £).  ©.  177. 
6)  fiangebeef  III,  144  unten.  ')  Heimskringla  H,  15.  III,  149.  8)  Sangebecf 
EI,  149.  162.  II,  454.  9We  d.  9)  ©axo  @.  177  unten,  ©toeno  bei  Sangebecf 
III,  148.       10)  ©a^lmann,  bonif^e  ©efdj.  I,  105.  9lote  1.  unb  ©.  147.  !Kote  7. 


60 


?|3abfi  ©regortuö  VE.  unb  fein  3eitalter. 


nod)  me|r  verbunfelt  Worten.  Dl;ne  9ftücfftcbt  auf  bie  9Di  einung  Ruberer 
begnüge  tcf>  midv  furj  meine  5lnftd)t  §u  fagen. 

SBtS  ins  8.  unb  9.  3al)rl)uubert  l)tnauf  rechneten  bie  SJngelfacbfen 
nad)  ber  eingebilbeten  9Jlün§etnt)ctt  von  Silbervfunben,  beim  e$  gab  el;e* 
mal$  fo  wenig  als  tefct  $funbmün§en.  3)a£  englifdu'  *ßfunb  aber  begriff 
im  WlxtUMtn,  wie  I)eute  nod),  20  Sd)itlinge,  §u  12  Pfennigen  jeben.1) 
Ü)ie  *|3funbred)nung  war  jebod)  ben  <Sad)fen  nid)t  eigentl)ümltd) ,  fonbetn 
von  ben  graulen  entlehnt.  Wlan  weiß,  baß  (£arl  ber  @roße  baö  $funb 
ju  20  Solibt  beftimmte,  ben  SolibuS  §u  12  Denaren  ausmünden  ließ.2) 
(Seltener  al3  bie  Rechnung  nad)  *ßfunben,  lommt  bte  nad)  Warfen  bei  ben 
(Sngläubem  vor.  2lfle  2)anegclber  ftnb,  wie  oben  gezeigt  worben,  in 
^jfunben  angefeist,  unb  erft  wo  eS  ftct>  barum  Rubelt,  bie  23ranbfcha£ungen 
unter  ba6  SMinger  $eer,  baö  auö  lauter  Ü)änen  unb  anbern  Normannen, 
nidit  au£  21ugelfad)fen,  beftanb,  ju  verteilen,  taui)t  bie  9Jfarle  auf.  3«f 
verftd)tltd)  barf  man  annehmen,  baß  bie  9ted)uuug  nad)  Warfen,  wie. bei 
ben  Muffen  burd)  bie  Waräger,3)  fo  bei  ben  2lngelfad)fen  wäbrcnb  ber 
SM'tnger  «§errfd)aft  bureb  bie  kälten  eingeführt  worben  tft. 

2Bte  verfielt  ftd)  nun  bie  DJlaxt  §ur  libra  ober  bem  ^funbe?  ÜDtefyrere 
3eugen  fagen4)  au6,  bie  VJlaxt  fei  als  bie  Raffte  eineö  ^funbeS  betrachtet 
worben.  Allein  l)mmt  ftnb  wir  nod)  nid)t  viel  weiter.  (§6  gab  nämlid) 
verfd)tebenc  $funbe.  3U  j&eittti  (Earl6  be6  ©roßen  betrug  bae  $funb 
12  Unsen;5)  fpäter  lam  ein  größere^  *ßfunb  ju  16  Un§en  auf.6)  (Somit 
entftel)t  bie  grage:  machte  bie  bänt)d)e  9)?arl  bie  Raffte  einc3  *ßfunb3  ju 
12  ober  §u  16  Un§en  au3?  3d)  beantworte  fte  vorläufig  mit  ben  Korten 
eines  älteren  kälten: 6)  „in  ben  Reiten  Äauutö  II.  (gegen  @nbe  be£ 
11.  3al)rl)unbert6)  würbe  bie  s))iarl  lautem  (ungemün§tcn)  @olbe6  unb 
Silber^  §u  act)t  Un§en  (alfo  gleich  ber  £>älfte  bei  großen  *ßfunbe3)  U* 
rechnet,  aber  bei  anberen  ©egenftänben  —  uamentltd)  bei  gemünztem  ©elb 
—  enthielt  bie  93carl  nur  6  72  Unje." 

3d)  halte  e£  nicht  für  fcaffenb,  l)kx  bie  Sad)e  genauer  aufklären. 
(Später  an  einem  anbern  Orte ,  wo  ftd)  unö  mehr  Stoff  bktm  wirb,  foll 
nadjgewtefen  werben,  1)  baß  bie  Wfaxt  aüerbingö  8  Unsen  wog,  2)  baß 
eine  feine  9Jtarl  13l/3  feine  Spillinge  gab,  3)  baß  ein  feiner  Shilling 
an  innerem  2Öertf)e  jwet  rt)etutfcf)cn  ©ulben  von  fyeute  gleich  fam ,  4)  baß 
ftd)  ber  £anbelswerth  be$  ©elbcS  im  1 1.  3ahrf)unbert,  vergltdjen  mit  bem 
heutigen,  verhält  wie  5  §u  1 ;  mit  anbern  2Borten:  man  lonnte  bamalö  um 
einen  falben  Schilling  fo  viel  SebenSbebürfmffe  laufen,  als  man  jefct  mit 


«•)  Suvner  II,  492.  2)  Guerard  Irminon  I,  126.  3)  (£tef)c  93anb  II,  499. 
4)  Du  Cange  glossarium,  neuefle  9tuggabe.  ^ariö  1843  flg.  5)  Guerard  Irminon 
I,  192.       6)  $etru$  Stefeiiiuö  bei  £)u  (Sange  a.  a.  D.  IV,  272.  ©palte  2. 


93ierte8  53ud).  6a*>.  4.  Äonut,  ffiiebevfjerfWtev  b.  c^rtflt.  (Staate.  @rrid&t.  b.  Sfyinglitfj.  61 


fünf  ©ulben  bqafyt.  93erwattbelt  man  ben,  aus  8  Warfen  beftef)enben 
3af)reSfolb  eines  £l)ingmanuett  tu  (Sdntltnge,  fo  befommen  Wtr  1062/3  <Sd)il* 
ttnge.  Angenommen,  bte  jur  SBeja^hmg  ber  SolbS  befttmmte  9J?arfe  fet 
fein  ausgemünzt  gewefen,  fotnmen  1 06  2/3  Saulltnge,  an  9Jtetallbetrag  nmb 
214  unb  an  ^anbelSwertl)  1070  heutigen  ©ulben  gletct).  Se£t  man  ba* 
gegen  üorauS,  bte  9Jiarfe  fet  anf  bem  gttße,  ben  ber  bäntfd)e  3eiu3e  angibt, 
ausgemünzt  roorben,  fo  betrug  ber  <Solb  runb  90  Spillinge  fein,  Welche 
an  üttetallgefyalt  180,  an  relattoem  Sertf)  900  r)euttge  ©ulben  ergeben. 

3m  einen  rote  im  anbent  galt  muß  man  ben  (Solb  fjodt)  nennen.  SBtel* 
leicht  erhielten  bte  £t)tngmamten  überbteß  nodj  freie  ^oft  auS  fontgltcfoer 
j!üd}e,  ober  je  nacb  Umftättbeu  aus  ben  $orratr;Sf)äuferu  ber  trotte.  2)tc 
£öl)e  beS  ©olbS  wirb  t>on  einer  anbem  (Seite  r)er  beftätigt.  3)er  £f)ütg* 
manne  mußte  vt>al)rfcf)ctnltcf)  ein  *ßferb  galten,  {ebenfalls  große  Auslagen 
für  feine  Lüftung  macben.  3eber  trug  als  ^auptroaffe  eine  mit  ©olb  auS* 
gelegte  ^ellebarbe,  an  fetner  Seite  Ijtng  eine  gleichfalls  mit  eblen  Metallen 
gezierte  (Streitaxt ,  unb  (Sweno  behauptet,1)  baß,  als  bte  Schaar  errietet 
roarb,  bie  ©olbfcfymiebe  ber  englifcben  ©täbtc  vollauf  mit  AuSfcbmütfung 
tl)rer  Staffen  befd)äftigt  gevoefett  feien.  9htr  tton  trefflia)  bejahten  beuten 
fonnte  ber  $öntg  foldje  *ßrad)t  verlangen.  2)te  «JpuSfarle  Ratten  fowofjl 
ju  SBaffer  als  zu  £anb  Dtenfte  §u  leiftctt.  23efonbere  ©djtffe  waren  tfyuen 
Zugeteilt  unb  nacb  ber  3a^  berfelbnt  würbe  fogar,  rote  Wtr  far)en ,  bie 
Stärfe  ber  2etbwad)e  bemeffen.  Saro  fagt:  2)  „im  (Sommer  tterwenbete  fte 
ber  jtöntg  auswärts  zum  S#u£e  ber  ©rängen  beS  $etd)eS,  wäfyrenb  beS 
Linters  ftanoen  fte  in  flehten  burd)  baS  Sanb  zerftreuten  Sägern."  3)aS 
l)eißt  meines  (£rad)tenS  footel  alS:  wäljrenb  ber  guten  3al)reSjett  freuten 
fte  auf  tfyren  Schiffen  längs  ben  lüften,  um  etwaige  Anfälle  tton  6ee* 
räubern  abgalten,  ober  unternahmen  im  Auftrage  beS  Königs  Se^üge 
in  bte  gerne,  um  auswärtige  geinbe  zu  §üd}tigen. 

2)en  emfyetnufdjcn  ober  Sßinterbtenft  ber  £f)tngmannalttl)  lernen  wir  aus 
anbem  jQuellen  genauer  fennett.  glorentiuS  tton  Sßorcefter  bertd)tet 3)  §um 
3af)re  1040,  baß  ^anutS  (Sof)tt,  £arbtfnut,  feine  £uSfarle  in  alle  Steile 
beS  $eid)S  auSfanbte,  um  bie  für  23ejarjluitg  ber  £eibwad)e  beftimmte 
ÄrtegSfteuer  einzutreiben.  And)  ^anut  muß  bie  ^ttSfarle  §um  nämlichen 
@efd)äfte  ttetwenbet  fyabett.  Saut  einer  auf  unS  gefornmenen  Urfunbe  4J 
würben  bie  Abgaben  unter  tfym  mit  unerbittlicher  Strenge  eingebogen  unb 
ber  ^ötttg  gab  baS  ©efe£,  baß,  wenn  ein  ©teuetyflicbtiger  eine  3^1*3 
im  sftücfftaube  blieb,  derjenige  ofytte  Weiteres  in  ben  25eft§  beS  belafteten 
©tunbftüdS  trat,  ber  bte  auSftef)ettbe  Abgabe  bellte.    Ueberau,  wo  bte 


l)  Sangebecf  III ,  144.  2)  ©.  177  unten.  3)  Flores  histor.  @.  624. 

*)  ^algvatie,  rise  and  progress  of  english  Commonwealth  II,  284. 


62 


*ßa&ft  ©regoviitö  VII.  unb  fein  Bettattet. 


(Steuern  in  folcber  3Betfe  erhoben  werben,  bebarf  bie  tfrone  bewaffnete 
«gülfe.  ($in  guter  (^itölanbö  war  §ur  $tit  ber  2)änenr)errfdjaft  in 
Greife  eingeteilt,  bte  ben  tarnen  Sapentafe  führten.1)  2)a$  Sort  warb 
fchon  im  Mittelalter  tierfchteben  erflärt  unb  feine  Ableitung  ift  bunfel. 

9Refne0  (Srachtenö  bezeichnete  e3  eine  Saffennteberlage ,  nämlich  baS 
Hauptquartier  ober  ben  Sagerort  eines  t>on  einer  Hetnen  Schaar  $u8* 
farle  befehlen  SBe§irfe6  unb  bann  weiter  ben  23e§trf  felbft.  £>aß  bte  @tn* 
Leitung  be3  l'anbeS  in  Sapentafe  Sßejug  auf  bte  Steuertterwaltung  ^atte, 
erhellt  auö  einer  für  ^ort^umbrten  erlaffenen  S3erorbnung,2)  welche  be* 
ftimmt:  ber  $eter3pfenntng  folle  in  jebem  Sapentafe  burct)  jwei  §m?er* 
läfftge  $r)ane  unb  einen  9J?eftyrtefter  eingefammelt  werben.  So  lange  bte 
£f)inglitr)  nur  3000  jtöpfe  stylte,  war  ju  it)rer  SBcfrtebtgung  ein  jährliches 
2)anegelb  tton  14,000  *)3funb  nö'ttjig,  im  23erhältntß ,  wie  bie  Stärfe  ber 
Schaar  auf  6000  ftteg,  erreichte  bie  ©teuer  ben  betrag  tton  28,000  $funb. 
Senn  Jtanut  auch  bie  gräulichen  SDftßbräuche ,  bie  früher  bei  ßrpreffung 
beS  3)anegelb3  etnrtffen,  abfcrjaffte,  fjat  er  bod)  jeber  %t\t  große  ©elbfor* 
berungen  an  feine  engltfcr)en  Untertanen  gemalt,  unb  nur  burch  bie  gurcht 
tior  ben  ^ellebarben  ber  ^u6!ar(e  ift  eS  meines  (SrachtenS  gefdjehen,  baß 
ba£  SSolf  ohne  Siberrebe  zahlte. 

Um  ftrenge  3ucf;t  in  ber  bunt  §ufammengefef3ten  Schaar  aufrecht  $u 
halten,  noch  mef)r  um  allen  9ftitgltebern  guten  ®etft  unb  @runbfä|e  ber 
(5t)re  einzuflößen,  lief  üönig  $anut  ein  eigenes  merfwürbtgeS  ©efejj  für  bie 
Mbyoafyz  abfaffen.  Sweno  bezeichnet 3)  biefeS  ®efe|  mit  bem  5luSbrucf 
3Öttt)erIag ,  ber  alte  bämfdje  £ert  nennt 4)  e$  SttherlagSret  —  Sttf)erlag$* 
recht.  5>te  Deutung  beS  SortS  ift  zweifelhaft.  Site  —  altbeutfct)  Seite 
—  befagt  in  ber  alten  ffanbtnatnfchen  Sprache  23uße,  Strafe,  2krger)en. 
Sttljerlag  wäre  alfo  ba6  ©efejj  ber  23uße  für  allerlei  grefcel,  bie  ber  föntg* 
Itc£>e  ^uSfarl  begeben  mag.  £)aS  gibt  einen  guten  «Sinn.  9tet  bebeutet 
unzweifelhaft  9^cd>t.  Sttrjerlagret  ^etft  alfo  buchftäbltch  $ecbt  beS  Strafe 
gefe£buct)6,  wobei  ba$  lefcte  Sort  allerbingS  überpfftg,  boct)  nicht  ftnnloS 
ift;  benn  jebeS  @efe£  wirb  erft  burct)  bie  gerichtliche'  ^Inwenbung  jum 
$echt.  S^odt)  eine  anbere  (Märung  beS  Samens  fchetnt  mir  möglich. 
£äufig  würben  im  Mittelalter  @efe^6üd)er  nach  ber  garbe  beS  (StnbanbeS 
bezeichnet.  Sie  nun  bie  Norweger  unb  3$länber  ihr  ältefteS  ©efefc  nach 
bem  (Stnbanbe  baS  graue  ober  ganSgraue  nannten,  fo  fönnte  baö  Strafe 
gefejj  ber  $$iitglft$  au$  ähnlichem  Slnlaffe  baS  weiße  genannt  worben  fein. 

Eintritt  in  bte  jtörperfchaft  ber  §u6farle,  fowte  ber  SluStrttt  aus  ber* 
felben  ift  frei,  aber  legerer  fann  nur  unter  feftgefe^ten  gormeu.unb  zu 


l)  Du  Cange,  sub  voce  Wapertachium.  2)  *)Mgvatte  a.  a.  O.  II,  383.  3)  Congc* 
Ud  III,  142.       4)  Ibid.  @.  159. 


33terte3  93ud&.  (Sap.  4.  tfatmt,  ®ieberl;eijMet  b.  d&vifit.  ©taate.  @rri(^t.  b.  S^inglity.  63 

einer  befttmmten  &it  erfolgen.1)  2Öer  be6  Königs  Dtenft  verlaffen  will, 
ber  ^at  feinen  Austritt  am  QSorabcnb  beö  9?eujaf)r3,  ben  31.  De$.  burd) 
$wef  tfameraben  ansumelben,  bann  befommt  er  ehrenvollen  Stbfdbteb  nnb 
fann  gehen,  wohin  er  will.  3eber  ift,  fo  fange  er  in  wirfftchem  3Ptenfte 
fteljt,  bem  Röntge,  rote  ber  ^örperfc^aft,  jn  unbebütgter  breite  verpflichtet, 
bafür  barf  er  von  (Seiten  beö  Mni$  mtlbe  nnb  fmfbvolle  S3el;anbhtng, 
foroie  ^ünftltdr)e  2lu3be$af)fung  be6  monatlichen  (SofbeS  ervoarten.  Daö 
SBitfjerfag  jähft  eine  $etf>e  Vergehen  ober  Verbrechen  auf,  burcr)  weltfe 
ein  ^(n'ngmann  feine  $fltcbt  verlebt,  fo  roie  bie  SBußen,  mittclft  welcher 
ein  6chulbtger  ©enugthuung  $u  (elften  t)at.  Die  Vergehen  ftnb:  Wlntfy 
willen  an  ^ameraben  verübt,  Verlegung  feines  ©utS,  ^act)läfftg!eit  im 
Dienfte,  gefönte  ober  vollenbete  Untreue  begangen  gegen  bie  ^örperfebaft 
ober  gegen  ben  Äö'nig.  Die  (Strafen  ftnb:  niebrtger  (Si£  im  gemetnfamen 
«Spetfefaale,  ©elbbußen,  Verabfchtebung,  fc^tmpfltcbe  2fu3ftoßung  mit  £anbe3* 
flücf)tigfett  unb  Verluft  ber  ©üter,  im  galfe  beö  2Bteberbetreten3  ber  £ob. 

Damit  bie  (Stgenthümltchfett  be3  2ßttr)erlag  llar  voerbe,  ift  nöt^tg, 
einzelne  33etfm'ele  anzuführen.  Von  ben  3?iten  ber  (Spartaner  an  bis  t)erab 
auf  ben  fyeute  noefe  im  engltfchen  unb,  roenn  icf)  nicht  irre,  %'üroeife  im 
fatferlicrjen  §eere  beftehenben  ©ebraua)  ftnb  gemeinfame  S>olbatemnahfe  al3 
ein  Littel,  ben  ßorporattonögetft  ju  förbern,  errannt  unb  in  2lnwenbung 
gebraut  worben.  Der  (Speifettfd)  fptelt  im  ©efe^buebe  ber  £f)ingmannalttl) 
eine  auSgejetdmete  Rolle.  Der  $la{3  eines  3eben  würbe  burd)  ben  Rang 
beftimmt,  fyöfyeren  Rang  aber  verlief)  nacb  Sweno'3  DarftelKung , 2)  bie  tct> 
für  wor)lbegrünbet  hafte,  erftltcb  befonbere  Sapferfeit  vor  bem  geinbe,  zweitens 
Dienftafter,  brittenö  erlauchte  ©eburr.  2öer  ben  erfteit  Rang  einnahm, 
hatte  ben  erften  $laf$  am  erften  Stfct):  fo  ftufte  ftet)  bie  Reihenfolge  h^rab 
bi$  jum  te^teingetretenen  Heuling.  Von  felbft  verfielt  e$  ftcb,  baß  eö  Der 
Sifche  mehrere,  ja  viele  waren;  benn  an  einem  ftnben  faum  50  SÄann 
$la|,  wenn  anberö  für  eine  leiste  S3ebtenung  geforgt  werben  foll.  Sie 
unter  ben  (Stnjelnen,  bie  an  einem  £tfct)e  *)3fa$  nahmen,  fo  muß  wieber 
unter  ben  Stfcfcen  felbft  eine  Rangorbnung  ftattgefunben  haben.  Der  erfte, 
am  @hrcnpla£e  aufgefangene,  war  vor  allen  bevorzugt,  ben  gät)tgften, 
Slelteften,  Vomehmften,  alfo  ben  Oberften  unb  ^auptleuten  vorbehalten.  9J?an 
müßte  il)n  nach  neueren  Gegriffen  bie  ©enerals*  ober  £)fft$ter$*£afel  nennen. 
Die  Uebrtgen  erhielten,  je  nach  Sapferfett,  Dtenftalter,  ©eburt,  ihre  Stelle 
an  ben  anbern,  bem  jwetten,  britten,  vierten  Sifctje  u.  f.  ro. 

Run  verorbnete,  nach  bem  3eugntffe 3)  Saro'ö,  ba6  SBitherlag,  wie 
folgt:  „wenn  e$  ftch  fügte,  baß  bitter  wegen  Dtenftgefcbctfte  nicht  jur  rechten 
3ett  bei  flifche  erfchten,  fo  fonnten  bie  fonft  hinter  ihm  ft^enben  vorrüefen 


Ibid.  @.  148.       2)  SangeBecE  III,  147.       3)  %.  o.  O.  @.  178. 


64 


*Pa6ft  ©regoriuö  VII.  «nb  fein  S^ttaltcr. 


ltnb  ben  leer  gebliebene  tetjte  Stelle  an  ber  betreffenden  Safel  mocbte 
bann  ber  @rfte  be$  näajften  $ifd)c3  einnehmen.  $am  ber  Ausgebliebene 
gar  ntd)t,  }o  roar  e$  gut;  erfcbien  er  aber  nod)  roatyrenb  beö  (SffenS,  fo 
mußten  bte,  roelcbe  fonft  hinter  tfyn  faßen,  *ßta£  macben.  £>te  golge  bavon 
roar,  baß  ber  le£te  beS  bevorzugten  Sifcbeg,  ber,  rote  tc£>  faßte,  von  bem 
näd)ften  Sifcfye  vorrücfte,  feinen  Si|  verlor.  3l)m  fam  e6  je£t  §u,  auf* 
Stifteten  unb  ftdt?  anber£rool)in  §u  fe$en,  roo  er  $aum  fanb.  Verweigerte 
er  bteß  unb  blieb  tro$tg  ft|eh,  fo  fonnte  ber  ©efränfte  $lage  anftellen. 
©efc^at)  foldjeS  unb  beroieö  ber  ©efränfte  bie  Sdmlb  burd)  5lu3fage  jroeter 
3eugen,  fo  traf  ben  Sd)ulbigen  bie  Q3erabfd)iebung.  3nbeß  fyatte  ber  Äöntg 
im  be§etd)tteten  galle  ba3  *Red)t,  breimal  bie  (Strafe  beö  2Jbfct;teb$  bafyin 
ju  ermäßigen,  baß  ber  Verurteilte  einen  niebrigern  $la£  erhielt.  Auer;  bei 
einer  vierten  2ßteberr)olung  fonnte  ber  ilöntg  ben  2lbfct;teb  erlaffen,  aber 
bann  burfte  ber  jum  vtertenmale  Straffällige  ntd)t  mel)r  an  einer  £f)tng* 
mannatafel  ftcr)  nteberfe£en,  fonbern  mußte  für  ftä)  effen  unb  fcfyroetgenb 
r)tmtel)men,  roenn  gefränfte  ^ameraben  ^nodien  naa)  ir)m  roarfen. 4) 

Tiit  niebrigern  @i|e  am  Stfdje  rourbe  beftraft,  roer  Äameraben  mittle 
rottlicj  fctjmäfyte,  roer  fte  mit  33ter  begoß,  roer  Heine  3)tenftv ergeben  ftct)  ju 
Sd)ulben  fommen  ließ.2)  £f)at  bie  £l)tttgmannalttr)  3)tenft  §u  £anbe,  fo 
mußten  in  ber  Dfegel,  fei  cö  alle,  fei  e$  ein  Sfyeil  ber  9J?annfd)aft  mit 
^ßferben  verfemen  fein.  „9hm  roar  cö,"  jagt')  Sroeno,  „bamalS  nod)  nidjt 
im  53raud),  baß  bie  £u3rarle  £etbburfa)e  Ivetten,  um  ftd)  bebienen  ju 
laffen,  fonbern  (Siner  rjalf  bem  Anbern  bte  ۧferbe  beforgen."  2)a6  28ttberlag 
gibt  in  btefer  §inftd)t  mehrere  23cfttmmungen:  „roer  außer  bem  eigenen, 
ba6  Cßferb  be6  Äameraben  §ur  Sc^roemme  füfyrt  unb  babei  Inn  unb  ()er 
auf  bem  fremben  Stoffe  reitet,  ober  roer,  roenn  er  bret  Vünbel  ©erfte  in 
bie  Grippe  roarf,  jebeSmal  feinem  *ßferbe  bie  Acoren,  bem  Stoffe  beö  Slnbem 
ba$  Strof)  aufhob ,  ober  roer  fo  §ur  Sränfe  ritt,  baß  er  bem  SRoffe  be3 
neben  tfym  reitenben  ©enoffen  abftcfjtltcf;  baS  Saffer  trübte,  ber  erhält  bei 
£ifct;e  einen  ntebrtgeren  $la|$.4) 

Sd)läft  (Siner  auf  ber  Sad)e  bergeftalt  ein,  baß  man  if)m  unbemerft 
bte  2ßaffe  ober  ein  Stütf  ber  Jlletbung  roegnelnnen  fann,  fo  roirb  er  mit 
einer  ©elbftrafe  gebüßt.5)  (Sntftefyen  unter  ^ingmannen  Streitigfetten  über 
£anbbeft$,  brtcfjt  (Stner  in  ben  §of  ein,  auf  roeldjen  ein  ©enoffe  9ied)te  51t 
l)aben  behauptet,  fo  entfdieibet  baö  @erid)t,  roelcfier  von  Reiben  ^um  S3e^ 
roeife  jugelaffen  roerben  folle,  unb  ber,  bem  bieß  bcrotlligt  roorben,  mag  bann 
fetti  (£tgentl)iun0redjt  mit  6  burd)£  Sooö  geroäl)lten  (Sibeöl)elfern  be$  nänu 
Itcben  Duartterö  befa}roörett. ö)  2)aö  2Bttl)ertag  fc|t  meineö  (SracfyteuS  vor^ 

l)  Sangebed  a.  a.  £).  III,  148.  z)  Ibid.  149.  3)  Ibid.  147.  4)  Ibid. 
147  u.  148.  5)  @axo  a.  a.  6.  @.  179.  fi)  Sangebecf  a.  a.  0.  ©.  150  cum  sex 
sortitis  in  suo  coetu,  id  est  Fiarthing,  tuebitur. 


93ierte$  93u#.  6a£.  4.  JTanut,  2Bieberl)erfW(er  b.  d)ri|H.  Staate.  @rrtdt)f.  b.  £l)inglttt).  65 


aus,  baß  #änbel  ^er  betriebenen  2lrt  ntcf)t  nnter  ben  Sfyingmannen  »or* 
fommen,  bie  am  föniglicfien  £of(ager  ober  in  großen  ©täbten  weilen,  fonbern 
nnter  fönten,  bte  in  hrgenb  einem  2Bapentafe  ber  ^rovinj  —  naef)  bem 
(Spradjgebraud)  ber  £l)inglitf)  in  einem  Duarticre,  gtartfying  b.  f).  Viertel 
—  lagen.  3)aß  einzelne  £l)ingmannen  branden  auf  bem  £anbe  Käufer 
unb  ©üter  befaßen,  erhellt  nicfjt  bloS  a«3  bem  9.  2lbfd>nitte  ber  flehten 
6d)rift  6wetto%  fonbern  and)  au3  einer  Haren  ©teile 4)  bei  <5aro.  (£nt* 
ftanbeu  nun  unter  $l)tngmannen,  bie  nad)  einem  entfernten  6tanbquartter 
ber  $nttnn$  abgefdn'cft  waren,  6trettigfeiten  über  nafye  gelegene  ©üter,  auf 
welche  jwet  5lnfprüd)e  erhoben,  fo  fcfcrieb  baS  ©efe£  mit  gutem  guge  ttor, 
baß  bie  @ibe6l)elfer  nur  au8  ber  3al)l  ber  ©enoffen  beffelben  Duartierö  au6* 
gelooSt  werben  burften.  2)emt  nur  foldje  formten  oon  ben  $erf)cUtniffen 
genauere  Äimbe  traben. 

S3on  allen  bt^er  erwähnten  $ergefjen  ift  baS  desjenigen,  welcher  ftdj 
weigert  oom  Stfcfye  aufjuftefyen,  bem  $nfd)einc  naa)  baS  geringfte,  unb  bod} 
wirb  eg  am  l)ärteften,  nämltO)  mit  3)tenftentlaffung ,  beftraft.  ©letd)Wof)l 
^at  ba$  fragliche  $erfaf)ren  einen  guten  ©runb.  2öer  unbefümmert  um 
baS  3Sorred)t  eineö  ,£öl)ergeftetlten  \ia)  einen  ^3(a|  am  (£f)renttfd)e  anmaßte, 
oerftteß  gegen  bie  Stogorbnung ,  unb  folglich  gegen  ben  SebenSfeim  ber 
Sfn'ngmannalttr).  2)enn  $erfaffung  unb  23eftanb  btefer  Äörperfdjaft  war 
auf  (Sfjrtrteb  gebaut. 

$laa)  ben  $erget)en  leichterer  5lrt  Rubelt  ba$  Sttfyerlag  tton  ben 
groben  SSerbrectjett.  (Sittel  folgen  madjt  ftdj  fcfjitlbtg,  erftlid)  wer  einen 
^ameraben  oerwunbet  ober  gar  fernlägt,  zweitens  wer  etwas  gegen  baö 
Seben  ober  bie  ,§errfd)aft  be$  Königs  unternimmt.  SSerlet^ung  beS  Jtame* 
raben  wirb  als  Untreue  gegen  bie  Äörüerfd)aft  beftraft.2)  3ft  ein  galt 
ber  5trt  fcorgefommen,  fo  lann  ber  ©d^ulbige  ba$  2leußerfte  nur  bann  ab* 
roenben,3)  wenn  wentgftenö  bret  Sfytngmannen  als  (Übereifer  mit  tf)m 
befanoören,  baß  ein  3rrtl)um  obwaltete,  mit  anbern  Sorten,  baß  ber 
©d)u(bige  im  ©lauben,  er  l;abe  cö  mit  einem  Anbeut  §u  tfyun,  ben  $ame* 
raben  fcerwunbete  ober  fd)tug.  Sfteineö  (SracfctenS  öffnet  l)ier  baS  2Bttt)er* 
lag  ein  £tnterpförtd)en  für  ben  galt  ber  £runfenl)ett.  2)aS  $olltrmfm 
muß  fjäuttg  unter  ben  norbtfa)en  2Biftngern  gewefen  fein  unb  in  folgern 
3uftanbe  ließen  ftcf)  (Sinjelne,  bie  fyetmliajen  ©roll  wiber  einanber  fjegten, 
leta)t  §u  Stjätltcfyfetten  Einreißen.  §ätte  bat>r  baö  ©efe§  ntct)t  einige 
Mtcfftd)*  auf  baö  ^ationallafter  genommen,  fo  würben  bie  Dieken  ber 
Sfn'nglttl)  allsufeljr  bura)  5lu^ftoßung  gelittet  werben  fein.  2)er  ©ct)wur 
ber  @ibe3t)elfer  befreite  jeboct)  ben  (5a)ulbigen  nur  oon  ber  5lu6ftoßung, 


9t.  a.  D.  <&.  179  mitk.        2)  «angebet  III,  162  si  quis  verbere  aut  vulnere 
leges  societatis  infregerit.       3)  91.  ct.  £).  @.  157. 

©frörer,  $at>fl  ©regoriuö  VII.  18b.  in.  5 


66 


©regortuö  VII.  unb  fein  3eitaltet. 


nfcf>t  tton  ber  gefe£lid)en  ©enugtfyuung :  er  mußte  ttielmer)r  bem  SBefcfjä* 
btßtcn  bie  fcom  gemeinen  germanifdien  dicfyt  für  Verlegungen  »orgcfcr)riebene 
33uße  $al)lcn.  5(uct)  warb  tr)m  btefe  2Bol;ltl)at  nur  bann  ju  Sfyeil,  wenn 
feine  53elaftungö§eugcn  wtber  tt)n  auftraten. 

konnte  bagegen  ber  Kläger  jwet  53elaftuug6seugeit  [teilen,  welche  ett>^ 
lid)  ansagten,  ber  33eHagte  l;abe  ben  ^lameraben  wtffentltct)  unb  •oorfä^Itct) 
mtßfyanbelt,  fo  war  ber  Scbulbtge  verloren,  er  würbe  jitm  ©cbelmen 
(9?ttl)tng 4)  erficht  unb  au8  allen  Sanben  »erbannt ,  u>cldt)e  unter  be3 
jvönigö  Mannt  ©cepter  [tauben.  Sief  ftd)  ber  Verbannte  je  lieber  auf 
bäntfebem  23oben  betreten,  fo  galt  jeber  Srjtngmanne  für  einen  Schelm,  ber 
nict)t  fogleicf;,  wenn  er  ben  Sd)ulbtgen  traf,       angriff  unb  niebcrmacf)te. 

2)te  5lnflage  auf  baö  febwerfte  alKer  Verbreeben,  auf  Verratt)  Wtber 
bte  $rone,  war  mit  außerorbentltcfycn  görmlicbfctten  üerbunben.2)  ©laubte 
ber  «ftontg  irgenb  einen  £f)tngmann  ber  getonte  fdjulbig,  fo  lief  er  ben 
Verbä'd)tigen  breimal  burd)  §wet  ^ameraben,  bte  berfelbett  2lbtr)etluttg 
(sweet)  unb  bemfelben  £luartter,  wie  ber  Verbäcbttgc,  angehören  mußten, 
ba$  erfte  unb  §wettcmal  mittelft  5lnfünbtgung  im  gememfamen  @pe(fefaale, 
ba£  brtttemal  im  «gwufe  beS  2lngcfd)itlbtgten  fcor  ba6  «ftrtegSgericbt  laben, 
unb  tr)m  £)rt  unb  Sag  anfagen.  ©teilte  \ia)  ber  23eflagte  auf  bte  brttte 
Sabung  ntcfjt,  fo  galt  er  für  überführt:  fein  £ab  unb  ©ut  verfiel  ber  föutg* 
liefen  Cammer,  er  felbft  ber  2ld)t. 

(grfdn'ett  er  t>or  ©ertebt,  fo  lag  bem  Könige  ob,  bte  jtlage  burd)  jvt>et 
Sfytngmannen,  bte  als  23elaftuug^eugen  auftraten,  etbltd)  erwetfen  $u  laffen. 
ganb  fta)  fein  Slnngmann,  ber  ben  3eugcneib  wtber  ben  2lngcflagten 
fc^roören  wollte,  fo  burfte  ber  2lngeflagte  gleia)wob;t  Weber  felbft  einen 
*Jietniguitg3fd)Wur  ablegen,  nod)  (SibeSfyelfer  beijtefyett,  fonbem  bte  einige 
sReditSfyülfe,  bie  ttjtn  im  bezeichneten  gatle  übrig  blieb,  beftattb  bann,  baß 
er  ftd)  bem  ®otte6urtl)etle  be£  glüfyettbeu  (SifcnS  unterwarf.  9htr  ein  S&uttbcr 
fonnte  ir)n  retten.  SBenn  bagegen  §wet  SBelaftungSjeugen  etblta)  wiber  tlnt 
auSfagten,  fo  war  fein  ©cbtcffal  entfer/tebett.  3)enttoa)  traf  üm  junäc^ft 
ntebt  £ob,  fonbem  Verbannung. 

„2)aö  @crtct;t  legte  bem  Veruitf)cilten  bte  grage  ttor,  ob  er  §u  £anb 
ober  §u  SBaffer  entweihen  wolle?  2Öäf)lte  er  baö  Gaffer,  fo  »erfal)  matt 
tfm  mit  einem  gaf^eug  unb  ben  nötigen  £eben3mttteln,  unb  geleitete  üm 
an  baS  Ufer.  (£rft  wenn  $uber  unb  Segel  au$  bem  ®eftd)te  fc^wanben, 
rief  man  tf)m  breimat  ba$  Urtl)etl  ber  Verbammung  nact;.  3^g  er  eS  ttor, 
$u  £anb  §u  entweichen,  fo  führte  man  tl)n  jutn  näcbften  SBalbe,  wartete 
eine  2Bette,  bte  er  ftet)  entfernt  fyatte,  unb  rief  tf)m  abermal  auf  gleite 
SBetfe  fein  Urteil  nact;.    Äam  ber  Verurteilte  je  wteber  auf  ben  SBoben 


*)  Ibid.  @.  151.  162.       2)  Ibid.  158  flg.  161  unb  <saro  @.  179. 


33ierteg  93ud£j.  Ga}>.  4.  Jtanut,  2Biebevfjeif  etfer  b.  e^rifU.  (Staafö.  @rrid&t.  b.  Sfjingtttfj.  67 

bcö  3?et*6  jurücf,  fo  roar  e$  um  fem  febeh  gefc^c^en."  2luö  ber  ©teile, 
n>o  bat?on  bie  $ebe  tft,  baß  bie,  roelcfie  bcn  beg  ^)od)t>errat!)6  SlngeHagten 
üorlubcn,  bcrfelbcn  Spotte  unb  bcmfclben  Viertel,  rote  ber  SBerbächttgc,  an* 
gehören  follten,  ger)t  fyerttor,  baß  bie  £r)inglttr)  in  größere  unb  Heinere 
Unterabteilungen  verfiel. 

■fticht  ber  König,  fonbern  nur  bie  ®efammtr)ctt  ber  $r)uigmannalitr) 
erfannte  —  verfielt  ftdt)  nach  bem  33uct}flaben  bc3  2Bitr)erlag  —  über  alle 
Klagen  unb  verhängte  alle  ©trafen.  Ü)te  ®efammtr)ett  r)teß,  fofem  fte 
ba$  Ortcbteramt  übte,  £u3farle*©teffne  ')  (SBerfamntlung  ber  £u6farle)  unb 
roar  in  3Bar)rI;ctt  ber  oberfte  ©ertebt^of  ber  bereinigten  fronen  3)änemarf 
unb  ßngtanb.  ©roeno  fagt,1)  ba6  2Bl)itcrrag  verfügte,  baß  jeber  £r)tng* 
manne,  ber  einen  (£ameraben  roegen  irgenb  roelchcr  ©acf>e  belangen  wollte, 
feine  Klage  bor  bie  SScrfammlung  aller  Sfjmgmannen  ober  baö  feutfade* 
©teffne  —  in  9lntt>efenr)ett  beö  Königs  §u  bringen  r)ak.  (Sbcnfo  r)etßt 
eö1)  im  alten  bänt)cf)en  Serie:  „©treitigfetten  &rmfcr)en  9Jtitgliebern  ber  Zt)in§* 
mannaltth  tonnen  nur  bon  bem  £u8farle*©tcffne  einschieben  roerben." 

©elbft  Kaimt  erfannte  bura)  einen  feierlichen  TO  an,  baß  er,  obgleich 
£err  be$  9tetcr)3,  unter  bem  Kriegsgericht  ber  §u6farle*©teffne  ftefye.  3n 
feinet  Soxncö  *g>aft  hatte  er,  ben  roiebtigften  5lrtifel  be3  2ßitf)crlag  berle^enb, 
einen  £r)mgmann  erfcb  lagen. 2)  5(16  ber  9J?orb  rud)bar  rourbe,  gertctl)  bie 
ganje  ^ingltt^  in  Aufregung,  ber  König  aber,  ber  fchttell  fta)  befann,  be* 
rief  bie  ©erichtStterfammmng,  roarf  fict)  in  Tiittt  berfelben  auf  bie  Kniee 
nieber  unb  bat  um  fein  ©traferfenntniß.   2>te  $f)ingmannen  berathfchlagten. 

„Würben  fte  baS  begangene  Verbrechen  nicht  almben,"  r)teß  e$,  „fo 
fei  ba6  8lnfer)en  beö  2Öttl)erlag  bar)tn,  baö  unbeweglich,  rote  ein  gel3, 
bleiben  muffe  5  gefdjcr)e  aber  bem  53uct)ftaben  be$  @efe|eö  (Genüge,  bann 
habe  Kanut  ba£  £eben  oerrotrft  unb  bie  golge  roerbe  fein,  baß  bie  ganje 
Körperhaft,  ^auptloö  geworben,  bem  £affe  ber  (Englänber  unterliege." 

(Snbltch  faßten  fte  ben  55efchluß,  bem  Könige  m  erf lären, ,  baß  fte  nicht 
über  ihn  richten  tonnten,  unb  baß  er  felbft  eine  ©träfe  anfefcen  möge. 
Kaimt  tt)at  bieß.  9?acf)  gemeinem  germanifchen  fechte3)  rourbe  9ttorb,  b.  h- 
unter  erfchroerenben  Umftänbcn  oerübter  Sobtfchlag,  mit  ber  neunfachen 
SBuße  gewöhnlicher  Söbtung  beftraft.  2)te  23uße  für  Söbtung  betrug  in 
(Snglanb  40  Wlaxt  Pfenninge.  2öirfltch  legte  ftcb  Kanut  neunmal  40  ober 
360  Sftarf  Pfenninge  auf,  unb  §al;lte  jubem  eine  Ueberbußc4)  von  9 
Wart  ©olbeö.  S3on  ber  ganzen  ©traffumme  gehörte  gefe^ltch  ein  ^Drittel 
ber  Krone,  ba£  gleite  drittel  ber  Shmgmamialttr) ,  baS  brüte  ben  2tn* 


l)  £angebe<f  III,  149  unb  162.  2)  Ibid.  @.  150  flg.  unb  @axo  @.  180. 
3)  3.  *8.  naä)  bem  alamannifc^cn.  4)  3)dntfc^  ®övfum.  SKan  ücrgletd^e  üBer  baö 
©ort  Sangeberf  III,  155  unb  S)al)tmann  I,  155.  ftote. 

5* 


68 


$abf*  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


tterroanbten  be$  ßrfchlagenen.  $anut  üerfcrjenfte  jebocf)  ba$  bem  @djaj3e 
verfallene  Drittel  an  bte  ßixdjc  unb  bte  5kmen. 

Unter  allen  (gfyren,  beren  bte  Äafte  ber  Sfy'nglitl)  genoß,  war  ba6 
oberfte  Oftcbteramt  fta)erltd)  biejentge,.  voeldje  fte  felbft  am  meiften  ferste. 

2)  arum  ift  begreiflich,  baß  ber  9?äme,  ben  bte  ilörperfchaft  ftd)  felber 
gab,  auf  baS  theuerfte  Vorrecht  33e$ug  nimmt  ^iug  heißt  eine  jum  ©e* 
rieht  berufene  $oltoerfammIung.  2ßetl  bte  ©enoffenfcbaft  ber  ^u^farle 
ben  ^öcf)ften  @erta^t^l)of  beö  von  ßamtt  beljenfcfeten  föetdjS  btlbete,  liebte 
fte  eS,  ben  ftoljen  Tanten  Beamter  beS  ®ericht3,  Sfymgrnanna,  §u  führen. 

3)  a3  engltfc^e  SSolf  brauchte  anbere  5lu6brücfe:  e6  l)teß  bie  TOtglteber  ber 
föntgttchcn  Setbroadje  ^auöfarle  ober  ©ölbner1)  (Stipendiarii,  solidarii), 
ober  bezeichnete  fte  gar  mit  einem  Sorte,  ba$,  rote  ich  unten  bartfnm  werbe, 
ben  roahren  Urfyrtmg  ber  itörperfcbaft  aufbecfte,  aber  ntd)t$  weniger,  als 
fcf)mctcr)elt)aft  roar:  ich  meine  ben  tarnen  piratae,  (Seeräuber. 

Ü)ie  ganje  Einrichtung  ber  Slnnglttl)  §telte  barauf  ab,  ben  Eintrieb 
anjuftacheltt,  unb  zugleich  al$  $et§  §ur  Sapferfett,  glorreiche  Erinnerungen 
beS  Horbens  in  ber  (Schaar  road)  §u  erhalten.  £)er  bänifche  <5)efcf)td^)tfcf)ret^ 
ber  ©aro  tf)etlt2)  bie  9?ad)rid)t  mit,  baß  Äöntg  Otegnar  Sogbrocf  t>on  ©ee* 
lanb,  beffen  ©efcf;td)te  mit  bieten  gabeln3)  auSgefchmüdt  ift,  (um  bie  Dritte 
be$  9.  3cil)rl)unbert6)  bte  altgermantfchen  QMf3gerid)te  in  Dänemarf  abge* 
fchafft  unb  ftatt  ihrer  Kollegien  von  12  fogenannten  Tätern  eingeführt  habe, 
bie  olme  23eroet$oerfahren,  of)ne  förmliche  5lnflage,  ol)ne  3Sertl)eibtgung,  alle 
Streitfragen,  peinliche  rote  bürgerliche,  cntfd)teben.  £)aö  war  offenbar  eine 
9kd)ahmuug  ber  von  (£art  bem  ©roßen,  anftatt  ber  altfalifchen  Dfadu'nbur* 
gen  etngefe|ten  6cböffen.  gab  bemnad)  jur  Stit  Äanutö  unb  ©roenö 
in  $)änemarf  längft  feine  23olfögerid)te  mehr,  aber  in  ber  $htn3marmaütfy 
lebten  fte  auf. 

9?oa)  anbere  gefeierte  ^echt^anftalten  beS  germantfehen  2lltertf)umö 
famen  bort  tyieber  §ur  ©eltung.  3)a$  große  ©eroteht,  welches  baö  2Gttf)erlag 
bem  3^ugen^ewe^  betlegt,  ift  ohne  grage  attgermantfd) ,  boch  hai  tyeM 
meines  Erachtend  mtlttärtfd)er  ©charfblicf  mttgerotrft.  ÄrtegSgertchte  müffen 
furj,  bünbtg  verfahren,  aud)  bin  ich  überzeugt,  baß,  roa£  §roet  ©enoffen 
einer  vom  regften  ©emeingeift  erfüllten  «ftörperfdjaft  auf  ihren  gahnenetb 
rotber  einen  ^ameraben  auöfagten,  ftetS  ber  2Öaf)rr)ett  gemäß  roar.  eitlem 
roär)renb  bte  2lnflage  nur  bura)  3eu9er^  beriefen  werben  burfte,  ließ  baö 
3Bttl)erlag  in  gragen,  bie  ntd)t  ben  Xfyatbtftano ,  fonbern  bie  Slbftcht  einer 
Zfyat,  ober  ba$  23eft£recht  betrafen,  bie  Reinigung  bura)  ba$  altbeutfche 


')  2)te  S3ei»eife  Bei  Sangcbetf  II,  455.  9We  d.  2)  Histor.  danic.  lib.  IX, 

Sluögabe  üon  1576.  <S.  154  Glitte.  3)  Uekt  bie  ächten  (Elemente  betreiben  üevgletd^e 
man  £>al;lmann,  bantfe^e  ©efc^tc^te  I,  62  flg.  9iote  4. 


JöierteS  93uc^.  (Safc.  4.  .taut,  Söteberljerfieller  b.  c^rijU.  (Staate.  (Srrtd&t.  b.  SbMngUÜ).  69 


3nßttut  ber  (StbeStyelfer  511.  Dabei  benüfete  jebod)  ber  ©efe|geber  bte  $or* 
fta)tregeln,  auf  welche  gefunber  9)?enfd)enverftanb  unb  vteljährtge  (Srfal); 
rung  im  @ertd)tSwefen  bfc  ©afier  ber  s3J?crotx>im3er§etten  geleitet  hatte. 

Slngeflagte  £f)ingmannen  burften  (SibeShelfer  nicht  naef)  eigenem  @utbün* 
fen  auS  ber  ganzen  @enoffenfd)aft  herauswälzen,  fonberu  baS  @efe£  fdjrieb 
uuabänberltcb  2ut  unb  Seife  bcS  Verfahrens  vor.  2Bo  eS  bte  Reinigung 
burch  jwei  (StbcShelfer  gemattete,  fonnteu  nur  bte  jwet,  welche  junäc^ft  über 
unb  unter  bem  SBeflagten  am  Spetfettfd^e  fafen,1)  bie  £ülfe  leiften.  3n 
gätlen,  wo  bret  ober  mel)r  dtbe$r)elfer  ju  fchwören  Ratten,  muf  teu  fte  burcr) 
baS  SooS  auö  ber  Slbthetlung,  bejiehungSwcife  aus  bem  Duarttcr,  welchem 
ber  33eflagte  angehörte,  ausgesogen  werben. 2)  Senn  aber  bie  §wet  Treben* 
jl$er,  ober  bte  burd)  £006  bestimmten  (StbeShelfer ,  ben  5tngef tagten  für 
fdntlbtg  fetten  unb  folglich  ben  ($ib  ber  Reinigung  verweigerten,  fo  galt  (Srfte* 
rer  für  überwtefen  unb  r)atte  verloren.  ©ermutige  greunbfchaftSbieufte  mit 
Slnwenbung  beS  (Sprichworts:  eine  ^anb  wafcht  bte  anbere,  roaren  bem* 
uad) ,  wie  man  ftef>t ,  vorneweg  uumöglid).  2lef)nltd)e  33orfc^rtften  über 
bie  Auswahl  ber  ©ibeSljelfer  haben  norwegtfebe  Röntge  unb  ber  Urheber 
beS  alamannifa)en  ©efefjeS3)  gegeben. 

£)te  (§rfd)etnung ,  baf*  in  KanutS  ^tngltt^  altnorbifdje  93olfSred)te 
wteber  auflebten,  ftel)t  ntdjt  vereinzelt  ba.  2lucr)  anberwärtS  fjaben  gute 
(£inrtct;tungeu  beS  2llterthumS,  weldje  Scannet  fonft  überall  nteberwarf, 
in  bemjenigen  6tanbc,  welker  felbft  unter  verborbeneu  SSölfem  -DJknnSfraft 
unb  Sugcnb  bewahrt,  im  §eere,  eine  le£te  3uffocht  gefunben.  2utS  bem 
bürgerlichen  £eben  ber  3)eutfd)eu  waren  bis  $u  (Snbe  beS  vorigen  3al)r* 
hunbertS  $olfSgerid)te  fpurloS  verfdjwunben ,  aber  im  §eere  erhielt  ftd) 
etwas  il)nen  5lel)nlta)eS.  Ü)te  Kriegsgerichte  finb  altem  ^erfommen  gemäß 
aus  <5olbaten  aller  ®rabe  §ufammengefe§t  unb  bie  gällung  beS  ©prucfyeS 
erfolgt  von  Unten  naa)  £)ben.  2>ie  erfte  ©ttmme  gibt  ber  gemeine  <5ol* 
bat,  bte  jwette,  brüte,  vierte,  ber  ^ottenmetfter,  gelbwebel,  Lentenau* 
u.  f.  w.  ab. 

2)er  S^vecf,  ben  bie  ganje  ©lieberung  ber  S^tnglit^  erftrebte,  tft  er* 
reicht  worben.    9lte  fal)  bie  2£elt  eine  mannhaftere,  beffere,  fa}lagfertigere 

l)  €>U)eno  cap.  9.  £angebecf  III,  150.  proximorum  uno  interiori  ,  altero  exteriori  in 
coenaculo  reo  assidente.  Sftan  t>ergleid;e  fyiemit  bie  $Borte  im  5.  (5a!pitel,  roo  bar-on  bie 
Oiebe  ijt,  bafj  einer  jur  (Strafe  um  einen  ^la|$  niebitger  am  £tfcr)e  gefegt  rotvb,  placuit 
eum  uno  homine  exterius  in  coenaculo  residere.  3ludj  ber  bänifdje  £ext  fagt  2)aff«Ibe 
(ibid.  <S.  162  SWitte)  minoris  momenti  lites  terminari  debent  juramento  duorum  com- 
militonuni  unius  intra,  alterius  extra  (reum  sedentis).  z)  Sweno  cap.  9.  <S.  150  oben, 
cum  sex  sortitis  in  suo  coetu,  id  est  Fiarthing  —  se  tuebitur.  (Sbenfo  ber  bdnifdje  !Tert 
(ibid.  @.  162  SOfttte)  si  de  fundis  aut  domus  depraedatione  actio  instituta  fuerit,  sacra- 
raento  sex  virorum  per  sortem  in  sua  mansione  delectorum  probabitur.  3)  iwerbe 
bieg  in  meiner  ©efd?t$te  ber  beutfd)en  a3olf3recr)te  bereifen. 


70 


*ßafcfl  ©regoviuS  VII.  unb  fein  ße'üalkx. 


«ftriegerfcbaar.  9J?att  fann  tl)re  Srefflichfeit  auö  einem  ßengntffe  barthun, 
ba£  tu  3öa()r()ett  glänjcub  genannt  ju  derben  »erbtent.  £>te  mittelalter* 
liefen  9?orroeger  unb  SSlänbcr  tt)arcn  ein  überaus  ftofyeS  93olf,  backten 
gering  von  allen  anbern  Nationen,  nnb  nur  von  ber  eigenen  groß.  2l(ö  ju 
Anfang  ber  6chlad)t  bei  @roolt>  im  £erbfte  bcS  3ar)re8  1000  bie  bänifchen 
«Skiffe  <Svoen$,  bie  fd)tx>cbtfcr)cn  bc$  ©ctjOoSfötugS  unb  bie  ber  Sßifinger 
be$  3arl3  (Sind)  gegen  bie  nomxgtfcfye  glotte  fymmMtm,  »erlangte  $öntg 
£)(af,  £rr/groe'3  ©ofm,  laut  bem  Senate1)  ©norro'S,  SluSfunft  über  bte 
3ufammenfc£ung  bcö  fetnbltc^en  §ecre6.  235er  ftnb  bie  ba  ?  fragte  er  feine 
Umgebung.  2)te  Antwort  roar:  bcö  Königs  ©roen  ^annfaiaft:  „btefe 
2öeia)Iinge,"  fyrad)  £>laf,  „fürd^te  ich  ittdjt,  beim  ber  £)äite  hat  roenig  ffllvttl)." 
2Öer  ftnb  bte  näd)ften?  ful)r  Olaf  fort :  ber  ©efragte  erroieberte :  bie ©djroe* 
ben  be$  ©choo£föntg3.  „D  biefe/'  rief  ber  ^orroege,  „waren  beffer  §u  £aufc 
geblieben,  unb  Ratten  baö  £>pferbhtt  ihrer  ^effel  gelccft."  2öer  führt  bie 
brttte  ©d;aar?  3art  (Strtd)  ift  e3  mit  feinen  9?aubfchtffen,  entgegnete  ber 
£öflmg.  „!Die  roerben  utt3  fd)roere  Arbeit  machen,"  fprad)  £>laf,  „beim 
fte  ftnb  gleich  un£  üftorvoeger." 

2BoI)Ian,  ein  ©d)riftfteller,  ber  fcon  bemfelbcn  9Sorurtf?ei(  erfüllt  tft, 
©norro  ©turlefon,  berichtet2)  bezüglich  ber  ^Ijtngmannen  golgenbeS:  „nach* 
bem  ber  Torwege  ^aralb  ^arbraba  tm  ©ommer  1066  befchloffett  t)attt, 
ben  gleichnamigen  kernig  tton  (Shtglanb  anzugreifen  unb  §u  entthronen,  bot 
er  bte  £älfte  ber  ©trettfräfte  fetneö  ^etdjeS  pm  Kampfe  auf.  SStele  ta* 
betten  Dtefe  Maßregel,  tnbem  fte  fpraa)en:  Jtrteg  mit  ber  Jlrone  (Snglanb 
fei  eine  bebcnlltd)e  ©acbe,  beim  ^Britanniens  ^ö'nig  bcftfje  in  ber  £f)ütg* 
mannaltth  ein  unübertreffliche^  «g>eer  ber  Art,  baf  je  jroet  ber  beften 
norroegtfcheit  ©olbaten  md)t  vermöchten,  c6  mit  einem  £t)tngmatm  auf§u* 
nehmen. " 

©erotf  roar  bie  Aufteilung  ber  £htn9mcmnettfchaar  e*ne  merfttmr* 
btgfteu  ©chöpfungen  bc3  11.  3ahrl)unbertö.  ©d)on  bte  3cit9enoffcn  fPra* 
a)en  ihre  SBerounberung  aus.  ©roeno  unb  ber  alte  bäm)d)e  $ert,  ben  tet) 
beilüde,  ftrömt  über  vom  Sobe  be$  $önig6,  ber  bie  Setbroact)e  errichtete, 
unb  be£  2Berf3 ,  baS  er  fdmf ;  auch  erwähnen  beibe  bte  Tanten  £)crer, 
roelche  ^aitut  §u  S^athe  jog.  @roeno  berichtet:3)  „Köllig  ^anut  berief  bte 
roetfeften  Männer  feinet  Oielch^,  tnöbefonbere  ben  ©eelänber  £)e^e,  ben 
matt  ben  klugen  nannte,  unb  beffen  (5ol;it  d$t\l,  roelct)e  beibe  ©ehetm^ 
fchretber  beö  ^öntgö  roaren  unb  in  ben  rotd)ttgften  Angelegenheiten  »er? 
roenbet  §u  roerben  pflegten,  ftch,  unb  berathfchlagte  mit  ihnen  über  bte 
5lrt  unb  Steife,  rote  ba6  neue  ^eer  eingerichtet,  unb  über  bte  2)tenftoor* 
fchrtften,  bte  für  baffelbe  entworfen  roerben  follteit." 


')  Heimskringla  I,  338.       l)  Ibid..  III,  149.       3)  £angefcecf  IU,  146. 


«Bierteö  8uc§.  Gap.  4.  Ättittt,  2Bteber^evfieUer  b.  t^rifil.  «Staatö.  (Srrid&t.  b.  StyngliÜ).  «71 

Sehnliches  fagt  ber  bänifcbe  Sert1)  unb  ©norro.2)  Smmerfym  glaube 
id)  nicht,  baß  Mannt  unb  feine  D^atfegeber  einen  gan$  neuen  ©toff  bearbet^ 
teten,  fonbem  fie  fc^etnen  ttjeilweife  frembe  Erfahrungen  bemu)t  ju  l)abtn. 
3Bie  früber3)  gezeigt  korben,  ftattete  ber  berühmte  sßalnatode  bie  ©ecrciu* 
bergemeinbe  ber  3om$burg  gegen  Gmbe  beö  10.  3al)rf)unbertö  mit  einem 
eigenthümlichen  @efe£e  au6,  ba£  bie  borttgen  Sßifinger,  bie  gleich  $anut£ 
£u6farlen  au3  allen  £änbern  jufammengelaufen  waren,  in  einen  wol)lge* 
regelten  militärifa^en  Körper  fcerwanbelte.  *PatnatoaY3  Stiftungen  mögen 
tton  ben  Urhebern  be$  28itf)erlag  ju  ©runbe  gelegt  korben  fein. 
wieberum  biente  ^anutS  @d)öpfung  als  QSorbib  für  einen  größeren  ^retö. 

gaft  bie  ganje  ^f)ätigfett  beö  beutfe^en  Äöntgö  £einrid)  IV.  breite 
fid)  feit  1065  um  ben  boppelten  93erfucb,  eine  9?eid)3fteuer  einzuführen 
unb  ttom  Ertrage  berfelben  ein  (£olbl)eer  aufzurichten.  Wohlan,  waö 
^einrieb  IV.  erftrebte,  war  in  Englanb  längft  x>cx\vixilia)t  f  mittelft  ber 
ÄrtcgSfteucr,  bie  $anut  tton  ben  Englänbem,  unb,  wie  ich  fpäter  bartlnm 
werbe  —  aud)  son  feineu  übrigen  Untcrtfyaucn  erhob,  unb  mittelft  ber 
$f)inglitl),  bie  ebenberfclbe  gegrünbet  f)atte.  (§:$  ift  gcrabeju  unbenfbar, 
baß  (SnglanbS  Vorgang  nicht  auf  be$  ©altert  Begebungen  eingewirkt  baben 
follte.  Britannien,  nur  bura)  bie  Meerenge  ber  9Jorbfee  t>om  bamaligen 
beutfdien  9feicbe  getrennt,  ftanb  in  lebhaftem  $erfer;r  mit  ©ermanien;  ja 
(Sbwarb  ber  Befenner,  ber  »Oriente  Stbnia,  auö  angelfäd)ftfa^em  Stamme, 
hat  fogar  bem  QSater  beS  vierten  ^einrieb,  wie  unten  gezeigt  werben  foll, 
bei  gewiffen  Slnläffen  Seljenbienfte  geletftet.  2Bäre  e$  bem  inerten  §einrid) 
gelungen,  ba$,  was  er  schatte,  fas  SBerf  §u  fernen,  fo  würbe  auf  beut* 
fasern  Boben  eine  ^Ijinglitl)  unb  ein  2)anegelb  im  größten  ?£Raf ftab  ge* 
febaffen  worben  fein. 

2)te  3«t,  ba  ÄanutS  $f)M9Wh  erftanb f  fann  naebgewiefen  werben. 
Der  Bcrfaffer  ber  Sebenögefcbid)te  beö  t)til  Elfeg  ersäht,4)  baß  $öntg 
$anut,  als  er  ben  Befd>luß  gefaßt  hatte,  t>ie  Cetebe  be6  Erjbifcbofö  au$ 
Sonbon  nach  (Santcrbun;  ju  fa)affen,  aus  gurcht  ttor  einem  Slufftanbe  ber 
£onboner  Bürgerfchaft,  bie  %l)m\ebxMt,  bie  nächften  $höre  cer  ©tobt  unb 
bie  Straße  längs  bem  Strome  hin  buret)  feine  £u3farle  befefcen  ließ.  2)ie 
Ueberfteblung  ber  Seiche  erfolgte5)  im  «Sommer  1023,  folglich  war  bie  ©e* 
noffenfehaft  ber  3^hm9^  im  eben  genannten  3ar)re  bereite  ttorhanben. 
Allein  ihr  Urfprung  reicht  erweislich  um  5  3af)re  weiter  hinauf.  2Bie  ich 
oben  bargethan  habe,  ift  baS  große  2ßtfingerheer  1018  fraft  ber  auf  bem 
£>rforber  Reichstage  gepflogenen  Unterhanblungen  abgebanft  worben.  £ätte 
aber  Äanut  bei  Entlaffung  ber  9J?affe  feiner  alten  Sm'eßgefellen  nia)t  einen 


4)  Ibid.  @.  160.  2)  <S.  178  mitte.  3)  ©anb  II,  589  ffg.  4)  SangeBed 
II,  454  flg.       6)  Flores  temporum  ©.  620. 


72 '  $af>ft  ©rcfloriuö  VU.  unb  fein  Bettalter. 

Ztyil  §urücfbef)a(ten,  fo  wäre  er  mitten  in  einem  eroberten  £anbe  wel)rlo3 
bageftanben.  3)ieß  fann  unmöglich  angenommen  werben.  3n  ber  £f)at 
fagt1)  ber  ^au^euge,  glorenttuS  von  SBorcefter,  auSbrüdltd) ,  baß  40 
«Sdu'ffe  im  2)tenfte  beö  Königs  ^urücfbUcbcn.  9?un  war,  tote  tt)ir  Wtffen, 
bte  3al)l  ber  (griffe  §ugletd)  ein  SDfaß  für  bte  Stärfe  ber  9Jiannfcbaft,  bie 
auf  tfynen  verwenbet  würbe.  3)amalö  aber  beftanb  bte  ^Bemannung  eines 
(£ct>iffeö  au$  80.  köpfen  5  folglich  fetten  40  6d)iffe  ein  §eer  von  3200 
SO^ann  voraus.  (£ben  btefe  3^  bc§etd)ttet  in  runber  ©umme  ©weno  als 
urfprüngltd)en  beftanb  ber  £t)tngtttf). 

£)emnad)  wäre  e6  mutwillig,  bezweifeln  gu  wollen,  erftlidt)  baß  $a* 
nut  im  Slugenblide,  ba  er  ben  großen  Raufen  ber  SBirmger  abbanlte,  bte 
$ör:perfd;aft  ber  ^ingmanna  errichtete,  unb  zweitens  baß  er  bte  ©tamm* 
liften  ber  (enteren  auö  ben  SRelljen  ber  erfteren  gefüllt  f)at.  2)te  fräfttgften, 
tauglichen  SÖtfmgcr  ftnb  ber  £f)tnglttr;  einverleibt  worben.  gür  btefen 
Urfprung  §eugt  außer  ben  eben  entwickelten  fcfylagenben  ©rünben  nod)  ein 
2öort  beS  angelfäcbftfdjen  6prad)gebraucr;3.  2)a$  engltfdje  SBolf  nannte 
bte  ^>u6far(e  be6  ^öntgS  gewöfynltd)  Giraten,  b.  t).  2ßttmger  ober  6ee* 
räuber.  glorcntuiS  von  Sorcefter  bertdjtct,2)  baß  im  3al)re  1041  jlöntg 
^arbtfnut,  6ofm  itamttS  L,  eine  große  ^rieg^fteuer  §u  Sßefolbung  fetner 
£u$farle  erfyob.  9J?attfyäu3  von  SLÖeftmünfter ,  ber  jenen  auSfdjrieb,  ver* 
änbert  ben  AuSbrucf,  inbem  er  fagt, 3)  ^arbtfnut  f)abe  feine  Amtleute  au3* 
gefebteft  mit  bem  25efel)l,  ba3  ©elb  einzutreiben  unb  mit  tf)m  bte  ^traten 
be£  Königs  ju  safylen.  ßtue  9feif)e  äl)tt(id)er  ©teilen  rjat  3)u  (Sange  ge* 
fammelt.4) 

9J?an  ftel)t  nun :  e$  war  fein  leeret  SÖort,  als  «ftanut  auf  bem  $etcr;^ 
tage  von  Drforb  ben  @runbfa£  auSfprad),  bie  ©efe^gebung  (£bgarö  folle 
Wieber  aufleben.  (§r  ergriff  wichtige  Maßregeln,  welcbe  ben  3wed  ^atten, 
(Snglanb  auS  tiefer  3errüttung  l)erau3§u§tef)en,  bte  3uftänbe  ber  ©egenwart 
um§ubtlben  unb  in  bte  S3at)n  l)tnetnsuletten,  we(d)e  ber  glorreiche  (Sr§btfa)of 
2)unftan  von  ßantetbun)  vor  einem  fyalben  Safyrfyuttbert  vorge^eidmet  Jjatte. 
9^oa)  Viele  anbere  ©efe§e  Kanute  ftnb  auf  unS  gefommen,  bereu  3af)r  fia) 
ntd)t  ermitteln  läßt.  3^r  gemcinfd;aftlid)e3  3tel  ift,  bte  @etftHa)!ett  sufrte* 
ben  '  ju  ftellen,  9J?tßbräucf;e  abjutfyun,  jebeS  ber  verfcfytebetten  93ölfer,  bte  in 
feinem  9?eia>  wohnten,  im  ©enuffe  bcS  angeftammten  *Recr;te3  §u  bewa^ 
ren,  namentlich  aber  bie  5lngelfad)fen  gegen  Anmaßungen  ber  Dänen  ^u 
fd)ü|en.5)  «gäuftg  burc^retöte  ber  Zottig,  geleitet  von  feinen  $ätf)en  ober 
©Treibern,  bte  ©raffd)aften  (Snglanbö,  überrpaa)te  bte  ©eredjttgfett&pflege 
unb  beftrafte  ungetreue  Beamte. 

i)  ibid.  @.  619.  :)  Ibid.  @.  623  flg.  3)  Ibid.  @.  211.  4)  Oleuejie 
9luögaBe  beö  dJlofTarö  V,  264.  6)  Ancient  laws  of  England.  London  1840.  fol. 
@.  153  flg.  man  »ergieße  no^  fiop^enterg  I,  466  flg. 


Viertes  SsBud).  @ap.  5.  $>ie  engt,  ©efefce  in  2)<5nemarf  unb  Störungen,  .ftaifertfmm.  73 


.fünftes  Capttet. 

9ludj  in  ben  anbern  9faicijen  bei*  großen  üon  Jtanut  gegrünbeten  üftonarcfyie  wirb  bie  ®e* 
feftgebung  bev  englifdjen  angefaßt,  ber  ©eeraub  abgefcfyafft.  Steige  ber  XfyingliU) 
in  2)änemarf,  ÜHorftegen  unb  SBcnbtanb.  Littel,  roetdje  Staunt  amuenbet,  um 
bie  ttevi'cfyiebenen  Nationen,  bie  unter  (einem  ©cepter  flehen,  geizig  ju  einigen.  (5r 
tterfudjt  eö,  bie  33i3tl)ümer  IDänemarfö  unter  bie  SDletrc^oIe  ßanterburty  ju  jWlen, 
(erweitert  aber  an  bem  SBiberftanbe  ber  @rjbifcr)öfe  von  ^Bremen.  Jtanut  nimmt  nacr) 
bem  Vorgänge  älterer  angelfäcr)ftfcr)en  Äontge  ben  £itel  Jtaifer  an.  Dtücfblicf  auf 
ben  ©ebraudj  ber  5Borte  ^laviug,  Steliug,  93aftteu3.  Stellung  ^anutö  ju  ben  33e; 
Ijerrfdjem  £)eutfdjlanbö :  er  üerftänbigt  ftcr)  mit  bem  ©alier  (Sonrab  II.  (Seine 
romifcfje  Steife  vom  Safjre  1026. 

3d)  gef)e  §u  einem  feiten  ^auptpunfte  über.  3)te  neue  Drbnung, 
welche  ^amtt  in  (Snglanb  fd)uf,  hatte  §ur  notf)ttxnbigen  golge,  baß  er  auch 
bie  ©efe^gebung  in  ben  anbern  Reifen  feinet  9teid)3,  in  3)äncmarf,  in 
ben  roenbifchen  unb  famlänbifchen  23cft£ungen,  fyäter  in  Norwegen  umge* 
ftalten  mußte.  2)er  engftfe^e  (SleruS,  beffen  gute  Meinung  Jlönig  itanut, 
rote  roir  fa^en,  auf  jebe  2Beife  §u  gewinnen  ftrebte  r  hatte  fett  Sauren  bie 
größten  5lnftrengungen  gemacht  unb  unermeßliche  Opfer  an  ©elb  gebracht, 
um  burd)  (Einführung  be$  (St)riftentt)umö  in  ben  ffanbinaotfehen  ^eteben  ben 
©eeraub  ^n  vertilgen,  ber,  von  bort  au$  betrieben,  fort  unb  fort  $ßol)(ftanb 
unb  grteben  (SnglanbS  bebrohte.  ©d)on  9iücfftd)t  auf  bie  2Bünfche  ber 
©eiftlidjfeit  gebot  bem  Röntge,  bie  Slxt  an  bie  Surjel  M  Uebetö  ju 
legen. 

9}och  anbete  ©tünbe  ber  bringenbften  Slvt  tarnen  f)in§u.  Ü)urd)  ben  5lft 
von  1016  roar  (SthelrcbS  trotte  $anut3  (Sigentfyum,  roaren  bie  $ngetfaa> 
fori  feine  Untertanen  geroorben.  Sßenn  bie  baltifa^en  2ßiftnger  jej$t  noch 
rote  früher  Qmglanbö  lüften  verheerten,  vergriffen  fte  fta)  an  bem  (Erbe 
eineö  Königs,  beffen  Sanbeu  bie  meiften  biefer  Räuber  ber  ©eburt  nad)  felbft 
angehörten,  alfo  an  bem  eigenen  «£>emt,  benn  bie  ÜM)rl)ett  ber  Giraten, 
roekfye  bie  9?orbfee  burchfd;roärmtcn ,  beftanb  au£  Kütten,  3om$burgeru, 
SBeroohnern  ber  füb(ia)en,  bem  £aufe  $anut6  unterworfenen  ©egenben 
8a)n)ebenö.  konnte  ftch  Äanut  unter  biefen  Umftänben  ber  Pflicht  ent* 
$ief)en,  ben  einen  £f)eü  feiner  Untertanen  gegen  ben  anbern,  unb  §roar  bie 
georbneten,  frieblidjen,  geroerbfamen,  U)ol)I^abcnbett  gegen  bie  jügeüofen, 
räuberifa^cn,  armen  §u  fc^ü^enl  Unb  fcfjnelt  mußte  etroaS  gefd)cl)en.  2)urd) 
bte  21bbanfung  von  1018  waren  taufenbe  ber  verwegenftett  93?en[d)en  brob* 
unb  ^rrenlo^  geroorben,  jeber  2tufftcr;t  endogen.  3öenn  man  fte  fta)  felber 
überließ,  brofyte  augenfd)einlta)e  ©efa^r,  baß  fte  ju  bem  geroo^nten  ©e^ 
toerbe  prüdfetyren,  Speere  unb  lüften  mit  Diaub  Ijetmfuc^cn.  ^anut  fa^ritt 
rafa)  ein. 


74 


$abft  ®regortu$  VII.  unb  fein  3eit<üter. 


3d)  ^abe  an  einem  anbem  Drte1)  na%ett>iefen,  baß  fett  1028  $a* 
nute  Sol)it,  Swcn,  alö  Statthalter  feinet  Sßaterö  neue,  fer)r  ftrenge  @e* 
fefce  tu  bem  eroberten  Norwegen  erlief.  Die  wid)ttgften  SBefttmmungcn 
berfelbcn  ftnb:  1)  bei  Verluft  beS  Vermögens  barf  fein  Seefahrer  ohne 
Erlaubniß  beS  Äöiugö  auslaufen.  2)  3n  jebem  Schiffe,  baS  auf  er  San* 
beS  geht,  tft  ber  mittlere  Otaum  für  bte  SSaaren  beS  ÄönigS  vorbehalten. 
3)  DaS  Seugniß  eines  einzigen  9JianneS,  ber  einer  gewiffen  bevorzugten 
(Sfaffe  angehört,  ha*  ntefyt  ®eroia)t  als  bie  SluSfagen  von  10  gewöhnlichen 
SanbeSbcwofjnent.  4)  Die  gretbauent  f  ollen  ittcl)t  bfoS  bie  $ronr)öfe  fce* 
[teilen,  fonbern  fte  muffen  auch  ftänbige  (Steuern,  beftefyenb  in  Erzeugniffen 
ber  •£anbroirtt)fa)aft  unb  SBie^uxfyt,  entrichten.  5)  Eben  btefelben  ftnb  zum 
Secbienft,  wie  zur  allgemeinen  £anbwef)r  verpflichtet. 

SluSbrüdltd)  bemerft  Snorro  Sturlefon,  bem  wir  bte  Nachricht  von 
Einführung  btefer  ©efefce  verbanfen,  baß  fte  aus  Dänemarf  nach  9?orwc* 
gen  verpflanzt  worben  ftnb.  Sie  beftanben  alfo  fd)ou  vor  1028  in  erfte* 
rem  9ietd)e.  2ßer  fyat  fte  bafelbft  gegeben?  unb  wann  gefd)ah  Soldes? 
3a)  muß  nod)  einmal  auf  ihren  geheimen  Sinn  surücffommen.  Dben 
würbe  gezeigt,  baß  ber  erfte  Slrttfel  einen  fräftigen,  man  fann  fagen,  ver* 
nichtenben  Stretch  gegen  baS  ^ifingerroefen  führt,  $cin  beS  Seeraube 
Vcrbäd;tiger  barf  mehr  auslaufen,  benn  er  empfängt  bte  fönigliche  Erlaub* 
uiß  nicht,  unb  wer  fte  erhält,  muß  SBürgfchaften  guten  Verhaltens  geben, 
^temtt  hängt  thettweife  ber  zweite  Slrttfel  jufammen.  Der  jtönig  behält 
ftd)  für  Söaaren  ber  trotte  ben  beften  9?aum  eines  jeben  auSlaufenben 
^auffahrerS  vor.  Die  2lbftd)t  btefer  Verfügung  tft  eine  bopvelte.  (Ein* 
mal  liefert  ber  vierte  2lrtifel,  von  bem  fogleia)  bie  *Rebe  fein  wirb,  in  bie 
fömglta)en  Vorratl)£häufer  eine  Spenge  9taturer$eugnijfe,  welche  faum  an* 
berSwo  als  im  SluSlanb  verwertet  werben  rennten.  Damit  nun  bte  grad)t 
feine  Soften  mache,  zwingt  baS  @efe£  ben  «ftaufmannftanb,  bte  Sßaarcn 
beS  Königs  umfonft  mitzunehmen.  Die  Sache  hat  ieboch  noch  eine  anbere 
Seite.  SBtrb  ber  ^öntg  fein  @ut  ol)tte  2lufftct)t  ber  Ehrlichfeit  eineS  er* 
ZWungenen  grad)tfahrerS  anvertrauen?  ©ewiß  niebt,  fonbern  er  fd)icft  auf 
jebeS  Sd)iff,  baS  in  ber  grohne  Eigentum  ber  trotte  verladet,  einen  §u* 
verläfftgen  Diener,  bura)  beffen  Vermittlung  er  zugleich  in  Staub  gefegt 
tft,  ^anblungen  unb  £lbftd)ten  beS  $auffahterS  §u  überwadjen,  namentlich 
ben  betrieb  ungefc£ltd)en  Erwerbs  burd)  gelegentlichen  $aub  §u  verhinbern. 
Der  zweite  Slrttfel  warf  ber  Piraterie  einen  nicht  mtnber  ftarfen  Damm  ent* 
gegen,  als  ber  erfte. 

5lber  weiter  um  zu  bewirfen,  baß  fein  beS  SeeraubS  verbächttger  aus* 
laufe,  fobann  um  jebem  mit  föntgltcher  Erlaubniß  abfegelnben  $auffar)rer 


*)  <Sanb  II,  640  flg.       2)  Heimskringla  II,  384. 


SStevteö  93udj.  Sn^.  5.  $te  engl,  ©efefce  in  JDfincmarf  unb  9lortoegen.  Äaifevtfyum.  75 


einen  tauglichen  Sluffeljer  bct$uorbnen,  tft  eine  ganje  ©djaar  von  gut  be* 
jagten  unb  jwar  bewaffneten  SBädjtern  nöt|ig>  benn  nur  mit  ben  Staffen 
in  ber  £anb  faitn  man  fyartnätftge  Seeräuber  von  gortfe|ung  i^red  @e* 
werbS  abgalten.  3e  nun!  btefe  Sachter  waren  vorhatten,  ber  brttte 
Slrttfel  Ijat  fte  im  5luge,  benn  mit  jenen  bevorzugten  Seuten,  beren  3eugntj3 
met)r  vor  ©cricht  gilt,  ald  bte  SütSfage  von  je  jetyn  gewöhnlichen  (Sin* 
wol)ncrn,  beutet  baS  ©efe£  verftetft  auf  eine  föntgltche  6d)u$wache,  ober 
um  eS  furj  ju  fagen,  auf  einen  bänifd)en  unb  norwegifeben  3wetg  ber 
Stytnglttl;  l)tn.  Dodf  nicht  bloS  ber  britte,  fonbem  aua)  ber  vierte  Slrttfel 
gcl;t  biefelbe  Stymglttr)  an.    Er  forgt  für  i(;ren  Unterhalt. 

©letcr;  ben  Englättbern  muffen  nunmehr  bte  kälten  —  unb  ebenfo 
etwas  fpäter  bte  SomSburger  Senktt  unb  bte  ©amlänber  —  eine  Kriegs* 
fteuer  bejahten,  benn  $u  Befolbung  einer  £anbeSfd)u|3Wad)e  bebarf  bte  trotte 
WktUl  Dabei  nimmt  jeboct)  ber  ^öntg  auf  bte  verfd)tebenen  SSert^ättniffe 
ber  feinem  ©cepter  unterworfeneu  SSölfer  gebührenbe  ^üdftd)t.  Britannien 
beftfct  etne  alte  Kultur  unb  viel  baareS  ©elb;  alfo  txäU  bort  $anut  baS 
Danegelb  in  $funben,  Schillingen  unb  Pfenningen  ein.  SlnbcrS  Däne* 
marf:  bie  grope  5fter)r$ar)l  borttger  Bauern  tft  gelbarm,  befr)alb  forbert 
hier  ber  Köllig  bte  ©teuer  in  ©eftalt  von  9J?al$,  Butter,  glad)S  unb 
Ochfenfletfch. 

Unb  nun  haben  wir  bte  nötigen  2ltthaltSpunfte  gewonnen,  um  mit 
6td)err)ett  feftjuftetlen,  wann  unb  burd)  wen  bte  von  ©norro  erwähnten 
©efefce  in  Dänemark  eingeführt  worben  ftnb.  Da  bte  wtchttgfte  Befttm* 
mung  berfelben  barauf  abhielt,  bem  Seeraub  einen  töbtlta)en  Stoß  $u  ver* 
fefcen,  fo  tft  flar,  baß  bte  Einführung  erft  naa)  1016  erfolgt  fein  fann. 
Denn  bis  jutn  genannten  3af)re  traten  Dänemark  Beherrfcher  in  Englanb 
als  Sccfönige,  ober  wenn  man  bte  Wahrheit  ungefärbt  fagen  will,  als 
9täuberl)auptleute  auf,  unb  bie  Strettfräfte,  mit  Welchen  fte  Britannien 
auSbcutcltcn,  beftanben  aus  lauter  Sßifingcrn.  Erft  nachbem  Äamtt  form* 
lieh  von  ben  3lngelfaa)fen  als  ©ebteter  anerfannt  worben  war,  fa)rteb  tl;m 
fein  Borthetl  vor,  bte  Beute,  b.  t).  EnglanbS  trotte,  für  ftdt)  allein  $u  be* 
halten  unb  bte  bisherigen  ©enoffen  an  gortfej&ung  beS  $aubS  §u  hntbern, 
alfo  baS  ^orfarentl;um  nteber$ufchlagett.  $önig  von  Englanb  aber  würbe 
«ftanut  1016,  folglich  tft  bte  Einführung  ber  fraglta)en  @efe£e  um  etwas 
tyäter  als  feine  Krönung. 

3wettenS  Snorro  bezeugt,1)  baß  btefe  @efe£e  tn  Norwegen  wütheube 
Unsufrtebenhett  erregten:  eS  wirb  in  Dänemarf  nicht  attberS  gewefen  fein. 
Bisher  hatte  EnglanbS  Eroberung  ben  Dänen  }d)WereS  ©elb  eingetragen, 
iefct  aber  fam  ihnen  von  borther  ein  fchltmmeS  3ocr).    Der  ^öntg  von 


*)  Heimskringla  II,  385. 


76 


$abjt  ©vegonuö  VII.  unb  (ein  Bettalter. 


3)änemarf,  jeju'ger  ©ebieter  (£ttglanb6,  forberte  oon  fernen  bänifchen  Untere 
trauen  faft  im  nämltdjen  9D?aße  ©teuer«,  vt>ie  bte,  welche  btefyer  oon  ben 
S3auernföl)iten  3ütlaub3  unb  ber  3ttfeht,  ben  SBifingern  ÄattutS,  aus  bem 
angelfächftfchen  Sßolfe  herausgepreßt  korben  waren.  SDfußte  ba$  ntd)t  böfeS 
SBlut  machen!  Könige  oerfünben  @efc$e,  wie  bte,  sott  benen  hier  bte  *Rebe 
tft,  erft  bann,  wenn  fte  be6  33eiftanb3  einer  genügenben  Sd)aar  bewaffneter 
2Berf§euge  oerftchert  ftnb,  mit  benen  fte  ©eljorfam  $u  erzwingen  vermögen. 

AuS  btefem  ©runbe  fann  bte  Veröffentlichung  berfelben  tn  3)äne* 
mar!  erft  nad)  Aufrichtung  ber  cng(tfa)en  ^hinglitt),  alfo  nach  bem  (Sommer 
1018,  oor  fta)  gegangen  fein.  Detter  ein  93olf,  baö  bitycx  frei  war  unb 
feine  ©feuern  bejahte,  wie  baö  bänifa)e,  nimmt  foWje  ©efe|e  nur  bann 
an,  wenn  c3  ftel)t,  baß  ber,  welcher  fte  gibt,  mit  ber  nötigen  9J(ad)t  im 
£anbe  ftetyt,  um  jeben  Sßtberfoenfttgen  oemtdjten  §u  fönnen.  9*tun  tft' laut 
ben  ange(fäd)ft)0}en  S^roiufen1)  Äöttig  ^anut  feit  ber  englifchen  Krönung 
1019  jum  erftenmale  unb  §war  mit  £eere3mad)t—  in  3)änemarf  erfc^tenen  — 
war  alfo  bamafö  tm  galle,  ben  Ü)änen  fagen  §u  fönnen,  jagtet  unb  leiftet, 
wa$  ta)  verlange,  ober  ^ingmanna  tn>r!  2)emnaa)  ergibt  fta)  mit  r)öa)fter 
iBaf)rfc^etnlid)fett,  baß  bie  sott  6norro  erwähnten  ©efc£e  1019  tn  2)äne* 
marf  eingeführt  worben  ftnb. 

3ug(eta)  fällt  je£t  tyUc$  £td)t  auf  ben  wenbtfchen  unb  famlcmbtfcben 
^rteg,  ber  laut  benfelben  Sl)rontfen  unmittelbar  nad)  ber  bemifchen  £eer* 
fa^rt  auSbrad;.  2)te  2)änen  fügten  fta)  in  ©ebulb  bem  Stilen  ^anutö 
—  beim  nirgenbö  tft  tton  kämpfen  §wtfd)en  tlmen  unb  bem  Röntge  bte 
9iebe  —  aber  «Jeff  fo  bte  3omöburger,  unb  le£tere0  ift  in  ber  Xfyat  }el)r 
begreiflich.  <5ett  (Sntftchung  beö  ^aubftaatö  war  ba$  2Btfinger'<8d;iff  Ader 
unb  $flug  ber  3om6burger.  3^t  follten  fte  :plö£ltd)  auf  Befehl  be$  §erm, 
ben  tl)re  gäufte  groß  gemacht  Ratten ,  bem  gewohnten  ©ewerbe  entfagen, 
unb  nod)  ba§u  ©teuem  entrichten!  ©ti  griffen  jum  @ewef)r,  unterlagen 
jeboch  im  Kampfe.  3)te  golge  beS  6teg$  muß  gewefen  fein,  erftlta)  baß 
auch  bort  bte  neuen  ©efeje  ©eltung  erhielten,  zweitens  baß  auch  bort 
eine  Abzweigung  ber  £hmÖutfy  errietet  warb,  unb  baß  btefelbe  als  23c* 
fa^ung  in  bie  3om6burg  etttrüefte.  Leiter  sog  bte  Unterwerfung  ber  3omS* 
burger  ein  Unternehmen  gegen  ©amlattb  naa)  ftch-  2)enn  wenn  Mahnt 
bte  alte  bänifche  Volonte  nicht  befejjte,  ftanb  ju  befürchten,  baß  bte  hart* 
näcftgften  ber  3om^28tftnger  ftcf>  borten  flüchten  unb  eine  neue  ^aub* 
bürg  an  ben  Ufern  beS  $regel  grünben.  S)a  C^ücf ftdr)t  auf  ba$  2Bol)l 
(SnglanbS  u)m  bte  Pflicht  auferlegte,  um  jeben  $reie  bte  Piraterie  aufr 
Surottten,  burfte  er  ben  3om3burgent,  al6  ben  gefährltcbfteu  fetner  Unter* 
thanen,  feinen  6d)luüfwtnfel  übrig  (äffen.    3d)  bin  überzeugt,  baß  Äanut 


l)  <Sie^c  oUn  <&.  51. 


93terteö  23udj.  @<ty.  5.  £)te  engl,  ©efe^e  in  £)änemavf  unb  Sftortoegen.  ßaifettfjum.  77 

auct)  im  ©amlanb  eine  $htn$UIh  einlagerte.  ©Heber  biefer  itö'rperfchaft 
ringelten  ftcf> ,  obroohl  burch  roette  3votfd)enräume  unterbrochen,  einige  v)mu 
bert  (Seemeilen  ttou  ben  öftltd)en  Vorgebirgen  Englanb6  bis  fn'nanf  nacr) 
ber  Kernel. 

9cur  tterbeeft  erroähnt  ©norro  ben  bänifeben  unb  norroegifdjen  3^eig 
ber  ^ing(itf),  ber  jugleicb  mit  obigen  ©efefien  in  beiben  Säubern  eingeführt 
roarb.  2)emt  er  betrachtet  bie  3)tnge  au3  bem  norvoegifd)en  ©eftcht&punft, 
hebt  bemgemäß  bloö  bie  ©eitert  ^eroor,  roelche  bie  Unjufriebenheit  feiner 
©tammgenoffen  erregten,  ftefyt  ab  »ort  Wem,  roaö  an  «ftanutS  ©d)öpfung 
berounbernSroürbig  voar.  (Sein  ©ttftfcbrocigen  voirb  jeboef)  buret)  anbere 
Duellen  ergänzt.  2)er  tttelfad)  angeführte  alte  bäntfd)e  £ert  melbett1) 
„ba3  2Öiir)erlag  unb  bie  Drbnung  ber  ^hinglitt)  bauerte  ungefcfcmälert  fott 
unter  acht  Königen,  nämlid)  unter  «ftanut  I.  (bem  Gilten),  unter  §arbi^ 
fruit,  unter  9J?agnu3  bem  ©uten,  unter  ©roen  III.  Eftribfon,  unter 
£aralb  §em  unb  beffen  trübem,  $mtt  III.  bem  ^eiligen,  £)Iaf  junger 
unb  Ericf)  Ejegob."  2)er  3e^raum/  ^tx  t)ter  erroäl)nt  roirb,  erftreeft  ftch 
öon  1016  biö  1103.  Von  ben  genannten  Königen  t^crrfct)tc  nur  ber  erfte, 
«ftanut,  über  bie  9^etcf)e  Englanb,  3)änemarf,  9iorroegen  jufammen,  nur  ber 
jroettc  über  Englanb  unb  Ü)änemarf,  nur  ber  britte  über  Norwegen  unb 
2)änemarf,  bie  fünf  übrigen  geboten  blo£  in  3)änemarf. 

golgltd)  ift  bie  £f)inglitf)  unb  ba3  5Öttr)erlag  nicht  etroa  bloS  in  Eng* 
lanb,  fonbem  ebenfo  in  3)änemarf  unb  9?orroegen  eingeführt  voorben,  unb 
r)at  in  beiben  Unteren  Säubern  einen  met)r  als  70jäf)rigen  ungetrübten  33e* 
ftanb  gewonnen.  Wlit  ber  Stymglitl)  unb  bem  2Bttherlag  hingen  aber  bie 
übrigen  ©efef^e  unjertrennlid)  §ufammen:  roo  jene  galten,  mußten  auch  btefe 
in  $raft  bleiben.  9Jtan  fann  überbief  bafür,  baß  nach  Vertreibung  ©rocnS  II. 
auö  9forroegen  bie  tton  ihm  getroffenen  Einrichtungen,  alfo  ^h^n9^^/  2öttt)er^ 
lag  fammt  ben  gman§gefe|en  nicht  aufgehoben  roorben  ftnb,  einen  unmittel; 
baren  23evoei6  führen,  ben  icf>  früher2)  ttcrfprach  unb  f>ter  nachliefere,  ©norro 
©turlefon  berichtet,3)  baß  erft  Äönig  ©igurb,  ber  3crufalemfat)rer,  mit 
feinen  33rübern  Einftein  (Slugufttn)  unb  £)laf,  bie  »on  ©roen  IL,  bem 
©ohn  ber  Sllfgioe,  erlaffenen  9J?ifgeferie  (alögur),  roeld)e  Urfad)e  fo  bitterer 
klagen  ber  Norweger  roaren,  um  1112  abgefdjafft  habe. 

$)er  fünfte  Slrtifel  jener  @efe|e  üerprlidjtcte  bie  SBaiterfctyaft  neben  ber 
Saft,  (Steuern  311  Zahlung  ber  ^J)tnglttr)  aufzubringen,  auch  nod)  ju  per* 
fönlichem  ÄriegSbienft  ju  Gaffer  unb  §u  Sanb.  Wian  fönnte  ftet)  verflicht 
fühlen,  hierauf  einen  Einrourf  gegen  Errichtung  »on  £r)mg,Ittt)ert  in  3)äne* 
marf  unb  Norwegen  §u  begrünben,  fofern  eS  unglaublich  fcheine,  baß  ßönig 


*)  Sangefcecf  III,  162  unten. 
252  unten. 


!)  93anb  II,  649. 


3)  Heimskringla  III, 


78 


tyabft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettalter. 


$anut  fernere  Seifhmg  bc3  attgermantfdben  allgemeinen  $eerbann6  geforbert 
unb  bodt)  juglctdt)  ein  befonbereö  @olbl)eer  in  £)ienfte  genommen  t)abe. 
3»etfler  mögen  fagen,  bie  gortbauer  ber  erften  5lnftalt  fcfjftege  bie  SDtög* 
ticf>f ett  ber  jroeiten  aus.  5ltfein  baö  »aren  nichtige  ßwetfel.  3fa<fj  in  @ng* 
lanb  mußten  btefelben  Untertanen,  tt>etdt)e  febroere  Danegelber  entrichteten, 
je£t  rote  früher,  bem  ^Banner  be3  Königs  folgen.  2ln  bem  gelfyuge  »tber 
bte  3om6burger  nafym  ein  angelfächfifcbeg  ^eer  unter  ©obttmt  neben  ber 
S^fafllfty  Xtyit,  benn  bie  (Shrontften  bezeugen1)  ja,  baf  fettbem  $anut 
aucr)  engltfche  £apferfett  jn  fehlen  begann. 

©benfo  melbet2)  glorenturö  üon  2Borceftcr,  baß  $anut3  Sof)n  $ar* 
btfnut  im  3a|re  1041  außer  feinen  «guSfarlen  faft  alle  ©rafen  ©nglanbö 
mit  einem  mächtigen  §eere  abfdbtcfte ,  ben  Slufftanb  ber  (Stnroofmer  üon 
Sorcefter  nteber§ufchlagen.  (Sntfcfjetbcnb  ift  baS  $er)nte  unter  ben  roelt* 
lieben  ©efejjen3)  JtanutS:  „bie  bret  ,£)aUptyfltchten:  23eroact)ung  ber  23ur* 
gen,  2lu3befferung  ber  33rücfen  unb  Heerfahrt  muffen  mit  größter  $ünft* 
Ud)Uit  erfüllt  »erben."  5luf  gleichem  guße,  »te  bie  2lngelfachfen,  be* 
r)anbelte  ^anut  2)änen  unb  Norweger:  ber  alte  Heerbann  mußte  geletftet 
unb  boer)  zugleich  bie  neue  (Steuer  für  bie  Sljmgltu)  aufgebraßt  »erben. 

2)urch  ledere  %$at  hat  «ftamtt  mct)t  bloS  ber  $rone  (Snglanb,  fonbern 
auch  feinen  Nachfolgern  auf  ben  Ztyown  von  £>änemarf  unb  Norwegen 
pel  ^errfchmittel  erften  NangS,  einen  <5taai$\fya%  unb  ein  6olbr)eer,  über* 
liefert.  3nbem  aber  beibe  5lnftalten  in  Dänemarf  SOSurjel  trieben,  rücften 
fte  bt$  fyaxt  an  bte  beutfße  9?eict)3grän§e  t>or.  3ft  e3  ein  2ßunber,  frage 
ta)  noch  einmal,  baß  ber  Salier  «^einrieb  IV.  Willem  aufbot,  baS,  roa$  in 
(Snglanb,  £)änemarf,  Norwegen  burchgefeijt  werben,  auf  beutfcr)en  SBoben 
ju  »er^flanjen !  Ü)te  Regierung  be£  SalterS  empfängt  au$  ber  ©efchtchte 
beS  Horbens  Sicht. 

28te  fct)cn  bemerft  roorben,  gef)t  au$  ben  weltlichen  ©efe|en  Äanutö 
berttor,  baß  er  bie  ^tgenthümKchfeit  ber  tterfchiebenen  SBölfer,  Weiße  feinem 
©cepter  gehorchten,  forgfam  fd)onte.  ©letßwohl  fchroebte  ihm  ber  ©ebanfe 
t>or,  bie  23cftanbtl)eile  beS  großen  ©cbtetS,  ba3  er  beherrfchte,  enge  unter 
ftcr)  $u  üerfmtyfeu  unb  ein  gefchloffeneS  ©anje  auö  benfelbeu  ju  bilben. 
(SttteS  ber  Littel,  baS  er  p  (Streichung  btefeS  3>md$  in  Bewegung  fe£te, 
war  baS  mtlttärtfehe  33anb  ber  ^htngltth/  beren  ©lieber  neuartig  ftch  über 
alle  23eft£ungen  beö  Königs  erftreeftett.  (Sin  §wetteS  53anb  ber  (Stnhett 
»ob  er  auö  ftrct)Iichem  Stoffe,  jlanut  roolltc  ben  (§r§ftuhl  fcon  ßanterburt) 
jum  getftlichen  SJctttelpunfte  beö  ©efammtretcbö  maßen,  2)änemarf,  Nor^ 
roegen,  bte  balttfchen  Kolonien  mit  ^ifßöfen  befe^en,  bte  in  (£anterburty 


4)  D6en  @.  51.  2)  Flores  temporum  <&.  624.  3)  Ancient  laws  <S.  163; 
»ergl.  ibid.  537. 


*Bievte3  93ucf).  (Scty.  5.  £5ie  engl,  ©efefce  in  £>änemarf  unb  üftorlvegen.  Äaifert^um.  79 


ihre  2Öeir)e  empfangen,  btefer  Metropole  jnm  ©er)orfam  Verpflichtet  fein 
follten.  5ltletn  bei  ber  9Ju6füf)runcj  ftteß  er  l)art  mit  ben  roiberftrebenben 
33orrecf)ten  beS  Hamburger  (£rjftift6  jufammen,  nnb  mußte  $ulefct,  rote  cd 
febetnt,  feinen  $lan  aufgeben. 

Slbam  von  ^Bremen  erjagt:1)  „^öntg  $anut  febtefte  viele  93ifdjofe 
au$  (inglanb  nacb  3)änemarf;  auf  bfefe  Seife  beftclltc  er  33ernr)arb  jum 
93tfchof  in  (Ecboncn  (mit  bem  <Si£e  ?uub2)/  ©erbranb  jum  25tfd)of  in  6ee* 
lanb  (mit  bem  @t£e  9?oe3ftlb),  föcgtnbert  §um  33tfcf?ofe  von  ginnen.  9?td)t 
gfeidjgilttg  nahm  (Sofdjeö  ber  Hamburger  Metropolit  Unroan  fyn.  JDtc 
(Sage  geb/t,  baß  Unroan  obgenannten  ©erbranb,  als  berfelbe  eben,  naa> 
bem  er  burdj  ben  (Srjbtfcbof  von  ßanterburty ,  Sltlnoth,  bte  2öetl)e  empfangen 
hatte,  au6  ßnglanb  in  feinen  23tfcf;of6ft£  SfoeSftlb  §urücffel)rte,  unterroegS 
verhaften  lieg.  £)a$  Mittet  rotrftc.  9?othgebrungen  letftete  ©erbranb  @e* 
nugtlmung,  fc^rour  bem  Hamburger  €tu^e  fanomfcr>en  ©ehorfam  unb  warb 
nun  von  Unroan  §u  (Knaben  angenommen.  3a,  ber  Metropolit  bebtente 
fxdj  feitbem  ber  Vermittlung  ©erbranbS,  um  mit  $bmg  Staubt  Unterhaun 
hingen  anjufnüpfen,  if)tn  ©efebenfe  %a  überfenben,  feine  ©lüdroünfcbe  über 
ben  ©ang  ber  3)mge  in  (Sttglanb  abjuftatten,  aber  aueb  um  gegen  bte  An- 
maßungen ber  au$  (Snglanb  nad)  3)änemarf  gefenbeten  23tfchöfe  SBefc^roerbe 
$u  führen.  3»  ber  £l)at  brachte  ©erbranb  eine  AuSfö'hnung  äWtfchen  bem 
Könige  unb  Unroan  $u  Stanbe:  hulbvoll  nahm  $anut  bte  SBorfteltun^ 
gen  beS  Hamburger  Metropoliten  auf  unb  tfyat  nichts  mer)r  gegen  beffen 
Stilen." 

Ü)er  von  5lbam  erwähnte  Sltlnotl)  l;at  im  3al)re  1020  nact)  bem  Sobe 
2tvtttg$  ben  ©rjftu^I  von  ßanterburr;  befttegen.  Ü)te  fircbltchen  $lane  ^anutö 
begannen  alfo  feit  btefer  $nt  ftd)  ju  entlief  ein.  $lud)  wirb  in  einer  eng* 
lifeben  Urfunbe4)  von  1022  ©erbranb  als  SSifa^of  von  ^oeSfilb  aufgeführt. 
53efnttfam  unb  jurücft)altenb  brüeft  ftcb  ber  Wremer  (St)roiuft  über  bie  93er* 
hanblungen  jwtfchen  ^anut  unb  Unroan  aus.  2)er  grtebe  rotrb  febroerttet) 
o^ne  3utr)un  beö  beutfeben  «§ofe6  vermittelt  roorben  fein.  3m  Uebrigen 
fter)t  man,  baß  bte  Slbftcht  ^anutö,  £>änemarB  ^trdt)e  unter  bte  Dberauf* 
ftebt  ber  Metropole  ßanterbun;  $u  [teilen  unb  vom  fird)licben  Verbanb  mit 
Hamburg  abliefen,  leicht  §u  einem  23rucb  §wtfd)cn  ben  fronen  ßnglanb 
unb  2)eutfchlant>  führen  fonnte.  9?ocb  anbere,  gewaltigere  Anläffe  §ur 
jroetung  lagen  vor.  2)  och  um  ledere  tn'ö  gehörige  Sicht  §u  [teilen,  ift 
nöthtg,  baß  ich  auf  bie  ältere  ©efehiebte  germanifcher  Stämme  jurücf greife. 

Schon  ju  ben  3eton  be$  faiferlid)en  9tom6  famen  über  Segittmität 
ber  ^errfcherhäufer  begriffe  in  Umlauf,  welche  ben  heutigen  ähneln.  211$ 


l)  Gesta  hammaburg.  II,  53.  $et£  VII,  325,  2)  Ibid.  370  unb  371  mit  ben 
Rotten.       3)  Florentius  ad  a.  1020  a.  a  £).  @.  619.       a)  iapptnUvQ  1,  471. 


80  $af>fl  ©vegovtuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 

ältefter  legitimer  Äaifer  ber  römtfd)en  SQöelt  würbe  93e$paftanuö  betrautet. 
!l)och  gefchah  bteß  in  vollem  SDiaße  erft  als  baS  (Sr)riftentr)um  (Einfluß  auf 
bie  ©eifter  $u  üben  begann,  obwohl  fdjon  im  feiten  3ar)rf)unbert  nach 
(Sr)rifht$,  $u  einer  3e"/  *>a  Me  r)etbntfcf)e  Religion  tl)re  ^errfdiaft  über  bie 
unettblidje  9Jter;rr)eit  ber  Bewohner  be6  Neidas  behauptete,  verwanbte  3been 
fiel  23ar)n  brachen.  SBefanntlidj  ftarb  mit  33e3paftan3  fettem  Nachfolger, 
Domitian,  bie  von  erftercm  gegründete  £>i;naftie  au3.  Nad)  ber  furjen 
3wifchenregierung  Nerva'3  gelangte  ba3  jlatferthum  an  Srajan,  bann  an 
§abrianu3.  Setjterer  ftammte  au3  bem  plebcjifchen  ©cfcblechte  ber  Gelier, 
bem  er,  ohne  c$  §u  Riffen,  eine  5lrt  von  mtyftifchem  ©lange  vertier). 43  60 
wenig  al£  SrajauuS,  hinterließ  nämlid)  ^abrtan  einen  natürlichen  (Srben, 
beftimmte  aber  §u  feinem  Nad) folger  ben  von  Savinium  gebürtigen  $itu$ 
5lntoninu3,  ben  er  an  ÄmbeSftatt  angenommen  hatte.  3)tefelbe  2£etfe  ber 
llebertragung  be6  $$roft0  burd)  2Iboptton  wieberl)olte  ftet)  feitbem  mehrfach, 
bie  meiften  ber  nächftfolgenben  $atfer  aber  nahmen  $u  (S'hren  ^abrtanö  ben 
Beinamen  SleliuS  an.  5)iefe$  2Öort  war  511  einem  (Sütnbtlbe  ober  tyifyn 
rechtmäßiger  ,§errf  Obergewalt  geroorben.  0 

©0  blieb  e3  bte  herab  auf  ßonjtantiuS  (St)(oruö  unb  beffen  ©ofm  (£on* 
ftantin  ben  ©roßen,  mit  benen  eine  Slenberung  eintrat.  Um  bie  2Belt 
glauben  §u  machen,  baß  fte  ein  legitimes  Nea)t  auf  baö  ^aiferthum  befä* 
ßen,  welches  fte  mit  Waffengewalt  an  ftet)  gebracht  fyatten,  gaben  fte  vor, 
aus  bem  §aufe  ©eSpaftauS  abstammen,  ber  ein  gtavter  geroefen  roar, 
unb  legten  ftd)  als  fcheinbaren  beweis  ihrer  33erroanbtfct)aft  festeren  tarnen 
bei.1)  2Bte  oben  angebeutet  roorben,  roirften  chriftliche  $orftelumgen  auf 
biefe  Maßregel  ein.  SBeSpaftan,  ber  3erftorer  SctufalemS,  galt  ben  ©(du* 
bigen  für  einen  gottgeliebten  gelben,  welchen  3efuS  ßhriftuS  felbft  ba§u 
auSerforen  habe,  ben  ghta)  beS  Rimmels  an  bem  verworfenen  93olf  ber 
3uben  ju  vollftreden.  3)te  ^bftammung  von  einem  folgen  ^errfcher  fetten 
baher  vorjugSweife  geeignet,  baS  ©efcblecht  beS  ßonftantiuS  (Sf)loruS  in  ben 
5(ugen  ber  -DNenfchen  über  alle  anbern  gamilien  ber  römtfehen  Seit  ju 
erhöben. 

2)er  fünfte  Nachfolger  (SonftantinS  I.,  ^eoboftuö  ber  ©roße,  wela)er 
als  ber  lc|te  rö'mifche  ^aifer  baS  gan^e  römtfd)e  Neid)  vereinigt  t)at,  roar 
abermat  gleich  $eSpaftan,  £abrtau  unb  (SonftantiuS  (£f)loruS  ein  Neuling, 
auch  er  griff  nach  einem  ähnlichen  Littel,  wie  legerer.  2) och  leitete  er 
fein  ©efchlecbt  unb  ein  Erbrecht  auf  ben  Stroit  niebt  von  SBeSpaftauuS, 
fonbem  von  ,£>abrtanuS  ab  unb  nahm,  bte  ©ewohnheit  jener  «ftaifer  beS 
jroeiten  unb  brttten  Sahrhunbertö  erneuernb,  ben  Namen  Melius  an.1)  2)te 


*)  2)ic  S3eWetfe  in  ber  Stbfyanblung  öun  C.  P.  B.ock,  les  dernieres  solennites  des 
jeux  capitolins  ä  Rome.  Bruxelles  1849.  @.  18  flg. 


33ierteö23udj.  (5ap.5.  £>te  engl.  ©efe$ger)ung  tn^Dänemarf  u.  92orroegen.  Äatfevttjum.  81 


wetbltd)en  9Dfttglteber  ber  gamtlte  beS  $r)eoboftuS  ahmten  bem  SSater  nad), 
aber  mdjt  fo  bte  (Säfaren  ber  folgenden  Sabrfmnberte.  ©ämmtltd)e  93e* 
l)errfct)er  beS  bt;janttntfd)en  Orients  famen  vielmehr  auf  baS  23eifptel,  baS 
ßonftanttn  gegeben,  $axM,  unb  führten  —  wie  foll  icf)  fageu  —  ben  Beinamen 
ober  ben  £itel  „glatter".  3Me  ehemalige  23e§eid)nung  einer  aUrömtfa^en 
gens  t)atte  ftd)  in  ben  begriff  ber  ^Berechtigung  §ur  Thronfolge  oerwanbelt. 

93alb  fähigen  einzelne  Röntge  ber  germamfa)en  deiche,  bte  auf  bem 
23oben  ber  Oiömerwelt  entftanben  waren,  äf)nlicr)c  33af)uen  ein.  ^atfer 
3ufttntan,  ber  oon  527—565  ben  Stroit  §u  33^anj  einnahm,  l)at  be* 
fanntltch  wctl)renb  einer  38jä()rtgen  Regierung  unabläffig  an  bem  $lane 
gearbeitet,1)  ber  germantfchen  ^errfdjaft  ein  (§nbe  §u  machen  unb  fämmt* 
ltdie  ehemalige  ^3rot>tn§cn  ber  ßäfaren  unter  feinem  ©cepter  lieber  $u  »er* 
einigen.  Alle  möglichen  Littel  würben  ju  33ertt)irHia)ung  biefeS  3tt>edeS 
aufgewendet,  SBaffen,  @cr)ä|e,  *MtgionShaß:  —  mit  Ausnahme  ber  granfett, 
fingen  bie  germanifd)en  QSölfcrfchaften,  welct)e  auf  römtfd)em  @runbe  ftct) 
feit  bem  (Snbe  beS  4.  SahrfmnbertS  niebergelaffen  Ratten,  bem  ^etbetttfmm 
ober  bem  artantfchen  6a)i6ma  an,  unb  mit  furchtbarer  ©ewanbthett  benü^te 
Suftinian  baS  artanifd)e  SBefemitntß  ber  gotfjtfdbcn  unb  sanbaltfchett  Könige, 
um  fte  mit  ihren  Untertanen  romanifa^er  Abfunft  unb  fattjoHfc^en  ©laubenS 
unheilbar  §u  entzweien  unb  b.aburd)  in'S  3Serberben  §u  ftür§en.  9Ricr)t  viel 
fehlte,  baß  er  fein  3iel  erreicht  J>ätte.  2)te Dftgottjen  StaltenS,  bie  QSanbalett 
Afrtfa'S  untertagen,  bie  2Beftgott)en  ©pantettS  gerieten  in  fct)wereS  ©ebränge. 
(Ein  Jtöntg  beS  (erstgenannten  $olfS,  Ofeffareb,  weldjer  586  nad)  bem  £obe 
feinet  SBaterS  Seooigtlb  bie  Alletnherrfchaft  über  ©panten  geerbt  l)atte,  be* 
t)er§igte  bie  oon  Suftinian  ben  beutfd)en  Ariane™  gegebene  2et)re:  er  trat 
mit  feinem  $olfe  §um  fatr)oltfct)en  3)ogma  über.  3u  gleicher  3eit  tt)at  D^effareb 
noct)  etwas  AnbercS,  Wa6  einen  verborgenen  ©tnu  r)atte:  er  nat)m  ben  Stiel 
glaotuS  an,2)  unb  feine  Nachfolger  at)mten  biefem  SBetfytcle  nact). 3) 

33alb  barauf  gefcbal)  ähnliches  in  Stalten.  Nach  Ausrottung  ber  £>ft* 
gotfjen  waren  bte  Sangobaroen  über  bie  Alfcett  eingebrochen  unb  l)atten  bie 
nörblid)en  ©ebtete  ber  «Jpalbtnfel  befejt.  ©eitbem  lagen  fte  in  beftänbigem 
Streite  mit  ben  b^antintfc^en  Äaifern  beS  £)ftcitS,  bte  als  (Srben  SufttmanS 
bie  ^errfchaft  über  Stalten  anfpraa)en,  unb  bie  etngebrungenen  Sangobarben 
mit  Waffengewalt  ober  mit  fünften  ber  Stft  §u  oerbrängen  fugten,  bitten 
in  btefen  kämpfen  legte  ftet)  ber  langobarbifa)e  Zottig  3lutl)ariS  ben  Sttel 
„glattiuS"  bei,  unb  mehrere  fetner  9laa)folger  traten  Daffelbe.3) 

2BaS  be§roecften  nun  bie  gürften  Kattiens  unb  £angobarbtenS  mit  ber 
eben  erwähnten  Maßregel?  ©te  war  eine  öffentliche  ©rflärung,  bte  fo  »tel 
l)ieß  al6:  3Btr  Könige  von  ©otteS  ©ttaben  weifen  bie  Anmaßungen  ber 

*)  ©froren  ^irc^.  ©efc^.  IIr  932  flg.  953.  982.      2)  ü)af.  @.  988.      3)  Du  Cange 
Glossarium,  neuefic  5iuögabe  33b.  III,  320  (sub  voceFlavius)  u.  23b.  VII.  Stnfjang  @.  167  f(g. 
©fror er,  $abft  ©regoriu?  vn.   >8b.  m.  6 


82 


*pabfi  ©vegoriuö  VII.  unb  (ein  Zeitalter. 


br;$anttntfchett  $errfcr)er  jurücf.  2ötr  ftnb  fo  viel  als  fte,  ihnen  an  SÖürbe 
unb  ©ervalt  votlfommen  ß(ctcf).  2)em  erftcn  2lfte  germanifcher  Berwabrung 
gegen  2tnfprüd)e  auf  3Be(tt>errfd)aft ,  bte  auS  altrömtfd)cn  Atteln  unb  tarnen 
abgeleitet  würben,  folgte  ein  Reiter,  ber  aber  nicht  mel)r  ben  Smbcratoren 
be8£)ften$,  fonbcnt  einem  abenblctnbifdjen  unb  beutfchen  ©cwalthaber  galt. 

2fn  Bttyrntfim  beS  3al)r3  800  war  ber  graufe  (Sari  bura)  $abft 
£eo  III.  §um  jtaifer  gefrönt  Horben.  SQScber  bte  granfen  felbft,  noct) 
anbere  germam'fdje  Golfer,  bte  bem  fränftfdjen  9^ctct)e  nicht  gehorchten, 
täufd)tett  ftcf)  barüber,  baß  *ßtVVtnö  6ohn  entfdjloffen  fei,  als  angeblicher 
9?aa}folger  beS  erftcn  römtfct)cn  ÄatferS  (S.  3.  (Süfar,  auf  bie  ^l)at  beS 
*J3abfteS  5lnfprüa)e  an  bte  2öeltf)crrfd)aft  §u  grünben.  Slüein  foldjer  ©dbretfen 
r/errfcfjte  vor  ßarlS  überlegener  9Nad)t,  baß  fein  anbetet  gürft,  obgleid) 
faft  alle  fta)  burct}  bie  neue  Jerone  bebrol)t  wußten,  es  wagte,  bem  granfen 
offen  in  ben  2Beg  §u  treten.  (Srft  mefyr  als  ein  3al)rt)unbert  fbäter,  $u 
einer  3eit,  ba  Weber  in  granfretd)  nod)  in  £>eutfd)lanb  ein  gürft  ben 
$atfertitel  führte,  ftößt  man  auf  ^anblungen,  welche  bie  2lbfta)t  verraten, 
gewiffe  Ncd)te,  bie  auS  ber  Äatferfrönung  von  800  abgeleitet  werben 
mochten,  §u  beftreiten.  2)tcfe  ^anblungen  gingen  von  angelfächfifchcn  Königen 
auS,  waren  aber  verbecfter  Natur.  Wian  muß  wiffen,  baß  bie  £errfcher 
von  Bi^an^1)  für  fta)  auöfd)ltcßlich  ben  3,itd  BamXaig  führten,  ben 
Königen  ber  übrigen  $ßclt  bagegen  mir  ben  attS  ber  (atetnifcr)en  ©Vraa)e  ent* 
lehnten  Namen  Qfjyeg.  gaben.  £>aS  SBort  BaftlcuS  befagte  im  b^anttntjchcn 
jtan§leifü;t  fovtel  als  ber  alte  römtfa)e  2luSbrud  ßäfar  ober  Smverator. 

*piö£lia)  legten  *)  ftd)  nun  in  ber  vorberen  ^älfte  bcS  10.  3af)rr)unbert$ 
angelfäa)ft}d)e  Könige  ben  b^antinifd)cn  Stiel  Baailelq  bei.  £)cr  erfte, 
ber  bteS  t^at,  war,  fovtel  mir  befannt,  5letl)elftan,  SlelfrebS  §weiter  Naa> 
folger ,  ber  von  924—941  Britannien  bel)crrfc^te.  (Sbenfo  gelten  eS  §wet 
ber  nächften  Röntge,  (Sabreb  unb  (Sabwi.  3nbeß  fommt  unter  ben  prächtigen 
Namen,  bie  ftd)  beibe  letztere  gaben,  bereits  ber  2luSbrud  imperator 
neben  BaftleuS  jum  93orfa)etn.  *)  $lar  tft,  baß  bteß  Verfahren  ungefähr 
benfelben  ©Inn  hatte,  wie  bie  einige  3af)rl;unberte  früher  von  langobar- 
btfa)en  unb  weftgotfytfdjen  gürften  beliebte  Maßregel,  nur  war  bte  Ntcbtung 
eine  anbere.  Britanniens  Röntge  erflärten  babura):  wir  ftnb  fo  viel  als 
bte  Beherrfcbcr  beS  £)ftcnS,  folgltd)  ben  abenblänbifa)cn  Äatfern  aus  (SarlS 
©efa)lecht  §um  9Ntnbeften  an  Söürbe  gleich.  Sie  fa)on  bemerft  worben,  läßt 
ftd)  fein  trgenb  brtngenber  ©runb  nad)Weifen,  weßfyalb  (guglanbS  Zottige  auf 
ben  ©ebanfen  verfielen,  ftd)  felber  fola)cn  2Bcil)raitd)  §u  ftreuen.  $erfönlid)c 
(Sttelfett,  ©rillen  trgenb  welcher  5lrt,  fcb einen  baä  9Neifte  babet  getrau  §u 
haben.    5lber  eine  ernfte  Senbung  nahm  bie  6aa)e  ein  3ahr§et)nt  fväter. 


4)  Belege  gefammelt  bei  !ßalgrave  english  Commonwealth  II,  342  flg. 


ffiievteg  93ucf).  Gap.  5.  JDtc  engl,  ©cfe^gefrung  in&nnemavf  u.  ^eriuegen.  Äaifertfjum.  83 


5lm  Stditmcgtage  962  Jjatte  Otto  I.  sott  3)eutfd)lanb  baö  abenblün* 
btfcbc  jlaifertfyum  erneuert,  tnbem  er  ben  beimaßen  $abft  Sodann  XII. 
smang,  tf)m  bte  trotte  ßartS  beö  @roßen  aufzufegen. !)  2We  SGöelt  Wußte, 
baß  c$  bem  (Sacbfen  uicrjt  an  gutem  Etilen  nod)  an  9J?adt)t  fefyte,  um  bte 
$ecfite,  welche  er  bura)  bte  Krönung  errungen  §u  fyaben  glaubte,  rücfftdjtS* 
loö  auszubeuten,  Srofibcm  liefen  bte  übrigen  Röntge  ber  (Sfyrtftenfyeit  rufytg 
gefangen,  wa£  fte  rndjt  änbern  fonnten.  Tim  ein  einiger,  ber  2lngelfad)fe 
@bgar,  in  beffeit  Tanten  (Srjbtfdjof  ünmftan  regierte,  febwieg  ntdjt.  9cjcb;t  bloß 
fut)r  er  fort,  unb  §roar  in  weit  mfd)Wenberifd)erem  STcaße  als  feine  Vorgänger, 
bte  Stiel  Äaifer  unb  93aftlcu3  in  feinen  Urfuuben  an^uroenben,  fonbern  feine 
*Ratf)geber,  bL>  SBenebtftmer,  fd)rttten  §u  einer  offenfunbtgen£r)at.  2ln  *pftngftcn 
973  —  bem  SobeSjabjre  Dtto'S  L  —  geleiteten  fte  tfyn  nact)  9Batl)  —  bem 
engltfcbett  ©egenbtlbe  ber  beutfdjen  jfatferftabt  £iad)en  —  unb  frönten  tfm 
bafelbft  niebt  junt  Könige,  waö  (Sbgar  längft  war,  fonbern  jum  $aifer.2) 

konnte  man  ber  9Q3cIt  beutlidjer  üerfünben,  baß  baS  angelfäd)ftfd)e 
«ipauS  entfd)loffcn  fei,  ben  beutfajen  Dttonen  um  feinen  gingerbreit  )u 
wetdjen?  2lud)  (SogarS  angelfäcf/ftfcf)e  unb  bäntfebe  9?ad)folger  führten  bte 
näniltcbeu  £ttel  fort.  (§tr)e(re&,  ber  Unberatl)ene,  nannte 3) .  ftcf;  in  Ur* 
funben:  „burd)  be6  2Ulmäd)ttgen  2Btnf  SBaftleuS  tton  ganz  2llbton,"  ober 
„burd)  bie  @nabe  be$  f)öd)ften  Donnerers  9Q?onard^  ber  Drfaben  unb  aller 
umltegenben  Snfeln,  and)  3nbuperator  ber  2lngelfad)fen."  Sie  flägltd) 
ftacben  gegen  btefeS  l)od)tönenbe  Sortgeflmgel  bie  Unmacfyt  (StfyelrebS  unb 
bte  ü)emütbtgungen  ab,  weld)e  üjm  ©wenS  unb  ^anutö  Stfinger  zufügten  1 
9ftcf)t  bloß  ber  §errfcbertttel,  fonbern  noeb  vieles  Rubere  roar  in  (Snglanb 
b^antinifa)  geworben.  3)er  angetfäcbftfdfye  $an§letftr;t  befaß  einen  eigenen 
5lu3brucf  für  „Prinzen  tton  @eblüt".  Wlan  bezeichnete  bie  6ör)tte  unb 
2krroanbten  beS  ^öntgö  mit  bem  —  ofme  3wetfel  auö  bem  grtecf;tfcr;cn 
nXeirog  abgeleiteten  Sorte  clito  ober  clitones,  bie  unmünbtgen  unter  ben* 
felben  gießen  clituneuli.*)  23et  ber  unzweifelhaften  Vorliebe  für  btyjcmttmfdje 
gormen  follte-  man  erwarten,  aueb  bte  lüften  btyjanttntfcrjen  6taat3ämter  in 
(Snglanb  nacbgealjmt  §u  fefjen.  3)  od)  ift  bem  niajtfo:  t>telmet)r  biente  ber 
fränftfdje  £of  zum  33orbtlb  beS  angelfäd)ftfd)en.  2)ie  Sürben  ber  comites 
stabuli,  majores  domus,5)  seniscalei,  buticularii,  eubicularii,  pincernae, 
dapiferi,  consiliarii  wieberr)olen  ftd),6)  boeb  meift  mit  angelfäd}ftfd)en  tarnen 
roie  «Ställere,  33urtl)egn,  3)iö^^l)egn,  §rägek£l)egn,  ^fjegn  at  ^Räbe. 

l)  ©frorer,  Stixü).  @ef^.  III,  1244.  s  2)  JDaf.  @.  1619  flg.  3)  q3algraüe 
a.  a.  D.  @.  343 :  ego  gratia  Summi  Tonantis  angligenura  Orcadarum  nec  non  in  gyro 
jacentium  monarcha  Aethelredus,  Anglorum  induperator.  5)amtt  ber  le^tere  %itd  rccr)t 
Voetifc!^  Hinge,  muß  bie  Sßerbrefyung  ^er^oltcn,  bte  ftdj  ber  Stüter  ©nntuö  an  bem  SQBerte 
imperator  erlaubt  ^at.  4)  SWan  öergletc^e  Du  Cange  sub  voeibus  clito  et  clitunculus. 
5)  Flores  temp.  @.  623.       6)  ^3algrai?e  II,  346. 

6* 


84  $<i&jt  ©vegoviuö  VH  unb  fein  Settalter. 

IBejügltd)  ber  föntgltcben  Sttel  trat  ^amit  in  bte  gußftapfen  feiner 
angelfüd)ftfcr;en  Vorgänger.  (Sine  fetner  Urhtnben  ttom  3af)re  1018  be* 
ginnt  *)  mit  ber  gormel:  ,,td)  ^aifer  jtanut,  Y>on  (Sr)riftu8  bem  jtöntg  ber 
Könige  §ur  £errfd)aft  über  (Snglanb  berufen;  id)  Äanut,  ©ebteter  ber  eng* 
lifcben  Seit."  9^odt)  mefyr,  roäfyrenb  bte  faiferlidjc  ^errltcfjf'ett  ber  älteren 
Könige  (£nglanb$  nnr  tton  ben  <5d)rctbcrn  ber  ifanjlci  gefeiert  roarb,  fyrecf)en 
§cttgenöfftfcbe  ©dmftfteller  tton  bem  j?atfertlntm  itanutö.  2)er  £obrebner 
(Smma'ö  fagt:  2)  „bureb  bie  ^errfcfyaft  über  bic  fünf  ^entgretebe  Ü>äuemarf, 
ßnglanb,  SBretenlanb  (SÖalcö),  ©cbottlanb,  Sftorroegen,  roelc^e  Äanut  errang, 
ift  er  §um  ^aifer  geworben."  9hm  fyrtngt  in  bie  5lugen,  baß  bie  vt>trHtcf)e 
9J?ad)t,  über  roeld)e  Mannt  verfügte,  ben  2lhft>rücf)en,  bie  jenen  %Mti  §u  ©runbe 
lagen,  ein  ©erotd)t  ücr(ier),  ba$  ben  (Stnbtlbuitgen  feiner  Vorgänger  mangelte. 

gaft  unttermetbltcr)  febetnt  e$,  baß  bei  folebem  ©taube  ber  £>mge 
jrotfeben  ben  93er)errfcfoern  3)eutfd)lanb$,  bie  sott  ber  übrigen  Seit  aner* 
fanntc  9?ecf/te  auf  ba6  ^atfertlntm  befaßeu,  unb  bem  Ü)änen,  ber  eigene 
mäcbtig  fiel)  benfelben  Sitel  beilegte,  ein  ernftlid)e$  3ertt>ürfniß  ausbrechen 
mußte.  ©leid)roor;l  fam  e$  niebt  ju  gctubfeligfetten,  fonbern  ju  einer  SBer* 
ftänbigung,  über  beren  (Sinjelfyetten  jeboct)  feine  genügenben  9?acbria^ten  fcor* 
banben  ftnb.  2113  nacb  bem  £obe  ^einriebö  IT.  ber  «Stifter  beg  falifeben 
^aufeS,  ßonrab  IL,  ben  beutfd)en  %l)xcn  beftteg,  erfyob  3)  ftcb  balb  (Europa 
votber  trjtt.  §ättc  Äanut  *ßartr)et  für  bie  @egner  be$  ©alters  ergriffen, 
fo  roürbe  ber  £e£tere  allem  £(nfcbeinc  nadb  unterlegen  fein.  (Sonrab  roar 
offenbar  felbft  biefer  2lnftcf]t,  benn  er  fud)te  ben  £)änen  in  @utem  §u  ge* 
rotnnen:  wäfyrenb  er  feine  anberen  getnbe  mit  ben  Staffen  in  ber  §anb  be* 
fftmipfte,  febloß  er  mit  Mannt  einen  Vertrag,  bei  roelcbem  ber  $ortf)eil  auf 
©eite  beS  3)änen  roar. 

5lbam  fcon  Bremen  er$äf)lt : 4)  „fur§  naebbem  ßonrab  ben  beutfeben 
£r)ron  befttegen  batte,  ging  er  unter  Vermittlung  beS  Hamburger  (§r§* 
btfc^ofö  Unroan  ein  2Sünbntß  mit  bem  Röntge  von  Ü)änemarl  unb  ©nglanb 
ein,  verlobte  in  golge  beffelben  feinen  ©olm  unb  (Srben  (Qtinxia)  III.) 
mit  ber  Softer  beS  3)änen  unb  trat  jugleicb  au  ledern  ©cbleSrotg  fammt 
ber  ganzen  jenfettS  ber  @tber  gelegenen  9J?arfe  ab."  Setter  unter  bringt5) 
ber  nämltcfye  (Styronift  mit  bem  SSerlöbntffe  nod)  bie  $etfe  in  SSerbinbung, 
roelcfye  .^anut  unb  (£onrab  II.  §u  (Snbe  be$  JatyrcS  1026  gemeinfebaftlicb 
nad)  9fom  machten.  Unüerlennbar  ftnb  2lbam3  Sorte  fo  geftellt,  baß  man 
niebt  bloß  bte  Abtretung  ©cble6rotg^  unb  ben  §etratl)plan,  fonbern  aua) 
bte  ^eife  ale^  grüebte  ber  Verftäubigitng  betrachten  muß. 

*)  Ego,  imperator  Knut,  a  Christo,  rege  reguin,  regiminis  anglici  in  insula  po- 

titus,  Knut  gubernator  anglici  orbis.       2)  Sangebetf  II,  492.  3)  ©fröver,  ftixä). 

®efc*j.  IV,  225  flg.  4)  Gesta  hammab.  n,  54.  ^ev^  VII,  325.  5)  II,  63. 
ibid.  <S.  329. 


93tevieö  93udj.  (SaV.  5.  JDie  engl,  ©efefcgebung  in£)änemarf  u.  9^orh.>egen.  Äaifevttjum.  85 

greiwilltg  geben  ^errfcber,  bie  ftcf)  felber  achten,  nie  ein  ©tücf  i^reö 
©ebteteS  fyer:  bte  Abtretung  muß  bem  beutfd)en  Röntge  burd)  gurdjt  ttor 
«ftanutS  9J?act)t  abgepreßt  worben  feilt.  din  ©egenbtenft  für  ba,S  Dpfer  war 
meines  (Srad)tcnS  bte  Verlobung  ber  £od)ter  «ftanutS  mit  bem  beutfd)en 
Sfyronerben  fammt  ber  SluSftattung,  bte  fefyr  groß  gewefen  fein  foll;1)  ben 
gleichen  6tmt  ()atte  aber  autt)  nod)  bte  römtfdje  9?eife  beS  £)änen.  ^knu 
litt)  beutltd)  gibt  bieß  2lbam  von  Bremen  $u  »erftefyen,  inbem  er,  bte  pfeife 
ermäfynenb,  beifügt,  bnrd)  bte  §errfd)aft  über  brei  »eretntgte  9fctd)e,  welche 
jlannt  befaß,  fei  er  ein  ©egenftanb  beS  ©d)recfenS  für  bie  fremben  Nationen 
gewefen.  3d)  benfe,  ber  bentfd)e  ilöntg  fyat  ben  bämfdjen  mit  gutem  S3e^ 
bao)t  eingelaben,  mit  tlnn  $om  §u  befud)en.  (SonrabS  2lbfid)t  babet  war, 
bie  2öelt  burd)  bte  £l)at  511  überzeugen,  bap  ber  mäcbttgfte  gürft  beS 
Horbens,  welchen  gran§ofen,  (Elbeflaücn,  *ßolen  unb  Ungarn,  bte  <£>au:ptgegner 
(SonrabS,  fürchteten,  mit  iimt  enge  üerbunben  fei. 

2lber  ftd)erltd)  mad)te  Plannt  ben  weiten  2öeg  nidjt  bloß  um  beS 
©altert  willen,  fonbern  er  verfolgte  außerbem  perfönltcbe  3werfe.  cr 
etwa  unter  Slnberem  bewirken  wollen,  baß  ntd}t  nur  (Sonrab  II.  unb  baS 
beutfd)e  §errfd)erf)auS,  fonbern  aud)  ber  *ßabft  ben  engltfd)en  ^atfertitel 
anerfenne?  Sir  roiffen  eS  nid)t.  Ueber  biefen  9lft  ber  ®eftt)td)te  Kaimts 
liegt  feine  anbere  Duelle  sor,2)  als  ein  offenes  6d)retben,  baS  er  felbft, 
auf  ber  ^eimfefyr  aus  9?om  begriffen,  im  Pommer  1027  an  bie  (Snglänber 
erlief.  3n  ber  fragltd)en  Urfunbe  be$etd)net  er  als  grüd)te  feiner  ttaltenifd)en 
*Retfe  folgenbe  fünfte:  1)  feien  tfym  vom  $abfte,  vom  beutfd)en  §errfd)er 
(Sourab  II.  (ber  wäfyrenb  ber  51nwefenl)ett  $anutS  in  9?om  bte  ^aifer* 
frönung  empfing)  unb  Slnbern  bte  größten  (M)ren  erwtefen  worben;  2)  l)abe 
auf  fein  Verlangen  ^3abft  3ol)ann  XIX.  eine  (Ermäßigung  ber  großen 
sßalltengelber,  welche  bis  bafytn  engltfd)e  (£r§btfd)öfe  an  bte  apoftoltfdje 
Cammer  erlegen  mußten,  jugeftanben;  3)  gälten  fowof)!  ber  beutfdje  ^atfer, 
als  ber  $öntg  von  Sßurgunb  bie  etbltd)e  3ufid)erung  erteilt,  baß  bie 
fa)weren  3öüe,  bte  früher  von  englifd)en  pilgern,  wie  and)  von  ^aufleuten, 
welche  nad)  Stalten  fyanbelten,  erhoben  würben,  aufhören  follten.  S5efonbere 
23ead)tung  »erbient  ber  le£te  ^unft.  Man  erfteljt  barauS,  baß  bie  (£ng* 
länber  fd)on  in  ber  erften  £älfte  beS  11.  Satyr futnbertS  namhaften  $erfel)r 
nad)  Sembern  beS  9)?ittelmeereS ,  tuSbefonbere  nad)  Statten  unb  23urgunb, 
trieben  unb  baß  $öntg  $anut  bura)  ntd)tS  fixerer  bte  Siebe  feiner  angele 
}äd)ftfd)en  Untertf)anen  erringen  §u  fönnen  glaubte,  als  wenn  er  traten 
§anbelSt>ortl)etle  t>erfd)affte. 


J)  Cnuto  filiam  suam  imperatori  romano  (b.  f).  bem  nachmaligen  ^aifer  <£>etnridj  III.) 
cum  ineffabilibus  divitiis  maritavit.  <So  -^einnc^  von  Huntington  bei  <5>awle  @.  364. 
2)  ©fvötev,  Äivc^.  ®efc^.  IV,  254  flg. 


86 


$abft  ©regoriug  VII.  unb  fein  3eitalter. 


%ed)$U$  CapiteL 

Serwürfniffe  brechen  im  (gchooj^e  ber  Familie  Kanute  auö.  ©eine  ©ema^Iin  (Emma,  bie 
'Sftormannin,  toifl  it)df)tenb  ber  römifchen  Steife  beö  Honigs  ,  gemaf  bcm  Herrath* 
»ertrage,  ir)tem  @ohne  «§arbifnut  bie  Sflac^folge  im  deiche  mit  Sluefchlufj  ber  jtinber 
9Ufgiüen$  »erraffen,  fte  üerbtnbet  ftcr)  ju  biefem  Stoecfe  mit  ^»erjog  Ulf  unb  mit 
£>Iaf  II.  »on  Norwegen.  $anut,  Ijieöon  Benachrichtigt ,  eilt  nach  (Sngtanb  jurücf, 
bietet  bie  Styinglitl)  auf,  unb  jtoingt  Ulf,  yon  feinem  Vorhaben  abjufiehen.  Jttieg 
gegen  £>taf  II.  tton  Norwegen.  Ulf  wirb  ermorbet.  ^anut  hattet  bie  ©ohne  feiner 
anbern  ©emahlin,  Sllfgive  ber  9lngelfächftn ,  mit  Sanb  unb  beuten  auö.  JDie  pu^* 
lic^e  Berrüttung,  §o!ge  ber  S)oN>eU)eiratt) ,  bewirft,  baß  jtanutä  Stacht  noch  tor 
feinem  £obe  ftnft.    Jtanut  fiirbt  im  November  1035. 

3Me  tömifd^e  Steife  btlbct  pgtettt  einen  Senbepunlt  ber  ©efducfjte 
Kanute*.  Unglücflid)e  $erroicHungen  begannen  feitbem  unb  §roar  nict)t  olnte 
9Berfcc.utbung  beö  Königs,  itetnut  ijielt  bie  in  bem  früfjer  erwähnten 
ratfyoertrage !)  ber  9?ormannm  (Smma  ^ugefianbene  23ebtngung  .  niebt,  baß, 
mit  2tu£fct;luß  ber  ©ölme  aus  erfter  (Sr)e  beS  Königs,  nur  bie  ©troffen 
ber  ^weiten  23erbtnbung  §ur  9?acf)folge  berechtigt  fein  follten.  (Smma  t)atte 
ü)rem  @emal)le  außer  einer  $od;ter  @utü)ilbe  —  berfelben,  bie  1026  mit 
bem  beutfcr)en  Sfyronfolger  ^einrieb  III.  verlobt  unb  tr)m  1036  üermäf)lt 
warb  2)  — -  einen  ©ofyn  ^arbifnut  geboren,  tiefem  gebührte  nact)  bem 
(Sfyeoertrag  bie  £l)ronfolge;  aber  ber  2kter  wollte  neben  ifym  aucr)  bie 
älteren  ©tiefbrüber  mit  £anb  unb  geilten  tterforgen.  2lbam  tton  Bremen 
berietet:  3)  „oon  ben  brei  ©öfmen,  reelle  Äanut  (au£  §wei  oerf  ergebenen 
(Sfyen)  befaß,  wieö  er  jebem  ein  eigenes  Ületct)  §u.  dx  felbft  befugte  ju* 
Weilen  3)änemarf,  (fpäter)  aucf>  Norwegen,  metft  aber  oerweilte  er  in  ($ng* 
lanb."  9Jt  it.  unterem  ©a£e  beutet  ber  (Sfjronift  an,  baß  nod)  $u  ben  £eb* 
Seiten  ÄanutS  bie  brei  ©öfyne  §u  Untertomgen  (ber  eine  in  2)änemarf,  ber 
zweite  erft  im  Senbenlanbe,  bann  «in  Norwegen,  ber  britte  in  Gmglanb) 
emgefe|t  worben  ftnb.  ©ben  bteß  fagt*)  er  weiter  unten  noeb  unoerljolener: 
„nact;  bem  £obe  $anut3  erbten,  ben  oom  $ater  getroffenen  SBeftimmungen 
gemäß,  ,§aratb  ßnglanb,  ©wen  II.  Norwegen,  «garbtfnut  £)änemarfVy 
%Jl\t  5tbam  oon  ^Bremen  fttmmt  ber  bäntfcfye  @efdt)tdE?tfd>ret6er  ©axo  über* 
ein,  welcher  metbet,5)  baß  Äanut  unmittelbar  nad)  ber  $ücffel)r  tton  ber 
römifeben  9^eife  feine  brei  ©öfyne  §u  Unterfönigen  einfette  unb  sroar  ben 
einen,  ^aralb,  in  (Snglanb,  ben  ^oeiten,  ©wen,  in  Norwegen,  ben  britteu, 
^arbifnut,  in  $)änemarf. 

Unläugbar  ift  bal)er:  Äanut  Ijatte  ben  mit  (Smma  abgef ersoffenen  @()e? 
»ertrag  gebrod;en.    Der  SBrucr)  erzeugte  nad)  mel)r  als  einer  ©ette  fyn 

l)  (Siehe  oben  @.  47.  2)  ©frörer,  Ätrcl).  ©efch-  IV,  311.  3)  Gesta  ham- 
maburg.  II,  63.    $tx$  VII,  329.       4)  II,  72.  @.  332.       5)  ©.  177  SRitte. 


93ievte8  Sucfj.   Gap.  6.   3eümirfmffe  im  £oufe  Äanutö.    JDerfel&e  jlivBt.  87 


böfeö  SBlut.  2Bte  oben  gezeigt  roorben,  fdjlug  ber  9cormannen*$er§og 
Robert  um  1030  gegen  jtamtt  toö.  3Mefer  Angriff  fann  faum  auS  einer 
anbem  Slbjtcbt  unternommen  roorben  fem,  alö  Weit  ber  Normanne  baS 
jetner  uädiften  SSerroanbtcn  (Smma  unb  bereu  Sollte  zugefügte  Unrecbt 
rächen  wollte.  9? od)  erbitterter  als  Robert  roar  begreiflicher  SBeife  (Smma 
felbft.  SBon  ihrer  $artl)et  würben  bamalS  jene  ®erüd)te ')  auSgeftreut,  baß 
bie  $tnber  ber  SUfgtoe  2ßed)felbälge,  unterfd)obcne  Sör)ne  eines  *PrtefterS 
uitb  cineö  SebufterS,  feien.  9?ad)  bem  gewöhnlichen  Saufe  menfcpdjcr 
ü)tnge  (äffen  eS  in  foldjen  gälten  letbenfcbaftlidie  Mütter  nicht  bei  fcbltmmen 
SBorten  bevoenben.  Sie  roiro  irgenb  (StroaS  §u  ©wtften  tljreS  Sol)neS 
£arbifnut  geroagt  haben. 

9iun  möge  ber  SSlänber  Snorro  reben.  @r  erzählt: 2)  „als  Jtöntg 
$anut  (im  grüfylmg  1Ü26)  auS  3)äitcmarf  nach  ßnglanb  surüdle^rte,  U* 
[teilte  er  (Smma'S  Sol)n,  ^arbifnut,  §um  Statthalter  über  erftereS  Sanb, 
gab  il)m  aber,  weil  ^arbtfnut  nod)  ein  $inb  roar,  feinen  Sdiroager,  ben 
3art  Ulf,  ©ematyl  ber  Slftrtba,  als  Sßormünber  bei.  23alb  hernadj  berief 
Ulf  eine  bäntfdje  9veia)Sv>erfammlung  unb  forberte  biefelbc  auf,  ben  jungen 
^arbifnut  jum  Könige  §u  wählen,  inbem  er  ein  föntgltd)eS  Schreiben 
mit  angehängtem  StaatSftegel  »orwicS,  in  welchem  ftanb,  baß  ^anut  felbft 
folcbeS  angeorbnet  l;abe.  3)tefeS  Schreiben  aber/'  fäl;rt  Snorro  fort,  „roar 
erfchltdien.  3)te  Königin  (£mma,  bie  mit  Ulf  jufammenfptelte,  t)atte  ihrem 
©emal)l  baS  Siegel  entroenbet,  ben  33rtef  auffegen  (äffen  unb  bie  gan§e 
Sßerwicflung  §ugerüftet.  3)te  tterfammetten  Stätten  entfyracf)en  bem  SÖunfdje 
Ulfs,  «£>arbtfnut  würbe  gewählt  unb  als  jtontg  ausgerufen.  9cad)bem 
bteß  gefd)er)en,  bot  Ulf  alle  Jaunen  3)änemarfS  auf  unb  §og  ein  %al)U 
reiches  §eer  in  Sütlanb  §ufammcn,  angeblid)  ptn  Kriege  voiber  Olaf  tton 
Norwegen  unb  ben  mit  Olaf  oerbünbeten  Sd)webenfömg  Slnuttb  3afob, 
griff  jebod)  nadjher  biefelben  ntd)t  an,  obgleid)  fte  r)eranrü<ften.  3m  fojt 
genben  Sommer  fegelte  üöntg  Äanut  mit  einer  fel)r  großen  Streitmacht 
nach  2)änemarf  hinüber,  Sogtetd)  fct)tcftctt  Ulf  unb  ^arbifnut  SSoten  an 
bie  Königin  (Smma  unb  riefen  ihre  53errocnbung  an.  2ßtrfltcb  brachte 
(Smma  §uwege,  baß  ^anut  ntdit  nur  feinem  Sohne  ^arbifnut,  fonbern 
auch  feinem  Schwager  Ulf  »efjfety.  3)och  mußte  festerer  feinen  in  ber 
mit  Slftrtoa  erzeugten  Sohn  Swen,  ber  mit  §arbtfnut  eines  Alters  roar, 
als  ©eißel  ftellen." 

3d)  muß  §unächft  bte  Qcft  befttmmen.  Ohne  baß  Snorro  nach  3atyren 
(Srjrifti  jählt,  sieht  boct)  ein  tüchtiger  chronologtfeher  gaben  bureb  feine  @r* 
jählung  hinbureb.  SSergletdjt  man  feine  Angaben,  fo  erhellt,  baß  bte  angeb- 
liche Dfctfe  ^anutS  aus  3)änemarf  nach  (Snglanb,  ober  beffer  bie  (Smfefcung 


4)  ©ie^e  oben  @.  48. 


2)  Heiraskringla  II,  225.  266  flg. 


88 


$abfi  Oregoviuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


£arbifmtt3  tn£  3ar)r  1026  fällt.  2)tefe  $ecbnung  wirb  bura?  anber* 
weitige  Sfyatfadjeit  beftätigt.  Der  betrug,  ben  (Smma  im  herein  mit  Ulf 
fptelte,  fejjt  uiwerfennbar  eine  längere  £tbwefenf)ett  «ftanutS  ttorauS.  2Öer 
wirb  glauben,  baß  Ulf  unb  (Smma  fo  etwaö  gewagt  fyätten,  wäre  jtanut 
in  (Snglanb  brüben  gewefen,  wo  man  laut  bem  3eugntffe  0  5lbam£  oon 
Bremen  innerhalb  bret  Sagen  9?ad}rtO)ten  aus  Dänemarf  erhalten  fonnte? 
3n  bie  §wette  £älfte  be6  3af)reS  1026  fäUt  aber  bte  ftetfe  Kanute  naa) 
9fom,  bte  er  burcf>  glanbern  unb  33urgunb  antrat.2)  9htr  wär)renb  ber 
langen  2lbwefenf)ett,  welche  biefe  $eife  §ur  golge  fyatte,  ift  eS  benfbar,  baß 
dmma  unb  Ulf  jenen  ©tretet)  führten.  Snorro,  ber  ntct)tö  oon  ber  SRom; 
fafyrt  weiß,  bewährt  gleid)Wol)l  eine  gewtffe  ©enautgfett.  2ßof)tn  gingen 
bie  5lbfta)ten  ©mma'S  unb  if)re£  $ittoerfcr)Wi>renen?  93ietfetd)t  äfften  fte, 
baß  Jlanut  auf  ber  römtfa)en  C^ctfe  oerunglüden  werbe.  @ewiß  bagegen 
war  e3  tJ>r  $lan,  baß  ^arbifnut  ober  ttietmefyr  Ulf,  im  gall  ber  ^önig 
jurüdfefyre,  ©ewalt  wiber  il)tt  brausen  unb  tr)n  mit  ben  Staffen  in  ber 
£anb  zwingen  folle,  bem  ©ol)tte  ber  9lormanntn  bie  9?ad)folge  im  @e* 
fammtreia^e  einzuräumen.  Denn  Ulf  fammelte  ja,  fogletcf)  nacrjbem  £arbt* 
fnut  §um  Röntge  aufgerufen  worben  war,  unter  bem  $orwanbe  eines 
jfrtegS  gegen  £>laf  ben  ^eiligen,  ein  £eer;  oerwanbte  eS  aber  ntdjt  §u 
bem  tforgefd)ül$ten  3wed.  Sllfo  führte  er  anbere  Dinge  im  (Sa^tlb;  fur$ 
bie  fragliche  Sfyat  läßt  nur  obige  (Srflärung  $u.  gür  waf)rfd)einlta)  fyalte 
ia)  überbicß,  baß  (Smma  unb  Ulf  baran  backten,  je  naa)  Umftänben  ge* 
meine  €ad)e  mit  bem  Norweger  gegen  $anut  §u  machen. 

Der  alte  $öntg  muß  noa)  in  Stalten  ^unbe  von  ben  Vorgängen  in 
Dänemarf  erlangt  fabelt;  er  befctjloß  fofort,  unmittelbar  nact)  Dänemarf  §u 
eilen,  bte  bort  angebettelten  9?änfe  §u  burcfyretßen  unb  ben  Norweger  nie* 
ber§ufa}mettern.  3n  bem  oben  erwähnten  ©abreiben  an  bie  (Snglänber,  ba£ 
er  auf  ber  £etmretfe  erließ,  fyetßt3)  e$  unter  5lnberem:  „wtffet,  baß  tcr)  ge* 
fonnen  bin,  §unäa)ft  naa)  Dänemarf  §u  gef)en  unb  bort  mit  23etl)tlfe  aller 
Dänen  ben  $rteg  gegen  bie  Golfer  (Norweger  unb  (Schweben),  bie  unö, 
Wenn  fte  e6  oermöcfyten,  gerne  Ärone  unb  £eben  rauben  würben,  §u  been* 
btgen.  —  2Öenn  ia)  bann  ben  grteben  fyergeftellt  r)abe  unb  mein  Otetct)  im 
Often  alfo  wirb  beruhigt  fein,  baß  ict)  oon  feiner  (Seite  mefyr  ^rieg  ober 
9?ad)ftellungen  (Stnjelner  §u  füra)ten  brause,  bin  id)  wtllenö,  noct) 
im  laufenben  ©ommer  (Englanb  §u  befugen."  9Dftt  ben  feinblid)en  93öl* 
fern  fönnen,  wie  id)  bereite  anbeutete,  nur  bie  Norweger  unb  bie  mit  tt)nen 
oerbünbeten  Schweben  gemeint  fein,  Seit  feiner  £ljronbeftetgung  lebte 
^anut  mit  Olaf  son  Norwegen  im  Streit.  S3on  biefem  geinbe  unterfaßt* 


*)  Gesta  hammab.  II,  50.  $erfc  VII,  324.  2)  £)a^mann  I,  @.  108.  3)  @a* 
ötle  <S.  75. 


Vierte«  93ucfj.    &ap.  6.    3ertoürfniffe  im  Jpaufe  Äamitö.    Serfdbe  fiirbt.  89 


bet  jtanut  bie  9cad?ftcllungen  0  ($tn§elner.  2)aS  paßt  einzig  unt)  allein 
auf  ben  tfon  6mma  imb  Ulf  gefpiclten  betrug.  6norro?S  Darftellung 
wirb  alfo  ^eilwetfe  buvd)  bte  eigenen  Sporte  beS  jtöntgS  beglaubigt. 

$anut  änberte  jebod)  feinen  urfprüngltd)ett  *ßlan,  »ermutf)ltc§  tx>ctt  er 
in  £>eutfd}Ianb  wäl)rcnb  ber  durchreife  »ernafym,  baß  bie  £)tnge  in  £>äne* 
marf  bebenfltd)er  für  ifyx  ftanben,  als  er  erwartet  haben  mochte.  @r  ging 
uid)t  erft  unmittelbar  nach  Dänemarf,  fonbem  eilte  nach  (Snglanb,  bot 
bort  ^inglitl)  unb  £eerbann  auf,  unb  fuhr  bann  mit  gefammter  Kriegs* 
mad)t  unb  begleitet  tton  ber  Königin  Gmtma  naa)  3ütfanb  hinüber.  2)teß 
bettetet2)  6ul;m  auS  bänifajen  ober  engltfdjen  Duellen.  5lucb  (Ettorro 
fagt,3)  baß  $anut  im  (Sommer  1027  bei  Anfang  beS  norwegischen  ÄrtegS 
auS  bem  heften,  b.  t).  auS  (Snglanb  nad)  Dänemarf  fam. 

3)cr  $öuig  berjanbelte1)  ben  @mpörungSoerfuch  §arbtfnutS  unb  ben 
jtampf  wtber  ben  Norweger  £)Iaf  II.  als  gragen,  bte  entroeber  ftradS  §u* 
fammenhängen,  ober  bod)  nur  eine  mit  ber  anbern  gelöst  werben  fonnen. 
3n  ber  %r)at  ftanben  er  unb  £>laf  längft  auf  Kriegsfuß  gegen  einanber. 
3u  bem  Schreiben  an  bte  Gntglanber  bezeichnet  er,  wie  wir  fafyen,  Sftor* 
weger  unb  (Schweben  als  alte  unb  überbieß  als  erbitterte  getnbe  fetner 
Ärone.  3m  (Smflange  l)tcmit  fagt4)  ber  Wremer  2lbam:  „jwifcben  $anut 
unb  £)laf  l)errfc^te  ununterbrochener  $rteg  unb  l)örte  nicht  auf,  fo  lauge 
33eibe  lebten:  bte  2)änen  ftritten  für  bie  ^crrfcbaft,  bie  Norweger  für  bte 
greifet."  £>er  ^erfeburger  23ifd)of  Dietmar  fpricht5)  *on  30  9taubfchtf* 
fen,  Welche  1018  bie  lüften  (SnglanbS  anfielen,  aber  t»on  Mannt  über* 
wunben  würben.  Wiit  Sappenberg6)  nehme  ia)  an,  baß  Dietmar  9corwe- 
weger  im  2luge  l)abe.  5l(S  (Srbe  feines  $aterS  (Ewen  I. ,  weld)er  nach 
bem  6tur§e  £)lafS  I.  Srtygwefon  Norwegen  an  ftd)  gebracht  Jjatte  unb 
als  fein  (Stgentlmm  betrachtete,  machte  Äanut  2lnfprucr;  auf  bie  itrone  9?or* 
wegen  unb  jaf)  in  £>laf  II.  einen  Xtyonxanbtx.  5luch  führte  er  Norwegen 
gleich  Ü)änemarf  unb  (Snglanb  unter  feinen  Atteln.  2)aS  offene  @enbf  abreiben 
an  bie  (Snglänber  beginnt  mit  ben  Sorten:  „3ch  jtanut,  Äöntg  tton  gan§ 
Gmglanb,  oon  2)änemarf,  Norwegen,  unb  eines  SfjetlS  üon  Schweben." 

Unter  bem  &f)etl  t>on  Schweben,  ben  Mannt  fein  nennt,  ftnb  ohne 
3weifel  bie  Warfen  an  ber  ©otljaclf  ju  »erftetyen.  s2lber  eS  war  meines 
(SractitenS  ein  fchltmmeS  23or§ctchen  für  ben  6ct)webcnföntg  9Jnunb  3afob, 
baß  Mannt  unteres  (bebtet  nia^t  mit  bem  eigentlichen  tarnen  belegte,  fort* 
bem  als  einen  £f)etl  ScbwebenS  be§ctd)nete.  3)tefe  2lrt  bcS  5luSbrucfS 
Herrath,  wie  mir  fa)eint,  gute  £uft,  aud)  baS  übrige  Schweben  in  feine 

*)  Pacato  omni  regno  nostro  hic  in  Oriente ,  ita  ut  a  nulla  parte  bellum  aut  ini- 
micitias  aliquorum  timere  habeamus.  2)  £)afjtmann  I,  110.  $lok  2  it.  3.  3)  Heims- 
kringla  II,  267.  269.  4)  II,  55.  $ev£  VII,  326.  5)  Chronic.  VIII,  5.  $er$ 
IU,  863.       6)  ®efd)i(^te  (Sngtan^  I,  464.  9Me  4. 


90 


$abft  ©vegoriuö  VIT.  unb  fein  3eitalter. 


©cwalt  ju  bringen.  (Sine  trrtt)üm(tcf)e  Deutung  ber  angeführten  3Infang3* 
Worte  be£  93rtcfö  würbe  allem  3tofcfyeme  nach  Urfaa)e,  ba£  mehrere  ber 
älteren  (Shrontften  *)  ba3  ©abreiben  nnb  mit  bemfelbcu  aud)  bie  römtfcbe 
9tetfe  be3  Königs  in  bte  Seit  nacb  erfolgter  Eroberung  9?orwegen£  verfc^ 
ton.  Sie  wähnten  nämltd),  Äanut  t)abe  erft  nad)  legerem  (£retgntffe  ben 
Site!  Äönig  von  Norwegen  annehmen  Uttum,  wäf)renb  er  bod)  benfelben 
fraft  (SrbrecbtS  von  jer)er  bcanf:prud)te. 

9iacbbem  ber  Äö'ntg  bie  alte  £)rbnnng  ber  Dinge  tn  Dänemarf  wte* 
berl)ergeftellt,  bem  3arl  Ulf  aber  —  bem  er,  wie  tötr  fer)cn  werben,  nur 
Sunt  ©Cheine  versteh  —  SBefehl  erteilt  hatte,  alle  bäntfehen  (Schiffe  ^erbet^ 
§ufüf)ren,  lief  er  mit  ber  gefammten  englifd)en  unb  bäntfehen  Seemacht  ge* 
gen  bte  vereinigten2)  glotten  Dlafö  II.  unb  5lnunb  3afob3  au$,  weld)e 
bie  lüften  Schonend  verheerten.  2lnfang3  focht  ber  Däne  nicht  glücfltd): 
an  ber  9)iünbung  beS  £elgafluffc6  erlitt  itanut  eine  ©d)lavve.  £)laf  von 
Norwegen  l)atte  bte  ©ewäffer  ber  «£>elga  unb  einiger  anbern  benadjbarten 
33äct)e  bura)  einen  aufgeführten  Damm  gefd)Wcllt.  5116  nun  ber  Damm 
burd)  [lochen  warb,  ftür§te  baö  Gaffer  mit  foleber  ©ewalt  auf  bte  vorltegenbe 
glotte  $anut£  loS,  ba|3  felbft  bae  föntgltd)e  glaggenfa)tff,  ber  Draa)e  gc* 
nannt,  tro#  feinet  f)üt)en  23orb3  in  ®cfar)r  gerietr).  9fur  bte  Savferfett 
Ulfs,  ber  bem  Röntge  §u  <§ülfe  eilte,  wanbte  eine  ^teberlage  ab.3) 

$on  ben  engltfd)cn  Duellen  fennt  nur  bte  ©achfetutronif ,  unb  aud) 
btefe  bloö  tu  einigen  §anbfd)riften,  ben  eben  erzählten  Unfall  ^anutö,  unb 
fttmmt  babet  genau  mit  bem  ^Berichte  Suorro'^  überein,4)  waö  abermals  ein 
93cwet3  von  ber  £reffltd;feit  beö  tölänbtfd;en  @efd}td)tfd)reiber3  ift.  6ett* 
bem  nahm  ber  $amvf  eine  günftige  Beübung  für  ^anut.  Die  fd)WebtfaV 
norwegifdje  glotte  warb,  wie  ich  früher  gezeigt  habe,  bt£  nach  ber  Klüfte 
von  £)ftgothlanb  htnaufgebrängt,  unb  £)laf  II.  mu^te  im  ^erbfte  1027 
ben  Olürfweg  naef)  Norwegen  §u  £anb  bura)  Schweben  antreten. 

Den  hinter  von  1027  auf  1028  brad)te  ^öntg  Äanut  §u  9toe3ftlb 
tu  ber  borttgen  *ßfa(&  §u.  (StneS  £agö  gab  ihm  3arl  Ulf  ein  geftgelag. 
$anut  fat)  ftnfter  bretn;  um  tt)n  §u  erheitern,  fchlug  ber  3arl  ein  6d)aaV 
fptel  vor,  was  Äanut  gut  fyief.  Der  jlbmg  fptelte  jebod)  ntebt  gut.  3art 
Ulf  nahm  tl)m  einen  bitter  —  fo  fytejj  nacb  norbtfdjem  (Sprachgebrauch  ber 
©vrtuger  —  weg,  <ftanut  wollte  baö  nicht  gelten  laffen,  barüber  gerteth 
Ulf  In  3orn,  fttef  ba$  Schachbrett  um  unb  eilte  fort.  5llö  er  an  ber  &hure 
war,  rief  berßönig:  fliehft  bu,  furchtfamer  Ulf?  Der  Sari  entgegnete:  an 


')  Sßie  £einridj  yon  Huntington  (@amle  ©,  364)  unb  ^lovcntiuö  ».  SQBorccfiev 
(Flores  histor.  ©.  620).  2)  Ueber  baö  Sünbntp  üevgleicJ)e  man  ba$ ,  ioaö  tc^  93onb  II, 
(S.  636  fagte.  3J  Heimskringla  II,  269  flg.  4)  Sa^^enberg,  ©efc^id^te  @ug^ 
lonbö  I,  475  Note  1. 


QSicrteö  33ucf).    (Sap.  6.    Bevuuufniffe  im  £aufe  Äamitö.    JEevfelbe  flivbt.  91 


ber  §elga  bift  bu  geflogen,  nidjt  idv,  bamalS  f)ieß  id)  nidjt  feiger  Ulf,  als 
ia)  bir  $u  #ülfe  fam  gegen  bie  @d)weben,  bie  (§ucfe  wie  £unbe  prügelten. 

S3ett>c  gingen  jn  33ett.  51m  anbevn  Georgen  forberte  ^anut  feinen  8eib> 
biener  —  (wörtltd)  feinen  (Sdnifybuben,  ber  bem  £errn  bte  gußbefleibung 
au3*  nnb  einbog)  auf,  ben  3arl  §n  elfteren.  £>er  Sei&biener  ging  fyin, 
braute  aber  bic  9£ad)rid)t  jurücf,  baß  Ulf  nad)  ber  3)reifaltigfeitftrd?c  ge* 
flüchtet  fei.  9tuu  gab  Äamtt  einem  gebornen  Norweger,  3war  bem  SCBetfc 
fopf,  ber  in  ber  foniglidjen  Seibivade  biente,  33efe|i,  ben  Satl  umzubringen. 
3war  fanb  ben  Unglücflidmt  im  (£r)ore  ber  Strebe  unb  l)ieb  ihn  §ujammen. 
diu  folcfje^  (Snbe  nafym  im  @pätl)erbft  1027  ber  letzte  jener  (großen,  bie 
e$  gewagt  Ratten,  eine  |er$ogltcfte  Stellung  neben  kernig  Jtanut  §u  befyaup* 
ten.  2)er  @rfd)lagene  Unterließ  auS  ber  @l)e  mit  Siftrtba,  Aqmitf  Scfywe* 
fter,  einen  Sofyn ,  Swen  III.,  ber  nacb  bem  frühzeitigen  §lu8fterben  ber 
Jhttytfinger  ben  Stroit  £)änemarf$  beftieg  unb  eine  Stynaftic  grünbete, 
weld)e  bie  ^errfefjaft  mehrere  3af)rl)unberte  lang  behauptet  l)at. 

3m  folgenben  3al)re  griff  jtanut  met;r  mit  ®olb  unb  23eftcdumg,  als 
mit  Staffen  an  unb  erreichte  feinen  3we<f,  wie  idj  an  einem  anbern  £)rte  2) 
gezeigt  l)abe.  Olaf  II.  würbe  auö  feinem  £anbe  vertrieben,  unb  alö  er 
1030  jurüdfefyrte,  in  ber  Scblacbt  bei  Stiflaftabt  vom  23auernl)cere  getöb* 
tet.  3m  nämlidjen  3al)re  fandte  Mannt  feinen  Sorm  erfter  (§r)e,  Swen  IL, 
ber  bi^er  föniglidjer  Statthalter  über  bie  wenbifdjen  25eft£ungcn  geroefen 
war,3)  mit  bem  Sitel  eineS  Könige  nad>  Norwegen  l)inüber.  3)ie  $or* 
munbfd)aft  über  ben  jungen  §errn,  ber  bamatö  raunt  15  Sarjr.e  ge§äl)lt 
l)aben  fann,  follte  feine  Butter,  bie  (Snglänberin  Sllfgive  führen,  worauf 
erftcfttltdj,  baß  «ftanut  mit  ber  erften  ®emal)lm  fortwäfyrenb  in  frennbltcfyen 
$erf)ältniffen  ftanb. 

2>er  anbere,  jüngere  Solut  Mannte  aus  ber  mit  (Smma,  £arbt* 
fnut,  blieb  alö  Unterföntg  in  3)änemarf.  (£r  hat  nacb  bem  £obe  feinet 
$ater3  trojj  ber  Umtriebe,  welche  feine  Butter  (Smma  unb  bereu  $artl)et 
für  i|n  matten,  bie  jfrone  (SnglanbS  l)auptfäd)lid)  barum  nidjt  erlangt, 
weil  er  feit  3al)ren  in  3)äuemarf  abwefenb  war.  Um  bie  3eit,  ba  ^anut 
bie  von  Ulf  unb  (Smma  angebettelten  9iäufe  burd)riß  unb  bie  frühere  £)xi* 
nung  l)erftellte,  alfo  im  3al;re  1027  ober  fur$  barauf,  föefnt  MoniOr  Mannt 
eine  wid)ttge  tixä)l\ä)t  (Smridjtung ,  bte  längft  in  ©nglanb  beftanb,  auf 
Dänemarf  au3geber)nt  ju  ^ben. 

Um  1070  fdjreibt4)  $abft  Mkxatöex  II.  an  ben  bamaligen  Mbnia 
von  £>änemarf,  ©wen  III.,  ber  Slftrjb  Solut:  „2öir  ermahnen  bidi,  baß  bu 
ben  3in^/  ben  beine  Vorgänger  an  bie  apoftoltfa)e  Cammer  ju  entrichten 


Heimskringla  II,  276  flg.         2)  Söanb  II,  636  flg.         3)  Heimskringla  II, 
383  flg.       *)  Mausi  XIX,  943.    Jafie,  regesta  pontificura  9^v.  3379. 


92 


$abfi  ©tegonug  VII.  unb  fein  Bettalter. 


pflegten,  und  unb  unfern  Nachfolgern  pünftltcfc  überfchideft."  Demnad) 
haben  Vorgänger  ©wenS  III.  einen  ^etcröpfenning  für  tl)r  9^etct)  t>er  rö? 
mtfcfjen  Kirche  gejault.  Nun  waren  bte  älteren  Röntge  Dänemark,  btö 
auf  Swenl.  ©abelbart  l)crab,  gange  ober  halbe  Reiben.  (Srft  itanut  l)at 
ein  ettgeS  33erl;a(tnt0  mit  ber  Mxfyc  angemüpft  unb  feine  cngltfdjen  Untere 
Ratten  ftrenge  §u  (Sntridjrung  beS  $etergrofa>enö  angehalten.  ($r  muß  e$ 
gcwefen  fein,  ber  btcfelbe  ©teuer  aud)  auf  Dänemarf  übertrug,  unb  td)  fefye 
leinen  paffenberen  ßeitpunft,  in  welchem  ©olcfyeS  gefeiert  fein  fönnte,  al3 
bte  näcbften  3ar)re  unmittelbar  ober  balb  nad)  ber  ^etmfefyr  t>on  ber 
römtfchen  Netfe. 

Der  britte  ©of)n  ÄamttS,  #aralb,  tri  ber  erften  @f)e  mit  SUfgtoe  er? 
§eugt,  bem  ber  SSater  laut  bem  3eugmffe  2lbam3  unb  ©aro'3  baö  Untere 
fönigtl)um  tu  (Snglanb  §uwanbte,  foll  nad)  ber  Äntytltnger  ©age1)  feinen 
©i$  im  nörblidjen  S3rttanutcn  erhalten  haben,  liefet  unwal)rfchetnltd)  tft,  ba£ 
ber  fcr>ottifd)e  Ärieg,  ber  leiste  von  ^anut  geführte,2)  roelcber  1031  ausbrach 
unb  mit  Unterwerfung  ber  burd)  ©hafefpeare  gefeierten  gürften  enbete,  ju 
$aratoä  ©unften  unternommen  warb.  Dunfan,  üttalfolm,  9Jiafbetl)ab 
flehten  «£>aralb$  ©eepter  untergeordnet  worben  ju  fein. 

Die  Duellen  berichten  fel)r  wenig  au$  ben  legten  fahren  ^anutö. 
28ir  erfahren  blo6,  baß  ber  SBerfud)  bee  Normannen  Robert,  (£uglanb  am 
zugreifen,  mifjglücf te. 3)  Dagegen  erhellt  auö  ber  norwegtfd)en  ©efd)td)te, 
baß  gegen  (Snbe  ber  Regierung  ilamttS  feine  Wladjt  bei  Weitem  nicht  mein* 
fo  fel)r  gefürd)tet  würbe  als  früher.  Denn  fonft  würbe  Weber  jener  See? 
föntg  Tn;gwe  im  3af)re  1033  ben  3U3  Öe9eu  ©wen  IL  von  Norwegen 
angetreten,  nod)  würbe  bte  ^arthet  DlafS  II.  im  folgeuben  grül)ling  (1034) 
e$  gewagt  haben,  bem  jungen  SJkgnuS,  DlafS  II.  ©ol)ne,  Anträge  §ur 
Nürffcl;r  in  baö  väterlid)e  Neid)  §u  machen.4)  Der  Däne  ©aro  beutet5) 
an,  baß  Mannt  an  einer  langwierigen  ,ftranff)ett  litt,  bte  feinen  Tob  tyx* 
beifügte.  Diefeö  ©ted)tlntm,  verbunben  mit  ben  3erwürfniffen  im  ©choofje 
ber  föntgltchen  gamtlte,  welche  burch  bte  Umtriebe  ber  betben  Mütter,  (Smma 
unb  2ltfgtve,  unb  ben  ber  bret  Söhne  wtber  eiuanbcr  genährt,  fort? 
bewerten  unb  nad)  Kanute  Tob  an$  Tageslicht  hervorbrachen,  mad)t  bte 
Tf)at  Trtygwe'3  unb  bte  Mtyxtyit  ber  tyatfyd  DlafS  II.  begreiflich. 

Saut  bem  3eugmffeG)  ber  ^tlbeShetmer  (£f)ronif  ^  ^  glorenttttS 
von  ^Borcefter,  baS  burch  ©norro  beftätigt  wirb7)  unb  burch  Angaben  fpä? 
terer  ©d)riftfteller,  weld)e  beS  Königs  Tob  tnS  folgenbe  3af)r  verlegen,8) 
nid)t  gebrod)en  werben  fann,  ftarb  $anut  tm  ©pätf)erbft  1035.    2ll£  To? 

*)  Cap.  17.  man  üevgl.  <$af)fmann,  bänifdje  ©efc^id^te  I,  113.  2)  @ielje  oben 
©.  54.  3)  SDte  Belege  bei  Babenberg  I,  480.  4)  <Sief>e  JBanb  II,  645  flg. 
5)  ©.  181  gegen  unten.  6)  «Sietye  23anb  II,  646.  ')  JDaf.  8)  JDa^lmann  I, 
115.  9?ote  2. 


93ierfeö  93uch-    &a\\  7.    Sfaögang  ber  Äntytlinger  £aralb  unb  Jparbifmtt.  93 


betrag  nennt  glorentiuS  ben  12.  ^ftooember,  ber  £üneburger  9MrologO 
bagegen,  eine  gute  Duelle,  ben  11.  bcffelben  9J?onat£.  @r  fann  faum  ba$ 
36.  3afjr  erreicht  tjaben.  £>ie  Setdße  würbe  in  ber  wefifäcftftfdjen 
ÄönigSgruft  ju  SBindjefter  befgefe|t.  ßanut  blieb  bte  §u  feinem  @nbe  in 
gutem  (Siiwernefymen  mit  ber  @lerifei,  für  welche  er  2lujkrorbentlid)e8 
gctljan  t>at.  ©eine  geiftlicfyen  ©efefce  verfügen,2)  Wie  folgt:  „ffiet  bie 
Abgaben  an  ben  (SleruS,  näm(id)  ben  Sßflugfdjöfj,  15  Sfädfjte  nad)  £)ftem, 
ben  SSte^e^nteti  auf  ^(tngften  nub  ben  grud^inö  auf  2Üler  fettigen  ÜJJeffe 
ntdbt  un&ertt>eigerltc$  entrichtet;  ber  wirb  fogleicb  anSgepfänbet.  Ser  bie 
$omfteucr  (ben  *|3eter$pfennmg)  auf  sperrt  Stfeffe  (*ßetri  ^ettenfeier,  b.  I). 
ben  1.  2luguft)  §u  jarjlen  fäumt,  ber  muß  an  ben  betreffeuben  23ifcr;of  30, 
an  bie  föniglicbe  Äammcr  120  ©dullmge  33u(k  abtragen. "  2)te  -Jftaffe  beS 
englifd&en  $olf3  bagegen  fcfjeiut  bie  bäuifd)e  §errfd)aft  mit  minber  günfti* 
gen  Singen  bdxafytit  ju  Ijabcn. 


Siebtes  CapiteL 

üftach  bem  Xobe  jtanutg  roirb  in  (Snglanb  fein  erflgeborner  ©ofm  auö  ber  (§!je  mit  Sllfgioe, 
-£>aralb  ,  jum  Könige  aufgerufen ,  aber  (Srjbifchof  Slelnoth  »on  (Santerburty  toeigert 
ftch,  benfelben  fronen.  £)iefe  Sljat  beS  Prälaten  frifcht  ben  tiefgefunfenen  SWntf; 
Chntna'ä  unb  ifjrer  ^art^et  lieber  auf.  £aralb  mirb  gelungen,  bie  £ätfte  (Eng* 
lanbö  an  <£arbifnut,  ben  ©oljn  ©rnmo'S  auf  ber  jtoetten  (Sf>e  mit  Äanut,  aoju* 
treten.  $>ie  SRutter  ruft  £arbifnut,  ber  in  £)änemarf  roeilt  ,  nach  (5'nglanb  fyin* 
über,  aber  berfelbe  fann,  burcfy  ben  Ärieg  gegen  SJlagnuö  oon  ^iortoegert  aufgehalten, 
nicht  fommen.  Soll  Ungebulb  hierüber,  forbert  (Smma  ihre  ©ohne  auö  erfter  (§*l)e 
mit  Slettjelreb ,  (Ebloarb  unb  Slelfreb  auf,  ^»aralb  ju  vertreiben  unb  ftdj  t^reö  üäter* 
liehen  Geichs  ju  bemächtigen.  (Sbloarb  erfcf;eint  mit  einer  fleinen  flotte  auö  ber 
Cftormanbie,  fe^rt  aber  tvieber  um,  ba  er  ftef)t,  bafj  bie  Slngetfacfyfen  tfyti  nicht  untere 
fiü|en.  9cun  macht  (Ebftarbö  jüngerer  S3ruber,  5lelfreb,  einen  (Einfall  in  Qhtglanb, 
tt?irb  aber  »erraten  unb  getöbtet.  (Emma  mufj  nach  Slanbem  flüchten.  £aralb 
jiirbt  im  Wläx$  1039  tolo&tich  toeg.  3e|t  ruftet  £arbifnut  eine  glotte  in  2)äne^ 
marf  auö,  holt  feine  Butter  (Emma  in  glanbern  ab,  fegelt  nach  ber  englifchen  ^üfie, 
tt)irb  aU  Äontg  begrüpt,  behanbelt  aber  gleichwohl  baö  Sanb  alö  ein  erobertet. 
(Eintreibung  fehlerer  (Steuern.  (Empörung  Don  SOBoicefier.  Stäche  an  ben  33eft'egten. 
^arbifnut  fiirbt  im  Suni  1042.  $)ag  ganje  ^»auö  Mannte  ift  ertofehen.  2)dne^ 
marf  für  immer  üon  (Englanb  getrennt.    1035  Bis  jum  (Sommer  1042. 

@leic^  nad)  bem  ^obe  Kanute  brac^  rmlbe  $)x>ktxati)t  au6.  2)te 
$artl)ei  (Smma'3  unb  bie  große  Wltyxtyit  ber  5lngelfad)fen  verlangte,  baf 
^arbifnut  ober  roemgftenö  einer  ber  ©ö^ne  (Smma'S  au6  ber  Gfyt  mit 
(£tl)elreb,  bie  noeb  immer  in  ber  ^ormanbie  weilten,  auf  ben  Xl)xon  er^o^ 


l)  ffiebefinb,  OZoten  III,  85. 
unb  533  flg. 


2)  Ancient  laws  of  England  @.  156  unten  flg. 


94 


tyahfi  ©vegoviuö  VII.  unb  fein  3eitaltet. 


ben  werbe.1)  9ütf  Seite  (Smma'S  ftanb  bcr  macbtige  ©obwin,  (Sari  üon 
«ftent,  ber  tto&Xjretib  ber  innerltcben  ©treittgfeiten  unter  ben  Sutten  $anut6 
immer  höher  ftteg,  aber  aucb  je  nad)  feinem  SBortfyeif  bie  garbe  wecbfelte. 
OTefn  bie  in  (Snglanb  angeftebelten  3)änen,  namentltcb  bie  §u  Bonbon  ein* 
gelagerte  Slbtheilung  ber  ^hinglitt),2)  waren  anberer Meinung,  unb  weil 
fte  9Jfacbt  unb  Sßaffen  in  ^änben  Ratten,  brangen  fte  burcf).  5luf  einem 
nad)  £)rforb  berufenen  £anbtage  wägten3)  fte  ^aralb,  ben  (Sor)n  ber  2llf* 
gbe,  §um  Herrn  be#  SfJcfdbö  /  ber,  wie  iaV  oben  fagte,  febon  £on  feinem 
SSatcr  §um  Unterfönig  im  Horben  üon  (Snglanb  eingefe^t  Würben  war.  3u 
Haralb  hielten3)  außer  ben  hätten  faft  alle  £l)ane  beö  Horbens,  inSbe* 
fonbere  ber  (Sari  i>ott  ÜDkrcien,  Seofrtf.  3>r  neue  Äönig  febiefte  fofort  Sölb* 
»er  aus  unb  ließ  ben  6cba£  ßamuS,  ben  (Smma  §u  Sßmdbefter  bewaebte, 
gewaltfam  wegnehmen;  fte  felbft  erlieft  Sefefyl,  a!6  Verbannte  am  ncimlt* 
eben  £)rte  ju  bleiben.1)  Scbreefen  ergriff  nach  biefen  Vorgängen  bie  $ar* 
tfoet  (Smma'3:  »tele  flogen  in  2Öälber  unb  (Siuöben.5) 

3)ie  *ßartheiung,  bie  im  SRetdje  fyerrfdjte,  l)at  ftd)  ben  (£t)rom(kn  mit* 
geseilt.  3l)re  9cachrtd)ten  ftnb  fur§,  mangelhaft,  unsutterläfftg,  unb  c3  ift 
beßhalb  fd)Wterig,  ben  lettenben  gaben  ^erau6§uftnben.  3)er  Sobrebner 
(Smma'6  berichtet,6)  furj  nach  ber  2Bal)l  jum  Könige  b)abe  ^aralb  ben 
S'rjbit'chof  5lelnotl)  tton  (Santerbun;  aufgeforbert,  tf)n  ju  frönen,  aber  biefeö 
infiniten  fei  üon  bem  Prälaten  mit  ber  (SrHärung  jurüefgewiefen  worben: 
fo  fange  ilmber  (Smma'3  leben,  werbe  er  nie  unb  unter  keinerlei  Umftanben 
trotte  unb  ©cepter  einem  Slnbern  übergeben.  3)er  Sobrebner  fügt  bei, 
Haralb  habe  feitbem  fofeben  Haß  gegen  ben  (Sleru6  gefaßt,  baß  er  bie 
sßfltdjtcit  ber  rbnftß^en  Religion  tterfäumte  unb,  ftatt  bie  9J?effe  §u  hören, 
auf  bie  3agb  ging.  3cf)  halte  biefe  2lu3fagen  barum  für  waf)r,  weil  tro£ 
ber  neultcfjen  9?tebcrlage  bie  ۧartl)ct  (Smma'3  alSbalb  wieber  einen  uner* 
warteten  2luffd)Wung  naf)nt.  (Sine  fötale  Slenberung  fann  nur  bura)  '^w>U 
febenereigniffe  herbeigeführt  worben  fein,  unb  gut  paßt  t)ie§u  ba6  Auftreten 
beö  (Srjbtfdjofö ,  baö  ben  (SleruS  befttmmen  mußte,  ber  #&itt\vt  treu  §u 
bleiben. 

Uebereinfttmmenb  melben  glorentiuö7)  unb  Heinrich8)  »on  Huntington, 
baß  §ara(b  in  Jhtr$em -genötigt  warb,  (Snglanb  §u  tbeilen  unb  ben  <B\u 
ben  beS  $eid)3  an  ^arbifnut  abzutreten.  3)a  (euerer,  burcf;  äfcrjWkftuit* 
gen  in  2)änemarf  priicfgeljaltert ,  nicht  perf  ertlich  erfreuten  Tonnte ,  follte 
(Smma  bie  9fegcntfchaft  im  6üben  übernehmen.  £>ie  6achen  [tauben  je^t 
jo,  baß  bie  5ßartr)ct  ber  Königin  bei  einigem  gleiß  unb  ®lüd  bie  Herr* 
fchaft  über  ba6  ganje  Saub  hätte  erlangen  fönnen,  waö  ftd)erltd)  ihre  5lb* 

x)  @a»ile  76.  894  unten.  2)  S)ie  @acf)fend^vontf  ad  a.  1035  fagt:  the  lithsmen 
ou  Lunden.  3)  @aöilc  ®.  364.  4)  FJores  temporum  (5.  622.  5)  @at)tfe  894 
unten  flg.       6)  fiangeberf  II,  496.      ')  Flores  temporum  <&.  622.     8)  ©aöile  ©.  364. 


23terte£  93ud).    Gap.  7.    Sluögang  bet  »ftntytlinger  £»u-alb  unb  #arbifnut.  95 


fidjt  war.  ü)ennoct)  gelang  mcfrtS,  unb  §war  fyauptfäcblicb  bef fjatb,  weil 
ber  wafyre  (Srbe,  ,§arbtfmir,  ftd)  ntd)t  felbft  feiner  ©acbe  annahm.  SBarum 
fam  er  md)t  au3  3)änemarf  herüber?  (Sr  fonnte  ntcbt !  2)er  ©d)lüffel  fct^ 
nc3  3*>9crnö  tf*  m  ^en  norwegifdwt  $erl)ältntffen  fttdien. 

5ln  einem  anbent  Drte *)  würbe  berietet,  baß  s)J?agmt6,  £>laf3  ©of)n, 
feinen  ©egner,  ben  eben  fo  jungen  ©wen  IL,  $anut3  ©olut,  nod)  im 
3al)re  1035  auö  Norwegen  vertrieb  unb  tt)n  nötigte,  am  §ofe  feinet 
©ifefbruberS  $arbtfnut  in  £>änemarf  3uflud?t  51t  nehmen,  ©wen  II. 
ftarb  balb  barauf,  aber  feine  2lnfyrüd)e  auf  bie  verlorne  $rone  erbte  ber 
jüngere  33ruber  §arbtntur.  2)arum  .5fr ieg  §wifd)cn  Dänemarf  unb  9lor^ 
wegen.  33eibe  unmünbige  Röntge  $ogen  wiber  einanber  ju  gelb  unb  ftan^ 
ben  längere  3eü  unter  SÖaffen,  bis  bie  SBafallen  beS  (£tnen  wie  beö  2ln* 
bem  ben  früher2)  befd^rtebenen  (Srbüertrag  erzwangen.  Wlan  fter)t  nun: 
^arbifnut  fonnte,  fo  fange  biefe  gekannten  $err)ältmffe  §um  yiafybaxfiaak 
bauerten,  3)änemarf  nid)t  tterlaffen,  weil  er  fonft  ber  @efat)r  ftd)  au6fet$te, 
feine  (Srblrone  ju  verlieren,  wa6,  wenn  er  aud)  für  ftd)  wenig  SOSertt)  auf 
biefelbe  legte,  feine  SBafatfen  nie  gebulbet  rjaben  würben.  $aum  war  ba* 
gegen  bie  ©teüung  gegen  Norwegen  geftdjert,  al§  er  aud)  eine  §eerfar)rt 
nad)  ©nglanb  antrat.    §ie»on  fpeiter. 

Altern  bie  Königin  (Smma,  bie  nur  il)re  näd)ften  233ünfcf)e  unb  Wnge* 
legenfyetten  im  5luge  fyatte,  fal)  bie  6ad)e  au6  einem  anbern  ©eftd)tö^un!te 
an  unb  fytelt  baS  ©äumen  ^arbtfnutS  für  ©d)Wäcbe  unb  ^acbläfftgfeit. 3) 
SSoll  Ungebulb  forberte  fte  ir)re  älteren  6öfme  au6  ber  erften  ($r)e  mit 
(Stfyelreb,  (Sbwarb  unb  2lelfreb  auf,  einen  bewaffneten  Einfall  auö  ber  9?or* 
manbie  §u  Eroberung  beö  angelfäd)ftfd)en  sJ?eid)ö  §u  wagen.  £)er  £obrebner 
u)etlt4)  einen  SBrief  mit,  ben  bie  9J?utter  §u  biefem  3*wcf  an  ü)re  ©örme 
richtete,  fügt  aber  bei,  $öntg  §aralb  l)abe  baö  ©abreiben  gefd)tniebet  unb 
ben  betten  gürften,  bereu  (§rbred)t  er  fürchtete,  in  bie  £änbe  gefptelt,  um 
ifmen  eine  galle  §u  legen.  2)ieg  ift  meines  (SradbtenS  eine  ©rftnbung, 
welche  6d)metcbelet  erfann,  um  bie  $erantwortlid;feit  ber  fdblimmen  golgen, 
welche  bie  unüberlegte  (Sinlabung  naa).  ftcb  §og,  sott  ber  Butter  ab  auf 
Die  ©ctyultem  eines  Slnbern  ju  wälzen.  (Smma  fyat  ben  S3rief  wirflia)  ge^ 
fa^rieben  unb  bie  ©öfme  gelten  tfyn  für  äd)t:  fte  folgten  bem  SRufe. 

3uerft  braute  Abwarb  eine  glotte  »on  40  ©Riffen  in  ber  9^ormanbte 
aufammen,  fuf)r  über  ben  ^anal  hinüber  unb  (anbete  in  ©outl)ampton. 
©ein  $ortjaben  war  bereite  t>erratl)en,  eine  ©d)aar  feinblic^er  Gruppen, 
welche  ^aralb  auggefcf)idt  r)atte,  erwartete  i^u,  fam  ju  einem  Kampfe, 
in  welkem  Abwarb  geftegt  f)aben  foll.    £>a  er  jebod)  gewahrte,  baß  ba£ 


l)  33anb  II,  646.  2)  3)af.  @.  647.  3)  Flores  temp.  ©.  622  unten. 
4)  Sangebecf  II,  497. 


96 


^>abfl  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Bntctlter. 


$olf,  f et  e3  au6  ®l$i$$i{ticjttit  f  fei  eS  auS  gurd)t  vor  §aralb6  über* 
legener  9J?ad)t,  lüc^t  geneigt  fei,  für  ifyi  bte  Staffen  ju  ergreifen,  fefyrte 
er  lieber  um  unb  fegelte  nad)  ber  SRormanbte  jurücf. ') 

(Stntge  3ett  fpäter  unternahm  (SbroarbS  jüngerer  23ruber  Slclfreb  einen 
jroetten  (Einfall,  aber  nicht  von  ber  9iormaubte,  fonbem  von  glanbem  au$. 
Der  9tformannenf)erjog  Robert,  iuicf)fter  93ervoanbter  ber  ©öfytte  (Emma'S, 
auf  beffen  SBciftanb  fte  fonft  Ritten  rennen  fönueti,  lebte  nicht  mefyr  —  er 
war,  rote  tct)  früher  fagte, 2)  auf  ber  *Rücffel)r  von  einer  SBallfahrt  nach 
3erufalem  1035  geftorbcn,  fein  bamalS  noch  unmünbiger  (Erbe  2Ötlr)elm 
ftanb  unter  93ormunbfd)aft  beS  franjöftfc^en  $önig3, 3)  ber  ftcf)  nid)t  in  bie 
eitglifchen  £r)ronhcutbel  mifd)en  roollte.  ®elb,  um  auf  eigene  gauft  rote  fein 
53ruber  (Sbroarb  SRannfcbaft  unb  ©c^tffe  §u  werben,  fcheint  Slelfreb  nicht 
gehabt  $u  haben,  alfo  roanbte  er  ftd)  an  baö  längft  mit  bem  normannifajen 
verbunbene  flanbrifa}e  ^>au6.  3)er  bamaltge  -üOtafgraf  SBalbutn  V.,  ver* 
mahlt  mit  2lbela  ber  £oa)ter  beö  Königs  Robert  von  granlreta),  gab  tfjm 
einige  <5d)iffe,  mit  betten  er  nach  (Snglanb  hinüber  fur)r.  5lnfaitg6  faxten 
tfym  ba$  @lücf  §u  lädjeln.  3ener  ©obrotn,  ber  nad)  bem  £obe  $anut6 
bie  CßartJ>ei  (Smma'ö  ergriff  unb  für  fte  arbeitete,  fam  tf)m  entgegen  unb 
verfpraa)  treue  3)teufte.  $3  war  95erratt).  ©obwin ,  bura)  §ara(b  mtttelft 
großer  $erfpred)ungen  gewonnen,  ^atte  bie  garbe  gewechselt:  er  lieferte  ben 
^nfömmltng  fammt  feinem  ©efolge  in  bie  §äube  bee  Königs,  ber  bie 
Begleiter  2lelfrcb6  ermorben,  if)n  felbft  alfo  blenben  lief,  baß  er  an  ber 
$erwunbung  ftarb.4)    2)ieß  gefchaf)  im  Saufe  be$  3af)r6  1036. 

(Sin  beutfa^er  33ertO)t  liegt  vor,  ber  im  3ar)re  1036,  mitten  unter 
obigen  (Sreigniffen  abgefaßt,  ein  IcbenbtgeS  23ilb  ber  3er^ürfntffe  be3  $nv> 
littger  £aufeö  gibt.  3)cr  nämliche  ^offlerifer,  bem  wir  treffliche  9laa> 
rtcbten  über  ben  Stur§  beö  ^ärntl)ner  «£>er$og3  2lbalbero  verbanfen,5) 
fd)rieb  ß)  im  3ult  1036  an  feinen  getftlidnm  $orgefe$ten,  ben  33ifa)of 
Sl§efo  von  2Borm6:  „3hr  fte^t  in  fyofyer  @unft  bei  unferer  jtatferm  ©tfela, 
auc^  bte  junge  Königin  jhtnigunba,  bie  jarte  ©emal)lin  be$  Sfyronerben 
§einrid)ö  III.,  will  (Such  Wof)l.  6te  fyat  fcr)on  mehrmals  geflagt,  baß 
fett  (Surer  (Entfernung  vom  §ofe  9^temanb  fte  mit  füßen  9^anbeln  befa)enfe, 
noch  fte,  fo  roie  3hr  tratet,  mit  väterlichen  Korten  §u  tröften  rotffe.  Neulich 
roar  fte  etroaö  franf,  tft  aber  je^t  roteber  roohl  auf.  2lud)  erfd)ien  fürjlich 
vor  ihr  eine  angelfäcbftfche  ©efanbtfcbaft,  roelche  golgenbeö  melbete:  ßure 
ungerechte  (Stiefmutter  (Sllfgtoe)  ftnnt  barauf,  ©urem  leiblichen  SBruber  §arbi> 


l)  Guilielm.  pictav.  de  gestis  Wilhelmi  Bei  93ouquet  XI,  75.  z)  Oben  <S.  48. 

3)  @aüile  @.  364  unten  ftg.    Sangebecf  II,  497  n.  499,  fo  nne  S3ouquet  a.  a.  £). 

4)  Flores  tempor.  ©.  622.  gangebed  II,  497.  33ouquet  XI,  75  flg.  6)  <Ste^e  33anb  I, 
473  flg.       fi)  ©tefebrec^t  beutle  Äaifec  II,  612  flg. 


93ierteö  93ud).  (5ap.  7.   ?Iu§gnn^  ber  Än^tlinger  £aralb  unb  .iparbifnut. 


97 


fnut  baS  9^etcf>  §u  entstehen.  3«  folgern  33ef)itfe  gab  fte  ben  engftfcben 
©rojkn  prächtige  gefte  imb  fparte  Weber  @elb  nod)  glatte  Sporte,  um  bte* 
fetbcn  511  »erführen.  2tber  biö  jefct  ftnb  ftc  ber  $erloa"ung  m'cfyt  nur  be* 
ftarrli*  irctberftonben,  fonbern  Reiben  aueb  (Suren  93ruber  $arbtfnut  burdj  be* 
fonbere*  93ettolTmä'&ttgte  einmütig  aufgeforbet,  baß  er  fo  balb  als  mb'gltd) 
nädj  (Snglanb  fommen  möge/'  2Bie  man  ftet>t ,  roar  eS  2llfgioe,  toeldCjc 
hinter  tbrem  €obne  ^aralb  voirfte,  unb  bte  $änfe  roiber  (Smma'S  @efcf)(ccf)t 
leitete.  Smmerbm  Raiten  bte  engltfdjcn  ©efanbten,  roclcbe  am  faltfcrjen 
£ofe  erfebtenen,  ben  (staub  ber  3)tnge  in  (Snglanb  brüben  afl$u  rofen* 
färben  gefdn'lbert. 

9?ad)  2lelfrebS  £obe  brad)  ein  ©erottter  über  bte  §roeifacr)  beftegte 
sßartfjei  (Smma'6  loS.  (Sin  9?etd)6tctg,  ben  ^aralb  1037  §ufammenrtef, 
erflärte  bte  Königin  2ßtttroe  unb  ifre  6of)ne  aller  5(nfprüd;e  auf  bie  $rone 
Gmglanb  tterlufttg.  3Me  füb(td)en .  Cßro^tnjcn ,  belebe  fte  in  golge  beS  oben 
erwähnten  £r)eilung3oertrag3  bis  bat)in  berroaltet  tjatte,  würben  eingebogen, 
ßmma  felbft  auS  bem  Sanbe  verbannt.  €ie  flot)  nad)  glanbern  §um  9Jcarf* 
grafen  33album  V.,  ber  fte  gütig  aufnahm  unb  ü)r  bte  6tabt  Brügge  aum 
2Öol)nftr3e  anroteS.  „tiefer  Ort,"  fagt1)  ber  £obrebner,  „war  bamalS  roeit 
berühmt  burd)  retten  »ganbel,  unb  bte  SJftaffe  sott  Jtaufleuten  unb  SBaaren, 
bie  bafelbft  §ufammen  ftrömten."  Saut  bem  23erid)te  0  bcö  £obrebnerS  berief 
(Smma  tr)ren  @or;n  (Sbroarb  §u  ftcr)  nact;  Brügge,  um  if)n  noct)  einmal  §u 
einem  (Einfall  in  (Snglanb  §u  befttmmen.  (Sbroarb  er)cr)ten,  ging  aber  ntc£)t 
auf  ben  33orfa)lag  ein,  fonbern  [teilte  ber  SJtotter  vor,  baß  bei  ber  Sautg* 
fett,  roelcfye  bte  engltfcfyen  ©roßen  .  jetgen,  feine  Littel  bei  Settern  ntcfjt 
für  ein  folcbeS  Unternehmen  ausreichen.  9to  ber  jüngere  6ttefbruber, 
^arbifnut,  befuge  als  «ftöntg  von  2)änemarf  bie  nötige  yjlafyt,  um  ^Bri- 
tannien §u  erobern. 

(£mma  lief  ftcr;  bieß  gefagt  fein  unb  fanbte  S3oten  an  §arbifnut. 
(Subita)  gingen  tr)re  SBünfdie  in  Erfüllung.  Der  griebe  §rotfcben  3)äne* 
mar!  unb  Norwegen  roar  gefiebert,  (Smma'S  6or)n  fonnte  bat)er  feine  (Streit* 
fräfte  gegen  ßnglanb  roenben.  3m  hinter  fcon  1038  auf  1039  rüftete 
er  eine  große  glotte  aus,  welche  2Sefel)l  erljielt,  ftcb  im  grüf)ling  §u  fam* 
mein.  Sobatb  baS  (SiS  aufging,  fegelte  £arbt  fruit  mit  10  (Schiffen  oorauS 
nac^  glanbern,  um  bie  Butter  $u  begrüßen,  roal)rfd)einlicb  aua)  um  fte  an 
53orb  §u  nehmen.  UnterroegS  traf  tr)n  ein  6turm,  bode)  erreichte  er  glücf(ic§ 
Brügge.  2öäf)rcnb  Butter  unb  <£oty\  bei  ..etnanber  roaren,  lief  aus  Qtn$* 
lanb  bte  9^adt)rtdt;t  tom  ^obe  ^aralbS  ein,  ^gleich  erfa)tenen  ©efanbte  ber 
5lngelfad)fen,  roelc^e  £arbifnut,  als  ben  einigen  noc§  übrigen  ßrben 
^anutS  einluben,  ßnglanbS  £r)ron  ^u  beftetgen.2) 


l)  Sangebccf  II,  499  SWitfe.       2)  Ibid.  @.  500. 


7 


98 


^abfi  ©regoriuS  VII.  unb  (ein  Seitalter. 


£aralb  war  pityüfy  am  17.  $cär§  1039  ju  Drforb  c^eftorben. 4)  3)te 
Duellen  über  feine  Regierung  ftnb  überaus  bürfttg.  9lußer  Ü)em,  wa6  oben 
er^lt  worbcn,  bertefiten  fte  nur  noct)  eine  Maßregel,  welche  in  bte  leiste 
3ett  be$  jungen  Könige  §u  fallen  fd)eint.  ^einrtd)  von  Huntington 
fagt2),  nadibem  er  £aralb6  £ob  gemelbet  l)at:  „unter  il)m  beftanb  bte 
gtotte  au3  18  6d)tffett,  ber  ©olb  blieb  berfelbe,  wie  in  ben  Sagen  Kanute, 
nämltd)  8  SJkrf  ©über."  Unmöglich  famt  ber  (£f)rontft  etwas  SutbereS  im 
©tnne  l)aben,  als  bte  Kriegsflotte  ber  englidien  £r)tnglitf).  3)tefelbe  tjatte 
im  3al)re  1018  vierzig  ©egel  mit  3000  ^uöfarlen , 3)  in  fyäteren  3al)ren 
Kaimts  bagegen  laut  bem  S^ttiffc4)  ©aro'3  60  £)rlogfa)tffe  mit  6000 
9Jfann  gejäl)lt.  daraus  folgt  beim,  baß  §aralb  bte  im  ganzen  £anbe 
bitter  verfaßte  £f)titgtttl)  bte  auf  1600  50t ann  verringerte,  ©cfywacb,  ein* 
faltig,  unerfahren,  rote  er  war,  unb  von  tnnern  wie  von  äußern  getnben 
bebrol)t,  mußte  er  tfyun,  waö  bie  unenblia^c  5CRer)rl)ett  beS  33olf6  begehrte 
—  bie  }cf)roere  KrtegSfteuer  ermäßigen  unb  alfo  mel)r  al3  bte  ^älfte  ber 
$l)tttgmanna  abbanfen. 

£)bgletcb  von  ben  Slngelfadifen  auf  ben  Stroit  berufen,  jog  ^arbtfnut 
e3  vor,  alö  (Eroberer  in  (Sngtanb  aufzutreten.  $Jlit  ber  gefammten  bänu 
fd)en  glotte,  bie  60  ©egel  umfaßte,  itnb  begleitet  von  feiner  9J?utter  ($mma,5) 
erfaßten  er  an  (Snglanbö  Küfte  unb  warb  gläujenb  empfangen.  Slbcr  9?ad)e, 
$acbe  roar  feine  unb  ber  Butter  £ofung.  glorentmS  erjagt :6)  „naajbem 
^arbünut  ben  Sfyron  beftiegen  fyatte,  gab  er  bem  (£r$btfa)of  2le(frif  von 
g)orf,  bem  (Sari  ©obrotn,  bem  9J?ajorbomu3  ©ttyr,  bem  ^au^ofmetfter 
(Sbrtf,  bem  tonigltdum  genfer  Sfyronb  23cfef)l,  bte  £eid)e  beö  verdorbenen 
^aralb  au6  geweifter  <5rbe  l)erau6§ufd)arren./y  (£3  gefebat) :  bte  ©ebetne 
be#  föniglia)en  ©tiefbruberö  würben  erft  in  eine  @rube,  bann  auf  erneuerten 
23efer)t  ^arbtfnutö  in  bie  £l)emfe  geworfen.  2)ort  fing  fte  ein  gtfcfyer 
auf  unb  brachte  fte  ben  in  £onbon  angejtebclteu  2)änen,  welcbe  fte  f)etm* 
Ha)  auf  tljrem  Ktrcfyfjof  §um  ^eiligen  (Siemen^  belferten.  2tu3  obigen  Sorten 
erhellt,  baß  ber  föntgttdje  genfer  §u  ben  ^ofwürbeträgern  ge^lt  warb. 

SSon  ben  lobten  fcfyrttt  bie  $ad)e  §u  ben  Sebenben.  (Sabulf,  (Sari 
von  Sftortfmmberlanb,  ein  ©ettenverwanbter  beö  föntgltd)en  Kaufes,  fyatte 
£arbtfmit3  ober  ber  verwittweten  (Smtna  £aß  auf  fid)  gebogen.  ,§arbt* 


*)  £>ie  (Stellen  über  Satyr  unb  £ag,  ba  Jparalb  ftarb,  ftnb  gefammelt  bei  SangebecE 
II,  500  flg.  9iote  t.  u.  v.  Jpieju  mag  man  nodj  fügen  bie  SluSfage  SlbamS  »on  *8re* 
men  ,  laut  Welver  £aralb  3  Safere  regierte.  2)a  Jtanut  im  9loö.  1035  »erfcfyieb ,  ba 
ferner  nacr)  feinem  2;obe  längere  (Streittgfeiten  auöbrac^en ,  im  Saufe  beren  £aralb  gu 
Drforb  ertoäljlt  marb ,  fann  bie  £f)ronbefieigung  faum  früher  alö  in  ben  Slnfang  beö 
Sa^rö  1036  falten.  (Sr  ^at  bemnac^  Biö  jum  3)larj  1039  üolte  3  Satyre  unb  etlnaö 
brüber  regiert.  2)  ©aöile  @.  365  oben.  3)  Oben  <S.  59.  4)  2)af.  6)  Sange; 
beef  II,  501.        6)  Flores  tempor.  <S.  623. 


9?ierteö  93ud).  @a£.  7.   Sluö^ang  ber  Äntytlhiger  <§avafb  unb  ^»arbtfnut.  99 


fnut  belieb  i^n  $u  ftcb,  empfing  it)n  mit  erheuchelter  greuublid)feit,  lief 
tt>it  aber  nad)f)er  burd)  Siroarb  nieberftoßen.  2116  §or)n  ber  %t)at  trug 
ber  SJiörber  ba3  große  Sehen  bc£  ©emorbeten  bavon. 4)  (ün  ähnliches  £ooö 
brot)te  ben  93errätr)crn  be$  imglücHicben  Stelfrcb.  2lußer  bem  (£arl  ©obroin 
rourbe  biefeS  QScrbrccbcnö  ber  SBifdbof  Stoma,  von  2ßorcefter  befchulbigt. 
93eibe  logen  ftd)  hinaus.  Stohtg  verlor  jroar  fein  33i3tr)um,  erhielt  e$  aber 
im  näct)ften  3al)re  jurücf.  Der  (Sari  erfaufte  bte  93erjetr)ung  be$  JtönigS 
burd)  ein  u)eure6  ©efebenf,  baS  au$  einem  präd)ttgcn  Sdiiffe  beftanb.  Die 
SBänbe  beffelben  waren  vergolbet,  unb  vorn  gleichen  Metalle  [trotte  bie 
adjt^'g  ^öpfe  jählenbe  ^Bemannung.  Diefe  Solbaten  trugen  fd)roere  golbene 
Slrmbänber  unb  vergolbete  ober  mit  @olb  aufgelegte  feinte,  Schübe, 
Sd}roerter,  Streitärte,  Sanken.2) 

Die  nächfte  Sorge  roar,  bie  alten  Steuern  r)er§uftellen  unb  mit  ihrem 
Ertrage  bie  bämfche  £r)mglür)  $u  belohnen.  3n  tftoti  grtften  rourben  32,000 
*Pfunb  auSgcfcbrieben. 3)  28te  fonft,  erhielten  bie  ^uefarle  ben  Auftrag, 
baS  ©elb  einzutreiben,  Sie  überfluteten  §u  btefem  3wecfe  ba$  gan§e  9^etct), 
boeb  lief  baö  ©efefjaft  niä)t  überall  im  ©uten  ab.  3U  3Borcefter  erfd)lug4) 
ba$  SSolf  im  -äftat  1041  §roei  Steuerbeamte.  Secf)3  Monate,  bis  jum 
November,  ftanb  cS  an,  er)e  bie  Sl)at  beftraft  roarb.  3er)  §ier)e  barauS  ben 
Scbluß,  baß  ber  Äöntg  erft  3utüfiungen  traf,  um  ein  fürchterliches  SBeifpiel 
ju  geben.  3n  ber  Xljat  fagt5)  glorentiuS,  baß  ^arbifnut  außer  fämmt* 
liefen  ^)u6farlen  ein  großes  «£>eer,  alfo  bie  Sanbfarmen,  nach  SBorcefter 
beorberte.  Da§u  roaren  SSorberettungen  nötf)tg.  Der  33efer)l  lautete,  bie 
(Einwohner  von  SBorcefter  §u  erwürgen,  bte  Stabt  $u  verbrennen,  baS  um* 
liegenbe  Sanb  §u  verroüften. 

•iJcur  bie  ^roei  legten  fünfte  beS  Auftrags  fonntc  baS  £eer  vollftrecfen. 
Denn  ef)e  baffelbe  beranrüdte,  roar  bie  (Stmvofmerfchaft  nach  einer  3nfel 
ber  Savcm  entflogen,  roo  fte  ©fangen  aufroarf  unb  ftet)  fo  lang  mut^ig 
vertheibigte,  btö  ber  ^önig,  ber  ftet;  inbeffen  eines  Seffern  befonnen  ju 
haben  fcheint,  33erjeil)ung  bewilligte.  Die  Stabt  bagegen  roarb  angejünbet, 
baö  £anb  vernniftcr.  ßnglanb  jaulte ,  bie  33ranbfcr)at&ung  fam  §ufammen. 
Sei  ber  93ertr)etlung  erhielt  laut  bem  Berichte6)  beS  glorentiuS  ein  Solbat 
ber  ^mgltth  8,  ein  Steuermann  12  Wiaxt  Silber.  3n  ÄanutS  unb 
^aralbf  Jlagen  roar  ber  Solb  für  alle  gleich  geroefen,  je  8  Wtaxt  auf  ben 
Stotf.  @r  febeint  je^t  für  bie  Steuerleute  um  bie  £älfte  erhöbt  roorben  §u  fein. 

Wlit  3ngrimm  muß  ba6  englt)d)e  Sßolf  bie  Letten  ^arbifnutö  unb 
feiner  2)änen  getragen  haben.  Der  ^önig  bemäntelte  baffelbe  alö  einen 
Raufen  Gebellen,  ber  nur  buret)  Sd)recfen  im  ©ehorfam  gehalten  roerben 


J)  Chronic,  saxon.  ad  a.  1041.  2)  Flores  tempor.  @.  623.  3)  @a»tle  @.  365. 
4)  Flores  tempor.  <S.  624.       5)  9t.  a.  O.       6)  Ibid.  @.  623. 

7* 


100 


^abfi  ©regomtö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


fb'nne.  Gittere  klagen1)  über  Ungcbüfyr  ber  bämfctyen  £f)inglitf)  ftnb  auf 
uns  gekommen.  Ü)ie  £>änen  »erlangten,  baß  fyunbert  unb  metyr  Singet 
fadjfen,  wenn  fte  einem  einigen  Sfyingmann  begegnen,  [title  ftet)en  unb  ben 
9faf)enben  bemütl)ig  begrüßen,  baß  eben  biefelben,  wenn  fte  einen  Styngmann 
auf  eine  SBrütfe  sugefyen  fefyett,  tfer  ber  (enteren  Ratten  unb  warten,  bi£  ber 
(Solbat  vorüber  tft.  28er  e6  ntebt  tfyat,  fyatte  grobe  93<ißl)anblung  ju  ge* 
wärtigen.  3n  bte  Käufer  fötaler  2lngelfacbfen ,  bte  im  ©entere  abgeneigter 
©eftnnung  [tauben,  würben  Sfungmanuen  eingelagert,  welche  nidjt  fetten 
grauen  unb  £öct;ter  entehrten. 

3m  nämllcben  3at)ie,  ba  bae  6trafgertcbt  über  2Öorce[ter  erging,  lub 
^önig  ^arbtfnut  einen  @aft  §u  ftd),  ber  fur$  barauf  fein  9kcbfolger  auf 
bem  £t)rone  (Snglanb6  würbe.  Diefer  @a[t  war  HarbifnutS  Stiefbruber 
(Sbwarb,  (Stt)elreb0  <Sof)tt,  ber  noo)  immer  in  ber  9?ormanbie  als  $er* 
bannter  lebte.2)  (Sin  jüngerer  Stitymotfe,  Steint  ttou  Cßottter6 ,  bringt 
bte  £Reife  (Sbwarbö  mit  ber  jMufltdjfelt  ^arbifnutö  in  SBerbtnbung.  „2)er 
junge  Äönig,"  fagt3)  er,  wollte  feinem  ©tiefbruber  (St>warb  wol)t,  benn 
ba  er  fyäuftg  an  Brautzeiten  titt,  bebaute  er  bte  jtürje  beö  Sebent."  3)a3 
lautet  fo,  als  fyabe  ^arbünut,  im  gälte  er  felb[t  früfye  unb  finberloS  [terbe, 
bem  ©ttefbruber  bte  Sfyronfolge  ^ugebacfjt  unb  tfjn  beßfyalb  ein[tweilen  nad) 
(Snglanb  berufen.  2)te  Königin  SBtttwe  mag  übrigens  bei  ber  <Sacbe  be* 
tfyeütgt  gewefen  fein. 

£ro£  feines  fielen  ßörperS  liebte  ^arbtfnut  bie  greuben  ber  £afet 
met)r,  al6  für  irjn  gut  war.  ^emrtdj  tton  Huntington  ergäbt:2)  „in  r)or)em 
@rabe  übte  ber  junge  «ftönig  bte  £ugenb  ber  gretgebtgfett;  täglicf)  fytelt  er 
viermal  Safel  mit  feinen  Röfleuten."  (Sin  £runf  bei  är)nltct)cr  ©elegenfyeit 
brachte  trjm  ben  £ob.  (Sin  Höfling  be$  Königs,  £)3gob  fflapa,  fyatte  feine 
Socbter  ©tytfya  mit  bem  reichen  hätten  £owi,  genannt  $rttt,  b.  i.  ber  6toIje, 
»erlobt  unb  fytett  Honett  §u  £ambetr>  Slucr;  ^arbifnut  erfaßten  als  @a[t 
beim  gefte,  erfyob  ftd),  tranf  ben  9tfeiwermal)lten  Heil  §u,  leerte  ben  SBecber, 
warb  ttom  ©abläge  getroffen,  ftürjte  fpract)loö  nieber  unb  ftarb2)  balb  barauf 
ben  8.  3um  1042.    Wlit  il)m  erlofcb  ber  SflannSfiamm  ©wenö  L- 

Sie  fcfynell  f)at  Ueppigfeit,  an  weld)e  ftd)  ©wenS  I.  ©öfme  unb  (Snfel 
im  reichen  (Snglanb  gewöhnten,  baS  @efcf)led)t  abgenü^t  unb  auSgefaugt ! 
2)er  ©roßttater  ©wen  L,  ber  Eroberer  ^Britanniens,  bxafyte  fein  Hilter  etwa 
auf  50  3al)re,  ber  ©ol)n  $amtt  erreichte  nur  ba$  35.  ober  36.  3al)r,  ber 
(Mel  Harbtfmtt  [tarb  1042  mit  20  3al)ren,  HarbifnutS  @cr;Wefter  ©un* 
Ijtlb,  @emal)ltn  beö  beutfa^en  £f)ronerben  §einria)  III.,  war  fcr)on4)  1038, 


*)  3)ie  93etoetfe  bei  Sa^enBetg,  ©cfc^tc^tc  ©nglanbö  I,  492.  ftote  1.  2)  Flores 
tempor.  @.  624.  (goöite  @.  365.  3)  «ouquet  XL  76.  4)  qjer^  HI,  125.  toergt. 
©fröret,  ^irc^.  ©efc^.  IV,  336. 


93ierte$  93ucr).  (Sap.  8.  £>änemarf  üon  ßnglanb  getrennt,  unter  <2roen  III.  (Sflribfon.  j Ol 


oon  ben  6riefbrübern  ^arbtfmttS  auö  $anut6  erfter  (£r)e  mit  5tlfgtt>e  war 
ber  eine,  <2wen  IL,  fc^on  1035,  bcr  anbere,  §aralb,  1039  abgetoelft.  (Sin 
40jär)riger  3^t^m  genügte  /  um  bie  ganje  3)miaftie  in  9J?erooinger  §u 
t>erwanbeln. 

©eit  bcr  Ueberfafyrt  nad)  (Snglanb  gefyorcbte  bem  Könige  ^arbtfnut 
auf  er  bem  neuen  9ieid>e  aud)  baS  ältere,  £Dänemarf.  2)iefl  bezeugt  ntd)t 
nur  ©norro  ©turlefon,  fonbern  aud)  5lbam  »on  Bremen,  welcher  fagt:1) 
„^arbifnut  befaf  §ugleid)  (Snglanb  miD  £>äncmarf."  3^ar  behauptet2)  ber 
Wremer  ßlnonift  weiter  unten,  «ftönig  9J?agnuö  flon  Norwegen  fyabe,  wä> 
renb  ^arbifnut  tn  Britannien  weifte,  SDänemarf  überfallen  unb  erobert. 
5lber  biefe  Angabe  fann  gegen  baö  einftimmige  3cuÖ™f  ©norro'ö  unb  beS 

2)  rontl)etmer  93cönd)ö  £f)eoberid)  ntcbt  befter)cu.  3d)  werbe  Ijtcrauf  unten 
jurütffommen.  (Srft  nad)  ^arbifnute  £obe  gefd)af),  was  2loam  in  bem 
Stetten  6at$e  melbet.  Vermöge  be3  ©rbvertragS ,  ber  um  1037  §wifa)en 
beiben  fronen  abgefd)loffen  worben,3)  l)atte  Magnus  nad)  bem  eingetretenen 
$obe  §arbifnutö  ein  9tcd)t  auf  2)äncmarf.  (Sr  ermangelte  nid)t,  fein  $ed)t 
an§ufyred)en,  fur)r  im  (Sommer  1042,  wie  id)  früher4)  §etgte,  hinüber  na  et) 

3)  änemarf  unb  würbe  wirflieb  bort  alg  $ontg  anerfannt.  S3on  9hm  an 
laufen  bie  @efa)icfe  Ü)änemar!6  unb  Britannien^  au6einanber,  nie  mefyr 
ftnb  beibe  Sänber  vereinigt  worben.  Steine  3)arfteüung  wirb  ftdc)  bafyer 
junädift  au6fd)lief3lid)  mit  3)önemarf  befd)äftigen,  um  in  fpäteren  2lbfd)nitten 
nadj$ur)oIcn ,  wa$  über  (£nglanb6  ©efcbicfite  $u  fagen  ift. 


&ü)U$  Capitd. 

£>änemarf  unter  «Sroen  III.  (Sjirtbfon,  »on  1043  Bis  1076.  ©roenö  Kampfe  gegen 
üDiagnuS  unb  J&avalb  <£a\braba  t-on  Sttorroegen.  (Sr  erfjält  £itfe  »on  ©broarb  bem 
93efenner,  bem  neuen  Könige  ber  9Ingelfacr)fen  ,  fo  roie  üom  falifcr)en  «§ofe,  bem  er 
£ef)enfreue  leiften  muf.  23erfucr)e  ©n?cnö,  bte  ftrcf)ltcr)e  unb  politifcfje  ^ofjeit  ber 
2)eutfcr)en  abgufc^ütteln.  ©eine  Unterfjanblungen  mit  ben  ^ä&fien  Sltexanber  IL  unb 
©regortuS  VII.  <Seine  IBielrueiBeret-  „SDer  Ätfmg  Sater".  ßujMnbe  ber  bänifcfyen 
jlircr)e  unter  it)m ,  ungenügenbe  SluSjlattung  ber  öiötpmev  unb  Pfarreien.  S)ie 
ehemaligen  (Solomen  im  SBenben;  unb  im  <Sam;£anbe  ger)en  öerloren.  Gültig  ©treu 
tfirfct  im  Steril  1076. 

liefet  lange  blieb  Magnus  unbestrittener  £err  üon  3)änemarf.  ©wen  III. 
©ofm  ber  Slftriba  unb  Ulfs,  bureb  feine  Mütter  (Snfel  ©wen6  L  unb  ber 
näd)fte  überlebenbe  ©eitenoerwanbte  auö  ÄanutS  §aufe,  trat  als  9feben* 
bunter  wiber  if)n  auf.    Ueber  bie  Anfänge  ber  9Me  ©wenS  berichtet5) 


l)  Gesta  hammab.  II,  72.  «ßer£  VII,  332.  2)  Ibid.  II,  74.  3)  Q3anb  II,  647. 
4)  SDof.  ©.  650.       6)  qßer^  VII,  332  flg. 


102 


$afcfi  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Settaltev. 


Slbam  oon  Bremen  golgenbeS:  „nad)  (Srmorbung  feinet  93ater3  Ulf  ging 
er  $u  Ajtafg  3afob  2lnunb  oon  ©ctjweben  unb  blieb  §wölf  3af)re  lang  in 
fd)webtfd)en  JtriegSbienften. *)  2113  aber  Äonig  §aralb  in  Qmglanb  geftorben 
war  unb  beffen  ©tiefbruber  ^arbtlnut  ben  erlebigten  Stroit  erworben  t>atte, 
befcfyloß  ©wen  III.  fta)  nad)  Qmglanb  §u  begeben.  3)a3  ©d)iff,  auf  bem 
er  ful)r,  warb  burd)  einen  ©türm  nad)  ber  Äüftc  be3  jum  Wremer  (£r^ 
ftift  gehörigen  SctnbdjcnS  fabeln  ocrfcfjlagcn.  ©wen  ftieg  au£  unb  t>er^ 
wüftete  ben  umliegenbeu  23e§irf  nad)  ber  ÜKktfe  oon  Seeräubern,  fiel  jebod) 
tn  bie  @ewalt  ber  ©olbaten  be$  (§r$bifd)of£  tton  Bremen,  2llebranb,  welche 
baö  ©eftabe  bewachten.  2)te  ©olbaten  führten  ifyn  als  (befangenen  ^or 
ben  @r$feifct)of,  welcher  ben  Dänen  gütig  aufnahm  unb  balb  wteber  mit 
©efcfyenfen  entließ.  ©wen  fegelte  nun  nad)  (Snglanb.  9?acr)  feiner  Slnfunft 
lief  bort  bie  fflafyidjt  ein,  baß  ber  Norweger  9Jiagnu3  Dänemarf  überfallen 
tjabe.  Um  ftd)  l)tefür  §u  rächen,  ernannte  ^arbifnut  feinen  nafyen  5ln* 
»erlaubten  ©wen  DJ.  §um  2lnfül)rer  ber  englifeben  glotte  unb  fanbte  ttyn 
wiber  bie  Norweger.  Allein  ©wen  foebt  unglücflidj  unb  !am  gefd)lagcn 
nad)  (Snglanb  §urücf.  Sllö  er  bort  eintraf,  lebte  ^arbünut  ntd)t  mef)r, 
eben  Ratten  bie  2lngelfad)fen  Abwarb,  (MjelrebS  unb  (Smma'ö  ©ol)n,  auf 
ben  Xljxon  erhoben.  Der  neue  Jtöntg  fd)ö>fte  $erbad)t  gegen  ©wen,  baß 
btefer  bie  5lbftctjt  fjege,  .(SnglanbS  ^rone  an  (tdb  §u  reißen.  Deßfyalb  fyarte 
er  fein  Littel,  if)n  ju  entfernen.  (Sin  Vertrag  warb  mit  it)m  abgefa^loffen 
beö  3nr)alt$,  baß  ©wen  nad)  (Sbwarbö  £obe,  felbft  im  gälte  legerer 
jtinbet  r)tntertaffen  würbe,  ben  englifa)en  Ztyon  erben  folle,  aber  für  je£t 
au$  bem  9£etcr)e  ftd)  entferne  unb  Ärieg  wiber  Magnus  ergebe.  5luf  btefen 
Vertrag  r)m  fegelte  ©wen  nad)  Dänemark  unb  lieferte  bem  Norweger 
SDfagnuS  »tele  ©djladjtcn."    ©o  2lbam. 

2Bar)re£  unb  Unwahres  ift  in  feiner  Darfteltung  bunt  burd)etnanber 
gemtfa)t.  ©inen  %l)äl  obigen  23ertd)t3,  nämtid)  ben  ^aubanfatl,  weisen 
©wen  auf  bie  jtüfte  oon  fabeln  machte,  begrünbet  ber  (Sfyronift  auf  baö 
eigene  3cugniß  beffelben,  inbem  er  behauptet,  ©wen  fyabe  it)m  bteß  felbft 
ersäht.  Da  c$  faum  benfbar  ift,  baß  ©wen  als  Jlömg  *>on  Dänemark 
fälfd)lid)er  SBeife  auSgefagt  Ijaben  foEte,  er  fei  in  feiner  3ugenb  2Bif Inger 
gewefen,  tonnen  bie  betreffenben  SfiSortc  2lbam3  md)t  in  ß^eifel  9eS°9en 
werben,  geft  fter)t  alfo:  ber  nad)malige  Jtönig  oon  Dänemarf,  ©wen  III., 
t)at,  als  er  um  1039  ben  fd)Webtfd)en  Dtenft  oerließ,  baS  (bewerbe  etneS 
©eeräuberö  getrieben.  5lnbere  ausgezeichnete  gürften  be$  Horbens,  wie  bie 
beiben  Dlafe  tton  Norwegen,  mad)ten  eS  in  it)rer  3ugenb  ebenfo.  Slbam 
berichtet  nur  t>on  einem  Unfall  auf  bie  Mfte  be6  Wremer  Gtxtfttftör  aber 
^uoerftc^tlid)  barf  man  annehmen,  baß  ©wen  feine  Staffen  noa)  anberi 


')  SWon  tteigt.  tytxiibex  Heimskringla  III,  27. 


«BierteS  93udj.  Q>ap.  8.  £änenmrf  \>on  Ghtglanb  getrennt,  unter  ©iven  III.  (Sfiribfon.  103 


wotyn,  namentlich  gegen  bie  23eft£ungett  beS  jlönigS  ücm  Norwegen  tefjrte. 
Ü)enn  ©wen  macbte,  wie  ter  (Srfolg  bewies,  (Srbanfprüche  auf  bie  trotte 

2)  änemarf,  unb  eS  ift  beßbalb  wat)rfd)einlich ,  baß  er  (n  9D?agnuS  wegen 
jenes  Vertrags,  ju  weldiem  ber  Norweger  ben  Detter  ©wenS,  ^arbtfnut, 
genötigt  hatte,  einen  getnb  far). 

Erweislich  fatfef)  ift  bagegen,  baß  Magnus  vor  bem  £obe  ,§arbi* 
tnutS  5)änemarf  erobert  habe,  liefet  nur  ber  2)rontr)eimer  9J?önct) 
Sheoberid),1)  beffen  ©enauigfeit  ftd)  uns  ftctS  bewährte,  fonbem  auch  ber 
9J?eifter  norbiftfer  ©efdmtte,  ©norro2),  mclben  etnfttmmig,  baß  ber  9cor* 
weger  erft  nach  bem  £obe  ,£arbifnutS  unb  mit  Berufung  auf  ben  (Srbver* 
trag  von  1037  3)äncmarf  befcjte.  3)amit  fällt  alfo  ber  ©runb  weg, 
wegen  beffen'  §arbifnut  nach  2lbamS  Vorgeben  ftd)  an  9J?agnuS  von  9?or* 
wegen  räd)cn  wollte.  (Sbcnfo  unwahr  ift  jweitenS,  baß  ^arbifnut  ittieg 
an  Magnus  erflärte  unb  ben  kälten  ©wen  jum  Anführer  feiner  glotte 
bcftetlte,  benn  wäre  bieg  gefct)et)en,  fo  müßten,  um  von  ben  norwegiferjen 
ober  islänbifchen  ^tftortfern  £l)cobcrtd)  unb  ©norro  §u  fchweigen,  boeb  we* 
nigftenS  bie  angelfächftfchen  (Shrontfcn  trgenb  etwas  von  beiben  begeben* 
heiten  meloen.  2lber  fte  fagen  fein  2Börtdr)en  von  norwegifchen  Äämvfen 
ober  einer  ^auptmannfehaft  ©wenS,  zweien  fingen,  bie,  wenn  fte  anberS 
ber  SßirHichfeit  angehörten,  unmögltd)  verborgen  bleiben  tonnten.  $lbam 
irrt  alfo. 

2lber  wie  nun?  feilte  gar  nichts  2Baf)reS  an  bem  fraglid)en  Zty'xi  fei* 
neS  Berichts  fein?  SOtetneö  @t achtens  liegt  il)m  ein  ©tüct  ächten  Metalls 
p  ©runbe.  3a)  glaube,  ©wen  §at  wirtlich  jwifchen  1039  unb  1042  als 
©eefönig  auf  eigene  gauft  Norwegen  verheert  unb  ben  ^önig  Magnus, 
fo  gut  er  vermochte,  bebrängt,  unb  zweitens  er  t>at  ©old)eS  mit  geheimer 
englifcher  Unterführung  gethan.  drittens  benfe  ich,  baß  ber  ^önig  von  3)äne* 
marf  bem  ^Bremer  (Styroniften  etwas  ber  2lrt,  aber  nur  obenhin  unb  ben 
eigentlichen  3ufammenr)ang  verbedenb,  er§ät)(te. 

©eit  ^arbifnut  aus  2)änemart  naa)  EnglanD  überftebelte,  mußte  er 
fürchten,  baß  93?agnuS,  bie  Verlegung  bcS  §ofcS  unb  bie  Entfernung  ber 
bänifchen  glotte  benüf^enb,  baS  9?acbbarreid)  angreife.  3n  folgen  gälten 
gefchieht  eS  gewö'hnlid),  baß  Könige  ©egnern,  benen  fte  nid)t  trauen,  frembe 
geinbe  auf  ben  §alS  laben.    3U  gleichem  3^ecte  wirb  ^arbifnut  bie 

3)  ienfte  feines  Detters  ©wen  in  £tnfvrud)  genommen  t)aben,  inbem  er  ihn 
heimlich  mit  ©elb  unb  (Schiffen  unterftü^te,  unb  anwies,  bem  Norweger 
ein  geuer  am  eigenen  £eerbe  an^ünben.  SSegreiflich  ift,  baß  $önig 
©wen,  als  er  bem  ^Bremer  @f)roniften  eine  Ueberftcht  feiner  £ebenSgefchid;te 


l)  De  regibus  norwagicis  cap.  24.  £angebecf  V,  332.  2)  Heimskringla  III, 
24  ft9. 


104 


tyabß  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


mitteilte,1)  nur  obenl)tn  von  ben  ^erbältniffen  fpraef),  in  benen  er  bamalö 
$u  ^arbtfnut  ftanb.  2)enn  bte  9Me,  bte  er  als  Sßtfmger  unb  (Sölbttng 
beö  attgelfäcrjftfdum  <!pofeS  fptefte,  war  feine  el)rem>otle.  Um  nun  ben  fei)* 
lenben  3ufammenl)ang  $u  ergänzen' ,  benfe  tcb  mir,  fpamt  2lbam  fünftlicbe 
gäben,  erbidjtete,  baß  2)änemarf  wiberreebtltd)  t>on  Magnus  angefallen 
worben  fet,  unb  baß  ^arbifnut,  um  Ijiefür  9faa)e  51t  nehmen,  eine  glotte 
wiber  Norwegen  auSgefenbet  unb  §um  33cfct;l^£;a6er  berfelben  Ulfs  <5ot)n 
ernannt  l)abe. 

(Snbltdj  alles,  was  5tbam  über  bte  23erl)anblungen  §wtfd)en  8wen 
unb  bem  neuen  Röntge  fcon  (Snglanb,  (Sbwarb,  berichtet,  fjafte  ta)  für  bua> 
ftäMta)  wafjr.  Umnöglid)  fann  man  bezweifeln,  baß  9JcagnuS  fcon  9ior* 
wegen  nad)  bem  Sobe  ^arbifnutS,  geftü$t  auf  ben  (Srbttertrag,  nid)t  b!o6 
2)änemarf  in  2lnfprud)  nafym,  fonbern  auet;  bte  9kd)folge  in  (Sngtanb  for* 
berte.  3)enn  er  fyat  ja,  wie  früher  gezeigt  worben,2)  fobalb  eS  tr)m  bte 
Umftäube  erlaubten,  feine  §änbe  nact)  (euerem  9^etct)e  auSgeftrecft 5  aud) 
tft  faum  ju  leugnen ,  baß  bie  tton  6norro  angeführten  Sßorte  beS  $er* 
tragS  bem  Norweger  ein  9^ccf)t  fo  gut  auf  baS  engltfc^e,  wie  auf  baS 
bänifebe  Gnbe  ^arbtfnutö  »erliefen.  Abwarb  war  alfo  gleict)  im  Anfange 
feiner  Regierung,  wo  fo  siele  innere  6d)Wierigfetten  tfyn  peinigten,  buret) 
ben  Unfall  eines  mäd)ttgen  auswärtigen  ©egnerS  bebrot)t. 

©ab  eS  nun  ein  beffereS  Littel,  biefer  ©efafjr  fcor§ubeugen,  als 
ben  SluSweg,  welchen  Slbam  anbeutet,  unb  ber  barin  beftanb,  baß  er  baS 
von  ^arbifnut  gegebene  Q3eifyiel  —  jeboer)  tn  größerem  Umfang  —  nact)* 
at)mte,  ben  6eeföntg  ©wen,  ber  als  $erwanbter  beS  fntytlfagtfcfyen  ,§aufeS 
ben  uorwegtfd)en  §aralbiben  gegenüber  ein  (Srbrecfyt  auf  Ü)änemarf  gel* 
tenb  mad)te,  unb  tu  biefem  feinem  £etmatt)lanbe  33erbtnbungen  untere 
fßUf  mit  Söaffen,  mit  ®elb,  mit  Skiffen  unterftü^te,  tfm  bann  nad)  bem 
baltifc^en  üDJeere  fjinüberfanbte",  um  bort  bie  aufftrebenbe  9J?acf)t  ber  9cor* 
weger  ju  befämpfen  unb  baburd)  9J?agmtS  sott  einem  Angriff  auf  (Snglanb 
abjuf)alteu !  (Sin  jeber  $önig  fyätte  eS  in  (SbwarbS  Sage  ebettfo  gemad)t. 
2)ie  l;öcf)fte  innere  39Sal)rfdjemltdjfeit  fpridjt  bemnadj  für  ben  SBcrtc^t  beS 
Wremer  @efd)id)tfd)retberS.  31 6 er  aueb  3wantf|e  angelfäcbftfa^er  (%ontfeu 
fommen  l)tn§u. 

glorenttuS  von  Sßorcejkr  bm&kt3)  §um  3af)re  1045:  „Jtontg  Abwarb 
fammelte  im  §afen  von  ©anbwtcr;  eine  mäd)ttge  glotte  wiber  ben  Üftorwe* 
ger  SttagnuS,  üon  bem  eS  l)ieß,  baß  er  Gmglanb  angreifen  werbe.  3)ie 
gefammeUe  glotte  lief  jebod)  niebt  aus,  weil  3ßotfcr)aft  fam,  baß  ber  2)äne 
^wen  burd)  ^rteg,  ben  er  wiber  SDfagnuS  erl)ob,  benfelben  gefyinbert  l)abe, 


2)  ©ie^e  ©anb  II,  656. 


üßievteg  33ucr).  (5a£.  8.  £)änemarf  tum  Gnglcuib  getrennt,  unter  (Stven  III.  (Sjhifcfon.  105 


(Snglanb  anzufallen."  211  fo  €wen  war  ber  SSorfämpfer  für  (SnglanbS 
©rc^erfyett!  3ft  cS  nun  benfbar,  baß  (Sbwarb  einen  fo  trappen  Wwfybax 
ofjne  £ülfe  ließ?  £ören  wir  weiter:  ber  nämliche  (Er)rontft  melbet1)  jum 
3at)re  i  047 :  „Äöutg  €wen  von  Dänemark  forberle  burd)  eine  ©efanbt* 
fd;aft  ßbwarb  fcon  (Suglanb  auf,  ü)m  eine  glotte  gegen  SfiagnuS  §u  §ülfe 
jn  fd)tcfen.  SBtrfltd)  trug  (Sari  ©obwin  im  geheimen  SRatljc  bc$  $önigö 
barauf  an,  baß  wenigftenS  50  £d)iffe  nad)  Dänemarf  beorbert  werben  foll* 
ten,  aber  Seofrtf  unb  viele  Slnberc  hintertrieben  ben  23orfd)lag.  &Betl  6wcu 
bie  »erlangte  glotte  nicht  erhielt,  warb  er  in  einer  großen  6eefcb(ad)t  von 
3)iagnu$  überwunben  unb  aus  Dänemarf  vertrieben.  Dod)  ftarb  ber  6ie. 
ger  balb  Ijernad)."  Da£  Stnftnncn  ber  3ulCUDUn9  e*ner  Sfott**  Weldas 
€wen  [teilte,  nötigt  §u  ber  SBorauSfefcung,  baß  ein  engeö  SBcrtyftlttttsß  §wt* 
jehen  betbeu  fronen  ftattfanb.  9?ur  von  einem  folgen  gürften,  ber  93ep? 
binblidifeiten  gegen  tl)it  hatte,  fonnte  ©wen  fold)c  Dtenfte  forbem.  golg* 
lid)  ftanb  (Sbwarb  im  SBunbe  mit  bem  Dänen.  Dieß  sugleid)  bie  ©rünbc 
für  ©emcinfdjaft  §wifd)en  Abwarb  unb  ©wen,  bie  id)  früher2)  nad)§ulicfern 
verjprodjen  habe. 

Die  @e)d)tdUe  Dänemark  wäl)renb  be6  Kampfes  ber  norwegtfctien 
Könige  $iagnu3  unb  feinet  9iad)folgcre  Jparalb  ^arbraba  gegen  <Swen  III. 
würbe  anberSwo3)  er§äl)lt.  3nbeß  Ifi  no'tf)tg,  (§mtge$  nac|pholen.  3a) 
habe  einzelne  S$atfa$en  angeführt,  welche  ben  6d)luß  rechtfertigen,  baß  auch 
ber  beutjehe  ^)of  ben  'Dänen  t)etmltdb  ober  offen  gegen  50tagnuö  ober  §a* 
ralb  fdni^te.  6tarfe  2ln§eigen  beffelben  2krf)attmj|e$  fttibett  fia)  bei  ben 
englijd)en  (Er)rontften.  3um  Safyc  1049  fdjretbt4)  glorentiuö:  „ßatfer  £ein* 
ria)  III.  rüd'te  mit  .  einem  großen  §eere  wiber  SBalbuin  V.  von  glanbern, 
weil  berfelbe  ben  $alaft  §u  Heimwegen  verbrannt  r)atte.  Sin  biefem  gelb* 
&uge  nahmen  *ßabft  Seo  IX.  unb  viele  vornehme  unb  mächtige  £crren  Zl)til 
Slud)  ber  Jvönig  von  Dänemarf,  (Ewen,  erfaßten,  gemäß  bem  von  ,£>ein? 
rid)  III.  erhaltenen  2kfel;le,  mit  feiner  glotte  unb  leiftete  bamale  bem 
fer  ben  (gib  ber  £el;entrcue.  Desgleichen  halte  £emria)  III.  eine  ©efanbt* 
fd;aft  an  Mntg  (Srwavb  von  (Snglanb  abgefajttft  mit  ber  SMtte,  verhinbern 
§u  wollen,  baß  93alt>uin  feewärts  entfliehe.  311  fold^cm  ^voede  309  wirf* 
lia)  (Sbwarb  eine  glotte  im  §afen  von  ©anbwid)  jufammen,  welche  fo  lange 
bafelbft  blieb,  biö  S3albuin  bem  ^aifer  vollftänbige  @enugtt)uung  leiftete." 

Der  gelbjug  ^einrich^  III.  gegen  ben  glanbrer,  fo  wie  bie  2tuwe* 
fenheit  Sco'ö  IX.  im  taifcrlichen  Sager  wirb  buia)  beutfehe  Duellen  6eftä* 
tigtj  biefe  Uebereinftimmung  feftlänbifcher  ^hronifen  erwedt  ein  günftigeö 
SSorurtheil  für  bie  2LÖat)rr)ctt  ber  bem  $lngelfaa)fen  etgenthüm(id)en  9tact)^ 


4)  Flores  tempor.  ©.  625.  2)  Q3anb  11,651.  3)  2)af.  ©.  655  flg.  4)  91.  0.  £>. 
®.  625  flg.  SJergl.  ©fröret,  Jtiv<$.  @efc^.  IT;  503. 


106 


$abfl  ©regoviug  VE.  unb  fein  Bettalter. 


richten  bejügltd)  bei  9\olle,  roeldje  bamalS  6roen  unb  (Stroarb  von  (Snglanb 
fvielten.  ©eine  eingaben  müjfen  begrüntet  fem.  3)er  oeutfebe  Jiatfer  ver* 
fügte  über  eine  fytnt  riefe  enfce  £aubmad)t,  aber  an  einer  ihiegeflotte  fehlte  eS 
il)m,  bte  bod)  ttötfytg  war,  um  ben  glanbrer,  ber  et«  .ftüftenlanb  beroofynte, 
§u  paaren  §u  treiben,  £etnrid)  III.  üerfc^affte  ftcb  in  btefer  Verlegenheit 
(Bd)tffe  aus  (Snglanb  unb  2)änemarf. 

SRun  voiffen  bte  Duellen  nid)tS  von^  einem  Vafatfenverfyältnif ,  baS 
©wen  vor  1049  gegen  einen  beutferjen  jtaifer  einging.  (Sbenfo  wenig  tft 
irgenbwo  von  glotten  bte  9tebe,  weld)e  bänifd)e  Könige  in  ber  näcbfteit 
3eit  t>or  ober  nad)  6wen  beutfeben  ^atfern  ftetllen.  23et  btefem  Sacbver* 
fyalt  muß  man  annehmen,  baß  ber  2)äne  barum  feine  ©d)iffe  bem  (salter 
§ufül)rte,  weil  legerer  erfterem  aus  irgenb  roelcbem  Slnlaffe  «gntlfe  geletftet 
unb  weil  bafür  ^etnrtd)  III.  als  (£rfa£  ftd)  ©egeubtenfte  auSbebuugen 
fyatte.  Um  jene  Seit  verlief  baS  7.  3al;r,  fett  ©wen  ben  roütbenben  91n* 
griffen  ber  norwegtfd)en  Könige  Magnus  unb  £aralb  einen  im  ©an§en 
erfolgreichen  2£tberftanb  entgegenfe^te.  6tdu'rltd)  wäre  tl)tn  bieg  nid)t  ge* 
luttgen,  fyätte  tfym  nid)t  baS  falifdhe  §auS,  welcbeS  ntc^t  bulben  tonnte,  baß 
ber  Norweger  ftet)  auf  2)eutfd)lanbS  9iorbgrcm§e  fejifefte,  bte  ^>anb  gereift. 
3d)  benfe,  als  ©egettletftung  fytefür  forberte  Äatfer  ^einrieb  III.  bte  6d)iffe, 
unb  ber  £)äue  gab  fte.  23et  ber  nämltd)en  ©clcgenbeit  wirb  cS  §u  weite* 
reu  Unterfyanblungen  §wtfd)en  Reiben  gefontmen  fein,  in  golge  wetd)er  ber 
beutfd)e  Äaifer  nod)  ausgiebigere  Unterftü£uttg ,  als  bisher,  wiber  ^aralb 
^arbraba  vergieß,  ©wen  bagegen  ben  förmlichen  Vafatletteib  fa)wor,  von 
welchem  glorenttuS  fvrtd)t. 

$lel)ttltd)  muß  eS  ftd)  mit  (SbWarbS  Stellung  ju  £emrtd)  III.  vergalten. 
Äetn  cngltfcfyer  Zottig  l;at  im  11.  3af)rl)unbcrt  ftd)  beutfeben  ^atfern  $ur 
Vafatlenfd)aft  verpflichtet.  SEenn  gletd)roel)l  Abwarb  für  £etnrid)  III.  feine 
glotte  aufbot,  fo  muß  bteß  wegen  gewiffer  greunbfd)aftSbtenfte,  welche  ber 
3)eutfd)e  bem  2lngelfad)fcn  etwtefen  hatte,  ober  wegen  eines  befonbem  §Wt* 
ftt)en  Reiben  abgefa)loffenett  Vertrags  gefd)el)en  fein.  bewarb  war  burd) 
§aralb  faft  ebenfofef)r  bcbrol)t,  als  ©wen,  am  Gntbc  aber  fonnte  ber  9cor* 
weger  nur  burd)  geheimen  ober  offenen  23eiftanb,  ben  ber  $atfer  bem  3)ä* 
neu  lief)/  im  3«ume  gehalten  werben.  -  2öenn  ber  ©alter  feinen  fcbü$enben 
5lrm  §urücf§og,  gieng  mit  2)änemarf  aud)  (Snglanb  verloren,  ©buarb  fyatte 
bal)er  guten  ©runb,  ben  3)anf  beS  beutfd)en  ^atferS  §u  oerbtenen,  ba 
oermöge  ber  obroaltenben  Umftänbe  (SnglanbS  3u^nft  in  §etnrta)S  III. 
£änben  lag.  Wlan  ftcl)t:  bte  tollen  <8rreid)e  beS  ©tfenfopfS,  ber  von  1047 
bis  1066  Norwegen  bel)errfd)te,  Ratten  ben  (Srfolg,  bte  Wlafyt  etneS  gür? 
ften,  ber  viel  Hüger  als  ^aralb  roar,  über  bte  Otetcfye  ©fanbtnavtenS  auS* 
5ubcl)tten.   ^eimtd)  III.  fvtelte  ben  6d)tebSrtd)ter  beS  Horbens. 

(Sroen  III.  befanb  ftd)  vom  Anfange  fetner  volitifc^en  Saufbal)n  an  bis 


Viertes  33u$.  ®ap.  8.  £)änemarf  innt  (Sngtanb  getrennt,  unter  <Slven  III.  (Sjhtbfon.  1Ö7 

1064,  ba  ber  Slbfcbluß  be£  griebenS  mit  Norwegen  erfolgte,  in  einer  ge* 
fär)rlidjen  2age,  unb  bie  ©ewanbtfyett  unb  ©tanbfyafttgfeit,  mit  Welcher  er 
fein  ©d)iffletu  burcr)  alle  möglichen  flippen  f)tnbur#fteuerte,  verbient  23e* 
wunberung.  Unaufl)ör(icb  mußte  er  ben  Unfällen  bcS  müt^cnben  £aralb 
bie  ©vi£e  bieten,  er  mußte  überbieß,  waö  noer)  fcfywieriger,  ben  §xfovin$* 
ß$feiten  eigcnnü£iger  Reifer,  wie  ber  (Snglänbcr,  vielletdn  bc3  SÖenben 
9otf$aff,  am  meiften  beö  beutfd)en  #ofe$,  cntfc^lüpfcn.  9?od)  läfttgcr  aber 
alö  bie  3umutr)uncjen  be$  ÄaifcrS  ^etnria)  III.  felbft  würbe  it>m  bie  @fyr* 
fua}t,  weld)e  £etnrtd)3  HI.  geiftltct)er  ©eln'tlfe,  @rjbifd)of  Valbert  von  £am* 
burg^remen,  entwitfelte.  21(3  gäbe  e$  feine  Jlrone  3)äncmarf,  ober  als 
fyätte  fte  feine  ,£or)ett3rcctjte,  verfügte  Sbaföert  über  baS  ©ebtet  be$  beilade 
karten  ^önigö,  fdjrieb1)  vor,  wann  unb  wo  auf  bäm|d)em  53oben  23iö; 
tl)ümer  erria)tet  werben  follten.  2Bate  gar  fein  anberer  SBeweiö  vornan? 
ben,  baß  6 wen  III.  von  beutfcfycr  ©uabe  lebte,  unb  baß  datier  ^einrid)  III., 
burcr)  bie  ^änbel  ber  jfanbtnavtfcben  Röntge  §um  ©d;teb3ridUer  be$  9?or* 
benö  erhoben,  überalt  feine  £änbe  einmi|d)te,  fo  würben  für  ftdb  allein 
SlbalbertS  ftrcblicfye  $(äne  bafür  bürgen.  2lbam  von  Bremen  fagt:2)  ,,nod) 
mef)r  alö  bura)  Waffengewalt  l)abe  ^aifer  ^einrieb;  III.  burd)  2lbalberte> 
fünfte  ©fanbinavien  fammt  ©lawien  befyerrfcrjt." 

S3et  ben  vielen  Sugenben,  bie  ©wen  befaß,  fröfynte  er  einem  ^auvt* 
lafter  —  ba£  Slbam,  um  ben  Äönig  §u  entfcbulbigen,  ein  allgemeine^  ber 
©fanbinaven  nennt3)  —  §ügellofer  Neigung  §u  2ßetbern  unb  §ur  Völlerei. 
„2llle  £efyren  unfereä  (£r§btfcbof3,"  fagt  ber  Wremer  (Sfyrontft,  „nafym  Sic* 
nig  ©wen  willig  an  unb  befolgte  fte,  nur  von  ben  gemeinen  ©ünben  beö 
Horbens,  von  Unpd)t  unb  £runf,  fonnte  ifyn  Valbert  triefet  abbringen." 
CDiefe  böfe  ©ewofynfyeiten  trübten  grieben  unb  (§f)re  feinet  «£>aufe6,  unb 
verfdblimmerten  §ugleict;  feine  (Stellung  jum  Hamburger  (Sr$ftuf)le.  ©wen 
jd)(oß,  wie  e$  fcfyeint,  §wei  wirflia^e  (Sfyen,  von  benen  jeboer;  nur  eine  ben 
©a^ungen  be6  fira)iia)en  9*ecbte£  entfpracb.  3nbeß  l)eirfd)t  ©treit  fowol)l 
über  bie  Reihenfolge  beiber  (§r)en,  alö  über  bie  tarnen  ber  ^wei  ©emal)* 
(innen,  ba  bie  Duellen  nicr>t  mit  einanber  überetnftimmen.4)  ©enug,  bie 
eine  fjieß  ©utfya,  bie  anbere  ©unfyilb,  bie  eine  war  bie  2£ittwe  be3  Rh 
nigS  3afob  2lnunb  von  ©ct/Weben,  beffen  $ülfe  fyauvtfäcfyltd)  ber  3)äne 
©teg  unb  £l)ron  verbanfte.  3Me  anbere  war  eine  £od)ter  ebenbeffelben 
©Sweben  au£  einer  früheren  (£l)e  unb  folglia)  ©tieftocbiter  ber  anbern. 
£)te  eine  gebar  if)rem  ©emafyl  einen  ©olm,  Welver,  ber  einzige  rechtmäßige 


l)  Gesta  hammaburg.  HI,  32.  Tlan  toergl.  ©frörer,  Stixti).  ©efc^.  IV,  470  ftg. 
2)  Ibid.  III,  31.  3)  $erfc  VII,  343.  fammt  ©emotion  73.  2)aju  noc^  ibid.  @.  356. 
*)  SJlan  fe^e  bie  ttcfitttolle  Slueetnanberfe^ung  Bei  Sangebed  III,  335.  SWe  a,  Ivo  bie 
Beugniffe  abgezogen  roerben.  ^auptquelle  i|l  2loam  von  Siemen  III,  1 1.  ©.  339.  2)ann 
©.  341  oben  unb  ©c^olton  67.    (Snblicfj  @.  343,  ©c^olton  73. 


108 


^abft  ©regovtuS  VII.  unb  fem  3etfaUev. 


©prößling  fetneö  2kter3,  ben  gleichen  tarnen  erlieft,  nämlicb  ©wen,  aber 
fiüf;e  wegftarb,  bte  anbere  hatte  feine  jtinber.  £>ie  eine  enbete  bura)  weib* 
lidje  SSoöfyeit,  benu  Xfyoxa,  eine  ber  Bielen  ^etfdjlctferinncn  ©wett3,  tief  bte 
rcd)tmäßige  fötaigin  aus  (Sifcrfucr/t  vergiften.  2)te  anbete  warb  gewaltfam 
von  ©wen  gefdnebett. 

23c$ügltch  be$  lederen  galleö  erjagt l)  5lbam  golgcttbeS  s  „Uebermüthtg 
geworben  bureb  augenblidltd)c3  @lüd,  vergaß  ©wen  bte  Pflichten,  welche 
er  ber  Kirche  fcbulbete,  nnb  vermählte  ftd)  mit  einer  tfym  blutSverwattb* 
tut  ©cbwebin  (allem  tfefefettt  nad)  ift  bie  ©tteftoebter  ber  erften  ver* 
gifteten  ©emaf)Im  ©wenS  gemeint).  2113  unfer  (Sr^bifcbof  I)tevon  jhtnbe 
erhielt,  febiefte  er  eine  ©efanbtfdjaft  an  ben  i?ömg,  burd)  bie  er  if)m  erttft* 
Hebe  ^orfteünngen  machen  ließ,  §ule|t  brofyte  er  mit  bem  ^trdjenbanne. 
©wen  geriet^  in  S^utf),  tobte,  lärmte,  fd;wur,  baß  er  Hamburg  attjünben, 
ba3  gan§e  (§r$fttft  mit  geuer  unb  ©chwert  verheeren  werbe.  Slber  ber 
Metropolit  blieb  feft,  brachte  bte  ©adfye  nach  $om,  unb  erzwang,  baß  ber 
Köllig  auf  ein  ©d)retbett  bcö  *ßabfte3,  baS  er  erhielt,  ber  ©chwebtn  einen 
6a)etbebrtef  aufteilte.  @leid)Wohl  vermod)ten  bie  ^rtefter  md)t  fo  viel  über 
tyn,  baß  er  ftcb  fettbem  ber  ^eufd)l)eit  befleißigt  hätte,  fonbern  ©wen  fuhr 
fort  §u  leben  wie  früher,  nahm  ein  2Beib,  eine  jtcbfe  um  bie  anbere." 

3)aß  (§r§bifd)of  Slbalbert  gegen  ©wenS  @r)e  mit  ber  fct>webifd)en 
Königstochter  eintritt,  gefebaf)  meines  (SrachtenS  ebettfo  fein*  ober  nod) 
mel)r  au$  ipolittfdjer  ^Berechnung,  als  um  baS  5lnfel)en  ber  Ktrchengefcfce 
aufredet  §u  galten.  2Öefcb'  naa)ftet)tiger  Ausleger  beS  KtrcbenrecbtS  war 
Valbert  fonft,  wie  oft  brürfte  er  bie  klugen  §u!  Offenbar  fttelt  ©wen 
barum  fo  feft  an  ber  fdjwebifdnnt  @emal)lin,  weil  btefe  33erbinbung  tl)tn 
£alt  unb  ©tärfe  gab.  2)a$  wollte  Weber  ber  Wremer,  noch  fein  faifer* 
lieber  53robt)err :  ber  5)äne  follte  von  beutfeber  ©ttabc  abhängen,  barum 
warb  er  genötigt,  bie  ©chwebtn  fort^uidnden.  2)iefelbe  muß  laut  ber 
2luSfage2)  2lbamS  eine  vortreffliche  gürftin  gewefett  fein.  Unter  Herfen 
ber  2Bol)ltl;ätigfeit  brachte  fte  tl;r  übriges  Scben  auf  ben  ©ütern  fytn,  bie 
fte  jettfette  ber  bönifeben  @rän§e  von  ©d)onen  befaß. 

9lod)  fdiwerer  verftieß  ©wen  aus  anberem  Einlaß,  in  trunfenem  9Jcutl), 
gegen  baS  Äira)enred)t.  Ü)oa)  war  cS  bteßmal  ntcr>t  ber  Hamburger  9}?e* 
tropolit,  fonbern  ein  einl)etmifd)er  Sßtfcbof,  ber  tf)tt  §ur  ^ea)enfd)aft  §og. 
$)aS  norbtfd;e  3ulfcft  bauerte  unter  djriftlidjen  gönnen  fort.  %m  -IftcujahrS; 
abettb  würben  in  ber  itömgSbnrg  ju  ^oe^lilb  ©elage  gehalten,  bei  weld)en 
bie  ©roßen  beö  9ietcbö  mit  bem  Könige  tafelten.  (Einmal  —  baö  3a^r 
tft  nid)t  genattttt  —  fielen  bei  folcfyer  @elegenl)eit  auö  trunfenen  Äel)len 
böfe  Sieben  über  ©wen.    2Bof;lbteuer  hinterbrachten  fte  iljm,  fein  3^™ 


A)  $tx$  VII,  339.       2)  $tx1fr  VU,  341  oUn. 


93terte3  93ucr).  @ct£.  8.  £cinemarf  tton  (Snglanb  getrennt,  unter  @\pen  III.  (Sjiribfon.  109 


flammte  auf,  unb  er  gebot,  bie  Ucbermütrjigen  am  nädbften  borgen,  unb 
jwar  wäfyrenb  beö  ©otteSbienftö  in  ber  Strebe,  nieberjufjauen.  <&o  gef#ab) 
e6  auefr.  2)a6  53htt  mehrerer  floß  tu  bemfelben  Tome,  wo  einft  Äamtt 
6wen3  SBater,  Ulf,  r)atte  erfteeben  Iajfen. 

5luf  bem  (Stuhle  von  $oe$ftlb  faß  2öilr)elm,  vom  Metropoliten  5lbal* 
bert  jum  33ifcbofe  geweift. l)  3t)m  fam  e$  ju,  €ül)ite  für  bie  böfe  Sljat 
$u  forbem.  9Jhitl;ig  erfüllte  2Bü§eltn  feine  ^flicbt,  fo  fauer  e£  il)m  fallen 
moaMe,  ba  er  beim  Könige  in  bofyen  ©naben  ftanb.  3116  ber  «ftönig  nadfy 
vollbracbtem  9)?orbe  in  bie  Mixdjc  fam  unb  in  ben  (£t)or  vorfebreiten  roollte, 
»erjagte  if)m  ber  SBtfdbof  mit  vorgehaltenem  ^irtenftabe  ben  (Eintritt,  nannte 
it)n  einen  SRorber.  Die  Seibwarten  be6  Äöntgö  ftürjten  vor,  jogen  i()re 
©ebroerter,  allein  ©roen,  formell  $ur  23eftnnung  gefommen,  gebot  ifmen  $alt, 
verlief  bie  Strebe,  feljrte  in  ben  ^alaft  jttrücf,  legte  23ußfleiber  an,  fam 
barfuß  wieber  unb  warf  ftcb  in  ber  $orr)alle  nieber.  (£ben  war  baö 
^rie  (Sleifon  beenbigt,  ba£  Gloria  follte  beginnen,  als  25tfcbof  $BtIf)elm 
erfuhr,  was  brausen  vorging;  er  eilte  fyinauS,  empfing  be6  itönigS  Scbulb* 
befenntniß,  legte  il)m  33uf e  auf  unb  fpraef)  ib)it  bann  loS.  Wdt  einer 
falben  §arbe  (2lmt3be§irf)  ber  3nfel  @eelanb  fübnte  €>wen  fein  ÜBer* 
gefjen. 2)  2)a6  23eifpiel  beS  l)eiligen  2lmbroftu3  f)at  Reiben,  bem  SBtfdt)ofe 
unb  bem  Könige,  vorgefebwebt. 

(£0  fonnte  mct)t  fehlen,  baß  ein  fo  verftänbtger  gürft,  wie  @wen,  mit 
Unwillen  bie  ftr^licben  unb  politifcben  geffeln  trug,  in  welche  ifm  ber  fa* 
Ufdbe  §of  unb  3lbalbert  von  Bremen  verftrieft  fyatte.  (Swen  wünfebte  vor 
Willem ,  bie  $lbr)ängtgfett  ber  bänifeben  j!ircbe  vom  Hamburger  (§r§ftui)l  §u 
breeben.  3)a6  Littel  bap  war  bie  (Srridbtung  eines  eigenen  ©r§6tötr)um6 
in  Ü)änemarf.  5lbam  (abreibt:3)  „naebbem  baö  (Sf)riftentl)um  überall  in 
1)änemarf  Eingang  gefunben  blatte,  verlangte  Lintig  «Swen,  baß  ein  <&xp 
ftut)l  bafelbft  gegrünbet  werbe."  5Rur  mit  römifeber  <£)ülfe  vermochte  er 
ba$  febwierige  2ßerf  §u  vollbringen.  33on  Leitern  b)er  arbeitete  er  barattf 
r)m,  in  ber  *ßeter6ftabt  mächtige  greunbe  §u  gewinnen.  Unter  bem  25.  3a* 
nuar  1075  febretbt4)  *ßabft  ©regor  VII.  an  Strien:  t$m  3ett,  ba  tcb  noeb 
bloßer  3)iafonuS  ber  römifeben  ^trcr)e  war,  f)abe  ict)  oft  von  beiner  Stebben 
^Briefe,  unb  ©efanbte  erhalten  unb  mit  Vergnügen  barauS  beine  2Bof)Ige* 
netgtr)eit  gegen  uns  erfefjen."  3m  golgenben  fügt  ©regor  VII.  bei,  baß  er 
befonbereS  Vertrauen  §u  <Swen  l)ege,  weil  er  in  Siffenfd^aft  unb  jtunbe 
beS  JtircfyenwefenS  anbere  Könige  übertreffe.  Sugfetcfc  be§eicbnet  er  als 
einen  ber  ©egenftänbe,  über  welche  früher  unterb)anbelt  worben  fei,  bie  (Sr* 


*)  Ibid.  @.  366.  2)  @in  blumen?  unb  fdjnorfelretcfyer  95ertc^t  ^oU  unauöfrefjttc^er 
JR^etorif  bei  <5aro  üb.  XL  @.  189  flg.  3)  Gesta  hammab.  III,  32.  $erfc  VU,  347. 
*)  Jaffe  regest.  5Jlr.  3688.  Mansi  XX,  164. 


110 


$abfl  ©regoviuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


ricbtung  etnel  bänifcben  (grjbiltfymnl.  SBetläufta,  will  icb  bemerfen,  baß 
a liefe  ber  SBremer  Slbam  bie  miffenfchaftltcben  ftenntniffc  bei  Ü)änenrontgl 
hervorhebt. ')    ©wen  febeint  Satein  tterflanfeen  ju  fyaben. 

2>et  3)äne  hatte,  tr>ie  man  ficht,  längft  SBerbinbungen  bem  ge* 
nannten  $mdt  in  $om  nnb  namentlich  mit  (Sarbinal  ,$pilbebranb  ange* 
fnüpft.  Allein  $etri  ©tattbalter,  obgleich,  wie  ber  Erfolg  bewiel,  geneigt, 
ben  SBunfd)  bei  £änenronigl  p  erfüllen,  fonnten  vorerft  nichtl  u)un, 
fo  lange  bie  ©ewaltherrfdwft  bei  falifdjen  £aufe$  über  ben  tyil  ©tubl 
fortbauerte  unb  fo  lange  ©wen  fclbft  $m  beutfdjer  ©nabe  abging.  SBie 
icb  früher  setgte,2)  mar  Slleranber  IL  in  ben  Anfängen  feinet  *ßontiftcatl 
ferner  bebrängt  unb  mußte  barum  bureb  ©efälligfeiten  bie  guten  Ü)ienfte 
2lbalbertl,  ber  am  beutfeben  ^ofe  bal  große  2Öort  führte,  ju  gewinnen 
fueben.  Um  biefelbe  3üt  mar  vom  Wremer  (§r§bifd)ofe  eine  ©tyriobe  nach 
©d)lelwig  aulgefchrieben  worben,  auf  welcher  alle  bäntfdjen  SBifchö'fe  er* 
fdieinen  feilten ,  um  bie  23efel)le  tyrel  geifttiefeen  ©ebteterl  ju  empfangen. 
(Siner  ber  ©elabencn,  Gilbert  üon  ginnen  unb  ^elgolanb,  blieb  aul,  un* 
verfennbar  im  geheimen  (Sinoerftänbmffe  mit  Slmtlbrübem  unb  bem  Könige 
©wen,  meiere  bie  ©adje  hintertreiben  wollten.  9cun  flagte  Slbalbert  beim 
$abfte,  unb  2Ueranber  fanb  geraden,  ben  bänifa^en  33ifa)öfen  in  ftrengem 
£one  it)re  Unbotmüßigfeit  §u  oerweifen.3)  £)al  fab)  ntebt  fo  aul,  all  ob 
Köllig  ©wen  Hoffnung  Regelt  bürfte,  baß  *ßabft  Slleranber  je  jenem  SBunfdje 
entfpreeben  werbe. 

Allein  allmählig  befferten  ftet)  bie  $erhältniffe  bei  fyeil.  ©tul)lel  unb 
^gleich  bie  bei  bänifcrn'ii  jlöntgl,  obgleid)  er  bem  jungen  ©alier  Heinrich  IV. 
um  1063  förmlich  tofymttm  fyatte  fdjwören  muffen.4)  2)er  £ßcnbepunft 
für  ©wen  trat,  wie  tcf>  anberlwo  jeigie,  burd)  ben  norwegifeben  grieben  von 
1064  unb  burd)  ben  um  §wet  ^erbfte  fpäteren  ©turj  £aralbl  ^arbraba 
ein.  „93tl  bafym,"  fagt5)  ©aro,  „wanfte  ber  %tyo\\  ©wenl  unaufhörlich, 
je#t  (tanb  er  feft."  Slud)  bie  Eroberung  (Snglanbl  burd)  Wilhelm,  ben 
SBaftarb  ber  -ftormanbie ,  feblug  jum  93ortr;etle  bei  bänifchen  ÄönigS  aul. 
©wen  III.,  ber  all  @nfel  ©wenl  L  rechtmäßiger  (Srbe  $u  fein  behauptete, 
forberte  von  2Öü|elm  3tnl  unb  £ufotgung.  3)a  ber  Eroberer  fühlte,  baß 
er  in  ben  erften  Reiten  einer  bitter  gehaßten  ^errfchaft  (Sinmifchung  frember 
geinbe  um  jeben  $retl  verhtnbem  müffe,  gab  er  gute  Sorte  unb  fchidte 
einen  $lbt  all  griebenlgefanbten  nach  Dänemarl  ^>iiiitber ,  ber  große  @e* 
fchenfe  überbrachte  unb  baburd)  ben  3)änen  für  ben  Slugenbltcf  befchwiebtigte.6) 
2)urch  gleiche  Littel  gewann  2Bilf)elm  ben  ßrsbifcbof  von  Bremen,  bamit 
er  ben  3)änen  in  guter  ©timmung  erhalte.    5lbam  fagt:1)  „©wen  unb 

*)  Gesta  hammab.  III,  53.  «ßct^  VII,  356.  2)  S3anb  l,  669.  3)  Saffe  »r.  3376. 
5)onn  5lbam  von  Bremen,  ^ev^  VII,  365  flg.  *)  SBanb  II,  663  flg.  6)  Histor. 
danic.  lib.  XI.  @.  187  unten.       6)  Legatio  Heisini  abbatis  bei  ZariQtUd  III,  256. 


■Sßievteö  33udj.  ($a\>.  8.  JTänemarf  t?on  (Snglanb  getrennt,  unter  Stoen  III.  (Sfhibfon.  1  1  1 

Sßt^etm  ber  33aftarb  fjaberten  über  ben  23eft£  oon  (Snglanb ,  obgleid)  unfer 
Metropolit,  burd)  reiaV  ©aben  5Btl^eImö  geföbert,  (Sroen  jur  9^acf)giebtg^ 
fett  ju  beftimmen  \ud)U.H  Die  «Sachen  ftanben  jefct  anberö  atö  früher: 
Formalen  mußte  ber  ßrjbtfcbof  ben  Dänenfönig  begrüben. 

9]ort  günftiger  für  Swen  roar  bic  Vertreibung  Abalbertö  fcom  §ofe, 
tie  um  einige  Monate  ber  Eroberung  @nglanb3  voranging.1)  3war  9e* 
langte  beifelbe  um  1069  roteber  jur  ©eroalt,  aber  mit  tiefem  Augenbliefe 
begannen  in  DeutfaManb  bie  Vorbereitungen  bc6  VürgerfriegS,  bie  1071 
ben  Salier  §einrtdj  IV.  unb  feinen  9tatl)geber  Abalbert  nötigten,2)  für 
baö  Anerbieten  ber  Abtretung  einer  ^anbfebaft  auf  ber  beutfa^en  9corbgränje, 
bie  §ülfe  (SroenS  gegen  bie  voiberfpenftigen  <Bad>fcn  in  Anfprucf)  §u  nehmen. 
Daß  ber  betreffende  Vertrag  rtad^er  utebt  ttotljogen  roarb,  machte  ruebtö 
au$:  ber  bentfebe  ^errjaVr  ^atte  einmal  ben  bänif&en  al3  einen  felbft* 
ftänbigen  gürften  behanbelt.  Die  fyittn  ber  bemüt^tgen  (Stellung  SvoenS 
roaren  vorüber.  Doppelte  SQStrfungen  ber  »erbefferten  Sage  be$  ©tur)Ieö 
^etrt  unb  be$  bänifa)en  itönig$  treten  fofort  in  Verhandlungen  groifc^en 
beiben  fyenwr. 

3*  habe  oben3)  ein  (^reiben  erroäbnt,  in  roelcbem  *ßabft  Aleran* 
ber  II.  ben  ränijaVn  Köllig  aufforberte,  gleich  feinen  Vorgängern,  3"^ 
ober  einen  ^eterepfenuing  an  bie  römifebe  Jiird^e  ju  entrtebten.  Die  frag* 
liebe  SBuüc  ift  bloS  im  Au^uge  obne  Drt  unb  3af)r  auf  unö  gefommen, 
famt  aber  nur  ben  fpäteren  Reiten  bc$  Cßabfteö  angehören.  Sicherlich  hätte 
nun  Aleranber  eine  folebe  gorberung  niebt  geftedt,  roäre  nicht  aud)  er  feiner 
SettS  bereit  geroefen,  bem  Dänen  ctroaS  §u  bewilligen.  Die  33uHe  roetet 
bafjer  barauf  r;M,  baß  groi|0}en  ber  römtfäeit  Sude  unb  bem  banifdjen 
§ofe  Verrentungen  fchroebten,  bie  fdjon  ber  Steife  ftcb  näherten.  9?un 
nnffen  roir,  baß  Sroen  bie  Errichtung  eineö  bänifcheu  (SrjftuhleS  roünfcbte, 
bie  nur  Cßetrt  (Statthalter  gewähren  fonnte.  AnbererfeitS  ift  befannt,  baß 
$om  an  ^Bewilligungen  ber  Art  ©egenbebingungen  §u  fnüpfen  pflegte. 
(Sine  ber  gorberungen,  bie  ooraueftcbtltch  Stteranber  bamalS  machte,  roirb 
bie  Entrichtung  be6  oon  Äanut  eingeführten  3lufe^  geroefen  fein.  Eine 
jroeite  lernen  roir  auö  bem  ebenfalls  oben  *)  berührten  (Srlaffe  ©regorS  VII. 
t>om  25.  3anuar  1075  fennen. 

©regor  VII.  beutet  barin  an,5)  baß  ^öntg  Sroen  in  ben  Sagen  beö 
^abfteö  Aleranber  II. ,  alfo  jroifchen  1061  unb  1073,  ftcb  erboten  fytibt, 
im  galle  9tom  $ur  ©rünbung  be6  bäntfeben  Er$btethum3  bie  £anb  reiche, 
fein  D^eich  bem  fall  $etruö  ju  eigen  §u  geben  unb  atö  Sehen  jurücfju^ 
empfangen,    ©regor  fügt  überbteß  bei :  baß  bamalS  auch  noch  geroiffe 


*)  <Stef)e  93anb  II,  130  flg.  2)  £af.  ©.  302  flg.  3)  @.  91  unten  flg. 

4)  @.  109.       5)  9t.  o.  O.  Mansi  XX,  164  unten. 


112 


5ßabft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


anbere  3)tnge  jitr  Sprache  gefommen  feien.  Sftan  ift  meines  (SracbtenS 
berechtigt,  unter  btefen  anbem  fingen  bte  von  Aleranber  in  ber  unbatirten 
SBulle  gemalten  gorberungen  ju  begreifen.  Allen  Anzeigen  na*  fungcn  (entere 
nnb  bte  von  ©rcgor  VII.  erwähnten  Unterhanblungen  enge  jufammen. 

AuS  bem  eben  ©efagten  ergibt  ftcb :  erfteuS  jnr  $?\t  ba  Aleranber  IL 
auf  *ßetri  ©tur)Ie  faß,  ift  Lintig  Sroen  nm  Errichtung  eines  ErjbiStbumS  in 
2>änemarf  eingenommen  nnb  r)at  als  ©egenlcifhmg  ftd)  anr)etfcbig  gemacht, 
ein  £ehcnSverhältniß  nun  Avoftelfürften  etnpgefyen;  jroeitenS  ber  genannte 
*Pabft  nahm.  biefeS  Anerbieten  an,  bocb  genügte  eS  ihm  nicht,  fonbern  er 
ftelTte  bte  wettere  SBebtngung,  baß  Sroen,  für  ftcb  nnb  feine  Nachfolger,  bte 
gortentriebtung  beS  von  .ftanut  ^ngeftanbenen,  aber  fpäter  in  Abgang  ge* 
rätselten,  3\n\c§  übernehme,  i)ie  Unterhanblung  gebiet)  jeboch  ntc^t  jum 
Abfcbluffe,  benn  baS  fragliche  ErsbiSthum  ift  in  SroenS  Sagen  nicht  er? 
richtet  roorben.  Sie  fc^eint  gefd)eitert  ut  fein,  entroeber  weil  Sroen  im 
Angenblicfe  ber  Entfchetbung  aus  gurebt,  §cturicbS  IV.  unb  AbalbertS 
9?ache  auf  ftet)  ju  laben,  jurüenrat,  ober  weil  er  bei  ber  Armut!)  feinet 
£anbeS  bte  *ßeterSfteuer  aftjubefchroerltch  fanb. 

AuS  eigenem  Antriebe  —  nicht  buret)  Sroen  ba§u  aufgeforbert  — 
fnüvfte  sßabft  ©regor  VII.  bte  vermutlich  gegen  Enbe  beS  vorr)ergef)enben 
*]3ontiftcat3  abgebrochene  Unterhanblung,  mittelft  beS  mehrfach  ermähnten 
Schreibens  vom  25.  Januar  1075,  wieber  au.  Ü)ie  betreffenben  Sorte 
ber  33ulle  lautcu:  „Wiffe,  baß  Sir  vor  einiger  ßtit  ©efanbte  an  biet)  ge* 
febteft  fjaben,  um  mit  bir  theilS  über  bte  Errichtung  beS  (Sr§ftur)Ieö ,  ü)etfS 
über  anbere  2)inge  mef)r,  um  welche  bu  §u  ben  Reiten  unfereS  Vorgängers 
Aleranber  gebeten  unb  zugleich  ©egenleiftungen  verbeißen  fjatteft,  ju  Ver* 
hanbeln,  baß  aber  biefelbcn  aus  gurebt  vor  ben  Unruhen  in  £)eutfchlanb 
unverrtc^teter  2)tnge  §u  uns  §urücfgefchrt  ftub.  (Sollten  bir  biefe  2)tnge 
noch  immer  am  ^erjen  liegen  unb  btft  bu  entfcbloffen,  baS  p  rinnt,  was 
beute  bevollmächtigten  uns  mehrfach  jugeftebert  r)aben,  nämlich  btdt)  nnb  bein 
SRetct)  bem  Aüoftelfürften  ^u  eigen  ju  geben:  fo  feube  unverweilt  §ttverläfftge 
£eute  an  UnS,  bannt  Sir  beinen  Sitten  vottftänbtg  vernehmen  unb  bir 
unfere  Meinung  mtttr)ei(en  fönnen.  Außerbem  wünfehe  ich)  SBefctieib,  in  rote? 
fem  bte  r)et(ige  römtfehe  Stirpe  in  etwaigen  gälten  ber  9?otr)  auf  beut 
Schwert  unb  betne  Strettfräfte  $äf)Ien  barf?  3n  unferer  9cät)e  liegt  eine 
reiche,  von  feigen  $e|ern  bewohnte,  £anbfcbaft  am  Speere,  über  welche 
Sir  einen  betner  Söhne,  roenn  bu  anberS,  wie  mict)  ein  S3tfcf)of  beineS 
SanbeS  verftcherte,  Suft  I>ätteft,  ihn  mit  einer  An§af)l  verläßlicher  Solbaten 
in  2)tenfte  beS  avoftoltfchen  Stuhles  ju  geben,  als  ^er^og  nnb  $ertr)etbtger 
beS  ©laubenS  etnfetien  würben/' 

Sie  man  ftef)t,  roar  ber  $abft  bereit,  baS  (SrabtSthnm  in  2)änemarf 
ju  errichten^  zweitens  beftanb  er,  gleich  Alexanber  IL,  baranf,  baß  ©wen 


23ierteö  93ud).  @ap.  8.  £)anemarf  tton  (Snglanb  getrennt,  unter  <Stoen  III.  (Sfhibfon.  H3 

als  ©egen(eiftung  fein  $eicb  ttom  Slpoftelfürften  Sellen  neunte;  brittenS 
er  mutete  auf  bie  tton  feinem  Vorgänger  auSbebungene  3a^un9  enic$ 
jäfyrlidjen  3tnfeö ;  viertens  forberte  er  als  @rfa£  für  ben  3inS  feft  §ugeftd)erte 
SSqffentyftlfe  in  Kriegsfällen;  fünftens  als  vetteren  $ei$,  um  ben  König 
für  feine  spiäne  jit  gewinnen,  [teilte  er  tu  2luSftcbt,  baß  er  einen  ber  (Söfjne 
(SwenS  jum  «Jperjog  über  ein  ntc^t  genauer  bezeichnetes  italientfd)eS  ©ebiet 
befördern  wolle;  fectjStenS  fnüpfte  er  hieran  bie  weitere  SBcbingung,  baß  ber 
fragliche  Sor)n  mit  einer  genügenben  3«W  bänifeber  Normannen  tu  Kriegs* 
bienfte  beS  apoftolifeben  €tuf)leS  trete. 

2lllcS,  was  ©regor  über  baS  ©ebiet  fagt,  erwägenb,  $ieb)e  idj  ben 
<Sd)luß,  baß  irgenb  eine,  von  9D?cnfcben  gricd)ifd)en  unb  barum  fejerifdjen 
33efenntuiffeS  unb  ttielleid)t  auef;  grieditfa^er  6pracb)e  bewolmte,  (Streefe 
5lpulienS  gemeint  fei,  welche  bie  Normannen  (SübitalienS  auS  5lnlaß  von 
tlnterljanblungen,  bie  in  bie  erften  3äkn  ©regorS  VII.  fallen,  an  ben 
römifdjen  Stuf)l  abgetreten  fyaben  mögen.  2)te  lange  ^errfebaft  ber  btyjan* 
tinifd)en  Kaifer  über  baS  (übliche  Stalten  Ijatte  jur  golge,  baß  ein  guter 
£l)eil  bortiger  SBesöIferung  tudjt  nur  baS  grieebifa^e  33efenntniß,  fonbern 
aud)  bie  griecbifcfye  Spraye  annahm.  ^DocJ)  bieß  ift  eine  9c*ebenfad)e.  2)efto 
größere  S3ebeutung  fommt  bem  übrigen  3nl)alt  beS  ^Briefes  §u.  Um?er* 
fennbar  will  ber  Cßabft  ben  2)anenfömg  fortreißen,  er  läßt  §u  folebem 
3wede  bie  t?on  feinem  Vorgänger  ttorangeftellte  ^auptbebingung,  wdd)e 
€wcn  läftig  fanb,  fallen,  maä^t  an  if)rer  Statt  anbere,  auf  weld?e  ber 
2)äne  leiditer  eingeben  fonnte,  er  fügt  enbiieb  am  6d;luß  noa?  ein  befonbereS 
sReijmittel  bei. 

©in  ^weites  6cbreiben  ©regorS  an  benfelben  König,  auSgeftellt  im 
nämlidjen  3af)re,  aber  faft  bret  Monate  fpäter  —  unter  bem  17.  Slprtl — 
tft  auf  uns  gefommen.1)  9cad)  einem  bebeutfamen  Eingänge,  in  Weld)em 
er  über  bie  Sauigfeit  ber  cbriftlic^en  Mitwelt  Hagt,  unb  bann  bie  9J?ad)t 
unb  ,£)errlicbfeit  ber  apoftolifd)en  Ktrd)e  hervorhebt,  bereu  ©ebiet  ftd)  weiter 
erftrede,  als  einft  baS  Scepter  beS  9luguftuS,  erteilt  er  ber  Sapferfeit 
unb  bem  ©laubenSeifer  ©wenS  unb  feines  $o(feS  gfänjenbe  £objprüd)e 
unb  fäfjrt  bann  fo  fort:  „bebarfft  bu  irgenb  etwas,  was  btr  bie  römiferje 
Kirche  gewähren  fann,  fo  gib  mir  9?ad)rid)t  burd)  suverläfftge  SBotcn,  unb 
bu  follft  Ellies  r)aDen-  2)a  bu  unferem  Vorgänger,  feiigen  ©ebäd)tniffeS 
2tleranber  IL,  gewiffe  bitten  Vortrugeft,  auS  welchen  hervorging,  baß  eS 
beine  Slbftcbt  fei,  in  ausgezeichnetem  ©rabe  bir  unb  beinern  $ctd)e  ben 
6a)u$  beS  Slpoftelfürften  ju  erwerben,  fo  erfucfie  ich  bid),  bu  wolleft  mir 
bura)  biefelben  23otcn  anzeigen,  ob  bu  noch  ben  nemlicben  2Bunfcb  l)egeft  ober 
ntef/t,  ober  gar,  waö  mir  feljr  angenehm  wäre,  ob  beiu  §er§  noa)  eifriger 


')  3affe  regesta  Wr.  3714.  Mansi  XX,  184. 
©fröret,  $abft  @rcgoriu8  VIL   33c.  in. 


8 


114 


s#abft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


alö  früher,  ber  ©act)e  jugeroenbet  tft  u.  f.  ro."  3n  welchem  Sßerljältnfffe 
ftefyt  ba£  jroette  (Schreiben  §u  bem  erfteren?  Offenbar  tft  eö  eine  (Sr* 
gänjuug,  gletd)fam  eine  9?acbfcfyrtft  §u  jenem,  e6  I)at  bett  Su  erflären, 
baß,  wenn  etwa  bem  Röntge  sott  Dänemark  bie  im  erften  ©abreiben  ge* 
boteneu  23ebingungen  nicht  ttotlfommcn  einbrechen,  *ßetrt  (Statthalter  bereit 
fei,  noc^  mehr  §u  gewähren,  ^önig  ©roen  möge  nur  fettere  Sünfche  ttor* 
tragen  unb  ftc^er  auf  (Erfüllung  rechnen. 

§at  ber  £>äne  bie  Anträge  ©regorS  VII.  §urücfgerotefen,  ober  gebiet) 
bte  ©ache  jum  Slbfchtuß  ?  Sefetereö  ift  ber  gaü.  3)er  ©choliaft  2lbamö 
tton  Bremen  berichtet:  l)  „©roen  üon  Dänemark  fcbicfte  feinen  ©orjn  auf 
ber  Verbtnbung  mit  ber  Äebfe  Zljoxa,  berfclben,  roetche  bie  rechtmäßige 
©emapn  beö  Königs  ttergtfteUhat  —  biefen  ©of)n,  genannt  9J?agnu3, 
fcbicfte  $öntg  ©roen  nad)  9tom,  bamit  er  bafelbft  t>om  $abfte  §um  Röntge 
ge^ei^t  roerbe."  Der  ^ntfcf)(uf  beS  alten  Äönigö,  feinem  ©ol)ne  in  $om 
bte  2Öeif)e  erteilen  §u  laffen,  fe£t  vorauf ,  baß  ©roen  mit  ©regor  VII. 
ftd)  »erftänbtgt,  namentlich  aber  eingewilligt  hatte,  fein  Dfetch  bem  tyil 
5tyoftelfürftcn  §u  übergeben  unb  eö  als  Sehen  surürfutempfangen.  3Me 
römtfcbe  ©enbung  be$  jungen  3>ftagnu$  roar  gleichfam  bie  23efteglung  be$ 
mit  Cßetrt  ©tuf)l  abgefd)loffenen  Vertragt.  9mn  befttmmt  freilich  ber 
©choliaft  bte  Seit  ber  Steife  nicht,  allein  ba  aus  beiben  angeführten 
©abreiben  ©regorö  unrotberlegltcb  erhellt,  baß  im  2tyrtl  1075  ein  5lbfa)lup 
noch  nicht  §u  ©tanbe  gefommen,  fo  fann  -lOfagmte  bie  Steife  erft  nach  bem 
2tyrtl  be3  genannten  3al)re3  angetreten  Ijahcn.  2)ie  (Srroähnung  ber  Steife 
in  2lbam£  Serf  macht  feine  ©d)roiertgfett.  3)enn  obgleich  5lbam  bte  ©e* 
fchtchte  be6  Horbens  nur  bis  etroa  1073  fortführt,  trägt  ber  ©choliaft 
häufig,  rote  ich  an  einem  anbem  2)  £)rte  §eigte ,  fpätere  (Sretgniffe  nad). 

2)te  ©enbung  beS  jungen  gürften  rourbe  jeboch  vereitelt.  2)er  ©cboltaft 
fährt  fort:  „ber  unglüdltche  Süngltng  gelangte  ntdU  nach  ^Kom,  fonbern 
ftarb  auf  ber  Steife. "  3)a6  SBetroort  „unglüdltch"  fdjetnt  an^ubeuten,  baß 
ein  Verbrechen  an  9)?agmt3  verübt  roorben  ift.  Ob  ihn  etroa  Sfteib  feiner 
trüber,  ober  5lrgltft  beö  beutfchen  $o\$  au6  bem  2Öege  räumte,  ober  ob 
er  trgenb  einem  anbem  TOßgcfchtcf  erlag?  2Btr  rotffen  eö  nicht.  ©emig 
ber  *ßlan  ©regorS  VII.  unb  ©roenS,  bte  bänifche  jtrone  tton  ber  beutfchen, 
bte  bortige  Kirche  üom  Hamburger  (Srjftuht  unabhängig  §u  machen,  ij*  nicht 
aufgeführt  roorben.  5luch  roenn  ©roen  bte  2tbftd)t  gehabt  fyätte,  burch 
-5lbfenbung  etneö  anbem  ©ohnö  bie  ©adje  roieber  aufzunehmen,  roäre  e6 
ihm  nicht  möglich  geroefen,  benn  er  ftarb  fur$  barauf. 

Ü)te  bänifa)e  Kirche  J>at  bamalö  feinen  eigenen  £>berr)irten  befommen, 
aber  fonft  roar  fte  faft  t>ollftänbtg  auögebilbet.    2Btr  müffen  fte  inö  5luge 


l)  5ßev^  VII,  343.  @c^olion  73.       2)  S3anb  II,  552  flg.  555. 


93ierteg  93ucr).  Qiap.  8.  JDdncmarf  r>on  (Snglanb  getrennt,  unter  (Sroen  III.  (Sfiribfon.  H5 


faffen.  grüner1)  würbe  gezeigt,  baß  £)tto  L  von  2)eutfcblanb  jwifcben 
947  unb  965  brei  SBiStfyümer  fit  3üt(aub  —  (EaMeSwig,  S^tpe ,  SlarrmS 

—  grünbete  unb  auSftattete,  formte  baß  Dtto  II.  ein  viertes  auf  güfyten 

—  wafyrfcbeinltcb  mit  bem  (Eatje  £>benfe  —  Ijuuufügte.  3)iefe  Qinricbtung 
erlitt  jebo-t  im  Saufe  be6  11.  3af)rfnmbert3  merflictye  Veränberungen. 

2lbam  cr$äf)lt: 2)  „in  fpätern  Reiten  ging  baS  von  Dtto  t  gegrünt 
bete  33i$tf)um  5(art)uö  ein,  fo  baß  Sütlanb  nur  noeb  jwei  ©tüf)(e,  ben 
von  D^ipe  unb  ben  von  (Schleswig,  behielt.  2U3  aber  neuUcf)  S3tfa?of 
üH>al  von  £Rfpe  ftarb,  würben  au3  feinem  sprenget,  unter  9J?ttwirfung  be£ 
9)?etropo(iren  Valbert,  vier  ^iötbümer  (ba3  verfeinerte  9tipe,  baö  wieber* 
tyergefteHte  21arf)u3,  bann  SSiborg  unb  enbltcb  Sßenbfyffel  mit  bem  Si$e  3) 
£iörtng)  gebilbet."  Sütlanb  $äf)(te  bemnaef)  je£t  fünf  6tüt)Ic,  ba3  93iö* 
n)um  auf  gülmen  aber,  ober  £)benfe,  bauerte  fort.  Außer  biefen  famen 
fyinui  —  wafyrfcbeinlicb  unter  «ftanut  L  —  DfoeSfüb  auf  ©eelanb  unb  £unb 
für  (Scbonen.  £e£tere£  erweiterte4)  fpäter  6  wen  III.  ju  §weien,  inbem  er 
neben  £unb  noa)  ben  <8uu)l  von  Qalbt)  für  (Baronen  grünbete.  2)ie  3a^ 
ber  bänifeben  S3tötr)ümcr  belief  ftcb  bemnad)  gegen  (Snbe  ber  Regierung 
SwenS  III.  auf  neun,  wovon  fünf  für  3ütlanb,  §wet  für  bie  3nfeln,  §wet 
für  <2cbonen. 

9?aa)  ben  2&orten  Abamö  §u  fctjlteßen,  ftnb  bie  neuen  33t$tr)ümer 
jwifeben  1060  unb  1065  errietet  werben.  23e§üglicb  ber  jütlänbifcfyett  fagt 
er,  üönig  (swen  l)abe  fte  nacb  bem  £obe  2Öa(6,  ber  neuUcf;  erfolgt  fei, 
au£geftattet.  Abam  fcbrteb  5)  etwa  $wifcben  1072  unb  1075.  beultet)  ift 
für  ü)n  eine  Vergangenheit,  bie  fünf  biö  ad)t  3af;re  utrüefttegt.  3n  bie* 
felbe  Seit  fällt6)  aueb  bie  Ablöfung  beö  2)albi;er  (Sprenget  von  bem 
Sunber.  Allem  Anfcbeine  nact)  Ijüig  bie  ©rünbung  ber  neuen  (Stütjle  einer* 
feitS  mit  ber  früher  erwähnten  bäntfa^en  ©tynobe,  welcfje  Abalbert  §u 
(ScMeSwig  galten  wollte  ober  wtrfltcb  gehalten  t)at,  anbererfettö  mit  ben 
Unterl)anblungen  §ufammen,  welcbe  «ftönig  <2wen  III.  feit  etwa  1064 
wegen  Aufrichtung  eines  bänifeben  (5r$fuu)leö  §u  9fom  anlnüpfte. 

Aucf;  mit  $farrfird)en  war  ü)änemarf  reicrjlicf;  verfemen.  Abam  von 
Bremen  fcfiä^t 7)  bie  An$af)l  berfelben  in  (Ecbonen  ober  bem  bänifa^en 
(Schweben  auf  300,  in  (Seelanb  auf  150,  in  gübmen  auf  100,  alfo  im 
3nfelreicbe  Ulfammen  auf  250.  Von  ben  Pfarreien  auf  3ütlanb  fcfjweigt 
er,  ba  aber  bie  £albmfel  fünf,  baS  übrige  2)änemarf  nur  vier  Stühle 
befaß,  ift  man  berechtigt  anzunehmen,  baß  in  ber  feftlänbifa>n  «£>äifte  be£- 


Oben  <&.  4  u.  7.  2)  Descriptio  aquilonis  cap.  2.  $er^  VII,  369.  3)  Qafy* 
mann,  ®e[d)t(^te  ü.  S)dnemarf  I,  179.  *)  «)}er^  VII,  371.  5)  Ibid.  <&.  267.  6)  JDtep 
er^eHt  auö  33ergletcf)ung  ber  @teßen:  descript.  aquil.  cap.  8  u.  9.  $er^  VII,  371. 
')  Ibid.  cap.  7.  370. 

8* 


116 


$abft  ©regoviuö  VII.  unb  fein  ßiitalttx. 


®efammtreid)e3,  bie  allerbingS  tncle  unfruchtbare  Strecfen  in  ftd)  faßte,1) 
immerhin  gegen  400  Kirchen  beftanben  haben  mögen. 

2£te  »erhielt  e$  ftd)  nun  mit  2lu3ftattung  btefer  «Stühle  unb  $farr* 
firchen?  3n  9?orroegen  unb  Schweben  gab  e$  bamafö,  laut  bem  früher 
angeführten2)  3eugniffe  2lbam3,  23tfcböfe  unb  Pfarrer  genug,  bte  feine 
-regelmäßigen  (Stnfünfte  belogen,  fonbcr.it  »on  bcn  @abett,  roelche  ihnen  bte 
©läubtgen  barbrachtett,  ober  gar  toon  bem  greife  lebten,  um  roelchen  fte 
bte  Spenbung  ber  Saframente  toerfauften.  (Sollte  bteß  nicht  auch  in  3)äne* 
mar!  bezüglich  einzelner,  ober  vieler  Kirchen  ber  gall  geroefen  fein? 

£>ie  ©ac^e  serbtent  genaue  (Erörterung.  9lu£  ben  Urfunben,3)  roelche 
bte  Äatfer  £>tto  I.  unb  £)tto  III.  §u  ©unften  ber  Stühle  Schleswig, 
$tye,  2larf)u3  unb  £)benfe  edieren,  geht  l)ert>or,  baß  alle  toter  Sänbereten 
befaß  cn,  alfo  t>on  ben  genannten  itatfent  auSgeftattet  roorben  ftnb.  Ä an 
hat  feine  Urfacfje  anzunehmen,  baß  bte  2lu$ftattung  eine  färgliche  roar. 
2)enn  afö  Sieger,  alö  (Eroberer,  haben  bte  beiben  ^errfcher  jene  $3t6thümer 
errichtet ,  fte  roerben  baher  toorauSftchtltcf)  bäntfcheS  Staatsgut  §ur  Sicherung 
toon  Slnftalten,  roelche  bem  beutfct)en  Staatshoheit  auf  fetnbltchem  33oben 
bientett,  nicht  gefchont  haben.  5lÜetn  fpäter  ging  eines  ber  toon  Dtto  I.  ge* 
fchaffenen  jüttfehen  SBtSthümer,  nämlich  SlarhuS,  ein. 

2Barum  ift  bteß  gefchehen  unb  roann?  3$  fyabc  früher4)  naebge* 
rotefen,  baß  Sroen  I.  ©abelbart,  §um  2)anf  für  bte  großen  Summen, 
roelche  bte  hätten,  um  ihn  au3  jomSrotftngtfcher  ©efattgenfdmft  au6§ulö* 
fen,  jufammenfehoffen,  Salbungen  an  ©emetnben  üerlter),  unb  baß  höchft 
roahrfcl)etnlich  einen  Z^cil  biefer  gorfte  bte  S3tötr)itmer,  roelche  burch  £>tto  I. 
auSgeftattet  roorben  roaren,  hergeben  mußten.  9lachbem  bte  jütifchen  Stühle 
eine  folche  2lberläffe  erlitten  fetten,  ift  eS  begreiflich,  baß  fte  nicht  mehr 
rote  früher  fortbefter)en  fonnten,  fonbern  baß  einer  »oit  ihnen,  2latr)u$,  in 
bte  23rüd)e  fiel. 

3roette  grage :  roann  erlofdh  2larfm3?  Ü)te  SSermuthung  brängt  ftch 
auf,  baß  e6  Sroen  L  geroefen  fei,  ber  ba3  23i3thum  einbog.  2)enn  er 
»erteilte  ja  jene  gorften,  bte  Sluöftattuitg  jüttfeher  Stühle,  an  Saien,  er 
begann  überbteß  feine  ^errfcherrotle  als  feaupt  einer  r)etbntfd)cn  Cßartt)et 
unb  begünfttgte  auch  noch  *n  festerer  3eit  ben  alten  ©ötterbtenft.  3n  ber 
5£t)at  fagt5)  5lbam  »Ott  Bremen:  „bte  Ueberlteferung  hat  ftch  erhalten, 
baß  feit  ber  3eit,  ba  Wtetxopolit  Slbalbag  toon  Hamburg  ftarb,  btö  auf 
unfere  Sage  herab  3ütlanb  nur  $roet  25t6thümer  behielt,  inbem  baö  britte 
$u  3larhuö  einging."  Slbalbag  tterfchteb 6)  988,  nicht  lange  nachbem  Sroen  I. 
bcn  bänifchen  Zhxon  frefttegen  hotte,  gegen  baS  $obe$jar)r  Slbalbagö  aber 


')  23anb  II,  451.  2)  SDaf.  @.  556.  3)  35 af.  @.  4  u.  7.  4)  Oben  ©.  10  flg. 
6)  Gesta  hammab.  II,  44.  Sßerfc  VII,  322.        6)  Ibid.  II,  26.  @.  316. 


*8ierteö  33ucr).   (Safc.  8.  ©änemorf  tton  (Snglanb  getrennt,  unter  <8fren  III.  (Sjlribfon.  117 

tvarb  O  ber  3)äne  in  ben  fd)limmen  ©treit  mit  ben  SomSWifmgern  fcer* 
riefelt,  melier  ©wenö  ©efangenfebaft  unb  SluSlöfung  nach  ftcfo  50g.  DaS 
(Srlöfcben  be$  23t3thum3  SlarfyuS  unb  bte  £o$faufung  ©wenö  fälXt  alfo 
§ufammen:  ein  faft  r)anbgretfltd?er  beweis,  bafj  baö  erftere  (Sretgmf  eine 
golge  bc3  lederen  war.  3tt>an§tg  Safyre  nad)  ©wcnS  £obe  mufj  bie 
bäntfehe  $trd)e  eine  jwettc,  noch  größere,  (Srfdbütterung  erlitten  haben. 

2)er  wohlunterrichtete  Styroruft  »ort  £ilbe8r)eim  berietet2)  §um  3ahre 
1035:  „im  2ötnter  warb  Äanut  Iv  Äöntg  ber  kälten  unb  2tngelfad)fen, 
bura)  überfrühen  £ob  weggerafft.  5U3balb  begann  ba$  ßhrtftenthum,  baS 
er  treulich  befchü&t  t)atte,  §u  wanfen."  (§3  muf  eine  ftarfe,  ja.  eine 
fchreienbe  £l)atfad)e  fein,  auf  welche  ber  #tlbe$r)etmer  hinweist.  3<§  fer)e 
in  feinen  Sorten  eine  Slnbeutung,  ba£  bte  bäntfa)en  23i3thümer  in  eine 
feljr  fchwtertge  Sage  gerieten.  9?od)  anbere  ©puren  beS  ^üdfattS  in  ba$ 
£eibenthum  treten  feitbem  am  23elt  unb  ©unb  herttor.  2ßo  bte  Kirche 
im  Horben  33obcn  gewann,  erl)ob  fie,  wie  wir  wtffen,  fogletd)  unerbittlichen 
£am:pf  gegen  ben  ^auptgreuel  ©fanbtnatnenö,  ben  ©eeraub.  9?un  biefe 
fittltcf)e  $eft,  bie  üon  Äanut  eingebämmt  worben  war,  lebte  gleich  naa) 
feinem  £obe  wieber  auf,  unb  §war  waren  eö  bäntfehe  Könige,  bie  bem 
2Btftngergewerbe  in3gef)etm  ^8orfa)ub  (eifteten. 

3m  3a^re  1043  läuft3)  Äöntg  SflagmtS  ber  @ute  tton  Norwegen, 
DlafS  be$  ^eiligen  ©obm,  getrieben  som  ©etft  feinet  SSaterö,  mit  ge* 
fammter  ©eemaebt  gegen  bte  3om3burg  auö  unb  verbrennt  baS  fcer* 
ruckte  9left  tfon  ber  (Srbe  weg,  weil  e6  ttoll  ift  »on  Reiben  unb  ©ec* 
räubern.  2Me  3om3burg  ftanb  aber  bis  furj  t>or  1043  unter  ben  ©öfmen 
jtanutS  L,  ©wen  II.  unb  ^arbifnut,  folglia)  haben  fie  ben  (Seeraub  be* 
günfttgt.  3)a$  ©leiebe  gilt  »ort  ©wen  III.,  wentgftenS  bis  gegen  (Snbe 
fetner  Regierung.  3)er  Vorwurf,  welchen  Slbam  t>on  SBremen  ergebt:4) 
an  ©olb  fehlt  e3  in  2)änemarf  ntd)t,  benn  bie  2Btftnger  §af)ten  bem  SDänen* 
fönige  Tribut,  bamit  ihnen  geftattet  werbe,  frembe  ©ebiffe  §u  berauben" 
unb  weiter  unten:  „überhaupt  ift  oteleS  faul  in  2)änemarf",  trifft  ttorsugS* 
weife  ©wen  III. 

2)iefer  ^önlg  unb  fein  nädjfter  Vorgänger  £arbtfnut  ^at  ©old)e3 
weniger  au6  33o$r)ett  getrau,  als  aus  Sftotr).  ©eit  bem  ^obe  Äanutö  I. 
liefen  bie  norwegifcfyen  Könige  93?agnuö  unb  namentlich  ber  ^ifenfopf, 
^aralb  ^arbraba,  wä^renb  einer  langen  9^eil)e  von  ^a^ren  ©türm  wiber 
3)änemarf.  ©wen  III.  unb  ^arbtfnut  Ralfen  fic^,  fo  gut  fie  fonnten, 
namentlich  rief  erfterer  bie  £ülfe  naher  unb  ferner  9tad)barn  an  unb  wieö 
aua)  baö  ©olb,  ba6  bie  SBiftnger  boten,  ntc^t  $urM.    5lber  noa)  etwaö 


l)  (Siefje  oöen  @.  7  flg.  2)  ^ßer^  in,  100.  3)  «anb  n,  653  flg.  4)  @te$e 
S3anb  U,  670  ober  ^er^  VH,  370  SWitte. 


118  WM  ©rcgoriuS  VII.  unb  fein  3etfalter. 

5lnbere6  Farn  fyfn&u.  3m\  gürften  auö  bcm  (Stamme  ©ormö,  beö  Gilten, 
(Sroen  I.  unb  Äanut,  fyaben  für  furje  &itf  *>cn  nachmaligen  (Scbroe* 
bentontgen  ©uftao  Stbolf  unb  (Sari  XII. ,  eine  glän^enbe  föolle  al6  SBelt* 
mächte  gefpiclt.  ^3Iö^Hcf)  fat)en  ftet)  ifyre  Nachfolger  auf  ba3  tnappe  ©rblanb 
§urücfgeroorfen ,  baburd)  rourbe  IDänemarf,  roaS  e3  noa)  t)eute  tft,  §u  lang 
unb  $u  fur§:  §u  lang,  weil  bie  Röntge  auf  ba6,  roa3  ehemals  roar,  2ln* 
fprüd)e  bauten,  bie  fte  hätten  oergeffen  feilen;  ju  fur§,  roetl  bte  regelmäßigen 
Littel  be£  £anbe£  für  ben  @lan§,  ben  bte  Herren  burchauS  um  ftch  t>er= 
breiten  trollten,  nicht  genügten.  5116  ber  (Srfte  geriet!)  in  btefe  Sage  £arbt* 
fruit:  er  ließ,  ber  bracht  baö  Nötige  aufopfern*),  53i^tl)ümer  eingeben; 
al$  ber  3^ctte  «Sroen,  ber  2lftrib  (Sot)n :  er  fdjloß,  biedre  ber  itrone  au3 
ben  klugen  fer^enb,  mit  (Seeräubern  £anbel3gememfchaft.  (Spätere  machten 
e$  nicht  beffer,  fte  branbfehaftfen  unter  bem  £ttel  (Sunb§oll  bie  ©<$tfffal)it 
aller  Nationen,  ober  ftürjten  fta)  in  unermeßliche  ©Bulben. 

23ei  foldjer  ginan^lage  be6  föeicfeeS  tft  ntct)t  §u  erroarten,  baß  bie 
bäntfetje  Strebe  unb  namentlich  bte  um  1065  errtdjteten  (Stüf)le  über  ein 
r)tnretchenbe3  ßtnfommcn  »erfügten.  £>er  Wremer  Slbam  braucht  ben  2tu3* 
bruef :  *)  bte  neuernannten  oter  33tfa)öfe  (oon  Sötborg,  SEBenbfyffel,  9f*ipe, 
2larf)u3)  Ratten  tt)re  (Sprengel  burd)  ba6  ©efctienf  beö  Königs  (Sroen  er* 
langt.  2)a3  fchetnt  atlerbtngS  auf  eine  5lu3ftattung  htnntroetfen.  Willem 
e£  fragt  jtet):  oon  roetd)em  Umfang  unb  reeller  5trt  war  btefelbe?  5ln 
einem  anbern  £)rte  berietet2)  ber  nämltd^e  (Slnonift:  „ber  jüngere  £)btnfar 
(welcher  1045  als  53tfd>of  oon  9fipe  ftarb),3)  flammte  auö  einem  oor* 
nehmen  ©efcblechte  unb  befaß  groß e@  2krmögen,  baS  er  ber  ^tra)e  Oer* 
machte.  Die  (Sage  gef)t,  baß  Dbtnfarö  9?ad;laffe  ber  (Stuf)t  oon  Dftpe 
feine  2lu3ftattung  oerbanfV  3tt>ct  Salle  ftnb  benfbar:  entroeber  fprtcbt 
Slbam  oon  bem  3ct^^nm ,  ber  §rotfd)en  ber  (Sc^enfung  £)btnfar3  unb  ber 
$8ertf)etlung  be6  23tStl)umö  S^ipe  in  oier  (Sprengel  oerfloß;  bann  folgt,  baß 
ba6  §oa)ftift  *Rtpe  oor  ber  (Sd)enfung  £)btntar6  fooiel  atö  nxd)t0  befaß, 
roaS  fef>r  gut  §u  bem  (Schluffe  fttmmt,  ben  man  aus  obiger  (Stelle  ber 
^)ilbeöf)eimer  (5r)ronif  $tefjen  muß.  £)ber  roill  ber  Wremer  fagen,  bei  ($r* 
rta)tung  ber  oier  neuen  (Stür)le  fei  9ftpe  auf  ben  Nachlaß  £>btntar£  ange^ 
rotefen  roorben;  bann  folgt,  baß  Äöntg  (Sroen  bte  bret  anbern  (Stühle 
trjetlroeife  ober  gan§  mit  ben  Sänbereten  au^ftattete,  roela)e  JRtpe  oor  ber 
(Sc^enfung  £)btnfarö  befeffen  batte.  3m  einen  lote  im  anbern  galle  tft 
flar,  baß  ber  Däne  für  bte  Drgamfatton  oon  1065  roentg  ober  feine 
£)pfer  brachte.    (Sbenbteß  erhellt  noc^  auö  einer  jroetten  ^Ijatfac^e. 

S03te  oben  gezeigt  roorben,  Ijat  (Sroen  um  bte  nämliche  3^it  ben  ©prengel 


J)  91.  a.  £).  $er^  VII,  369.  quatuor  episcopi  dono  Sueini  regis  sortiti  sunt  pa- 
rochiam.       2)  II,  34.  @.  319.        3)  Ibid.  @.  334.  (Scholien  60. 


Sßterteö  93ud).  Gap.  8.  SDcmemarf  von  dngtanb  getrennt,  nnter  <Sften  in.  (Sftribfon.  1 1 9 


von  Sunb  in  jtvei  ^iSthümer ,  baS  verfleincrte  £unb  unb  3)albty,  aufgelöst, 
einige  3a^re  fväter  aber  vereinigte  er  fte  fofebet,1)  inbem  er  (Sgüto,  ber 
feit  1063  ober  1064  bereits  33t|"cr)of  von  3)albty  war,  $u  23elobnung  ber 
großen  Sßerbtenjk,  bie  ftcf>  berfelbe  erworben  tjatte ,  auch  noct)  mit  bem 
£ocbftift  Sunt)  bebaebte.1)  3)aS  ftebt  fo  aus,  als  fei  ütalbty  bei  ber 
^f)eilung  mit  gegen  ber  ehemaligen  SluSftattung  von  Sunb  abgefveiSt 
Horben  unb  als  fyabe  jlönig  Sroen,  weil  betbe  Stühle  feitbem  faum  be* 
ffcben  fonnten,  ftet;  genötigt  gefel)cn,  bie  jerriffenen  ZUik  lieber  sufammen* 
jufügen,  bamit  ber  wol)lverbiente  (Sgtno  ein  roürbigeS  (Sinfommen  erhalte. 

(Sntfcheibenb  tft,  roaS  ber  zweite  9?ad;folger  SroenS  III. ,  Jlanut  ber 
<£>eilige,  unternahm,  tiefer  jtöntg  maebte,  rx>te  ich  unten  §etgen  werbe,  bie 
größten  2(nftrcngungen ,  um  bie  Mängel  ber  £UtSftattung  ber  bänifeben 
93t8tr)ümer  §u  ergänzen,  er  fegte  weiter  feine  jtrone  aufS  Spiel,  um  ben 
©efammtcleruS  feinet  Geichs  burd)  (§iufür)rung  ber  fytynttn  auS  einer 
SDiittelloftgfcit  herauszureißen,  welche  ben  @harafter  beS  geiftlia^en  StanbeS 
gefährbete.  daraus  ergibt  ftcf;  unabweisbar,  baß  in  SwenS  Sagen  baS 
SttftungSvermögen  ber  bänifa^en  Ätrcbc  ein  win^tgeS,  unjureidjenbeS  war, 
unb  baß  SBtfcböfe  unb  Pfarrer  einen  guten  %f)til  tr)reö  Unterhalts  mit 
$vüetbeuttgen  Mitteln  clerifalen  (SrwerbS ,  ober  mit  ©efebenfen  ber  dauern 
beftreiten  mußten. 

2£äf)renb  ber  größeren  ^ätfte  feiner  Regierung  hatte  Swen  faft  un* 
ausgefegt  mit  ©egnern  $u  fämpfen,  bie  ir)n  als  einen  (Smbrmgling  unb 
^h^nräuber  berjanbelten.  (£r  felbft  behauptete,  ber  -rechtmäßige  (Srbe  von 
3)änemarf  §u  fein  unb  auch  feine  Unterthanen  glaubten  baran.  tiefer 
$Biberftreit  fpiegelt  (ich  in  einem  SBorte  ab.  Schriftftetter,  bie  auf  Seiten 
ber  getnbe  2)äncmarfS  (tehen,  fügen  entWeber,  wie  Snorro  Sturlefon  unb 
bie  islänbifche  ^öntgS&ronif,  bem  tarnen  SwenS  ftetS  ben  Sag  bei,  Ulfs 
Sohn,2)  ober  fagen  fte,3)  roie  ber  Wönfy  Sr)coberi(^  von  2)rontr)etm, 
höchftenS  Swen,  Sohn  beS  Ulf  unb  ber  2lftriba.  3lucb  2lbam  von  Bremen 
nennt*)  ihn  einmal  Swen,  28olfS  Sof)n.  2)te  bänifeben  (5r)rontften  ba* 
gegen  braueben  ftanbhaft  bie  53e§eicbnung  Swen  ?tftribfon,  inbem  fte  ben 
tarnen  beS  SSaterS  Ulf  wohlweislich  weglaffen. 5) 

£)urch  feine  Butter  Stftriba  ftammte  Swen  von  Swen  L,  burch  biefen 
von  ©orm  bem  Gilten,  bem  ©rünber  bätttfcfjcr  StaatSeinhett  ab,  von  Väter* 
Ud)er  Seite  bagegen  fyatte  er  feinen  Sdtfprucb  auf  (Dänemark  %fyxcn.  3n* 
bem  nun  bie  2)änen  auSfchließlich  ben  tarnen  2tftrtbfon  anwenben,  weifen 
fte  barauf  hin,  baß  Swen  nach  bem  2luSfterben  beS  ^anut'fchen  SHann* 

4)  Ibid.  ©.  371.  2)  3-  33.  Heimskringla  III,  27.  31.  36  u.  f.  f.,  cBenfo 
annales  Islandorum,  SangeBecf  III,  142  u.  143  unb  necrolog.  island.  ibid.  II ,  509. 
3)  SangeBecf  V,  332.  4)  H,  71.  ^  VII,  332.  5)  3-  53.  Sangebecf  I,  160. 
III,  162.  260. 


120 


$abfi  ©regortuö  VII.  unb  fein  ßdtalkx. 


ftammcö  red)tmäfuger  (Erbe  ber  bänifdjen  jtrone  fei.  3eneö  23eiwort  ent* 
fyelt  eine  fttüfdnt>ctgcnbe  ^Berufung  auf  eine  (Sigcnfdjaft  SwenS,  Welche  man 
neuerer  %üt  mit  bem  £lu3brud  Legitimität  bezeichnet. 

£)f)ne  grage  ift  biefer  23egriff,  fobalb  er  einmal  in  gleifd)  unb  93lut 
ber  93ölfer  überging,  einer  ber  mäd)tigften  £cbel,  um  £>rbnung  in  ber 
Söelt  ju  erhalten,  ben  imtem  grieben  ber  Staaten  §u  fta)em.  5lber  mit 
»oller  Jtraft  fann  er  erft  riixtm,  wenn  bie  I)errfa^enben  ©cfd)lechter  ftd) 
einem  ^auögefe^e,  genauer  gefprod)en,  wenn  fte  ftd)  einem  (SrftgeburtS* 
redit  unterwerfen.  Die  (Einführung  biefeS  Snftitutö  aber  wirb  bebtngt  buret) 
£eilighaltung  M  ehelichen  23anbe3.  So  lange  bie  Könige  mit  jtebfen  §u* 
gälten  unb  bie  Söfyne  if>rcr  Äebfen  als  (Srbcn  behanbeln,1)  wirb  fein 
l)äuöltd)cö  Leben  in  ben  ,£ofvfal§en  fetmen,  werben  ewig  ^ronftreitigfeiten 
nach  bem  £obe  eineö  ^crrfdn'rS  ausbrechen.  2)enn  eine  ^ebfe  fyafjt  fraft 
tunerer  Nothwenbigfeit  bie  Nebenbuhlerin,  unb  ein  SBaftarb  hat  fo  viel  ober 
fo  wenig  Nedjt,  als  ber  anbere. 

Nid)t  umfonft  beftanb  bie  fatholtfd)e  jtircr)e  mit  fo  unerbittlicher  @nt> 
fchloffenheit  barauf,  baß  bie  Könige  überall,  namentlich  im  Norben,  ba3 
d)nft(td)e  (S$egcfe$  anerfennen.  Säre  bie  Butter  ber  Nationen  ntd)t  bureb* 
gebrungen,  fo  würbe  baS  mannhafte  SSolf  ber  Sfanbinaven  allmählig  jnr 
Stufe  von  morgenlänbifd)en  3^lambienern  r)crabßcfunfcn  fein  unb  nie  hätte 
bann  ber  Sßtfmcjer  fein  fd;änblid)c3  ©ewerbe  aufgegeben,  nie  ber  Norben 
ftd)  ju  d)r(ftlid)er  ©eftttung  erhoben. 

©röblid)  verftteß  nun  Monis  Swcn  gegen  baö  ebengenannte  QaupU 
gebot  ber  $ird)e.  Swcno  %3cfon  fagt:2)  „baS  SSolf  l;icß  tljn  nur  ben 
„^önig  2kter",  weil  ber  $a(aft  wimmelte  von  jtinbern,  bie  von  allerlei 
SÖtüttern  —  lauter  Äebfen  —  geboren  waren."  23loö  aus  ber  Uxtt, 
bie  ben  SSarer  überlebten,  leimt3)  man  mit  Namen  13  Söfyne  G£>aralb 
mit  bem  SBetnamen  §etn,  Jtanut,  nacbmalS  ber  ^eilige  genannt,  £)laf, 
(Srid),  Swen  —  biefe  fünf  folgten  nach  einanber  bem  33ater  —  5Xr)orgtfer, 
Sigurb,  23enebtft,  23jörn,  ©uthorm,  (Srmiunb,  Nile,  Ulf)  unb  4  Töchter 
(Sigrtb,  vermählt  mit  bem  2öenbeu  @otfd)a(f,  3ngrib,  ©cmahlin  beS  nor* 
Wegifdien  Könige  Dlaf  III.  j^rre,  Nagenf)ilb,  ^elena). 

(Sine  Quelle,  welche  ©lauben  verbient,  melbet,4)  Swen  ftabe  fterbenb 
feinen  Söhnen  bie  23ctfcflid)tung  abgenommen,  gemeinfam  bal)tn  wirfen  §u 
wollen,  baß  ba6  Hilter  ber  ©eburt  bezüglich  ber  Nad)folge  auf  bem  £r)rone 
ben  SSorjug  habe,  im  Uebrigen  möge  ftetS  ber  jüngere  Söruber  nad;  bem 

*)  9Ba3  im  Horben  überan"  ber  ftalt  tt>ar,  man  üergl.  9lbam  »on  SSremen  II,  72. 
$pevfc  VIL  332:  filii  a  coneubina  geniti,  ut  mos  est  barbaris,  aequam  inter  libe- 
ros  regum  sortiti  sunt  partem  hereditatis.  2)  Histor.  reg.  Daniae  cap.  5.  Sctngebecf 
1/  56.  3)  2angcbecf  III,  335  flg.  4)  Vita  S.  Canuti  bei  Sangebecf  IV,  258.  Slefm* 
lid;  2ßtl(;clm  »on  äftalmeSbuity  bei  ©arnle  @.  106  unten. 


93terfeö  93uet).  ßafc.  8.  2)dnemavf  öon  (Snglanb  getrennt,  unter  (Sroen  III.  ßfhtbfon.  121 


$obe  beö  öfteren  bie  jlrone  erben.  Demnach  r)at  er  ntc^t  getvagt,  (Einen 
auö  fo  ^Bielen  §u  feinem  Thronfolger  §u  ernennen,  fonbern  jcbcm  Hoffnung 
auf  einfüge  §errfd)aft  eröffnet.  9J?emeö  (Erachtend  fonnte  er  gar  niebt 
anberö  hanteln.  £ätte  er  (Einen  bevorzugt,  fo  würben  bie  Slnbern  über  ben 
^Bevorzugten  hergefallen  fein  nnb  nidU  el)er  gcrul)t  l)aben,  alö  btö  er  mit  feinem 
jtopfe  für  bie  Vorliebe  be$  93ater£  büfjte.  2lud)  werben  wir  unten  fer)en, 
baß  bie  fpüteren  (Ereigniffe  vortreffli*  ju  ber  5luSfage  beö  angeführten 
3eugen  ftimmen. 

Der  ä'ltefte  unter  ben  (Bohnen  <2n>en$  war  ^aralb,  er  hatte  alfo  — 
wenn  anberö  bie  23rüber  baä  bem  Sßater  gegebene  2öort  hielten  —  ben 
näd)ften  Slnfpruch  auf  bie  $rone.  2lber  an  galjigfeit  unb  ^J)arafterftärfe 
übertraf  ihn,  wie  bie  übrigen  <Eöt)ne  SwenS,  bei  SBeitem  ber  ßwettgeborne, 
$anut,  ben  auch  ber  23ater  befemberö  geaebtet  §u  fyoben  fcheint.  2Bäl)rent> 
bie  33rüber  51t  §aufe  bem  Vergnügen  lebten,  §og  er  mit  tapfern  ©ef  eilen 
au$,  fchirmte  ben  ©otteSfricben  auf  bem  £)§ean  unb  erwarb  unvergängliche 
Lorbeeren.  (Efthnifche,  fünfte,  famlönbifd)e  SBtfinger  beunruhigten  gegen 
(Snbe  ber  Regierung  ferne«  SBaterS  bie  -Oftfee.  $anut  befämpfte  fte  in 
vielen  (Ed)lad)ten,  eroberte  il)re  8d)iffe. l)  (Er  fyat  fchon  in  jungen  Sahren 
unb  nachher  alö  Äöntg  völlige  Ausrottung  beö  ©eeraubS  fta)  §ur  Auf* 
gäbe  ge [teilt. 

(Eamlanb,  t>i'elJfctct)t  auch  Stüde  von  (Efttjlanb  unb  ^Urlaub,  waren 
in  üönig  ^anutö  Sagen,  wie  oben  gezeigt  worben,  unter  bäntfd)em  Scepter 
geftanben.  Dief  fann  bamalö  nt#t  mehr  ber  gall  gewefen  fein.  Denn 
$rin$  Jtanut  betyanbelte  bie  genannten  ^ßrovinjen  als  feinbliche,  auch  weif 
man  au$  ber  ©ejebichte  bcS  Dornberger  23tfchofö  Dtto,  bdfj-  bafelbft  bi$ 
tief  in  baö  erfte  Drittel  bcö  12.  3af)rhunbert$  fynän  baS  in  Soleglaw'S 
beS  $olen,  fowte  beS  Anglobänen  Kaimts  I.  klagen  jurüefgebrängte  Reiben* 
ihum  au6fd)ließlich  t)errf et) te ,  was  niebt  möglich  gewefen  wäre,  fyatte  bie 
trotte  Dänemarf  il)re  ehemalige  Roheit  über  bie  fraglichen  £änber  be* 
hauptet.  Darauf  folgt,  baß  Swen  btefelben  wäl)renb  ber  kämpfe  gegen 
9Jiagnu£  unb  £aralb  «gmrbraba  verlor.  DaS  ©klebe  gilt  von  bem  eJ)e^ 
malS  bäntfehen  2BcnbenIanb,  benn  Jtanut  ber  ^eilige  l)at  als  Jlönig,  wie 
wir  unten  fer)en  werben,  nicht  nur  bie  gehbe  gegen  Samlanb  unb  (Ehfttaub 
fortgefc^t,  fonbern  aud)  bie  SBcnben  befriegt. 

Ueber  baS  SobeSjahr  @wen$  III.  r)crrfct)t  SBiberftreii  jwifchen  ben 
iSlänbtfd)en  unb  englifchen  (Ef)ronifen  einer*  unb  ben  bäuifdjen  anbererfeitS. 
3ene  nennen2)  ebenfo  einftimmig  baS  3al)r  1076,  als  biefe  ba$  3al)r  1074. 
9?icht  bloS  Weil  englifche  unb  tölänbifcfje  3^gntffe  früher  ntebergefchrteben 


l)  Saxo  histor.  danic.  XI.  S.  191.  194.  *)  £ie  (Steifen  gefammelt  Bei  Sange* 
Uä  III  339.  9We  1 


122 


$abjt  ©regoriug  VII.  unb  fein  Beitatter. 


würben  aB  bänifebe,  unb  alfo  bie  93orau3fe£ung  größerer  ©enauigfeit  für 
ftcf)  t)aben,  fonbern  noa)  t>iet  mer)r  befjfyalb,  weil  ber  ß^tgenoffe,  toett  ber 
tton  2Utem,  waö  vorging,  auf6  23efte  unterrichtete  $abft  ©regortuS  VII. 
im  Safyre  1075  gw>ei  Briefe1)  an  ©wen  III.  [(trieb  unb  ifyn  alfo  un* 
§weifetr)aft  afö  einen  ßebenben  befyanbett,  muß  §u  ©unften  ber  erfteren  $n* 
gäbe  entfcfyteben  werben.  ©wenS  SobeStag  2)  war  t)öcf>ft  vr>al)rfct)etnUcr)  ber 
28.  Styrtt.  3Me  ßefdt)e  be6  Königs  erhielt,  bem  2Bunfd)e  beffelben  gemäß, 
tl)rc  le#te  Ofutjeftätte  in  bem  ©rbbegräbniffe  ju  9?oe6fttb. 


Keunto  Capitet 

£)änemarf  unter  ben  Königen  £aratb  £ein  unb  ^anut  II.  üftacr)  bem  £obe  (StoenS  III. 
brechen  gefäfyrltdje  «Streitigfeiten  unter  feinen  gaf>lretdt)en  (Söhnen  auö.  5tuf  einem 
Reistage  ju  3(öre  luirb  £aralb  £ein  (baö  tyeipt  2Beid)fiein)  jum  9cacf)folger  ge; 
Xüäfylt.  Stidjt  oljne  große  Dpfer  errang  £aralb  biefen  93oqug  :  er  mufite  bie  ^rons 
formen  ben  ©emeinben  überlaffen  unb  groeitenö  bie  ältefie  $orm  ber  germanifcJjen 
@efcr)roornengericr)te ,  fraft  melier  bie  Slngeftagten  iljre  (SibeSljetfer  felbfi  roäf)Ien 
burften  ,  roieberfierjMen.  JDic  ©rüber  £avalb8  roaren  nact)  Worroegen"  gu  ifjrem 
©cfytoager,  bem  Könige  Olaf  III.;  enfftofjen  unb  tagen  bemfelben  an,  bafi  er  £aralb 
mit  SOBaffengetoatt  ^inge,  2)änemarf  in  13  ©tücfe  ju  gerreißen.  $abfl  ©regor  VII. 
rettet  ba$  bänifcr)e  Sind)  t>on  btefer  brotjenben  ©efafjr.  -£aratbS  ©riefwedjfel  mit 
©regor  VII.  Hörrig  2Bei<ä&fletn  jtirbt  im  SIpril  1080  ftnberioö.  Stuf  ü)n  folgt 
jtanut  II. ,  ber  fäfyigfte  unter  ben  ©ßfjnen  (StoenS  Iii.  @r  rottet  ben  (geeraub 
tioUenbö  auö,  t>erfud)t  e8  ben  Stuten  einzuführen,  »erteilt  ben  S3ifd;6fen  baö  erfie 
2öort  auf  ben  Reichstagen;  er  ttmt  enblicr)  Sittel  2ftogIid;e,  um  bie  Slcfjtung  ®re* 
gorS  VII.  ju  gewinnen,  ®leicr)ir>ol)l  brütet  Äanut  II.  über  einem  $lane ,  ben 
©regor  VII.  nie  gebilligt  Jiaben  hntrbe,  ioenu  er  bie  Seit  erlebt  fjätte,  ba  ber  2)äne 
gur  9üt0füf>rung  fetyritt :  «ftanut  loilt  (Snglanb  erobern,  ©rope  Ü?üjüingen,  bie  er 
madjt,  ©egenmafiregetn  2BtIl)elm8  beä  Normannen.  (Sine  Qnn^örung  bricht  in 
2)änemarf  auS,  unb  Äöntg  Äanut  II.  roirb  ben  10.  3uli  1086  ju  Obenfe  erfcr)tagen. 
Uebergang  jur  ©efdjictyte  ber  Stormanbie. 

©tetet)  nacr)  bem  £obe  be$  33aterö  bxafyen  Raubet  unter  ben  Stelen 
trübem  au£.  2)a  ber  alte  ©wen  eö  ntdt)t  gewagt  fyatte,  über  bie  9?aa> 
folge  eine  binbenbe  Verfügung  ju  eriaffen,  machte  eine  anbere  ©ewalt,  baS 
S3o(f,  vom  attgermamfcr)en  Sat)(recbte  vollften  ©ebrauc^.  3«  3före,  auf 
ber  3^orb!üfte  ©eelanbö,  trat  ein  allgemeiner  9ieia)6tag  jufammen. 3)  5ltö 
^au^tbewerber  erfc^ienen  laut  ©aro'S  33erid)t  §ara(b  unb  Äanut.  3)te 
^Berfammlung  wählte  jenen,  tl>etlö  weit  er  ber  erftgeborene  war,  t|ett0 
weit  er  bem  93oIf  aujkrorbentttcfye  3ugeftänbniffe  vergieß:  fo  würbe  ^aralb  III. 
jum  Könige  aufgerufen.4)  SUöbalb  flogen  bie  trüber  auö  bem  9ieict;e  unb 


4)  ©ie^e  oben  <S.  113.  2)  «angebeef  III,  339  u.  340.  9cote  n.  3)  Sange-- 
bec!  I,  56.  @axo  @.  192  unten.       4)  Ttan  vergleiche  noef;  überbiep  £angebecf  III,  340. 


«BierteS  Q3udj.    (Sap.  9.    £änemarf  unter  £aralb  £ein  nnb  Äanut  II.  123 


begaben  ftd)  metft  §u  bem  ©emahle  tl)rer  6cbroefter  ober  ©tieffchroefter 
£)(af  III.  $t;rre  oon  9?ortt>egeit.  3hre  51bftcbt  roar  or)ne  grage,  ben  9?or* 
wcger  ju  beftimmen,  baß  er  beu  tteuettttäpen  §aralb  mit  Waffengewalt 
ju  gleichmäßiger  Verthetlung  bc6  $eid;ö  unter  bie  13  nötige.  3)änemarf 
jchroebte,  wie  man  ficht/  in  bringeuber  ©efat)r  ber  Stuflöfung. 

Allein  $abft  ©regor  VII.  fd)ritt  ein.  3n  einem  Schreiben,1)  baö  er 
unter  bem  6.  9?oo.  1077  an  ^aralb  2)  erließ,  ermahnte  er  if)n,  bte  %w* 
genben  beö  $ater6,  ber  ein  treuer  6ot)n  ber  Jttrcfye  geroefen,  nachzuahmen, 
aber  bte  fletfd)(ict)en  6ünben  SroenS  III.  §u  metben,  Arme,  2ßtttvoen  unb 
Sffiaifen  ju  fanden  unb  fteten  $erfef)r  mit  Cßetri  Stuhl  $u  unterhalten. 
AuS  einer  feiten,  früher  3)  erwähnten  SButte,  welche  ber  nämltdje  *)3abft 
unter  bem  15.  2)e§.  1078  an  £)(af  III.  Ätyrre  oon  Norwegen  richtete, 
ger)t  heroor,  baß  ©regor  VII.  cntroeber  fd)on  oor  bem  6.  9coo.  1077  ober 
balb  nad)fyer,  atö  er  9kd)rtd)ten  üon  ben  Umtrieben  ber  übrigen  (Söhne 
Sroen3  III.  erhielt,  Köllig  §aralb  aufgeforbert  r)at,  bte  3^^pürf lung  3)äne* 
marfö  nicht  §u  bulben,  hingegen,  bamtt  feine  23rüber  oon  ihrem  oerrud)tcn 
Vorhaben  abfte^en,  biefelben  burct)  ftanbc^gemäße  AuSftattung  §u  beliebigen. 
£)en  nemltd)en  ©ebanfen  fyricht  ber  $abft,  rote  td)  früher  geigte,  aud)  in  bem 
an  £)(af  gerichteten  (Schreiben  auf  energtfdie  2Betfe  au3.  £>te  Teilung 
3)änemarfö  unterblieb,  bt3  auf  ©inen  feilten  <2rocn3  III.  ©oI)ne  auf  bte 
©tnlabung  tr)re6  föniglid>en  23ruber#  in  bte  ^etmatr)  §urüef  unb  rourben 
mit  ©ütern  r)inreid)enb  oerforgt.  ©ine  Aufnahme  mad)te  nur  ^anut.  3U  f*<% 
tton  ber  ©nabe  ^aralbö  §u  (eben,  fejte  er  (aut  bem  ^Berichte4)  (Saro'S, 
obgleich  er  nur  bret  Ärtegöfdjiffe  befaß,  ben  $lamp\  gegen  bie  Seeräuber 
ber  £)ftfee  fojt. 

^ö'ntg  §aralb  r)a*  bie  auf  bem  9?etd)6tage  oon  3före  gegebenen  53er? 
jprecfcungen  erfüllt.  3wet  rotd)tige  9fed)te  ftnb  oon  tfym  bem  bänijchen 
Volle  jugeftanben  korben,  ©in  unoerroerflicher  3cu9e  melbet:5)  „^aralb 
l)at  bie  9cu£ung  ber  gorften,  roelche  fonft  nur  ben  Vornehmeren  §uftanb, 
Allen  eingeräumt."  3um  jroettenmal  ift  hier  in  ber  bäni)cr)en  ©efchtchte 
oon  9ht|rtteßung  ber  2ßält>er  bie  9febe.  Schon  <Sroen  I.  fyattc  um  990 
SBäiber,  bte  früher  voor)l  nur  jum  Xtyil  ben  jüttfcfjcn  (Stühlen  gehörten, 
roährenb  anbere  Äronetgenthum  geroefen  fein  mögen,  an  bie  ©emetnben 
oergabt.  Angenommen,  baß,  roie  ia)  glaube,  bie  Kälber,  roeId}e  ©tt)en  I. 
oor  80  3ahren  ben  ©emeinben  überließ,  unb  über  roe(ct)e  je^t  hinroteberum 
§ara(b  III.  oerfügte,  gan§  ober  $um  ^he^  biefelben  toaren,  laffen  ftch  jroet 
gätle  benfen.    ©ntroeber  Ratten  bie  mächtigeren  unb  reteberen  Snfaffen  ber 


l)  Saffe  9<h\  3797.  Mansi  XX,  244.  2)  Sn  fiteren  «Briefen  nennt  er  tfjn  ^afon, 
m  MkM<$)t  ein  Setname  £araO>ö  roar.  3)  33anb  II,  666.  4)  9(.  a.  D.  ®.  193. 
5)  Sangebed  l,  57.  S^ote  a.  unb  ibid.  Xtxt  (5.  378. 


124 


$abfl  ©vegoriug  VII.  unb  fein  3eitaltet. 


©emetnben,  welche  ©roen  I.  bebaute,  ber  ©chenfung  eine  folcbe  2ßenbung 
ju  geben  gemußt,  baß  nur  fte  au$  befaßten  gorften  ©emtfj  §ogen,  bte  Ster* 
meren  bagegen  batton  auSgcfchloffen  biteben:  bann  folgt,  baf  Köllig  £a* 
ratb  III.  alle  ©emetnbemttglteber  ohne  SluSnahme,  fei  e$  §u  gleichen  Styet* 
len,  ober  nad)  bem  Sftaafe  fce$  @runbbeft£eö,  ben  ein  jeber  hatte,  jnr  9?ut^ 
nießung  berechtigte. 

2)iefe  Deutung  ftimmt  fetyr  gut  §u  ben  Korten1)  beS  ©chrtftftellerö, 
ber  über  bte  fraglta)e  SDiaf regel  S3crtcr)t  erftattet,  unb  erhält  überbtef  burch 
gelegentliche  Sicherungen  ©aro'ö  namhafte^  ®ert)ta)t.  Sin  ber  ©teile  näm* 
lid),  wo  ber  bäntfa)e  @efchtd)t)d)retber  tton  ben  Mitteln  rebet,  mit  welchen 
£önig  ©roen  I.  bte  Umgebung  ber  Dänen  belohnte,  fagt2)  er:  ,,©d)onen$ 
unb  ©eclanbS  (Sinroohner  befamen  bte  Kälber  of)ne  (Sinfchränfung,  in 
Sütlanb  bagegen  nwrbe  baö  (Eigentumsrecht  nur  ben  größeren  ©tppfchaf^ 
ten  §u  £r)etl."  Die  93tttglieber  btefer  ©efchlechter  ftnb  eben  bte  Reicheren 
unb  9Jtäa)tigcn,  oon  welchen  ber  anbere  ©chriftfteller  rebet. 

Dber  §roetten$  formte  man  annehmen ,  bafj  bie  SBälber ,  roeld)e 
©wen  I.  ben  ©emetnben  ausgefeilt  hatte,  fpäter,  alö  »ftöntg  ßanut  I. 
um  1020  jene  ftrengen  ginansgefe£e  in  Dänemarf  einführte/)  wieber  §um 
^rongute  gefd)lagen  worben  ftnb,  unb  baß  fettbem  Dänemark  §errfd>er 
nur  einzelne  Vornehme  mit  ber  9htfmtefmng  btefer  2Bälber  begnabtgten. 
3n  legerem  galle  hätte  Äöntg  ^aralb  III.  bte  oon  feinem  Urgroßvater 
©wen  I.  üergabten,  aber  oon  Äanut  wieber  eingesogenen  gorften  an  bte 
©emeinben,  unb  §war  ju  allgemeiner  ^ujung  §urücfgegeben.  3a)  §tef)e  bte 
erftere  Deutung  üor. 

Daö  zweite  ßugeftänbntß,  welches  ^aralD  III.  bem  3Solfe  machte,  be* 
ftanb  bartn,  baß  er  bte  berüchtigte  @efe£gebung  Diegnar  Sogbrofö  umftteß 
unb  bte  alten  germanifd;en  ©efd)Wornen;©erid)te  —  ober  ba$  Snftitut  ber 
(Sibeefyelfer  —  im  roetteften  Umfange  wteberhcrftellte.  Vermöge  jener  entfd)te* 
ben,  voie  früher4)  bemerft  korben,  ^roölf  t>on  ber  trotte  eingefe^te  dichter 
ol)ne  Slnllage,  ol;ne  SSertheibtgung,  einfach  nad)  ihrem  (Srmeffen  über  alle 
9iecht£hänbel.  Diefe  Einrichtung  biente  trefflich  ben  2>mdm  beS  ilönig* 
tlnim^,  »ermehrte  beffen  Wiaa)t,  aber  bem  SBolfe,  namentlich  ben  Firmen, 
bie  feinen  mächtigen  ©önner  Ratten,  muß  fte  alö  eine  fa)were  SBürbe  er* 
fchienen  fein,  tx>cpl;alb  je^t,  ba  ßöntg  £aralb  auf  bie  öffentliche  Meinung 
hören  mußte,  ein  ©türm  wtber  bte  12  SSäter  losbrach- 

2Ba£  ben  anbern  *ßunft  betrifft,  fo  gab  e£  bei  ben  ©ermanen  §wei 
»erfchiebene  gormen  gerichtlicher  Slnwenbung  ber  (SibeShülfe.  9^act)  ber  einen, 


l)  St.  a.  £).  Haroldus  Silvas  a  solis  potentibus  obsessas  communes  fieri  jussit. 
2)  Lib.  X.  <3.  168  unten,  apud  Jutiam  vero  nonnisi  familiis  propinquitatis  serie  co- 
haerentibus  emptionis  communio  fuit.       3)  ©iet;e  ofcen  <§.  74  flg.       4)  Oben  @.  68. 


33terteö  93ud&.    @ap.  9.    £5nemarf  unter  £aralb  £ein  unb  ßanut  II.  125 


im  fränfifcben  ©allien  gegen  (Snbe  be6  6.  3ahrhunbert6  eingeführten,  burfte 
nicht  ber  2lngeHagte  nad)  freiem  ©utbünfen  bie  TOtfchwb'rer  be^etebnen, 
fonbem  baS  ©eferi  [teilte  eine  Sifte  ber  angefe^enften  Männer  beö  ßantonS 
auf,  au$  beren  -üJcüte,  fei  e3  mit,  fei  c6  ohne  Sutimn  be3  Slngeflagten, 
bie  (SibcSfjelfer  genommen  werben  mußten.  Befdiworen  fte  mit  bem  2ln* 
geflagten  beffen  Unfcbutb,  fo  war  er  frei,  wo  triebt,  fo  galt  er  für  fdjulbig. 
!£)te  jweite  gorm  bagegen,  bte  in  bie  germanifcrien  Urwälber  r)tnaufretd)t, 
lief  bem  2lngeHagten  freie  £anb,  bie  @ibe$t)elfer  felbft  $u  wählen,  er  fonnte 
nad)  ©utbünfen  93erwanbte,  greunbe,  (Sdnribner  ba&u  anwerben,  nur  muß* 
ten  fte  unbefcbolten  fein. *)  (Srftere  gorm  verbreitete  ftet)  au£  bem  fränfifcben 
!Retd)e  nach  mehreren  benad)barten  Säubern,  namentlich  nact)  Britannien,  unb 
fte  tft  bie  ©runblage  ber  engltfcben  unb  buret)  biefe  ber  anbern  neueren 
@efcbwornen*©ertchte  geworben.  Sie  jweite  bagegen  fanf  frühe,  weit  fte 
ju  fcbänblicben  9Jiißbräucben,  namentlich  §u  un$ar)figen  Steineiben  führte, 
in  allgemeine  Mißachtung,  unb  vernünftige  ©efe£geber  wirften  beßhalb  auf 
iijre  Slbfcbaffung  Inn. 

2lu6  ber  fd)Wülftigen  Darftcflung 2)  Saro'ö,  weiter  ^aupt^euge  über 
bte  von  Äömg  £araft>  OL  bewilligte  Umänberung  beö  ©ericbtSwefenS  tft, 
ger)t  beuriich  t)ervor,  baß  baö  bänifebe  9Solf  nicht  bte  erfte  gefunbe,  fonbern 
bte  jwette  ältefte  gorm  ber  (Stbe^l)ülfe  von  «garalb  III.  begehrt  Ijat,  unb 
auc^  wirflieb  ba3  Verlangte  erhielt.  3Me  golgen  blieben  nicht  au$.  €aro 
flagt  über  bte  9J?affe  von  Steineiben,  über  bie  Unftdr)err)ett  atte$  Rechts, 
über  bie  3cnüttung  ber  <Btaat$$ett>a\t,  bie  au3  ber  neuen  (Einrichtung 
ftanben  fei.  £)l)ne  grage  waren  H  bemofratifdie  Beftrebungen ,  bie  ftcr) 
bamalö  auf  bem  Reichstage  von  3före  regten.  £)ieß  barf  um  fo  weniger 
auffallen,  ba  im  benachbarten  2)eutfd}(anb ,  wie  in  Dberitalten  unb  einem 
$hdl  be$  Öftrichen  9?euftrten6,  wär)renb  ^etnrid^  IV.  Regierung  ein  afyu 
lieber  ©eift  wehte.  5luct)  erlofcb  ba$  einmal  entjünbete  geuer  ntebt  fo  balb 
wteber.  3^anjtg  bis  breißig  3ar)re  fväter  mußten  Norwegens  Röntge  bte 
ftrenge  ginanjgefe|gebung  6wen6  II.  surücfneljmen,3)  unb  in  3)äncmarf 
würbe  unter  Äönig  9WS,  bem  Bruber  ^aralbö,  an  ber  £r)l'n9utf)  gerüttelt. 

Mehrere  3eugen  ftintmen  barin  überein,4)  baß  3)änemarf$  93off  feit* 
bem  bie  Bewilligungen  ,§aralb$  als  ein  «ftleinob  betrachtete  unb  feine  fpä* 
teren  Könige  nöthigte,  vor  ber  (Erhebung  auf  ben  £f)ron  «^aralbS1  ©efetje 
ju  befchwören.  Deffentlicfc  würbe  er  als  ein  (£a(omo  unb  33ater  bcS  93o(fS 
gevrtefen.  £)aß  aber  im  (Stillen  bte  2eute  anberS  von  ihm  bauten,  erhellt 

*)  3)iefe  meine  93etjau£tung ,  bte,  tote  icr)  roof)!  toeifj,  ben  je£t  in  £>eutfcr)fanb  um* 
laufenben  Slnftc^ten  flratfS  roiberfyridjt,  wirb  in  meiner  ®efcr)icv)te  ber  beutfe^en  23oIf$retf)te 
grünbli($  betoiefen  werben.  2)  Histor.  danic.  lib.  XI,  ©.  193.  3)  (gief)e  oBen. 
<S.  77.  4)  Aelnoth  vita  Canuti  cap.  4.  bei  Sangebecf  in,  341.  <Saro  a.  a.  D. 
<§.  193.  3Wan  »ergl.  no^  8roeno  5tggefon  cap.  5.  Sangebe^  I,  56  unten  ftg. 


126  *ßa&ii  ©regoviug  VII.  unb  fein  3ettatter. 

auS  bem  ^Beinamen,  ben  er  erhielt.  9Jcan  f)tef  xt)n  £aralb  £etn,  b.  h- 
£wralb  ben  Seid)ftetn. ') 

,§aralb  Seichftein  fcheint  felbft  gefüllt  §u  haben,  baß  er  nichts  @e* 
fcfoeiteS  angerichtet  t;atte:  er  fucbte  am  (Sleru^  einen  9^ücft)alt  gegen  bte  etn? 
reißenbe  Unorbnüng.  Saro  gibt  §u  verfielen,  baß  er  öul  betete,  täglich 
bie  Kirchen  befugte.  $Rit  *ßetri  Stuhl  blieb  er  in  regem  $erfef)r.  9J?ittelft 
Schreiben2)  vom  15.  Dctober  1079  ermahnte  ifyx  (Tregor  VII.,  auf  ber 
betretenen  guten  Sßafyn  ber  breite  gegen  bte  Kirche  ftanbhaft  $u  verharren, 
feinen  Untertanen  ftetS  mit  gutem  SBeifpiel  voransuleuchten  unb  enbttct) 
einen  bänifcfyen  Genfer  nach  9^om  §u  fenben,  ber  bie  Seri)ä(tniffe  feines 
93aterlanbeS  genau  fenne  unb  im  Staube  fei,  ^ä6ft(tdr)e  Aufträge  pünftlicb 
auszurichten.  9cod)  in  einem  anbern  Briefe3)  vom  19.  2tyril  1080  ernannte 
@regor  baS  gute  Verhalten  beS  Königs  lobenb  an,  fügte  aber  bie  Sarnung 
bei,  §ara(b  möge  nicht  länger  ben  greulichen  Aberglauben  bulben,  vermöge 
beffen  bie  kälten  für  fchlecbteS  Setter,  ©türme,  Unfruchtbarkeit  beS  3af)reS, 
auSbrechenbe  Seuchen,  djriftliche  ^riefter  ober  böfe  Selber  (b.  h-  <§eren) 
verantwortlich  mad)en.  3)er  Sahn,  baß  bereit  Setter  herauf  befchroören, 
herrfchte  unter  allen  germanifd)en  QSölfern.  Slber  baß  man  auch  $rieftem 
folche  2)inge  fcbulb  gab,  fcheint  auf  einen  geheimen  §aß  gegen  ben  ßleruS 
hinjubeuten. 

3)aS  letztgenannte  Schreiben  traf  ben  ^öntg  »ort  3)änemarf  nicht  mehr 
lebenb  an.  ^aralb  Seid;ftein  roar  ben  17.  2l>rtl  1080  ünberloS  ge* 
ftorben.4)  ... 

Sofort  rourbe  Jtanut  II.  §um  Könige  geroäf)lt, 5)  vielleicht  ber  befte 
unter  ben  gürften,  bie  je  2)änemarfS  %fyon  befttegen,  aber  unglürflich. 
3)ie  23eenbigung  eines  fct)on  früher  begonnenen  Krieges  roar  fein  erfteö 
©efchäft.  Saro  fagt:6)  „^önig  $anut  II.  braute  ben  ut  ben  Reiten  fei* 
ne$  23ater3  Sroen  angefangenen,  roährenb  ber  Regierung  feines  SBruberS 
§aralb  fortgefe^ten,  $ampf  gegen  bie  Seeräuber  beS  DftenS  ut  glorreichem 
@nbe:  bie  sJJiacht  ber  Äuren,  ber  Samlänber,  ber  (Sfthen  roarb  gänzlich 
von  ihm  gebrochen."  ^Demnach  voaren  in  jenen  ©egenben  roatjre  ^aubftaaten 
entftanben.  5luct)  gegen  bie  Senben  von  3umne  muß  eS  §um  Kampfe 
gefommen  fein.  3ch  fchließe  bieß  aus  einer  (Stählung,  roeldje  nicht  Saro, 
fonbern  einer  ber  iSlänbifd)en  Sagenfchreiber  mittheilt,7)  unb  roelche  zugleich 
3eugmß  von  ber  Strenge  ablegt,  mit  roelcher  Äanut  gegen  bäntfehe  ©roße 
einfehritt,  roenn  fte  (ich  beS  Seeraubs  fdmlbig  machten. 

*)  £ein  begetd^net  nemltdj  bte  toeidjjle  9trt  tton  @djletfj!enten.  Sangebecf  o.  a.  £). 
L  56.  mok  z.  2)  Saffe  9lr.  3870.  Wlanfi  XX,  291.  3)  Saffe  Mr.  3888.  2flanft 
XX,  304  flg.  4)  Uebet  Satyr  unb  Sag  »ergl.  man  Sangebecf  III,  341.  0lote  f.  443. 
506.  6)  i'angebecf  III,  318.  6)  ®.  194.  7)  SDcr  0la^»eiö  Bei  ©tefebrec^t, 
toenbtfche  ©efchi^te  II,  130  flg. 


93tevteg  23ucr).    (Xap.  9.    IDdnemarf  unter  £aralb  £etn  unb  Äanut  II.  127 

Äönig  Äanut  IL  f)atte  @gil,  Ragnore  Sofytt,  mit  9  Äronfyöfen  ber 
3nfel  23ornf)olm  unter  ber  23ebingung  belehnt,  baß  er  au$  bem  (Ertrage 
alte  Sfaägaben  für  SBcrtfyeirfgung  ber  3nfe(  beftreite.  @gtl  vollftrecfte  le^ 
teren  Auftrag  mit  befonberem  CSCfer,  fammelte  viele  Krieger  um  ftcb,  bereu 
3lnf$nglicr)fett  er  burcb  reicbe  ©efcftenfc  gewarnt.  Die  regelmäßigen  (Sin* 
fünfte  beS  £er)enö  reiften  ^ieju  ntcfct  aus,  aber  (Sgil  vermehrte  fte,  inbem 
er  jur  Sommerjett  anf  2Öifinget fahrten  auslief.  Damit  erwarb  er  viel 
©elb  unb  ©ut,  baö  er  im  Sinter  $um  Unterhalt  feiner  Krieger  verwanbte. 
Der  ^önig  mißbilligte  jebocb  ba$  9Serfar)ren  (SgilS,  befahl  fym,  fein  @e* 
folge  ju  verringern  unb  verbot  bie  Heerfahrten.  ©leidiwobl  fegelte  @gtl 
eines  (Bommert  mit  18  Sdjiffett  gegen  bie  Mfte  bcS  SenbenlanbeS.  Die 
Senben  rücften  tym  entgegen,  unb  eS  fam  ju  einem  garten  ©efedit,  in 
welcbem  93iele  erfd)lagen  würben.  (Sgil  ftegte,  töbtete  ben  fernblieben  2ltb 
fübrer  unb  machte  große  23eute.  (§rfd)övft  von  ber  Slnftrengung,  verlangte 
er  ju  trinfen.  Der  Diener,  bem  er  gebot,  2ßaffer  §u  Ijolen,  fagte:  bie 
gäffer  finb  l)eute  roäljrenb  beS  ©efecbteS  ausgelaufen,  baS  ©ctränfe  ift  in 
ben  Schiffsraum  gefloffen  unb  bort  mit  53lut  vermifebt  worben.  Dennocb 
ging  (Sgil  hinunter,  nal;m  ben  ^elm  ab,  fcbövfte  aus  bem  Schiffsraum  unb 
tranf  bret  lange  3üge:  eS  war  großen  5Xl>etf0  33 litt.  5D?an  l)icß  tt)n  fettbem 
23lutegil. 

Der  Jtönig  erhielt  l)ievon  jhtnbe  j  als  bal)er  (Sgil  balb  barauf  an  ben 
^of  fam,  nafym  il)n  ^anut  bei  Seite  unb  fragte  ihn,  ob  cS  wabr  fei,  baß 
er  33lut  getrunfen  babe?  (Sgtl  geftanb  bie  Sfyatfacfye  ein,  entfa^ulbtgte  fte 
aber  bamit,  baß  er  eS  aus  9?otb,  nicht  abftcbtltcb  getrau.  Äanut  erwiberte: 
ben  Ungel)orfam  gegen  mein  ©ebot  verleibe  idt)  bir  wegen  beiner  treuen 
Dtenfte,  bie  Sünbe  aber,  bie  bu  burcb  ©enuß  menfct)Itcr)cn  SBlutS  begangen, 
follft  bu  einem  ^riefter  beizten  unb  naef)  fetner  33orfc^rift  büßen.  (Sgtl 
verfpracb  eS,  ^>tett  aber  tttcf)t  SBort.  3m  näcbften  grüt)ial)r  befugte  Mannt 
SBombolm  unb  erfunbtgte  ftdt),  ob  (Sgil  gebeichtet  habe?  (Sgtl  gab  vor,  er 
^abe  eS  vergeffen,  unb  warb  nun  vom  Röntge  ernftlta)  gemannt,  nicf)t  lern* 
ger  $u  fäumen.  (Etatt  beffen  lief  (£gil  balb  nad)  ber  2lbretfe  ÄanutS  auf 
eine  Stfing erfahrt  auS  unb  fam  erft  im  ^erbf  e  mit  reicher  93eute  §urücf. 
211S  bteß  ber  itönig  erfuhr,  berief  er  it)n  ju  ftet)  unb  machte  ihm  befÜ9e 
Vorwürfe,  baß  er  nacb  ^etbenart  unb  wtber  föniglicben  53efc^t  Seeraub 
treibe.  Seiter  fragte  «ftamtt,  ob  (Sgil  für  bie  erfte  Sünbe  23uße  getrau 
babe?  (Sgtl  gab  eine  tro^ige  Antwort  unb  warb  nun  abgefegt.  Dennocb 
Verminberte  er  fein  ©efolge  nicht,  fonbem  bauSte  mit  bemfelben  auf  einem 
eigenen  ©eböfte,  baS  er  §u  5Bomf;olm  befaß.  Muri  naebber  lief  ^lage  aus 
Norwegen  von  beS  Königs  Scbwager  £)laf  III.  ein,  baß  ein  Scbtff  mit 
reifer  Sabung,  baS  burd)  ben  Sunb  nacb  33ornf)olm  fub)r,  fpurloS  ver^ 
febwunben  fei.    Der  33erbacbt  fiel  auf  (Sgtl.    Äanut  JL  begab  fta)  felbft 


128 


Wahfi  ©regoviuS  VII.  unb  fein  Settalter. 


nach  ber  3nfcl  unb  ließ  (Sgtl  t>er^aften.  £)tefer  geftanb  ein,  baß  er  baö 
Sdu'ff  geplünbert  unb  bann  sufammt  bei  -Jftannfdjaft  verbrannt  habe.  2J16* 
balb  gab  ber  Äömg  33efel)l,  (Sgil  aufzuheulen,  feine  $aubgefellcn  würben 
tfycils  Eingerichtet,  tl)eil3  oerftümmelt,  tt>et(ö  aus  bem  Sanbe  ttermtefen. 

9)ian  bemerfe:  obgleich  ^anut  II.  etgenmädjttge  Heerfahrten  verboten 
hatte,  beftrafte  er  bod)  ben  Angriff  (SgilS  auf  ba$  2ßenbenlanb  nicht.  SBarum 
btcß?  offenbar  beßhalb,  tt>ctt  bte  breite  3)änemarf  gegen  bie  Senben  auf 
iftrtegSfufk  ftanb:  wiber  erflärte  gctnbe  war  kaperet  gefc^ltd)  erlaubt. 
2lber  faum  tft  @gil  ber  ^Beraubung  eines  Schtffeö  überführt,  ba6  einer 
Nation  angehörte,  mit  welcher  3)änemarf  im  grteben  lebte,  fo  muß  er  am 
©algen  für  fein  Verbrechen  büßen,  golgltch  beftanben  unter  Äanut  ftrenge 
®efe£e  gegen  Seeraub. 

gerner  berichtet1)  Saro:  „ba  Unbotmäßtgfett  ber  ©roßen  bie  33anbe 
be3  ©ehorfamö  gelocfert  hatte,  fchritt  ber  ^önig  unerbittlich  ein  unb  [teilte 
burdj  J)arte  Strafen  bie  alte  üufyt  wieber  r)er-  9Wtf)t  greunbfehaft ,  nicht 
Verwanbtfchaft,  nicht  fyoty  Stellung  am  $ofe  üermod)te  bie  Schulbigen  §u 
retten.  2)urch  biefeS  Verfahren  §og  ftch  ber  ^onig  großen  ,§aß  bei  ben 
Vornehmen  §u."  33efonbere  (Srlaffe,  bte  ber  ^önig  in  ber  befd)riebenen 
Dichtung  gegeben  hätte,  führt  Saro  ntdjt  an:  ich  benfe,  bie  -DJiaßregeln, 
roeld)e  er  im  Allgemeinen  fdnlbert,  waren  gegen  bie  23ebrücfuttgen,  welche 
ftch  einzelne  ©roße  wiber  bte  niebern  Stänbc  erlaubten,  namentlich  aber 
gegen  verbotene  Heerfahrten,  b.  I).  g^öen  Seeraub  gerichtet.  2)te  »on  fei* 
nem  Vorgänger  bewilligte  gorm  ber  ®efd)Wornengertchte  fann  jtamtt  nicht 
umgeftoßen  haben,  beim  bte  Duellen  fdjwetgcn  nicht  bloö  »on  einer  folchen 
Slnorbnuttg,  fonbern  fte  geben  ba£  ©egentheil  §u  t>crftcr)en,  inbem  fie,  wie 
icb  oben  gezeigt  habe,  melben,  baß  bie  Röntge,  weldje  nach  «garalb  2Beta> 
ftein  ben  Zijxon  2)änemar!S  beftiegen,  auf  bie  ©efe^gebung  §aralbö  ttcr* 
pfltcbtet  werben  feien.    2)iefelbe  beftanb  alfo  fort. 

2ßtr  haben  bis  je$t  nur  bte  eine  Seite  ber  Strffamfeit  be6  bänifchen 
jtöntgö,  bte  folbattfdje,  feinten  gelernt.  3n  anberer  «£>tnfid)t  erfd)eint  Sta* 
nut  faft  wie  ein  Wönty.  5lelnotr)  erzählt:2)  „«ftanut  fpei6te  hungrige  unb 
SJrme,  fleibete  9?acfte  unb  grierenbe,  fcfoüfcte  Sötttwen  unb  SÖatfen,  fpen^ 
bete  Sllmofen  an  gremblinge,  et)rte  tton  ben  ßlertfern  bie  einen  wie  Väter, 
anbere  wie  ©ebteter;  feiner  ©enrahltn  Slbela,  ber  Tochter  bc3  ^erjogö 
Robert  t>on  glanbern,  bewieö  er  unüerbrüd)ltd)  eljeltdje  £rcue  unb  berührte 
nie  ein  anbere3  2Öetb;  er  befuebte  ben  ©otteöbienft  täglich.  Sin  gafttagen, 
tngbefonbere  allwöchentlich  am  Samftag,  genoß  er  nur  23rob  unb  Sal$, 
tranf  auch  feinen  28etn  nod)  3fteth/  obgleich  leefere  ©endete  wie  fonft  auf 
bte  föntglicr/e  Safel  getragen  würben.    2)enn  $anut  wollte  niebt,  baß  fein 


*)  «.  a.D.  @.  194. 


2)  Vita  s.  Canuti  regis  cap.  7—9.  Sangebetf  III,  343  flg. 


St'erieö  23uc$.    (5op.  9.    £änemarf  unter  Qaxalb  £ein  unb  Mannt  II.  129 


gaften  ber  2Bclt  funb  werbe.  2>te  Spetfen,  welche  namentlich  an  gafttagen 
übrig  blieben,  ließ  er  nacf)r)er  nnter  bie  Firmen  verteilen.  (£nbltd)  traf  er 
(Stnritftung ,  baß  feine  (Sapellane  ©erolb  unb  2lrnolb  if)m  juwetlen  bte 
©eißelbuße  geben  mußten. n 

2)aS  5llleö  r)atte  einen  tiefen  (Sinn.  $anut  tft  ber  ©djöpfer  einer 
eigentr)ümltct)en  fira^Iicben  ®efe£gebuug.  33iS  ju  feiner  3*tt  ftanben  bic 
©etft(tcf>en  in  Ü)änemarf  unter  ben  gewöhnlichen  ©eriebten.  jtamtt  bage* 
gen  t>erlte^  bie  peinliche  ©ericfitSbarfeit  über  ben  ganzen  ßleruS  au6fcf)lteß* 
Ii*  ben  2Mfd)öfen:  (Slerifer  fonnten  feitbem  nur  *>or  bem  betreffenben  23t* 
febofe  belangt  werben  unb  tton  allen  Säten  berieft  nur  ber  jtöntg  unb  ber 
£f)ronfolger  baS  ERecf>t ,  ©etftltcf?e  vorhaben. 1)  3«9^*  räumte1)  Sta* 
nut  II.  ben  btfd}öfttrf)en  ©ertöten  bie  23efugniß  ein,  £aten  wegen  33er* 
gef)en  gegen  bie  Religion  mit  ©elbftrafen  ju  belegen,  roeldt)e  feitbem  einen 
n>tcf)ttgen  £f)ctl  beS  bifa^öffiajen  (StnfommenS  btlbeten.  9Joct)  ©rößereS  tljat 
jlanut  für  bie  $ircr;enr)äupter :  er  gab1)  ben  23tfcböfen  6i£  unb  ©timme 
auf  bem  Dfata^tage  unb  befttmmte  jugleict),  baß  fte  in  ber  9feia)6t>erfamm* 
lung  ben  QBorrang  ^or  allen  anbern  ©roßen  r)aben  follten. 

2)e6  $tfnig3  näctifte  ©orge  war,  ben  (SlerttS  mit  r)ütretcr)enben  9ien* 
ten  ju  verfemen,  ©a.ro  erwähnt7)  bie  großen  ©aben,  welche  Äanut  IL 
ber  Sunber  <fttrct)e  barbraa^te.  £)er  Scbenfungebrief  felbft  —  bie  ältefte 
»orr)anbene  bänifdie  Urfunbe  —  auSgeftellt  unter  bem  21.  Wlai  1085,  ift  auf 
unS  gefommen. 3)  Slußer  fielen  §öfen  tter(tel)  ^anut  II.  bem  bifd)öf lieben 
©tufyle  ben  vierten  £r)etl  fämmtlic^er  föniglicben  (Sinfünfte  aus  ber  (Etabt 
Sunb,  nur  bte  33ußen  für  tterfäumte  «geereSfolge,  baö  »erwirfte  Vermögen 
ber  grteblofen  unb  ben  ^acfylaß  berer,  welche  or)ne  (Srben  ftarben,  behielt 
er  ber  trotte  vor.  Unter  ben  3euQ^1  werben  mehrere  Stallare  erwähnt, 
fo  wie  ein  §er$og  £afon,  ben  man  fonft  nic^t  fennt.  (£ö  fehlte,  wie  man 
jtetyt,  am  bäntfa)en  £ofe  nietjt  an  glänjenben  Atteln.  2)ie  bem  gewöhn* 
liefen  ©ebrauebe  gemäß  eingefügte  gutcbformel  beginnt  mit  ben  Sorten:4) 
„follte  trgenb  Semanb,  fei  er  abclig  ober  ntcf)t  abelig,  geboren  ober  nta)t 
geboren,  ftet)  erfreuen,  gegenwärtige  (Sc^enfung  anjutaften"  u.  f.  W. 

2)tefer  @a£  tft  ber  ältefte  SBeleg  für  baS  SBorfyanbenfein  bänifdjen 
2lbel6,  unb  §war,  wenn  td)  fo  fagen  barf,  ein  fauftbtder  23eleg.  2Bo 
man  bie  auf  (£rben  r)erumlaufenben  9ftenfd)enfmber  in  ©ebome  unb  Ung-e* 
borne  einteilt,  ftnb  begriffe  über  2lbel  im  Umlauf,  bie  ntcf)t  mef)r  mit 
einer  jarten  $flan§e,  fonbern  nur  mit  einem  2Ba(bbaume  *>erglia)en  werben 
fönnen.  3er;  ftnbe  übrigens  bie  Sattle  begretflia).  Seit  vollen  60  Sauren 
beftanb  bamatö  bie  £f)tnglitr;  in  £)änemarf.   Äann  man  fta)  wunbern,  baß 


(}  @aro  @.  194.  2)  @.  196.  3)  Stbgebvucft  Bei  Sange&ec?  III,  425  flg. 
4)  Si  quis  praepotens,  nobilis  vel  ignobilis,  natus  vel  non  natus. 

©ftöver,  $a&f*  @regoriu$  vu.  33b.  IU.  9 


130  ^a&tf  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettattev. 

biefe  Butter  eine  aud)  im  bürgerten  geben  bevorzugte  «Stellung  bcS 
SlbelS  gebar! 

Sieben  ber  SluSftattung  beS  Stuf)lS  fyricht  ©aro  von  prächtigen  ©e* 
febenfen,  tr»etct)e  Äöntg  ^anut  ff.  ber  aus  Stein  von  ihm  neuerbauten  Strebe 
§u  DfoeSfilb  maebte.  3)aS  waren  Vorthetle,  bie  einzelnen  fachlichen  5ln* 
ftalten  51t  ©ut  famen.  Slllein  Äanut  arbeitete  jug(etcf)  an  einem  großarti* 
gen  platte,  welker  ben  3*ved  hatte/  bem  gefammten  (SleruS  $)änemarfS, 
SBifc^öfen  unb  Pfarrern,  für  immer  ein  ehrenvolles  5luSfommen  zu  fiebern. 
9Jcel;rere  unb  unverwerflidie  3™gniffel)  ftnb  vorrjanben,  baß  ber  jtöntg  in 
feinem  Cetebe  zu  ©unften  ber  ittrdje  ben  3ef)n*en  einführen  wollte,  aber 
bei  btefem  Vorhaben  von  Seiten  beS  VotfS  auf  verzweifelten  Siberftanb 
[tief,  ben  er  nta)t  §u  bewältigen  vermochte.  2)er  Verfucb,  ben  3*hnten  bureb* 
Zufe^cn,  fyat  if)m  baS  Seben  gefoftet;  tnbeß  war  baS  2ßort  einmal  aus* 
gebrochen,  ber  ©runb  gelegt,  obgleich  eS  noch  einen  faft  anbertr)albr)unbert* 
jährigen  Äampf  foftete,  bis  ber  ©ebanfe  jlamttö  II.  verwirfltcbt  warb.2) 

Jtanut  erlief  noch  anbere  @efe£e,  bte ,  wenn  fte  auch  mcr)t  unmittel* 
bar  bte  ittrcfye  betrafen,  boct)  unzweifelhaft  aus  ftret^ttd^er  9lnfd)auung  ent* 
fprungen  ftnb.  Slelnotl)  melbet:3)  „Äönig  jtanut  verorbnete,  baß  grembltnge, 
moebten  fte  fommen  woher  fte  wollten,  als  grete  be^anbelt  werben,  unb 
gleiche  9ted)te  mit  ben  £anbeSetngebornen  genießen  fotlten."  £)er  SebenS* 
be|'a)retber  fügt  bei,  biefe  Verfügung  fet  von  ben  !Dänen  gar  übel  auf* 
genommen  worben.-  SluSlänber,  bie  ftd)  in  3)änemarf  beS  «£>anbels  wegen 
ober  auS  anbern  ©rünben  aufhielten,  müffen  bis  baf)tn  eine  fd)lechte  93e* 
hanblung  erfahren  haben.  $anut  machte  bem  ein  (Snbe.  Möglich  ift,  baß  er 
bie  Slnfäßtgmachung  frember  Äaufleute  in  feinem  Sanbe  erleichtern  wollte. 
SebenfallS  feblug  bie  betreffende  Verordnung  baS  Stranbrecht  nieber,  ver* 
möge  beffen  bte  jtüftenbewofmer  baS  ©ut  ber  Schiffe,  welcbe  in  ihrer  9Ml)e 
fcheiterten,  als  (Eigentum  aufbrachen. 

Detter  berichtet3)  ber  ^Biograph*  ,/beSgleichen  erließ  jtönig  Äanut  IL 
baS  ©ebot,  baß  Sflaven,  welche  von  ihren  Herren  fretgelaffen  worben,  fo 
wie  auch  bte,  welche  mit  bem  (Ertrage  ihrer  eigenen  Arbeit  ftd)  loSgefauft 
hätten,  öffentlich  (von  StaatSwegen)  alS  grete  anerfannt  werben  follten." 
Dtefe  Verorbmmg  ift  von  großer  Tragweite,  bebarf  aber  ber  (Erläuterung. 
Sflaven  bie  von  gütigen  Herren  freigegeben  würben,  erhielten  in  ber  Siegel 
boch  bie  volle  ftaatSbürgerliche  greifet  nicht,  fonbern  fte  blieben  in  einem 
gewiffen  2)ienftverr)ältniffe  §u  ihren  bisherigen  ©ebietern.  £)te  Verorbnung 
ÄanutS  II.  fchaffte  nun  lefcteteS  ab,  inbem  fte  befttmmte,  baß  gretgelaffene 

l)  <§aro  ©.  194.,  bann  bte  Ui  Sange&ed  I,  160.  II,  170.  209.  m,  319  u.  393 
aufgeführten  (Sljromfen.  z)  SKünter,  «ftircfyengefd&tcfyte  beö  ^orbenö  II,  15  flg.  3)  Vita 
Canuti  cap,  14.  £angebecf  III,  352  flg. 


93terteö  93udj.    (5a V-  9-    £>änemavf  unter  £avalb  £ein  unb  Jtanut  II.  131 

fjinfort  alle,  geborenen  greien  jufteljenben ,  9fccd?tc  erlangen  follten.  9?od) 
l)öl)ere  SÖtdjttgfeft  fommt  bem  93orberfa£  beö  oon  Meinolf)  erwähnten  @e* 
fefceS  su,  aber  er  tfyeilt  benfelben  ntcbt  ttollftftnbig  mit,  fein  23ertd)t  muß 
bafyer  ergänzt  werben. 

SBorerft  ift  flar,  baß  Äamtt  IL  ben  ©flaoen  eine  2öor)ttl)at  erweifen 
wollte.  Allein  biefe  feine  Slbftdjt  fy&tte  ber  Äoiüg  nid)t*erreid)t,  wenn  ba6 
©efefc  nur  bie  23efttmmung  enthielt,  weldbe  Sleluou)  auffüllt,  beim  bann 
brauchten  ©ebteter,  welche,  ben  Hillen  beö  Königs  umgefjenb,  ifjre  ©ffaoen 
behalten  wollten,  bloS  fein  ©gentium  berfelben  §u  bulben",  fonbem  i^re 
etwaigen  ßrfparniffe  an  ftd)  §u  sieben,  unb  ifynen  feine  freie  %ät  §um  @r* 
werbe  §u  raffen.  3)a  nun  unmöglia)  angenommen  werben  faun,  baß  jtanut 
nidjit  wußte,  waS  er  tfyat,  mit  anbern  Sorten,  baß  er  eine  5lnorbnung  traf, 
weld)e,  ftatt  bie  £age  ber  Sffaoen  ju  oerbeffern,  fte  norf)  fd)ltmmer  bettete, 
ift  eine  Sücfe  im  33eric^tc  $(elnotr)6  unoerfennbar.  2)er  §auptbeftimmung, 
weldje  Slelnotf)  allein  erwähnt,  müffen  brei  weitere  2lrttfel  beigefügt  gewefen 
fein,  bie  fo  lauteten:  1)  baS  ^efulium  be3  ©flaoen  ift  unoerle^lid),  unter 
feiner  33ebingung  barf  e3  bergen  antaften;  2)  bie  ^erren  ftnb  oerpflid)et, 
in  jeber  $Bod)e  ben  porigen  einen  ober  einige  Sage  freier  Arbeit  ju  ge* 
ftatten,  bamit  festere  ba3  $efultum  burd)  ben  Erwerb  tt)rer  §änbe  mefjren 
fönnen;  3)  jeber  6Haoe  fyat  einen  gefejjlia)  beftimmten  Cßretö ,  ben  ber 
§err  nid)t  überfctyreiten  fann;  ift  eö  bem  Rödgen  gelungen,  burd)  bie 
Arbeit  feiner  ^)änbe  bie  feftgefe^te  @umme  $ufammen§ubringen,  fo  muß  il)n 
ber  $err  für  ba£  erworbene  £öfegelb  freigeben.  9?ur  mit  biefer  (Ergänzung 
r)at  baö  tfon  Meinolf)  erwähnte  ®efe£  ©um  unb  3ufammenbang,  nur  fo 
fd)lägt  e3  ben  einzig  möglichen,  oon  ber  Jtirdje  längft  empfohlenen  SBeg1) 
ein,  bie  ©Haoerei  allmärjltg  or)ne  S3lut  unb  ©ewalt  unb  in  frudjtbarer 
3Beife  ab§ufa>ffen. 

3m  Uebrigen  gibt  2)a6,  was  Snorro  ©turlefon,  betreffenb  ba$  $er* 
fahren  be$  norwegifa^en  £erfen  (Erling  erjäf)lt,2)  oollen  2luffa)luß  über 
bie  33erorbnung  be$  bänifa^en  ^önigö,  unb  liefert  $ugletdj  einen  wcitmn 
23ewei3  für  bie  2Öaf)rl)eit  meiner  2)arftellung.  2ut$  bem  SBeridjte  ©norro'S 
erhellt  nämltd),  1)  baß  ber  Norweger  Erling,  ein  na^er  QSerwanbter  beö  Mpüitß 
£)laf  L,  ba6  *ßefultum  al£  unoerlefjlid)e3  (Eigentum  feiner  ©flauen  be* 
trottete;  2)  baß  er  feinen  porigen  freie  $ät  ließ,  um  tf>r  ©flaoeneigen 
ju  oermefyrenj  3)  baß  er  baS  £öfegelb  nie  erf)öl)te;  4)  baß  bie  grilasjen 
nacb  erlangter  greifet  in  einem  Dienftoerfyältmffe  $u  if>m  blieben ;  5)  baß 
fein  Verfahren  eine  grua)t  d>riftlic^er  3been  war.  Unter  bemfelben  (Einfluffe 
^at  Äontg  «ftanut  Ü)a^  waö  btöl)er  einzelne  gütige  £erren  freiwillig  fljaten, 


*)  3$  luerbe  biep  in  meiner  ©efd&td&te  ber  S3olfßrcdT;te  grnnbltc^  eriveifen.  2)  Ste^e 
33anb  II;  614. 

9* 


132 


$abft  ©vegoviuS  VII.  unb  fein  3ettattev. 


jum  $ctd)Sgefe|$e  erhoben  unb  nebenbei  üerttollftänbtgt,  tnbem  er,  nm  jeben 
UnterfaMeif  afyufdmeiben,  baS  93anb  §roif$en  grtla^en  unb  Herren  auf* 
hob,  unb  bie  gretgeroorbenen  unter  ben  Sd)u{3  beS  SfyroneS  [teilte. 

23ltcfen  voir  jurücf.  £)l)tte  grage  hatte  jtanutS  N.  ©cfe|gebung  ben 
3voecf,  baS  3beal  eines  d)ri[tltd)ett  »ftöntgthumS,  baS  bte  ©regorianer,  ober, 
um  mid)  genauer  auSjubrütfen,  bte  (Slugm;acenfer  fett  einem  3af)rhunbert 
aufhellten,  ^u  ^errütrfltd)en.  Wiit  bem  2lugenblict>,  ba  baS  ^reu§  im  Horben 
aufgepflanzt  roarb,  begann  ein  unoerföhnlicbcr  Jtampf  gegen  baS  Äorfaren* 
tf)um.  3^  ben  Stelen  SBeroeifen,  bte  früher  angeführt  roorben  ftnb,  rotll  icb 
einen  neuen  fügen.  2lbam  von  Bremen  erjagt,  ')  baß  (Srsbtfdjof  SibenttuS  I. 
^on^ambitrg^remenben^tra^enflucb  roiber  bie  normannifcbenSötfmger  fcbleu* 
berte.  2Öof)(an!  alle  Hilfsmittel  feines  9^etcf)eö  bot  «ftöntg  ßernut  II.  auf, 
um  ben  Seeraub  mit  Stumpf  unb  Stiel  auszurotten  unb  gut  §u  machen, 
roaS  feine  Vorgänger  auf  bem  throne  an  ber  9Dtefcbheit  verbrochen  Batten. 
3nxitenS  feit  unbenfltdjer  3>tit  fud)te  baS  d)riftltd)e  9J?öncbtbum  bie  geffeln 
ber  Sftaverei  auf  frieblta^em  28ege  §u  fprengen.  3e  nun!  $anut  III.  erläßt 
ein  wohltätiges  unb  vernünftiges  ®efc|,  roeld)eS  eS  ben  porigen  mög* 
lieh  maa^t,  if)re  gretheit  felbft  §u  erwerben,  drittens  bie  Kirche  gebot, 
grembltngen  Sdut£  ju  gewähren.  Äönig  ^anut  gibt  eine  33orfd)rift,  welcbe 
verorbnet,  baß  2luSlänber  gletd)  (Stngeboruen  bef)anbelt  werben  follen,  unb 
jroar  rechtfertigt  er  laut  ber  2luSfage  eines  tüchtigen  3eu9eu2)  btefe 
fügung  aus  bem  ©runbe,  weil  grembe  wie  (Sinl)etmtfc^e  trüber,  Hilter* 
löste  3efu  (S^rifti  feien. 

Viertens  baS  Äirdjenredjt  [teilte  längft  bie  Regel  auf,  baß  ber  (SleruS 
nur  von  ben  23ifchöfen  gerichtet  werben  bürfe.  $amtt  überträgt  wirflich  bem 
bäntfe^en  23iStf)um  bie  ©ertd)tSbarfett.  günftenS  unaufhörltd)  ermahnte  Cßabft 
©regor  bte  Röntge,  fletfchltche  SBegterben  ju  benähmen,  ber  Vielweiberei 
als  [taatSgefährltch  ju  entfagen:  Äanut  bewahrt  feiner  ©emahlin  Slbela 
unverbrüchltdje  Sreue.  ©erstens  bamit  ber  ßleruS  ehrenhaft  befielen  fönne, 
»erlangte  ber  Cßabft  ©regor  VII.  (Einführung  beS  3el)nten$  im  Horben: 
^öntg  jtanut  II.  fe|t  feine  ^rone  auf's  Spiel,  um  biefe  gorberung  beS 
Statthalters  $etrt  p  erfüllen.  StebtcnS  überall  brang  ©regor  VII.  barauf, 
baß  Regierungsformen  tn'S  £eben  treten,  welche  bie  ©iltigfett  föntgltcher 
23efd)lüffe  unb  ©efe^e  von  (Stnwilltgung  beS  23iStf)umS  ober  überhaupt  ber 
©täube  abhängig  machen.  2lud)  btefer  gorberung  beS  $abftS  fommt  ^anut  II. 
bereitwillig  entgegen:  er  verletzt  feinen  23ifct;öfen  ben  erften  Si|,  bie  erfte 
Stimme  auf  bämfdjen  Reichstagen.  (Sin  53linber  muß  feiert ,  baß  Ü)tct;ten 
unb  brachten  ^anutS  bal)in  jtelte,  bie  5ld)tung,  baS  2Öol)lgefallen  beS 
größten  ber  *ßäbfte  ju  verbtenen. 


l)  Gesta  hammab.  II,  31.  Ißtxt*,  VII,  317  unten  flg.       2)  SangeBed  III,  319. 


SSierteö  93u#.    Qa\>.  9.    JDöncmovf  unter  £ara(b  £em  unb  jUuut  II.  133 


Auffalten  fönnte  eö,  baß  feine  Hutten  ©regor6  an  einen  foldjen  $öntg 
vorfyanben  ftnb.  3mmerf)in  mögen  einzelne  Schreiben,  bte  er  wtrfltcr)  an 
$anut  II.  richtete,  verloren  gegangen  fein.  Ü)ennoa}  glaube  tet;  nietjt,  baß 
eö  berfelben  viele  waren,  ja  c$  ift  benfbar,  baß  er  gar  nie  an  Äanut 
febrteb.  2)ie  Regierung  biefe£  $öntg6,  ber,  rote  td)  fagte,  1080  ben  Stroit 
beftteg,  unb  1086  enbete,  fällt  in  bie  forgcnvollftcn  3al)re  ©regorS  VII. 
$om  grüfyltng  1081  biö  jum  (Sommer  1084  ftanb  ber  Malier  £emnc§  IV. 
in  Stalten  unb  bebrängte  unaufl)örlta)  ben  $abft,  ber  §ule£t  §u  ben  9cor* 
mannen  naa)  bem  ©üben  entfliegen  mußte.  2Bäf)renb  fonft  zuweilen  von 
einzelnen  Sagen  Briefe  @regor3  VII.  tri  SJcaffe  auf  un3  gefommen  ftnb, 
nimmt  bte  Hafy  feiner  (Srlaffe  von  1081  an  fidjtltdj  mel)r  unb  mefjr  ab. 
8o  mag  e$  gefcbefyen  fein,  baß  er  feine  Sät  fanb,  ^Briefe  mit  $öntg 
^anut  II.  von  3)änemarf  §u  Weddeln. 

©ewtß  verbient  bte  SBtrffamfett  be$  hätten  33erounberung ,  aber  er 
verfolgte  einen  efyrfücfytigen  3teben§roecf  unb  zwar  einen  folgen,  ben  ®re* 
gor  VII.,  wäre  er  nod)  am  geben  geroefen,  nimmermehr  gebilligt  tyaben 
würbe.  2)er  *M)m  feinet  SlfmS,  Kanute  L,  beö  ©roßen,  ließ  tr)n  ntct)t 
rul)en.  @leia)  tfjtn  wollte  er  (SnglanbS  ^rone  §um  bäntfcfyen  (Srbretcbe 
fügen,  unb  ber  (Sifer,  mit  welcbem  er  auf  alle  SBünfdje  beö  (SIcruö  ein? 
ging,  fotlte  §u  3Bege  bringen,  baß  bte  jtirebe  ba3  betroffene  SBerf  ber 
Eroberung  gut  r)etße.  @a)on  im  3af)re  1074,  ba  fein  SSater  ©wen  nod) 
lebte,  fyatte  Jtanut  im  herein  mit  £er§og  £afon,  wal)rfcf;emltd)  bemfelben, 
ber  in  ber  Sunber  @tiftung6urfunbe  vom  9Jiat  1085  genannt  ift,  an  ber 
6vi£e  einer  glotte  von  200  (Segeln  (Snglanb  angreifen  wollen,  aber  unver* 
rtditeter  2)inge  roteber  umfefjren  muffen,  weil  feine  9ftacf)t  ber  be3  Königs 
2Btlf)elm  weit  nidjt  geroacfjfen  war.1)  3e£t,  ba  er  über  Dänemarf  ver* 
fügte,  bot  er  alle  8trettfräfte  feines  (Srbreta)ö  auf  unb  gewann  überbteß 
ftarfe  QSerbünbete. 

£)ie  Umftänbe  waren  günfttg.  -äfttt  3ngrtmm  trugen  bie  2lngelfact)fen 
ba$  allerbtngS  fct)were  3od)  beä  23aftarb6  2Btlt)eIm,  ba3  jeboa),  gletct;  einer 
btttern  5lr§net,  fte  allein  von  tief  eingewurzelter  3w<^tloftgfett  §u  Reiten  unb 
§u  einer  großen  Nation  tyeranzubtlben  vermochte.  Saut  bem  3wgntffe2)  5lel* 
notr)ö  fcfyicften  bte  Unjufriebenen  t)äuftge  ©efanbtfa^aften  an  $anut  IL 
unb  forberten  tl)n,  tätigen  23etftanb  verfyetßenb,  auf,  ba6  Dieter;  feines  glor* 
retten  5lt)nö  wieber  aufzurichten.  Ueber  glanbern  r)errfct)te  bamalS  Robert 
ber  grtefe,3)  beffen  £ocf)ter  2lbela  Äanut  II.  geef)elid)t  l)atte.  Der  flau> 
brifct;e  §of  Jjegte  fett  ber  3eit>  ba  (Smma,  von  il)rem  6tieffo^n  §aralb  II. 
vertrieben,  bort  5lufnaf)me  fanb ,  allerlei  $lane,  au6  ber  3eniffenbeit  @ng* 


l)  Chronic,  saxonic.  ad  a.  1075.,  efcenfo  ^einric^  tson  Huntington  Bei  @aütle  ©.  369. 
2)  Vita  Canuti  cap.  10.  Sange&ecf  III,  347.        3)  ©onb  II,  255  flg. 


134 


*ßa&jl  ©vegoviuS  VII.  unb  fein  3eita(tev. 


lanbö  jum  ßwecfe  eigener  Vergrößerung  9?u£en  §u  jte^en.  *)  Um  fo  be* 
reitwtlltger  ging  Robert  auf  bte  Anträge  feines  bäntfcben  (StbamS  ein,  $u* 
mal  ba  er  längft  mit  2Ötll)etm  bem  S3aftarb  in  gembfcfjaft  lebte.1)  2luct) 
ber  $ömg  Don  Norwegen,  £>laf  III.,  ^anutö  Schwager,  trat  bem  bunbe 
bet.  Snorro  berietet,2)  baß  auf  einer.  3ufammenfunft,  weldje  bte  beiben 
jtöntge  $u  ^ongljella  an  ber  ©ottjaelf  gelten,  £)laf  III.  ftcf)  tterbinblicf) 
gemacht  fyabe,  feinem  Schwager  60  wofylauSgerüftete  £)rlogfd)tffe  §u  lie* 
fern,  unb  baß  £)laf  biefelben  wirflia)  [teilte. 

2BtIl)elm  tton  9)calme3bun;  fpric^t3)  —  meinet  @racl>ten$  übertrieben 
—  tton  1000  Schiffen,  welcfye  Äanut  um  bie  WlitU  be$  SommerS  1085 
im  £jtmfjorb  »ereinigte,  fcon  600  wetteren ,  welche  ber  glamanber  Robert 
feinem  (Etbam  jufebtefen  wollte,  ©ewiß  ift,  baß  jtanut  fämmtltcbe  £ülf3* 
quellen  2)önemarf6  in  Bewegung  fe£te.  2lbcr  aud)  2Ötlf)elm  tton  (Snglanb 
machte  bte  größten  ^Inftrengungen,  um  bie  ©egner  §urüd§uwetfen.  (Sr  fanbte 
SÖerber  in  bie  umliegenben  Sanbe  au$,  bot  fyofyen  Solb  unb  ntcfyt  ol)ne 
(Srfolg:  £aufenbe  von  bewaffneten  §u  $oß  unb  gttß  ftrömten  nad>  ber 
9?ormanbte  §u  feinen  gafyuen;  fte  würben  nad)  (Snglanb  r;inübergefcf;icrt  unb 
bort  bei  bürgern  unb  bauent  eingelagert.  2)er  Untertan  mußte  bem 
Solbaten  ntd)t  nur  £)bbacb,  fonbern  aud)  $oft  retten.4) 

3ugleia)  fetjrieb  Jtontg  2Btlf)elm  eine  jtrieg6fteuer  au3,  bte  fo  läfttg 
war,  als  je  in  ben  faMimmften  3?\Un  beS  3)anegelb6  unb  ber  2Btftnger* 
f)errfd)aft;  benn  glorctttiuS  &on  2Öorcefter  bezeugt,5)  baß  bamafö  6  <BfyiU 
linge  auf  bie  £tbe  Sanbcö  ober  einen  bauernfyof  erhoben  würben.  £)er 
Ertrag  biefer  Steuer  ift  e6  meinet  (SraditenS  gewefen,  waö  ben  *ßlan  Sia> 
nutö  Wie  eine  Seifenblafe  verrinnen  machte:  allem  2lnfd)ein  nacb  bat  ber 
alte  fcfylaue  Normanne  ÜKBilfyelm  ben  golbbelabenen  (Efel  angewenbet,  welcher 
laut  ber  befyauptung  beS  9J(acebonen  *ߣ)tlt>:p  bte  ftärfften  bürgen  ju  gälte 
bringt.  9Jcit  englifc^em  ©etb  muffen  Verrätfycreten  im  bämfd)en  «£>eere  an* 
gebettelt  worben  fein. 

($3  war  (Sommer  1085.  biele  Skiffe  fammelten  ftcr)  nact;  unb  nad) 
bem  befehle  beö  Königs  gemäß  im  £jtmfjorb,  aber  anbere  blkbm  auS, 
unftd)tbare  £änbe  woben  eine  Verzögerung  um  bie  anbere.  £)aö  §eer, 
wa^rfa>einlict)  fdwn  t)orl)er  bura)  bie  (Sinfüfyrung  be$  3e*)nten  erbittert,  unb 
überbieß  bura)  bie  ©roßeu  aufgellt,  bte  über  Äanutö  ftrenge  ©efe#e  groll* 
ten,  murrte  lauter  unb  lauter,  bte  bor$etd)en  einer  Empörung  brängten 
ftcf).  Unb  nun  fam  an$  SageSticbt,  baß  ber  geheime  genfer  be$  Spielt 
Kanute  eigener  bruber  Olaf  —  wor)l  @of)n  einer  anberen  Butter  — 


4)  hierüber  ba$  9läfyere  unten,  an  geeignetem  Orte.  2)  Heimskringla  III,  184 
unten  flg.  3)  @amle  @.  106  unten  flg.  4)  Chronic,  saxon.  ad  a.  1085.  5)  Ad 
a.  1084.  Flores  histor.  ©.  641. 


93ievtce  93uc$.  9.    £änemarf  unter  Jpavdb  Jpein  unb  Jtonut  II.      ^  35 


war.  Olaf  gab  fieb  baju  fyer,  bte  93efcbwerben  beS  leeres  bem  Könige 
vorzutragen.1)  Se^terer  befahl,  ben  $errätf)er  §u  verhaften,  allein  bie 
51f)inglttr)  verweigerte  ben  ©ebjorfam :  „eS  laufe  wiber  ben  gabnenetb",  jag* 
ten2)  fte,  „an  einen  «ftöntgSform  «§anb  ju  legen."  %)oa)  (Stieb,  ein  anberer 
trüber  l)egte  tiefe  SSebenfltcbfetten  ntebt,  entfcbloffen ,  alle  ©cfafyren  mit 
^anut  §u  feilen,  verhaftete  er  Dlaf,  ber  gefeffelt  nad)  glanbern  abgeführt 
warb,  um  als  Staatsgefangener  in  ben  ^änben  beS  fönigltcften  ©cfywfe? 
gervaterS  $u  bleiben,  JlanutS  Stanbfyafttgfeit  vermochte  jeboa)  bte  watt; 
fenbe  £)rbnung  nid)t  mef)r  ju  befefttgen.  2öie  eS  febetnt,  auf  bie  9cacf)ria)t 
von  erfolgter  Verhaftung  Olafs,  löste  ftcb  baS  im  Sjimfjorb  verfammelte 
£eer  auf:  bie  «Skiffe,  bie  Solbaten  gingen  cigenmädtfig  nacb  £aufe.  . 

2)tefe  Sfyat  war  ein  fd)WereS  Verbreeben,  baS  ber  alte  fränfifd)e 
Svracbgebraud)  mit  bem  tarnen  »£)eriSli§  bezeichnete.  Saut  bem  3eugntffe 3) 
Saro'S  ftanb  nad)  bämfdjem  9fed)te  ber  £ob  ober  (Sin§iel)ung  ber  ©üter 
mit  SanbeSverweifung  barauf.  $)er  Äönig  50g  eS  vor,  biefe  (Strafe  in 
eine  ©elbbuße  §u  verwanbeln.  3)te  rjeereSpitcbtigen  ScbtffSmetfter  feilten 
je  40,  bie  gemeinen  Solbaten  je  brei  Wlarf  Silber  bellen.4)  3)te  Summe 
war  t)ocb,  aber  ber  $öntg  bot  eine  SQitlberung.  5luf  ben  *ßlan  beS  3efyn* 
ten  jurüdfommenb,  verfünbtgte  er  ben  Sd)uttngen,  baß,  wer  ftcfy  verbtttblicb 
maa^e,  l)infort  3ef)nien  an  ^  ©etftltcfyfett  §u  entrichten,  von  ber  ,£eereS* 
büße  —  man  nannte5)  fte  9cafengelb  (^efgialo)  —  befreit  fein  folte.  Allein 
bie  große  9J?ef)rl)ett  erflärte,  lieber  baS  ^afengelo  §u  jaulen,  als  ben  3efyn* 
ten  §u  geben,  beim  jenes  fei  eine  vorüberger)enbe,  tiefer  eine  ewige  Saft. 

Um  nun  bie  2Btberfvenfttgen  mürbe  §u  mad)ett,  gab  Äanut  23efef)l, 
baß  bie  23uße  mit  rüdftcfjtSlofer  Strvnge  eingetrieben  werbe.  3m  grür)ltng 
1086  reiste  ber  $öntg  nad>  3i>enbfi;ffel,  wo  er  ben  Anfang  mit  ber  (Sin* 
treibung  macben  wollte.  3)ie  Steuerbeamten  führten  niebt  btoS  ben€ßtllen 
beS  erzürnten  ©ebieterS  buchftäblid)  aus,  fonbern  fte  erlauben  fid)  gro* 
ben  Unterfcbletf.  2)a  baS  vorfyanbene  baare  ©elb  bei  Settern  ntebt  aus* 
retebte,  mußte  §u  SBegnalune  von  Viel)  unb  ^auSratl)  gefa)ritten  werben, 
Welche  ©egenftänbe  nacb  altgermanijcbem  $ecbte  einen  gefeilter;  bestimmten 
sßreiS  Ratten.  $>te  Beamten  betrogen,  fc^ä^ten,  was  eine  Un$e  wertb  war, 
laum  §u  einem  Scbtlling. 6)  darüber  riß  ben  23ebritdten  bie  ©ebulb.  Ü)aS 
Volf  von  2Benbfi;ffel  fctilug  jwei  Steuereinnehmer  tobt,  braeft  nun  in  bte 
Jtronfyöfe  unb  ^faljen  ein,  raubte,  fengte,  morbete.  Der  Äönig  flor)  nad) 
ber  Sdjlety,  aber  ber  9ütfrul)r  folgte  il)tn.  3n  ScbleSwtg  faf)  er  feine 
Königin  5tbela  unb  bereu  Solm  (Sari  $um  le^tenmale:  er  forberte  23etbe 


*)  Aelnothi  vita  Canuti  cap.  13.    Sangebetf  III,  351.  2)  ©aro  ©.  197. 

3)  3(.  a.  £).  ©.  197.  4)  Ibid.  198  oben  unb  «angebeef  I,  58  oben.  5)  San^eberf 
I,  378  unten.       6)  ^angebecE  III,  354  oben  . 


136 


$öfcf*  ©tegoriuS  VII.  unb  fein  Bettalter. 


auf,  wenn  fte  Nörten,  baß  bte  ^Bewegung  einen  fajltmmen  2lu6gang  neunte, 
nact)  glanbern  $u  fliegen.  Sie  ftnb  wirHia)  borten  entfommen.  «ftarntt 
fegelte  fcon  Sdjlcöwig  nad)  ber  3nfel  güt)nen  hinüber  unb  begab  ftet)  in 
bte  Stabt  £>benfe.  2lud)  bort  brad)  ber  (Sturm  log.  9J?tt  ben  wenigen 
^Begleitern,  bie  bei  üjm  au^arrten,  flüchtete  er  in  bie  ^tre^e  §um  rjetltgen 
Sllban  unb  beichtete  in  SobcSgebanfen.  Jhirj  barauf  traf  tl)n  eine  tobt* 
lidje  2an§e.  üfteben  t|m  würben  fein  trüber  SBenebtft  unb  17  ©etreue 
erfa)lagen. ')  2)er  Sag,2)  an  bem  er  enbete,  ift  ber  10.  Suli  be$  SafyrS 
ber  ©nabe  1086. 

SÖelct)  unüberfefybareö  Unglücf  f)ätte  ^anutö  II.  @roberung$:plan  über 
^Britannien  gebracht,  wenn  er  oerwtrHidjt  worben  Ware.  £)ret  50^äa)te, 
£)änemarf,  Norwegen,  glanbern,  würben  ftd)  um  gerben  be$  unglüdticr)en 
£anbeö  gertffen  Ijaben,  unb  bie  unau$Metbltd)e  golge  mußte  fein,  baß  trofc 
allen  guten  5lbfta)ten,  bte  ^anut  II.  rjegen  mochte,  auö  ber  oon  tfym  ge* 
ftreuten  ©aat  bte  ©reuel  ber  alten  28ifinger§eiten  wie  $racfyensüt)ne  wie* 
ber  aufpreßten.  Unmögtid)  ift,  baß  $abft  ©regoriuS  VII.  je  ba$  93or* 
t)aben  bc$  2)änen  gut  geheißen  l)ätte,  aber  er  lebte  m'cfjt  met)r,  al$  $amtt 
im  2lu3füf)rung  fetyrttt.  ©regor  VII.  war  ben  25.  Wlai  1085  §u  (salerno 
geftorben. 

Wlit  bem  Unternehmen  jlauutS  oom  3al)re  1085,  offenbar  einem  miß? 
glüdten  33erfuct)e,  Veraltetes  unb  unter  wefentKd)  fceränberten  $erf)ältniffen 
Unmöglichem  m8  Seben  §urüdsurufen,  t)örten  bte  (5ee§üge  ber  öftttcfjen  Sfau* 
btnaoen  gegen  (Snglanb  für  immer  auf.  (Sine  neue  £)rbnung  ber  3Mnge 
tjatte  im  Horben  2£ur§cln  getrieben,  bte  leine  ©ewalt  mcr)r  §u  erfetjüttern 
vermochte.  2>tefe  £>rbnung  bauert  tf)ren  ©runb§ügen  nad}  bt3  auf  ben 
heutigen  Sag  fort,  baS  SSerbtenft  aber,  fte  gefc^affen  §u  l)aben,  gebührt 
©regor  VII.,  benn  als  (Eolbat  ber  ^tra)e  ift  ber  gallifc^e  Normanne  2Btl* 
r)elm  auf  engltfd^em  SBoben  erfctjtenen.  SSenben  wir  unS  naa)  ber  üftor* 
manbte  ober  ben  -tDiünbungen  ber  Seine. 


l)  Aelnothi  vita  S.  Canuti  cap.14— 28.  Sangebecf  III,  352  ftg.  u.  <Söxo  <5.  198  ftg 
2)  Sange&ecf  III,  371  ftg.  u.  450. 


93tevteö  93udj.    (Sap.  10.    Anfange  ber  9Zormanbic.    Sfyre  S^ac^bam.       j  37 


JkljnUö  Kapitel. 

2)ie  ©efcr)icr)tfcr)reiber  über  bie  üftiebertafütng  bcr  Normannen  an  bev  <Seine;2ftünbung. 
Ueberftdjt  ber  neufhifdjen  Könige,  meiere  gu  (Stibe  beö  9.  unb  Anfang  beS  10.  ^afjr* 
ljunbertö  regierten,  fo  roie  ber  (5rbt)evvfdt)affen,  welche  unmittelbar  an  bte  9?ormanbie 
giänjten  :  Käufer  »on  Aquitanien,  2Injou,  SHaine,  Bretagne,  93ermanboiö,  $onttjieu, 
Strien  ber  (Sapetinger.  3eit  ber  Stnfunft  Diolfö  beS  §u§gänger3  (StoUVö)  in 
ftranfreicr) :  er  wirb  jum  Hauptmann  geroä^It  unb  befe^t  mit  (einen  SBifingcvn  baö 
Sanb  um  Stauen.  Vertrag  t>on  <5t.  (Stev  im  Saljre  912,  ber  ben  ©efätjrten  sjtatto'S 
ben  rechtlichen  93eft$  if)rer  (Eroberungen  jitfpvidt)t.  <Die  (Eroberer  treten  in  bie  iatyo: 
lifcfje  Jtircfje  über.  (Srjte  Q3ebeutung  beS  2Borte3  „33igot".  Urfprünglicfje  ©rdnjen  ber 
9tarmanbie.  Söetfe  @efe£e  Otatto'g,  bie  in  jturjem  baö  üerobete  £anb  ju  2Bof)Iftanb 
unb  33lütf;e  bringen.  £e|te  kämpfe  OtauVS  roiber  bie  2If>nf)erren  ber  (Sapetinger. 
£>ie  Normannen  ber  Sotre  erlangen  buref)  Statlo'ö  <£ilfe  @tabt  unb  ©egenb  öon 
Nantes,    £erjog  Otafto,  ein  großer  Surft,  ftirbt  um  930. 

6a>n  vor  ber  Wtte  be3  11.  3af)rl)unbert3  war  baö  £ooö  Britanniens 
tief  in  bte  ©efcfytcfe  ber  gatttfcrien  Normannen  verflochten,  bereu  gürften* 
ftamm  balb  §err  über  baö  93olf  ber  5lngelfac£)fen  werben  f  öftre,  gaffen 
wir  junäcf)ft  bte  Duellen  für  bte  ®efct)icrite  ber  9?ormanbte  tn3  2luge. 

£)er  ältefte  (Sfyronift,  welcher  über  bte  normanntfebe  9?teber(affung  an 
ben  (seinemünbungen  fcfyrteb,  blut)te  gegen  (£nbe  beS  10.  3af;rl)unbert6, 
t)iej?  £>ubo  unb  war  ßanonifuS  im  (Stifte  §u  6t.  Duentin.  Um  baö  3at)r 
987  fanbte  il)n  2lbaibert  ©raf  von  SScrmanbotö  an  ben  9?ormanneufürften 
9^tcr)arb  I.  mit  Aufträgen,  bte  er  glücHicb  ausführte.  2)ubo  blieb  feitbem 
in  vertrauten  3Berl)ä(tniffen  §u  *Rtd)arb  unb  beffen  (Sttefbruber  bem  ©rafen 
$abulf  von  3*>n;.  23etbe  forberten  ilm  auf,  bte  ©efcf)td)te  ber  9?ormanbte 
unb  ü)re3  ©rofvaterS  OtolKo  §u  fct)reiben,  unb  ©raf  S^abulf  tf)eilte  $u 
biefem  3wecfe  bem  (£anonifu3  viele  9?aa)rid)ten  mit.  3)ubo  febrttt  jur 
%l>at  unb  verfaßte  ein  Serl  in  brei  Büchern,  baS  er  bem  23ifcfiof  Slbalbero 
wibmete,  welcher  von  977 — 1027  ben  ©nü)l  von  Saon  einnahm.  8etne 
Arbeit,  bte,  obgleia)  t)öd)ft  verbtenftlict) ,  ba  unb  bort  mit  unnötiger  ®e* 
lel)rfatnfeit  unb  Iateimfct)en  Herfen  »rangt,  reta)t  bt£  §um  £obe  ^Ricfcarbö  L, 
ber  um  996  ftarb. 

£)em  SBorbilbe  3)ubo'3  eiferten  jroet  (Slerifer  nact),  bie  beibe  in  ber 
^weiten  £älfte  beS  11.  3arjrt)unbert3  blühten,  beibe  ben  tarnen  2Mt)elm 
tragen.  2)er  eine,  2Q?önd)  im  normannifd)en  ^lofter  3umiege3  (Gemmeti- 
cum  ba^er  fein  ^Beiname  gemmeticensis)  fc^ilbert  in  7  53üc^ern  bte  @e? 
fcbia)te  ber  Normannen  von  O^ollo  unb  feinen  Vorgängern  an  biö  t)erab 
auf  bte  Eroberung  (Snglanbö  bura)  Stll)elm  ben  SBaftarb.  3n  ben  vier 
erften  8üa)ern,  welche  ben  gleichen  6toff  be()anbeln  tvte  3)ubo,  fefereibt  er 
biefen  aus.    2)cr  anbere  3Btlt)elm,  geboren  tn  bem  normannifeben  ü)orfe 


138 


$abji  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Seitaltev. 


$reaur,  bag  jum  (Sprengel  von  Sifteur  geborte,  war  tu  fetner  3ugenb 
Solbat,  trat  bann  in  tue  ^lofterfctmle  von  ^oitierS  —  woher  fein  23ei* 
name  *ßtctavtnu£  —  warb  Cßrtt  fter  mir  balb  ^ofcavellan  bc3  SrobererS, 
fpäter  erlieft  er  ba$  2lrd)tbiatonat  ju  Sifteur.1)  3n  btefer  (Stellung  be* 
fc^rteb  er  baö  Sebcn  fetiteS  ©ebieterS,  bcä  neuen  Königs  von  Snglanb,  bocb 
reicht  bie  Arbeit  bcö  SavetlanS  nid)t  biö  §um  5£obe  be3  SrobererS,  fonbern 
nur  bis  jum  3af)r  1070  l)tn.  2Biflj*Im  von  $ottter3  tft  trefflich  untere 
richtet  unb,  obwohl  ein  ^ofmann,  bemtod)  im  ©anjen  tx>at>r,  babet  ein 
guter  Sateiner,  aber  er  afymt  juwetkn  bte  9t>beweife  ber  großen  ^tftortfer 
be$  römtfetjen  9llterthum6,  namentltd)  beö  ©alluftiuS,  mit  mefyr  £reue  beS 
©ebächtntfjeS  als  ©efchmad  nadi.  £>ie  Serfe  ber  bret  genannten  Schrift* 
fteller  t)at  2)ucbe6ne  tu  fetner  normanntfeben  Sammlung,1)  *ßart$  1619, 
herausgegeben. 

9D?an  ftefyt,  £)ubo  unb  bte  betben  SBü^eXme  blühten  unb  fa)rteben  $u 
einer  3>c\t,  ba  fd)on  mand)e  (§tn§elnfjetten  ber  23efe£ung  be£  SanbeS  »er* 
geffen  fem  muften  unb  ba  9fouV3  Nachfolger  fid)  §u  einer  9J?ad)t  empor* 
gearbeitet  Ratten,  wekbe  etngeborne  Slertfer,  Untertanen  jener,  jur 
Schmeichelet  verleiten  mochte.  Ü)iefe  Mängel  unb  Süden  werben  theilwetfe 
ergänzt  burd)  $(u$fagen  neuftrtfdjer  Shrontften,  welche  3ctt9cnoffen  Nollo'S 
ober  fetner  nächften  Nachfolger  waren,  bureb  einzelne  Urfunben,  enbltch  burd) 
ba$  merfwürbige  Swgmjj, 2)  Weldas  ber  große  ©efchtcritfchretber  beS  NorbenS 
Snorro  Sturlefon,  Sagmann  auf  33lanb,  bejügltd)  ber  ^erfon  NolfS 
ablegt. 

©allten  hatte  jur  3*tt,  fcß  bie  Normanbte  geboren  warb,  ungefähr 
folgenbe  ©eftalt:  ben  Tanten  etneö  Königs  ber  neuftrifa)en  granfen  trug 
von  893 — 929  ber  Sariinger  (Sari  III.,  genannt  ber  Stnfälttge,  ein  gürft, 
bem  von  bem  ehemaligen  ©lanje  feiner  5lt)nen  nichts  übrig  geblieben  war, 
al$  (Erinnerungen  unb  einige  krümmer.  Nicht  einmal  ben  rontgltchen  Settel 
befaß  Sari  ber  (Einfältige  auSfajltcßlich;  Nebenbuhler  bebrängten  ifyx  wetyrenb 
eines  guten  %\)äl§  fetner  Regierung.  6ett  888  erftanben  3),  nacb  bem 
(Etur§e  SarlS  beS  3)iden,  mit  Sinwilligung  ber  beutfeben  €tänbe,  welche  bie 
2Öelt  von  ben  Uebeln  gewaltsamer  5llletnl)errfc^aft  befreien  sollten,  im 
€üben  unb  SBeften  be£  beutfeben  Neidas  mehrere  Könige,  betten  jeboch  mr 
SBebingung  gemadjt  roarb,  bie  Sct)cnl)or)cit  beS  beutfehen  ^errfcberS  Arnulf, 
als  Oberhaupts  ber  Sariinger,  anzuerkennen.  3)amalS  erhielt4)  NeuftrtenS 
trotte  £)bo,  ber  ©ol)n  D^obertö  be^  6tarfen,  benn  man  betrachtete  ba^ 
§auö  ber  neuftrifd)en  Sariinger  al^  erlofchen,  obgleid)  noch  ein  fleiner 
^nabe  —  Sari  ber  Sinfältige  —  lebte,  welchen  Slbelbetb,  bte  jroeite  ©e? 


')  2)uc^eöne  script.  rer.  normannic.  ©.  503  unten  unb  521.  2)  (Sie^e  93anb  II, 
562.       ')  ©fröver^ef^ic^te  ber  (Xavlingev  II,  296  flg.       *)  5)af.  II,  299  flg. 


Viertes  93utf.  10.    Anfänge  ber  fWormcmbie.    Sfyve  üftacfc&avn.       j  39 


maf)Itn  ShibroigS  beö  Stammler^ ,  fünf  SJconate  nacb  bem  $obe  it>reö 
üftanncä,  im  Sept.  879  gebar.1)  günf  3abre  bef)errfdbte  ber  genannte 
£>o,  ttielfacb  burd^  bte  ßtnfäfle  ber  Normannen  unb  nod)  mehr  buret)  bie 
Unbotmäßigfeit  ber  großen  unb  fleinen  SBafallen  eingeengt,  bodb  ol)ne 
sJ?ebenbuf)lcr ,  9? enftrien. 

Wkin  im  3al)re  893  roarf  0  eine  unjufriebene  $artfyei  ben  14jährigen 
(Sari  ben  Einfältigen  $um  ©egenfönig  roiber  £)bo  auf.  2ll6balb  mifebte 
ftet)  ber  beutfebe  ^önig  2lmulf,  ber  ben  einen  burd)  ben  anbern  ©egner 
verreiben  wollte,  in  ben  ^ampf,  inbem  er  balo  biefen  balb  jenen  unter* 
ftii{3te.  23i£  §um  3al)re  895  beln'elt  £)bo  im  ©an^en  bie  £>berbanb,  aber 
im  3af;re  896  erfaßten  ein  Heiner  §aufe  Normannen,  nad>bem  biefeg  SBolf 
feit  einiger  %tit  granfretch  in  $uf)e  gelaffcn  J)atte,  lieber  auf  ueuftrifebem 
53obcn,  im  folgenben  3af)re  famen  größere  Scbaaren  nacb.  (Sari  ber  (Sin* 
fältige  trat  in  freunblicben  SSerfebjr  mit  ben  fremben  Räubern.  (Sö  roirb  ge* 
melbet,  baß  er  einen  ber  normannifeben  Häuptlinge  au$  ber  Saufe  b)ob. 3) 
Tian  tft  berechtigt  l)ierauö  ben  Scbluß  §u  §iel)en,  baß  ber  (Sariinger  ee 
roar,  ber  bie  Normannen  inS  2anb  rief,  um  mit  Üfyctt  £ülfe  bie  lieber? 
macht  £5bo'6  §u  bred)en.  Slucb  rourbe  Unterer  roirflicb  erreicht.  ©c* 
fcr>recft  bureb  bie  Slnfunft  ber  gremblinge,  fctjloß  £>bo  mit  (Sari  einen  93er> 
trag,  fraft  beffen  er  einen  Ztyii  feines  9leid)$  gutwillig  an  ben  leritcren 
abtrat.  3) 

Stux%  barauf  fiel  £)bo  in  eine  jd)tt>ere  ^ranffjeit,  ermahnte  fterbenb 
bie  9?euftrier  $ur  £reue  gegen  (Sari  unb  »erfebieb4)  ben  1.  3«nuar  898. 
«Sofort  tterfammelten  ftd)  bie  ©roßen  M  $eict)3  auf  einem  ßanbtage  §u 
9t()etm3  unb  roäl)lten  einftimmig  (Sari  ben  (Sinfältigen  §um  ©ebieter.  3)te 
fremben  Reifer  vermochte  ber  neue  Köllig  ftd)  nicht  mel)r  vom  ^alfe  ju 
febaffen,  fie  blieben  für  immer  auf  fran§öftjd)em  SBobcn.  dagegen  behauptete 
er  bte  «Jperrjchaft  ober  bereu  tarnen  bis  922,  in  welchem  3af)re  mißgünftige 
23afallen  ben  SBrubcr  be6  898  tterftorbenen  £>bo,  Robert,  §um  ©egen* 
fönige  erhoben.5)  (Sari  lieferte  bemfelben  um  bie  9Jiitte  beö  SommerS  923 
eine  Schlad)*,  in  welcher  Robert  fiel,  aber  ber  Sariinger  beftegt  warb.6) 
sJhm  wählte  bie  $aithei  Dfobertö  ben  SBurgunbcr  jRobulf,  Sot)n  beö  §er? 
$ogö  Oticbarb,  §um  Könige,  ber  bis  ju  feinem  im  %at)xc  936  erfolgten 
£ob  bie  ^rone  bettelt. 

(Sari  ber  (Stnfältige  erfuhr  ein  fchlimmeS  Scr)icffal.  ©raf  Heribert 
von  SSermanboiö  bemächtigte  ftet)  fetner  *ßerfon  unb  warf  ihn  in  33anbe; 
jwar  gab  er  ihn  927  noeb  einmal  frei,  aber  nur  um  ben  jtönig  *Robulf 
ju  fingen,  baß  er  bie  Sßtebereinferferung  be£  ©egnerS  mit  großen  Dpfern 


f)  2)af.  II,  196.  2)  2)af.  @.  329  flg.  3)  2)af.  @.  358  flg.  4)  2)af. 
@.  369  flg.       5)  ^er^  III,  370.       6)  Ibid.  ©.  371. 


140 


$ct6fC@vegoriu$  VII.  unb  fein  3eitalter. 


erfaufe.  9?ad)bem  £e£tereS  gelungen,  würbe  (£arl  wieber  eingetf)ürmt 4)  unb 
ftarb  2)  als  Staatsgefangener  ju  gerönne  im  3al)re  929.  (£cf;on  im  An* 
fange  feiner  93erl)aftung  war  ßarlS  ©cmafylin,  @abgive,  bte  2od)ter  beS 
angelfäd)ftfd)en  Königs  (Sbwarb  L,  mit  i|retn  einigen  ©objne  Subwtg  511 
ityrern  SBruber  bem  $öntg  Aetfjelftan  nad)  (Snglanb  entflogen. 3)  5(16  biefer 
©ofyn  936  nad)  granfreidb  surüdfcfyrte ,  um  ben  £t)ron  feiner  QSäter  §u 
beftetgen,  erhielt  er  wegen  feines  längeren  Aufenthalts  in  (Snglanb  ben 
^Beinamen  beS  Ueberfeeifdum.  Aud)  (SarlS  ©egenföntg  9fobulf  fyatte  wenig 
Urfadj)e,  ftet)  beS  23efi|KS  ber  ^errfebaft  ju  erfreuen.  Um  bie  übermütigen 
^afalten,  benen  er  feine  (Srfyebung  verbanfte,  §u  befriebigen,  mußte  er  bte 
metften  nod)  verfügbaren  ^rongüter  verfcfyemm4)  9fobulf  ftarb5)  ben 
15.  3anuar  936  fmberloS.6) 

3u  ber  3e^/  bte  Normannen  bie  9?orbfüfte  ©alltenS  befehlen, 
Ratten  ftcf)  bie  £ef)en  ber  neuftrtfan'n  tone  ofyne  Ausnahme  in  erblichen 
23efij3  verwanbelt,  eS  fefylte  bafier  Diel,  Daß  bie  Könige  ober  ©egenföntge 
bie  einigen  gewefen  wären,  welche  im  £anbe  geboten.  2)oa)  fann  ia)  von 
ben  größeren  SSafaHen  fyter  nur  diejenigen  aufsähen,  welche  in  nafyer  23e* 
Stelmng  §u  ben  Normannen  ber  ©eine  ftanben  unb  auf  baS  (Edn'cffal  ber 
Anfteblung  einwirften.  3m  Allgemeinen  §erftel,  wie  ta)  fväter  geigen  werbe, 
bie  9Jcaffe  fran§öftfa^er  Sellen  in  fünf  ©ruvpen:  bie  norbfran§öftfd)e  ober 
normanmfd^panbrtfcfye,  bte  ber  (£f/amvagne  unb  ber  auf  ben  alten  cave* 
ttngifcf/en  ^ammergütein  entftanbenen  X>9naftten,  bte  aquttantfdje,  bie  bur* 
gunbtfa)e,  cnbttcf)  bie  tolofantfau'.  ßunä^f*  foramt  bie  erfte  in  Sßetracbt 
unb  §war  nefjme  id)  bte  ^idituug  von  heften  nad)  £)ften. 

Auf  bem  Itnfen  Ufer  ber  unteren  £oire,  bem  Speere  §u,  erftreefte  fta) 
bte  große  ©raffdjaft  von  $oitterS  ($oitou),  ehemals  ein  Srjetl  Aquitaniens 
unb  in  golge  ber  normätmtfcficn  Anfteblung  wieber  mit  bem  £er§ogtf;um 
Aquitanien  verbunben.  $ottou  würbe  feit  bem  (Snbe  beS  9.  3af)rl)unbertS 
ein  erbliches  gürftentfyum.  3)tefelbe  ^Bewegung  von  888  benü^enb,  welcher 
£)bo,  Roberts  beS  ©tarfen  6of)n,  bie  jlrone  von  granfretet)  verbanfte, 
warf  ftd)  SRamnulf  §um  «§erjoge  von  Aquitanien  unb  ^>errn  von  *ßottterS 
auf.7)  SSon  ben  Normannen  gebrängt,  mußte  £)bo  ben  Aqirtantcr  aner* 
fennen,  fväter  jeboa)  (um  892)  lief  er  benfelben  vergiften  unb  übertrug 
baS  erlebtgte  2ef)en  einem  Anbern.8)  ©letcfywor)!  erhielt  um  902  (£blo,  ber 
(Sorjtt  9iamnulfS  unb  noeb  ba§u  ein  natürlicher  ©ofyn,  ben  beften  Ztyil 
vom  9cacblaffe  feines  SßaterS,  namentlta)  bie  ©raffd)aft  $ottou.8)  AuS 
einer  Urfunbe,  welche  bie  SBenebtfttncr  anführen,9)  erhellt,  baß  @blo  um 

')  ©ouquet  VIII,  165.  2)  $evfc  HI,  378.  3)  Souquet  VIII,  258.  4)  qSevfc 
III,  373.  93ouquet  IX,  51.  5)  33ouquet  VIII,  322.  c)  Ibid.  ©.  243.  7)  ©frärer, 
(Sarttngev  II,  303  u.  315  flg.  8)  $8ou<\uet  VIII,  232  flg.  9)  Art  de  verifier  les 
dates.  (Paris  1784,  3  vol.  fol.)  II,  352. 


93ierre3  93ud).    (5ap.  10.    Anfänge  bei  Oiovmanbie.    3f;re  9ta<$Battt.  141 


932  ftarb.  Auf  fl)n  folgte1)  nun  eine  9teü)e  von  2Btt$efaien:  2Btlf)eIm  L, 
dblo'3  ©ofyn,  ber  fron  feinem  Webten  «Jpaarrvucb«  ben  Seinamen  caput 
stupae  empfing/  fett  951  ben  ^erjogtttel  von  Aquitanien  mit  ber  ©raf* 
febaft  *ßoitou  vereinigte  unb  um  963  ftarb ;  «£>er$og  SEMIfyelm  IL,  be«  Vorigen 
Sofyn,  ber  um  990  mit  £ob  abging;  $erjog  2Eift)eIm  III.,  be«  Stetten 
3obn  unb  (Srbe,  mit  bent  Seiuamen  be«  ©rofjen,  ber  in  ber  Glje  mit  ber 
Surgunberiu  Agne«  eine  gleichnamige  $ocbter  jeugte,  roelcbe  un«  al«  ©e* 
mablin  be«  Äatfer«  ^einrieb  III.  unb  äRutter  bc«  vierten  ^einrieb«  roofyl 
befannt  ift.  «£w°9  3Bilbelm  III.  von  Aquitanien  unb  ^oitou  ftarb  im  3al)re 
1030.  3cb  voerbe  fpäter  an  geeignetem  Orte  auf  ba«  §au«  von  Aquitanien 
juriieffemmen. 

hierblieb  von  ^3ottou  Hegt  bie  ©raffebaft  Anjou  (pagus  andegavensis) 
mit  ber  ©taW  Anger«  al«  ^auptort.  2)te  (Srblidjfeü  von  Anjou  begann 
mit  bem  3al)r  870  unb  bie  (Srben  folgten2)  fteb  in  biefer  Drbnung:  3n* 
gelger  von  870  bi«  888;  gulfo  L,  3ngelger«  Sofm,  genannt  ber  Slotfye, 
von  888  bt«  938;  gulfo  IL,  be«  erften  (Sor)n  mit  bem  Seinamen  be« 
©uten,  von  938—958;  ©obfrteb  I.,  gulfo'«  II.  €ol)tt,  von  958  bi« 
gegen  987;  gulfo  III.,  ©obfrteb«  <Sobn,  genannt  ber  6cbrvar$e,  von 
987  bis  1040;  ©orfneb  II.,  gulfo'«  III.  <£oh\,  mit  bem  Seinamen  Partei, 
3ettgenoffe  3öiifyelm$  be«  Eroberer«  von  (Snglanb,  von  1040—1060.  3$ 
roteberbole  bie  oben  gemaebte  Semerfung  aueb  bejüglid)  einzelner  ©rafen 
von  Anjou. 

Um  mefjr  al«  ein  r)albe«  3at)rbunbert  fpäter  entftanb  eine  erbltcbe 
gürftenreibe  in  ber  Sanbfcbaft  SDiaine,  bie  norbroeftlicf)  von  Anjou  gelegen 
ift.  ^auptort  ber  ÜRame  roar  bie  (Stabt  s)Jian«  an  ber  (Sartre.  (Seit  ber 
anbem  £älfte  be«  10.  3tft)rf)unbert«  erfebeint  al«  ©raf  von  -DJeatne  «Jpugo, 
ber  bt«  gegen  1010  lebte.  Auf  il)n  folgte  fein  €ol)n  Heribert  L>  ber, 
roeil  er  e«  liebte,  feine  geinbe  bei  9ffad)t  51t  überfallen,  ben  Seinamen 
^unberoeefer  empfing,  unb  1036  mit  $ob  abging.  Heribert«  (Eofyn,  §ugo  IL, 
erbte  fofort  bie  ^errfebaft  feine«  Sater«  unb  behauptete  fte  bi«  1051,  in 
roela)em  3af)re  er  ftarb.  Auf  ib)n  folgte  fein  Sofnt  Heribert  IL,  ber  1062 
ba«  3*Mw&«  gefegnete,  ol)ne  jtinber  $u  Ijinterlaffcn.  iftacb  Heribert«  II. 
$obe  bemäebtigte  ftcb  SBilljelm,  ber  Saftarb  von  SRouen,  be«  roofylgelegenen  , 
9cacbbarlanbe«. 3) 

AI«  Antjängfcl  von  93?atne  fann  man  bie  Heine  ©raffebaft4)  Saval  mit 
ber  ^auptftabt  gleichen  tarnen«  betraebten,  roelctje  am  DJktyennefluffe  liegt. 
2)te  erbliche  S^et^e  von  Saval  beginnt  mit  ©obfrteb  2Btbo,  ber  in  einer 
Urfunbe  vom  3af)*e  1002  al«  ein  mächtiger  §err  bejetebnet  Wirb.  Auf 


*)  SWan  »ergl.  ibid.  @.  353  flg.  2)  Ibid.  II,  828  flg.  9)  Ibid.  *)  Art 
de  verifier  les  dates  II,  864. 


142  $abft  ©regimug  VII.  unb  fein  3eitaltcv. 

tyn  folgte  bte  gegen  J  067  SSMbo,  bann  beffen  Sol)n  £amon  bte  1080, 
wetter  be6  Röttgen  €»o$ti,  $ßtbo  IL  btö  1095.  Sowohl  $amou  als  2ßibo  IL 
[tauben  in  2)tenften  2Btlf)clm$  be$  (Eroberers  unb  erwarben  ©üter  in 
(5nglanb. 

SSeftlia}  an  Slnjou  unb  5Dtatnc  ftöjjt  bie  große  £anbfpt'r3e,  ober  wenn 
mau  fo  will,  §albtnfef,  welche  auf  $wei  (Seiten  tfom  Sfteer  umfloffen  unb 
nur  nad)  ber  brüten  fjtn  mit  bem  gefttanbe  §ufammenl)ängenb,  £on  brttatu 
nt|d)cn  (Selten ,  weld)e,  bureb  Ingeln  unb  Sacbfcn  gebrängt,  ihre  ^jetmatl) 
tterlaffen  unb  fid)  auf  ber  gegenüberliegenben  Mfte  ©alltcnS  angeftebelt 
Ratten,  ben  tarnen  Britannia  minor,  ober  tu  ber  fpötern  romanifchen  SJiunb* 
art  Bretagne  empfing.  9cod)  bte  auf  ben  heutigen  Xag  beurfunbet  eine  ber 
gaeltfd)en  Berwanote  Styracbe  ben  bttttfa)en  Urfprung  ber  Begeiferung  be6 
genannten  SaitbeS.  Schon  t>or  ber  TOtte  beö  9.  3ahrf)unbert3  erhielt  bie 
Bretagne  etngeborne  Surften1),  weldu'  Sehenträger  ber  (Sarltnger  waren. 
Um  825  ernannte  Subwtg  ber  gromme  §um  Statthalter  ber  £anbfcbaft  ben 
Bretagner  9comenoe,  ber  bis  §um  Sobe  be£  genannten  £errfcher3 ,  b.  t). 
bie  840,  ber  fränftfeheu  jtrone  Sreue  bewahrte,  aber  feit  5lu3brucb  ber 
(Srbhänbel  äWtfdu'n  ben  Söhnen  £ubwig3  ftd)  §um  unabhängigen  Gerrit  beö 
£anbe£  aufroarf  unb  bte  angemaßte  ©eroalt  in  glücklichen  kämpfen  gegen 
(Sari  ben  Bahlen  behauptete.  3m  3at)re  848  berief  üftomenoe  eine  Kirchen* 
tterfammlung  nad)  einem  fleinen  Drte  in  ber  9Mr)e  oon  SSanneS,  fetjte  \)kx 
alle  ttom  Sourer  (Srjbtfa^ofe,  bem  treuen  $afatlen  (Sarte  beS  Bahlen,  ge* 
roeil)ten  Btfd)öfe  ber  Bretagne  ab,  erfyob  an  ihre  (Stelle  (Slerifer,  bie  feine 
©efchöpfe  roaren,  brad)  ben  ftrcblid)eu  $erbanb  ber  Bretagne  mit  ber 
Metropole  t>on  $our£,  errichtete  einen  eigenen  bretagntfe^en  (£r$ftulj)l  $u  2)ole 
unb  ließ  fid)  »on  demjenigen,  ben  er  §u  ber  neuen  Sßürbe  beförbert  hatte, 
jum  Könige  ber  Bretagne  frönen.  5Me  bamate  auSgeftreute  firchlid)e  Saat 
hat  böfe  grüßte  getrieben:  bte  m$  12.  3af)rl)unt>ert  tyxab  lagen  bie 
SBtfchöfe  oon  2)ole  mit  ben  Sourern  in  beftänbigem  Streit.  9comenoe 
ftarb  851. 

5luf  ihn  folgte  fein  Sohn  ^ertepog,  mit  welchem  (Sari  ber  ßahle 
einen  Vertrag  fcbloß,  fraft  beffen  er  alle  oon  Sftomenoe  gemachten  (Sr* 
oberungen  anerfannte.  ,£ertepog  t)atk  ein  einjigeö  «ftinb,  nämlich  eine 
Tochter,  welcherart  beruhte  mit  feinem  Sohne  unb  (Srben,  Subwig  bem 
Stammler,  ju  oermähten  wünfehte.  2)tcfer  ^3lan,  auf  welken  £ertepog 
einzugehen  fid)  bereit  erflärte,  foftete  bemfelben  ^errfdiaft  unb  Seben.  £>er 
Bruber  9?omenoete,  jRtoallon,  fjtnterltef  einen  Sohn  Salomo,2)  ber,  weil 
,£cri&pog  feinen  männlichen  (Srben  befaß,  ein  Stecht  auf  bie  Nachfolge  an* 
fpracb.    Erbittert  über  ben  ^eirath^lan,  ber  ihn  ju  enterben  brot)te,  er* 


2)  Tlan  ttergl.  93ouquet  VII,  220  SKitte  unb  222  oben. 


93ierteg  93u$.    @a*>.  10.    Slnfänge  bei  Stormanbie.    3!jre  Sttadjbarn.  J43 

fähig  er  857  feinen  Detter  £eri$Vog  unb  riß  bfe  ^errfcbaft  an  für).  3)urch 
fefa  Einfälle  ber  Normannen  rourbe  ßarl  ber  Mafye  genötigt,  ftdt)  mit 
6afomo  ju  verftänbigen.  ©emetnfchaftlich  befämvften  fie  bie  etngebrungenen 
Räuber  unb,  als  *ßrete  für  bie  geleifteten  Ü)ienfte,  erfannte  (£arl  ber  tfaljle 
bem  33retagner  872  ba6  Necht  $u,  eine  itrone  §u  tragen  unb  eigenes  ©elb 
fcblagen.  23alb  baranf  im  3al)re  874  fiel  @alomo  unter  ben  £änben 
zweier  9J?örber,  welche  Slnverwanbte  be$  regterenben  ^aufeö  waren,  *)  $a$* 
quüanö  unb  ©urwanbö. 

33eibe  Reihen  ftcb  in  ba£  Sanbi  $a3quttan  führte  ben  Stiel  ©raf 
von  Cannes,  ©urwanb  ben  eines  ©rafen  von  Lennes,  aber  in  jtur§em 
brach  Uneinigfeit  $wifdjen  ihnen  au$  unb  ju  btefen  innern  ©trettigfeiten 
famen  erneuerte  Unfälle  ber  Normannen.  *ßa6quttan  unb  ©urwanb  enbeten 
um  877.  9hm  folgte  in  Cannes  -Slllan  L,  33ruber  *Pa3quitan$,  in  Nenneö 
3ubifael,  ©of)n  ©urwanbS.  Nachbem  fie  Anfangs  bie  6tretttgfeiten  tfjrer 
Vorgänger  fortgcfe£t  Ratten,  t>erföt)nten  fte  ftch  unb  vertheibtgten  tf>r  (§rbe 
gemeinfam  gegen  bie  Normannen.  Subifael  blieb  888  im  Kampfe  wiber 
bie  Räuber.  Kilian  brachte  benfelben  eine  Nieberlage  bei,  bie  ilmt  t>en 
^Beinamen  beö  ©roßen  erwarb,  er  vereinigte  fofort  beibe  SanbeötJjefle  unb 
l)errf cbte  rüfymhcb  bis  907,  in  welchem  3af)ve  er  ftarb.  2tber  nun  famen 
bofe  Seiten.  2Öeit  unb  breit  verheerten  Normannenfchwärme  bie  Bretagne, 
wer  §u  fliegen  vermochte,  flor),  bie  Reiften  nach  (Englanb  hinüber,  Rubere 
in  benachbarte  ^lovin^en  granfretchS,  baS  Sanb  veröbete.2) 

3n  ben  bretagnifd)en  ^rontfen  beginnt  hier  eine  fühlbare  Sücfe.  9D?an 
fönnte  biefelbe  mtttelft  normannifcher  Nachrichten  auffüllen  unb  au$  ihnen 
nacbweifen,  erftlicb  baß  auch  jrvifchen  907  unb  930  eine  5lrt  von  ,£err* 
fchaft  in  ber  ^Bretagne  fortbeftanb;  zweitens  baß  unb  warum  an  bie  (stelle 
be$  älteren  ©egenfa$e$  ber  §wei  Käufer  von  NenneS  unb  SBanneS  feit 
930  ein  neuer  §wifchen  2)tynaften  von  Nantes  unb  Lennes  trat.  Allein 
ia)  halte  eS  für  geeignet,  mich  hier  auf  bie  ßeugmffe  bretagnifcher  ^Bericht* 
erftatter  unb  gelegentliche  2leußerungen  fränftfcber  (^hroniften  ju  befchränfen 
unb  baS  was  Normannen  melben,  fowie  eS  bie  Natur  beS  6toffeS  ver* 
langt,  in  bie  ©efchichte  Der  Normanbte  $u  verflechten. 

(£rft  nacb  930  fommen  in  bretagnifchen  Duellen  wieber  einheimifche 
Surften  jum  $orfcheüt  unb  $war  $tx>et  neben  einanber,  wie  früher,  aber  ber 
(Sine  von  ihnen  an  einem  anbern  Drte,  nämlich  §u  NenneS  3ubifael6  6ofjn, 
SBerngar,  ju  Nantes  bagegen  Kilian  II.  mit  bem  Beinamen  23arbatorta, 
©ofm  einer  Softer  2WanS  I.  ©eitbem  verwuchs  bie  ©efchichte  ber  SBre* 
tagner  fo  enge  mit  ber  beS  £aufeS  von  Nouen,  baß  fie  in  leitete  ver* 
woben  werben  muß. 


')  Ibid.  @.  221  unb  $erfc  I,  586  flg.       J)  Soüquet  Vm,  275  unten  flg. 


144 


$abji  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eüatter. 


3)te  bt^er  aufgeführten  flehten  (Srbftaaten  waren  btc  weftlichen  SRaa> 
barn  ber  9?ormanbte.  ©egen  ©üben  fttcfj  bte  normannifebe  (Solouie  an  ba$ 
©ebtet  eines  gürftentrmniS,  wcld)eö  man  baS  bo'fe  S8erl)ängnijj  ber  ftnfenben 
ßarltngcr  nennen  fann.  £aut  bem  23ertd)te l)  be6  *ßrümer  5lbt6  $egtno, 
übertrug  Äöntg  (£arl  ber  jtatyle  von  9?euftrien  861,  in  Verzweiflung  ge* 
trieben  burdj  bte  Unfälle  ber  Normannen,  bem  granfen  Robert  ba6  2)utat 
ober  bte  fyer$og(tcbe  ©ewalt  in  allen  Äronlanben  äwtfdjen  ©eine  unb  Soire. 
2)urd)  große  ^rteg6tl)aten  erwarb  Robert  ben  Beinamen  beS  6tarfen, 
warb  von  bem  banfbaren  93oIf  afö  ein  fetter  SubaS  9J?affabäu6  gevrtefen,2) 
fiel  aber  fa)on  867  im  Kampfe  gegen  bte  Normannen.  Robert  ber  (starfe 
hinterließ  §wet  ©ofme,  £)bo  unb  Robert  IL,  bte  betbe  fväter  als  ©egen* 
ronige  (SarlS  be$  Einfältigen  bte  trotte  von  granfretet)  trugen.  5Bon  ihnen 
flammt  §ugo  ßapet  ab,  ber  gegen  (Snbc  be$  10.  3al)rr)unberi$  bte  (£ar* 
Hnger  SReuftrienS  vom  Sprotte  fließ  unb  ein  neueö  ^crrfchergefchlecht  grünbete. 
2Öir  werben  bem  (£avettnger  unb  feinen  2ll)neu  fväter  an  anbern  £)rten 
begegnen. 

9^acf)  £)ften  enbltch  gränjte  bte  9?ormanbte  an  bte  @rbf)errfcbaften  ber 
Käufer  von  SBermanbotS  unb  ^ontl)teu.  2)ie  2)r;naftte  ber  ©rafen  von 
$ermanbot6  t'ft  auS  carltugtfa^er  Sursei  emvorgefüroßt.  ©egen  (£nbe  be$ 
9.  3«^)rl)unbertö  fommt  int  nörbltcfjen  ©allten  al6  §err  von  £anb  unb 
beuten  ein  ©raf  Heribert  L,  (Snfel  5Bernr)arb$  von  Stalten,  welken  ^aifer 
£ubwtg  ber  gromme  818  abfegte  unb  blenben  ließ,3)  unb  ©oftn  $ipinö 
§um  93orfcf)ein,4)  beffen  Seijen  §war  feine  ber  gleichzeitigen  Duellen  genau 
bezeichnet,  ber  aber  gleichwohl  bte  ©raffdjaft  ©t.  Duenttn  befeffen  haben 
muß.  Ü)enn  triebt  nur  weist  hierauf  bie  (Stählung  be3  Wonfyö  von  SSaaft 
l)in,5)  fonbern  in  ber  genannten  ©egenb  ftnb  fpäter  gleichnamige  ©rafen 
begütert,  bte  faum  etwas  anberS  als  9cachfommen  beS  fraglichen  Heriberts 
gewefen  fein  fönnen.  ©t.  £luenttn  h*ef  6)  w  tömtfehen  Otiten  Augusta 
Veromanduorum,  bal)er  erhielt  bie  ©raffchaft  ben  romanifeben  Tanten 
VermanboiS.  Heribert  I.  wechfelte  wäbrenb  ber  £t)ronftrettigfetten  jwtfdjen 
(Sari  bem  Einfältigen  unfr  £)bo,  bem  Söfft«  Roberts  beS  ©tarfen,  bie 
$artl)ei:  jiterft  ftnbet  man  ü)n  auf  «Seiten  beS  Gerlingers,  bann  ging  er, 
weil  er  burdt)  ben  jtrieg  §ab  unb  ©ut  verloren  hatte,  ju  £)bo  über,  ge* 
rietl)  baburch  in  £änbel  mit  bem  glanbrer  ©rafen  23albuin  IL,  beffen 
trüber  9Jubolf  er  erfc^lug  unb  warb  bafür  um  900  von  einem  93af alten 
23albutnS  II.  getöbtet.7) 

5luf  tl)n  folgte  Heribert  IL,  einer  ber  gefährlich ften  9iuheftörer,  welche 

')  ^erfc  I,  570  unten  flg.       2)  $tx$  I,  380.  3)  ©fröret,  Jtird&.  @efc^.  III,  725. 

4)  ^er|  I,  567.  605.       5)  $er^  II,  206—209.  6)  £)en  93etüetö  tn  ber  art  de  ve- 

rifier  les  dates  II,  700.  7)  Tlan  öergl.  außer  ben  angeführten  (Stetten  noc^  S3ouq«et 
IX,  73. 


33terteS  23ucb\    $a\\  10.    Anfänge  ber  JRormanbie.    Sfyre  S'iadjbarn.  145 


ist  ber  erften  £älfte  be3  10.  3al)rl)imbert6  granf  reich  ^ern>irrten.  (£r  roar1) 
e$,  ber  (Sari  ben  (Sinfältigen  oenätherifcher  2Beife  gefangen  nahm  unb  bis 
ju  feinem  Xobe  in  §aft  l)ielt,  er  voar  e£,  ber  ^euftnen  unb  felbft  Stalten 
in  Bewegung  fefcte,  um  bte  (Erhebung  feines  fünfjährigen  (Sofmeö  §ugo 
auf  ben  (Srsftufyl  oon  ^I)eimö  ju  ergingen.  Obgleich  er  ber  $etr)e  nad) 
mit  ben  cinheimtfeben  $art()eien,  folgte  mit  auswärtigen  9JMd)ten  anfnüpfte 
unb  brach,  unb  oft  9?teberlagen  erlitt,  oermerjrte  er  baS  ©ebtet,  baS  ihm 
Heribert  I.  tyinteilaffen,  buref)  bebeutenbe  (Srroerbungen.  2lußcr  8t.  Duentin 
gerieten  bie  £>rte  unb  ScHöffer  (Ehatcau  %t)imy  0  an  ber  9)?arnc, 
rönne,3)  3)outtenS,  «£>am4)  (biefe  bret  in  ber  ^icarbte)  forote  bte  btfd)öf* 
Iia)en  Stäbte  5lmtenS 5)  unb  Srot;eS  in  feine  ©eroalt.  3nbcß  bettelt  er 
SlmtenS  nur  furje  3*tt,  mit  $rot;eS  bagegen  oerforgte  er  einen  feiner  naa> 
geborenen  Söhne,  ber  eine  Diebenlinie  grünbete,  ^pieoon  unten.  Heribert  II. 
ftarb6)  943,  fünf  namentlich  befaunte  Bfyw,  Valbert,7)  Heribert  in., 8) 
£)bo,9)  <£>ugo,  ben  oerunglüeften  ©r^btfcfjof  oon  $heimS,  uu^  Robert10) 
htnterlaffenb. 

£)te  picarbtfeben  ©üter  erbte  ©raf  Valbert.  9Jcan  vt>etfs  nicht  tttel 
mein"  oon  bemfelben,  als  baß  er  um  965  bem  oertrtebenen  ^Burggrafen  3o* 
hann  oon  (Sambrao  S11^)*  ta  8t.  Cuentin  gewährte,11)  fonft  aber  bem 
Röntge  gehorfam  roar  unb  mit  bem  (EleruS  im  grteben  lebte.12)  Slbalbcrt, 
ber  um  988  geftorben  §u  fein  fd)etnt,  hinterließ  einen  (Sohn,  Heribert  IV., 
ber  ihm  folgte.13)  2lua)  Heribert  maebte  feinen  Sarm  in  ber  3BeIt.  5Reben 
bem  Xitel  eines  ©rafen  führte14)  er  ben  eines  2lbtS  oon  St.  Duentin. 
(Seine  ©emahlin  (jiejj  (Srmengarb,  mit  roelcber  er  $roet  (Söhne,  Valbert  II. 
unb  Dbo  jeugte,  bie  betbe  nach  eiuanber  ©rafen  oon  $ermanbotS  vourben. 
Heribert  IV.  ftarb  um  1000.  2113  (Srftgebonter  folgte  ^unäcbft  5lbalbert  II. 
2)ic  Shvoni!  oon  (Sambrat;  entroirft  ein  fcblimmcS  S3ilb  oon  feinem  Sebent 
voanbel.  „©efebtoa^ig,  lieberlid),  meineibtg,  ein  Spötter,"  fagt15)  fte, 
„roaljte  er  ftcb  in  allen  Saftern,  bis  er  in  eine  febroere  Äranfr)ett  fiel,  roelcbe 
bevoirfte,  baß  er  in  fid)  ging  unb  auf  ben  diatl)  eines  frommen  9)iönd)S 
bte  tote  nahm,  Siaum  roar  er  jebod)  roieber  gefunb,  als  er  baS  Softer 
oerließ  unb  fein  IteberlidjeS  £ebcn  oon  oornc  anfing.  Ü)te  göttliche  (Strafe 
blieb  nicht  auS:  eine  §rocite  Jtranfhett  befiel  il;n,  oon  ber  er  niebt  roieber 
erftanb.    -DJcan  reichte  ihm  bie  heilige  2£eg$el)ruttg,  aber  in  feinem  9Jcunbe 


l)  ©fröret,  ßircfj.  ©efd).  III,  1209  flg.  2)  $erfc  HI,  372  oben.  3)  Ibid. 
<B.  373  2ftitte.  4)  Ibid.  @.  380.  5)  Ibid.  (5.  380  unten.  6)  Ibid.  <&.  389. 
7)  Ibid.  ©.  399.  *J  Ibid.  ©.  389.  9)  Ibid.  @.  390.  t0)  Ibid.  ©.  404. 
")  ^er^  VUr  439.  1J)  3Ran  vergt.  bte  Urfuuben  bei  33ouquet  IX,  605.  622  unten 
flg.  735.  13)  93ouquet  X,  564.  14)  3Kabillon  annal.  ord.  S.  Bened.  IV,  41  unten 
flg.  unb  Q3ouquet  X,  597.  9lote  c.  15)  Gesta  camerac.  III,  23.  $erfc  VII,  473. 
©fröret,  $abfi  ©tegoriuä  vii.    >8*.  Iii.  10 


146 


^afcfi  ©vegoriug  VII.  unb  (ein  3ettaltcr. 


verwanbelte  fte  ftd)  in  ver$el)renbc3  geuer,  unb  @raf  2lbalbert  II.  ver* 
fd)ieb  unter  unfägltd)en  €>d)merjen." 

CDte  ©raffajaft  erhielt  nun  SlbalbertS  jüngerer  Söruber,  Dbo,  ben  man 
au$  mehreren  Urfunben  fennt,  meiere  er  ^t>ifa)en  1015  unb  1045  alö 
@raf  von  9ßermanboi3  unb  2lbt  von  6t.  £luentm  unterfd)rteb. l)  Dbo 
ftarb  1045,  au£  fetner  (§f)e  mit  ^armet  einen  Sofm  Heribert  V.  lunter* 
laffenb,  ber  tf)m  folgte.2)  Heribert  wohnte  1059  ber  Krönung  beö  jungen 
Königs  SPtilfyp  L  von  granfreieb  bei,  unb  wirb  in  ber  Urfunbe,3)  welche 
ben  ^ergang  befct)reibt,  alö  einer  ber  angefefyenften  ©rofen  beö  Reid)6 
aufgeführt.  Heribert  V.  erlangte  furj  vor  feinem  Sobe  nod)  eine  zweite 
®raffd)aft,  bie  von  93aloi6.  2lber  Weber  biefe  noa)  fein  älterer  23eft£  ging 
an  ben  rechten  (Srben  über,  ©raf  Heribert  V.  fyatte  nämltd)  §wei  ^inber, 
einen  Sof)n  Dbo  unb  eine  £oct)ter  5tbe(a.  3)em  beftet)enben  Red)te  ge* 
map  l)ätte  ber  6or)n  nad)  bem  Sobe  feines  SBaterS,  ber  1080  ftarb,  ben 
üftacfylajj  erhalten  fotten.  TOefa  ber  Sol)n  würbe  für  einen  Marren  erflärt, 
bannt  bie  Xodjkx  21bela,  weld)e  mit  «£>ugo,  bem  trüber  beö  Königs  *ß$u 
lipp  I.  von  granfreid),  ^ermäl)lt  war,  unb  burd)  fte  if)r  @emaf)l  §um  23eftfc 
von  £anb  unb  beuten  gelange.4)  2luf  folaje  Steife  fielen  bie  faum  §uvor 
bereinigten  ©raffa)aften  von  ^ermanbote  unb  SBalotS  in  ba$  ber 
$rone. 

Rod)  muß  bie  @efd)id)te  ber  Nebenlinie  von  £rotye$  ober  be£  @ra* 
fenfyaufeS  ber  (Kampagne  nachgeholt  werben.  Heribert  II.  fyat,  ol;ne  baf 
man  wüfte,  ju  welcher  ^cit,  ^c  Stabt  SrotyeS  erobert,  unb  bef t;alb  ben 
£ttel  ©raf  von  Srotyeö  ftd)  beigelegt.  2)ief  erhellt  au£  einer  Urfunbe,*) 
welche  bie  2krfaffer  be£  a)riftlta)en  ©allien^  veröffentlichten.  Rad)  feinem 
£obe  erhielt  einer  ber  jüngeren  Sollte,  ber  oben  erwähnte  Siobert,  bie  £err* 
fcfyaft  SrotycS.  D^tc^crtuö  führt6)  benjelben  als  gürften  von  SrotyeS  auf. 
Robert  ahmte  in  $ergröfkrung$luft  unb  Räubereien  feinem  33ater  nad), 
unb  warb  Riebet  getreulich  von  feinem  trüber  Heribert  III.  unterftü£t,  ben 
\l)m  ber  SSater  beigefellt  §u  tjaben  febeint.  ©emeinfchaftlia)  legten  fte  954 
unfern  ber  9Rarne  ein  Raubneft  an,  ba6  globoarb  mons  felicis,  ©lücföberg, 
nennt;7)  gemeinfd;aftlia)  verbrannten  fte  963  bie  @tabt  (Shalonö  an  Der 
SJiarne.8)  Süperbem  wirb  er$äl)lt,9)  bap  Robert  für  ftet)  bie  6tabt  SMjon, 
bagegen  Heribert  für  ftd)  (Spemai)  eroberte.  Die  Eroberung  3)ijon'£  be* 
fam  jeboa)  (öfterem  fd)lecht.  33om  fransöftfd)en  Röntge  Sott)ar  ju  ^)ülfe 
gerufen,  eilte  erjbifchof^ersog  brutto  von  (Söln,  beutfe^er  Statthalter  im 
Ueberrl)em,  mit  £eere$niad;t  tyxbci  unb  nötl)igte  ben  ©rafen  von  ^rot;e^, 

l)  Art  de  verifier  les  dates  II,  704  unb  Sflabitlon  a.  a.  O.  IV,  454.  2)  2Jicu 

btlton  a.  a.  D.  V,  109.       3)  «ouquet  XI,  32  flg.       *)  Souquet  XIII,  415.  5)  Art 

de  verifier  les  dates  II,  610.  6)  Histor.  III,  11.  ^erfc  III,  611.  7)  $cr^  IH, 
401  u.  402.       »)  Ibid.  406.       9)  Ibid.  404—406  u.  611.  612. 


33terte£  93udj.    6a£.  10.    Anfänge  bev  9lormanbte.    3f)ve  JWacparn.  147 


JDtjon  ^erauöjugcben.  Robert  ftarb1)  um  968.  ©ein  trüber  Heribert 
folgte  tf)m  in  ber  ©raffebaft  SrotycS. 

£)iefer  Heribert  III.  fd)lof?  eine  merfrvürbige  $l)t.  ßarl  ber  (Smfäl* 
tige  Unterlief  bei  feinem  929  erfolgten  $obe  eine  SQßtttroe,  bie  Softer  bcS 
angelfäd)ftfd)en  Äonigä  Abwarb  unb  9Jhttter  beö  franjöftf^en  Königs  £ub* 
roig  be$  Ueberfeeifd)en.  Sie  fyicjj  @abgive,  unb  lebte  §u  £aon,  bem  jlö* 
wi^ljifc  ityrcS  ©ofynS.  3)a  fte  ben  ebengenannten  ©ot)it  921  gebar,  fann 
fte  gegen  bie  SHitte  beö  10.  3al)rl)unbertö  nicht  viel  weniger  als  50  3afyre 
gewählt  haben.  (Sben  biefe  (Sabgive  verfd)tt>anb  ohne  Vonviffen  tr)rc3 
<&ol)\\$,  beö  jtönigg,  951  vlöfjlid)  aus  Saon,  lief  ftd)  von  ben  betben  @ör)* 
nen  Heriberts  IL,  bem  ©rafen  Valbert  von  SSermanbote  unb  Heribert  III. 
entführen  unb  beglüefte  Unteren  mit  il>rer  £anb. 2)  £)ie  33erbtnbung 
Heriberts  III.  mit  ber  föntglid)en  2i>ittroe  beroeiöt  meineö  (§rad)ten6,  baß 
feine  2lbftd)t  bar)in  ging,  bie  trotte  9?euftrten3  an  ftd)  ju  reiben,  folglia) 
3)affetbe  §u  unternehmen,  voaS  £ugo  (Sapet  30  Saljre  fpöter  in  8  2Berf 
fefcte.  £ro£  i^reö  vorgerüdten  SUterS  gebar  (Sabgive  bem  §roeiten  ©emahle 
eine  Softer  5tbeU)eib, 3)  unb  einen  Sofyn  (Stephan.  9J?it  ber  £od)ter  fd)lofs 
nachher  ber  le£te  (Sarolingcr,  ßarl,  ^etjog  von  Lothringen,  eine  (Sf)e,  bie 
eine  b(utfdiänberifa)e  genannt  roerben  untfL  3)cnn  in  ber  ^erfon  2lbell)eib6 
hat  (Sari,  felbft  ein  (£ol)n  ßotbarö  unb  folglich  (Snfel  ber  (Sabgive,  bie  £oa> 
ter  fetner  eigenen  ©roßmutter  geheiratet. 

Ǥugo,  Slbt  von  glavigm;,  ber  in  feiner  (Shrontf  n)ieberl)olt  Heribert 
als  ©rafen  von  £rot;c3  bejcidjnct,4)  fagt4)  aus,  baf  berfelbe  um  991  ge* 
(torben  fei.  £)er  einige  (Sohn  be3  Verblichenen,  jener  ©tephan,  erbte  fo* 
fort  bie  ©raffdiaft.  9itd)t3  weiter  tviffen  wir  von  ihm,  al6  baf)  er  Köllig 
Robert  I.  von  granlrcich  erfudit  l)at ,  bie  von  feinem  93ater  Heribert  III. 
gegrünbete  5lbtet  £agtü)  §u  beftätigen,  mad  burd)  Urf'unbe5)  vom  23.  gebr. 
1019  gefchal).  <Stcpt)an  ftarb  balb  barauf  unb  nun  fiel  bie  Champagne 
an  einen  älteren  ^ebenjroetg  bc$  (Sapctingifd)cn  «£>aufe3,  beffen  £oötrennung 
vom  ^auvtftamme  über  bie  Säten  ber  Erhebung  ,£mgo  (^apetö  hinaufreicht, 
^jievon  fpäter  am  geeigneten  £)rte. 

SOBenben  rotr  und  §um  ^aufe  von  ^3ontr)tcit.  (£arl  ber  ©ro£e  be* 
[teilte,  um  bie  am  meiften  bebrohte  ^üfte  feinet  9?eta)3  gegen  (Einfälle  ber 
Normannen  §u  fet/ü^en,  eigene  £er$oge  ober  ©rafen  ber  See  §roifd)en  ben 
Scheibe^  unb  ©ememünbungett.  5lngilbert,  ©emahl  ber  23ertl)a,  einer  un* 
ehelichen  Socbter  beö  ÄaiferS,  roar  einer  ber  ßrften,  bie  §u  ber  fraglichen 
Stürbe  erhoben  rourben,6)  unb  bad  gleite  $mt  foll  aua)  9ittharb,  ber  ®e* 


A)  Art  de  verifier  les  dates  II,  610.  2)  $evfc  III,  401.  3)  «Äid^er  IV,  49. 
bei  $erfc  IU,  642.  aSerghd&en  mit  Jöouquet  X,  226  u.  291.  4)  $er^  VIU,  364  2Kitte 
unb  367  unten.       6)  33ouquet  X,  602.      6J  S3ouquet  V,  371. 

10* 


148  W»f*  ©vegoriuß  VII.  unb  fein  3eüalter. 

frf)ic^tfcJ)rctbcr  beö  SBrubcrfricgö  fcon  840—43,  ängtlkrtö  eobjn,  bef  leibet 
haben.  *)  £lu3  btejer  Schöpfung  be$  großen  (Sari  ging  bie  ©raffchaft  *)3on* 
thteu,  im  Satetn.  pagus  pontivus  genannt,2)  rjerfcor,  welche  baS  Jtüftenlaub 
*>om  2lu6fluß  ber  S3reöle  (unweit  Qfti)  bis  gegen  SBoulogne  r)in  begriff. 
Ü)te  befannteften  £>rte  berfeibeu  ftnb  Slbbeoitte  an  ber  6omme,  baö  uralte 
Softer  ßentula  ober  auf  Nomanifch  6t  Dftquter,  enblta)  bte  23urg  Wien* 
treutl.  3)je  ßrblta)fett  be6  ®rafen(ef)en$  oon  $ontr)ieu  fann  fett  ber  jroei* 
ten  ^älfte  beS  9.  3a^)rr)unbert6  naa)geroiefen  roerben.  ©eroöfmltcb  füf)r* 
ten  bie  ©rafeu  neben  ihrem  gräflichen  Stiel  noch  ben  oon  Saienäbten  ju 
et.  Ntquier.  m*  ©raf^bt  erfebeint  srotfa)en  855  unb  865  £eligaub.  2luf 
ifyn  folgte  fein  6ol)n  £erluin,  ber  jeboa)  bie  2ßürbe  eines  W>tö  im  Softer 
6t.  Dftquter  an  einen  Wonfy  abtrat.3) 

2)er  näa)fte  ©raf  tyiefj  £eltgaub  II.  unb  voar  altem  5infa)eine  nach 
ein  eoJ)n  $ycMn%  unb  (£nfel  #eltgaub$  I.  2IuS  Langel  an  Duellen 
(eibet  feine  ©efa}ia)te  an  £)unfelf;ett.  globoarb  §äl)lt4)  tr)n  §u  ben  @eegra* 
fen,  bie  an  ber  @rän§e  beö  üftormannengebtetS  faßen,  Oiichertuö  nennt5)  it)rt 
einen  ©rafeu  au3  einem  ber  erlaudjteften  ©efchlechter.  Ueberbteß  berichtet6) 
noch  globoarb,  baß  £ertuin,  £eltgaub3  II.  (ober  «JpilgaubS)  €oi)n,  £err 
bc£  Schlöffet  9Jtontreutl  am  Speere  roar.  2>te  $hatfad)e,  baß  §eltgaub  II. 
a&  ^ac^folger  £erlutn£  I.  bie  ©raffchaft  tymfyim  bel)errfct)t  |at,  ift  ba* 
r;er  unbe^roetfelbar.  Allein  §u  welcher  er  auf  feinen  Vorgänger  §er^ 
lutn  IL  gefolgt  fei,  ob  fd;on  gegen  880  ober  nach  bem  Anfang  be$  10. 
Sahrhunbertö,  läßt  ft<h  ntd)t  beftimmen.  3n  ben  ßhrontfen  fpidt  er  erft 
mit  bem  3ai)re  925  eine  9Me.  ,£>ugo  ber  ©roße,  ©raf  tton  ^arte,  unb 
Heribert  IL  oon  3Sermanbotö  roaren  925  im  Kriege  gegen  bie  Normannen 
ber  (Beine  begriffen,  ^tuet)  ^eligaub  nahm  mit  einigen  anbern  ©rafeu  ber 
6eerufte  an  bem  Kampfe  %t)e\l  un^  verheerte  bie  Normanbie. 7)  £>teß  hatte 
fchlimme  golgen  für  ihn.  3*n  folgenben  3ar)re  (926)  brauen  bie  9?or* 
mannen  btö  in  bte  ©egenb  oon  5lrra3  oor.  3f)nen  gegenüber  ftanb  Äöntg 
$obulf  oon  Neufter  mit  ben  ©rafeu  Heribert  IL  oon  SSermanbotö,  %dU 
gaub  II.  oon  *ßonthtcu  unb  mehreren  Slnberen.  fam  §u  einem  treffen, 
in  welchem  itöntg  $ot>ulf  eine  SKunbe  empfing,  ^eltgaub  bagegen  erfcbla* 
gen  roarb.8)  3)er  ©raf  oon  $ontl)icu  hinterließ  bret  @ör)ne,  £erlum  IL, 
roeldjer  bem  Sßater  folgte,9)  Lambert,  ber  945  mit  feinem  älteren  SBruber 
f  ei,  unb  (Sbrarb.10) 

2)tc  weitere  @efchid;te  beö  §aufeö  $onthteu  r)ängt  enge  mit  ben 


*)  Ibid.  VI,  229.  2)  S)af.  V,  759.  3)  ©ouquet  VII,  244.  4)  Ad  a.  925. 
^}er^  III,  375  mttt.  6)  Hist.  I,  51.  Ibid.  III,  583.  6)  Ibid.  @.  378.  *)  $cv^ 
III,  375  u.  583.  8)  Ibid.  378.  *)  £)ubo  &ei  £)ucfye$ne  script.  rer.  normannic. 
©.  123.        lu)  Flodoardi  chronic,  ad  932.  $erfc  III,  380. 


33ierte3  23ud(j.    @a£.  10.    Anfänge  bet  üftormanbie.    Saaten  £rolfg.  149 


(Educffalcn  ber  Normanbte  jufammen  unb  Wirb  bat)er  gelegentlich  im  Saufe 
ber  (Stählung  fetter  geführt  derben. 

Erbliche  ©aufürftenthümer,  wie  bie  ebengenannten,  fammt  unb  fonberö 
au6  caroltngifcf)er  SBerwefung  hervorgegangen,  umgaben  bie  Normanbte,  ja 
füllten  ben  wetten  Naum  NenftrtenS  au3.  ^ann  man  ftch  wunbern,  baß 
ein  £aufe  entfchloffeuer  2Öifinger  ftcf)  unter  folgen  Nadjbarn  ju  einer  2Belt* 
macht  emporzuarbeiten  vermochte! 

Unb  nun  nach  ben  ©etnemünbungen. 

Nacf)bem  bte  2ßtfmger  fett  einiger  3ett  granfretch  in  Nuhe  gelaffen 
Ratten,  tiefen,  n>ie  ich  oben1)  zeigte,  896  wieber  einige  Schaaren  berfelben 
in  bte  ©eine  ein  unb  im  näcbften  3af)re  famen  mehrere  Raufen  nad).  £)aß 
fte  rjöcfyft  roafjrfcir) einlief)  von  (£arl  bem  Einfältigen  gerufen  worben  ftnb, 
habe  tet)  gleichfalls  bemerft.  £)er  SNönch  von  33aaft  nennt2)  ben  $nfüt)* 
rer  ber  896  eingebrochenen  Räuber  ,£>unfbe.  2)tefe3  2Bort  ift  wahrfcbetnltch 
bie  in  romantfehem  9J?unbe  verfeuerte  gorm  eines  normanntfehen  NamenS, 
aber  Nollo  ober  £rolf  fann  nicht  baruntcr  verborgen  fein,  benn  tfyeilö  ift 
bte  $erfd)iebenheit  beö  SautS  §u  groß,  tf)etl3  bemerft  ber  ßfyronift,  baß 
£unfbe  897  getauft  warb,  roäfyrenb  Nollo  laut  glaubwürbtgen  Nachrichten 
erft  912  bte  Saufe  empfing.  Nichts  befto  weniger  fann  man  faum  bezweifeln, 
baß  ber  nachmalige  «£>er$og  Nollo  mit  ber  6chaar  einbog,  über  welche  ba* 
malö  nach  bem  3™gniffe  beS  Vaafter  9J(önd)3  §unfbe  ben  23efer;l  führte. 

2)er  große  ©efehtchtfehretber  be3  NorbenS,  Snorro  6turlefon,  ha*  ^ne 
Ziemlich  genaue  3etochnung.  Vergleicht  man  nun  feine  Angaben  mit  benen 
be$  tSlänbtfchen  *ßriefterS  2lre,  fo  ergibt  ftch, 3)  baß  £rolf,  ©of)n  be$  3arl$ 
Nogenwalb  von  TOre  unb  nachmaliger  Herzog  ber  Normanbte,  895  Nor* 
Wegen  verließ,  um  auf  ncuftrtfdjem  23oben  eine  neue  ^etmath  §u  fachen, 
©tue  Sät  lang  burebfurchte  er  bie  norbtfehen  9Neere  unb  wirb  bemnach 
896  an  granfretd)$  Jlüfte  gelanbet  I)aben.  5lua)  bte  fogenannte  Norman* 
nenchronif,  beren  unbefannter  Verfaffer  vor  ber  Sftttte  be£  10.  3ahrfmn* 
bertö  gelebt  51t  fyahen  febetnt,  behauptet,4)  baß  Nollo  —  fte  nennt  ihn 
Nobo  —  895  in  bie  ©eine  einlief.  Sreffitd)  ftimmt  baö  jufammen.  2ln* 
bere  neuftrifche  Quellen  bagegen  erwähnen  Nollo  erft  naa)  Anfang  be3  10. 
3ahrhunbert6.  ©egen  ba$  ©djwetgen  ber  älteren  granfen  unb  gegen  baö 
3eugniß  beö  3$länber$  fönnen  2)ubo  ber  ^Domherr  von  (5t.  Duentin  unb 
bie  fpäteren  Ehrontften ,  bie  ihn  auöfameben,  nicht  befreien,  weld)e  Nollo 
um  ein  ©uteS  früher  nach  granfretch  fommen  laffen.  3ßarum  ift  nun  von 
ihm  jwtfchen  896 — 912  fo  wenig  ober  gar  nicht  bte  Nebe?  ich  benfe 
barum,  weil  £rolf  Hein  anfing  unb  ftch  erft  nach  unb  nach  burd)  füfjne 


l)  <5.  139.  2)  «Per^  II,  208.  3)  Heimskringla  I,  SBovflüd  @.  52  unb  Xnt 
<S.  100.       4)  «Tjerfc  I,  536.  b. 


150 


SPaBjt  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Saaten  jum  gelbfyattptmann  attffcfyroang.  9tur  erprobte  unb  tt>ot)It>erfucf)te 
©olbaten  roäfylten  bte  SBtfittger  §u  tfyren  93amterf)erren. 

©eit  einem  3af)rf)unbert  Ratten  9?ormanttenfcf)aaren  grattfretcr;  unb 
Ü)eittfd)tanb  geplünbert,  roarett  aber  in  ber  Siegel  lieber  mit  ber  23eute  in 
bte  ^etmatf)  jurücf gefeiert.  £Barum  machten  §rolf  unb  feine  ©enoffen  Ijtc* 
t>on  eine  2lu3nal)me?  2ßetl  fte  außer  bem  ©cfmlje  beö  f)eimtfd)ett  ©efei^eS 
ftanben,  roetl  tfynen  üon  (Seiten  beS  JtönigS  £aratb  beS  ©d)öngelodten 
©algen  unb  23etl  brofyte,  im  gall  fte  §utütf  feierten!  2)te  bitten  periteten 
naa)  33(anb  unb  ftebelten  ftc^  bort  als  gretbauern  an,  bie  5lnbem  grün* 
beten  ^errfc^aften  an  ber  ©eine.  übermal  bewährt  eS  ftef;,  baß  bte  3S* 
länber  Snorro  unb  2lre  ben  Scfylüjfet  §um  $erftänbntffe  ber  rotcr;ttgften 
^Begebenheiten  beS  10.  unb  11.  3^rl)unbertö  geben. 

©erotß  ift,  ber  «§attfe,  bem  £rolf  angehörte,  blieb  feit  896  auf  fran* 
jöftfd)em  SBobett.  Whx  über  ben  Saaten,  tt)efcf>e  fte  bort  »errichteten,  liegt 
bis  912  3)nnfel,  unb  nur  fosiel  fom  man  mit  (Sicherheit  behaupten,  baß 
fa>n  feit  längerer  ty\t  9?ouen  unb  baS  umltegenbe  £anb  fic^  in  ihrer  ®e* 
mit  befanb,  benn  fonft  t)ätte  (Sari  ber  Einfältige  ftcr/erttch  ben  Vertrag 
von  St.  Eiere  nicht  mit  tfjnen  abgefctjloffen.  (Sine  $V)XO\\it  »on  (SenS 
fpricfjt1)  »on  einem  <Sieg,  ben  bie  ©rafen  ^Rtcfjarb  »on  33urgunb  unb  ber 
Eapetinger  Volbert,  naebmattger  $öntg  »on  ^euftcr,  911  über  einen  £au* 
fett  Normannen  bei  Ef)artreS  battontrugen.  Db  9Mo  bei  biefer  lieber* 
läge  beteiligt  roar  ober  nicht,  roitl  ta)  ttid)t  entfehetben,  aber  folfte  auch 
Elfteres  ber  galt  geroefen  fein,  fo  ftet)t  gletd)roor;l  feft,  baß  ber  genannte 
Normanne  im  Horben  granfreid)S  an  ben  6etnemünbungen  bie  unbeftrtt* 
tene  Dberfyanb  befaß.  2)enn,  rote  td)  fcf;on  bemerfte,  in  bem  3abre,  baS  auf 
bte  ©flacht  bei  El)artreS  folgte  —  912  —  trat  Earl  ber  Einfältige  an  ben 
Sifinger^äutotling  unb  feine  ©enoffen  ben  ganjen  £anbftrtch  ab,  ber  fett* 
bem  uaa^  ben  neuen  23eft£ern  ben  tarnen  9?ormanbte  empfing. 

Ueber  bie  Urfaa)en,  roelche  ben  Earlinger  §u  btefem  Entfchluffe  befttmm* 
ten  —  ober  roettn  man  lieber  fo  rotll,  über  bte  bamaltgen  ßuftänbe  granf* 
retet)^  erftattet  ein  allerbtngS  ziemlich  ffcäter  Schrtftftetler2)  einen  Bericht, 
ber  meinet  Erad)tenS  jtdj  felbft  beglaubigt:  „Un$ufrtebenheit  (jerrfc^te  im 
ganjen  £anb,  bie  53tfef)öfe,  bte  ©rafen,  bie  Marone  brachten  tf)re  klagen 
biö  ttor  ben  ilöntg,  baS  SSolf  aber  murrte  laut  unb  fpraa):  nichts  erblieft 
man  überall  als  §erftörte  Dörfer,  »erbrannte  Kirchen,  Raufen  uott  Erfchta* 
genen,  unb  t>on  all'  bem  trägt  beS  Königs  Schwache  bte  ©a^ulb,  bie  9?or* 
mannen  tlutn,  roa6  tt)nen  bdkht.  3Son  33loiS  bis  6enliS  ift  fein  Slcfev 
beftellt,  ^temanb  wagt  mef)r  im  gelbe  §u  arbeiten  ober  in  ben  Dieben. 
^Qoxt  ber  Ärieg  nia)t  auf,  fo  muffen  roir  5ltle  ^ungerS  fterben."  Unge^ 


*)  $er^  I,  104.      2)  «ffiace,  im  Vornan  bc  dton,  Vol.  I,  73. 


U3ierte3  23ucr).    (5a^.  10.    SInfänge  ber  Sßormanbie.    $r)aten  Jprolfg.  j5| 

fär)r  fo  wirb  eS  tu  9Jeuftrten  auSgefeljen  r)aben.  23et  einem  öfteren  2fnlaffe 
legt1)  Dubo  tton  ©t.  Duenttn  ben  ©enoffen  9ftoüVS  bte  2Öorte  inSRunb; 
„biefeS  Sanb  Ijter  ift,  obgleich  üeröbet,  an  ftcb  anmutig  unb  fruchtbar,  fjat 
Ueberflnf  an  gorften  unb  2öilb,  an  ftfebreteben  SBaffern,  eS  gefällt  unS 
tt)ql)l,  eS  muf  unfer  fefteS  Eigentum  werben."  2BaS  blieb  bem  (Sariinger 
jule&t  übrig,  als  bem  Verlangen  ber  ©tärferen  $u  meieben. 

Saut  bem  33ertdt>te 2)  ÜHtbo'S  übernahm  Er$bifcbof  granco  &on  föouen, 
ber  fett  längerer  $eit  ^  Vertrauen  *ReüVS  genof,  bie  Vermittlung,  ©ine 
3ufammenfunft  fanb  ju  ©t.  Eiere  an  ber  Epte  ftatt:  jenfeitS  beS  gluffeS 
feblug  9Mo  mit  feinem  Normannen  ein  Sager  auf,  bieffettS  erfreuen 
mg  (Sari  ber  (Einfältige  unb  ber  granfenberjog  Volbert  mit  tfyren  Sefcen* 
Ieuten.  3)a6  Ergebnis  ber  Unterhandlungen  ri)ar:  1)  bafj  ber  Sariinger 
baS  Sanb  fcon  ber  Epte  bis  §um  Speere  mit  vollem  EigentfyumSrecbt3) 
auf  ennge  3^ten  ait  Mfen  9?a&folger  abtrat,  2)  baf  er  ir)m 

aud)  eine  gettiffe  ^errfajaft  über  bie  Bretagne  einräumte,  aber  nur  $u 
bem  >$rx>ede ,  Lebensmittel  auS  biefer  benachbarten  *)3romn$  $u  bestehen;4) 
3)  baß  er  tr)m  feine  Socbter  ©ifela  §um  3Betbe  gab.  dagegen  übernahm 
Dtollo  bie  boppelte  Verbtnblicbfett,  mit  feinem  Volle  jur  djrtftlta)en  Jltrcr)e 
überzutreten  unb  fytnfort  als  2er)enmann  ber  trotte  SReufter  baS  nörblicbe 
granfreief)  gegen  bie  (Einfälle  anberer  Räuber  ju  fcbüfcen. 

Ü)ubo,  ber  faft  ein  3af)rf)unbert  nact)  Errichtung  ber  9?ormanbte  fcbrteb, 
ift  $aupt$euge  über  ben  3nt)a(t  beS  Vertrags  tton  6t.  Eiere,  feine  2luSfage 
jeboeb  wirb  im  ©an§en  bura?  anbere  3^ugniffe  beftätigt.  Sine  Urfunbe5) 
EarlS  beS  Einfältigen  üom  3af)re  918  liegt  ttor,  fraft  n)elcf>er  biefer 
nig  erflärt/  gettnffe  Sänbereien  an  9Mo  unb  bie  Normannen  ber  ©eine 
unter  ber  SBebingung,  baf  biefe  baS  9tetcb  febütjen,  abgetreten  $u  bjaben. 
©in  Vertrag,  ber  ftet)  auf  Einräumung  von  £anb  bejog,  muf  alfo  t>or 
918  stt)ifa)en  Earl  bem  Einfältigen  unb  *Mlo,  bem  Häuptlinge  ber  Wox* 
mannen,  abgefallenen  Horben  fein.  Der  $ontg  bejetet^net  bte  @efäf)rten 
SftoUVS  barum  als  Normannen  ber  ©eine,  rtml  §u  gleicher  3ät  no* 
bere  Normannen,  üon  benen  unten  bie  9tebe  fein  wirb,  fict)  an  ben  Wlün* 
bungen  ber  Soire  angeftebelt  Ratten.    2lucf)  bafitr,  baf  tu  bem  üon  2)ubo 


l)  £>u$egne  ©.  76.  2)  Ibid.  @.  83.         3)  Quasi  fandum  et  alodum  ,  unb 

wettet  unten  in  alodo  et  in  fundo,  al$  Sonbgut  unb  alö  9Ileb,  b.  r).  mit  tollem  99efifc* 
redjt;  man  fc^c  £>u  (Sange,  neuejle  Sluggabe  beS  Glossarium  I,  ©.  198,  jtoette  ©palte. 
*)  2)ie  betrejfenben  Sorte  ©ubo'ö  lauten  a.  a.  £).  @.  83  :  dedit  ei  terram  determina- 
tam  in  alodo  et  fundo  a  fiumine  Eptae  usque  ad  mare,  totamque  Britanniam,  de  qua 
posset  vivere.  $)ann  weiter  unten  ©.  85  :  Rollo  Britannos  rebelies  sibi  subjugavit 
atque  de  eibariis  Britonum  totum  regnum  sibi  concessum  sufficienter  pavit.  5)  33ou* 
quet  IX,  536  —  partem,  quam  annuimus  Nordmannis  Sequanensibus,  videlicet  Rolloni 
suisque  comitibus,  pro  tutela  regni. 


152 


$afefl  ©regortuS  VII.  unb  fein  3ettatter. 


erwähnten  Vertrage  ba$  glüßcben  (Spte  jur  ©ränjbeftimmung  gebient  hat, 
tritt  ein  anberer  ©eroährSmann  ein  unb  §roar  ein  gleichzeitiger,  globoarb 
fcon  $heim$  fagt1)  §um  3af)re  923:  „baS  Sanb  jenfcitS  berate  roar  feit 
längerer  3«*  ton  Normannen  gegen  bie  Sßebingung,  baß  fte  ftd)  taufen 
liefen  unb  grteben  gelten,  jugeftanben  korben.'' 

2)te  allgemeinen  Umriffe  beS  tton  3)ubo  erftatteten  ^Berichts  ftnb,  rote 
man  ftef)t,  gegen  {eben  Steifet  gefiebert.  2lber  im  Einzelnen  leibet  berfelbe 
an  5)unfelfyett.  2)er  EanonicuS  fagt,  (Sari  t)abe  ben  Normannen  ba$ 
Sanb  tton  ber  (Spte  bis  junt  9D?eere  gegeben.  2)a6  ift  eine  SBefttmmung, 
bie,  an  ftdt)  betrachtet,  mehrfache  Deutungen  zuläßt.  5)tc  Epte  nimmt  bei 
bem  Orte  ©oumaty  burtf)  Bereinigung  mehrerer  fleinen  S3äc^e  bie  ©eftalt 
eines  gluffeö  an,  lauft  bann  in  ber  9ftd)tung  tton  Horben  gen  ©üben  ber 
(Beine  ju,  unb  ergießt  ftxr)  in  biefen  ©trom  §tr>tfdr)en  Nantes  unb  SBernon. 
9?icf)t  roett  ttom  Ursprünge  ber  Epte  beginnt  ein  anberer  Heiner  gluß,  bie 
S3re$le,  tx>etcf)e  in  umgefehrter  Ortung  tton  ©üben  nach  Horben  lauft  unb 
unfern  fcon  (£u  inS  5D?eer  fällt.  Sin  53u'cf  auf  bie  Äarte  jeigt,  baß  bie 
Epte  für  ftdt)  allein  §u  feiner  ©ränzbeftimmung  taugt,  fonbern  nur  im  93er* 
ein  mit  ber  23re3le  ben  fraglichen  3wecf  erfüllt.  3)te  Epte  mit  ber  23re3le 
Zufammen  derben  bemnacb,  fo  fdjeint  eS,  bie  ©ränzmarfe  be£  ben  9?or* 
mannen  eingeräumten  ©ebietS  gegen  Dften  gebilbet  l)aben.  3n  ber  $r)at 
verhält  ftcf)  bie  ©ache  fo,  benn  globoarb  beutet2)  zum  3ar)re  925  an,  baß 
bie  55urg  En,  bie,  roie  icf)  fagte,  am  SluSfluffe  ber  23re6le  gelegen  ift, 
©ränzfeftung  ber  Normannen  war. 

2Bir  fennen  je|t  bie  eine  3Dtofe  ber  normanntfehen  33eft^ungen,  näm* 
lieh  bie  öftltcf>e ,  aber  nicht  bie  übrigen.  2)er  ©a{$  „t>on  berate  bis  zum 
2D?eere"  fomtte  befagen:  ein  formaler  ©treifen  £anb  ttom  (Stnfluffe  ber  @pte 
in  bie  ©eine,  ben  erftgenannten  gluß  l)inauf,  bann  überfpringenb  zur  SBreSle, 
biefe  hinunter  bt6  zum  9J?eere  bei  @u  fei  bem  Normannen  9Mo  gegeben 
roorben.  Allein  außerbem,  baß  bie  mächtigen  gremblinge  fta)  nimmermehr 
mit  einem  fo  ärmlichen  3u9ef^nbntß  begnügt  fyahen  roürben,  fter)en  ber 
fragltcben  Erflärung  anbere  entfebetbenbe  ©rünbe  entgegen.  Saut  Ü)ubo'$ 
3eugniß  befaßen  bie  Normannen  geraume  Seit  *>or  912  bie  ©tabt  *Rouen. 
2Ber  roirb  nun  glauben,  baß  fte  auf  biefelbe  ^erjicbteten.  Um  biefer  ©c^roie* 
rigfeit  §u  entgegen,  fönnte  man  annehmen,  ber  Vertrag  tton  ©t.  (Slere  fyahe 
bie  ©eine  im  2ßeften,  bie  Epte  unb  53reöle  im  £)ften,  baS  9J?eer  im  9?or* 
ben  als  ©rängen  be$  ben  Normannen  abgetreteneu  ©ebietS  bezeichnet.  Allein 
aueb  ba3  geht  nicht,  roeil  3)ubo  fagt:  „(£arl  ber  Einfältige  verlier)  an^olfo  ba$ 
Sanb  fcon  ber  Epte  bis  ju  bem  Speere  unb  bie  ganze  Bretagne."  ©ollen 
biefe  Sßorte  ©inn  fyabcn,  fo  muß  man  ttorauSfefjen,  baß  baS  Sanb  jtt)tfd)eu 


*)  qSer^  III,  372.       2)  $tx§  1U,  375. 


93terte$  93ucr).    (&ap.  10.    9(nfänc;e  ber  S^rmanbte.    Saaten  £ro!f$.       j  53 

ber  @vte  unb  bem  9J?eer  ein  ©ebiet  umfaßte,  rvefcbeS  irgenbtt>o  an  bie  23re* 
tagne  ftieß,  unb  baß  2)ubo'd  Meinung  bie  ift,  ber  Gerlinger  fyabe  bem 
Normannen  ju  bem  £anb  pifdjen  ber  (£tote  unb  bem  Weere  aucr)  nocb 
bie  benachbarte  Bretagne  gegeben.  $)ocb  eö  bebarf  feiner  (Scbfüffe. 
Wlit  bürren  Sorten  fagt1)  eben  bieß  ber  (£l)ronift,  nur  einige  $dUn  rvet* 
ter  oben:  „ber  ^önig  verftanb  ftcb  baju,  bem  Normannen  außer  bem  be* 
reit$  jugeftanbenen  ?anb  aud)  nocb  bie  Bretagne  §u  geben,  bie  an  erfte* 
re6  granjte." 

9?un  ftnb  roir  am  3kU:  Taut  ben  eigenen  2(eußerungen  Tmbo'S  muß 
bie  Bretagne  als  ©rän^beftimmung  beigejogcn  werben,  ^ftan  benfe  ftcf> 
eine  £ime  von  bem  (Sinfluß  ber  (£vte  in  bie  ©eine  bis  jum  näcbften  fünfte 
ber  Bretagne,  fo  lauft  biefelbe  an  ber  ©pt^e  bcö  9)?eerbufen0  von  (£aucale 
aus.  3$  faö*  weiter:  nur  roenn  man  bem  53ericbte  SHtbo'S  btefe  ^Deutung 
gibt,  wirb  bie  23eftim,mung  von  ber  (£pte  bis  §um  Tim,  bie  fonft.fo  %kl* 
beutig  unb  tmnfel  fcfjetnt,  flar,  genau,  vernünftig.  Ü)ie  ©rdnje  beS  abgetre* 
tenen  ©ebietS  bilbete  gegen  Dften  bie  (Svte  unb  33re3te,  gegen  Horben  baö 
9fleer,  gegen  heften  abermal  ba$  9fteer  an  bem  fünfte,  roo  baö  9tfor* 
mannenlanb  an  bie  ^Bretagne  ftößt,  im  6üben  bie  £inie  von  bem  2lu3fluß 
ber  (5;Vte  bis  junt  9J?eer  unb  ber  bretagmfdjen  9ftarfe.  9?adj  biefer  (§tft&* 
rung,  unb  jvoar  nur  nacl)  biefer,  r)at  3)ubo  feinen  roefentlicben  $unft  über* 
gangen  unb  fprtdjt,  rote  ein  9Jknn  von  $ovf:  fte  muß  a(fo  roa^r  fein. 

Mein  aua^  roenn  3)ubo  nidjt  feine  Sorte  felber  auflegte,  roürbe  fein 
3weifel  über  ben  roafyren  ©inn  beS  Vertrags  von  St.  (Slere  obroalten, 
weif  anbere  3eu9en  eintreten.  3n  ber  jroeiten  £älfte  beS  12.  3af)rl)un* 
bertS  lebte2)  ju  (SfyalonS  ein  ©etft(tc£>er  Samens  ©utbo,  ber  eine  @brontf 
verfaßte,  bie  nur  in  S3rucfcftücfen  auf  un6  gefommen  ift,  welche  ber  Sftöncb 
Elberich  jufammengeftellt  fyat.  Ü)tefer  ®utbo  fagt:3)  ,/^öntg  Sari  ber  (Sin* 
fältige  belefynte  ben  Normannen  SfJollo  mit  bem  £anbe  von  ber  (Spte  bt6 
jur  bretagnifeben  ©rünje."  3)a6  !Rämltdt)e  melbet4)  ber  5lpulicr  ©alfreb  von 
9JMaterra,  ©efebiebtfebretber  ber  von  ben  Normannen  ©übitalienS  verria> 
teten  Späten,  welcher  um  ein  3ar;rf)unbert  früher  fcrjrieb  als  @uibo,  unb 
beffen  £luelle  bie  eigenen  2luSfagen  ber  Söhne  SanfrebS  waren:  „ba$  (im 
Vertrag  von  6t.  ©lere)  an  9tollo  abgetretene  £anb  Ijatte  folgenbe  ©rängen: 
im  £)ften  bie  Sanbfcbaft  ^3ontl)ieu  (welche  bura)  bie  53re^le  unb  (Svte  von 
ber  9^ormanbte  gefcr)ieben  rvirb),  im  Horben  baö  9D?eer,  ebenfo  im  Seften 
biö  $ur  Bretagne  ^tn,  roelcf)e  bie  Seftmarfe  beö  ^ormannenftaatö  abfc^lteßt, 
im  6üben  bie  9J?aine,  bie  ©ebiete  von  (SfyartreS  unb  3Serin  bi6  jurücf  §u 

4)  3)u(^cöne  vScite  83,  3.  10  Don  unten  rex  spondet  ei  Britanniam ,  dare  quae 

erat  in  confinio  promissae  terrae.         2)  2ei6ni| ,  accessiones  historic.  II,  praefatio 

jtüctteö  33Iatt.  3)  Ibid.  <5.  251.  •)  Histor.  sicul.  I,  2.  Ui  SWnratort  Script,  rer. 
ital.  V,  549  flg. 


154 


$afcft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


ber  £errfcr)aft  von  *ßontf)ieu."  2)te  von  9Materra  mit  $ücfTtctt  auf  bie  £o* 
Httfdjen  SRadjbarn  befcfcrie&ene  ©übgränje  fällt  jufammen  mit  ber  geogra* 
pl)ifctien  Stute,  welcbe  3)ubo  ööti  ber  Epte  nad)  ber  bretagntfd)en  SRarfe 
jtef)t.  Enblidb  gibt1)  3)ubo  felbft  vcrfteben,  baß  baS  Heine  gtüftöcn 
(Soiämrn,  baö  in  ben  SBufen  von  Eancale  auSmünbet,  fdjon  $u  ber  3e^/  Da 
fRoUfo  tjerrfcbte,  bie  ©ränje  beS  9formannenftaat3  gegen  bte  Bretagne  bil* 
bete:  ber  EoiSnon  tft  @rän§fluß  geblieben  bis  §ur  frau^öftfcfjcn  @taat$um* 
Wäljung  von  1789. 

2llfo  bte  Dcormanbie  erhielt  fcbon  burdt)  ben  Vertrag  von  ©t.  Eiere  im 
2Öef  entließen  biefelbe  ©eftalt,  weld)e  bis  auf  unfere  Sage  fortbauerte.  9?un 
entfielt  eine  anbere  grage:  I;at  Earl  ber  Einfältige,  al3  er  bem  Normannen* 
Häuptling  baö  £anb  §wifd)en  Epte  unb  EoiSnon  jufprad),  einen  wirf* 
lieben  23eft£  abgetreten?  mit  anbern  Sorten,  ger)ordt)te  ifym  bamafö  ba$ 
gan§e  £anb,  ober  etwa  bte  «gnilfte,  ober  au*  nur  ein  £f)eil?  Wiit 
nid)ten.  Wlit  2)ubo  fttmmen  alle  3cu9en/  sie  frÖenD  Weldas  ©eroiebt  fyaben, 
überein,  baß  9Mo  unb  feine  Normannen,  ebje  fte  mit  bem  Earliuger  unter* 
Rubelten,  längft  tfyatfäd) liebe  £erren  ber  9?ormanbie  voaren.  3a)  laffe 
Einige  reben.  2lbr)emar  von  Slngouleme,  ber  um  1030  fcfjrieb,  er§äf)lt: 2) 
„^ormannenfebwärme  befehlen  $ouen  unb  anbere  umltegenbe  6täbte,  bie 
fte  menfcfycnlecr  fanben,  wählten  bann  einen  Häuptling  9?amen3  9Mo  ju 
iljrem  §er§oge,  ber  in  Kotten  feinen  SBo^nft^  auffeblug.  später  würbe 
biefer  9Mo  Kfyrtft.''  Ebcnfo  3)  ein  anberer,  älterer  Etjronift,  beffen  ß& 
ftcb  md)t  genau  beftt'mmen  lägt:  „naa)bem  $ollo  bte  ganje  9?ormanbte  mit 
Waffengewalt  erobert  fyatte,  trat  fte  (Sari  ber  Einfältige  an  ilni  ab."  (Sin 
brttter  Efyrontft  au3  ber  erften  £älfte  be$  11.  SafyrfyunbertS,  ber,  rote  ftd) 
unten  ergeben  wirb,  aud)  fonft  vortreffliche  9?aa)ric^ten  über  bie  ©rünbung 
ber  9?ormanbte  mtttfyetlt,  Uxifytit:*)  „gewaltfam  au  3  feinem  $ater* 
lanbe  vertrieben,  ful)r  9Mlo  naa)  ber  ©eine,  natjtn  bte  veröbeten 
©täbte  borttger  ©egenb  in  33eft$,  unterwarf  bie  wenigen  Einwohner,  bie 
er  vorfanb,  ober  vertrieb  bie,  welche  feinen  ©efyorfam  letften  wollten,  ver* 
tfjetlte  ba3  2anb  burdt)  ba6  £oo3  unter  feine  Begleiter  unb  2Baffengefäf)rten ; 
in  ber  golgejeit  würbe  er  Efyrtft."  Unter  allen  fränftfcfyen  3™gen  weiß 
nur  biefer  eine,  baf  §rolf  au6  fetner  ^etmatf)  verbannt  worben  ift. 

sfiollo  r)at  bemnad)  mit  Earl  nid>t  barum  getagt,  bamtt  er  ein 
5lnbern  gehöriges  Sanb  belomme,  fonbern  bte  Unterl)anblung  t;atte  einzig 
ben  3^e^/  bie  Eroberung,  welcbe  ^atfac^e  war,  in  reebtlicben  SSejtJ  um* 
guwanbeln.  9cur  (Sari  ber  Einfältige  formte  bieg  gewähren;  benn  obgleich 
von  ungetreuen  SSafaKen  verraten  unb  ein  ©ptelball  ber  $artt)eien,  war 


>)  S)udt)eöne  Script,  rer.  normannic.  @.  230.  «j  Söuquet  VIII,  232.  3)  Ibid. 
IX,  131.       4)  Ibid.  @.  3. 


93terte$  93ud&.    (Saj>.  10.    Anfange  ber  9?ormatibi'e.    Sfjaten  #rolfÖ. 


155 


er  als  (£rbe  bc$  großen  @arl3  rechtmäßiger  ©ebteter  oon  granfretcf).  3)er 
Kormannenrjäuptltng  fat)  ein,  baß  er,  um  ein  bauernbeS  2Öerf  ju  grünben, 
ben  (£rroerb  be6  6chroerte$  burcb  baö  beftchenbe  (Staatsrecht  heiligen  raffen 
müffe.  3U  btefem  3we<fe  fyat  er  ben  ßarlinger  fo  fange  buret)  unauöge* 
fefcte  Unfälle  bebrängt,  btö  berfelbe  23rtef  unb  ©iegel  au6ftellte  nnb  bte 
Eroberung  förmlich  guthieß.  2Öüßte  man  mcbtS  2lnbere3  tton  Kollo,  alö 
ben  einen  3ug,  er  roürbe  für  ftch  allein  beroeifen,  baß  biefer  Normanne 
ein  9Kann  oon  ©eift  roar. 

(£tne  ^atfaa^e  fdjemt  jeboct)  bem  eben  ©efagren  §u  rotberfyrecben. 
globoarb  oon  Kf)etm$  berichtet:1)  im  3ar)re  924  fei  ba3  ©ebiet  ber  Kor* 
mannen  mit  3ufHmmung  beS  Königs  Kobolf,  fraft  eineö  befonbern  $er* 
tragS,  burcb  Abtretung  oon  SBateur  vergrößert  roorben.  2)ie  6tabt  23ateur 
liegt  unfern  ber  normanntfeben  Korbfüfte  unb  foTgltcf)  innerhalb  ber  oben 
errt>är)nten  £tnie  2)ubo'3.  5XIfo  Ratten  bte  Normannen  im  3afjre  912  noch 
nidbt  bic  gefammte  Kormanbie  tnne,  ober  ift  ihnen  §roifcr)en  912  unb  924  ber 
£)rt  SBateur  roteber  abt)anben  gefommen.  (SS  mag  fein,  baß,  obgleich  Kollo 
baS  ganje  Sanb  fchon  oor  912  al3  fein  (Sigentfmm  betrachtete  unb  ftch  im 
genannten  3ar)re  ben  rechtlichen  33eftt$  beffelben  juerfennen  ließ,  boch  ba 
unb  bort  einzelne  £)rte  ihm  noch  trotten. 

Snbeffen  fyat  e$  allem  Slnfa)etne  nach  mit  23ateur  eine  befonbere  23e* 
roanbniß.  Saut  3)ubo'3  Bericht 2)  eroberte  Kollo  balb  nach  feiner  Slnfuttft 
in  ©allten  bte  (Stabt  latent,  jerftörte  fte  oon  ©runb  au6,  nahm  aber 
eine  ber  gefangenen  Sungfratten,  *ßopa,  bie  Tochter  beö  borttgen  gürften 
33erngar,  jum  üHktbe.  Ü)er  SJiönch  2Ml)elm  oon  3umtege3  thetlt  genauere 
Kachttcbten  mit;  er  fagt 3)  nämlich:  „ bie  SBerbmbuucj  Kotlo'3  mit  9ßopa  fei 
eine  bänifche,  b.  h-  eine  rotlbe  (St)e  geroefen,  auch  Ijabe  ber  Normanne  bie* 
felbe,  obgleich  fte  ihm  einen  ©ohn  Wilhelm  gebar,  auS  5lnlaß  ber  fetten 
unb  rechtmäßigen  ®fje,  bte  er  mit  ©tfela,  ber  Tochter  (SartS  beS  (Sinfäftigcn, 
einging,  tterftoßen,  jeboct)  fpäter  nach  bem  $obe  ©ifeta'3  roieber  §u  ftet)  ge* 
nommen."  (£tu  britter  (£r)rontft,  Drbertcb,  melbet:4)  baß  ber  33ater  ^opa'S, 
S3erngar,  einft  ©raf  oon  23ateur  geroefen,  aber  oon  Kollo  bei  (£rftürmung 
ber  6tabt  erfchlagen  roorben  fet;.  2Ufo  befaßen  bte  Konnannen  allerbtngö 
SBateur  oor  Slbfchluß  beS  Vertrags  oon  Sfc  (Slere.  Slber  eine  anbere  grage 
tft,  ob  Kollo  auch  fyäter  »§err  ber  ©rabt  blieb.  3d)  benfe  nach  33er^ 
ftoßung  ^opa'6  roerben  ftch  bte  (§mroof)ner  oon  33ateur,  roelche,  rote  ftch 
tiefer  unter  ergeben  roirb,  auö  beutfehem  S3lute  flammten  unb  ben  Kor* 
mannenherjogen  oon  Kouen  viel  ju  fchaffen  machten,  Kollo  ben  @et)orfam  auf* 
gefünbigt  haben,  roeßhalb  eö  gefct)er)ett  fein  mag,  baß  bie  Stabt  oor  924  als 


«Per^  HI,  374.        2)  fDud^cöne  a.  a.  O.  @.  77.        3)  Histor.  norm.  lib.  II. 
cap.  12.  ibid.  (5.  219  u.  cap.  22.  ibid.  ©.  233.       *)  Ibid.  @.  459. 


156 


$at>jl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Zeitalter. 


unabhängig  von  SÄoflo'S  ,£>errfd)aft  erfc^dnt.  -iftacb  bem  £obe  ©ifela't  ver* 
fölmte  ftd)  *Rollo  laut  bem  3eugnfffe  bet  Sftöncbt  von  Sumieget  mit  ber  ver* 
ftöfenen  *ßopa,  ftarb  aber  felbft  balb  barauf.  3)er  $ob  sRollo't  fällt  §wifcf)en 
926—930,  bie  2Biebervereiuigung  mit  *ßopa  einige  3af)t*e  früher,  alfo  um 
924,  folglta)  in  biefelbe  Seit,  ba  ber  von  globoarb  erwähnte  Vertrag  bem 
Normannen  23ateur  §uerfannte. 

SD?etneö  (Eracfytent  Rängen  betbe  (Eretgniffe  jufammen:  mit  anbem 
Korten  Weil  Sectio  bte  $erftoßene  lieber  ju  ftdg  genommen  fyatte,  fefyrten 
bie  (Einwohner  ber  6tabt  §um  ©efyorfam  §urücf.  globoarb  fagt  fein  2Bort 
bavon,  baß  S^ollo  ©ewalt  brauchte,  um  33ateur  ju  unterwerfen.  2)emnadj 
fdt)etut  et,  alt  l)abe  bie  SBürgerfcfyaft  (td|  in  ©utem  gefügt.  SÖarum  trug 
aber  bann  9JoHo  6orge,  baß  if)tn  bie  6tabt  burd)  ben  Vertrag  von  924 
abgetreten  warb?  £)f)ne  3^eifel  bemfelben  ©runbe,  weßfyalb  er  audj 
ben  um  12  3al)re  früheren  Vertrag  von  6t.  (Eiere  abfd)Ioß :  bie  vollenbete 
£fyatfad?e  feilte  burd)  förmliche  (Einwilligung  ber  franjöftfcben  «ftrone  gefetj* 
lieb  gemacht  werben.  £)ocb  fiel  23aieur  laut  bem  3eu8mffe  l)  globoarbt 
febon  im  folgenben  3al)re  925  wieber  von  *Rollo  ab,  benn  ber  (Efjronift 
melbet,  baß  (Einwohner  von  53aieur  bamalt  bat  ©ebiet  ber  6eine*9tormannen, 
b.  f).  wo  1)1  bie  Umgegenb  von  D^ouen,  üert)eertcn.  2Öar  vielleicht  bie  ^Bürger* 
fcfyaft  unwillig  barüber,  baß  ftd)  9Mo  tfyre  6tabt,  bereu  Unterwerfung  auf 
einem  freien  Vertrag  beruhte,  von  ber  trotte  granfreidjt  f)atte  fct)cnfcn  laffen! 
Später  muß  SSateur  wieber  unter  bat  fyer^oglicbe  6cepter  §urütfgefefyrt  fein, 
benn  944  erfdjemt  et  alt  ein  bem  9cormannenftaat  einverleibtet  ©lieb.2) 

3cb  fomme  an  einen  britten  $unft.  ümbo  behauptet,  baß  (Earl  ber 
(Einfältige  im  Vertrage  von  6t.  (Elcre  bem  $Öifinger  9Mo  außer  bem  Sanbe 
§wifa>n  ber  (Epte  unb  bem  23ujen  von  (Eancale  aud)  noefy  eine  befcfyränfte 
£errfcbaft  über  bie  Bretagne  verlief.  2)er  (5l)rontft  begrünbet  feine  2lut* 
fage  burdj  ben  3nfyalt  ber  33er^anblungen ,  welche  bem  5lbfdjluffe  voraus 
gingen.  (Er  erjäf)lt3)  nämlia):  „alt  ber  Jtönig  bereite  feine  3uf^mmun9 
gegeben  fyatte,  bat  ©ebiet  §wifcf>en  (Epte  unb  bem  9fteere  abzutreten,  er* 
Härte  ^ollo:  bat  genügt  mir  niebt,  benn  jenet  ©ebiet  ift  veröbet  unb 
unbebaut,  nur  mit  größter  Sßefcfywerung  ber  wenigen  (Einwohner  fömtte  td) 
meine  Seute  aut  bemfelben  nähren.  3$  verlange  bafyer,  baß  ber  Äönig 
mir  noü)  eine  anbere  Provinz  für  fo  lange  einräume,  btt  bat  mir  §um 
51  lob  verliehene  Sanb  wieber  in  gutem  6tanbe  bet  einbaut  fein  Wirb. 
Stuf  biefe  gorberung  |iu/'  fäfyrt  2)ubo  fort,  „fjabe  bann  (Earl  ber  (Ein* 
fällige  aud?  noef)  bie  ^Bretagne,  jebod;  unter  ber  oben  erwähnten  (Etnfcbränfung, 
beigefügt. " 

3ft  nun  bie  2lutfage  bet  (Eanonthtt  von  6t.  £luentm  wal)r?  fte 


l)  $erfc  III,  375.       2)  Ibid.  @.  391.       3)  ©ud&egne  @.  83. 


Söierteg  93ud).    &ap.  10.    Stnfdngc  bei  iSttormanbte.    Saaten  £rolf$.  157 


muß  e$  feftt.  (Erinnern  Vt>tr  unö/)  baß  laut  einer  bretagnifct)eri  Duelle, 
ber  (Shrontf  von  Nantes,  fett  907  nach  bem  £obe  StüanS  L  bie  ganje 
^Bretagne  auf  eine  9ietr)e  von  3a^ren  fyn  unter  bte  ^ertfa^aft  ber  Sftor* 
mannen  von  Slouen  gerietr)  unt>  fürd)terltcb  auSgefaugt  würbe.  9?od)  ein 
jweiter  3eu9c/  un*>  5War  ent  fotc^cr ,  ber  bem  10.  Safyrfumbert  angehört, 
berichtet/2)  bte  Normannen  fyätten,  nad)t>em  9?ouen  unb  bte  umltegenben 
Stäbte  für  immer  von  tfynen  eingenommen  woiben,  aua)  bte  Bretagne  be* 
fc£t.  (Snbltd)  leiteten,  rote  tet)  unten  geigen  werbe,  mehrere  ber  fyäteren  §cr* 
joge  ber  SRormanbte  auS  bem  Vertrage  von  St.  (Slere  2lnfprüd)e  auf  bte 
£efycn$f)errltd)fett  über  bie  ^Bretagne  ab.  9J?an  ha*  bal)er  feinen  ©runb, 
bte  ÜEBar)rl)ett  ber  2lu3fage  Dubo'S  in  ßwetfel  5U  Steden.  3m  Uebrtgen 
verhält  e$  ftd)  mit  ber  Bretagne,  wie  mit  ber  ^ormanbte  felbft.  SBeibe 
*Provin§en  waren  bereits  in  ber  ©ewalt  $oüV$,  als  er  ftet)  mit  ihnen  be« 
lehnen  ließ,  unb  bie  föntglicbe  SBeftätigung  follte  nur  ben  thatfächlidxn  23e* 
ft£  rechtfertigen. 

9fad)  2lbfd)luß  beä  Vertrags  ton  ©i.  (SIere  ereignete  ftet)  laut  bem 
Berichte  3)ubo'3  eine  Scene,  bie  ich  nid;t  für  wahr  galten  fann.  2)erfelbe 
melbet:  3)  „bie  fränftfdjcn  93ifd)öfe  unb  anbere  @roße  verlangten  von  dloÜo, 
baß  er  §um  Stifyn  ber  «gmlbtgung  bem  Könige  (Sari  ben  guß  füffe.  2)er 
Dtormanne  entgegnete:  id)  beuge  vor  -DZtemanb  meine  jtntee,  noa)  füffe  id) 
ben  guß  trgenb  eines  Sftenfcfyen.  $11$  gleid;wof)l  bie  Höflinge  auf  ihrer 
gorberung  beftanben,  gebot  SRqUq  einem  gemeinen  Solbaten,  an  feiner 
Statt  baS  ©ewünfehte  ju  tf)un.  £)er  Solbat  aber  griff,  ftatt  nteber§ufnten, 
nach  bem  guße  beö  jtöntgö  unb  jog  tf)n  in  bie  §öl)e,  fo  baß  (Sari  ber 
Einfältige  rüdltngS  nteberftürjte,  waö  ein  lautet  ®eläa}ter  ber  Umfteljenben 
§ur  golge  hatte."  (So  2)ubo.  3cb  will  glauben,  baß  in  geheimen  Sßer* 
l)anblungen  bie  grage  fniefälliger  ^ulbigung  §ur  Sprache  fam,  tcf>  will 
aua)  immerhin  §ugeben,  baß  *Rollo  ben  jtmefall  verweigerte  unb  baß  ber*. 
felbe  gänzlich  unterblieb,  aber  nimmermehr  laffe  ich  mir  einreben,  9follo,  ber 
fein  §od)mutr)3narr,  fonbern  ein  9Jiann  von  f)cllem  Sßerftanb  war,  fyaU 
einen  folgen  Auftritt  jugerüftet.  9loa)  viel  weniger  fann  man  vorau3fe£en, 
baß  bte  granfen  eine  blutforbentbe  Sßelcibtgung  tl)re^  ©ebteterö  ruf)ig  ober 
gar  wie  einen  Spaß  mit  Sachen  hinnahmen. 

©leichworjl  hat  bie  von  bem  2)omr)erm  vorgebrachte  Sage  gefdneht* 
liehen  SBertr).  Sie  betx>etöt  nämlich,  baß  man  febon  gegen  (Snbe  beö  10. 
ober  jcbenfallö  ju  Anfang  beS  11.  3ahrl)unbert0  am  £ofe  von  Kotten,  wo 
£)ubo  bie  Schnurre  gehört  haben  mag,  bte  aüerbmgS  rechtlich  wol)lbe* 
grünbeten  5lnf^rüche  auf  bie  iDberfehen^herrlichfett  über  bte  Üftormanbte, 
welche  bie  legten  (Earltnger  ober  bte  erften  (Sapettnger  erhoben,  tn$  Fächer* 


*)  OUn  <§.  143.       2)  $crfe  IU,  570.       3)  $Du(^e^ne  ©.  84  oben. 


158 


s4kbft  ©regortuö  VII.  unb  fein  3eüaltev. 


lid;e  50g.  3)ic  (Sfyrontf  von  SourS  gibt1)  über  benfelben  SSorfaü  eine 
anbere  @r§äl)luttg  §um  heften,  bte  äd)t  §u  fein  fcfydnt:  „al£  bte  fränftfcfyen 
$offmge  in  9^oÜo  brangen,  er  foüe  bem  Könige  ben  guß  füffen,  fagte  er 
in  normattntfd;er  <8vrad)e:  „no  bi  @ot".  darüber  verspottete  ber  Jtönig 
(Sari  unb  feine  £eute  ben  Normannen,  unb  btö  auf  ben  heutigen  Sag  nennt 
man  bte  Normannen  l)ier  $u  Sanbe  bigotten."  9caa)  btefer  3)arfteÜung 
roar  ntcfyt  ber  MniQ,  fonbern  Diollo  ber  äkrlacfyte.  9cun  l;at  ber  Unname 
feine  ^tajttgfeit.  (Sin  anberer  (£l;ronift,  ber  ebenfo  rvte  ber  von  Sour$  auf 
fran§öftjd)em,  niajt  auf  normanntfa)em  3Soben  lebte,  9}ia)arb  von  ^ottterö, 
meint:  2)  „bte  Normannen  ftammen  von  ben  SBcftgot^eit  ab  unb  man  foüte 
fte  &>tftgütl)en  nennen;  aber  ba£  Qiolf  verfeuert  btejen  2luebrucf  in  baö 
2£ort  SBigotben."  £>er  sJJföna)  fud;t,  wie  man  fte|t,  ben  Unnamen,  ber 
in  2111er  9Jhmb  gevoefen  fein  muß,  mit  unglüdtid)er  @elel)rfamfeit  §u  er* 
Hären.  Unten  rvtrb  ftd)  ergeben,  wie  unb  toarum  ber  5luöbrucf  23tgot, 
ber  urfvrünglict;  im  6tune  (Earlö  beö  (Stnfälttgen  einen  -Uftenfdjen  olme 
23tlbung  bezeichnete,  eine  gan$  anbere  SBebeutung  erhielt. 

5luf  Die  £ult>tgung  ju  (5t.  (Eiere  folgte  ettvaS  SlnbereS,  2ßtO)ttgereö : 
bte  Saufe,  rveldje  S^otlo  unb  ber  größte  Sfjdl  feiner  2Baffengefäf)rten  ju 
JKouen  empfing.  Saut  £mbo'ö  23erid)te 3)  roar  ber  £er§og  vorder,  gemäß 
uraltem  ^ira)engebraua) ,  eine  2£od)e  lang  (Satea)umene )  an  jebem  Sage 
biefer  äßocfye  vergabte  er  an  bte  ^auptt'trd)en  be$  £anbe3  bebeutenbe  ©üter. 
£)er  Hermanne  füllte,  baß  er  ba3  begonnene  2£erf  ber  ©rünbung  einer 
neuen,  bauernben  ^errfebaft  nur  mit  £ülfe  beö  (Sleruö  §u  glürfltaVm  (Snbe 
führen  tonne.  Unb  in  ber  Sl;at  trugen  bie  SBol;ltt)aten,  roelctje  er  ber 
©etftlta)fett  pivaubte,  reicfyltdje  grüa)te.  9cäd;ft  bem  guten  6a)tt)erte  ber 
Normannen  l)at  ber  23eiftanb  be6  23t£tl)um£  baS  Reifte  ba$u  betgetragen, 
baß  bte  sßflainuug  DfouVe  tu  mr^er  ^txi  tiefe  2öur§eln  trieb  unb  ju  einem 
mäd)ttgen  S3aume  f;eramvud)£. 

9^onen,  ber  £errfa)erft$  beS  Stifters  ber  9cormanbte,  roar  feit  alten 
Sagen  Metropole.  (Sartö  beS  ©roßen  Seftament  vom  Safyre  811  friert  *) 
bte  ^ormannenftabt  aß  eine  ber  21  großen  9)iutterftra)en  beS  fränftfcfyen 
2Beltretd)£  auf,  benett  unfer  erfter  ^atjer  einen  Sfyetl  fetner  6a)ä$e  ver* 
mad;te.  £)er  (Strenget  von  $ouen  umfaßte  bis  auf  bte  neueren  tyiten 
fyerab  fea)ö  ©uffraganftül)le,  nämlta)  2lvrand)e0  unb  (Soutanceö,  beibe  un* 
fem  ber  äöejtfüfle,  SBateur,  Sifteur  unfern  ber  9torbfüfte,  See§  unb  (Evreur 
im  3nnern  U$  9cormannenftaatö. b)  ^at  nun  jdion  ber  Vertrag  von 
6t.  (Eiere  btefe  fed>S  6uffragane  fammt  ber  Metropole  bem  £er§oge  dioüo 
5ugeftoroa}en?  ol;ne  Steffel!    ^ören  tvir  ben  (Sl)roniften  Oiidjertue,6)  ber 

4)  93ouquct  VIII,  316.  2)  Ibid.  IX,  24.  3)  3)uc^eöne  @.  85.  4)  ©fröver, 
Mixti).  @ef(^).  III,  585.  ß)  SWan  öergl.  ben  XI.  33ant>  bev  Gallia  christiana.  6)  $tx$ 
III,  570. 


«Bterteö  93ucfj.    @ap.  10.    SCnfdnge  bcr  Sttormanbie.    Saaten  £iolf$.       ^  59 


als  jüngerer  3cttgenoffe  OfoüVö  betrachtet  »erten  barf :  „tie  Häuptlinge 
te$  granfenretebö  trangen  in  tr)ren  Hörrig,  tte  Jtüftcnpromn$  Deö  nörtliaVn 
©allienS  an  tte  Sulinger  unter  ter  23etingung  abzutreten,  tag  fte,  tem 
©ötjenttenfte  entjagent,  jum  (Sfyrtftentfyum  ftcfj  befennen  unt  fyinfort  ten 
Röntgen  ©allienS  ju  Gaffer  unt  Sant  treue  Ü)ienfie  leiften.  Die  9J?etro* 
pole  befagter  *ßro&in$  tft  Stoucn,  $u  teren  (Srjfprengel  fed)ö  (Stätte  gehören : 
2lbriucantu£  (SforanaVä),  SBajocae  (ftatair)',  (Ebrocae  ((Stmur),  Magium 
(Seej),  (Sonftantia  ((Eoutanceö),  Stedum  (Siftcur).  2Beltfunttg  tft,  tag 
tte  Normannen  bamatd  all  tief  erhielten." 

5)ie  2lu£fage  9^icr)erö  liefert  einen  legten  Sßeleg,  tag  ter  Vertrag 
X>on  (Et.  ©lere  ten  ganjen  Umfang  ter  -Iftormantie  in  SRoHo'ö  Häute  ge* 
brad)t  l;at.  6te  berietst  nod)  mel;r,  nämlid)  tag  ter  9?ormannenl)et$og 
l;elle- Slugcn  fyatte,  tag  er,  cl)e  er  mit  tem  (Einfältigen *@arl  abfeblog,  ftd) 
fletgtg  nacb  ten  SBerfy&Itmffctt  be£  SanbeS  unt  ten  ^Beringungen  geteil)lia)en 
2ßaa)$tl)um£  erfuutigte;  fte  beroeiet  trittenö,  tag  ter  (Srsbijcfyof  granfo 
üou  Diouett  mit  9iollo  etnträcbtig  jufammenrotrfte.  2Öal)rlia)  nufyt  obne 
guten  ©runt  fyebt  ter  £>omr)err  tton  6t  Oucntin  fo  tnele  3C^CU  ¥vh0^ 
Ita)en  SBertrauenö  fyeroor,  tag  (Srjbifdjof  granfo  genog.  £>er  9iormamten* 
ftaat  biltete  £011  feiner  ©eburtSftunbe  an  ein  firc^lta)  abgefaMoffenc$  ©anje, 
unt  taö  roog  febvoer. 

£)te  Saufe  §u  $ouen  roar  tte  SBefteglung  oter  aueb  ter  Slnfang  einer 
£Reit>e  organtfdH'r  ©efe|e,  roelcbe  Cfollo  feinem  Saute  gab.  (Einige  (Ebro* 
niften  behaupten,  tag  tie  neue  23erfaffung  fajon  sor  ter  Saufe,  antere 
(unter  tt>ela)en  2>uto),  tag  fte  nad)  terfelben  eingeführt  roorten  fei.  33ette 
mögen  in  germffem  (ginne  $ecbt  l)aben:  ein  Sr)etl  ter  ©eje£e  rotrt  früher, 
ein  Sfyeil  wirb  fpäter  itte  Seben  getreten  fein.  33or  Sltlem  mugte  Diollo 
für  feine  £Gaffengefäl)rten  Jorgen,  teren  tapferer  5lrm  il)n  ju  einem  nuia> 
tigen  gürften  erhoben  fyatte.  2)uto  Jagt: ')  „mit  ter  Sftegfdmur  tfyeilte 
9^oUo  taö  Saut  unter  feine  ©etreuen  au6."  9?ad)  welchem  ^erfyältniffe 
rourten  Riebet  tie  Soofe  beftimmt?  (Sf)e  man  tiefe  grage  löfen  fann,  ift 
nötfn'g,  tie  ©lieterung  te6  normanntfeben  Hecrförperö  §u  erforfeben.  ^infmar 
fcon  9tt)eimö  fa)reibt 2)  311m  3af)re  861:  „tura)  (Stürme  fcerfyintert,  in  tte 
See  ju  ftea)eu,  be§og  ein  grogeS  Heer  normannifcfycr  Üßtfinger  gegen  ten 
Spätfyerbft  be$  genannten  3al;reö  Winterquartiere  in  ten  Berfcfcicbcnen 
Hafenplafceu  ter  Seine  son  teren  Sftünbung  an  bte  Innauf  nad)  $arte, 
unt  tie  Verlegung  erfolgte  naa)  Sftaggabe  ter  ©eno  jfenjd)af  ten,3) 
in  roela^e  taö  Heer  &erftel."    S^eineö  (Erac^tenö  tarf  man  annehmen,  tag 


l)  2)U(^eönc  >S.  85.  illam  terram  suis  fidelibus  funiculo  divisit. 
3)  Secundum  suas  sodalitates. 


2)  ^er^  1,  455. 


160 


$abji  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Bettafter. 


aua)  9Mo'S  £eer  in  fold;c  ©ettoffenfcbaftett  geseilt  mar.  2)amtt  fmb 
tvtr  jebod)  nid)t  viel  weiter. 

2BaS  bildete  bie  ©runbtage  ber  ©enoffenfdjaften?  3*n  9lngeftd)te 
Steffen,  was  in  früheren  2lbfd)ttitten  oorliegenbeit  2BerfS  über  bte  ßuftänbe 
ber  bäuifa)en,  fa)webtfd)en,  norwegtfdjen,  engltfd)en  Normannen,  namentlich 
über  »ftanutS  I.  £fn'nglitl;),  bargel^an  korben,  behaupte  ta),  Schiffe  waren 
baS  <ftttoa)ettgerüfte  normamttfa)er  «IpeereSglieberuug:  fo  »tele  Schiffe  bie 
gleite  5äl;lte,  fo  oiele  @enoffcnfa)aften  jäfjlte  ber  ,£>eereSföiper,  berfelbe 
beftanb  auS  gälmletn  tton  60—80  Tlam.  2ßer  lieferte  nun  bte  Sdjtffe, 
als  «£>rolf  unb  feine  ©enoffen  auf  gut  ©lud  auS  ber  £etmatl)  abfuhren? 
9Zia)t  bie  ganje  ÜDtonnfcfjaft  sufammen,  fonbern  einzelne  reta)ere  ©ruttb* 
eigetttf)ümer,  bei  beucn  bie  Rentieren  als  2)tenftleute  auf  2lntf)eil  an  ber 
53cute  ober  aud)  gegen  Solb  eintraten.  Sie  anberSwo  ge$eigt l)  worben, 
l)at  Zottig  Jlanut  ber  ^eilige  von  3)änemarf  wegen  ber  «£>ereSlt&  oon 
1085  bte  gemeinen  Solbateu  mit  je  3,  bie  Sa)tffSmetfter  mit  je  40  SDiarf 
«Silber  gebüßt,  $IIS  (Eigener  ber  (Skiffe  mußten  le^tere  13facfye  Strafe 
§at)lcu.  3a)  ben!e,  bie  glotte  £rolfS  fjatte  eine  äl)ttlid)e  ober  btefelbe  (Sin* 
ricritung.  3)ubo  fpria)t  von  Häuptlingen  ber  Normannen,  welche  ber  alte 
Htolf  fünf  3al)re  oor  feinem  £obe  §ufammenrtef,  um  tf)iten  bte  (Srwäl)lung 
feines  Sol)tteS  2ßill)elm  §um  9iad)f  olger  §u  empfehlen.  5lud)  fonft  ftnben 
fta)  bis  in  bte  Seiten  ber  ©rünbung  beS  galltja)en  SftormannenftaatS  fytu* 
auf  Spuren,  baß  ein  Heeres*  ober  glottenabel  borten  beftanb.  2)ie  ur* 
fprüttglidjett  Elemente  btefeS  2lbelS  "waren  meines  ßraa)tenS  bte  Sa)ifjS* 
meifter  ober  2luSrüfter. 

$ln  foldje  Häuptlinge  müffen  größere  Soofe,  ^Dörfer,  otelleidjt  fletneve 
Greife  ausgegeben  worben  fein.  2)enfmale,  bte  tyteoon  zeugen,  erhielten  fia) 
in  oielen  £)rtS*  unb  gamiliennamen.  2)te  Üftormanbie  fyat  Dörfer,  wie 
$lngotntle,  23or.ttefcitle ,  ©rimottoille ,  Herouoille,  bereit  Saut  uttoerfennbar 
auf  bte  Seit  l)imoetSt,  ba  bie  äfteßfdjnur  9Mo'S  gebogen  warb ;  eS  ftnb 
Soofe,  weldie  ein  ^ttSgob,  ein  8jörtt,  ein  ©rim,  ein  £aralb  a^  tymi 
9lntl)eil  empfingen.2)  £)ber  neunte  man  bie  alten  Siftett 3)  ber  @t  oberer,  bie 
mit  bem  33aftarb  oott  $ouen  1066  naa)  ßnglattb  ^ t ttit b c r f d; t ff t e n.  £ter 
fommeit  9tamen  oor,  wie  23onbeotlle,  SBotoille,  (Sl)anoitle  GftanutSheim), 
(Sh;forb,  £>liforb,  ^edeuety,  Sftaunbeoille,  £>auitbexnlle,  Umfreiülle,  2)omfre* 
oille,  (§t;ottle,  ßleoillc,  33olotüe,  23aSfaroitle,  SBotetour  unb  23ote»elehn: 
eS  ftnb  Sehen,  Stürme ,  Dörfer,  ßüfteninfeln,  SBuajtett,  welche  einzelnen 
Anführern,  bereit  normamtifaje  Tanten  bura)fa)immertt,  jugewiefen  würben. 

33efain  aber  aud)  ber  große  Haufe  beS  ^eereS,  bie  SÄajfe  ber  gemeinen 


Oben  @.  135. 
Paris  1846.  I,  154.  9We. 


2)  A.  Thierry,  histoire  de  la  conquete  de  l'Angleterre. 
3)  Ibid.  II,  290  flg.  *94  fig.  297  flg. 


Sterteö  93ud).    Q>ap.  10.    SInfängc  ber  Stormanbie.    <$te  SPtefifönur.  161 


(Streiter  Sanbctgenthum?  £)f)ne  3nxifel  Sa>  em  )c^er  ^)at  fe^nen  <&°f 
empfangen!  $f)ette  ftnb  bie  SSorte  Dubo'S  fo  geftellt,  baß  man  auf 
eine  allgemeine  Maßregel  fcblteßen  nrafr,  tr)eil$  bürgt  ber  (Srfolg  bafür; 
Unjufrtebcnfjeit  roürbe  entftanben  fein,  roenn  ber  $er$og  Saufenbe  übergan* 
gen  tyätte.  9iun  beroaf)rte  aber  baS  £eet  bem  alten  9follo  unverbrüchliche 
Sreuc,  alfo  I>at  er  getfjan,  roaS  ntcfct  blod  bte  ©ereebtigfett,  fonbern  eben 
fo  fcf>r  ber  gefunbe  9J?enfcbenvetftanb  riet!).  2)enn  forberte  niebt  baS  3Bor)t 
bcö  Staates,  baß  ber  .£>er$og  über  baS  ganje  Sanb  ein  9?e£  von  ©utSbe* 
ftfcem  verbreitete,  voelcbe  bte  ftärfften  23anbe  an  ihn  feffelten  unb  beren 
(5t)re  unb  (Stellung  buref)  bte  ungetrübte  gortbauer  ber  Eroberung  bebingt 
roar.  (Sitbltcf)  fagt1)  2>ubo  einige  6ä£e  roetter  unten,  9Mo  r)abe  bte 
9?ormanbie,  welche  früher  veröbet  geroefen,  nad)  allen  (Seiten  thetlS  mit 
Solbaten,  tr)eil6  mit  (Stnroanberern  aus  ber  grembe  angefüllt.  Ü>a6  famt 
nur  auf  3uroetfung  von  «£>öfen  an  fämmtitche  (Solbaten  gebeutet  roerben. 

(Sine  ©efafyr,  bte  leicht  aus  ber  93ertr)etfang  von  ©runbftücfen  unter 
bie  ÜÄaffe  ber  Normannen  entfielen  fonnte,  roarb  von  9tollo  befeitigt:  ein 
Zfyil  be$  £eereS  blieb  betfammen  unter  ben  galten.  2)ubo  erroär)nt2) 
roteberholt  einen  l)ol)en  Beamten  beS  §er$og6,  SRamenS  33otl)o,  ben  er 
balb  al6  prineeps  militiae,  balb  al$  prineeps  domus  bezeichnet.  2)er  £ttel 
prineeps  militiae  ^at  nacb  meinem  ^Dafürhalten  feinen  (Sinn,  roenn  nicht 
ber,  welcher  tl)ri  trägt,  ftetö  (Solbaten  unter  ftet)  r)a*-  2luch  aus  anbern 
Shatfadjen,  bte  ich  fväter  anzuführen  mir  vorbehalte,  roirb  ftcf)  ergeben, 
baß  eine  5lrt  von  ^tngltt^  unauSgefejjt  im  2)ienfte  beS  «£>erjogS  ftanb. 

3n  großem  9J?aßftabe  beroerfftelligte  5lecfervertl)eilungen  an  ein  £eer 
von  Eroberern  ftnb  ein  2ßagniß,  baS  gewöhnlich  bie  einfyetmifcbe  SBevötfe* 
ntng  $u  ©runbe  rietet.  2lber  in  ber  S^ormanbte  war  bteß  nicht  ber  gall, 
fonbern  baS  ©egenthetl  gefc^at) ;  rafefc  blül)te  baS  Sanb  auf.  ü)ie  3eugen 
ftnb  hierüber  einig.  2)ubo  erjä^lt : 3)  „*Rollo  verhieß  5lnfteblem  aller  9?atto* 
neu,  roelcbe  ftch  in  feinem  Sanbe  nteberlaffen  würben,  vollfommene  (Sicher* 
hett,  [teilte  ben  5lnbau  beS  SBobenS,  ber  gänzlich  verfallen  roar,  wieber  tyx: 
Stäbte  unb  Dörfer  bevölferten  ftch  von  Beuern.  SÖetfe  unb  für  lange 
Dauer  berechnete  @efe$e,  ju  roelcben  bte  ©roßen  ihre  (Einwilligung  gege* 
ben  hatten,  bewirften,  baß  deiner  ben  5lnbcrn  unterbrüefte,  unb  baß  9We 
frteblich  neben  einanber  lebten.  3Stele  Streben,  bie  dauern  ber  Stäbte, 
viele  geftungen  erftanben  auö  ihren  Krümmern.  2)cr  Straßenraub  rourbe 
völlig  ausgerottet,  unb  folcbe  (Sicherheit  beö  GfigentfjumS  herrf^^  ^m  Sanbe, 
baß  ber  £er^og  baS  ©ebot  ausgehen  ließ,  9?temanb  folle  hinfort  roährenb 
ber  3«t  ceS  5lcfernö  ben  ^Sflug  vom  gelbe  mit  nach  £aufe  nehmen,  ober 
Sßteh  auf  ber  Setbe  gegen  Unfälle  bewachen." 


*   

l)  ®.  85  Kitte.       0  Ibid.  <S.  91  u.  92.       s)  Ibid.  @.  85.  86  passim. 
©fröret,  $atitl  ©regoriuS  vn.  33b.  iu.  11 


162 


$>a6fl  ©vegovmg  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Ü)ubo  fiif)rt  fofort  ba$  93eifpiel  cineS  23ctrug6  an,  ben  ein  Bauer 
unb  fein  2Betb  bitrdb  Sfagefge  eines  erbid)teten  gelbbiebftahlö  treiben  woll* 
ten,  ber  aber  ftrenge  an  ben  Urhebern  beftraft  warb.  2)ann  er§äf)lt  er 
weiter:  „alle  ©ewaltthaten,  gel)ben,  (Empörungen  hörten  auf,  unb  »eil 
baS  Sanb  be3  tiefften  griebenö  fowohl  im  3nnem  als  gegen  5lnßen  genoß, 
gelangten  bie  (Einwohner  §u  einem  2Öol)(ftanb,  ben  man  früher  nicht  ge* 
fannt  hatte."  3Me  allgemeine  ©tdjerfyett  beS  (SigenthumS  in  Stabt  unb 
Sanb,  welche  3)ubo  fo  ftarf  betont,  nötigt  meinet  (SrachtenS  ju  ber  5ln> 
nähme,  baß  bewaffnete  (Scbu^wachen  bie  $ro^tnj  nad)  tterfcbiebenen  (Seiten 
burchftreiften.  golglid?  war  eine  ftefyenbe  Gruppe,  ähnlich  ber  anglo* 
bänifcr)en  hinglitt),  t>orr)anben. 

(Ein  ^weiter,  jum  ^l)eil  noch  genauerer  Bericht  über  bie  normannifc^en 
3uftänbe  ftnbet1)  ftcr)  bei  bemfelben  9)iönd)  üon  gontenelle,  ben  ich  oben 
alö  3eu9en  in  einer  anbem  (Sache  aufrief:  „$ollo,  ber  weifefte  unter  allen 
2Öiftngem,  bie  je  in  granfretd)  einfielen,  beftimmte  fefte  ©ränjcn  §Wtfcben 
feinem  Sanbe  unb  ben  umliegenben  ©ebieten,  gab  feinem  $olfe  fowor)l  be* 
SÜglid)  beö  JlriegSwefenS,  als  für  bie  Verwaltung  vortreffliche  unb  gerechte 
®efe£e,  welche  §ur  golge  Ratten,  baß  eine  sJJkffe  (Sinwanberer  ber  t>erfct)te- 
benften  Berufsarten  (b.  r).  fowo|l  dauern  clU  ©ewerbSleute)  nach  ber 
9cormanbte  §iifammenftrömten  unb  ftef>  bort  nieberlteßen ,  unb  obgleich  bie 
neuen  unb  alten  (£inwor)ner  weit  au  Sprache  unb  5lbftammung  t>on  cinan* 
ber  abwichen,  wud)fen  bod)  alle  in  bürgern  §u  einem  gleichartigen  $olfe 
^ufammen,  baS  bie  benad}barten  9?eid)e  au  $al)l  unb  9Jkd)t  übertraf." 
Wlan  ftel)t,  ber  Wönd)  fprid)t  wie  ein  Staatsmann.  2)aS  Sanb  war  fcer* 
öbet,  als  et  D^ollo  übernahm.  £>r)ne  Beeinträchtigung  älterer  ©runbbe* 
fttjer,  welche  ber  lange  iftrteg  weggerafft  hatte,  fonnte  bar)er  ber  ^erjog 
eine  9Jkffe  £anbetgentfnun  an  feine  Solbaten  vertheilen. 

2)iefeS  ©igen  erhielt  jebod)  erft  Serttj,  wenn  fleißige  ^änbe  von 
5lußen  §uftrömten.  3)eßl)alb  wanbte  9Mlo  große  (Sorge  barauf,  bie  (Ein* 
wanberung  aus  ben  umliegenben  Sanbcn,  wo  greulid)e  ©efe£loftgfett  einge* 
riffen  war,  §u  beförbern:  cS  gelang  tl)m.  3)iefcS  ©elingen  aber  beweist  l)iiv 
Wieberum,  baß  er  Weife  ®efe£e  eingefühlt,  jebem  §u  feinem  9ied)te  verhol* 
fen,  Sicherheit  ber  *ßerfouen  unb  bcS  (Eigentums  gewährt,  ben  2öol)lftanb 
2111er  gefaxt  fyaben  muß,  mSbefonbere,  baß  er  ftch  mit  mäßigen  Abgaben 
begnügte.  £)enn  in  Sänber,  wo  Stenerbrud  herrfdji,  wanbert  fein  sDcenfd) 
gerne  aus.  Unb  nun  wirb  flar,  warum  OWlo  auf  ben  Beftj3  ber  Bre* 
tagne  fo  fyotyn  2Bertr)  legte.  (Sie  folltc  fein  (Steuerlanb  fein,  wäf;renb  er 
feine  normannifdjen  Untertanen  wie  ^inber  vom  §aufe  fd;onte.  Ü)ubo 


l)  S3ouquet  IX,  3. 


I 


Viertes  33ucf).    ®a\>.  10.    Anfänge  ber  9lorm«nbte.    «Tie  SNefjfönur.  163 


fagt:1)  „mit  ben  Lebensmitteln,  roelcbe  bie  dritten  liefern  mußten,  nährte 
9Mo  (in  Säten  be£  Sttißroa&feö)  fem  ganzes  £anb." 

Die  t>erfcf)tebenen  üftacbrtcbten  über  bie  ©efe£gebung  9loüV6  ftefyen  in 
fo  gutem  (Sinflang  unb  beglaubigen  einanber  gegenfeitig  bergeftalt,  baß  man 
if)re  3Bal)rr)ett  niebt  bejroeifeln  fann.  Ueberbieß  liegen  ©egenproben  fror. 
3u  normannifcf)en  Urfunben2)  be$  11.  3al)rf)unbertö  ift  tjäuftg  tton  hospi- 
tes  b.  I).  gremblingcn  bie  Diebe,  bie  in  ber  Sftormanbie  meift  al6  dauern 
angeftebelt  roaren.  golglid)  l)atte  eine  ftarfe  (Sinroanberung  in  früheren 
3etten  ftattgefunben.  (Sobann  wirb  bie  Eingabe  be3  9Jcönd)6  tton  gonte* 
nette,  baß  bie  bunten  Elemente  ber  33eüölferung  beö  ^crmannenlanbeö  in 
^urjem  ju  einem  gletcbartigen  ©anjen  üerroaebfen  feien,  burd)  eine  Sfjat* 
fad)e  beftätigt.  Ü)te  füfylbarfte  Jtluft  jroifcben  @inroor)nern  eineö  unb  be3* 
felben  2anbe3  füfjrt  93erffbiebenr)ett  ber  Spraken  auf.  9Mo'3  £err* 
febaft  begann,  beftanb  bie  23ettölferung  beS  (SeinelanbeS  allem  Slnfctyeme  nact) 
au6  ttier  ^auptftämmen :  au3  Romanen,  bie  ttor  ber  (Eroberung  bort  faßen, 
au$  Sfanbinatten,  bie  mit  £RolIo  al6  (Eroberer  einbogen,  au6  2Balen  ber 
^Bretagne  —  benn  bretagmfebe  Duellen  fagen  ja,  baß  feit  907  eine  9)?enge 
SBretagner  nad)  ben  umliegenben  Sünbent  au^roanberten ;  enbltct)  auö  9?te* 
berbeutfcf)en.  £at  ber  9J?önd)  Stobt,  fo  muß  in  $ur$em  eine  Sprache  tn 
ber  ^ormanbie  fyerrfcbenb  geworben  fein. 

3n  ber  Zljat  ift  festeres  gefcbefyen.  2lbf)emar,  ber  um  1028  fcfyrteb, 
er$är)lt:3)  „auf  9Mo  folgte  fein  <£or)u  3Btll)elm,  ber  febon  in  ber  Ämbfyeit 
getauft  roar.  Unter  btefent  2BtIt)elm  gewöhnten  fiel)  bie  ©fanbtna&en  ber 
9?ormanbie  allmäl)lig  ifyre  9Jhttterfpracbe  ab  unb  nahmen  bie  romanifaje 
SDfunbart  an."  Slucty  3)ubo  fttmmt  §u;  er  berichtet:4)  „£er§og  SBüfyelm  I. 
fa)icfte  feinen  Sofyn  *Riduirb,  ber  in  Diouen  erlogen  roorben  roar,  nad) 
23ateur,  bamit  er  bort  bie  germantfebe  (Sprache  erlerne."  Denn  in  $ouen 
fprad)  man  romanifa),  voäfyrenb  in  33ateur  bte  germanifaje  3un3e  ft$ 
galten  fyatte.  ©ett  bem  @nbe  beS  4.  3al)rbunbert3  fommen  in  ber  ©egenb 
tton  S3ateur  fäcbftfd)e  Slnftebler  §um  Sßorfcbein.  2)a3  6taat6bucr>  be3  alten 
9?öm  erreich,  ober  bie  fogenannte  notitia  imperii,  bann  ©regor  tton  $our$, 
roeiter  ein  (Sapitular  @arl£  beS  ßatylen  vom.  3ar)re  853  unt>  mehrere  faro* 
lingifa)e  Urfunben  gebenfen5)  if)rer:  aus  obigem  3^gntffe  aber  erhellt,  baß 
bie  altfäa5ftfa)e  Sprache  bort  bis  im  10.  3af)vlntnbert  fortbauerte.  dJiit 
if)r  blieb  noa)  etroaS  Slnbereö  roact>:  ^nfyänglicbfeit  an  baö  £etbentl)um 
unb  £ro§  gegen  bte  £errfcf;aft  beö  ^aufee  sott  *Rouen.  3a)  l)abe  bereite 
gezeigt,  baß  fa)on  Oiollo  öon  (Seiten  ber  ©tabt  33aieur  Sßtberftanb  erfuhr; 


*)  ^ucr)eöne  85.  2)  9lac^etmefen  bei  Sa^^enBeig,  engltfc^e  ®ef^.  II,  20.  Oiotc  1. 
3)  öouquet  VHI,  235.  4)  ©uc^eöne  <§.  112.  5)  2)tc  Belege  jufammengefieUt  Bei 
2)u  Sange,  Glossarium  sub  voce  Otlingua. 

11* 


164 


*pafcfi  ®regoriu3  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


ebenfo  erging  e6  feinem  9?ad)f  olger.  2Öace  aber,  ber  normanntfcfje  föeim* 
djromft,  melbet,1)  baß  Normannen  au6  jener  ©egenb  noch  im  11.  3af)r* 
Rimbert  zuweilen  ben  Schlachtruf  ertönen  liefen:  %fyox  fyelfc,  währenb  ber 
hersoglich'fatholifcbe  lautete :  ©Ott  tyelfe. 

Ueberatl  wo  9Mo'3  2BtUe  bie  £)berr)anb  ^at,  geht  bie  9ßerfchmel§ung 
jener  vielgeftaltigen  (Elemente  im  normannifcben  Sanbe  rafch  vor  ftdt)  r  nur 
wo  ir)m  burch  ältere  germanifcbe  (Siuflüffe  bie  £änbe  gebunbcn  ftnb,  ftößt 
ba$  2Öerf  auf  ^inberniffe.  3>a$  r)eißt  bie  fragliche  Maßregel  ging  von 
bem  ^ermöglichen  ©chloffe  in  SRouen  aus,  unb  töa|rltc§  fte  beweist  für  ftd) 
allein,  baß  ber  Normanne  $ollo  einer  ber  erften  Männer  feines  3ahrr)un* 
bertS  unb  §um  ©efejjgeber  unb  ©taatengrünber  geboren  war.  SQSte  einen 
böfen  *Pfar)l  Ijatte  er  ba$  prächtige  Sehen,  ba3  er  farolingifa^er  (Schwäche 
abtrotte,  mitten  in  ben  £eib  9ceuftrienö  hineingetrieben;  *Mlo  ar)nete,  baß, 
wenn  ittdt)t  er  felbft,  bocr)  feine  Nachfolger  gewärtig  fein  müffen,  Angriffe 
von  ©eiten  ber  bebror)ten  Könige  granfretct)6  ju  erfahren,  golglict)  galt  e$, 
für  fommenbe  gälle  fo  viel  Gräfte  beö  Siberftanbö  al6  nur  möglich  ju  ruften. 

2)er  Normanne  begann  bamit,  baß  er  baS  ©emengfel  von  9J?enfchen, 
baS  er  aus  allen  ©cgcuben  ber  SBelt  in  gleicher  Steife  nach  ber  Normanbie 
50g,  wie  2000  3af)re  früher  9vomulu3  ähnliche  (Elemente  in  ber  Siege  be$ 
alten  28eltreich$  gefammett  ^atte,  $&  einem  lebenbigen,  geifttg  verbunbenen 
©an§en  umzuformen  ftrebte.  Sege  führten  $u  bem  gewünfchten  $kk: 
erftenö  (Sinl)ett  ber  Religion.  S^ollo  fagte  für  ftdt)  felbft  bem  norbifchen 
£)bin6bienfte  ab  unb  beftimmte  feine  Saffengefärjrten,  ba£  ©letale  ju  tfjun: 
gemeinfam  traten  fte  in  bie  fatholtfdbe  Kirche  ein.  3n)eiten6  <Stnl)eit  ber 
Sprache.  2)tc  Umftänbe  erlaubten  e$  nicht,  ber  Normanbie  bie  beutfdje 
3unge  aufjubrängen,  aber  bie  Sfanbinaven  beö  §eereö,  mit  ber  SDfaffe  ber 
romanifchen  Sßevötferung  verglichen,  eine  Heine  9)tinber§af)l,  tonnten  ber 
Sprache  nach  Romanen  werben.  Nur  gehörte  Sclbftverleugnung  ba§u,  benn 
ber  ^)err  richtet  fiel)  nic^t  gern  nach  bem  Unecht,  unb  ber  Normanne  trug 
überbieß  bie  Nafe  t)ocr) ,  fyclt  'f^  unb  fein  $olf  für  viel  beffer  alö  ben 
Skalen.  Ü)ennocb  fe$te  $ollo  burd),  wa$  bie  Vernunft  gebot,  er  ließ  fei* 
nen  Sorm  unb  (£rben  romanifch  ergehen,  unb  wirb  Wot)l  noch  felbft  in  fei* 
nem  Hilter  9tomanifd)  gelernt  haben.  9?ocr)  mehr,  er  beroog  feine  ^auptleute 
unb  Solbaten,  ba$  ©letale  §u  thun.  3)a3  war  gleichfam  eine  zweite  ©e* 
burt  ber  Normanbie.  Sie  herrlich  unb  reich  fyat  jtet)  ber  normannifche 
geuergetft  unter  romantfdier  «gülle  entwickelt!  3ct)  wiebcrhole  eö:  £rolf, 
ber  gußgänger,  muß  ben  großen  tarnen  ber  ©efchtchte  beigezählt  werben. 

*)  Roman  de  Rem  II,  32  u.  34. 

Raol  Tesson  criait :  Tur  ai'e, 
Willam  crie:  Dex  ai'e; 
C'est  Tenseigne  de  Normandie. 


93ievte$  ©udj.    (Sap.  10.    Anfänge  bev  Sttotmanbie.    JDie  SWejjfönur.  165 


Stefe  $ur)e  genoß  baS  Sanb  »on  912  bfö  gegen  920  r)tn.  3)a  warb 
eS  in  bte  Girren  »erwttfelt,  welche  catoetingifdjer  (Sfyrget§  gegen  (Sari  ben 
(Einfältigen  anbettelte,  9?od)  früher  fd)etnt  ber  (Earltnger  felbft  etwas  ge* 
gen  feinen  (Sibam  9Mo  gefpomten  §u  fyaben,  was  jebod)  für  fta)  fd)Werltcr) 
2lnlaß  $u  einem  53ruct)e  gegeben  fyätte.  Ü)te  (5l)e  $oüVS  mit  ©ifela  war 
ftnberloS  unb,  als  grud)t  üolitifeber  33erea)nuwj,  oljnc  gegenfeitige  ^umU 
gnng.  9hm  erjäfjlt ')  3)ubo  gefyetntnißtioll:  „(Sari  ber  (Einfältige  fcr)tcfte 
jwei  feiner  JDtenfilrote  an  feine  $od)ter  ©ifela,  bte  mit  9Mo  »ermäf)lt 
war.  ©ifela  aber  »erbarg  bie  Slbgefcutbten  forgfältig  fcor  tfyrem  @emal)le, 
bem  £er$og,  in  einem  abgefonberten  «£>aufe,  unb  behielt  fte  bort  lange  Sät. 
(^nbltct)  erfuhren  normanntfräe  ©roße,  was  vorging,  nnb  geigten  eS  bem  ,§er* 
joge  an.  2)a  gerieu)  btefer  in  2Butl),  ließ  bie  beiben  9?euftrter  aufgreifen 
unb  fytnrtcfyten."  (Sin  gürft  wie  9?ollo  »errängt  ntcfyt  olme  ©runb  SobeS* 
(trafen,  man  muß  bafyer  annehmen,  baß  irgenb  ein  SSerbrecben  »on  (Sari 
bem  (Einfältigen  unb  feinen  2ßerf§eugen  beabftebttgt  würbe.  3a)  »ermutt)e, 
ber  (Sarltnger  fyatte  feine  Softer  aufgeforbert,  ben  (Srben  9touV6,  2Bü* 
fyelm  I.,  welcher  ©tfela'S  Sttcffofm  war,  aus  bem  2öege  §u  räumen,  ober 
wentgftenS  »ou  ber  9lact;folge  im  §erjogtl)um  ju  »erbrängen. 

9^aa)  obigen  Korten  fa|rt  £)ubo  alfo  fort:  „als  Robert  II.  »on 
graneten  Ogmgo'ö  be$  ©roßen  33ater  unb  beS  erften  caüetingtfd)en  Königs 
©roßttater)  »ernannt,  baß  9Mlo  bte  2)ienftleute  (SarlS  t)atte  umbringen 
laffen,  fdjttfte  er  ©efanbte  an  ben  Normannen  mit  folgenber  53otfa)aft:  mit 
beinern  9fatl)  unb  betner  £ülfe  will  td)  mid)  gegen  ben  (Sarltnger  ergeben, 
ü)m  baS  ^eictj  entreißen  unb  il)n  aus  bem  £anbe  jagen,  hierauf  entgeg* 
nete  9Mo  bem  Raupte  ber  ©efanbtfdmft:  bein  §err  rettet  allju  fdmell,  ben 
Äönig  (Sari  mag  er  meinetwegen  ju  ©runbe  richten,  aber  nie  werbe  tcr) 
bulben,  baß  Robert  bie  trotte  auf  fein  eigenes  §autot  fe|e."  ®letd)Wol)l 
fc^lug  Robert  II.  loS,  aber  lub  ftd)  baburef)  nta)t  nur  ben  §er§og  $otlo, 
fonbern  nod)  ein  anbereS  ^ormannenfyeer,  baS  wir  je£t  ins  2luge  faffen 
müffen,  auf  ben  Warfen. 

globoarb,  ber  ju»erläfftgfte  neuftrtfd)e  (Sfjrontft  beS  10.  SafyrlmnbertS, 
beffeu  2Berf  {eboct;  erft  mit  919  beginnt,  fprtcbt2)  §um  3ar)re  921  »on 
eirfem  Raufen  Normannen,  welche  ftd)  an  ben  9Jhmbungen  ber  £otre  feft* 
gefegt  Ratten.  Offenbar  ftanben  fte  bamalS  im  ©olbe  (SarlS  beS  (Einfällt* 
gen.  2)enn  globoarb  berietet  weiter:  „Robert  (ber  ©egner  beS  (Sarltn* 
gerS)  belagerte  bte  Normannen  ber  £otre  fünf  Monate  lang,  fmtyfte  bann 
mit  tfynen  Unter^anblungen  an,  empfing  ©eißel  »on  tfmen  unb  trat  flimen 
einen  ^etl  ber  Bretagne,  namentlta)  ben  ©au  »on  Nantes,  ab.  @eit  btefer 
3ett  begannen  einzelne  ber  Normannen  »on  ber  Sotre,  ben  a)rtftltcben  ©lau^ 


l)  £>ucije0ne  @.  86.       2)  sßtxfr  III,  369. 


166 


$abfl  ©regoviuS  VII.  uub  fein  3eitaltev. 


ben  anpneljmen.''  2)a8  Stüd  ber  Bretagne,  baS  Stöbert  ben  Norman* 
neu  ber  Sotre  §ufprad),  gehörte  ntdjt  tym,  fonbem  bem  $ed)te  nact)  ber 
jtrone  granfreid),  thatfädjlid)  aber  ben  Normannen  fclbft,  bte  ftch  ja  laut 
bem  3™9wfje  globoarS  längft  bort  aufhielten.  3)te  üon  Robert  beliebte 
Abtretung  fytcfj  alfo  bloS  fofctel,  er  fefnerfelW  wolle  ^orerft  bte  Norman* 
neu  nicht  hmbern,  ba£  fte  länger  an  ber  Sotre  bleiben,  jebod)  bann,  wenn  er 
$ömg  werbe,  tlmen  bie  füblid;e  ^Bretagne  förmlich  einräumen.  3^eitcnö 
bte  Normannen  ber  Mxc  waren  b\%  bafyin  Reiben,  folgltd)  ftanben  fte 
nicht  unter  SRollo'S  33efef)l,  beim  btefer  hatte  mit  feinen  Saffengenoffen 
fett  10  3al)ren  ben  cbrtftlid)en  ©lauben  angenommen. 

3m  (Sommer  922  wählte ')  bte  bem  (Sariinger  abgeneigte  ^artfyei  ber 
9?euftrter  ben  bisherigen  £er$og  Robert  junt  Röntge.  Robert  ritt  alfo  \mU 
ter,  als  in-  ben  5lbftd)ten  DioüVS  lag,  aber  (ebenfalls  ntcfyt  fo  weit,  als  er 
felbft  gewollt  l;atte.  Ü)enn  im  folgenben  3al)re  fam  eS  §wtfchen  (Sari 
unb  Robert  §u  ber  Sd)lad)t  bei  SoiffonS,  in  welcher  ber  lejstere,  obgletd 
(Bieger,  fiel.  Slua)  wenn  Robert  nid)t  erjd)lagen  worben  wäre,  würbe  er 
einen  fcfyweren  Stanb  Mammen  fyaben,  weil  fct)on  sor  bem  treffen  bie 
Normannen  niebt  nur  ber  £otre,  fonbem  aud)  ber  (Seine  ftcr)  gegen  tl)n 
erhoben  hatten,  wie  fte  beim  aud)  feinem  9iaa)folger  unb  Schwager,  bem 
neugewählten  Könige  $obolf,  bem  33urguuber,  Dkl  §u  fd;affen  machten, 
globoarb  erzählt:2)  „nach  bem  unglüdlichen  Kampfe  sott  SoiffonS  forberte 
(Sari  ber  (Stnfältige  bte  Normannen  auf,  ihm  eilige  *g>ülfc  §u  letften.  3Bte 
bief  bte  granfen  unter  Äönig  $obolf  erfuhren,  belogen  fte,  um  bte  Sßcret* 
ntgung  ju  üerhmbem,  eine  Stellung  an  ber  £)tfe  §wtfd)en  (Sari  unb  ben 
fyeranrüdenben  Normannen,  ©leid)Wohl  fe|te  9?agcnolb,  Anführer  ber  Wox* 
mannen  »ort  ber  £otre,  ben  ^lufforberungen  (SarlS  folgenb,  glüdlicb  über 
bte  £>tfe,  §og  nun  »tele  Normannen  ber  Seine  an  ftd),  unb  verheerte  baS 
£anb."  5llfo  bte  Normannen  ber  £otre  Ratten  einen  eigenen  felbftänbigen 
Anführer,  ber  9fagenolb  ober  Dfogcnwalb  fyt%  üon  $öntg  (Sari  bem  (Sin* 
fältigen  <Solb  bejog,  ober  ftd)  bod)  als  fein  23unbeSgenoffe  geballte,  im 
Uebrigen  aber  mit  bem  Raupte  ber  Seine^ormamten,  mit  *Jfollo,  §ufammen= 
hielte. 

$ur§  barauf  erlitt  9?agenolb  burd)  ^arthetgänger  ^obolfS  mehrere 
Schlappen,  9hm  erft  faßte  9iobolf  SDhttf),  ben  «£>er§og  9Mlo  unmittelbar 
anzugreifen:  er  überf abritt  bie  (Spte,  ben  ©rän$flitfj  ber  ^ormanbie,  unb  »er* 
fyeerte  mehrere  23c§trfe.  Allein  er  fonnte  ftet)  ntebt  galten:  ^Bewegungen, 
bte  tymter  feinem  dürfen  in  Lothringen  auSbrad)en,  nötigten  ihn  mr  S^ücf- 
fehr.  3nt  Sinter  924  würbe  über  Slbfcblufj  eines  griebenSoertragS  unter* 
hanbelt,  ber  ganj  ju  fünften  ber  Normannen  ausfiel,    globoarb  fagt:3) 


»)  Oben  <S.  139,       2)  $er&  III,  371.  372.       3)  «ßer^  III,  373. 


«Öicrteö  93u#.    @a£.  10.    Anfange  ber  fttormanbte.    fbie  Sfte&fdjnur.  167 


„r.ad)  bem  fRettjatyr  924  trieb  man  im  neuftrifdjen  9?eid)e  6teuergelber  ein, 
welche  ben  Normannen  bejaht  werben  follten."  gür  tt)en  waren  biefe 
SBranbfcfia Jungen  beftimmt?  für  bie  Normannen  ber  8oire,  ober  für  bie  ber 
Seine?  3$  benfe,  man  beabftdjtigte  fte  unter  beibe  ju  t>ertr)eilen.  Stuf  er 
bem  mutfymaßlicben  Slntfyeil  an  ber  ^rtegöfteuer  trug  $ollo  eine  93ergröße* 
rung  feineö  ©ebtetS  bason.  Ü)amal3  würbe  ifjm  nämlicb  S3ateur  jugefpro* 
dum,  unb  überbieß  bie  Sanbfdjaft  SDcaute  abgetreten.  Ueber  bie  fßttifiXt* 
niffe  ber  ©tabt  SBaieur  t)abe  id)  oben  baö  9*b'tf)ige  gefagt.  3)te  abgetretene 
Wlauu  blieb  nid)t  lange  unter  ber  ^errfebaft  beö  £aufe£  sott  Diouen.  2Bie 
td)  oben1)  geigte,  erfebeinen  bort  feit  ber  Wlitte  be£  10.  3<if)rr)unbert$  felb* 
ftäubige  ©rafen. 

2ßär)renb  ber  im  legten  hinter  gepflogenen  93err)anblungen  fdjeint  ben 
Normannen  ber  Soire  $ugeftd)ert  worben  §u  fein,  baß  aud)  fte  gleid)  $ollo 
ein  eigenes  ©ebiet  erf  alten  follten,  allein  fte  gingen  leer  au$.  9kd)bem 
globoarb  bie  Abtretung  t>on  SBaieur  unb  9Jcame  an  Otollo  bexitykt  fyat, 
fäfyrt2)  er  fo  fort:  „weil  nod)  immer  fein  8a nb  auf  gallifd)em  SBoben  an 
^ageuolb  überwiefen  worben  war,  tterfyeerte  er  mit  feinen  Normannen  baö 
©ebiet  «gmgo'ö  (be$  (£apetingcr$)  §wtfd)en  teilte  unb  £oire."  Offenbar 
ftnb  l)ier  tton  bem  (Sfyrontften  einige  TOttelgtieber  überfprungen,  welche  er* 
gän§t  werben  müffen. 

3)er  3ufammenf)ang  tft  meinet  (£radjten$  folgenber:  im  3al)re  921 
fyatte  §ugo'6  93ater,  Robert,  alö  er  ben  Normannen  üftauteS  überlieft,  bie 
SSerbinbltcbfett  übernommen,  trauen  fobatb  er  ^önig  werben  würbe,  bie 
©tabt  förmltcf)  abzutreten.  3)iefc3  23ertyred)en  war  aber  nid)t  erfüllt  wor* 
ben,  obgleid)  bie  graulen  922  Robert  auf  ben  Stroit  erhoben.  5lud)  bei 
ben  93erbanblungeu  üon  923  auf  924  muß  baö  SBerfpredben  erneuert  unb 
üon  §ugo  unterftüfct  worbcu  fein,  ©leid)Wol)l  l)ielt  man  il)nen  abermal 
nid)t  Sort.  Um  ftd)  §u  räd)en,  erholten  ftd)  nun  ^agenolb  unb  feine  ©e* 
noffen  an  ben  ©ütem  §ugo'8,  als  eineö  £auptfd)ulbigen  am  Sreubrud). 
3um  folgenben  3ar)re  berietet  globoarb  Wetter,  baß  ber  Normanne  9tage* 
nolb,  nadjbem  er  baö  l*anb  jwifdjen  ©ein«  unb  £oire  auögeplünbert  tjatte. 
ftd)  gegen  £)ften  wanbte  unb  23urgunb  mit  geuer  unb  ©ctjwert  l)eimfud)te, 
33urgunb  war  baS  £au6gut  be$  bamaltgen  fran§öftfd)en  Röntge  9tobolf. 
£>emnacb  bcfyanbelte  tl)tt  föagenolb  als  ben  ^weiten  $auptfc§ulbtgen  am 
Sreubrud). 

2)ie  (Erneuerung  be$  Kampfs  §wifd)en  9togenolb  unb  bem  neuftrifdjen 
Könige  l)atte  jur  golge,  baß  aud)  D^olXo  925  wieber  p  ben  Staffen  griff. 
Allein  fogleid)  bilbete  ftd)  ein  mädjtiger  33unb  wiber  ir)n.  3n  ©emetnfdjaft 
mit  bem  Könige  9ioboIf  rüfteten  ftd)  ber  glanberer  Arnulf,  ©raf  Heribert  II. 


')  ©.  141.      2)  tya%  in,  374. 


168  ©regortuö  VII.  unb  fein  Seitaltev. 

von  SßermanbotS,  ©raf  £eligaub  II.  von  *ßontf)teu  ju  einem  Eingriffe  auf 
bte  9cormanbte.  23eibe  $l)eilc  fugten  etnanber  §uvor$ufommen.  3)tc  9(or* 
mannen  ber  ©eine  brauen  gegen  SlmtenS,  bann  btö  5lrra£  vor,  fengten 
unb  brannten.  3tyrerfefi$  fielen  bte  SSafaücn  9fobolf3  in  bie  9cormanbte 
ein,  erftürmten  ba3  ©d>loß  (Su  unb  Rieben  bte  ganje  SBefafcung  nteber, 
welche  ber  alte  9Mo  hineingelegt  hatte.  Sugletcf)  fähigen  auef)  bte  Hin* 
mof)ner  von  93ateur,  welche  6tabt  im  vorigen  3a^rc  förmlich  abgetreten 
morben  mar,  mtber  9Mo  lo£  unb  vermieteten  bte  Umgegenb  von  Kotten. 
5luf  bie  9cachrtcbt  von  biefen  Vorgängen  fe^rte  baö  §eer,  ba$  nach  Slrraö 
vorgerüdt  mar,  eilenbS  naa)  ber  9cormanbte  prücf,  um  bte  bebrobte 
math  §u  fdjüfcen.  3)od)  fdjetnt  eine  2lbtl)eilung  bei  Slrraö  geblieben  $u 
fein,  ba  globoarb  sunt  folgenben  3afyre  melbet,1)  baß  ^önig  $obolf  ba* 
felbft  Normannen,  bte  in  einem  Salbgebirge  ftcr)  feftgefe^t  Ratten,  be* 
lagerte. 

2)te  *Rüdfef)r  beS  normanttifeben  §eereö  6ract)te  eine  entfebeibenbe 
Strfung  hervor;  benn  globoarb  fagt,  *)  ^erjog  £ugo,  ^Roberts  Solm,  ber 
mäa)ttgfte  9Jiamt  in  9ccufter  unb  btöfyer  Sßerbünbeter  be£  Königs  miber 
S^otfo,  l)abe  für  ftdt)  allein  mit  ben  Normannen  grteben  gcfd)loffen  unb  bte 
anbertt  Reifer  be$  Jlöntg$  $obolf  im  6ttcbe  gclaffen,  3m  folgenben  Säfyxt 
926  entfpann  fid)  im  ©ebtet  von  2lrra3  smifeben  bem  jurücfgebltebenen 
fRormannenr)aufen  unb  bem  ilönig  9?obolf  ein  Äampf,  in  meinem  ©raf 
^eligaub  von  ^ontlu'eu  fiel  unb  ber  JtÖntg  felbft  eine  fernere  2Bunbe  er* 
hielt.  9tun  mürbe  allgemeiner  griebe  gefa)loffen,  ber  abermal  31t  ©unften 
9Mo'ö  lautete.  S)er  Normanne  erhielt  eine  bebeutenbe  SBranbfcha|$ung,  $u 
mela)er  gan§  ^euftrien  beifteuern  mußte. 

9cur  bie  Normannen  ber  Sotre  ftanben  noch  in  Staffen  gegen  £er$og 
£ugo  von  grancien  unb  ben  ©rafen  Heribert  II.  von  SBermanbote,  aber 
auch  fte  ni^t  mehr  lange.  9kchbem  £ugo  vergeblich  verfugt  h«tte,  fie  im 
grühlmg  927  $u  überwältigen,  fam  auch  auf  btefer  Seite  ein  Vertrag  §u 
©tanbe,  fraft  beffen  £ugo  —  ohne  3wctfel  mit  (Sinroilligung  bcS  Königs 
SRobolf  —  Nantes  für  immer  unb  förmlich  an  bte  Normannen  ber  Soire 
abtrat.  £)amtt  mar  einer  ber  £aupt§metfe  be6  fett  6  3al;ren  von  *Rollo 
faft  ununterbrochen  geführten  $rteg$  erreicht. 

Sßon  9cun  an  ermähnen  bte  3al)rbüd}er  von  9^{)cimö  nur  noch  einmal 
9toüV$  tarnen.  Heribert  II.  von  SBermanbotS,  ber,  mie  mir  miffen,  ben 
unglüdlichen  (£arlingcr  (Sari  ben  Einfältigen  feit  923  in  SBanben  hielt, 
ließ  feinen  ©efangenen  plö^lich  927  loS.  5)te  nächfte  Slbftcht  beS  ©rafen 
mar,  ben  $önig  Dfobolf,  mit  bem  er  ftcb  fürjlich  verfeinbet  hatte,  ju  $min* 
gen,  baß  er  bte  2Bteberetnfperrung  be$  ©egenföntgS  um  einen  r)oheu  ^ßreiö 


l)  Ibid.  @.  376. 


JBievteö  S3ud).    (Sop.  10.    Anfänge  ber  Sflotmanbie.    £>te  SKeffönut.  169 

erfaufe.  3u$U\<f)  extyUt  aber  auö  mehreren  Sfyatfacrjen,  baß  9fcoHo  jur 
Befreiung  be6  ßarltngerö  mitgeroirft  t)at.  globoarb  erjätjlt1)  erftlicr),  gleict) 
naa)  (Sntlaffung  (£arl$  beö  Einfältigen  J)abe  ber  Normanne  feinen  @of)n 
unb  (Exbcn  2Bilf)elm  an  ben  befreiten  Äöntg  abgefd)tdt,  um  bemfelben  §ul* 
bigung  ju  leiften.  Stettens  berichtet2)  ebenberfelbe  §um  3al)re  928,  baß 
9Mo  ben  ©ofut  Heriberts,  £)bo,  al$  ©etfel  in  ,£änben  Jjatte ,  unb  ifyn 
nifyt  el)er  frei  gab,  bis  niebt  nur  Heribert,  fonbem  aud)  mehrere  anbere 
geiftlicfye  unb  roeltlicr)e  Sürßen  SReußrienS  bem  (Sariinger  l)ulbigten.  9Mo 
Ijat  alfo  tfyetlä  felbft  (Sari  ben  Einfältigen,  mit  2luöfd)luß  be6  ©egen* 
Fönigö  Oiobolf,  als  rechtmäßigen  (SeMetet  granfreid)S  anerfannt,  tr)ctl6  5lnbere 
genötigt,  baS  ©leiere  ju  tr)un.  Unmöglich  farnt  man  unter  biefen  Um* 
ftänben  bereif  ein,  baß  bie  SoSlaffung  (SarlS  §um  guten  Steile  Sßerf  ber 
Normannen  oon  fernen  roar. 

9htnmel)r  ftnb  rotr  im  6tanbe,  bie  ^änbel  ber  3at)re  922—928,  bie 
beim  erften  5lnb(icf  fo  oerroidelt  erfahrnen,  aufklären.  93ielletd)t  fajon 
fett  ber  Seit,  ba  $ollo  in  granfreta)  einbrach,  trieb  fid)  bafelbft  ein  anbe* 
rer  £aufe  norbtfdu'r  SBtftnger  um.  Severe  ftanben  unter  einem  «gwupt* 
ling,  ber  Dtogenotb  r)tcß,  im  Uebrigen  beerten  fie  auf  eigene  9?ed)nung. 
®letcr)rooI)l  muß  Dioüo  mit  biefen  anbern  unabhängigen  Normannen  in 
SSerbinbung  getreten  fein,  er  gebaute,  fie  für  einen  wichtigen  3wecf  ju 
brauchen.  2£te  roir  Riffen,  hatte  9Mo  bie  neu(trifd)en  Scr/attenfönige  ge* 
jungen,  ihm  außer  ber  9?ormanbie  aud)  bie  Bretagne  $u  überlaffen.  £>te 
^Bretagne  aber  ßteß  gegen  6üben  an  baS  ©ebtet  beS  ca^etinQtfcfjen  £au* 
fe$,  tx>cfcf)eö  feit  bem  legten  Drittel  be6  9.  3ahrf)unbert$  baS  Sanb 
fct)en  (Beine  unb  Soire  fein  (Sigenthum  nannte.  2)er  oerrounbbare  $unft 
feines  bretagnifcr)en  2ef)enS  roar  batjer  in  9Mo'6  ©inne  bie  ©übfpi^e,  ober 
ber  ©au  von  Nantes.  SBeil  er  bie  ©ad)e  fo  anfal),  befctjloß  er  bort  feine 
SanbSleute,  bie  <5d)aareu  SRagenolbS,  an§uftebeln.  ©te  follten  für  bie  (Sa* 
pettnger  ein  $faf)l  im  gletfa),  ein  eherner  bieget  fein,  ber  Roberts  beS 
©tarfen  (Snfel  hinbere,  roetter  gegen  Söeften  vorzubringen.  3U  folgern  3wede 
fd)ür§te  9follo  feit  920  allerlei  knoten,  fa>b  balo  ^agenolb  voran,  balb 
jog  er  felbft  baS  ©djwert  unb  ruhte  nia)t  ef)er,  bis  927  Nantes  in  befter 
gorm  an  bie  23unbe3genoffen  abgetreten  roar.  3t)rerfettö  letfteten  bie  (Sa? 
pettnger  ben  entftt)loffenßen  SBiberßanb,  benn  fte  begriffen  roofyl,  rool)tn 
9Mo  [teure,  aber  §ulet$t  mußten  fte  bem  ^ormannenfeuer  roeidjen.  2)ie 
6c£)aaren  DtogenolbS  rourben  33eroof)ner  ber  füblic^en  ^Bretagne. 

Dura)  biefe  ^t)atfacr)e  empfängt  eine  (Srfcheinung  ber  bretagntfehen 
©efd)ta)te  genügenbeö  Sia)t.  S3iö  ju  bem  3^ttounfte,  ba  naa)  bem  ^obe 
Allans  beö  ©roßen  bie  Bretagne  unter  frembeö  3oa)  geriet^,  ftanben  bort 


*)  Ibid.  @.  377.       2)  Ibid.  @.  378  oUn. 


170 


$af>ft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


jwet  fyerrfcbenbe  Käufer,  ba3  oon  9iemte$  unb  baS  oon  93anne3,  einanber 
gegenüber.  üJkcr;  Sffiteberljerftetlung  6rctagntfcf)er  Unabfyängtgfeit,  lebte  auet) 
bte  ßweifeft  voteber  auf,  aber  tu  anberergorm;  uur  OtenneS  blieb,  SBanneö 
bagegen  t>erfd)Wanb,  unb  9?ante£  trat  an  feine  ©teile.  Sftatürlid):  buref) 
Slnfteblung  ber  ©paaren  *Ragenolb$  war  9?ante3  @cr)Werpunft  ber  füblictjen 
^Bretagne  geworben,  Cannes  tjatte  feine  ehemalige  S3ebeutung  verloren.  2)er 
©raf  beS  ©übenö  pflanzte  barum  im  9?orntannenlager  §u  Nantes  fein 
^Banner  auf. 

3wetten$  D^oüo  wollte  ntebt,  baß  ein  fräftigeS  jtöntgtfyum  in  granfretcr) 
wadjfe;  unb  Riebet  fyatte  er,  oon  feinem  ©tanbpunft  auS  bte  @act)en 
fel)en,  atlerbtngS  9?ed)t.  2)erm  fobalb  lieber  wirfltdje  Röntge  in  9?eufter 
auffamen,  ließ  ftet)  oorau3fel)en,  baß  fte  bannt  beginnen  würben,  bte  §er* 
§oge  von  $ouen  gleta)  eingebrungenen  Diäubem  auS  bem  Sanbe  f)tnau6§u* 
jagen.  3)eßf)alb  erflärte  9Mo  bem  Slbgefanbten  Roberts  II.;  bein  £err 
mag  meinetwegen  ben  einfältigen  (Sari  in  bie  (Snge  treiben,  aber  nie  werbe 
tefy  bulben,  baß  Robert  9tfeuftrien3  £f)ron  beftetge.  9Mo  t>at  2öort  gefyal* 
ten,  fo  weit  feine  $cact;t  retd)te.  50?tt  bem  Slugenblttf,  ba  ber  (Sapettnger 
Robert,  unb  naa)  lfm  fein  ©cfywager,  ber  33urgunber,  bte  ^rone  auf  tr)r 
§aupt  festen,  warf  er  tjjnen  bei  jeber  ©elegenfyett  ©reine  in  ben  2ßeg  unb 
nötigte  §ule£t  ben  ©rafen  von  ^Bermanbote,  feinen  ©efangenen,  ben  (Sar* 
linger,  l)erau^ugeben.  ßttt  ^öntg  wie  ber  Einfältige  ßart,  fd)waa)  an 
SBcrftanb  unb  Milien,  fd)Waa)  an  9J?aa)t,  erbärmlich,  war  für  bie  3wecfe 
be£  Normannen  §u  $ouen  ber  redete  9Jcann,  bte  Mxonc  von  granfretd)  ju 
tragen. 

2113  ber  (Sariinger  wieber  frei  würbe,  fyarte  9Mo  bie  äußerfte  ©rän§e 
be£  ©retfenalterS  erreicht,  „^iebergebeugt  bura)  bie  Saft  ber  3at)re  unb 
bie  Arbeit  fo  vieler  ©d)lad)ten ,"  fagt1)  Ü)ubo,  „formte  ber  alte  <£>er§og 
ntd)t  meljr  §u  $ferbe  fteigen."  3n  feiner  Sugenb  nannte  man  Üm  laut 
©norro'3  S^gniffe2)  $rolf  ben  gußgänger,  weil  fein  ^ferb  ftarf  genug 
war,  ben  gewaltigen  £etb  beö  gelben  ju  tragen.  3um  ^er^oge  emporge* 
ftiegen,  muß  er  betutod)  l)inreia)enb  ftarfe  9foffe  gefunben  unb  nun  guten 
Xrjettö  vom  ©artel  l)erab  regiert  l)aben.  2)te  f)of)en  3al)re  werben  et 
Wot)l  auet;  gewefen  fein,  bte  t|fi  l)inberten,  nod)  einmal  ein§ufd)reiten,  als 
ber  ©raf  t>on  2krmanbot3  ben  (Sarltnger  von  Beuern  eintfyürmte.  5lnbere 
©orgen  befdjäftigten  ben  alten  Normannen. 

£)bgleid)  von  ^>auö  aus  nur  einet  3arlö  ©ot)n,  nid)t  ©proffe  aut 
föntgltcfyem  ©eblüte,  übte  er,  fo  lange  er  lebte,  faft  unbegrän§te3  S(nfel)en 
über  baS  ^ormannenl)eer,  unter  bem  ftd)erlid)  nod)  mand)e  anbere  3artö^ 
följne  ftd)  befanben,  bte  l)oc§  oon  fia)  felber  backten.    Ü)ie  lange  ©ewofyn* 


*)  $Duct)eöne  6.  86. 


z)  Heimskringla  I,  100. 


93ierteö  93urf;.    &a)p.  iO.    Sfofänge  ber  9lormanbte.    #rolf  fHrfct.  171 


r)eit  beö  ©erjorfamö  im  gclblager,  unb  bie  (Sl)rfiircf)t ,  n?elcf)e  ben  (Sieger 
in  fo  oielen  6d)lad)ten  umgab  ,  ging  aua)  auf  ba3  fyalb  bürgerliche  £eben 
über,  bem  jtdj  bie  5D?affe  ber  Normannen  nad)  5lu3tf)eilung  ber  2anbloofe 
roibmete.  2lber  nunmehr,  ba  bie  Seit  fam/  ^o  ^°Wo  ftd)  entfalteten 
mußte,  feinen  $lajj  an  einen  Zubern  abzutreten,  fd)eint  il)it  ber  ©ebanfe 
befa)Iid)en  ju  fyaben,  ob  nid)t  naa)  feinem  £obe  bie  Häuptlinge,  in-rfütjrt 
üon  bem  23etfptele  ber  93afallen  in  ben  umttegenben  neuftnfdjen  Sanben,  fei* 
nem  (5ofme  baö  gleiche  ©du'tffal  bereiten  würben,  baö  jene  ben  Königen 
(Earf,  Robert,  9?oboIf  bereiteten.  9Mo  traf  geeignete  Maßregeln  ber 
93orM)r.  JDubo  fagt:1)  „er  rief  bie  gürften  ber  Normannen  unb  SBretag* 
ner  nifammen,  übergab  in  tl)rer  ©egenroart  feinem  Sofjne  5Mfyelm  2ltle6, 
roa6  er  befaß,  forberte  bann  bie  Häuptlinge  auf,  if)n  nim  HerS°9  Su  ®>&¥ 
len,  unb  nad)bem  bie  Normannen  tl)it  roirftid)  ntdjt  blo3  nun  Hcr3°9>  f°n* 
bem  nun  e  r  b  I  i  et)  e  n  ©ebteter  erforen  Raiten,  legte  er  bie  $an\t  ber  gür* 
(ten  in  bie  feinet  €or)ne3  unb  nafym  Elfteren  einen  (Stb  ab,  baß  fte  2e§* 
terem  treu  fein  unb  fyelfen  wollten,  ba$  9iormamienerbe  §u  behaupten  unb 
ju  mehren. " 

,,9kd)  biefer  2Bal)l,  ttor  roelcber  ©ifela,  bie  §roeite  ©emafyltn  9?oüVö 
bereits  geftorben  war/'  fäl)rt  2)ubo  fort,  „lebte  ber  alte  HcrS°B  no$  funf 
3af)re,  bann  ging  er  ben  2Öeg  alles  gleifcrjcS."  3)a6  £obc3jal;r  9f£ollo'g 
fann  niebt  genau  beftimmt  derben,  roett  bie  Angaben  ber  (£l)rontften  §roi* 
fajen  928  unb  931  fdnranfen.2)  3*  ftimme  für  930,  roeil  im  näcbften 
3al)re  —  931  —  Ümigc  gefa)al)en,  bie  id)  für  golgen  üom  £obe  DioüVS 


')  2>uefye3ne  a.  a.  £).  @.  86  öergltcfyen  mit  91.  2)  Siefie  Sa^enfcevg,  ©cföicfjte 
tton  (Snglaub  II,  16.  9?ote  5. 


172 


$abji  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


(Eilfte*  Capitel 

2>ie  Stformanbie  unter  -^erjog  Sffitlljelm  I. ,  Sangfdjiuert  genannt,  @or)ne  JJtolIo'S,  tton 
930—942.  Slufrutjr  beö  Normannen  9iiulf,  unb  £rene ,  roeldje  93ernfjarb ,  £au£t* 
mann  ber  Seibmacfje,  bem  jungen  £erjoge  beweist.  Söaljre  Urfadje  biefer  33eroegung 
roar  baö  normannifdje  £au£gefe|5,  lueld^eö  r>orfcf)rieb,  baß  bte  «£erjoge  ber  9lox; 
mannen  nur  in  fogenannten  bjntföcn,  b.  \).  iuilben  (Sfyen  mit  Äebfen  gejeugt  roerben 
bürften.  93ernl)arb  ergingt  eine  Slbftnbung ,  laut  roeldjer  jtoar  audt)  fürber  nur 
23ajtarbe  bie  .£>errfcr}aft  erben  foÜen,  bte  aber  gIetd)tvof)t  ben  ^erjogen  gemattete, 
nacr)  (Sr^telung  eineö  drben  €>cr)einer)en  mit  ebenbürtigen  ftranjöftnnen  ein$uger)en. 
©eljeime  ©rünbe  biefer  «Setzung.  (Empörung  ber  ©retagner  S3erngar  unb  SUlan, 
roeldje  <£>er}og  £Büf)etm  nur  mit  <§ilfe  beö  frangöftfc^en  .Königg  Slobolf  ju  betoäl* 
tigen  vermag.  3«  Sotge  ber  mit  ^obolf  abgefd)loffenen  Uebereinfunft  muß  $BiU)etm 
£angfä)roert  ben  33retagner  93erngar  aU  Jperrn  ber  £anbfcr)aft  $enneö  anerfennen, 
ben  ©rafen  üon  9lante^93anne$  bagegen,  9iüan,  »erjagt  er  au3  bem  £anbe.  Slttan 
f!ürt)tet  nacr)  (Snglanb.  £f)ronftecr;fel  in  Ofeufhien.  2)er  (Sariinger  £ubn?ig ,  ber 
Ueberfeetfdje,  rotrb  mit  «£itfe  feineö  DfyeimS,  beö  angelfacr)ftfa)en  ^>errfa)erö  2ltf>eljtan, 
.König  oon  Sleujlrien.  Äurj  barauf  fefyrt  ber  S3retagner  5lltan  gleichfalls  mit  eng* 
lifdjer  £tlfe  in  bie  Jpeimatf)  juvücf  unb  färnpft  glücfticr)  gegen  bie  Normannen. 
<£er$og  Sffiilljelm  gerätl)  baburcr)  in  fd^roereö  ©ebränge.  SWittel  ber  Sijt,  bie  er  auf* 
roenbet,  um  ben  neuen  .König  Subtuig  ju  nötigen ,  baß  er  9lllan  ^rctögebc.  «Seine 
23ünbniffe  mit  £ugo  von  ftrancien,  Heribert  r-on  93ermanboiö  unb  anbern  ©roßen. 
9£ilf)elm  ^iet;t  ftd)  ben  £aß  beS  beuifdjen  .Königs  Otto  I.  ju ,  mit  Buftimmung 
beffelben  laßt  Sftarggraf  3lruutf  von  ftlanbern  ben  S'lormannen^ergog  3BiU)elm,  Qtollo'S 
<Sof)n,  im  £)e$ember  942  ermorben. 

£erjog  Silhelm  I.,  §rolf^  ©olm,  war  nicht  in  bem  §aufe  be£  2k* 
terö,  fonbern  nach  norbifcher  (Bitte  in  bem  eines  5tnbcrn,  beö  ©rafen  53otho, 
aufgewachten ,  melier  fein  Nährsater  würbe.1)  9Mo  fcheint  biefe  Wlap 
regel  ergriffen  §u  v)abm,  weil  er  fürd)tete,  baf  bie  (Stiefmutter  ©tfela  ben 
6of)n  ber  Nebenbuhlerin  nicht  gut  bel)anbeln  fönnte.  2Öilt)e(m  erhielt  burd) 
@eiftlid)e  eine  romauifc^e  unb  c^riftlt^e  (Srsietjung.  S3alb  nad)  feiner  Sfyron* 
befteigung  brauen  swet  fefyr  gefährliche  ^Bewegungen  auö,  bie  ihm  beinahe 
^l)ron  unb  Sebcn  gefoftet  hätten:  eine  Empörung  ungetreuer  Sßafallen  unb 
StbfaH  einer  mit  ©ewalt  unterjochten  $rooin§.  Obgleich  2)ubo  beibe  (£r* 
eigniffe  nicht  innerlich  mit  etnanber  öerfnüpft,  bin  ich  überzeugt,  baf  fte  ^u^ 
fammenhiengen  unb  ich  werbe  fte  in  ber  £)rbnung  erzählen,  bie  mir  bie 
natürliche  fchetnt. 

Nad)  norbifchem  (Gebrauche  hatte  ftch  SBilhelm  eine  Normanuin  Wa* 
menö  ©prota  beigelegt,  bie  ihm  auch  einen  ©ohn  9ftcharb  gebar,  ber  nach 
Silhelmö  frühem  Sobe  «&er§og  ber  Normanbie  würbe. 2)  3)ubo  fagt,  MU 
heim  h^be  biefe  SBerbtnbung  nid)t  aus  eigenem  Antriebe,  fonbern  auf  ba$ 


*)  2)ua)eöne  @.  90.       2)  Ibid.  @.  95  unten,  97  oben  unb  234. 


ÜBterteg  93udj.    Gap.  U.    £te  Stovmanbie  unter  Sßilfyelm  1.,  Sangfcfytoert.  173 


3lubrängen  ber  normannifchen  Häuptlinge  eingegangen.  DaS  tonnte  eine 
von  clerifalem  (Sifer  eingegebene  Befchönigung  fein,  barauf  berechnet,  ben 
jungen  £crrn  wegen  eines  ©djrittö  ju  cntfchulbigcn ,  ber  allerbingö  ben 
©efefcen  ber  Stirbt  §uwibcrlief.  Allein  fpätcre  Begebenheiten  machen  eö 
tt)af)rfc^ein(icl) ,  baß  bie  2lu6fage  Dubo'ö  buchftäbltch  §u  nehmen  ift. 
Dem  fei,  rote  ifym  wolle:  feft  ftet>t,  baß  2Öill)elm  in  ^urjem  auf  ben  ©e* 
banfen  geriet!),  (Sprota  $u  verftoßen  unb  eine  gefe&u'dje  @t)e  §u  fließen, 
aber  nid)t  mit  einer  9?ormannin,  fonbem  mit  einer  granjöftn. 

SDte  6d;weigfamfeit  Dubo'S  geftattet  ntcfyt,  mit  Sicherheit  §u  entfdjei* 
ben,  ob  2Öi(r)elm  fd)on  vor  Ausbruch  ber  (Empörung  9ftulf3,  von  ber  fo* 
gleich  bie  $ebe  fein  wirb,  ftch  mit  ber  Soditer  beS  ©rafeu  von  Berman* 
boiö  verlobt  hatte,  ober  ob  bt'ep  erft  fpätcr  gefchar).  Dagegen  gefielt  ber 
(Shtomft  unverholen,  baß  SBtlhelm  Unterhanblungen,  beren  3wecf  cr  n^t 
bezeichnet,  mit  Heribert  von  BermanbotS  Pflog.  Die  Äunbe  von  btefen 
Dingen  entjünbete  unter  ben  normannifchen  Eroberern  ober  beren  Löhnen, 
alfo  unter  ber  t)errfc^enben  (Stoffe  ber  Bevölkerung,  leibenfchaftltdje  2lufre* 
gung.  Die  alten  6olbaten  9Mo'S  glaubten,  ober  gaben  vor  §u  glauben, 
ber  junge  £er§og  he9e  geheime  Stbjtcht,  mit  ber  fran§öftfa}cn  ©emah* 
lin  franjöftfche  *Rathgeber  inS  £anb  §u  Riehen,  wichtige  Remter  an  95er* 
roanbte  beS  §aufe3  Bermanboiö  §u  vergeben  unb  bagegen  ben  bisherigen 
(Sinftufü  ber  normannifchen  Häuptlinge  ju  brechen. 

Die  SBorte,  weld)e  Dubo  bem  Anführer  ber  Empörung  in  9Jiunb 
legt,1)  beuten  barauf  hut,  baß  bie  ©cgenpartf)ei  beßhalb  ju  ben  SBaffen 
griff,  weil  laut  ihrer  Behauptung  ber  Herzog  mit  ^ülfe  grember  eine  mu 
befch raufte  Herrfchaft  grünben  unb  bie  Normannen  unterbinden  wollte,  ger* 
ner  berichtet2)  ber  Domherr  von  6t.  Cluenttn  weiter  unten,  Herzog  2Bil* 
heim  habe  fogletch  nach  Ausbruch  be3  5tufftanb6  bie  bamalS  hod)fchwangere 
©prota  in  ben  £)rt  gefamp  an  ber  9J?eere6füfte  gefchidt,  mit  bem  Befehl, 
fte,  im  gall  bie  Empörer  weitere  gortfehritte  macben  follten,  nach  (Snglaub 
hinüber  51t  flüchten,  bamit  ©prota  nicht  in  bie  ©eroalt  SftiulfS  gerade. 
Diefe  ^anblung  läßt  feine  anbere  Deutung  §u,  als  bie,  baß  Silhelm,  ber 
ben  Stanb  ber  6ad>en  am  Beftcn  fennen  mußte,  überzeugt  war,  ber  2luf* 
rühr  ftehe  in  engem  3"fammcnhange  mit  ber  grage  über  ©ültigfeit  ober 
Ungültigfeit  ber  §vx>tfdt)en  il)m  felbft  unb  ber  9?ormamün  6prota  beftef)en* 
ben  Berbinbung.  2ltleS  erwogen,  glaube  ich,  baß  wtrflich  unter  ber  gorm 
btefer  grage  einerfeitS  bie  Begebungen  ber  romantfehen  ©eiftltchfeit,  weld?e 
Silhelm  er§ogen  hatte  unb  ihn  lenfte,  anbrerfeitS  bie  Slnfprüche,  welche  bie  alten 
JtrtegSgefährten  SfMo'S  auf  Slntheil  am  Regiment  machten,  {jart  aneinan* 
ber  gerathen  waren,    (£S  hanbelte  ftd)  barum,  ob  bie  9?ormanbte  ein  nor* 


l)  Ibid.  ©.  94.       2)  Ibid.  ©.  110  unten. 


174 


*ßabft  ©regoviuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


bifd)er  ©olbatenftaat  bleiben  ober  ju  ben  allgemeinen  gormen  fränftfdjer 
©eftttuug  übergeben  feile. 

(Sin  ^ormannenf)äuvt(ing,  Ramend  9ftulf,  warf  ftcb  $um  Raupte  ber 
Uniufriebenen  auf.  9ftetmdjronifi  2Öace  faßt,1)  btefer  JÄtulf  fei  ©raf  beö 
SanbeS  tton  ber  $ire,  bie  nid)t  weit  von  SBaieur  tu  baö  9J?eer  auSmünbet, 
btö  §ur  ©ee  gewefen,  berfelbe  faß  alfo  in  ber  ©egenb,  wo,  wie  wir  wiffen, 
altgermanifdje  (Erinnerungen  vorfyerrfcrjenben  (Einfluß  übten.  *Riulf  ftellte 
laut  2)ubo'ö  23ericf;t  feinen  ©tanbe$genoffen  vor,  §er§og  SBffljelm  gefye 
bamtt  um,  Serben  unb  Slemtcr  an  granjofen  §u  verteilen,  bie  Eroberer 
aber  ober  bereit  ©öfyne  ju  verjagen,  barum  müffe  gefjanbeft  unb  juvorge^ 
fommen  werben.  SSiele  Normannen  fielen  tl)m  §u.  hierauf  fanbte  Oftulf 
33otfc^aft  an  ben  §erjog  mit  bem  33egef)ren:  2öilf)elm  folle  ungefäumt  ben 
ganzen  £anbftricb  von  bem  93?eerbufen  (Sancale  btö  §um  9fillefluß  an  bie 
ilnjufriebenen  abtreten,  ober  M  $amvfe3  gewärtig  fein. 

S)te  9fille  fließt  §n?tfdt)en  £onfleur  unb  £lutlleboeuf  unfern  ben  ©eine* 
münbungen  in  8  $?eer.  3)a6  ©ebiet,  baö  9liutf  verlangte,  betrug  jW.et  3)rttt* 
djeile  ber  ^ormanbie.  2)ubo  fäfyrt 2)  fort:  „als  bie  8otfct)aft  einlief,  %x* 
fcfyracf  £er$og  SÖil^elm  in  tieffter  ©eele,  berief  eine  9fatf)e5verfammtung 
feiner  ©etreuen  unb  erteilte  im  (Smvernefymeu  mit  tfynen  ben  23oten  folgenbe 
Antwort:  baS  ?anb,  baS  3t)r  forbert,  fann  tcbj  ntcfjt  gewähren,  bagegen 
bin  icf)  bereit,  ben  ganzen  ©d>al3  meines  93ater$,  Saffen,  Stoffe  mit  (Sud) 
§u  feilen,  aud)  werbe  id)  nad)  eurem  2öof)lgefatlen  regieren,  nidjtö  2Bttt> 
tigeö  obme  (Sud)  tlum,  bie,  welcbe  3fyr  erhoben  wiffen  wollet,  ergeben,  bie, 
welche  3t)r  Raffet,  wegwerfen."  Unverfemtbar  fyat  gurebt  biefe  Antwort 
eingegeben. 

«Sie  btente  nur  ba^u  ben  Srotj  SEtulfS  §u  mehren,  (§r  warnte  feine 
ganger,  baß  fte  ben  glatten  Korten  2Öitf)elmS  ntd)t  trauen  möchten, 
eine  ©anlange  fei  unter  ben  ^Blumen  verborgen,  man  müffe  ben  <£>er§og 
au$  bem  £anbe  verjagen.  JDk  Normannen  fyorebten  auf  feinen  9latrj, 
fd)aarten  fta)  §ufamnten,  festen  über  bie  ©eine  unb  fdjlugen  vor  ben  dauern 
ber  ©tabt  Sffouen  il)r  Sager  auf.  Irinnen  f)errfd)te  23eftür§ung,  ffit$elm 
räumte  bie  ©tabt  unb  §og  mit  feinen  ©etreuen  fyerauS.  2113  er  gewahrte, 
baß  5)te,  welche  if)m  folgten,  an  3al)l  bem  f einbüßen  Raufen  weit  nid)t 
gewaebfen  feien,  'erflärte  er  ben  ©einigen,  baß  er  ben  @ntfd)luß  gefaßt 
f)abe,  bie  9?ormanbie  ju  Verlaffen  unb  §u  ben  $erwanbten  feiner  Butter, 
ben  ©rafen  von  ©eulte  §u  fliegen;  mit  tr)rcr  £ülfe  werbe  er  jurücffommen 
unb  baö  meutenfcfje  £anb  unterwerfen. 

3e£t  trat  einer  au3  ber  ©cfyaar  fyervor,  23ernf)arb,  ben  3)ubo  ftetS 
mit  53otl)o,  bem  £)berften  ber  Willig  $ufammenftellt;  er  muß  £autotmann 


*)  Roman  de  Rou  33er<3  2108  flg.       2)  9t.  n.  £).  ©.  94. 


93ierfcö  93u#.    (5o^.  14.    SDte  SRovmanbte  unter  2ßtlf;elm  I.,  Sangfd&roert.  175 


geroefen  fein.  Dtefcr  33ern^arb  fntb  atfo  an:  ,,.£>err  £er§og!  unferem 
Dienftetb  getreu,  rocrben  rotr  eud)  geleiten  bi3  an  bte  (Styte,  ben  ©ränjfluf 
unfereS  ©ebtetö,  aber  feinen  (Stritt  heiter.  28tr  ftnb  unfähig,  al$  Bettler 
unb  Verbannte  in  bem  Sanbe  ber  granfen  ßuffatöt  h11  fucfyen,  biefer  granfen, 
Die  2Bir  unter  eurem  glorreichen  33ater  3at)re  lang  niebergetreten  f)aben. 
SOenn  3hr  mit  IjauptloS  maaVn  roollct  unb  ntct)t  $er$  genug  beftjjet  für 
euer  gutes  9ied)t  §u  fecbten,  fo  möget  3f)r  e3  tf)un,  Sir  unfercö  tfyeilS  roerben 
bann  in  unfere  norbifd)e  ^etmatf)  jnrücffcl)ren./y  Dtcfe  $ebe  [tackelte  ben 
©eift  feiner  Sinnen,  ber  3ar(e  NovrocgenS,  in  bem  jungen  SBtlhelm  auf. 
(£r  entgegnete,  baf  fte  mit  Unrecht  tr)n  für  einen  geigltng  gelten,  unb  bafj 
er,  roenn  fte  ihm  beiftünben,  gleicb  auf  ben  gctnb  loSftürjen  roerbe. 

Slugenblidltch  änberte  ber  Normanne  33ernt)arb  ben  £on,  t>erftd)erte 
ben  «£>er$og  feiner  unbebingten  Ergebenheit.  Dann  gegen  bie  20?annfcbaft 
geroenbet,  rief  er:  roer  folgt  feinem  «£>errn?  Drethunbert  traten  fcor.  9htn 
lief  23ernr)arb  ben  Dienftetb  üorfagen  unb  nafjm  bie  sD?annfd)aft  tton  Beuern 
in  Pflichten.  Die  300  fcblugen  §um  Seiten  ^er  greubtgfeit  nach  attger* 
mantfd)er  <Sttte  6cbroerter  unb  (Schübe  jufammcn.  Die  übrigen,  bie  mit 
bem  ^erjoge  bte  6tabt  üerlaffen  r)atten,  festen,  ben  Äampf  fürc^tenb,  nacf) 
^ouen  prücf. 

Um>erroeüt  brachen  bie  300,  ben  jungen  §er$og  an  ber  ©pt£e  —  c3 
rotrb  roof)l  burd)  näd)tlid;en  tleberfall  gefcbc(;eu  fein  —  in  ba3  Sager  ber 
©egner  ein  unb  machten  fürchterliche  Arbeit,  bie  metften  Meuteret  rourben 
pfammengehaucn,  bort)  entfam  $iulf  burcb  eilige  gluckt.  „(Settbem,"  fagt1) 
Dubo,  „herrfdjte  2öt(t)c(m  ungeljmbert  über  bte  Normanbte,  roie  über  bte 
^Bretagne,  unb  Ntemanb  roagte  eö  mehr,  ftc£>  gegen  tlnt  §u  ergeben."  Offene 
bar  nutzte  ber  Domherr  mehr,  als  er  fagt,  unb  fannte  ben  geheimen  3^ 
fammenhang  ber  bamaltgen  93evoegung  genau,  aber  er  hütete  ftd),  erfdiöpfenb 
auf  eine  grage  einzugehen,  bte  noch  §ur  jfcit,  ba  Dubo  fd)deb,  §u  bin 
brennenben  gehörte.  Nimmermehr  roerbe  id)  glauben,  baf  man  mit  nur 
300  9J?ann  bie  Normanbte,  roelcbe  »oll  ber  tapferften  ©olbaten  roar, 
bauemb  im  3<uwte  hatten  tonnte.  (Seit  bem  ©iege  auf  bem  ©eftlbe  »or 
*Kouen  müffen  neben  ben  300  nod)  anbere  gäufte  aufgeboten  korben  fein, 
um  2MheIm6  ^errfchaft  §u  fcfcüjjen. 

2Bol)tn  jtelte  ber  $lan,  ben  ber  junge  <£>er§og  »erfolgte?  offenbar  auf 
©letchftellung  ber  Romanen  mit  ben  Sfanbtnatten  ber  Normanbie.  @erot(3 
ift  biefer  $lan  nach  $erntd)tung  ber  Meuterer  »erroitflicht  roorben.  5lber 
inbem  folcheS  gefchaf),  erhielten  bte  Romanen  baS  Stecht,  in  ba$  «Speer  ein* 
Sutreten,  Waffen  p  tragen,  unb  gelangten  folglich  §um  33eft^e  ber  Wittd, 
roelche  nötl)ig  ftnb,  um  ftd)  felber  unb  ihrem  53efcbül3er  bem  jungen  §er§oge 


*)  3)af.  @.  97. 


176 


$abft  (SJregovtuS  VII.  unb  fein  Bettalter. 


Neajt  ju  verfcr/affen.  deines  (SrachtenS  fyanbefte  Shtbo  weife,  inbem  er 
nur  reife  auf  ben  eigentlid)en  ©runb  ber  Empörung  NiutfS  ^inbeutete,  im 
Ucbrigen  e3  vcrmieb,  baS  SBort  „©tammeSverfchiebcnheit"  au^ufyrechen 
unb  bamt't  ein  Hebet  ju  bezeichnen,  ba$  im  Saufe  beS  10.  Sahrfmnbertö 
wie  ein  2llv  auf  ber  Normanbie  laftete,  §u  Anfang  be$  11.  noch  nicht 
gan§  vernarbt  war  unb  erft  unter  SSMfljelm  bem  (gröberer,  nachbem  bie 
Normannen  ftd)  in  granfen  verwanbelt  hatten,  verfebwanb.  (Sin  vernünftiger 
9J?arm  wirb  §.  33.  in  guter  aber  gemifchter  ö'fterreichifdjer  @efetlfd)aft  nicht 
von  ben  Nachteilen  vieler  Sprachen  unb  Nationalitäten  reben. 

gaffen  wir  §unäcf)ft  bie  300  inö  5tuge.  Söte  td)  feben  bemerfte,  reiht 
Dubo  jenen  23ernr)arb,  ber  für  bie  300  baS  SBort  führt,  mit  23otho  §u* 
fammen,  ben  er  einen  £)briften  ber  Willig  nennt.  33emt)arb  muß  einen 
äfynitdjen  SBeruf  gehabt  tyaben  wie  33otf)0,  er  muß  alfo  ein  gür)rer  von 
Gruppen  gewefen  fein.  3)ie  300  aber  waren  e$  meines  (SracbtenS,  bie 
unter  feinem  23efef)le  ftanben.  Smbofagt,1)  baß  fte  mit  (Sifen  bebeeft,  b.  h- 
geharmfebt  vom  SBirbel  bis  jur  3ef)e,  in  jener  9?ad)t  baS  Sager  ber  Meuterer 
angriffen.  Wtit  (Stfen  bebeeft  ftnb  fte  folglich  auch  aus  Nouen  ausgesogen, 
als  Sflr)elm  in  ber  Verzweiflung  bie  Normanbie  verlaffen  wollte.  2)er 
Ningelvan§er  war  ihr  gewb'hnlidjeS  Äleib,  bie  Sturmhaube  ihr  taglicher 
§ut.  .$ur§  bie  300  bilbeten  ben  Xtyil  ber  normanntfa)en  ^inglitf),  wela)er 
ben  ,£er§ogShof  von  Nouen  bewachte.  511S  fola)e  fyaben  fte  aua)  ger)anbelt. 
211S  red)tfd;affene  Solbatcn,  von  bem  ©efül)le  burd)brungen,  baß  jeber  ein 
verrußter  Sdn'lm  fei,  ber  nicht  unter  allen  Umftänben  ju  feinem  Kriegs* 
herm  in  beffen  Nöthen  fte^e,  folgten  fte  tr)rem  §erjoge  §u  bem  Sturm 
auf  baS  Sager  vor  Kotten,  obgleich  eS  SanbSleute  waren,  gegen  welche  man 
fte  führte. 

Nad)  bem  «Stege  haben  fte  nicht  vergeffen,  baß  aud)  in  ihren  Slbern 
Normannenblut  fließe  unb  baß  fte  ben  gebemütf)igten  trübem  gewiffe  Nücf* 
ftd)ten  fd)ulbeten.  3)ubo  fagt2)  mehrmals,  23ernf)arb  fei  gleich  bem  £)berft 
S3ott)o  in  bie  ©e|etmttrffe  beS  §er§ogS  eingeweiht  gewefen.  £>aß  Silhelm 
ihnen  nicht  nur  volles  Vertrauen  bewies,  fonbem  auch  baß  Veibe  ben 
£er§og  lenften,  warb  furj  naa)  ber  @rftürmung  beS  SagerS  ber  Meuterer 
offenbar.  2Bte  «£>er$og  Silhelm  von  ber  Verfolgung  beS  gefd)lagenen  Ntulf 
äurüdfef)rte,  fam  ein  SBote  auS  gefamto  baf)er,  welcher  bie  Nachritt  brachte, 
baß  bie  Normannin  Svrota  eines  Sö'hnleinS  genefen  fei.3)  StlSbalb  gebot 
Sühclm  bem  23tfd)ofe  Heinrich  von  SBateur  unb  bem  £)berften  ber 
23otf)0,  nach  gefamv  §u  eilen  unb  bort  ben  Neugeborenen  auf  ben  Namen 
Nicharb  51t  taufen,    Sie  vollftrecften  ihren  Auftrag. 


*)  Ibid.  <&.  94.  Wilhelmus  cum  trecentis  ferro  indutis  irruit.  l)  Ibid.  <2>.  92 
unb  111  unten.       3)  Ibid.  @.  97  unb  111  flg. 


«Bierteö  33ud).   (§afc.  II.    2)ie  9lormtwHe  unter  2ßilf;e(m  I.,  Sangfcfcfoert.  177 


(Sine  gragc  brängt  ficf)  l)ier  auf:  gefamp  liegt  auf  bem  red)ten  Ufer 
bcr  (Seine  unb  gehörte  511m  ©prengel  von  Kotten.  2Öarum  ließ  gleid)Wol)l 
ber  Herzog  in  einem  Drte,  ber  unter  bem  ^rummftab  von  9?ouen  ftanb, 
eine  fyeilige  ^anblung,  mit  Uebergermng  be$  Metropoliten,  bunt  ben  SBtfcfcof 
einer  anberu  2)iöcefe  t>crrtct)ten?  3)a6  Mtfyfel  wirb  ftcb  unten  aufflären. 
3)ubo  fäfyrt1)  fort:  „nad)  3iirü<ffunft  ber  Slbgefanbten,  wekbe  bcr  Saufe  am 
gewohnt  Ratten,  begann  Herzog  2Öilf)elm  über  bie  grage  ber  (Erbfolge* 
orbnung  im  rjcrjoglidKn  <£>aufe  51t  beraten,  @r  fanbte  fofort  brei  feiner 
vertrauteren  *Kätr)e,  bie  alle  ©efyeimniffe  bcS  ©ebieterö  tarnten,  nämlia) 
33ernl)arb  (ben  Hauptmann),  25otr)o  (ben  £)berfteu)  unb  Stnöfef  ab,  ben 
Knaben  nadi  einem  Orte  in  ber  Mitte  jwifd)eu  gefamp  unb  D^ouen  §u 
bringen,  bamit  iljn  bort  ber  33ater  fefyen  fönne." 

„(So  gefebaf)  cS,  2Büt)cIm  »erfügte  ftcf)  felbft  an  ben  £)rt,  naljm  baö 
jlinb  auf  feine  Sinne,  fyerste  unb  füßte  eö,  unb  erflärte  ben  iDreien,  baß 
*Ktcbarb  bereiuft  (§rbe  ber  9?ormanbte  fein  unb  nacb  2Bill)elm6  £obe  £crjog 
werben  fofle.  3)ocb  bieß  war  noct;  nidjt  genug.  3)cr  ^evjog  fprad)  weiter 
ju  53ott)o:  icb  will,  baß  ber  Äuabe  in  normanntfdier  (Sprache  auferjogen 
werbe,  barum  gel)  fyin  mit  ü)m  naefc  ber  (©ermanem)  ©tabt  23aieur  unb 
forge  bort,  baß  er  bie  9?ormannen§unge  gut  erlerne.  $3otl)o  nar)m  ben 
Knaben,  braebte  il)n  nadj  SSateur  unb  bewahrte  ifyn  bort  wie  feinen  2lug* 
apfel.  £>rauf  an  Dftcm  beffelbigeu  3af)re3  tarn  «£>er$og  3öilr)elm  felbft 
nad)  IBateur  unb  verblieb  borten  bis  ^ftngften.  2ßäl)rent>  biefer  3ett  be* 
rief  er  eine  SBerfammlung  ber  Häuptlinge  fowof)l  aus  ber  9?ormanbie  al3 
au6  ber  Bretagne.  2)anu  eines  £ag£  lub  er  fteben  ber  Stnwefenben,  bie 
an  3)?ad)t  über  bie  Zubern  hervorragten,  fammt  ben  brei  obgenannten  ge* 
Reimen  Diätfyen  Oöotfyo,  SBernfyarb,  5In6lef)  $u  ftd),  eröffnete  tr)nen  feine 
3lbftcbt,  baß  ber  junge  9itd)arb  einft  9^ad)folger  werben  fofte,  unb  forberte 
fte  auf,  bemfelben  al£  bem  (Srbfürften  be$  £anbe3  febon  je£t  ben  (5ib  ber 
Sreue  $u  fd;wören,  wa$  bie  ^Berufenen  fofort  traten." 

«£>erjog  2Bilr)e(m  t)at  nad)l)er  bie  9?ormannin  Sprota  verftoßen  unb 
bafür  bie  £od)ter  beö  ©rafeu  von  SSermanboiö  geel)ltd}t.  §lber  ber  junge 
9üct)arb  blieb  9?ad)fofger,  unb  id)  glaube,  barum  weil  er  e3  blieb,  §og  bie 
jweite  (£be  mit  ber  gran§öfm  feine  neue  @rfa}ütterung  beS  £anbe6  nad) 
ficr).  Siutgarb,  bie  Softer  von  SSermanboiö,  gebar  in  il;rcr  (§l)e  mit  2Öill)cIm 
feine  Durber,  obgleich  fte  in  einer  anberu  33erbinbung,  bie  jtc  nad) 
morbung  S^illjelmö  mit  bem  ©rafen  ^fjetbalb  fa)loß,  if)re  grud)tbarfeit 
erprobt  fyat.2)  5lber  f)ätte  fte  aud)  in  ber  (S^e  mit  2ßilt)elm  einen  (5oJ)n 
geboren,  fo  wäre  bod)  9^tcbarb  ©rbe  geblieben,  ober  bie  9?ormanbie  würbe 
einem  Söürgerfrteg  verfallen  fein.    3^oa)  mel)r!  2)tefelbe  ©rfdjeinung,  wie 


l)  3t.  a.  O.  ©.  111  unten  flg.       2)  ©ouquet  X,  42  oben. 
@ fröret,  $a&fl  ©regoriu«  vir,  93i>.  Iii.  12 


178 


5ßabji  ©regortuS  VII.  unb  fein  3ettalter. 


unter  2Bül)etm,  votcberl)oUe  ftd)  unter  ben  folgenben  Herzogen.  SRicharb  I., 
SMhelmS  <£or)n,  ehelichte  bie  gran§b'ftn  Emma,  $ocbter  beS  granfen* 
f)er§ogS  ^ugo  beS  ©rofien,  aber  bte  granjöftn  gebar  feine  $tnber,  dagegen 
zeugte  ^tc^arb  mit  ber  ^ormanntn  ©onuor,  meldte  neujtrifdje  Duellen  als 
eine  $ebfe  bezeichnen,  ©ö'fme  unb  Softer,  unb  einer  biefer  <5or)ne  erbte 
baS  £anb. 

SRidjarb  IL,  beS  vorgenannten  gleichnamigen  SBaterS  Sfotytt;  Ijeiratt)cte 
feine  granzöftn,  fonbern  eine  33retagncrin.  £>iefe  Ehe  roar  rotrfltch  eine  fird)* 
(ich  gültige,  aber  eS  l)atte  mit  berfelben  eine  befonbere  23eroanbtni£,  welche 
ich  erft  unten  enthüllen  fann,  überbtef  trug  fte  bem  §aufe  von  9fouen  eine 
$rovin§  ein.  3>te  23retagnertn  war  fruchtbar,  unb  tt)re  ©öf)ne  würben 
Erben.  3>cr  fünfte  <£>erjog,  Oticharb  III.,  hatte  ftch  §war  mit  einer  gran§öftn 
verlobt,  fyixatfyte  fte  aber  ntcf)t,  Wof)l  weit  tlnt  ein  früher  £ob  barau 
Ingberte,  bagegen  hinterließ  er  ^iuber  von  einer  $ebfe.  £>er  feeböte  £er§og 
enblia),  Robert,  $tcbarbS  IL  ©o^n,  fc^lof  überhairpt  feine  (St)e,  fonbern 
lebte  mit  einer  normamttfd)en  ilebfe,  bie  ihm  Silfyelm,  ben  fogenannten 
S3aftarb  von  9touen  unb  (Eroberer  EnglanbS ,  gebar. 

@tnb  bteß  ntdt)t  auffallende  Sfyatfacfyen,  bte  ju  @d)lüffen  berechtigen ! 
ü)ret  9^ormannenl)er§oge  fyabcn  hinter  etuanber  ebenbürtige  granjöftnnen 
geerjlicht:  9Mo  bte  ©tfela,  EarlS  beS  Einfältigen  Socbter,  2ötll)etm  bte 
StutgarbiS  von  QSermanbotS,  9ftd)arb  I.  bie  Emma,  £od)ter  beS  granfen* 
herjogS  §ugo,  unb  fämmtlicbe  bret  Ehen  blieben  unfruchtbar,  dagegen  r)aben 
biefelben  ^erjoge,  bie  mit  fransöftfcfjen  grauen  feine  ^inber  erhielten,  mit 
9cormanntnen,  welche  ihre  Äebfen  genannt  werben,  @ör)ne  erzeugt,  bie  baS 
Erbfolgerecbt  erlangten.    3)aS  fann  fein  ßufall  fein. 

3a)  behaupte:  im  normanntfehen  §er§ogl)aufe  beftanb  ein  geheimes 
gamtltengefc{3,  welcbcS  verfügte,  erftltd)  Erben  ber  9cormanbte  fönnen  nur 
fold)e  9cad)fommen  SfoüVS  fein,  bte  von  unebenbürttgen  normanntfd)en 
lüttem  geboren  jtnb,  welche  niemals  bie  9^edt)te  von  Gemahlinnen,  alfo 
von  Herzoginnen  anfpreeben  bürfen;  zweitens  bie  ^erjoge  gehen  ju  folgern 
3roecfe  mit  einheimtfeben  9Mbchcn  $erbtnbungen  ein,  bte  tnfofern  ntd)t 
unter  ben  begriff  einer  d)rift(ia)en  Ef)e  fallen,  als  ber  «£>er§og  befugt  tft, 
eine  foldje  9cormamtht,  nad;bem  fte  ü)m  ©o'hne  geboren,  nach  ©utbünfen 
fortntfehiden.  Dagegen  fyaben  brtttenS  bte  alfo  gefugten  6ö^ne  volles 
Erbrecht,  baS  ber  SBater  ntd)t  antaften  barf.  Viertens  ber  romantfehen 
SBevölferung  zu  ©efallen,  welche  in  überwiegender  2lnzaf)l  baS  Normannen* 
lanb  bewohnt,  wirb  bem  Herzoge  geftattet,  naeftbem  er  eine  9cormanntn, 
bie  if)m  Erben  geboren,  fortgefdn'cft  ^aben  roirb,  eine  El)e  mit  einer  eben* 
bürtigen  gransöfm  abjufchlteßen.  günftenS  festere  Ef)en  ^aben  vor  ber 
Seit  ©ültigfcit  unb  ftnb  nach  ^trc^enrect)t  unauflöslich,  aber  insgeheim 


93ierle3  53urf).   ßafc  11.    JDie  Stonnanbie  unter  Sittjelm  I.,  8angfc#h>ert.  179 


müffen  fte  6rf}einet)en  bleiben:  JUnberer$eugung  b arf  t r  3roe<f 
n i cf) t  fein. 

Wlan  roirb  einroenben:  bie  eben  entroitfelten  ©äj$e  mögen  immerhin 
ang  obigen  $l)atfacben  richtig  gefolgert  fein,  aber  ©tauben  »erbtenen  fte 
erft,  roenn  au$brücHtcr)e  3ntgniffe  ^tnjufommcrt.  9hm  c3  f ef>Tt  niajt  an 
genügenben  SBeroeifen.  £>er  ßlugniacenfer  5Dcöncf)  Ofubolf  ©(aber  fagt:1) 
„feit  ber  ütit,  ba  fid)  bie  Normannen  an  ber  (Seine  nteberliefkn,  f)errfd)tc 
bei  i()nen  ber  ©ebraueb,  baß  nur  folcfje  €öl)ne  oon  ^erjogen,  roeld)e  aus 
ber  5Sermifd)ung  mit  Äebfen  erzeugt  roorben  roaren,  bie  Nachfolge  erlangten." 
2)a3  roäre  ber  eine  §au»t»unft.  3)en  anbern  betreffenb,  ftnb  §voet  »on 
@mgcroeil)ten  aufgeteilte  ^anbtteften  auf  unö  gefommen,  au3  welchen  flar 
erl)etlt,  baß  in  ben  (ffjen,  roeld)e  9?ormannenf)er§oge  mit  ebenbürtigen 
granjöftnnen  abfcbloffen,  abfteib tlic£>  unb  grunbfa|mäßtg  feine  Durber  erzeugt 
roerbett  burften.  Um  nid)t  bem  natürlichen  Verlaufe  ber  (§r§är)lung  »or§u* 
greifen,  roerbe  tcb  bie  betreffenben  Urfunben  erft  ffcäter  an  geeignetem  £)rte 
mitteilen. 

3a)  fage  weiter:  bie  betben  §äupter  ber  fyerjogltdjen  £eibu>acf)e,  33otl)o 
unb  SBernbarb,  roaren  e6,  rocld)e  bie  lernte  ^anb  an  baS  fraglid)e  factum 
geferi  legten,  inbem  fte  nad)  $erntd)tung  ber  $artl)et  DftulfS  einen  93er* 
gleid)  jit)tfct)cu  rontantfdjen  unb  normannifcr)en  $nfprüd)en  ergangen.  <Sd)on 
in  9?ollo'3  £agcn  müffen  »on  ben  Normannen  äljnlidie  gorberungen  be$üg* 
lid)  ber  (Erbfolge  geftellt  roorben  fein,  benn  obgleid)  9Mo  bie  granjöftn 
©ifela  e(;(ta)te,  jeugte  er  feine  jtinber  mit  it)r,  t)at  fte  roat)rfct)eittlicr)  nie 
berührt,  unb  ber  Soljn  jener  *ßo»a,  roeld)e  9Mo  nact)  bänt  ferner  Söeife 
ftd>  beigelegt  fyatte,  erbte  baS  £anb.  9?acr)  bem  Sobe  DfolWS  flehten  bie 
®eiftlid)en,  roeldje  933tll)elm  I.  erlogen  unb  roeld)e  »on  tfyrem  ©tanbfcunft 
au3  ba$  normannifctie  (Sfyeroefen  unmöglich  billigen  fonnten,  »on  tf)rem  3Ö9* 
ling  geforbert  §u  l)aben,  baß  er  bie  tu  bänifcfier  Sßeife  genommene  6prota 
fortfd)icfe  unb  eine  cbriftlidje  (Sbe  im  »ollen  ©inne  beö  2Bort3,  alfo  unter 
Einräumung  bed  Erbrechts  an  bie  ju  erjielenben  ^inber,  mit  einer  eben* 
bürtigen  9fomanitt  f erliefe. 

3ßtll)elm,  in  d)riftlict)cn  Gegriffen  aufgeroacf)fen  unb  »oll  SSol)lrooiren 
für  feine  rontautfcfjen  Untertanen,  entfprad)  ben  SBünfctjen  be$  (SleruS  unb 
unterfjaubelte  mit  bem  ©rafen  Heribert  oon  SßermanboiS  roegen  etneö  ($t)e* 
bünbtttffeS  mit  beffen  £od)ter.  5lber  alebalb  erhoben  ftet)  bie  Normannen  in 
Staffen  unb  rücften  unter  DftulfS  3lnfüf)rung  »or  Kotten,  um  ben  «£>er§og 
au3  bem  £anbe  §u  »erjagen.  9?un  fcr>ritten  bte  betben  £äupter  ber  £l)ing* 
litl),  Sßotfyo  unb  23ernr)arb  ein;  fte  fähigen  bie  Empörer  nteber  unb  retteten 
it)rem  §errn  Seben  unb  £errfct)aft;  fte  retteten  Wetter  feine  (Sfyre,  inbem 


l)  «ouquet  X,  51,  e. 

12* 


180 


©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettaltev 


fie  bürdeten,  baß  £Öilf)elm  baS,  wa£  bie  Whutwt  Ratten  verfytnbern 
WooHerr,  tlntn,  nämlicb  baß  er  eine  granjöfm  el)elid)en  burfte.  £)iefeS  8«ge* 
ftänbniß  jdjloß  an  unb  für  ftcb  eine  ra$tlf$e  ©leicbftetlnng  ber  Romanen 
mit  ben  6fanbinaven  bor  ÜJcormanbte  in  ftc^ :  eine  ©leidjfteüung,  weld)e, 
wie  id)  oben  geigte,  aud)  noct;  au$  fielen  aubern  ©rünben  bamalS  bewilligt 
korben  fein  muß. 

Wein  an  einem  fünfte  ber  normanifd)en  gorberungen  gelten  aua) 
23otb)o  unb  Skmfarb  unerfd)ütterltd)  feft:  nie  bürfe  ber  <£ol)ii  einer  eben* 
bürtigen  Butter  #er$og  werben,  fonberu  bie  ^erbinbungen,  aus  welchen 
(Srben  ber  9?ormanbie  fyervorgerjen,  muffen  in  3utaft  tt>fc  früher  unter 
ben  begriff  faden,  ben  man  mit  bem  tarnen  bänifebe  (Sfye  bezeichnete.  9?od) 
auf  bem  6d)tacbtfelb  vor  $ouen  r)at,  fo  fdjeint  e$,  23ernr)arb  ben  geretteten 
£crjog  befltmmt,  bie  (kaufet  gut  §u  Reißen.  Denn  ber  erfte  2lft,  melden 
SBüfyelm  bort  vornahm,  war  eine  ©tnräumung,  bie  er  bem  93orurtf)etl  ber 
Normannen  mad)te.  9c1d)t  ber  Metropolit  von  Diouen,  ber  romanifdjen  6iabt, 
fonbem  ber  33tfd)of  von  S5atcur,  ber  mitten  unter  ben  r)i£tgften  Normannen 
in  einer  germanifdjen  @tabt  lebte,  ber  ferner  in  ber  ©eroalt  ber  Eroberer 
ftdt)  befanb  unb  tt)neu  Verantwortltd)  bafür  War,  baß  ber  9?eugeborne  baö 
(£rbrcd)t  erlange,  wirb  abgefdu'cft  ben  ©olni  ber  Svrota  $u  taufen,  obgleich 
gefamv,  wo  bie  ©eburt  erfolgte  unb  bie  Saufe  vor  ftd)  ging,  im  6prengel 
von  Stötten  lag. 

(§:$  war,  wie  mau  jiejjjt,  ein  ßornpromiß,  eine  Ausgleichung  wiber* 
ftreitenber  2lnfvrüd)e,  ben  bie  Rauptet  ber  Seibwadje  §u  ©taube  brad)ten. 
tiefer  SBergleidj  l)at  ein  unnatürliches  (gerecht  bem  herzoglichen  ^>aufe  auf* 
genötigt,  ein  (Sf)ered)t,  baö  ben  ©afcungen  ber  Kirche  §uwiberttef.  Aber 
unter  ben  vorr)anbcnen  Umftönben  war  bie  Uebcreinfunft  noch  ba$  leibltd)fte, 
Wa3  of)ne  Vernichtung  ber  (Eroberer  feftgefefct  werben  mod)te.  2ßenn  bie 
^erjoge  von  holten  nad)  Belieben  ebenbürtige  granjöfinnen  aus  bem  deiche 
9?euftcr,  unter  beffen  $&fylt  bem  tarnen  nach  aud)  bie  9?ormanbte  ftanb,  el)e* 
lieben  burften,  unb  wenn  ben  6öl)nen  fötaler  Mütter  bie  Nachfolge  gebührte, 
Wa3  würbe  bie  golge  gewefen  fein  ?  2)ie,  baß  ba6  §auö  von  9famen  bura) 
gamilicnbanbe  in  bie  3ntrifen  ber  neuftrtfcr)en  Könige  unb  ihrer  ©roßvafallen 
hineingezogen  warb,  in  zweiter  £tnte  bie,  baß  granfreief^  Könige  ober  bie 
aufftrebenben  ®efa}(ea)ter,  bie,  wie  baS  capetingtfehe,  nach  ber  ^rone  angelten, 
ben  geöffneten  Eingang  in  baö  herzogliche  (schloß  von  9iouen  benüjjt  Ratten, 
um  baS  !^ct)en  norbifdjer  Räuber,  baS  man  9^ormanbie  nannte,  §u  zerret* 
ben,  ju  forengen,  bie  ©ohne  ober  (Snfel  ber  Eroberer  nad)  bem  Horben 
rücf jujagen ,  von  wannen  Öjre  33ater  gefommen  waren.  ©an§  granfreia) 
haßte  bie  s3tormamten  ber  ©eine  wie  eingebrungene  Seufel,  unb  fein  Mittel 
blieb  uiwerfuc^t,  um  fie  ju  verberben.  2)ie  Häuptlinge  beö  6olbatenftaatö 
Ratten  ba^er  guten  ©runb,  auf  il)rer  $ut  §u  fein. 


IBterfeö  93ud).   (Sa}>.  11.    SDic  9Unmanbte  unter  ffiüfjetm  I.,  £angfcf>u)ert.  181 


SBeiter  wenn  emfyeimtfd^e  Sungfrauen,  welche  <£>erjoge  511  SGSeibern 
nafymen,  bte  9Jed)te  von  vollen  ©emafylinnen,  alfo  von  §  ersinnen  erlangt 
t)ätten,  wa3  würbe  barauS  entftanben  fein?  2)ieß,  baß  bie  2lnverwanbten  ber 
Herzoginnen  unfehlbar  ben  natürltdjen  (Stufluß,  ben  fte  auf  (entere  übten, 
ba$u  miß  brauchten ,  um  eine  ©malt  §u  erlangen,  weld)e  baS  Slnfefyen  ber 
anbern  normannifd)en  ©roßen  untergraben  mußte.  3)amtt  bte  ®letd$eft 
bewahrt  werbe,  fdjnttten  bte  2£ortfüf)rer  beS  9?ormannenl)eere0  bie  9J?öglta>' 
fett  ab,  baß  je  einer  au6  tt)rcr  Wlitte  ben  <£>er§og  feinen  (Sfoam  nenne. 
2lelutltd)e  58crl;ältntj|e  fyaben  400  3at)re  vor  (Eroberung  ber  ^ormanbte 
gleiche  (Sfyegefefje  für  ba3  £au6  ber  9)ierowtnger  unb  abermat  600  3al)re 
fyäter  gleiche  im  *ßalaft  ber  fürftfd)en  (Sultane  eingeführt.  2)te  meiften 
merott)tngifd)en  Röntge  waren  (Sölute  bunfler  Mütter,  unb  bte  (Sultane 
follen  bem  $ecf;te  nad)  ^inber  von  Sflavtnnen  fein. 

5)a3  SBefte  an  jenem  SSergletd)  war,  baß  ber  ^u  ©unften  romanifduT 
(Set;etner)en  eingefügte  5lrttfel  allmäl)ltg  bie  Slbfdjaffimg  beS  ganzen  §au^ 
gefeljeS  anbahnte.  3)te  brei  erften  «£)er§oge  §eugten  auö  bänifdKtt  SBerbm* 
bungen  9?ad)f  olger.  £)er  vierte,  ^tcfyarb  IL,  fd)loß  eine  fo'rmlta)e  (Sf)e  mit 
Subitb),  ber  £od)ter  be$  bretagntfcf)en  ©rafen  ßonan.  3ubitl)  roar  jeboa) 
von  £au£  aus  Untertfyantn  $td)arb3,  ba  bte  normannifdjen  ^erjoge  feit 
einem  3al)rlmnbert  Sel)enl)errlia)fett  über  bte  Bretagne  Wirfltd)  übten  ober 
aufprägen.  2lud)  l)at  bie  (£l)e  9fta)arb6  II.  mit  Subita  feineSwegS  frem* 
bem  ©nfluffe  ein  £f)or  geöffnet,  fonbem  im  ©egentfyeil  bte  2lbf)ättgtgfett  ber 
^Bretagne  erneuert,  (£3  ift  bal)er  in  ber  Drbnung,  baß  bie  alten  auf  ba$ 
§erfommen  erptd)ten  Normannen  ein  2luge  §ubrücften.  Ü)ie  näcfyften  Arbeit 
ber  9?ormanbte  feierten  §um  alten  53raua)e  §urücf.  2)er  fünfte  «£>er§og, 
Oftajarb  III.  lebte  t)öd)ft  wafyrfcbeiulid)  mit  einer  $ebfe,  gewiß  ber  fechte, 
Robert  ber  Teufel. 

(Srft  ber  ftebte,  9Bill)etm  ber  Eroberer,  ging  eine  (§r)e  ein,  weld)e  in 
jeber  §tnftd)t  bem  alten  «gmuSgefe^e  juwiberlief.  (Seine  ©emafylin  sD?atl)tlbe 
roar  ir)m  ebenbürtig,  als  £od)ter  beS  £aufe$  glanbern,  baö  au  @lan$  unb 
$?ad)t  bem  normannifdjeu  md)t  nad)ftanb.  (Sie  war  §weiten6-eine  grau* 
jöftn,  jeboct)  aus  einem  ©efd)led)t,  baS  gegen  bie  $rone  eine  eben  fo  fetnb* 
lia)e  (Stellung  einnahm  als  baS  normannifebe.  «Sie  gebar  itym  brittenö 
^tnber,  weld)e  ntdt)t  bloS  bie  9?ormanbte,  fonbern  aud)  ©nglanb  erbten. 
Allein  anbererfeits  ift  gerotß,  baß  in  2ßtlr)elm3  Sagen  baS  alte  §auSgefe£ 
feinen  (Sinn  mer)r  l)atte.  QMcnbet  roar  bie  poltttfcfye  SBefefttgung  ber  S^or^ 
manbie  —  fein  S^euftrier  bad)te  mefyr  baran,  baö  ©ebäube  S^ollo'ö  mn$u* 
ftürjeu  —  vollenbet  roar  bie  SSermif^ung  unb  gegenfetttge  Ü)ura)bringung 
romamfa^er  unb  ffanbmavifO)er  Elemente,  vollenbet  ber  (Sieg  romanifd)er 
gorm  unb  3unge.  Stein  5lbfömmling  ber  Eroberer  fyract;  mel)r  ffanbina^ 
vifd),  im  ©egcntr)eil  l;aben  2QStlt)eImö  Begleiter  bte  fran$öftfd)e  (Spraa)e 


182 


sßa&ft  ©vcgoriuö  VII.  unb  fein  3eüalter. 


nach  (Snglanb  hinübergetragen  unb  nicht  tttel  fehlte,  baß  fte  bort  eingebür* 
gert  korben  wäre.  £eute  noch  ruft  bei  (Eröffnung  beS  ^Parlaments  ber 
£erolb  gevotffe  gormein  in  altfranzöfifcher  Bunge  au3.  Unbefchnen  fonnte 
baher  SBilhelm  baö  £au3gefe&  bcfeitigen. 

^Beachtung  »erbtent,  baß  Sßilhelm  ber  Eroberer  &on  gleichzeitigen  (^r)ro^ 
niften,  unb  zwar  fowof)l  üon  englifchen  unb  ncuftrifchen,  al3  tton  beutfd)en !) 
unb  flanbrifcben,1)  ben  Beinamen  „SBaftarb"  empfängt.  Unb  bocb  war 
2BilheIm$  ©cburt  um  nichts  mangelhafter,  afö  bie  ber  übrigen  normanni* 
fd)en  §er§oge,  mit  alleiniger  2lu3naf)me  ber  6ö|ne  9ctd)arb6  II.  Sitte  zu* 
fammen  flammten  üon  Jtebfen  ab,  unb  erfreuten  folglich  im  Angefleht  beö 
jtfr$enre$t6  al3  SBaftarbe.  2Barum  nannte  man  gleichroohl  nur  i()n  fo, 
unb  nicht  aud)  feine  Vorgänger?  3d)  benfe,  9ctemanb  werbe  mir  roiber* 
fpreeben,  wenn  ich  behaupte,  baß  ber,  welcher  §uerft  jenen  Unnamen  in 
Umlauf  fegte,  foldjeS  feineSwegö  |ur  ß^te  SÖtlhelmö  that.  3)er  9came 
ift  aufgebraßt  worben,  um  bem  £er$oge  felbft  unb  zugleich  um  ben  9tor* 
mannen  einen  s)Jcafel  anzuhängen,  unb  um  babureb  beibe  zu  zwingen, 
baß  fte  ftd)  be6  HauSgefefjcö  fchätnten  unb  iß  aufgaben.  bie  allge* 

meine  Verbreitung  beS  $&oxt$  2ßtU)clm  23oftar  beweist,  baß  bie  öffentliche 
Meinung  (£nropa'3  gegen  jene  bänifche  (Sl)en  entfehieben  hatte.  (Sin  9Diiß* 
brauet  aber,  ber  ein  foldjeä  3nftcgel  empfängt,  fann  nicht  mehr  beftel)en. 

5^och  fei  mir  geftattet,  h^orjuheben,  wie  trefflich  ber  2)omherr  fcon 
©t.  Duenttn,  3)ubo,  unterrichtet  ift.  Sorgfältig  tf)cilt  er  bie  Zfyätfafytn  mit, 
weiße  einen  (Sinblid  in  bie  geheimften  Verbältniffe  ber  9?ormanbie  geftat* 
ten.  ^>k  nötigen  golgerungen  au3  ben  SBorberfä|en  zu  ziehen,  überließ 
er  ben  £efcm,  beim  als  ein  t>om  Hofe  C^ouen  begünftigter  ©efehichtfebreiber 
ber  -Dcormanbte,  wollte  er  häfelige  ©eftänbniffe  meiben,  aber  bejüglidb  beö 
Vertrauend,  baö  er  in  ben  Sc^arfftnn  ber  Äommenben  fegte,  hat  ftch  3)ubo 
getäufd)t.  2)te  neueren  ©efdjtchtfchreiber  ber  9cormanbie  unb  uormannifd)er 
Verhältniffe  gingen  argloö  über  bie  ^änbel  2ßilf)elm6  L,  bie  fielen  £)änen* 
ehen,  bie  finberlofen  Herzoginnen  ber  9cormanbte  unb  bie  ftete  Nachfolge 
ber  SBaftarbe  weg:  fte  rochen  fein  ^ufoer. 

Vor  ber  Empörung  9ftulf$  er§äl)lt  £)ubo  ben  Slufftanb  ber  SBretagner. 
SKctneS  (SrachtenS  fpielte  le&terer  §Wtfchen  erftere  gittern  unb  warb  fogar 
fpäter  beenbigt,  obgleich  bie  bretagnifche  ^Bewegung  begonnen  haben  mag, 
ehe  9iiulf  ttor  Otouen  rüdte,  fo  baß  alfo  Ü)ubo  bezüglich  beö  Anfangs  9ted)t 
behält.  3)a  ber  alte  Dtollo  5  3al)re  sor  feinem  £obe  Slnftalt  traf,  baß 
Sötlhelm  zum  (Srbherzoge  erflärt  würbe,  berief  er  laut  2)ubo'ö  Bericht2)  zu 
bem  Sanbtage  außer  normamüfehen  gürften  auch  bretagnifche.  2)ubo  füf;rt 
Zwei  ber  bretagnifchen  Häuptlinge  namentlich  auf:  fte  hießen  SBerenger  unb 


•J  Ü3er&  V,  36  oben,  65  unten,  216  SfiitU,  559  unten.       2)  ®u$e0ne  @.  86. 


93terte$  93ud&.   <5a%>.  11.    S)ie  ölormanbte  unter  SBtUjelm  I.,  Sangfcfytvert.  183 


Slllan.  £>er  Ü)omr)err  erjagt  fobann  weiter:  ')  „obgleid)  SBerenger  unb 
Zittau  gleict;  ben  normannifdien  ©rufen  bem  jungen  <£>er§oge  SSBtlfjelm  (Srb* 
fjulbigung  geletftet  Ratten,  fanbten  fte  nad;  bem  £obe  9Mo'3  eine  23ot* 
fcfyaft  folgenben  3nl)altS  an  2Öi%fon  L:  mir  ftnb  entfaMoffen,  btr  niajt 
mel)r  31t'  bienen,  fonbem  wollen  wieber  werben,  waö  unfere  23äter  waren, 
unmittelbare  ÜBafatten  ber  neuftrifd)en  trotte.  3^ar  itöntg  (Sari  bie 
Bretagne  beinern  33ater  D^oUo,  ber  ein  9$äuberl)auptmann  war,  eingeräumt, 
aber  ntdt)t  §u  erbittern  23eft&e,  fonbem  nur  für  fo  lange,  al$  bie  Norman* 
bie  wegen  SScröbung,  nia)t  l)inreid)en  würbe,  um  betnen  SSater  unb  fein 
9ßolf  §u  ernähren.  2)te  9?ormanbie  trägt  längft  wieber  grüd)te  unb  bu 
befommft  ntd)t3  mel)r  von  unS." 

2luf  biefe  93otfd)aft  läßt  3)ubo  prächtige  Sieben  folgen,  welche  93ern* 
tyarb  unb  23otl)o,  „s3ftitwiffer  ber  ©efyeimniffe  be6  £er$og$",  im  $atf)e  bet 
Normannen  gelten,  unb  in  welchen  fte  2obfprüa)e  auf  ifyre  früheren  @ro^ 
traten  ntet/t  garten,  bann  f ätjrt  er  fort:  f/§erjog  2ötlf)elm  jog  eilig  bie 
Streitkräfte  feinet  gan§en  SBolfeS  §ufammen,  fe$te  über  ben  gfuf?  ßotSnon 
unb  verheerte  bie  ^Bretagne.  2)te  (Empörer  verbargen  ftcf)  binter  ben 
dauern  fefter  Stäbte,  boeb  üEßtlljelm  eroberte  mehrere  berfelben.  Allein 
alö  er  nact;  Ofouen  jurücf f er)rte ,  folgten  ifym  bie  SBretagner  auf  bem  gupe 
unb  befefcten  ba£  ©ebtet  von  23aieur.  Später  bot  2öill)elm  ba3  £eer  von 
Beuern  auf,  fcf>nttt  ben  33retagnem  ben  Mcfyug  ab,  feblug  fte  in  mef)* 
reren  ©efeebten,  brang  bann  §um  3tt>ettemnale  in  bie  Bretagne  ein,  §üa> 
tigte  ba3  Sanb  burd)  junger,  erfd)lug  .SStele  unb  brad)te  §u  2öege,  baf  bie 
fcbulbigen  Häuptlinge  SBerenger  unb  Kilian  iljre  Unterwerfung  anboten. 
2Bilf)elm  verlief)  bem  (Sinen  berfelben,  SBerenger,  aber  ben  Slnbern,  Slllan 
verjagte  er  auö  bem  £anbe,  weßljalb  Kilian  nad>  Qmglanb  fjtnüber  §u  $önig 
5ltl)elftatt  flol)." 

Obgleich  £)ubo  nur  von  Siegen  2Öilr;elm6  rebet,  erhellt  boa)  au£  fei* 
nem  eigenen  23erid)te,  einmal  bap  ber  erfte  Einfall  in  bie  Bretagne  ein 
fcfyiefeg  (Snbe  genommen  fyat,  zweitens  baf  ber  «ftrieg  mit  ben  SBretagnern 
längere  Seit  bauerte.  ©lütfltctyer  SBeife  ftnb  wir  im  ©taube,  bie  SluSfagen 
be$  ^ofmannö  buret;  bie  9?act)rtct)ten  etneS  unpartfyeufdjen  S^rontften  $u  er* 
gänjen.  globoarb  von  9ftr)etm3  melbet2)  §um  3af/re  931:  „bie  SBretagner, 
welche  ben  Normannen  von  ßornuailleS  untertänig  waren,  erhoben  ftcf) 
Wtber  biefelben  am  St.  ->D?icr;ael6tag  (ben  29.  September)  931,  erfcfylugtn  §uerft 
tfyren  2lnfüf)rer  gelefan  unb  follen  aud)  alle  übrigen  bis  auf  ben  legten 
9Jcann  umgebracht  fyabert."  2)ann  weiter  unten  gegen  9lu£gang  M.$atyti& 
931  fäfyrt  ber  $l)eimfer  ßfjronift  fort:  „3nfon,  Häuptling  ber  Normannen 


4)  Ibid.  92  flg.       2)  $evfc  III,  380. 


184 


^ctbft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtitaUtx. 


»Ott  ber  Sotre,  bxafo  mit  feinen  beuten  in  bie  Bretagne  ein,  beftegte  unb 
töbtete  »tele  SBretaguer  unb  brachte  baS  8anb  in  feine  ©ewaft." 

hieraus  gel)t  nun  fyerttor:  erftlict)  im  heutigen  Departement  giniS* 
terre,1)  roafyrfcbeinlid)  §u  53reft,  tag  eine  2lbtl)eiluitg  itormannifd)er  Sfying* 
Xttf>  als  ftefyenbe  23efa£ung,  um  bie  ^tb»fnj  im  3^um  31t  galten  unb  21b* 
gaben  einzutreiben.  Stettens  als  biefe  SBcfafcung  ben  «Streichen  ber  auf* 
ftänbifcben  23retagner  erlag,  füllte  ftdj  §er§og  2BtlfyeIm  fo  fd)tt>acb,  baß  er 
bie  Empörer  entroeber  gar  nicfyt,  ober  boa)  nid)t  mit  fyinreicfyettben  (Streit* 
fräften  §u  §ücbtigen  tterntodjte.  9Jtag  ^rolf'S  (2of)it  auefo  bamalS  über 
ben  (SoiSnon  gerüeft  fein,  fo  rourbe  er,  taut  bem  eigenen  ©eftänbniß  Dubo'S, 
balb  lieber  mit  Verluft  ^untergetrieben.  Drittens  roeil  2öiU)elm  ntcfjt  felbft 
mit  ben  SBretagnertt  fertig  werben  fonnte,  rief  er  bie  Normannen  ber  Sotre 
§tt  $iffe,  welcbe  baS  Saub  tfyeilroeife  ober  ttollftänbig  unterwarfen. 

2öarum  roar  2ßtll)elm  bamalS  fo  fdjroact»?  3fttt  ftegenber  ©eroalt  brängt 
ftd)  bie  2kriuutf)ung  auf,  eS  fei  barum  gefangen,  roeil  bie  Umtriebe  9ftulfS 
bereite  begonnen  Batten.  9?atürlid)  fo  fange  9ttulf  bie  fyalbe  ober  ganje 
9?ormanbte  gegen  ben  «jperjog  aufwiegelte,  fonnte  Söilfyetm  ben  SBretagnern 
bie  (Spitze  uid)t  bieten.  933 ad  ift  aud)  an  ftd)  roat)rfd)einlid)er,  als  baß  bie 
93retagner  ttott  ber  (Stimmung  in  ber  ^ormanbte  Jhmbe  r)attett  unb  ntdr)t 
er)er  loSfcblugen,  bis  .bie  Verlegenheiten  beS  jungen  ^er^ogS  eine  gerotffe 
Qöty  erreid)ten.  2lud)  bie  eigenen  (£tngeftänbniffe  Dubo'S  voeifen  auf  bie* 
feit  3ufammenl)ang  l)tn;  beim  gibt  er  nia)t  §u  »erfreuen,  baß  bie  SBretagner 
ftd),  nad)bent  fte  2Mb;elm  §um  9uid£uge  genötigt  Ratten,  in  SBateur  ein* 
nifteten.  33ateur,  <5i#  beS  ungefügigen,  tterbtffenen  ^ormannentfm'mS,  voar 
§ugleid)  geucrfyeerb  ber  Umtriebe  S^iulfS.  Der  bretagnifebe  2lufftattb  unb 
bie  normanntfd)e  Empörung  rann  bafyer  in  (SittS  §ufammen.  2lucr)  rotrb 
jejjt  bie  23er§roetflung  begreiflia),  roela)e  2ötlt)elm  tterrietf),  als  ^iulfS  $ar* 
tl)et  t)or  bie  &t)ore  t>on  Ofouen  rüdte.  3n  ber  $t)at  roar  feine  Sage  troft* 
loS.  2lufriU;rer  \m  ber  ^auptftabt,  baS  fyalbe  Sanb  im  23eft£e  abgefallen 
ner  23retagner!  (Sine  fold;e  Sßervoidluttg  fonnte  in  trüber  Stunbe  felbft  einen 
mutagen  sJJknn  §u  bem  ©ntfa)luffe  Einreißen,  inS  2luSlanb  §u  fliegen. 
SQBie  groß  erfd;etnt  baS  Verbtenft,  baS  fta)  Hauptmann  SBernfyarb  enoarb, 
als  er  tfyat,  voaS  oben  befa)rteben  roarb! 

DaS  ©enteret  »or  *Rouen  fd)affte  bem  jungen  ^erjoge  Suft;  nun  erft 
fonnte  2Btlr)elm  an  grünbltd)e  ßü^tigung  ber  33retagner  benfen.  Stber  aucr) 
jet^t  verließ  ftcf)  ber  «£>er§og  nidjt  ganz  auf  bie  eigene  ^raft,  fonbern  er 
rief  bie  «£)ülfe  beS  fran§öftfd)en  ^)ofeS  an,  ber  ntct)t  ofyne  febroere  Dpfer 
baS  @euutnfa)te  geroät)rt  haben  fann.  globoarb  berichtet2)  jum  3al)r  933: 


')  3>nu  biefee  ift  mit  Dem  2lu3bvucf  coruu  Galliae  gemeint.  2)  -ißerfc  III, 
381  iDiitle. 


23terteö  93udj.   @a}).  11.    2)ie  SHermattbje  unter  3BtU)etm  I.,  tfanflfcfytvert.  185 


„SfÖtltyelm,  «ge^og  ber  Normannen,  unterwarf  ftcf)  bem  Könige  Siobulf  »ort 
9?euftrien;  bafür  fyrad)  ifym  ber  $önig  ben  23cft$  ber  bretagnifdiett  Wttm& 
lüfte  ju."  2Belcf)c  SBerpflidjtungen  ber  Normanne  übernehmen  mußte,  faßt 
ber  (Sfyrontft  nid)t.  Mdjt  ftnb  fte  gewiß  nidrt  gewefen.  (Srft  nact)  btefer 
§ulbtgung  brad)  meine*  (Sradjten*  2Bill;elm  mit  überlegener  -üJtadjt  in  bie 
Bretagne  ein,  jwang  bie  betben  aufftänbtfd)en  gürften,  benen  jeber  Vor* 
wanb  §u  wetterer  Sortierung  fte*  ßampf*  burcr)  bte  §wtfd;eu  bem  Norman* 
nen  uub  ber  trotte  abgefd)loffene  Uebereinfuuft  endogen  war,  ftdj  ju  er? 
geben,  unb  »erbannte  MUanf  wäfyrenb  er  33erenger  verlief),  ober  vielmehr 
verleihen  mußte.  Denn  unzweifelhaft  ift,  baß  SBüfyelm  ntdjt  au*  eigenem 
Antriebe,  wie  Dubo  bie  <5act)e  barftellt,  fonbern  im  Auftrage  be*  Äönig* 
beibe  Häupter  be*  Slufftanbe*  bei  gleidjer  6d)ulb  nad)  verfd;tebenem  s)3taße 
gemeffen  f)at. 

£ier  ber  33ewei*:  nactj  2Bieberl)erftellung  ber  ©elbftänbigfeit  be*  bre* 
tagnifd)en  laufte*  crfefyeint,  wie  früher l)  gezeigt  worben,  Verenget'  alö  @raf 
von  kernte*,  Stllan  a(*  §err  von  9?ante*.  (öfterer  tft  von  SBilfyelm,  bem 
Normannen,  ntefyt  vertrieben  wovben,  unb  bie  SBiebertyerftetlung  ber  Unab* 
fyängtgfeit  fyatte  für  tt)n  nur  ben  ©tun,  baß  fte  ba*  £el)en*banb  $n)ifd)eu 
tr)m  unb  bem  normannifd)en  «Jpaufe  lö*te  unb  ba*  (£omitat  Dienne*  umntt* 
telbar  unter  bie  tQotyit  ber  trotte  [teilte.  Sinter*  Man;  bie  £anbfd)aft 
Sannes,  bie  er  verwaltete,  begriff  bie  9J?eere*lüfte,  wäl;renb  ba*  bretag* 
ntfa^e  33imtenlanb  §um  Verbanb  von  9tenne*  gehörte.  9iun  wirb  flar, 
baß  globoarb  nid)t  ofyne  ©runb  fagt:  itönig  SRobulf  fyabe  bem  Norman? 
nenl)erjog  bie  Meereslüfte  §ugefvtod)en.  Der  (Styronift  unterfa^eibet  nämlid) 
fttllfd)Wetgenb  ba*  SMnnenlanb  ber  Bretagne  von  bem  ^üftengebiet,  ober 
bie  ©raffdjaft  ®mm$MmM  von  ber  ©raffefjaft  Stattet:  Da  ^önig 
9iobulf  erftere  bem  Normannen  93Mtf)elm  übertragen  l)atte,  ntd;t  aber  ledere, 
fo  mußte  ber  Normanne  ben  ©rafen  33erenger  fronen,  tonnte  bagegen 
5lttan  ungefn'nbert  vertreiben.  Die  Verbannung  Bflan*  ift  alfo  niebt  ofyne 
3uftimmung  9iobulf*  unb  weiter  bte  Unterwerfung  be*  weftlidjen  Sfyeil* 
ber  ^Bretagne  tft  erft,  nacfybem  Silfyelm  bem  neuftrifd)en  Könige  bie  von 
globoarb  erwähnte  erneuerte  £ulbtgung  geleiftet  fyatte,  alfo  nacr)  bem  grüf)* 
ling  933,  etwa  im  Pommer  be*  genannten  3af)re*,  vor  fteb  gegangen. 

Seijt  fann  tdj  bte  2ütfe  auffüllen/  bie  oben  in  ber  ©efd)icr;te  ber  23re* 
tagne  offen  blieb.  Die  bretagnifdjeu  Duellen  melben,  baß  feit  bem  £obe 
2lüan*  be*  ©roßen  —  b.  r>  feit  907  —  tf)r  Sanb  in  tiefe*  (Slenb  buret) 
Einfälle  ber  Normannen  geftürjt  warb ;  uub  erft  um  936  führen  fte 
wteber  etnl)eimifd)e  gürften  auf.  @ie  haben  in  fofern  $ect;t ,  al*  fte 
unabhängige  gürften  meinen.    2lbr)ängtge  Sanbvögte,  nämltcf)  fola)e,  bte 


l)  ©.  143. 


186 


$a6jt  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


*>on  normannifd)em  ©nabcnbrob  lebten  r  gab  c3  gleid)Worjl  §Wtfcrjen  907 
unb  936 ,  imb  §war  waren  ifyrer  jn>et  im  Sanb.  Slllan  ber  @rof  e,  ber 
907  ftarb,  fyatte  bie  gan^e  ^Bretagne  unter  feinem  Scevter  vereinigt.1) 
9?aa)bcm  bie  Normannen  ber  ©eine  Gerrit  ber  9?ad)barvrovin$  geworben 
waren,  jerftücfte  fte  biefelbe,  gemäß  bem  @runbfa£e:  l)errfd)e  burd)  %fffc 
hing,  unb  gaben  ba3  eine  Stücf  an  8erenger,  3ubifacl$  Sofm,  baS 
anbere  an  Sltlan  IL,  beö  erften  Slllan  (Mel,  unter  ber  SBebingung,  baß 
jeber  ben  tfym  §ugewiefenen  2lntrjeit  tri  ber  (Sigenfc^aft  eines  normannifd)en 
Steuervogts  regiere.  So  lebte  burd)  «Rollo'S  ®ia<itäfunft  bie  voltttfdje 
j$wi$tit,  bie  febon  früher  in  ber  Bretagne  beftanb,  aber  unter  2111cm  I. 
erlofcfyen  war,  §um  9?ad)tf)etle  beS  £anbeS  wieber  auf. 

Stua)  für  SBefttmmung  ber  $ät,  ^  9?ollo  ftarb  unb  ba  ber  Slufruljr 
DfrulfS  begann,  fyaben  wir  fefte  2lnl)altSVunfte  gewonnen,  So  lange  ber 
alte  Normanne  lebte,  würben  Weber  bie  SBretagner  ben  Abfall,  noef;  Dftulf 
ben  5lufrul)r  gewagt  l)aben.  9£un  Rieben  bie  aufftänbifd)en  SBretagner  laut 
bem  3euBntffe  globoarbS  Gmbe  «September  931  bie  33efa£ung  von  SBreft 
nieber,  9^ollo  muß  alfo  vor  bem  ^erbfte  beS  genannten  3af)reS  —  unb 
§war  aus  anbem  ©rünben  allem  2lnfduune  nact)  im  Saufe  beS  3af)reS  930 
geftorben  fein,  gerner  ba  bie  SBretagner  loSfd)lugcn,  gäfyrte  bereits  bie  von 
9ffrulf  in  SBaicur  unb  (£outanceS  angebettelte  ^Bewegung.  3)iefe  begann 
alfo  war)rfdjetnlta)  im  Saufe  beS  Sommert  ober  grüfyltngS  931.  drittens 
als  2Büf)eIm  im  «gerbfte  933  bie  weftlta)e  ^Bretagne  wieber  unterwarf, 
war  *Ätulf  vertrieben,  feine  *ßartl)ei  niebergefcfylagen.  £)ie  9Jf  ekelet  vor 
SRouen  fdjeint  bal)er  inS  3al)r  932  §u  fallen. 

3)er  bretagnifcr)e  5lnfftanb  Jjatte  bie  fd)limme  golge  für  2Bill)elm,  baß 
er  in  härtere  £lbl)ängtgfeit  von  ber  neujirifcfje«  $rone  nnb,  als  natürliches 
@egengewict;t,  in  bie  ewigen  ^änbel  neuftrtfdjer  ©roßvafatlen  verftrieft  warb. 
3)enn  um  ftcfj  gegen  mögliche  (Singriffe  beS  Königs  51t  beefen,  fuetyte  ber 
Normanne  notfjgebrungen  SBünbniffe  mit  anbem  fran§öftfd)en  ©roßen,  bie 
fid)  auf  gleiche  Steife  burd)  ben  Äönig  bebrol)t  glaubten.  Dbgletd)  3)ubo 
von  biefen  2krl)äitntffen  febweigt,  berichtet  er  bod)  von  Vorgängen,  welche 
bie  naturgemäßen  grüd)te  ber  fraglichen  3SerWtdlungen  waren.  2)er  2)onu 
l)err  von  St.  Duenttn  betreibt  ein  Sagbfeft,  baS  ber  Normanne  gab. 
2ÜS  gelabene  ©äfte  erfa)ienen2)  bei  bemfelben  Heribert  von  SSermanboiS, 
£ugo  ber  ©roße,  £er$og  von  grancien,  unb  2Bilf)elm  L,  ©raf  von  Cßoitou, 
genannt  caput  stupae.  Seigerer  warb  um  bie  §anb  ber  Scfywefter  beS 
9?ormannenf)ersogS,  welche  ©erlof  l)ieß,3)  unb  erhielt  fte.  S3et  biefer  @e* 
legenfyeit  legt  £>ubo  bem  Normannen  Sieben  in  9Jhtnb,  welche,  wenn  fte 
bucfjftäblid)  wafyr  wären,  beweifen  würben,  baß  ber  Sofjn  9Mo'S  feine 


*)  Oben  ©.  143.       2)  £>uc$egne  @.  97.       3)  Ibid.  ©.  235  oben. 


SSiertcö  93ucf>.   &ap.  11.    Sie  9ionnanbte  unter  SöiUjelm  I.,  Siintjfd&toett.  187 


$erad)tttng  gegen  2fUe3,  wa3  nettftrifd)  fyteß,  ganj  ungefdjeut  au^tyrad). 
Sturz  barauf  fam  audj  bte  SBcrmäljhtng  beö  Normannen  mit  ber  £od)ter 
beö  ©rafen  Heribert  öon  ÜBermanbotö  511  Staube.  SBkUcifyt  ftnb  betbe 
SBerbtnbungen  md)t  ofyne  33e$ug  auf  ben  Sobe^fatt,  ber  936  eintrat,  abge* 
f Stoffen  korben. 

3m  genannten  Safyre  ftarb  Äontg  Dfobulf  ber  33urgunbcr:  granfretdjs 
Stroit  war  alfo  erlebigt.  Grüben  in  (Snglanb  lebte  ein  Sofyn  be3  929  im 
Werfer  verftorbenen  (Sari  bcS  Einfältigen,  Suüwig  ber  Ueberfeeifdie ,  beut, 
tt>enn  baS  $tcd)t  gehört  warb,  bte  SRadjfolge  gebührte.  2Iber  in  granf* 
reid)  gab  eö  (Sfyrget'ätge,  bie  naa)  bem  SBcftftc  ber  l)öd)ften  2Öürbe  angel* 
ten.  £atte  ntebt  £)bo,  ber  £>l)etm  be8  Eapetingerö  §ugo  beö  ©röfen, 
unb  fyatte  nidit  Robert,  eben  beffelben  -leiblicher  $ater,  bie  trotte  von  -Ifteu* 
fter  getragen?  Sßarum  fotlte  niäjt  «gntgo  ftd)  Hoffnung  gemalt  t)aben,  ba(* 
er  ba3  gleite  3kl  ermannt  fönne?  2)  od)  warb  ntcrjt  er,  fonbern  ber  Max* 
linger  Subwtg  §um  9h  d)  folger  eingefeijt.  2öer  fyat  biefj  bewirft?  2)te  (Styro- 
niften  gefeit  weit  au6  einanber.  Saut  bem  öerfdjte-1)  globoarb^  von  9tf)eim3 
war  e3  £ugo  ber  ©roße,  ber  Subwig  au6  (Snglanb  fyerüberrief ,  unb  il)tt 
bann  auf  ben  Scroti  crl)ob. 

©anj  anberä  ftcllt  £>ubo  bie  Sadje  bar.  „51(6  Äöntg  Sltljclftan  von 
Engtanb,"  fagt2)  er,  „von  bem  attßerorbcntlid)cn  2lnfel)en  l)örte,  in  welchem 
ber  9?ormanncnr)er§og  393tlt)elm  bei  @iiü)eimtfd)en  unb  gremben  ftanb, 
fd;tdte  er  ©efanbte  mit  prächtigen  ®efd)enfen  an  ihn,  wefdse  folgenbe  2ltt* 
träge  übcrbraditcn:  2£in)elm  möge  auö  Siebe  §u  2Ul;elftan  beffen  Neffen 
Subwtg  ben  Ueberfeeifdjen  auf  ben  neuftrifeben  Zljxon  beförbern,  er  möge 
#&titmp(  abermal  auS  Siebe  §u  Slt^clftan,  bem  23retagncr  5lttan  »er$ei|en 
unb  benfelben  wteber  in  bie  väterliche  @raffa)aft  emfefcen,  §er(^og  2Btl* 
heim,"  fährt  ber  Eaitontfttö  von  6t.  Duenttn  fort,  „etttfprach  ben  $&\m* 
fernen  be$  Stttgetfachfen  Slt^clftan.  Sluf  fein  betreiben  lubeu  §ugo  ber 
©roße  von  graneien,  Heribert,  ©raf  von  SBermanboiö,  fo wie  mehrere  S3t^ 
fa)öfe  ben  jungen  Subwtg,  ber  bantate  ju  Sonbon  weilte,  ein,  baö  Ofetd) 
feiner  Sinnen  wieber  einzunehmen,  empfingen  ir)n  feftlid)  unb  falbten  ihn 
jum  Könige  von  9?euftcr  unb  55urgunb.  2)e3gleid)en  lief  2Öilr)elm  au3 
Siebe  ju  2ltl)elftan  bem  Sretagner  Titian  vottftänbige  $er§etl)ung  angebei()en, 
gab  bemfelben  5Jtle6  §urücf,  waö  er  früher  in  ber  ^Bretagne  befeffen  hatte. 
6e^r  banfbar  war  luefür  Man,  o\)m  2ßanfeu  (;ieng  er  feitbem  bem  9?or* 
mannen  SQßiltjelm  an.'' 

3ebermann  jiel)t,  baf  2)ubo  \)\tx  ben  §ofton  anfa}lägt,  unb  bie  2)tnge 
in  bem  romantifdjen  rofenfarbenen  Sid)te  barftellt,  ba^  nur  Einfältige  für 
baare  5D?üttje  ()innet)men.    §er§oge,  bte  auö  (auterer  Siebe  5(nbere  auf 


l)  ^er^  III,  383.       2)  ^uc^eöne  <S.  97  unten  flg. 


188  $a&j*  ©rcgoriuö  VII.  unb  fein  Settatter. 

Sfyrone  ergeben,  ©raffelten  an  £obfembe  oerfd)enfen,  geboren  ber  wirf* 
liefen  äöelt  ntd)t  an.  2) od;  tft  ben  glätten  3rrtl)ümern,  welche  ber  ßanfl* 
nifuä  vorbringt,  ein  giutfe  Satyrfyett  beigemifcfyt.  3n  ber  Zfyat  war  ei$ 
ber  2lugelfad)fe  tfo|elfian>  sott  bem  ber  Slnftoß  §u  (§rr)cbung  feines  Neffen 
Subwtg  auf  ben  erlebigten  neuftrifcfyen  Stroit  ausging,  globoarb,  ßeitge* 
noffe,  ja  faft  Augenzeuge,  berichtet,1)  baß  Atfjelftan  im  brüten  3al)re  ber 
9tü<ffc|r  SubwigS,  939,  bemfelben  eine  engltfa)e  glotte  §u  §ülfe  fcbldte. 
SBer  fola)e  £)pfer  bringt,  bem  tft  e$  (Srnjr. 

@letd)Wof)l  fyat  ber  Angelfad)fe  bie  (Stnfefcung  feinet  Steffen  nicfjt  mit 
Gewalt  bewirft,  fonbem  btefelbe  ging  in  ©utem  ttor  ftd;,  benn  Dubo, 
globoarb  unb  aud)  9frcrjertu6 2)  ftnb  barüber  einoerftanbett,  baß  £ugo  unb 
anbete  fyofye  Sßaf allen  Subwig  att£  (Sngtanb  fyerüberrtefett.  2)er  Angelfaci)fe 
wirb  bemnaa}  eine  $artf)et  tu  granfreia)  gewonnen  l;aben,  \t>elct)e  bie  ©aa^e 
SubwtgS  §ur  irrigen  machte  unb  bem  (Sapetinger  £ugo  ju  ©emütf)  führte, 
baß  für  it)n  mfyW  §u  fyoffen  fei.  3Lötrf Itc^  fagt  3)  9Wefyeriu6,  baß  bie 
betgtfcfyen  ©allier,  b.  I).  bie  9?orbfratt§ofen,  fta)  für  Subwig  ben  Üebetfee^ 
fa)en  erflärten,  unb  baburd)  «£>ugo,  für  beffen  (§rr)ebuttg  bie  Aquitanier  unb 
bie  23eroof)iter  be$  mittleren  granfreia)£  waren,  §ur  5*caa)gtebigfeit  nötigten. 
3u»erfta)tlta)  bürfett  roir  annehmen,  baß  bie,  roeld)e  9?ict;er  Velgen  nennt, 
mit  Atr)elfrart  in  93erbtnbung  ftattben.  Meines  (Srad)tett£  meint  ber  gatlifdje 
(Sfyronift  tnöbefonbere  ben  Marfgrafen  Arnulf  sott  glanbertt,  ben  trafen 
Heribert  son  SBermanboiä  unb  wol)l  auef;  £erluin  oon  $ontf)teu.  Sängft 
etferfüa)tig  auf  §ugo,  wollten  fte  ntd)t,  baß  feine  Wlafyt  nod)  fyöfyer  wacfyfe, 
unb  sogen  beßfyalb  ben  (Sariinger  £ubwig  »or. 

©owie  £ugo  far),  baß  tfym  feine  Hoffnung  blitze,  gab  er  bie  9folle 
eine^  Mitbewerbers  auf  unb  fpielte  ben  eifrigften  Anhänger  SubwigS,  um 
baS  SBerbienft  feiner  (M)ebung  für  jtdj  in  Anfprua)  §u  nehmen  unb  fo  viel 
SBortfyeil  al$  möglich  barauS  §u  erfdjwtngett.  Unter  «gmgo'S  Leitung  warb 
bie  ©efanbtfäaft  nad)  (Snglanb  rjinü&ergefdn'cft,  welche  ben  Ueberfeeifd)en 
eittlub,  üfteuftrienS  Stroit  §tt  beftetgen.  ($r  empfing  ben  Anfömmltng  ftatt* 
lia)  $u  SBoulogne,  unb  geleitete  ttjtt  im  Srmmplje  nad)  £aon,  wo  Subwig 
gefrönt  warb.  5)ocr)  burcfyfdjaute  ber  Angelfacfyfe  Att)eljian  bie  Abflauten  be$ 
(£apettttgere  unb  erwartete  nichts  @ute3  oon  ifym,  benn  globoarb  melbet,4) 
$lt^elftan  ^abe,  e^e  er  fetnett  Neffen  Subwig  stehen  ließ,  ben  ©efanbten 
(welche  ^>ugo  abfa)tdte)  einen  @tb  abgenommen,  baß  fte,  ober  »ielmefyr 
tl)r  Auftraggeber,  bie  abgelegten  $erfyrednmgen  reblia)  galten  wollten.  3m* 
merl)in  erreichte  §ugo  wenigftenö  für  ben  Anfang  feinen  ^md:  Subwig 
gerietl)  in  bie  ^änbe  M  ßapetinger^,  tl;at  ntct)t^  of)tte  tl)n,  unb  geftattb 


')  $erfc  III,  386.  -)  Ibid.  ©.  587.  3)  Ibid.  @.  586  unten.  4)  «Perfe 
III,  383. 


SSiertcö  33uc^.   (Sap.  11.    <£te  9iormanbie  unter  2Bi(fjetm  I.,  Sangfcfyiuert.  189 


baS  9$err)ä(tnifj,  in  baS  er  öerftrieft  warb,  fogar  fraft  einer  im  3af)re  936 
aufgeteilten  Urfunbe l)  öffentlich  ein.  SBafjre  greunbe  johlte  ber  (Sarlingcr 
mir  unter  ber  ©ciftlid)fcit,  namentlich  burftc  er  auf  ben  @r§btfd)of  Slrtolb 
von  9il)cintö  bauen. 

Unb  nun  jurücf  §u  bem  Normannen  2Bill)elm.  ©efjorte  btefer  aud) 
ju  ben  Velgen,  bte  laut  9ftd)er3  Singabc  SubwigS  (Erhebung  unterftü^ 
ten  unb  mit  5ltl)elftan  unter  ber  Ü)ecfe  fvicltcn?  (£6  mag  fein,  ba£  2Bil* 
l)e(m  lieber  ben  (Sarlingcr  als  ben  ßavetinger  auf  bem  Sfyrone  fal),  aber 
mit  bem  2lngclfad)fcn  ftanb  er  ftd)erlid)  utdjt  im  SÖunbe.  JDcnn  §u  gleichet 
3ett,  ba  3ltl;elftau  feinen  Steffen  nad)  granf'rctch  hinüber  beftfrberte,  \)at  er 
gegen  ben  Normannen  fctnbfeltgc  SDcajjrcgcln  ergriffen. 

£örcn  wir  globoarb,  ber  §um  3al)re  936,  unmittelbar  el)e  er  bte 
pfeife  £ubwtg£  nad)  granfreid)  er§äf)lt,  golgenbeS  melbet:2)  „mithülfe  be$ 
Königs  9ltr)elftan  festen  bte  verbannten  Bretagne*  (nämlich  Titian  unb 
feine  Seilte)  in  it)re  §etmatl)  §urüd  unb  nahmen  btefelbe  wieber  in  33ejt£." 
globoarb  beutet,  wie  man  ftel)t,  auf  baö  «ftüftettgebiet  ber  Bretagne  l)tn, 
au$  welchem  SBilbelm  ben  ©rafen  Kilian  933  vertrieben  hatte.  Stllan  muß 
alfo  fein  (Srbe  bem  Normannen  wteber  entriffen  haben.  SSetter  berichtet3) 
ber  9ü)etmfer  (Sljrontft  §um  3af)re  937:  „bie  SBretagner,  Welche  nad)  länger 
rer  Verbannung  prücfgefommen  waren,  lieferten  ben  Normannen,  weld)e 
if)re  ^eimatr)  eingenommen  Ratten,  viele  @efcd)te,  in  betten  fte  metft  bie 
£)berl)anb  bettelten."  2)ann  abermal4)  sunt  3ar)re  939:  „bte  SBrctagner 
erftritten  einen  großen  Sieg  über  bie  Normannen,  auch  f ollen  fte  eine  ben 
lederen  gehörige  33urg  erobert  haben." 

2öarum  vermochte  2Bilr)elm,  fonft  ein  mächtiger  gürft,  bie  §urücfge^ 
fommenen  SBretagner  nicht  §u  bewältigen?  Offenbar  weil  leitete  fortwährenb 
von  jtönig  2ltr)elftan,  ir)rem  Sefebüfccr,  23etftanb  erhielten.  SSon  ber  Seefette 
her  fonnte  ber  Slngelfacbfe  ungehinbert  unb  nad)  belieben  Kilian  unterftü^ett. 
3weitettö  wag  mag  2ltl)elftan  bewogen  fabelt,  ftd)  be3  33retagner$  fo  eifrig 
anzunehmen?  SWeineS  (SrachtenS  fal)  biefer  Jtönig,  einer  ber  fähigem,  bie 
auf  (SnglanbS  Xtyonc  fafjen,  in  ben  Normannen  ber  ©eine  gefährliche 
Nachbarn,  er  afmete,  baß  von  bortf)er  feinem  Steide  €d)ltmme0  brof)e,  er 
fua)te  bejjf)alb  ben  ^äuberftaat  innerlich  §u  zerrütten.  (Sin  tauglicheres  WiiU 
tel  fyqu  gab  e$  nicht,  als  wenn  er  bem  Normannen  ben  SSretagner  gegen* 
übcrftellte,  beibe  für  immer  mit  etnanber  verfeinbete. 

3u  gleicher  Sät  forgte  bte  nämliche  Maßregel  für  bie  Sicherheit  fei* 
ne6  (Schüblings  unb  Neffen  Subwtg.  2)a  Sltt)elftan  eS  war,  bem  ber 
lleberfeetfche  bie  Shtftytmg  auf  graufretd)S  Xtyon  verbanfte,  ba  weiter 
Subwig  unb  Sltfatt  im  nämlichen  3al)rc,  vielleicht  im  gleichen  SHonat,  mit 


l)  Souquet  IX,  585,  d.      2)  *ß«$  III,  383.      3)  $er|  III,  384.      4)  Ibid.  ©.  386. 


190 


*fJabji  ©regoviuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


engfifcfjer  £ülfe  itaer)  ©allten  l)ittüfcerfe|ieri,  fo  fann  fem  3>tt>efftl  fein,  baß 
ßiibwfg  bie  9Wle,  weld)e  2ltt)elftan  bem  S3rctagncr  Villau  §uwie3,  gebilligt, 
bie  Unäbfjängrgfdt  ber  weftltciett  Bretagne  von  normannifd)cm  2et)en3ver* 
baub  ausgebrochen  fyat.  (Sbett  bieß  vermehrte  bie  SBerfegenfyeiten  ^ifljelmS, 
beim  inbem  er  gegen  Man  fämpfte,  beletbigte  er  beffen  6d)u£rjerrm ,  bte 
trotte  graurreieb,  bereit  SSafall  SMfyelm  felbft  war,  aud)  fonnte  Slttjelftan 
um  fo  uttgefebeuter  bett  SBretagnem  #ülfe  fenbett,  ba  er  fytetntt  einen  3md 
förberte,  ber  von  feinem  $erbünbeten,  bem  frattjöftfdicu  Röntge,  form(tcf)  ge* 
billigt  war.  2£ir  werben  fogleicb  fegen,  baß  ber  Normanne  bte  Sage  ber 
Dinge  au$  bem  eben  cntwtcMteit  ©tanbvttnfte  beurteilte.  Die  größte^ 
Slitftrcngungen  machte  er,  um  Zottig  Subwig  §u  nötigen,  baß  er  ben 
23rctagtter  preisgebe,  ®r  reebuete:  Man  muffe  ftd;  fügen,  fobalb  ber  neu* 
ftrtfd)e  Äöntg  auSgefvrocbeu  bjaben  werbe,  baß  bte  weftltaje  £älfte  23reta* 
ntenS  wieber  unter  nornianmfd)e  ,£)or)ett  jurücffeljren  folle. 

QStcr  ber  mäcbtigften  3kfallen,  weld)e  bei  ($tr)ebung  SubwtgS  tt)ätig 
gewefett  waren,  verlangten  ausgiebigen  8or)n  für  ben  geleifteten  Dienft.  §ugo 
Wollte  in  bcS  JRfafgS  Tanten  fyerrfeben.  Da  £ubwig,  ber  eine  gute  (Sdmle 
tn  Cmglanb  gemadit  r)atte  unb  von  £au$  au'3  fclbftäubtgcr  war,  alö  bie 
fpötercu  Gtarltitgcr  vor  unb  ttatt}  ifyrn,  in  ^urjem  ftd)  ben  SunuUfymuten 
beS  granfcnf)er§ogö  entzog,  jerftel  er  mit  bemfelben.  Heribert  II.  von  93er* 
manbotS  forberte,  baß  £ubmta  feilten  treuften  5ln^änger,  ben  @r§btfd)of 
5lrtolb  von  ^beintS,  ben  vor  einigen  Saferen  «ftönig  *Robulf  cingefcjtf  fyatte, 
vertreibe  unb  ben  erften  (Stuf)l  ^euftrtenS  an  ben  Knaben  «gmgo ,  £ert* 
bertö  6ol)tt,  juritefgebe. ')  3Bte  billig,  wicS  Köllig  Subwig  biefeS  unver* 
fdjämte  2lnftnnen  §urücf ,  Weßfyalb  Heribert  von  il)tn  abfiel.  Der  brüte 
©roßvafaUe,  Arnulf  von  glanbern,  l)cgte  bie  5lbfta)t,  feinen  Tiatykax,  ben 
©rafen  ^erluin  von  $ontl)ieu  ju  verfaMingen,  baburd)  fein  ©ebtet  bis 
an  bte  ©räitje  ber  ^ormattbte  auszubeuten,  unb  erwartete,  baß  Äöntg 
Subwig  aus  Danfbarfcit  für  ben  93orfd)ub,  ben  ber  glamänber  bei  ber 
jlöttigSwafyl  gctfyatt,  rul)ig  bem  9faube  §ufel)e. 

293ir!lid)  fcfycint  ber  ßarlinger  entfd)loffen  gewefen  §u  fein,  ben  gla* 
mänber  nierjt  51t  fyinberit,  aber  ein  Ruberer,  ber  9?ormantteuf)er§og,  trat  Up 
terem  in  ben  2Öeg.  (Snblid)  ber  vierte,  2öilbelm,  *RoÜVS  8olm,  begehrte 
vom  Könige ,  baß  er  bett  53retagner  5lllan  preisgebe.  Seil  bieß  Subwig 
verweigerte,  verbanb  fiel)  2ötll)elm  mit  Heribert  unb  §cr§og  <£>ugo,  bte  be* 
rettS  §u  ben  Waffen  gegen  £ubwtg  gegriffen  Ratten.  Der  Normanne  er* 
retdjte  bt$  ju  einem  gewiffeit  fünfte  feinen  ßwetf.  6d)lauer  ober  wenig* 
ftenö  glüefltd)er  alö  ^>ugo  unb  Heribert,  brauchte  er  beibe  alö  Jletle,  um 


l)  «Sie^c  ©fröver,  .fttvd?.  ®ef(^.  III,  1209  flg. 


SBierteS  23udj.   &a\\  11.    SDie  9?ormanbie  unter  2Bi(fjelm  I.,  £angfd)hKtt.  191 

feine  Slbjtcbten  burd)jufe£en,  itnb  traf  nachher  geeignete  Maßregeln,  baß 
feine  bisherigen  23unbe3genoffen  ntct)t  an6  erftrebte  3\d  gelangten. 

£ugo  ber  ©roße  eljelMjte*)  im  3at)r  938  £ebroig,  bie  (Schroefter 
beö  beutfdum  JtönigS  Dtto  L,  unb  fc^fug  nutr,  auf  beutfcbe  £ülfe  bauenb, 
gegen  £ubroig  ben  Ucberfeeifcben  loö.  311  gleicher  3e*t  Qtift ')  ©raf 
bert  bie  SBcft&imgen  bor  S^eimfer  Strebe,  alfo  ben  treuen  Liener  beS  M* 
nigd,  (Srsbifcbof  2lrtotb,  an.  21  ud)  3BiU;eIm  ftanb  mit  ben  beiben  im  23unbe. 
Denn  globoarb  berietet1)  jum  näcbften  3al)re:  „Äöntg  Subwig  rücfte  939 
gegen  §ugo  i>on  granetcu  unb  2Öilf)clm  ben  gürften  ber  Normannen  in$ 
gelb.  2Öctl  ber  Normanne  geroiffe  ©ütcr  bc3  glamäuberS  Arnulf  verliert 
hatte,  roarb  er  von  ben  23tfcf)öfen,  bie  um  ben  Äöntg  vcrfammelt  roaren, 
mit  bem  SBanue  belegt.  Die  gleiche  ©träfe  traf  ben  ©rafen  Heribert  Dö'n 
SBermanbote,  unb  §roar  biefen,  roetl  er  n>iberrect)tltc£)  mehrere  Dörfer,  bie 
bem  9?beimfer  (Srjftuhle  gehörten,  jurücf behielt." 

5Xuf  beö  Äönigö  ©eite  ftanb  alfo  bamal6  Stmulf  von  glanbem,  gegen 
beibe  aber  Ratten  ©raf  Heribert  IL,  2Bt(()e(m  ber  Normanne,  unb  £ugo 
von  graneten  einen  breifachen  53unb  gefcbloffen.  2ll$batb  mißbrauchte  5lr- 
nulf  bie  augenblicflid)e  ©unft  beS  Äb'ntgS,  ober  vielmehr  bie  ^ülflofigfett 
beffelben,  um  burd)  einen  6cblag  gegen  ben  9kd)bar  feine  Wlafyt  §u  ver* 
großem.  Dura)  Herrath  bemädjtigte2)  er  fta)  ber  8urg  Sftontreutl  unb 
befehle  *ßontf)teu.  5lber  unverroctlt  fcf)tcftc  ber  Normanne  Sßühelm  bem 
bebrängten  9?ad)bar  ein  §eer  §u  «£)ülfe,  mit  welchem  ©raf  ^erlutn  bie 
23urg  roteber  eroberte,  ben  *ßlan  beö  glamänberS  burchrtß.  9cie  hat  feit* 
bem  5lrnulf  bem  Normannen  biefe  (ginmifdjung  in  feine  Greife  vergehen. 

globoarb  fagt  nichts  von  Sßtrfungcn  be$  gegen  90ßilf)clm  gefchleuber* 
ten  33anne$  —  berfelbe  fcheint  erfolglos  geblieben  ju  fein.  Dagegen  melbet3) 
er,  baß  ber  Normanne  —  offenbar  in  golge  feinet  SBunbeS  mit  Heribert 
unb  ^)ugo  —  in  perfönlidje  ^Beziehungen  §u  bem  SBeherrfdjcr  von  Deutfch* 
lanb  gerieth.  5tuf  frari§öftfchem  SBoben  fano  um  bie  ffltttk  beS  3ar)rc$ 
939  eine  3ufammcnfunft  beS  bamaligen  Königs,  nachmaligen  Äaiferö 
£)tto  L,  mit  2Öühehn  bem  Normannen,  mit  £ugo  bem  ghranfen,  mit  feexu 
bert  von  SBermanbotS  unb  enblich  mit  bem  glamänber  Arnulf  \tatt 3)  §at 
£e£terer  etroa  bie  <Sad;e  beS  (SarlmgerS  Subroig  vertreten?  ^ebenfalls  rour* 
ben  burch  baS  SBeftreben,  einen  Mächtigen,  ben  beutfdien  ^öntg  §u  geroinnen, 
Männer  jufammengeführt ,  bie  einanber  ^eim(ic|  auf  ben  £ob  t)a$tex\. 

Der  ßarlinger  muß  ftdt)  burch  bie  SSerbinbungen ,  roelche  feine  unge* 
treuen  3SafalTen  mit  £)tto  I.  eingegangen  t)atten,  ernftlid)  bebroht  geglaubt 
haben;  benn  er  ergriff  ein  außerorbentlid)e3  Littel,  ba3  offenbar  barauf 


')  $etfc  III,  385.  2)  «Pevfc  III,  385  unb  SDwfceöne  script.  normann.  ©.  102. 
3)  ?ßerjj  ni,  386. 


192 


$afejl  ©regoviuö  VII.  unb  fein  Bcitalter. 


abhielte,  bcu  beutfd)en  Köllig  auf  feine  (Seite  f)erüberju§ter;en  unb  tton  ben 
93afallcn  jti  trennen.  ©ifelbreaM,  <£)erjog  t>on  2otf)ringen,  @emal)l  ber  ©er> 
berga,  einer  feiten  8a)roefter  bt$  beutfd)en  Königs  £>tto,  war  im  £erbft 
939  auf  ber  glud)t  über  ben  Oifyein  ertrunfen.  Slm^  barauf  —  unb  §voar 
nod)  im  nämlichen  3af)re  —  efyeliaMe  Subroig  ber  Ueberfeeifcfye  bie  Sittroe,1) 
burd)  bereu  §anb  er,  gleid)  £ugo,  ^voager  be$  beutfeben  Königs  rourbe. 
(Sin  boppelteö  %%w  öffnete  ftd)  babura)  für  bie  Umtriebe  ßtto'S  I.,  er 
fonute  ben  Einen  burd)  ben  Zubern  bämpfen,  beibc  in  2lbl)ängigfeit  fcon 
ftd)  ermatten. 

3»be|  redinete  Shtbroig  nid)t  blo3  auf  fremben  SBeiftanb,  fonbern  fiteste 
ftd)  felbft  burd)  eigene  £f)ätigfeit  ju  Reifen.  2)afj  er  mit  ben  brei  ,£auptgeg* 
nern,  mit  «£mgo,  Heribert  unb  2Bilf)elm  bem  Normannen,  §ufammen  ntebt  fertig 
derben  forme,  faf)  er  vool)l  ein,  beßl>alb  f'nüpfte  er  mit  bem  Normannen, 
al3  bem  9J(äd)tigften,  ober  als  bem,  roeld)er  ber  trotte  granfretd)  bie 
meiften  23ürgfd)aftcn  bot,  Uiuerfyaub hingen  an,  um  im  Vereine  mit  tr)m 
bie  beiben  Zubern  nteberproerfen.  £>a$  war  e3  eben,  roa3  28ill)elm  burd) 
ben  33uub  mit  Heribert  unb  §ugo  bcabftd)tigt  fyatte:  feine  2öünfd)e  fd)tenen 
in  Erfüllung  p  gefyen.  5l)ennod)  gelang  ba6  2Berf  nid)t  auf  ben  erften  SBurf. 

globoarb  er^lt:1)  „51t  Anfang  beö  3al)re6  940  reiöte  Äöntg  Subrotg 
bem  9iormannenfürften  2©ill)elm  entgegen.  3m  @au  t>'m  5lmien$  famen  fte 
Sufammen.  J)er  9iormanne  leiftete  bem  Könige  ^ulbigung,  bagegen  be* 
ftöttgte  (euerer  bem  Erfteren  ben  23eft£  ber  Sanbe,  bie  einft  beS  Königs 
2kter,  Earl  ber  Einfältige,  ben  Normannen  (in  OMo'ö  Sagen)  eingeräumt 
l)atte.  3)rauf  wollte  ftd)  «ftönig  £ubrotg  §u  bem  granfenfyerjoge  §ugo  be* 
geben,  aber  roeit  biefer  einer  53efpred)ung  mit  bem  Könige  auSroid) ,  fefyrte 
£ubroig  unttcrrtcbreter  Eilige  nad)  £aon  juntd."  Unter  bem  ©ebiete,  in 
befien  Söeftfj  ber  $öntg  ben  §er^og  2Bill)elm  betätigte,  fann  nur  bie  93re* 
tagne  üerftanben  werben.  2)enn  über  bie  ^ormanbie  war  Silfyelm  Iängft 
unbeftrittener  fem,  unb  eine  3uftd)enutg  berfelben  »on  ©eite  beö  Königs 
Fonute  ibm  nidjtö  fyelfen,  fonbern  nur  fd)aben,  weil  er  burd)  erbetene  23e* 
ftättgung  bem  Könige  ein  9fed)t  eingeräumt  I)ä*te,  baö  ber  Normanne  ftd)er* 
lieb  feinem  SHenfdkn  §ugeftanb.  Slnberö  tterr/ielt  eö  ftd)  mit  ber  Bretagne. 
Unter  bem  6dm£e  m  2tngetfaa)fen  2ltf)efftan  (jatte-  tt)m  2Wan  biefe  *ßro* 
ttin§  mit  Waffengewalt  entnffen,  unb  au$  ben  oben  entwidelten  ©rünben 
fonute  äßifljelm  nur  bann  baö  Entriffene  wteber  §u  geroinnen  fyoffen,  wenn 
il)tn  ber  Jtontg  ein  förmliches  9ied)t  auf  baö  Sanb  §uerfamtte. 

©letcbroo^l  l)at  bie  SSerl)aublung  »on  fymtetö  feine  grüßte  getragen: 
2Ml)elut  tft  bamalö  nia)t  $um  33eft^e  ber  Bretagne  gelangt.  3\vä  gäüe 
ftnb  benfbar:  entroeber  war  e$  bem  Könige-  mit  ben  5luerbietungen,  bie  er 


4)  $er£  III,  386. 


93terte$  23ud).    (5ap.  11.    2)te  Sformanbte  unter  2BtU)elm  I.,  £angfdf)toert.    1 93 

bem  Normannen  markte,  ntd)t  crnft,  imb  feine  2lbftd)t  ging  vielmehr  baljin, 
S9BtIf)crm  ju  tauften  unb  ba3  ?D?tf trauen  fetner  bid^ertgeu  2krbünbeten, 
Heriberts  unb  ^ugo'ö,  gegen  tfyn  anzuregen.  £)ber  formte  ber  Normanne 
bte  S3ebtngungen  nid)t  erfüllen,  weld)e  £ubwtg  ber  Ueberfeeifcfye  an  bte  form* 
ltcr)e  3ufvred)ung  her  Bretagne  gefnüvft  fyaben  mag,  wcßfyalb  ber  Äönig 
ftcb  ntcbt  merjr  gebunben  erachtete  unb  fein  9Ö3ort  wiberrtef. 

6e$en  wir  j.  23.  ben  gatf,  2ßtlr)elm  f)abe  ftd)  gegen  ben  ßö'ntg  ver* 
btnbltd)  gemacht,  baß  er  in  ©utem  ober  mit  ©eroalt  ben  granfen  §ugo 
nötigen  werbe,  ftet)  gleichfalls  §u  unterwerfen,  ber  Normanne  fei  aber 
nacbfjer  triebt  im  6tanbe  gewefen,  fein  23erfvred)en  ju  galten,  fo  tft  baS, 
was  fpäter  gefebaf),  erflärt.  3)a  nun  globoarb  unmittelbar  nad)  ben  33er? 
fyanblungen  von  SlmtenS  erjäblt,  baß  ber  kernig  aud)  mit  £ugo  eine  3^" 
fammenfunft  beabftebtigte,  baß  aber  ber  granfenr)er$og  auSwtct),  fetjeinen 
bie  2Öorte  be$  ßljromften  wtrfltdj  ber  feiten  2lnnaf)me  günftig. 

2)em  fei  röte  tfym  wolle,  gewiß  ift,  baß  bie  Unterrebung  von  5lmten3, 
ftatt  ben  Normannen  mit  bem  Könige  au3mför)nen,  ben  $iß  erweitert  bjat. 
tiefer  als  früher  ließ  ftd)  2ßill)elm  mit  ^>ugo  unb  Heribert  ein.  ©emein* 
fctjaftltd)  mit  betben  rücfte *)  er  im  Pommer  940  vor  bie  6tabt  fHtjetmö, 
l)alf  fie  erobern,  ben  (Srjbtfcbof  2lrtolb,  SubwigS  beS  Ueberfeeifcben  treuftert 
5lnr)cinger,  vertreiben,  ©ememfebaftltd)  mit  tlmen  §og  er  bann  vor  £aon,  bte 
einzige  größere  @tabt,  welche  ber  jtb'ntg  wtrfltd)  befaß,  unb  begann  bte 
Belagerung.  D^etmS  war  $u  ©unften  Heriberts  eingenommen  worben,  ber 
aud)  fogleta)  Slnftalten  traf,  feinen  Knaben  ,£ntgo  §um  (Srjbtfcbof  bort  ein^u* 
fetten.  Saon  würbe,  wenn  eS  fiel,  bem  (Satoettnger  §ugo  bem  ©roßen  $u 
%l)tii  geworben  fein. 

Allein  bie  betben  2krbünbeten  «£>ugo'S,  2tÖi(r)eIm  ,ber  Normanne  unb 
©raf  Heribert,  fd)ctnen  ftd)  nid)t  fonberltct)  angeftrengt  m  fyaben,  baß  attdj 
ber  granfenfyerjog  jum  2>kk  fomme:  £aon  fiel  ntet):.  2)od)  blieb  3Btlf)elm 
fortwäfyrenb,  fei  eS  jum  6d)cin,  fei  eS  ernftltcb,  auf  Seiten  ber  ©egner 
beö  ^öntgö  Subwig.  globoarb  von  SftyetmS  er^lt2)  mm  Scfyluffe  beö 
3ar)reS941,  baß  §ugo  von  graneten,  Heribert  von  SSermattbotS,  2Bilr;elm 
ber  Normanne  unb  ber  glamänber  Slrmttf  eine  gemeinfame  23efvred)ung 
gelten  unb  baß  in  golge  berfelben  Heribert  über  ben  9^r)etn  verreiste,  um 
bem  beutfcr)en  Röntge  £5tto  I.  ^Bericht  §u  erftatten. 

3ule$t  wirfte  boct)  ber  fett  jwet  3at)ren  von  2Bilf)elm  bem  Normannen 
mit  fo  viel  $erjarrltd)fett  eingetriebene  $etl.  $önig  Sttbwtg  ber  lieber* 
feeifd)e  erfannte  bte  9?otf)Wenbigfett,  ben  $lan,  ben  er  939  ntcfjt  ernftltdj 
unternommen  l)atte,  ober  beffett  5Sollftrecfung  buret)  bte  Umftcmbe  vereitelt 
worben  war,  tnS  2Berf  §u  fet)en.  9?eue  Unterljanblungen  würben  angefnüvft 


l)  Ibid.  unb  387.       2)  $er^  III,  388. 
9  f  vor  er,  $abfl  ®regoriu3  vn.  S8b.  Iii.  13 


194 


93abft  OrcgoriuS  VII.  unb  fein  Seitatter. 


unb  fte  führten  §um  3kU.  globoarb  mclbet:  4)  „$önig  £ubwig  retöte  um 
bie  Wlitte  beS  (Sommert  942  §u  bcm  «£jer§oge  2Bilf)elm  naa)  SRouen  unb 
warb  mit  föniglidjer  $raa)t  empfangen.  (§6en  balnn  famen  2ÖtIt)etm  tton 
sßoitou  (ber  <Sa)wager  be6  Normannen)  unb  bte  bretagntfa)en  gürften.  9Diit 
allen  jufammen  rücfte  ber  «ftönig  naa)  ber  £)ife.  <§>erjog  $ugo  aber  unb 
Heribert  brachen  alle  23rücfen  über  ben  gluß  ab  unb  lagerten  mit  ihren 
©a)aaren  jenfeftS." 

3a)  muß  sunäa)ft  einen  fetten  3*n§efi  aufrufen,  ber  weniger  jutter* 
läfftg  aB  globoarb,  aber  boa)  ein  jüngerer  3eitgtttoffe  ift,  —  ben  9leuftrier 
*Ria)er,  welker  golgenbeö  berietet:2)  „naa)  längeren  Unterhaltungen  be* 
gab  fta)  $öntg  Subring  in  bie  ©tabt  Kotten  §u  <£er§og  3Btlt)e(m  unb  warb 
tton  ü)m  mit  :präa)tigen  @efa)enfen  beehrt.  2113  nun  bie  umltegenben  gürften 
»ernahmen,  baß  ber  ^önig  ftcfc  bem  *ßtratenhäuptling  in  bie  $rme  geworfen 
t)abe  unb  baß  2BÜrjeun  ben  ©taat  lenle,  glaubten  fte,  e$  fei  l)ot)e  3ett,  mit 
bem  Könige  grteben  §u  fließen.  Sllfo  eilten  ber  5lquitanter  2Mf)e(m  unb 
ber  23retaguer  Kilian  naa)  Ofouen  unb  gelobten  bem  Könige  ©e^orfam.  ©o* 
fort  bot  £ubwtg  bie  ©trettfräfte  berfelben  auf  unb  §og  an  bie  Dife,  bem 
©a)eine  naa)  um  wegen  allgemeinen  grieben$  mit  «gmgo  unb  Heribert  ju 
tagen.  2)te  genannten  gürften  aber,  bie  mit  tl)ren  ©a)aaren  jenfeitS  beö 
gluffeS  [tauben,  argwöhnten,  baß  eö  ber  ilönig  auf  einen  l)eimlia)en  Ueber* 
fall  abgefel)en  Ijabe,  unb  brachen  beßl)al6  alle  Sßrütfen  ab.  5luf  jwet  Booten 
festen  Unterf)änbler  l)inü6er  unb  herüber  unb  brachten  eine  oorläuftge  lieber* 
einfunft  $u  ©tanbe,  »ermöge  bereu  beibe  $artl)eien  gegenfetttg  ©eißein 
pellten/' 

Unter  ben  Bretagnem,  wela)e  laut  bem  3eugniffe  globoarbS  §um 
Könige  eilten,  muß  alfo  in  erfter  £inie  5lllan,  feit  }ea)6  3af)ren  ber  ge> 
fährlta)fte  getnb  be6  Normannen  Sil()e(m,  »erftanben  werben.  2)ie  Steife 
beffelben  naa)  Kotten,  in  ben  -üfttttetyunft  normannifa)er  ^Jcacfjt,  bctvädt  für 
fta)  allein,  baß  Kilian  fta)  weniger  bem  Könige  £ubwtg,  af#  otelme^r  bem 
©ebieter  ber  9?ormanbte  unterwarf;  ober  wenn  man  lieber  fo  will,  ber  @e* 
fyorfam,  ben  Kilian  ber  Ärone  leiftete,  beftanb  barin,  baß  ber  Bretagner 
oon  Subwig  angehalten  warb,  in  ein  23erhältniß  ber  Untertr)äntgfeit  jum 
normannifa)en  «£>aufe  §urücf§utreten.  9?ia)t  bloß  auf  bie  fleineren  Bafatlen 
maa)te  bie  QSerbinbung  be6  Königs  mit  Sß3tlr)elm  tiefen  (Smbrucf,  aua)  bie 
$wet  mäa)tigften  unb  gefär)rlia)ften,  §ugo  unb  Heribert,  zweifelten  am 
Erfolge  ferneren  SÖStberftanbS  unb  begannen  wegen  tt)rer  Unterwerfung  2ln* 
träge  §u  ftellen. 

globoarb  berichtet  *)  fofort,  baß  fta)  ber  beutfa)e  Jtöntg  —  anfa)einenb 
»oll  guter  5lbjta)ten  —  in  ba$  angefangene  2Berf  ber  Beruhigung  granf* 


*)  Ibid.  <§.  389.       2)  Ibid.  ©.  593  flg. 


33terteS  33ucf).    Gap.  11.    JDtc  Olormanbie  unter  2ßtU)elm  I.,  Sangfötoert.  195 


reiche  mifajte.  Saut  feinem  3eit9mffe  tyatte  £>tto  mehrere  Unterrebungen 
mit  Subwig  bem  Ueberfeeifa^en  unb  brad)te  ju  2Bege,  baß  £ugo  unb  £eri* 
bert  fta)  bem  Röntge  lieber  juwanbten.  Sludj  9fia>r  faßt  Daffetbe, 
brauet  aber  ben  meinet  (SracfjtenS  nocfy  bejeidjnenberen  2lu£brud,  £>tto  von 
3)eutfa)lanb  r)abe  ben  granf  entzog  £ugo  mit  bem  Könige  Subwig  au& 
gef  öfynt.  9ktürlid>!  bem  beulen  Staat$vortf)etle  entfvrad)  eö  weit  beffer, 
baß  £ugo  ftcf)  mit  Subwig  —  ein  ©leider  mit  bem  ©letzen  —  auSföfynte, 
als  baß  er  ftd)  ber  ßrone  unterwarf.  Um  fo  fdjwädier  blieb  ber  9kcf)bar 
von  £aon,  obgleid)  ntd)t  $u  verfemten  ift,  baß  Subwtg  ber  Ueberfeeifcfye 
unter  ben  fa^wierigften  Umftänben  bura)  fein  flugeö  33enef)men  23oben  ge* 
Wonnen  r)at. 

lieber  fügt  nod)  @fn$elnfyetten  bei,  von  benen  globoarb  fämi$t. 
Saut  feiner  2lu3fage  wohnten  einer  jener  Unterrebungen  außer  ben  beiben 
Königen  aud)  ber  Normanne  2ötll)elm,  ber  glamänber  Arnulf,  ber  granfen* 
r)er$og  £ugo  unb  Heribert  von  $ermanbot$  an.  Sei  biefer  ©elegenfyeit 
fet  e3  bann  §u  bitteren  (SrHärungen  $wtfdjen  Otto  von  3)eutfd)lanb  unb  bem 
Normannen  2Öitt)elm  gefommen,  Sefcterer  r)abe  bem  (öfteren  §u  verfielen 
gegeben,  baß  bie  trotte  gramreid}  unabbängig  fei  unb  beö  9fatf)6  ober 
ber  £ülfe  beutfdjer  Könige  ntc^t  bebürfe.  ©a^fießüd)  behauptet  lieber,  baß 
Dtto,  »oll  3ngrimm  über  bie  ^üt)nr)ett  be6  Normannen,  in  ©emetnfa)aft 
mit  £ugo  unb  Slrnulf  bie  (Srmorbung  2ßilf)elm3  befa)loffen  *)  babe. 

3d)  fyalte  biefe  Angaben  für  glaubwürbig.  $aum  fonnte  eS  auberS 
fein,  al6  baß  SBtl^elm  bem  Könige  Subwig  bie  3)ringlid)feit  vorftellte,  nia)t 
bloß  bie  ungetreuen  $afaften  Heribert  unb  ^ugo  §u  bämvfen,  fonbem  nodj 
mefyr  ber  eigennützigen  (Sinmifcfyung  be$  Saufen  £>tto  in  franjöftfc^e  5ln* 
gelegensten  ein  (£nbe  §u  maa^en,  unb  roenn  ber  Normanne  weiter  bem 
beutfdjen  Könige  ntd)t  verfyeblte,  was  er  von  il)m  benfe,  fo  t^at  er  nur, 
wa$  faft  jeber  Rubere  an  feiner  Steife  tfyun  würbe.  2)e3gletd)en  ift  eS 
in  ber  £)rbnung,  baß  alle  bret,  £)tto  L,  Heribert  unb  <£)ugo,  grünblta)en 
£aß  auf  ben  Normannen  warfen;  benn  2Bill)elm  fyatte  fte  überltftct,  er 
l)atte  bie  53erbinbung  mit  tfynen  als  eine  Staffel  $u  eigener  ©röße  unb 
jum  9^ad)tl)eil  feiner  ehemaligen  23unbe3genoffen  mtßbraud)t.  (SnbHcr)  t\\U 
fvridjt  e3  bem  geroö^nlicben  ©ange  menfa)lta)er  3Mnge,  baß  ber  glamänber, 
obgleid)  er  bem  Normannen  noa)  auffä^tger  war,  alö  bie  anbern,  bie  93er* 
antwortltcfyfett  eines  an  einem  ber  mäa^tigften  gürften  verübten  9Dforb£  nta)t 
alleinig  auf  feine  Schultern  nafmt,  fonbern  fta)  eines  9iütff)alt$  bura)  bie 
3uftimmung  Ruberer  verfta)erte. 

Arnulf  unterzog  fta)  ber  2luSfür)rung  beS  befa)loffenen  93erbrea)enö. 
Unter  bem  SBorwanbe,  bie  lefcte  £anb  an  bie  feit  geraumer  2>nt  fa)webenben 


l)  51.  a.  O.  <S.  594. 

13« 


196 


$abft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


grtebenSverfyanblungen  §u  legen,  lub  bcr  glamänbcr  ben  Normannen  nad) 
einer  flehten  3nfet  ber  6omme.  TOt  ftarfem  (befolge  erfctjien  Sttrjelm 
unb  OTeS  würbe,  anfdjemenb  im  beften  (Stnvernetymen,  beenbtgt.  8cf)on 
fyatte  ^erjog  2Btlf)elm  ben  ^cimvoeg  angetreten,  al6  2lrmtlf  tt)n  auf  liftige 
SÖeife  verleitete,  fta)  von  bem  großen  Raufen  feiner  Begleiter  ju  trennen. 
9ta  fielen  vier  bereit  gehaltene  Berber  über  ben  «£>erjog  fyer,  fließen  ifyn 
nieber,  fc^wangen  fta)  §u  $to$  unb  jagten  bavon.1)  Saut  ber  2lu$fage 
Dubo'3  gießen  bie  9Jtörber  ©trief),  23atjo,  Robert  unb  ftMbnlf.  Der  SobeS* 
tag2)  Sffifr&elmd  rvar  ber  17.  De§.  942.  «Bon  fiteren  (Srjroniften  erhält3) 
ber  ©emorbete  ben  Beinamen  £angfd)roert  Longa  spata.  Sftocf)  muß  icf) 
naef;f)olen,  baß  §er§og  2ötl()elm  ba3  im  vorigen  3a|r|unbert  von  ben  9?or* 
mannen  §erftörte  Softer  3umtege3  tvieberkrftetlte  unb  mit  TOndjen  au3 
*)3oitter3  befejte.4)  Dtefe  (Stiftung  legte  ben  ©runb  $u  einer  bauemben 
9Berbmbung,  welche  baS  ,£au3  von  Kotten  mit  bem  $?ö^d}tfmm  einging 
unb  roeld)e  rotcf)tige  golgen  nad)  ftcf)  §og. 


2)ie  9lormanbie  unter  «^evjüg  Dttdjarb  I.  tton  943  bis  996.  ©efafjren  ber  SRinberidfjrig; 
fett.  3n  bie  3Bette  fucr)en  jtönig  Shtbtoig  bev  tleBerfeetfc^e  unb  bev  (Safcettngev  £ugo 
»on  branden  baS  (Erbe  SioÜVS  an  ftcr)  jtt  teilen:  einzelne  normanntfdjie  Häuptlinge 
bagegen  rufen  bie  SBifinger  bev  ©eepldlje  $u  £tlfe.  £)aS  £etbentl)um  brofyt  roieber 
aufzuleben.  <§erjog  Sftidjarb  loirb  öom  Könige  nact)  £aon  entführt,  bie  £reue  feines 
SGBdrtcrö  unb  ein  geheimes  ©inbtiif  ber  Hermannen  öon  Jftouen  mit  £ugo  tton 
Statteten  rettet  ifjn.  «ftönig  £ubir>ig  bev  Ueberfeeifdje  fallt  in  @efangenfcr)aft  bev 
■Sftormannen^duptlinge  unb  beS  £erjogS  £ugo.  ®ev  £ag  an  bev  (Bpk.  9?icr)arb  I. 
muß  bem  ßapetinger  £ugo  ben  SSafaHen^ib  froren.  (Seine  33ermäfylung  mit 
bev  Sortier  «£>ugo'S.  2)aS  ©efyeimnifi  ber  3)änen?@^en  fommt  an  ben  Sag.  £)ie 
fpdteren  3al)re  SftcfyarbS:  er  txiü  mit  ben  (Slugniacenfern  in  SBerbinbung,  benimmt 
ben  (Slertfet  £)ubo,  bie  ©efcfyicfyte  feines  £aufeS  ju  fcfjreiben,  läßt  ftcr)  auf  Anbringen 
beS  (Siems  mit  feiner  bisherigen  jtebfe  ©onnor  txaum,  unb  tterorbnet,  baf  bev 
jüngfle  feiner  @ofme,  ^irtjavb  IL,  ben  tfjm  ©onnov  als  vecfytmdfjige  ©emafylin  ge* 
boven  f)M,  Stad&folger  fein  fotle.    $idjarb  L  jtirbt  996. 

Der  geroaltfame  £ob  SBilljelmS  brachte  ba6  9lormannenlef)en  an  ben 
9tanb  beS  2lbgrunb6.  ©ein  einziger  ©ol)n  unb  (Srbe,  jener  D^ia^arb,  <Sproffe 
auö  ber  bänifd)en  (Sfye  SKilI;elmö  mit  ber  @prota,  jäpe  -bamaie  faum  je^n 
3al)re 5)  unb  tonnte  folglta)  ba6  Sanb  nia^t  fernen,  gegen  baö  50^eJ)rere 
il)re  £anb  au^ftreeften.  SSor  allen  griff  üönig  Subroig  ju:  bie  gute  ©e* 
legentjett  benü|enb,  wollte  er  ber  läftigen  ^ac^t  norbifa^er  (Stnbringlinge 


l)  Ibid.  u.  595.  2)uc^eSne  @.  105.  2)  Ibid.  106.  3)  93ouquet  IX,  51  oben. 
4)  3)nc^eSne  ©.  101  u.  336.       6)  «ouquet  IX,  12. 


SßievteS  23udfj.    &a)>.  12.    <£te  9tovmanbte  unter  «Rtc^arb  I.,  943—996.  197 


ein  @ube  machen  unb  ba6  Sanb  tu  ba3  oerwanbeln,  wa3  e$  t>or  50  Sauren 
gewefen,  in  ein  unmittelbares  ©ebiet  ber  $rone.  ^Iber  aueb  5lnbere  Regten 
bie  nämliche  3lbftd)t,  unb  näd)ft  bem  entfd)loffenen  Sßiberftanbe,  welchen 
einzelne  Häuptlinge  ber  Normannen  leifteten,  war  e$  metnejg  (Sract)tenö  bie 
93ielf)eit  ber  33e  Werber,  welche  bie  ©djöpfung  OMo'S  erhalten  t)at. 

©owie  bie  9caa)ria)t  oon  ber  (Srmorbung  SBtlfyclmS  nad)  ber  9cormanbie 
gelangte,  fanbten  bie  Häuptlinge  ber  Normannen  nad)  Sßaieur,  wo,  wie 
wir  wiffen,  ber  junge  Dfrdjarb  erlogen  würbe,  beriefen  ifyn  nad)  9iouen, 
unb  erneuerten  ifym  bort  mwerweilt  ben  ^ufbigiuigöeib,  welchen  fie  fec/on 
bem  Äinbe  gefdj)Woren  Ratten,  ©ine  $egentfa)aft  würbe  eingefe^t,  an  beren 
©pi£e  S3ernr)arb,  ber  9Ml)roater  beö  $rtnjcn  unb  HauPtmanu  feer  tyxW 
Iid)en  Seibwadie,  trat.  ©0  berietet1)  im  üHSefentlicfyen  SÖtlfyelm  oon  3u* 
mtegeS.  2lel)ulid)e3  melbet  2)ubo,  we(d)er  ben  2lu3brucf  brauet: 2)  „Sftcfyarb 
fet  feitbem  in  holten  geblieben,  umgeben  oon  fronen  unb  alten  Hau^ 
bienern  feinet  SBaterS."  2)aö  2Bort  tyro  fann  an  biefer  ©teile,  fowte  an 
einigen  anbern  3)  faum  etwas  anberS  als  einen  (Seltner  ber  2etbwadje  be* 
beuten.  £)te  2Öittwe  2Bill)clmS,  SiutgarbiS,  muß  wüttyenb  barüber  gewefen 
fein,  baß  man  fte  von  ber  CRegentfdmft  ausfloß,  ©ie  fyeiratfyete  balb 
barauf  ben  ©rafen  Setbalb  oon  2MotS,  befannt  unter  bem  Beinamen  beS 
©a)elmen,  unb  verriet!)  burd)  Hanblungen  glüfycnben  Haß  gegen  ben 
©tiefjofyn. 

SBalb  barauf  fam  aud)  Äöntg  Subwig  nad)  *Rouen  unb  betätigte  ben 
lOjäfyrigen  *Ricr;arb  im  23eft£e  ber  9cormanbte.  5tber  bie  ©unftbe§eugung 
war  ntc^t  emftlia)  gemeint,  globoarb  öoe  D^eimS,  auS  beffen  (Sfyrontf  id) 
obige  ^atfaa^e  entnehme,  berietet4)  weiter:  „einige  normanntfcfye  H^upt^ 
linge  fyulbigten  bamalS  bem  Könige,  Rubere  bagegen  bem  HerS°3e  «&u9° 
von  graneien."  golglia)  fyatte  ber  Sariinger  bie  5lbfict;t,  bie  9?ormanbte 
an  ftd)  §u  §ie^en  unb  ju  biefem  2>wdc  *ßartl)eiung  angeftiftet,  aber  fc^on 
war  il)m  ein  Slnberer  in  bie  £luere  gefommen,  ber  ßapetinger  Hu9°> 
welker  ein  möglidjft  großem  ©tütf  00m  9cad)laffe  SBilfyelmS  für  ftd)  §u  be* 
galten  gebaute,  ^aa^riebten  von  Unruhen,  bie  auf  entfernten  fünften 
9?euftrienS  entftanben,  nötigten  ben  Köllig  Subwig,  CRouen  balb  wieber  §is 
oerlaffen.  Unb  nun  brad)  in  ber  ^ormanbie  eine  fürchterliche  ^Bewegung 
auS,  welaje  bie  gortbauer  beS  (£f)riftentl)umS  in  grage  [teilte. 

(Sin  fo  tapferes  unb  fcbarffmnigeS  9ßoIf,  wie  bie  Normannen  ber  ©eine, 
fonnte  ftd)  nta^t  barüber  t&ufa^en,  baß  bie  ©locfe  über  fte  gegoffen  werben 
follte,  mit  anbern  ^Borten,  baß  bie  fränfifcfyen  fernen,  welche  nad)  bem 


')  3)ud)e$ne  @.  238  unten.  *)  Ibid.  114  oben.  8)  @.  98  SOWtte.  Wilhelmus 
misit  quendam  Tetgerum  tyronem,  domus  suae  prineipem,  ebenfo  103  oben.  4)  $erfc 
III,  389. 


198 


$a&ft  ©regonnö  VII.  unb  fein  3ettoltet. 


SBeftfce  be$  £er§ogtr)um$  angelten,  Zottig  Subwig,  £ugo  *>on  grancien  unb 
Slnbere,  fobalb  fte  feften  guß  im  £anbe  faßten,  nid^t  cfyer  rufyen  würben, 
biö  ber  lefcte  9(ad)fömmling  ber  ©efälnlen  9touV$  vom  gallifdjen  Voben 
vertrieben  Wäre.  2ßaö  follten  fte  tfyun,  um  ber  brofyenben  ©efat)r  bie 
(Stinte  §u  bieten?  2anb  unb  £eer  Ratten  burd)  ben  £ob  9Bitf)eIm8  fein 
£auvt  mefjr  unb  fd)on  beftanben  *Partf)eiungen  in  ben  9fteir)cn  ber  Eroberer. 
3n  ber  Verzweiflung  befd)loffen  einzelne  ber  fünften  güf)rer,  bie  £ülfe 
tt)rer  fyeibntf  ct)en  ©tammverwanbten,  ber  Normannen  be£  DceanS  unb 
be6  Horbens,  anzurufen  unb  für  ftd)  felbft  ba3  (£l)riftentf)um  abjufctjwören. 
(£me  2lufforberung  muß  in  bie  ©eevlä^e  ergangen  fein:  Normannen  r)er 
von  allen  9^ia)tungen  ber  2Binbrofe,  fommet  unb  Reifet  uns  ba£  (Srbe 
£rolf'3  be$  gußgängerS  gegen  bie  Sälen  vertrjeibtgen ! 

9tidj)t  wirfungSloS  blieb  ber  Aufruf,  globoarb  fürtet1)  jutn  3a^re 
943  von  r)eibnifd)en  Normannen,  bie  eben  angelangt  feien  unb  mit  §ugo 
von  grancien  fämvften.  dx  erwähnt 2)  zweitens  §um  nämlid)en  3al)re  einen 
t)etbntfcf)en  ©eefontg  hebertet),  ber,  wie  xa)  unten  geigen  werbe,  gegen  jtöntg 
Subwtg  eine  Sd)lad}t  lieferte.  (Sr  fül)rt 3)  britienö  jum  3ar)re  945  einen 
Normannen  ^aigrolb  auf,  ber  über  eine  ftarfe  9Jtad)t  gebot,  bie  @tabt 
Söaieur  bem  Könige  entriffen  fyatte  unb  ebenbemfelben  eine  fd)Were  9cieberlage 
beibrachte.  Ü)ubo  erflärt  btefen  «gmigrolb  für  einen  jtüntg  ber  $)änen  unb 
fagt,4)  berfelbe  habe  auf  ben  ^ülferuf  ber  gallifa^en  Normannen  eine  große 
gtotte  auSgerüftet,  bie  ju  Werburg  lanbete.  2Bill)elm  von  3umiegeg  bagegen 
behauptet,5)  noa)  in  2Öilf)elm3  Sagen  fei  ^atgrolb,  von  feinem  8of)ne 
(Swen  vertrieben,  mit  einer  glotte  von  60  (Schiffen  in  ber  9?ormanbte  er* 
fdnnten  unb  2ßilf)elm  l)abe  iljm  bie  ©raffajaft  (£outance£  aU  5lufentr/alt 
angewiefen. 

Unverfennbar  meinen  beibe ,  $)ubo  unb  Wona)  3Btll)eIm ,  ben 
«ftönig  £aralb  8a^war^al)n,  ben  6or)n  @ormö  be6  5llten  unb  Vater 
(Swenö  I.  ©abelbart.  Allein  ber  ßfyronift  von  3umiege^  begebt  einen 
Verfloß  von  faft  fünfzig  3al)fen.  Swen  war  im  3af)re  943  noa)  gar 
nidjt  geboren  unb  fyat  feinen  Vater  erft  um  985  verjagt.  2lud)  ber  2ln* 
gäbe  2)ubo'ö  fd^enfe  id)  fein  Vertrauen,  obgleid)  er  ben  von  2Öilr)elm  be* 
gangenen  gefyler  vermeibet.  3wei  3fttgenoffen,  globoarb  unb  9?ta>riu0, 
weld)e  einen  anbem  ber  bamatö  nact)  ber  9cormanbie  gefommenen  gremb* 
linge,  ben  oben  erwähnten  Seberid),  alö  6ecföntg  bejeidjnen,6)  nennen 
^aigrolb  eiufad)  einen  Normannen 7)  unb  fd)Weigen  bejüglia)  feines  $b'nig* 
reid)3.  Ü)e$gleid)en  wtffen  norbif&e  ober  beutfd^e  Duellen  fein  2Bort  t>on 
6eejügen,  welche  £aralb,  ©ormS  6ol)n,  naa)  ber  ^ormanbie  angetreten 


l)  ^>ev^  III,  389.  £)  Ibid.  @.  390.  3)  Ibid.  392.  4)  Sud&eSne  @.  122. 
6)  Ibid.  B.  237.       6)  fet|  III,  390  u.  595.       7)  Ibid.  392  u.  598  oben. 


93iertee  33ud).    <5ap.  12.    «Die  SWormanbie  unter  9fttdjarb  I.,  943—996.     ^  gg 


f)aben  foll.  Unter  btefen  Umftänben  tft  man  berechtigt,  ba3  CfteidE)  Marien 
mit  roelajem  3)ubo  unb  Sßtlfyelm  von  3nmiegeö  ben  Normannen  ^atgrolb 
befa)enfen,  in  ben  sD?onb  ober  bte  (Sagenroelt  §u  verfemen. 

(Enblidt)  fprid)t  ber  9ir)etmfer  Gtfyronift  von  einem  Normannen  9?amen$ 
Surmob,  ber  vom  d)riftltd)en  ©tauben  jum  ,!petbentr;um  abfiel  unb  ben 
jungen  9?icf;arb  aufgeforbert  fyaben  foll,  baö  ©letale  ju  tr)un.  Surmob 
war  nicbt  ber  einige  Renegat.  SBiele  anbere  folgten,  rote  ftd)  unten  er* 
geben  roirb,  feinem  SBeifpiele.  Wlan  ftel)t:  bte  9?ormanbte  fcbroebte  in 
bringenber  ©efatyr  innerlicher  Sluflöfung,  aber  aucb  bie  9fci$|e  unb  2Bol)l* 
fal)rt  ^euftrienö  voar  bloßgeftettt.  Daö  Wlitttt,  ba3  jene  Ukrsnunfelten  er* 
griffen  fjatten,  tonnte  Uidjt  bie  golge  ^aben,  baß  eine  9)?affe  norbtfctier 
Stfutger  auf  bie  ©etnemüubuugen  lo6ftür§te,  bort  ftdt)  feftfetjte,  bte  um* 
Itegenbeu  *)3rovtn$en  mit  geuer'unb  6d)roert  verheerte  unb  alfo  bie  ©reuel 
vom  (Snbe  bc£  9.,  vom  Anfange  be3  10.  3abrt)unbertö  erneuerte.  3)er 
9iaub,  ben  $b'ntg  unb  §er§og  an  bem  (£rben  ber  ^ormanbie,  an  9iidt)arb, 
begeben  wollten,  brol)te  verntd)tenb  auf  il)re  eigenen  §äupter  juntd* 
zufallen. 

SBetbe,  Subroig  ber  Ueberfeeifc^e  unb  ^ugo,  erfannten  bie  9?otr)roenbig* 
feit  fabelten  (Stuf  Brettens.  3um  jtvettenmale  rücften  fte,  offenbar  nad)  einem 
verabrebeten  $lane,  auf  sroet  verfd)tebenen  fünften  in  bte  9?ormanbte  ein. 
2)te  6tretrmacbt,  bie  fte  mit  ftcf)  führten,  muß  bebeutenb  geroefen  fein, 
globoarb  berichtet:  *)  ,,.£>er§og  §ugo  lieferte  ben  Normannen,  bte  entroeber 
als  Reiben  au3  bem  Horben  angekommen  ober  vom  crjriftlicfjen  ©lauben 
jutn  §eibentl)um  abgefallen  roaren,  f)äuftge  ®efed)te;  berfelbe  verlor  in 
biefen  kämpfen  eine  9)?enge  feiner  c^riftltcben  gußgcinger.  3)od)  gelang  e$ 
h)m  §ulei$t  einige  ber  Normannen  ju  erlegen,  bie  anbem  in  bie  gludjt  $u 
treiben.  2tud)  brachte  er  mit  £ülfe  geroiffer  cr;rtftltcr;er  Normannen,  bte 
al#  SBefatjung  in  ber  33urg  (£vreur  lagen,  bte  genannte  ©tabt  in  feine 
©eroalt.  gleicher  Seit  brang  $öntg  Subroig  abermal  ttaa}  O^ouett  vor, 
fc^lug  ben  Normannen  Surmob,  ber  §etbe  geworben  roar  unb  audj  ben 
jungen  Oüdjarb  jum  5lbfall  vom  ©lauben  verleiten  roollte,  forote  ben  r)eib* 
ntfajen  6eefontg  ©eberid)  alfo,  baß  betbe  im  Kampfe  blieben.  3)ann  fe^te 
er  ben  ©rafen  ^erluin  $um  (Statthalter  in  *Rouen  ein  unb  feierte  hierauf 
in  bie  fomgttd)e  *|3falj  ßomptegne  jurücf.  93alb  fam  er  roteber  ttad)  Otouen, 
roo  tfym  £ugo  bie  (von  btefem  eingenommene)  Stabt  (Svreur  übergab." 

3m  golgenben  er§äf)tt2)  globoarb,  rote  ^erluin,  ber  neuernannte  23e* 
fe^l^aber,  ben  glamättber  5lrnulf  angriff,  il)n  beftegte,  ben  Sttörber  beö 
^erjogö  Stlt;elm,  33al§o,  erjc^lug,  bte  beiben  §anbe  beS  ©etöbteten  abbauen 
ließ  unb  als  Sro^)äe  uaa)  ^ouen  überfanbte.    Dann  fäf)rt  ber  eijromft 


')  Ibid.  389  unten  ftg.       2)  Ibid.  390  ftg. 


200  $a&ft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtiUiUtx. 

noct)  §um  3af)re  943  fort:  „$er$og  £ugo  fyob  bte  neugeborne  $oo)ter  be$ 
$b'ntgö  Subwtg  cmS  ber  Saufe,  femcrfettS  beftättgte  2ubwtg  bem  (Sapetinger 
ba$  ,§ersogtfntm  graucien  unb  übergab  tf)m  überbteß  ganj  33ttrgunb.  £ugo 
aber  föf)nte  ben  glamänber  Slmulf  mit  bem  Röntge  au3,  ber  btetjer  bem 
(Srfteren  wegen  (Srmorbung  bei  «£>cr$og$  2Mf)elm  grollte." 

Detter  fdjretbt  globoarb  jum  nädftcn  3af)re  944:  „£ugo,  £er$og 
von  grancten,  fcbloß  mit  ben  Normannen  einen  Vertrag,  tu  golge  beffen 
betbe  Steile  etnanber  ©etßeln  für  pünftltaje  Erfüllung  [teilten."  3Son  felbft 
verfielt  e$  fidt) ,  baß  btefer  Vertrag  fid)  auf  $etbtnblidfeiten  be§og,  bte 
§ugo  unb  bte  Normannen  gegenf  eilig  übernommen  fyaben  muffen.  9Zun 
globoarb  gibt  felbft  an,  vx>ot)tn  berfelbe  jtelte.  „5Serberben  brad),"  melbet 
er  weiter  unten,  boef;  §um  nämltcbett  3at)re,  „über  bte  SBretagner  fyerem. 
£ängft  tnnerltdj  geseilt  bura)  ©treittgfetten  ber  beiben  gürften,  93erenger 
(von  Lennes)  unb  2lllan  (von  Nantes),  würben  fte  von  ben  Normannen 
überfallen,  mit  Weidjen  fte  eine  Ueberetnfunft  getroffen  Ratten,  uttb  erlitten 
eine  fdjwere  9cteberlage.  3|re  ©tabt  3)oIe  geriet^  in  bte  £änbe  ber 
Normannen  unb  ber  borttge  23tfd)of  voarb  im  ©ebräuge  ber  $olfömaffen 
jufammengetretett,  bte  naa)  ber  ^auptftrebe  flüchteten.  9?ocb  einmal  rafften 
bte  SBretagner  il)re  Gräfte  jufammen  unb  lieferten  ben  Normannen  ein 
äWeiteö  treffen,  in  welchem  fte  bie  £>berl)anb  erlangt  fyaben  feilen.  5lber 
in  einer  brüten  mörbertfcfyett  @a)lad)t  erftritten  bie  9tormannen  völligen 
©teg,  töbteten  bie  meiften  ifyrer  ©egner  unb  vertrieben  bie  übrigen  au$ 
bem  £anbe.  hierauf  ftebelten  fia}  btejenigen  Normannen,  belebe  neulia) 
au$  bem  Sorbett  nad)  ber  teilte  eingewanbert  waren,  auf  ben  verlaffenen 
Bedungen  ber  verbannten  ober  erfa)lagetten  SBretagner  an." 

„^urj  barauf,"  melbet  ber  (Sfyronift  roetter,  „bxad)  $öntg  £ubwtg  mit 
Arnulf  von  glanbem,  §ertutn  von  *ßoutr;teu,  fowie  mit  einigen  neuftrtfcfyen 
unb  burgunbifdjen  33ifd)öfeu  in  bte  üftotmanbte  ein.  2trnulf  §og  bem  Könige 
voran,  trieb  eine  Schaar  Normannen,  welche  bte  SBurg  5trqueö  bewachten, 
in  bie  glud)t  unb  verfcfyaffte  babura)  bem  Könige  freien  $aß.  Ungeljittbert 
gelangte  £ut>wtg  vor  9^ouen  unb  warb  von  ben  Normannen  in  bte  <8tabt 
aufgenommen.  9cur  Wenige,  weldje  ber  $rone  9?eufter  ntd)t  fyulbtgen 
wollten,  verließen  baö  £anb  unb  gingen  §ttr  @ee  (um  als  SBtltnger  §u 
leben),  alle  Slnbem  unterwarfen  fid)."  3U  9letcf>er  3eit,  ba  $önig  Sttbwig 
vor  S^ouen  rüdte,  war  §erjog  §ngo  mit  feinen  eigenen  ©paaren  unb 
einigen  burgunbtfdjett  @roßen  über  bte  ©eine  gegangen  unb  bis  gegen 
33ateur  Vorgebrungen  unb  begann  nun  btefe  @tabt  $u  belagern,  bereu  23e* 
ft£  i^m  ber  Äöntg  unter  ber  SBebingung  verfprod)en  Jjatte,  baß  ^)ugo  ^ur 
Eroberung  ber  9cormanbte  S3etftanb  letfte.  §llö  aber  Subwtg  ber  Ueberfeetfcrje 
fa^,  baß  iv)\\  bte  Normannen  gutwillig  aufnahmen,  fd)idte  er  an  £ugo  53e^ 
feljl,  bte  Belagerung  von  Baieux  aufju^eben.  £ugo  gel)orc^te,  je^t  ging  ber 


93ietteg  <öud).    Qap.  12.    2>te  OJormanbte  unter  9lic$atb  I.,  943—996.  201 


«ftöntg  felbft  nad)  23ateur  (unb  übernahm  bie  @tabt).  Willem  feitbcm  l)örte 
ba$  gute  (£im>ernehmeit  äwifeben  £ugo  imb  2ubwtg  auf.  2)er  «£)er$og 
grollte  bem  Röntge,  tfyettö  weil  er  gebtnbert  worben  war,  23ateur  $u  erobern, 
tf)etlö  weil  Subwtg  »on  ben  (SfattJotyncrn  ber  (Stabt  @ttreur,  bte  bod)  §ugo 
gehulbigt  Ratten,  ©etßcln  naf)m  unb  jie  bem  «£)er$oge  anzuliefern  bef)arr* 
Itcf)  ftd)  weigerte. 4) 

93ttt  btefen  Sorten  fehltest  globoarb  bte  ©efdiiehte  beS  3al)re$  944 
unb  berichtet 4)  bann  nod)  jutn  folaenben  —  945 :  „währenb  £ubwtg 
ju  ^ouett  weilte,  gebar  bte  Königin  ©erberga  einen  @of)n,  ber  in  ber 
Saufe  (£arl  genannt  würbe.  3ur  3c*cr  fc"ter  ©eburt  eilte  Subwig  nach 
£aon,  hatte  bort  eine  (geheime)  Untencbung  mit  Slrnulf  »on  glanbern, 
traf  bann  gewtffe  Slnftalten,  unb  f  ehrte  nun  nach  9iouen  juntd." 

3n  ben  unfa^etnbaren  @ä£en  beS  9?f)etmfer  Sl)rontften  ift  ein  gan§eö  ©e* 
webe  fcolttifcher  3ntrifen  »erborgen,  welcbc  globoarb  beutlicb  §u  fchtlbem 
ftd)  febeut.  Seil  er  jeboeb  bie  allgemeinen  Umrtffe  ber  ^f>at)aa)en  enthüllt, 
fann  burch  (Sc^lüffe  bte  »olle  9Ö3af)rl)ett  ermittelt  werben,  jumal  ba  anbere 
Nachrichten  §u  £ülfe  fommen. 

©rftenS  laut  bem  auöbrüdliaxn  ßwptjfe  globoarb^  ^ertfebte  bis  §um 
Scbluffe  beö  3al)reö  944  greuubfebaft  jroifcben  §ugo  unb  £ubwig.  Sann 
begann  biefeS  gute  33er^ältnif  ?  Offenbar  §u  ber  Sät  ba  £ugo  (Soreur  er* 
oberte  unb  ber  $öntg  jum  zweitenmal  »or  9iouen  ritdte,  b.  h-  im  grül)ling 
943.  2)enn  »or  ©rmorbung  StlrjclmS  waren  ber  jtöntg  unb  £ugo  ge* 
ftoannt  gewefen,  aber  fett  ben  eben  erwähnten  Gmtgniffcn  ftnb  fte  greunbe. 
2luch  nadjbem  §ugo  bte  (Stabt  @»reur  herausgegeben  hat,  waö  tf;m  ge* 
wtg  ntd)t  füg  einging,  fte^t  er  gut  mit  Subwtg,  hebt  beffen  Tochter  auS 
ber  Saufe,  unb  wirb  ftattltd)  mit  Sanb  unb  beuten  bebaut.  3mikn$  un* 
zweifelhaft  ift,  baf  ber  neuftrifc^e  Köllig  nicht  umfonft  bem  (Sapetinger  ben 
93eft£  grancieng  beftätigt  unb  ba3  §er§ogtl)um  S3urgunb  übertragen  ^at. 
Offenbar  follten  btefe  ©aben  ber  $rei6  bafür  fein,  baß  £ugo  bei  (Srobe* 
rung  ber  Normanbie  helfe,  aber  bte  ^ro»in§  allein  bem  Röntge  überlaffe. 

2)rittenö  wollte  £ubwig  bte  Normannen  ntebt  bloS  burch  Saffen* 
gewalt  unterwerfen,  fonbern  zugleich  burd)  ©üte  gewinnen.  3)aS  ganje 
3Solf  l;a^te  ben  glamättber  5lrnulf,  alö  5lnftifter  ber  ©rmorbung  5ßilf)elm'6. 
Um  biefer  Seibenfd;aft  ju  fc^ntetc^eln,  gab  Subwig  bem  ©rafen  »on  $on* 
t^ieu,  feinem  (Statthalter  ju  Kotten,  33efel)l  zum  Angriff  auf  glanbem. 
$erluin  »ollftrerfte  feinen  Auftrag  mit  @efd)id  unb  rüftete  bura)  Ueber* 
fenbung  ber  abgehauenen  ^ättbe  be3  üJ?örberö  33aIjo  eine  @cene  $u,  welche 
geeignet  fa)ten,  feinen  £errn  Uikbt  in  Kotten  ju  machen.    2)amit  glaubte 


l)  ^er^  III,  391  unten. 


202  ©regoriuS  VH.  unb  fein  3ettolter. 

jeboa)  ber  Sarlinger  genug  getbjan  §u  fyaben,  in  Äußern  fcfyloß  er  wieber 
unter  «gmgo'S  Vermittlung  gricben  mit  Arnulf. 

SRoct;  ftanb  aber  t>tertenö  ein  £auptr)inberniß  ber  beabftdjtigten  (5r* 
Werbung  beS  9?ormamtenlanbc3  entgegen:  bie  5(nn>cfenl)ett  jener  fyeibnifcben 
SSifinger  beS  Horbens,  wela>  neulta)  r)erbeigefommen  waren  unb  burct) 
ben  23eiftanb,  ben  fte  tfyren  ©tammgenoffen  leifteten,  ben  gortfcbritt  neu* 
ftrtfa>r  Staffen  r/emmten.  Sie  follten  in  ©tttem  fortgefcbafft  werben.  2lud) 
tjie^u  bot  ^)ugo  bie  «§anb.  globoarb  fagt,  baß  bie  Normannen  erftenS  einen 
Vertrag  mit  bem  §er§oge  üon  grancien  —  unb  zweitens,  baß  fte  einen  anbem 
mit  ben  33retagnern  fc^Foffett.  SttemeS  (SracfytenS  fingen  biefe  Verträge 
jufammen.  Von  933  bis  §um  SobcSjafyre  SSilfyelmS  Ratten  bie  Vretagner 
mit  ®lüd  if)re  Unabfyängigfeit  gegen  bie  Normannen  t>ertr)eibigt  unb  §war 
rjauptfäcfylid)  beßfyalb,  weil  bie  trotte  fte  unter  ifyren  Sdjutj  nafym.  2Ukt) 
baS  £el)enoerf)ältntß,  baS,  wie  ta)  oben  ')  gezeigt  t)abe,  2lllan  im  (Sommer 
942  unter  tr)ätiger  9J?itwtrfung  beS  Königs  £ubwig  gegen  2Bilf)elm  ein* 
gelten  mußte,  jog  nod)  feine  oollige  Unterwerfung  nad)  ftct;.  Allein  beut* 
licr)  gibt  globoarb  ju  t?erftet)en,  baß  ber  Vertrag,  welchen  bie  SBretagner 
944  mit  ben  Normannen  abfctjfoffen,  fte  in  bie  §anbe  ber  Sedieren  lieferte. 
9htr  oon  Jtönig  Subwig  fann  ber  2lnftoß  ju  biefem  Vertrage  ausgegangen 
fein,  ber  granfe  £ugo  aber  muß  burd)  bie  oon  globoarb  erwähnten  Ver* 
fyanblungcn  bie  Sad)e  eingefäbelt  tjaben.  Um  bie  ^ormanbie  oon  läfttgen 
©äften  §u  fäubern,  gab  ber  Jtöttig  bie  Bretagne  preis.  5lllan  unb 
feine  ©enoffen  erlagen,  aber  ber  $önig  erreichte  feinen  3wctf,  bie  r)eib* 
nifcfyen  SBifinger  ließen  ftct)  großenteils  in  ber  eroberten  Bretagne  nieber, 
bie  S^ormanbie  war  oon  ifynen  gefäubert  unb  ftanb  ben  Umtrieben  £ub* 
wigS  offen. 

@letd)Wor)l  glaubte  $önig  Subwig  and)  je|t  noct)  utcfjt  ol)ne  frembe 
$ülfe  bie  le|te  §anb  an  bie  (Eroberung  legen  §u  fönnen.  (£r  bietet  ^erluin 
»on  $ontf)ieu,  Arnulf  üon  glanbern  unb  oerfctjiebene  SBtfcfyöfe  ^euftrienS 
unb  23urgunbS  auf,  mit  il)m  gen  Kotten  ju  §ier)en.  3"g^1'^  erhält  £ugo 
von  grancien,  bem  abermal  eine  wid)tige  9?olle  übertragen  tft,  ben  Auftrag, 
oon  heften  l)er  gegen  23ateur  »or§ubred)en.  9Jiit  großer  ^eereSmadrt  riteft 
ber  ^önig  in  bie  S^ormanbie  ein,  er  betrachtet  alfo  biefe  *ßroom§,  obgleid) 
fte  fta)  if)m  fct)on  943  unterworfen  r)atte ,  als  ein  feinbIicf;eS  £anb.  3n 
ber  $f)at  [teilen  ftct)  bem  glamänber,  ber  bie  Vorfmt  bilbet,  mehrere  6a)aaren 
entgegen,  werben  jeboct)  §urücfgetrieben,  Subwtg  felbft  tft  fta)tlicr)  überrafajt, 
als  bie  Stabt  D^ouen  cfym  stampf  ifyre  Sttjore  öffnet.  3)ennoa)  ftnb  auet; 
nad)  bem  (Jinjuge  beS  Königs  Normannen  genug  bafelbft,  welche  lieber 
ifyrer  £etmatr;  ben  9tuden  festen,  als  ben  geforberten  £ulbigungSeib  leifteten. 


l)  @.  194. 


«Biertcö  33udj.    Ga$.  12.    £te  Otormanbie  unter  fötc^arb  I.,  943-996.  203 


2lu3  all'  bem  folgt,  baß  bie  9?ormanbte,  nacbbem  ^erluüt  $ouen  ver* 
(äffen  Jjatte ,  um  ben  $rieg  wiber  Arnulf  ju  beginnen,  von  Äömg  Subwig 
abgefallen  war.  Detter  erhellt  au3  globoarbö  Korten,  baß  £ugo  von 
granrien  mebt  of)ne  einen  neuen  Solm  ben  3ug  vom  Svätherbft  mitgemacht 
hat.  2)er  (S^ronift  fagt,  jtönig  Subwig  J)abe  ihm  alö  ^reiS  ber  £ülfe 
bie  Stabt  S3ateur  verbrochen  unb  fügt  weiter  bei,  aueb  bie  Einwohner 
von  (Svreur  feien  in  £ugo'3  *Pflid)ten  geftanben.  23ejüglicb  (enteren  *ßunfte$ 
ftnb  zwei  Salle  möglich:  entroeber  f)atte  «Jpugo,  febon  al£  er  im  griifyling 
943  @vreur  an  Subwig  abtrat,  gewtffe  *Red)te  über  bie  Stabt  fta)  vorbei 
galten,  ober  war  ir)m  vor  bem  £0?arfct)e  gegen  SBateur  bie  Diücfgabe  elfteren 
£>rte3  vom  Könige  zugejtdjert  worben.  Slllem  als  Subwig  ber  Uebcrfeetfc^e 
gewahrte,  baß  bie  Normannen  ftdr)  über  (Erwarten  gutwillig  fügten  unb 
baß  folglich  eine  bebeutenbe  *partf)ei  im  2anbe  $ur  föntglidjen  Sache  l)tn* 
überneigte,  vergaß  er  bie  bem  ßavetinger  gemachten  23erfvredmngcn  unb 
forberte  bemfelben  fowof)l  23aieur  atö  Qrvreur  ab.  §ugo  ger)orcbte,  aber 
würbe  feitbem  Sobfeinb  beS  Königs,  deines  (§rad)ten$  ift  eö  Unwillen 
unb  Slbfcbeu  gegen  ben  unftnnigen  $Ian,  ba3  ^eibcntfmm  wieber  im  £anbe 
aufzurichten,  geroefen,  wa$  viele  Normannen  auf  Seite  beS  Königs  \)ix\* 
übertrieb. 

3n  golge  bamaliger  Unterwerfung  ber  9?ormanbte  ergriff  ber  ^önig 
eine  widrige  Maßregel,  von  weiter  jeboer)  bie  3ci|9eno)fen  globoarb  unb 
Richer  fchweigen,  Wiewof)l  fte  (Srfterer  nach  meinem  ©efühl  wenigftenS  ver* 
fteeft  anbeutet.  3)ubo  erzählt:  *)  „als  J!öntg  £ubwig  nach  (Srmorbung  beS 
£er§og6  2Öilhelm  §u  Kotten  angelangt  roar,  nahm  er  ben  jungen  ^Ridjarb 
ju  ftch  in  fein  Duartter  unb  behielt  ir)n  ftetS  in  feiner  üftärje;  beßhalb  ver* 
breitete  ftd)  in  ber  Stabt  baS  @erüd)t,  ber  Jtönig  habe  befcbloffen,  ben 
Arbeit  ber  9lormanbte  nach  9?euftrien  abzuführen.  2)te  Normannen  von 
9touen  gerieten  in  wtlbe  Bewegung,  eilten  mit  getieften  Schwertern  jutn 
Jtimig  unb  bebrohten  ihn  mit  bem  £obe.  £ubwig  aber  fd)loß  ben  ^rinjen 
in  feine  Sinne,  verfteberte,  baß  er  bie  befteu  2lbftd)ten  für  ben  Knaben 
ihm  eine  vortreffliche  Erziehung  geben  werbe,  waö  jeboch  niebt  fyier  §u 
$ouen,  fonbern  nur  im  föniglichen  ^alaft  ju  Saon  möglich  fei,  weßhalb  er 
e6  für  feine  Pflicht  halte,  il)n  nacb  ^euftrien  überzuftebeln.  Ü)urch  biefe 
Sieben  beS  Königs,"  fährt  Ü)ubo  fort,  „würben  bie  Normannen  befchwidjtigt 
unb  fahen  ru^ig  $u,  als  ber  Äönig  bei  feiner  2lbretfe  ben  ^rinjen  mit 
nach  £aon  nahm.  2)ort  angefommen,  erhielt  Subwtg  eine  33otfa)aft  von 
Seiten  be$  glamänberö  5lmulf,  welche  ihn  aufforberte,  ben  Knaben  §u  be* 
feitigen,  bie  9?ormanbte  §um  ^rongut  ju  fa)lagen  unb  bie  9?ad)fommen  ber 
normanntfehen  Eroberer  fo  lange  mit  fct/Weren  Steuern  ju  belaften,  bis  fte 


l)  JDuc^eönc  ©.  114  flg. 


204  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 

in  il)re  norbifd^e  ^eimatf)  nirüdf  ehren  würben,  .ftönig  Subwig,"  berietet 
3)ubo  weiter,  „war  entfd)loffen,  tiefen  9?atr)  ju  befolgen,  als  fcbnelte  glud)t 
ben  Knaben  rettete. " 

Unbenfbar  ifr,  baß  bie  ©runb§üge  biefer  <8age,  welche  auet)  buret)  bie 
anbern  normannifdjen  (Sfyromften  wieberholt  wirb,  erbiebtet  fem  fotlten,  aber 
3ett  unb  9£>benumftänbe  ftnb  irrig.  23et  feiner  erften  "9tnw>cfen^ctt  §u 
State*;  gletct)  nach  (Srmorbung  2Bilf)elm6,  fann  Subwig  ben  Knaben  Dticbarb 
niebt  mit  ftcf)  genommen  I)aben.  3)enn  globoarb,  beffen  <Sl)rontf  an  ©e* 
nauigfett  einem  $agbud)e  gleichkommt,  berietet,  baß  jene  Normannen,  welche 
nach  ber  erften  Slbretfe  SubwigS  ba£  t)eibnifcr)e  ^Banner  aufpflanzten,  auch 
ben  *ßrtn$cn  für  ihren  $ßlan  gewinnen  wollten,  folglich  war  9ticbarb  ba* 
maU  noch  in  Sfcouen.  (Sbenforoenig  barf  man  bie  Abführung  be3  Knaben 
in  bie  Seit  t>erfe^en,  ba  bie  aus  bem  Horben  herbeiftrömenben  2Bifinger 
im  Sanbe  ftanben,  benn  ber  $önig  wagte  niä)t  et)er  etwas  (Sntfchetbenbe£ 
ju  unternehmen,  als  bis  er  biefe  gremblinge  naa)  ber  Bretagne  beförbert 
hatte.  (Snbltch  ift  in  i)ol)em  ©rabe  wahrfcheinlicb,  baß  £ubwig  erft  bann  §u 
ber  fraglichen  Maßregel  fc^ritt,  als  er  ftd)  einer  bebeutenben  $artt)et 
im  Sanbe  oerftetjert  glaubte;  benn  fonft  würben  bie  Normannen  oon  holten 
entfd)loffenen  Siberftanb  geleiftet  haben,  wätjrenb  fte  laut  SJubo'S  ^Bericht 
bie  Abführung  ruf)tg  gefeiten  ließen.  9Zun  gef)t  aus  gtoboarbS  (SI)rontf 
heroor,  baß  Hörrig  £ubwig  ntd)t  früher,  als  gegen  5luSgang  beö  3at)reS 
944  auf  einen  feften  5lnr)ang  unter  ben  Normannen  rechnen  burfte.  (Srft 
um  biefe  3eit  fann  ber  ^rin$  nact)  £aon  gebracht  roorben  fein.  3Me  wenigen 
Normannen,  tton  welchen  globoarb  fagt,  baß  fte  lieber  baS  £anb  »erließen, 
als  ^utbtgung  leifteten,  machten  oietletcbt  einen  legten  33erfuct),  ben  *ßrttt$en 
ju  retten,  unb  eilten  nt  btefem  3wede  bewaffnet  nad)  bem  föntgtidjen  Duartier, 
gaben  aber  tt>r  Vorhaben  auf,  wie  fte  faf)en,  baß  bte  9Q?affe  gleichgültig 
bleibe,  (Somit  fö'nnte  auch  au  bem  Auflaufe,  ben  2)ubo  erwähnt,  etwas 
SBafneS  fein. 

Slnbere  Sfyatfatyn  beftätigen  bie  eben  entwickelte  Sinnahme.  £)ubo'S 
SBertcbt  bringt  bie  Abführung  beS  *ßrtn$en  in  engen  3ufammenfyan9  nu* 
einer  Steife  beS  Königs  nach  £aon  unb  mit  einer  Unterrebung  jwtfchen 
£ut>wig  unb  bem  glamänber  Arnulf.  Wohlan!  fo  oft  auch  globoarb  §wtfcbeu 
bem  Sobe  2ßtlr)elmS  unb  bem  Anfange  beS  3ar)veS  945  Reifen  erwähnt, 
welche  Subwig  ber  Ueberfecifche  nach  OJouen  unb  §urüd  machte,  läßt  er  ihn 
nur  bei  obigem  5lnlaffe  unmittelbar  tton  Olouen  nach  £aon  gehen  unb  ttetv 
fnityft  mit  ber  TOdreife  abermal  nur  beim  fraglichen  Einlaß  eine  Unter* 
rebung  jwifchen  ihm  unb  Arnulf.    2)abet  fprtcht  •)  er  geheimnißooll  von 


*)  Reversus  rex  Laudunum  et  cum  Arnulfo  locutus ,  dispositis  quibusdam  rebus, 
Rodomum  regreditur. 


93ietteg  Sud).    (Sap.  12.    5£)tc  9lormanbie  unter'  dtifyax'o  I.,  943—996.  205 

bem  ©egenftanbe  btefeö  ©efvräcbS,  „gerviffe  Slnftolten  feien  bantala  getroffen 
roorben."  2)a$  be$tet)t  ftcf>  meinet  (SracbtenS  auf  baö  6cbidfal  be$  rtaa) 
Saon  abgeführten,  bem  93erberben  gerveibten  (Srben  ber  sJ?ormanbte. 

Ü)te  an  $id)arb  verübte  ©eroalttfyat  ließ  feinen  3^eifel  ju,  baß  bte 
2lbftct)t  be$  Königs  bal){n  jiele,  ba3  ^ormannenleben  jum  jfrongut  §u 
fcblagen.  ©elattg  bteß  bem  @arltnger  Subroig,  fo  fcbrooll  bte  föntgltcbe 
Wlaijt  fo  fet)r  an,  baß  aud)  «£>er§og  $ugo  von  graneten  bte  btSfyer  einge* 
nommene  (Stellung  nid)t  mct)r  behaupten  fonnte,  fonbern  verloren  mar.  3» 
ber  5Tf)at  t)anbelte  ,§ugo  fettbem  fo,  als  ob  er  ftet)  febroer  *>ebrol)t  glaubte.  -DJttt 
Slnftrengung  aller  Gräfte  arbeitete  er  barauf  f)in,  bte  9?ormanbte  bem  Könige 
ju  entreißen,  ben  jungen  Normannen  Sftcbarb  §u  retten,  aber  aueb  it)n  §u* 
gletcb  in  ein  $afatlcnverr;ältntß  jum  eavetingifeben  £aufe  ju  verbriefen. 

globoarb  beriebtet1)  $um  3ab)re  945:  „an  £)ftern  überfielen  bte  ©rafen 
53ernt)arb  von  ©enlte  unb  Setbalb  von  SourS  in  @emetnfdt)aft  mit  £eri* 
bert  III.  von  2krmanboi6  ba£  fönigltctje  (Schloß  -äftonttgnr;  (bei  ©otffonö) 
unb  ^erftörten  e$  von  ©runb  aus.  gerner  nafym  ©raf  23ernl)arb  bte  3ager 
beS  Königs  gefangen,  entriß  ifmen  §unbe,  $ferbe  unb  alle$  übrige  3eu9> 
aud)  bte  $ßfal$  (Eomviegne  griff  er  an  unb  befehle  fte  fammt  mehreren  um* 
liegenben  Dörfern,  jlöntg  £ubrmg  aber  bot  ein  £eer  von  Normannen  auf, 
rief  ben  ©rafen  ^erluin  von  ^}ontt)teu  ju  £ülfe,  jog  überbteß  einen  £r)etl 
ber  (Strettfräfte  beö  ©rafen  Arnulf  von  glanbern  an  ftd)  unb  belagerte  mit 
gefammter  9J?act)t  bte  6tabt  JRljetm^.  SBäfyrenb  beffen  fämpfte  «£>er§og 
^)ugo  roiber  eine  anbere  @a)aar  von  Normannen,  bte  in  fein  ©ebiet  einge* 
brocken  war  unb  trieb  fte  mit  großem  QSerlufte  §urücf.  2)ann  fdjttfte  er 
©efanbte  an  itöntg  £ubrotg  in3  Sager  vor  9?t)eimS,  unb  machte  ba$  Slner* 
bieten,  baß  er  bereit  fei,  ftet)  be§ügltd)  ber  fünfte,  über  welche  jrotfajen 
tt)m  unb  ber  .ftrone  (Streit  obwalte,  einem  @ct)teb3gertcr;t  pt  unterwerfen, 
wofern  ber  jtöntg  bte  Belagerung  von  ^fyeimS  aufgeben  würbe.  Subwtg 
ging  auf  baö  5lnftnnen  ein,  fct)loß  mit  £ugo  einen  2Baffenfttllftanb  unb 
rütfte  nun  in  bte  9?ormanbte  ein." 

übermal  tt)etlt  globoarb  nur  ba£  äußere  ©erüfte  ber  $t)atfacr)en,  unb 
jroar  btefeS  allerbtngS  jtemlid)  genau  mit;  aber  ber  innere  3ufammcnfyan9 
muß  l)ergeftellt  werben.  2Bie  man  ftefyt,  wäfjnte  Köllig  Subwig  bereite 
völliger  £err  ber  9?ormanbte  §u  fein,  ^r  bietet  §voet  normänntfcf)e  §eere 
auf  unb  jte  folgen  in  ber  Xi)at  feinem  JRufe.  Allein  nadb  roenigen  Monaten 
jeigte  eö  fta),  baß  roeber  bie  §errfcbaft  ßubrotgö  feft  begrünbet,  nod)  bie 
5tnt)änglicbfett  ber  Normannen  ernftlid)  gemeint  roar.  Ü)te  eine  @d)aar 
tvarb  gegen  QSermanboiö  beorbert.  2Barum?  weil  Heribert  III.  gemeine  ©acbe 
mit  33ernf)arb  von  6enlt6  unb  Setbalb  von  ^ourö  gemalt  Jjatte.  ü)te  anbere 


$er|  III,  392. 


206 


*ßa6fl  ®regoriu$  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


<Sa)aax  frei  ins  ©ebtet  beö  £er§og$  £ugo  ein.  Sarum?  offenbar  beßfyalb, 
voeil  Äöntg  2ubroig  »orauöfcfttc,  baß  Setbalb,  93ernf)arb  unb  Heribert  in 
geheimem  Auftrage  £ugo'3  bte  fömglidjen  $faljen  angriffen.  3n  ber  $Sflt 
»erhielt  ftcf)  bte  @ad)e  fo:  roeber  Setbalb,  noa)  23ernf)arb  roaren1)  unab* 
gängige  ©rafen,  fonbern  3)tenftleute,  2Öerf§euge  beö  £er§og3  von  graneten. 
Durdj  tJ?re  gäufte  fyatte  er  an  £>ftern  945  —  ofme  felbft  verfönltdj  I)er* 
vorzutreten  —  ben  jlrieg  roiber  ^öntg  Subrotg  eröffnet,  tiefer  fetnerfettS 
rürfte,  als  er  feine  ©aMöffer  burd)  bte  ©rafen  23ernf)arb  unb  Setbatb  jet^ 
ftört  fal),  fetneSroegg  benfelben  entgegen,  fonbern  er  bot  fo  viele  9J?annfa^aft 
alö  möglid)  auf  unb  begann  bte  Belagerung  ber  fird)lid)en  Metropole 
Sfteuftrieng,  ber  @tabt  Öir/etml,  roeldje  ber  itrone  940  unter  tfyätiger  SSlxU 
rotrfung  be6  Normannen  SBtlljerm  burd)  Heribert  II.  von  93ermanbot$  unb 
§ugo  von  graneten  entrtffen  roorben  roar.  3)te  ilircrie,  ba3  SBiStlmm  erfdjetnt 
aU  ber  einige  treue  93erbünbete  be6  Gerlingers.  $ann  er  $r)et'm6  roteber  in 
feine  ©eroalt  bringen  unb  ben  vertriebenen  (£r§btfcf;of  2frtolb  fyerftellen,  fo 
fyat  er  gegrünbete  Hoffnung,  bte  Sdireefen  ber  Religion  gegen  bte  SSerrcttfjer 
ber  trotte  p  roaffnen.  6o  oft  batjer  2ubrotg  auf$  Sleußerfte  getrieben 
roarb,  raffte  er  feine  Gräfte  §ur  Eroberung  von  sftfyeimS  pfammen. 

^ugo  verftanb  bte  Zhat  £ubroig$:  er  bot  trjtn  SSaffenftittftanb  an, 
verfvraef;  Unterwerfung  unb  öffnete  bem  Röntge  freien  $aß  nad)  ber  Sftor* 
manbte.  3)a  ber  jtönig  folebe  gortfcfyritte  im  9iormannenlef)en  gemaebt  $u  fyaben 
glaubte,  baß  e6  nur  nodj  nörf)ig  fei,  bte  le|te  £anb  bort  anzulegen,  behielt 
bte  33egterbe  naef)  geftebertem  EBeft^e  ber  9?ormanbte  bie  £)berljanb  über  ben 
2ßunfa),  bie  afterbtngS  fefyr  fcfyroterige  unb  ungerotffe  Belagerung  von  *Rf)etmö 
fort^ufe^en  unb  Subrotg  eilte  nad)  ber  untern  (Seine,  ntcf;t  afynenb,  baß  h)m 
bort  eine  greuliche  gatle  berettet  roar. 

2)ocfy  eb)e  rotr  ir)m  borten  folgen,  muß  ein  3tt>tfdjeneretgntß  wW^* 
bert  roerbeu,  von  bem  globoarb  abermal  fc^roeigt.  2)ubo  er§ül)tt:2)  „als 
bie  böfen  3(bfta)ten  rudjtbar  rourben,  roelctye  Köllig  Subroig  gegen  9itd)arb, 
ben  gefangeneu  Sof)n  2Öilf)elm3,  f)egte,  befebloß  ber  treue  härter  be£  Jtna* 
ben,  £o3mttttb,  ber  ifyn  nad)  £aon  begleitet  fyatte,  SItlee  an  feine  Rettung 
ju  fernen.  3u  folgern  Smdz  eröffnete  er  geheime  QSerbinbungen  mit 
ben  Normannen  $u  9touen,  gebot  bann  bem  Knaben,  ftcrj  franf  §u  ftetfen, 
fcrjläferte  baburd)  bie  Slufmerffamfeit  ber  SMcbiter,  bte  vom  Röntge  bem 
$rtn$en  betgegeben  roaren,  ein,  entfcf)lüvfte  etne^  21benb6,  roäb)renb  ber  ^of 
eben  tafelte,  fcfyroang  ftc^  mit  ^ic^arb  auf  bereit  gehaltene  Stoffe,  jagte  ba; 
von  unb  entfam  glüeflid)  nad)  bem  feften  ©cbloffe  ©ouc^.  $on  ba  braute 
er  ben  Knaben  einige  3^age  fväter  ju  bem  ©rafen  33ernf)arb  naa)  6enlt6 
in  ©icfyerrjeit." 


4)  ©ie^e  unten  <S.  208. 


2)  S)ud§eöne  <S.  117  unten  flg. 


93ierte$  93ud).    &ty>  12.    $ie  Olormanbie  unter  Oiic^arb  I.,  943—996.  207 

Ü)a3  @cbloß  (£oucty,  wofytn  £o$munb  junäcbft  flüchtete,  Hegt  jwifeben 
Saon  unb  (SoiffouS,  boef)  etwaö  fettwärtö  in  nörbltctkr  9?id)tung.  9facf; 
Sftontign».  aber,  nafye  bei  (SotjfonS,  war  an  jDftern  945  SBern^arb  »on 
6enli3  »orgebroaVn.  <s»rid)t  nun  ntebt  l)of)c  Safyrfcb  einlief)  fett  bafür,  baß 
23ernf)arb,  ber  ein  3>ienftmann  «gmgo'S  war  nnb  folglicb,  wie  ftd)  unten 
ergeben  wirb,  aud)  mit  <£utgo'ö  bamaligen  greuuben,  ben  Normannen  »on 
D^ouen,  an  welcbe  ftcf)  £o$munb  gewenbet  batte,  tn  ÜBerbinbung  ftanb,  ben 
Angriff  gegen  ÜJiontignty  ju  bem  3^ecf  niaeftte,  bte  gfadjt  beö  ^rtnjen  au$ 
£aon  &u  beefen.  2lud)  bem  Anfalle  auf  ben  3agb§cug  beS  Röntge,  fo  wie 
auf  bte  CPfaT§  »ort  Gunnptegne  muß  eine  äfynlicbe  2lbftcbt  ju  ©runbe  gelegen 
fein,  nämltcb  bte  3)tenftleute  £ubwig3  beö  Ueberfeetfcfyen  ju  »erwirren  unb 
fte  su  nötigen,  baß  fte,  ftatt  ben  flüchtigen  $rtn§en  §u  »erfolgen,  tfyre  2luf* 
merffamfett  naa)  ben  »erfctjiebenften  fünften  nuteten. 

«£>iemit  fyaben  wir  einen  f)anbgreiflicben  Beweis  rttct)t  bloS  bafür  ge* 
Wonnen,  baß  bie  glucbt  9ftcbarb6  um  £)ftern  945  erfolgte,  fonbern  aud) 
bafür,  baß  feine  Abführung  »on  $oucn  nacr)  £aon  erft  §u  Anfang  beffelben 
3af)re6  vor  fta)  gegangen  fein  fantt.  93i3  jum  Scbluffe  be£  3at)re0  944 
waren  §ugo  unb  jtönig  £ubwtg  gute  greunbe,  »orfyer  fjätte  bat)er  «£>oö* 
munb  fetjr  übel  getfjan,  ftcfjer  t  5(ufcntt)alt  für  !Rtct)arb  in  bem  €cf)loffe 
etneö  Cannes  ju  fud>en,  wekber  ^ugo'3  93afall  unb  SBerfjeug  war.  9?un 
»erlief  aber  laut  JDubo'S  £>arfteüung  jvoifcfoen  ber  Abführung  9?id)arb$ 
unb  fetner  gluckt  nur  furje  j$tit,  folglicf)  ift  ber  $rtn$  etwa  gegen  ba$ 
9teujal;r  945  r)tn  gefangen  genommen  worben.  9ftcbarb,  ein  unter  ben 
bamaligen  Umftänben  foftbare^  Unterpfanb,  war  ben  ^änben  be£  JtonigS 
endogen.  blieb  nur  noer;  übrig,  £ubwig  auet)  au$  ber  Sftormanbie  ju 
»erbrängen.    3)ieß  gefcfyal)  rmrHtcr}  in  einem  3ugc 

9?acb  ben  oben  mitgeteilten  ©afccn  fäbrt1)  globoarb  alfo  fort:  „wa> 
renb  Jtömg  Subwig  im  grüpng  945  $u  D^ouen  weilte,  fcfyicfte  ber  Normanne 
£atgrolb,  welcher  23  e  fernab  er  ber  Stabt  SBateux  war,  ©efanbre  an  tl)n 
mit  ber  (Sinlabung,  Subwig  möcbte  fta)  bemnäa)ft  einer  wichtigen  Unter* 
rebung  wegen  an  einem  beftimmtej),  £>xk  einfmben.  2)er  $önig  erfaßten 
mit  wenigen  Begleitern,  aber  bte  Normannen  famen  in  großer  2lnjal)l  unb 
bewaffnet.  $lö£ltcb  fielen  (entere  über  ba6  ©efolge  be£  Äönigö  l)er,  unb 
maebten  alle  nteber  —  (aud)  @raf  ^erluin  »on  $ont^ieu  unb  fein  53ru^ 
ber  Lambert  würben  bamatö  erfc^(agen)  —  ber  $bmg  allem  entfam  — 
buret;  bie  Sa)nelligfeit  fetnee  Joffes  —  naa)  «Rouen,  allein  wie  er  bafelbft 
anlangte,  erhoben  fta)  bie  Normannen  ber  6tabt,  bte  er  für  feine  treuen 
5tnl)änger  gehalten  fjatte,  unb  nahmen  it)n  gefangen.  Stux%  barauf  forberte 
£cr$og  ^ugo  »on  grancien  bie  Auflieferung  Subwigf,  —  allein  bte  9?or* 


2)  qSet^  m,  392  flg. 


208 


5ßafcjl  ®tegoviuß  VII.  unb  fein  3eitalter. 


mannen  üon  Sonett  erflärten,  baß  fte  i^n  nur  bann  ^ergeben  würben, 
wenn  man  ifynen  beibe  Söljne  M  Königs  a!6  ©eißein  ftette.  Boten 
Würben  bafyer  an  bte  Königin  ©erberga  gefaxt,  aber  btefe  fonnte  ftd) 
tttcbt  entfalteten,  ben  (Srftgebornen  (Sotfyar)  §u  überliefern,  nur  ben  jünger 
ren  Heß  fte  stehen,  al3  Unterpfanb  für  jenen  ging  ber  Bifctjof  tton  (E>oif* 
fonä,  2Btbo,  mit  bem  $rt%ett  in  ©efangenfcfyaft.  SRadjbem  tfynen  ber  BU 
föof  unb  ber  ÄönigSfofyn  ausgeliefert  war,  überantworteten  bte  Norman* 
nen  ben  gefangenen  Jlöntg  in  bte  ^änbe  <£>ugo'3.  2lber  biefer  ließ  tt>n  mit 
9?td)ten  frei,  fonbern  gab  tf)n  einem  feiner  Di  enftleute,  bem  ©rafen 
Setbalb,  §ur  QSerwafyrung,  ber  ben  $öntg  faft  nod)  ein  gan§e$  3a*>r  ge* 
fangen  fytelt." 

SßelajeS  ©ewebe  öon  ^interlift!  Subwig  fyatte  im  3afyre  944  bie 
«gmlbigung  ber  ©tabt  Bateur  empfangen.  Sie  fommt  auf  einmal  ber 
Normanne  ^atgrolb  als  33efer)I6l)aber  borten?  ^tetjer,  ber  freilta)  an  ber 
betreffenben  Stelle  fyauptfädjlict;  globoarbS  @t)ronif  au6§ufd)retben  fdr)etnt 
unb  •  bcP)a(b  als  3^ge  Wenig  ©ewtajt  r)at ,  beutet1)  an,  baß  Äönig  £ub* 
Wtg  felbft  bem  Normannen  ben  Befefyl  übertragen  r)atte.  2Bentg  liegt  an 
Beantwortung  biefer  grage.  dagegen  ift  fonnenllar,  baß  5llleS  wa$  tton 
£)ftern  bis  §erbft  945  gefcbal):  bte  Vertorfung  beS  Königs  naa)  ber  9for* 
manbie,  ber  Berratf)  ,£atgrolbS,  bte  ©efangennefjmung  §u  9touen,  bie  $lufc 
lieferung  £ubwigS  an  £ugo,  ein  jwifc^en  bem  (entern  unb  ben  ,£>üuptlm* 
gen  ber  Normannen  abgefarteteS  @piel  war.  3^  behaupte,  bteß  würbe 
gewiß  fein,  wenn  aua)  ma)t  ^ta)er  auSbrürfltct;  bafür  einträte,  welcher 
fagt, ')  ^erjog  £ugo  r)abe  ben  ganzen  Betrug  mit  einigen  Normannen,  bie 
$u  tr)m  übergegangen  waren,  tterabrebet.  Die  arme  Königin  fcon  granf* 
retcr)  l)atte  ben  boppelten  (Ec^mera,  außer  bem  ©emafyl  auet)  nodj  ben  8or)n 
—  unb  §war  ofjne  alle  gruetjt  —  gefangen  ju  fefyen. 

Die  Beljanblung,  welche  ftet)  ber  ßapetinger  §ugo  gegen  feinen  SefjenS* 
r)errn  erlaubte,  erregte  ntcr)t  MoS  in  granfreict;  Särm,  aud)  baS  2luSlanb 
begann  ein  2Bort  bretn  §u  reben.  Die  Könige  t>on  (Snglanb  unb  Deutfa> 
lanb  brot)ten.  Unter  biefen  Umftcmbäfl  glaubte  §ugo,  baS  Spiel  nict)t 
weiter  treiben  su  bürfen,  aber  üorfyer  folgten  alle  möglichen  grüßte  beS 
SßerbrecbenS  gepflütft  werben,  globoarb  son  9?r)eimS  ift,  obgleich  er  mei* 
neS  (Srad)tenS  öiel  mefjr  weiß,  als  er  fagt,  an  biefem  fünfte  feiner  (§r* 
jäfylung  angefommen,  außerorbentltd)  fctjweigfam.  (§r  berichtet2)  MoS:  „im 
Safyre  946  berief  «£>er§og  $ugo  mehrere  ©roße  9teuftrtenS  §u  einer  Ber* 
fammlung,  welche  ben  Äöntg  £ubwtg,  nadjbem  er  faft  ein  3afyr  in  ^>aft 
beim  ©rafen  Setbalb  jugebrac^t  fyatte,  wieber  auf  ben  $r)ron  einfette. 
Doct)  mußte  Subwtg  als  *ßreiS  feiner  Befreiung  ^orl)er  Stabt  unb  Burg 


l)  $tx$  III,  598  oten.       2)  «ßc^  III,  393. 


Stertes  93ucr).    &ap.  12.    S)ie  Stformanbie  unter  9frcf)arb  I.,  943—996.  209 


Saon,  meiere  bt6  bafytn  tue  Königin  befefct  $eft,  ausliefern,  £>ugo  aber 
übergab  befagte  6tabt  an  ben  ©rafen  Setbalb.  SRadbbem  £ubwtg  auf 
fokbe  SÖetfe  bte  @f)ren  ober  t>tclmc^r  ben  tarnen  beS  jlöitigtfmmS  jurücf^ 
empfangen  fyatte,  fyulotgten  tf)m  §ugo  unb  bte  anbern  anwefenben  ©roßen 
von  Beuern." 

9J?tt  gutem  guge  fprtdit  globoarb  vom  bloßen  tarnen  beS  ,ftöittg* 
tbmmS.  51(6  2ubwtg  ber  Ueberfeeifd)e  vor  10  Sauren  auS  (Snglanb  l)er* 
übetfam,  fonnte  er  wentgftenS  jwet  größere  Stäbte  beS  9fetd^S,  OfljetmS, 
bte  fircblicfre  Metropole,  unb  Saon,  eine  ber  ftarfften  geftungen  beS  öftltd)en 
©allienS,  fein  eigen f)  nennen.  3ene  Ratten  t()m  940  bte  vet  bünbeten  ©roß* 
vafallen  entrtffen,  btefe  raubte  tf)tn  ber  capettngtfcbe  Slfynfyerr  jefct.  £ubwtg 
war  vollenbS  mm  Könige  of)ne  £anb,  jum  Bettler  geworben,  barauf  be* 
ftfranft,  fein  ßeben  von  ben  2ümofen  ber  S3ifcf>öfe  unb  Siebte  ju  friften. 
9cod)  bemerfe  man  bte  ^eucbelet,  weifte  £ugo  bis  §um  legten  Slugenblicfe 
trieb.  £)bgletcf>  2aon  in  feinen  6atf  fiel,  nafym  er  ben  $$etn  an,  als  ob 
er  bie  6tabt  einem  Slnbern,  bem  ©rafen  Setbalb,  übergebe.  Unb  bod)  ift 
Setbalb  er  felber,  beim  btefer  ©raf,  ber  ntd>t  mit  Unrecht  ben  ^Beinamen 
beS  6cfcelmen  erlytelt,  roar  ein  ©efftöpf  ber  ßapetinger. 

Die  Demütigung ,  wehte  bamalS  Subroig  ber  Ueberfeeifa^e  erfuhr, 
erftreefte  ftd}  no*  viel  weiter.  3ur  felben  Seit,  ba  er  bte  größer*  roieber 
erhielt,  mußte  £ubwtg  laut  Dubo'S  Angabe 2)  ben  6ofm  2£tll)elmS,  $id)arb, 
ber  bie  baf)tn  in  6enliS  geblieben  roar,  als  «£>er§og  ^er  SRormanbte  aner* 
fennen.  Dubo  fagt,  letzteres  fei  auf  einem  Sag  an  ber  (Spte,  wofyl  §u 
6t.  (Slere,  gcfdKfyen.  SBielletdjt  ftatte  bte  SBerfammlung,  auf  weiter  Sub* 
roig  nacb  globoarbS  S^ugniß  mit  bem  föntgltcr>en  tarnen  befajenft  roarb, 
am  nämlicben  £)rte  ftattgefunben.  ^BteXXetc^t  führte  aber  §ugo  ben  (Sarltn* 
ger  erft  fpäter  naefy  6t.  (Slere,  um  bort  ben  jroeiten  2lft  vorzunehmen. 
Der  93ert*t,  roelcben  ber  Domherr  von  6t.  Duentitt  über  bie  bamaltgen 
Vorgänge  erftattet,  leibet  an  vielen  3rrtf)ümern,  welcf>e  bura)  globoarbS 
vollfommen  glaubroürbige  2luSfage  wiberlegt  werben.  3cbenfallS  ftefyt  feft, 
baß  ber  junge  iRtd)arb  bamalS  nacfi  *Rouen  jurürffebrte  unb  als  anerfamt* 
tcr  (Srbe  beS  SanbeS  fyerattwucbS. 

5lüetn  mit  ber  re#tltcr;en  Stellung  ber  ^ormattbte  ging  auf  bem 
Sage  an  ber  (Spte  eine  burebgreifenbe  Slenberung  vor.  3n  einer  Urfunbe3) 
vom  3a^re  968  befennt  ftd)  £erjog  Warb  felbft  als  SSafall  ntftt  ber 
franjoftfe^cn  Ärone,  fonbern  beS  gürften  ber  granfett,  £ugo.  @r  fyat  alfo 
ein  förmliches  SefyenSverfyältmß  gegen  baS  capetmgtfaje  £auS  eingeben 
muffen.    Sann  ift  Heß  gelegen?  bereits  vor  948  unb  949!  beim  aus 


»)  Wlan  »crgletc^e  bte  2ßorte,  Weld^e  Stierer  bem  Könige  tn  SWuttb  legt,  hist.  II,  52. 
$erfc  III,  599.       2)  ©ud^egne  @.  126.       3)  93ouquet  IX,  731. 

®  frörer,  $abfl  ©regortu«  vii.   33b.  III.  14 


210 


$afcfl  ©rcgoriuS  VII.  unb  fein  Settalter. 


2)em,  roaS  ber  9tr)etmfcr  @f)ronift  biefen  Safyren  benotet,  ge^t  Ijervor, 
baß  £ugo  bor  @roße  voie  ein  8ef)en3r)err  über  bte  «Streitfrage  ber  9?or* 
manbie  verfügte :  berfclbc  bot1)  bte  Normannen  gletdj  feinen  eigenen  $)tenft* 
mannen  nnb  jroar  ntdt)t  für  3^ecfe  ber  $rone,  fonbern  für  eigene  9ied)nung 
unb  roiber  ben  ^önig  anf.  2ötr  werben  alfo  auf  ben  Sag  an  ber  @pte 
vom  Safyrc  946  fytngefüfyrt.  Dort  muß  9?idjarb  Sßafalle  §ugo'3  geworben 
fein.  2Öa6  ift  aud)  an  ftd)  roal)rfd)etnltd)er,  al3  baß  ber  ßapetinger,  ein 
überaus  etgermüjjtger  9fed)tter,  ftd)  für  ben  2)tenft,  voelcben  er  bem  jungen 
9?tct)arb  letftete,  fo  r)oeb  a!3  möglid)  bejaht  machte! 

3)tc  neue,  ben  ßapetütgem  gegenüber  eingegangene,  $erbtnbltd)fett  ver* 
nieb tete  ben  gortbeftanb  ber  älteren  9ßafaHenfd)aft,  fraft  welcher  bie  9ior* 
manbte  ben  Röntgen  9?euftrten6  verpflichtet  roar.  S)enn  §ugo  tb)at  ba6 
2Öerf  ntd)t  bloS  §ur  £älfte,  fonbern  ganj.  (Sin  @d)riftfteller  vom  @nbe 
beS  12.  3af)rf)unbert$ ,  welcher  bte  ßfyroutf  beö  9J?önd)3  2BtIl)eIm  von 
3umiege£  mit  3ufä£en  ausstattete,  melbet2)  golgenbeS:  „in  bem  Vertrage 
§roifd)en  granfen  unb  Normannen,  fraft  beffen  Äönig  £ubroig  feine  greü 
fjeit  roteber  erhielt,  voarb  beftimmt,  baß  fytnfort  bie  Herren  ber  97ormanbte 
ben  farltngifd)en  Röntgen  feilten  3)ienft  mef)r  $u  letftcn  l)ätten,  außer  nxnu 
befagte  Könige  jenen  trgenb  ein  £el)en  in  granfreieb  erteilten,  für  roeld)c3 
bann  befagte  ^erren  atlerbingö  §um  3)tenft  verpfltcbtet  fein  roürben.  (Seit* 
bem  brachten  bte  Herren  ber  ^ormanbte  ben  Röntgen  einfad)  bie  (St)rc  ber 
^ulbigung  bar,  roobet  jebod)  baS  Slngelöbniß  ber  Brette  ftd)  barauf  be* 
fcfyränfte,  baß  befagte  Herren  ftd)  roeber  am  Gngentf)itm,  nod)  am  £eben  beö 
^öntgö  Vergreifen  wollen.  4)a6  g(eid)e  $erfpred)en  mußte  aber  aud)  ber 
^önig  gegen  ben  9?ormannenl)er§og  ablegen,  unb  fanb  bafyer  §rotfd)en  bem 
Könige  unb  bem  <£)er§oge  nur  ber  Unterfd)ieb  ftatt,  baß  erfterer  bte  @f)re 
ber  §u(btgung  empfing,  fte  aber  ntd)t  leiftete/' 

Dbgletd)  fel)r  rotd)ttg,  ift  bte  Angabe  be6  unbefannten  @d)riftfteilerö 
unvoltftänbtg,  benn  er  f)ätte  beifügen  follen,  baß  9?ormanmen3  §er§oge  bte* 
felbe  £efyenverpfltd)tungen,  von  welchen  fte  ber  Sag  an  ber  (Spte  gegen* 
über  ber  trotte  befreite,  |u  ©unften  eines  3lnbern,  ber  ntctjt  ^önig,  über* 
fyaupt  von  §au6  au£  ntebt  mef)r  al$  9Mo'ö  9?ad)folger  war  —  alfo  in 
läftigerer  2Beife  übernehmen  mußten.  3nt  Uebrigen  fann  roiber  bie  SOBatyr* 
f)eit  obiger  9ktt)rtcf;t  inct)t  ber  leifefte  B^ifel  obwalten.  Die  SluSfagen  ber 
Urfunbc  von  968,  bann  globoarb3,  3)ubo'3,  unb  enbltd)  bie  be£  unbefann* 
ten  9J?öncriS,  ftü^en,  tragen,  beglaubigen  ftd)  gegenfetttg. 

Stuf  bem  Sage  an  ber  @pte  f)at  ber  capettngtfcfye  5tt)nljerr  §ugo  p  SBege 


l)  $er£  III,  397  Sftttte.  Hugo  collecta  suorum  multa  Nortmaunorumque  manu 
Suessonicam  aggreditur  urbem.  (gbenfo  ibid.  junt  Safyve  949  (Seite  399  SWttte.  2)  S)u* 
(^eöne  a.  a.  D,  <S.  316. 


Viertes  ©itd&.    <&ap.  12.    SDie  Otovnmnbie  unter  9iicf)avb  I.,  943—996.     21  1 


gebracht,  baß  bfc  $rone  granfretd^  feinem  $aufe  jufallen  mußte.  93er* 
möge  ber  errungenen  Sefyenfyenlicfrfett  über  bie  ^ormanbie  mürben  bie  (Satoe* 
tinger,  mtofotrfttfyify  3u$Uid)  9a^  a^H>r  berfelbe  ßapetinger  burd)  bie 
©reuef,  welche  er  an  feinem  Senior,  bem  ßarlingcr  Subroig,  verübte,  ben 
(Srben  9ftd)arb3  ein  9iect)t  in  bie  ,§aub,  ben  auf  ben  £f)rou  gelangten 
ßnfeln  «jpugo'S  mit  gleicher  Sftünjc  hetm$u$ar)(en.  3ebe  ©dmlb  räd)t  ftcf> 
auf  (Srben.  93?an  fann  fagen,  baß  ber  Sag  au  ber  ($vte  bie  jteime  Der 
©a)Iad)ten  von  (£rect  unb  3Igincourt  enthielt,  ba  (SnglanbS  23auernfö'hne 
ben  fran$öftfd)en  2lbel  ^ermahnten  unb  bie  trotte  9?eufter  in  ben  (Staub 
traten. 

3ulef$t  erhoben  ftdj  Bacher  gegen  §ugo,  aber  eigennützige,  bie  niebt 
Daran  baebten,  bem  Könige  Subnug  $ed)t  §u  verfd)affen.  3m  ©egen^eü 
gedeih  ber  Unglütflicbe  abermal  vom  Regelt  in  bie  Traufe,  globoarb  be* 
riebtet1)  weiter  $um  3ar)re  946:  „Königin  ©erberga  r)attc  au  ihren  93ru* 
ber,  ben  beutfeben  £>crrfcher  £)tto,  ©efanbte  gefdueft,  um  fchnetle  «gmlfe  311 
erflehen.  3n  ber  £hat  fammelte  £)tto  au$  allen  ^roütnjen  feinet  Geichs 
ein  £eer,  brach  in  granfreieb  ein,  §og  bort  bie  Strettfräfte  be3  SBurgun* 
berfönigö  9fubolf  an  ftefo.  5(ud)  jlönig  £ubroig  erfebten  im  beutfeben  Sager 
unb  warb  beftenö  aufgenommen.  3«fammcn  rücften  fte  vor  Saon  (ba$  ftcf> 
in  ben  Rauben  SetbalbS  be$  (Schelmen  befanb).  3>a  aber  £>tto  faf),  baß 
Saon  gar  feft  fei,  fefyrte  er  rtueber  um,  roanbte  ftd)  gegen  $hctm£,  ba£  er 
fogleid)  mit  feinem  ungeheuren  §eer  umzingelte.  Irinnen  lag  §eribertö  IL 
Sohn,  «jpugo,  ber  unred)tmäßtge  33tfcf)of,  roe(d)er  fd;on  am  Dritten  Sage 
au^og  unb  bie  Stabt  übergab.  2ll6balb  festen  bie  gürften  ben  feit  940 
vertriebenen  (Sr^bifchof  Slrtolb  roieber  ein,  an  ber  einen  §anb  führte  it)n 
SJietrovolit  gnebrtcf)  von  93?ain§,  an  ber  anbern  (Srjbtfcbof  Robert  von 
Srier  auf  feinen  S^ron.  3)rauf  ließen  bte  verbünbeten  Könige  bie  Mnu 
gtn  ©erberga  in  9^t)eimö  §urüef  unb  fielen  in  baö  ©ebiet  £ugo'$  ein.  Ü)ie 
@täbte  mieben  fte,  aueb  SenltS ,  ba$  fte  gern  belagert  hätten,  roäre  e3 
nta)t  $u  feft  geroefen,  bagegen  verheerten  fte  ba3  vlatte  £anb  mit  geuer 
unD  Scbroerr.  (Sbenfo  machten  fte  e3  in  ber  9iormanbie,  bie  mit  5lu£nar)me 
ber  ©täbte  von  einem  (£nbe  §um  anbem  verroüftet  roarb.  3)rauf  festen 
bie  Röntge  um,  unb  jeglicher  ging  in  feine  ^etmatr;." 

2ßarum  erfuhr  außer  bem  eigentlichen  ©ebiete  «gmgo'3,  b.  1).  außer  ber 
©treefe,  tvela)e  bie  ©aue  von  $ari6,  £)rlean3,  SBTotö,  SourS,  (5l)artreö, 
33eauvai3,  SenliS  u.  f.  ro.  begriff,  auch  bie  9cormanbie  eine  feinbliche 
33ehanblung?  Offenbar  beßhalb,  weil  bte  verbünbeten  Röntge  in  ber  üftor* 
manbie  ein  untertänige^  £anb  beö  ßavetingerS  fahen.  5llfo  treten  fchon 
hier  grüßte  be6  Vertrage  von  ber  (£pte  anö  Sageölicht  t)erüor.  3)er  ganje 


l)  91.  a.  £>•  «Per^  III,  393. 

14* 


212 


$abft  ©regottuö  VII.  unb  fein  ßtitaUtt. 


bletbenbe  ©eroinn,  bcn  ber  mit  fo  viel  £ärm  pgerüftete  gelang  £>tto'S 
braute,  befrtränfte  ftd)  auf  bte  Eroberung  von  9lf)etmS  |  unb  rooju  benü^te 
fte  nun  ber  (Sadjfe?  ^aju,1)  um  bte  neuftrtfdje  Kirche  von  ber  beutfchen 
abhängig  §u  machen,  ba§u,  um  fran§öftfd)c  gragen  auf  beutfdjeti  6tynoben 
$u  entfärben,  bannt  vor  aller  2Öelt  offenbar  roerbe,  baß  ber  ßarltnger 
Shtbrotg  ein  Vafalfe  ber  beutfchen  Krone  fei.  Schmählich  beutete  £)tto  bie 
Verlegenheiten  feines  ScbroagerS  Shtbrotg  aus. 

2ßarum  fjat  er  bagegen  bie  Cpiä^e  £aon,  SenltS,  $aris,  Otouen  einer 
Belagerung  nicht  n>ertr)  erachtet?  sJctd)t  barum,  roetl  fte  ju  feft  fc^ienen 
—  benn  ein  großes  unb  tapferes  ^>eer  finbet  ben  (Sd)lüffet  §u  allen  geftun* 
gen,  fonbern  weil  cS  ntd)t  feine  2lbftd)t  roar,  ben  (Sarltnger  ju  ftärfen. 
Grüben  blieb  OTeS  in  alter  Unorbnung  unb  Scbroäche.  ftxvax  erlitt  <§ugo 
in  ben  nätfften  3al)ren  einige  heitere  pfiffe:  ber  Kirchenbann  roarb  roiber 
tr)n  gefd)leubert,  unb  biefe  geiftlid)e  2ßaffe  nötigte  tr)n,  einen  Vertrag  mit 
Subroig  §u  fließen  unb  bie  Burg  von  Saon  im  3ahr  950  herauszugeben. 2) 
Ü)ennod>  fam  ber  (Sariinger  nicht  ju  Kräften,  fonbern  mußte  fein  Schein* 
fönigtl)um  mit  beutfd)er  ©nabe  friften. 

Senben  roir  uns  nad)  ber  9iormanbte:  ber  junge  *Rid)arb  roof)nte 
roteber  zu  Üioucn,  aber  nidjt  als  §err  beS  £anbeS,  fonbern  er  ftanb  unter 
ftrenger  Vormunbfd)aft.  2)ubo  erftattet  einen  rounberltct/en  Bericht,  beffen 
^auvtjüge  id)  mitteilen  muß.  „&k  ©eroalt  über  bie  Stabt  9^ouen,"  fagt3) 
er,  „unb  aud)  bie  Verwaltung  ber  herzoglichen  Kammergüter  fyattt  ftd) 
$obulf  angemaßt,  ber  ben  Beinamen  barba  torta  trug,  tiefer  9Jtenfd) 
ließ  bem  jungen  $td)arb  für  feinen  unb  feiner  jungen  <Solbaten  Unterhalt 
täglich  nur  18  Denare  ausbezahlen/'  3m  golgenben  erzählt  bann  3)ubo, 
roie  ber  junge  Herzog  ben  Uebermüthtgen  nötigte,  erft  bie  Stabt,  bann 
auch  baS  £anb  §u  vcrlaffcn.  $un  begab  [ich  C^obulf  mit  feinem  ganzen 
©eftnbe  nad)  ^ariS,  jum  bortigen  Btfd)ofe,  ber  OfobulfS  Vater  roar.  Bei 
biefer  ©elegcnhett  braud)t  £>ubo  ben  5luSbrucf :  $obulf  fei  ju  9iouen  £)berft 
ber  Wlüi%  gevoefen,  unb  gibt  zugleich  §u  verfielen,  baß  ein  Xtyil  ber  nor* 
manntfd)en  ©roßen  mit  bem  (Sohne  beS  $arifer  Btfd)ofS  jufammenfpielte. 
SaS  foll  baS  heißen?  teilte  Anficht  tft  biefe:  bie  Stabt  $artS  bitbete 
ben  SJitttelvunft  caüetingtfd)er  Bedungen.  3uverftchtltd)  barf  man  annehmen, 
baß  ^ugo  ber  ©roße  auf  ben  bortigen  <Stul)l  nur  ihm  blinblingS  ergebene 
(Slertfer  erl)ob.  Kann  aud)  ein  Bifcbof,  ber  offen  in  ber  ßhe  lebte  ober 
gar  Baftarbe  vor  ber  3Belt  als  feine  (Söhne  anerfannte,  etroaS  anbereS, 
benn  ein  90tiethting  gervefen  fein?  Wlit  bem  (Sol)tte  verhielt  eS  ftd),  rote 
mit  bem  Vater:  er  roar  ein  weltlicher  £)ienftmann  «£>ugo'S. 


')  ©fröret,  Stixä).  ®efc§.  III,  1211  flg.  2)  3)af.  @.  1215  unb  $erfc  III,  400 
Olm.      3)  ShidjeSne  ©.  127  f(g. 


SSiertee  23ud&.    Sap.  12.    £)ie  ^ormanbic  unter  9ticr)arb  L,  943—996.  213 

$lber  wie  braute  tr)n  btefer  na*  9fcouen  ?  5ütf  fetefitem  unb  gebahntem 
2öege !  Ü)er  Sag  an  ber  @pte  fyatte  ,§ugo  sunt  £)berlef)eu3r)errn  ber  9?or* 
manbie  gemalt.  3)tefe  (Stellung  febloß  jugleta)  bie  SBefugmß  ber  Vor^ 
munbfebaft  in  (tcb.  Ueberau*,  wo  £ef)enrecbt  beftefyt,  ftnb  bie  6entoren  na* 
türftc^e  Vormünber  minberjäfyrtgen  Vafallen.  «jpievon  ©ebranet}  madienb, 
ernannte  ,!pugo  feinen  3)ienftmann  S^obulf  jum  Vormunb  -  Stellvertreter 
bei  bem  unntünbigen  *Rtd)arb,  unb  übertrug  erfterem  ^ugleicb,  bamit  er  bie 
bittet  in  £änben  fyabe,  nötigenfalls  2Öiberfpenftigfeit  mit  gewaffneter 
§anb  ju  breeben,  ben  £)berbefef)l  über  bie  r)erjoglicbe  £eibwarfie,  weßfjalb 
ifyn  3)ubo  Dberften  ber  9J?ift§  nennt.  2)em  Vormünber  ftanb  weiter  bie 
Verwaltung  be3  normannifd)en  $ammergut£  §u:  $obulf  beutete  btefen 
Sfyeil  feinet  Slmtö  jum  Voru)eil  be$  £>berf)errn  §u  *ßari3  au6.  Um  mög* 
lief)  öiel  ©elb  in  bie  klaffe  <§ugo'3  abliefern  §u  fönnen,  \)k\t  er  ben  *ßrin* 
jen  fnapp  unb  befcfyränfte  bie  «goffyaltung  auf  anbertfyalb  Scbtlliuge  täglicf). 

2)a3  wurmte  bem  jungen  §erm,  aber  gletd)Wol)l  gebulbete  er  ftcf)  fo 
lange,  biö  er  bem  läftigen  ^eebner  in  gefeilterer  SBSetfc  beifommen  fonnte. 
§atte  9iicbarb  irgenb  etwas  3Bibevrea)tlicbe6  gegen  D^obulf  unternommen, 
fo  würben  wir  fcon  (Stritten  fyören,  welcbe  £ugo  tf)at,  um  ben  Zimbel 
3urea)t  §u  weifen,  wäf)renb  boef?  £>ubo  nickte  ber  2lrt  melbet,  fonbern  im 
©egentfyeil,  wie  wir  unten  fefyen  werben,  über  ein  frteDlicbeS  von  «§ugo 
ergriffenes  SJUttel  hcxidt)ktf  baS  aflerbtngS  ben  üwed  fyatte,  Oftctjarb  in 
mefyr  als  lefjenmäßiger  2lbf)ängigfeit  üom  capetingifcf)en  §aufe  §u  erhalten, 
aber  baS  feiner  9ktur  naef)  nur  auf  münbig  (beworbene  feine  2lnwenbuttg 
ftnbet.  3cb  fage  barum:  Sfrcfyarb  r)at  bis  §um  festen  Sage  feiner  9)?tnber* 
jäbrtgfett  jugewartet,  aber  faum  war  er  münbig,  fo  maßregelte  er  Dfobulf 
aus  Stabt  unb  Sanb  funauS.  3)a  bie  ©eburt  9ftcr>arbS  allem  2lnfd>eme 
uad)  tnS  3al)r  932  fällt,1)  fo  glaube  icf)  annehmen  ju  bürfen,  baß  $o* 
bulf  950,  bem  18.  SebenSjafyre  beS  jungen  £er§ogS,  bie  9?ormanbte  »er* 
laffen  mußte. 

(Sine  allgemeine  Vemerfung  ift  nötf)ig.  5X>ie  neuftrtfe^en  ßfjromften 
beS  10.  3ab;rf)unbertS  ftnb  ebenfo  ängftlta)  unb  fa^wetgfam,  als  bie  beut* 
fa>n,  b.  t).  fte  ftanbett  unter  gleicher  ßenfur.  globoarb  von  9frjetmS,  wof)l 
unterrichtet,  unb  merfwürbtg  genau,  fagt  mel  weniger,  als  er  weiß,  weil 
$ücfftd)ten  auf  bte  (§f)re  ber  fran§öftfcf)en  (^arltnger,  bereit  Untertan  er  war, 
feine  geber  fjemmten.  (Sr  fcf)weigt  »on  (Sntfübjrung  beö  jungen  9^tc^arb 
nac^  ßaon,  unb  üon  ber  5lbftcf)t  beS  ^önigö  ^ubwig,  benfelben  au^  bem 
Sßege  §u  räumen,  er  fa^lüpft  über  bie  fcf)ltmmften  Demütigungen,  welche 
ber  ßarltnger  burc^  ben  Vertrag  an  ber  (Spte  erlitt,  fnnweg,  er  mü^t  fta) 


<§te$e  oUn  <S.  186. 


214 


$af>ft  ©regoriug  VII.  unb  fein  ffciiaWex. 


ab,  bie  Verbred)en  beS  EapctingeiS  «Jpugo  —  metneö  EradjtenS,  voett  er 
trjit  fürdUele  —  fo  milb  al3  möglicf)  fytnjuftellen. 

9?od)  viel  mef)r  alö  ber  *Rl)eimfer  füielt  ber  2)omr;err  von  6t.  £lueu* 
tin  bcu  ^ofmann.  3e  fetter  er  üi  ber  ©efctjicbte  9?ict;arb£  1.  vorfebreitet, 
beffen  vcrjonlid)e  ©unft  er  genoffen  f)at  unb  unter  beffen  6of)ne  er  fd)rieb, 
befto  fü^licfyer  wirb  fein  $on,  befto  ftdjtttcfjer  tritt  fein  33eftreben  fyervor, 
sMc§  ju  metben,  \x>a$  ben  gnäbigen  §errn  §u  holten  mißfallen  fonttte.  2Öte 
verwirft  er$äl)(t  er  bte  Vertreibung  DfiobulfS  Sorta,  beim  er  möchte  ver* 
bergen,  baß  Die  9formanbie  unb  Dftd)arb  bamalö  unter  cavetingifd)er  3ucbt* 
rutfye  ftanb.  2lud)  ber  normantttfaje  Wonty,  ber  im  12.  3af)rlumbert  ba3 
©efyeimnif  be£  Vertragt  an  ber  Evte  aufbedte,  Jjat  bief  offenbar  nur 
barum  gewagt,  Will  um  jene  >$ät  bie  Sßewofyner  ber  ^ormanbte  eö  niet)t 
mefyr  für  nötfytg  gelten,  granfretd)g  Könige  §u  fronen,  ®lüd(id)er  SÖeife 
finb  globoarb  unb  Ü)ubo  partfyeüfd)  —  fo  emftg  fte  ben  WtaM  ber  Siebe 
über  geheime  ©ergäben  ber  eigenen  Herren  beefen,  glauben  fte  ftcfy  nia)t  ver* 
bunben,  bie  ©ünbett  ber  ©egner  ifyrer  ©ebteter  §u  ^erfct)\oeigen.  <Bo  er* 
ääfylt  benn  Dubo  bie  Entführung  $id)arb£,  rväfyrettb  anbererfeitö  globoarb 
»tele  gteden  normattnifd)er  ©efebidite  l)er^ort)et>t.  Unter  biefen  Umftänben 
wirb  e$  mögltcf),  bura)  Vcrgletdmng  Leiber  unb  burd)  53eijie^ung  von  Ur* 
funbtn  ben  wahren  £ergang  ju  ermitteln. 

(Sin  anberer  SBeweggrunb  —  unb  §n>ar  meines  Erad)ten3  dentaler 
©eift  —  roar  e3,  rvaS  ben  3)omf)errit  von  ©r.  £Htentin  tymi$f  bajj  er 
einen  ,£auvtvunft  —  baS  normannifc^e  ,£au3gefe£,  —  welken  er  in  bem 
S8ertct)te  über  bie  Regierung  £Bill)elm3  forgfältig  öer|üHt  |atte,  ans  SageS* 
Iid)t  fefyrte.  9?ad)bem  er  bte  Entfernung  D^obulfö  attö  ber  9cormanbte  er* 
&ä|lt  f)at,  fagt1)  er,  «§er$og  §ugo  von  grancien  fyabe  §rvet  ber  angeferjen* 
ften  neuftrtfd)en  unb  normannifd)en  ©roßen  §u  fta)  berufen,  unb  legt  üjm 
bei  biefem  5ln(af  eine  lange  Diebe  in  9Jiunb,  bereu  furjer  ©tttn  bar* 
auf  hinausläuft:  Äorttg  £ubrvig  von  ^euftrien  ftnne  nod)  immer  auf  ba$ 
Sßerberben  9iid)arbö,  barum  möge  festerer  ftd)  vorfefyen,  unb  ftarfe  greunbe 
$u  gewinnen  fud)en.  ©ein  0£>ugo'3)  9iau)  fei,  bte  betben  ©rofkm  motten 
batjin  rotrfen,  ba£  D^tcjjarb  ftcb  enge  mit  bem  capetingifebeu  ^aufe  verbünbe 
unb  a(ö  Unter))fanb  fo(a)er  greunbfa)aft  bte  ^oebter  ^ugo'ö,  Emma,  $um 
SSetbe  neunte. 

Ü)ttbo  fäfyrt  fort,  txnrftid)  fei  ein  Vertrag  §u  ©tanbe  gefommen  unb 
Emma  bem  Normannen  sugefagt  roorben,  fügt  aber  bann  bte  merfroürbtgen 
SBorte2)  bei,  §ugo  r)abe  bem  jungen  9^id;arb  feine  ^oebter  verlobt,  „nicr)t 

J)  S)uc^eönc  <S.  128  flg.  2)  Ibid.  (S.  129.  dedit  Hugo  dux  magtms  Richardo 
filiam  suam  firmamento  sacramenti ,  non  tarnen  statuta  lege  fescenninae  coem- 
tionis,  verum  denomiuato  juratoque  termino  connexionis  connubialis.  2)ann  einige 
<55^e  weiter  unten :  quod  Richardus  dux  filiae  Hugonis  magni  maritali  connubio,  gratia 


SBierteS  93ucr;.    &ap.  12.    25ie  Ohumanbte  unter  SÄic^avb  L,  943-996.  215 


ju  einer  ©cbeinefye,  fottbem  jum  23el)ufe  einer  nur  flicken  unb  wahren 
@r)e  mit  bemßwecfe  ber  jlinb  ererseugung."  Offen  gcftcf>t  alfo  ln'er!l)ubo 
ein,  baß  bte  @t)en,  welche  früher  normanmfdje  £erjoge  mit  ttornet)men  unb 
ebenbürtigen  Oiomantnnen  fdjloffen,  ©cbeinet)en  waren,  unb  baß  bis  auf 
^KtdHirb  t)erab  bte  @rben  ber  9iormanbte  in  unel)elid)en  SBerbmbungen  mit 
Leibern  nieberen  ©ranbeS  erzeugt  worben  ftnb. 

3)tc  Verlobung  febetnt  in  baä  3al;r  951  ober  fpäteftenö  ba3  folgenbe 
§u  fallen,  aber  faft  noa)  10  3at)re  [taub  e$  an,  bi3  auS  it)r  (£rnft  würbe. 
$önig  £ubwig  flerfebieb  im  ^erbfte  954,  §erjog  *§ugo  tton  graneten  SDittte 
3unt  956.  3)ubo  ernannt  (enteren  Sobeäfall  unb  fagt:1)  „auf  bem  (Sterbe* 
bette  t)abe  §ugo  ben  2Öunfd)  auSgefproaVn ,  baß  bie  Vermählung  feiner 
$od)ter  mit  Ofrcbarb  fo  bafb  als  möglta)  ftattfmbe."  ®letd)Wof)l  tterftrtcbeu 
4  weitere  3al)re:  erft  960,  im  28.  feines  TOerS,  führte2)  5Rt*arb  @mma 
in  fein  §au3  ein.  SQBaö  t)at  ben  Slbfcbluß  ber  (Sfye  fo  lange  aufgehalten? 
3*  ben!e:  geheime  ober  offene  ^emmniffe,  wel^e  baS  fyerrfaVnbe  £au8 
von  granfretcb  in  ben  Seg  legte,  weil  e$  bie  93erbmbung  ber  pej  mäa> 
tigften  3kfallen  fürchtete. 

3um  2>al)xt  960  berichtet  globoarb ,  wie  febon  bemerft  korben ,  bie 
Vermahlung  9itdwb3  mit  (£mma,  jum  folgenben  3aJ)re  erjäblt3)  er  fobann: 
„Jtontg  £otl)ar  (SubwtgS  ©ofyn)  fyatte  ein  Verfammlung  tterfefnebener  neu* 
ftrifa^er  ©roßen  nacb  ©oiffonS  berufen,  weil  aber  Ofiajarb,  <5of)n  be$  9?or* 
mannenfyerjogS  2öilf)elm,  biefelbe  auSemanberfprengen  wollte,  warb  er  oon 
gewtffen  ©etreuen  be$  üöntgS  überfallen  unb  in  bie  glucbt  getrieben,  nadj* 
bem  er  mehrere  ber  ©einigen  im  Kampfe  verloren  r)atte."  2Beiter  melbet*) 
berfelbe  (Sfyrontft  §um  3at)re  962:  „@raf  £etbalb  befebbete  bie  Normannen, 
focf)t  aber  unglücflid)  unb  würbe  jurücfgefcb lagen.  SÖBegen  biefeS  Eingriffs 
fiel  £etbalb  in  Ungnabe  bei  feinem  Sel)enr)errn,  §er§og  £ugo  (Sapet  (bem 
©cfywager  9ftdbarb$).  2)eßt)alb  wanbte  er  fteb  nun  an  $öntg  Sottmar  unb 
bie  Königin  Butter  ©erberga,  bte  tl)tt  in  (£c§u&  nahmen  unb  ent* 
fc^äbtgten." 

23t£  960,  folglicf)  bis  ^u  fetner  Vermählung,  lebte  Oftcbarb  im  grte* 
ben  mit  bem  neuftrtfeben  £ofe,  aber  unmittelbar  nad)f)er  bxafy  gefybe  auS. 
£)a3  r)etßt  meinet  (£racbtenö,  weil  ber  Normanne  bte  Softer  be$  granfen* 
tjerwgS  geet)eltcbt  fyatte,  bebjanbelte  il)n  feitbem  bag  föntgltcbie  §au6  alö  einen 
getnb.  ^ierauö  folgt  §ugleta}  mit  t)ot)er  2öal)rfa)etnlid)fett,  baß  bie  33er* 
§ögerung  ber  (§r;e  fcom  §ofe  ausging.  511^  Serl§eug  aber  gegen  9ftd)arb 
brausten  ^önig  Sott)ar  unb  feine  ÜDfutter  ©erberga,  bie  (öfteren  bet)errfef)te, 

posteritatis  et  suc  cessi onis,  se  copularet.  Ueber  ben  ©tnn  beö  SBort^  fescen- 
ninus  üergletd)e  man  ibid.  ©.  137  SWitte,  roo  öon  ber  33ermäf)Iung  Sttc^arbö  mit  (Emma 
bte  0tebe  iji :  praeparatis  omnibus,  quae  fescennino  cultui  erant  necessaria. 

0  Ibid.  136.       :)  $er^  III,  405  oben.       *)  Ibid.  TOte.       *)  Ibid.  @.  406. 


216 


$abft  ©rcgoriuö  Vif.  unb  fein  Stitalhx. 


benfefben  ©rafen  Setbalb  von  93loi6  unb  (£l)artre$,  welchen  wir  früher 
als  ScbilbfnaVpen  beö  alten  £ugo  feinten  (ernten,  ber  aber  jefct  eine  an* 
bere  9Me  fvtelte. 

lieber  bte  ©er^Ktaijfe  9itcf;arbS  §u  Setbalb  unb  kernig  Sotfyar,  bie 
ber  $r)eimfer  (Styronift  nur  obenfym  berührt,  gibt  2)ubo  genaueren  2luffd)luß. 
(Sr  fagt:1)  „aufgereiht  burd)  feine  ©emaljlm  (£eutgarbi6,  bie  Stiefmutter 
9f{tct;arb0)  lag  ©raf  Setbalb  bem  Röntge  Sotfyar  unb  ber  Königin  Butter 
©erberga  an,  baß  fte  ben  ftoljen  9fformannenf)er§og,  ber  bem  franjöftfc^en 
§ofe  jeben  ^el)enbtenft  verweigere,  verberben  unb  feineö  SanbeS  berauben 
möcbten.  ^Bereitwillig  ging  ber  jtöntg  auf  £etbalb3  SßorfaMäge  ein,  aua) 
ber  33ruber  ©erberga'S,  —  (§r§f)erjog'9J?etrovoltt  ^Brutto  von  (Solu  —  würbe 
tn3  ©e^cfmntf  gejogett.  (Sin  2lnfa)Iag  gegen  baS  £eben  D^tcfjarb^  mißlang. 
9iun  lub2)  if)n  Sotfyar  trügltd)er  üßktfe  §u  einer  23erfammlung  frättftfd)er 
©roßen  ein  unter  bem  SSorwanbe,  mit  üjm  über  einen  Sd)lag  gegen  ben 
glamänber  Arnulf  §u  beraten;  in  ber  £r)at  aber  war  eS  £otbar3  Slbftctit, 
9itd)arb  §u  überfallen  unb  nteber§umad)ett.  Der  Normanne  erfaßten,  aber 
bewaffnet  unb  mit  ftarfem  ©cfolge.  ($3  fam  fofort  §u  einem  $amvfe,  in 
weitem  9ftdmrb  weidjen  mußte". 

993a6  fyter  £>ubo  erjagt,  ift  eine  unb  biefelbe  ^Begebenheit  mit  ber, 
welche  glcboarb  in3  3af)r  961  verfemt.  9?ur  gibt  ber  9tf)eimfer  (Srjrontft 
bie  neuftrifd)e  2)arfteÜung  ber  Sad;e.  9^ad)bem  ber  beabftd)ttgte  Ueberfalt 
auf  9ftd)arb  mtßglütft  war,  behaupteten  bie  granjofen,  ber  Normanne  fet 
ber  angreifenbe  gewefen  unb  f)abe  bie  SSerfammlung  von  SoiffonS 

auöetuanberfvrengen  wollen. 

Detter  berietet  £)ttbo:  „auf  betreiben  SetbalbS  50g  ßöntg  £otf)ar 
ein  §eer  §ufammen,  brad)  in  bie  9?ormanbie  ein,  eroberte  (Svreux  unb  über* 
gab  ben  £)rt  an  Setbalb,  unter  ber  33ebingung,  baß  ber  ©raf  bte  übrige 
^ormanbie  bem  Könige  unterwerfe.  (Sofort  rücfte  Setbalb  vor  D^ouen  unb 
wollte  aud)  btefe  Stabt  neunten,  warb  aber  mit  großem  QSerlufte  von  ben 
Normannen  jttrücfgefaMagen."  3)a3  ift  abermals  Ü)affelbe,  wa6  globoarb 
jum  3al;re  962  melbet.  Allein  tro£  be3  Steg6  vor  Kotten  [tauben  laut 
Dubo'S  (Stählung  bie  Sachen  fa)limmer  für  9fid)arb,  alö  globoarb  anbeut 
tet.  (Svreur  befanb  ftd)  nod)  immer  in  ber  ©ewalt  £etbalb$,  unb  ber 
§er§og  getraute  ftcf)  nicht,  ben  (Singebrungenen  mit  eigenen  Gräften  §u  ver* 
treiben,  beßt)alb  rief  3)  er  fyetbmfcfye  2Biftnger  §u  «£>ülfe.  £)tefe  famen  in 
Sflaffe  unb  verheerten  bie  ©egenb  von  SBlote  unb  ßhartreS  fürchterlich- 
£unger$noth  entftanb.  (£rfa)üttert  burcb  baS  allgemeine  (Slenb,  traten  bte 
SBtfchöfe  9?euftrten3  $u  einer  Stynobe  §ufammen  unb  erhoben  tr)re  Stimme 


*)  £)udjegne  'S.  137  flg.  Tetbaldus  novercalibus  furiis,  zeloque  et  odio  succensus 
*)  Ibid.  @.  140  f(g.       3)  Ibid.  @.  144  flg. 


93icrteg  Sud).    (Sa*?.  12.    «Ute  SRormanbie  unter  0iicr)arb  I.,  943—996.  217 


für  Beilegung  beS  unfeltgen  Streits.  SBoten  gingen  fyin  unb  ^er,  unb  ein 
grtebenSvertrag  würbe  abgefcbloffen,  vermöge  beffen  Setbalo  bie  Norman* 
bie  räumen,  (Svreur  herausgeben  mußte.  9?aaM)er  batte  aber  9iicbarb  große 
9J?üf)e,  ftd)  bte  fremben  ©ä'fte  vom  £alfe  ju  fd^affen,  beim  fte  brorjten  mit 
Slufftanb  unb  verlangten  h°he  (Summen,  bte  man  ihnen  bejablcn  mußte, 
diejenigen,  wclcbe  ftcb  jur  S^aufe  bequemten,  burften  bleiben,  bie  Slnbern 
würben  $u  Scbiffe  nacb  Spanien  befördert,  wo  fte  g reuliebe  Verheerungen 
anrichteten. l) 

2)er  Slbfcbluß  bcS  gricbenS  §wtfcben  £otf)ar  unb  9?icbarb  wirb  wohl 
inS  3at)r  963  fallen.  QBicbtig  tft  bie  von  globoarb  verbürgte  9?acbricbt, 
baß  Setbalb  wegen  beS  Angriffs  auf  bie  s)(ormantte  mit  £ugo  ßapet  ton 
graneten,  bem  Sollte  beS  großen  «£>ugo  unb  nacbmaligen  Könige  ber  9?eu* 
ftrter,  $ctftel.  2)er  (Savetinger  ^at  alfo  3)aS,  was  gegen  feinen  Scbwager 
angebettelt  warb,  niebt  gebilligt.  3cb  vermute,  baß  bte  Königin  93tuttet 
unb  ihr  Sof)n,  außer  bem  Scblage  wtber  Oficbarb,  noeb  einen  anbern  3wecr" 
verfolgten.  3nbem  fte  Setbalb  Den  Scbelmen  ju  einem  Unternehmen  ver* 
wanbten,  baS  bie  Unjufriebenhett  beö  ßavetingerS  erregen  mußte,  febälten 
fte  ben  mäcbtigen  Vafallen  von  feinem  £ehenberrn  loS  unb  fd^wäcbten  ba* 
burch  53eibe.  3n  ber  5Xt;at  gerieten  feitbem,  wie  fpä'ter  gezeigt  werben 
foll,  Setbalb  unb  feine  ($rben  in  eine  feinbltcbe  Stellung  §um  her^oglicben 
£aufe  von  graneten,  bem  fte  boeb  $ab  unb  ©ut  verbanden. 

Einige  3af)re  fväter,  nämlicb  965  ,  brach  £otf)ar  von  9?eufter  nacb 
bem  $obe  beS  alten  DJtarfgrafen  Slrnulf  in  glanbern  ein2)  unb  entriß  bem 
gleichnamigen  Qnhl  unb  (Srben  Arnulfs  baS  £anb  bis  $ur  namens 
Ita)  bie  wtebtige  Stabt  2lrraS.  Offenbar  war  eS  beS  JtönigS  Slbftcbt,  bem 
jungen  glamänber  baffelbe  Sdncffal  ju  beretten,  baS  nach  Wilhelms  I. 
$obe  Subwig  ber  Ueberfeeifcbe  über  ben  unmüubigen  Dftcbarb  I.  $u  verfyän* 
gen  verfuebt  hatte.  3lber  ber  ßarlmger  fonnte  baS  begonnene  2Öerf  nicht 
vollbringen,  weil  ein  Stärferer  if)m  in  ben  28eg  trat,  tiefer  Stärfere 
war  ber  Normanne  sJücbarb  I. 

2)ubo  fagt:3)  „in  Verzweiflung  getrieben  burdi  ben  Angriff  £otf)arS, 
eilte  ber  junge  Arnulf  zu  bem  ^ormannenherjog  unb  befchwor  il)n  §u  be* 
wirfen,  baß  ber  neuftrtfebe  üöntg  grieben  bewillige.  3n  ber  $ha*  S^ang3) 
9ftcharb  ben  Gerlinger  buret  bte  ef  ttgfett  feiner  33 itten,  2lnaS  wie* 
ber  herausgeben",  ^eife  beutet  ber  Chorherr  von  St.  £luenttn  an,  baß 
weniger  bitten,  als  gurebt  vor  ben  Waffen  beS  Normannen  ben  fran* 
Zoftfcfcen  ßöutg  jur  9?ad>giebtgfeit  nötigte.  2lucb  anbere  franzöftfehe  (Sf)ro* 
niften  wieberholen,4)  baß  glanbern  bamalS  bureb  33orftellungen  unb  ^Bitten 

4)  Ibid.  @.  151  ftg.  *)  Flodoardi  chronic,  ad  a.  965.    $erfc  III,  406  wnb 

2)ud)eöne  @.  155  c.  s)  Coegit  reddi  Uli  nimiae  precationis  affectu  Atrebatnm. 

*)  Souquet  X,  184.  301.  303.  304. 


218 


^afcfl  ©vegoviuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Oiidiarbö  gerettet  korben  fei.  ©hier  berfelben  (jebt  hiebet  bte  ©roßmutt)  be$ 
Normannen  hervor:  obgleich  5lrnulf  ber  5llte  bem  unmünbigen  9^tcf)arb  nur 
S3öfcö  erwiefen  f;abe,  fet  btefer  fogleta)  bereit  gewefen,  bem  bebrängten  (En? 
fet  beö  geinbeö  §u  Reifen.  £)od)  war  eö  nicht  ©roßmutt),  fonbern  23erea> 
nung,  was  9frcharb  sorwärtö  trieb.  £ätte  bte  trotte  ben  23eft$  bc£  wät* 
fajen  glanbernö  erlangt,  fo  würbe  tl)re  s^acbt  eine  für  bte  Normannen  ber 
©eine  gefährliche  §öf)e  erfttegen  fyabtn.  Damit  bte  «£)er§oge  von  *Rouen 
tfyre  (Selbfiänbtgfett  behaupten  fonnten,  mußten  bte  Röntge  9?euftrten3  fcf)Vt>ac^ 
bleiben. 

Die  %c\t  fam  heran,  tu  welcher  §ugo  ^a^et,  ber  bisherige  Setjen* 
f)err  OiidjarbS,  fict)  auf  ben  $f)ron  9?euftrien3  fchwang.  3)ubo  f&wetgt 
über  bie  Stolle,  welche  ber  Normanne  bei  biefem  (Sreigniffe  fpielte.  Slnbere, 
aber  fpätere,  Beugen  fagen1)  au6,  9?id)arb  fyabe  «£>ugo'3  (Erhebung  beför* 
bert.  (Sö  mag  fein,  baß  ber  Normanne  niebtö  bagegen  tfyat,  vielleicht  aud) 
jur  *ßartf)et  bc6  (EapcttngerS  Müt,  jebenfallS  aber  naf)m  berfelbe  §um  neuen 
Röntge  eine  ähnliche  Stellung  ein,  wie  ef)cma{3  ju  ben  ßarltngern.  §tc* 
für  bürgt  ein  2lugenjeuge.  itömg  §ugo  wollte  htr§  nach  fetner  $l)ronbe* 
ftetgung  ben  ©rafen  Stbatbert  I.  von  93ermanbote,  weit  btefer  bem  (Sape* 
ttnger  entgegen  geatbettet  t)atte ,  mit  Jfrieg  übersehen  unb,  wie  e6  fd)eint, 
beffen  £anb  an  fia)  reißen.  Der  93ebrol)te  rief  bte  «£mlfe  9itcharb6  I.  an, 
inbem  er  einen  ©efanbten  an  ihn  abfd)icf te.  tiefer  ©efanbte  war  Dubo, 
(Shorherr  von  6t.  Duenttn  unb  93erfaffer  ber  normanmfehen  ©efehiebte. 

3ch  laffe  t()n  felber  reben:2)  ,,«£>erjog  9^tcr)arb  nahm  ben  (£anonicu3 
Dubo  fehr  gut  auf  unb  begab  fieb  fur§  barauf  <tn  ben  §of  ju  Äönig 
«§ugo,  aU  berfelbe  bereits  im  begriffe  ftanb,  gegen  Valbert  tn6  gelb  §« 
rüden,  ©o  tiefen  (Sinbrud  machten  bie  QSorfteüungen  OJicharbS,  baß  §ugo 
feinen  3e>m  bezähmte  unb  gegen  (Stellung  von  ©eißein  bem  ©rafen  von 
93ermanbot3  grteben  gewährte."  £)fme  grage  verhielt  e3  ftch  mit  btefer 
^Wetten  QSerwenbung  ebenfo,  wie  mit  ber  oben  gefd)ttberten,  fraft  welcher 
Oftcharb  ben  ßarünger  Sott)ar  burch  bte  €tärfe  fetner  ^Bitten  s^ang,  2J(rra$ 
unb  baö  umltegenbe  ©ebiet  wieber  herausgeben.  S)ie  Diplomatie  be$ 
^ittelaltere  Jjatte  gleich  ber  heutigen  ihre  etgenthümlid)e  Spraye  unb  mteb 
jebe  Derbheit  beö  2lu£brud$. 

Sonft  ift  nur  nod)  von  einem  größeren  polttifchen  5lfte  be6  £er$og$ 
sRtcharb  bte  9febe.  Mehrfach  fanben  wir  ba$  §au6  von  SRoucn  in  $er* 
binbung  mit  ben  hetbnifchen  2Btfingent  beö  £)ceanö.  3^^^«f  ettte»  le^tere 
in  großer  5lnjahl  tyrhei,  al6  erftereö  ihre  ^ülfe  gegen  bie  Röntge  »on 
5^eufter  begehrte.    $aum  ift  benfbar,  baß  bie  SÖSiftnger  nicht  ©egenbtenfte 


4)  Wilhelmus  gemmeticus  histor.  Normann.  IV,  19.  $)udjeöne  @.  248  3Witte.  2)onn 
«öouquet  IX,  82.  SKüte.       2)  Suc^ne  @.  155.  d. 


*Biedeö  93ud&.    Gap.  12.    «Die  OKnmmtbte  unter  Slid&arb  L,  943—996.  219 

von  ben  Normannen  ber  (seine  forberten  unb  namentlich  bei  ben  früheren 
Einfällen  nad)  (Snglanb  von  (Seiten  ifyrer  cbrijtlicfyen  (Stammgenoffen  bieg* 
fettö  be<3  ßanalö  irgenb  welchen  9ßotfd)itb  erhalten  r)aben.  SBilljelm  von 
3umiege3  er^lt,1)  ßönig  <Swen  von  Dänemarf  l)abe  um  1005  mit 
Dliajarb  IL,  be<3  erften  9Jid)arb3  (Srben  unb  9fad)folger,  einen  Vertrag  ab- 
gefd)Ioffen,  vermöge  beffen  ber  Normanne  ftd)  verpflichtete,  bänifdjen  @e# 
räubern,  bie  in  ©nglanb  vetwunbet  worben  waren,  Pflege  auf  norman* 
ni|d)em  SBoben,  fowie  allen  jufammen  freien  93erfauf  ber  brüben  geraubten 
©üter  unb  SBaaren  ju  gewähren. 

©in  offener  9Jiarft  in  ber  9Mf)e  war  für  bie  StBifinger  eine  gebend 
frage.  3a)  vermute,  baf  bie  ^ormanneufyetpge  tr)ren  r)eibni|d)en  Sanbä* 
leuten  febon  vor  1000  gleiche  ^ortfyeile  ^ugeftanben  fyaben,  unb  wenn  btejj 
ber  gaü  war,  tonnte  e$  nid)t  fehlen,  ba§  allerlei  Reibungen  jwifaVn  bem 
englifeben  ^>ofc  unb  bem  ,§aufe  von  $ouen  entftanben.  9?un  bracb,  wie 
an  einem  anbern  £)rte  gezeigt  worben,2)  gegen  ba3  3ar)r  988  bie  (SdjrccfenS* 
fyerrfebaft  ber  Stötten  über  (Snglanb  fyerein.  2Ba6  ift  unter  biefen  Umftänben 
war)rfd)einlta)er,  alö  baf?  ber  angelfäcfjftfcfye  $onig  (Strjelrcb  bie  9iotf)Wenbig* 
feit  erfannte,  in  irgenb  einer  2öeife  fein  £anb  gegen  bie  fcfylimmen  Solgen 
einer  geheimen  ober  offenen  $crbinbung  §wtfcr;en  ben  2Bifingem  unb  ben 
Normannen  ber  (Seine  ftd)er  ju  [teilen. 

5ltlem  Slnfd^etne  nad)  f)at  er  ju  fold)em  ßweefe  bie  SBerwenbung  be$ 
<Stur)le3  ^etri  angerufen.  2Btll)eIm  von  -äftalmeSDurty  tbeilt 3)  eine  unter 
bem  1.  Wlaxi  991  ausgefertigte  33ulle  mit,  fraft  weldier  ber  bamaltge 
$abft  3of)ann  XV.  ben  c^rtftltc^ett  Nationen  befannt  mad}te,  baß  er  einen 
feften  unb  bauemben  grieben  jwi)a)en  Möxiiq  (£tl)elreb  uub  bem  Normannen 
9lid)arb  vermittelt  fyabe.  5116  Sßebütgungen  l)ebt  er  folgenbe  §wct  fünfte 
fyervor:  in  Sufnnft  werbe  jeber  $f)eil  bem  anbem  für  etwa  zugefügten 
(Scbaben  billige  ®enugtl)uung  leiften,  aud)  mad)e  ftcf)  jeber  verbinbltcr/,  ben 
getnben  be$  5lnbern  feine  2lufnar)me  im  Sanbe  §u  gewahren.  3)ie  2Bifinger, 
welche  (Snglanb  vlünberten,  müffen  alfo  früher  in  ber  9?ormanbie  Unterfunft 
unb  wof)l  auet)  freien  9J?arft  gefunben  r)aben.  Sßielleta^t  war  e<3  eben  biefer 
Vertrag,  ber  bie  nachmalige  (§f)e  @tt)etreb0  mit  (§mma,  ber  Softer 
*Rid)arb3  I.,  anbahnte. 

6o  unläugbare  gäfjigfeiten  9ficr)arb  I.  bewies,  ift  nia)t  §u  verfennen, 
baf  ba3  r)erjoglid)e  £au6  eine  immer  fd)Wtertgere  Stellung  erhielt,  befonber$ 
fett  eö  ben  (Sapetingern,  bie  nunmehr  auf  bem  £t)rone  fafen,  gelungen  war, 
bie  9lormanbie  in  ein  $afallenverl)ältm£  ju  verftriefen.  9ftcf)arb  ergriff 
eigentümliche  9Jtittel,  um  ftd)  unb  fein  ©efd)lea)t  §u  fteirfen.    3«  bem  an 


*)  Histor.  normannic.  V,  7.  2>u$egne  <S.  252.  2)  £)6en  @.  15.  3)  @aüt(e 
©.  64.  $ergletc§e  3affe,  regesta  Pontific.  9lv.  2940. 


220 


$abfi  ©vegoriuS  VII.  unb  fein  ßeitalhv. 


ben  SBtfchof  9lbalbcro  tton  Saon  gerichteten  2Bit>mung6briefe,  ben  2)ubo 
fetner  @efd)id)te  ber  Normannen  ttoranftellt,  fagt l)  er:  „als  ict)  2  3af)re 
vor  £er$og  $id)arb$  I.  £obe  benfelben  befugte,  um  it)n  metner  guten 
3)ienfte  §u  ^erftcberu,  bat  er  mich  aufs  £)rtngenbfte,  baß  ta)  bte  ©efcbtcfyte 
fetner  93orfal;ren  betreiben  möchte  unb  obttofyl  ta)  im  ©efühl  ber  Unju* 
länglichfeit  metner  Gräfte  auswich,  lief  er  nicht  ab,  bte  ich  mich  fcerbinb* 
lid>  machte,  feinen  2Bunfa)  51t  erfüllen."  Sarum  legte  ber  Normanne  fo 
|o$en  SOBertl)  auf  eine  folcf)e  Arbeit?  SÖcemeS  @rad}ten6  barum,  n>etl  er  jtdj 
ber  Hoffnung  fnngab,  burcb  ein  gutes  53ua)  ben  £aß,  ber  in  granfretch 
auf  ben  Normannen  als  £(bfömmltngen  t>on  Räubern  laftete,  §u  ttemufchen 
unb  bie  öffentliche  Meinung  §u  ©unften  feinet  ^aufeö  §u  fttmmen. 

9J?an  ftnbet  ben  §er§og  noch  mit  anbern  Maßregeln  befchäfttgt,  bie 
ben  gleiten  3wcf  haben.  2)en  größten  Qmtfluß  auf  bte  öffentliche  Meinung 
übte  ot)ne  grage  in  jenen  &{tm  ber  (SleruS.  sBot)lan!  «£>er$og  ^ta^arb 
freute  fein  £pfcr,  um  ftdt)  biefen  ©taub  §u  »erbinbcn.  G?r  ftattete  viele, 
tr;ei(ö  etnf)etmtfche,  tljcM  auf  neuftrtfchem  33oben  gelegene,  Äirctjen  au3, -er 
grünbete  mehrere  Softer,  er  jog  enblicf)  eines  ber  au^ge^eidjnetften  «gwupter 
be6  SD?önd^tr)umg  in  fein  Sanb. 

3)ubo  er§äl)It:2)  ,,«£)er$og  ^tc^arb  ftellte  §erftörte  Kirchen  be3  normatu 
ntfdjcn  ©ebtetö  auf  eigene  Soften  nueber  f)er,  grünbete  MBftnt  erbaute  felbft 
in  üReuftneu  brüben  au£  feinen  (Sinfünften  einige  prächtige  Semmel." 
ßraft  Urfunbe 3)  vom  3af)re  968  gab  ^tcfjarb  L  an  baS  ©tift  6t.  5)enf* 
baS  @ut  Sßemeval  in  ber  @raffa)aft  SlrqueS  jurüd,  ba$  fct)on  fein  5ll)n 
9tollo  bemfelben  gefc^enft  l)atk,  baö  aber  fpäter  bem  (Stift  entzogen  werben 
fein  muß.  5luf  ber  $üfte  ber  9cormanbte,  unweit  ber  bretagnifcfjen  ©ränje, 
erl)ob  fiel)  ein  SBerg  mit  einem  berühmten  ^eiligtljum  beS  Grengels  9J?td)aeI, 
ben  bie  8d;tffenben  in  9cötf)en  be3  9J?eere3  anzurufen  pflegten.*)  ©chon 
in  früheren  tyiU\i  ftanb  ein  (5i)ort)errnfttft  oben,  ba$  aber  verfallen  war, 
^erjog  9^tcr)arb  [teilte  baffeibe  um  965  \)zx  unb  $öntg  Sothar  betätigte 
bie  6a>nfung  bnret)  Urfunbe5)  vom  3af)re  966.  93or  150  Sauren  litten 
bie  Normannen  eine  berühmte  2lbtet  §u  gefamp,  gleichfalls  an  ber  3>ceere^^ 
füfte,  §erftört,  $td)arb  I.  erneuerte  unb  vergrößerte  btcfclbe,  umgab  fie  mit 
dauern  unb  ^ürmen,  fchmütfte  fie  mit  prächtigen  jttrdjengerä'tfyen  unb 
rief  Mönche  ftrenger  Sufyt  tyxbä.6)  £)er  Normanne  beftimmte  gefamp  §u 
feinem  23egräbmß.  5lua)  in  ber  ©tabt  Ofouen  errichtete  9^tcr)arb  eine  Mixfye 
unb  ein  Softer  $u  @l)ren  ber  Butter  ©otteS.6)  2)tefe  jttrd)e  ift  nachher 
burd)  fpätere  bauten  ju  einem  jener  SBunbenoerfe  gott)tfc§en  ©t^  erweitert 


l)  $Du^egne  @.  56.  %)  S)u(^eöne  @.  153.  3)  SBouquet  IX,  731.  4)  5Da* 
^cr'  ber  9lamc  Monasterium  S.  Michaelis  archangeli  io  periculo  maris.  5)  93ouquct 
IX,  629.       6)  5)u(^egne  @.  153. 


93terte$  Surf).  12.    «Die  Olovmanbie  unter  9ttcf)arb  I.,  943—996.  221 


werben,  weldje  in  ber  9?ormanbie  ^äitftger  ftnb,  al$  ttietleicr;t  in  irgenb 
einer  anbem  *Prooin$  be$  2lbenblanbc6. 

2£a6  mieten  &  (öfter,  wenn  fte  nid)t  mit  93cwor)nern  rechter  2lrt  befe^t 
waren!  T>te  Höfterlicbe  3uct;t  ^atte  wäfyrenb  ber  (Stürme  be3  10.  3ofyx* 
fyunbertö  in  ber  ^ormanbie,  wie  überall,  einen  fcfyweren  6toß  erlitten. 
£)te  ttorfyanbenen  Sftö'ndje  gaben  burd)  ir)ren  SeBen0tt>anbcl  2lergerniß.  «£>cr$og 
föicfyarb  blieb  niebt  auf  falbem  28ege  ftefyen,  er  trat  mit  bem  9)?utterftift 
be$  reformirten  9J?wtd)tlmm6,  mit  ßlugm;,  in  QSerbinbung.  3  er)  ftnbe  auf* 
gejeicfynet,1)  baß  er  eine  ©efanbtfcbaft  an  ben  Oberabt  $?ajohtg,2)  ben 
Vorgänger  £)bilo'3  fdjttfte,  mit  ber  Sitte  felbfi  §u  fommen,  bie  neuere 
richteten  Softer  unter  feine  £>br)ut  jn  nehmen  unb  ^u  orbnen.  9ftajolu3 
ftetite  bie  93orbcbingung,  baß  ber  ^er^og  auf  eine  allgemeine  ©teuer,  welche 
ber  normannifcr)e  6d)a§  üon  benen  err)ob,  welche  ©cbweine  in  bie  Salbungen 
jur  (Std}clmaft  trieben,  be^üglicb  ber  Softer  oeqicr)te,  $icf;arb  fonnte  ober 
wollte  biefe  gorberung  ntdr)t  gewähren,  unb  bie  <Sacf)e  §erfcf;lug  ftcf).  ©leia> 
wofyl  fam  ber  «£)er$og  fpätcr  auf  feinen  *ßlan  §urücf.  5111er  Sar)rfd)etnHa> 
feit  nad)  ftnb  bie  Unterfyanblungen,  welche  in  ben  erften  3ar)ren  9^tcf>arbö  II. 
ju  Ueberfteblung  beö  ^eiligen  2Öilr)elm  üon  $)ijon  nad)  gefamp  führten, 
noct)  unter  9frcr;arb  I.  angefmtyft  worben. 

3mmerrjtn  mag  e#  fein,  baß  urfyrünglicr)  ®rünbe  ber  *ßotttif  e$ 
voaren,  roelcbe  ben  Normannen  bewogen,  nad)  (Slugufy  r)m,  ba6  bamalö  in 
weiteren  Greifen  bie  geiftige  üÖMt  §u  crfd)üttem  begann,  gäben  §u  fcl)lingen, 
nt<i)tö  befto  weniger  ift  gewiß,  baß  ber  Umgang,  ben  9^tct)arb  mit  Männern 
beö  £)rbenö  pflog,  tiefen  Einfluß  auf  fein  fpätereS  Seben  übte.  3)ie  alte 
(Srfafyrung  bewährte  ftet),  baß  Normannen,  wenn  fte  einmal  ba6  Triften* 
tr)um  aufgenommen  Ratten,  fid)  gan§  bemfelben  Eingaben,  $mma,  §ugo 
(Sapet3  ©d)Wefter  unb  rechtmäßige,  nact)  dmftttdjem  <Sr)ercdbt  angetraute,  ®e* 
mal)lin  sJttcbarb3  L,  ftarb  um  970,  el)e  if)r  Sruber  9ceuftrien3  £bron  be* 
ftieg,  ofme  $inber  geboren  ju  f)aben. 3)  £)aö  fyeißt  ofmegrage:  ber  §er§og 
fjat  in  Sejug  auf  fte  ba$  alte  normannifdie  £au3gcfe£  Uobafytet,  weld>e6 
ebenbürtige  Herzoginnen  jur  Unfruajtbarfeit  fcerurtfyctlte.  ,,9fad)  bem  £obe 
ßmma'S",  berichtet4)  3)ubo,  „geriet*)  $icf/arb  in  bie  ©tride  ber  SoKuft  unb 
zeugte  mit  Äebfen  §wei  Softer  unb  jwei  ©öf)ne,  üon  Welmen  ber  eine 
©ottfrieb,  ber  anbere  Silfyelm  r)eißt.  (Später  aber  ttermäfylte  er  ftcf)  auf 
inftänbige  Sitte  ber  geiftHcfyen  unb  Weltltdjen  ©roßen  beS  £anbe3  mit  einer 
ttornefjmen  3)änin,  bie  irjm  ber  $eil)e  nad)  ad)t  ^inber,  nämltd)  fünf 
©öl)ne  unb  brei  ^ödster  gebar."  3)iefe  5luöfage  wirb  bura)  einen  fpäteren 
3eugen  tljetl^  ergänzt,  tl)eilö  in  einem  Vücfcntltcfjen  fünfte  berichtigt. 

l)  SKabtflon  ,  annales  ordinis  S.  Benedicti  IV,  152.  2)  *Bergteic$e  über  tf;n 
©frörer,  Stixfy.  ©efef).  III,  1339  flg.  3)  «Bouquet  IX,  10  unb  3)uc^egne  ®.  247. 
*)  3)uc^eöne  ©.  152.  c.  flg. 


222 


$a6ft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Wönd)  SßiNjcIm  »on  3umtcgcS  erzählt: *)  „$erjog  Ntajarb  hörte  eine$ 
SagS,  baj?  einer  fetner  görfter  eine  grau  fcon  aufjerorbentltcher  (Schönheit 
NamenS  Sainfrta  beftjjc,  ritt  Inn  nad)  bem  gorfthaufe  unb  gebot  bem 
görfter,  bag  er  tfym  bei  $la<$)t  fein  2Betb  jufü^ren  fotfe.  traurig  flagte 
ber  görfter  feine  Noth  ber  grau;  btefe  »erfyrad)  ir)m,  eine  jüngere  Schwefter, 
Namen3  ©omtor,  bte  noch  3uugfrau  unb  feböner  als  Satnfrta  war,  ju 
unterfd)ieben.  So  gcfchal)  e3  auefe  unb  Nicbarb  üernalnn  bte  $äufcf;ung 
nadr)er  mit  Vergnügen,  weil  fte  ihn  »or  ber  Sünbe  beit?at)rt  hatte,  bte 
(£b)e  eines  Zubern  p  »erleben.  (§r  jeugte  mit  ©onnor  Söhne  unb  £öd)ter. 
211S  er  aber  einen  biefer  Söl)ite,  NamenS  Robert,  ptt  (5r§bifcf)ofe  »on 
Nouen  einfetten  milk,  warb  ihm  entgegengehalten,  baß  bieg  nietet  mögltcfy. 
Weil  baS  ebriftttebe  ©efejj  ben  Eintritt  uuefjcltdber  Söhne  in  ben  (SleruS 
»erbiete.  2)e^alb  cntfcbloß  ftd)  ber  ^erjog,  nacbträgltd)  eine  förmliche  (S^e 
mit  ©onnor  31t  fcbliejmt.  23et  ber  Trauung  würben  ber  93ater,  bie  SJhttter 
unb  bie  bereite  gebornen  «ftinber  mit  bem  Hantel  »erfüllt  (unb  Untere  er* 
gelten  baburd)  bie  Ned)te  gefe^tdn'r  ©eburt).  Nun  erft  fonnte  Nicbarb 
feinen  Sof)n  Robert  auf  ben  ©tut)!  son  Kotten  ergeben. 11 

2tlfo  bie  nacbmaltgc  §er$ogm  ©onnor  war  »on  ^attfe  auö  feine  t>or* 
ne^me  Normannin,  fenbern  ein  9Näbd)en  »on  ntebrigem  Stanbe,  auch  fyat 
fte  bem  <£>er§ogc  »or  ihrer  3Sermäl)htng  bie  meiften  jener  ad)t  Äinber  ge* 
boren.  3d)  benfe,  eS  bebarf  feines  23eweifcS,  ba£  Nid;arb  bura)  bte  ©eift* 
Iid)!eit  jur  Trauung  getrieben  worben  tft.  tiefer  2lft  fyatte  golgen  tu  23c* 
jug  auf  23eftimntung  ber  ^erfon  beS  £hronerDen-  ^ut)0  berichtet  :  2)  „als 
Ntd)arb  auf  ben  $ob  erfranfte,  fragte  tr)n  fein  SBruber  ^ubolf,  welcher 
beiner  Söl)ne  füll  nad)  beinern  $obe  £er§og  fein?  derjenige,  antwortete 
Nidiarb,  ber  mit  mir  ben  gleid)en  tarnen  trägt,  Nid)arb  II.  2>te  Nor* 
mannen  willigten  ein,  unb  Nicbatb'warb  als  Nachfolger  anerfannt." 

Nicbarb  I.  ift  im  Not).  996  geftorben;  als  obige  grage  an  ibm  ge* 
richtet  würbe,  hatte  er  50  3af)re  bte  Normanbte  beherrfebt  unb  baS  64.  3ahr 
feines  Alters  überfd)ritten.  dennoch  erfchetnt  fein  gletdMtamtgcr  Nachfolger 
Nid;arb  II.  als  ein  Unmünbiger,  ber  bc^halb  unter  ber  Negentfd)aft  feines 
£)heimS  Nubolf  fteht.  2ßaS  rang  man  fyierauä  fcbltefen?  Dljnc  grage  btef, 
baß  ber  alte  Nicharb  bei  Ernennung  M  Nachfolger^  bie  älteren  unehelichen 
Söhne  übergangen  unb  bem  jüngften  ben  $or§ug  gegeben  fyat.  Sßarum 
ift  aber  folche^  gefchehen?  3ch  fann  mir  feinen  anbern  @runb  benfen,  al6 
weil  Nicbarb  II.  ber  einige  t>on  allen  6öfmett  be6  ^erjogö  war,  ben 
©onnor  nad)  ber  Trauung,  alfo  in  »oller  ftrd)licher  ®ty ,  gebar.  3)a6 
^irchenrecht  l)at  alfo  in  ber  »orliegenben  grage  ben  ©ieg  ba»on  getragen. 
3nbem  Nia)arb  I.  baS  bisherige  ^>au6gefe^  umftieß,  wagte  er  nichts  ©e* 


l)  Ibid.  311.  d.  flg.       2)  Ibid.  @.  157. 


aöierteö  33ud&.    6ap.  12.    2)ie  9iormanbie  unter  9ttcf>atb  I.,  943—996.  $23 


rtngeö.  3n  ber  £r)a*  brad)  nachher  eine  üon  ben  ältern  ttttefyeltdjen  23rübem 
angcfttftete  Empörung  au$. 

2)ubo  fätyrt ')  fort:  „afö  £erjog  Ntcharb  T.  ben  £ob  herannahen  fü^te, 
Heß  er  ftcb  nad)  getamp  bringen,  um  bort  §u  fterben.  (Sein  23ruber  dixu 
bo(f  fragte  tlnt,  roo  roiüft  bu,  baß  roir  bettte  Setcbe  beftatten?  ber  £erjog 
eiroiebcrte,  triebt  innerhalb  ber  $trd)e,  fonbern  braußen  t>or  ber  ,§auptpforte, 
benn  ein  grober  ©ünber,  rote  td),  tft  nicht  roürbtg,  baß  fein  Mb  in  ge* 
voeir)ter  ©tätte  rur)e."  üffietter  oben  fagt2)  ber  (5f)orr)err  tton  €>t.  Duentin: 
„ta)  vermag  nicht  aussprechen,  roelcbe  unb  rote  tttefe  jMithtngen  ber 
^er^og  um  be$  ©laubenö  rottfen  ertrug,  «ftrcuthtngen  roegen  fetneS  ©tferö 
für  bte  ^trd)e  ©otte6,  jMnfungen  üon  ©etten  ber  Reiben,  roe(d)e  er  ftrenge 
nteberrjtelt,  ^rcutftingen  roegen  utterfduttterlicher  3Sertf)etbtgung  beö  9ietd)6, 
jMnfungen  von  ©eiten  fehfeebter  90?önche,  bte  er  §ur  3ucbt  anfielt, 
jMnfungctt  tton  ©etten  gerotffer  ßanontfer,  bte  er  nötigte,  im  grteben  mit 
etnanber  ju  (eben,  ^ränfungen  üon  Seiten  ber  Säten,  bte  er  jroang,  ben 
£anbfrteben  §u  achten."  3)ann  abermah 3)  „.gerjog  Nicharb  ftarb  nacfjbem 
er  ben  Seinen  ein  23etfptel  jeber  Sugenb  gegeben,  im5är)ftge  ©efangene  unb 
©Hatten  au$  feinen  (Sinfünften  toSgefauft,  »tele  jtlöfter  roteberhergeftetft  unb 
große  ©cha|e  unter  bie  Ernten  »erteilt  r)atte. "  Nunmehr  rotrb  begreif  lieb, 
baß  ber  Unname  ^Bigotten,  roelcben  bte  Neuftrter  Anfangs  ben  Normannen 
ber  ©eine  als  ©tichroort  auf  tt)re  9?o^ett  gaben,  in  ber  romantfd)en  ©pracf)e 
attmäbu'g  eine  anbere  SBebeutung  annahm. 

©onberbarer  SBeife  tterfe^t*)  3)ubo,  ber  boeb  3^'itgenoffe  unb  genauer 
33efannter  beö  «§er$og6  war,  ben  £ob  9ticharb3  in  ba3  3af)r  1002,  roäfyrenb 
S93t^e(m  tton  3umtege6,  ber  fonft  (öfteren  aufreibt,  richtig  ba$  3a^r  996 
nennt.5)  gaft  möcbte  ich  auf  einen  genfer  ber  (Soptften  ratfjett.  Didier, 
roela^er  feine  (5r)romf  btö  jum  3a^re  995  fortführte  unb  ancr)  in  fpäter 
betgefügten  Nachträgen  fein  (Sretgniß  erroctfyttt,  ba6  über  998  Verabreicht, 
gibt6)  §u  »erftehen,  baß  ber  Normanne  Ntcbarb,  ben  er  som  neuftrifeben 
SBotf^getfte  angefteeft,  als  einen  ^erjog  t>on  ©eeraubem  bqeidmH,  um  996 
mit  $ob  abging.  3cf>  hatte  baö  Beugntß  Richers  in  ber  grage  über  baS 
(Sterbejahr  NicharbS  für  entfeheibenb. 


')  Ibid.  @.  157.  2)  Ibid.  ©.  156.  3)  Ibid.  @.  157  oben.  4)  Ibid. 
©.  158.       5)  Ibid.  <S.  249  oben.       6)  ^er^  III,  657. 


224 


$abfi  ©regoriuS  VII.  unb  fem  Beitafter. 


Wvä}t\)nte$  Capitel. 

3)er  SRormannfnfjergog  9?icr)cnb  II.  unter  *Borniunbfd)aft  feinee  £)ljeim0  9?ubotf.  Sopptttt 
QsmpöxnriQ  ber  93auern  unb  beö  StbelS  in  ber  9iormanbie,  tüte  in  ber  fcenadj&arten 
Bretagne,  llrfadje  biefer  SBctocgung  rcar  bie  ^riegejteuer ,  roeldje  ber  SBormünber 
eingeführt  fyatfe,  um  möglichen  Angriffen  ber  in  (Snglcmb  roaltenben  Sßifinger  bie 
©pi{5e  Bieten  ju  fonnen.  3)er  r)eitige  2Bilf)eIm  t-on  SMjon  roirb  nacr)  ber  9iormanbie 
berufen  unb  öerf%ft  ben  93ejtrebungen  ber  ßlugniacenfer  ben  (Sieg.  3n  §otge 
beffen  önbert  baS  £auö  öon  leiten  feine  frühere  *JMitif  unb  r)ulbigt  cr)rifllicr)en 
©runbfäijen.  3toeifacr)e  efyelicfye  93erfcinbung  groifdjen  ben  Käufern  «im  Stouen  unb 
JÄenneö.    £eqog  g^irfjavb  II.  flirbt  nacr)  bveißigiäfjriger  Regierung,  1026. 

9Bät)renb  ber  unmünbigen  3ugenb  f)  9iid)arb6  II.  brad)  ein  bereiter 
Slufftanb  aus,  über  ben  2Btlr)eIm  t>on  3umtege6,  fett  bem  21uft)b'ren  ber 
@|ronif  «Jpau^enge,  goIgenbeS  berietet:2)  „in  ben  oerfdu'ebenen 

©raffebaften  ber  ^ormanbte  erhoben  ftd)  etnmütbtg  bte  ^Bauern,  gelten 
$erfammlungen  unb  befcfyloffen,  fürber  Weber  von  SBälbern  nod)  tton  33e* 
nü^ung  ber  Sanb*  unb  2ßafferftraßen  Abgaben  ober  3'6lk  Su  entnebten. 
3ebe  ©raffd^aftgoerfammhmg  tt>at)Ite  au$  tt)rer  Wlitte  sroet  Abgeorbnete, 
bte  §um  allgemeinen  £anbtag  ber  Slufftänbtfdjen  abgefenbet  würben,  um 
bort  bte  Meinung  ifyrer  Auftraggeber  §u  üerfecl)ten.  ^er^og  *Rtd)arb  II. 
r)tet>on  ihtnbe  erhielt,  erfuc^te  er  feinen  Dfyetm  9htbolf,  bte  (Empörer  mit 
©eroatt  §u  paaren  ju  treiben.  9atboIf  bot  unoerroetlt  feine  ^annfe^aft 
auf,  überfiel  bte  £anbe3oerfammhtng  unb  nar)m  ade  Abgeorbnete  fammt 
mehreren  2lnbern  gefangen,  ©ebroere  ©träfe  traf  fte,  ben  Otiten  rourben 
bte  «gwnbe,  ben  5lnbem  bte  güße  abgehauen,  ©o  »erftümmelt  fanbte  fte 
^nbolf  als  roarnenbee  23eifytel  in  tt)re  ^Dörfer  juritef;  roorauf  bie  dauern 
ber  ^ormanbie  bem  ©elüfte,  £anbtage  §u  galten,  entfagten  unb  roieber  rote 
früt)er  tl)re  pflüge  t)anbt)abtett. " 

f,3ur  nämHcben  Seit,"  ffl$rt  9J?önd)  2Bilr)eIm  fort,  „empörte  ftd) 
2Bill)elm,  ein  älterer  unel)eltci)er  ©ol)n  ^tebarbö  L,  gegen  feinen  .galbbruber 
9licbarb  IL,  ben  regierenben  «£>er§og.  tiefer  l)atte  \l)m  bie  ©raffdjaft 
£te3me$  unter  bem  33ebing  übertragen,  baß  er  treue  $afallenbtenfte  leifte. 
5lber-  tton  Uebelgeftnnten  ^erfür)vt,  trotte  3Büt)efm  unb  fcerfagte  ben  fajulbtgen 
©el)orfam.  £>arum  ließ  tfjn  ber  «£>er$og  auf  ben  9fatl)  9?ttbolf6  gefangen 
nehmen  unb  in  bem  £t)ttrme  oon  Korten  oerroal)ren.  2lud)  bte  TOtoer* 
fd)Vooreuen  2Ötll)elm$  beftegte  Diubolf  in  mehreren  ©efec^ten  unb  oerfyängte 
über  bie  ©tuen  $obc6ftrafe,  über  bie  Anbern  Sßerbannuttg.  güitf  3ar)re 
lang  faß  3Öt(I;cfm  p  Sonett,  bann  entfam  er  mittelft  etneö  langet  ©eileö, 


x)  In  initio  juventutis ,  fagt  SGBil^elm  tton  Sumtegeö  V,  2.  JDu^eöne  <S.  249. 
2)  Ibid.  ©.  249  u.  250. 


93ierte$  Q3uc§.  &ap.  13.   Sticfcarb  IL,  J&erjog  ber  ftormanbie  öon  996— 1026.  225 


ba£  ir)m  ein  £)ienftmann  in  bfe  «§>änbe  fofefte,  gleitete  bei  fföac^t  bureb  ein 
genfter  b)erab,  »erbarg  ftcr)  bei  Sag  in  ben  2Bälbern  unb  fe|te  in  ber 
2)unfelr)et't  bie  glud)t  fort.  3u(cfct  erwog  er,  baß  e$  beffer  für  fein 
würbe,  ftd)  mit  bem  Bruber  au6juför)nen.  2ßär)renb  $id)arb  II.  in  einem 
gorfte  bem  Saibwerf  oblag,  ftür-te  2Öür)e(m  t>or  feinen  güßen  nieber  unb 
flehte  um  ©nabe.  ©ütig  naf)m  9?icbarb  ben  reuigen  Bruber  auf,  servier) 
tbm  unb  »erlief  ebenbemfelben  fpäter  bie  ©raffebaft  En." 

lieber  ben  3^ecf  ber  (Empörung  be£  ©rafen  2£ill)elm  tton  £ie$me$  faim 
Faum  eütßwetfel  obwalten:  er  war  ein  älterer  <Sof)n  *Rid)arb£  I.  unb  fyatte  nad) 
bem  früheren  §au$gefef},  ba3  bt'3  jum  3ab)re  996  bie  (Erbfolge  beö  b)err* 
fdjenben  ©efd)led)te3  regelte,  ba£  näcfjfte  9icd)t  auf  bie  ^errfif  aft.  Sieben 
ltd)  r)at  er  mit  Berufung  auf  biefeö  §au3gcfe£  §u  ben  Staffen  gegriffen  unb 
feine  2lbftcbt  ging  bafym,  ben  jüngeren  ^albbruber  alö  einen  Einbringling 
abjufe^cn.  (Sin  bebeutenber  Slnfyang  muß  ftd}  für  Ü)n  erflärt  fyaben.  3)enu  ber 
9Jiönd)  tton  3umtege3  geftefyt  ja,  baß  eö  mehrerer  ©efed&te  beburfte,  eb)e 
ber  53ormünber  ^ta^arbö  IL  mit  ben  Empörern  fertig  werben  fonnte. 

Seiter  fragt  eö  ftd),  r)tng  bie  Bauernoerfdiwörung  mdrt  in  irgenb 
Welcber  Sffieife  mit  bem  Slufftanbe  2ßill)elm3  jufammen?  Ü)ie  enge  SSerbmbung, 
in  welche  ber  Efyronift  betbe  Bewegungen  fe^t,  fd)eint  bieje  Slnnafyme  §u 
red)tfertigen.  Beftätigt  aber  Wirb  fte  burd)  gletd)seitige  Ereigniffe,  bereu 
©djauplafc  bie  bmafybaxk  Bretagne  war.  (Sin  fonft  unbefannter  ^Jtönd), 
ber  um  bie  Wtittt  beö  11.  3af)rf)unbert3  fdjrteb,  erjatylt:1)  „nid)t  lange 
nad)  bem  £obe  be6  <£>erjog6  ber  Bretagne,  ©alfrieb,  rotteten  ftcf)  bie 
bortigen  Bauern  gegen  iljre  Herren  jufammen.  2Jber  an  ber  ©pi£e  beS 
2lbel3  rücfte  ©alfrtebö  unmünbiger  6of)n,  Man,  ben  Meuterern  entgegen, 
töbtete  fefjr  tnele,  trieb  bie  Slnbern  in  bte  glud)t,  benn  fie  Ratten  feine 
tüchtigen  güfyrer.  später  erhoben  ftd)  mehrere  junge  Ebelleute  gegen  ben 
jungen  «£>er$og,  aber  fte  sermocr;ten  nititü  wtber  il)n,  benn  5lllan  war  ein 
fähiger  unb  mutiger  gürft." 

3d)  muf  5«r  Erläuterung  ber  2lu3fage  beS  Wond)$  Einiget  aus  ber 
@efd)id)te  ber  Bretagne  betfügen.  3)er  früher2)  erwähnte  ©raf  tton  *Rcn^ 
ne$  Berenger  3ubtfael  gewann  aflmäfyltg  bie  £)berf)anb  über  baS  feinblidje 
$au£  t>on  Nantes,  serbrängte  baffelbe  unb  ftarb  erft3)  nad)  970,  einen 
Erben,  Eonan  I.  r)interlaffenb,  welcher  992  im  Kampfe  gegen  gulfo  tton 
Slnjou  umfam.4)  $Xuf  tr)n  folgte  fein  <5or)n  ©alfrieb,  welcher  §abwig,  eine 
$od)ter  be$  ^ormannen^er^ogö  OficbarbS  L,  el>eltcf)te  unb  nunmehr  ben 
£ttel  ,,^>erjog  ber  Bretagne"  annahm. 5)  tiefer  ©alfrieb  tft  e$,  ben  ber  Wond) 


l)  93ouquet  X,  377.    z)  £)Un  @.  143  u.  185  flg.    3)  @v  iüirb  aU  noü)  lebenb  ertoäfjnt 
in  einer  «Suite  beö  *ßafcfbö  Sodann  XIII.  öom  Sa^ve  970,  93ouquet  IX,  238.       *)  93ou* 
quet  VIII,  278.  5note  b.  unb  $er£  in,  650.       6)  Q3ouquet  X,  175  unten  unb  187  flg 
Ofröter,  $a5fl  ©regottuS  vu.  S3b.  m.  15 


226 


$abfi  ©regormd  VII.  unb  fein  3ntalter. 


meint;  fein  £ob  fallt1)  in  ba3  3af)r  1008.  3)a6  £er$ogtlmm  gelangte 
je£t  an  ben  älteren,  aber  nod)  unmünbigen  Sof)n  Kilian,  jeboct)  unter  23or* 
munbfcbaft  fetner  93?utter  «Ipabwig,  ber  (Scbnxfter  be3  9tormannenherjog0 
9^tct>arb  IL  3Me  Bretagne  felbft  war  nicbt  blo3  burch  biefeö  verwanbtfcbaft* 
liehe  93anb,  fonbem  bur#  ältere  Sehenövcrhättniffe  bem  <£>aufe  von  Bülten  in 
ber  5lrt  verpflichtet,  baß  allgemeine  Maßregeln  ber  ©efc|gebung,  bie  in  ber 
9?ormanbie  bnrd) geführt  würben,  auch  bei  ben  93retagncnt  gefe£ltcr)e  $raft 
erlangten.  Sllfo  haben  wir  in  §wei  eng  verbunbenen  sßrovinjen  um  biefelbe 
3eit  gn>et  SBauernaufftänbe,  benen  je  eine  abelige  (Empörung  folgte.  2)aö 
fann  nicht  Spiel  beS  3ufalB  fein,  fonbern  ber  gefunbc  5Dtenfct)ent)erftanb 
nötigt,  anzunehmen,  baß  bic  Un§ufriebenr)eit  ber  dauern  unb  ber  Herren 
pfammenl)icng. 

SBarum  verfcbworen  ftcr)  bie  dauern  ber  Stformanbie?  Saut  ben  Worten 
be$  5O?öna)0  von  3umtege6,  erftenö  weil  fte  für  23enü£ung  ber  halber  ntcfjtö 
mer)r  bellen,  §wetten6  weil  fte  or)ne  3°U  faufen  unb  verfaufen  wollten. 
2lbgabenlaft  trieb  fte  alfo  §um  2lnfruhr.  3^ei  *Kcimd)ronifen  beö  12.  3af)r* 
hunbertS,  verfaßt  von  2Bace2)  unb  25enebift  au6  St.  5D?aure, 3)  geben  wet* 
teren  5iuffd)luß  über  bie  23ef$werben  ber  ^Bauern.  Saut  ihrem  3^P(ffe 
erhoben  biefelben  folgenbe  klagen:  „bie  Herren  erwetfen  uns  md)t^  als 
23öfe6,  §u  feinem  ^ecbt  fönnett  wir  gelangen,  fte  baben  2llle6,  nehmen 
5llleö,  verehren  s2llle3,  unb  wir  müffen  im  (Slenb  leben.  3?bcr  Sag  tft 
für  un$  eine  Verlängerung  ber  *Bein,  fein  ©ewtnn  bleibt  unö  von  unferer 
5lrbeit,  fo  febwer  brüdt  bie  Saft  ber  grofynben  unb  Abgaben.  (Steden  wir 
jufammen,  (Siner  für  Stile,  SICfe  für  (Sinen,  fo  Werben  wir  frei  werben  von 
Schalungen ,  werben  nad)  unferem  Wohlgefallen  jagen,  ftfeben,  Zäunte 
fällen,  im  23ufcb,  auf  bem  Söaffer,  im  gelb  un6  bewegen  fönnen." 

übermal  ift  e$  Stenerbrwf,  unb  §war  ein  burch  bie  ©utSfjerren  geüb* 
ter  Steuerbrucf ,  über  ben  bie  SBauerfcbaft  fiel)  befdnvert.  2Öann  ftnb  nun 
biefe  Saften  eingeführt  worben?  Sluö  ber  früher4)  angeführten  23ewci3ftelle 
erhellt,  baß  bie  «Steuer  ber  Salbmaft  fchon  unter  ber  Regierung  Oitc^arbö  I. 
beftanb,  benn  ber  £)berabt  von  ßlugnfy  macht  ja,  ehe  er  bie  Softer  ber 
SRormanbie  übernehmen  will,  jur  SBebingung,  ber  «£)er§og  folle  baö  pas- 
nagium  erlaffen.  ?lber  §u  ber  alten  Steuer  müffen  in  9?icr)arb3  II. 
Sagen  neue  h^Sugefommen  fein,  «giefür  fpreeben  bret  ©rünbe  von  ent* 
fchetbenbem  ©ewicht.  (Srftltd)  bezeugt  Ü)ubo,  baß  bie  von  9tollo,  bem 
©rünber  ber  9?ormanbie,  erlaffenen  ®efe£e  geregt  unb  milbe  waren,  unb 
baß  ber  gemeine  93?ann  fta)  wohl  befanb.  3wetten6  tft  barum  unbenfbar, 
baß  bie  normamtifche  IBaucrfcfjaft  feit  älterer  3eit  bebrüeft  war,  weil  bie* 


Ibid.  X,  189.       2)  Roman  de  Rou  I,  303  flg.        3)  Chronique  des  ducs  de 
Normandie  par  Benoit  de  Sainte-Maure,  ed.  Franc.  Michel  II,  390  ftg.    *)  Ohm  ©.  221. 


©ierteö  Surf).  (&ap.  13.  gtid&avb  II.,  #ergog  bcv  Ohumanbie  toon  996-1026.  227 

|elbe  ftdj  im  Saufe  ber  $erfd)roörung  tüte  ein  gejttteteS,  recbtlid)eg,  »ernünf* 
tigeS  uttb  folglich  rote  ein  roof)lf)abcnbc3,  23o(f  benimmt.  1)te  dauern  ftnb 
offenbar  an  bte  freien  ©ebräuebe  norbifeber  Staatettcrfaffung,  genauer  ge* 
fagt,  fte  ftnb  an  parlamentarifcbe  gönnen  geroöf)nt,  fte  galten  Äretetoer* 
fammlungen,  wählen  bort  2lbgeorbncte,  unb  febiefen  fte  auf  einen  allgemein 
nen  23auernlanbtag.  So  fyanbeln  nur  £eutc,  bte  in  §anbl)abung  polittfcf>cr 
*Red)te  eine  geroiffe  gefttgfeit  erlangt  fyabcn,  roäfyrenb  ein  wrfneebteter,  buret) 
Steuern  niebergebrüefter  «£>aufe,  roenn  er  t>on  ber  Äettc  loSfommt ,  rote 
ttrilbeS  33ief>  um  jtd)  fernlägt.  Drittens  tft  eö  eine  unbeftrittene  (£rfal)ruug, 
baß  überall,  roo  Slufftänbe  roegen  Steuern  ausbrechen,  bie  llnjufriebenen 
ftetS  bei  (£mfüf)rung  ber  »erfaßten  Abgaben  ober  balb  nacbfyer  jum  ©e* 
tr»el)r  greifen. 

2lu$  biefen  ©rünben  muß  man  annehmen,  baß  bie  Steuern,  roegen 
bereu  ba$  normanntfebe  93olf  eine  $erjcbtt)örung  anbettelte,  erft  unter  9fccf;arb  II. 
auferlegt  roorben  ftnb.  SBarum  fyat  nun  9ftd)arb,  ober  tnelmeljr,  roarum 
r)at  beffen  $ormünber  $ubolf  bte  »erfaßte  Maßregel  getroffen?  (Ein  23licf 
über  ben  ^anal  hinüber  erflärt  OTcS.  Seit  990  fyatte  tm  9tetd)e  ber  2ln* 
gelfad)fcn  bie  S&recfenSf)errfd)aft  ber  2öitutgcr  begonnen,  roekbe  baS  £anb 
von  einem  (£nbe  jum  anbern  branbfcba£ten,  unb  t>on  ben  ungeheuren  Sunt* 
men,  roeldje  fte  ben  unglücfltdjen  (Simv>of)nern  abpreßten,  tr)re  Streitmacbt 
alXjät>rItcf)  oermerjrten.  SBet  folgern  Staube  ber  Dinge  im  9?acbbarlanbe 
müßten  diejenigen,  welche  baS  StaatSruber  in  ber  9?ormanbie  führten,  über 
bie  93?aßen  unfähig  geroefen  fein,  roenn  fte  nierjt  $ur  rechten  3ett  3Borfebr 
trafen,  baß  tfyrem  ©ebtete  ntd)t  9let)nltc§c$  roiberfafyre. 

Die  jroet  beften  englifdjen  Duellen,  bte  Sacbfencbrontf  unb  glorentiuS 
»on  2Öorccfter,  bertd)ten1)  etnfttmmtg,  baß  im  3af;re  1000  bie  2Bifinger 
(SnglanbS  einen  Einfall  in  bie  ^ormanbte  maebten,  aber  fcfynell  roteber 
rücfgetrieben  rourben.  2luct)  2ßtlr)elm  fcott  3umtege3  crroäfmt  einen  Angriff, 
ber  um  bte  nämliche  ^cit  oon  (Snglanb  aus  auf  bte  SRormanbte  erfolgte. 
(Sr  melbet,  berfelbe  fei  gefd)ef)en  einige  3?tt  oor  bem  ©emctjel  ber  St.  23ric* 
ctuSnacbt,  trxlcbeS,  rote  roir  roiffen,2)  ben  13.  ^oo.  1002  ftattfanb,  alfo 
um  baS  3al)r  1000.  Sonberbarer  2öeife  aber  behauptet  2Btlr)eIm,  nf^t 
bie  ^traten  (SnglanbS,  fonbern  jtönig  (Stfyelreb  felbft  fei  eS  geroefen,  ber 
bie  9?ormanbte  bamalö  mit  Ätieg  überjog.  (§r  erjäblt3)  nämlicb:  „in  ber 
Slbftcbt,  bem  «£>er$oge  ber  9?ormanbte  einen  Scbanbflecf  anfangen,  50g 
föönig  (Stfyelreb  eine  mächtige  glotte  §ufammen,  unb  fpract)  §u  feinen  beuten, 
als  biefelben  mit  *ßan$em  unb  Reimen  voofylgerüftet  serfammelt  roaren: 
Stehet  r)trt  nact)  ber  SRormanbte,  ücrroüftet  baS  ganje  £anb  »on  einem  ©nbe 
jum  anbern,  nur  ben  ^eiligen  33erg  jum  @rjcngel  ü^tc^aet  follt  3t)r  fcfjo* 


l)  Oben  @.  29.       2)  Oben  @.  31.       3)  V,  4.  $uc$e$ne  <S.  250  flg. 

15* 


228  y^ft  OregortuS  VU.  unb  fein  ßdtalkt. 

nen,  aufy  befehle  td)  (Sud),  tag  3t)r  ben  ^erjog  !R(cfjarb  gefangen  netymt, 
tr)m  bte  §änbe  auf  ben  dürfen  btnbet,  unb  tfm  in  folcfyer  ©eftalt  vor  mter) 
führet.  3Me  (Jnglänber  fegelten  ab,  (anbeten  auf  ber  normannifamt  2Beft* 
füfte  umvett  (SoutanceS,  unb  rücften  auf  btefen  £)rt  lo$,  allein  9?tgellu6, 
(©raf  von  ßoutanceS)  bot  ba6  gan§e  bortige  93olf,  nic^t  Mo$  bte  6o(ba* 
ten,  foubem  aud)  2öetber  unb  ^tnber  auf,  jog  bem  getnbe  entgegen,  unb 
fc^htg  bcnfelben  fo,  bap  nur  ein  einiger  glücrjtltng  entfam.  tiefer  eine 
glüd)tltng  eilte  nad)  (£nglanb  §urücf,  unb  als  er  vor  ben  ^o'nig  fam,  fprad) 
berfelbe:  gib  mir  ben  gefangenen  9iicr)arb  r)er,  aber  ber  glüctjtltng  erroteberte, 
§err,  eS  tft  anberS  gegangen,  bte  Normannen,  beren  Selber  eben  fo  tapfer 
ftnb,  fyaben  alle  beute  Seute  tobtgefcblagen.  '  £)er  ^önig  errötete  unb  be* 
rannte  feinen  llnverftanb." 

3ln  biefer  ganzen  ©dn'lberung  ift  meines  @rad)tenS  ntcbtS  rvar)r,  als 
bte  allgemeine  St)atfacr)e  eines  Angriffs,  ber  von  (Snglanb  aus  auf  bte 
^ormanbte  gemacht  roarb.'  2Öer  rotrb  glauben,  baß  Jtönig  G?tr)elreb,  mitten 
tm  fürebtet (teuften  ©ebreinge  burdt)  bte  hätten,  mutr)rotlltger  2Betfe  einen 
yiad)bax  anfiel,  ber  4t)m  allein  einige  «£)ülfe  gewähren  fonnte  unb  rottfltd) 
gen>äf)rt  f)at!  ^)teju  fommt,  baf  fämmtltctje  engltfd)e  Duellen  fein  2Bort  von 
einem  $rteg  zrotfct)en  (§tt)elreb  unb  $tct)arb  rotffen,  roäljrenb  nur  ber  gallt* 
fd)e  9J?ö'nd),  roelcber  zroet  £D?enfcr)enaItcr  nad)  ber  Sljat  unb  eine 

ÜDienge  Wläfyfytn  zu  9J?arfte  bringt,  jene  3)tnge  melbet.  Offenbar  fyat 
2ßtlt)elm  von  SumtegeS  ben  ^öntg  (Stfyelreb  mit  einer  fetten  !0?act)t,  bte 
allerbtngS  bamalS  einen  guten  $t)ett  von  (Snglanb  bcr)etrfct)te  —  mit  ben 
bäntfd)en  Sßtftngern  verroecbfelt. 

2llfo  ntd)t  bloö  bte  alltäglichen  Regeln  ber  jtlugtyett  mußten  ben  $or* 
münber  beS  «§>er§ogS  9^ia)arb  II.  überzeugen,  baß  burd)  bte  ^errfcfyaft  ber 
^traten  tn  (Snglanb  baS  Sof)l  ber  9?ormanbte  bebrol)t  fei,  fonbern  auet) 
bte  (Erfahrung  beS  3afyr$  1000  lieferte  einen  r)anbgreifltct)en  SBeroetS  f>te^ 
für.  9htn  gab  eS  fein  anbcreS  Wlittd,  ber  fraglichen  ©efafyr  vorzubeugen, 
aB  2lufftelTung  einer  bebeutenben  unb  ftetS  zum  Kampfe  beretten  beroaffne* 
ten  9D?acbt.  3)aS  foftet  aber  ©elb.  3d)  fage:  erftltd)  baS  £)anegelb,  ba$ 
bte  2Btftnger  GmglanbS  ben  2lngelfact)fen  abpreßten,  r)at  bte  ^erjoge  ber 
^ormanbte  tn  bte.  ^otljroenbtgfeit  verfemt,  eine  är)nltd)e  Abgabe  von  ttyren 
Untertanen  §u  ergeben,  jroeitenS  bte  erl)öt)ten  Saften,  beren  Ü)rucf  bte  nor^ 
mamttfcfye  33auerfc^aft  §u  einer  9Serfct)vt)örung  verleitete,  beftanben  tn  einer 
^rtegSfteuer. 

SSon  roelc^er  33efcbaffenl)ett  roar  btefelbe?  erftreefte  fte  fta)  nur  auf  bte 
9?ormanbte,  ober  aud)  auf  baS  untertl)äntge  ^ebenlanb,  bte  Bretagne?  roet* 
ter,  rote  trieb  man  fte  ein?  enbltcr),  rourbe  nur  ber  gemeine  9J?ann  beigem 
jogett,  ober  jaulten  alle  ©tänbe  gleichmäßig?  5lbgefer)en  von  ber  Innern 
2öal)rfa)etnnd)!ett,  baß  bte  ^erjoge  von  S^ouen  baö  benachbarte  Untertlja^ 


33terteö  93ud&.  (5a^.  13.  JRidjarb  II,  J&evgog  ber  Sfcormanbie  ton  996—1026.  229 


nenlanb  ntdjt  fd)onenber  behanbelt  Ijabcn  derben,  als  tt)r  unmittelbares 
©ebiet,  empörten  ftd)  bte  bretagntfd)en  ^Bauern  ebenfo,  wie  bie  normanm* 
fa^en,  folgltcf)  ftnb  betbe  Cßro^iusen  in  gleichem  ©rabe  von  ber  ©teuer  ge* 
troffen  roorben.  3wcitenS  bie  oben  angeführten  3^3ntfK  fovoofyt  ber  bre* 
tagiufajen  alö  ber  normauntfeben  (St)rontfcn  beuten  baranf  f)tn,  baß  t)ter 
rote  bort  bte  2Öutf)  ber  dauern  ftd)  §unäcf)ft  gegen  ben  5lbet  roanbte.  (Dar? 
auS  tft  man  berechtigt ,  ben  ©d)(uß  §u  stehen,  baß  baS  herzogliche  £auS 
ftet)  bezüglich  ber  ©teuer  an  bte  ©utSbcftfcer  hielt,  unb  btefe  nötigte,  ben 
betreffenben  §lntfyetl  foix>or)I  Don  ben  freien  ober  f)al6freien  ^äebtern  unb 
£interfaß en,  als  von  ber  porigen  Sanbbevölferuttg  51t  ergeben.  Dhnebteß 
liegt  eS  in  ber  9?atur  ber  (Dinge,  baß  baS  angebeutete  Verfahren  überall, 
roo  feine  förmliche  SBeamtenherrfdjaft  beftel)t,  eingefd)lagen  wirb. 

2BaS  ben  britten  *ßunft  betrifft,  fcfyeint  eS  mir  unzweifelhaft,  baß  bie 
abeltgen  ©utSbefi^er  von  ihrem  ^errenlanb  bie  ©teuer  eben  fo  gut  be§al)* 
len  mußten,  als  ber  ^ßäcf)ter  ober  porige  von  feinem  jütSvfltchttgen  §ofe. 
(Denn  in  ber  9iormanbte,  rote  in  ber  ^Bretagne,  erregt  ber  5lbel,  naa^bem 
bie  ^Bauern  niebergefcblagen  ftnb,  für  ftd)  einen  5lufftanb,  unb  btefe  zweite 
^Bewegung  hat,  vermöge  ber  oben  entwicfelten  ©rünbe,  äf)nltd)e  Urfaa)en, 
roie  bte  erfte.  (DaS  ^etßt  nun  mit  anbern  Sßorten,  bie  Einwohner  norman* 
nifeben  SBlutS  rourben  von  ber  ©teuer  ntct)t  minber  getroffen,  als  bte  ein* 
gebonten  Romanen. 

9luf  baffelbe  (Srgebniß  gelangt  man  von  einer  anbern  ©eite  r)er.  211S 
$olTo  mit  feinen  ^lamvfgenoffen  ftet)  in  ber  -ftormanbte  nteberließ,  muß  ein 
großer  Sfyeil  bcS  £anbcS  in  ©olbatenloofe  verwanbelt  worben  fein.  £ätte 
nun  baS  l)er§ogltcbe  £auS  bei  Einführung  ber  Abgabe  lejtere  gefront,  fo 
Würbe  bte  ©teuer  wenig  eingetragen,  unb  folglich  ihren  3^etf  verfehlt 
haben.  5utct)  barf  man  nicht  vergeffen,  baß  in  (Snglanb  brüben,  baS  als 
SBorbilb  btente,  bte  $hane  c^en  f°  9ut  Sum  2)anegelb  beifteuem  mußten, 
als  bte  ©erneuten.  Offenbar  t)at  man  biefeS  23eifvtel  nicht  bloS  31t  einem 
Sehnten  fonbern  ganz  nachgeahmt. 

(Snblid)  treten  ©puren  hervor,  baß  außer  bem  ©runbbeftjs,  ober  bem 
£anb,  aua)  bie  ©tabt,  b.  h-  ®ewerb  unb  £anbelfct)aft  —  fo  viel  nämlich 
bamalS  tu  ber  9(ormanbte  vorhanben  roar  —  ju  ber  ©teuer  beitragen 
mußte.  (Denn  laut  bem  3eu9wffe  ^r  ^etmchrontften  würbe  auf  bem  all* 
gemeinen  Sanbtage  bte  gorberung  geftellt,  baß  ber  58erfer)r  ju  Gaffer  unb 
Zu  Sanb  zollfrei  fein  folle.  deines  (SractjtenS  famt  man  fyteritt  baS  (Sin* 
voirfen  eines  ®ewerb=  ober  ^anbelftanbeS  faum  verfemten.  Sutct)  fehlt  eS 
nicht  an  älteren  Vorgängen.  ©d)0tt  bei  2luSfd)retbung  früherer  allgemeiner 
Auflagen  in  ©allien  ftnb  ©ewerbe  unb  Sanbetgcnthum  gleichmäßig  beige* 
Sogen  roorben.  SllS  (£arl  ber  Äahle  tm  3ab)re  877  bte  große  9*ömerfteuer 
erhob,  forberte  er  von  Jebem  £ofe  4—12  Pfenninge,  von  ©ewerbSleuten 


230 


$abft  ©rcqortuö  VII.  unb  fein  Seüalter. 


bagegen,  wenn  fte  3ubcn  waren,  bert  lOten,  wenn  Triften,  benn  Ilten 
Xljni  be$  $retfe6  ber  »erfauften  SSaaren.1) 

(Sin  (Sinwurf  gegen  bte  eben  entwickelte  2lnftd)t  oom  Siefen  ber  nor* 
mamtif^en  nnb  6rctagntfd)cn  2lufftänbe  liegt  nab)e.  9D?an  fann  nämlicr; 
fageri;  eS  fdjeme  faum  gfaubltcr) ,  baß  ber  2lbel  unb  bte  Sßauerfctjaft,  wab? 
renb  bod)  beit>e  (Stäube  ber  ©dntr)  am  gleichen  gterfe  brüdte,  nicbt  gemein? 
fctyaftücbe  (Sacfye  gemacht,  fonbern  baf  im  @egentl)etl  bte  normanntfcfyen 
©utöf)erren  mit  ifyrer  <Sd)tlberl;ebung  gewartet  tjaben  follten,  bis  bte  dauern 
ntcbergefcblagen  waren.  3dj  erwtebere  hierauf:  fo  lange  ber  6tanbe3unter* 
febteb  §wtfa)en  ©enteilten  unb  £lbcltgen  in  voller  Äraft  beftanb,  wirb  man 
fein  einziges  23eifptet  ftnben,  baß  je  Herren  mit  ben  dauern  §ufammengewtrft 
Ratten,  obgletd)  oft  beibe  wegen  gleid)er  23efd)Werben  jum  ©ewefyr  griffen. 
(§3  genügt,  auf  ein  (Sreiguiß  fjinjuweifen.  Dbgletct)  bitter  granj  von 
Sitftngen  unb  bte  «gwujHer  be$  53auernfrteg3  von  1525  bie  nämlichen  (Snb? 
abflauten  Regten,  unb  obgleich  ftd)  in  ber  näd)fteu  Umgebung  ©ttfingenS 
lllrtd)  von  ^utten  befanb,  ber  emftg  barattf  Einarbeitete,  2tbel  unb  dauern 
unter  einen  Sg>ut  §u  bringen,  fonnte  bitter  gran§  bod)  niebt  bewogen  wer? 
ben,  baß  er  gemeine  ©adjc  mit  bem  gröfyner  maebte.  SSerein^elt  feblugen 
beibe  loö  unb  würben  vereinzelt  beftegt,  wäfyrenb,  wenn  fte  ftd)  verftänbtgt 
Ijätten,  ein  fcbltmmcS  geuer  ent^ünbet  worbeu  wäre.  9tun  fam  in  ber 
^ormanbte  nodj  ein  befonberer  Umftanb  fjtn^u,  ber  eine  ^Bereinigung  betber 
nimmermehr  §uließ.  £aut  ben  $eimd)roniftcn  forberten  bie  dauern  freie 
3agb,  freie  gtfetjeret  unb  Aufhebung  alter  grotynben,  b.  I).  iDittge,  weldje 
ber  2lbel  nirgenbS  §ugefte(;en  wirb.  ©i<^crltcf)  hat  ber  normamttferje  2lbel 
feine  Suft  in  fta)  f erfpürt,  felbft  §u  aefem,  §u  pflügen,  §u  büngen  unb  bte 
(§rnr>te  etn§ufül)ren.  9Jc*od;ten  bafyer  bte  ^erren  bem  §er§oge  wegen  (Sin* 
füfyrung  ber  Steuer  nod)  fo  fefyr  grollen,  nichts  blieb  i^nen  übrig,  alö 
bemfelben  bei  Unterbrüdung  ber  dauern  §u  |etfeit. 

2Bte  tA  in  folgen  gälten  f)äuftg  gefd)iel)t,  grünbete  ein  dritter  auf  bie 
Un§ufrtebenl)ett  bc3  Slbetö  einen  *J3(att  perfönltcfyer  @r)rfucf)t.  3ener  ©raf 
2Mt>e(m  von  £ie£me3  wollte  ben  £aß  beS  £errenftanb3  benü^en,  um  ben 
unmünbtgen  «£)er$og  vom  Sprotte  ju  ftoßen  unb  bie  alte  (Srbfolgeorbnung 
wteberl)erjuftet(en.  SUlem  auö  ben  eigenen  Korten  beS  (Sfyromften  von 
Sumtegeö  gel)t  fyervor,  baß  bte  SSerbünbeteu  2Bttf)elm$  ntc^t  WoS  für  feine 
(5ac^e  fochten.  Slucf)  nadjbem  2Öt(f)elm  gefangen  war,  festen  fte  ben  2Bt* 
berftanb  fort,  unb  erft  nad)  mehreren  treffen  würben  fte  beftegt.  2)arau3 
folgt,  baß  3)te,  auf  bereu  23eiftanb  SÖ3i(l;elm  gered)net  l)atte,  eine  ftarfe  $ar? 
t^et  btlbeten,  fowte  baf  fte  3wecfe  verfolgten,  wela>  von  benen  2Bill)elm^ 
unabhängig  waren. 

\)  ©fvovei,  Sailimjev  II,  163. 


Sierteg  93uc§.  (Sa^.  13.  ^tcfyavb  IL,  £evjoy  ber  ftonnanbie  öon  996  — 1026.  231 

Cmblicr)  fann  über  3e^  imb  &*Wtfff*  Rfbenumftänbe  ber  normannifchen 
Empörung  burct)  Sdjlüjfe  noct)  Einiges  ermittelt  werben.  Saut  ber  2luS* 
fage  beS  (Sfjromften  von  3umiegeS  ließ  fta)  Riebarb  I.  Darum  mit  ©onnor 
förmltd)  vermählen,  weil  ber  (EleruS  ft cf>  geweigert  fyatte,  ben  unehelichen 
Sof)n  beS  ^erjogS,  fo  lange  er  ntdjt  legitimirt  fein  würbe,  als  (§r§btfchof 
von  Dlouen  anjuerfennen,  bie  (Erhebung  Roberts  aber  erfolgte  fürs  m$  *>em 
5tbfcbluffc  ber  @f)e.  mit  ber  bisherigen  Äebfe.  Run  weiß  man,1)  baß  Ro* 
bert  989  ben  Stuhl  von  holten  beftieg;  bie  93ermählung  Ricr)arbS  I.  fanb 
alfo  nicht  lange  vorher  \tatt.  3weitcnS  muß  aus  ben  früher  entwtcfelten 
©rünben  angenommen  werben,  baß  9^ict)arb  II.,  ber  Racbfolger  feines  23a? 
terS,  als  rechtmäßiger  Sor)n  ober  nacb  Qmtfegnung  ber  <St>e  §wifdum  S^icfjarb  I. 
unb  ©onnor  geboren  worben  ift.  Seine  ©eburt  fann  alfo  ntebt  wol)t  vor 
990  fallen.  3)arauS  ergibt  -fta)  Weiter,  baß  er  bis  gegen  1008  unter  $or* 
munbfebaft  ftanb.  3n  ber  Zfyat  erfcheint  währeub  beS  doppelten  SlufftanbS 
ber  Normannen,  Rubolf,  Dheim  beS  jungen  §er§ogS,  als  $ormünber  beS>- 
felben  ober  als  Regent.  ^Demnach  muß  bie  ^Bewegung  jwifeben  996  als 
bem  Regierungsantritt  Rtd)arbS  IL  unb  bem  3alj)re  1008  verfemt  werben. 
Rubere  $hatfad)en  geftatten,  bie  Seit  noch  genauer  §u  beftimmen.  Äaum 
ift  benfbar,  baß  ber  Regent  bie  Steuer,  weld)e  ben  Slufftanb  herbeiführte, 
ohne  einen  tüchtigen  Slnlaß,  ber  über  ihre  Rothvoenbigfeit  feinen  3^eifel 
juließ,  inS  Beben  gerufen  r)abe. 

3m  Sommer  1000  ftnb  bie  bäntfct)en  SBifinger  aus  (Snglanb  t)erüber 
in  bie  Rormanbie  eingebrochen.  2)tefeS  (Sreigniß,  benfe  ich  mir,  wirb  bie 
Unterlage  gewefen  fein,  aus  welcher  Rubolf  bie  Sluffteüung  eines  größeren 
ftehenben  §eereS  unb  ir)re  unausbleibliche  golge,  bie  ^riegSfteuer,  rect)t* 
fertigte.  Run  mögen  aber  immerhin  einige  3ar;re  verfloffen  fein,  ehe  bie 
Steuer  burebgeführt  warb  unb  bie  Unsufriebenheit  über  fte  ben  Siebvunft 
erreichte,  golgltch  fann  bie  Unterbrücfung  ber  beibeu  5lufftänbe  bis  1006 
ober  1007  f)erabretcf)en.  Ü)ie  Bewegung  in  ber  ^Bretagne  brach  etwas 
fväter,  nämlich  nact)  bem  $obe  ©alfrtebS,  b.  t)-  m$  1008  auS.  Slber 
barauS  folgt  feineSwegS,  baß  bie  Urfachen  ber  Unjufriebenheit  in  betben 
Sänbem  verfebieben  waren  ober  nicht  auS  einer  unb  berfelben  Duelle 
floffen.  Vielmehr  fdt)etnt  eS,  als  hatten  bie  SSretagner,  ehe  fte  loSfcblugen, 
ben  £ob  ihres  §er§ogS,  fo  wie  bie  natürlichen  Schwächen  unb  Verlegen* 
hetten  einer  vormunbfehaftlichen  Regierung  abgewartet. 

§ütcb  wenn  bie  3^gniffe  über  bie  bäuerlichen  unb  abeltgen  SSerfctjWö* 
rungen  in  ber  Rormanbie  unb  ber  Bretagne  nicht  vorlägen,  würbe  feftfteben, 
baß  in  ber  Rormanbte  gegen  Anfang  beS  11.  3ar)rr)unbertS  eine  Steuer 
eingeführt  worben  ift.    2öilr)elm  II.,  britter  Rachfolger  Ricbarbö  II.,  §ai 


')  Gallia  christiana  XI,  26. 


232  'Jto&ji  Oregovmö  VII.  unb  fein  3eitalier. 


1066  an  ber  Spirje  etneö  §eereS  »on  60,000  9J?ann  Gntglanb  erobert; 
ein  großer  £l)etl  beö  Unteren  jebodj  beftanb  auS  ©ölbnem,  bte  auS  ber 
fyalbeu  2öelt  §ufammenftrömten.  9hm  fefct  bie  Anwerbung  sott  20—30,000 
äRann  baS  $orl)anbenfein  cincö  bebeutenben  Sd)a|$eS  »orauS.  SRidjt  anberS 
aber  fann  $Btlf)elm  ber  (Eroberer  feine  ©ewölbe  gefüllt  fyaben,  als  burcf; 
Steuern.  £>te  SJiaßregel  beS  [Regenten  Ühtbolf  fcom  3al)re  1001  l).at  65 
3af)re  fpäter  bem  SBaftarb  tton  Jftouen  ben  2öeg  naa)  (Snglanb  gebahnt, 
ßugletd)  ftefyt  man,  baß  bte  Steuerbarfeit,  öon  ©ngtanb  auSgefyenb,  mcfjr 
unb  meljr  auf  bem  gcfttanbe  SBurjel  faßte.  Um  ben  Anfang  beS  11.  3af)r* 
ImnbertS  tft  fte  tu  ber  9?ormanbte  unb  in  gtanbetn  angelangt,  um  1020 
in  2)änemarf  an  ber  Saxler;.  2tua)  wenn  eigener  (Sljrgetj  fte  nid^t  trieb, 
würbe  politifcfye  §Eorlpenbtgfeit  bie  beutfcr)en  (Balier  §u  bem  93erfud)e  fort* 
geriffen  fyabcn,  baS  norbifdje  ©ewäcbS  auf  germanifdjen  23oben  §u  *>er* 
pflanzen. 

(£S  war  ein  füfyner  £Burf,  ben  Dhtbolf  wagte,  als  er  t>on  Slbel  unb 
93olf  Steuern  forberte.  2)ie  Herren  antworteten  mit  einer  Empörung. 
2)affelbe  traten  bie  ^Bauern.  5luf  wen  ftü|te  ftcfo  nun  ber  Regent?  benn 
olwe  einen  feften  *J?üdf)aIt  tonnen  fold>e  £)tnge  ntd)t  unternommen  werben. 
9JhütcS  (§raa)tenS  rechnete  Dhtbolf  auf  ben  SBeijianb  beS  (SlcruS,  aber  eines 
anbern  ßleruS,  alö  berjenigc  war,  ber  bis  990  ber  -ftormanbie  oorftanb. 
2luf  bem  (£r$ftur/le  t>on  9?ouen  faß1)  »on  942  bis  gegen  989  <£>ugo,  ef)e* 
maliger  Wibna)  in  St.  2)eniS,  ein  SJiamt  oon  ebter  ©eburt  aber  gar  un* 
eblem  £cbcnSwanbel.  §erjog  993ilr)etm  I.,  9Mo'S  Sot;n,  machte  if)n  942 
§um  (Srjbtfcbof ,  allein  £ugo  bot  aller  Sufyt  unb  Orbnung  $ro{3,  fröfmte 
ben  lüften  beS  gletfaVS,  $eugte  uu§äf)ltgc  Ätnber,  oergeubete  £ab  unb 
©ut  feiner  Mixa)e.  3)ieß  ift  ein  SBilb  tton  ßnftänben,  bie  ftcf)  vielfach  auf 
anbern  fünften  wteberfyolten.  gaft  überall,  wo  weltliche  gürften  bie  Leitung 
ber  jftrerje  in  £änben  fyatten,  gelangten  Männer  wie  §ugo  §u  Ijo^en  getfb 
lid)en  Sßürben. 

Seit  989  trat  ein  Umfcfywung  ein.  3m  genannten  3al)re  erfyob  §er* 
§og  9hd)arb  I.  feinen  eigenen  Sofyn  Robert  auf  ben  Stur)l  tton  9fouen,  naa> 
bem  er  bemfelben  §uoor  burd)  2lbfd)luß  einer  förmltdjen  (£r)e  mit  ©onnor  bte 
*Red)tc  ooller  ©eburt  tterfdjafft  fyatte.  $laa)  einer  Seite  f)m  war  eS  ein 
gortfe^rttt,  baß  Söftne  beS  regterenben  ^aufeS  in  ben  (£leruS  eintraten. 
Ü)oa)  bro^ten  eigentl)ümlid)e  ©efafyren.  3«nge  ^erren  x>on  ber  ttomefymen 
Slbftammung  Roberts  geigen  in  ber  *Reget  wenig  Suft,  ftet)  ben  SSorfc^riften 
clerifaler  3ud)t  §u  unterwerfen.  Slucb  ber  neue  (Srjbifc^of  bewährte  bte 
alte  (Erfahrung.  Robert  behielt  als  (Slerifer  bte  ©raffa^aft  ©oreur,  bte  er 
fc^on  früher  befaß,  bei,  lebte  mit  einergrau,  jeugte  bret  Söf)ne  unb  machte 


l)  2)ie  SBetoetSjieUen  Gallia  christiaua  XI,  25  unten  flg. 


SBierte*  93udj.  ßa£.  13.  «Ric^arb  IL,  ^erjog  ber  ftormanbie  öon  996—1026.  233 


ftcb  gute  Sage.1)  3Me  jlircbe  jog  tabcr  auö  bem  Eintritt  etnc6  folgen 
(Sterffefä  feinen  9Jn|en.  Ü)ocb  DiobertS  SBater,  Sttajarb,  blieb  niebt  babei 
ftefyen,  baß  er  feinen  ^ot)n  jum  Metropoliten  mache,  er  fnüpfte,  wie  früher 
gezeigt  korben,  mit  eifrigen  ©ciftlieben  33erbtnbungen  an,  bie  niett  ofyne 
gruebt  blieben,  fonbern  (Sinflujj  auf  fein  fpätereö  Seben  übten. 

2£a3  war  nun  ber  erfte  Slnlajj  $u  ber  clertfalen  Dricbtung,  belebe 
ber  alte  «£>er$og  nafym  ?  3m  Safyre  987  l)at  §ugo  (£apet  ben  $bron  Sfceu? 
ftrtenS  beftiegen,  gleich  barauf  wollte  JRidjarb  L  feinen  Sobn  Robert  auf  ben 
@r$ftur;t  von  9louen  erbeben,  muffte  aber  erft  ben  Mangel  unebeltcber  ©eburt 
entfernen,  fo  baf  bie  (Sinfe$ung  SRobertö  ntebt  früher  aU  989  erfolgte. 
Seit  ber  nämlicben  3^1  verrätl)  Sfticbarb  L  Neigung  §ur  grömmigfeit. 
Offenbar  ftefyen  beibe  (Sretgniffe  in  geheimem  3u|ammenr)ang.  2Beü  ber 
ßapetinger  bie  »ftrone  auf  fein  §aupt  gefegt  t)at,  unb  »eil  sJeicbarb  L  bie 
23eforgntj3  fyegte,  baf  nunmehr  bie  Stellung  feinet  JpaufeS  bem  neuen 
Äönigtbum  gegenüber  bebrofyt  fei,  fuebt  ber  ^ormannenber^og  am  (£leru3 
einen  9fätcfr)alt.  gurebt  bot  capetingifeb er  ©röfe  Ijat  bem  (Sinfüiffe  be£ 
Ätofterö  (S(ugm)  unb  feiner  23eftrebungen  ein  wettet  $f)or  uad)  ber  9?or* 
manbie  geöffnet. 

ü)ie  vormunbfchaftlicbe  Regierung  ober  ber  gleichnamige  Sof)n  *Ktcbarb£  I. 
fcr>rttt  auf  ber  eingetragenen  33al;n  fort,  ging  aber  viel  weiter  alö  ber 
95ater.  2)enn  jc£t  würbe  jener  ausgerichtete  ©etftlicbe,  mit  bem  febon 
Dftcbarb  I.  Unterfyanblungen  eingeleitet  fjatte ,  jur  Ueberftetlung  naa)  ber 
9?ormanbie  bewogen.  3m  33enignueflofter  $u  2)tjon  lebte  ein  5lbt  Ramend 
2Bilf;elm,  ber  ein  faß  übermcnfcblicbeS  5lnfcf)en  gettofj,  »tele  Älöfter  grün* 
bete,  worunter  aueb  ba3  berühmte  Stift  gruetuarta  bei  Surtn,  noa)  viel 
mehrere  reformirte,  unb  von  bem  auebrücflict;  bezeugt  wirb,2)  baf  er  ein 
3ögling  be£  Dberabtö  von  (Slugnr;,  SJJajoluS,  war  unb  in  gruetuarta  bie 
(Elugniacenferregel  eingeführt  r)abe.  tor$,  er  gehörte  ju  jenen  Häuptern, 
bie  bem  ©eifte,  ber  von  (Slugm;  auöftrömte,  weite  ©ebtete  auffcbloffen. 
liefen  3Btlbelm  berief  bie  vormunbfcbaftlicbe  Regierung  gegen  1001  nacb 
ber  9formanbte,  um  bie  borttgen  Jftoffet  unter  feine  £>bfmt  ju  nehmen  unb 
umutgeftalten. 

2)er  burgunbif cbe  9lbt  nafym  bie  Sadjc  niajt  leiebt.  Stuf  bie  erften 
Anträge  beS  «£>er$og6  Diicbarb  IT.  foll  er  geantwortet3)  haben:  „ba$  ®e* 
rüc^t  gef)t,  bafj  bie  £er$oge  ber  Normannen  wilb  unb  rof)  feien,  ba£  fte 
bie  jtirebe  beö  §erm  jerftoren,  niebt  erbauen,  baß  fte  geiftlicbe  93rüb  erfaßten 
nta)t  lieben.  2lua)  ift  bie  9eeife  weit  unb  e8  fet)lt  mir  an  Safttt)teren,  um 
Mönche  unb  ben  nötigen  £au6ratf)  au6  33urgunb  bortl)tn  ju  f Raffen. u 


l)  £ie  53ett>etfe  ibid.  @.  27.  *)  ^abiüon,  annalas  ordin.  St.  Benedicti  IV,  120 
unb  S3ouquet  X,  172.       3)  Ibid.  @.  152. 


234 


$a6fl  ©regovtuö  VII.  unb  fein  3eitotter. 


§118  bieg  £er$og  Dticbarb  IL  erfuhr,"  fährt  ber  alte  SBcrtdbterftatter  fort, 
„fd)tcne  er  foglctct)  eine  ÜB?  äffe  Saumroffe,  weldje  ÜH>tlf)elm  unb  bie  Mönche, 
bte  er  mit  ftcf)  nahm,  nach  ber  9?ormanbie  trugen.  2öte  ein  @ngel  würbe 
er  bort  empfangen,  man  übergab  ihm  perft  baö  Softer  gefamp,  bann 
fpäter  auch  bte  anbern  von  3umtege8  unb  bem  Serge  St.  93ftcr>el.  Strenge 
3uct)t  führte  Stf^im  ein.  2llleS  würbe  anberS,  als  eö  bi^er  gewefen, 
unb  eine  9Jienge  junger  teure  au6  granfretd)  tt>te  au6  bem  benachbarten 
(Snglanb  ftrömte  nach  ben  neuen  Slnftalten,  um  bort  tt)re  23tlbung  ju 
empfangen." 

gaft  30  3af)re  lebte  2lbt  SBityelm,  ber  1031  ftarb,  in  ber  Sfor* 
maubie,  unb  welche  tiefe  Spuren  ber  2ßirffamfett  r)at  er  t)inter(affeu !  (Sin 
engltfa)er  Schriftfteller  erjäljit,1)  baß  £er§og  Sftcharb  II.  häufig  gefamp 
befugte  unb  bann  rote  ein  sJJ?önct)  fta)  benahm,  bie  9D?orgengebete  mit  ben 
23rüt>em  fang.  9Q?etne£  @ract)tend  tft  e$  ber  2lbt  gewefen,  ber  sor^ug^ 
Weife  bie  *ßolittf  fon?ol)(  bc$  Regenten  Dfrtbolf,  al$  nachher  be$  jungen 
£erjocJ$  leitete. 

3m  3ar)re  1000  waren,  wie  oben  gezeigt  worben,  bte  bänifeben  2öi* 
finger  au6  (Snglanb  in  bie  SRorntanbie  eingebrochen.  3m  nämlichen  3dr)te 
gefa^at)  e$  laut  bem  3cugntffe2)  §etnrtd;6  sott  Huntington,  baß  bte  erften 
33erf)anbhtngen  wegen  Vermählung  ber  Sd)Wefter  9^td)arbö  IL,  (5mma,  mit 
bem  ange([äd)ftfd)ett  Könige  ftattfanben.  3)ie  (Sl)e  felbft  würbe  §wei  3atyre 
fpäter,  nämlich  an  Dftem  1002,  abgefcfyloffen. 3)  Utwerfennbar  lag  biefer 
^etratt)  ber  ©ebanfe  eineö  33unbe$  ber  §wet  Käufer  gegen  bie  r)eibni^ 
fct)en  Räuber  be$  Horbens  §u  @rttnb.  3)a8  war  aber  eine  5lbweta)ung 
von  bem  Verfahren  ber  älteren  ^erjoge.  Severe  fanben  wir  in  l)auft* 
gern  SBerfet)r  mit  ben  2Biftngern,  unb  wenn  jefct  ^tebarb  II.  ftet)  entjd)loß, 
mit  ben  ehemaligen  greunben  §u  bredjen,  tft  man  berechtigt  anzunehmen, 
baß  bieg  nicht  ohne  (Stnwtrhtng  ber  ©runbfär^e  einer  ct)rifttidt)en  Staate 
fünft  gefchah- 

2lllerbtng3  trug  bie  Verbtnbung  mit  (Snglanb  feine  fonberltchen  grüchte. 
3ch  benfe,  bte  2lnfct;auung  ber  SBeife,  in  welcher  (Sthelreb  ber  Unberathene 
bie  Angelegenheiten  feinet  OieidjeS  leitete,  mag  ben  9?ormanncnr)er§og  be-- 
flimmt  r)aben,  baß  er  ftet)  ntd)t  tiefer  mit  bem  Schwager  einließ,  f^aef) 
ber  $tu8fage4)  beö  (Sl)roniften  von  3umtege8  erneuerte  9ftcr)arb  mit  ^öntg 
Swen  ©abelbart  ben  Vertrag,  ber  ben  englifchen  SStftngern  freien  Tlaxtt 
in  ber  9?ormanbte  ju(tct)erte.  93ernmtt)Itct)  tyklt  e8  ber  £erjog  nicht  für 
ftaatöflug,  feinen  Untertanen,  von  benen  er  Steuern  forberte,  bie  Vor* 
thetle  etne£  gewinnretd;en  £anbel$  §u  entgehen,  bie  boct),  wenn  er  SwenS 


*)  JBouquct  X,  246  oben.  ')  Castle  @.  359.  3)  Ibid.  unb  429,  fo  tote  Flo. 
rentius  wigorniensis  ad  a.  1002.       4)  2>ucfyeöne  ©.  252. 


aSterieö  93ucf).  Sap.  13.  $tdfjarb  IL,  §evjt>g  ber  9Jovmanbie  von  996— 1026.  235 

Anträge  juriicftvtee ,  irgenb  einem  9?a&bailanbe,  wie  3..  53.  ben  Flamen, 
311  ©ut  gefommen  wären.  2lnbererfeitS  gewährte  9^icfc>arb  ber  @d)wejier 
Sdutk,  als  (§tl)c(reb  uub  ßmma  burd)  Swcn  auS  (Snglanb  vertrieben 
würben. *) 

9(ucf>  nact)  anbem  ©eiten  I)in  faMug  SftdjarbS  EL  Regierung  S3at)ucn 
ein,  bie  weit  von  benen  fetner  Vorgänger  abwiduut.  2)urd)  fortgelegte 
s#nwcnbung  von  SBaffengewalt  Ratten  bie  älteren  «£>erjoge  tf;rc  Seljcnfyerr* 
lid^feit  über  bie  Bretagne  behauptet  unb  baS  ,!pauS  von  9ianteS^anncS 
ausgerottet,  baS  im  33 unb e  mit  (Snglaub  bie  Unabfyängtgfett  verfocht,  wät)* 
renb  bie  2)t;uaftte  von  Berntes  ftd^  fügte.  Oftcbarb  II.  fud)te  benfelben 
ßvoeef  bureb  frtcblid)e  Littel  ju  erretten,  unb  erreichte  tfyn  wtrflicb.  ©ine 
2)ovpeIel)e  wob  ein  33anb  um  bie  Käufer  von  9?ouen  unb  OfenneS.  @al* 
frieb,  ^>err  §u  Lennes,  ber  feitbem,  wie  oben  bemeift  würbe,  wieder  ben 
lange  er(ofd)enen  £itel  §erjog  annahm,2)  vermählte3)  ftd) —  um  1000  — 
mit  £abwtg,  ber  Sd>wefter  DitdiarbS  II.,  btefer  bagegen  efycliajte  einige  j$cit 
fpäter,  —  wol)l  ntd)t  vor  1008—  Subitf),  bie  Scbwefter  beS  SßretagnerS. 
S3etbe  $erbinbungen  waren  frudUbar.  §abwig  gebar  bau  33retagner  jwet 
Söfync,  £)bo  unb  Stüan,  beSgleidH'n  bie  23retagnertn  3ubttf)  bem  9?or* 
mannen  bret  Knaben,  SRid^arb  III.  uub  Robert,  welche  tu  futjeu  3wifd)tn* 
räumen  bem  ^Bater  folgten,  bann  SBüfyelm,  ber  als  9Jiöncb  in  baS  Softer 
gefamp  eintrat,  fo  wie  mehrere  £b'a)tcr.  ©alfrieb  ftarb  1008  auf  einer 
55ußfar)rt  nad?  *Rom,  worauf  bie  §wei  fyinterlaffencn  Söfyne  unter  bie  53or* 
munbjebaft  beS  §aufe$  von  DJouen  gerieten,  baS  eine  Stellung  ber  23re* 
tagne  jwijc^en  Dbo  unb  Kilian  anorbnete.  lDie  benachbarte  $rovtnj  war 
Dura)  jene  (§f)en  in  ftärfere  51b()ängtgfett  von  ber  9tormanbte  geraden,  als 
früher  bura)  Staffen. 

(Sine  brüte  Sd)Wefter,  9)tatf)tlbe,  vermählte4)  §er§og  9itd;arb  II.  mit 
einem  (Snfel  SetbalbS  beS  Schelmen,  bem  ©rafen  £)bo  II.  von  23loiS, 
befielt  @f)rget$  ben  erften  capettngtfdjen  Königen  febwere  (Borgen  berettete. 
3n  ben  Sagen  ber  älteren  «£>er$oge  auS  9£ouVS  Stamme  famen  foldje 
gamilienverbinbungen  mit  benachbarten  Stynaftten  feiten  vor.  2>enn  fo 
lange  ber  ©runbfari  r)errfcbte,  bajj  bte  (Srben  ber  9iormänbte  ntd)t  in  form* 
Itcben  (Sr)en  gezeugt,  unb  nifyt  von  ebenbürtigen  füttern  geboren  werben 
follten,  fonnten  bie  «Iperjogc  tEjre  Softer  nur  2tuSnal)mSWetfe  mit  gürften 
vermählen.  3e$t  aber,  naa}bem  baS  £auSgefe|j  befeitigt  war,  erlangte  bie 
djrtftltccje  Sitte  aud)  in  btefer  SSe^tel^ung  bte  Dberfyanb. 

3n  9ttd)tS  tritt  ber  Um)d)wuitg  normanntfe^er  $olittf  fo  ftctitlict)  t)ervor, 
als  in  ber  Stellung,  welche  9^ia}arb  II.  gegen  baS  capetmgtfcr;e  Königs* 
fyauS  einnahm.    2)te  älteren  «£>er$oge  von  $ouen  Ratten  feine  ©elegenfyetr 


')  £>t>en  <S.  35  flg.      :)  £)6en  @.  225.      3)  £ud)eeiie  ©.  251.     4)  Ibid.  @.  253. 


236 


*pabfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Spalter. 


oerfäumt,  bte  neuftrifdmt  Röntge  einjubämmen.  9tid)arb  fd^Iug  ben  ent* 
gegengefe£ten  993  eg  ein:  er  erfüllte  mmftlid)  feine  2kfattenpfltcbten,  unb 
wenn  er  f)ie»on  fpäter  abfam,  fo  barf  man  annehmen,  bajj  ber  2öecbfel 
nid)t  fott>o|I  ihm,  als  böfen  Slbftdbten  ber  Gtapettnger  §ur  Saft  fällt. 

3m  3al)re  1002  ftarb  ber  SBruber  £ugo  QbpetS,  feindet),  £er§og 
som  neuftrifa^en  33urgunb,  finberloS.  Äömcj  Robert  »on  granfretcb,  £ugo 
ßapetS  (Solm,  fprad)  baS  erlebigte  M)cn  an,  fammelte  ein  £eer  unb  bot 
§ugleid)  bie  Normannen  auf.  Severe  gehorchten  bem  Stufe,  [teilten  fogar 
laut  bem  Seugntffe  beS  ßlugmacenfermönchS  9?ubolf  ©laber  ntebt  weniger 
als  30,000  9J?ann.  3tuc§  eine  Uebertreibung  in  ber  3cc|l  ttorauSgefejjt, 
barf  man  boeb  auS  ber  ausgiebigen  $ülf  e  >  welche  9itcbarb  II.  ober  beffen 
SSormunb  UtfttU,  ben  ©cbluf  Rieben,  baf  bie  $riegS[teuer  unb  bie  (§rrta> 
tung  eineö  [teljenben  ,§eereS  bereits  if)re  grüßte  $u  tragen  begannen.  £)er 
gelb§ug  gelang  nicht  »oßjianbtg,  boct)  fer-eint  1003  ein  Xfyü  23urgunbS 
unterworfen  worben  §u  fein.1)  Offenbar  gingen  bie,  welche  ben  jungen 
£er$og  leiteten,  flon  bem  ©runbfa£e  auS,  £reue  führe  weiter  als  5lrgltft, 
[te  werbe  ein  gnteS  SSerfyältmj?  jwifeben  bem  l)errfcr)enben  ,£aufe  von  *ßariS 
unb  bem  lefyenSpflt einigen  tton  9fonen  l)erftellen.  9ftit  anbem  Korten,  bie 
9*atf)geber  jHia)arbS  füllten  als  granjofen  unb  Rubelten  als  (Sl)ri[ten. 

£>ret  3al)re  fyäter  be[tanb  ber  «£>er§og  noch  eine  anbere,  vielleicht  f)ärtere 
$robe  ber  £ef)entreue.  9J?it  vereinter  Wlafyt  rücften  bie  Könige  ^einrieb  II. 
»Ott  £eutfd)lanb  unb  Robert  oon  granfretcb  1006  gegen  ben  9)carfgrafen 
33albuin  IV.  von  glaubern,  genannt  (Scbönbart,  ins  gelb,  um  if)m  Stabt  unb 
SBurg  $alenctenneS  wegzunehmen,  welche  ber  glamänber  mit  ©ewalt  erobert 
hatte.  $lucf)  Sfticharb  II.  machte  an  ber  €pi^e  einer  ©a)aar  Normannen 
ben  3«9  mit,  inbem  er  feinem  ©ebicter  Robert  £eereSfolge  leiftete.2)  93al* 
buin  unb  Dftctjarb  waren  bamalS  bie  mäcf)tig[ten  SBafallen  ber  $rone  granf* 
reia^).  Unterlag  ber  (Sine,  fo  hatte  ber  Slnbere  ©runb,  (schlimmes  ju  be* 
fürchten,  ©emäß  ber  überlieferten  ^ßoltttf,  fdt)rteb  ihnen  ihr  gemetnfamer 
SSortheil  »or,  sufammensuftehen.  ©letchwofjl  nahm  ber  Normanne  ^arthet 
für  feinen  2ehcnSf)errn. 

3m  Uebrigen  Verlief,  einige  Heine  gefjben  ausgenommen,  bie  9?egie* 
rung  ^icharbS  II.  ruhig,  ^athilbe,  beS  ^erjogS  @chwefter,  ©emahlin  Dbo'S 
von  23lotS,  war  ftnberloS  gefwrben.  9^acf)  bem  be[tehenbeu  fechte  forberte 
Sftcharb  bie  5luS[tattung  berfelben,  be[tel)enb  m  ber  £älfte  beS  6<hloffeS 
£>reur  unb  gewiffen  in  bortiger  ©egenb  gelegenen  Sänbereten,  §urücf,  £>bo 
bagegeu  oerweigerte  bie  Verausgabe.  9hm  erbaute  Oticharb  norbweftlict) 
tton  2)reux,  an  bem  glüf  d)en  Slure  eine  25urg,  SillierS,  bie  er  mit 


*)  2>ud&e$ne  @.  256;  bann  JBouquet  X,  20.  171.  221.  222.  8)  $erfc  VI,  354 
unb  VII,  414.  452  oUn. 


SSterteS  93ud).  &ap.  13.   9iid)arb.II.,  £erjog  ber  Otormanbte  tton  996—1026.  237 


Lebensmitteln  t>crfat),  roeld)e  auö  bem  (Bebtet  £)bo'6  jufammengeraubt  rour* 
ben,  unb  mit  einer  ftarfen  normamttfeben  93efa£ung  t»ertt>a^rtc.  ©6  fam  ju 
einem  Kampfe,  roär)renb  beffen  Dbo  Vergebltd)  verfuebt  fyaben  folf,  Stifter^ 
$u  erftürmen.  3)orb  fehetnt  aud)  Oftcbarb  K.  ntebt  mit  fonberlicbem  @lücfe  ge* 
fochten  §it  r)aben.  3)enn  ber  ^auptjeuge1)  über  btefe  bunfle  SBegcbenbett, 
2Öt(t)efm  von  3umtege£,  gefterjt  ein,  baß  ber  <£>er§og  2Bifinger  au3  (£ng* 
lanb  herüber  $u  $ülfe  rief. 

f/3wei  ©eeföitige,"  fagt1)  er,  „einer,  ben  er  aU  Ragman  ber  (Schweben 
bejetc^net,  unb  £)laf  von  Norwegen,  feien  bamalS  anf  DftcbarbS  (Stnfabung 
in  ber  9?ormanbie  erfebtenen".  £0t tt  festerem  fann  mir  £>laf  IL,  £aralb6 
©ränetfe  @oI)tt,  gemeint  fein.  Ungefähr  feit  1011  befanb  berfelbe  ftcb  in 
(Snglanb  nnb  nat)m  1013  Dtenfte  bei  kernig  @tr)elreb,  ber  furj  baranf  von 
(Sroen  vertrieben,  in  9?ouen  eine  3uflucht3ftätte  fuc^te  unb  nach  bem  Sobe 
©roenS  fein  9?etch  roteber  erobern  wollte.2)  £)aS  3eupt£  ^  ü)?önc^d 
von  3nmtege3  ftimmt  bat)er  gut  ju  ben  Angaben  beS  norbtfehen  ©efebtebt* 
fchreiberS  @norro  ©turlefon.  Säfjrenb  feinet  bamaligen  Aufenthalts  tn 
ber  Sftormanbie  wirb  £)laf  ftd)  verpflichtet  t)aben,  bem  2lngelfad)fen  (Str)elreb 
jur  SÖiebereroberttng  ($nglanb6  §u  helfen,  unb  bie  get)be  von  Ü)reur  fällt 
allem  5Jnfct)etne  nach  in  bie  3a^re  1011—1012.  Sie  bauerte  nicht  mer)r 
lange.  „($rfcr)recft  burd)  bie  5lnfunft  ber  fremben  Siftnger",  fährt  ber  Wond) 
von  3umiegeö  fort,  „nötigte  ber  franjöftfcbe  Köllig  Robert  beibe  93afaltcn, 
£)bo  unb  9ftd)arb,  grteben  ju  fließen."  ©in  Vertrag  fam  ju  ©tanbe,  ver* 
möge  beffen  £)bo  Ü)reur  behalten  burfte,  aber  bie  ftrittigen  Räubereien  au 
^tebarb  ^untergeben  muj^  t>e69feicf)en  blieb  im  23eft|e  be$  £e£tcren  bie 
33urg  StllterS. 

9?ocb  ein  §roetter  Streit  $Rtct)arb6  mit  £)bo  von  93lot3  roirb  erwähnt, 
©roßeö  5lnfe^en  beim  Röntge  unb  Qßolfe  genoß  ber  alte  @raf  23urcbarb 
von  9JMun  unb  (Sorbett,  ein  ehnvürbtger  ©reis,  ber  nach  $>iabillonö  33 1* 
recfynung  um  1012  ftarb. 3)  Dtefem  entriß  burd)  l)etmlicben  Ueberfall  bitter 
Salter,  ein  iDienftmann  JDbo'S,  bie  SBurg  9D?elun  an  ber  ©eine,  oberhalb 
sparte,  unb  übergab  fte  feinem  2ehenf)errn.  ®raf  33urcf)arb  flagte  beöl)alb 
bei  §ofe,  ber  $önig  aber  bot  feine  eigenen  Reute,  rote  baS  ,£>eer  ber  9?or* 
mannen  auf.  ©emetnfam  eroberten  fte  bie  geftung,  worauf  ^önig  Robert 
btefelbe  bem  rechtmäßigen  53eft£er  SBurcbarb  jurüdftellte.  2)a  53ura)arb  um 
1012  ba$  tyitlify  fegnete,  muß  ber  3U9  ^  9Mun  einige  3at)re 
früher  fallen,  vielleicht  hängt  er  mit  bem  burgunbifcr)en  Kriege  von  1003 
jufammen.4) 


J)  2)uc^eöne  @.  253  unten  ffg.  2)  Oben  ©.  36.  3)  Annales  ord.  Sancti 
Bened.  IV,  224.  4)  3)uc^cönc  @.  255,  toomit  ju  Vergleichen  ©ouquet  X,  220  unten  flg. 
u.  354  unten  flg. 


238 


$afcft  ©vegoriuS  VII.  unb  fein  3citaltev. 


Die  @ö^ne  unb  Xbdcjkx  au6  ber  (§r)e  mit  ber  23retagnerm  Subtth 
rouchfen  heran,  ©leid)  feinen  ©dwftern  »ermäfylte  Sftcbarb  TL  auch  bte 
Söchtcr  in  mächtige  Käufer,  inbeffen  fchetnt  bei  btefen  SBerbtnbungen  Wlip 
trauen  gegen  bte  (£apcttnger  (Smflujj  geübt  ju  l)aben.  ©d)roerItd)  beftanb 
mer)r  baö  gute  alte  93erl)ä(tntfj  §rotfchen  Sticharb  unb  Äöntg  Robert.  3n 
erfter  ©fye  hatte  ber  glamänber  Sßalbutn  IV.  (Scböubart  bte  Shtremburgerin 
£)gba  gefyetratfyet,1)  in  fetter  fretete2)  er  bte  Zoster  9^tcr)arbö  IL  ©te 
gebar  tfm  §war  feine  ^tnber,  aber  gleichwohl  machte  bte  Sßermählung 
23a(butn3  mit  ber  Normanntn  ber  früheren  getnbfcbaft  §wifd)en  ben  Käufern 
£on  9?ouen  unb  Brügge  ein  (Snbe  unb  bahnte  einen  33unb  an,  ber  wichtige 
golgen  nach  ftcfj  50g. 

(Sine  §weite  £od)ter,  Slbelheib,  »ermatte 2 )  Dticharb  II.  an  Statnalb, 
ben  (Stbgrafcn  pm  33urgunb,  ©ol)n  beS  §er^og6^@rafen  £>tto  $&\U 
heim,  weldjer  einer  ber  mäcbtigften  gürften  be$  füblichen  ©alltenö  war  unb 
beffen  ©einet  nicht  unter  fran^öftfeher  §ol)ett  ftanb,  fonbem  bem  tarnen 
nach  unter  bem  Styroite  tton  2lrleS.  Um  feinen  (Sibam  au$  brtngenber  ©e* 
fahr  ju  befreien,  gerietf)  ber  Normanne  in  ^rteg  mit  einem  ©rafen  im 
mittleren  granfrei'cf),  ber  fenft  al6  2lnf)änger  be6  ^öntgö  Stöbert  erfetjemt. 
2Bür)e(m  tiw  SumicgeS  er§äl)lt: 3)  ,/£ugo,  ©raf  m®  $t)a\cn$  an  ber 
©aone,  f)atte  Stainalb,  ben  6d)Wiegerfol)tt  beö  «£>erjogö  Sttcharb  II.,  ge* 
fangen  genommen  unb  in  einen  Äerfer  geworfen.  2113  bieg  9ttd)arb  erfuhr, 
forberte  er  bte  gretlaffuug  be6  (£tbam6,  aber  £ugo  fd)lug  ba3  Slnftnncn 
runb  ab.  9mn  fammelte  ber  §er§og  ein  großem  £eer,  übergab  ben  £)ber* 
befer;l  beffelben  feinem  gleichnamigen  ©orrne  9ftcharb  III.  unb  fcbjicfte  ihn 
nad)  53urgunb.  2)cr  junge  9?tcf;arb  eroberte  eine  fefte  33urg  im  ©ebtrge, 
rücfte  bann  ttor  &v)al<>r\$  unb  belagerte  bie  ©tabt.  3e£t  unterwarf  fta) 
<£)itgo,  er  mußte  febroere  ©enugthuung  leiften,  nicht  nur  ben  ©efangenen 
herausgeben,  fonbem  mit  einem  ^ferbefattel  auf  bem  dürfen  sor  bem  ©teger 
fta)  nteberwerfen."  \. 

hinter  bem  getfyuge  nach  einer  ©egenb,  bie  über  100  ©tunben  fcon 
ber  ©übgrän§c  ber  Normanbic  entfernt  lag,  ftnb  allem  5Infdt)etne  nach  ge* 
heime  ^Beziehungen  verborgen.  Rubere  Nachrichten  melben,4)  £ugo,  ge* 
borner  ©raf  son  (£f)alon3  an  ber  ©aone,  fei  im  3af)re  999  auf  betreiben 
be$  franjöftfchen  Königs  Robert  nun  SBtfchofe  tm  Slurerre  erwählt  worben 
unb  fyaoe  feitbem  ohne  kaufen  unb  mit  großen  jDpfern  bie  5lnfprücbe  t>er^ 
tl)eibtgt,  welche  baS  franjoftfebe  ^önig^hauö  auf  bie  ^errfchaft  über  93ur* 
gunb  erhob.  3)te  (£rbgraffchaft  ^ugo'ö  lag  auf  ber  @rän§e  beö  neuftrifchen 
unb  beö  unabhängigen  23urgunb6,  bie  Erhebung  aber  be6  ©rafen  auf  ben 


4)  @telje  S3ani>  I,  ©.  52.  2)  ^Duc^eöne  ©.  255.  3)  Ibid.  @.  256.  4)  muß 
quet  X,  17t 


SSierteS  Q3ud?.  £ap.  13.   föicfjarb  II.,  -äerjog  bcv  Oiormanbie  öon  996-1026.  239 


€tuM  fcon  5lurerrc,  bcr  *on  ber  franjöfifcben  $rone  abbtitg,  Ijatte  orrne 
3»rifel  ben  €11111,  £ugo  für  baö  capctingiftf  e  £au8  gewinnen  nnb  ihn 
ju  »eimoge«)  ba^  er  feie  ^(aite,  tocldje  jfcomg  Robert  &t$gltdj  ber  33er* 
gröfcrung  feines  ©ebietä  auf  Soften  bc£  unabhängigen  33urgunb6  fyegte, 
nacb  Gräften  unterftifye,  wie  benn  Mefj  £ugo  fotrfttd)  gethan  I)at.  Ruberer? 
feitS  ftanb  Otto  StHjelm,  ber  $ater  beS  obenerwähnten  $ainalb,  an  ber 
«gpiftc  ber  biirgunbifd^cn  ©rofen,  treibe  ftcb  ebenfo  entfdueben  ber  (£iu$tr* 
leibung  tr)re0  £anbeö  in  ben  $erbanb  be$  beutfcben  fRctcf>ö ,  a(6  ben  e^r^ 
geizigen  5lbftcbtcn  bcö  Äönigo  Robert  wiberfetiten. l) 

3nbem,  wie  oben  gezeigt  worben,  bie  tformunbfcbaftlicbe  Regierung  §u 
jRouen  im  3al)re  1003  ein  £eer  nacb  SBurgunb  abfdncfte,  war  fte  ftttf^ 
fa^weigenb  bem  Anhange  £3tto  2öilhelm6  entgegengetreten.  31  Kein  bie  Jpanb 
ber  Softer,  welche  Dticbarb  IT.  etwa  jwanjtg  3at)re  fpäter  bem  jungen 
SSurgunber  reiebte,  ^errietf),  bafj  ber  Normanne  inbeß  für  nöt!)ig  gefunben 
^atte,  eine  anbere  SBabm  eiit,}ufcblagen.  2)te  @I)e  jwtfcben  2lbclhctb  nnb 
bem  (Sofyne  £)tto  2£ühelm6  weist  auf  ben  2öunfcr)  hin,  bie  2lu3behmmg 
neuftrifeber  s)J?ad)t  gegen  8üben  §u  btnbern.  Steberh'd)  bat  ber  üönig  »ort 
granfretcb  biefe  £ciratb,  welcbe  ben  mäcbttgften  Q]a)aHen  bes  Horbens  mit 
einem  ber  gefäbrlicbften  ©egner  auf  ber  Cüboftgränse  ttetbanb,  ungern  ge- 
legen, unb  eö  wirb  niebt  oljne  5Serabrebung  mit  bem  ^arifer  §ofe  gefcbcl)en 
fein,  baf?  ber  ©raf*23tfcbof  ron  (£l}alon3  unb  Slurerre  ^>anb  an  ben  @ibam 
DftcbarbS  legte.  (£in  3^uge  aus  bem  12.  3ahrf)unbert  öerfefct2)  ben  gelb* 
jug,  ben  S^tc^arb  III.  gegen  @ha(ou$  antrat,  inö  3al;r  1024. 

9f?ad)  bem  lobe  feiner  erften  ©emahtin  3ubitl) ,  fchloß 2)  >§er$og 
9?icbarb  II.  eine  jweite  ($be  mit  $apia,  welche  ihm  §wet  (Söhne,  Bälger 
unb  Süfjdm,  gebar.2)  (Srfterer  erlangte  fpäter  baö  (5r$blet!)um  Sßouen, 
ber  anbere  bie  ©raffchaft  Slrques.2)  S^tcbarb  hat  30,  sielleicbt  31  3al)re 
regiert,  aber  fcbwerltcb  baö  40.  £ebenöjaf)r  erretebt.  £bgleicb  feine  *ßoItttf, 
bezüglich  ber  (Stellung  §um  föntglicben  «£>aufe,  wecbfelte,  blieb  feine  ©e* 
ftnnung  gegen  ben  (Sterne"  bie  alte.  (Sr  tjat  bie  3ahl  ber  normannifd)cn 
Softer  anfehlid)  vermehrt.3)  Ü)ie  §u  (Snbe  bes  9.  Sahrbunbcrte 
beibnifchen  Normannen  jerftörte  5tbtei  St.  $anbrille  [teilte  er  t)ei  unb 
grünbete  eine  §wette  ju  (Soreur,  eine  brttte  erriebtete  feine  ©cmahlin  3ubttr) 
511  53ernar;.  2)er  Shigntacenfer  93iöncb  S^ubolf  erzählt,4)  $icbarb  fyabe  ni&t 
nur  ben  einr)eimtfcben  Streben,  fonbern  aueb  ütelen  auswärtigen  2Bot)ltr)aten 
erwtefen,  alljährlich  9)löncr)e  üom  53erge  (Sinai,  bie  nacb  ber  9cormanbie 
famen,  mit  ©elbfummen  unterftü£t,  bem  ^lofter  jum  tyil  ©rabe  in  3^n^ 


l)  ©frörer,  Slixä).  ®ef^.  IV,  112  flg.  ©ouquet  X,  208  unten  unb  171  ffg. 
2)  öouquet  X,  270.  3)  ^Bcuquet  X,  235.  Monastic.  aDglic.  VI,  1063  unb  1107. 
4)  53ouquet  X,  10  unb  372  3?ote  b. 


240  ©regorfog  VH.  unb  fein  Stitcdkx. 

falem  auf  einmal  100  $ßfunb  @olbc6  geferjenft,  überhaupt  $tfger,  bte  nact) 
bem  gelobten  2anbe  roallten,  reichlich  unterßüfcr.  3)erfelbe  fügt  bei:  „folcbe 
ftrenge  «Rechtspflege  unb  (S'hrltcbfett  l)crrfcf>te  im  täglichen  $erfehre  bei  ben 
Normannen,  baß  falfcbeS  9Raß  ober  betrug  im  ^anbel  rote  9?aub  unb 
2)tebftabl  beftraft  roarb." 

2luch  unter  baS  SBolf  brang  ber  ftrchltche  ©etft  ein,  ber  ben  £er$og 
befeelte.  3n  bte  2>ät  ber  Regierung  $tcf/arb3  II.  fallen  bie  Anfänge  ber 
2lu6roanberung  jener  normanntfehen  Sct)aaren  nach  spulten  unb  bem 
grteebifc^en  Stalten ,  vx>o  fte  in  ber  golge  baS  «Reich  betber  Stalten  ge* 
grünbet  Ijaben.  2)te  @rfaf)rung  lel)rt,  baß  roenn  junge  Achmer  §u  §un* 
berten  unb  Saufenben  ber  ^etmatl)  ben  dürfen  fernen  unb  auf3  Ungerotffe 
hin  in  frembe  Sänber  roanbern,  gewöhnlich  Un$ufrtebenf)ett  über  e{nr)eimtfdt)e 
3uftänbe  ben  2lnftoß  ba§u  gibt.  3rgenb  etroaö  muß  ben  2lu3roanberern  tm 
alten  33aterlanbe  juwtber  geroefen  fein.  3a)  benfe:  ©roll  über  bte  in  ben 
erften  3ahr?n  D^tc^arbö  II.  eingeführten  (Steuern  roar  e3,  roa3  eine  9Dfaffe 
33auernföl)ne  unb  junger  @t>elleute  som  eigenen  §eerb  roegtrteb.  Nun  l)abe 
ich  oben  nachgevotefen,  baß  allem  2lnfct)etne  nach  ber  ßleruS  bte  ©mführung 
ber  Steuer  unterftü^t  Ijat.  Nach  bem  gcn>i5r)nltdt)cn  Saufe  ber  $>tnge  fotlte 
man  batjer  erwarten,  baß  ber  normannifcf)e  Sßauer  £aß  gegen  bte  Kirche 
füllte.  5lber  baö  ©egentheil  tft  ber  gall.  33on  $abft  33enebtft  VIII.  ge* 
rufen,  stehen  Nabulf  unb  feine  ©efäfyrten  um  1016  über  bte  2llpen,  als 
Sanjfnechte  be3  Slpoftelfürften  erfahrnen  fte  0  im  grtechtfehen  Stalten.  5)a$ 
alte  Solbatenfeuer,  baS  t>or  150  3^n'n  bte  SBtfmger  be$  NotbenS  bura> 
juefte,  ^at  buret)  bte  5lnfteblung  an  ber  ©eine  md&t  abgenommen,  roohl 
aber  eine  anbere  Nietung  erhalten.  2lucr)  in  ber  golgejett  tritt  bet  ben 
Normannen  SlpultenS,  tro£  ber  roütljenbett  kämpfe,  bie  fte  unter  ftet)  ober 
gegen  Slnbere  beftehen,  ftetS  eine  gerotffe  Hinneigung  §ur  $trer)e  beroor. 

2J13  Ntcbarb  II.  fein  (§nbe  herannahen  fühlte,  berief  er  feinen  SBruber 
Robert,  ben  @r§bifchof  fcon  Nouen,  unb  bte  gürften  ber  Normannen  ju  ftcf> 
in  bie  2lbtet  gefamp,  fyielt  mit  ihnen  Narr),  ernannte  feinen  (Srftgebornen 
Ntcharb  III.  Sum  Nachfolger  im  ^eraogthum,  bem  jüngern  Robert  aber 
verlieh  er  bie  ©raffchaft  §teSme6.2)  2ßtlr)elm  Don  3wntegc6  serfe^t 2) 
«RtcharbS  II.  £ob  in  baS  3ahr  1026.  Slnbere  Duellen  laffen3)  ihn  erft 
1027  fterben,  allein  ein  gleichzeitiges  Ü)enfmal4)  entfcr)etbet  ju  ©ttnften  ber 
9ütSfage  beö  (£r)romften  *on  Sumtegeö. 


l)  £>te  SBeweife  bei  ©froter  StixQ.  ®efcf>.  IV,  120  flg.  2)  £>uc§eöne  @.  257. 
3)  Söouquet  X,  190.  Olotc  b.       4)  Ibid.  @.  381  fammt  9lote  c. 


SJierteö  93ncr).  (5ap.  14.  j?ur$e  £errfc$aft  ber  £erjoge  9tficr)arb  III.  unb  föobert.  241 


Dierjeljntes  Capttet. 

«Die  Sftormanbie  unter  ben  £eqogen  $icr)arb  III.  unb  Stöbert  bem  teufet,  ton  1027—1035. 
9licr)arb  III. ,  verleitet  burct)  unjufriebene  normannifcrje  -£äu£tlinge,  tr>elcr)e  bag  alte 
Unroefen  Ijerftellen  möchten,  fällt  in  ba$  Stefc  üppiger  ©eiber.  9U$  er  ficf)  mieber 
faßt  unb  eine  regelmäßige  (Slje  mit  ber  Tochter  beö  ^önigö  »on  ftranfreicr)  eingeben 
null,  Vergiftet  ifyn  fein  ©ruber  Dietbert.  Urfunblicr)er  S3err>etö  für  ben  3nr)alt  beö 
alten  herzoglichen  £auSgefe£e$.  OZobert  erbt  bie  £errfcbaft,  verfällt  aber  fofort 
mit  feinem  ©roßoheim,  bem  (Srgbifrfjofe  »on  Oicuen ,  ber  ben  Sann  über  bie  9cor* 
manbie  »errängt.  Robert  unterwirft  ftc^  jule^t  ber  Äirc^e ,  ftraft  2)ie,  toelche 
i(;n  »erführt  Ratten,  bringt  bie  üftormanfrie  burcr)  glücf  liebe  SBaffen  auf  eine  früher 
nict)t  erfliegene  <£>i3he  »on  Stacht,  unb  txiü  1034  eine  Q3ußfafjrt  nach  Serufalem 
an,  üon  ber  er  nicht  gurüeffe^rt.  3luö  einer  tvilben  (5f>e  hinterläßt  er  einen  uns 
münbigen  ©ohn  2ÖiIhelm  II.,  ben  nachmaligen  Eroberer  (Snglanbg.  (Sinfiuß,  ben 
5tbt  9ticbarb  üon  33erbun  auf  ben  bußfertigen  £er$og  Robert  übt.  Slnfänge  beö 
Jtlofierä  See,  fo  roie  ber  Sftönche  £erlnin  unb  Sanfranf.  ©rünbe,  marum  Robert 
üon  ben  (Einen  „ber  Teufel",  »on  ben  Slnbern  „ber  ©roßmüthige"  genannt  roirb. 

Ökroöhnlich  ßefcf)tef)t  e$,  baß  wenn  gürften  neue  SBafynen  einfaMagen, 
roenn  fte  ferner  §u  biefem  33el)ufe  tl)re  Rathgeber  au3  anbern  greifen,  als 
e$  fonft  ber  gall  roar,  wählen  unb  baburch  ben  (Stgennu$  $)erer,  bie  unter 
früheren  Regierungen  am  Ruber  faßen,  mef)r  ober  mtnber  verleben  —  ich  fage 
e0  gefct)tel;t  gett>ör)nUct)  in  folgen  gälten,  baß  bann  bie  unjufviebenen  $ar* 
treten  ftd)  an  bie  ©ötyne  unb  Racbfolger  ber  fraglichen  gürften  anflammem 
unb  btefelben  retten,  funftig  bie  *ßolütf  beö  SSaterö  §u  verlaffen  unb  ba$ 
5Ute  l)er$ufteHen.  £)rme  grage  tyat  ^erjog  Richarb  IL  in  einem  anbern 
Sinne  regiert,  atö  feine  Vorgänger.  Männer,  beren  Stanb  vorher  ntc^tö 
ober  nicht  t>tel  galt,  nämlich  ©eiftliche,  erhielten  unter  if)m  überrotegenben 
Einfluß.  £>arau$  folgt,  baß  Ü)ie,  roelcbe  fonft  mit  bem  £er$oge  gcherrfcf)t 
Ratten,  b.  f).  bie  Rormannenhäubtlinge,  vom  Ruber  verbrängt  roorben  ftnb. 
(Sben  biefe  SSerbrängten  fannen  auf  Sieberherftettung  ihrer  früheren  @e* 
roalt  unb  sogen  ju  fotct)em  3roecfe  bie  eöf)ne  RicharbS  n.  in  if)ren  Ärct«. 
2£a$  fte  erftrebten,  gelang  roenigftenö  jum  Xtyil  Unter  bem  nächften 
Rachfolger  Ria)arbö  n.,  bem  gleichnamigen  Rtä)arb  in.,  ift  ein  falber, 
bura)  Sroifchenereigniffe  unterbrochener,  unter  bem  gtteitnächften  bagegen, 
Robert  bem  Teufel,  ift  ein  vollfommencr  Rücfftoß  erfolgt. 

@o  fürs  Ricr/arb  III.  regierte  unb  fo  jung  er  ftarb,  hinterließ  er  nicht 
weniger  atö  bret  Durber:  nämlich  einen  6of)n  Ramend  RifolauS,  ber  nach 
bem  £obe  be$  $ater$  feinen  Ztyil  am  (Srbe  erhielt,  fonbem  in  ein  Softer 
gefteeft  roarb  unb  als  2lbt  1092  ftarb,1)  bann  imi  Softer,  $apta  unb 
5lbelheib,  roelche  ftch  mit  Männern  Berniter;  untergeorbneten  Ranges  t>er> 


3)ucheöne  <S.  258  unb  Souquet  X,  270. 
©fröret,  $abft  ®regortu3  vn,  33b.  III. 


16 


242 


$abfr  ©rcgoriuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


mähten.  SMefe  j?inber  muffen  utte^eltci^e  geweferi  fein,  beim  erftenö  vt>irt> 
titrgcttbö  ifyre  Butter  noct)  bereit  $ang  erwähnt,  wag  für  fidt)  allein  eine 
Sßerbinbung  sweibeutiger  5lrt  kroetöt,  füre  3^ette  ftanb  !Htdt)atb  III.,  wie  tet) 
unten  jetgen  werbe,  bnrd)  ©egenbeftrebungen  umgefttmmt,  auf  bem  fünfte,  eine 
wirflid)e,  öon  ber  ^irc^e  anerfannte  Efye  $u  f  abliefen,  Wa6  er  niebt  ttermocrjt 
tjätte,  wäre  il)m  bie  Butter,  ober  ttielletct;t  eine  ber  Mütter  jener  biet  Äinber 
fönnlid)  angetraut  gewefen.  9to  ift  eS  gerabep  unbenfbar,  baß  ^erjog 
9?id)arb  IL,  ber  »Ott  ©efftlidTen  geleitet  warb,  welche  Sittel  an  2)urd)füt)nmg 
beS  ^ird)enred)te  festen,  Je  feine  Einwilligung  §u  einer  fcfymufigeh  SBerbtn* 
bung  beS  Sfyrouerben  gab,  welcbe  baS  Unwefen  be6  alten  ^auSgefefceö  wieber 
inö  Seben  $u  rufen  breite,  golglid)  ift  an$unef)men,  baß  5lnbere  unb  jwar 
(Solche,  bie  bem  S3atcr  grollten  unb  ben  ehemaligen  ©ang  ber  3Mnge  Wieber 
l)ergeftellt  wünfdjten,  b.  t).  bie  oben  erwähnten  Unjufrtebenen  c$  gewefen 
fmb,  weldjc  ben  $er$og$fol)n  fcerftrtdt  fyaben.  2)urd)  bie  Socffyeife  flotter 
Sßeiber  fudjt  man  überall  junge  gürften  $u  fasern.  DaS  ift  ber  Sßeltlauf. 

2lber  außerorbentlid)e  Slnftrengungen  müffen  gemalt  worben  fein,  um 
ben  <£>erjog  ben  Rauben  feiner  93erfüt)rer  m  entreißen,  unb  §war  ntd)t  ot)ne 
Erfolg.  Eine  normanuifdje  Efyronif  berichtet, 4)  baß  9^tct)art)  III.  nad)  ^artö 
retöte  unb  bort  feinem  Zfytifymn,  bem  Könige  Robert  üon  granfreid), 
§ulbigung  leiftete.  2Dfe  $Bar)rl)ett  btefeS  3ell9inffe^  fcorauSgefefct,  Umtät 
e$,  baß  9iid)arb  fta)  eutfd)loffen  f)atte,  ber  trotte  gegenüber  bie  ^olitif 
feinet  SSatcvö  einhalten.  Stürbe  nun  jene  normannifdje  $artf)et  it)reu 
SBiKen  b'nr^efe|t  tjaben,  fo  l)ätte  ber  <£>er$og  fta^erlia)  mc^t  gel)ttlbigt, 
fonbern  bie  alten  fünfte  ber  Slrglift  erneuert.  3m  Uebrigen  ift  ba6  frag* 
liebe  äeugntf  wat)r:  ^iefearb  ging  ntc^t  bloS  an  ben  £of,  fonbern  er  fnüpfte 
aua^  wichtige  Skrfyanblungen  bort  an.  Ein  im  3anuar  1026  ausgefertigter 
^erlöbnißttcrtrag  2)  liegt  fcor,  fraft  beffen  *Rid)arb,  ^er§og  ber  9lormanbie, 
feiner  fünftigen  ©emafyltn  Slbcla  (ber  £od)ter  beS  Mntyß  Robert  tton 
granfreid),  bie  jebod)  bamalS  nod)  unerwadifen  war)  nid)t  nur  eine  reiche 
9J?orgengabe,  beftefycnb  in  normamufdjen  Surgen,  ©täbten,  einer  ©raffcfyaft 
ausfegte,  fonbern  auet)  ftd)  tterbinblicb  machte,  „baß  er  beremft  bie  jetzige 
Staut  als  ©emapn  l)eimfül)ren  werbe,  nic$t  ber  Solluft  wegen, 
fonbern  um  Äinber  mit  il)r  §u  zeugen."  beweist  biefe  Setpflicbtung 
triebt  fonnenflar,  baß  ber  fran$öftfd)e  £of  überzeugt  war,  £)te,  weld;e  bis 
balu'n  ben  jungen  §er§og  leiteten,  l)egten  bie  geheime  2lbftct)t,  baS  alte 
§auSgefe£  fyermftellen,  fraft  beffen  bie  Erben  ber  Dcormanbie  mit  Äebfen 
gezeugt  unb  Efyett  ber  £er$oge  mit  ebenbürtigen  grauen  nur  jum  @d)eine 
eingegangen  werben  follten! 

l)  Q3LUtquet  X,  276.  2)  Ibid.  <§.  270.  üflote  a.  Ego  Richardus  dux  aeeipio  te 
Adela!  in  conjugem,  legalis  desponsationis  annulo  mihi  in  carnis  unitate  jungendam, 
non  voluptatis  exercendae,  sed  generandae  in  obsequium  Christi  prolis  gratia. 


93ievte0  93itd).  14.  jtuvje  £enfd)aft  bcr  $erjoge  SRi^avb  III.  unb  Robert.  243 

Man  ftef)t,  ber  (5leru3  f)at  eS  »erfucfit,  ben  ^erjog  ber  9?ormanbie, 
ber  in  bie  ^änbe  böfer  Mcnfd)cn  geraden  war,  an  bcr  §anb  einer  Softer 
tton  granfreid)  auf  ben  28eg  bcS  Jttrdjcnredjtö  jurücfjufüljren,  aber  er  er* 
reifte  feine  $bftd)t  nid)t.  SOBcrf^cug  ber  $erf)inberung  würbe  ber 

eigene  ©ruber  ^ic^arbö  III.  oorangefd)oben  unb  ein  Sßerbrccfjen  war  ba3 
bittet,  buro)  weldjeS  3ene  ba3  alte  Unwefen  wieber  beraufbefebworen. 
3)er  jüngere  (5or)n  DitajarbS  IL,  Robert,  fünbigte  bem  älteren  ben  ©e* 
fyorfam  auf,  trotte  offen,  unb  warf  fid)  mit  feinen  6m'eßgefctfen  in  ba6 
©d)Ioß  galaife.  £)er  junge  «§er§og  rüefte  mit  feinen  ©etreuen  oor  baffelbe 
unb  jwang  beu  ungetreuen  ©ruber,  jtcfy  51t  unterwerfen.  9hm  entließ  Dftdjarb 
baö  §eer,  fefyrte  nad)  Korten  jurücf,  ftarb  aber  furje  Sät  nacbfyer  an  ©ift.  *) 
©ein  SobcStag2)  ift  ber  6.  2Iuguft  1027.  Mehrere  ßfyronifen  gefiebert 
ungefd^eut  ein,3)  baß  Robert  c$  war,  ber  bem  ©ruber  baS  ©ift  reichte. 

3)er  Berber  pflüdte  bie  grüdste  ber  blutigen  £l)at:  bie  ,£errfcr>aft 
ging  auf  tfm  über,  bod)  ntct)t  ofyne  baß  er  heftigen  Siberftanb  gefunben 
fyättc.  3uu^f*  cr^0^  M  ^a3  <&auP*  normannifd)en  ©eiftlidjfeit  gegen 
Robert.  2)er  (S&ronift  tton  3umtegc3  beridjtet : 4)  „3u)ietrad)t  brad)  auö 
jwifeben  bem  «£>er§oge  unb  bem  (Srjbifcbofe  Robert  pou  Otouen  (bem  Dfyeim 
be$  öfteren).  2)er  £er§og  belagerte  bie  ©tabt  (Sttreur  (baö  som  Später 
ererbte  ©rafenlebjen  beS  Prälaten,  baö  er  alö  (Sr^btfc^of  fc#e|aft«i  bjattc). 5) 
3ule£t  erhielt  ber  (Srjbifcbof  bura)  Vertrag  freien  5lb§ug  auS  (Soreur,  flor) 
nun  an  ben  §of  bc6  Horrigs  Robert  »on  granfreta)  unb  fajleuberte  ben 
Kirchenbann  Wtber  bie  9?ormaubte.  ©efdjrctft  l)teburd>  rief  <!pcr§og  Robert 
feinen  Drjeim  jurücf,  [teilte  t|n  in  feine  Sßürben  l)er,  beftrafte  3)te,  welche 
üjn  mißleitet  Ratten,  unb  folgte  feitbem  bem  weifen  $atl)e  be3  (SrjbifcbofS." 
3wifd)en  ber  gluckt  unb  bcr  3urücfbcrufung  beö  Prälaten  mag  eine  längere 
grift,  wol)l  ein  3^traum  tton  mehreren  3af)rcn,  tterfloffen  fein. 

©in  ©rief6)  beg  ©tfd)of£  gulbert  von  (Sfyartreö  ift  auf  un$  gefommen, 
ben  er  an. ben  Metropoliten  tton  Korten,  wie  eö  fd)etnt,  wäfyrenb  beffen 
Verbannung  fd)rieb,  unb  in  welchem  er  ifyn  fein  ©eiletb  barüber  bezeugt, 
baß  im  Saufe  ber  legten  Unruhen  ein  Mitbifcbof  unb  (Euffragan  tton  *Rouen 
e3  gewagt  f)abe,  ftd)  treulos  gegen  ben  Metropoliten  §u  benehmen.  2)iefer 
untreue  SlmtSgenoffe  war  ber  ©tfd)of  §ugo  tton  ©aieur.  2)enn  bejügltd) 
beffclben  mclbet 7)  Mönd)  2Btlf)elm  weiter:  „al3  ©ifd)of  <§ugo  ^on  ©aieur 
t>emal)m,  baß  ^)er§og  Robert  feine  Unbcfonncnljeit  bereue,  gefunben  9^atl)* 
fd)lägen  ©cl)ör  fd)enfe  unb  bagegen  entfd)loffcn  fei,  feiner  (§ugo'S)  Leitung 
nid)t  mel)r  §u  folgen,  ^erforgte  er  fyeimltd)  eineö  feiner  (Sc^löffer  mit  Sebent 
mittein  unb  Staffen,  unb  eilte  nad)  graneten  l)tnübcr,  um  bort  ©oloaten 

*)  $Du(^eönc  <§.  258.  3)  S3ouquet  X,  381,  c.  JTcrt  unb  OJüte  c.  3)  Ibid.  X, 
225,  d.  246,  c.  256,  b.  284,  b.  *)  2)ud)eöne  @.  258.  5)  Gallia  ebristiana  XI, 
26  flg.       ^  Gallia  christiana  xi,  27.       7)  3)ud)eöne  ©.  259. 

16* 


244 


$abft  ©regoriuö  VH.  unb  fein  3eüctlter. 


anzuwerben.  Mein  ber  £erjog  erhielt  2Btnb  von  biefem  2Infct;lage,  tarn 
juvor,  umzingelte  bie  23urg,  fo  baß  9ctemanb  hinein  ober  IjerauS gefeit  fonnte. 
SRun  bat  £1190  um  freien  2lb$ug  Derer,  bie  in  ber  Sßefte  eingefcr,lof|m  »aren, 
würbe  auf  längere  3ett  aud  ber  9cormanbie  verbannt  unb  mußte  bie  SBurg  an 
ben£erjog  überliefern."  Saut  btefer  (Srzctylung  war  £ugo  einer  ber  böfen 
9iatl;geber  gewefen,  bie  ben  §erjog  in  ber  erften  Seiten  feiner  Regierung, 
ba  er  fta?  tu  fd)limmen  £anben  befanb,  retteten,  fpä'ter  aber  braa)  er  mit 
Robert,  a(ö  btefer  lieber  gutem  9^atl>e  folgte.  DaS  fyetßt  mit  anbern 
Sorten:  33ifa>f  £ugo  ijat  bem  Metropoliten  von  Kotten  entgegengearbeitet 
unb  bemnad)  feine  $f!td)ten  al$  ©uffragan  in  ber  von  gulbert  gefeierten 
Seife  »erlebt. 

Sie  ber  (Slertfer  §ugo,  machte  e3  ber  Sate  Stlfyelm  von  23ele£me$. 
Dte(£t)rontf  von  SumtegeS  fäfjrt1)  fort:  „(Stner  von  Denen,  welche  baritber 
grollten,  baß  ^er^og  Robert  ftd)  gebeffert  r)abe,  war  Silf)elm  von  23ele3* 
me3.  Derfclbe  befeftigte  feine  SBurg  2lleit£on  unb  fünbigte  bem  £er$oge  ben 
@el)orfam  auf.  Allein  aua)  er  warb  von  Robert  §ur  Uebergabe  genö* 
tfyigt,  unb  mußte  mit  einem  ^ferbefattel  auf  bem  dürfen  ftcf)  vor  bem  Je* 
letbtgten  ©ebieter  bemütfytgen.  3ebod)  fpä'ter  fiel  Silfjelm  tu  ben  früheren 
£ro&  §urücf,  büßte  aber  febroer  bafür.  3^ei  femer  ©öfyne,  Sarin  unb 
gulfo,  unterlagen  int  Kampfe  gegen  bie  £au3truppen2)  beS  £er§ogg.  Sil* 
f)elm  felbft  ftarb  vor  ©ajmera  baritber. " 

Sir  fennen  alfo  je£t  gwet  ber  böfen  Otatfygeber,  welche  bae  alte  Un* 
roefen  wieberfyergeftellt,  ba3  (£r)ered)t  im  ^erjoglic^en  ^>aufe  abgefcfyafft 
wtffen  wollten,  unb  merfwürbiger  Seife  beftnbet  fta)  unter  btefen  §wet  ein 
(Slerifer,  ja  ein  23ifct;of,  freiließ  ©ofyn  unb  (Snfel  eines  jener  f)albr;etbmfa)en 
^ormannenfyäuptltnge  von  Akteur. 3)  2lnbererfett£  tft  flar,  baß  ftcf)  $0* 
bert,  ber  @r§btfcr;of  von  9?ouen,  ©proffe  be3  fyerrfdienben  §aufeö,  an*  bte 
Spttje  be£  gutgeftnnten,  auf  völlige  $Berd)riftlid)ung  ber  ^onnanbte  r)tnar* 
beitenben  (Sleru6  geftellt  r)at.  Der  Streit  swifajen  ir)m  unb  bem  «jperjoge 
brad)  ol)ne  3wetfcl  barum  au6,  weil  ber  Metropolit  ©enugtfyuttng  für  ben 
an  Dttcfyarb  III.  verübten  Morb  begehrte.  Sobann  muß  ber£er§og,  fei  e$ 
mittelft  beö  vom  (grjbifcfyofe  gefo}leuberten  23ann6,  fei  ee  in  golge  ber 
^itlfe,  voeld)e  tr)m  ber  fran§öftfa)e  £of  letftete,  fa)wer  in  bie  (Snge  getrte* 
ben,  ober  vielmehr  ju  Bewilligung  aller  ober  ber  meiften  vom  Metropolis 
ten  geforberten  fünfte  genötigt  roorben  fein.  Denn  gutwillig  l)at  ftc^er* 
Itc^>  ber  «£>er§og  bem  ßleruS  nta)t  in  folgern  @rabe  nad)gegebcn,  baß  feine 
alten,  nun  von  tl)m  lo^gertffenen,  9?atl)geber  ju  ben  Saffen  griffen. 

3mmer^in  roar  bie  $ur)e  im  Innern  r)ergeftellt,  unb  ber  <§eraog  fonnte 


')  Ibid.  258  unten  f(g.  2)  Plurimi  ex  domo  ducis  expediti  vernaculi  audacter 
eis  occurrerunt.   £)ie  ^tngltt^  tft  gemeint.       3)  Gallia  christiana  XI,  353. 


$ierteg  93ud&.  (5a V-  14.  jhirje  £cvvfcf;aft  bev  £evjege  9?icf)arb  III.  unb  9tö6ert.  245 

gegen  Stufen  eine  9Dfacf)t  entwicfelu,  weld)e  (Staunen  erregt.  Balbuin  IV., 
©djtfnbart,  ber  6a)wager  NobcrtS,  hatte  feinen  gleichnamigen  @or)n,  Bai- 
buin  V?,  genannt  von  Sfyffel,  mit  Slbela,  ber  Softer  be6  fran^öfifcfjen 
Königs  Robert  unb  ehemaliger  Braut  9?id)arb3  III.,  vermählt.  Balb  nadj 
Abfchluß  biefer  (Stye  ßel  ber  junge  Balbuin  von  feinem  $ater  ab  unb  ver- 
jagte ir)n  au3  bem  Sanbe.1)  3d)  ^abe  an  einem  anbern2)  Orte  gezeigt, 
baß  franjoftfa)e  unb  beutfcfye  Nänfe  bei  bem  gegen  ben  älteren  Balbuin 
gerichteten  Schlage  jufammenfpielten,  fowie  baß  ber  Normanne  Robert 
mit  Waffengewalt  ben  belcibigten  Q3ater  lieber  einfette  unb  ben  unge* 
treuen  (Sohn  $ur  Vernunft  brachte.  3)er  2)ienft,  welcben  «£>eräog  Robert 
bamalS  bem  Nad)barlanbe  letftete,  ba£  burd)  ihn  aus  fernerer  ©efahr 
befreit  worben  ift,  fyat  bie  SSerbinbung  svoifc^en  ben  Käufern  von  Nouen 
unb  Brügge  mel)r  unb  mehr  befeftigt.  2öilf)elm  von  SumtegeS  fagt,3) 
fixr^  nad)bem  «£>er$og  Robert  auS  glanbem  jurüeffehrte ,  fei  ber  gleiaV 
namige  Äönig  von  granfreid)  geftorben.  $önig  Robert  verfet/ieb4)  ben 
20.  3uU  1031,  bie  Empörung  beö  jungem  Balbuin  unb  ber  normannifche 
3ug  nach  glaubern  fällt  bar)er  ungefähr  inS  3ar)r  1030. 

Um  bie  nämliche  fyit  *>öfe  <&änbel,  bie  im  Snnern  beä  fönig* 
lid;eu  £aufe3  ausbrachen,  bem  Normamtenf)ersoge  (Gelegenheit,  (ich  in  bie 
allgemeinen  Angelegenheiten  beS  9^etdt)ö  einjumifchen.  Noch  bei  ben  £eb* 
fetten  be3  alten  Königs  Robert  fttftete  bie  Königin  ßonftantta  3tt>ietracht, 
inbem  fte  ihren  jüngften  (Sohn,  Robert,  gegen  ben  ältern  ^einrieb  I.  be* 
günftigte,  ber  vom  $ater  §um  Nachfolger  ernannt  worben  war.  Nach  bem 
im  Suli  1031  erfolgten  £obe  be3  §errfcher£  beftteg  jwar  Heinrich  I.  ben 
Xtyon,  aber  fogteich  zettelte  bie  9Jiutter  ßonftantia  mit  bem  jungem  6olme 
unb  vielen  ©roß en  ihrer  Marthel  eine  v$erfchwimmg  gegen  ben  älteren  an, 
unb  vertrieb  ihn  au$  bem  Sanbe.  Heinrich  I.  floh  mit  nur  12  Begleitern 
nach  gefamp  §um  Normannenherjog  Nobert  unb  rief  beffen  «£)ülfe  <w. 
§erjog  fäumte  ntd)t,  ben  2ßunfd)  be3  glücbtlingS  §u  erfüllen,  bura)  nor* 
manntfehen  Betftanb  warb  Äönig  Heinrich  I.  wieber  eingefe^t,  ber  Sel)en6* 
herr  verbanfte  bem  3Safallen  feinen  Zi)xon. 5)  3mmerl)in  forberte  ber  Nor* 
manne  für  ben  verhältnismäßig  leichten  3)ienft  ()or)en  Sohn.  Heinrich  von 
granfreich  mußte  an  baS  §au6  von  Nouen  ben  auf  ber  6üboftgrän§e  ber 
Normanbie  gelegenen  ©au  abtreten,6)  Welcher  auf  Satein  pagus  vulcassi- 
nus  in  franjöftfch  le  Vexin  \)ti%  unb  baS  ©ebtet  jtvtfdc)en  £)ife  unb  (Spte 
mit  ben  ^lä^en  $ontoife,  Nantes  unb  (£r)aumont  begreift. 

5tuch  gegen  bie  Bretagne  erhob  £er§og  Robert  ftegretche  Saffen. 


l)  SudjeSne  @.  259  unten  flg.  2)  93anb  I,  53  flg.  3)  SucfjeSne  <S.  260. 
*)  ©ouquet  X,  109.  9We  b.  6)  £>uc*jegne  <5.  260,  toomtt  gu  ttergl.  ber  ©rief  £>bal-- 
ric$S  Bei  ÜBouquet  X,  504;  bann  XI,  158  f(g.  -     6)  Su^eSne  <S.  655  SKitte. 


246 


$afcft  ©rcgoviuS  VII.  unb  (ein  Settalter. 


Sie  früher1)  gezeigt  worben,  l)atte  nod)  §er§og  9ftd)arb  II.  eine  Ztyi* 
Jung  ber  Bretagne  §wifd)cn  ben  (Söhnen  ©alfrtebS  auS  ber  @he  mit  <§ab* 
tt>tg>  Kilian  unb  £>bo,  errungen.  2)er  ältere  unter  ben  betben  SBrübern, 
TOan,  wiberfe£te  ftct>  jebod)  btefer  Maßregel  unb  50g  ba£  Sd)Wcrt  fo* 
wof)l  gegen  £)bo,  als  gegen  «§er$og  Robert.  (Sin  längerer  $ampf  ent* 
fpann  ftd).2)  Robert  befriegte  bte  Bretagne  §u  Saffer  unb  §u  £anb.  Kilian 
erlag  §ulc($t,  unb  rief  bie  Vermittlung  bc3  @r$btfd)of6  üon  9?ouen  an,  Wel* 
d)er  einen  Vertrag  §u  Staube  bradite,  ber  bie  Rettung  aufredet  erhielt. 

9(td)t  inet  fehlte,  baß  e£  aud)  §um  $rteg  §wifd)en  Äanut  tton  (Sng* 
lanb  unb  bem  9(ormannenher$oge  gefommen  wäre.  Saut  ber  2lu3fage3) 
be$  W6nfy&  tton  SumtegeS  unterblieb  ber  befd)loffene  §eere6§ug,  w>eit  ein 
heftiger  Sturm  bie  bereite  flerfammelte  glotte  Roberts  nad)  ber  3nfel  3er* 
fei;  üerfchlug,  unb  bann  Weil  Äanüt  burd)  eine  ®efaubtfcf)aft  baS  21ner* 
bieten  machte,  bie  «gnilfte  (SnglanbS  an  bie  (Söl)ne  au6  erfter  (£r)e  (Smma'S 
mit  (Stfjclreb,  (Sbwarb  unb  2llfreb,  abzutreten.  Senn  $anut  WtrHtc^  ftcf) 
l)te§u  tter:pfltd)tete,  (;at  er  ben  Normannen  betrogen,  beim  Weber  2llfreb  nod) 
(St>warb  erhielt  nad)  Mavmtä  £obe  ein  (Sibe  brüben.  Vielleicht  aber  lau* 
Uten  bie  §wtfd)en  Jtamit  unb  ^erjog  Robert  tterhanbelten  fünfte  anbcrS. 
3d)  benfe  mir,  baß  ber  2)äne  bamalö  ben  (Söhnen  au£  erfter  ^e  (Smma'6 
eine  Slnwartfdjaft  für  ben  galt  ertfyeüt  habe,  wenn  feine  leiblichen  Ämbcr 
<ßM$  II.  /  Baratt)  II.  unb  £arbifuut  unbeerbt  fterben  feilten.  Sie  id) 
anber^wo  4)  nadjgcwtefen  habe,  ging  (Sbwarb,  (Str)etrebö  unb  (Smma'S 
(Sol)n,  nod)  §ur  ^cit,  Da  fein  §a(bbruber  ^arbifnut  (Snglanb  bel)errfd)te, 
()tnüberr  unb  warb  gewiffermaßer  aU  Thronfolger  bel)anbelt.  3)icß  fcheiut 
auf  baö  Vorhanbenfein  älterer  gamiltetwerträge  l)tnjubeuten.  SebenfalKö 
ftel)t  man,  baß  in  §er§og  Roberts  Sagen  ber  normanntfaV  §of,  an  wel* 
ehern  feit  1015  bte  (Söhne  aus  erfter  (£f)e  (Smma'S  mit  (Stfyelreb  lebten,5) 
einen  wad)fenben  (Stnfluß  auf  (SnglanbS  @efd)tcfe  übte. 

Robert  ftanb  um  1034  auf  einer  $M)t  W>»  SJtocht,  welche  fetner  fei* 
ner  Vorgänger  erftiegen  l;atte.  glanbern  war  eng;  mit  ihm  tterbünbet,  bte 
Bretagne  gehorchte,  ber  Äönig  fcon  granfreid),  ^eturtd)  L,  behauptete  fei* 
neu  Thron  burd)  bie  §ülfe  ober  gar  bie  @nabe  be$  Normannen.  3u 
einer  Urfunbe, 6)  weld)e  bie  SBenebtftmer  anführen,  nennt  er  bte  9?ormaubie< 
fein  Äönigretd):  „wir  tlntn  l)temtt  allen  (betreuen  unfereö  ^eid^  funb." 
3n  ber  £l)at  war  er  mer)r  alö  ein  §er§og,  er  war  ein  jlönig.  ©leid)* 
wohl  »erließ  «£>er§og  Robert  um  jene  3^t  feine  §eimath  unb  trat  in  weite 
gerne  eine  Auffahrt  an,  üon  weld)er  er  nid;t  me^r  §urücfge!el)rt  ift.  gaffen 
wir  feinen  QfyaxatUt  in^  5luge. 

x)  £)6en  @.  235.  2)  <Du<^e0ne  script.  norm.  @.  260  unten  flg.  266.  ttevgl.  mit 
@aöilc  script.  anglic.  ©.  98.  3)  SDud&eSne  ©.  265  flg.  4)  Oben  @.  100. 
5)  JDaf.  &  265.  cap.  10.       6)  Art  de  verifier  les  dates  II,  840.  a.  unten. 


93tevteö  Q3ud).         14.  Äurge  £evvfd)aft  bei  ^evgogc  $td)avb  III.  unb  Robert.  247 


90Bill)elm  von  Snmiegeö  fagt:*)  „#er$og  Stöbert  »erfolgte  ferne  geinbe 
mit  unerbittlicher  SButl),  aber  gegen  ©oid)e,  bie  il)m  roofylvootlten,  jeigte 
er  £er$en$güte."  ©ein  3äl)§orn,  feine  leibenfdjaftlid)e  9tad)gier  §og2)  ifym 
ben  Beinamen  „be3  Seufefä"  §u,  ber  anbern  (Sigenfcfyaft  verbanfte  er  bie 
Benennung  „beS  ©roßmütfyigen".  Die  normannifdjen  (Sl)vontfen  erjagen 3) 
allerlei  3^9^  fcon  feiner  greigebigfeit,  Wie  er  baö  ©elb  in  ÜRaffe  an  5lrme 
unb  $eidje  verfaumfte.  (Sr  muß  ein  ßiebltng  beö  SSolfö  geworben  fein. 
Robert  roar,  rote  mau  ftefyt,  ein  ©anguinifer,  je  nad)  ber  (Stimmung.  bc£ 
$ugenblta%  guten  ober  böfen  (Sinfluffen  $ugänglid).  3)em  3oa)e  ber  @l)e 
f)at  er  ftd)  nid)t  gefügt,  felbft  nid)t  ju  ber  3ett>  D«  et  fonft  getftlicfyem 
9tatl)e  folgte.  Die  6d)roefter  ÄanutS,  2lftriba,  f Riefte  er  entroeber  gleid) 
nad)  vollzogener  (§r)e  roieber  fort,  ober  bracb  er  fcfyon  baS  SBerlöbniß  mit 
il)r.4)  3m  Uebrigen  lebte  er  mit  Jtebfen.  9?ormanmfd)e  (Sfyromfen  mel* 
ben:5)  „beim  Sanje  faf)  er  ^arlot,  bie  $od)ter  eines  23ürger3  von  galaife, 
il)re  6d)önf)ett  ent§ünbete  feine  SBegierben.  (§r  legte  btefelbe  ftd)  bei,  unb  fte 
gebar  ifym  einen  6or)n,  bem  er  ben  tarnen  2ßill)elm  gab,  unb  ben  er 
forgfältig  er§iel)en  ließ.  9J?it  einer  anbern  $ebfe  erzeugte  er  eine  £od)ter, 
bie  ben  tarnen  2lbell)eib  erhielt." 

Anfangs  2Öerfyeug  ber  *ßartl)ei,  welche  bae  alte  normaunifd)e  Umvefen 
fyerftetlen  voollte,  geriet!)  Robert  unter  ben  (Sinfluß  eifriger  ©eiftlia)en.  5lu* 
laß  baju  wirb  roofyl  bie  9tüdfef)r  beö  vertriebenen  (Sr§bifd)ofö  unb  bie  Sluf* 
fyebung  beS  SBanneS  gevoefen  fein.  Ü)te  ©inneSänberung  tvar  {ebenfalls 
1032  erfolgt,  benn  im  genannten  3al)re  grünbete6)  <£>er£og  Robert  ein 
Ülofter  §u  (Serif!)  bei  SBateur.  3*»ei  3al)re  f^äter  rourbe  in  ber  SRormcuu 
bie,  vielleicht  ntd)t  ol)ne  3u^uu  beS  £er$og$,  bod)  nid)t  auf  feine  Soften, 
ein  anbereS  Stift  errietet,  baö  in  Äurjem  l)ol)en  9tuf  aU  SBilbungSfdjule 
be$  nörbltd)en  ©allienS  erlangte. 

£erluin,  ein  ©proffe  auö  altbänifd)em  33lut,  roar  bis  in  fein  $7fte$ 
SebenSjafyr  ©olbat.  „9)M)reren  größeren  gamilien  ber  Sftormaubie,"  fagt7) 
9Bill)etm  von  SumiegeS,  „l)at  er  gebtent,  unb  bei  allen,  audj  beim  ^erjoge 
Robert,  Sob  unb  Vertrauen  ervoorben,  im  ^jaufe  beö  ©rafen  ©ifelbert  von 
JBrtonne  ift  er  auf  exogen  worben."  Sir  l)aben  t)ter  ein  23i(b  von  ber  Sebent* 
roeife  ber  Normannen  mittleren  Staubet.  3116  (Sbctfnaben  würfen  fte  in 
ben  größeren  Käufern  auf,  unb  traten  bann  in  baS  2)tenftgefolge  etneö 
vornehmen  §erm  ein.  Der  Wonti)  von  3umtege3  fäfyrt  fort:  „feit  feinem 
37.  3al)re  befugte  ^erfahr  fleißiger  als  fonft  bie  Mixfym,  plfylify  verließ 
er  bie  Seit,  baute  ein  Älöfterlein  auf  einem  Keinen  ©ute,  baS  er  ftd)  von 

*)  2>ucr)e$ne  @.  258.  2)  Art  de  verifier  Ies  dates  o.  ct.  O.  II,  838,  a.  oben. 

3)  Eouquet  XI,  322  flg.  4)  (Ste^e  oben  @.  48.        r>)  8ouquct  X,  51,  e.  270,  d. 

28 1,  b.       6)  Jöouquet  X,  235,  d.    25ie  ©tiftunööuvfunbe  im  monastic.  anglican.  VI, 

1073.       ')  ©uc^eöne  <S  261  flg. 


248 


Cßabfl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Beitalter. 


feinem  ©olb  erfpart  fyatte.  23et  9?ad)t  (ernte  er  Satetn,  bei  Sage  arbeitete 
er.  trüber  fammelten  ftcr)  um  Ilm,  bcr  33tfcfyof  Heribert  von  Stfteur  aber 
weil)te  £erluin  gum  ^riefter,  bann  §unt  2lbt.  5Me  9ftondje  fuhren  fort, 
fd)were  Sanbarbett  51t  verrichten,  $u  ädern,  ju  büngen,  §u  fäett,  fetner  aß 
fein  93rob  im  Müßiggang." 

„$3atb  §etgte  e$  ftct),  baß  ber  $la£  nfdjt  gut  gewählt  war,  benn  e6 
fehlte  an  Srmfwaffer.  «£>erlutn  verfemte  bat)er  ba3  ^(ofter  nadj  einem  an* 
beut  nafyen  Drte,  ber  93ec  l)ieß,  unb  wo  bamafö  nur  bret  TOitylen  an  einem 
Heinen  23ad)e  [tauben.  3nnerf)alb  weniger  3abre  wnrbe  eine  anfefynltc^c 
,ftird)e  erbaut  unb  r)öl§erne  SBolutungen  für  bte  -äftöndje  errichtet.  S^oct) 
immer  war  baS  Softer  arm  unb  fyäuftg  brachen  6treittgfeiten  aus,  welche 
£erluin  ntct)t  immer  beilegen  fonnte,  weit  bie  9?otf)Wenbtgfett  be3  QrrwerbS 
tfyn  trieb,  Reifen  §u  machen,  aufwärts  §u  fein.  3)a  führte  ©Ott  ju  £er* 
htm  ben  gelehrten  Sombarben  Sanfranf,  ber  entartete  eine  Schule,  bereu 
9f*uf  balb  weit  unb  breit  erfd)oll.  9cun  ftrömten  Genfer,  £er§og$*©ör)ne, 
bte  berüfjmtcftett  SOZeifter  lateinifcfyer  2Öiffenfct)aft,  mächtige  Säten,  vornefwte 
Seute  in  SJtaffe  fyerbei.  5lud)  reid)  würbe  ba£  Softer  unb  mußte  vergrößert, 
umgebaut  werben."  So  lautet  ber  23erid)t  2Mr)e(m$  von  SumtegeS;  er 
fügt  nod)  bei,  bte  ©rünbung  beS  ^(öfters  23ec  fei  im  3al)re  1034  vor 
ftcr)  gegangen. 

(Sollte  ber  Sombarbe  Sanfranf  ofyne  *plan  unb  aufö  Ungewiffe  r)tn 
bte  $eife  nad)  ber  fernen  ^ormanbie  angetreten  r)aben!  3ct)  benfe  nein! 
fonbern  er  wirb  naß  ber  neuen  ^etmatl)  bttrcf;  einen  jener  verborgenen 
Seiter  ber  getftlicben  Bewegung  be$  11.  3af)rf)unbert3  beförbert  worben 
fein,  burcr)  ein  «£>aupt,  fage  icf;,  welches  bte  große  5lernbte,  bte  in  ber  S^or* 
manbte  wtnfte,  artete,  unb  §ugleid)  bte  ^otl;wenbtgfett  erfannte,  bem  2lbte 
^erluitt,  ber  voll  Sfyatfraft  unb  (£ntfcbloffenf)eit,  aber  in  ben  2Ötffenfcbaften 
wenig  bewanbert  war,  einen  großen  ©elefjrten  bet§ugefellett.  3$  sie^c  bie* 
fen  ©d)luß  um  fo  §uverftd)tltc^er,  weil  man  auf  anbere  unb  §war  beutltcfyere 
(Spuren  ät)tüict;er  2ötrffamfett  ftößt. 

2)er  fjetltge  2Btlt)elm  von  £>tjon,  Welver  burct)  30jär)rtge  Arbeit  einen 
neuen  ©etft  in  baö  9?ormattnenlanb  goß,  war  ben  6.  3amtar  1031  im 
Softer  getamp  geftorben,1)  nadjbem  er  vorder,  laut  Angabe 2)  ber  (Sf)ronif 
be$  SBetttgmt^jtloftcrS,  attfgeforbert  burd)  «£>er$og  Robert,  einen  9ffact;folger 
in  ber  $erfon  be$  SlbtS  3ol)ann  ernannt  r)atte.  2Bilr)elmS  $ob  ließ  eine 
große  Süde,  welche  beim  bamaltgen  ©tanbe  ber  normannifcben  Angelegen* 
fetten  fdjneller  Ausfüllung  beburfte.  Aber  wie?  Männer  gletcr)  2Mr)elm 
Werben  nictjt  überall  geboren,  man  muß  fte  mit  ber  latente  be$  £)togene$ 


')  «ouquet  X,  174,  c.  äNa&Won  annal.  ord.  S.  B.  IV.  366.  2)  SVSld&etty 
spicil.  II,  386,  b. 


©terteö  üöucfy.  (Sap.  14.  Äutje  £errfd)aft  bei*  £eqoge  Cfrcfyavb  III.  unb  Robert.  249 


fuchen.  (§6  gab  bamalö  einen  5lbt,  ber  an  straft  unb  Roheit  ber  ©eftn* 
nung  bem  ^eiligen  SBilhcfm  ntd)t  nadjftanb,  ber  gletd^  ihm  eine  9J?affe  iHo* 
fter  reformirte  nnb  für  bie  großen  3*vecfe  ber  $ird)e  unabläfftg  arbeitete:1) 
ben  2lbt  $id)arb  im  $eit<Mtlofter  SScrbun.  Slber  btefeS  Softer  gehörte 
nicht  ber  9tormanbie  an,  fonbent  (ag  mefyr  atö  100  (Etunbcn  ihrer  £)ft* 
grclnje  fem.  3)emtod)  fyat  er  merftidjen  (Einfluß  auf  ^erjog  Dfobert  geübt. 

5tbt  §ugo  von  glavigm;  erjagt:2)  „auf  Diidiarb  III.  folgte  als  ,§er* 
jog  ber  SRormanbte  Robert.  2)icfcr  artete  ben  feiigen  3lbt  Dfcidiarb  fer)r 
hoct)  nnb  folgte  in  roid)tigeu  fingen  feinem  Diatfye.  2)ama(ö  lebte  am 
£ofe  von  9^ouen  ein  23retagner  Samens  (Srmcnolb,  ber  be$  fd)led)teften 
SRufe^  genoß  nnb  Sag  unb  9kd)t  mit  bem  Teufel  verfemte.  (Srmenolb 
verbäd)tigte  bie  ©roßen  beS  Sanbeö  beim  ,£>er§oge,  erfä  ob  fte  bamit  um* 
gingen,  Robert  $u  ermorben.  darüber  entbrannte  ber  $om  bc$  §cr$og$, 
fdjroerer  3^tef^a(t  entftanb  unb  53ürgerfrieg  wüthete  bura)  bie  ganje  9cor* 
manbie.  TO  ba6  liebet  aufs  ^öc^fte  gefttegen  mar,  würbe  Slbt  9?id)arb 
vermögt,  nach  holten  §um  §er§oge  §u  geljen.  (§r  erfaßten  bafclbft,  ftellte 
ben  grieben  {jer,  überführte  (Snnenolb  ber  faifeben  2lnflagc  unb  nahm  bann 
benfelbeu  al3  ©efangenen  mit  fid)  nach  ÜBcrbun,  wo  er  tfmt  baS  DJfönd)^ 
gevoanb  anlegte  unb  il)it  in  ftrenger  3ucht  tytelt  @inf  3ett  lang  [teilte  (Sr* 
menolb  jtdj,  alö  fei  er  belehrt  unb  bereue  feine  9Jitffetl)aten,  aber  balb  brach 
wieber  bie  voaljre  Statur  hervor  unb  (Srmenolb  entrann  auf  bem  Softer, 
fef)rte  nacb  ber  9?ormanbte  jurüd,  err)ob  neue  Auflagen  wiber  vornehme 
Normannen,  unb  überwanb  fte  im  gerichtlichen  3wetfampfe,  worauf  fte  ber 
$er§og  at$  Ueberführte  blenben  ließ  unb  il)re  @üter  einbog.  3ulc£t  aber 
warb  (Srmenolb  von  einem  gtfrfter  im  3weifamvf  beftegt  unb  getöbtet." 

2)te  2)arftettung  «£>ugo'S  verbreitet  mehr  %i(bt  über  bie  3uftänbe  ber 
9cormanbte  währenb  ber  3al)re  1027—1035,  als  ber  93erid)t  beS  ÜDiondjS 
von  3umiegeö.  ©d)Iimmc  (Scenen  muffen  währenb  jener  kämpfe  §vt>ifc^en 
ber  altnormannifchen  *partt)ei,  an  bereit  6vt£e  ber  junge  «£>erjog  ftanb,  unb 
jwifchen  ben  Äirch(ich^©efinnten,  welche  ber  ^rjbtfchof  von  Dfouen  leitete, 
vorgegangen  fein.  2)er  (Einfluß  aber,  ben  5lbt  9ftd)arb  auf  ben  ^erjog 
übte,  wirb,  benfe  icb,  in  bie  Sät  falten,  ba  Sßtl^etm  von  gefamto  burch 
Hilter  niebergebrüdt,  ober  fchon  geftorben  war,  unb  ehe  ^erlutn  S3ec  ge^ 
grünbet  unb  ein  geroiffeS  5tnfehen  erlangt  Ijatte,  b.  h-  ^on  1031  biö  1034. 

s)J?eineö  (Sra-c^tenö  ftnb  eö  Männer,  rvie  5tbt  ^icharb  gewefen ,  bie 
ben  ^erjog  $tt  einer  heroifchen  Ztyat  beftimmten.  2)aö  3ßerbred)en  beö 
53rubermorb6  taftete  auf  ihm ,  baö  nad)  ben  ^Begriffen  jener  Seit  nur  burch 
eine  ferne  unb  gefährliche  Pilgerfahrt  gebüßt  werben  fonnte.  ^erjog  $Ro* 
bert  entfehloß  ftdt)  ju  einer  Säuberung  an  baS  ^eütge  ©rab.  2Die  meiften 


l)  93ouq«et  X,  205—210  unb  fonji  passim.       2)  Chronic.  H,  28.  $er^  VIII,  401. 


250 


^iibjt  ©vcgoviuö  Vn.  unb  fein  3ettalter. 


ßfyrontften  fagen1)  au8,  baß  er  jur  ©ür)ne  nad)  3erufarem  wallte.  2BiI* 
fyelm  von  3umtege6  bagegen,  bor  tjSftfc&e  (Sdjnftftcfler ,  fd)n>ctgt  fyievon. 
(Sfye  Robert  bie  Dictfe  antrat,  verfammette  er  bie  ©tänbe  be£  SanbeS,  nafym 
ü)nen  einen  dtfc  ab,  baß  fte,  im  galt  er  nid)t  §urüdfef;ren  fottte,  feinen 
uumiinbrgen  Sofyw  SiEjelfti  auf  ben  *g>erjogftu^I  ergeben  würben  unb  ferste 
eine  vormuubfd)aftnd)e  Regierung  ein.2)  2)er  (£f)ronift  von  3umtegc£  be- 
Rauptet,3)  Sttyelm,  Roberts  unb  ber  £ar!ot  ©ofyit,  fei,  aU  ber  SSater 
abreiste,  5  3ar;re  alt  genxfen,  feine  @eburt  roürbe  bemttad)  ins  1030 
falten.  ©tücfltd)  erreichte  Robert  Serufalem  unb  befugte  bte  fyetligen  £>rte^ 
aber  feine  £  eint  atl)  fafy  er  mdjt  ttueber.  £)etm  er  ftarb,4)  auf  ber  ^üefreife 
begriffen,  ben  10.  3ult  1035  ju  f^tcäa  in  23ttf)tynien. 


Jm\fo\)t\Us  Capttcl. 

®efd)id)te  ber  9?orntanbte  unter  <£>erjog  $Bill)e(m  IL,  bem  nachmaligen  (Eroberer  (SnglanbS, 
öon  1035— 10G6.  fürchterliche  33ebrängniffe,  in  iuetche  er  ir>ä()renb  (einer  3ugenb; 
jat)re  t^eilö  burd)  ungetreue  93afaf(en,  t^eilö  burd;  bie  (Styi-fucht  beS  Königs  £ein; 
rid)  I.  ttott  franfi  eid)  gerietl).  3n  harter  ©chule  gum  Spanne  ^evangeveift ,  über* 
Wältigt  er  alle  feine  feinbe,  fcblägt  bie  ^ranjofen  in  $toei  £au^tfcf)Iad)ten,  unterwirft 
bie  Bretagne,  -Sftaine,  ^ontfyieu  unb  ruftet  ftch  nun  jum  3uge  nad)  (Snglanb.  93er; 
bienfte,  bie  er  ftd)  um  bie  Kirche  erwarb:  er  lr>ar  eS,  ber  ben  Äonig  öon  Sranfreidj 
nötigte,  auf  fernere  93efd)ü£ung  ber  jte^erei  ©erngarö  gu  «erdichten.  9Bilf;elmö 
a3erl§äUnifTe  ju  Sanfranf  unb  ©eruaftuS  von  9it)eim3.  £)ie  ^oIitifd)en  £ef)ren  unb 
ftorberungen  ber  (Slugniaceufer  in  ber  Stformanbie  »erlmrflicht.  £>ie  Kirche  tiu'trbigt 
ifm  beö  StuftragS,  (Snglanb  von  ftttlid)cm  unb  ftaatlicf>em  93erberben  ju  retten, 
ttebergang  jur  Regierung  beö  Slngelfacfyfen  (Sblvarb,  be£  53efennerö. 

§öcr)ft  gefahrvoll  war  bie  Sage  ber  9torntanbte  \v>ät)renb  ber  Uh* 
münbigfeit  2Ötll)elm3,  ber  §um  größten  gürfteu  fetner  Seit  t)eramvad)fen 
fottte.  3)ettn  ntebt  nur  erhoben  ftd)  bie  $artt)eien,  rveldje  fein  $ater  nur 
ntebergebrüd't,  nid)t  ausgerottet  ()atte,  rotber  ben  Sbjronerben,  fonbern  aud)  ber 
£önig  von  granfreta)  unb  mehrere  benad)barte  ©roße  traten  t()r  TOgltcbeS, 
ten  jungen  £er§og  p  verberben.  3^ar  fd)ten  e$  Anfangs,  als  wolle  ftd) 
,£einrtd)  I.  von  9?eufter  beö  fyülffofert  Knaben  annehmen.  Der  3eit3cl^ffc 
Diubolf  von  (Slugm;  fagt:5)  „auf  bie  yiafyxidjt  vom  £obe  Roberts  erhoben 
bte  ©roßen  beö  Sanbeö  (bem  Sßorte  getreu,  baö  fte  bem  QSater  vor  ber 
5lbreife  gegeben)  ben  unmünbigeu  SBü^elm  mit  3uftimmung  beö  ^önigö 
von  granfreia)  sunt  ^er^oge."     3(ua)  anbere  (Stjrontften  beuten6)  an, 


*)  Souquet  X,  225,  d.  235,  d.  246,  d.  256,  b.  2)  £>uche$ne  ®.  266.  «Souquet 
X,  51,  e.  3)  5t.  a.  £).  5tuch  VI,  12.  Ueberfc^rift  beö  Äa^itelö.  Orberich  bagegen  nennt 
ben  Änaben  jur  Seit,  ba  ber  93ater  jtarb,  ad;tjat)rig ,  Souquet  XI,  221,  d.  4)  ^)u-- 
c^eöne  ©.  267.       &)  Q3ouquet  X,  51,  e.       6)  Ibid.  247,  c.  unb  262,  d. 


Sßievtcö  33ud).  <&ap.  15.  £)ie  fjavtcn  3ugenbjal)re  aBiÜjelmö  IL,  fcee  (Svoberevö.  251 


2öi(r)clm  fei  I>auptfäd)Hcf>  bureb  SBjflpeubuua  £etnrid)e  I.  eingefc^t  worbeu. 

3)  ennod)  tt>ar  bte  <Sad)e  anberS  gemeint.  (Sin  ongetföc^ftfe^cr  (Bcfjrtftftcltci , 
ber  (n  ber  Siegel  fel)r  gut  unterrichtet  ift,  ^etnrief)  von  Huntington,  er* 
3äf>It :  *J)  „Königin  @mma,  weldjc  tl)r  ©tteffpfyn  £aralt>  um  1037  aus 
(Snglänb  vertrieb,  f(of>  banun  nad)  Brügge  §u  23albutn  von  glanberu  unb 
ntd)t  nach  ityret  £eimatt),  ber  9cormaubte,  tveil  Ie&tereS  Sanb  tväfyienb  ber 
9Jcmbcrjäl)rigtYtt  2Bür)elm$  al$  fran§öftfd>e6  $roneigentl)uiu  verwaltet  rvurbe, 
weftyalb  (Smma  bort  feine  £ü!fe  fjatte  ftnben  fönnen."  2)cr  gute  ^öntg 
£emria)  J.  fyatte,  roie  man  fielet,  als  Dbertel)cnl)err^onnunb  bereite  vor? 
läufig  bie  £anb  auf  äBtlfyelmö  @rbe  gebedt. 

2ßir  muffen  bie  Umgebung  beö  Knaben  in$  Sütgc  faffen.  88i$dm 
weilte  wäfyrcnb  jener  gcfät)rlia)eu  3al>re ,  rote  e$  fdjeint,  §u  Kotten  ober  in 
ber  Umgegenb.  2)ie  93ormunbfd)aft  über  ibn  führten  ©raf  ©ifclbcrt  ')  von 
(Su,  (Sufel 3)  beS  9iormannenr)er§ogö  9ita)arb  I.  au3  einer  unefycltdnm 
93erbinbung  unb  folgltd)  ©roßofycim  beö  jungen  SMfyelra ,  bann  £urolb, 
@rjtel)er  beö  grinsen,  £)ebcrn,  €ol)n  bcö  ^erfaft  uub  ber  ©taftu  (Monitor, 
£au3l)ofmeifter  *ffiilt)elm$ ,  *)  aud)  Srmtfcß  ber  9iormaubte  genannt.5) 
Slußerbem  wirb  noeb  ber  SBrctagucr  Wian  III.,  als  einer  ber  ^ormünber 
be£  ^ßrtnjen  aufgefüllt. ü)  (SitiM)  gehörte  §u  ben  fMa)tetn  biö  Knaben 
SBalter,  ber  ein  mütterlicher  £)l)eim  SBÜfyclmö,7)  alfo  SBrubet  ber  ^arlot 
war  unb  bem  Neffen  große  3)teufte  geleiftet  l)at.  ilcbcrfyauvt  fying  SüBüfyelm 
fef)r  an  feiner  SDtutter,  fytelt  fte  in  (£f)rcn,8)  vermählte  fie  nad)  b<$  SSatcrö 
£obe  mit  einem  angefeuerten  §crm,  bem  fte  jwet  (Bölute  gebar,  weld)e 
äBtlljelm  nacbf)er  ju  f)of)en  SBürben  erfyob.9)  2)ie  ebengenannten  Männer 
waren,  vielleicht  mit  3lu$nar)me  beS  33rctagncr3  Kilian,  bem  Knaben  treu 
ergeben  unb  büßten  großen  £l)cil$  ifyre  $nl)änglid)feit  mit  bem  £obe. 

geinbe  verfdnebener  2lrt  ftanben  bemfetben  entgegen.  3)er  SÖföndj  von 
3umicge3  fagt:10)  ,,wäl)reub  ber  93ftnberjäl)rigfeit  be$  «£>er$ogö  2ßilr)elm 
fielen  viele  Normannen  vom  *ßfabe  ber  $cd)tfdmffenf)eit  ab,  erbauten 
Burgen  uub  ©ä)an$eit,  zettelten,  poefeenb  auf  ben  23cft{3  btefer  feften  Orte, 
*ßartl;ctungcn  uub  gcfybcn  an,  erfüllten  ba$  £anb  mit  9ttorb  unb  23ranb." 
2)ann  weiter11)  unten:  „mehrere  ber  @roßcn,  welche  @ott  unb  bie  ®ered)ttg* 
feit  liebten,  blieben  bem  jungen  ^erjoge  treu,  aber  Rubere,  6öl)ne  beö 
Teufels  uub  ber  3wictract;t,  liefen,  erwägenb,  baß  tr)re  eigene  SHlafyt  nicht 
genüge,  um  baö  23tffe,  baö  fte  im  8inne  Ratten,  ju  vollbringen,  l)in  §um 
Könige  §etnrtd)  I.  von  granfreiefc,  boten  tl)tn  il)re  3)ienfte  an  unb  errichteten 
(mit  bem  @elo,  baö  er  il)nen  gab)  eine  93?enge  geftungen  im  Sanbe.  3d) 

»)  ©a^ile  @.  364  unten  flg.  2)  Qufyänt  @.  268,  a.         3)  Ibid.  261,  b. 

4)  Ibid.  268,  b.  5)  Ibid.  656,  d.  6)  58ouquet  XI,  244.  245.  248.  ')  £)ud)e$ne 
@.  656,  d.  8)  ©onquet  XI,  212,  d.  s)  2>af.  189,  c.  212,  d.  248,  c.  10)  3)u* 
djeöue  @.  267,  d.       ll)  Ibid.  269. 


252 


©rcgoviuö  vn.  unb  fein  Stitalkx. 


fonnte  bte  tarnen  ber  SBerrätfycr,"  fährt  ber  9J?önd)  fort,  /retn§cln  aufführen, 
aber  td)  tf)ue  bieg  nicht,  Weil  td)  t^re  9^act)e  fürchte."  übermal  fyaben  wir 
l)tcr  eine  $robe  ber  ßenfur,  welche  bie  (Shrontfteu  beS  Mittelalters  ftd) 
felbft  auffegen  mußten. 

2>ie  Empörer,  beren  Umtriebe  ber  Wüwfy  mn  3umiege3  befd)reibt, 
btlbcn,  beim  Sickte  befel)ett,  bret  *ßartheten.  2)te  (Fitten  —  unb  tiefe  ftnb 
bie  am  wentgften  fd)ulbtgen,  wollen  bloö  beS  ®ef)orfam3  loS  fein.  SMe 
älteren  §er§oge  ber  ^ormanbte  Ratten  tfjre  93af  allen  mit  eiferner  gauft  nteber* 
gehalten  unb  §ur  Sreue  genötigt,  aber  jefcr,  wäf)renb  ber  9D?mberjäf)rigFeit 
2öül)eim8  IL,  ergreift  berfelbe  ©djttunbefgetft,  ber  fett  ber  2.  £älfte  M 
9.  3al)rf)unbertö  in  SRcuftrten  unb  Lotharingen  gäf)rte,  im  11.  ben  9il)etn 
überfd)ritt  unb  ©enttarnen  burd)  wühlte,  aud)  bie  J)er^ogItd)en  93af  allen  ber 
^ormanbte.  3fytt  2lbftd)t  tft,  ©aufönige  im  kleinen  §u  werben  unb  §u 
foldjem  3mdt  frönen  fte  bie  33ergfpt^en  mit  ^Burgen.  grüd)te  btefeS  ®e* 
bahrenS  ftnb  gefyben  ohne  3al)l,  bie  bis  gegen  baS  3af)*  1050  Inn  fort* 
tobten.  „2ßähreub  ber  itmbfjett  Schelms,''  fagt l)  £>rberid),  „voütfyeten 
bie  Normannen  gegen  ihre  eigenen  (Stngcwetbe  unb  veranlagten  unfäglta)eö 
^Blutvergießen  unter  (Sblen  unb  Uneblen." 

$)te  Slnbern  vcrfd)Woren  ftet)  mit  bem  Röntge  von  grattlretcr) ,  einen 
neuen  Gerrit  fud)enb,  ber  ihnen  einen  großen  ^ßretö  beS  Herraths  biete. 
Die  Dritten  enblid)  ftrebten  ben  jungen  Sßtlfyelm  vom  $hrone  herabjuftoßett 
unb  ftd)  felbft  an  feiner  (Stelle  nteber§ufe^en :  bte  ^errfchaft  über  bie 
9?ormanbte  war  &f  auf  wag  fte  loSfteuerten.  Diefe  Dritte  fyaben  §uerft 
ü)re  gauft  gegen  2ßtlf)elm  erhoben. 

9Jftt  $ollo,  bem  ©rünber  ber  9?ormanbtc,  ftebelte  ftd)  ein  SSaterS* 
trüber,  genannt  «Ipttlf,  an  ber  (seine  an.  Dtefer  Qult  hinterließ  ein  ©c* 
fd)led)t,  baS  wegen  feiner  S^tlb^eit  ba$  böfe 2)  genannt  würbe.  2tu3  $vlIU 
Glitte  ftammte  ©raf  böiger,  9tabulf$  <5or)u,  £err  von  %Uty,  ber,  ein 
Vorläufer  ber  Kreuzfahrer,  in  .§erjog  9ftd)arb$  II.  Sagen,  ungefähr  jnr 
näntlid)ett  ^citf  ba  bte  2lu3wanberung  nad)  Julien  begann,  mit  einer 
(Schaar  Normannen  nad)  Spanien  §og,  gegen  bte  (Saracenen  von  Katalonien 
wie  ein  SBerfcrfer  focht,  bte  Späten  eines  Löwen  ober  £tger£  verrichtete,  Uli* 
$äl)Iige  erfd)lug,  ©efangene  wie  Schweine  abfd)lad)tete ,  bte  6tücfe  in 
Ueffeln  fott  unb  ben  €d)em  annahm,  als  verehre  er  fte  mit  feinen  (Spieß* 
gefellett,  bie  $lä^e  ©erona  unb  Sarragona  eroberte,  ©tevhania,  bte  £od)ter 
ber  verwtttwetett  ©räftn  Qmneftnbte  von  SBarcellona  ehelichte,  unb  eine  3«t 
lang  bort  l>errfcf)te ,  bis  er  §ule$t  vertrieben  warb  unb  allein  naa)  §aufe 
äurücffehren  mußte. 3) 


*)  £)ucfje$ne  <S.  371  unten  flg.  2)  ©ndjeöne  @.  268,  c.  de  Stirpe  mala  Hulcii. 
3)  Jöouquet  X,  156  u.  223  tteicgl.  mit  obigen  ©teilen  bei  £)uc§eSne. 


JBievteö  93ucf).  ®ap.  15.  £)ie  garten  Sugenbjafjre  2ÖityeImö  IL,  beö  (Eroberers.  253 

23atb  nacf)  fetner  Slnfunft  ftarb  «£>er§og  Volbert  unb  brachen  bte  Un* 
ni^en  ber  $egentfcr;aft  au6.  2ht3  «Jperrfcben  von  (Spanten  r)er  geroö'r)nt, 
benü^te  Dfoger  bie  günfttge  ©elegenfyeit,  pflanze  ba6  Banner  ber  Empörung 
auf,  tnbem  er  erflärte,  ba£  2Ötlf)elm  a(3  ein  33aftarb  ntc^t  roürbtg  fei,  bte 
Normannen  §u  befjerrfdmt,  unb  felbftverftänblid}  ba$  ,£erjogtf)um  für  ficb  in 
5utfprucb  nar)nt.  2öie  merftvürbig!  nadjbem  bte  alten  ^ormannenfyfiuptnnge, 
Seute  rote  9toger3  fluten,  ifyren  £er$og  gezwungen  Ratten,  jeneö  ,§ait£gefei$ 
einzuführen ,  ba6  nur  ittnber  von  ^ebfen  §um  (Srbe  jultef,  brausten  fte 
jefct,  ba  bte  une{)e(ta^e  @eburt  burd)  bte  ttnabläfftgen  SBemüfmngen  beö  (SleruS 
jutn  9J?afel  geworben  unb  am  (Srlöfc^en  tft,  eben  btefen  von  tl)ncn  er* 
jvoungenen  Langel  als  QSorroanb,  um  ben  fäfytgften  ber  <£>erjoge  §u  ftürjen. 
Ü)oa)  erreichte  beö  böfen  £ulf  Urenfet,  Stöger  von  SöSttty,  feinen  3wed 
ntcfyt.  (5r  J>atte  einen  unverföfynltd)en  getnb  an  bem  @tafen  ^umfrteb 
unb  beffen  ©ofyne  Ofoger  von  23eaumont.  Dtefe  betbe  roaffnete  ber  junge 
^erjog  gegen  ben  alten  £ua)6,  unb  in  einer  gefybe  erfcfylug  ber  53aron  von 
SÖeaumont  ben  von  XHtti)  fammt  beffen  beiben  Söhnen,  Velbert  unb 
(Stinant.  £reu  bleute  feitbem  Ofoger  von  SBeaumont  bem  ^erjoge  unb 
2ötlf)etm  r)at  tfyn  §u  ben  fyöcfyften  Stürben  beförbert.  *Roger  tft  bura)  feinen 
6of)n  ^etnrtcf)  nacb  ber  (Eroberung  (SnglanbS  Stammvater  be$  glän§enben 
©rafen^aufeö  von  2öanr>tcf  geworben. *) 

SRoger  von  £oe3m;  war  ge§üd)ttgt,  aber  ein  3*wto  ^x  gleicher  2(rt 
verfugte  5let)nltct)eör  unb  §war  mit  ©lücf.  Der  alte  ßr§bifd)of  Robert  von 
$ouen,  £er$og3  9fid)arb  I.  <Sofm  unb  2M)ehnS  ©rofofyeim,  ftavb  2)  um 
1036.  Den  erlebtgten  (Stufyl  beftteg  fofort  SMger,  ein  (Sproffe  au$  ber 
jwetten  @f)e  $id>arb6  II.  mit  $apia,  bis  bafyn  Wönfy  im  Softer  gefamp. 
©ine  alte  (£I)ronif  fagt: 3)  „ntd)t  feinen  $erbtenfteu,  fonbern  ber  fleifd)(td)en 
Siebe  fetner  2krwanbten  unb  ber  Sftthvtrhmg  von  (Sa^metd)(ern  verbanfte 
9Jtalger  bte  (Srrjebung."  Der  junge  «£>er§og  verfiel  in  <ftur§em  mit  bem  neuen 
(£r§btfa)ofe,  unb  Bälger  fyat  in  ber  golge  öfterem  böfe  SSerlegenbetten 
berettet.  (£6  fcbeint,  bafj  9Mger  bem  unmünbigen  2Mf)e(m  ober  ber  $e* 
gentfajaft  burd)  ben  übermäa)tigeu  (gtnfhijj  ber  (Settenverwanbten  be6  fyer* 
jogltc^en  «gaufeö  aufgenötigt  worben  ift.  3«  9fetc£>er  3ett  erfuhr  SBtlfyelm 
nocf)  flimmere  @ewa(tfyatcn  von  ber  nömlid)en  ©ette  J)er. 

Der  verftorbene  ^bifc^of  Robert  ^atte,  rote  td)  früher  fagte,  in  ber 
@l)e  ober  gai>  mit  ^ebfen  gelebt,  unb  r)ttrterlte^  bret  Söfyue  C^td)arb,  dia^ 
bulf  unb  $3ü()ehn,2)  von  roeldjen  ber  mittlere,  nad)  feinem  2Bof)ttft^  9ta* 
bulf  von  ©äffet;  (Rodulfus  de  Wassego)  genannt,  ftct;,  wenn  nta^t  jur 
üftacbfofge  im  ^er^ogt^um,  fo  bocb  jebenfaltö  §ur  ^egentfc^aft  berechtigt 


')  £>ucf>e$ne  @.  268  unten,  269  oben.  2)  Gallia  christiana  XL  27.  •1)  Ibid. 
@.  28. 


254 


^abj!  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3citoItcr. 


glaubte,  unb  S3fut\>ergte^en  nid)t  fcbeute,  um  feinem  3roerfe  ju  gefangen. 
3)er  Wcnti)  v&n  Sumiegeö  erjagt:1)  „eine*  £ag3  ritt  ©raf  ©ifelbert 
fcon  @u,  ber  SSormünber  2BtU;cImö ,  aus,  unb  roäfyrenb  er,  nicfrtS  93öfe6 
afynenb,  mit  einem  Zubern  fpracfj,  überfielen  tyn  plö|ttd)  rütflmgS  jroet 
9J?örber  unb  töbteten  t^tt,  Urheber  biefer  Zfyat  roar  SHabulf  von  ©affety, 
<5of)it  be3  @r$bifd)of3  Robert.  Jhtr$  barauf  enbete  £urolb,  beö  jungen 
^erjogS  £el)rer,  gleichfalls  unter  9)?örberl)änben.  $ud)  Sebent,  ber  $a\\fc 
tyofmeifter,  roarb,  roäl)renb  er  in  ber  Cammer  bc6  ^erjogö  unb  neben  bem* 
felben  f ablief,  burd)  SBtlfyelm,  beu  @o|n  Hogers  von  sJ)?ontgommen;,  erwürgt." 

3a)  füge  biefer  €d)tlberung  einige  Sä£e  bei,  roeld)e  SBüfyelm 
oberer  felbft  tu  feinem  fogenannten  Seftamente  mitteilt:2)  „oft  gefc^af)  e$, 
'  baß  mid)  bei  9?ad)t  i)ctmltcf)  mein  Dfyetm  Salter  auö  bem  fürftlid)en  6cblaf* 
gemäße  roegtrug  unb  in  ben  Kütten  ber  Firmen  verbarg,  bamtt  ttf  ntdjt 
von  meinen  näa)ften  2lnverroanbten  ermorbet  würbe."  SBeldje  ßuftänbe! 
Dfabulf  von  ©äffet;  roar  el,  ber  bie  grud)t  biefer  SBerbredben  pflüefte.  Ü)er 
■äftöndj  von  Sumiegcö  fagt 3)  lafonifdj :  „auf  ben  9?atr)  ber  $ornefjmen 
voäfylte  2Bül)elm,  an  beö  gemotteten  ©ifelbertS  <&taü,  9M>ulf  von  ©äffet; 
ju  feinem  33ormüuber  unb  ernannte  tfm  §ugleid)  jum  Dberften  ber  9J?tli§." 

2)  er  Sofyn  beS  (Srjbifd)ofe  fyatte  alfo  feine  näcbfte  2lbftd)t  burd)gefe£t. 

9iad)bem  9ful)e  unb  £>rbttung  burd)  folebe  (Singriffe  unheilbar  zerrüttet 
roar,  trat  ber  ^ö'nig  von  granfreta)  ^einrid)  L,  geheimer  SBegünfttger 
Steffen,  roaö  btöfyer  burd)  Rubere  gefd)er)en,  offen  fyervor:  er  forberte  (£d)(eifung 
ber  von  9^id)arb  II.  erbauten4)  @rän§burg  £illier3.  2)iefe  SBurg  roar  von 
«£)er§og  Robert,  2öilt)elm6  $ater,  einem  tapferen  bitter  unb  juverläffigen 

3)  ienftmann  ©ifelbert  mit  bem  3unamcn  ßrtepinuö  anvertraut  roorben. 
SBergeblid)  verweigerte  ©ifelbert  bie  Verausgabe  unb  roarb  $?aunfd)aft,  um 
bem  Könige  im  .ÜRotfyfalle  mit  ©eroalt  m  trogen,  bie  vormunbfd)aftlid)e 
Regierung  $u  Sonett,  bie  offenbar  mit  ^einrid)  I.  unter  ber  3)ede  fptelte, 
pvenel)migtc  baö  Slnfmnen  beS  fran§öfifd)ett  £of6,  vereinigte  fogar  tfyre 
Gruppen  mit  ben  fönigltajen  unb  nötigte  ©ifelbert  baS  6d)Iof  §u  über* 
liefern.  Unter  ben  klugen  ber  Normannen  roarb  baffclbe  in  33ranb  gefteeft, 
nadibem  ber  jtomg  vorder  eibltd)  gelobt  l)atte,  innerhalb  ber  näcbften  vier 
3afre  feine  neue  ^Befefttgung  auf  ber  arten  (Stelle  anzulegen.  Slber  fur§ 
barauf  fiel  §einrid)  I.  in  bie  ©raffdwft  guttätet  ein,  pnbete  bie  tyxfcfr 
Haje  ©tabt  Slrgentan  an  ber  £)rne  an,  roanbte  bann  um  nad)  ber  ©egenb 
von  %iUkr$i  fteUtc  biefe  33urg  fo  fa)netl  a(6  möglid)  roieber  l;er,  verfal; 
fte  reid)lia)  mit  Lebensmitteln  unb  Solbaten  unb  febjtte  bann  nad)  ^ariö 
§urüd. 5) 


8)  Ibid.  269,  b.       4)  <£ieb;e  oben 


Sßiettefl  93nd).  ®a\>.  15.  «Die  Korten  Sugciibja^ve  SÖÜfjelmg  IL,  beö  (Svo&everö.  255 

2Barum  Ratten  bot  folgen  IBeifWefai,  weldje  bie  ©roßen  gaben,  ntebt 
aua)  bie  kleineren  verfud)en  follen,  einen  ge^en  beö  ber  Sernid^tnng  be* 
ftimmten  £er$ogtlntm£  an  ftd)  ju  reißen!  3>er  ÜDfondj  von  3umiege3  fä^rt 
fort:  ,,©raf  von  £ie$meS  war  bamatö  Surften  CTfyorfteiu),  (Sobm  beö 
1)änen  5ln$frteb.  2£tc  biefer  fal) ,  baß  e8  bem  Könige  fo  wobjl  gelungen 
war,  ben  jungen  «Sperjog  ju  berauben,  warb  er  vom  ©elfte  ber  9?  acb  eiferung 
ergriffen,  nafym  fönig  liebe  ©olbaten  in  feinen  <Solb,  warf  baä  Sanner 
ber  (Empörung  auf  unb  befetjte  bie  Surg  galaife.  2US  <Sotdieö  ber  junge 
^erjog  erfuhr,  rief  er  alle  Safallen  ber  ^ormanbte  in  2)tenft.  5lucf;  Diabulf 
von  ©äffet),  ber  £)berfte  ber  9JtiIij,  unterftüfcte  ben  $et$og  treulieb,  fte 
rüeften  vor  galaife  unb  begannen  bie  Selagerung.  (Sinfefyenb,  baß  er  ftd) 
gegen  eine  folcfjc  Üftacfyt  tnct)t  galten  fönne,  übergab  Surften  bie  Surg  unb 
warb  jur  (Strafe  au$  ber  9?ormanbie  verbannt/' ') 

Unter  foleben  unb  äbnltcben  «Scenen  verliefen  bie  3af)re  ber  ilinbfyett 
2Bill)elm3,  unb  bie  Seit  fetner  9Jiünbtgfett  nafyte.  2lber  votier  bracb  nod) 
ein  febwereS  Ungewttter  über  ü)n  ^ereilt.  3*  fyabe  früher2)  berietet,  baß 
§erjog  SRtdjarb  IL  feine  Softer  $belr)eib  mit  Ofainalb,  bem  (Sofyne  bH 
Surgunbergrafen  Otto  SBtlfyelm,  vermählte.  2lu3  biefer  (E'fye  flammte  2£ibo, 
zweiter  (£of)n  ber  2lbelf)etb,  ber  am  §ofe  von  Stottert  mit  bem  jungen 
Söilfjelm  erjogeu  würbe  unb  von  trjm  bte  ©raffefyaft  SBnonnc  fammt  ber 
Surg  Sernon  erlieft.  ©dt)  legten  £)anf  sollte  ber  Surgunber  bem  SR or* 
mannen  für  biefe  2Bol;ltr)aten.  2Btbo  zettelte  eine  Serfebwörung  an,  vor* 
fdjrie  SGßi'lt)clm  alö  einen  bcS  £f)rone£  unwürbigen  Saftarb  nnb  behauptete, 
t>aß  ba£  (Erbe  il;m  gehöre,  obgleicf)  fett  ©rünbung  ber  SRormanbie  bie  9iaa> 
folge  ftetS  bem  SCftanneftanime  au6fcblteßlt&  zugefallen  war. 

Siele  Sorncfyme,  worunter  SRtgelluö,  ©raf  von  (SotttaneeS,  Dtanulf, 
Stjtfntm  von  Sateur,  ^airno  mit  bem  3&l)n,  unb  Slnbere,  überbieß,  wie 
e*  fd)eint,  ein  guter  £$di  beS  SBolfS,  traten  auf  (Seite  21>ibo'£.3)  W\t 
bem  3™gniffe  ^  5lrebibiafonö  von  Sijteur,  ber  £)btge£  berichtet,  ftimmeu 
bie  eigenen  SluSfagen 4)  beS  £er$ogö  3Q8tlr)elm  in  feinem  fogenannten  %t* 
ftament  überein:  „2Btbo,  ©ofm  be6  Surgunberl.)er§og$  9tatnalb  unb  meiner 
SJcufyme  2lbelf)etb,  f)at  mir  ©uteS  mit  Sofern- vergolten.  Denn  wäbrenb 
ieb  itßj  ben  grembltng,  ber  aus  Surgunb  311  uns  fam,  freunblicb  aufnahm, 
wie  einen  Srttber  |telt  unb  if)m  Sernon  unb  Srtonne  fammt  einem  l)üb|cben 
%kß\U  ber  9?ormanbte  übertrug,  fyat  er  mit  2[ßort  unb  £f)at  mir  entgegen* 
gearbeitet,  mtd)  als  einen  Saftarb  verläumbet  unb  ber  £errjd>aft  unwürbtg 
erflärt.  ©r  empörte  fta)  gegen  mid\  verfübrte  meine  Safallen  ^Kauulf  von 
Saieur,  9cigellu£  von  ©outanceö,  ^aimo  mit  bem  3ar)u  unb  viele  Rubere, 


l)  Ibid.  (S.  270,  a.  b.  2)  Oben  @.  238.  3)  2)u(^eöne  ©.  179,  c.  flg. 
4)  Ibid.  <S.  657,  a. 


256 


^abft  @regoviu$  VII.  unb  fein  Seitalter. 


Unetngcbenf  beö  geletftcten  (Stbeö  ber  Sreue,  wollte  er  mir  bte  ganje  $or* 
manbte  wegnehmen.  Dbgleia)  UmaU  mir  faum  ber  erfte  Sart  um  bte 
Sangen  fproßte,  mußte  td)  gegen  tf)n  fämpfen." 

©ein  über  ^{c^tfern  ftanb  für  ben  jungen  Normannen  auf  bem  6:ptele. 
2Bte  groß  bte  ©efafyr  war,  erteilt  am  beften  barauS,  baß  2Bilf)elm  bte 
£ülfe  fetneö  £ef)enl)errn,  beö  Königs  ^einrieb  I.  son  granfreieb,  anrief, 
obgleid)  berfelbe  ifjm  fd)on  fo  tttele  groben  abgeneigter  ©eftnnung  gegeben 
l)atte.  £eümd)  L  entfprad)  bem  SKhmfcfoe  beö  Normannen,  er  erfaßten  mit 
anfefjultdjer  fDlafy,  of;ne  3tt>etfel  weil  er  erwog,  baß  e£  für  bte  $rone 
granfretd)  nod)  ütel  gefäfyrlidjer  fem  würbe,  wenn  bie  ^ormanbte  9£>tbo 
anfalle,  a(ö  wenn  fte  im  23eft£e  be6  £aufe3  »on  $ouen  verbleibe.  3)enn 
f)ätte  (Srfterer  geftegt,  fo  brof)te  ©efafyr,  baß  über  $ur$  ober  Sang  bte 
9iormanbte  unb  Surgunb  in  eine  unb  btefelbe  £anb  gerade  unb  baß  ba* 
bura)  eine  9Jcad)t  begrünbet  werbe,  weld?e  ben  £f)ron  üon  granfretdj  er* 
brüefen  mußte.  §erjog  2ßtlf)elm  »ereintgte  feine  Sutten  mit  ben  föuig* 
ltd)en,  welaje  ^einrieb  felbft  herbeiführte.  Unweit  (Saen,  im  fogenannten 
$l)al  ber  2)üuen  (Valdunae)  tarn  eS  §u  einer  mörberifdjen  ©d)lad)t,  in 
welcber  3Öt(t)e(m  unb  ^einrta)  I.  ben  ©teg  errangen.1)  3Son  ben  30,000 
Sftann,  bte  auf  (Seiten  2ßtbo'S  foebten,  foll  ein  großer  £f)eil  geblieben  fein. 2) 
9?acb  oer  6a)lad)t  fefyrte  £etnrid)  I.  tn  bte  ^eimatl)  §urücf,  2Btlf)elm 
bagegen  verfolgte  ben  flüd)ttgen  Stbo,  ber  l)tnter  ben  dauern  Srtonne'ö 
3uflud)t  gefud)t  Ijatk,  nafym  btefeu  Dxt  nad)  längerer  ^Belagerung,  ebenfo 
bte  übrigen  feften  *piä$e  beö  SurgunberS,  ifßt  felbft  §wang  er,  bte  -ftor* 
manbte  ju  fcerlaffen.  2ßtbo  ging  nad)  Surgunb  surücf,  roarb  bort  balb 
mit  feinem  älteren  trüber  SHMlfyefat,  bem  regterenben  £errn  ber  gretgraf* 
fdjaft,  tu  $änbel  fcerwtdelt,  bte  $el)n  3af)re  bauerten,  bann  »erfet;Wmbet 
er  aus  ber  ©efdn'cfyte. 

£>er  "Steg  tton  SSalbuneS  trug  große  grüd)te.  „3ener  Sag,"  fagt3) 
ber  5lrd)tbtalon  wh  Stfteur  unb  ßapellan  233ilt)elmö,  „fyat  ben  9?acfen  ber 
SStberfpenfttgen  gebeugt,  bem  £anbe  grteben  auf  lange  ^tit  geftet/ert.  2llle 
Normannen,  weldje  £l)etl  an  ber  Empörung  genommen  bjatten,  mußten 
ftd)  unterwerfen,  ©etßeln  ftellen,  unb  bte  wäfyrenb  ber  9Jttnberjäf)rtgfett 
M  §er§ogö  erbauten  Surgen  l;erau3geben,  roclcbe  [ämmtlta)  §erftört  würben. 
Ungefytnbert  fonnte  ber  Kaufmann  wteber  ba$  Sanb  burcfyretfen,  ber  Sauer 
tmß  gelb  beftellen,  bte  Slernbte  etnljetmfen,  nta)t  mel)r  brauste  er  ftc§  t^or 
bem  rot)en  ©ölbuer  §u  Derbergen.  Slua)  bte  ^erren  @r§bifd)öfe  ^on  ^Kouen 
entfagten  t^rem  Xro£  unb  wagten  ntd;t  mel;r,  bem  «§er$oge  entgegen  ju  ar^ 
betten."    Wlit  lederen  Sorten  beutet  ber  (5l)rontft  an,  baß  9)? alger  »on 


l)  Ibid.  179  f(g.  275  flg.  657.  2)  33oitqitet  X.  159.  161.  3)  51.  a.  D.  bei 
JDuc^eöne  @.  180r  a.  b.  c.  passim. 


33terte$  93ucr).  @<ty.  15.  £te  fjarten  Sugenbjafjre  ffittljelmö  IL,  beö  (Eroberers.  257 


Sftouen  bte  Gmtvörung  r)etmltcf;  unterftüfct  Jjatte,  von  (§r$btfcf;öfen  aber  fort  et  t 
er  barum  (tri  ber  9?(ef)r§al)l)  roeil  Bälger  unb  fem  23ruber  ©raf  S33tlr)etm 
jufammen  fotelten.    .gnevon  unten. 

Gnnfttmmig  ^erfe^en  bie  S^gen1)  ba$  treffen  von  2Balbune3  tnö 
3ar)r  1047.  Angenommen,  baf  2Bilf)elm  1030  geboren  roarb,  §ät)(te  er 
bamalS  17  3a^re.  £atte  er  Dagegen,  rote  eine  anbere  9?acr;rtcbt2)  behauptet, 
beim  $obe  feines  93ater6  bereite  baS  ad)te  SebenSjafjr  angetreten,  fo  roar 
er  $ur  3e^  ber  genannten  (5d)lad)t  gegen  20  3af)re  alt.  3m  einen  rote 
im  anbern  galle  barf  man  §uverftd}tltd)  annehmen,  baß  feine  9Jtünbtgerflä* 
rung  bem  treffen,  unb  or)ne  3  weif  et  aud)  ber  Empörung  2Öibo'£,  voran* 
ging,  9?idjt  nur  führte  28tll)elm,  laut  ben  SluSfagen  ber  (Sfyrontften,  bei 
93albuneS  felbft  ba3  normannifdje  ^>eer,  roäljrenb,  roenn  er  nod)  unter  95or* 
munbfd)aft  geftanben  roare,  von  $abulf,  bem  ©or)ne  9fobert3,  ober  einem 
anbern  $ormünber  9Jielbung  gefdjefyen  roürbe,  fonbern  ber  2lrcrjtbtaton  von 
Sifteur,  SBil^elm^  3^9^noffe  unb  vertrauter  Liener,  berietet3)  auSbrütfltcf;: 
ber  Junge  £erjog  fei  fdjon  mit  bem  ©djroert  umgürtet  geroefen,  als  bte 
(Smvörung  2Ötbo'ö  auSbrad). 

Ser  l)at  nun  bie  (E>d}roertleite  vorgenommen?  9?ad)  bem  befter)enben 
9^cct)te  fonnte  bief  nur  Sill)elm£  Sefyenljerr,  alfo  ßöntg  ^etnrta)  I.  tfmn. 
3n  ber  tfyat  fagen*)  groet  (Sfyrontften  au$,  ,£>etnrtd>  I.  fyabe  2Bi[r)e(m  mit 
ben  Saffen  befletber.  Ü)tefer  2lft  roar  von  großem  933ertt)  für  ben  jungen 
gürften.  Sßenn  e£  tfym  gelang,  in  golge  beffelben  ungefytnbert  baS  §eft 
ber  ©eroalt  ju  ergreifen,  fo  erhielten  feine  geheimen  ober  offenen  ©egner 
einen  fcbroeren  @tanb.  3d)  benfe  bafyer,  (entere  roerben  unmittelbar  vor 
ber  6tt)roertlette,  unb  erje  29BttJ)etm  fta)  ber  Regierung  vollftänbtg  bemäa> 
ttgen  fonnte,  toSgefctylagen  Ijaben.  Söirfltcr;  [teilen  ber  5lrd)tbtafon  von  £i* 
fteur  unb  2BiIr)eIm  von  SDMmeSburr;  bte  6aa)e  im  angegebenen  Stammen* 
fyange  bar.  3)te  Umgürtung  Stlfyelmö  fällt  alfo  allem  5lnfd)etne  nad)  in 
ben  hinter  von  1046  auf  1047  ober  in  ben  grül)ltng  be3  le^tgcnannten 
3<rf)re$,  bte  ©mvörung  Sßtbo'S  aber  fammt  tfyren  grüßten  in  ben  nadtft* 
folgenben  @ommer. 

23et  ber  (Stferfucbt,  roetcfje  ba6  föntglia^e  §au$  von  granfreta)  ftet6 
gegen  bte  9?ormannenrjer$oge  an  ben  Sag  legte,  ift  eS  unglaublich,  baf 
£etnrtd)  I.  bie  £ülfe,  roelcfye  er  bem  ©ofyne  9tobert6  gegen  2Btbo  letftete, 
oljne  einen  ©egenbienft  geroäf)rt  f)at.  5ßor  einigen  3af)ren  fjatte  ^erjog 
Robert,  als  er  bem  Könige  ^einrid)  I.  gegen  feinen  Söruber  beiftanb,  bte 
Abtretung  bee  ©au'S  3Serin  erpreßt.    (Spricht  ntdjt  f)of)e  Sal)rfd)einltcr;feit 


4)  S)uc^eöne  276,  a.,  ^etnric^  öon  Huntington  bei  «Saötle  <S.  365  unten,  ferner 

Souquet  XI,  159  u.  161.  2)  £ucr)egue  @.  656,  c.  3)  Ibid.  @.  179,  b.  Ä)  53ou^ 
quet  XI,  177,  d.  unb  351  a. 

©frörer,  ^a6fl  ©regotiu«  vn.  58t.  Hl,  17 


258 


tyahft  ©regonuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


für  bte  $ermutl)ung,  b«|  ber  ^öntg  je£t  bie  ©elegenfyeit  kniete,  um  ba$ 
2krtn  wieber  an  fein  £au3  p  bringen.  3n  ber  %fyit  melbet1)  £)rbericr), 
ein  glaubwürbtger  93ertdj)terftatter,  jlöntg  £etnrta)  I.  fyabe  wäfyrenb  ber 
grüben  £ülfloftgfeit  2ßilf)elm$  baS  93erin  an  fta)  gebogen.  Drberict)  fäfyrt 
fort:  ,,«£>erao<5  2öt(r)e(m  fonnte  wegen  fetner  Sugenb  bteß  nidjt  f)tnbern,  aua) 
fpäter  fcfywteg  er  baju,  Weil  bte  Eroberung  un  ßnglanb  t(m  auSfd)ttej3lid) 
befestigte,  aber  in  ben  legten  Sauren  feinet  Sebent  forberte  er  ben  @au 
unter  heftigen  £)ror}ungen  §urüaV' 

£)tefe  £>arftellung  ift  ntdjt  ganj  richtig,  ^ta^t  mit  ©ewalt  fann  ber 
Lintig  bem  ^erjoge  ba3  33ertn  entrtffen  fyaben,  benn  wäre  bfef  gefd)ef)en, 
fo  würbe  irgenb  einer  ber  (£f>romften ,  weld^e  bte  ®efcbid)te  ber  früheren 
Saaten  2Btlf)elm3  fcfyrteben,  etwas  batton  melben;  fonbern  bura)  Vertrag 
muß  ber  Normanne  jur  Zücferftattung  befttmmt  worben  fein,  weßfyalb  benn 
auet)  2Ötll)elm,  obgletd)  er,  wie  unten  gezeigt  werben  foll,  um  1056  einen 
für  ifm  fel;r  ttortr)etlf)aften  grteben  mit  ber  trotte  granfreid)  fd)loj3,  ntcfjt 
auf  bie  grage  beö  3Serin  jurüdfam.  Dä  nun  ^eturtet)  I.  mit  bem  9ior* 
mannen^erjog  t>on  1035  bte  1046  in  geheimer,  t>ou  1048  bis  1060,  wo 
er  ftarb,  in  offener  getnbfdjaft  lebte,  unb  nur  1047  tu  ber  Sage  war,  ir)m 
53ebtngungen  fcor§ufct)retben,  fo  folgt  mit  f)öd)fter  ^afyrfcfyetnltcfyfeit,  baß 
ber  ©au  Sterin  1047  an  bie  trotte  granfreid),  alö  $ret£  ber  gewährten 
«£)ülfe,  prücf gegeben  worben  ift. 

Ü)er  2Benbepunft  in  S&tlfyelmS  Seben  war  eingetreten.  2)te  fyarte, 
unter  fteten  ©efafyren  unb  Entbehrungen  l)ingebraa)te,  Sugenb  ffiitU  bie 
(Stgenf  duften  in  äjm  entwidelt,  welche  tfym  feitbem  bte  £ocr;ad)tung  be3 
(SarbmalS  £tlbebranb  erwarben,  fyatte  feinen  (Efyaraf ter  geftäfylt ,  feinen  2kr* 
ftanb  gefebarft,  ,£>elbenmutf)  unb  baS  ©efüfyl  einer  großen  Sefttmmung  ttt 
tr)tn  geweeft,  fyatte  it)n  gelehrt,  auf  ftet;  felbft  §u  bauen,  ^act;  ftnfterer 
9?ad)t  bracben  Sage  be$  SrtumpljS  an. 

3unäa)ft  leiftete  er  bem  Röntge  einen  ©egenbtenft  unb  jwar  mit  folgern 
9?act)brucfe,  baß  baburet;  ,£>etnrtcf;g  I.  (£tferfucf)t  entjünbet  unb  in  golge 
battön  ein  Äampf  tteranlaßt  warb,  ber  mit  wenigen  Unterbrechungen  bis 
ju  be$  Königs  £obe  fortbauerte.  ©raf  ©ottfrteb  ttonStnjou,  mit  bem  23et* 
namen  Sötetel,  fjtelt  bamalS  burd)  feine  Zaubereien  unb  feinen  wilben  @f)r* 
getj  baö  weftlidje  unb  fübltdje  granfretd?  in  5ltf)em,  aud)  ben  ilöntg  ,!petn* 
rtdt)  I.  beletbtgte  er.  3)eߣ)alb  jog  Rehmer;  I.  fein  JtrtegSttolf  jufammen 
unb  bot  sugletcr;  bie  Normannen  auf.  SBtlfyetm  erfebien  mit  feiner  ganzen 
9flad)t,  »ereint  belagerten  beibe  ein  fefteö  Schloß  beö  ©rafen,  baö  auc^ 
genommen  warb.  3)aö  Reifte  foll  bei  btefer  glüeflid)  beenbigten  gelobe  2Btl* 
^elm  get^an  l)aben.    „9)?ogen  eö  bte  granjofen  gerne  l)ören  ober  nierjt," 


1)  JDu^eönc  <S.  655,  c. 


$terteg  Q3ud).  dap.  15.  $)te  garten  3ugenbjaf)re  2ßÜf?ehnS  II ,  beö  (Srobererö.  259 


fagt1)  ber  2lrcf;tbiafon  von  Stfteur,  „waf)r  tft  e6  bennocb,  baß  bte  9)?ann* 
fcf)aft,  welche  bamalö  bte  9?ormanbte  [teilte,  an  3af)l  bte  6trettFräfte  über* 
traf,  welcbe  ber  .ftönig  famtnt  allen  feinen  übrigen  ©rafen  tnö  gelb  führte/' 
2)er  (5r)ront[t  fügt  bei,  bie  Sapferfeit,  treibe  ber  junge  ^ormannen^erjog 
bei  jener  ©elegenfyeit  gu  entwicfeln  begann,  unb  bie  fügten  ,£>anbftretcf)e, 
bie  er  oft  an  ber  <Spifce  weniger  Leiter  ausführte,  Ratten  tt)n  ju  einem  £teb* 
ling  be3  93olf$  gemalt,  allgemeine  23ewunberung  erregt  unb  bewirft,  baß 
bie  Röntge  Spanien^,  bte  £er$oge  ber  ©aScogue,  bte  ©rafen  ber  Sluvergne 
unb  anbere  entfernte  gürften  tf)tt  bura)  ©efetjenfe,  prächtige  Stoffe  unb  ber* 
gleichen,  ehrten. 

©ottfrteb  9Jiartel  von  Slnjou  nafym  fpäter  *Racbe  an  2ßtlf)elm,  er  fiel 
in  bie  9?ormanbte  ein  unb  überrumpelte  bie  @rcut$fe[tung  Sllen^on,  mit 
beren  (Sinwor)nern  er  vorder  93erbtnbungen  angefnüpft  fyatte.  Stuf  bie 
$unbe  t)tevon,  fammelte  2Btlf)elm  feine  Normannen,  rücfte  aber  §unäa^ft 
nidt)t  auf  Sllen^on,  fonbem  auf  Domfront,  einen  feljr  feften  $la£,  welker 
bem  ©rafen  von  $lnjou  gehörte,  unb  begann  bte  Belagerung.  9hm  eilte 
©ottfrteb  Partei  mit  ben  Strettft  elften ,  bte  er  in  ber  (Schnelle  aufbieten 
fonnte,  gerbet,  um  ben  Normannen  ein  treffen  §u  liefern,  al$  er  jeboer) 
gewahrte,  baß  fte  il)m  an  ^aljl  überlegen  feien,  jog  er  ftcr)  §urücf.  ©einer* 
feitS  verfolgte  2Btlr)elm  nia}t,  wie  ©ottfrteb  erwartet  r)atte,  ben  roetc^enben 
geittb,  fonbem  ftfjwenftc  rea)t6  ab  unb  [türmte  auf  Sllen^on  loS,  beffen 
23efa£ung  bürde)  ben  Abgang  etneö  Sfyeilö  ber  Gruppen,  welche  ©ottfrteb 
neulich  an  fta)  30g,  gefa)wäa)t  worben  §u  fein  fa)eint. 

33et  2ötll)elm3  Slnfunft  langten  (Stnwolmer  ber  6tabt  $I)terfelle  von 
ber  ©tabtmauer  l)erab,  bie  fte  mit  ©teefen  auSflopften:  eine  bo^afte 
fpielung  auf  bie  Sage,  baß  ber  $ater  von  2Btlr)elmö  Butter,  £arlot,  in 
früherer  tyit  ba3  $ürfa)nerl)anbwerf  getrieben  f)abe.  Der  2Bt§  befam  tfjnen 
fa)lea)t.  Denn  roie  im  gluge  warb  Stielten  erftürmt,  unb  mr  Strafe  lief 
Sßilfyelm  ben  Spöttern  £änbe  unb  güße  abbauen.  9Jfan  ftefyt  t)terau6, 
baß  ber  Normanne  fia)  ntebt  gerne  an  feine  uneheliche  ©eburt  erinnern 
ließ.  9ka)  Eroberung  2llett£on3,  fefjrte  2Bilf)elm  fcfmell  vor  Domfront 
jurücf,  unb  brachte  aua)  biefe  Stabt  in  feine  ©ewalt,  ba  bie  ßinwofmer, 
bureb  ben  galt  Stlem-onS  erfa)recft,  fta)  ergaben.2)  Domfront,  etgentlta) 
ein  Drt  ber  £anbfa)aft  9J?ame,  aber  feit  einigen  in  ber  ©ewalt 

©ottfrteb  kartete  von  Slnjott,  ber  fta)  gewaltfam  bte  93ormunbfcf>aft  über 
ben  mtnberjäfjrtgen  ©rafen  ^>ugo  II.  von  9)?an6  angemaßt  fyatte,3)  blieb 
von  9hm  an  unter  normanntfa)em  (Seester.  3m  Uebrtgen  f)ängt  bie  (Sr* 
Werbung  ber  <Stabt  Domfront  mit  ben  @a)tcffalen  be$  23tfa)of$  ©ervaftuS 


«)  $>ud^ne  @.  180  2ttttte  flg. 
85  SMtte. 


2)  Ibid.  182  flg.  u.  276.        3)  S3ouquct  XI, 
17* 


260 


^afcfl  ©regoriug  VII.  unb  fem  Seitöltet. 


fcon  Wlan$,  nachmaligen  Metropoliten  von  $ltyim§,  jufammen,  auf  bie  \$ 
unten  juriieffornmen  roerbe. 

2)er  roachfenbe  «Ruhm  be3  ^ormannenherjogS  unb  bie  Vergrößerung 
feiner  Wiafyt  erfüllte  ben  jtönig  x>on  granfretcr)  mit  iRefo.  9Bat)rfcr) einlief 
ift,  baß  eine  Slufforberung  an  Stlhelm  erging,  2)omfront  bem  ©rafen  »on 
Slnjou  surüdjugeben,  mit  welchem  Heinrich  L  feitbem  im  S3unbe  gegen  ben 
Normannen  erlernt.  Allein  wenn  bieß  auet)  gefchaf),  ftef)t  feft,  baß  bie 
9ttal)nung  ungef)ört  »erhallte,  benn  ber  «§er§og  behielt  5)omfront.  fyto 
riet)  L  fann  auf  «Rache,  trat  aber  unmittelbar  nicht  in  eigener  Herfen  r)er* 
»or,  fonbem  fcr)ob  5lnbere  »oran.  Ungefähr  feit  1050  feimte  in  ber  Won 
manbie  eine  9te$e  fleiner  Empörungen,  bie  offenbar  ttom  «ßarifer  £ofe  auS 
angebettelt  worben  ftnb.  £)en  Anfang  matten  §roei  ber  nächften  SBerroanbten 
be3  £er§og6.  3a)  l)abe  oben  berichtet,  baß  bte  Vormünber  Stlf)elm6  nad) 
bem  £obe  beS  drjbtfchofS  Robert  ben  <5tur)l  von  9fouen  an  Malger,  ben 
©ofytt  be$  ^erjogö  9ficl)arb  II.  au6  ber  @l)e  mit  $apia,  hergaben,  ©letch 
gut  rourbe  Malgerö  leiblicher  S3ruber  Stlhelm  bebaebt  —  beibe  roaren 
enge  miteinanber  »erbunben  unb  ^aben  bie  fielen  böfen  ©treibe,  voelct)e 
fte  gegen  ben  jungen  «£>erjög  führten,  gemeinfam  erbaut,  gemeinfam  volU 
$ogen.  Silhelm,  Malges  23ruber,  erhielt  nämlich  ohne  irgenb  eine  läfttge 
$erbtnbltchf eit  4)  bie  ©raffdt)aft  Sellau.  $aum  eingefe^t,  begann  berfelbe  auf 
hor)em  SBerge  eine  33urg  ju  erbauen. 

Sie  bieß  gemeint  roar,  §etgte  ber  Erfolg.  3)ie  $roet  trüber  hatten 
bei  allen  33erfd)roörungen,  bie  roär)renb  ber  Minberjäfjrigfett  ausbrachen, 
unter  ber  CDecfe  mttgefptelt,  »ermuthlich  roetl  ber  ©raf  bie  5lbfta)t  Ijegte, 
nach  bem  ©turje  beS  Neffen  ba£  §er§ogtl;um  an  ftd)  ju  reißen.  Sluf 
bte  ftete  getnbfd)aft  ber  trüber  htnroeifenb,  brauet  ber  2lrd)ibtafon  »on 
Stfteur  bte  oben  angeführten  Sorte:  burdt)  bie  ©erdacht  »on  2klbune6  fei 
bte  SßoSrjeit  ber  (£r§btfcf)öfe  t>on  «Rouen  gebämpft  roorben.  Sind)  nachher 
fegte  @raf  Stlrjelm,  obroobjl  »erbeefter,  feine  Umtriebe  fort.  Der  5lra> 
btafon  berichtet, 2)  baß  Stlr)elm  »on  Sellau,  al6  ber  junge  £er§og  2)om* 
front  belagerte,  plöfcltch  or)ne  Urlaub  baS  $eer  »erließ.  (Sintge  3ett  nad) 
Eroberung  ber  ebengenannten  @tabt  befanb  ftet)  ber  £er$og  auf  ber  nor* 
mannifchen  Seftgrän^e,  in  ber  ®egenb  »on  (SoutanceS,  unb  traf  bort  ge* 
roiffe  Slnorbnungen.  3)a  erhielt  er  bte  $unbe,  baß  ®raf  Stll)elm  ftch 
auf  ber  Dftgränje  empört,  »tele  Normannen  »erführt,  mit  bem  franjöftfcfjen 
Röntge  ^etnrtcr)  I.,  forote  mit  bem  ©rafen  Slngelram  II.  t>on  $ontf)ieu 
einen  heimlichen  Söunb  abgefcbloffen  r)abe,  unb  baß  eine  ber  gefährlichen 
«Bewegungen  im  3u9e  fä-    »äRalgei;  unb  fein  Söruber  Silhelm,"  fagt3) 


*)  Sorte  9Btl^elm3  bcö  (BxoUxtxä,  2)u^eöne  @.  657  50lttte :  Wilhelmo  Archas  et 
comitatum  Tallogii  gratis  dederam.       2)  Ibid.  @.  184,  c.       3)  Ibid.  6.  657. 


Stertes  93ucf).  (5aV-  15.  SDie  tjaxkn  Sugenbjatyre  QBttfjehng  II.,  bcö  (gro&ererS.  261 

ber  Eroberer  in  bem  fogenannten  Seftament,  „fabelt  bcn  itöntg  feto* 
rid?  I.  von  granfreid)  unb  bcn  ©rafen  von  *pontr)teu  wiber  mtcr)  tnS  Sanb 
gerufen." 

@o  fcr)nell  er  eS  vermod)te,  bot  ber  £er§og  alle  verfügbaren  Sutten 
auf  unb  50g  tn  (Silmärfcben  gegen  bie  €>tabt  SlrqueS,  ben  TOttefyunft  ber 
50?acf)t  fetneS  ©egnerS.  (£r  traf  jur  rechten  Seit  ein,  um  bte  von  bem 
©rafen  erbaute  Burg,  tn  wtld;e  berfelbe  ftcr)  geworfen  r)atte,  $u  umjtngeln. 
(Sben  rücften  Singelram  von  $ontf)teu  unb  ber  $önig  mit  einem  3uge 
Lebensmittel  unb  mit  Berftärfungen  fyeran,  bte  für  bte  Burg  befttmmt  waren. 
(§tu  $r)etl  beS  $eereS,  baS  bie  Belagerung  begonnen  ^atte ,  50g  bem  getnbe 
entgegen,  locfte  Singelram  tn  einen  £mterf)alt  unb  machte  tr)n  felbft,  fammt 
ben  metften  fetner  Leute  nieber.  Der  $öntg  brang  bis  tu  bte  9Mr)e  ber 
Burg  vor,  fefyrte  aber  balb,  als  er  gewahrte,  baf  bte  r)er§oglicr)e  Wla&jt 
ber  fetnigen  überlegen  fei,  unverrtcfyteter  Dinge  nacr)  ^euftrten  jurücf,  ben 
©rafen  von  Meltau  feinem  ©cfncffale  überlaffenb.  Den  (Singefdjloffenen  oben 
fehlte  eS  an  Lebensmitteln,  ^albtobt  vor  junger,  mu^te  ftet)  ber  ©raf 
balb  barauf  ergeben.  Der  ^erjog  befirafte  ben  @d)ulbtgen  mit  lebenS* 
länglicher  Verbannung,  ©raf  3Bt(r)elm  von  SlrqueS  flor)  mit-  feiner  ©e* 
maf)(tn,  einer  Softer  beS  §aufcS  $ontf)teu,  an  ben  Heilten  §of  beS  ©rafen 
(Suftad)tuS  von  Boulognc,  beffen  ©nabenbrob  er  bis  ju  feinem  £obe  aß.1) 
Heber  bie  9tacbe,  bie  ber  ^erjog  an  2ötll)elmS  Bruber,  bem  ntd)t  mtnber 
fd)ulfcigen  (Srsbifdjof  Bälger  von  $ouen,  nar)m,  behalte  icf)  mir  vor  unten 
ju  berichten. 

Der  £ob  beS  ©rafen  Singelram  von  *ßontl)teu  unb  wof)l  aud)  bie 
(Sinnafjme  ber  Burg  bei  SlrqueS  fällt2)  in  baS  3af)r  1053.  Ungefähr  um 
biefelbe  3«tt  waren  §wet  anbere  Slufftänbe  im  3uge,  von  benen  ber  eine 
im  jtetme  erftieft  würbe,  ber  anbere  ofyne  (Srfcfyütterung  vorüberging.  Der 
SRönct)  von  SumiegeS  erjär)lt:3)  „bie  ©raffdjaft  9flortain  (weftttet)  von 
Domfront)  befaß  bamalS  2Btlf)etm ,  genannt  2Öerlenf,  6proffe  einer  unefye* 
liefen  Berbinbung  ^ic^arbS  I.  3u  btefem  fam  eines  SageS  ein  (Ebel* 
fnabe,  ber  in  feinen  Dtenften  ftanb,  unb  fpract):  §err  td)  wetjj  mir  vor 
Slrmutr)  nicr)t  §u  Reifen,  f)ter  im  Lanbe  fann  tet;  genügenbes'  Brob  nietet 
verbtenen,  td)  will  bafyer  naa)  pulten  gefyen  unb  bort  mein  ©lud  ver* 
fua)en.  Der  ©raf  erwteberte:  wenn  Du  gefreut  bift,  bletbft  bu  alliier, 
benn  elje  bret  Monate  um  fmb,  gibt  eS  für  Leute  wie  Du  unb  Deines* 
gleiten  ©elegenrjett  genug,  ftet)  §u  befaden,  Du  braucht  bann  nur 
greifen.   Der  knappe  folgte  bem  $atr)e  feines  £errn  unb  blieb.  Balb 


l)  Ibid.  <S.  184  flg.  657,  toomit  nodj  &u  vergleichen  bte  5{uSfagc  beS  (S^rontjJcn 
»on  3ttmt&9e«  (ibid.  270),  ber  ieboc§  bte  Seit  falf^  bejtimmt.  2)  «ouquet  XI,  133 
«.  222.      3)  2)u^e3ne  ©.  276  unten  flg. 


262 


$abfi  ©regoriug  VH.  unb  fein  Zeitalter. 


barauf  gelangte  er  auf  SSerroenbung  beS  ©rafen  von  Sforand&eS,  feinet 
SSerroanbten,  üt  ben  CDtcnft  beS  £erjog$,  unb  knetete  etnftenS  bem  £e£teren 
bte  Steuerung  SöerlenfS.  SllSbalb  Heß  ber  £er$og  Wkxknt  rufen,  unb 
fragte  if/tt,  ob  unb  warum  er  jene  3)iuge  ausgebrochen  fyabe?  SBerlenf 
fonnte  bte  Sßorte  ntcfyt  abläugnen,  ebenfo  wenig  aber  über  tfyren  Sinn  be* 
fnebigenbe  (Srflärung  geben.  3omtg  (mb  be^alb  ber  «£>er§og  an:  Ü)u  btft 
ein  93errätl)er  unb  gtngfr  mit  bem  platte  um,  mtd)  meinet  (Srbe  §u  be* 
rauben  unb  bte  Stformanbte  um§uroül)len.  2)a$  Sanb  foll  in  grteben  bleiben, 
unb  bamtt  bieß  mögltdr)  fei,  mußt  Ü)u  fort;  v»erlaf|e  fogleicf;  bte  9?ormanbtc 
unb  unterftefje  bia)  metjt,  jemals  roteber§ufef)ren.  9?ur  w*  einem  $nap:pen 
begleitet,  30g  Söerfenf  rote  ein  Bettler  nad)  spulten,  ber  £erjog  aber  be* 
lehnte  mit  ber  erlebigten  ©raffd)aft  sU?ortain  feinen  £albbruber  Robert  aus 
ber  jroetten  (Sr)e  ber  ^arlot." 

£)er  TOnd)  fär)rt  fort:1)  „Silr/elm,  ber  unefjeltcr/e  ©ofm  9ticr)arbS  L, 
bem  fein  £>albbruber  $er§og  $td)arb  II.  bte  ©raffcfyaft  (Sit  übertragen  rjatte,2) 
hinterließ  einen  gleichnamigen  (Srben,  ber  ben  ^Beinamen  SBufac  führte, 
tiefer  23ufac  fann  auf  (Empörung  gegen  <£>erjog  2ötlf)elm,  Roberts  @or)n, 
in  ber  5lbftd)t,  ftd)  felbft  ber  £errfd;aft  p  bemächtigen.  2)er  «£er§og  er* 
r)telt  jeboer)  2Ötnb  \>on  bem  $lane,  rücfte  mit  ^eereSmacfyt  t>or  baS  6cr)loß 
(§u,  nötigte  33ufac  ftcf;  §u  ergeben,  unb  »erbannte  if)n  aus  ber  $ormanbte. 
SBufac  entflof)  naef;  granfreid?  §u  ^önig  ^einrid)  I.,  ber  tt)m  bte  ©raffest 
©otffonS  »erlief."  3)aS  $ef$t  nun:  im  (Sitroerftättbniffe  mit  bem  fran§öftfd)en 
,§errfcr)er  t>atte  ber  ©raf  son  (Sit  eine  (Empörung  beabftdittgt,  unb  roetl 
btefelbe  mißlang,  mußte  r|tt  ber  ^önig,  gemäß  ben  oorfjer  erteilten  5Scr^ 
f^rec^ungen,  auf  neuftrifcf)em  SBoben  mforgen.  SRoct)  voäfyrenb  ^erjog  2Btl* 
rjelm  bte  SBurg  bei  SlrqueS  belagerte,  roafyrfdjetnltcr;  §ur  jjJHi  ba  ber  Äönig 
»on  granfretcb  jum  Gmtfafc  fyeranrüdte,  fielen  mehrere  »ornetyme  SBafallen 
»on  ir)m  ab,  unter  tr)nen  bitter  ©utmuttb,  ber  feine  23urg  9J?oultnS  an 
^etnrta)  I.  überlieferte.3)  9?ad)  steten  Letten  r)in  fyatten  bie  granjofen, 
rote  man  ftef)t,  gäben  beS  $erratr;S  gefcblungen,  unb  triel  ©olb  muß  auf* 
geroenbet  roorben  fein. 

$)a$  ©lüd  unb  bie  Sfyatfraft,  mit  welcher  ber  Normanne  bie  gelegten 
©Clingen  burcfyrtß,  feine  roteberrjolten  (Stege,  enblicr;  ein  britter  ©runb, 
von  bem  unten  bie  D^ebe  fein  rotrb,  ftetgerten  bte  Setbenfdjaft  beS  Königs 
auf'ö  «£>öa}fte.  5Ule  Gräfte  -fteuftrtenS  fe|te  er  in  SBeroegung,  um  ben 
©egner  511  erbritefen.  2)er  $lan  voar  biefer:  roä^renb  ^einrieb  I.  felbft  mit 
ben  9flannfd)aften,  roelc^e  auS  bem  6üben  unb  2ßeftett,  aus  ber  Bretagne, 
aus  5lnjou,  aus  ber  ©aScogne,  toergne,  aus  S3urgunb  unb  ber  3Sle 
be  grance  aufgeboten  rourben,4)  am  linfen  Ufer  ber  ©eine  burd)  ben  ©au 


»)  Ibid.  <S.  277,  c.      ?)  ©ie^e  oben  ©.  225.     3)  3)uc§egne  @.  186,  a.     4)  Ibid.  c.  d. 


SJierteg  53udj.  @a£.  15.  S)ie  garten  3ugenbjaf>ve  2öilf>elnie  IL,  bee  (SrobcverS.  263 


von  (Svreur  gegen  leiten  vorbrang,  fotlte  £bo,  be$  Honigs  ©ruber,  mit 
ben  ©paaren,  welche  bte  Hülfen  ber  (Seine  nnb  bem  Vltyin  gelegenen 
^ßrovinjen  ju  ftetlen  Ratten,  über  ©eauvaiö  in  bie  öftltcfc  9?ormanbte  ein* 
fallen  unb  alles  mit  geuer  unb  Scbwert  verheeren.  SlnfangS  fernen  ba$ 
©(ücf  bem  jtönig  ju  lächln.  TOt'fcem  einen  £eere  rücften  ^einrieb  J.  nnb 
©raf  ©ottfrteb  Partei  von  Slnjou  in  bie  weftlicbe  9?ormanbie  vor.  £er$og 
2Bi(beIm  beobachtete  tl)it  von  gerne,  bereit  jebe  33lofje,  bie  ber  getnb  bieten 
würbe,  beilüden.  3U  gleicher  Sät  überfebwemmte  ber  anbere  £eerf)aufe 
unter  £)bo  baS  Sanb  recfctS  von  ber  Seine. 

2luf  bie  ^adbriaM  fyievon  entfenbete  «£>er$og  2ßilr)elm  feinen  Stief? 
bruber,  ben  neuernannten  ©rafen  Robert  von  (5u,  fowie  bie  ^auptleute 
£ugo  von  ©ounuu),  2£ilf)elm  (Srtöpin,  SGßalter  ©iffarb,  £ugo  von  9J?ontfort, 
mit  einem  Sfyeil  ber  normanmfcfcen  Wlafct  jenfeitS  be$  Stromes.  Der  Auf- 
trag, ben  fte  erhielten,  lautete  bafyin,  Dro'S  3lbtt)eilung  $u  überrumpeln. 
(ES  gelang.  33ei  9J?ortemer,  an  ben  Quellen  ber  ©aulne,  bie  mit  ber 
SBetfyune  vereinigt  unweit  Dievve  in3  Wttt  fällt r  ftteßen  bie  Normannen 
auf  bie  granjofen  £>bo'3,  wclcbe,  feinen  Singriff  afynenb,  ber  (Schweigern 
unb  bem  ^aube  fröl)nten.  £)bo  erlitt  eine  fürcbterlicbe  SRieberlage,  bie 
Reiften  feiner  Beute  würben  erfaMagen,  2£tbo  von  *ßontlu'eu,  ber  mit  ir)m 
ausgesogen  war,  um  ben  £ob  feines  53 ruber  Singelram  511  räckn,  gerietl) 
ui  ©efangenfebaft.  3w>ei  3af)re  l)ielt  il)n  ^erjog  2Bür)elm  ju  33aieur  in 
£aft,  unb  gab  tlm  ntebt  ebjer  frei,  bis  2£ibo  bem  Normannen  ben  33a- 
fallenetb  fd)Wor  unb  angelobte,  jebeS  3af)r  bem  ^erjoge  an  ber  Svifce  von 
lumbert  ©efyarnifcfrten  £eereSfolge  ju  letften. f)  5(uf  folcf)e  SBeife  warb  bie 
£anbfcbaft  *pontf)ieu  bem  «§aufe  von  iftouen  unterbau. 

$aum  l)atte  ber  «£>er$og  ßunbc  von  bem  Stege  erhalten,  als  er 
SJJajjregeln  ergriff,  baß  biefelbe  9^ac^rid;t  au*  bem  Könige  jufam.  Sie 
macfcte  ben  gewünjefeten  (Stnbrucf  auf  $  einriß  I.  2In  fernerem  (Erfolge  ver* 
jwetfelnb,  räumte  er  etlenbS  bie  9?ormanbie,  uaebbem  vorder  ein  Vertrag 
abgefcbloffen  worben  war,  beS  3nr)altS,  baj?  einerfeits  ^erjog  5Btlt)eIm  bie 
bei  SJiortemer  gemaebten  ©efangenen  freilaffen,  anbererfeitS  Äönig  ^einrict; 
nicht  nur  bie  (Eroberungen,  welche  £er$og  SßMffyelm  bereite  auf  Soften  beS 
©rafen  von  SInjou  gemaebt,  fonbern  aud)  bie,  welcbe  er  r)tnfort  machen 
werbe,  gutheißen  folle.  ©ottfrteb  ber  Jammer  war,  wie  man  ftel)t,  burd) 
^einrieb)  I.  preisgegeben  worben.  £er$og  2öill)elm  eilte,  bie  SBortfyeile, 
welche  if)m  legerer  Slrttfel  bot,  §u  verwirf  liehen. 

(Er  fünbigte  bem  ©rafen  von  SInjou  nach  23erfluj3  von  40  Sagen  (Er* 
neuerung  ber  gef)be  unb  feinen  (Snt)cblufj  an,  auf  bem  33oben  ber  2atü> 
fa^aft  9J?aine  einen  feften  $la^  ju  erriebten.    QBilfyelm  l)telt  ©ort,  an  ber 


*)  Souquet  XII,  620  SKitte. 


264 


$abfl  ©regormS  VII.  unb  fein  Beitalter. 


<£p\$t  feine*  £eere$  braa)  er  §ur  angegebenen  grtft  in  bie  fDktne  ein, 
befefttgte  ben  unweit  9D?atxnne  gelegenen  £)rt  2(mbrtere$,  warf  eine  93e* 
fa^ung  unb  Lebensmittel  {jinein  unb  fefyrte  bann  naa)  ber  9?ormanbte  jurücf. 
©ottfrieb  ber  Jammer  Jjatte  ntdjt  gewagt,  bte  Arbeiten  be$  £er$og$  $u 
ftören,  obgteid)  ber  ^Befehlshaber  von  SDfatyenne,  fein  Sßafall  —  er  l)teß 
gleia)  bem  ©rafen  von  2tnjou,  ©ottfrieb  —  tt)n  befdjwor,  SlmbrtereS  ntcbt 
in  ben  «gwnben  ber  Normannen  $u  laffen,  weil  bann  aud?  Sflatyenne  ver* 
loren  fein  würbe.  (£rft  naa)  bem  $ücf§uge  beS  £er$og3  brad)  ber  Jammer, 
im  SBunbe  mit  bem  ©rafen  233t(t)e(m  V.  t>on  *ßottou  unb  bem  35retagner 
£)bo  —  welcher  (entere  fyter,  wie  in  bem  sunacfyft  vorangegangenen  gelb* 
juge  offen  wiber  bte  Normannen  $artr)et  nafmt,  gegen  2Jmbrtere$  vor  unb 
beftürmte  ben  $la£  mit  aller  $?aa)t,  aber  bte  SBefa^ung  brtnnen  wehrte 
ftd)  auf's  £a:pferfte,  unb  balb  fam  §er$og  2Mr)elm  mit  feinen  Normannen 
§um  (Sntfa^e  fyerbet.  9?un  gab  ber  Jammer  mit  feinen  SSerbünbeten  ben 
jtam^f  auf,  alle  bret  festen  befcbämt  in  ifyre  £eimatr)  jurücf.  9J?atyenne 
aber  war  wentgfteuö  jur  £ä(fte  verloren,  ©ottfrieb,  ber  borttge  SBefefylS* 
fjaber,  mußte  bem  9?ormannenf)er$og  ben  SSafallenetb  fd)Wören. ') 

2Bilf)elm  von  3nmtege$, 2)  £)rberia) 3)  Vitalis,  unb  eine,  wiewohl  fyäte, 
(Sr)ronif4)  von  (Saen  verfemen  bte  (SaMadit  von  Sftortemer  tn'S  3al)r  1054, 
Rehmer;  von  Huntington  bagegen  fagt,5)  fte  fei  geliefert  worben  im  bret* 
jetynten  3af)re  beS  Königs  (Sbwarb,  beS  SBefennerS,  von  ©nglanb.  £)a  (§b* 
warb  im  Sunt  1042  ben  angelfäc^ftfa^en  Zi)xon  beftteg,  fo  würbe  folgen, 
baß  bte  ©c^iac^t  in'S  3al)r  1055  fällt,  fo  fem  fte  nämlid)  swtfcr)en  bem 
3anuar  unb  9ftatmonat  ftattfanb.  9?un  behauptet6)  wtrHtd)  2Bilr)elm  ber 
Eroberer  in  bem  fogenannten  Seftament:  mitten  im  Sinter  unb  jwar  vor 
ber  gaftenjett,  alfo  im  3anuar  ober  gebruar  fei  £)bo,  ber  SBruber  beS 
Königs  von  granfreid),  bei  -äflortemer  beftegt  worben.  2)emnacb  gehört  baS 
fragliche  (£retgntß  nta)t  bem  3at)re  1054,  fonbern  ben  erften  Monaten 
beS  folgenben  an,  unb  l)iemit  ftintmt  bie  2lu$fage  beS  W6\\ü)$  Liberia) 
überein,  welcher  melbet:7)  baß  mehrere  (£f)rontfen,  bie  er  vor  ftcr)  r)abe, 
baS  treffen  von  9ftortemer  §um  3a^re  1055  verzeichnen,  Hauptjwecf  be£ 
bamaltgen  gelbjugS  war  offenbar,  bte  Normannen  babura)  jur  Unterwer* 
fung  ju  nötigen,  baß  man  baS  Sanb  greulict)  verheerte  unb  bie  3Sorrätf>e 
jerftb'rte.  2Ber  folcfye  $tbfta)ten  r)at,  Wirb  ben  geinb  ju  einer  %tit  angret* 
fen,  ba  bie  grüßte  beS  gelbes  eingeheimst  ftnb,  b.  Ij.  im  £erbfte.  3d) 
benfe  bal)er,  §einricr)  I.  ^at  bie  Sftormanbte  im  £>ctober  ober  November 
1054  angegriffen,  aber  ber  Üamipf  50g  ficr)  in  bte  Sänge,  unb  baS  ent* 


4)  £uc§e$ne  186  flg.  281,  b— d.  657,  d.  flg.  J)  91.  a.  O.  281,  d.  3)  Ibid. 
638,  d.  4)  S3ouquet  XI,  379,  b.  5)  <&aüU  366  SWitte.  °)  Ü5ud)eöne  608,  a. 
')  93ouquet  XI,  356,  a. 


SSterteö  93ud>.  (5a*>.  15.  $)te  garten  3ugenbjafyre  2BtU)elmö  IL,  beö  (SroBeverö.  265 

fct;etbenbe  treffen  würbe  erft  im  3anuar  ober  SlnfangS  gebruar  1055  ge* 
liefert.    @o  gebeutet,  (äffen  ftd)  alle  3eu9l^ffe  Bereinigen. 

(ginige  3a()re  fväter  unternahm  Äönig  ^>ctnrtd)  I.  einen  neuen,  aber 
and)  ben  legten  (Einfall  in  bie  9?ormanbte.  SBteberum  begleitet  Bon  ©ott* 
frteb  bem  Jammer,  bracb  er  mit  einem  großen  §eere  ein,  burd)jog  ver* 
roüftenb  bie  ©raffcfyaft  £ie$me$,  rücfte  von  ba  nörbltct)  gegen  SBaieur  vor, 
bort  roanbte  er  gegen  £)ften  um  unb  gelangte  an  ben  SMvefluß,  einige 
Stunben  oberhalb  feiner  SDtfünbung  in  baS  9)?eer.  3)er  ^önig  wollte  ben 
gluß  überfebreiten,  wafjrfcfyeinlid)  um  bie  Stiftung  auf  Diouen  ein^uf ablagen. 
6cbon  war  ein  Sfyeil  beö  £eere$  l)inübergefe#t,  als  bie  glutf)  l)erannal)te 
unb  bie  SBerbinbung  jwifdien  beiben  Ufern  bemmte.  liefen  Slugenblicf 
benü^te  ^erjog  2Büf)elm,  ber  in  ber  9?äf)e  ftanb,  wwmmtili  ftürjte  er 
auf  bie  ^erübergefommenen  lo$  unb  xi&kte  ein  entfejslicbeS  33lutbab  an. 
$om  linfen  Ufer  au$  fal)  ^etnrtcf)  L  bie  üftteberlage  ber  Peinigen,  of)ue 
if)nen  Reifen  ju  fömten.  ©ein  üflutfy  roar  gebrochen,  er  fcfyloß  mit  £er$og 
Silfyelm  einen  Vertrag  ab,  vermöge  beffen  er  Sillierö,  ba6  bis  bafyin  in 
feiner  ©eroalt  geblieben  roar,  an  ben  Normannen  jurüefgab,  unb  ging  bann 
na*  £aufe. 

53eibe  normauni|d)e  (£r)rontften ,  ber  5lrcbibiafon  von  £ijteur  unb  ber 
Wlbnti  von  3umiege3,  fagen  au6,1)  jtonig  ^einrieb,  I.,  fomie  aud)  ©ottfrieb 
Partei  feien  furje  3eit  nad)  bem  treffen  am  2)tvcfluß  mit  $ob  abgegangen. 
9?un  ftarb  ^einrieb;  ben  29.  Stuguft  1060,  ©raf  ©ottfrieb  Partei  ben 
13.  November  beffelben  3al)re^.2)  £>te  ^teberlage  am  gluffe  3)ive  fdt)etnt 
bemnad)  in  ben  grüfyltng  1060  ober  in  baS  vort)erger)enbe  3al)r  §u  fallen. 
3d)  fomme  bei  biefer  ©elegenfyeit  auf  eine  früher  er§äl)ltc  £f)at[ad)e  jurürf. 
2Beil  ^etnrtdt)  I.  in  bem  legten  treffen  völlig  befiegt  roorben  roar,  mußte 
er  bie  (Eroberung,  bie  er  früher  mit  ©eroalt  auf  normanmfdjem  23oben  ge* 
madjt  fyatte,  nämlid)  baS  ©d)loß  SillterS,  jurücf geben;  baö  3Scrin  bagegen 
blieb  aud)  jefct  in  fransöftfaVm  93eft#.  2)arauS  folgt  meinet  (Srac^tenS, 
baß  ber  Äönig  ledere  Sanbfdjaft  nid)t  mit  geroaffneter  £anb  ben  9?or* 
mannen  entriffen,  fonbem  fte  burd)  frieblicfte  Uebereinfunft  erlangt  fyat. 
£)enn  wäre  fte  bem  9?ormannenl)erjog  mit  ©eroalt  abgenommen  roorben, 
fo  würbe  er  bamalg  ebenfo  gut  bie  TOcferftattung  beö  SSexin  auöbebungen 
fyaben,  rote  er  bie  SJfüderftattung  von  SillierS  erzwang. 

S^act)  folgen  Erfolgen  fonnte  bem  Normannen  bie  £anbfd)aft  Wlaw, 
auf  b'eren  33eftj}  er  längft  logfteuerte,  nic^t  mefyr  entgegen.  $lud)  einen 
$ett)t$tttel  wußte  er  §u  erwerben.  6eit  einer  *Reif)e  von  3af)ren  übten  bie 
Stynaften  von  2lnjou,  gulfo  III.  mit  bem  Beinamen  be6  6d)War$en  unb  beffen 


')  Sudjegne  @.  188  u.  283.       *)  ©ouquet  XI,  138,  a.  b. 


266 


$abfl  OregoviuS  VII.  unb  fein  3eitatter. 


£oI)tt  ©otffrtcb  Partei1)  über  tot  benachbarten  ©rafeti  mt  Waim-,  ^>erU 
bert  I.,  $ugo  IL  unb  Heribert  II.2)  eine  mtytt  ©ewa  ltl)errfd)aft  aug.3) 
3)e3  3od&e3  mübe,  wanbte  fta)  ber  letztgenannte,  Heribert  II.,  an  ben  9cor* 
mannenfyersog  2Bür)elm,  bat  ifyn  um  ^g>ülfc  unb  verfprad)  fein  ^afalt  511 
werben.  Mit  betben  £ctnbeu  nal)m  ber  Normanne  ben  Antrag  an  unb  »er; 
lobte  überbteß  ben  jungen  ©rufen,  um  tt)n  nod)  fefter  an  fein  £au$  $u 
feffetn,  mit  einer  feiner  bamalS  noa)  unmüubigen  %lfyiu.  Heribert  II.  ftarb*) 
jeboa)  1062,  efye  feine  23raut  mannbar  würbe.  S)er  5lrdn'biafon  von  £i* 
ftcur  behauptet,5)  auf  bem  Sobtenbette  f)abe  ber  junge  ©raf  bie  (Seinigen 
ermahnt,  ftd)  bem  9?ormannenr;er$oge  $u  unterwerfen,  tl)it  als  £errn  be$ 
£anbeö  anjuerf  ernten. 

$lber  ber  QBunfd)  bcS  @terbenbeit  ging  nietjt  tu  (Erfüllung,  fonbern 
ein  ©eitettverwanbter,  ©raf  Sßalter  von  2krin,  ©u|n  3)rogo'S  unb  »er- 
mäl)It  mit  33totta  ber  93aterfd)wefter  Heriberts,  §og  bie  Sttaine  alö  näcbfter 
(£rbe  an  ftd).5)  3)al)er  feit  10646)  Ärieg  swifeben  il)m  unb  bem  §er§og 
SBilfyelm.  2Bet(  legerer  bie  9J?aine  bereite  als  ein  f)albeS  (Sigentfyum  be* 
trachtete,  fyütete  er  ftd)  rool)!,  baS  Sanb  ju  verheeren,  fonbern  nal)m  bttrd) 
fleine  Ucberfälle  einen  feften  *ßla$  um  ben  anbern,  §ulei$t  nött)igte  er  ben 
©rafen  kalter  aud)  bie  ^auptftabt  £e  SÖlani  in  ©utem  §11  übergeben. 
Satter  unb  feine  ©cmafylin  würben  hierauf  nad)  galaife  gebracht,  wo  beibe 
febnett  wegftarben.  9?od)  trotte  bie  geftung  93?  cremte,  welche  ber  mernv 
fad)  erwähnte  ©ottfrieb,  SSafall  beS  gleichnamigen  £ammcr$  von  2lnjon 
unb  bann  be$  ©rafen  SBalter,  auf's  tapferfte  vertf)eibigte.  2)urd)  ühmx* 
ftänbniffe,  bie  er  in  ber  belagerten  ©tabt  anfttüpfte,  bvad)tc  2Bilt)elm  5U 
2ßege,  baß  §wet  SBerräil)er  brinneu  geuer  anlegten.  2Bät)renb  bie  Stammen 
aufwirbelten,  erftiegett  3ßtll)elm$  Normannen  bie  von  ben  33ertt)eibigern 
verlaffenett  dauern  unb  brachten  bie  geftung  in  ityre  ©ewalt.  6te  brannte 
großen  nieber,  aber  ber  «£>er$og  (teilte  nad)l)er  bie  ©ebä'ube  unb 

jerftorten  2ßerfe  l)er.    3Bill)elm  hatte  ein  feit  vielen  3al)ren  erftrebteS 
erreicht,  bie  50?aine  war  fein  geworben,  er  behauptete  aud)  ben  23eft£  bis 
31t  feinem  £obe.7) 

9?od)  lebte  eine  unmünbige  6d)Wefter  beS  verftorbenen  Heribert  II., 
Margaretha,  welche,  wol)l  weil  bie  SSerwanbten  ber  53egel)tlid)feit  beS  9?or- 
mannen  mißtrauten,  nact)  £)eutfd)lanb  entfernt  worben  war,  bamit  fte  bort 
tr)re  ßrjierntng  erhalte.  2ßill)elm  ließ  fte  —  wie  ber  2lrd)it>iafon  von  Sifteur 
verftd)ert,  mit  großen  Soften  —  fommen,  verlobte  fte  mit  feinem  erftge* 
bornen  Sohlte  —  unb  febidte  fte  eiitftweilen  nad)  gefamp  m$  Jllofter,  um 


*)  a3ergleic^e  oben  @.  258.  2)  2)af.  ©.  259.  3)  <£)uc$e$ne  @.  189.  4)  «öou-- 
<)uet  XII,  563,  c.  6)  JDu^eene  <§.  189  flg.  283.  6)  Ibid.  &  487,  c  flg. 
')  91.  a.  D. 


33ierteö  33ucf).  &ap.  15.  <Die  garten  Sugenbiafyre  9BtI^eImö  IL,  be$  (Sio&ererö.  267 

bafelbft  t»oüenbö  jur  Sungfrau  r;eransuwad)fen.  SIber  aud^  9J?ar^avet()a 
ftarb  vor  abgefd)loffener  roeg.  9J?uß  man  nidU  befennen,  baß  biefe 
gehäuften  Sobeefälle  in  einer  unb  berfelben  gamilte,  roeld)e  jroifd)en  ber 
9J?aüte  unb  ben  $ergrößeriing3Vlanen  beö  Normannen  ftanb,  fyöd^ft  ver* 
bädjtig  fmbü  3«  ber  Sfyat  legt1)  £>vberid)  einem  Sobfetnbe  be$  (Eroberers 
von  Qmglano  bie  2Borte  in  ben  9J?unb :  2Btll)elm  fyabe  burd)  ®ift  ben 
©rafen  2ßalter  fammt  feiner  @emat)lin  23totta  au£  ber  3i>elt  gefd^afft. 

■jftad)  ber  9Jktne  fam  bie  9^cif>e  an  bie  Bretagne.  Dffene  ober  leim* 
lid)e  geinbfduift  f)errfd)te  von  1035,  ba  bie  vormunbfd;aftlid)e  Regierung 
im  tarnen  beö  minberjäfyrigen  SBütoelm  begann,  bte  gegen  1066  jmif6en 
ben  Käufern  von  9fenne3  unb  $ouen.  Kilian  III.,  ben,  rote  td)  oben  fagte, 
«£>erjog  Robert  vor  ber  9lbreife  nad)  ^aläftina  p  einem  ber  $ormünber 
SBtlfyelmö  IL  beftellt  fyatte,  voar  um  1040  fdmell  roeggeftorbeu,2)  einen 
ttnmünbigen  (£rben  fortan  II.  fjinterlaffenb,  an  bem  ftd)  fofort  2Wan$  SBruber 
£)bo  vergriff.  2)cnn  ntd)t  nur  bedte  er  bie  ^janb  auf  ba6  (Sibe  be$  ßna* 
ben,  fonbem  l>telt  t^n  felbft  fteben  Saljxc  lang  —  bis  1047  gefangen.2) 
Sßäfyrenb  biefer  %eit  trat  £)bo  aud)  bem  «£>er$oge  $Jill)elm  feinblid)  entgegen, 
beim  er  erfdjeint  als  Srjeilnefjmer  an  ben  (Sinfätten,  welche  jtönig  £ein* 
rtd)  I.  von  gremfretd)  tu  bie  9?ormaubie  mad)te.  ©Väter  befreiten  treue 
SBretagner  ityren  jungen  gürften  auS  bem  Werfer,  worauf  (Eonan  mit  ©e* 
roalt  ftd)  feineä  (Srbc  bemäd)tigte  unb  feinen  treulofen  £)l)eim  überroanb. 3) 
Slber  aud)  gegen  ben  ^ormannenljersog  2öt'lf)clnt  §og  ber  rotebereingefef^te 
SBretagner  baS  6d)roert. 

£>er  5Jrcbtbiafon  von  £ifteur  fvrtd)t4)  auSfüfyrticr;  von  gelben  sroifa)en 
(Sonan  unb  2ßilf)elnt,  bod)  (Gilbert  er  nur  bie  Anfange  unb  ben  Verlauf 
berfelbeu,  ntdjt  ben  enbltcr)en  (S'rfolg,  roelcr>en  er  meines  (£rad)tenS  abftd)t* 
Ita)  verfefcroieg.  (Sr  Jagt:  „^erjog  ^ötlr)e(m  erbaute  an  ber  normannt)d)en 
9Beftgrän§e  bie  geftung  6t  3acqueS,  um  §u  vergüten,  baß  bie  £ungerletber 
ber  Bretagne  burd)  geroolmte  9iaub§üge  bie  $trd)en  ber  9?ormanbie  vlünbern, 
ben  gemeinen  üftann  unterbrüden."  2)ann  fäf>vt  er  fort:  „fo  ()od)  roar 
ber  Uebermutf)  (EonanS  IL  gefttegen,  baß  er  ftd)  md)t  freute,  bem  9cor* 
mannen  jum  Boraus  ben  Sag  an§utunbtgen,  an  roeldjem  er  tlm  angreifen 
voürbe.  (Eonan  Vod)te  namlid)  auf  bie  93?affe  von  armen  ©olfcaten,  bie 
feinem  Banner  folgten.  2)enn  bie  ^Bretagne  rotmmett  von  ftreitbarem  $olf, 
tuetl  bort  bie  Männer  nad)  faracentfa)em  33rauct)e  jefm,  ja  manchmal  mehrere 
SBeiber  nehmen,  unb  nid)t  fetten  ein  fyalbeS  fyunbert  «ftinber  jeugen.  — 
9(id)t  gefdjredt  bura)  bte  Prahlereien  be3  ©egnerö  fam  ^erjog  SBil^elm 
bemfelben  juvor,  inbem  er  an  bem  von  @onan  vorauöbefttmmten  Sage  bte 


l)  Ibid.  534,  b.  2)  53ouqwet  XI,  244—48.  3)  öouquet  XII,  565  unb  2>u* 
^c^ne  script.  nonnann.  <S.  567.       4)  $)ucr)e$ne  <S.  191  unten  flg. 


268 


SPaBji  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


©rängen  ber  Bretagne  übertritt,  ßonatt  wagte  feinen  jtampf,  fonbern 
floh  landeinwärts  an  ber  £auptfcftuug  3)ole  vorbei,  bereit  Befehlshaber 
SÄuaÜu*  $u  SBityelmS  $artl)et  hielt.  Der  £er§og  rüdte  nur  bis  £>ole  »or, 
ntd;t  weiter  l)inein,  weil  er  fürchtete,  baß  bie  arme  $roüin§,  bereit  (Sin* 
roo^ner  Wenig  2ld erbau  treiben  unb  meift  tton  SSte^ud^t  (eben,  feinen 
(Solbaten  ntcfct  bte  nötigen  UnterhaltSmittel  liefern  fönne.  er  eben 
ben  9füdjug  wieber  antreten  wollte,  erhielt  er  bte  ^aa)rta)t,  baß  ©raf 
©ottfrteb  ber  Jammer  oon  2tnjou  mit  einer  großen  Schaar  $u  (£onau  ge* 
ftoßen  fei,  unb  baß  baS  Vereinte  §eer  tf)n  bemnächft  angreifen  werbe. 
2Btlhetm  blieb,  ben  ßampf  erwartenb,  allein  bte  betben  ©egtter  [teilten  ftcf) 
tttdjt,  fonbern  feierten  um." 

2ßtr  fyabett  hier  baS  zweite1)  öeifptel  sott  $orau3oerfunbiguttg  einer 
gefjbe,  bereu  Ort  unb  3ett  beftimmt  wirb.  Offenbar  war  bieß  eine  grud)t 
ber  ßtnführung  ber  Sreuga  ober  beS  ©otteSfrtebettS,  auf  welche  bte  v£htg* 
ntacettfer  jwifdjen  1031  unb  1043  uttabläfftg  Einarbeiteten.2)  Stettens 
obgleich  bte  Stabt  £)ole  unzweifelhaft  jur  Bretagne  gehört,  hält  ber  bortige 
^Befehlshaber  nicht  $u  ßonan  IL,  fonbern  §um  9lormanncnher§og.  ^ierauS 
erhellt,  baß  2ßtll)elm  fortwäfjrenb  in  ber  Bretagne  ^partfjct  machte.  drittens 
ba  ©ottfrteb  ber  Jammer  im  9?o»ember  1060  ftarb,  folgt,  baß  bte  ttom 
5trd)ibtafon  gefcf)ilberten  kämpfe  $wifd)cn  (Sonan  unb  bem  Normannen  über 
ba$  ebengenannte  3af)r  hinaufretdjen.  gür  ben  Ausgang  ber  itormamttfaV 
bretagntfa)en  ^cmbet  txitt  ber  ßljronift  oon  3umtegeS  als  3euge  ein,  in* 
bem  er  melbet,3)  baß  2&ilf)elm  fttv§  x>ox  ber  5lbfaf)rt  naa)  (Englanb  ben 
läfttgen  (£onan  IL  burch  ©ift  befettigte. 

£)a$  äußere  ©erüfte  ber  poltttfd)en  unb  friegertfd)eit  £t)ättgfett  beS 
9]ormamtenher$ogS  »on  bem  ^lugenblicfe  an,  ba  er  feinem  $ater  nachfolgte, 
bis  jum  £eereS$ug  nad)  ber  benachbarten  3nfel,  liegt  abgefd)loffen  oor  uns. 
Säugere  3eit  mußte  er  alle  Gräfte  aufbieten,  um  bte  3untutfmngen  feines 
Sel)enl)errn,  beS  Königs  üon  granfretd),  abzuwehren,  ber  ihn  tl)eilS  burcb 
Waffen,  tf)etlS  bura)  Erregung  einhetmifcher  gafttonett  befäm^fte.  jtaum 
aber  hat  Wilhelm  ben  6entor  ättrücfgewiefeit,  fo  ftrebt  er  unabläffttg  barauf 
hin,  bte  umltegenben  ^roomjen  ju  unterwerfen.  @S  gelingt  ihm:  bte  Brc; 
tagtte,  Sftatne,  ^3onthieu4)  gehorchen  ihm,  ftnb  entweber  mit  ber  9?or* 
manbte  vereinigt,  ober  in  ftarfe  SBafallettbattbe  ttcrftrtcft.  3nbeß  »erfolgt 
StlhelmS  überlegener  ©etft  nod)  ein  h^ereö  3tel.  3)tefe  fletnen  ($robe* 
rungen,  bie  er  in  ber  9^är)e  machte,  follten  ihm  als  Littel  bienen,  um 
ein  9ftetch  jenfettS  beS  -JReereS  $u  gewinnen,  auf  baS  feit  3al)ren  feine 
klugen  gertdjtet  waren. 


l)  2)a$  erjle  ftc^e  oben  ©.  263  unten.  2)  (Siefje  ©fröret,  St\v%.  ®ef<$.  IV, 
301  flg.  370  flg.       3)  £)uc$eSne  a.  a.  £>.  @.  286.       4)  «Sie^e  oben  <S.  263. 


©terteS  33ucf).  @al>.  15.  JDte  garten  Sugenbjatyve  SMfjelmö  IL,  be«  drofceterö.  269 

9?ocr)  muß  tcf)  über  geroiffe  innere  Verljältntffe  berieten,  beren  (StA* 
n>tdfhtng  nocf)  mefjr  alä  ba$  ©tücf  fetner  Staffen  baju  betgetragen  fyar,  ir)m 
ben  2Beg  auf  @nglanbö  $f)ron  ju  bahnen. 

3)te  Verfuge  (SbroarbS  unb  5llfreb3,  ber  8ör)ne  au$  ber  erften  (£f)e 
(Smma'3  mit  (Stljelreb,  roäfyrenb  ber  furjen  £errfcr)aft  ber  $m)tlmger 
ntge  tfn*  fcäterlicbeö  C^etct)  mit  Saffengeroalt  ju  erobern,  fielen  in  bte  be* 
brattgtcften  3al)re  ber  untnünbtgen  3ugenb  2Btlf)elm$.  £)af)er  tft  begretflicb, 
baß  er  nichts  für  bte  betben  Verroanbten  tfyun  fonnte,  obgleich  fte  fid)  metft 
am  £ofe  oon  holten  aufhielten.1)  (Snbltd)  im  3al)re  1042  gelangte  (Sbvoarb 
auf  ben  Stroit  unb  jroar  nicbt  mit  ©eroalt,  fonbem  gemäß  bem  legten 
Spillen  be$  eben  tterftorbenen  §arbtfnut,  feines  £albbruber$.  9itd)t  allein 
erfaßten  ber  neue  itöntg  in  (Snglanb.  ©eboren  oon  einer  normanuifdjen 
Butter  unb  in  ber  9?ormanbte  aufgetoad)fen  unb  erlogen,  fjatte  er  foldk 
Neigung  für  ©ebräucfye  unb  Sprache  be£  9?acr)barlanbe3  etngefogen,  baß 
er,  $ur  §errfd)aft  gelangt,  ftct)  nia)t  oon  feinen  bortigen  greunben  trennen 
voollte:  er  naljm  eine  9J?enge  Normannen  mit  nad)  (Snglanb  l)inüber,  bie, 
rote  tcf)  unten  §eigen  roerbe,  atlmäfyltg  nocr)  mef)r  £anb$leute  naa^  ftd)  jogett, 
rotcf)ttge  5lemter  im  Staat,  tnberitirdie,  im  £eere  befe^ten  unb  in  Äußern 
gegen  etngeborne  5lngelfaa)fen,  roeld)e  ftc§  »ermöge  if)rer  ©eburt  ober  tt)rer 
Verbtenfte  ju  einer  hof)en  Stellung  berechtigt  glaubten,  SHMberpart  madjten. 
9Dief)r  unb  mef)r  ftteg  ber  ßinfKuß  ber  gremblinge,  bie  @tnf)etmtfd)en  unter* 
lagen,  fctele  rourben  au6  bem  Sanbe  »errotefen  unb  flogen  naa)  glanbem. 
3u  S3rügge,  am  £ofe  ber  S3albuine,  entftanb  aus  reichen,  racheerfüllten 
Verbannten  eine  angelfäc^iftfcbe  Volonte,  roelcbe  unaufhörlich  roiber  ben  93 e* 
fcfmfcer  ber  normanntfchen  (Stuporf ömmlinge ,  Zottig  (Sbroarb,  Tarife  fyann. 

gaft  im  5lugenblicf e ,  ba  ber  genannte  $ömg  ben  Stroit  beftteg,  hatte 
ihm  ber  angelfächftfche  Magnat  ©obrotn,  beffen  @hrfud)t  roir  au$  früheren 
3etten  fennen,  als  $ret3  ber  Unterführung  be$  neuen  Regiments,  bte 
eigene  Softer  (Sabgtythe  jum  Seibe  aufgebrängt,  ©obroin  roar  feitbem 
£aupt  unb  güt)rer  ber  etnt)etmtfcr)en  *ßarthei,  welche  ben  grembltngen  bte 
3Bage  hielt,  unb  lange  fämpfte  er  mit  ©lücf ,  aber  im  £erbfte  1051  roarb 
er  gefunkt  unb  aus  bem  £anbe  serroiefen.  2)ie  gremblinge,  bie  9cor* 
mannen  genoffen  eines  oollftänbigen  aber  freiliefe  nur  furzen  £rtumpl)3. 
2Bol)lan,  unmittelbar  nach  bem  ©turje  ©obroinS  machte  ber  Normannen* 
herjog  205tlt)elm  eine  $etfe  nad)  ßnglanb,  erfaßten  am  bortigen  £ofe,  fanb 
prächtige  Aufnahme.  S&arurn  roirb  er  mitten  im  Sinter,  überbieß  §u  einer 
3ett,  ba  er  mit  Jtöntg  $etnria)  öon  granfreta)  im  Kampfe  lag,  nac^  ber 
3nfel  hinüber  gegangen  fein?  @id)erlia)  um  geroiffe  Vorbereitungen  ju 
treffen,  bamit  bie  Slernbte,  roeld)e  bie  normannifdjen  ^mporfömmlinge  brüben, 


l)  3)u^e«ne  ©.  271. 


270 


^afefl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eitaltet. 


von  £au$  au6  feine  Untertanen,  cmSgefät  Ratten,  tr)m  ntct)t  entgehe.  $?ef)r 
fyteoon  im  näcbften  Wtfänitk. 

Sftod)  einen  wetteren  ,£ebel  fe£te  ber  9cormannenf)er$og  an,  einen  £e* 
bei,  ber  offenbar  neben  anbern  Steden  tnebefonbere  ben  verfolgte,  ftd)  ber 
geneigten  ©eftnnnng  beS  Singelf  act;fen  §u  t»erftct)em  unb  bie  23afyn  auf 
(SnglanbS  Stroit  offen  p  erhalten.  3öte  ein  fpffcer  Dorn  im  guße  äug* 
fügte  ben  $öntg  Abwarb  bie  angelfäa^ftfa)e  Kolonie  bort  p  Brügge. 
SBeim  nun  2Mf)elm  bura)  irgenb  eine  Maßregel  nacbbrücfltd)en  ffofufjl  in 
glanbern  ju  gewinnen  twfk,  oerfüracf)  blef  jwei  $ortf)eile:  erftltcr;  mußte 
bann  ber  engltfcfye  tfömg  um  fo  eifriger  bemüht  fein,  bte  greunbfct)aft  be6 
Normannen  51t  pflegen,  weil  il)m  2Btlf)elm  in  glanbern  wichtige  Ü)tenfte 
leiften  fonnte,  5n>etteu6  würbe  baburdj  ber  «£>erjog  in  Stanb  gefegt,  fola^e 
Umtriebe  ber  2fu3gewanberten,  welche  etwa  feine  ^bfta)ten  bura^freujten, 
3U  überwadjen  unb  p  verfytnbern.  $em  Littel  taugte  beffer  ju  bem  frag> 
liefen  93er)ufe,  alö  eine  efyeltdje  2krbtnbung  be#  Normannen  mit  einer 
$od)ter  be$  flanbrtfd)en  «gwufeS.  3e  nun,  ungefähr  51t  ber  3t\t,  ba  bie 
Kolonie  p  Brügge  bem  angelfäcr;ftfcr)en  Könige  gefährlich  ju  werben  be* 
gann,  freite  Stlhelm  um  bie  £anb  3D?athilben$,  ber  Softer  23atbutn$  V., 
mit  bem  Beinamen  von  Steffel,  unb  SlbelenS  von  granfretch.  5luö  ben 
Shatfachen,  bie  ich  unten  anführen  werbe,  geht  fyefmt,  baß  er  im  3al)re 
1049  bereite  ba$  Jawort  be3  SSaterS  ber  23raut  ermatten  hatte. 

$)tefe  er)e(id)e  33erbinbung  fonnte  au6  fcr)r  verfchtebenen  ©eftchtötounf* 
ten  betrachtet  werben.  Seit  einem  3«W«nbcrt  waren  bie  jwet  £üufer 
von  $oucn  unb  Brügge  bie  gefährlichften  93afallen  ber  jlrone  granfreich. 
3ebe6  für  fta)  fonnte  eS  mit  legerer  aufnehmen,  ftanben  aber  beibe  §ufam* 
men,  bann  gerieten  bte  (£apetinger  in  fchwcrcS  ©ebrang.  Schon  nach 
fang  be$  11.  3al)rf)unberte  Ratten  fte  ftch  verfchwägert,  inbem  SRta)arb  II. 
eine  fetner  Softer  bem  Schönbart,  95atbuin  IV.,  §um  2Öeibe  gab. !)  Sar 
nicht  eine  golge  legerer  ($he  gewefen,  baß  £er§og  Robert  ba6  bereite  er/ 
oberte  glanbern  bem  föntgltchen  £aufe  wieber  entriß.2)  2ßelaY  Unheil 
brof)te  aber  erft  ben  ßavetingern,  wenn  ber  fürchterliche  SStlhelm  burch  ba$ 
engfte  ber  93anbe  granbem  in  feinen  ÄretS  §og !  £ie  ^aa)rta}t  vom 
2krlöbntß  ber  glamänbertn  mit  bem  Normannen  muß  ein  Donnerftreia)  für 
ben  franjöfifct)en  §of  gewefen  fein. 

Um  bie  nämliche  3eit  begann  $abft  Seo  IX.  ben  (Streit  gegen  Jtöntg 
Heinrich  I.  wegen  einer  in  granfreid)  auggebrochenen  $e£eret,  welche  ba$ 
Slbenblanb  mit  einem  Sd)t6ma  bebrotjte.  (Sntfc^Ioffen,  fein  £)vfer  für  bie 
©infjett  ber  Strebe  p  fcfjcuen,  wollte  ber  *ßabft  gletd)Wol)l  in  9?ebenbtngen 
ben  ^önig  fronen,  bamtt  berfelbe  fta)  befto  eber  in  ber  §auptfaa)e  füge. 


*)  Oben  6.  238.        l)  3)af.  6.  245. 


SBtevtcö  93ucf>.  &ap.  15.  £)te  garten  3ugenbiaf)re  9QBtI^e(mö  IL,  be$  (SrobererS.  271 

2lm  Schiffe  be$  (Sonett*  »on  $r;eim$,  ben  5.  £>ctober  1049,  erlieg1) 
geo  IX.  folgenbeS  Verbot:  „roir  unterfagen,  baß  @raf  23albuin  Henglarn 
bem  bem  Normannen  9Bttr)eIm  feine  Socbter  sunt  2Öeibe  gebe,  nnb  baß 
ber  Normanne  befagte  glamänberin  el;eltc^e. /y  Dbgleio)  bie  DneÖen  febroei* 
gen,  ift  anzunehmen,  baß  ber  $abft  ba6  Verbot  auf  (£a$ungen  be$  Mix* 
d)enred)tö  grünbete.  (Eein  (Sinrourf  roirb  ivol)t  folgenber  geroefen  fein: 
Ibela,  bie  Butter  SWatpbtn^  roar  in  früherer  3eit  mit  Ri^arb  III.,  2ött* 
fyelmö  oäterlifbem  £)r)eim,  jroar  ntct)t  oermäfylt,  roof)l  aber  verlobt  geroefen. 
9?act)  ben  ftrengften  ©mnbfä#en  ber  alten  iftra^e  fdnif  nicht  blo6  bie  tcixU 
Iier)e  (?^e,  fonbern  aueb  ba3  $erlöbntß  ein  $erroanbtfchaft3banb,  baö  ber 
beab(td)tigten  SBermahfung  SffiilhefmS  mit  9ftatbttbe  entgegen  ftanb.  Allein 
im  Saufe  be3  1  1.  3af)rf)unbert3  pflegte  ba$  itirebenreebt  unter  anbem  $er* 
bcütniffen  nicht  mit  fokber  6d)ärfe  angeroenbet  ju  roerben,  unb  roenn  gleich* 
roof)l  £eo  IX.  im  obigen  gälte  bie  (spir^e  l)ert>orfet)rtc,  ift  flar,  baß  er  auö 
polittfcbcn  9Rücfftcbtcn  hanbelte,  mit  anbem  Korten,  baß  er  ben  vftönig  tton 
granfreieb  burd)  (Singehen  auf  beffen  perfönliche  2ßünfa^e  geroinnen  roollte. 

Ü)ennocb  fam  bie  (§he  $u  (Staube,  unb  §roar,  roenn  nicht  mit  form* 
lieber  (Sinrottligung ,  fo  boeb  mit  naebträglicber  Suftimmung  beS  «Stuljte* 
*ßetri.  CDiefe  3uftimmung  oerbanfte  ber  Normanne  bem  Verlaufe  berfelbcn 
Jte&erei,  roeldK  $abft  Seo  IX.  auf  bem  9^t)cimfer  ßonett  tton  1049  ju  be* 
fämpfeu  begonnen  hatte.  3d)  J)abe  ben  wahren  3ufammenf)ang  ber  ^Bereit* 
garifeben  23eroegung  an  einem  anbem  £)rte  aufgebeeft, 2)  muß  aber  fyter  in 
möglicher  Mx^c  bie  ^auptpunfte  roieberfjolen.  geft  ftet>t,  ber  Angriff,  ben 
ber  (ScbolafttfuS  tton  £our6,  zugleich  ^ofbtener  be$  JtonigS  Heinrich  I. 
tton  granfreieb,  auf  bie  firchliche  ßet)rc  oom  ©acrament  be3  2lltar£  maebte, 
war  feine  (Scbulftreitigfeit,  fonbern  ein  mit  ber  ganzen  3)tad)t  ber  franjüft* 
fernen  jtrone  unterftüjjteö  Unternehmen,  ba6  ben  hatte,  bie  römifcfyc 

jtirche  be6  3rrtf)um3  ju  bejüc^ttgen,  bamtt  granfreieb  ungefct)eut  unb  unter 
fcbetnheiltgem  SBorroanbe  mit  bem  $abft  brechen  fönne. 

3roeiten6  ^önig  ^einrieb  I.  führte  barum  ben  verwegenen  (Strcicb, 
roett  er  behauptete,  unb  roor)l  auch  überzeugt  roar,  baß  bureb  bie  von  bem 
beutfeben  Malier,  Heinrich  III.,  feit  (£nbe  beS  3ar)r$  1046  eingtfefjten 
^aiferpäbfte  bie  pottttfa^e  Unabfjängigfeit  ber  übrigen  Cetebe  be£  2lbenb* 
taub*  bebro^t  fei,  ba  unfehlbar  ber  beutfe^e  ^errfc^er  bie  2Öerf$euge,  bie 
er  auf  ben  <5tur)I  $etrt  gefegt,  baju  mißbrauchen  roerbe,  um  bie  anbem 
Nationen  ber  (£r)riftenf)eit  ht  geffetn  ju  fcblagen.  ^Dritten*  ^önig  §ein^ 
rieb  I.  t?on  granfreieb  ftanb  nic^t  allein,  fonbern  mit  ttjm  fptelte  jttfmg 
gerbinanb  I.  t^on  (Saftilien  unb  Seon  ^ufammen.  bereit*  fjatte  ber  lefctere, 


l)  ©frövcv,  Ätr^.  ©efdj.  IV,  524.  $Dcv  Xtxt  Ui  33lanft  XIX,  742  gegen  unten. 
2)  53anb  I,  600  flg. 


272 


^abft  ©regoriuö  Vll.  unb  fein  Seitalter. 


jum  33er)ufe  ber  SoSretjntng  ton  Dfom,  einen  fafttlifchen  Sanbeöoabft  in  ber 
$erfon  beö  93tfcf)of$  (SreScontuS  »on  3rta  ober  (Sompoftella  ernannt;1)  unb 
ber  granjofe  rüftete  ftet),  bie  gfetdt>e  Stürbe  bem  Metropoliten  SQBtbo  oon 
9?heim$  ju  erteilen. 

(Sine  fürchterliche  ©efafyt  bror)te  ber  römifchen  Kirche.  Muthtg  unb 
entfcbloffen  nahm  $abft  Seo  IX.  ben  Äampf  auf,  aber  um  bem  ©cgner 
beijufommen ,  beburfte  er  als  SBorbebtngung  jroeter  ©er)ülfen:  eines  in 
©allten  anerfannten  fyäßtfyviUn  ©elerjrten,  ber  ben  <Sa}o(aftifu$  ton 
SourS  anflagte  unb  beftrttt,  unb  Reitens  eines  möd)ttgen  gaülfchen  gür* 
ften,  ber  im  @tanbe  roar,  nötigenfalls  fein  ©chroert  gegen  ben  ^efcfmjjer 
beS  (Scf)o(afttfuö ,  ^eittrtd)  L  oon  granfretch,  in  bte  2Öagfd)ate  gu  legen. 
£eo  IX.  ^at  betbe  gefnnben  unb  §roar  in  einem  unb  bemfelben  Sanbe  — 
in  ber  ^ormanbte.  5(16  gelehrter  ®ef)ülfe  bot  ftdr)  ihm  2anfranf,  ungefähr 
feit  1045  $rtor  in  bem  1034  errichteten  Softer  23ec,  als  bewaffneter 
SBunbeSgenoffe  bot  ftet)  tr)m  2Bilr)elm  ber  9?ormannenr)er$og,  SanfranfS  £an* 
be^r)err,  an. 

Sanfrauf  nimmt  einen  fyljm  $ang  unter  ben  ©elef)rten  beS  11.  3a^ 
hunbertS  ein.  (Ex  hat  aber  noch  einen  anbern  93or§ug,  er  roar  ein  großer 
unb  tn  bte  geheimften  platte  ber  gregoriantfehen  ?ßartr)ct  emgeroetr)ter  ©e* 
fchäftSmann.  Wian  ftnbet  ihn  bei  jroet  ber  rotchttgften  Unternehmungen 
feines  3?italtex$  beteiligt:  bureb  ihn  rourbe,  tote  ich  foäter  jetgen  roerbe, 
bte  gregortantfehe  ^trehenoerfaffung  in  (Snglanb  eingeführt,  $roettenS  fyat  er 
bei  2öteberr)erftellung  beS  alten  römifchen  ^rioatrechtS ,  roelche  ben  W\fy 
brauchen  ber  Songobarbtca  in  Stalten  einen  töbtltchen  Streich  oerfe|te,  als 
einer  ber  (Srften  «£>anb  angelegt.  £anfrattfS  faft  gleichzeitiger  S3togratoh 
jäl)lt,2)  baß  berfelbe  in  fetner  3ugenb  eine  ttalientfd)e  (Schule  (otelletcht  §u 
^Bologna)  bejog,  um  93erebtfamf  eit  unb  römtfcheS  9^ echt  §u  ftubtren. 
(Ein  normantüfeher  (Sl)rontft  oom  (Snbe  M  12.  3af)tf)unbertS,  Robert,  5lbt 
ton  ©t.  Michel,  berichtet3)  noch  etroaS  5lnbereS:  „nachbem  bte  römtfehe 
@efe$eSfammlung,  roelche  Äatfer  3uftintan  im  3af)*e  beS  £etleS  530  Oer* 
beffert  unb  abgefürjt  oeröffentlicbt  fyatte,  ju  Bologna  roteber  aufgefunben 
roorben  roar,  befchäfttgten  ftd)  Sanfranf  ton  $aota  unb  beffen  ©enoffe 
©arneriuS  bamtt,  biefe  ©efejse  51t  lefen  unb  Slnbern  auszulegen.  ©arneriuS 
machte  mit  ber  3?it  einen  S3eruf  aus  folgern  ©efetjeift,  aber  nta^t  fo  £an* 
franf,  ber  ftch  ber  $l)ilofool)te  §uvoanbte  unb  fpäter  uaa)  23ec  ging." 

Ohne  ßroeifel  ftnb  bte  ^anbeften  gemeint,  aber  in  einer  Beziehung 
irrt  5lbt  Robert.  ©arneriuS,  auch  ferner  genannt,  rourbe  erft  nach  ber 
jroetten  Hälfte  beS  11.  SaWunbertS  geboren,  feine  öffentliche,  nachroetS* 


4)  ©frorer,  ßireij.  ®efd^.  IV,  523  u.  526. 
u.  6.       3)  $tx$  VI,  478  ad  a.  1032. 


2)  Lanfranci  opp.  ed.  Achery  ©.  2 


33ievteö  93ucf?.  &a\>.  15.  £>te  faxten  3ugenbja$re  SBtlfyelme  IL,  beö  Eroberers.  273 


bare  ^fitiflfeü  fällt1)  in  bie  3al;re  1110—1120,  wäljrenb  Sanfranf  längft 
ba6  Seitliche  gefegnct  Ijattc.  (§r  vx>ar  folglich  fein  ©enoffe  be$  *)3riorö  tton 
23cc  unb  frieren  (Srjbifchofö  tton  ßanterburty.  CDtefer  unzweifelhafte  3n* 
tfmm  9fobert3  gibt  jebocf)  meinet  (SrachtenS  fein  $echt,  ben  $ern  feiner 
Slngabe  zu  bezweifeln,  welche  bann  befte^t,  baß  Sanfranf  einer  ber  (Srften 
war,  welche  bie  $anbcften,  eigentliche  Duelle  be£  römifchen  *ßrtoatrecht6, 
wieber  inö  £eben  riefen.  Unmöglid)  fd)eint  eS  mir,  anzunehmen,  baß  ber 
normanntfa^e  ßfyrontft  oljne  guten  ^iftorifa^en  ©runb,  einen  SÜJknn,  beffen 
ganzes  £eben  fonft  ber  Geologie  unb  fira)lia}en  Söeftrebungen  geweiht  war, 
mit  bem  juftinianifchen  fechte,  folglta)  einem  fremben  ©ebiete,  in  fo  nat)e 
Verbinbung  bringt,  wenn  gleich  Robert  barin  fxdt>  taufet,  baß  er  ben  23e* 
grünber  ber  (Scfmle  tfon  Bologna  für  einen  ©enoffen  Sanfranfö  l)klt. 
Ueberbieß  bemerfe  man,  wie  harmonifcf;  bie  Angabe  Roberte  §u  Dem  ftimmt, 
wa$  ber  Biograph  über  bie  SRetf)t3ftubien  melbet,  welche  Sanfranf  in  fei* 
ner  3ugenb  machte.  Die  SBebeutung-  Deffen,  wa$  Sanfranf  für  Sßteberbe* 
lebung  beö  römifchen  *Recht6  tljat,  fann  ich  erft  fpftter  in$  ger)örfge  Siebt 
fe|en,  wenn  ia)  auf  bie  ^arfgräftn  9P?athtlbe  son  (Sanoffa  §u  reben 
fomme. 

Untterfennbar  hat  ber  (Scfjolafttfuö  33erngar  tton  SourS  feit  bem  5lu* 
genbliefe,  ba  er  bie  £änbet  über  ba3  Slltarfaframent  anfing,  in  ber  Ueber* 
Zeugung  gehanbelt,  baß  ber  ©feg  feiner  ©acte  öom  Beitritte  ber  Norman* 
bie  abhänge.2)  3m  3ahre  1049  erließ  er  an  Sanfranf  jenes  ©abreiben, 
in  welkem  er  benfelben  für  feine  Meinung  öom  heiligen  5lbenbmaf)l  zu 
gewinnen  fuctjte.  dx  war  an  ben  unrechten  9ö?ann  gefommen.  ßanfranf 
nar)m  ben  53rtef  in  gute  Verwahrung,  machte  fta)  auf  bie  Steife  nact)  $om 
unb  legte  33erngar$  Schreiben  bem  *ßabfte  ttor.  Die  (Surte  befaß  je£t, 
wa6  fte  zunäd)ft  beburfte,  eine  Urfunbe,  auf  bie  man  eine  förmliche  5lnflage 
wiber  SBerngar  grünben  fonnte.  Von  ber  römifchen  Öfter*  ©r/nobe  be$ 
3af)re  1050,  welker  mit  »telen  SBifc^öfen  Sanfranf  al$  Kläger  anwohnte, 
würbe  23erngarS  2ef)re  oerbammt, 3)  unb  er  felbft  jur  Verantwortung  nach 
Vercelli  »orgelaben.  Sanfranf  blieb4)  ba6  ganze  3<*hr  1050  in  ber  nüa> 
ften  Umgebung  be$  $abfte3  £eo  IX. :  ein  r)anbgretfltc§er  beweis  be$  gro* 
ßen  ©ewichtS,  ba3  bie  ©regorianer  auf  ben  SBeiftanb  be8  $rior6  legten. 
SBerngar  r)at  (tdj  nicht  ju  Vercelli  geftellt,  angeblich  Weil  fein  $8efa)ü£er, 
^önig  Heinrich  I.  »on  granfreta),  il)n  mit  ©ewalt  jurücf hielt. 8) 

6eitbem  zeigen  ftch  beutliche  (Spuren,  baß  Heinrich  I.  unb  53erngar 
einen  fchltmmen  5luögang  arteten.  Der  ^önig  entfagte5)  bem  $lane,  etn 


l)  ©a»tp^  ©efd^i^tc  beS  romif^cn  «Hcd^tö  im  SBlitklalkt ,  jtoette  Sluög.  93b.  IV, 

19  flg.  2)  ©fröret,  Rixü).  ®efd&.  IV,  534.  3)  SDaf.  535.  *)  JDaf.  543. 
5)  $af.  unb  547  flg. 

©ftörer,  $atfl  ©reflorm*  vii.  33b.  Iii,  18 


274 


-$abft  ©vegonuS  VII.  unb  fein  3eitaltev. 


(Sonett  fii  SourS  abgalten,  auf  bem  ofyne  3weifel  bw  @d)o(aftifuö,  beffen 
@ä^e  $u  ÜBercellt  sunt  jroettenmal  verbammt  korben  waren,  fyätte  rein  ge* 
roafd)en  werben  folTen.  Serngar  bagegen  machte  eine  9?eife  nad)  ber  9?or* 
manbie,  bereu  3ft>ecf  Wn  anberer  geroefen  fein  fann,  als  bort  ©onner  unb 
gute  greunbe  §u  fuetjen.    Abermals  erreichte  er  feine  SIbftdjt  nid)t. 

3wei  3ar)re  verfloffen,  roäfyrenb  bereu  *ßabft  2eo  IX.  buref)  Späten 
ben  Seroete  lieferte,  baß  er  fein  j?nedjt  ber  beutfcfjen  Salier  fei,  ftd) 
ntd?t  a(6  faiferlta^eö  2Öerf§eug  gegen  bie  pou'ttfd)e  greifet*  ber  djrtftlicfyen 
Söifer  be$  SlbenblanbeS  brauchen  laffe.  (Snbltcr;  im  ©ommer  1053  ftnben 
rorr  ben  (SdjoIafttfuS  auf  einer  britten  *Retfe  in  bie  9?ormanbic  begriffen. 
(£in  glaubroürbtger  3*uge  melbet1)  hierüber  golgenbeö:  „im  3al)re  1053 
retöte  Serngar  nad)  ber  9cVrmanbie  unb  verfuebte  e$,  ben  £er§og  beö 
£anbe3,  SSMIfyelm,  für  feine  3rrler)re  ju  gewinnen.  51ber  fo  jung  aud)  ber 
£er$og  war,  fjieft  er  fehlem  ben  ScfyolaftimS  fyin,  bi£  eine  große  €tynobe 
roeifer  Üttäuner  in  Srtonne  (an  ber  9frtfe)  jufammentrat,  weldje  bie  $t<%i* 
reien  Serngarö  mit  fold)er  itraft  wtberlegte,  baß  er  felbft  ntd)t3  meljr  vor* 
jubringen  wußte."  £>er  einfältige  ©cboIaftihtS  ift  bitter  von  bem  9?or* 
mannen  getäufdjt  roorben.  3)te  23tfd)öfe  ber  9?ormanbte  Ratten  wiber  ü;u 
entfcfyteben!  konnten  bie  neuftriferjen,  ofyne  felbft  ben  Sflafel  ber  ^le^crei 
auf  ftdt)  ju  (aben,  jurürfbleiben?  9?tmmermel)r!  6te  blieben  aud)  nid)t  §nrürf! 

3)er  3cuge  fäfyrt2)  fort:  „Wiitte  Dctober  1053  verfammclte  ftd)  eine 
Svnobe  §u  ^ßartö,  weldie  über  Serngar,  ber,  obgleid?  vorgelaben,  ntdit  er> 
fd)ienen  war,  baS  Urtfyeü  ber  93crbammniß  augfprad)  unb  fobann  ben  23e* 
fd)luß  faßte,  baß  ba$  fränftfcfye  ,£>eer  aufgeboten  werben  unb  unter  $oran* 
tritt  beö  (Sleruö  fo  lange  ftreiten  folle,  biö  Semgar  unb  fein  2lnl)ang  ent* 
Weber  ber  rechtgläubigen  jttrd)e  ftcf)  untervoorfen  fyätte,  ober  vernichtet  fei." 
3)er  Sertd)terftatter,  5lbt  3)uranb  von  Sroarn,  ber  um  1060  befd)rieb, 
was  unter  feinen  klugen  vorgegangen  roar,  melbet,  baß  Köllig  ^einrict)  I. 
felbft  e3  roar,  ber  baS  (Sonctl  nad)  $ari6  berief.  5lber  ob  ber  ^öntg  \oU 
d)eö  auö  eigenem  Antriebe,  ober  gelungen  burd)  Rubere  —  etroa  bie 
9)?ad)t  ber  Umftänbe  —  tfyat,  barüber  äußert  er  ftd)  ntdjt.  3d)  benfe,  2e£tcre£ 
roar  ber  gatf.  ^ebenfalls  ift  Har,  baß  bie  3)rolnrng  ber  Umtobe  Sßaffetu 
geroalt  anjuwenben,  auf  ben  Äönig  §telte,  benn  9?iemanb  anberö,  als  ^>cin^ 
ria^  I.  von  granfretdt)  ()atte  btö  ba()in  ben  <5d)otaftifu0  von  ^ourö  wk* 
terftü^t. 

gür  ebenfo  unjroeife(!)aft  Jjalte  td),  baß  bie  $artfer  ^tre^enverfamm^ 
lung  leine  folctje  (Sprache  geführt  baben  roürbe,  roäre  fte  nidbt  eineö  feften 
9^ücft)altö  verftcf>ert  geroefen,  ben  ifyr  nur  ber  ^ormanuenl)ersog  geroäl)ren 
tonnte.  3)urd)  gura}t  vor  bem  Saftarb  von  9?ouen  ift  ^etnndt)  von  granf* 


*)  S)of.  585.        2)  3)af.  @.  586  flg. 


SBierleß  «8itc^.  (5a^.  15.  «Die  garten  Sugenbja^re  SOßtl^elmd  II.,  bcö  (Srpbererö.  275 


retcf)  genötigt  worben,  bat  (Sdjolafttfttö  fcon  $our6  preisgeben  unb  auf 
ba6  (Stütf  2utbertfmm,  ba£  er  500  3^  *>or  bem  beutfcf;en  £utf)er  tu 
9?euftrten  einführen  wollte,  tterjiebtett. 

9?id)t  nur  bie  Verfettung  aller  bi$r)er  erwähnten  5Xf)atfacr)enr  fonbern 
aua)  3)a3,  waö  fettbem  gefcbal),  bürgt  bafür,  baß  bte  (Saaje  fo  aufammen* 
f)teng,  wie  eben  entwtdelt  worben.  3m  näd)ften  %al)T£  naa)  ber  ©tynobi 
oon  $art$,  im  $erbfte  1054,  maefote1)  itöntg  ^einrtet)  jenen  wütfyenben 
Angriff  auf  bie  9?ormanbte,  welcher  burd)  baö  treffen  bei  Sttortcmer  $w 
rüefgefd)lagen  würbe.  Stdjerlid)  trieb  ben  (Eapetinger  —  neben  älteren 
Slnläffen  be$  £af|e6  —  bte  SBegtcrbe,  9tad>e  für  bte  9Me  su  nehmen, 
welche  ^erjog  SBityelm  tn  ben  Veritgar'fdjen  ^cinbetn  gefpielt  fyatte.  81«* 
bererfettS  erlangte  fett  ben  legten  Verwidluttgen  ber  $rtor  ©oft  Vec  im 
l)öd)ften  ©rabe  bte  ©uttft  feinet  §er§og3.  2)cr  alte  SBiograpb  erjäl)lt:2) 
„buref;  bte  Verläumbungen  eitteö  50töndt)ö ,  ber  bem  ftrengen  $rtor  gram 
war,  fei  einft  ^erjog  SBilljelm  fo  fefyr  gegen  Sanfranf  eingenommen  wor* 
ben,  baß  er  tfnn  33efer)l  jufaubte,  augenbltcflta)  bte  9?ormanbte  §u  oerlaffcn, 
mtttclft  eiltet  wol)lattgebrad)ten  2Öt$wort3  Ijabe  jebod)  ber  lombarbtfd)e 
@elef)rte  ben  3om  beö  Normannen  befdnincfytigt.''  3e§t  geftaltete  ftdt)  baö 
gegenfettige  Verrjältniß  33eirer  anberS. 

3)er  ^rdubtafon  tton  Stfteur  (abreibt:3)  „Sanfranf,  ton  bem  e£  fcfjwer 
fagen  ift,  ob  er  ftcf?  nftr$g  burd)  umfaffenbe  iftenntmß  weither  unb  getft* 
lieber  SBtffenfcbaften,  ober  bureb  (Stfer  für  baö  93tönd)tt)um  auöjetcbncte, 
genoß  baS  unbegränjte  Vertrauen  be6  ,£>er§ogS:  2ÖtIr)elm  tterebrte  tfyn,  rote 
ein  6of)n  ben  Vater  oerefyrt,  er  bewuttberte  ilitt,  tote  ein  (Schüler  ben 
rer  berounbert,  er  liebte  il;n,  rote  ein  Vater  ben  Sofyn  liebt.  3fym  offen* 
barte  er  bte  tnnerften  ©cbanfen  feinet  ^er^ettS"  u.  f.  W.  Vegretfltd)  ift 
e$,  baß  2ßiU)eIm  fold)c  ©eftnttung  gegen  ben  sßrtor  t)on  23ec  fyegte.  £at 
ntd)t  Sanfranf  burd)  fein  Hugee»  unb  entfd)loffene$  SSenefmten  bem  9?or* 
mannen  bte  9ttöglid)feit  ^erfefjafft ,  als  Vorkämpfer  be3  (5tuf)le6  *ßetrt  ein 
brorjenbeS  <Sd)t6ma  im  Meinte  ju  erfttden,  unb  ben  5)anf  ber  $trd)e  $u 
oerbtenen ! 

geurtg  war  btefer  2)anf  unb  würbe  burd)  Saaten  bewährt.  «Seit  bem 
5lugenbltde  feiner  (£rf;ebuitg  auf  ben  ©tufyl  son  Diouen  fpattn  jener  sJDtal* 
ger,  2ötll)elm6  Dfjeim,  unaufhörlich  9?änfe  roiber  ben  9?ormantten^erjog. 
©leerlief)  wünfd)te  2Btlf)elm  längft,  btefen  gefäl)rltd)eit  SJtenfcben  ^on  feinem 
l)ol)en  Soften  entfernt  fe^en,  unb  roentt  Bälger  bennoc^  (5rjbtfd)of 
blieb,  wirb  c8  nur  barum  gefa)e^en  fein,  weil  ber  §er§og  für  ftcf)  allein 
einen  Metropoliten  ntc^t  ab§ufa)affen  t>ermoa)te.  3e^t  aber  fc^Iug  3)Mger3 


Oben  ®.  263  flg.        2)  Vita  Lanfranci  cap.  3  in  SySlcfjevty'S  9(uögabe  ber 
ffierfe  Sanfvonlö,  93orPücf  <S.  A,  b.       3)  fDuc^eöne  <S.  194,  b. 

18* 


276 


^abfl  ©regoviuö  VII.  unb  (ein  Beitdtev. 


(Stunbe.  2Bill)elm  bcr  Eroberer  äußert1)  in  feinem  Seftamente:  „meinen 
£>f)eim,  ben  (Srjbtfdjof  ffiafyet,  ber  feine  *Pfltd)ten  gegen  ©ott  üerlefcte,  an 
mir  aber  ein  S8crrätr)er  voar,  fyabe  ify  auf  einen  23efd>luß  beS  sßabfteS  l)in 
feines  SlmteS  entfefct."  Ueber  bie  näheren  Umftänbe  ber  2lbfe£uug  geben 
gleichzeitige  Duellen2)  Sfoffdjluf:  „Bälger,  nietjt  unberoanbert  in  ben  geiftli* 
c^en  SBiffenfcbaften,  fröfjnte  ben  Süften  beS  gleifd)eö,  totyrafte  baS  @ut 
feiner  Äirdje,  unb  trotte  überbteß  ben  ©eboten  beS  ^eiligen  SßaterS;  benn 
vt>ieberr)oIt  ttom  2fyoftoltfuS  nad)  9fom  fcorgelaben,  erfefnen  er  nie.  Deß* 
voegen  berief  £er$og  2BtI()eIm  mit  (Sinroilligung  beS  *]3abfteS  2eo  IX.  bie 
normanntfe^en  Sßifcböfe  naa)  Sifteur  ju  einer  <5t;nobe,  auf  roeldjer  53tfcf>of 
£ermenfrieb  t>on  bitten  (im  SaltiS)  als  päbftlicber  Segat  ben  $orft£ 
führte.  £>iefe  6tynobe  fprac^  baS  Urteil  ber  Slbfefcung  über  Bälger  aus, 
§er$og  2öt(r)elm  aber  verbannte  tyn  naa)  ber  3"fel  ©uernfety,  roo  WlaU 
ger  noa)  einige  3^re  unroürbtg  lebte,  §ule|t  aber  im  9Jteere  ertranf  (ober 
ertränft  roarb)." 

Die  $erfammlung  von  Sifteur,  roeldje  9Jbfe£ung  über  9ttalger  tter* 
hängte,  fanb  1055  ftatt,3)  alfo  ein  3afjr  nad)  Seo'S  £obe.  hieraus  er* 
fyettt,  baß  ber  $abft  fcr>n  »or  bem  Styril  1054  (ba  er  ftarb,)  bie  ®nt> 
fernung  9MgerS  befdt)Ioffen  l)atte,  baß  aber  bie  2luSfüf)rung  beS  23efd)luffeS 
allem  5tnfcbeine  nad)  auf  6a^roierig!eiten  fließ,  von  roelcf)en  ber  $3iberfprud) 
beS  Königs  von  granfreid)  ntdt)t  bie  geringfte  geroefen  fein  mag.  (Srft  nad) 
ber  6djlad)t  tton  SDfortemer,  bie  bem  (Sapetinger  beir9)?unb  fd)loß,  fonnte 
ber  Normanne  ttoranfd)reiten.  2)en  erlebigten  ©tufyl  »erlief  ber  §er$og 
an  9ttaurtliuS,  einen  erprobten  5lnl)änger  ber  gregorianifeben  $artl)ei,  roelc^er, 
auS  einer  angefefjenen  gamilte  beS  ^Ijeimfer  (SrjfttftS  entfproffen,  pt  Sütttrf) 
bie  freien  fünfte  ftubirt,  bann  im  Softer  §u  «galberftabt  —  ttielleid)t  neben 
bem  (Sfyroniften  Slbam  unb  2lbalbert  bem  naebmaligen  (Srjbifcbof  von  ^Bremen 
—  baS  5lmt  eines  8ct)olaftifuS  ober  <Sd)ult>orftanbS  befleibet,  jule^t  als 
2lbt  in  einem  Softer  $u  glorenj  unb  nad)  feiner  *J?ütffer)r  auS  Stalten  als 
5lbt  beS  6ttftS  gefamp  ber  ßtretje  treue  3)ienfte  geteiftet  fyatte.4) 

(Sin  Reiter  fird)lidjer  2lft  gleicher  5lrt,  ber  in  biefelbe  $eit  fällt,  jeugt 
ntebt  minber,  als  ber  eben  gefcbtlberte,  von  bem  fyoljen  933ertt)ey  ben  ^3etrt 
6tul)l  auf  bie  SBerbinbung  mit  bem  Normannen  legte,  unb  von  ber  (Sr* 
f  enntlid)f  eit ,  bie  tfnn  ber  $abft  fdjulbig  ju  fein  glaubte.  3d)  muß  auf  bie 
@efa)ta^te  ber  Käufer  3lnjou  unb  SSflainc  ^urücfgreifen.  9kd)bem  Heribert, 
mit  bem  Beinamen  be$  ^unberoecferS,  1035  geftorben  roar,  folgte  ifym  als 
®raf  von  9J?atne  fein  minberjäfyrtger  ©o^n  ^>ugo  IL,  fo  jeboa),  baß  ber* 
felbe  unter  ber  93ormunbfcr)aft  eines  ©roßofyeünS  Heribert,  S3acco  juge^ 


4)  Ibid.  657,  c.  *)  Gallia  christiana,  vol.  XI,  28  flg.  3)  Ibid.  ©.  29  unten. 
*)  $te  «Bereife  t»af.  <S.  30 


93ierte$  Sudj.  (5a^.  15.  Sie  Raiten  3ugenbjaf>ve  2BiU)etm3  IL,  beö  Eroberers.  277 


nannt,  ftanb.  2>er  £%im  wollte  bett  fOJimbel  unterbrüden,  btefer  fanb 
jebod)  einen  23efd)üf*er  an  bcm  Äf^ofe  von  2e  SDtoftS,  ©ervaftuS,  ber  ben 
borttgen  @tur)l  um  1035,  als  Nachfolger  feiltet  £%imS  SlveSgaub,  befttegen 
hatte.  2luS  $ad)e  vertrieb  Heribert  ben  S3tfdbof  auS  ber@tabt,  erft  nach 
jwet  3ar)ren  fetjrte  ©ervaftuS,  n>ie  eS  fcfyemt,  in  golge  eines  Vertrags 
jurüd.  Slber  balb  brachen  bie  (Streitigfeiten  $wifcr)en  tf)m  unb  bem  Vor* 
münber  sm>w  Beuern  auS.  Mun  tt)at  ©ervaftuS  etwas,  waS  I;eUe^  £tct;t 
auf  ben  @tanb  ber  $)tttge  in  granfretch  wirft. 

@ine  gletd;$etttge  Duelle  fagt:1)  „ba  ©ervaftuS  far),  baß  Weber  er 
felbft  jtch  gegen  bte  3umutr)ungen  Heriberts  SBacco  §u  fa)ü^en  im  (Stanbe 
fei,  noch  baß  bie  trotte  <5old)cS  ju  ffun  vermöge,  rtdjtete  er  an  ^öntg  £eiu* 
ria)  L  von  granfretdj  ein  ©efuet),  baS  er  nie  hätte  vorbringen  follen :  näm* 
lid)  ber  Jtönig  möge  bie  DberlehenSherrlichfeit  über  ben  ©tufyl  von  £e  93?anS 
bem  ©rafen  ©ottfrieb  Partei  von  Stnjou,  fo  lange  berfelbe  leben  würbe, 
unter  bem  tappelten  23ebtng  abtreten,  erftenS  baß  befagte  2ehenSherrlta> 
feit  nach  Bartels  Sobe  an  oie  $rone  jurücf falle ,  zweitens  baß  ©ottfrieb 
Partei  wäfjrenb  feiner  Mjeit  ben  Vtfci)of  unb  ben  jungen  ©rafen  gegen 
©ewalttfyaten  Heriberts  SBacco  vertt)eibtge.  $öntg  Rehmer)  bewilligte  baS 
©eftta)." 

£>te  (£a£ettnger  gießen  gletct)  it)ren  Vorgängern  ben  legten  ßarltngern 
Röntge  von  gratfreier).  9lber  tr)r  $önigtfmm  beruhte  faft  allein  auf  ber 
SebenSherrltchfeit,  bie  fte  über  bie  SBifcfyöfe  NeuftrtenS  übten.  9htn  erhellt 
auS  obigem  Vorfalle,  baß  ihnen  bereits  einige  Vafallen  aud)  biefeS  lernte 
*Red)t  unb  §war  nicht  ot)ne  (Srfolg  —  §u  entwinben  ftrebten.  S3ifa)of  ©er* 
vaftuS  hat  feinen  eigentlichen  3wed  nicht  erreicht.  3^*  Heribert  SBacco 
würbe  burd)  bte  überlegenen  Staffen  ©ottfrtebS  beS  Jammers  verjagt  unb 
als  Wthnfy  tu  ein  Softer  geftedt,  aber  ber  neue  33efa)ü(3er  bet)anbelte  feine 
©djufcbef Odetten  nicht  beffer,  als  eS  früher  Heribert  getr)an.  Deß^alb 
erfann  ber  SMfcfof  ein  anbereS  Littel:  er  vermählte  um  1041  ben  jungen 
©rafen  £ugo  II.  mit  Bertha  ber  2Ötttwe  beS  bretagntfa)en  §erjogS  Kilian  III., 
ber  1040  tu  ber  Normanbie  weggeftorben  war.2)  2)ie  ^ausmacht  ber 
SBtttwe  —  fte  flammte3)  auS  bem  ®efd)lec^te  ber  ©rafen  von  SBfoiS  — 
follte  (Schirm  gegen  bte  Uebergrtffe  beS  Jammers  gewähren. 

Allein  ©ottfrieb  Partei  nahm  bte  Verbindung  übel  auf  unb  belagerte 
ben  (£f)eftifter,  ©ervaftuS,  in  einem  an  ber  £otre  gelegenen  (Schlöffe,  baS 
bem  23ifa)ofe  eigentümlich  gehörte.  3)aS  Schloß  Wtberftanb  $war  ben  2ln* 
griffen  beS  «£>ammerS,  boch  burd)  £ift  brachte  er  ben  SBtfchof  in  feine  ©e* 
walt.  Unter  einem  erheuchelten  Vorwanbe  lodte  er  il)n  1042  in  fein  Sager, 


*)  »ouquet  XI,  135  flg.  »evgl.  mit  ibid.  631  flg.  2)  <Sie^e  oUn  @.  267  flg. 
3)  S3ouquet  XI,  29,  a.  244,  b. 


278 


s43abji  ©vegortuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


nal)iu  iljn  gefangen  unb  fyielt  fteben  3af)re  fang,  bis  1049,  in  £aft. 
3m  £erbfte  beS  eben  genannten  3af)re$  trat  bie  oben  erroäljnte  $r)eimfer 
©tynobe  jufammen,  roelct;e  §u  ©unften  be$  gefangenen  ©erttaftuS  einfebritt. 
sßabft  8co  IX.  bebrofyte  •)  bamalS  ben  ©rafen  fcon  Anjou  mit  bem  23anne, 
wenn  er  nid^t  augenblidlicb  ©ersafiuö  entlaffe.  SCßirflid)  erhielt2)  ber@efangene 
feine  greifet  wieber,  aber  nur  gegen  äroet  fyarte  SBebiugungen,  roelcbe  itym 
ber  Jammer  abpreßte.  ©erttaftuS  mußte  baS  Schloß  an  ber  £oire  t)er* 
ausgeben  unb  jroeitenS  angeloben,  baß  er,  fo  lange  ©ottfrieb  lebe,  baS 
SBiStfyum  Sc  -SOtfanS  nid)t  mebr  betreten  roerbe.  (Ex  roanbte  ftdj  nunmefyr 
nad)  ber  9(ormanbie  §u  ^erjog  28ilf)elm,  bei  bem  er  gute  Aufnahme  fanb 
unb  längere  $ät  verblieb. 

Anfangs  ©eptember  1055  ftarb2)  Metropolit  2Öibo  »on  $f)eimS, 
jener  Simouift,  roelcben  $öuig  ^einrieb  I.  §u  Anfang  ber  93erngar'fd)en 
^änbel  §um  fran§öft)d)en  &mbcSpabft  beftimmt  fyatte,  unb  ber  beßfyalb  auf 
ber  €i;nobe  t>on  1049  burd)  2eo  IX.  fyart  bebrängt  roorben  roar.3)  9J?an 
begreift,  baß  bie  grage  ber  2Sieberbefe£ung  bcS  erften  (Stulls  »on  granf* 
retd)  eine  Stenge  ßcibcnfdjaften  aufregte.  2£otlte  $önig  «Jpeinrict;  §k$  ber 
sJJiöglid^eit  i>etftd)ern,  aud)  in  3u^unft  äb)nlidje  fßTfctf.,  rote  ben,  ber  ben 
33emgar'fd)en  ^änbeht  §u  ©runbe  lag,  burdifüfyren  §u  fönnen,  fo  mußte 
er  bafür  forgen,  baß  ein  (Genfer,  roie  3£ibo,  an  beffen  ©teile  trete. 
AnbererfeitS  Ratten  bie  ©regorianer  baö  größte  3ntereffe,  auf  ben  erlebigten 
©tnfyl  bcS  ^eiligen  Remigius  einen  9J?ann  p  beförbern,  ber  ju  ir)rer 
s4krtl)ei  t)ielt  unb  jugleid)  über  bie  nötigen  Littel  verfügte,  um  etroaige 
3(euerungSgelüfte  bcS  Königs  nad)brütflia)  jurüdroeifen  ju  fönnen. 

2)ie  ©regortaner  ftegten:  §um  9?ad)folger  2Bibo'S  rourbe  ©ersaftuS, 
ber  (Schübling  bcS  9(ormannenf)er$ogS,  gewählt.  £)te  Abfielt  Riebet  roar 
tiav :  bie  enge  SSerbinbung,  in  roeldjer  ©erttafiuS  mit  bem  mäd)ttgen  Silfyelm 
ftaub,  follte  ben  fran^öfifdien  Köllig  *>on  fünftigen  Abirrungen  aus  firet)^ 
lieber  23af)n  §urüdfd)reden.  3m  Uebrigen  roud)S  bie  Wafyt  2Bi(f)elmS  in 
golge  ber  (Srfyebung  beS  ®ert>aftuS  um  baS  doppelte:  burd)  feinen  ©d)ü£ting 
fonnte  er  auf  ganc*  granfreid)  eiuroirfen.  23alb  geriett)  jebod)  ber  neue  (Sr^ 
btfd)of  in  eine  fdjroierige  (Stellung.  SBetl  er  ben  ©regorianern  feine  Stürbe 
tterbanfte,  fyaben  bie  ^trcbenpäbfte,  roeldje  uacb  Victor  II.  ^3etrt  €tul)l 
einnahmen,  burd)  häufige  ©abreiben  ©erüafiuS  gebrängt,  ber  *pflid)ten,  roeldje 
il)tu  feine  Erhebung  auferlegte,  eingebenf  ju  fein,  roäl)renb  anbererfeitö  ber 
fran§öftfd)e  §of,  bem  er  gleicbfallö  3ufa9e»  gcmad)t  ^aben  muß,  unbe* 
bingte  Ergebenheit  verlangte,  ©erüaftuö  l)at  voäf)renb  einer  §roölf jährigen 
Amtsführung  roenig  gute  ©tunben  gehabt. 


f)  SWanfi  XIX,  742,  d.  2)  Gallia  christiana  IX,  68.  3)  ©fröret,  Ähc^. 
©efc^.  IV,  520.  526. 


aSierteei  23udj.  @a£.  15.  £>ie  Raiten  Sugenbjaljrc  ffiitfjelmg  IL,  beö  ©vo&everS.  279 


Daö  von  bcr  *Rf)etmfer  «Styltobe  beö  3af)r3  1049  auSgefprodjene  $er* 
bot  wiber  bte  23erbtnbung  SÖülieunS  mit  9ftatr)ilbe  tt>at  ntdjt  §uriufgenommen 
warben:  gtetd)Wor;l  vermalte  ftc£>  bcr  Normanne  im  näcfyften  3at)re  nact) 
beul  ©turje  SÜtalcjer'ö  unb  ber  (Srfyebung  beS  ©ervaftuS  —  1 056 0  —  mit 
bcr  gtamänberin.  (Sr  fd)ctnt  gehofft  $u  fyabcn,  baß  $etrt  6tul)(  §u  ber 
voUenbeten  $r)atfad)e  fcbweigen  werbe.  Allein  er  l)at  ftct)  verrechnet.  $)er 
alte  23iograpt)  SanfrancS  berichtet,2)  wegen  ber  (St;e  SBilljelmS  mit  9J?atl)i(be 
l)abe  ber  bamaltge  *ßabft  bte  ^ormanbte  mit  bem  3nterbt!t  belegt.  5luf 
Sßetrt  ©tutyl  faß  vom  2tvrti  1055  bis  (Snbe  3uK  1057  Victor  IL,  er  muß 
e$  alfo  gewefen  fein,  ber  ben  fraglichen  SSann  verhängte.  Sffun  wiffen  wir, 
baß  Victor  II.  ein  «ftatferpabft  war,  nnb  nod)  mefyr,3)  „baß  er  bte  üttönd;e 
b.  f).  bte  ©regortaner  —  gar  ntebt  Hebte,"  fo  wenig  als  fem  33robfjerr, 
ber  6alter,  ^einrieb  HL  2lu3  9iüdftd)t  auf  ben  beutfd>en  ^atfer  ober  auf 
ben  fran§öftfd)en  Äöntg  wirb  Victor,  bte  3)rof)ung  £eo'6  IX.,  eines  ganj 
anberS  gefilmten  s$abfte$  erfütlenb,  bem  Normannen  2ßilf)elm,  ber  „§u  ben 
SÄondjett  t>iclt",  entgegen  getreten  fein. 

s2lber  batb  nad)  $tctor£  $obe  würbe  ber  (Stein  beS  $(nftoße3  in  einer 
für  ÜEBüljelm  befrtebtgenben  Seife  befetttgt.  2)er  SBtograpf)  fäfyrt4)  fort: 
„alö  ©efanbter  beS  «£>er§og$  ging  ßanfranc  nad)  $om  ju  $abft  SRifoIauä  IL, 
um  bie  fircfylicbe  ©enebmtgung  ber  @f)e  SßtlbelmS  mit  9)?atf)ilbe  au^uroir- 
fen,  unb  er  erreichte  fernen  2>xved.  3U  berfelben  3nt,  ba  ber  Cßabft  ben 
€d)olafttfu3  S3erngar  §um  SBtberrufe  $wang,  (b.  I).  auf  ber  £)fterftynobe5) 
be3  3al;r3  1059)  fyob  er  ben  33ann  auf  unb  gab  ber  ßt)e  bte  93e* 
ftätigung  unter  bem  S3ebtng,  baß  ber  §er§og  unb  bte  ^er§ogtn  als  23uße 
je  ein  SHcmnS*  unb  ein  grauen^tofter  grüuben  feilten. /y  2)te  r)er$ogItcf)e 
gamtlie  fäumte  niebt,  ba3  @ebot  beS  ^?abftö  §u  vottftreden.  (£r  unb  fte 
grünbeten  in  ber  SBorftabt  von  (Saen  jwet  Softer,  bereu  23au  1063  voll* 
enbet  warb,6)  worauf  2&ttl)elm  §um  2lbt  be6  einen  ben  bisherigen  ^rtor 
von  53ec,  Sanfranc,  erfyob. 

3)er  enge  33unb  mit  ben  ©regorianem  l)at ,  rote  man  fter)t,  bem  9?or* 
mannen  überreiche  gritebte  getragen,  €>etnerfeit$  war  auet)  SBiltjelm  banf* 
bar;  er  ftrebte  bie  geneigte  ©eftnnung  beS  93^öncbti)um^  $u  bewahren,  ju 
fteigem.  Unverkennbar  fdt)rt>ebte  it)m  ber  $tan  vor,  ben  (Staat  fo  ctn§u* 
rtebten,  baß  bte  Verwaltung  ber  ^ormanbie  nad)  9)?ögltdt)feit  ben  von  Slugtu; 
auS  verbretteten  3*>eaten  entfprad).  2)er  2lrd)ibiafon  von  Stfteur  fagt:7) 
„ütbem  2Öitt)elm  mit  Waffengewalt  auswärtige  getnbe  ferne  von  ben  ©ränjen 

l)  SMefeS  3af;v  nennt  bie  S^ronif  »on  Xoux8 ,  S3onqnet  XI,  348,  b.  2)  Vita 
Lanfranci  cap.  3.   Opera  Lanfranci  ed.  d'Achery,  93orftü(J  <S.  4,  b.  unten.       3)  3)en 

SSetoeiö  bei  ©frörer,  ßtrdj.  ©efc^.  IV,  606  o6en.       4)  9t.  a.  £).  @.  5,  b.  5)  <Sie^e 

S3anb  I,  592  flg.  6)  SWabidun  annal.  ordin.  S.  Benedict!  IV,  642.  7)  2)uc^eöne 
@.  193,  b.  flg. 


280 


^abft  ©vegorutg  VII.  unb  fein  3eitalter. 


hielt,  im  3nnent  9fafrut)r  unb  9taub  mfynUxte,  richtete  er  eine  wahrhaft 
chriftltcbe  £)rbnung  auf.  3e  tiefer  ber  grteben  war,  ben  baS  Sanb  genoß, 
befto  weniger  würben  bie  h.  ©ebote  ber  Religion  Verlebt.  Niemals  unter; 
naf)m  er  einen  Ärteg,  ber  nicht  geregt  gewefen  wäre,  Durct)  bie  ftrenge 
5iufftcht,  bie  er  führte,  burch  bie  trefflichen  ©efefce,  bie  er  gab,  verfcrjwanben 
in  ber  9Jormanbte  alle  groben  Verbrechen,  wie  SRaub,  £obtfchlag,  ©tft* 
mifa^erei.  ©ewtffenhaft  würbe  ber  ©otteSfriebe,  ben  man  Sreuga  nennt, 
gehanbr)abt,  biefe  eble  Einrichtung,  gegen  welche  2Mbr)ett  ber  Bewohner 
anberer  Mnber  fo  oft  verfloßt,  ©ütig  tycrk  ber  §er§og  bie  klagen  ber 
28ittwen,  ber  SBaifen,  ber  Firmen  an,  betrieb  tr)re  Angelegenheiten  mit 
Sßarme,  f Raffte  ifyitett  rütfftchtSloS  gutes  Stecht,  jletn  ©ünftling  beS  £er; 
SogS,  fein  Mächtiger  wagte  ben  SÖtafftetn  beS  armen  9lact;barö  ju  ver* 
fernen,  ober  fonft  frembeS  Eigenthum  anjutaften,  benn  gurcfyt  vor  ber  uner* 
btttltchen  ©erechttgfett  SMhelmS  jügelte  jebe  böfe  SBegterbe.  Dörfer,  (Schloff  er, 
©täbte  genoffen  ihrer  eigentümlichen  fechte,  an  benen  nie  gerüttelt  würbe. 
Stufmerffam  unb  mit  Erbauung  ventaf  m  er  bie  *ßrebtgt  beS  göttlichen  SöortS ; 
eS  freute  ihn,  burch  fte  Nahrung  für  feine  (Seele  &u  empfangen,  gebeffert, 
belehrt  ju  werben.  Wlit  gebüf)renber  (5l)rfurc§t  genoß  er  baS  ^eilfame  £)pfer 
beS  SlltarS  unb  baS  Sölut  beS  §erm,  feft  überzeugt  von  ber  993ar)rr)eit 
beS  ©laubenSfafceS,  baß  ber  2ßetn  unb  baS  33rob  beS  SIttarS,  fobalb  fte 
burch  2ßort  unb  £anb  beS  sßriefterS  ber  h-  $orfchrift  gemäß  gefegnet  fmb, 
in  baS  wefentjafte  gleifch  unb  baS  wefenljafte  SBlut  beS  ©ottmenfehen  [ich 
verwanbeln.  Die  2ßelt  fenut  ben  Eifer,  mit  welchem  er  jene  $e£erei, 
welche  baS  @egentl;eil  ju  behaupten  f t cf>  erfrechte,  befämpft 
unb  »ertilgt  fyat.  täglich  wohnte  er  ber  h-  SD^effe  an.  ES  fehlt  ntebt 
an  Söetfpielen,  baß  Mächtige  ber  Erbe  Verbote  erlaffen,  Kirchen  innerhalb 
ihreö  ©ebtetS  ju  erbauen,  ober  folche  bte  fcr)on  erbaut  ftnb,  §u  befchenfen, 
ja  Manche  freuen  ftch  nicht,  aus  unerfättlichem  ©eis  Äircbengut  §u  rauben. 
9ficht  fo  ^erjog  2Bilf)elm.  Er  l)at  nicht  nur  felbjt  unzählige  Kirchen  er* 
baut  unb  reichlich  auSgeftattet,  fonbem  auch  ftetS  feinen  Unterthanen  volle 
greirjeit  gelaffen,  fromme  <5ct)enfungen  §u  machen.  Unter  ihm  füllte  (ich 
bie  -ftormanbte  mit  ^löftern,  XfytiB  burch  feine  eigene  ©roßmutr),  thetlS 
burch  baS  33etfpiel,  baS  er  $nbem  gab"  u.  f.  w. 

Sttan  bemerfe,  wie  ftarf  ber  2lra)ibiafon  ben  Eifer  betont,  ben  §er§og 
Wilhelm  im  Kampfe  gegen  bie  $e$cret  SBerngarS  bethätigte.  Ü)iefer  Er)ro* 
ntft,  ber  SMhelmS  Eapellan  gewefen  ift,  fannte  bie  ©eheimniffe  feines 
§errn.  Dann  wie  merfwürbig  ftnb  bte  @eitenf)tebe  gegen  gewtffe  Mächtige 
ber  Erbe!  Sllfo  fchon  im  11.  Sährfmnbert  gab  eS  gürften,  bie  aus  ftaatS* 
Wtrthfchaftlichen  ©rünben  ober  vielmehr,  weil  fte  baS  ©ut  ber  Unterthanen 
als  ihr  Eigenthum  betrachteten,  bem  ^Bürger,  33auer  unb  Ebelmann  ver* 
boten,  Kirchen  §u  befchenfen.    3e  genauer  man  in  baS  Siefen  beS  Littel? 


Eiertet  93udj.  (5ap.  15.  £>te  garten  Sugenbjatyre  «Eßil^clmö  IL,  bcö  Eroberers.  281 

altert  einbringt ,  befto  mefyr  wirb  offenbar,  baß  e$  jla)  b(o$  burdj  äußere 
gönnen  von  ber  jefcigen  2ße(t  unterftfueb.  9?ur  baS  ,£leib  ber  3ar)rfmn? 
berte  roed)feft,  niajt  baö  2Befen. 

SHMlfyelm  ber  Eroberer  berührt1)  in  bem  fogenannten  Scftament  al)\\* 
ftcf>e  Satten,  tvie  ber  2lrd)ibiafon :  „9fte  fyabe  tcf>  bte  ^tre^e  ©otteö,  unfere 
9J?utter,  ttijfentft$  gefr&nft,  fonbern  biefelbe  nacb  Umftänben  ftete  gebittyrenb 
geefyrt.  sJh'e  verfaufte  ta)  geiftlicfye  Stürben,  fonbern  verabfanuite  ftetS  bte 
(Btmonie.  33et  2lnftellung  ©etftfict>er  nafym  td)  verfönltd)e$  $erbtenft,  33er? 
ftanb  unb  9©tffenfa)aft  jur  9?icbtfcbnur,  unb  fo  viel  an  mir  voar,  »erlief  id) 
Ätrd)enämter  immer  an  ben  2ßürbtgften.  23eroet3  möge  btenen,  baß 
icb  Sanfranc  auf  ben  @r$ftur)l  »on  Eanrerburty  beförberte,  Slnfclm  §um  5(bt 
von  93ec,  ©erbert  jum  2lbt  von  gontenette,  £>uranb  §um  3tbt  von  Sroaru 
erfjob.  9?eun  ^on^öflöfter  unb  ein  grauenhafter,  bie  tfyre  ©rüttbung 
meinen  Slfmen  verbauten,  Ijabe  idj  au6  meinem  6a)a^e  mit  §ülfe  ©otte$ 
erweitert  unb  bereichert.  Sßäfyrenb  meiner  t)erjog(icben  9ßerroaltung  ftnb  im 
©anjen  17  9D(ann3*  unb  6  grauenhafter  neu  gegrünbet  voorben." 

SStettetcbt  mit  33ejug  auf  biefe  ©teile  be$  £eftament$  füfyrt2)  ber  SJcöncf) 
von  3umiege$  eine  9Jetr)e  von  Abteien  einzeln  auf,  bte  enhveber  ber  «£>erjog 
felbft  ober  bie,  feinem  ^orbtlbe  naduüfernb,  normannifax  Marone  ftifteten. 

3m  Saufe  ber  31  3af)re,  roafyrenb  roelaxr  2£ttt)e(m,  Dfobertö  ©ofyn, 
bie  9?ormanbie  alö  £er$og  ber;errfcr)t  l)at,  ift  bie  UmVragung  beö  ^Begriffs 
„5Mgot"  voHenbet  Horben.  Anfangs  alö  ©dnmpfroort  gebraust,  erhielt  e$ 
ben  ©mn  ganj(ia)er  Ergebenheit  für  bie  $trd)e.  5tud)  ttrirb  je£t  begreif? 
lia%  ba(j  unb  roarum  bie  ©regortaner,  a(6  e$  ficf>  barum  fyanbefte,  Eng? 
lanb  vor  greulia^er  Erneuerung  beS  SBtfmgervoefenS  ju  betvafjren  unb  bie 
3u!unft  ber  3nfel  bauernb  ju  fta^ern,  tfyre  51ugen  auf  ^öil^elm  ben  9for? 
mannen  richteten. 


•)  Ibid.  @.  658,  d.  flg.       ')  Ibid.  <S.  278  flg. 


282 


Sßabjl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßeitatter. 


%ed))ei)\\U$  Capitel. 

Anfange  be$  legten  angelfächftfchen  Röntge  (Sbnmrb  beö  93efennerö.  ©efchichte  (Sng-- 
lanbö  im  Saufe  bei  Slafyre  1042  biö  ju  (Snbe  1051.  Q3ebingungen,  bie  bem  @orme 
Crthetrebg  burch  ben  @arl  ©obroin  aufgenötigt  rourben.  (Sbroarb  muß  bie  ©ered)-- 
tigfettpjftge  bem  3lbel  preisgeben,  muß  ben  (Sari  unb  feine  (Söhne  mit  ungeheuren 
Sehen  auSfiaften ,  muß  bie  Tochter  ©obloinö  ehelichen.  2)er  unterbvücfte  jtönig 
7ud)t  eine  ©tütje  an  Hermannen,  bie  iijn  entroeber  nach  (Snglanb  begleiteten,  ober  bie 
ev  fpäter  tjtiaübevvtef.  SDie  anfehntichften  ftütjrer  biefer  ^art^ei.  (Solonie  ber  auö 
Qrnglanb  verbannten  ©egner  (Sbroarbö,  welche  ju  33rügge  in  $Ianbern  entfielt. 
9lucr)  bie  freie  Verfügung  über  bie  23igUjümer,  roelche  bem  Könige  burcr)  ben  ffia^l* 
»ertrag  jugeftchert  rcorben  roar,  fucfjt  ihm  ©obroin  unb  fein  Slnfyang  ju  entreißen, 
©rfieö  Berroürfniß  grütfcfcen  bem  £ofe  unb  bem  übermächtigen  (Barl.  <Sn>en,  ©obnunö 
eof;n  ,  roirb  roegen  eineö  groben  Verbrechend  auö  bem  Steidje  perbannt,  aber  in 
bürgern  muß  (Sbroarb  benfelbeu  jurücfrufen ,  unb  jule^t  feine  ^^n9^^  entlaffen. 
93ermäf;tung  beö  ©rafen  (Sufiachiuä  pon  S3outogne  mit  ber  £albfcr)wefier  beS  Königs 
(Sbroarb,  unb  Steife  beffelben  nach  ©ngtanb.  ©rünbe  biefer  Steife.  S3Iutige  £änbel 
gu  3)oper.  (Smpörung  ©obnung  unb  feiner  ©ohne.  Verbannung  berfelben  au3  bem 
deiche;  auch  bie  Königin,  ©obroinö  Tochter,  roirb  Perfloßen.  (Srjier  93efuch,  ben 
£erjog  SGBilhetm  von  9iouen  in  (Snglanb  ahfiatht. 

Unzweifelhaft  fyat1)  ^arbifnut,  ber  le£te  englifdje  ^ntytlinger,  für 
ben  galt,  baß  er  felbfi  ofyne  männlidje  £etbe6erben  fterben  voürbe,  feinen 
altern  £albbruber  Abwarb  §um  9iad;foIgcr  beftimmt.  ©leid)rool)l  gelangte 
(Sbvoarb  nad)  ^arbtfnntö  Sobe  nta)t  ofyne  ©dntnertgfeit  auf  ben  Stroit. 
2Bettfc^td)ttge  Unterfyanbluugen  fanben  ftatt:  bte  Slnfänge  (Sbroarbö  ftnb 
bunfet,  namentlich  f)errfd)t  Streit  über  bte  grage,  ob  er  fiel)  §u  ber  tyit, 
ba  ^arbtfnut  »erfd)teb,  bteffet'tö  ober  jenfettS  beö  $anale£  befanb?  £)aß 
er  voäfyrenb  ber  breiiäfjrtgen  Regierung  beS  legten  jtm;tlingcr$  auf  beffen 
(Sinlabuttg  l)tn  (Snglanb  befugte,  ftef)t  feft,  aber  biefer  SBefud)  fann  mög* 
ltd)er  2ßetfe  fur§  gebauert  f)aben,  unb  eö  ift  benfbar,  ja  fogar  roal)rfcr>ein* 
lieb,  baß  (Sbroarb  nad)  einiger  Sät  voteber  tu  bie  9?ormanbie,  feinen  ge* 
voöl)nlid)en  5Iuf enthalt,  jurüdfetyrte. 

2Büf)elm  tton  9Mme$fam;,  ein  guter  3™ge  über  ben  beginn  ber 
Regierung  (SbttarbS,  f:prtd)t  an  einer  ©teile  fo,  als  ob  er  ttorau6fe£e,  baß 
(Sbwarb  beim  £obe  ^arbtfnutö  in  ©nglanb  voetlte.  @r  fagt2)  nämlid): 
„^bivarb  fei,  auf  bie  9?ad)rict;t  »om  Sobe  ^arbifnutö,  unfd)lüfftg  geroefen, 
waö  er  tfyun,  ob  er  bie  ^ad^olge  annehmen  folle,  ober  nia^t,  §ule^t  l;abe 
er  fta)  p  @obroin  begeben  unb  benfelben  gebeten,  i^m  beijufte^en,  baß 
er  (ßbroarb)  u?ieber  in  bie  9formanbie  jurücffcl^ren  möge."  Allein  genau 
befe^en,  beroeiöt  biefer  ©a£  bod)  nid)t,  baß  Abwarb  in  ©nglanb  anwefenb 


l)  (Siehe  oben  @.  100.       z)  (Sapite  ©.  80  obere  SDtitte. 


93terteö  *8uc$.  &ap.  16.  Qngfonb  unter  (|bto>arb,  bem  93efemier,  toon  1042  —  1051.  283 


war,  afö  £arbtfmtt  ftarb.  Ü)enn  aud)  t>orauögefc^t ,  Abwarb  r)abe  In  ber 
^tormattbie  bte  jfrtnbe  vom  £obe  ^arbtfnutö  empfangen  unb  fei  nun  erft 
nad)  (Snglanb  fyinübergeretet,  ift  eö  fcfyr  gut  möglid),  baß  er,  brüben  äuge* 
Fommeu  unb  burd)  bte  gorberungen,  bte  man  an  tf)n  ftellte,  gefd)retft, 
ben  2ßunfd)  auSfprad),  bte  angebotene  trotte  ntd)t  atipmefymen,  fonbcrn 
lieber  nad)  ber  9?ormanbte  umjufefyren. 

3)er  5lrd)ibtafon  von  Stfteur,  ein  3e^3enoffe  /  ber  a^  ßapellan  be$ 
Normannen  2Bill)elm  über  bie  bamaligen  23erwitflungen  treffliche  9?ad)rid)tett 
erhielt,  behauptet  beftimmt,  baß  (Abwarb  §ur  Seit,  ba  ,§arbifnut  vcrfd)teb, 
nid)t  in  (Snglanb,  fottbem  in  ber  9?ormanbte  ftd)  befanb.  „Unterfyanblitngen,'' 
melbet ')  er,  „an  betten  ber  junge  §er§og  9BtI|e{m  lebhaften  91ntl)eil  mfyn, 
mürben  nad)  ,£>arbtnutt$  £ob  §wifd)en  (Sbwarb,  unb  ben  angelfäd)ftfd)en 
©roßen  gepflogen.  3n  golge  berfelben  erHärten  ftd)  ßc^teve  bereit,  Abwarb 
al£  Köllig  anjuerf  einten  unb  nun  erft  ging  (Sbwarb,  begleitet  von  einer 
f leinen  ©cbaar  bewaffneter  Normannen,  nad)  (Snglanb  hinüber. 11  Ü)ie  2lu6* 
fage  beS  5lrd)tbtafon3  wirb  burd)  einen  2lngelfad)fen  u)etl3  beftättgt,  tfyeilS 
ergänzt,  ^einrta)  von  Huntington  erjäl)lt:2)  „nad)  bem  £obe  HarbtfnutS 
fd)idteu  bie  5lngelfacbfen  an  (Sbwarb  in  bie  9(0tmanbte  ©efanbte  fammt 
©eißein,  welche  tl)tt  aufforberten,  mit  wenigen  sJiormannen  nad)  (Snglanb 
l)tnüberjufommett,  wogegen  fte  tt)n  auf  ben  Sfyron  §u  ergeben  gelobten. 
(Sbmarb  ging  auf  ben  Eintrag  ein,  erfetten  nur  von  wenigen  Normannen 
begleitet,  unb  warb  nun  von  allem  SSolfe  $um  Könige  crwä'blt." 

2llfo  bie  geringe  3<u)l  bc3  ©efolgS,  weld)e  aud)  ber  2lrd)ibtafon  von 
£ifteur  hervorhebt,  war  eine  ber  93orbebingungcn  unb  $war  bie  erfte,  weld)e 
bie  5lngelfad)fen  mad)ten,  wenn  Abwarb  tt)r  ßöntg  werben  wolle.  23ci 
btefem  (Sachverhalt  rätt)  ber  gefunbe  9Jceufd)enverftanb,  obige  (Stelle  2£i(l)elm$ 
von  9Mme$burv;  fo  p  beuten,  baß  fte  mit  ben  3™gniffen  £einrid)6  von 
Huntington  unb  beö  2lid)tbtafonö  von  Sifteur  übereinftimmt.  2)te  jweite 
(Srflürung  muß  alfo  angenommen  werben. 

Heber  ben  weiteren  Verlauf  gibt 3)  2Btll)elm  von  üDfaimeSburty  5luf* 
fd)luß.  9cad)  feiner  3)arfteüung,  für  welcbe  bte  9?atur  bamaliger  93erl)ätt- 
niffe,  fomte  ber  Erfolg  bürgt,  warf  ftd)  (Sari  ©obwtn,  bem  Thronbewerber 
gegenüber,  $um  Vertreter  ber  englifchen  Nation  auf,  unb  ein  wahrer  £anbet 
über  bie  trotte  fattb  jwifcfcen  beiben  <£tatt  ©obwtn,  ber  93cörber  5telfreb6,*) 
ber  ftd)  unter  (Sü)elreb  unb  ben  Än^tltngern  attö  ntebrtgem  (Stanbe  von 
(Stufe  §u  (Stufe  aufgcfd)mungen  l)atte,  erflärte  bem  (Sor)ne  ber  (Smma  runb 
herauf,  bloß  mit  fetner  Uttterftü^ung  tonne  er  baö  ^önigthum  behaupten, 
biefe  feine  Hülfe  werbe  er  aber  nur  bann  gewähren,  wenn  Abwarb  \i)n 


l)  Sutane  <S.  181,  c.  d.  2)  (Sattile  <S.  365  Witte. 
obere  SWitte.       4)  <§te§e  pfcen  ©.  51  flg.  97. 


3)  ®$t\k  @.  80 


284  $a&fi  ©vegorittg  VIT.  unb  fein  3eitalter. 

felbft  in  fyot)en  (Efyren  halte,  metter  wenn  er  ©obwinS  (solute  jn  ben  erften 
Stürben  be3  9teid)e3  beförbere,  enblidj  wenn  er  ftch  entf fließe,  ©obwin$ 
£od)ter  iabgtytfy«  ju  etyelfdjen  unb  mit  tyx  ben  %$xm  §u  feilen.  ,,9?otl)* 
gebrungen,"  fft^rt.1)  2£ilhelm  von  9Mme3bun)  fort,  f/6evotüiQte  (Sbwarb 
5llleS,  wa£  ber  (Sari  begehrte." 

Sir  fennen  jefct  eine  $r»ette  23ebingitng,  unter  welcher  (Sbwarb  bie 
engltfcfye  $rone  erlangte.  (Sr  mußte  SBort  galten.  9J?acht  unb  £ef)en 
®obwin6  würben  außerorbcntlid)  vermehrt.  „£>a$  gräfliche  ©ebiet  ©ob* 
win3,"  }agt2)  glorenttuS  von  Sßorcefter  jum  Sahre  1050,  „erftredte  ftcf) 
über  $ent,  ©uff er,  SBeffer."  (Sbcnfogut  erging  e$  feinen  6öf)nen.  glo* 
rentiuS  fäJ>rt  fort:  ,,©obwinö(£rftgeborner,  ©wen,  befaß  £)rforbfl)ire,  ©lofter, 
^eveforb,  ©ommerfet,  S3erf fJ>ire ;  ber  3weitgeborne,  ^aralb,  erhielt  al$ 
feinen  Slnthetl  bie  SBejirfe  (Sffer,  £)ftanglien,  Huntington,  ßambribge."  ©ob* 
wtn  fyatte  noch  vier  jüngere  6ölnte,  Softig,  ©urtl),  £eofwtn  unb  $Bulfnotr), 
von  welchen  fpäter  bie  9iebe  fein  wirb.  2lucr/  ba6  33erf^rect)en,  betreffenb 
©obwinS  Socbter,  ^at  (Sbwarb  erfüllt,  er  ehelichte  richtig  bie  (Sabgtth. 
Ueber  bie  $erfön(ia)fett  ber  Scheren  liegen  wiberfprechenbe  3wgntffe  vor. 

(Sin  jüngerer  3e^9e»offe,  von  beffen  5luf§etd)nungen,  wie  e$  fcheint, 
SBruchftüde  in  bie  (Sfjronif  übergingen,  welche  3ngulf3  Tanten  trägt,  be* 
richtet:3)  „(Sgitlja,  ©obwinS  Softer  unb  ©emaljlin  beö  jlönigö  (Sbwarb, 
war  au6nel)tnenb  fa)ön,  in  ben  SKiffenfa)aften  wof)l  erfahren,  feufch,  be* 
mittag,  an  ©tnneöart  von  tt)ren  23rübern  unb  bem  $ater  verfärben,  fanft, 
befcrjetben,  treu,  aufrichtig,  9?iemanben  fetnb.  £>ft  faf)  ich  fte,  ba  tcb  al£ 
•finabe  meinen  Spater,  ber  am  £ofe  weilte,  §u  befugen  pflegte.  6te  fragte 
mid)  bann  über  bie  Aufgaben,  bie  ta)  für  bie  (Schule  machte,  prüfte  mid) 
in  ber  ©rammatif  unb  Sogif,  ließ  mir  ^äuftg  burdj  if;re  3ofe  3 — 4  ©elb* 
ftücfe  reichen,  ftärfte  mtct)  au$  ber  ©peifefammer  be£  §of$  unb  entließ 
mich  fo  nac^  £aufe."  (Stwa3  anberö  lautet4)  bie  SluSfage  2Bilhelm3 
von  9)?almeöbun; :  „ber  ^opf  (SgithenS  war  eine  Sftüftfammer  von  (E>cr;ul* 
rotffen,  aber  in  weltlichen  fingen  befaß  fte  wenig  SBerftanb,  unb  wenn 
man  auch  ihre  @elef)rfamfeit  anerfennen  muß,  fo  fehlte  e£  ihr  an  23e* 
fa)eibenheit  unb  nocb  mehr  an  $ei§en  beS  jtör:pcr6."  SOfeincö  (Srad)ten$ 
»crbient  Sill)clm  von  9JMmeSbun;  mehr  ©lauben  alö  3ngulf,  unb  jwar 
au£  bem  ©runbe,  weil  SBlauftrümpfe,  beren  3unft  ©obwinS  Tochter,  laut 
bem  3eugniffe  S3etber,  angehörte,  in  ber  9?eget  auf  gelehrte  ©rillen  beßhalb 
verfallen,  um  mangelnbe  ©cbönheit  be$  Seibeö  burcb  angeblichen  ©lanj  be$ 
©eifteö  §u  erfer^en. 

53on  allen  Saften,  bie  bem  Röntge  (Sbwarb  bura)  ©obwin  auferlegt 


*)  «Sattle  <S.  80  obere  SWttte.  2)  Plores  histor.  @.  627  oBen.  3)  (Sattle 
905  Witte.       4)  Ibid.  <S.  80  gegen  nnten. 


Stertes  93ud).  ®ap.  16.  (Sngtanb  unter  (Sbtoavb,  bem  93efenner,  »on  1042—1051.  285 

mürben,  fcfjeint  ifnn  bie  ^Bermäfylung  mit  <5abgv>tt>  bie  roibervoärtigfte  ge* 
roefen  31t  fetn :  er  r)at  fte  nie  berührt,1)  unb  feine  @r)e  mit  tyr  blieb  eine 
normännifc^e.  2)te  23efti$ungen,  meiere  ber  (Sari  unb  feine  (söfute  ftd)  t>or* 
behielten,  umfaßten  bie  reifere  unb  größere  ^älfte  (SnglanbS.  golgtict; 
waren  fte  unb  nia^t  Abwarb  Herren  auf  ber  3nfel.  2Ötlr)e(m  »on  9Jial* 
meSburt)  fagt:2)  „©obvoiu  unb  beffen  @öf)ne  maßten  ftcf)  gleicbe  ©evoalt 
mit  bem  Könige  an,  oerfpotteten  l)äuftg  (Sbroarbö  (Smfalt  mit  beißenben 
SBitjroorten. "  9Jteine6  (SracbtcnS  roar  e$  oon  Anfang  an  ©obroinö  *pian, 
nacb  (Sbroarbö  $obe  ober  Sturze,  ftcf>  ober  feinen  ©b'fynen  bie  Ärone  Qmg* 
lanbg  §u  wfdjaffen.  2lbgefer)en  oon  bem  roirf  liefen  @rfolg,  laffen  9J?af ^ 
regeln,  rote  bie  oben  berichteten,  feine  anbere  Deutung  ju. 

28ie  nun?  follten  bie  übrigen  ©roßen  ©nglanbS,  roär)renb  ©obrotn 
unb  beffen  «Sölme  fo  tapfer  Zugriffen,  nia)t  aua)  für  ftcf)  geforgt  baben! 
©eroiß  gefebaf)  bieß.  Saut  2lu$fage 3)  be3  glorentiuö  fanb  eine  2Öaf)toer* 
fammlung  in  ber  ^auptftabt  Sonbon  ftatt.  33egügUcf)  biefer  SBerfammlung 
berietet1)  Sßilfyelm  oon  9Dialmegbnn; :  „burd)  feine  SBerebtfamfeit  fegte 
©obrotn  bie  (§rf)ebung  (SbroarbS  burd).  $tete  gaben  tr)m  tr)re  ©ttmme 
au$  Sftüdftd)t  auf  baö  f)or)e  2lnfef)en,  ba6  ©obroin  genoß,  Rubere  beftoc^en 
burd)  ©obroinS  ©efcfyenfe,  Slnbere  enblicb,  roeil  fte  (gbroarb  für  ben  reebt* 
mäßigen  (Srben  gelten,  unb  nur  3Benige  roaren  e6,  bie  ber)arrltdt)  ber 
2Babl  rotberfprad?en:  Severe  rourben  Hadder  auS  bem  Cetebe  verbannt/' 
Die  93erebfamfeit,  roelcbe  ©obroin  aufroanbte,  roirb  babin  gerichtet  gevoejen 
fein,  bie  93ortr)eilc  r)eroor§ur)eben,  roelcr>e  jeber  bureb  bereitwillige  Unterftüjumg 
ber  2Baf)l  (SbroarbS  erringen  fönne. 

SBorin  beftanben  biefe  9Sortr)etIc  ?  icb  ftnbe  bie  Antwort  in  einigen 
Sorten,  welche  2Öilf)elm  tton  9Mmc3burty  fyinroirft:4)  „jroei  große  Mängel 
fyaben  ben  9tubm  ber  Regierung  @broarb$  tterbunfelt:  erftlid)  bie  6d)led)tig* 
feit  ber  ©erecbttgfettfcflege ,  §roetten$  Verfall  unb  93erroatfung  ber  Softer, 
greunbe  be6  Königs  behaupten  jeboeb,  an  Leibern  fei  n\$t  (Sbroarb 
felbft,  fonbern  bie  23o3f)eit  @obroin6  unb  feiner  6öfme  fdntlb  geroefen." 
2Bte  überall  fonft,  fjatte  aud)  in  Gmglanb  jeber  53e§trf  beg  *Reid;e$  fein 
©ertebt.  2ßenn  nun  bureb  ©obroinS  unb  feiner  (£öl)nc  23o$f)eit  bie  ®e* 
rec^tigfeitpflege  in  gan§  (Snglanb  fcerfanf,  fo  ftnb,  fa)eint  e6,  nur  §roet 
9)ioglic^fetten  benfbar :  entroeber  fyatte  ber  Äönig  im  ganjen  $eicb  baö 
ritterliche  Slmt  ber  gamilie  ©obroinö  übertragen,  ober  ift  eö  burc^ 
©obromS  verberblicben  Einfluß  gefa)el)en,  baß  bie  ©eric^te  jtoar  in  ben^ 
felben  £cmben  blieben,  rote  früher,  aber  üon  9?un  an  ungerecht  oerroaltet 
vottrben.    ^rftereö  fann  niebt  ber  gall  geroefen  fein,  benn  attßerbem,  baß 


l)  Ibid.  @.  80  gegen  unten.  2)  Ibid.  81  oben.  3)  Ad  a.  1042.  Flores 
histor.  <S.  624  mitk.      4)  St.  a.  O.  <£.  80  oben. 


286 


$abft  ©regortüS  VII.  «nb  fein  Seitalter. 


nirgenbS  »on  Uebertragung  ber  ©ertöte  an  ©obwinS  £auS  bie  9^ebe  f ft, 
würbe. eine  folct^e  .Maßregel  bte  anbern  (Sarle  nnb  ©rafen,  bencn  vermöge 
uralten  $erfommert$  bte  Rettung  ber  ©ertd)te  juftanb,  nicht  gewonnen, 
fonbern  »telmehr  erbittert  haben,  folglich  muß  man  ben  aweiten  gafl  an* 
nehmen. 

Genien  wir  uns,  baß  vermöge  eines  befonbem  3u9eftänbntffe^ ,  baS 
©obwin  »or  ber  2öar)I  bem  ©ohne  ber  (Smma  abpreßte,  bie  ©ertöte  fammt 
ben  93ußgclbern  gan§  ben  Marlen  überlaffen  würben,  baß  ferner  ßbwatb 
bie  fonft  übliche  ^Berufung  an  ben  foniglidjen  Dberrjof  »erbot:  fo  ift  $HeS 
erflärt.  Segreiflicher  Seife  legten  bie  (Sarle  großen  2öerth  auf  eine 
Neuerung,  bie  ihnen  bebeutenbeu  guteadiS  beö  (SinfommenS  unb  ber  ©c* 
walt  tterfpracb,  gießen  bafür  bie  Erhebung  (SbwarbS  gut  unb  fuebten  feitbem 
ben  errungeneu  SBortfyetl  emftg  auszubeuten.  2)te  golge  mußte  fein, 
was  2Bilf)elm  üou JDcalmeSburty  melbet,  nämlid)  baß  bie  Rechtspflege  in 
Verfall  gerietf). 

(£benfo  wie  mit  93erfchled)tcrung  ber  ©ertdjte,  »erhielt  eS  ftcb  mit 
$erwaifung  ber  jtlöfter.  3)te  3^ten  3)unftanS  waren  noa)  nia)t  sergeffen. 
deinen  ©tanb  l)aßte  bie  2lriftofratte  fo  grünblich,  als  ben  ber  Sftöiute, 
wela)e  ttor  biet  9J?cnfd)enaltcrn  in  ben  £agen  beS  glorreichen  (Srzbtfd)ofS 
tm  (Santerbun;  ben  §lbel  genötigt  Ratten,  ftet)  ftaatlid/er  Drbnung  p 
fügen.  3cr3t,  ba  bie  Herren  mit  tr)ren  wahren  ©ebanfen  herttorrüden  fonnten, 
folltc  bie  @elegenl)eit  betrügt  werben,  um  wiber  bie  ©egner  einen  »er* 
nid)teuben  Streich  §u  führen.  Die  «ftlöfter,  über  beren  2kröbuug  $&\U 
beim  »Ott  SDialmeSbim;  Hagt,  waren  über  alle  ober  bod)  bie  meiften  ©raf* 
fd)aften  beS  Reichs  jerftreut,  folglich  müffen  $iele  bei  bem  Serfe  ber  23er* 
waifung  geholfen  haben.  2)aS  f^ißt,  meines  Trachtens,  (Sbwarb  ift  ge* 
nötl)tgt  worben,  bte  Abteien  ben  Marlen  unb  ©rafen,  in  bereit  2lmtSbe* 
jtffen  fte  lagen,  preiszugeben.  3n  ber  %t)at  würben  manche  ol)ne  Weiteres 
unter  allerlei  33orwänben  eingebogen, l)  bei  anbern  wählten  bie  getreu  einen 
Umweg,  ber  baS  ©ehäfftge  ber  %l)at  wfeb,  ja  fogar  geftattete,  ben  Raub 
mit  fchetnheiltgen  Steden  zu  befchöntgen. 

(Sin  beutfd)er  3^3°/  welcher  3etrfJ™t>ffe  2ßt^elmö  beS  Eroberers 
unb  überbieß  beffer  unterrichtet  ift,  als  bie  große  9M)r&aI)l  angelfächftfcher 
(%otttftcit,  Slbam  tton  Bremen  berichtet:2)  „nad)bem  2öill)clm  ber  SBaftarb 
1066  (Snglanb  erobert  hatte,  vertrieb  er,  um  bie  »on  ben  5lngelfad)fen  be* 
letbtgtc  Sache  ©otteS  §u  räd;en,  faft  alle  (Slertfer  unb  Mönche,  welche  ohne 
Regel  lebten,  auS  bem  Reiche."  5llfo  wäl)reub  ber  Qtit,  weld)e  ber  @r* 
oberung  unmittelbar  voranging,  b.  I).  nnter  Jtüntg  Abwarb,  war  3u$t  unb 


4)  man  öevgl.  bie  93eij>tele,  ivelc^e  Sngulf  jum  3^re  1046  (<Satnle  <S.  895  «Witte 
folg.)  aufführt.       2)  Gesta  hammaburg.  in,  51.  $ev|  VII,  356. 


JBtcrteö  93ud).  (5a}>.  16.  (Snglanb  unter  (Sbtoavb,  bem  QSefenner,  von  1042  —  1051.  287 


Drbnung  in  ben  ^löftern  (EnglanbS  gönntet)  verfallen.  SBofyer  fam  bieg? 
meines  (SracfytenS  bafyer,  n>etC  bie  weltlichen  Herren,  in  beren  Rauben  bie 
Abteien  ftcb  befanben,  ben  böfen  SBegierben  ber  üftönebe  Saum  u"b  3ügel 
febießen  ließen.  SD? an  verleitete  bie  jüofterbrüber,  bura)  3u*t(oftgfeit  ftd? 
felbft  veräcbtlicb  $u  macben,  bamit  man  bintenbrein  l)encb(ertfd)  fagenfonnte: 
folebe  Auffalten  verbienen  niebt  länger  §u  befielen. 

(Abwarb  ift  in  ber  SRormanbie  erlogen  korben,  reo  bamals  bie  Jüicbe 
in  r)of)cn  (Sfyren  ftanb.  Sobann  beweist  ber  Beiname  beS  SBcfennerS,  welcben 
ib;m  bie  Mitwelt  gab,  baß  er  für  einen  guten  (Sänften  galt.  Unter  bieten 
Umftänben  ift  \\\(bt  31t  bezweifeln,  baß  er  nur  mit  Siberftreben  bie  gc* 
forberte  Aufopferung  ber  jtlöfter  jugeftanb.  Sollte  er  aber  nicbtS  getrau 
foaben,  um  von  irgenb  einer  anrern  (Seite  ber  ben  @efaf)ren,  roelcbe  ber 
Religion  brof)tcn,  vorzubeugen?  Saut  ben  Angaben  ber  angeljäcbftfcben 
(£f)romfen  ftnb  faft  alle  (Siedler,  roelcbe  (Sbwarb  in  ben  erften  3af)ren  feiner 
Regierung  auf  93iStl)ümer  beförberte,  vor  il)rcr  (Erhebung  fönigltcbe  (Eapel* 
laue  gewefen.  3ct)  jiet)e  barauS  ben  Scbluß,  baß  (Sbwarb  bei  ben  $er* 
banblungen,  welche  vor  ber  Äönig$waf)l  ftattfanben,  bie  SBefeijuug  ber 
^iStbümer  ftdj  vorbehielt,  unb  baß  er  buret;  auSfct;ließlicbe  93eförbentng 
fötaler  geiftlidjen  Bewerber,  bie  it)re  Sreue  gegen  ben  $r)ron  erprobt  Ratten, 
ben  verberblichen  Einfluß  ber  weltlichen  Ariftofratie  breeben  ju  lönnen  l)offte. 

3m  Uebrigen  fann  über  baS  Jief,  auf  welkes  ©obwin  unb  ©enoffen 
loSfteuerten,  fein  3nH'ifel  obwalten.  @S  war  auf  (Erneuerung  jener  311* 
ftänbe  abgefel)en,  bie  unter  @tI)etrebS  fctjwacber  Regierung  (Snglanb  er* 
ntebrigt  Ratten,  unb  über  welche  (Srjbifcrjof  Sulfftan  in  ben  früher  mitge* 
feilten  ^rebigten  flagt.  Sie  bamals  bie  ©erecbtigfettvflege  eine  Duelle 
febmu^igen  ©ewinnS  für  bie  ©roßen  unb  ein  glucfy  für  bie  Nation  gewefen 
roar,  fo  foltte  fie  eS  je^t  wteber  »erben;  rok  bamals  baS  engltfcfyc  OfeicbS* 
fi'nftentl)um  bie  ©üter  ber  ^löfter  unb  Kirchen  verfcblungen  blatte,  fo  wollte 
ebenbaffelbe  je£t,  waS  noch  vom  (Sigentfnrm  beS  (5leruS  übrig  war,  aber* 
mal  verfcf)Imgcn.  2)ie  Vorgänge  unter  (§tl)elreb  bürfen  als  Iejjte  33eglau* 
bigung  Deffen  betrachtet  werben,  waS  ©obwin  unb  ©enoffen  erftrebten. 

£>te  SSerfcblect;terung  ber  ©ertebte,  bie  SScröbung  beS  ^lofterS  war 
bie  britte  ber  93ebingungen,  unter  welken  (Abwarb  (SnglanbS  £bron  befteigen 
burfte.  Auf  eine  vierte  weist  meines  (Eracr;tenS  Stlbetm  von  SJklmeSbun; 
b;in,  inbem  er,  bte  geheimen  SBerfyaublungeu  $Wtfa)en  ©obwin  unb  Abwarb 
fd)i(bernb,  erfterem  bie  Sorte  in  ben  SD?unb  legt,1)  (Sbwarb  möge  gc* 
bührenbe  9iücfftcht  auf  bie  Verarmung  beS  Nolles  nehmen.  3)aS  fann  fta) 
faum  auf  etwas  AnbereS,  als  auf  eine  SBermmberung  ber  Steuern  begehen, 
welcbe  ©obwin  geforbert  fyaben  muß.    £).aS  englifc^e  33olf  bellte,  wie 


*)  <Satttle  @.  80  STlttte :  miserias  provincialium  pro  pristina  egestate  temperare. 


288 


$a6ft  ©regovtug  VII.  unb  fein  Bettatter. 


wir  VDtffen,  eine  fjart  brücfenbe  (Steuer,  baS  2)anegelb,  baS  93ejal)lung 
ber  $f)tnglttl)  ober  beS  fter)enben  ,£>eereS  »erwenbet  würbe.  Senn  bemnad) 
(Sbwarb  auf  2lbfd)affung  ober  93ernttnberung  ber  (Steuern  einging,  ift  wafyr* 
fchetnlta),  baß  er  Verringerung  ober  Sluflöfung  ber  Sfnnglttf)  bewilligte. 

3n  ber  melben1)  mehrere  (£r)romfen  jum  3af)re  1051,  baß  ber 
Slngelfadjfe  baS  2)anegelb,  mit  weitem  bis  baln'n  bie  föniglicfyen  ©olbaten  be* 
folbet  würben,  feinem  $olfe  gän^tidr)  erlief:  bemnact;  ift  bie  $f)inglttf)  auf; 
gelöst  Worben.  Ser  wirb  nun  glauben,  baß  itöntg  (Sbwarb  gutwillig  ober 
auS  eigenem  eintriebe  eine  Maßregel  ergriff,  bte  it)n  alles  <Scbu£eS  gegen 
äußere  unb  innere  geinbe  beraubte,  ft)n  ber  2Btllrur)r  übermütiger  SBafallen 
preisgab,  ©ewiß  nicr)t,  er  muß  burcl)  einen  übermächtigen  Stilen,  alfo 
allem  5lnfdjeme  nacb  burd)  einen  Satjfoertrag,  baju  genötigt  roorben  fein. 

Setter!  warum  brangen  ©obwtn  unb  ©enoffen  auf  2lbfcf>affung  ber 
Sfn'nglttf)?  3r)r  3tt)ecf  tarn  möglicher  Seife  ein  bereiter  gewefen  fein. 
9cacf)bem  fte  bie  ^ö'ntgSwarjl  arglifttg  ausgebeutet  Ratten,  um  unermeß* 
liebe  Vorteile  für  ftet)  f)erauS§uf  ablagen,  mochte  eS  tlmen  räthltdj  erfebetnen, 
baß  audj  etwas  $u  ©unften  beS  SSolfS  gefebetye.  Snbem  fte  Aufhebung 
beS  3)anegelbS  »erlangten,  fonnten  fte  ftet;  rühmen,  ipatrtottfo)  für  bte  Spenge 
geforgt  ju  r)aben.  ©leicfyroofyl  war  tb)re  ^ersettSmetnung  eine  anbere.  2)te* 
felben  Herren,  Welche  ben  üöntg  nötigten,  feine  $f)inglttr;  §u  entlaffen, 
bettelten,  wie  tet;  unten  jetgen  werbe,  tf>re  ^uSfarle  bei  unb  bellten  fte 
mit  €teuergelbern,  bte  fte  aus  ben  ir)nen  untergebenen  ©raffa^aften  erhoben, 
golgltch  hielte  tt)re  wahre  Slbftcht  nt#t  bahnt,  baS  $olf  ju  erteiltem,  fonbern 
bte  tfrone  §u  fchwächen.  Äöntg  Abwarb  follte  ganj  »on  ber  ©nabe  fetner 
Vafallen  abhängen.  UebrtgenS  fa^eint  ftdj)  ßbwarb  §ur  Erfüllung  beS  ledern 
fünftes  nur  §ögernb  unb  fel)r  ungern  »erftanben  $n  haben.  (Srft  im  9.  3a^re 
feiner  Regierung  unb  jwar  aus  Einlaß  einer  ^mngerSnoth  tft  baS  3)anegelb 
»ollenbS  erraffen  worben. 

Außer  ben  überläfttgen  Sumutfmngen  ber  eigenen  Untertanen,  er? 
f^werten  bem  <Sofme  (Stf)elrebS  noch  bte  Anbrüche  zweier  Mitbewerber 
ben  Seg  auf  ben  Stroit.  Magnus,  Jlöntg  »on  Norwegen,  »erlaugte  @ng* 
lanbS  Ärone  mit  Berufung  auf  ben  @rb»ertrag,  ben  er  mit  $arbifnut  ab* 
gefa^loffen  fyatte. 7)  ©wen,  ber  Slftrtb  <5ofm,  begehrte  ebenbtefelbe,  als 
einiger  noch  lebenber  (Sprößling  aus  ber  weiblichen  Stnte  beS  nach  feiner 
Behauptung  allein  berechtigen  ^n^tltnger  (Stammes.  3a)  t)abe  an  einem 
anbern  Orte  gezeigt,3)  baß  unb  wie  Abwarb  bett  hätten  aufrieben  ftellte, 
inbem  er  ihm  bie  Nachfolge  felbft  für  ben  gall  t>erl)teß,  Wenn  er  (Abwarb) 
SetbeSerben  fytnterlaffen  würbe.    £)te  weitere  golge  btefer  Ausgleichung  war 


*)  Flores  histor.  <S.  626  unten.  Samte  <S.  44t  u.  897.  2)  (Sielje  93anb  II,  656. 
8)  Oben  <S.  102  flg. 


93tette3  93udj.  &ap.  16.  ©nglonb  unter  (Sbtoorb,  bem  93efenner,  öon  1042  —  1051.  289 

ein  33ünbniß,  »ermöge  beffen  (Sbwarb  ben  Dänen  mit  ©elb  unterftü^te  unb 
in  (Staub  fefcte,  bte  Angriffe  beö  f^ortüegerö  fowof)l  auf  Dänemarf,  als 
auf  Gntglanb  abzuwehren. 

2£te  e3  bei  bem  Sn^alte  ber  23ebtngungen,  welcbe  bte  93afallett  ftetCten, 
faum  anberö  erwartet  werben  formte,  »erlief  geraume  ^cit  bt3  alle  (Schwierig* 
Fetten  geebnet  waren.  Der  £ob  ^arbtfnutö  fiel  in  ben  Sunt  1042,  bte 
Krönung  (Sbwarbö  aber,  weldie  ba£  neue  ^önigt()um  beftegelte,  fanb1)  erft 
an  £)ftern  1043  ftatt  dMtte  £>ftober  beff erben  SatyreS  ritt  ber  tfönfg,  be* 
gleitet  »ott  ben  bret  augefehenften  engltfcr)cn  ©roßen,  bem  @art  ©obwin, 
bem  ©rafen  £eofrtf  »on  SD?ercta 2)  unb  bem  (§arl  ber  9?orthumbrier 2) 
(Stwarb,  »on  ©(öfter,  wo  er  fyäuftg  §of  fyüt,  nad)  Sffiutcbefter,  bem  $>tttwen* 
ft£e  feiner  Butter  (Smma.  Dort  aitgefommen,  erhielten  bte  bret  Begleiter 
ben  Auftrag ,  ber  Königin  Butter  t^ren  ganzen  ©djafc,  beftel)enb  in  ©olb, 
(Silber  unb  ©efd)metbe,  wegzunehmen.  2) od)  würben  tr)r  bie  Littel  be$ 
£eben6unterhalt6  gclaffen,  aua)  ber  fernere  Aufenthalt  im  (Sd)loffe  ju  2Bin* 
ct/efter  blieb  ihr  gemattet.3) 

glorenttuö  »on  2Borcefter  fagt:  „Abwarb  gebot  <Solcbe3,  weit  (Srnma 
fowof)l  »or  als  nad)  fetner  Sfyronbefteigung  hart  gegen  if)n  gewefen  war/ 
b.  h-  ten  großen  (Schäden,  bie  fte  befaß,  nid)tö  bem  Röntge  gegeben 
hatte.  Denfelben  ©ruub  führt 4)  Wilhelm  »on  ^JcalmeSbutty  an,  fügt  aber 
erflärenb  bei:  „(Smma,  bte  ihren  erftett  ©emahl  (M)elreb  nie  augftehen 
fonnte,  trug  btefelbe  ©eftnnung  auf  ihre  mit  (Sthelreb  erzeugten  ^inber  über. 
9htr  ben  jweiten  @emaf)l,  $anut,  hat  fte,  fo  lange  er  lebte,  wahrhaft  ge* 
liebt,  unb  auch  feit  er  tobt  war,  floß  fte  über  sott  feinem  £obe."  @leta> 
Wohl  gibt  ber  3D?öncr)  »on  93Mme3bun;  §u  »erftehen,  baß  aud)  ba3  gegen 
(Smma  eingeleitete  Verfahren,  genau  bcfefjen,  eine  golge  ber  fchlecbten  ^ath* 
fchläge  ©obwinö  unb  fetner  ©enoffen  war.  3a)  fyalte  feine  Auöfage  für 
begrünbet.  Seber  ©obwin  noch  bte  übrigen  Ariftofraten  wollten  bulben,  baß 
eine  ljod)jlefyenbe  grau  im  (Stanbe  fei,  einen  ihrer  Aufftd)t  nicht  untere 
worfenen  Einfluß  auf  ben  $öntg  §u  üben.  Darum  trieben  fte  Abwarb 
jum  Bruche  mit  ber  Butter. 

(So  ftanben  bte  (Saasen  gegen  Anfang  be3  aweiten  3ahre£  ber 
gterung  (£bwarb6.  2ßar)re  Herren  im  Sanbe  waren  ©obwin,  feine  <Söbne 
unb  ihr  Anhang.  3ft  eö  ein  993unber,  baß  ber  Äöutg  gegen  btefe  Oranger 
eine  ©tü£e  an  ben  Normannen  fuchte,  bte  ihn  nach  ©nglanb  l)inüber&e* 
gleitet,  bie  ihm  ferner  in  früheren  Seiten,  ba  er  ein  armer  *ßrtn$,  fdjeinbar 
ohne  ßufunft  war,  buret)  allerlei  £iebe$btenfte  eine  unetgennü|ige  Anhänge 
lichfett  bewiefen  hätten?8)  Abwarb  »ermehrte  heimlich  tf>re  3al)l,  tnbem  er 

*)  Flores  histor.  @.  624.       2)  Flores  histor.  ©.  627  gegen  o&en.       3)  @.  624. 

*)  ©attile  <S.  80  o&en.  5)  Ibid.  unten:  aliquantos  Normannos  rex  accessierat,  qui 
olim  inopiam  exulis  paueulis  benefieiis  levarant. 

®  frörer,  $abft  ©regoriu«  vn.   93b.  in.  19 


290  SPabjt  ©vegoriuö  vn.  unb  fein  Zeitalter.' 

unter  ber  £anb  ben  unb  jenen  älteren  grcunb  au3  ber  9?ormanbte  J)erübemef. 
gaffen  wir  btefe  grembltnge  ins  Sluge.  ßlertfer  unb  Säten  waren  in  tf)rem 
Greife.  2)en  erften  $ang  unter  ben  Normannen  getftltd^en  (StanbeS  nar)m 
Robert,  efyematö  9J?öncb  in  3umtege$,  ben  fetten  nafym  Sßityehn  ein.  8eibe 
btenten  bem  Röntge  als  (SapeHane.  Abwarb  beförberte  Robert  nad)  wenigen 
3af)ren  auf  ben  @tufyl  von  Bonbon,  fväter  crt)ob  er  if)n  §um  (Sr§btfa>f  von 
(Santerbun;,  an  2ßt(l)e(m  ^erüet)  er  baS  SMstfyum  Bonbon.1)  ©in  brttter 
(Stngewanberter,  ber  gleichfalls  mit  bem  Könige  fyerüberram,  aber  iüdt)t  au6 
ber  9cormanbte,  fonbem  au3  Sotfyringen  flammte,  ^erimann,  war  mit  ben 
§wet  oben  (genannten  eine  3eü(ang  in  (Sbwarb'6  (Spelle  angefleht  unb  erlieft 
1045  baS  ©tetyum  in  2ßtltff)tre. 2) 

2Ba6  bie  normanntfc^en  Säten  betrifft,  bie  ben  $ömg  umgaben,  tfl 
vor  Willem  ein  naf)er  SSerwanbter  beffelben  gu  nennen.  @oba,  eine  <Sd)wefler 
(SbwarbS,  Ijatte  fta)  in  erfler  (Sf)e  mit  bem  Normannen  Spalter,  trafen  in 
9J?ante6,  vermählt  unb  bemfelben  einen  ©ofnt  SRabulf  geboren,  ben  Abwarb 
mit  ftcf)  nad)  (Snglcmb  fytnübernaljm,3)  mit  ber  3nt  §u  fyofyen  Stürben  be* 
förberte.  £>bgleta)  SÄabulf  wenig  üütotfy  unb  gäl)tgfett  bewtefen  f)aben  foll,*) 
erfdjemt  er  an  ber  €pt$e  ber  Normannen,  bie  bem  Slnfyange  ©obwtne  bie 
äßaage  Rieften. 

Rubere  normanntfcfye  bitter  fapen  ba  unb  bort  als  föntgltcfye  Dtenfl* 
leute  auf  Burgen,  welcbe  tfynen  Abwarb  anvertraut  I)atte.  511^  fofcfje 
werben  von  glorenttuS  genannt: 5)  £)6bern,  mit  bem  Beinamen  *ßentecofl, 
unb  £ugo.  (Sitten  dritten,  9tfamen3  Robert,  6of)n  ber  eblen  grau  Sßtmara, 
füt)rt  ber  $lrcfytbtafon  von  Sifleur  auf,6)  tnbem  er  fagt,  btefer  Robert  fei 
ein  nafyer  $erwanbter  beS  ^ormannen^er^ogö  2ÖtlI)elm  unb  im  fübltajen 
(Snglanb  reidf)  begütert  gewefen.  QSon  einem  Vierten,  ber  £>bo  fyfeß,  wirb 
f  Väter  bie  $ebe  fein.  2Bir  befltjen  eine  von  Ü)ud)e3ne  veröffentlichte  Sifle7) 
folcfyer  Normannen,  welche  §u  ben  StiUn  (SbwarbS  naa)  (Snglanb  ein* 
wanberten.  2)tefelbe  enthält  wtrflicf)  bte  tarnen  ber  bereite  erwähnten 
©ünflltnge,  fennt  aber  nod)  vcrfcbtcbene  attbere.  $on  @etflltdjen  mad)t  fle 
außer  2Bttf)elm  unb  Robert,  welche  Äöntg  Abwarb  auf  bte  @tüf)le  von 
Sonbon  unb  ßanterbun;  beförberte,  ben  23tfcbof  UrfuS  von  2)orcefler,  ben 
fontgltcfyen  $an§ler  £ugolinu3  unb  ben  2)tafon  Robert  namhaft,  von  Säten 
füfyrt  fle  auf  föanbulf  Severe!  in  (Sffer,  gt£  @crob,  JDaubfne  von  23eare, 
©wen,  angefeffen  tn  (Sffer,  ^tdjarb,  <Scrob3  <Sot)n  unb  (£tbam  beS  £)fafon 
Robert,  Stlfreb,  be$  Königs  6tallmetfler,  5ln$frteb  mit  bem  Beinamen 

l)  Flores  histor.  @.  627  ad  a.  1051.  2)  Flores  histor.  @.  625.  3)  ©atttte 
<S.  81.  Histor.  Ramsay  cap.  116.  Bei  SaWenBerg,  ©efcfy.  (Snglanbö  I,  505.  9iote  3. 
4)  @at>tle  a.  a.  £).  @.  8  t  unb  Florentius  ad  a.  1055:  timidus  dux  Radulphus.  5)  Ad 
a.  1052.  Flores  histor.  <S.  628  unten.  6)  2)u$cSne  ©.  199,  c.  7)  Scriptor.  nor- 
mann.  @.  1023. 


93ierteg  93ucr).  (5ap.  16.  (Snglanb  unter  ©bfoavb,  bcm  Sefenner,  »ort  1042—1051.  291 


(SofeSfut  Opatyncnfuf).  Die  tarnen  bcr  meiften  auf  ber  gifte  (Etefyenben 
finben  jtdj  aucfc  bei  glorcntiuS, l)  nur  mit  bem  Unterfcbieb,  bajj  er  ntcbt 
Urfu3,  fonbern  Ulfuö  treibt  unb  btcfen  Ulf  rndjt  jutn  Sifcbof  von  5)or* 
cefter,  fonbern  von  Lincoln  macbt.  Det  üRame  Uff  roar  rool)l  ben  Bfagefc 
facbfen  geläufiger  a(ö  Urfu6,  unb  berfelbe  mag  von  einem  33i$tfmm  auf  baö 
anbere  beförbert  voorben  fein. 

Die  Sifte  fügt  bei:  „nccb  viele  Rubere  ftanben  in  beS  Königs  Dien* 
ften."  3n  ber  $r)at  müfjcn  bie  eingeroanberten  Normannen  einen  beträcb  U 
litten  Raufen  auSgemacbt  fyäbm,  beim  ibre  9nti>efen$eit  erzeugte  eine  QSfc 
fd^efnung ,  bie  ftcb  nur  au  3  einer  größeren  ^al)l  erHären  läßt.  3ngulf3 
(Sljromf  berietet:2)  „roäfyrenb  ber  Regierung  (StroarbS  ftengen  bie  vornel^ 
men  5lnge(facbfen  an,  ir)re  einbeimifcben  ©ebräuebe  aufzugeben,  unb  nacb  bcm 
33orbilbe  ber  Normannen,  meiere  mit  (Sbroarb  fyerübergefommen  roaren, 
fränfifebe  (Sitten  in  vielen  ©tütfett  na$$uar)mert.  Die  meifteu  ©rojktt 
fpraccien  an  tt)rcn  Heilten  §ofett  franjöjifdj,  al6  bie  3un9e/  roelcbe  allein 
l)ol;en  £crren  voofyl  anfiele,  fcfcamten  fta)  ber  alten  ®en>or)nr)eitert.  (Selbft 
Urfunben  unb  §anbfeften  rourben  in  fränfifcfier  SBetfe  au^geftellt. 3)  Doct) 
gefcbalj  folcbeS  2lnfang3  noeb  wenig  unb  nar)m  erft  in  ben  fpäteren  Sauren 
(E'bmarbS  übert)anb." 

2Bie  ba$  an  beutfaje  ßuftänbe  be$  16.,  17.,  18.  3ar)rr)unbert3  exhu 
nert!  Die  Heilten  angelfäd)ftfcben  3annfönige,  roelcbe  ben  $f)ron  untere 
müßten,  füllten  reebt  gut,  baf  ifjr  ganjeS  Söefen  unb  ©e&ar)rert  erbärm* 
lieb,  nitftöroürbig,  fcfmtär;Iicb  fei.  Um  gleicbroot;!  bem  unterbrüeften  Sßolfe 
gegenüber  bie  $omelnnen  fielen  ju  fönnen,  griffen  fte  nacb  fremben  $or* 
bilbern,  äfften  bie  granjofen  nacb. 

$lujkr  ben  Normannen  fcMoffen  ftet;  $roei  ber  anferjnlicbften  angeljäcbfi* 
fcfcen  Magnaten,  giroarb,  (Sari  von  Dlortlmmbrien,  unb  £eofrif,  @raf  von 
sJJiercien,  enge  an  ben  §of  an.4)  (Eiroarb  roar  ein  falber  9fäefe,  tapfer 
roie  ein  Söroe,  unb  f)at  bem  9feict;e  als  23efcbüfjer  ber  ©ränjmarfe  gegen 
bie  benachbarten  (Schotten  roiebtige  Dienfte  geleiftet.  1055  roarb  €mvarb£ 
(5oI)n  im  Kampfe  gegen  bie  €cbotten  erfcblagen.  Sluf  bie  9?acbrtcbt  fye* 
von  fragte  ber  95ater,  ob  ber  eofyit  bie  £obe3rounbe  vornen  ober  am 
sRücfen  empfangen  l)abe?  5llö  er  vernahm,  baf  erftereS  bergall  fei,  prieS 
er  ftcf)  glücflict;  unb  orbnete  ba6  2eicbenbegängnif  an.  23alb  barauf  befiel 
ifjn  felbft  eine  töbtlia^e  ^ranlfjeit.  Den  £ob  nalje  füb)lenb,  fpracb  (Siroarb 
$u  ben  ©einigen:  fcfmallet  mir  ben  ^arrnfef)  an,  ben  unburcf)bringlidben, 

')  Ad  a.  1052  a.  a.  D.  <S.  628.  >  2)  <§a*Ue  <S.  895  gegen  unten.  3)  JDie 
Slngelfac^fen  brühten  urf^rüngltc^  ba3  (Siegel  auf  bie  Urfunben  fel&fl,  bie  ^ranfen  hängten 
baffetbe  in  Äa^fetn  mit  (eibenen  (Schnüren  an.  £8et  ben  5tngelfac^fen  roar  ferner  eine 
plumpe,  berBe  Jpanbfc^rift  üblicr),  Bei  ben  ^vanfen  eine  gterttdje,  feinere ,  reelle  je^t  in 
(Snglanb  brüten  nac^gea^mt  rourbe.      4)  Saöile  @.  79  unten. 

19* 


292 


$a&fi  ©vegorütö  VII.  unb  fei«  Seitalter. 


umgürtet  meine  Senben  mit  bem  (Schwerte,  fe Jet  ben  #elm  auf  mein  $an$t, 
heftet  ben  ©djilb  an  ben  ffhfen  Sinn,  legt  bie  ©trettart,  bie  golbbefd)la* 
gene,  m  meine  redete  £anb,  bamtt  td)  al$  ©olbat  enbe.  (£ö  gefd;al)  fo: 
unb  ©{warb  ftarb  gewappnet,  ©o  lautet  bie  angelfäcbftfd)e  ©age,  weldje 
Rehmer;  »on  Huntington  mitteilt.  *)  (gtferfudjt  über  bie  anfcr;Wetlenbe 
SQ?ac^t  beS  @obwinfd)en  £aufe3  fdjetnt  ben  Silben  ©twarb  auf  be$  Königs 
(Seite  getrieben  §u  l)aben. 

Dagegen  war  eö  wobl  ^fltcfytgefül)! ,  wa£  ben  ©enoffen  ©iwarbS, 
Seofrif  öo;i  9J?ercta,  bewog,  fein  ©c&wert  unb  feinen  Jtopf  bem  bebrofyten 
freite  ju  wibmen.  3u  einer  3eit,  ba  bie  übrigen  angelfäd)ftfa)en  ©rojkn 
fta)  bnrd)  Straßenraub  bereicherten,  l)at  Seofrif  unb  feine  ©emafjltn  ©obtoa 
mehrere  Abteien  gegrünbet,  »tele  Tempel  wieber  fyergeftellt ,  gebaut  ober 
auögefdmvüdt.  Die  engltfd)en  (£f)rontfen  ftnb  »oll2)  »on  bem  Sobe  ber 
SSerbienfte,  bie  er  ftcf)  um  bie  Strafe  unb  baS  $öntgtf)um  erwarb.  Der 
©egenfaf*  ber  Käufer  ©iwarbö  unb  £eofrif3  wiber  baS  ®efd)lect)t  ©ob? 
win6  Ijat  lange  über  ben  £ob  ber  §äufcter  bte  §ur  3^it  ber  (Eroberung 
(SnglanbS  burd)  2Ötlr)eIm  ben  SBaftarb  fortgewirft. 

2lm  angelfäcbftfd)en  Hofe  lebten  weiter  jwet  bämfdje  gürften,  33jöm 
unb  £)6bem,3)  6ö'f)ne  Ulfs  unb  ber  Slftriba,  trüber  beS  DänenföntgS 
(5wcn  III.  unb  Neffen  beS  (SarlS  ©obwin,  ber,  wie  wir  wiffen,4)  mit 
UifS  (5d)Wefter,  ©tytfya,  »ermäljlt  war.  2116  näd)fte  SSerwanbte  bcS  mit 
tr)m  »erbünbeten  ©wen,  befyanbelte,  fie  Äönig  (Abwarb  mit  2te3etd?nung 
unb  »erlief)  tlmen  ^lernten  er  muß  2lnl)änger  in  tfmen  gefefyen  l)aben.  Slber 
aud)  ©obwinS  jQau$  red;nete  auf  bie  beiben  Dänen,  benn  al6  fte  bei  einem 
Slnlaffe,  »ort  bem  unten  bie  $ebe  fein  wirb,  $artf)et  für  ben  Söntg  wu> 
men,  würben  fte  beS  $erratf;6  be§ücfjttgt,  unb  bie  9^adt)e,  welche  ©obwinS 
<Söt)ne  an  ifynen  nahmen,  bilbete  einen  Slngelpunft  in  ber  ©efd)id)te  ($b* 
warbS.  Darauf  folgt  nun  meines  ($rad)ten3,  baf  SBjörn  unb  £)3bern  tön* 
gere  3^t  ^  »ermteben  fyaben  bürften,  ftd)  entfd)teben  für  ben  Söntg  ober 
für  ©obwin  au  erflären:  tt)ve  Stellung  fd)eint  eine  mittlere,  »orftdjtige  unb 
juwartenbe  gewefen  §u  fein. 

9cod)  tft  f)ier  ber  £)rt,  nad)§uwetfen,  wie  ftcb  ber  Söntg  in  ben  erften 
3al)ren  feiner  Dtegierung  beS  23iStf)um3  baburd)  $u  »etftd)ern  fudjte,  baj? 
er  faft  auSfcpeflid)  (Safcellane  auf  crlebigte  «Stühle  erfyob.  glorentiuS  »on 
SOSorcefter  melbet5)  §um  3al)re  1044:  „(Stiganb,  (Sapellan  beS  Königs,  er? 
l)telt  baS  S3tötr)um  Dftanglien. "  Derfelbe5)  §um  3at)re  1045:  „naaß  bem 
Sobe  beö  33ifdofö  33rigl)twalb  »on  SMtffyire,  würbe  ber  fönigliaße  ßa^el? 


1)  Ibid.  @.  366.  2)  Ibid.  79  unten,  444  getieu  unten.  Flores  histor.  630. 
3)  Adami  Brem,  gesta  hammaburg.  III,  13.  $ev|$  VII,  340.  *)  @iet;e  oben  ©.  50. 
5)  Flores  histor.  @.  625. 


aSterteö  «öucf;.  Qkp.  16.  (Snglanb  unter  (Sbtvavb,  bem  SBcfenner,  »on  1042—1051.  293 

lan  $erimamt,  ein  geborner  lothringer,  jum  9cad)fo(gcr  cfngefefet."  2>er* 
felbe1)  sunt  folgenben  3'djTe:  „im  9J?ärj  1046  ftatb  gfoing,  93ifcbof  von 
2ßtcf,  IDettoitftfre  unb  @ornroalI,  §um  S^acfjfolßer  erhielt  er  ben  tontgltdien 
hausier  geofrff."  3)erfelbe  sunt  3a#re  1047:  „©rtmfetü,  33tfcf>of  von 
(Suffer,  ftarb,  ben  erlebigten  ©tul)l  beftieg  ber  WnfgKc&e  (Sapedan  £efa." 
9J?it  bem  3af)rc  1048,  ba  allem  2lnfdjeine  nach  bte  von  ©wen,  ©obroinö 
€>ot)ne,  erregten  Unruhen  begannen,  werben  bte  (Ernennungen  von  (Sapella* 
neu  unterbrodu'it,  beginnen  nad)  bem  furzen  6tege  (SbroarbS  über  ©obrotn 
roieber,  Ijören  aber  auf,  fett  ©obrotnS  ©efdjledjt  fjergefteHt  tft.  Sftan  ftef)t: 
auch  ba8  33tetr)um  fiel  sule£t  .tu  ba6  9cej$  beS  eitgltfd)en  SRetcfc$fikfientr)um$. 

Obgleich  bte  betben  großen  $artl)eten  am  $ofe  etnanber  tum  Anfang 
an  grünblich  faßten,  fam  eS  in  ben  erften  5  3ahrcn  ju  feinem  2lu3brucb. 
S3etbe  roanbten  vielmehr,  rote  eS  fchetnt,  tt)re  ©tadeln  gegen  bie  Anhänger 
ber  vorigen  Regierung,  metft  £>äneu,  bte  bei  ber  Jtöntg8war)l  von  1042 
Stberftanb  gcleiftet,  ober  fonft  jtcf)  bem  neuen  §erm  ntd)t  ernft(icf)  untcr> 
voorfen  Ratten.  Stiele  würben  verbannt,  unb  bte  «reiften  flogen  nach  glatt* 
bem  hinüber,  roo  jene  angelfäd)ftfd)e  Kolonie  ju  entfielen  begann.  3u 
(Snglanb  roetlte  eine  6d)roeftertod)ter  Äanut$  beS  ©roßen,  ©unb/db,  2öittroe 
jroeter  bäntfd)en  ©rafen,  $afon$  unb  ^araloö,  welcher  festere  vteltetd)t 
berfelbe  tft,  ben  £er$og  Orbulf  von  ©achfen  auf  geheimen  Antrieb  be£ 
norroegtfd)cn  $üntg3  Magnus  au6  bem  2Bege  geräumt  (jatte.2)  2)iefe 
©unl)ilb  rourbe  im  3al)re  1044  mit  tt)rcn  ©öfjnen  Demming  unb  ^urfil 
au3  (Snglanb  verbannt.  (Sie  flol)  junäcbft  nach  glanbent,  unb  Heß  ftet)  tn 
^Brügge  nteber,  fpäter  fuebte  fte  in  £>änemarf  3uflud)t. ') 

2)a3  gleite  2oo3  ber  Verbannung  traf1)  1046  ben  ©tallmetfter 
^arbtfnutö,  OSgob  »ftlaipa,  in  beffen  geftfaale  ber  vorige  jtöntg  jenen 
Srunf  gethan  fyat,  ber  tr)u  ba$  Seben  foftete.  Auer)  £>6gob  ^fava  ging 
nad)  glanbent,  bentt  e£  rotrb  gemelbet,  baß  er  feine  ©ernannt,  bte  mit 
irjm  au^geroanbert  roar,  in  Brügge  unterbrachte  unb  auf  glattbernS  Mfte 
6a)tffe  rotber  (Snglanb  rüftete. 3)  3d)  haDe  oben4)  bte  ©teile  au6  ber  @f)ro* 
ntf  beö  9J?önd)6  von  üftalmeSfom;  angeführt,  laut  roelcber-bie,  roelche  ftcb 
ber  2öar)l  (SbwarbS  rotberfe^ten,  bie  £etmatr)  verlaffen  mußten.  36te 
AttSroetfung  roirb  roof)I  in  bie  3al)re  1043—1046  fallen,  unb  ta)  ver^ 
mutr)e,  baß  fte  gleich  ©unl)tlb  unb  bereu  @ör)nen,  unb  gleta)  £)6gob  ^la^a 
(ta)  nacf>  glanbern  roanbten. 

3n  btefer  5age  fd)roebten  bte  Angelegenheiten  ©nglanbö  aß  ein 
rofyeS  Verbrechen  ben  ©tanb  ber  $artl)eien  änberte  unb  einen  offenen 
Äampf  §rotfd)en  bem  §ofe  unb  bem  £aufe  ©obrotne  l)^betfül)rte.  Dun^ 


l)  Flores  histor.  @.  625.  3)  (Ste^e  ©onb  II,  652.  3)  Flores  histor.  @.  626. 
4)  @.  285. 


294 


^abfl  ©regonuö  VII.  unb  fein  Settalter. 


fei,  umufammenljängenb ,  ängftltcb  fhtb  bie  betreffenben  5lu6fagen  ber  (£fyro* 
ntften :  man  fül)lt  aus  ttjnen  IjerauS,  baß  gurcbt  »or  ber  9#acr>t  be6 
£aufe$,  ba£  big  $um  £erbfte  1066  ßnglanb  bcfyerrfdit  l)at,  bte  gcbern 
ber  3ejtgenoffen  lähmte.  QSon  einem  ftegreicr;en  Einfall  in  SBaleS  jutücf* 
feljrenb,  befuct)te  ©wen,  ©obwinS  ©ot)n,  baS  grauenflofter  Seominfter  (in 
£ereforbfl)tre) ,  fal)  bte  Slebtiffm  @abgtoe,  entbrannte  in  böfer  £uft  nnb 
fd)änbete  fte.1)  konnte  ein  fötaler  grefcel  ungeftraft  ^inge^enl  Die  (Sfyro; 
ntften  bemerfen,  ©wen  Ijabe  bte  5lebttffüt  §um  Seite  nehmen  wollen,  aber 
e$  fei  it)m  nia)t  geftattet  worben.  Da6  f)etßt  objtte  ßweifet:  ©wen  bot 
als  ©üb)ne  bie  (gr)e  an,  aber  ber  £of  Wte6  bie  ®enugtf)uung  §urücf.  3n 
ber  Zljat  wäre  fo(cf>e  ©üf)ne  ein  neuer  greüel  gewefen.  Denn  Tonnen 
fönen  ebenfo  gut  ^etratf^anträgen  als  wilben  SBegierben  utt§ugängltd)  fein. 

Setter  behaupten  bie  ßfjrontften:  im  Unmutige  barüber,  baß  bte  ©ür)ne, 
bte  er  bot,  verworfen  warb,  babe  ©wen  feine  ^etmat!)  tterlaffett.  2lud) 
bteß  tft  eine  Sßefdjönigung.  ©wen  r)at  fettbem  wie  ein  Verbannter  gefyan* 
belt  unb  ^acfje  gefugt,  folglich  ift  Har,  baß  er  au$  bem  Sanbe  üerwiefen 
worben  war.  3n  ber  %l)at  geftefyi  bteß  ^einrief)  »on  Huntington  offen 
ein.2)  Der  itönig  Ijat  alfo  mit  U)m  unb  jugleta)  mit  bem  £aufe  @ob; 
wtn$  gebrochen.  2ut3  ben  Maßregeln,  welche  Abwarb  ergriff,  gef)t  r)en?or, 
baß  er  ftd;  ntajt  über  bte  ©efafyren  ber  eütgefd)lagenen  23arm  täufebte.  Die 
©ac^fenc^rontf  melbet:  „(Sbwarb  »ergab  bte  Sellen  ©wenö  t|ei(6  an  beffen 
jüngeren  trüber  ,£>aralt>  (ben  nachmaligen  $b'ntg),  tfyetlS  an  ben  (Sari 
23jöm,  33ruber  be$  DänenföntgS." 

Die  2luSftattung  be6  ©inen  war  offenbar  barattf  beredmet,  ben  3on\ 
ber  gamtlte  ©obwinS  §u  mtlbern,  §u  befc^wtdjttgen.  Allein  bte  §wette  @abe 
r)atte  einen  entgegengefe^ten  3wecf,  fatf*e  mäd)tigften,  mit  bem  £ofe 
biörjer  nur  lofe  üerbunbenen  Häupter  ber  bätttfeben  $artf)et  gewinnen,  ge* 
nauer  gefproeben,  fte  follte  bewirfen,  baß  23jörn,  beS  DänenfonigS  trüber, 
fammt  feinem  2lttl)ange  bem  ^ofe  beiftefye,  baS  über  ©obwittS  ©or)n  »er* 
fyängte  Urteil  ftegretet;  burcb§ufed)ten.  Dtefelbe  brachte  wtrHtcf),  wentgftenS 
was  ben  guten  Stilen  SBjörnS  betraf  ,  bie  beabftebttgte  Strfung  tjerttor. 
Von  ©tunb  an  bejubelten  nic^t  nur  ber  »erbannte  ©wen,  fonbem  auet), 
wie  ber  Erfolg  §etgte,  beffen  Stoerwanbte,  ben  Dänen  23jöm  als  einen 
geinb  unb  Verräter. 

Sftan  !ann  ntd)t  leugnen,  früher  r)atte  ber  alte  ©obwtn  bem  Dänen^ 
fönig  ©wen,  23jönt6  33ruber,  »iele  unb  wichtige  Dtenfte  gefetftet.  gloren^ 
ttuö  berichtet, 3)  baß  auö  Einlaß  ber  wteberljolten  ©efuc^e  um  »ertragemäßtge 
Uttterftü^ung  buref;  ©a)iffe  ober  ©elb,  welche  ©wen  tu  ben  3al)ren  1047 

Chronic  Saxonic.  ed.  Gibson  ad  a.  1046  flg.  Florentius  ad  a.  1049.  äftan 
ttevgl.  £ct!ppenl)evg  I,  500  f fg.  2)  (§aüüe  @.  365.  res  exulavit  Swein  consulem,  filium 
Godwini  comitis.       3)  Flores  histor.  <S.  625. 


JBierteS  S3uc^.  (Sap.  16.  (Snglanb  untev  (Sbwarb,  bem  ©efenner,  Von  1042—1051.  295 


unb  1048  an  bat  englifa)en  §of  richtete,  ©obwin  ftetg  im  2Bitenagemote, 
ober  bem  ©taatSratfje,  auf  53en?tCftc}ung  antrug,  tt>ä^venb  Seofrif  von  9D?er< 
cia,  £au)>t  ber  ©egenpartf)ei,  2lbweifung  bura)fef$te.  2)teß  nötigt,  cmftit* 
nehmen,  baß  ©obwin  nia)t  nur  mit  bem  Dänenfonige  felbft,  fonbern  aua) 
mit  beffen  trüber  Sjörn  vertrauliche  Sßerhältniffe  ^fXog.  3c£t  würbe  e3 
anberö.    2)tc  ©obwiniben  fochten  9Jaa)e  unb  bte  Gelegenheit  fam  balb. 

golgen  wir  erft  bem  verbannten  (Sari  von  £)rforb,  ©(öfter,  ^erefort, 
©ommerfet,  33erffl;tre.  glorentiuS  fagt,1)  ©wen  t)abe  fta)  au$  (Snglanb 
naa)  2)ftnemarf  begeben,  fei  aber  von  bort  mit  8  (E>a)iffen  wieber  au6ge* 
laufen.  Saut  bem  3cligniffe2)  £einria)6  von  Huntington,  flot>  er  au6 
(Snglanb  3unäa)ft  naa)  glanbern  hinüber  unb  überwinterte  ju  Brügge.  2Bil* 
heim  von  SMmeSburty  behauptet , 3)  ©wen  fei  2öifinger  geworben  unb 
^abe  ben  2lbel  feinet  @efdbtedt)tö  bura)  ©eeraub  befubelt.  3a)  benfe,  alle 
bret  fyafcen,  gehörig  gebeutet,  9^ect)t.  3)te  3«t  ber  Untf)at  ©wenS  unb 
feiner  Verbannung  läßt  fta)  nicht  genau  beftimmen,  nur  fo  viel  fterjt  feft, 
baß  beibeS  vor  bem  ©pätherbft  1048  gefct)ar).  3unäa)ft  wirb  er  naa) 
glanbern,  bem  ©ammefyla^  ber  geinbe  (SbwarbS,  fiel)  begeben  haben,  bann 
im  folgenben  grüh)ar)r  naa)  Ü)anemarf  gegangen  fein,  um  bort  SGßtftnger 
anzuwerben,  9taubfa)iffe  auSjurüften.  2113  ©eeföntg  erfa)ien  er  1049  auf 
ber  üftorbfee  unb  fegelte  fofort,  wie  ict)  unten  jeigen  werbe,  naa)  ben 
engltfa)en  ©ewäffern. 

Der  ©ommer  1049  war  angebroa)en.  5luf  ber  (Snglanb  gegenüber* 
liegenben  $üfte  glaubend  hatte  ber  beutfa)e  ^atfer  ^einria)  HI.  ein  £eer 
§ufammengebraa)t,  mit  wela)em  er  ben  SDiarfgrafen  33albuin  V.,  23unbe3* 
genoffen  be6  Sßrabanter  ©ottfriebS,  be6  §ollänberö  £heükeria)  m^  anberer 
Empörer,  §ur  Unterwerfung  nötigte.*)  2lber  nia)t  ohne  englifa)e  ^ülfe  ge* 
lang  ihm  bieß.  glorentiuS  berichtet,  baß  ber  beutfa)e  ^aifer  vor  Eröffnung 
be$  gelbpg£  ©efanbte  an  ben  angelfäa)ftfa)en  £of  fa)icfte,  mit  bem  @efua)e, 
man  möa)te  Vorforge  treffen,  bamit  23albuin  von  ber  ©eefeite  Ijer  nia)t6 
unternehme.  (Sbwarb  entfpraa)  bem  Sunfa)e  be3  ©alters :  beim  einmal 
beburfte  er  ber  §ülfe  £etnrta)6  III.  gegen  ben  norwegifa)en  (Stfenfopf  Sr>a* 
ralb  ^artraba,  ber  alle  norbifa)en  9teta)e  bebrohte.  gürS  Zweite  war  ber 
glamänber  ein  gemeinfamer  geinb  (SbwarbS  unb  be$  ©alierS,  ba  er  ja 
fett  Sahren  bie  fa)limmften  geinbe  be3  angelfda)ftfa)en  %fyont$  bereitwillig 
in  feinem  Sanbe  aufnahm.  (Sbwarb  sog  eine  beträa)tlia)e  glotte  im  £afen 
von  ©anbwia)  jufammen  unb  verblieb  bort  ben  ganzen  ©ommer,  bis  ber 
jtatfer  ben  SDtefgrafen  23albutn  völlig  §u  paaren  getrieben  r)atte. 

©a)on  war  ber  größte  %l)äl  ber  engltfa)en  glotte  naa)  §aufe  entlaffen, 


*)  Ibid.  626  ofcen.  2)  <&mk  @.  365  $t$tn  unten. 
4)  qSer^  V,  129.   ©fröret:,  Äiv^.  ©efer).  IV,  503. 


3)  Ibid.  @.  82  unten. 


296  ©regoriuS  VU.  unb  fein  fritalkx. 

ctlS  6r»en,  ©obrotnö  ©ofytt,  mit  einigen  (Segeln  ju  *Pe»enfety  anf  ber  Mfte 
»on  @uffer  erfaßten,  wo  eben  ber  alte  ©obwin  unb  ber  3)äne  33jörn  »or 
Slnfer  lagen,  bie  bem  Könige  £eere6folge  §u  8cbiffe  geletftet  Ratten.  ©wen 
tnüofte  mit  23jörn  Unterfyanblungen  an.  3)te  SBorfcfyläge  tiefen  barauf  |ftu 
aus,  93jöm  fotle  ben  Äöntg  belegen,  ba£  ©wen  ntct)t  nur  jurüdfetyren 
bürfe,  fonbem  auefy  bte  »erwtrften  £er)en  wteber  erhalte.  SBjöm  ging  auf 
baS  erftere  2lnftnnen  ein,  mdjt  aber  auf  ba3  zweite.  3nbeffen  waren 
©Wen3  frtebltd)e  2£orte  nur  Sßorwänbe  eineö  böfen  £tntergebanfen£.  @r 
»erlodte  ben  §utrauttd)  gemalten  Ü)änen  auf  eines  feiner  ©cfytffe,  lief  tfyn 
bort  ermorben,  bann  bte  Setcbe  ans  2anb  fdt)affen  unb  »erfebarren.  9?adj 
»ollbracbter  %fyat  [türmen  bte  ©tranbbewofjner  auf  6wen6  8d)tffe  loS,  er* 
oberten  §wet,  Rieben  bte  gan$e  Sfftannfajaft  jufammen  unb  fünbtgten  bann 
bem  Röntge  (Sbwarb  ba$  ©efcfyeljene  an.  9tttt  jwet  anbern  entfam  ©wen 
un»erfer)rt  nact;  glanbern.1) 

2)te  2krbred>en  ©wen6  waren  »erboppelt,  bennod)  ntelben  §Wet  ber 
gewtdjtigften  Sensen,1)  baf  ber  9D?örber  —  im  folgenben  3af)re  —  bte  (£r* 
laubmf  erhielt,  naa)  (Snglanb  §urüd$ufer)ren.  2)er  23tfa>f  »on  Söorcefter, 
5llbreb,  foU  bteß  »ermittelt  fyaben.  9Jocf)  mef)r!  felbft  bte  »erwirften  Sellen 
ftnb  bem  Berber  erftattet  worben,  benn  tm  £erbfte  1051  erfd)eint  er  wie* 
ber  als  baS,  was  er  früher  gewefen,  als  ©raf  fron  Drforb,  ©lofter,  ^ere* 
forb,  ©omerfet,  23erffl)tre.  2)odj  aud)  bte£  genügte  tf)m,  ober  »telmefyr 
fetner  gamtlte  ntctjt.  $)er  beutfcf)e  ßettgenoffe,  3(bam  »on  ^Bremen,  ber 
buret;  bäntfcfye  Kanäle  ^acbrta)ten  bejüglta)  ber  engltfdjen  3uftänbe  empfteng, 
welche  an  ©enautgfett  unb  2lufrtd)ttgfett  weit  bte  »on  ben  englifcr)en  (£f)ro* 
ntften  betrübten  trüben  Duellen  übertreffen,  melbet,2)  baf  nad)  (Srmorbung 
23)b'rn3  aud)  beffen  33ruber  £)Sbem  mit  allen  ben  ©einigen  —  b.  r).  wol)l 
mtt  allen  hätten,  bte  ju  tfym  gelten  —  au3  Qmglanb  »erjagt  worben  fei. 

•tJflan  l)at  alfo  ben  ©emorbeten  unb  feine  Slnoerwanbten  als  ©d^ulbtge, 
alö  fold)e  bef)anbelt,  bte  ntcfyt  Unredjt  erlitten,  fonbern  »erübten.  9?un  fage 
td) ,  bte  (Srlaubniß  §ur  9iütffef)r  ©wenS  unb  feine  2Öteberemfe£ung  fann 
bem  Röntge  nur  mit  ©eroalt,  unb  nur  baburd),  baß  baS  gefammte  ©e* 
fa)led)t  ©obwütS  feinen  (Stnfluf  ju  ©unften  beö  s3Jiörberö  in  Bewegung 
fefcte,3)  abgerungen  rooroen  fetn,  benn,  roeldjer  §errfa)er  rotrb  ju  folgen 
unerhörten  Dingen  fretrotlltg  feine  3ufttmmung  geben!  9J?an  ftel)t  alfo: 
bte  beutltd)ften  Slnjetgen  liegen  »or,  baf  §r»tfcben  1049  unb  1051  greu^ 
licfye  ©cenen  in  (Snglanb  »orgtengen,  »on  roelcben  bte  ßl)rontften  nichts 
melben.  6cbrecfen  »or  ©obrotnö  ^>aufe  fyat  bte  3un9eu  9)?enfcben  ge* 
läfjmt,  bte  §änbe  ber  Sftöndje  gefeffelt,  (Snglanbö  ©efd)tc^te  gefälfa)t. 


x)  Chronic.  Saxonic.  unb  Florentius  ad  a.  1049.  2)  9t.  o.  D.  $er^  VII. 
3)  £>ieß  wirb  ouc^  angebentet  burci^  £einricr)  i?.  Huntington,  (Saüite  <&.  365  unten. 


SKerteS  93ucf;.  (Sa^.  16.  (Sngtanb  unter  (Sbtoavb,  bem  93efenner,  von  1042—1051.  297 


®leid)VOoI)l  erwähnen  bte  nteberger)altenen  gebern  gevoiffe,  anfd)einenb 
unfcerfänglicbe  unb  barum  voofyt  gebulbete,  3)inge,  welcfee,  genau  befefycn, 
*>on  einer  tiefen  Aufregung  in  (Sngtanb  §ettgen.  ^önig  @broarb  muß  ba* 
malS  Unterl)anblungeit  mit  *ßetri  ©tutyl  gepflogen  Reiften.  Stuf  bem  roiav 
tigen  (Sonett,  roekbeS  $abft  Seo  IX.  im  Dctober  1049  m  9tyetm3  f)ie(t, 
erfaMenen1)  §roei  englifa)e  Siebte  al3  Stbgefanbte  ©broarbS.  3m  fotgenben 
3al)re  reiften1)  jroei  angetfäd)ftfd)e  SBifcböfe,  Hertmann  von  2Öiltft)ire  unb 
Sllbreb  »on  Sßorcefier  —  berfetbe/  ber  bei  2tu3föt)nung  be3  ^önigö  mit 
©roen,  ©obrmnS  ©oJ>n ,  tfyätig  geroefen  fein  fotl  —  nacb  9fom.  2113 
3roetf  ber  (Senbung  roirb  golgenbeS  angegeben:2)  „in  früherer  Seit  ^a^e 
jtönig  (Sbroarb  ba3  ©elübbe  einer  Sattfal)rt  nad)  9?om  getr)an,  aber  burd) 
feine  9fätt)e  voar  ifym  »orgeftettt  roorben,  baß  bie  fcbulbtge  ^iteffta^t  auf  baö 
(5taat£roof)l  ir)m  nict)t  erlaube,  ftcr?  fo  lange  auö  bem  ^eictie  §u  entfernen. 
£>eßf)alb  erhielten  nun  bie  betben  genannten  23ifd)öfe  ben  Auftrag,  beim  l)ei* 
ligen  ©tubte  au3§uroirf  en ,  baß  bie  2öatlfar)rt  in  ein  anbereS  guteö  Serf 
umgeroanbett  roerbe."  Leiter  beliebtet  man  un6,  Seo  IX.  r)abe  bie  ge* 
ttmnfcfyte  £b'fung  bc6  ©etübbeS  unter  ber  Bebingung  beroitligt,  baß  ber 
Äönig  ben  Styoftetfürften  $etruö  unb  *ßaulu3  §u  (Sljren  ein  fünfter  er* 
richte.  (Sbroarb  legte  fofort  §anb  an  ben  23au  $on  Seftmünfter,  bem  er 
ein  3e^nt^e^  *>er  ©infünfte  feiner  Ärone  rotbmete,  unb  ttoltenbete  baffelbe 
fürs  ttor  feinem  Sobe. 

roar  ba6  te£te  93ermäcf;tniß,  ba3  bte  r)tnfcf)tt>mbenbe  angetfäcbftfcbe 
5lera  ber  beginnenben  normannifcfyen  überlieferte,  unb  jugteicr)  ein  ioxtöu 
ge$  ©innbilb  ber  gtx>et  £auptfräfte,  beren  3ufammenroirfen  ©ngtanbö  fom* 
menbc  ©röße  fc^uf.  SSon  ben  burd?  fyätere  3ettalter  erweiterten  Räumen, 
beren  erfte  Stnten  bamalS  (Sbroarb,  ber  33efenuer,  §og,  ging  bie  2Beltf)crr* 
fct)aft  au$,  welche  eine  ber  glorreichen  Korporationen  alter  3eiten  unb  aller 
SBölfer,  baS  englifdje  Sffeid^partament,  grünbete. 

9?ur  ber  Sltlroiffenbe  bura^bringt  Vergangenheit,  ©egenroart,  3^unft 
in  einem  SBtitf.  £)er  ©inn  be$  @terblid)en  ift,  auet)  roenn  er  etroaS  unter* 
nimmt,  baS  einen  großen  $eim  in  fta)  trägt,  §unäd)ft  ben  müfjfcligen  23c* 
bürfniffen  be$  Slugenbticfö  jugertcr)tet.  Ü)ie  roieberl)o(ten  ©enbungen  be$ 
^önigö  (Sbroarb  an  ben  $abft  müffen  einen  bringenberen  3werf  gehabt 
{)aben,  alö  Begrüßungen  ober  Vorfdpge  ju  33auroefen.  ©c^roer  bebrängt 
bura)  baö  9fteid)^fürftentl)um,  machte  ©broarb  große  Slnftrengungen,  um  ber 
^rone  roenigftenö  ben  auöfa)lteßlia)ett  Einfluß  auf  baS  53i^tr)um  ^or§u* 
behalten,  benn  aua}  biefe  33efugntß  roollte  ©obwinö  §au3  bamaB  bem 


l)  Flores  histor.  <S.  626.  2)  Stüter  bem  chronic,  saxonic.  ad  a.  1049  u.  1066 
Afriledus  de  vita  Edwardi  confess.  bei  Twysden  <§.  379  flg.  unb  Albericus  monachus  trium 
ontium  ad  a.  1053  bei  Set&ntfc  acces.  historic. 


298 


SßaBft  ©rcgortuS  VII.  unb  fein  Settaltev. 


Könige  entwhtben.  #ie$u  beburfte  aber  Abwarb  ber  £ülfe  be$  ©tufyleS 
$etri. 

glorentiuS  er^It1)  jutn  Satyr  1049:  „nad)bem  (Sabnotf),  33tfcf)of  Don 
3)orcefter,  geftorben  war,  würbe  ber  Normanne  Ulf,  be6  Königs  Kapellan, 
Sunt  9cad)folger  eingefe£t."  2)ann  §um  näajften  Seigre  1050:  „nact)  er* 
folgtena  £obe  beS  SDfetropoliten  von  (Santerfcurty,  (£abft,  beftieg  ber  Normanne 
Robert,  bisheriger  SBifdjof  von  Bonbon,  ben  erlebigten  (£r$ftur)l."  3)a  glo* 
rentutS  ben  £ob  beS  33tfdjof$  Slelfwarb  von  Sonbon,  weldjer  Roberts  93or* 
ganger  auf  (euerem  ©tufyle  gewefen  ju  fein  fctyeint,  ins  3ar)r  1044  verfemt, 
mag  ber  Normanne  baS  £onbner  SBiStfmm,  baS  erfte,  baS  er  bavontrug, 
um  1045  erlangt  fyabcn.  9J?an  begreift,  baf  bem  Röntge  viel  baran  lag, 
Robert,  ber  fein  vertrauterer  Sfiatfygeber  war,  pm  $rimaö  be$  $etd)S  be* 
förbert  51t  feben.    1)od)  gelang  ir)m  bie£  ftctjerlicf;  ntdr)t  or)ne  $ampf. 

glorentiuS  fäljrt1)  fort:  ,,uad)  ßrtjebung  Roberte  §um  Metropoliten 
von  ßanterburty  übernahm  baö  £onboner  93t£tl)um  ber  bisherige  Slbt  von 
Slbtngbon  6pearrjeafof.  Allein  er)e  berfelbe  bie  2Beir)e  empfteng,  warb  er 
vom  Könige  wieber  verjagt."  (Abwarb  b)at  alfo  ben  2lbt  von  §tbtngbon 
ntdt>t  jum  23ifa)ofe  gewollt,  folglid)  ift  niebt  er  e6  gewefen,  ber  benfelben 
einfette,  fonbern  ©pearfyeafof  muf  bem  Könige  aufgenötigt  worben  fein. 
Ueber  bie  grage,  burd)  Wen  folctyeS  gefdt)ar),  gibt  bie  ©efctjtd)te  ber  beiben 
folgenben  3ar)re  Sluffdjlufs.  9iacr;bem  ber  Jlönig  im  ^erbfte  1051  baö 
ganje  £au3  ©obwinS  geftürjt  unb  aus  bem  l*anbe  verwiefen  fyatte,  er* 
nannte  er  feinen  Kapellan,  ben  Normannen  2ßilr)elm,  an  ©pearfyeafofS 
©teile  §um  33tfcbof  von  £onbon,  allein  fetyon  im  näd)ften  3al)re  1052  mufte 
2Ötlf)elm  nacb  gewaltfamer  SieberfyerfteHung  ber  ©obwintben  weichen  unb 
in  bie  ^ormanbie  fliegen.  jtlar  ift  bafyer:  ©pearfyeafof  war  ein  ©efdjöpf 
©obwinS,  baS  btefer  fd)on  im  3ab)re  1050  verfugt  Ijatte,  bem  Könige  auf* 
jubnngen. 

sftoct;  ein  §weite3  SBetfptel  gleicher  ®ewalttl)ätig!eit  fommt  um  bie  näm* 
tid)e3^t  W.  Sngulfö  (Sfyromf  berichtet:2)  (umS  3af)r  1049)  „warb  %l* 
rieb,  bt^er  TOncb  im  Softer  <8urgl)  (9Mbenr)amftebt),  auf  betreiben 
be3  (SarlS  ©obwin  §um  33ifd)of  von  £>urf)am  (in  9corbenglanb)  erhoben. 
*8on  ben  großen  (Summen,  bie  berfelbe  §ufammenfcrjarrte,  "erbaute  er  mitten 
bureb  «Sümpfe  unb  2Mlber  eine  f oftbare  ^unftftrafe,  bie  t)eute  nod)  nact) 
feinem  tarnen  (Slrtdjrobe  l)ei$t.  ^aa^bem  er  feinen  buret)  ben  33au  er* 
fd)ö>ften  ©ödet  wieber  gefüllt  fyatte,  trat  er  §urüd  in  baS  Älofter  unb 
übergab  ben  £)url)amer  ^irtenftab  feinem  trüber  9tgelwin,  ber  ebenfalls 
9Jföncb  in  SBurgb)  war.  Slbcrmalö  verlief  ber  Äonig  auf  Anbringen  M 
(^arl  ©obwin  befagteS  S3töt^um  an  5legelwin./y    5(uö  ben  Haren  Sorten 


l)  Flores  histor.  @.  626.       2)  @a^ile  @.  897  ohm  2«ttte. 


93terte3  Q3ucfy.  <&ap.  16.  (Snglanb  unter  (Sbtoarb,  bcm  Sefenner,  toon  1042—1051.  299 

ber  ßf)rontf  erl>eüt ,  baß  ©obwin  im  Stanbe  war,  nach  ©utbünfen  ben 
^öntg  ju  bcftimmen,  baß  er  biefe$  unb  jene6  23i6tf)um  Sttöndjen  »erleiden 
mußte,  welche  bie  ©nabe  be£  (Sarlö  genoffen. 

2ßtrb  nun  ©obwin  feine  ©ünftlinge  für  nichts,  ober,  wie  man  fagt, 
um  ©otteö  Stilen,  auf  reiche  Stüf)le  beförbert  haben?  9D?eine$  @rad)ten3, 
SJefn !  fottbem  ich  benfe,  ©obwin  trieb  boptoelte  Simonie :  erftlicb  inbem  er 
beut  ©elfcfammler  (Sgelrid)  eine  erflecflic^e  Summe  für  ben  geleiteten  2)tenft 
abverlangte ,  §weiten3  inbem  er  eben  bemfelben  bte  weitere  SBcbtngung  auf* 
erlegte,  jene  ^unftftraße  au$  ben  (Smfünften  feineö  93i$n)um$  §u  erbauen. 
9)itttelft  legerer  Maßregel  erreichte  ©obwin  allem  2lnfd)eine  naa)  nod)  einen 
befonberen  2>votd.  2)er  @f)ronift  fügt  feinem  ^3ert*te  bie  33emerfung  bei, 
ber  93au  ber  (Straße  r)abe  bte  größte  greube  unter  ben  9iortl)umbricrn  er- 
regt, nur  allein  bie  (Stnroclmer  von  $)urr)am  (welche  ba3  ©elb  fd)Wtt$en 
mußten),  feien  unjufrieben  barüber  gewefen.  9hm  ftanben  bie  Northum* 
brter  unter  ber  Verwaltung  be$  (SarlS  Siwarb,  welcher  ber  politifebe  @eg* 
uer  ©obwinS  war.  3nbem  batjer  legerer  ben  neuen  33tfdt)of  von  3)urf)am 
nötigte,  ber  bäuerlichen  unb  gewerblichen  Söevölferung  9^ortl)umbnenö  eine 
große  2öot)ltl)at  ju  erroeifen,  verfet/affte  er  ftd)  im  ÜJttttefyunfte  ber  SÖtadjt 
feinet  ©egnerS  Siwarb  Anhang,  greunbe. 

£>te  angeführten  $ha*faaKn  beweifen  unwiberlegltch ,  baß  (£arl  ©ob* 
Win  bte  §um  3afyr  1050  in  baS  Oledbt,  23ifc£)öfe  §u  ernennen,  baö  feit  (Sr* 
rtcr)tung  ber  germanifchen  *Reicbe  au6fd)ließlich  ben  fronen  §uftanb,  glücf* 
liehe  unb  tiefe  Eingriffe  getl)an  hatte,  weiter,  baß  er  ftdt)  Einfluß  auf  23e* 
fe^ung  ber  Stühle  tnSbefonbere  in  gällen  anmaßte,  welche  ^tntergebanfen 
verrieten,  inbem  er  einen  geiftlicf)en  SSafallen,  ber  fein  ©efct)öpf  war,  auf 
ba6  Wichtige  3M8u)um  ber  £auptftabt  §u  beförbern  fudt)te,  einen  feiten 
wirflid)  im  Sager  feinet  volttifa)en  Siberfad)er6,  be£  (SarlS  Siwarb,  unter* 
gebracht  r)at. 

(Sin  weiterer  Schlag  gegen  ba6  $öntgn)um  —  unb  $war  ber  ftärfftc 
von  allen,  bie  bi3r)er  fielen  —  erfolgte  im  näct)ften  3af)re  —  1051.  9cun* 
mer)r  gefaxt;,  wa£  ich  fcf)on  oben  berührt  habe:  Äöntg  Abwarb  würbe  ge* 
nötigt,  bie  ^riegöfteuer,  mit  welcher  —  wie  glorentiuö  fagt,1)  feit  38 
3ar)ren,  ober  feit  1013  bte  b auffegen  Sölbner  befahlt  würben,  feinem 
SSolfe  §u  erlaffen,  unb  bemgemäß  bie  Sljmguu)  aufjulöfen.  Wlan  ift  be* 
rechtigt,  baö  Beiwort  bäntfet),  welches  glorentiuS  bem  £auptbcgriffe  „Sölb* 
ner"  beifügt,  §u  betonen.  Sicherlich  waren  bie  Solbaten,  bie  bie  §um 
grühling  1051  in  ber  Sfytnglttl)  bienten,  lauter  ober  faft  lauter  2)änen. 


')  Flores  histor.  626  unten:  rex  Edwardus  absolvit  Anglos  a  gravi  vectigali  tri- 
cesimo  octavo  anno ,  ex  quo  pater  suus  rex  Aethelredus  primitus  id  danicis  solidariis 
solvi  mandarat. 


300 


$a6ft  ©regotiuö  VII.  unb  fein  Bettatter. 


Denn  roir  rotffen1)  ja,  baß  (SbroarbS  Vorgänger,  £arbtfnut,  ber  bte 
$f)fagiftfy'  in  ftrengfter  alter  gorm  fyerftellte  unb  51t  btefem  3roetf  fernere 
©teuevn  erljob,  lauter  Dänen  mit  ftcb  I)erüberbradt)te. 

3ef3t  entfielt  eine  grage,  auf  n>dcj)e  erigififäje  ßfyroniften  unmittelbar 
feine  Sintbert  geben,  fonbern  nxld&e  roentgftenS  in  erfter  Sinie  nad)  ©rünben 
ber  2M)rfcf;etnltcr;f  eit  entfd;teben  »erben  muß:  roaS  rourbe  aus  ben  abge* 
banften  ©olbaten  ber  Sfytnglitf)?  &e|  man  btefe  Dänen  rul)tg  in  (Snglanb, 
ober  r)at  man  fte  in  ifjre  £etmatr)  fortgefcf)afft?  Offenbar  ift  legerer  gall 
uuenbltd)  tt)a|rfc|emlidber,  aU  ber  erfte.  60  gut  Mnfy  j?auut  ber  ©roße, 
als  er  im  3af)re  1018  baS  SBtfmger  §eer  oerabfcf;tebete,  bie  Ausgetretenen 
nad)  Dänemarf  beförberte,  eben  fo  gut  rotrb  man  1051  bie  abgebanften 
$r)tngu'tl)men  nad)  tr/rer  £eimatrj  gefa)tcft  fyaben.  Denn  Raufen  fyerrenlofer 
©olbaten  ftnb  fd)Itmme  ©äfte  für  jebeS  £anb. 

Unb  nun  auf  btefem  fünfte  metner  ^eroeisfübrung  angefommen,  be* 
Raupte  td):  ein  Seugniß  ift  roirfltd)  oorl;auben,  baß  bte  ©olbaten  ber  auf* 
gelösten  £r)mglttr)  nad)  Dänemarf  §urürffel)ren  mußten.  Die  oben  erroäfynte 
©tefle  AbamS  oon  Bremen  lautet:2)  „©obroinS  ©öfyne  fähigen  fcon  ben 
§roet  23rübern  beS  DänenföntgS  ©wen,  roeld)e  beiDe  Anführer  t>on  Gruppen 
in  (Snglanb  roaren,3)  ben  einen,  23jörn,  tobt,  ben  anbem,  DSbern,  oertrte* 
ben  fte  fammt  allen  feinen  beuten  aus  bem  Sanbe."  deines  (£r* 
achtens  ift  bte  t>on  glorentiuS  berichtete  Abbanfttmj  ber  aus  Dänen  beftefyen* 
ben  £f)inglitl)  unb  DaS,  roaS  ber  Wremer  5lbam  erjäfylt,  ein  unb  baffelbe 
(Sretgniß.  SBjöm  unb  £>Sbem  ftnb  Anführer  ber  Sfytnglttf)  geroefen.  SBenn 
£)Sbern  oon  le^tgenannter  (Schaar  fpraa),  roirb  er  gejagt  fjaben,  meine 
Seute.  Die  gleiche  SKebeform  mochten  Die  braueben,  roela)e,  rote  ber  ^Bremer 
Aoaut,  ftd)  in  £>SbernS  ©eele  r;inetnoerfc£ten.  Gmbltd)  bie  fämmtltdjen  £eute 
DSbernS,  bie  mit  tf)m,  genötigt  bura)  ©obroinS  ©ölme,  (Snglanb  oerlie* 
ßen,  muffen  als  bie  abgebanften  6ölbner  ber  aufgelösten  £f)tnglttf)  betraf 
tet  werben. 

£temit  fällt  auf  mehrere  ^auptpunfte  ber  großen  Maßregel  tiom 
grül)ling  1051  2td)t:  man  fielet  erftltd),  baß  bie  Auf  lö  jung  ber  Sfjtnglttf) 
burd)  bie  $änfe  ber  ©obrotntben  bem  Könige  abgepreßt  roorben  roar, 
tenS  baß  fte  gemäß  ben  Abfragen  ber  Anftifter  jugleic^  einen  93rud)  %tou 
fcfyen  (Sbroarb  unb  bem  Dänenfönige  @roen  in  ftd)  fd)loß.  9?ad)bem  bie 
©obrotntben  ben  einen  feiner  SBrüber  erntorbet,  ben  anbem  fcfytmpflicf)  auS 
(Snglanb  fortgetrteben  fyatten,  fonnte  <5roen  ntct)t  mefjr  fjoffen,  baß  ßbroarb 
ben  früher  erroäfynten  (Srbfolgesertrag  einhalten  roerbe,  ober  otelmefyr  ©roen 
mußte  geroärttg  fein,  baß  ßbroarb  oon  (Snglanb,  felbft  roenn  er  perfönltd) 


4)  Oben  @.  89  flg.       2)  %tx$  VII,  340. 


3)  Qui  in  Anglia  duces  erant. 


S3ierteö  93uä).  ßap.  16.  (Sngtanb  unter  (Sbroarb,  bem  33efenner,  öon  !  042— 1051.  301 

$u  fernerer  ^Beobachtung  be3  Vertrags  geneigt  geroefen  toäre,  bureb  bie 
übermächtigen  ©obroiniben  t>erl;tnbcrt  »erben  würbe,  fein  2Bort  31t  erfüllen. 

Gnu  ^weites  (Sreigntß  oon  faft  gleicher  SBebcutung  trug  ftet)  balo  nad) 
Sluflöfung  ber  2$fngfttty  —  im  ^erbfte  1051  —  §u.  (Der  frau§öft|ct)c 
©raf  (Suftacttuö  »011  SBoulogne,  ©emaf)l  ber  €cr)tt>cfter  (SbroarbS,  machte 
am  englifeben  $ofe  einen  SBefmt,  ber  eine  9Reir)e  fd}limmer  Seibenfehaften 
enrfejfefte.  3d)  muß  $unäcbft  bie  Sfyatfadje  ber  Vermählung  fcftftellen.  2)er 
50iönct)  tton  9)Mmeebun;  fetmeigt  über  bie  Sät  bcS  2lbfcbluffe3  ber  (St)e, 
er  brauet:1)  tum  dußadjftti  ben  2(u6brud,  berfelbe  fei  bureb  gefe{3lid)e  1qc\* 
ratt)  mit  ©oba,  ber  SBtttme  Waltere  oon  SDtanteS  unb  Butter  be3  @ra* 
feit  Otabulf,  »erbunben  geroefen.  ©ne  ungebrudte  angel|äctftfd)e  dljxomt 
bagegen  gibt  $u  oerfter)cn , 2)  baß  bie  Vermählung  ©oba'3  mit  (SuftacbiuS 
furj  oor  ber  Slnfunft  beS  lederen  tu  (Snglanb  oor  ftd)  gegangen,  baß  alfo 
bie  Dfeife  be$  93oulogner3,  um  in  jetziger  2Öeife  ju  reben,  eine  ^ocbjeitS* 
reife  roar.  2luf  bcnfelben  (Sinn  läuft  meinet  (Sract)ten6  bie  unlatiuifche 
SÖenbung3)  r)inau$,  mittclft  welcher  glorentiuS  bie  feäxatf)  be3  53oulog* 
nerS  ermähnt.  Äitr^,  alle  5ln$eigen  fpredt)en  bafür,  baß  (£uftad)tuö  bie 
SQ3ittroe  im  Saufe  bed  3af;r3  1051  unb  jroar  ungefähr  im  (September 
ober  ntett  lange  juvor,  geerjelicjt  I)at. 

gaffen  wir  je^t  bie  ^erfönlichfeit  unb  ben  33eft|$  beö  ©rafen  inö 
5tuge.  (Suftadu'uS  ftammte  aus  einer  (Seitenlinie  be$  §aufe3  $ontr)teu. 
jtönig  Sothar  oon  granfretet,  ber  (Eobn  2ubrotg3  be$  Ueberfeeifchen,  r)atte 
im  Safyre  965  nad)  bem  £obe  beö  SDkrfgrafen  Arnulf  oon  glaubern  biefe 
*Prooin$  mit  ^rieg  überwogen,  unb  mehrere  weftliche  ©treefen  berfelben, 
namentlich  bie  SSqirfe  von  SBoufogne,  @t.  ^3aul,  ©uine$,  abgeriffen,  bie 
er  afö  2el)en  an  ben  ©rafen  3Bil^elm  von  $ontl)ieu  übertrug,  ber  fte  mit 
ber  ^cit  unter  feine  6ör)ne  r>ertl)etlte.  ©0  entftanben  bie  abgefonberten 
@raffd;aften,  SSoulogne,  <St.  $aul,  ©uinc£.  Ü)er  erfte  ©raf  oon  Sßoulogne 
war  ein  (Sor)n  beö  ebengenannten  SBiÖjelttt,  SRamenS  (SrniculuS,  ber  in 
einer  Urfunbe  von  972  aufgeführt  Wirb.4)  5luf  biefen  folgte5)  28ibo,  oon 
bem  man  niett  weiß,  ob  er  ein  6of)n  ober  ein  SBruber  be$  ©rntculug  ge* 
wefen  ift.  9?ach  bem  £obe  2Bibo'3  erbte  bie  £errfcf)aft  53ouIogne  beffen 
€ol)n  S3albuin,  ber  1033  bura)  feinen  SBerroanbten,  ben  ©rafen  2(ngelram 


l)  ©aoile  ©.81.  2)  ßa^^enberg,  ©efc^tc^te  Onglanbö  I,  506.  9?ote  3.  3)  Flo- 
res  histor.  @.  626  unten:  bononiensis  comes  Eustachius,  qui  sororem  Edwardi  regis, 
Godam  nomine ,  in  conjugiuin  habuerat,  Dorvernium  applieuit.  3)er  (S^ronijl  Unfl  offen; 
bar  ntdjt  fagen:  @ufiac^iuö  ^abe  efyemalö  bie  ©c^iüejier  (Sbtoarbö  jur  ®emat)ftn  gehabt 
unb  le^tere  fei  jur  Seit  ber  Steife  fdt)on  geworben  getoefen  —  benn  ©oba  lebte  bamalö  — 
fonbern  feine  Meinung  ifi  bie:  e^e  @u|!ac^iuö  in  25otter  lanbete,  ^atte  er  fidj  mit  ®oba 
termäf)lt,  ober  l)atte  er  ©oba  jum  SGBeibe  (in  conjugium)  genommen  (habuerat).  *)  53ou* 
quet  XI,  296.       6)  Ibid.  (5.  346,  a.  b. 


302  $a&ft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 

von  *Pontr)ieu,  crfd^lagcn  warb.  Der  ©emorbete  ^interltef  einen  (Sohn, 
(Suftachiuö  I.,  ber  ben  ^Beinamen  mit  bcm  2luge  erhielt,1)  uttb,  rote  e$ 
fcheint,  erft  nad)  bem  Sobe  2lngelram6  von  *ßonthtcu,  ba$  (Srbe  feinet 
SSaterS  antrat.  @uftaa)tnö  £  roar  vermäf;It2)  mit  9tftatf)übe  einer  £od)ter 
beS  ©rafenf)aufe3  von  Trüffel  unb  Söiien  nnb  (Snfeltn  be$  testen  (Sar* 
lingerS,  jenes  £er§og3  (Sari  von  Trabant,  bie  ü)m  einen  gleichnamigen 
Sofyn,  (Suftachiuö  IL,  gebar;  er  ftarb,  roie  e6  fcfjetnt,  vor  1050. 

6etn  Nachfolger  rourbe  ber  eben  erroäljnte  (SuftachutS  II.  Diefer 
muß  c8  geroefen  fein,  ber  1051  bie  8d)roefter  bcö  Könige  (Sbroarb  von 
($nglanb  ehelichte.  3öenn  ifyn  gtorenttuS  von  Sorcefter  ben  älteren  nennt, 
unb  baburdt)  von  einem  jüngeren  unterfd)eibet,  fo  folgt  barauö  fcineäwegS, 
baf  ntdcjt  ber  ©or)n  beS  erften  (Suftad)iu6,  fonbern  ber  33ater  felbft  gemeint 
fein  müffe.  Denn  auch  untej  ben  ©proben,  bie  ber  §roeite  (£nftad)iu6  sengte, 
roar  ein  gleichnamiger,  (Suftad)iu6  III.,  ©ruber  ©ottfriebS  von  ^Bouillon, 
be#  nachmaligen  erften  Königs  von  Serufalem.  tiefer  britte  (Suftacf)iuö 
lebte  §u  gleicher  Seit  mit  bem  (Styroniften  von  SBorcefter,  unb  e6  ift  bal)er 
begreiflich,  baf  glorentiuö  ben  SSater  beffelben  §um  Unterfchieb  von  bem 
@ol)ne  als  ben  älteren  bezeichnet. 

Nicht  bloö  ber  ^auvtftamm  von  ^ßontl)teu,  fonbern  auch  bie  neu  ge* 
grünbeten  Neben§roeige,  roaren  feit  ber  Seit,  ka  f*e  wit  bem  Naube  be$ 
Kaufes  glanbem  auögeftattet  rourben,  in  fühlbare  2lbf;ängtgf eit  »Ott  ber 
jlrone  granfretch  gerathen.  Dtef  gilt  inSbefonbere  vom  §roeiten  @uftachiu6, 
bem  ©emable  ber  ©oba.  3n  bem  langjährigen  unb  erbitterten  (streite 
^roifchen  Äönig  Heinrich  I.  unb  bem  Normannenher§og  Wilhelm  bem  ©aftarb 
ftanb  ber  SBoulogner  ©raf  auf  (Seiten  ber  $rone.  SOSir  rotffen  ja,3)  baf 
jener  ungetreue  £)f)etm  be$  £er§og3,  2Btlf)elm  von  SlrqueS,  nachbem  er 
buref)  feinen  ftegreichen  Neffen  au6  bem  £anbe  vertrieben  roorben  roar, 
an  ben  f leinen  §of  von  ©oulogne  floh,  unc  f°  ^an9e  er  ^eüte/  ^on 
ftachiuö  II.  ein  ©nabenbrob  erhielt.  Unverfennbar  fah  ber  glüchtling  in 
bem  ©rafen  von  SBoulogne  einen  geheimen  ober  offenen  geinb  be£  Nor* 
mannent)er§og3  unb  einen  25unbe3genoffen  beö  Königs  Heinrich  I. 

Die  §eirath  beS  23oulogner3  mit  ber  Sittroe  2öalterS  von  93tauteö, 
roar,  rocnigftenS  roa3  ihn  betrifft,  eine  politifche,  auf  ©enumt  berechnete,  ©oba 
fann  möglicher  Steife  eine  leibliche  ober  eine  (Stieffchroefter  (SbroarbS  ge* 
roefen  unb  folglich  bem  erften  (£f)ebette  (£tl)elreb3  mit  ber  2lngelfäd)ftn  5lel* 
flebe,  ober  bem  §roeiten  mit  ber  Normannin  (Smma  entfyroßt  fein.  3m 
erften  galle  wählte  fte  bamalS  roenigften^  50,  im  §roeiten  gegen  40  3al)re. 
Damit  fttmmt  überein,  baß  ©oba  au^  erfter  (Sf)e  mit  Salter  einen  6ohn 


4)  Ibid.  @.  346,  a.  b.  2)  S3ouquet  XI,  206  oben ,  toerglid&en  mit  art  de  verifier 
les  dates  II,  761,  b.  unb  III,  99  unten  a.  b.       3)  DUn  ©.  261. 


93ierteö  93udj.  @ap.  16.  (Snglanb  unter  (Sbtoavb,  bem  93efenner,  von  1042—1051.  303 

Dfabulf  fyatte,  welcher  ben  Äönig  Abwarb  1042  nach  (Snglanb  begleitete, 
im  3ahre  1051  Truppen  befehligte,  folglid)  niebt  wol)l  unter  24  3al;rc 
alt  gewefen  fein  fann.  SlnbererfeitS  war  ber  Boulogner  @raf  1051  ein 
junger  SDtami,  benu  er  Ijat  über  1093  l)tnauö  gelebt.1)  2Bcld)eS  mag  bie 
Berechnung  gewefen  fein,  bie  ben  jungen  ©rafen  bewog,  bie  alte  2ßtttwe 
§u  ^eirattjen! 

■deines  (SracbtenS  läßt  ftd)  faum  ein  anberer  @runb  benfen,  als  ber, 
baf?  $önig  Abwarb  für  ben  gall  feines  TobeS  bem  Boulogner  felbft,  ober 
ben  ^inbem,  bie  er  etwa  mit  ®oba  zeugen  würbe,  bie  Nachfolge  §uge* 
ftcfjert  ^atte.  2öte  paft  btef  $u  ben  bamaligen  Verwicklungen ! !  Abwarb 
war  neulich  burd)  bie  ©obwiniben  genötigt  worben,  mit  Swen  t>on  3)äne* 
marf  §u  breeben  unb  äugletd)  ben  mit  if)m  abgefchloffcnen  (Srbtfertrag  ÜjaU 
fäd)Iia)  §u  (öfen.  2lud)  erreichte  um  jene  Seit  bie  Spannung  §wifd)en  bem 
£ofe  unb  bem  £aufe  beS  (SarlS  sonnen* ,  Suffer  unb  Keffer  ben  pafften 
@rab.  Abwarb  wufjte,  baß  alle  bie  verruchten  Streiche ,  welche  von  btefer 
(Seite  ausgingen,  barauf  abgelten,  ben  ©obwiniben  bie  Bat)n  auf  (Sng* 
lanbS  Ztyon  §u  ebnen.  3n  ber  menfehlichen  9?atur  liegt  eS,  ba(3  ber  Äöntg, 
wenn  anberS  eine  gunfe  SftannSfraft  in  ir)m  war,  Widern  aufbot,  bannt 
bte  efjrfüchtige  5tbfta)t  ber  ©egner  vereitelt  werbe.  (§r  §at  eS  getfjan:  burcr) 
bie  Vermählung  ber  Sd)wefter  mit  bem  Bouloguer  [teilte  er  einen  neuen 
Sr^onerben  auf  unb  glaubte  einen  Stria)  bura)  bie  Berechnung  ber  ©ob* 
winiben  gemalt  §u  tjaben. 

2)a§u  aber,  ba£  Abwarb  feine  2öal)l  gerabe  auf  ben  Boulogner  lenfte, 
hat  meinet  drachtenS  ein  dritter,  $önig  Heinrich  I.  oon  granfretch,  mit* 
gewirft.  2)em  ßapetinger  fonnten  Weber  bie  geheimen  Slbftchten,  bie  ber 
fürchterliche  9tormannenher§og  auf  (Snglanb  l)e§tt,  noch  bie  Verlegenheiten 
beS  ^öntgö  Abwarb  verborgen  fein.  2Öenn  bie  £)inge  nach  Heinrichs  I. 
$opfe  gingen,  follte  ber  Normanne  um  feinen* $reis  feften  guf  in  (£ng* 
lanb  faffen.  2llfo  empfahl  er  bem  angelfächftfchen  Machbar  ben  ©rafen  von 
Boulogne  §um  Schwager,  unb  (Abwarb  fchenfte  um  fo  bereitwilliger  ben 
franjöftfchen  (Sinflüfterungen  fein  Dfy,  weil  (SuftachiuS  als  füufttger  Xfyoxi' 
erbe  nia)t  nur  auf  ben  Beiftanb  beS  mächtigen  ihm  verwanbten  £aufeS 
^onthieu,  fonbern  auch  auf  bie  £ülfe  beS  franjöftfchen  §ofeS  rechnen  burfte. 
Ü)enn  ber  Boulogner  war  ja  ein  begünfttgter  Schübling  Heinrichs  I. 

SWerbtngS  ift  für  ben  eben  entwickelten  3ufammcnhang  bamaliger  Ver* 
hältniffe  fein  beftimmteS  3cugnij3  vorhanben.  dennoch  fann  ein  bünbtger 
Beweis  geführt  werben.  Sag  ber  Vermählung  beS  Boulogner  ©rafen 
mit  (ibwarbS  Schwefter  bie  5lbftcht  $u  ©runb,  (öfterem  ein  Stecht  auf  bte 
Nachfolge  in  (Snglanb  $u  verfebaffen,  war  folglich  biefer  5lft  gegen  bie  ©ob* 


')  Art  de  verifier  les  dates  II,  762,  b. 


304 


5PaB.fi  ©regoriuö  VII.  unb  [ein  Btitalkx. 


roüriben  gerietet,  fo  ift  bei  bem  befannten  ßfjarafter  ber  (enteren  bie  *8or* 
auSfcijung  unabroeislich,  baß  fte  bem  SBoulogner  ©rafen  tri  ben  2Beg  ge* 
treten  feien.  ©efetyar)  folcbeS,  fo  barf  man  obige  Slnftcbt  als  erliefen 
betrauten.  ©efd)al)  eS  ntdbt ,  fo  fällt  fte  in  ftd)  §ufammen.  SBoblan  bie 
$robe  trifft  glän§enb  §u.  3dj  fommc  auf  ben  SBefucf)  beS  SBoulogner  ©rafen 
jurücf,  £on  bem  td)  ausging. 

Söttt  einem  ftattltdjett  (Befolge  tton  ^Bewaffneten  erfaßten  (SuftaduuS  im 
September  1051  anf  englifctjem  SBoben.  £>ie  ^Berichte  ber  engltfd)en 
ftortfer  laufen  in  Lebenbingen .  auSeinanber.  Saut  ber  !Darftellung %)  beS 
glorentiuS  brachen  bie  §änbel  fogleicf;  aus,  nac^bem  (Suftacf;iuS  in  3)oüer 
gelanbet  roar,  roäfyrcnb  bie  ©ad)fen*(£r)ronif  unb  anbere  S^gen  ben  5ln* 
fang  ber  blutigen  Laufereien  in  bie  Seit  tterfefcen2)  ba  ber  SBoulogner,  auf 
ber  Lüclleljr  oom  £ofe  begriffen,  §um  $roeitemnale  nad)  3)ooer  fam.  93er* 
febiebener  Umftänbe  roegen  glaube  tdt)  ben  £e§teren  folgen  §u  müffen.  Äöntg 
(Sbroarb  l'telt  in  ©lofter  §of,  bort  fanb  jtdj  (SuftadnuS  ein,  unb  roarb  gut 
empfangen.  Lad)  einiger  3?it  trat  er  bie  Lücfretfe  an.  5lufpaffer  be* 
merften,  baß  er  bem  neuen  ($r§bifd)ofe  Robert  t>on  Ganterbun)  einen  SBefud) 
abftattete,  fo  roie  baß  (Suftad)iuS  unb  bte  ßeute  feines  ©efoIgS  eine  9Leile 
üor  !Dooer,  baS  bem  (Sari  ©obroin  gehörte,  angekommen,  tljre  SBaffenrüftung 
anlegten.  Sie  fal)en  alfo  bort  einen  Angriff  vorauf.  Dljne  Unfall  ritten 
fte  in  2)otter  ein. 

Seit  ber  2)änenf)errfa)aft  beftanb  in  (Snglanb  ber  ©ebraud),  baß  6ol* 
baten  ber  £rjütglttr),  roenn  fte  in  beS  Königs  Ü)ienft  burd)  baS  Sanb  §ogen, 
bei  ben  ^Bürgern  ber  @täbte  eingelagert  rourben.  ^Desgleichen  roar  eS  ntd)t 
bloS  in  (Snglanb,  fonbem  in  allen  germanifd)en  Leid)en  üblid),  ©efaubte 
unb  grembe  r>on  r)of)em  Lange,  roelcrje  an  irgenb  einen  §of  gingen,  roäf)* 
renb  ber  Leife  auf  öffentliche  Soften  §u  beroirtfyen.  JDenn  große  ©aftl)äufcr 
in  heutiger  Steife  gab  eS  bamalS  nic^t.  3d)  oermag  bafyer  nichts  Unge* 
bül)rlicr)eS  barin  §u  fefyen,  baß  (£uftad)tuS  unb  fein  ©efolge  biejentgen  23ür* 
gerfyäufer  beS  £)rtS  £>ooer  ju  tfjrer  t?orübergel)cnben  Verberge  ausrollten, 
bie  if)nen  am  beften  gefielen. 

©leidjrool)!  entftanb  roegen  ber  (sadje  Streit.  (Sin  ^Bürger  roiberfe&te 
ftd)  bem  (Eintritt  eines  ber  gran^ofen  in  fein  «gwuS,  unb  roarb  »ort  lejj* 
terem  tterrounber.  5lnbere  ^Bürger  eilten  l)erbet  unb  ftreeften  ben  gran^ofen 
nteber.  Lun  griff  baS  ganje  ©efolge  §um  ©eroeljr,  unb  ein  Heines  treffen 
entsann  ftcf) ,  in  roela)em  gegen  20  (Snglifdje  aber  nod)  meljr  gran^ofen 
fielen.  Uebermannt,  mußte  (Suftac^iuS  ben  £)rt  tterlaffen  unb  flol)  an  ben 
£of  naef)  ©lofter  surücf.  Jtörug  (Sbroarb  roar  burd)  bte  am  eigenen  @a)roager 


*■)  Flores  histor.  @.  626  unten.  2)  Chronic,  saxonic.  ad  a.  1051.  Guilielmus 
malmesbur.  bei  «Saöile  @.  81  unb  fonft. 


SßierteS  93ucfy.  (SaV-  16.  (Snglanb  unter  (Sbtoavb,  bem  29efenner,  \jon.  1042  —1051.  3Q5 

verübte  93erle£ung  be$  ©aftred)t3  auf'3  ttefftc  beleibigt  unb  fyanbelte  fo, 
tote  an  fetner  (Stelle  jeber  efytUeknbe  ,§crrfd)er  Verfahren  würbe.  (Sr  be* 
fd)ieb  ben  (Sari  ©obwin  vor  ftcf>  unb  erteilte  ü)m  in  ftrengen  Sorten  ben 
Auftrag,  unverweilt  bte  Bürger  von  2)over  $u  $üd)tta,en.  3)er  (Sari  ver* 
weigerte  ben  ©efyorfam  unb  verlangte,  baß  erft  bte  ©tabtvorfterjer  ge* 
r)ört  werben  follten.  (Sr  fe^te  folglich  vorauf,  baß  ba$  Unred)t  auf  Seiten 
beS  ©rafen  (£uftad)iuö  unb  feiner  ©efäfyrten  fein  fömte,  wa3  eine  neue 
SBeletbtgung  für  ben  Äöntg  war. 

Ueber  bie  weiteren  (Stn§efnf;etten  gelten  abermals  bte  23ertd)te  auSetn* 
anber.  3a)  fyalte  mtd)  an  bte  fünfte,  über  weld)e  alle  übereinftimmen. 
©obwin  unb  feine  ©öfme  ber)anbclten  bie  ©ad)e  ntd)t  mefjr  a(3  eine  9iea)t3* 
frage,  fonbern  griffen  ju  ben  Sßaffen,  2lufrur)r  erl)ebenb.  2)ie  Mannen 
von  Jlent,  ©uffer,  Keffer,  Drforb,  ©lofter,  £erfort,  ©ommerfet,  23erf* 
ff)tre,  (Effer,  Dftanglien,  Huntington,  (Edmbrtbge  würben  bura)  ©obwin 
unb  beffen  jroet  ältefte  ©öf)tte,  (Erven  unb  §ara(b,  aufgeboten.  9cun  rief 
aua)  ber  Jtönig  ben  ©rafen  Ofabulf,  feinen  Neffen,  unb  bie  (Sarle  ©iwarb 
von  9?ortf)umbrten ,  Seofrif  von  -Siemen  mit  tfyren  ©cbaaren  gerbet.  2)tc 
eine  <£>ätfte  (EngtanbS  ftanb  gegen  bie  anbere  unter  bem  ©ewefyr. 

©leid)  ju  Anfang  ber  Bewegung  l)atte  ©obwin  bie  gorberung  ge* 
ftellt,  baß  ir)m  ber  ©raf  (Suftaa)tu$  von  SBoulogne,  fo  wie  fämtntlta)e 
Normannen,  beS  jlöntgS  ©ünftlinge,  alö  grtebenSftörer  uitb  £anbver* 
berber  $ur  gebüfjrenben  SBeftrafung  ausgeliefert  werben  müßten.  ÜMefeS 
Slnjtnnen  verfemte  ben  $ömg  in  feinen  geringen  ©d)recfen,  afö  aber  bte 
9?ortr;umbrter  unb  SWcrcter  rjeranrüdtett,  faßte  er  Wlufy  unb  gab  eine  ab* 
fa)Iägtge  Antwort.  Saut  ber  33erfta)erung  beS  Florentius  brannten  bie  Seute 
beS  £eofrif  unb  ©iwarb  vor  $ampfbegterbe  unb  verlangten  gegen  bte 
(Empörer  geführt  ju  werben,  unb  man  muß  befennen,  baß  baS  $erfaf)ren, 
weldjeS  fofort  ©obwtn  unb  feine  ©öfme  etnfa)lugen,  btefe  SluSfage  be* 
glaubigt.  2) od)  verfua)te  $önig  Abwarb,  el)e  e$  §um  Kampfe  fam,  nod) 
einmal  frtebltd)e  Littel.  (Sr  fd)rteb  auf  ben  ©pätrjcrbft  1051  einen  9tetd)S* 
tag  nad)  £onbon  aus,  bem  (Sari  aber  ließ  er  melben:  ©obwtnS  ältefter 
©or)n  ©wen  fyabe  als  überwiefener  £od)Verrätr)er  fogleta)  baS  £anb  ju 
verlaffen,  ©obwin  felbft  möge  mit  feinem  jüngeren  ©o^ne  £aralb  vor  bem 
$eta)3tage  erfa)einen,  aber  unbewaffnet  unb  nur  mit  §wölf  ^Begleitern.  3)a* 
gegen  müßten  er  unb  §aralb  aHe  ©olbaten,  bte  fte  tn  gan§  (Snglanb  be* 
fäßen,  unverweilt  In  ben  £)tenft  ber  tone  übergeben.1) 

Septem  *ßunft  fann  faum  einen  anbern  ©tnn  fyaben,  als  ben:  nad)* 
bem  bte  $rone  im  vorigen  3af)r  genötigt  worben,  bte  Sfjtnglitr)  aufeu* 
löfen,  bürften  aud)  bte  ©roßen  feine  ,g>auStnrjtyen  mef)r  galten,  fonbern 


')  <Saöile  <S.  81  unten, 
©fröret,  *ßabfl  ©tegortu«  vii.   93b.  m. 


20 


306 


*ßabfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 


feien  fcr)ulbtg,  Diejenigen,  weldie  fte  nod)  Ratten,  an  bie  j?rone  abzutreten, 
©obwin  unb  feine  jwei  älteften  ©oljtte  verwarfen  bie  gepellten  23cbingungen; 
aber  bie  Sftacr)!,  weiteren  2Biberftanb  ju  leiften,  entfctjlüpfte  ifyren  Rauben, 
glorentiuö  fagt,  baS  $eer,  ba$  fte  Anfangs  gefammelt  f)ätten,  fei  tägltd) 
burct)  SluSreißer  verringert  worben  unb  mer)r  unb  mel)r  §ufammengefd)mol3en. 

3nbeß  war  ber  $eicb6tag,  von  (auter  (Gegnern  ©obwinS  befcbicft,  $u 
fammengetreten  unb  benü$te  ben  günftigen  Slugenblid.  5)a6  Urteil  würbe 
gefällt,  baß  ©obwin  unb  bie  Seinigen  innerhalb  fünf  Sagen  ben  SBoben 
beS  !Retdr)ö  metben  follten.  £>ie  $erurtf)eiltcn  mußten  ger)ord)en.  ©obwin, 
feine  ©emarjlin  ©t;tf)a,  unb  brei  (Söfyne,  Softtg  (btefer  mit  feiner  neuver* 
mähten  ©attin  Subttf),  einer  Softer  beö  §aufe3  glanbern),  ©wen  unb 
©urtt),  eilten  nact;  bem  ©ute  £r)ornety  (auf  ber  $üfte  von  ©uff er),  beluben 
bort  ein  6a)iff  mit  fo  viel  ^oftbarfeiten,  al6  e$  §u  tragen  vermochte,  unb 
flogen  nact)  glanbern.  3mi  anbere  ©öfme,  £aralb  unb  2eofwm,  roanbten 
ftct)  naa)  heften,  gingen  §u  SBrifftove  (bem  heutigen  93riftol)  §ur  6ee  unb 
fegelten  nact)  3rlanb,  voo  fte  @d)u£  fanben. 

deines  (Sracfjtcnö  ift  unzweifelhaft,  baß  ©obwin  bie  ©cenen  in  3)over 
fünftttdt)  jugerüftet  r)atte,  um  ben  SBoulogner  ©rafen,  beffen  ^g>etratt)  il)m 
au$  ben  oben  entwidelten  ©rünben  ein  ©reuel  war,  unb  mit  (§uftad)tu$ 
bie  ganje  $artf)ei  ber  eingewanbertett  Normannen  §u  verberben.  £)emt 
Wären  bie  Bürger  von  £)over  feineö  feften  $üdf)alt6  verftctjert  gewefcn, 
fo  würben  fte  eS  nie  gesagt  haben,  ©afte  ifyreS  Königs  rütfftchtSloS  §u 
befdnmpfen.  2)er  verfugte  5lufftanb  mißlang  jebocf;,  unb  §war  r)au!ptfäcr> 
lieb  beßfyalb,  weil  bie  (Sarle  von  Üftorbenglanb,  wo  feit  bem  9.  3al)rl)unbert 
vorfyerrfdjeub  5lnftebler  bämfc^en  ©eblüteS  faßen,  bem  bebrofyten  Röntge  in 
einem  Umfange  SBeiftanb  leifteten,  ben  ©obwin  ntc^t  erwartet  ^atte. 

Ü)te  Königin  (Sabgitr),  längft  tf)rem  ®emal)le  verfaßt,  erlag  bem  gleichen 
@cr)teffale  rote  if)re  SSeiwanbten.  Sie  würbe  verftoßen,  uad)  bem  grauen* 
flofter  Sfjcrroell  gefdu'dt  unb  bort  etngefperrt.  $on  ber  läfttgen  5lufftd)t 
©obwinS  befreit,  befe#te  $öntg  (Sbwarb  bie  erlebigten  <5tüf)le  beö  $eta)6 
nacr)  feinen  2öünfcr)en,  unb  verteilte  bie  ben  ©obroiniben  abgenommenen 
©ebtete  unter  bie  ©efjülfen  bc3  (Siegel.  2)er  Normanne  2ötlf)elm  erhielt 
je£t  baö  s:8t$tr)um  Sonbon.  2öte  e£  fcf>emt,  §u  Anfang  be$  3al)rö  1051 
war  ber  Metropolit  5lelfrtf  von  g)orf  mit  £ob  abgegangen,1)  ber  ilönig 
err)ob  auf  ben  erlebigten  @r§ftuf)l,  ben  zweiten  be6  Geichs,  einen  feiner 
Kapellane,  Iftmenö  Äinftn.  Mit  ben  ©raffdjaften  3)orfet,  ©ommerfet,  2)e* 
vonfl)ire  würbe  £)bo  bebaut,2)  ber  gleichfalls  ein  eingewanberter  normal 
mfcr)er  ©ünftltng  gewefen  fem  muß.    2)enn  S33tll)elm  von  !0?almeSbur^ 


*)  Flores  histor.  626  gegen  unten  unb  <Saütle  <&.  441  gegen  oBen.  2)  @aütle 
<S.  366  oben. 


93terteg  93udj.  (5a£.  16.  ßnglanb  unter  (Sbir-arb,  bem  93efennev,  r<on  1042— 1051.  307 

nennt1)  tr)n  neben  $abulf,  bem  «Sohlte  ber  ©oba,  einen  93erroanbten  be6 
Königs.  S^ocf)  entfdjiebener  weist  auf  normanifcr)en  Urfprung  eine  6a}enfung 
fytn,  n>elcf)c  £)bo  traft  einer  nod)  oorf)anbenen  Urfunbe2)  ber  9J?arienfircbe 
Sonett  machte.  Die  oerroirften  gefyen,  roelaje  £aralb,  ©obwinS  3weit* 
gebomer,  befcffen  fyatte,  fielen  bem  6or)ne  beS  (Sari  Seofrtf  oon  DJtercien, 
9ügar,  §u.3) 

9cad)  ootfenbetem  @turje  ber  ©obvoiniben,  unb  $roar  nod)  oor  bem 
©cfyluffe  beS  3afyrS  1051,  erfaßten  mitten  im  SBtnter  ein  jroetter  oornefymer 
©aft  in  Gniglanb,  ber  9?ormanneiü)er$og  SOSttyehn  II.  3a)  t>ertt?etfe  auf 
baS,  roaS  über  biefen  S3efitd)  oben*)  gefagt  roorben.  9ftetneS  (5racE)tenS 
sollte  ber  Normanne  ben  fdjltmmcn  Solgen  vorbeugen,  roe!d)e  bie  $ermäf)* 
Iung  beS  ©rafen  tfon  SSoulogne  mit  ©oba  für  feine  eigenen  geheimen  *ß(ane 
fyaben  mochte,  oielleicfyt  auefy  ben  böfen  6amen  ausjäten,  ben  beS  §er§ogS 
2ef)enr)err,  ^einria)  I.,  ber  jugleid)  23efcr;ü$er  beS  ßuftacfyiuS  roar,  rotber 
iljn  am  ange(fäa)ftfcben  §ofe  auSgeftreut  hatte.  3ngulf,  ber  fpäter  (Sa* 
peüan  beS  Eroberers  vourbe,  erjagt5)  golgenbeS:  „(Sbroarb  empfing  ben 
©aft  tjerjUcf) ,  führte  i^n  in  ben  Stäbten  unb  Burgen  beS  SanbeS  fyerum, 
beroieS  ir)m  bie  größte  5(ufmerffamfett,  unb  entließ  ifm  reta)  befa^enfr.  Heber 
bie  9?aa}fo(ge  ift  bamalS  nia)tS  §tt)ifd)en  Reiben  oerfyanbelt  roorben." 

Siegt  nidbt  in  lederen  Sorten  eine  oerfteefte  Slnbeutung,  baß  QSteTe 
bie  5lnftcf;t  Regten,  3Bt(r)e(m  fei  in  ber  2lbfta)t  naa)  Gmglanb  fyerüberge* 
fommen,  um  baS  Sanb  §u  befd)auen  unb  fta)  ber  9?aa)folge  ju  oerftcfyern? 
3m  Uebrtgen  bin  ia)  oon  ber  5ÖaI;rr)eit  ber  2(uSfage  3ngu(fS  überzeugt. 
Da  $önig  (Sbroarb  feinem  neuen  (Sa^roager  (£uftad)iuS  Hoffnungen  auf  ben 
einftigen  93eft£  (SnglanbS  eröffnet  fyatte,  fonnte  er  iuct)t  jugleia)  bem  9*or* 
mannen  baS  nämlidje  (Srbe  §ufagen.  2lud)  werben  roir  unten  fer)en,  baß 
(Sbroarb  im  3at)re  1054  —  oietteidt  in  golge  beS  SlblebenS  ber  ©oba  — 
ben  (Solrn  feines  längft  oerftorbenen  älteren  ^albbruberS  ßbmunb  ©ifenfeite 
naa)  Gmglanb  berief,  um  ifyn  in  bie  SRedjte  beS  Sfyronerben  einjufe^en. 

Der  ^ngelfac^fe  backte  alfo  1054  ebenfo  roenig  an  ben  Normannen 
2Btlf)elm  II.,  als  brei  3afyre  früher.  (Srft  nadj  bem  febneflen  £obe  beS 
auö  Ungarn  J)erbefdt)tcbenen  Neffen,  faßte,  fo  fa)eint  eS,  (Sbroarb  ben  (&nU 
fa)luß,  bem  Normannen  bie  5(nroartfa)aft  auf  ßnglanbS  Jlrone  ju  oerleiljen. 

Die  (Sf)e  beS  (Suftad)iuS  mit  ©oba  fann  nur  fur§  gebauert  fyaben. 
9ttrgenbS  ift  mefyr  oon  i^r  bie  $ebe,  roorauS  ic^  fa)(ieße,  baß  fte  balb 
naa)  1051  ftarb.  @0}on  um  1055  fc^rttt  ©uftaebiue  §u  einer  neuen  (S^e. 
€eine  jroeite  ©emafylin  J)ieß  3ba  unb  roar  eine  Softer  ©ottfriebs  beS 
bärtigen  oon  Trabant.   3ba  gebar6)  bem  Soulogner  brei  (Sö^ne,  (Su* 

*)  <Sa»ile  <S.  82  oBcre  SKitte.  2)  Calenberg,  ©efd^tc^te  »on  @nglanb  I,  510. 
9lote  2.  3)  ©attite  <S.  366  oben.  4)  <S.  269.  5)  ©atttlc  898  oben. 
6)  $er^  VI,  707  oben. 

20  • 


308  ©vegorinö  VII.  unb  fein  fritalttx. 

ftac^tuö  III.,  ©ottfrteb  unb  Sßalbutn.  3)er  §weitgeborne  btefer  €)öf)ne  f>atte 
ftd)  bereite  im  Sflfyre  1076  einen  tarnen  d8  tapferer  ©olbat  erworben, 
unb  erhielt  beftyatb  ttom  beutfcfyen  Könige  bie  ^arfgraffebaft  Antwerpen  ju 
Sefyen.  *)  ©ottfrteb  wirb  bamalS  ntebt  t>tcl  weniger  alö  swanjig  3al)re 
gestylt  ()aben,  er  ift  affo  um  1057  geboren  unb  bie  §weite  (Sfye  feinet 
SBaterS  fällt  in  bie  angegebene  3ett.  35on  ber  erften  (Sfye  be$  (SuftadjiuS 
wtffen  bie  ©Ijrontften  be$  geftlanbö  nichts,  offenbar  weit  fte  balb  öergeffen 
würbe.  3)ocf;  (Suftacbiuö  felbft  behielt  fte  in  gutem  5lnbenfen,  benn  aus 
fpäteren  ^anblungen  beffelben,  son  benen  unten  bie  9febe  fein  wirb,  gefyt 
I;ert>or ,  ba£  er  ein  Ofectjt  auf  @nglanb3  $r)ron  §u  fyaben  glaubte. 


%ub)t\)\\Uz  Capitel. 

©obnnn  unb  feine  ©öljne  festen  beroaffnet  nacr)  (Snglanb  $urücf  unb  fcfyreiben  bem  Könige 
(Sbroarb  33ebingungen  »or.  Verbannung  ber  ganjen  normannifdjen  *ßarüjei,  ffiieber* 
einfeljung  ber  tterjlofjenen  Königin.  SDtc  ^öujefarle ,  ober  bie  Slottenmannfdjaft, 
ioelcfje  bei  Sluflöfnng  ber  gu  £anbe  bienenben  Xtyinglitlj  betfammen  geblieben  roar, 
fteljt  auf  ©eiten  ber  ©obnuniben.  9tacr)  Vertreibung  ber  Normannen  ftü£t  ftcr)  ber 
.König  nur  noer)  auf  bie  r)albbänifcr)en  Jpäu^tlinge  beö  nörblicr)en  Qynglanbö,  auf  bie 
(Sarle  Seofrif  »on  Sftercta  unb  ©üoarb  tton  SfcortljumBrien.  ©egenfatj  gtoifdjen  ber 
angelfäcfyftfdjen  93efcölferung  im  ©üben,  roeldje  ju  ©obnu'nö  «£>aufe  fjält,  unb  ben 
Veroolmern  beS  nörblidjen  XfytiU.  ©obloin  ftirbt  an  Dftern  1053  j  aber  feine 
Söljne  £aralb  unb  Tofiig  feijen  ba3  SGßerf  beS  93ater6  fort  unb  überwältigen  all* 
mäklig  burefy  oerfcr)iebene  Littel  bie  (£arle  tton  Slortfjumbrien  unb  Sftercia.  .König 
(Sbroarb  ruft  ben  @oljn  feinet  £albbrubev3  (Sbmunb  ©ifenfette  nacr)  (Snglanb ,  um 
ü)n  jum  $l)ronfolger  ein$ufe£en ;  aber  berfelbe  roirb  gleich  nac^  feiner  Slnfunft  in 
(Snglanb  burcr)  bie  ©obnuniben  vergiftet.  3e£t  tritt  ber  unglücflidje  .König  juerft 
mit  SBiUjcIm  von  Sftouen  in  ünterfyanblung  roegen  ber  9iadj) folge.  Saljre  1052 — 1059. 

2)te  greube  (Sbwarbö  unb  ber  9?ormamtenpartl)ei  über  ben  ©tur§  ber 
©obwiniben  l)at  ntcrjt  lange  gebauert,  fd)on  im  Sommer  1052  trat  ein 
völliger  Umfcf/Wung  ein.  2Bäl)renb  be6  Sintert  wiegelten  ©obwin  unb 
feine  6öfyne  von  3rlanb  unb  gtanbern  auS  bureb  geheime  Unterf)änbler  fyalb 
(Sngtanb  auf  unb  beretteten  eine  Empörung  öor.  3m  grül)jar)r  erfolgte 
bann  ein  bretfad)er  Angriff  von  2luf?en  r)er.  3utx\t  fielen  bie  28allifer  unter 
iljrem  Röntge  ©riffln,  mit  bem,  wie  e6  fdjemt,  bie  ©ör)ne  ©obwtnö  (Sin* 
tterftänbmffe  angefnüpft  Ratten,  in  bie  benachbarte  §erfortfl)ire  ein,  feblugen 
bie  Normannen,  welche  bie  @d)löffer  auf  ber  ©rdn§e  bewachten,  unb  »er* 
beerten  weithin  bie  ^ro^inj.  Dann  liefen  bie  betben  mtä)  3ttob  geflogenen 
©obwintben,  ^aralb  unb  Seofwtn,  mit  einer  ftarfen  2ln$ar)l  @cf)tffe  nadb 
bem  ^anal  von  33riftol  au6,  (anbeten  auf  ber  ^üfte  von  ©omerfet  unb 


4)  Lamberti  chronic,  ad  a.  1076.  $ßerfc  V,  243  unten. 


«ierteS  93ud&.  (5a£.  17.  ©efcfytdjte  (SbtoarbS,  beö  gSefennerS,  toon  1052—1059.  309 


eröffneten  einen  ftegreid)en  Mamp^  gegen  ben  neu  cingefeftten  ©rafen  £>bo,  ber 
in  wieberl;olten  @cfcd)tcn  friele  feiner  2eute  verlor.  3)er  $ömg  fonnte  feinen 
bebrängten  93a  fallen  nicht  51t  ,!pülfe  eilen,  benn  er  wußte,  baß  ein  britter 
Angriff,  gefährlicher  als  bie  §n>ei  anbem,  tton  glanbern  l)er  brol)te,  unb 
hatte  ba^er  feine  ganje  ©eemadjt,  beftel)enb  in  40  Skiffen,  auf  ber  $heDe 
t>on  Sanbwid)  aufgeteilt,  um  bie  53erbinbung  jvotfefjen  (Snglanb  unb  glan* 
bem  ju  unterbrechen,  unb  ©obwinS  glotte,  wenn  fte  r)eranfegeln  würbe, 
jurücf§utreiben. 

£)och  ber  alte  ©obwin  täufebte  bie  2Öad)famfeit  ber  föniglichen  $reu§er, 
lanbete  unbemerft  in  Jtent  unb  rief  nun  bie  (Seeleute  ber  ^üfte,  bie  bereits 
burch  jene  Unterhänbler  gewonnen  waren,  §um  Kampfe  auf.  2ltle  folgten 
bereitwillig  feinen  gähnen,  erflärenb,  baß  fie  entfc^loffen  feien,  mit  ihm  ju 
leben  unb  ju  fterben.  2U3  ber  Anführer  ber  föniglicbeu  glotte  t)ie^on  «ftunbe 
erhielt,  ging  er  unter  Segel,  fud;te  ©obwin  auf,  fanb  ihn  aber  nicht,  benn 
©obwin  wußte  jebem  Singriffe  gefdu'dt  auszuweichen.  Unt>errtct)teter  Ü)inge 
fehrte  bie  glotte  nad)  Sonbon  §urücf.  SBiele  (Sd)tffe  fegelten  nach  §aufe, 
Herrath  war  im  (Spiel. 

3Bäf)renb  beffen  f>atte  ftd)  ©obwin  nach  ber  3nfel  2Bigl)t  unb  ben 
benachbarten  Äüften  geweubet,  wo  er  fo  lange  voaxktc,  bis  feine  (Söf)ne 
£aralb  unb  Seofwin  mit  ben  in  Urlaub  gcfammelten  Streitfräften  §u  ihm 
fließen.  3)ie  vereinige  glotte  übertraf  bie  fönigliche  an  3af)I  unb  $Otannfct)aft. 
©obwin  gab  SBefef)!,  baß  bie  *ßlünbcrungen,  welche  feine  beiben  Söhne  bis 
bahin  ba  unb  bort  verübten,  aufhören  mußten,  nur  Lebensmittel  »erlangte 
unb  erhielt  er  auS  ben  *Prottinjcn.  Unüerweilt  fegeltc  er  gen  £)ften,  lief  in 
bie  $hemfe  eut  unD  crfct)ten  am  gefte  ber  (Srhöfmng  beS  ilreu^eS  —  ben 
14.  (Sept.  1052  —  \)or  ber  £auptftabt  Lonbon,  beren  SBürgerfcbaft  be* 
rettS  für  ©obwin  gewonnen  war.  3)er  arme  ^önig  wagte  gar  feinen 
^ampf:  verjweifelnb  unterwarf  er  ftdt)  ben  SBebingungen,  welche  ber  (Steger 
üorfchrteb. 

Die  §wei  £auptyunfte  lauteten  bat)m :  ©obwin  unb  fein  @efd)lecht 
ftnb  in  alle  Sürben,  @hren  unb  Sehen  wieber  etngefetjt.  3)te  Normannen, 
beS  Königs  ©ünftlinge,  haben  als  LanbeSfcerräther  auf  ber  (Stelle  ben 
S3oben  beö  $eid)eS  §u  räumen.  2luS  befonberer  ©nabe  gemattete  man  bem 
Röntge,  baß  er  einige  ber  ungefährlich ften,  an  bie  Abwarb  befonberS  ge* 
wöhnt  war,  wie  ben  Diafon  Robert,  beffen  (Sd)Wiegerfol)n  Oficharb,  ben 
(Stallmeifter  Sllfreb,  5lnSfreb  genannt  £af)nenfuß,  unb  etliche  Rubere  bei* 
behalten  burfte. ')  2htch  (SbwarbS  9ceffe  aus  ber  erften  ©he  ©oba'S,  jener 
^abulf,  blieb. 

2)te  übrigen  bagegen,  getftltche  wie  weltliche  Herren,  mußten  weisen. 


*)  Chronic.  Saxonic.  unb  Florentii  ad  a.  1052. 


310 


tyabft  ©regoriuS  VII.  unb  efin  ßdtalkx. 


£)te  bret  2Mfd)öfe,  Robert  von  (Santerburty,  Sill)elm  von  £onbon,  Ulf  von 
£>orcefter,  entflogen  natf)  ber  9?ormanbie.  öfterer  ging  weiter,  er  begab  ftcb 
nach  Siom,1)  wo  er  feine  klagen  anbrachte,  bie  tf)re  grüßte  trugen,  bann 
fer)rte  er  in  ba3  Softer  3umtegc3  §urücf,  wo  er  ben  £itel  als  (Srjbtfchof  von 
(Santerburv  fta)  beizulegen  fortfuhr  unb  aud)  fonft  im  nämlichen  ©tmte  wtrfte, 
wie  früher.  Dura)  feine  £ftnbe  liefen  bie  geheimen  gäben,  welche  fettbem 
jwifchen  ben  £öfen  von  Sonbott  unb  $ouen  gewonnen  würben2)  unb  jur 
golge  hatten,  baß  Abwarb  bod)  §ule|t  bem  Normannen  2Bttt)elm  bie  %fyon* 
folge  sufagte.  33ifa)of  Silljelm  von  Sonbon  erhielt  fyäter  (Srlaubniß  nach 
(Snglanb  $urücf$ufer)ren  unb  fein  53t6t^um  wieber  anzutreten,  glorentiuö 
verftdjert, 3)  fola)eö  fei  auS  ^ücffta)t  auf  ben  milben  ^arafter  Wilhelms 
gefangen.  £)en  betben  anbern  (Slertfern  würbe  bie  gleiche  SSergünftigung 
nicht  §u 

2)te  normanmfeben  bitter,  bie  bis  1052  in  ^rtegSbienften  (SbwarbS 
[tauben,  namentlich  £)öbern  *ßentecoft  unb  «£>ugo,  betten,  wie  e3  fchetnt, 
bie  Bewachung  ber  walltftfchen  ©rän§e  anvertraut  gewefen  war,  entflogen 
nicht,  wie  bie  bret  (Slertfer  nad)  ber  ^ormanbte,  fonbertt  fte  wanbtett  ftch 
nach  ©chottlanb,  Wof)tn  ihnen  ber  (Sari  von  Bierden,  Seofrif,  freien  3U- 
gang  öffnete.3)  2lu6  biefer  $r)at  Seofrifö  erhellt  meinet  (Srac^tenö,  baß 
ber  Herder  wettig  greube  über  ben  Sieg  ber  ©obwimben  empfanb. 

S3on  ben  ©bitten  ©obwinö  feljrte  nur  ber  (Srftgeborne,  ©wen,  iticr)t 
in  bie  ^etmatr)  jurücf  unb  §war  nicht  barum,  weil  er  in  ben  legten  93er* 
trag  nicht  eingefa)loffen  worben  war,  fonbertt  Weil  er  ntc^t  mer)r  lebte.  2)te 
eigene  gamtlte  fchetnt  ftdt)  ber  Verbrechen,  bie  er  verübt  fyatte,  geformt  §u 
fabelt.  Sär)renb  ber  SSater  mit  bem  größeren  Ztyil  feiner  <5ct)ne  in 
glanbem  aU  Verbannter  weilte,  alfo  §wifd)en  bem  £erbft  1051  unb  bem 
grül)lütg  beö  folgenbett  3af)re3,  trat  ©wen  eine  SBußfabrt  nach  bem  |etf. 
©rabe  an,  auf  welcher  er  ftarb. 3)  ©ein  £ob  wirb  Urfacfye  gewefen  fein, 
baß  (SbwarbS  9?effe,  9fabulf,  bie  @raffa)aft  £ereforb,  welche  früher  ©wen 
tnne  f)atte,  behalten  burfte.4) 

Von  felbft  verfteht  eS  ftch,  baß  ©obwtn  feine  £od)ter  (Sabgtytr)  ntc^t 
vergaß.  Abwarb  mußte  bie  verftoßene  Königin  au3  bem  Softer  abholen 
unb  wteber  $u  ftd)  auf  ben  Ztyon  ergeben.  2)a3  bureb  OfobertS  23er* 
bannung  erlebigte  (£räbi3tf)um  ßanterbun;  erhielt  ber  bisherige  S3ifa)of  von 
Stttdjefter,  ©tiganb,  welcher  ein  2£erf§eug  ©obwittS  gewefen  ju  fein  fd^etnt. 
5lber  ber  römtfebe  ©tuhl  betrachtete  ©tiganb  als  einen  (Sinbrtngltng  unb 
verweigerte  tl)m  bie  Söeftättgung.    9Rtcht  lange  nachbem  (Snglattb  burdj 


*)  «Saüile  ©.  82  Mtk.  2)  Gesta  Guilielmi  ducis  bei  2)uctje$ne  <§.  18i,  d. 
»ergl.  mit  ohi$ev  ©teile.  3)  Flores  histor.  @.  626  gegen  unten.  4)  ©aöile  <S.  81 
obeve  SWüte. 


«BterteS  93uc$.  (Sap.  17.  (^efdjic^tc  (SbtoarbS,  beö  JBefemtevd,  *on  1052—1059.    31 1 


ben  $ormannenl)er§og  2Mf)elm  erobert  roorben  war,  büßte  ©tiganb  mit 

£>f)ne  3weifel  l)at  bei  ber  Sftieberlage,  tt)e(ct)e  ßönig  Abwarb  1052 
erlitt,  baö  Reifte  ber  blinbe  üftationalfyaß  getrau,  ben  ber  2lngclfad)fe  von 
jet;cr  gegen  9llle$,  wa3  franjöftfd)  fyeißt,  t)egte.  ^D^tt  Sngrimm  fal)  ber  ge* 
meine  Sftann  bie  vielen  Normannen,  welche  mit  bem  Könige  (Sbwarb  fyer* 
übergekommen,  am  £ofe  tl>r  ©lücf  machten,  ju  Ofridjtfn'tmern  unb  (Styren 
gelangten.  Slrglifttg  fdjürte  ©obwtnö  £au3  baö  glimmenbe  geuer  unb  im 
grill)  jafyr  1052  war  ganj  Qmglanb  fo  aufgelegt,  baß  ber  Äönig  unter* 
liegen  mußte. 

glorenttuö  entwirft  von  ber  Sage  ber  Singe  im  §erbfte  1052  folgen* 
be$2)  S3ilb:  „ßömg  (Sbwarb  wäre  an  ftd)  mfy  im  ©taube  gewefen,  eine 
©d)lad)t  gegen  ©obroin  §u  liefern,  benn  er  oerfügte  nod)  immer  über  eine 
bebeutenbe  glotte,  unb  aud)  ein  großes  8anbr)eer  befaß  er.  Allein  biejenigen, 
welche  in  betben  Sägern  ftdt)  am  Reiften  burcr)  Sfyatfraft  au^eia^neten  unb 
in  beren  £änben  bie  (Sntf  Reibung  lag,  roaren  lauter  5lngelfacr;fen 
unb  biefe  wollten  nid)t  wiber  einanber  tamvfcn."  9llfo  aud)  bie,  welche 
fcbeiubar  §um  Könige  In'elten,  fteuerten  auf  baffelbe  3iel  loS,  wte@obwin: 
fie  oerlangten  ben  ©tur§  ber  normamttfdjen  ©ünftlmge. 

Stußerbem  f)at  nocr)  ein  befonberer  Slnlaß  ®obwtn$  ©ieg  beförbert. 

£)ben  würbe  bie  ©teile  ber  (Sfyronü  beö  glorentiuS  mitgeteilt,  laut 
weld)er  ©obwin,  al6  er  in  «ftent  lanbete,  an  bie  ©eeleute  ber  Mfte  einen 
Aufruf  §um  ^amtofe  erließ,  bem  biefe  mit  großer  ^Bereitwilligkeit  golge 
leifteten.  3)er  5lu6brud,  mit  welchem  er  bie  ©eeleute  be§eia)net,  tautet 
Butsecarlae  ober  Buscarlae.  Sa3  nämliche  5Öort  fommt  in  einer  *Reir)e  von 
©teilen  vor,  bie  im  ©loffar  bu  ßange'S  gefammelt  ftnb. 3)  3Sergleid)t  man 
fte  mit  einanber,  fo  ergeben  ficb  folgenbe  ©cfylüffe:  1)  unter  ber  Regierung 
JtöntgS  Abwarb,  unb  §war  vom  3af)re  1051  an,  beftanb  eine  ^örverfa)aft 
von  ©eeleuten,  bie  ben  tarnen  SBuäfarle  erhielten.  2)  Sie  Aufgabe  ber 
SBuSfarle  war,  bie  $rteg6fd)iffe  ber  $rone  $u  bemannen  unb  bie  £äfen  be$ 
*Reid)6  §u  bewachen.  (Sin  ßfyromft  braucht  §um  3af)re  1051  bie  SÖenbung; 
„SBuSfarte,  welche  bie  ©eef)äfen  §u  bewachen  r)aben."  3)  Sind)  nadj  ber 
Eroberung  (SnglcmbS  burd)  SÖtfljelm  bauerte  bie  ^örverfc^aft  ber  SBuSfarle 
bis  in'3  12.  Safyrijunbert  Innern  fort.  Sie  Ableitung  be$  SortS  entfprictjt 
vollkommen  bem  eben  entwickelten  begriffe.  SBuffa  ober  23u§a4)  r)teß  in 
altenglifcfyer  ©eefvracfye  eine  Slrt  von  großen  ©djiffen,  jtarle  aber  bejeidmet, 
wie  auö  ber  3ufammenfefcung  §u$karle  erhellt,  ©ee*  ober  ^riegöleute,  bie 
in  Stenften  be£  $önig3  ober  anberer  großen  Herren  fte^en. 


l)  «Savile  @.  82.  2)  Flores  histor.  @.  628  TOte.  3)  Sub  voce  Buscarla, 
9teue  SluSga&e  I,  821.       4)  Ibid.  @.  822. 


312 


^jafcft  ©regovtuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


2U3$anutI.  um  1018  bte  früher  befajrtebene1)  ©Heberung  ber  %fy\uy 
Ittf)  ober  bte  (Schaar  ber  ,£>u$farle  fd)itf,  r)at  er  fte  gugletct)  für  bert  £anb*, 
Wie  für  bert  <See*2)tenft  beftimmt,  benn  eigene  (5d)iffe  waren  ber  £r)inglitl) 
betgegeben  unb  naa)  (Schiffen  würben  Unterabteilungen  rtnb  Safy  berfelben 
gemeffen.  3d)  bin  überzeugt,  baß  btefe  (§tnrid)tung  ftet;  balb  al3  unbequem 
erwteö:  ber  ©eebtenft  tfi  von  bem  be£  £anbf)eere3  vx>efentttct)  verfctiteben,  alle 
feefat)rcnben  Nationen  —  felbft  bte  alten  Börner  —  waren  beßfyalb  ge* 
nötigt,  ba£  £eer  von  ber  glotte  §u  trennen  unb  eine  eigene  SOkrtne  §u 
begrünben.  3nt  3af)re  1051  würbe,  rote  td)  oben  §etgte,  bte  alte  bämfcfye 
£f)inglttf)  aufgelöst;  bte  im  engltfcfyen  @olbe  ftefyenben  Ü)änen  mußten  fammt 
unb  fonberS  baS  £anb  verlaffen.  3ft  nun  glaublich,  baß  btefe  Wlap 
regel  aud)  ben  fonft  mit  bem  £anbf)eer  bereinigten  glottenbtenfi  traf.  3* 
fage,  9?ein.  ©obwin  fjat  ben  «ftöntg  §u  93erabfct;tebung  ber  £au6tru!ppen 
genötigt,  weil  er  bte  $rone  von  ben  23afallen  abhängig  machen  wollte, 
aber  unmöglich  fonnte  e$  feine  Abfielt  fein,  bie  ©tcberrjett  be$  S^etc^ö  gegen 
auswärtige  geinbe  freizugeben.  2Mefe  €>tcr)erl>ett  beruhte  aber  roefeutlta) 
auf  ber  glotte.  23ebrof)te  ntd)t  eben  bamalö  ber  (Stfenfopf,  ber  in  9?or* 
wegen  l)errfcf;te,  jener  §aralb  ^artraba,  Qrnglanb  unauSgefe^t? 2)  £)f)ne 
eine  ftetS  berette  Seemacht  vermochte  ba6  O^etcr;  ifmt  ntdt)t  §u  wtberfter)en. 
©obwin  war  ein  2krrätf)er  am  §ofe,  aber  «t<f!  an  ber  Nation. 

5lu3  ben  oben  erwähnten,  bie  25u6farle  betreffenben  3^ugntffen  erhellt, 
baß  bei  2Mftrecfung  ber  großen  Maßregel  von  1051  baS  933oit)t  beS 
9ietd)e3  ntctjt  vemacfyläfftgt  unb  §ugletcb  baß  bte  früher  erfannten  Mängel 
ber  £l)tnglttf)  berücfftd)ttgt  worben  finb.  9Jcan  trennte  glotte  unb  §eer, 
bte  au3  £>änen  beftefyenbe  £etbwact;e  erhielt  ben  $bfct;teb,  eine  glottenmann* 
fdjaft  blieb,  boct)  unter  anberem  tarnen,  bte  TOtglteber  gießen,  ftatt  £u3* 
farle,  33u§farle.  5luct;  bte  3ufammenfe($ung  ^ar  e^ne  embere,  man  nabm 
nur  Slngelfacbfen  feine  £>änen  unter  bte  Äörperfd)aft  ber  23u§farle  auf.  5Qitt 
£fted^t  ober  Unrecht  muß  im  *Reta)e  bte  Meinung  verbreitet  gewefen  fein, 
baß  ©obwin  bei  Stuflöfung  ber  Sljtnglttf)  bte  23u§farle  gerettet  r)a6e.  £)eß* 
r)atb  bewiefen  trjm  im  ©ommer  1052  bte  ©eeleute  jene  5lnf)ängltcf;fett,  von 
welcher  glorentiuS  §eugt.  3)a3  war  für  ©obwin  fein  geringer  93ortr)eil;  benn 
unter  £f)eerjacfen  fcblagen  überall  tapfere  <£>er$en. 

3)er  Umfc^wung  von  1052  l)at  (SbwarbS  6cr>tdfal  entfdjteben,  tfjn 
vollenbö  p  einem  ©cbattenföntg  r)erabgewürbtgt.  Die  bi$r)er  erhobenen 
£f)atfacr;en  fe£en  mta)  in  6tanb,  nunmehr  ein  ©efammturtfyetl  über  bie 
(Sntwtdhmg  ber  engltfd)en  Angelegenheiten  von  1042—1052  §u  fällen, 
üftad)  bem  £obe  ^arbtfnutö  war  bte  unenbliaK  9JM)r§af)l  beS  angelfäcbjtfcfyett 
Sßolfö  ber  Änvjtüttger  «gerrfdjaft  mübe,  unb  ernftlta)  gemeint,  bie  alte  $ömg$* 


')  Okn  @.  58  flg.       2)  S3anb  II,  661. 


93ierteg  93ud).  (5aV-  17.  @efdjt($te  (SbtuarbS,  fceö  93efenneve,  tton  1052  - 1059.    3  j  3 


familie  —  bte  9D?erowtngcr,  ober  wenn  man  fo  will,  bfe  33urbone  93ri* 
tanmcnS  —  ^crjufteKcn.  2lber  ein  ehrgeiziger  ©roßer,  ©obwitt,  Reifte 
btefen  Sßuttfd)  ntebt.  (Seine  Stbficht  ging  öfelmeljr  bal)in,  ben  $f)ron  für 
ftcf)  ober  bte  Seiiiigen  ju  rauben.  Scbocb  au6  gutaM  vor  bem  Neibe  ©leid)* 
geftellter  —  bem  mäcbtigen  Vunbcggcnoffen  aller  Legitimität  —  oerbarg  er 
feine  wahren  ©ebanfen  unb  fuebte  bureb  Umwege  an$  3^  hu  gelangen. 
Der  wicberrjergeftetlte  Jtöntg  follte  verächtlid)  gemalt  unb  babureb  unter? 
wühlt  werben,  ©obwtn  redwte  vor  Slllem  auf  ben  SBctftanb  beö  Stamme 
gefütyfö  ber  etgentlidien  2lngelfad)fen,  benen  er  von  ©ebuvt  felbft  angehörte. 
9J?an  bemerfe,  wie  fd)lau  er  unb  feine  (Söf)ne  bie  altfäd;ftfcben  ^emlanbe 
unter  il;re  Verwaltung  $u  bringen  wußten,  jlent,  (Sffer,  SÜt tt-bleffcr,  Suraty, 
(Suffer,  SBeffer,  £>rforb,  ©lofter,  ^>creforb,  (Sonterfet,  33erfff)tre,  $un> 
tington,  ßambribge  gel)ord)ten  ihnen. 

(Srtglaub  umfebloß  jeboch  §ur  Seit  ber  Sfyronbefteigung  (SbwarbS  *ßro? 
vtnjen,  wo  33eftrebungen  vorhersagten,  bte  ben  planen  ©obwinö  nicht  §u* 
fagten.  2(ucb  tl)m  entgegengefc^te  $artf)eten,  ober  boeb  Meinte  §u  folcben  gab 
e$.  Den  Horben  be$  DieicbeS,  bie  *ßrovin$en  Verden  unb  Nortlnttttbrien, 
bewohnte  eine  überwiegenb  bänifctie  33cvölferung,  unb  bte  ©ewalt  befanb 
ftd)  bort  in  ben  £änbctt  jweter  Häuptlinge,  ber  ©arte  Seofrif  unb  6iwarb, 
welcbe  betbe  bie  (Erhebung  (SbwarbS  untcrftüjjt  hatten  unb  baS  2Öach6thum 
ber  ©obwiniben  mit  unverholenem  Netb  belauerten.  2luf  ben  ©egenfafc 
§wifcben  tr)nen  unb  bem  £aufe  ©obwinS  ftüjjte  ftcr)  hauptfäaMtcb  bte  Ne* 
gterung  (SbwarbS,  unb  baß  er  tro$  ber  Nteberlage  von  1052  bte  1066  ben 
$f)rott  behaupten  fonttte,  verbanfte  er  vor§ug3wetfe  ber  (Stfcrfucbt,  welcbe 
üttercier  unb  sJ?ovtl)itmbrier  gegen  ©obwitt  Regten.  Der  fpätere  (Erfolg  be* 
wies,  baß  ber  alte  (Sari  von  jtent  unb  SBeffex  wtber  bte  betben  norbifeben 
Nebenbuhler,  in  benen  er  atlerbtngS  feine  gefäl)rltd)ften  ©egner  fal),  erft 
bann  losbrechen  wollte,  naebbem  gewiffe  anbere  9)Md)te,  bie  möglicher  SÖetfe 
mit  jenen  ftch  verbünben  fonnteu,  gefällt  fein  würben. 

(Sine  zweite  $artbet  in  (Snglanb  beftattb  aus  einzelnen  ©roßen,  meift 
bäntfehen  UrfprungS,  bie  ftd)  auf  bem  £age  ju  Sonbon  ber  2QBat>(  (SbwarbS 
wiberfefct  unb  folglich  auch  gegen  ©obwinS  VorfaMäge  —  bentt  bie  2ßaf)l 
war  großen  Mn  ^er^  ~~  ^Btberfprucb  erhoben  hatten.    (Sine  brüte 

*PartI)et  btlbeten  bte  Normannen  beö  £of$,  bte,  obgleich  \^bmdcj  an  3al)l, 
beS  Königs  £)l)x  befaßen  unb  ohne  einen  offenen  Angriff  auf  ben  Zfycn  — 
waö  ©obwin  für  ben  Anfang  vermteb  —  nicht  gcftürjt  werben  formten. 
2113  vierte  ^auptparthet  enblich  muß  man  bte  Dänen  ber  $hm9utf> 
trachten,  bereu  ©lieberung  unb  Einfluß  von  bem  Vorgänger  (Srwarbe, 
^arbtfnut,  wteberhergeftellt  worben  war. 

Dtefe  5£l)tnglttt)  hatte  in  früheren  Otiten  baö  große  2Bort  in  (Snglanb 
gefüllt.    5llö  nacb  jlanutS  I.  ZoU  jene  ©trettigfeiten  im  h^rjehenben 


314  «PaBft  ©regotiuö  VII.  unb  fein  Sntaltex. 

$aufe  ausbrachen,  tft  fte  e$  gewefen,  Welche"  ben  2lngelfacf)fen  §um  $ro£, 
£aralb  ^afenfug  auf  ben  Stroit  ert)ob.  2)tefelbe  ftanb  bamalS  allem 
2lnfct?etite  nad)  unter  ber  Rettung  SBjörnS  unb  £>3bernS,  ber  trüber  beS 
3)änenföntgS.  93etbe  muffen  für  bie  (Srl)ebung  (SbwarbS  tt)ätig  gewefen 
fein.  £)enn  Wäre  bieß  ntcfyt  gefd)er)en,  fo  würbe  ber  @ot)n  (Smma'S  aud) 
bte  $rone  nta)t  erlangt  t)abett.  Allein  im  Uebrtgen  »erbargen  33jörn  unb 
£>Sbern  ifyre  wetteren  2lbftct;ten,  nahmen  eine  mittlere,  §uwartenbe  Stellung 
ein.  3fyte  3urütfl)altung  war  Urfad)e,  baß  bte  ©obwintben  faft  5  3arjre 
lang,  wäfyrenb  beren  (Snglanb  9M)c  genoß,  tro£  ehrgeiziger  2lbftd)ten, 
nichts  ©rößereS  auszuführen  vermochten.  fSflan  fann  fagen,  wär)renb  ber 
angegebenen  *a9  ba$  Sct)tdfal  (SnglanbS  ist  ben  Rauben  ber  betbeu 
trüber. 

2)  ie  $ßür)lereten  ber  ©obwiniben  befdiränften  ftd)  nothgebrungen  im 
Saufe  ber  5  3af)re  auf  ben  @tur§  jener  jwetten  *Partr)ct,  §u  welchem  allem 
^Infcbem  nad)  aud)  bte  normamttfd)en  Höflinge  Ralfen,  benn  £)3gob  $lapa 
unb  feine  £eibenSgefäf)rten  waren  ebenfogut  Stberfacfcer  beö  Hofs  als 
©obwinS.  9?ad;bem  aber  btefe  baS  Sanb  Ratten  räumen  muffen,  brängte 
SltleS  met)r  unb  met)r  auf  ©ntfe^etbung  ber  grage  t)in,  ob  bte  güfyrer  ber 
Slnnglttf)  gemeint  fetett,  ftcf)  fofort  mit  ©obwin  gegen  bte  anbem  *partt)eten 
ju  »erbünben  ober  ntd)t.  ©efdiaf)  (SrftereS,  fo  würbe  ber  (Sari  mn  Stent 
mit  bem  33ciftanbe  ber  Ostarle  ben  Normannen,  bann  ben  ^orbenglättbern, 
jule^t  aber  feinen  ©clmlfen  bie  2Bar)I  gelaffen  haben,  ob  fte  ©obwinS  @e* 
fehlest  auf  ben  Sfyron  ergeben  ober  eines  Kampfes  auf  Seben  gewärtig 
{ein  wollten. 

3)  aS  t>on  ©wen,  ©obwinS  ©or)ne,  an  ber  $ebtifftn  »erübte  QSerbredjett 
t)at  meinet  (SradjtcnS  bte  (Sntwicflung  ber  Ü)inge  nur  befcfyleuntgt,  inbem 
fte  bewirfte,  baß  bte  Häuptlinge  ber  ^t)tngltt^  früher,  als  eS  wor)l  fonft 
gefc^eljen  wäre,  für  ben  kernig  unb  gegen  ©obwin  ftd)  erllärten,  feinet 
wegS  aber  t)at  eS  bie  $artrjeinar)me  ber  betbeu  Ü)änen  felbft  entfdueben. 
Wild)  orme  jene  £fyai  Würben  Severe,  fobalb  bie  ©obwiniben  weiter  »or* 
fc^rttten,  auf  (SbwarbS  Seite  getreten  fein.  Ü)ie  bem  Röntge  1049  abge* 
preßte  ßurücfberufung  SwenS,  ber  neulid)  $um  93?örber  an  23jörn  geworben, 
unb  noch  mcl)r  bte  5luflöfung  ber  ^^inglitf)  im  3af)re  1051,  weldje  eine 
»on  SÖettem  her  angelegte  2luff)e|$ung  bcS  SSolfeS  wiber  bie  hätten  »or* 
ausfegt,  §eugen  nad)  meinem  ®efüf)le  bafür,  baß  bte  ©obwiniben,  längft 
un§ufrteben  über  bte  Haltung  ber  23rüber  beS  2)änenfönigS,  einen  oermd)* 
tenben  Streif  wtber  fte  §ugerüftet  Ratten. 

2)te  Sachen  ftanben  fo:  anfangs  entfd)loffen,  mit  ^ülfe  ber  hinglitt) 
unb  l^rer  Häuptlinge  bte  anbem  ^3artl)eien  verreiben,  arMkten  bte 
©obwiniben  fpäter,  als  fte  fallen,  baß  bie  trüber  beS  2)änenfb'nigS  ftcb 
ü)ren  Anträgen  endogen,  auf  einen  33rud)  mit  benfelben  ^in,  unb  btefer 


Sßietieö  93uc§.  (Sap.  17.  ©ef^te  ©btrarb^  bcö  Sefennerö,  tton  1052— 1059.  315 


S3rudb  t)at  nacf)f)er  naturgemäß  alte  bte  golgcn  herbeigeführt,  von  bencn  oben 
tue  9^cbe  war:  bte  (Srmorbung  ^Björnö,  bte  errungene  SBiebcretnfcfuntg 
SwenS,  bte  Sluflöfung  ber  ^Piiglit^,  bte  Vcrweifung  fämmt(tcf)er  ^uöfarle 
au$  bem  $etcb,  bte  Verbannung  ber  Normannen,  bte  völlige  2)emütl)tgung 
beö  Königs  (£bwarb.  @an§  fo  [teilt  nun  ein  3^t9^^ffe,  ber  viel  beffer 
unterrichtet  war,  alö  bte  angelfäcbftfdjen  (5r)rontften ,  ben  3ufammen* 
hang  bar. 

Slbam  »on  Bremen  fagt:1)  „ein  SBruch  cntftanb  jwifd)en  ben  Dingel* 
fachfen  unb  bem  bäntfchen  Anhang.  Urheber  btefer  ^Bewegung  waren  bte 
Sör)ne  ©obwinS,  beren  Sd)Wcftcr  ^ontg  Abwarb  geeheltcbt  fyaite.  Sie 
zettelten  eine  Verfchwörung  an,  in  golge  beren  fte  23jöm  ben  einen  33ruber 
beö  Königs  von  3)änemarf  crfcblugen,  ben  anbern,  £)3bern  genannt,  mit 
allen  feinen  beuten  au6  bem  Sanbe  vertrieben.  Settbem  riffen  fte  alle  @e* 
walt  an  ftd)  unb  bem  Röntge  Abwarb  blieb  nidt)t6  als  baS  nacfte  £eben 
unb  ein  leerer  Schein  von  §  er  rfchaft.''  2113  roichtigften  ,£>cbel  fcbemen  bie 
©obwintben  2tufhe£ung  beS  gemeinen  angelfächftfchen  ^aufen^  angcwenbet  §u 
haben,  von  welcher  bie  ßhroniften  fcbwetgcn.  3)urch  VolfSgcfchrct  unb 
(Stnflüfterungcn  falfcher  ober  furchtfamer  9ftatf)geber  wirb  ber  «ftönia,  von 
einem  3u9eftänbniffe  §um  anbern  gebrängt  roorben  fein. 

9?acf)  völliger  Vernichtung  ber  bäntfchen  Cpartr)et  war  nur  noch  ber 
©egenfa£  §n)ifa)en  ben  Slngclfachfen  beö  SübenS  unb  ben  gemifchten  Ve* 
roohnern  be$  9?orben3  übrig.  @r  allein  I;at  —  ich  wieberhole  c£  —  bte 
längere  gortbauer  ber  fchroachen  Regierung  (Sbwarbö  gefriftet.  £)er  Sweu 
fampf  betber  begann  fogletch,  benn  ftdt)erltc^  gefcbah  e$  in  feinbltcrjer  2lbftd)t 
gegen  ©obwin,  baß  Seofrif  von  9J?ercta  im  ^erbfte  1052  bte  normanntfchen 
bitter  nach  Sd;ottlanb  entroifchen  ließ.  £>te  ^orbleute  leifteten  tapferen 
SBtberftanb,  faft  10  wettere  3ar)re  verliefen,  bt£  auch  bte  Käufer  von 
9D?ercien  unb  9?orthumbcrlanb  voltenbö  l)tnuntergearbettet  waren.  5llletn 
faft  im  5lugenbltcfe,  ba  bie  ©obwintben  9J?etfter  be3  Geichs  geworben  §u 
fein  glaubten,  brach  in  ihrem  eigenen  Sctjooße  ein  3ttwfpaft  au6,  ber  ihnen 
äiüefct  bie  reife  gruct)t  fo  vieler  2lnftrengungen  unb  Verbrechen  entriß. 

©obwin  überlebte  ben  legten  Triumph  nur  um  wenige  Monate.  2)a 
feine  polittfdie  Laufbahn  urfunbltct)  naebwetebar  fchon  um  1012  begann,2) 
muß  er  1053  h^ebbetagt  gewefen  fein.  3'n  ber  Sfyat  gibt3)  bte  Sacbfeu* 
(Shronif  §u  verftel)en,  baß  er  1052  an  2Uter$fcbwäche  litt.  2lm  Dfterfeft 
1053  wobnte  er  ben  gewöhnlichen  geftltchfeiten  in  ber  £ofyfal$  von  SKtncbefter 
an;  plö^lid)  warb  er  an  ber  Safet  vom  Schlage  gerührt,  fanf  um  unb 
verlor  ba£  SBewußtfetn.    Seine  anwefenben  Söhne,  ^aralb,  Softig  unb 


*)  Gesta  hammaburg.  III,  13.  $evfc  VII,  340.  2)  @ief)e  oben  <§.  52.  3)  Ad 
a.  1052. 


316 


^afcfi  ©vegovtuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


@urtl)  brachten  tbn  in  ein  anftoßenbeö  ©emacci,  roo  er  am  fünften  Sage 
ftarb.  3)te  (Sarlfajaft  bcö  Sßcrftotbcnen  erlieft  fein  Sof)n  £aralb,  bagegen 
mußte  legerer  bie  @raffa)aft,  roetd)e  er  bisher  bemaltet  f)atte,  an  Sllgar, 
£cofrtfö  von  treten  6ol)n,  abtreten.  deines  (Srad)ten6  gel)t  auö  btefer 
Wia$ reget  Ijervor,  baß  ber  Äöntg  entfcf>toffen  war,  bte  9)?acr;t  beS  £aufeö 
von  föcereta  als  ©egengeroierjt  roiber  bte  ©obrotntben  §u  verftärfen.  Sluct; 
fyaben  teuere,  rote  nur  unten  fernen  roerben,  nad)  §roei  3afyren  Sfacfye  ge* 
notnmen.  2ßaf)rfcfyetnttd)  f)tng  mit  bamaltgen  Umtrieben  ber  ©obrotntben 
ber  ^rteg  §ufammen,  roeldjer  1054  jrotfa^en  9tfortf)umbrien  unb  <5d)otttanb 
auSbracf). 

3m  3af)re  1039  f>atte  ^acbett;ab,  Unterföntg  ber  (Schotten,  feinen 
2ef)enl)erm  2)unfan  ermorbet,  bte  6ör)tte  beö  (£rfd)lagenen ,  DJtalfolm  unb 
SDonalb,  au6  bem  £anbe  vertrieben  unb  fidj  jum  ^errn  aufgeworfen.1) 
Etagen  ber  Unterbrütften  fcr)einen  fettbem  in  9fom  angebrad)t,  aber  rotrfung^ 
Ioö  verladt  §u  fein.  2)emt  glorcnttu6  von  Sorcefter  berichtet2)  §um  Safyre 
1059:  „9J?acbetl)ab,  Äönig  ber  Schotten,  ftreute  §u  $om  ©elb  auö." 
£)unfan  roar  ein  $afatle  ber  angelfäa}ftfet;en  Ärone  geroefen.  Omglanbö 
.ftönig  t)atte  bafyer  ein  9^ect)t,  ben  Sftörber  §ur  SRecrjenfcrjaft  ju  §ter)en. 
•jftun  tarn  aber  noef)  atö  neuer  2lnlaß  be6  ^aberö  lun^u,  baß  9J?acbett)ab 
ben  1052  vertriebenen  Normannen  3uflucf;t  gemährte.  3m  3atyt  1054 
erhielt  ber  (Sari  9?ortf)umbrten3,  Stroarb,  vom  £ofe  ben  Auftrag,  @d)ott* 
lanb  anzugreifen,  9J?acbett)ab  §u  vertreiben,  ben  @ofjn  2)unfan3,  sJJMfolm, 
§um  jtöntg  etnpf  eisen,  unb  enbltd)  bie  gezüchteten  Normannen  §u  §üd)ttgen. 
Sftit  großer  Wlafyt  brad)  er  in  ba3  9^aa)bar(anb  ein  unb  lieferte  bem  getnb 
ein  mörberifcfyeS  treffen,  in  welchem  fämmtltcr)e  normanntfdje  glüd)tlinge 
erfcfylagen,  Saufenbe  von  (Schotten  getöbtet  würben.  2lud)  bie  (Snglänber 
erlitten  namhaften  23erluft,  unter  5lnberen  fiel  8twarb£  ©ofyn  in  einem 
ber  bamaligen  @efed)te.  Seinen  §auVt§roecf  erreichte  @twarb;  5CRacbctt;ab 
mußte  Scbottlanb  verlaffen  unb  9Mfolm  warb  als  engltfcfyer  Skfalle  auf 
ben  Sfyron  erhoben.3) 

3)tc  grage  brängt  ftet)  auf,  wer  J)at  ben  9?ortf/umbrier  §um  Angriff 
auf  (Ea>ttlanb  bewogen?  9?ur  Jtönig  (Sbwarb?  £)bcr  Ratten  aud)  Slnbere 
bie  ^)anb  im  6vtel?  3tumerf)in  mochte  e3  (Sbwarb  erroünfd)t  fein,  baß  bte 
9J?ad)t  be$  üftortfyumbrierS  burd)  glücftidie  Staffen  gegen  bie  (Schotten  wactife. 
Ü)enn  faft  ein§tg  auf  bem  23et[tanbe  beffetben  beruhte  feine  Sieberljett  gegen? 
über  ben  ©obwmiben.  2lber  gan§  unglaublich  fc^eint  eö,  baß  ber  23efer)l, 
bie  ttormanntfd)en  gtüc^tlinge  §u  verfolgen,  bie  fonft  bte  treuften  Anhänger 
ber  ^rone  geroefen  roaren,  von  ^broarb  ausging.    3«^  benfe  baljer,  man 


*)  2)ie  Selüetgfieüen  bei  Xuvner,  histor.  of  the  Anglosaxons  II,  369.  2)  Flores 
histor.  ©.  626.       3)  Ibid.  (5.  629. 


SSievteS  33uc$.  (Sap.  17.  ©efäifye  ©btuarbS,  beS  33efennerg,  fcon  1052-1059.  317 

muß  annehmen,  baß  ber  (entere  Sfyeil  be$  bem  SRortfyumferter  erteilten 
Auftrags  bem  Röntge  buret)  Rubere ,  b.  b).  bura)  bte  ©obwintbeu  aufgc* 
bruitgen  ober  abgcltftet  worben  ift.  3)er  @runb,  Saturn  fte  (Sbwarb  §u 
btefer  Maßregel  l)tmiffen,  ift  ntd)t  fcf»tx>er  ju  erraten.  Von  1042  btö  1054 
erflehten  bte  @arle  von  9?ortf)umbricn  unb  Sttcrcta  als  gememfame  Ver* 
büubete  ber  trotte  gegen  baö  übermütige  §au6  @obwtn3.  9?un  war  eö 
ßeofrtf  von  üftereten  gewefen,  ber  ben  Normannen  nad)  ©cbottlanb  buraV 
fyalf.  3nbem  aber  Siwarb  ftcb  bewegen  ließ,  gegen  eben  btefe  Normannen 
ba$  Scbwcrt  ju  stehen,  fd)ten  eine  Spannung  jwifdjcn  tbjm  unb  bem  9D?ercter 
um>ermetblta).  3)a3  eben  mußten  bte  ©obwmiben  wünfd>cn.  5lud)  wirb 
jtdj  unten  ergeben,  baß  biefelben  fofort,  al3  wäre  bte  9J?aa)t  Seofrtfö  unb 
SiwarbS  burd)  aufgebrochene  3^*™$*  gefcf)n>äcf)t,  fur§  barauf  gegen  ben 
©inen  wie  gegen  ben  Slnbcrn  einen  febweren  Schlag  führten. 

2)em  fei  wie  tfym  wolle,  gewiß  ift,  baß  jlöntg  (Sbwarb  im  nämltctjen 
Safyre  1054  cm  SÖSagftücf  unternahm,  §u  bem  ibjn  meinet  (Sracfytenö  nur 
außerorbentltct;e  (Sreigtüff  e ,  bte  er  für  günfttg  r)telt,  Wie  ber  £ob  be$  alten 
©obwin  unb  ber  Sieg  SiwarbS,  ermutigt  fyaben  fb'nnen.  glorenttuS  be* 
nagtet:1)  „kernig  (Sbwarb  fcbtdte  1054  ben  8ifcbof  Sflbreb  von  2Öorcefter 
mit  retten  @efd)enfen  als  feinen  ©efanbten  an  ben  beutfdjen  Äatfer 
riet)  III.  naef;  (Solu.  $(Ibreb  warb  ehrenvoll  vom  ^atfer  unb  bem  Kölner 
(Srjbtfcrjüfe  empfangen  unb  blieb  ein  gan§e3  3af)r  in  Deutfc^lanb.  3tt>erf 
feiner  Senbung  war,  ben  beutfeben  «ftaifer  §u  befttmmen,  baß  er  ben  gletcf)^ 
namigen  Neffen  be6  Königs  »on  @nglanb,  Abwarb,  ben  Sofm  (SbmunbS 
(Stfenfctte,  ber  fett  sielen  Sauren  al#  Verbannter  in  Ungarn  lebte,  $ur 
9fJüdfel)r  nad)  (Snglanb  bewege.  5>etm  ber  ^önig  von  (Snglanb  fyegte  bte 
5lbftd)t,  ben  Neffen  511m  9tfad)folger  em$ufe$en." 

3wet  tterfcfytebene  ^Bewerber  machten  ftd)  bamalS,  Wie  wir  wtffen, 
Hoffnung  auf  (SnglanbS  trotte :  bte  @b'r)ne  ©obwinö  unb  ber  Sßaftarb  tton 
$ouen.  3)ie  ©efanbtfa^aft  be$  33tfcf>ofö  war  bafyer  gegen  35eibe  gertebtet. 
2)ret  3al)re  ftanb  eö  an,  bis  ber  Sofyn  (SbmunbS  (Stfenfette  einem  Dfrtfe 
golge  leiftete,  ber  tf)m  eine  große  3ufunft  vergieß.  2Öa3  mag  Urfadje  ber 
langen  Verzögerung  gewefen  fein?  Gegenminen  ber  ©obwintben  ober  beS 
Normannen?  §öd)ft  waJ)rfa^ einlief)  ift,  baß  (Srftere  babet  beteiligt  waren, 
^aum  ^atte  ber  jüngere  Abwarb  bret  3al)re  fpäter  ben  engltfc^en  ^Boben 
betreten,  atö  er,  wie  unten  gezeigt  werben  foft,  p(ö^lia)  wegftarb.  £>h 
gleich  bte  (£r)rontften  au^  gurc^t  ober  Unwiffenr)ett  fa^weigen,  fann  man 
faum  bezweifeln,  baß  @tferfud)t  ber  ©obwtniben  bem  Unglücf liefen  ein 
früf)e6  ©rab  bereitet  r)at. 

3u  Anfang  bef  folgenben  3a^reö  »erfebieb  ber  Sieger  über  bie  Scbotten, 


4)  Flores  histor.  ©.  629. 


318 


$a6ft  ©regorütö  VTI.  unb  fein  3ettaftet. 


(Sari  Siwarb  tton  ^ort^umbrten.  3)erfelbe  hinterließ  einen  6or)n  Samens 
SQßalt^eof ,  tt>elcf)er  bet  bem  Sobe  beS  93ater6  unmünbig  geroefen  fein  folt.  *) 
Sie  auf  bem  geftlattbe  roareit  in  ^Britannien  bie  großen  £er)en  tt>ät)renb 
beö  legten  3al)rfyunbert$  crbftd)  geworben.  Slllem  roemt  bieg  auch  nicbt 
bcr  gall  geroefett  fein  roürbe,  formte  ber  Äönig,  im  galt  er  trgenb  freie 
£anb  befaß,  nimmermehr  jugeben,  baß  ber  ©ofyn  eines  93ater$,  ber  foldje 
Verbienfte,  rote  ©troarb,  um  bie  «ftrone  ftcf)  erworben  hatte,  au$  bem  Setzen 
beffelben  oerbrängt  unb  noch  ba§u  einem  ©obroiniben  aufgeopfert  roerbe. 
3)eunod)  ift  23etbe6  gefc^el)cn.  Saltheof  mußte  roeictjeu,  unb  Softtg,  einer 
ber  jüngeren  (5öl)ne  ©obroinS,  beffen  politifche  9Me  je|t  beginnt,  erhielt 
(SnglanbS  roichtigfte  *ßroom$,  9?orthumbrten.  3)aß  hiebet  bem  fchroachen 
Röntge  burch  bie  ©obroiniben  ©eroalt  angetan  roorben  ift,  bebarf  feinet 
25eroeife3. 

2Bohin  ledere  fteuerten,  erhellt  au3  einem  (Sreigniffe,  ba$  fur§  barauf 
eintrat,  glorenttu3  fa^tt2)  fori:  „nicht  lange  nachher  hielt  ber  Äonig  §u 
Sonbon  eine  9^atl)öoerfammlung  (ein  fogenannteö  SBitenagemote),  auf  welchem 
roiberrechtltch  ba£  Urteil  ber  2lbfet)ung  unb  Verbannung  über  ben  ©ofm 
bc$  (Sari  Seofrif  »on  Verden,  2llgar,  feit  einigen  3ar)ren  ©rafen  rwt 
(%fter,  verhängt  warb."  9ittr  fcheinbar  fiel)*1)  meinet  (SrachtenS  ein  ^weiter 
(Sl)ronift,  §einrict)  son  Huntington,  mit  glorenttuö  im  Siberfprucf) ,  inbem 
(Srfterer  melbet,  bie  fragliche  Verfammlung  habe  9llgar  be3  93errath$  am 
Könige  überführt.  3)ie  Ucberfübrung  roirb  eine  erfd)lia}ene,  unroahre,  xou 
berrccbtltche  geroefen  fein.  9?od)  Übte  ber  alte  Seofrif  —  berfelbe  ftarb  erft 
1057  —  aber  fein  (Sohn  unb  (Srbe  roar  geftür§t.  28a3  üermoebte  er  —  ein 
entlaubter  (Stamm  —  ohne  bie  £ülfe  eines  jugenblichen  9^ad)folgerö.  2>te 
©obwittibeit  wähnten  am  Sl*  fem>  b*e  Reiben  Käufer  beö  nörblict)en 
(SnglanbS,  bie  ihnen  feit  13  3ar)ren  S^iberpart  hielten,  glaubten  fte  fcer* 
nia)tet  §u  haben.  2)oa)  5llgar  fchieb  nicht  ohne  ^ampf,  unb  auch  ber  Jlönig 
hat  ihm,  fo  weit  er  e$  vermochte,  Vorfdjub  geleiftet. 

„Sllgar,"  fagt3)  glorentiuö,  „floh  nach  3rlanb,  rüftete  bort  17  $aub* 
fd)tffe  au3,  fegelte  bann  naa)  2Bale3,  fa)loß  ein  33ünbniß  mit  bem  QtxupU 
ling  ber  SMifer,  ©riffht,  unb  brach  gemetnfchaftlt'ch  mit  ihm  in  ba$  be* 
nachbarte  ©ebiet  ber  2lngelfacf)fen  ein,  bie  *Prottin$  £ereforb  serr)eerenb. 
©egen  fte  fammelte  ber  sJieffe  be3  Könige,  (Sari  9iabulf,  ein  £eer  unb 
bejog  ein  Sager,  jwet  teilen  »on  ber  @tabt  ^ereforb.  5116  ber  geinb 
heranrüefte,  forberte  Dtobulf  bie  ^Ingelfachfen,  bie  unter  feinem  ^Befehle 
ftanben,  auf,  §u  $ferbe  §u  fechten,  wa3  jenen  ungewohnt  roar.  (Snbe 
Dctober  1055  fam  e£  &u  einem  treffen,  ©leich  §u  Anfang  beffelben  floh 
$abulf  mit  feinen  granfett  unb  9?ormamtett.  5(16  bieß  bie  5fngelfachfen  fahen, 


0  (Sö^ilc  <§.  366.       3)  Flores  histor.  (£.  629.       3)  Ibid.  629. 


SBterteö  93ud&.  Qa\\  17.  (SJef^te  ©ttoarbö,  beö  Sefennerö/ »ort  1052— 1059.  319 


wanbten  aud)  fte  um ,  verloren  aber  wä^rcnb  ber  gluckt  gefeit  500  9Jkmt. 
2US  (Sieger  rütften  ©riffln  unb  Sllgar  tu  ^ereforb  ein,  erfd^lugen  5  (5fjor- 
Herren,  wefdje  bte  Spüren  ber  ^airptftrdje  t>ertr)etbigten,  töbteten  mehrere 
^Bürger,  nahmen  »tele  gefangen  unb  §ünbeten  §ufe£t  bte  auSgeplünberte  (stabt 
an.  Stuf  bte  9?ad?rtd)t  $on  btefen  Vorgängen  rief  «ftöntg  (Abwarb  alle 
btenftpfltcfyttgen  (Shtglänber  ju  ben  SBaffen  unb  übertrug  ben  £>berbefeljl  beS 
§eereS  bem  «^erjoge  §aralb,  welcber  ungefäumt  bte  etngebrungetten  2Ballifer 
jurücftrteb  unb  nun  tu  tl)r  Sanb  einfiel  ©rifftn  unb  Sllgar  wagten  feinen 
jlampf  gegen  §ara(b,  fonbern  flogen  in  bie  ©ebtrge  tton  6übwaleS.  3)a 
^aralb  eS  ntef^t  rätf)ltd)  fanb,  tfmen  bortfytn  ju  folgen,  entlief  er  ben  größten 
£r)etl  feines  ^eercS,  mit  bem  9?eft  50g  er  nad)  ^ereforb,  warf  bort  r)of)e 
(Srbwätle  auf  unb  verwahrte  bte  Stabt  mit  neuen  SBerfen.  3nbeffen  waren 
grtebenSunterl)anbfungen  swifeben  ^aralb  eincrfeitS  unb  ©rifftn  unb  SUgar 
anbererfettS  angefmtyft  worben.  3n  golge  berfelben  erfebten  Sllgar  am 
fb'ntgltcrien  §ofe  unb  erhielt  auS  ßbwarbS  §änben  bie  ir)m  endogene  ©raf* 
febaft  jurücf,  worauf  er  nad)  (5f)eftcr  fam,  unb  ben  2Biftnger  ©Riffen  (bie 
er  ttor  einigen  Monaten  in  3)tenft  genommen  r)atte)  ben  rücfftänbtgen  <Solb 
ausbeute." 

SDaS  ftnb  rätselhafte  (Sretgniffe,  bie  ber  @rflärung  bebürfen.  2ßä^ 
renb  ^aralb,  ber  angebltd)  in  beS  Honigs  Tanten  bie  Salltfer  betampft, 
93ortr)eile  errungen,  unb  ben  geinb  §urütf  getrieben  r)at,  bewilligt  (Abwarb 
bem  gefangenen  (Empörer  SUgar  ntcf?t  nur  bie  9iücffef)r,  fonbern  and)  bie 
Sßtebereinfe^ung  in  baS  Serjen,  baS  bemfelben  neultd)  wiberrecbtUcr)  ent* 
jogen  worben  war,  ja  er  ftattet  tr)tt  überbtef  mit  ben  Summen  auS,  welche 
nötfyig  ftnb,  um  jene  17  ©dnffe  §u  §af)len.  3)enn  ber  (5olb,  mit  weld)em 
bie  angeworbenen  Stftnger  abgelehnt  würben,  rann  faum  auS  einer  anbern 
^affe,  alö  ber  föntglta^en,  gefloffen  fein,  hieraus  folgt  nun  meinet  (Sr* 
ad)tenS,  baß  jtöntg  Abwarb  i)etm(tcf)  mit  SeofrtfS  ©or)ne,  Sllgar,  unter  ber 
£)ecfe  fytelte,  baf  bte  SluSfenbung  beS  jwetten  £eereS  unter  £aralb  tbm 
abgebrungen  war,  enbltcr)  brittenS  baf  er  bie  Unmögttdjfett,  in  weiter  ^>ara(b 
ftd)  befanb,  bte  Salltfer  gän§lta)  §u  beftegen,  als  günfttgen  Stnlaf  §u  Unter* 
fyanblungen  mit  Sllgar  benügte,  in  golge  welker  er  benfelben  wteber  in 
feine  Sel)en  einfette. 

$err)ält  ftet)  bie  6ad)e  fo,  bann  muf  man  weiter  ben  ©djluf*  sieben, 
baf  audj  ber  fömgltcr)e  9^effe  SRabulf  bte  23e(tegung  SllgarS  ntdjt  ernftlicb 
gewollt,  fonbern  ir)m  einen  bloß  fdjehtbaren  ^ffitberftanb  geleiftet  r)at. 
5Rur  $Rabulf  genof  baS  ^olle  Vertrauen  beS  Königs,  nur  was  er  t^at, 
barf  als  StuSbrud  ber  wahren  Slbftc^ten  beS  £ofeS  betraebtet  werben, 
lüften  SBeibe,  er  unb  ber  ^b'nig,  niebt  ^l)oren  gewefen  fein,  wenn 
fte  bura)  völlige  Unterbrüefung  SllgarS,  ben  ber  £of  als  ©egengewiebt 
Wtber  bie  ©obwtntben  brausen  fonnte,  ba§u  Ralfen,  bte  9^ac^t  ^aralbS 


320  Sßa&fl  ®regoriu$  VII.  unb  fein  ßdtatkx. 

unb  feiner  93rüber  auf's  £öd)fte  §u  ftetgern?  SSollfommcn  entflicht  btefen 
33orauöfc^ungcn  ba$  Verfahren  9kbu(f3.  (Srftltcb  verlangt  er,  baß  bte 
unter  feinem  23efef)le  ftehenbcn  5tngelfact>fen,  benen  er  al£  Slnhängem  ber 
®obrotnibcn  mißtraut,  ftatt  be£  gußbtenfteS,  an  ben  fte  gewöhnt  ftnb,  $u 
$oß  fechten.  Unmöglich  fann  man  meinet  (§rad)tcn3  ben  Normannen  für 
fo  einfältig  galten,  baß  er  bte  fd)limmen  golgen  etnc3  folgen  23efehle3 
nicht  vorattSfah.  @r  ^at  alfo  bte  93eftegung  2llgar3  nnb  ber  $Mtfer  nicht 
gewollt,  fonbem  baS  ®egentl)etl:  eine  ^teberlage  ber  2lngelfachfen  fotXte 
bem  Röntge  einen  $orroanb  leiten,  ben  vertriebenen  (Sari  von  (Softer 
lieber  etn$nfe|en.  Suttens  ergreift  er  gleich  §u  Anfang  beS  ©efechtS  mit 
ben  granfen  nnb  Normannen,  bie  in  ba$  ©et)etmntf  tl)re6  gül)rer3  ein* 
geroetht  ftnb,  bte  gluch*  nnb  gibt  bte  2lngclfachfen  einer  unvermetoltchen 
9?ieberlage  *ßret3.  Sind)  biefer  2lft  läßt  feine  anbere  (E'rflärung  jn,  alö  bte 
oben  entrotdelte. 

f^ocr)  tft  brtttenS  §u  erflüren,  rote  $abulf  §u  einem  £eere  von  granfen 
nnb  Normannen  gelangte?  3)urcr)  ben  Umfc^roung  von  1052  roaren  bie 
normanntfd)en  greunbe  beS  Königs  bt$  auf  roentge  au3  (Snglanb  vertrieben 
voorben,  unb  je£t  beftnbet  ftcfo  roieber  eine  ganje  Schaar  folcher  grembltnge 
tm  Dienfte  *Rabulf3  ober  vielmehr  be3  ^öntgö  (Sbroarb.  9fotl)gebrungen 
muß  man  annehmen,  ba§  e&bem  Röntge  jroifchen  1052  unb  1055 —  roafyr* 
fa)etn(id)  nach  bem  £obc  ©obroinö  unb  jurß^t,  ba  bte  @efanbtfd)aft  nach 
(Söln  abging  —  gelang,  unter  ber  ,£>anb  anbere  Normannen  anzuwerben, 
bie  bann,  bamit  unnötiges  Stuffefjen  vermieben  roerbe,  §u  Dfabutf  nacr) 
^ereforb  gefchtcft  rourben.  2)enn  wären  btefe  grembltnge  unmittelbar  in 
ben  £)tcnft  ber  Ärone  eingetreten,  fo  roürben  bie  ©obrotntben  Särm  ge* 
fa)lagen  fyaben. 

3m  Uebrtgen  fe£t  bte  93et§ier)ung  berfelben  erneuerte  (gtnverftänbntffe 
mit  2Bilf)elm  bem  Normannen,  unb  wohl  auch  mit  (£uftad)tu$  von  23ou* 
logne  vorauf,  ber  Diejenigen  geliefert  r)aben  mag,  weldje  glorenttuS  al6 
granfen  be§etd)ttet.  übermal  jtetyt  man,  baß  bte  ange(fäct)ftfcr)en  Berichte, 
au6  welchen  bte  S^roniften  be$  12.  3al)rl)unbert0,  unfere  £au))tquelle  für 
bte  @efd)id)te  (SbwarbS,  fd)ö>ften,  fe^r  mangelhaft,  roeil  burd)  gurctjt  vor 
bem  bamalö  übermäd)tigcn  £aufe  ©obwtn$  entftellt  roaren. 

9^ta)t  gebulbig  trug  $ömg  (Sbwarb  bte  ihm  von  ben  ©obwmtben  auf* 
erlegten  Letten.  3)aS  Verfahren  9fabulfS  unb  bte  2Bteberemfe$ung  2llgar$ 
beweist,  baß  er  feine  (Gelegenheit  verfäumte,  um  burch  Stft  baö  3oa)  ju 
brechen.  9tur  §u  fjerotfc^cn  (Sntfdjtüffen  fonnte  er  ftch  nicht  ergeben.  2lber 
rote  fonft  immer,  nahmen  bte  ©obwtntben  auch  jejst  für  ben  neuen  23e* 
fretungöverfuch  9iad)e.  3^  fremben  ßlertfem,  welche  von  1042  an 
auf  engltfche  ©tü^le  befö'rbert  rourben,  gehörte  auch  ber  lothringer  £erf* 


23ietteg  33udf).  §ap.  17.  ©eföicfyte  (Sblüarbe,  be$  33efentierS,  »on  1052—1059.  321 

mann,  fett  1045  SBtfcf>of  »on  2ötltoit. ')  Vei  5Xuötrci6ung  ber  Normannen 
im  3al;re  1052  war  er  »erfdbont  geblieben,  je{3t  traf  ifm  He  9?etf)e.  glo* 
renttu6  möge2)  reben:  „©efränft  baburct),  baß  tt)m  ber  jtönig  bte  (Srlaub* 
niß  »erroetgerte,  feinen  2Öor)nfi^  aus  bem  3)orfe  sJtamegburgl)  naa)  bem 
Softer  SMmeSburty  §u  »erfcflanjen;  gab  Hertmann,  93ifcbof  »on  2Btlton, 
fein  93i6u)um  auf,  »erließ  Ghtglanb  unb  begab  ftcf>  nact)  bem  Softer  6t. 
SBerttn,  in  roeldjeS  er  alö  SD^öncf)  eintrat.  2)afelbft  »erroetlte  er  bret  3af)re." 

2)te  Verweigerung  ber  Erlaubnis  ju  Verlegung  be6  StfKö  roar  nur 
eine  gorm,  unter  roeldjer  ein  ftärferer  SÖitte  ben  gefaßten  23tfc£)of  nötigte, 
(Snglanb  $u  räumen.  Dem  Röntge  muß  fo  fange  §ugefe£t  korben  fein, 
biö  er  ben  33tfcf)of  unter  bem  ©Cheine  ber  Ungnabe  forttrieb.  Äaum  fyatte 
(Sbroarb  bret  3ar)re  fpäter  burcf)  einen  neuen  Sieg,  ben  er  über  bie  ©ob* 
roiniben  errang,  freie  §anb  erhalten,  als  er  Hertmann  jurücfrief  unb 
efyrenttoH  roteber  etnfejte.  Sr>kxau$  folgt,  baß  tfym  bie  Verbannung  be$ 
Sotr)rtnger6  burc^  frembe  ©eroalt,  ba3  r)etßt  burct;  bie  ©obrointben,  ab* 
gepreßt  roorben  roar.  3Bar)rfcr)einIict)  roetl  ber  ^önig  ftdj  ntcf)t  fo  roeit 
erntcbrtgte,  baß  er  ben  erlebigten  Stuf)l  fogletcb  im  Sinne  £aralb6  be* 
fe£t  l)ätte,  fa)lug  man  einen  Mittelweg  ein.  2>te  Verwaltung  be$  #oa> 
ftiftS  2ßilton  würbe  etnftwetlen  bem  S3tfct)of  Sllbreb  »on  SÖorcefter  über* 
tragen.3)  Ü)iefer  Sllbreb,  obgleich  im  ^erjen  ein  2lnr)änger  ber  ©ob* 
roiniben  unb  tt)r  ©efctjöpf,  wußte  bocf)  ben  Schein  ber  Unfcartfyeilicfyfett  unb 
baburct)  eine  mittlere  Stellung  §u  bewahren,  fo  baß  aud)  ber  $öntg  if)m 
ein  gewtffeS  Vertrauen  bewies  2)a  über  Vefe|$ung  erlebigter  Stühle  in 
ber  Siegel  Unfrtebe  §roifc^en  bem  £ofe  unb  ben  ©obrotntben  au^bracr),  »er* 
einigten  ftct)  beibe  *ßartf)eten  mefyrfad)  bafn'n,  etnftwetlen  ba$  ftrittige  5lmt 
in  5Ubreb$  £änbe  nteberplegen.  So  gefcfyaf)  eS,  baß  berfelbe  bte  Ver* 
waltung  »on  mehreren  Vt3tf)ümern  erhielt.  £)od)  blieben  bie  gewöhn* 
liefen  golgen  folcfyer  2la)felträgeret  niajt  auS:  2(lbreb  »erlor  jule|t  bte  gute 
Meinung  betber  ^artfyeten. 

©inen  ^weiten  Schlag  gleicher  5lrt,  rote  ber  eben  er^tte,  führte  «£>er$og 
£aralb  »on  Keffer,  ©obrotnö  Sof)n,  im  folgenben  3af)re  —  1056  —  gegen 
bie  trotte.  Anfangs  gebruar  ftarb  53tfct)of  2letr)elftan  »on  ^>ereforb.  Jkum 
roar  ein  S3t6tl)um  im  ganzen  *Reta)e  für  ben  StM$  fo  rotcbttg,  rote  ba6 
»on  ^ereforb,  weil  bte  borttge  ©raffcbaft  be3  jtönigS  S^effe  $abulf  befaß, 
ber  emsige  »olle  Vertraute  be£  «§ofe3,  ber  einige,  auf  ben  ftct;  (Abwarb 
unter  allen  Umftdnben  »erlaffen  fonnte.  Senn  bafyer  ein  ©efa^öpf  ber 
©obrointben  auf  ben  Stu^l  »on  ^ereforb  erhoben  roarb,  fo  brang  Verrat^ 
in  bte  le|te  Vurg  beö  ^öntgtl)umö  ein.    SSirfltd)  Rannten  bte  ©obroiniben 


*)  OBen  @.  290.  3)  Flores  histor.  @.  629  unten.  3)  Ibid.  <5.  630  unten. 
®Uövtt,  5ßaBft  ©regortuS  vn.  58b.  in.  21 


322 


$afefl  ®regoriu8  VII.  unb  (ein  Seitalter. 


alle  ©egel  auf,  um  ^creforb  einem  ber  Sangen  §u  verfdjaffen  unb  fte 
brangen  burd).  „5)a8  23t3tr)um  ^ereforb,"  fagt1)  glorenttud,  „erhielt  ber 
btö^ertge  Kapellan  bcS  ^erjogS  £aralb,  Seovegar."  2Betct)e  (grntebrtgung 
ber  trotte  !  2)00)  befam  bie  ©abe  bem  93efd)enften  übel. 

3)er  (Ehrontft  fär)rt  fort:  „9J?ttte  3um  warb  Seovegar  mit  vielen 
tapfern  Männern  burd)  ben  Häuptling  ber  2Ballifer,  ©rtfftn,  ber  einen  diiu 
fall  nad)  (Snglanb  machte,  erfragen.  2)tc  btfchöfltd)e  Verwaltung  bcö 
©etöbteten  l)atte  nur  12  SBocfyert  unb  4  Sage  gebauert.  3)a6  erlebtgte 
53t6tl)um  übernahm  fofort  bis  §ur  (Stnfefcuttg  etne£  gefeilteren  ^acbfolgerö 
Sllbreb  von  Sorcefter.  CDerfe(6e  5llbreb  Vermittelte  im  Verein  mit  Scofrtf 
(von  SCRercta)  unb  §aralb  (von  SÖcffer)  einen  grtebenövertrag  §wtfd)en 
bem  2Balltfer  ©riffln  unb  ber  $rone  Gntglanb."  3)a  Äontg  ©bwarb  ftcf) 
fo  leicht  mit  bem  2Balltfer  au6föf)nte,  fdjetnt  e$  faft,  als  ob  ihm  ber  Untere 
gang  beS  aufgebrungenen  53tfa)of6  wenig  §u  «£>er§en  gegangen  fei.  ©ewif 
verfielt  ftcf)  bte  ©adje  fo. 

2ßte  früher  fat)  (Sbwarb  in  bem  $aufe  von  SJiercta  eine  ©tür^e,  von 
ber  er  Hülfe  gegen  bte  unerträgliche  Scannet  ber  ©obwtntben  erwartete. 
SDiefeö  §auö  ftanb  aber  in  engem  53unbe  mit  bem  Salltfer  Häuptling, 
unb  nlcbt  of)ne  (Stnverftänbntf  mit  ben  9J?erctem,  ja  vielleicht  als  falber 
9fäcr)er  (SbwarbS,  wirb  ©rtfftn  ben  53tfc^of  von  ^ereforb,  ^aralbs  ©e* 
fd)öpf,  erfd)lagen  haben.  2)arum  gefd)af)  e$  auch,  baß  ber  alte  Seofrtf 
neben  §aralb  unb  2llbreb  bte  Vermittlerrolle  bei  jemrn  Vertrage  übernahm. 
2)te  unnatürltd)e  Sage,  in  ber  er  ftdt)  befanb,  nötl)tgte  ben  Äöntg,  ben  einen 
fetner  Vafallen  gegen  ben  anbern  §u  waffnen  unb  tri  Verbrechen  berfelben 
ein  Heilmittel  ju  fu^en. 

£)a$  1057  brachte  einen  neuen  ©reuel,  ber  alle  früheren  über* 
traf.  (Schon  1054  war,  rote  ta)  oben  §etgte,  (Sbwarbö  gleichnamiger  S^effe, 
ber  @ohn  (SbmunbS  (Stfenfette,  eingelaben  roorben,  nach  (Snglanb  §u  fommen 
unb  bte  2lnroartfchaft  ber  ^^ronfofge  §u  übernehmen,  (£rft  1057  erfaßten 
berfelbe  begleitet  von  feiner  gamtlte.  £at  vielleicht  ber  ilöntg  bte  fo  lange 
verzögerte  Steife  §ule£t  befd)leuntgt,  um  bte  ©obwtniben  für  bte  Süden  ber 
legten  Seit  §u  züchtigen?  2)te  Slrmutr)  ber  Duellen  erlaubt  nicht,  btefe 
grage  ju  beantworten,  ©ewifj  aber  tft,  baf?  ber  ^rinz  §ur  böfen  Stunbe 
anlangte.  Sentge  Sage  nach  fetner  Slnfunft  ftarb  er  §u  Sonbon.  Ü)teß 
tft  Sittel,  wa$  bte  (Shrontfen  melben,  von  ©tft  ober  2)olch  fchroetgen  fte. 
©letchvoohl  fchetnt  mir  bte  VerÜbung  etneö  Verbrechend  nicht  bloö  um  ber 
allgemeinen  Sadjlage  willen,  fonbern  auch  wegen  eines  befonbem  UmftanbeS 
unzweifelhaft. 

2)er  jüngere  Abwarb  h^terltef  bre{  Durber:  jroet  Softer,  (Ehnfttna, 


l)  Ibid.  <§.  630. 


SSterteö  93ud&.  ®ap.  17.  @efcf;tcfyte  (SbtoarbS,  bcö  93efennerg,  »on  1052—1059.  323 


bie  fpäter  ben  ©Bieter  nahm,  unb  9Dcargaretha,  welche  ftcf>  mit  jtönig  WlaU 
folm  t>on  ©chottlanb  vermählte,  bann  einem  (Sohn  (Sbgar,  ben  eine  angel* 
fäcf/ftfche  $artf)et  1066  nach  bem  £obe  beS  ©obwtniben  «gmralb  $um  Äöntg 
von  (Snglanb  aufrief.  0  3)a  (Sbwarb  ber  Weitere  feine  2lnftrengung  ge* 
fd)eut  J)at,  ben  Neffen  au6  Ungarn  ^eibctjurufen,  muß  angenommen  werben, 
baß  eö  in  feiner  5lbftcl)t  lag,  auch  bem  ©ohne  biefeö  Steffen  ben  £l)ron 
ju  ftcheru.  ©leicbwohl  .ftnbet  ftdt)  nirgenbö  eine  Nachricht,  baß  ber  ^ötttg 
nach  bem  £obe  be3  jüngeren  (Sbwarb  bie  Necf)te  be3  93ater3  anf  beffen 
©of)n  übertrug.    (Sr  r)at  affo  barauf  »erachtet,  ©twaS  für  (£t>gar  §u  thutt. 

£ßarum  gefctjal)  fold^eö?  3d)  fann  mir  feinen  anbern  ©runb  benfen, 
als  weil  ber  alte  unglückliche  Jtö'nig  ftch  freute,  näcbft  bem  23ater  aucr) 
ben  6of)n  (teuerem  SSerberben  preiszugeben,  ba£  unfehlbar  über  (Sbgar 
hereingebrochen  fein  würbe,  ()ätte  ibn  ber  ©roßor)eim  §um  Nachfolger  er* 
nannt.  Die  kaltblütigen  beö  Königs  bewetfen  bemnach,  baß  er  felbft  bie 
Ueber§eugung  ty$tz,  ber  jüngere  Abwarb  fei  al6  Dpfer  be$  (S^rgei^eö  ber 
©obwiniben  gefallen. 

3m  nämlichen  3ahre,  ba  ber  ^hronfoI9er  eitbete,  fxarb  ber  alte  2eofrif 
oon  -üNercia,  ©rünber  ober  Steberl)erfteller  vieler  Älöfter,  unb  ber  einige 
britanntfehe  ©roße,  bem  bie  ^t)rontften  ®ute3  nachrühmen.  Sein  @of)n 
2flgar,  ber  in  ben  legten  3^ten  eine  h^orragenbe  Nolle  gefptelt  hatte, 
felbft  fchon  bei  3ah^n  unb  33ater  heremgeroachfener  j?tttber,  erbte  £eofrtf$ 
(Sarlfchaft.  2Ugar  fal)  ttorauS,  baß  bie  ©obwiniben  in  23älbe  e6  tterfueben 
würben,  ihn  §u  ftür§en:  er  traf  geeignete  $orfef)rungen,  inbem  er  fein 
SBünbntß  mit  bem  Söalltfer  ©riffiu,  bem  er  oor  jroei  3^hren  feme  ^Bieber* 
etnfe^ung  in  bie  ©raffchaft  (££)efter  »erbanfte,  burch  gamtlienbanbe  serftärfte. 
2öill)elm  »Ott  3umtege3  ha*  *>te  Nachricht  aufbewahrt,2)  baß  Sllgar  feine 
Socbter  5llbitl)a  mit  bem  2Öalltfer  Häuptling  ©rifftn  oermählte.  5luf  biefe 
SOSeife  warb  bie  Sanbfchaft  2ßale3  in  ben  ©trett  ber  Käufer  ©obwinS  unb 
Seofrtfö  gänzlich  ^xnetitQertffcn  unb  bie  ©obwiniben  ^aben,  wie  id)  unten 
jetgen  werbe,  nach  2llgar3  £obe  unoerföhnliche  Stäche  an  ©rifftn  genommen. 

Noch  ein  britter  Sobeefall  ereignete  ftch,  unb  §war  ein  folcher,  ber 
bem  $ömg  feine  le£te  6tü£e  raubte.  glorenttu6  faßt : 3)  „ben  21.  £)ej.  1057 
ftarb  ©raf  Nabulf  unb  warb  im  Softer  S3urgh  Ößeterborough)  begraben." 
$etn  anberer  Nabulf  fann  gemeint  fein,  als  ber  Neffe  beö  Königs  (Sbwarb. 
SBährenb  bie  ßhromftn  D^  1057  ^id  »ou  bemfelben  berichten,  tft  oott 
nun  an  nicht  mehr  oott  ihm  bie  Nebe :  er  muß  alfo  um  bie  angegebene  3nt 
geenbet  h^^n.  3fh  Wtc  ^  n^  fur  unwahrfchetnlich,  baß  üönig  (Abwarb 
feit  bem  £obe  be6  anbern  gleichnamigen  Neffen,  welker  bem  9Nantt6ftamme 


l)  ©atoile  @.  93.  2)  Histor.  Normann.  VII,  31.  5)u^eöne  ©.  285.  3)  Flores 
histor.  ©.  630  mitte. 

21* 


324  ®vegoriu$  VII.  unb  fein  Seitalter. 

be$  angelfächftfchen  ^>aufe6  angehörte,  baran  backte,  $abulf,  al$  ben  legten 
(Sprößling  ber  weiblichen  £inie,  zum  9kd)folger  zu  ernennen.  sJD?ag  bieß 
ber  galt  gewefen  fein  ober  nicht,  immerhin  fann  ntctjt  bezweifelt  Werben, 
baß  ber  $ob  eineö  QSerwanbten,  ber  fein  oolleS  QSertraueu  genoß,  ben  Jtönig 
ferner  betroffen  bat. 

2)fe  zwei  gleichzeitigen  normannifeben  ©efchtd)tfchreiber,  ber  Slrchibtafon 
tton  Stftenr1)  nnb  SÖSil^elm  »on  Sumiegeö,2)  fobann  mehrere  ber  älteren 
englifchen  ßhroniften,  rote  ^ctnrtdt)  öoti  Huntington3)  nnb  3ngulf,4)  fagen 
offen  ober  »erfteeft  au£,  Äöntg  Abwarb  oon  (Suglanb  l)abe  zulctjt  bem 
Neffen  feiner  Butter  (Smma,  Stthelm,  Herzog  üon  9iormanmen,  bie  9^act)^ 
folge  oerheißen.  £ro£  bem  ©tiHfchwetgen  ber  6acbfena)ronif  nnb  be6  glo* 
rentiuS  »on  Sorcefter,  unb  obgleid)  $artr)eigeift  alle  §n>tfdc)cn  Normannen 
unb  5lngelfachfen  ftritttgeu  gragen  unheilbar  entftellt  hat,  barf  man  meinet 
©raebtenö  jener  Angabe  ben  ©tauben  nicht  tterfagen.  3)enn  erftlid)  ift  e3 
in  tjofyem  ©rabe  n>al)rfcf)etnltc^ ,  baß  (Sbwarb,  beffen  ganjeö  Seben  burd) 
bie  ©obwiniben  »erbittert  roorben  ift,  unb  ber  biö  an  fein  (Snbe  tiefen 
©roll  rotber  fie  betätigte,  irgenb  etwas  (Sntfc^etbenbeö  getfyan  t)at,  um, 
nad^bem  ber  fchnelle  £ob  beö  jüngem  (Sbwarb  unb  9fabulfö  bie  lieber 
tragung  ber  Ärone  an  nat)e  SSerroanbte  vereitelt  hatte,  einen  bieget  oor§u* 
f Rieben,  bamtt  wenigftenS  baö  verhaßte  ©efcblecbt  ein  nicht  crreid)e, 
auf  Welct/eS  baffelbe  mit  allen  Mitteln  ber  ©eroalt,  ber  Sift,  beS  Verbrechens 
loSfteuerte. 

2)a6  heißt  aber  mit  anbeut  SÖorten:  (Sbwarb  f)at  nact)  fyödjfier  £ßar)r* 
fcheinlicbfeit  ben  Normannen  2Btthetm  zum  9^ad)folger  eingefe^t.  Ü)enn 
nur  er  unb  fein  anberer  -Btenfer)  befaß  l)tnretcr)enbe  Süftadjt,  um  bie  6a)enfung 
nötigen  gall6  mit  ©evoalt  gegen  bie  ©obroiniben  burd)zufecbten.  $ie§u 
fommt  ein  zweiter  ©runb.  2lußer  ßwetfel  fteht,  baß  ber  fyetl.  Stut)(  ben 
Normannen  aU  rechtmäßigen  @rben  (£nglanb6  anerfanut  hat.  £)iefe  %t)at* 
fac^e  aber  nötigt,  oorau$zufej$en,  baß  (Abwarb  bie  Thronfolge  in  irgenb 
roeld)er  Seife  bem  Normannen  übertrug.  2)enn  nimmermehr  würbe  Cftom 
eine  leere  Anmaßung  unterftüfct  haben.  9lun  behaupte  ich:  erft  nach  1057 
unb  in  golge  ber  unerwarteten  SobeSfätle  @bwarb3  be6  jüngeren  unb  9ia* 
bulfö  fann  ber  itönig  wegen  ber  fraglichen  Angelegenheit  in  ernftliche  Unter* 
hanblung  mit  bem  9?ormannenherzog  getreten  fein,  benn  bi£  1057  J>egte  er 
ja  bie  Hoffnung,  (SnglanbS  £l)ron  einem  näheren  Anoerwanbten  ju  hinter* 
laffen.  3d)  werbe  auf  btefen  ©egenftanb  unten  an  geeignetem  £)rte  §u* 
utdfommen. 

Schon  1058  brach  ber  Sturm  lo6,  ben  5llgar  t>on  Verden  oorau^ 


J)  3)ud)eSne  ©.  181,  d.  2)  Histor.  Normann.  VII,  31.  £)ucf)egne  @.  285. 
3)  <5mk  @.  366  unten  unb  367  unten.      *)  Ibid.  ©.  899  unten  flg. 


«BterieS  23udj.  <Sa^.  17.  ®efc$t$te  (Sbtoatbg,  beö  JBefennerö,  tooit  1052—1059.  325 

gefel)cn  r)atte.  glorentiuö  berietet':1)  „§um  swettcnmale  warb  2Ugar,  (Satt 
ber  9)fercter,  vom  Röntge  verbannt,  aber  mit  £ülfe  ©riffutS,  bcS  £äupt* 
Itngö  ber  2Ballifer,  nnb  burd)  Vorfcrmb  einer  norwegtfdien  glotte,  bie  §u* 
fälliger  2Öetfe  l)erbetfam,  bemächtigte  er  ftcr)  in  $ur$em  feines  (Srbe  lieber." 
2)te  Sporte  be6  @l)roiiiften  tauten  fo,  als  wenn  jtöntg  Abwarb  freiwillig 
nnb  au3  eigenem  Antrieb  bie  Verbannung  über  SUgar  verfängt  l)ätte.  Slber 
btefe  £)eututtg  fann  vor  ber  SBafyrfyeit  nicht  beftefjen.  CDtc  Käufer  ©obwinS 
nnb  Seofrtfö  waren,  wie  wir  wiffcn,  £obfetttbe  unb  ftetö  tjaben  bie  ©ob* 
winiben  ben  jtönig  al£  2ßerf$eug  gebraudit,  um  tl)re  ©egner  §u  untere 
brütfen.  ©o  verfielt  e$  ftct)  aud)  mit  ber  ^weiten  Verbannung  2llgar3,  fte 
muß  beut  Könige  burd)  ben  übcrwiegenben  (Stnfluß  ,§aralb$  abgepreßt 
worbcn  fein.  2ÖeId)c  bittet  tocmbte  nun  §aralb  an,  um  ben  itöntg  p 
jwtngen? 

Florentius  gibt  hierüber  an  ber  ©teile  2luffd)luß,  wo  er  ben  erften 
©turj  2Ugar$  befcfyretbt.  „2luf  einer  9fatf)3verfammlung  §u  Bonbon/'  fagt 
er,  verurteilte  (Sbwarb  ben  (Sari  von  Softer."  3)er  ^önig  von  (Snglanb 
vermochte  nichts  obne  ben  (Staatsrat!) ,  ober  baS  2ßitenagemote,  ba$  aus 
ben  großen  Vafallen  beftanb.  2ßaS  bie  9Jfel)rf)ett  biefer  ^örperfajaft  be* 
fcfyloß,  war  für  ben  kernig  binbenb.  9hm  führte  bafelbft  ©obwtnS  ©e* 
fcfylecbt  tfyetlS  burd)  bie  sJJ?enge  feiner  9D?itgltcber,  welche  große  £ef)en 
befaßen,  tfyeilS  burd)  bie  Wla\\e  folajer  Vafallen,  bie  in  irgenb  welcher 
2öetfe  von  tr)m  abgingen,  baö  große  2Bort.  (Sobalb  fta)  irgenb  ein  braua> 
barer  Vorwanb  fanb,  würbe  eS  beßfyalb  bem  bamaligen  Raupte  ber  ©ob* 
winiben  ntd)t  fcbwer,  verberblid)e  S3efcf)Iüffe  wiber  geinbe  feinet  £aufeS 
burd)§ufe£en. 

2)od)  ftanb  baS  Sßttenagemote  ntcbt  gan§  ober  auSfajlteßttcr;  unter  bem 
(Sinfiuffe  ber  ©obwintben.  Söenn  bafyer,  wie  cS  1055  gefct)al)  unb  wie 
eS  wol)l  aud)  1058  wieber  gefct)et)en  fein  wirb,  £llgar  mit  frember  «gnilfe 
feine  SRüdfefyr  erzwang,  fehlte  e£  ntd)t  an  (Stimmen,  Weldie,  gefd;recft  burd) 
bte  9ftacr>tentwtdlung  beS  ©egnerS,  auf  2ötberruf  ber  vorder  gefaßten  23e* 
fcfclüffe  brangen.  3a)  fyalte  cS  nämlta)  für  wa^rfd)ein(ia),  baß  Sllgar  1058 
ebenfo,  wie  bret  3af)re  früher,  md>t  bloS  tf)atfäd)lid),  fonbern  crueb  fraft  fönig* 
ltcr)er  (Stnwilltgung  ober  vielmehr  in  golge  eines  vom  SBttenagemote  be* 
rat()enen  Vertragt  feine  Sefyen  wieber  erfytelt. 

hieben  bem  2Öalltfer  ©riffln,  bem  (Stbam  SllgarS,  ber  ir)m  fa)on  1055 
ben  gleichen  2)tenft  letftete,  f)atte  bteßmal  ber  Sßetftanb  einer  norwegtfcfyen 
glotte  bie  28ieberetnfe£ung  beS  9)?ercierS  er§wungen.  gtorentiuö  [teilt  bte 
©acfye  fo  bar,  al£  feien  bie  norwegtfa)en  ©c^tffe  zufällig  tn  ber  ©egenb 
erfa)ienen,  wo  ©riffln  für  feinen  (Schwiegervater  fämpfte.    5lber  btefe  Ü)ar^ 


Flores  histor.  <&.  630. 


326 


*pafcft  ©regovtug  VII.  unb  fein  ßettntter. 


ftetfung  tft  offenbar  trrtfyümltcr; ,  »telletdjt  abftd>tltd)  gefärbt,  um  bie  roahre 
(Sachlage  $u  »erfüllen.  2ßir  rotffen,1)  baß  Äöntg  £aratb  £artraba  *on 
Norwegen,  ber  2)onnerfeü  be$  Horbens,  fett  Sauren  auf  eine  günftige 
©elegenhett  lauerte,  ftdj  (SnglanbS  §u  bemächtigen.  2ÖaS  ift  natürlicher, 
al$  baß  er  §u  btefem  Speele  Verbinbungen  mit  unjufriebenen  2lngelfad)fen 
fitste  unb  unterhielt?  Die  tton  ben  ©obroiniben  erregten  ^arthetungen 
fjaben  bie  grüßte  getragen,  welche  foIdt)e  Umtriebe  überall  bringen:  fte  öff* 
neten  auswärtigen  getnben  ein  Sfyor  in  ba6  Snnere  be3  *Reidb6. 

Leiter  berichtet2)  glorentiuö  jum  nämltdjen  3af)re  1058:  „Sllbreb  fcon 
2Borceftcr  gab  baö  25i3tl)um  2Btlton,  beffen  Verwaltung  er  üor  3  Saferen 
übernommen  hatte,  an  Hertmann  jurücf,  ber  aus  bem  Softer  <St.  S3erttn 
roieber  nach  (Snglanb  berufen  rourbe,  unb  trat  bann  —  er  ber  erfte  unter 
alten  engltfchen  Sßifchöfen  unb  @r§bifchöfen  —  eine  Wallfahrt  nad)  3erufalem 
an."  3cf)  habe  oben  bie  ©rünbe  au$einanbergefe£t,  roeldje  meinet  (SrachtenS 
&u  ber  Annahme  nöt^tgett  >  baß  bie  1055  verhängte  Slbfe&ung  §erimann3 
rotber  ben  Spillen  beö  ^önigö  »or  ftdt)  ging.  3)arau6  folgt  benn,  baß  bie 
2BieberherfteUung  beö  Vertriebenen  bem  Könige  angenehm  geroefen,  feinen 
Sßünfchen  entfprochen  haben  muß.  5lber  roenn  bem  fo  roar,  roarum  ^at 
(Sbroarb  ben  lothringer  nia)t  früher  §urücfgerufen?  ohne  3^etf e(  beßhalb, 
roetl  e$  ihm  an  ber  nötigen  SÄadbt  ba§u  gebrnd).  3weitenS  roarum  gelang 
bie  5Rü(f beruf ung  Hertmanns  jeft? 

SBeil  bie  9?ieberlage ,  welche  ^aratb  für&lta)  burch  bie  errungene 
föütffefyr  SllgarS  erlitt,  bem  Könige  freie  $anb  tterfchafft  f)atk.  Ü)ie  ©ob* 
rotniben  roaren  eö  geroefen,  roelche  ben  ©tur§  beö  Lothringern  Hertmann 
tteranlaßten;  bie  neuliche  3)emüthtgung  heberte  fte,  ^ertmannö  SBteberctn* 
fe|ung  länger  §u  vereiteln.  Köllig  (Sbroarb  fonnte  baher  thun,  roaö  er 
roünfchte.  3)ie  Vorgänge  bei  ber  ^ücfberufung  be6  Lothringer^  tiefem  §u* 
gleich,  rote  man  fteht,  einen  23eroei3,  baß  bie  jroeite  Verbannung  2llgar3 
nicht  baS  2ßerf  freier  (£ntfd)lteßung  be6  Königs  (Sbroarb  geroefen  fein  fann, 
unb  baß  bie  9^ücffet)r  beffelben  ben  Sünfchcn  be$  £errfa)er$  entfpract)  unb 
ftcherlich  nicht  ohne  ^Bewilligung  ber  trotte  erfolgte. 

5luch  über  bie  (Stellung  5llbreb3  oerbretten  bie  betreffenben  2£orte  be$ 
ßhroniften  Sicht.  §Raa)bem  ^erimann  roieber  ettigefejft  roar,  trat  Sllbreb  eine 
Steife  nach  bem  gelobten  £anbe  an.  Sßarum  tl;at  er  bteß?  meines  (Sr* 
achtend  um  einen  gießen  ab$uroafd)en.  (Seit  3al)ren  nahm  er  eine  mittlere 
(Stellung  ein,  ober  mit  bem  (Sprücbroort  ju  reben,  trug  er  auf  jroet  (Schultern 
SBaffer.  3e£t  geht  baö  nid)t  mehr:  ber  §of  beweist  ihm  Mißachtung, 
ba$  Voll  betrachtet  ihn  als  einen  (Sölbner  ber  ©obwimben.  Um  nun  fein 
gefunfeneS  ober  wanfenbeS  2lnfef)en  roieber  aufsufrtfchen,  unternimmt  er 


l)  (Siefje  oben  <S.  312.       2)  Flores  histor.  @.  630  unten. 


Viertes  93ud&.  Ga*>.  17.  ®eföie$ie  (Sbtuatbg,  bee  33efenner<3,  »on  1052—1059.  327 


(StwaS,  waö  bis  ba^tn  fein  angelfa^ftfcbeS  Ätrcfjcnt)au^t  unternommen:  er 
wallt  nad)  bem  J>etf.  ©rab.  2(ud)  mit  ^ßetrt  ©tut)l  war,  rote  wir  unten 
fel)en  werben,  5Ubreb  §erf aßen, 

3m  3a!)re  1059  frarb  Sllgar,  ber  Herder.  3ngulf,  ein  jüngerer  3^ 
genoffe,  melbet1)  feinen  $ob  mit  ben  Korten:  „ber  geftrenge  @arl  SUgar, 
ber  unermüblid)e  ©önner  unfereS  ,ftlofter$  (ßrotylanb),  oft  ton  2Biberfacr)eru 
l)art  verfolgt,  häufig  51t  Gaffer  unb  zu  £anb  umfyergeroorfen,  aber  ftetS 
mit  «§>ülfe  ©ottcS  unbeftegt,  ttom  SSolfe  beö  SanbeS  Ijeralid)  geliebt,  Der* 
fcr)teb  unb  warb  ju  ßooentn;  neben  ber  Setdje  feinet  93ater6  bcigefefjt; 
bret  Durber  hinterließ  er:  nämlid;  jvoet  6ör)ne,  (Stwin  unb  9J?orfar,  bie 
nachher  ©rafen  würben,  unb  eine  einige  Softer,  bie  J)eute  nod)  lebt, 
bie  ©räftn  Sucta."  2)te  SluSfage  3ngulf3  fte^t  in  wirflid)em  öfter  fcfcem* 
barem  2ßtberfpruch  mit  bem  3wgntffe  ßbroniften  von  Sumiegeö,  welker 
5tlbitl)a,  bie  ©ernannt  bc$  3BaUtfer  ©rifftn,  welche  fpärer  in  zweiter,  war)r* 
fd}einu'ch  erzwungener,  (^r)e  mit  §aralb,  ©obwinö  ©or)n,  üerbunben  warb, 
für  eine  £od)ter  2llgar3  erflärr. 2)  9J?eine3  (SracfytenS  ift  man  nid)t  berechtigt, 
bie  Angabe  beS  Normannen,  ber  älter  ift  al£  Sugulf,  unb  bie  ©efctiicfyte 
Gntglanb6,  fo  weit  fie  in  bie  normanntfehe  eingreift,  genau  rannte,  ju  tter* 
werfen.  (Sin  5Iu3weg  ift  möglid):  man  rann  annehmen,  baß  Sngulf  nur 
eine  ber  Söcbter  2tlgar6,  nämlid)  btejentge,  weld;e  noct)  lebte,  alö  er  fd)rteb, 
gefannt  l)at. 

SBefonbere  23ead)tung  verbreiten  bie  Sporte,3)  weldje  3ngulf  bezüglich 
ber  6ör)ne  2llgar3  braucht:  fte  feien  nachher  ©rafen  geworben,  ^aum 
rönnen  fre  etwa6  SlnbereS  befagen,  als  baß  (Sowtn  unb  Sftorfar  ntct)t  gleich 
nad)  bem  £obe  ir)re6  33aterö  ©rafen  würben,  fonbern  erft  fpäter  ©raffd)aften 
erlangten.  2)ann  aber  muß  man  ttorau3fet)en,  baß  (Sbwin  unb  9Jforfar 
tterhmbert  worben  ftnb,  in  bie  (Srbfct)aft  ober  bie  Sehen  SllgarS  einzutreten. 
Unten  wirb  ftd)  zeigen,  baß  ber  (Srfolg  biefe  Annahme  rechtfertigt. 


*)  <Sat>tle  (§.  898  unten.  *)  Dfcen  <S.  323.  3)  Relictis  duobus  filiis,  scilicet 
Edwino  et  Morkario ,  p  o  s  t  e  a  comitibus. 


328 


$abji  ©regortuö  VII.  unb  fein  Settalter. 


Smijiigfeiten  Brechen  im  <§cr)oofie  ber  ©obwiniben  aug.  £)ie  gegenfeitige  Stellung  ber 
fäljigfien  <Söl)ne  ©obmtnö,  £aratb  unb  £oftig,  ju  «inanber.  Umtriebe,  meiere  £ojtfg 
madjt,  um  fein  SBerfjeug,  ben  23ifcr)of  3llbreb  »on  SBorcejier,  auf  ben  drgfiuljl  tton 
g)orf  ju  ergeben  unb  eine  mächtige  *)3arU)ei  in  (Snglanb  ju  gewinnen.  £)er  anbevc 
trüber,  £aralb,  fd&ürjt  ein  9te£  om  £ofe,  t>erforic$t  feine  SJlitnnvfung,  nacr)  (Sbmarbö 
£obe  bie  üftadjfolge  bem  Storbmannen  2Bilfyelm  üon  Sftouen  ju  tierfcfyaffen,  unter  ber 
23ebingung,  bafj  tljm  SGBitljelm  bie  norblidje  <£alfte  (SnglanbS  überlaffe.  3m  9tuf* 
trage  beö  Königs  (Sbmarb  ge^t  £aralb  nacr)  9?ouen,  fcfyliejüt  bort  mit  3Bill)elm  ab 
unb  ljulbigt  if)m.  äftaßregetn,  meldte  JEojitg  ergreift ,  um  bie  Slbftcfyten  feineö  23ru* 
berö  gu  ttereiteln  unb  bie  «ftrone  auf  fein  eigene^  <§aupt  $u  fe|en.  Sluffianb  ber 
Slort^umbrier  miber  ü)n,  £aralb  Ijitft  baju,  baß  £ojiig  auS  bem  Sfoidje  »erbannt 
tütrb.  tfonig  Abwarb  fHrbt  im  Sanuar  1066.  Jparalb  wirb  jum  ü)iacr)folger  auS* 
gerufen,  £oftig  forbert  fünf  dürften  beö  SluSlanbS  auf,  ^Britannien  mit  «Krieg  ju 
übergießen.  £)ie  normegifdje  flotte  lanbet  in  -ftornjumbrien,  aber  in  einer  großen 
<5cr)lacr)t  befiegt  «£>aralb  üon  (Snglanb  ben  Stormeger  unb  feinen  eigenen  33ruber 
£oftig.  £>ie  beiben  teueren  fallen.  «Seerüfhingen  in  ber  üftormanbie.  2ßilr)etm 
tton  Stouen  legt  feine  Stnfprüc^e  bem  ßeil.  «Stuhle  ttor,  ber  für  ilj>n  entfdjeibet  unb 
ifym  alö  Beidjen  fetneS  SRedjtS  ein  S3anner  beö  fjeil.  *petru3  überfenbet.  SSemetS, 
baß  Gtarbinal  £ilbebranb,  auf  beffen  9<iatr)  *)3abfi  Sltexanber  II.  biefe  Stnorbnung 
traf,  bie  ©eftttung  be$  9^orbenö  gerettet  ßat.  Sftdjt  nur  bie  Wlatyt  Qntglanbö  mar 
burdj  bie  (Sljrfucibt  beö  angelfäcr)ftfcr)en  $ürfientr)'um3  jerbröcfelt,  fonbern  aucr)  ber 
öffentliche  @eijl  burdj  ^Demagogie  »erborben. 

9?ad)  bem  früheren  ©ange  ber  2)inge  in  (Snglanb  ließ  fta)  erwarten, 
baß  fofort  bie  ©obwtntben  wtber  bie  mercifdje  $artf)et  lo$gebrod)en  fein 
werben.  Allein  erft  nact;  weiteren  oier  Sauren  fiel  ein  entfcfyeibenber  in 
ben  Quellen  tyer&ortretenber  6$lag.  3)te  3ögerung  rührte  meinet  (SracfytenS 
barjer,  weif  im  3nnern  be$  ,£>aufe$  ber  ©obwtntben  (Sreigutffe  ftcf)  §utrugen, 
weld)e  bie  ttolle  Slufmerf  famfett  berfelben  bcfdfeäfttßtcti  unb  §ule£t  einen  23rucr) 
SWtfcben  §wei  §äuptem  beS  ©cfd)Iectteö  herbeiführten. 

glorcnttu«  erjäljlt:1)  „2)ubof",  33tfdt)of  »on  SQßaK  ftarb  1060,  ben  er* 
lebtgten  @tuf)l  beftteg  beö  ^önigö  ©apetlan,  ©tfa  (©ifclbcrt).  (Sowohl  ber 
Vorgänger,  aU  ber  ^aa^fclger  (Dubof  unb  ©tfa),  ftammten  au$  Sot^nn* 
gen.  ©egen  @nbe  beffelben  3a^reö  1060  ^erfd;teb  ^tnftn,  (£r$btfd)of  üon 
g)orf.  5lm  Sei^nad^tfefte  warb  an  beö  »erftorbenen  ©teile  SUbreb,  53tfd)of 
t)on  SSorcefter, 2)  §um  Metropoliten  »on  g)orf  erwägt.  Sllbreb  trat  fo* 
fort  baö  S3töt^um  ^ereforb,  baö  man  fym  wegen  fetner  ©efd^ftSgewanbt* 
r)eit  1056  §u  etnftwetftger  Verwaltung  übergeben  fjatte,  an  ben  (Kapellan 
ber  Königin  (Sabgitl),  kalter,  einen  gebomen  Sot^rtnger,  ab.  3m  folgen* 
ben  Säfyre  —  1061  —  macbte  ber  ncugewäf)lte  Metropolit,  begleitet  t)on 


4)  Flores  histor.  @.  631. 


2)  3)cv  inbep  »on  ber  äßallfa^rt  jurücfgefe^rt  mar. 


93tevte3  93ucf;.  (5a£.  18.  ßbtoavb,  ber  SBefenner,  flivbt.  ©cgenfönige  Softig  u.  Jpavalb.  329 

bem  (Sari  Softig,  eine  9^ctfe  nad)  $om,  roo  er  au£  ben  ^änbcn  be$  *$ab* 
fteS  9?ifolau$  n.  baS  Pallium  empfing." 

2Bäf)renb  ßonig  (Sbroarb  in  ben  erften  Reiten  fetner  Regierung  faft 
alle  erlebigten  ©tü^tc  an  (Sapeüane  vergab,  war  eine  $etf)e  toon  Sauren 
fcerftrtdjen ,  ofyne  baß  S(ef)u(tdt)e6  gefa)af).  ©erotß  trug  nicr^t  etroa  9?aaV 
läfftgfett  (SbroarbS  bie  (Sdutlb  bavon,  baß  ftatt  ßlertfern,  bie  üon  ifjm  ab* 
gongen,  faft  lauter  ©anklinge  üon  ©egnent,  sott  abgeneigten  ©roßen, 
erlebigte  6tül;le  einnahmen,  fonbern  er  ift  burd)  bte  Umtriebe  ber  ©obrot* 
ntben  abgehalten  Horben,  2tnl)änger  beö  £of#  ju  befcorjugen.  3e£t  erft 
erlangten  roieber  $roet  ßapettatte  23iM)ümer.  9Wan  fönnte  »ermutr)en,  baß 
btefer  boppelte  (Srfolg  eine  9?ad)rotrfung  ber  9?teberlage  geroefen  fei,  voelcbe 
bie  ©obrotntben  1058  im  Kampfe  gegen  2llgar  erlitten.  Slttein  bie  ©ad)e 
»erhielt  ftdj  allem  Slnfcfccme  nad)  anberö.  Jttnftn,  ber  tterftorbene  ^Jtetro- 
poltt,  r)atte,  efye  er  ben  6tuf)l  »on  g)orf  beftteg,  in  ber  fö'ntglieben  Capelle 
gebtent.1)  Senn  ana)  nur  einige  $ücfftcf;t  auf  ben  Vorteil  ber  $rone 
genommen  voarb ,  mußte  man  bem  Könige  baS  $tta)t  einräumen,  an  bie 
©teile  be3  Verdorbenen  einen  anbern  ßapettan  §u  ergeben.  5)  od)  ba3  ©e* 
gentfyetl  gefcfyar). 

2llbreb,  roeld)er  Ätnjmö  9?ad)foIger  rourbe,  genoß  fetneSwegS  baS  Ver* 
trauen  beS  «£>ofe$,  er  gehörte  §um  2lnf)ange  ber  ©obrotntben,  unb  feine 
SBeförberung  fyteng,  rote  ftcf)  unten  ergeben  rotrb,  mit  einem  I)od)Oerrätr)ert* 
fdjen  *ßlane  SofttgS,  beö  ($arl6  von  9?ortf)umbrten,  jufammen.  £)ie  son 
bem  Sttenagemote,  ba£  unter  bem  (Sinfluffe  ber  ©obrotntben  r)anbelte,  ge* 
gebene  (Stnrotfttgung,  baß  (Sbroarb  ben  @tuljl  tton  2Bale3  einem  fetner  (Sa* 
peltane  »erleiden  burfte,  roar  bafyer  eine  geringfügige  (Sntfctjäbtgung  für  bie 
9kd)tf)etle,  roelcfee  bte  SBeförberung  etneö  bem  Röntge  abgeneigten  (Sleriferö 
auf  ben  jroeiten  (3;r§ftuf)t  beö  9iäa)$  bem  Sfyrone  §u  bringen  brofyte.  5lua) 
bte  gleichzeitige  (Srfyebung  be6  (SapeflanS  ber  Königin,  Salter,  gum  93t* 
febofe  sott  £ereforb  gltdt)  bie  9iecbnung  feineSroegS  auS.  3a)  rotll  immer* 
Inn  glauben,  baß  bie  *ßarttyet  ©obrotnS  lederen  5lft  als  ein  bem  Könige 
eingeräumtes  3ugeftänbniß  anpries.  5lber  bteß  roar  eine  Säufdnmg.  3)ie 
Königin  ßabgtytlje  ging  anbere  Sege,  als  tbjr  ©emal)l.  Unten  roirb  fta) 
geigen,  baß  fte  mit  il)rem  S3ruber  Sojitg  pfammenfpielte,  ber  bamalö  auf 
ba3  Verberben  ^broarbS  fann.  3)er  Äöm'g  t)atk  bat)er  feine  Urfac^e  jur 
3ufrieben!)eit  über  eine  Ernennung,  bte  ben  SBünf^en  feiner  ©emafylin 
entfpraa). 

Saut  ber  S)arftellung  be$  S()rontften  übergab  5tlbreb  fogleid),  nac^bem 
er  §um  Metropoliten  »on  g)orf  erroäl;lt  roorben  war,  baS  93ietl)um  §ere^ 
forb,  bem  er  fett  1056  üorftanb,  an  Salter.  £ier  tft  ein  ^ittelgtieb  über^ 


l)  Oben  ©.  306  unten. 


330 


SPctbfl  ®regovtu$  VII.  unb  fein  Zeitalter. 


gangen.  Sllbreb  tyanbelte  meines  (SracbtenS  barum  fo,  weil  ^Diejenigen,  belebe 
feine  2Öat)I  beförberten,  ihm  jur  33ebtngung  gemacht  Ratten,  baß  er  nun* 
mehr  auf  ben  weiteren  ©enuß  von  £ereforb  t>cr§tcf)ten  müffe.  5llbreb  be* 
50g  ben  Jtirdjengefe&en  §uwiber  §wifchen  1056—1058  bie  (Sinfünfte  von  ntcf)t 
weniger  als  3  SBiSthümem,  inbem  er  außer  feinem  eigentlichen  (Sprengel 
»01t  äöorcefter  auch  noeb  bie  von  SMton  unb  ^ereforb  verwaltete.  Seilten 
würbe  üjm  1058  aus  Slnlaß  ber  ^üefberufung  Hertmanns  abgenommen, 
^ereforb  mußte  er  1060  in  golge  ber  2ßaf)l  jum  Metropoliten  fyerauS* 
geben.  5lber  unten  wirb  ftdr)  jeigen,  baß  er  auch  jefct  noch  neben  ber  9fte* 
trovole  feinen  alten  ©tufyl  von  2ßorceftcr  beizubehalten  gebaute.  Vichts 
fernen  biefem  gierigen  ßlerifer  §u  viel. 

9?od)  Serbien*  23ead)tung,  baß  bei  ben  Vorgängen  von  1058—60 
hinter  einanber  4  Lothringer  $um  SSorfchein  fommen,  weld)e  englifcf)e  23tS* 
tljümer  inne  haben  unb  großenteils  vorder  in  bcS  Königs  ober  ber  Köni- 
gin Capelle  bienten.  Hertmann,  ber  SBtfd^of  von  2ßilton,  flammte  aus 
Lothringen,  unb  war  früher  (SbwarbS  ßaipellan.  *)  2)aS  ©letche  gilt  von 
©ifelbert,  bem  1060  cingefefcten  53ifd)ofe  von  SßaleS,  baS  ©leicbe  von 
Sßalter,  bem  neuen  93ifd)ofe  von  ^ereforb.  5tucf)  ber  verftorbene  3)ubof, 
©ifelbertS  Vorgänger,  gehörte  feiner  ©eburt  nach'  Lothringen  an.  2)ie 
Slnftellung  fo  vieler  gremblinge  ift  feincSwegS  eine  ©ad)e,  bie  fia)  von 
felber  verfteht.  Hertmann  war  fchon  §u  ber  3^tt,  als  Normannen  ben 
<£>of  ßbwarbS  anfüllten,  nach  (Englanb  gefommen,  vielleid;t  and)  £>ubof? 
benn  in  einer  Urfunbe2)  (SbwarbS,  angeblich  vom  3ar)rc  1042,  ftnbe  ich 
einen  SBifcljof  biefeS  Samens  erwähnt,  jebod)  ohne  baß  fein  6t#  angegeben 
wäre.  2)te  $wet  anbern  mögen  fväter  nach  Vertreibung  ber  Normannen 
eingewanbert  fein.  3)a  ber  »ftöntg  nad)  1052,  eben  fo  gut  wie  früher,  ben 
Qmtheimifchen  mißtraute,  ift  eS  wahrfd)cmltch,  baß  er  noch  immer  SluSlän* 
ber  an  feinen  $of  rief,  aber  nicht  mehr  Normannen,  fonoern  2öälfcf)e  auS 
anbern  $rovin§en,  nameutlid)  Lothringer,  weil  auf  bem  tarnen  ber  le£te* 
ren  fein  §aß  laftete,  währenb  gegen  erftere  bie  2Buth  beS  93oIfS  aufgeregt 
worben  war. 

Allein  ber  räumliche  begriff  Lothringen  ift  ein  unbeftimmter,  fdr)wcm* 
fenber.  2)iefer  SRame  umfaßte  tm  wetteften  ©tan  baS  gan§e  ©ebiet  $oi* 
fchen  9tyein,  6aone,  9Jiaaß,  Scheibe,  baS  bamalS  theilS  ber  ^rone  £)eutfa> 
lanb,  theilö  ben  Sttarfgrafen  von  glanbern  gehorchte,  ©ehörten  nun  bie 
im  angelfächftfchen  ^trd)en*  unb  <StaatSbienft  verwenbeten  Lothringer  von 
©eburt  bem  beutfehen  ober  bem  Panbrifdjen  Untertl)anenverbanbe  an?  9Jtan 
begreift,  baß  bie  ^Beantwortung  biefer  grage  wünfcfcenSwertf)  wäre,  ba  fte 
5lnhaltSpunfte  liefern  würbe,  um  ben  :politifd)en  Einfluß,  welken  frembe 


')  «Stelje  oben  <2>.  290«       z)  Kemble  codex  diplomatic.  aevi  saxonici  Vol.  VI,  194. 


SBtevteö  93u$.  (5a£.  18.  (Sbtoavb,  bev  SBefenner,  jttrfcf.  ©egenföntge  £oftig  it.  #aralb.  331 


9J?achtf)aber  auf  ben  angelfftcbfifchen  <§of  übten,  §u  bemeffcn.  Setbcr  tft 
mir  eine  einige  Shatfadje  befannt,  bte  in  ber  fragücfcen  ^Beziehung  einigen 
Auffchluß  gibt.  ÜRadjbem  bev  Sothrtttger  Hertmann  1055  aus  feinem  SMS* 
tfmm  SBtlton  vertrieben  roorben  war,  §og  er  ftcr)  in  baS  Softer  <5t.  Set* 
tin  §urücf,  baS  unter  flamänbifct)cr  Roheit  ftanb.1)  ($r  bürfte  bemuach 
ein  geborner  glamänber  geroefen  fein. 

Anbere  ber  in  (Snglanb  angeftellten  lothringer  ftammten  rooht  auS 
bem  %%i\U  beS  toätfäen  Söllingens,  ber  ben  (Saliern  gehorchte.  Schwer* 
lief)  ftnb  biefe  grembltnge  o^ne  3uthun  ber  SanbeSherrn,  unter  beren  (Scep* 
ter  fte  von  ©eburt  auS  ftanben,  nacb  bem  angeifädjftfcfyen  deiche  hinüber* 
gewandert  2ßtr  rotffen,  baß  Äöntg  (Sbroarb  in  ber  Angelegenheit  feines 
gleichnamigen  Neffen  bte  fmlfe  beS  6alierS  Heinrich  Iii.  anrief  unb  ihm 
fetnerfeitS  wichtige  3)ienfte  leiftete.2)  2)er  beutfa)e  §errfa)er  aber  tt)at 
nichts  umfonft,  fonbem  benü&te  jebe  ©elegenhett,  feinen  Einfluß  auf  frembe 
£cmber  §u  mehren.  Ucberf)aupt  gefdjtefyt  eS  ftetS,  baß,  roenn  Staaten,  wie 
bamalS  ber  englifc^e,  buret)  ^3artf)eiung  zerrüttet  ftnb  unb  bem  Untergange 
geilen,  ehrgeizige  9?acl)barn  unter  allerlei  $orroänben  ir)re  §änbe  ein* 
mifa^en. 

SBalb  nacf)bein  er  zum  Metropoliten  von  g)orf  gewählt  roorben  war, 
trat  Sllbreb  bie  $eifc  an  bte  (Schwelle  beS  2tpoftelfürften  an.  2Barum? 
2Beil  er  etwas  beabftchtigte,  was.  er  nur  mit  «gmlfe  beS  $abfteS  erreichen 
Zu  tonnen  verr)offte,  noch  mel)r  vielleicht,  weil  er  wußte,  baß  if)m  von  bort* 
her  @efaf)r  brol)e.  5tlbreb  ging  jeboef)  nicht  allein:  ihn  begleitete  vielmehr 
Softtg,  ©obwtnS  Sohn,  ber  (Sari  von  üftorthumbrien,  in  beffen  $er$ogtt)ume 
§)orf  bie  zweite  Metropole  von  Gntglanb  lag.  (SS  war  fein  Heines  Dpfer, 
baS  ber  (Sari  bem  Metropoliten  brachte.  Sßdhrenb  ber  Slbroefenheit  £o* 
fttgS  fiel  ber  fcr)ottifche  Äöntg  Malfolm  in  9?orthumbrien  ein  unb  verheerte 
bie  Provinz  mit  geuer  unb  Schwert.3)  konnte  ber  (Sari  nicht  voraus* 
fehen,  baß  il)m  von  bem  ungetreuen  Machbar  fo  etwas  blühe?  ©ewiß  fonnte 
er  eS.  2Barum  trat  Softtg  bennoch  bie  ferne  Steife  an?  2Betl  bte  Sadbe 
beS  (SrzbtfchofS  feine  eigene  roar,  roeil  vom  (gelingen  2)effen,  was  5llbreb 
in  9fom  fuchte,  bie  Ausführung  ber  ehrgeizigen  *piane  abhieng,  mit  benen 
Softig  ftch  bamalS  befchäftigte.  3Öir  befreit  über  bie  $omfaf)rt  SofttgS 
unb  AlbrebS  ausführliche  Nachrichten,  bte  an  einem  anbem4)  £)rte  mitge* 
tr)etlt  roorben  ftnb.  Snbem  ich  hierauf  vervoeife,  begnüge  icr)  mich,  einige 
£auptpunfte  hervorzuheben. 

©rftltch  Softtg  hat  bte  Erhebung  AlbrebS  auf  ben  ©rjftuhl  von  §)orf 
eifrigft  unterftü^t,  unb  jvoar  barum,  weil  er  eines  feiner  2Berf$eugc  im  SBe* 


J)  Oben  <S.  321.  2)  2)af.  ©.  295  u.  317.  3)  (Sattile  @.  445  gegen  ü&en. 
4)  %<m\>I,  626  flg. 


332 


fßabft  ©regoriug  VII.  unb  fein  Bettaltev. 


ft£e  ber  feiten  Metropole  ßnglanbS  fernen  wollte.  Svoettenö  ebenberfelbe 
fefcte  alle  £ebel  in  Bewegung,  bamtt  ber  neugewählte  DJcetroVoltte  fein 
früheres  Stedum  2öorcefter  beibehalten  Dürfe,  unb  jwar  tl)at  er  bieg  beß* 
halb,  weil  er  ftet)  ber  Hoffnung  fnngab,  burd)  2Ubreb  auf  Die  mittleren 
*ßrovht$en  beS  9feicf)3  einwirken  §u  föttnen.  drittens  $abft  NifolauS  II. 
burd)rtß  baö  ©ewebc  beS  @arl3,  tnbem  er  Anfangs  fowotyl  bte  ^Bereinigung 
ber  befreit  (Stühle  verwarf,  als  aueb  bie  5lnerfenmmg  ber  Dörfer  SBafyl 
verweigerte.  (Später  buret)  bte  Nothwenbtgfett  gebrängt,  SofttgS  klagen 
über  ben  *Raubanfalt,  ber  an  ben  ©efanbten  verübt  werben  war,  §u  bc* 
fd)Wtd)ttgett,  betätigte  er  §war  Sllbrebö  2ßarjl,  beftanb  aber  utterfd)ütterlich 
barauf,  baß  2öorcefter  von  g)orf  getrennt,  unb  baß  erftercö  SStötljum  mit 
einem  Neugewähltett  befe£t  werbe.  5luS  ber  ßbrontf  von  SBorcefter  er* 
fahren  wir  Weüer,  baß  $abft  9^tfo(au6  IL,  ober  vielmehr  fem  Nachf olger 
2llerauber  II.  ber  OfebKcbfett  2llbreb6  unb  SofttgS  mißtraute,  unb  geeignete 
Maßregeln  traf,  um  Severe  §u  bud)ftäblicher  Erfüllung  be$  gemalten  $8or* 
behalte  §u  zwingen. 

Ttit  bem  3ai)re  1062  geht1)  glorentiuö  §ur  ©efd)tchte  be$  heiligen 
SBulfftan  von  STßorcefter  über.  3n  ber  $rovtn§  ÜJfercten  lebten  §wet  @h^ 
leute  reffen  unb  geachteten  ©tanbeS,  bte,  naa)bem  fte  einen  ©olm  2Bulf* 
[tan  gezeugt  Ratten,  auö  grömmigfeit  baS  ©elübbe  ber  $eufd)heit  ablegten, 
ber  Gfyt  etttfagten  unb  ftd)  bem  mönd)ifchen  Seben  wibmeten.  2)er  Sof)n 
folgte  balb  barauf  bem  SBeifptele  feiner  Ottern:  er  trat  in  ein  Softer  ju 
3öorcefter  ein.  £ter  zeichnete  er  ftdt)  buret)  jegliche  Sugenb,  namentlich 
burd)  (Selbftverleugnung  unb  (Sntljaltfamfeit,  au3.  9U8  ber  bisherige  2lbt 
geftorben  war,  würbe  SBuIfjtcm  jum  Nachfolger  gewählt.  @oldje0  gefebai) 
§u  ber  Seit,  ba  5llbreb  auf  bem  (5tur)Ie  von  2Borcefter  faß.  Mehrere  3abre 
verliefen  unb  bte  Erhebung  2llbreb3  auf  ben  (§r§ftuhl  von  §)orf  erfolgte. 
3etit  erging  bte  $ufforberung  an  ben  ßleruS  von  2£orcefter,  einen  33tfcbof 
als  Nachfolger  2llbreb6  §u  erwählen.  3ugletch  fünbtgte  $ömg  (Sbwarb  an, 
baß  er  einer  freien  2Öal)(  fein  §tnbermß  entgegenfefcen  werbe,  baö  ßavitel 
möchte  feine  (Stimme  demjenigen  geben,  ber  ihm  ber  würbigfte  fcheine. 

„Um  bte  nämliche  tyit,"  fährt  ber  (Sl)rontft  fort,  „erfd)ienett  in  SGBorce* 
fter  &wei  Segalen  beS  neuen  ^abfteö  5lleranber  IL,  (Srmcitfneb,  23tfd)of 
von  ©ton,  unb  ein  Slnberer,  welche  bafelbft  faft  bie  ganzen  gaften  über  bis 
£)ftern  1062  verweilten.  Unter  ihrer  thättgen  9Jcitwtrfung  würbe  ber  tu* 
genbhafte  2öulfftan  sunt  §8tfdt)of  von  SBorccfter  erforen.  3)och  SBulfftan 
weigerte  ftet)  beharrlich,  bte  2Bal)l  anzunehmen.  2ltle  bitten  ber  Legaten 
wies  er  jurücf,  unb  erft  als  ein  greifet  Klausner  SBulf,  ber  feit  40  3ctf)* 
ren  etnfam  lebte,  unb  im  (Gerüche  ber  ^eiltgf eit  ftanb,  aufs  §efttgfte  in 


4)  Flores  histor.  @.  631 


SSietteö  23u$.  <&ap.  18.  (Sbtvovb,  ber  33efenner,  jitvM.  ©egenftmige  Sojttg  u.  £aralb.  333 

tfyn  brang,  gab  SGulffton  nadj.  (sonntags  ben  8.  (September  1062,  an 
SO?artä  ©eburt,  würbe  er  gewebt,  bte  2Beü)e  empfteng  er  au3  ben  £än* 
ben  be3  Dörfer  Metropoliten  Sltbreb,  unb  jtvar  barnm,  weil  bem  Gnrjbt'fcrjofe 
von  ßanterbun;,  Stiganb  (§u  beffen  Metropolitanbc§irf  SBorcefter  gehörte), 
bamafö  bte  ÜBerriditung  gctftltdbcr  ^anblnngcn  vom  $abfte  nnterfagt  war. 
9ßor  (Srtfyeilung  ber  Sfiktfye  mußte  jebod)  Sllbreb  in  5tnrv>efe»l)ett  beö 
jtöntgö  unb  ber  ©roßen  beS  9^ e t et) ^  feterltcr;  angeloben,  baß  er 
nie  trgenb  ein  $ed)t  ftrd)(ta)er  $ol)tit  über  ben  (Stufyl  von  SLöorcefter  Weber 
barauf  grünben  wolle,  baß  er  SBulfftan  gewetzt  r)abe,  noer)  baranf,  baß 
eben  berfelbe  Sßulfftan  früher  alö  Untergebener  SllbrebS  Mond)  im  Softer 
^u  2ßoreefter  gewefen  fei.  Slucr;  legte  üffiulfftan  fein  fanontfcbeS  23efcnntniß 
ntct)t  vor^llbreb,  fonbern  vor  ©ttganb  bem  Metropoliten  von  (Santerburr;,  ab." 

@o  ber  (SJjrontft.  golgt  nid)t  auö  ben  $orftcf;t3maßregeln,  welche 
jlöntg  (Sbwarb  im  Vereine  mit  ©ttganb,  bem  natürlichen  Nebenbuhler  unb 
©egner  2llbreb3,  traf,  fonnenllar,  baß  berfelbe  tiefet  Mißtrauen  gegen  ben 
neuen  Metropoliten  von  g)orf  unb  beffen  23robr)errn  ben  (Sari  Soßig  von 
Nortfyumbrtcn  fyegte !  Unmöglich  fann  im  2lngcftd)te  biefer  Stjatfacfyen  be* 
zweifelt  werben,  baß  jtönig  (Sbwarb  bie  (Srfyebung  StlbrebS  auf  ben  (Sr§* 
ßur)l  von  gorf  ntcrjt  gewollt  b)at  unb  bemgemäß,  baß  bie  Elften,  roelcbe 
bie  angelfäa)ftfcf)e  ©efanbtfdjaft  1061  ber  Sateranftynobe  vorlegte,  nic^t  bie 
wahren  Slnftcfjten  beö  Königs  auöfprad)en,  fonbern  bemfelben  abgerungen 
roorben  fmb.  gür  benfelben  3ufammenr)ang  bürgt  bie  @rfa)einung  ber  jroei 
römtfeben  Legaten  in  (Snglanb.  2ßer  wirb  glauben,  baß  fte  ofyne  ben 
Hillen  (SbwarbS  ba6  $eta)  betraten!  Sie  £f)ättgfett,  bie  fte  bort  mU 
rotdelten,  §telte  barauf  f)tn,  beft  @r)rget§  5llbreb3  unb  feines  33efa)ü|er6  Softig 
etn$ubämmen,  fte  Wirfteil  alfo  für  ben  nämltdjen  3rved,  ben  aua)  (Sbwarb 
verfolgte.  £>er  Jtönig  muß  ben  $abß  au  Slbfenbung  berfelben  veranlaßt, 
er  muß  überhaupt  bie  £ülfe  beö  t>etl.  ©tut)l$  gegen  bie  verberblic^en  platte 
ber  ©obwiniben  angerufen  b)aben. 

5lua)  über  bte  2lrt  unb  Seife,  in  ber  eS  if)m  gelang,  ben  SBctftanb 
beö  $abße£  $u  erringen,  gibt  bie  nämltcfye  (Sfyronif  Slnbeutuugen.  23i3  sunt 
3af)re  1060  b}etßt  es,  wenn  ber  Sfyroniß  auf  23efe£ung  von  23i3tf)ümern 
^u  fpreajen  fommt,  etnfad),  ber  unb  jener  (5tur)l  fei  an  ben  unb  jenen  ver* 
liefen  roorben.  2lber  mit  bem  genannten  3af)r  änbert  gtorentiuS  ben  Son. 
(Sr  fagt:  „am  Setrutacfjtefeße  1060  warb  Sllbreb  §um  (§r$btfcf)ofe  von 
§)orf  erwählt."  2>\\m  folgenben  3ar)re  melbet  er  bann:  (Sbwarb  r)abe 
bem  (Sapttei  von  Sorcefter  erflärt,  baß  er  tl)m  volle  greifet  geftatte,  nad) 
eigenem  (Srmeffen  einen  ^Btfcbof  §u  roäl)len.  grete  3Bal)l  ber  S3ifd;öfe 
unb  Siebte,  verbunben  mit  ber  bem  *ßabfte  etnsuräumenben  33efugniß,  bie 
©eroäfjlten  §u  betätigen,  war  eine  ber  ^auptforberungen,  welche  bte  ©re^ 
gortaner  faft  feit  einem  3ar)rf)unbert  ftellten. 


334 


$abf!  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


^öntg  (Sbwarb  oon  (Snglanb  ging  fett  1060  auf  btefelbe  ein,  unb 
äWar  offenbar  beftyalb,  Weil  er  bte  Ueberjeugung  fyegte,  baß  wenn  er  aud) 
ein  bisher  oon  ber  trotte  geübtes  $ea}t  auS  ber  ^>anb  gebe,  bte  fragliche 
Maßregel  ba§u  btenen  werbe,  ber  unerträglichen  Scannet  beS  £aufeS  ber 
©obwtniben  ©chranfen  ju  ftecfen.  Durften  bte  (Sattel  frei  wählen  unb 
warb  bem  ^abfte  bte  SBefugntß  eingeräumt,  Ijernach  bte  Gewählten  §u  be* 
("tätigen,  fo  ließ  ftc^  erwarten,  baß  in  3>ut\in\t  ftettigftenS  feine  folctje 
23tfd)öfe  mef)r  (SnglanbS  «Stühle  beftetgen,  bie  ben  ©obwtniben  Ralfen,  ben 
Stroit  §u  untergraben,  @bwarbS  Berechnung  warb  nicht  getäufcht.  3war 
bei  ber  2M)l  §u  $orf  brang  SofttgS  Einfluß  burcb;  über  bte  üSfttttel,  welche 
er  angewanbt  Jjaben  mag,  foll  unten  5luffchuß  gegeben  werben,  wenn  ich 
auf  bie  ©ewa(trjerrfd)aft  §u  reben  fomme,  bte  £ofttg  in  ^ort^umbnen  auS* 
übte.  @(etct;Wof)l  bewirfte  baS  bem  $abfte  oorbehaltene  23eftätigungSrecht, 
baß  £oftig  unb  2llbreb  ihre  2lbftd)ten  faum  pr  £älfte  erreichten  unb  weiter 
—  was  für  (Sbwarb  noch  günftiger  war  —  baß  ber  l)eil.  6tul)l  genaue 
.ftenntntß  von  ben  verberblichen  planen  ber  ©obwtniben  erstell.  9£om  r)at 
feitbem  —  wie  wir  unten  fetjen  werben  —  offen  *Partf)et  gegen  ^jaralb 
unb  Softtg  ergriffen.  3n  Sorcefter  bagegen  ging  5ltlcS  nad)  bem  Sunfche 
beS  Königs :  bie  freie  2Baf)l  unD  bie  «gmlfe  ber  bciben  Segalen  jeugte  bort 
einen  trefflichen,  ber  Ärone  treu  ergebenen,  23tfd)of. 

<5onft  Ratten  ftd)  bie  ©öf)ne  ©obwinS  begnügt,  ba  unb  bort  ßlerifer, 
bte  ihre  ©efchöpfe  waren,  auf  untergeorbnete  (Stühle  §u  befö'rbem.  3egt 
aber  erzwang  Softig,  baß  bte  zweite  Metropole  (SnglaubS  einem  tfym  t»er= 
pflichteten  Bewerber  preisgegeben  werben  mußte.  DtefeS  Verfahren  läßt 
feine  anbere  Deutung  §u,  a!6  bte,  baß  Softtg  nach  unbefc^ränfter  ©ewalt 
unb  naa)  bem  8eft£e  ber  jfrone  ftrebte.  9iun  wiffen  wir,  baß  SofttgS 
trüber  §ara(b  btefelbe  5tbfta)ten  r)egte.  §errfd)fucht  aber  butbet  feine 
Nebenbuhler.  3ft  meine  Darftellung  richtig,  fo  muß  3wietradjt  SWtfcfjen 
ben  Brübem  ausgebrochen  fein.  Unten  wirb  ftcb  geigen,  wie  gut  bie 
$robe  ^trifft. 

Sä^renb  ber  3ar)ren  1060—1062  ift  nur  von  Softtg  bie  $ebe,  von 
£aralb  fehwetgen  bie  (Shrontften.  23erf)ielt  er  [ich  vielleicht  bavum  ruf)tg, 
weil  er  bte  (Bebrüte  beS  Kruberg  überwachte?  Dagegen  führte  ^aralb  im 
3al;re  1063  unb  im  nächftfolgenben  einen  vemtdjtenben  @d)lag  wiber  ben 
SÄMifer  ©riffln,  beffen  §ülfe  früher  baS  £auS  von  Verden  in  6tanb' 
gefegt  i)attc,  ben  wieberholten  Angriffen  ber  ©obwtntben  §u  trogen,  ^aralb 
traf  §uVor  5lnftalten,  welche  meines  (Trachtens  längere  Sät  erforberten. 
3ngulf  fagt:1)  „ba  «gjaralo  fal),  baß  bie  (Snglänber  mit  ihrer  ferneren 
Lüftung  ben  Salltfern,  bie  fta),  wenn  fte  bebrängt  würben,  leichtfüßig  in 


4)  Castle  <S.  899  unten. 


Viertes  93ucr).  @a*>.  18.  (Sbtoarb,  ber  SBefemter,  fttrbt.  ©egenfonige  Sojiig  u.  %axa\b.  335 


tr)re  23erge  äurücfjogen,  nicbt  beifommen  tonnten,  übte  er  feine  ganje  9)?ann* 
fcJ>aft  auf  ben  2)tenft  mit  letzten  Waffen  ein."  2)ann  nacf)  bem  -ifteujarjr 
1063  rücfte  er  von  ©lofter  au$,  wo  beimaß  $öntg  (Sbwarb  £of  t>tett, 
über  bie  walliftfcfye  ©ränje  imb  eilte  auf  9M>lan,  ben  ©i£  ©rifftng,  Io6. 
(£$  war  barauf  abgefeiert,  ben  Häuptling  ber  2Öallifer  §u  fangen  imb  um* 
jubringen.  2)ocr)  ©riffln  würbe  getarnt  unb  entfam  §u  €>d)iffe.  9hm  lief 
£aralb  ben  *ßalaft  be6  Surften  jerjtören  unb  alle  ©crjiffe  beffelben,  bie  er 
vorfanb,  anjünben;  bieß  getfian,  fefyrte  er  um.  Slber  im  grürjjafyre  lief  er 
mit  einer  glotte  ton  33riftol  au$,  fdiiffte  verr)eerenb  längs  ber  @rän§c 
von  2Öale6,  bis  er  mit  feinem  53ruber  Softtg  jufammentraf,  ber  ton  Horben 
r)er  mit  $eiterfd)aaren  in  2Baleö  eingebrochen  war.  Sie  vereinigten  xr)re 
(Streitkräfte  unb  Mtfjtim  nun  mit  geuer  unb  ©c^roert.1)  3)ieß  melbet 
glorenttuS. 

Rubere,  aber  jüngere  3^gen  fagen2)  au6:  „eine  fel)r  große  Sttaffe  ntcf)t 
bloS  waffenfähiger  ($inwor)ner,  fonbern  felbft  von  Knaben  fei  niebergeme|$ett 
unb  baS  £anb  merflta)  entvölfert  werben.  3n  Verzweiflung  getrieben, 
(teilten  bie  übrig  gebliebenen  SÖallifer  ©eißeln,  febwuren,  Tribut  §u  jaulen, 
unb  verjagten  ifyren  Häuptling  ©rifftn  au3  bem  £anbe.  3m  näct)ften  3atjre 
brachen  abermal  Unruhen  au$.  ©rifftn  war,  wie  e6  fdjeint,  §urücfgefel)rt 
unb  r)atte  einen  Verfud)  gemaebt,  feine  ^errfa^aft  §u  erneuern.  5lber  eö 
gelang  tfym  ntct)t.  SlnfangS  Sluguft  1064  würbe  ©rifftn  von  feinen  elje* 
maligen  Untertanen  erfcblagen,  bie  Sftörber  Rieben  if)m  ben  $opf  ab,  unb 
überfebieften  benfelben  fammi  bem  ©c^nabel  vom  glaggenfcr>iffe  ©rifftnS  an 
Haralb,  ber  biefe  barbarifeben  £ropt)äen  weiter  an  ben  £of  beförberte. 
3roet  £albbrüber  beö  getöbteten  ©rifftn,  33leü)gent  unb  *Riu)valan,  würben 
vom  Könige  §u  Häuptlingen  über  2ßale3  b efteilt.  $or  ber  ©nfefjung 
mußten  fte  nia)t  nur  bem  Röntge,  fonbern  aua)  bem  Herzoge 
ralb  ben  Sel)en3eib  febwören  unb  angeloben,  baß  fte  jeben  Slugenbltcf  für 
ben  2)tenft  ju  Sßaffer  unb  §u  fianb  bereit  fein  unb  Tribut  §al)len  werben." 
Haralb  roar,  wie  man  ftefyt,  £err  von  2öaleö  geworben,  boa)  ließ  er  ben 
$önig  infofern  am  ©enuffe  ber  £errfcbaft  Zfyil  nehmen,  als  er  33efer)l 
gab,  für  Abwarb  ein  wol)l  eingerichtetes  3agbfcbloß  an  einem  walltftfcrjen 
Drte,  ber  ^ortafcitl)  r)ieß,  ju  erbauen.3) 

glorentiuS  behauptet,1)  £aralb  fjabe  2BaleS  barum  angegriffen,  weil 
©rifftn  fortwäfyrenb  Einfälle  auf  englifa)en  SBoben  machte.  9Jieine3  (£r* 
acbtenS  waren  biefe  Einfälle  SBorwanb,  unb  bie  wab)re  $bftd)t  £aralbS 
hielte  baf)in,  9^act)e  an  ©rifftn  beßfjalb  §u  nehmen,  weil  £e$terer  fo  lange 
ba$  Hau^  ^ou  ^t^veien  gegen  bie  ©obwiniben  unterftür^t  ^atte.  ^Desgleichen 


-1)  Flores  histor.  @.  632.  2)  ««ad&getotefen  öon  «a^enberg  l,  524.  SWe  1. 
3)  Flores  tempor.  ad  a.  1065.  @.  633. 


336 


^abj*  ©regoriuö  VII.  unb  (ein  ßütalkx. 


fagt  ber  Gtrjronift  tton  2Borcefter,  baß  fon>o^l  Haralb  als  Softtg  oom  Könige 
beorbert  toorben  feien,  SaleS  im  3af)re  1063  mit  ,frtcg  §u  überstehen. 
2)a  Haralb  ben  gelb$ug  oon  ©(öfter  aus  antrat,  wo  bamals  (Sbwarb  £of 
hielt,  fo  fann  man  nicbt  bereif  ein,  baß  fcor  bem  Kampfe  eine  SBeratfntng 
beS  SBitenagemote  ftattfanb,  bejfen  SBefchlüffe  ftetS  im  Tanten  beS  Königs 
ausgefertigt  würben.  @Ietdt)tt>ol)I  bin  ich  überzeugt,  baß  ber  Antrieb  §um 
Kriege  nicht  »ort  (Sbwarb  ausging.  2)enn  allen  SSerftanb  müßte  man  ihm 
abfprecfjen,  wenn  er  einen  jtampf  oetantaßte,  t>on  bem  üorauSjufehen  war, 
baß  er  bie  golge  fyaUn  werbe,  bie  er  wtrflich  gehabt  hat,  nämlich  eine 
fehr  bebeutenbe  Erweiterung  ber  9J?acbt  beS  ©obwinibeu  §aralb.  (Sbwarb 
wirb  eS  gemacht  haben,  wie  er  eS  fonft  machte:  er  ließ  gefd)er)en,  was  er 
nicht  fnnbern  fonnte,  unb  genehmigte  ben  S3efchluß  beS  Staatsrats,  ber 
ben  itrieg  erflärte. 

5)fe  %fyat\a<$)t,  baß  Haralb  nach  SBeftegung  ber  SÖallifer  einen  form* 
liehen  ^ulbigungSeib  ben  neu  cingefe£ten  Häuptlingen  abnahm,  ift  ent* 
fcheibenb:  unoerfennbar  hat  er  ftch  tyebä  a^  SanbeSherr  gebahrt.  Singe* 
nommen  nun,  2)aS,  was  bie  normanntfehen  ©efehtchtfehretber  unb  auch 
mehrere  englifcf)e  (Shrontften  berichten,  fei  wahr,  nämlich  Äönig  (Sbwarb 
habe  geraume  Sät  ttor  feinem  Sobe  bem  ^ormauuenhersoge  2Öilr)eIrn  bie 
Nachfolge  in  (Snglanb  jugefiebert,  muß  man  oon  jweien  gälten  einen  $0** 
ausfegen,  entWeber  baß  ^aralb  fa)on  1064  eine  fcinbfeltgc  Stellung  gegen 
ben  SBaftarb  oon  klonen  einnahm,  ober  baß  er  ftch  mit  Weiterem  über  eine 
Sü^ettung  ber  «£>errfchaft  tterftänbigt  hatte,  $etn  Schriftftetler  mclbet  etwas, 
was  im  Sinne  beS  erfteren  galleS  gebeutet  werben  fonnte,  Wohl  aber  be* 
richten  Mehrere  2)inge,  welche  auf  baS  Sediere  hinauslaufen. 

Heinrich  oon  Huntington  erzählt:1)  „im  22.  3al)re  ber  Regierung  ($b* 
warbS  fuhr  Hara^  nach  ^er  9?ormanbte  unb  fchloß  bort  mit  Hcvä°9  SBik 
heim  einen  Vertrag,  ber  ftch  auf  bie  5Xr)ronfolge  tu  (Suglanb  bejog."  Ueber 
bie  33ebtngungen,  Welche  ber  (St)rontft  als  3nl)alt  beS  Damaligen  Vertrags 
aufführt,  werbe  ich  unten  berichten.  2)aS  22.  3af)r  (SbwarbS  oerlief 
etwa  jwtfchen  bem  3ult  1063  unb  bem  gleichen  DJconat  beS  folgenben 
3af)reS.  3m  Spätfommer  1063  fann  £aralb  nicht  in  ber  ^ormanbie  ge* 
wefen  fein,  benn  baS  gan§e  3ar)r  1063  über  befa)äftigte  Unt  ber  ßrieg 
gegen  2öateS.  golglid)  muß  man  auf  bie  erfte  Hälfte  beS  3&hf8  1064 
fchließen,  unb  für  biefe  fyit  fprea)en  noch  anbere  ©rüttbe.  Obgleich  näm* 
lieh  im  Sommer  1064  ber  Äampf  in  2BateS  abermals  entbrannte,  ift  nicht 
son  Hara^  D*e  ^eDe/  m$  barauf  h^ubeuten  fdt)etnt,  baß  er  abwefenb 
war.  (£rft  nach  ßrmorbung  ©rifftnS,  welche  in  ben  $uguft  beS  genannten 
3ahreS  fällt,  greift  er  wieber  in  bie  ©efcr>icr)te  ein,  er  befanb  ftch  alfo  um 


')  ©a&ile  @.  366  unten. 


Stertes  (5a^.  18.  ßbtoarb  ber  SeFemiet  fitvbt.  ©egenfontge  Sofh'g  unb  Jpavatb.  337 

biefe  3ett  in  (Snglanb,  ober  war,  bte  SÖaljr^ett  ber  gafyrt  naa)  Dtouen 
vorauSgefe^t,  in  bte  ,£>eimatr)  suriicfgefefyrr. 

SlllerbütgS  fertigen  mehrere  ber  beften  ettgltf&en  (Sfyront'ften  von  ber 
9letfe  wie  überhaupt  bavon,  baß  (Sbwarb  ben  Normannen  jum  9lad)fofger 
etngefe^t  r)abe.  5ltlein  id)  muß  eine  oben  gemalte  SBemerfung  wieberfyolen: 
*Partr)etgeift ,  £aß  ber  2lngelfad)fen  wiber  bte  Normannen,  r)at  bte  33e* 
jie^ungen  jv\>tfcr)cn  (Sbwarb  nnb  2ßtll)elm  in  Smnfel  eingebüßt  unb  ver* 
brefyt.  @d)on  2Bilr;lem  »on  9JklmeSbitrty  flagt  hierüber,  tttbem  er  fagt :  *) 
,,id)  fefye  jwet  2Bege  vor  mir,  unb  weiß  nicf)t,  welken  tef)  etnfcfylagen  foll, 
benn  bte  Normannen  berichten  anberS  als  bte  5lngelfacf>fen,  unb  (5tol$ 
ber  (£üten,  93erbtffenr)eit  ber  2lnbern  hält  bte  203at)rt)eit  Verborgen. " 

3er)  tljetle  §unäa)ft  ben  23ertcr;t  ber  §wet  normannifcfyen  (Sfyroniften, 
weldje  betbe  3ettgenoffen  roaren,  beS  5trct)tbtafonö  von  Stfteur  unb  beS 
Wb\\&)$>  von  3umtege6  mit.  £)er  öftere  er$cif)ft:2)  „naa^bem  $öntg  @b* 
warb  ben  9Rormannenr)er§og  fdjon  buret)  Vermittlung  beS  vertriebenen  (Sr^ 
btfcr>ofS  Robert  von  Qtanterburty  (ber  in  SumtegeS  lebte)  ^um  9kd)folger 
ernannt  fyatte,  febtefte  er  fpäter,  ntdjt  (ange  vor  feinem  £obe,  ben  mädjttgften 
ber  ©roßen  (SnglanbS,  §aralb,  nact)  9touen,  bamtt  berfelbe  bte  gleite 
3uftdjerung  eiblta)  beMfttge.  §aralb  warb  auf  ber  Ue6erfar)rt  bureb  6turm 
nacb  ber  Klüfte  von  $ontr)teu  verfangen  unb  bort  fraft  beS  StranbrecrjtS 
eingeferfert.  211S  bteß  2ßtlt)elm  erfuhr,  löste  er  ir)n  auS  unb  empfing  ben 
2tngelfacf)fen  mit  großen  (£r)ren  §u  9Jouen.  ^aralb  rtdbtete  feine  Aufträge 
au$,  worauf  2ötlt)e(m  feine  Marone  $u  23onnevtlle  verfammelte.  £ter  ge* 
fcfyaf)  laut  ber  SluSfage  vieler  angefeilter  Männer,  bte  §ugegen  waren 
unb  nur,  was  fte  felbft  gefefjen  Ratten,  mitteilten,  golgenbeS:  feierlich  be* 
fcfywor  ,£>aralb,  baß  er,  fo  lange  Abwarb  noa)  lebe,  am  £ofe  beffelben  als 
(Stellvertreter  2ßilr)elmS  fyanbeln,  beffen  Vorteil  war)rner)men,  unb  fobalb 
(Sbwarb  fterbe,  bem  ,£>er$oge  mit  allen  Mitteln,  bte  if)m  §u  @ebote  ftünben, 
bie  9tacf)folge  verferjaffen  werbe.  2JIS  Unterpfanb  biefeS  SBerfprectjenS  ver* 
rjteß  er  bent  «§>er$oge  fogleta)  2)over  unb  anbere  Bürgen,  mit  Lebensmitteln 
worjl  verfemen,  §u  übergeben.  Qfyt  ^aralb  ben  <5cr)wur  ablegte ,  betätigte 
ÜBtlfyelm  bemfelben,  als  feinem  nunmehrigen  QSafallen,  ben  93eft£  aller  Seijen, 
unb  fieberte  if)m  bte  ^errfefjaften  $u,  bie  jener  fetner  SeitS  begehrt  Ijatte. 
Da  Stlfyelm  wußte,  baß  £aralb  ben  Jtrteg  liebte,  naljm  er  il)n  mit  ftdj 
beimgelb§uge  gegen  (Sonan,  ben  Häuptling  ber  Bretagne.  9kcr)  ber  S3eftegung 
beS  S3retagnerS  entließ  er  ir)tt  retdr)  befcfjenft.  9^oa)  eine  anbere  ©efälltg* 
feit  erwies  ber  £er$og  bem  5lngelfaa)fen.  6ett  längerer  3e^  befanben  fta) 
in  ber  Stformanbie,  als  ©eißetn  für  bie  6icf;err)ett  beS  Königs  Abwarb,  ein 
S3ruber  ^»aralbS  unb  ein  9kffe  ebenbeffelben,  welche  (Sbwarb  bem  9tor# 


*)  ©atotlc  @.  80  flg.       2)  2)ud^cgne  <S.  181,  d.  u.  191  flg. 
©fror er,  $afcft  Orcgoriu«  vu.  J8b.ni.  2^ 


338 


$>ci6j!  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 


mannenfyerzoge  zur  Aufbewahrung  anvertraut  fyatte.  93et  ber  Abreife  £aralb$ 
gab  Süfyelm  bemfelben  ben  Neffen  mit." 

£aut  anbern  ßeuQniffett1)  fyfef  ber  in  ber  9?ormanbte  3urücf6er)altene 
SBruber  ^aralbö  3Bulfnott) ,  betreffe  bagegen,  welcher  ben  £)r)eim  begleiten 
burfte,  trug  ben  Manien  ^afon  unb  rvar  ein  (Sofyn  beö  um  1052  ver* 
ftorbenen  €>tt>en.  lieber  bie  3C^/  roann  bte  beiben  ©etßel  in  bte  £änbe 
@troarb6  unb  burd)  tyn  in  bte  2£üf)elm$  gerieten,  ftnbe  id)  feine  9kaV 
rtcf)t.  «Sie  mögen  von  @obrotn  enüveber  1042,2)  ba  (Sbroarb  nad)  (£ng* 
lanb  fam,  ober  1052,  ba  ber  Köllig  bic  TOcffe^r  ©obroinö  unb  alle  von 
if;m  erpreßten  gorberungen  gutheißen  mußte,  geftellt  roorben  fein. 

3Rur  leife  beutet  ber  Arcbtbiafon  von  Sifteur  an,  baß  ^aralb,  ebe 
er  ju  53onnevtlle  ben  ($tb  ber  $afaflentreue  letftete,  ftcf)  felber  ntd)t  ver* 
gaß,  b.  r).  bebeutenbe  93ortf)et'Ie  auSbebang.  2öi(l)e(m  von  3umtege3,  beffen 
Anlage  fonft  mit  bem  SBeridjte  beö  Arcr;tbtafon6  genau  übereinftimmt,  ift 
bejügltcf)  lederen  $«nftf  offenberjtger.  (£r  melbet,3)  baß  Söilfyelm  ftcf) 
verbtnbtid)  gemacht  fyabe,  bem  Attgelfacbfen  erftttcE)  feine  £od)ter  Abelfyeib 
(bte  jeboa)  bamalö  noeb  ntrf)t  mannbar  rvar)  §ur  ©ernannt  zugeben,  unb 
Ztvetten6  ebenbemfeiben  bie  £älfte  (Snglanbö  abzutreten.  Aucb  ^einrtdt)  von 
Huntington  erwähnt4)  bie  bcabftcfjttgte  $ermär;lung  §aralb3  mit  ber  £od)ter 
be£  Normannen.  2)tefe  ($:r)e  aber  fcfjlteßt  metneö  (£rad>ten3  ben  zweiten 
$unft  in  fid).  3>nn  of)tte  eine  namhafte  Ausstattung  wirb  roeber  ber  Sftor* 
manne  feine  £od)ter  angeboten,  nod)  ber  Angelfacfyfe  btefelbe  angenommen 
fyaben. 

CDte  zwei  beften  angelfäd)ftfa^en  Duellen,  bte  fogenannte  (5ad)fend)rontf  ' 
unb  Florentius  von  2£orcefter,  beobad)ten,  rote  fd)on  oben  bemerft  roorben, 
foroofyt  über  bte  $eife  £aralb£,  al$  über  bie  bem  Normannen  §ugeftd)erte 
Erbfolge  rjartnäcfigeö  (BttUfdiroeigen,  au3  welchem  teuere  ben  Scbluß  ge> 
§ogen  f)aben,  baß  bie  SßefyauVtung  von  (Srbred)ten,  roelcfye  3öt(f>elm  (Sng* 
lanb$  £r)ron  betreffenb  geltenb  maebte,  entroeber  auf  betrug  beruhe,  ober 
bod)  fel)r  zweifelhaft  fei.  3ct)  bin  anberer  Meinung.  Ü)er  Ard)tbtafon  von 
Stfteur  beruft  fid),  wie  oben  gezeigt  roorben,  auf  eine  üftenge  Augenzeugen. 
3ur  3ett  ba  er  fcfjrteb,  lebten  nod)  Saufenbe,  welche  ben  Angelfad)fen  ^aralb 
§u  9iouen  gefehlt  fyaben  müffen.  Säre  bal)er  ba$,  was  er  erzäfjlt,  un* 
wal)r,  fo  f)ätte  er  auf'3  Unverfd)ämtefte  gelogen.  Allein  eine  fold)e  galfa> 
fyett  tl)m  €d)itlb  zu  geben ,  liegt  aud)  nidt)t  ber  minbefte  @runb  vor.  Anberer* 
feitö  ift  bte  (Stummfyeit  ber  (Sfyromften,  welche  angelfäd)ftfd)  füllten,  begretfltd). 

4)  Stadjgeunefen  üou  Sa^^enberg  I,  525.  9We  3.  2)  %üx  btefe  Slnna^me  fc^eint 
gBit^elm  »on  äftalmegbuvty  ju  entleiben,  wenn  er  ((Satiile  S.  82  gegen  unten)  fagt : 
Wulfnothus  toto  tempore  Edwardi  inextricabili  captione  irretitus.  <Sa§  3ßuIfnotr)  \väl)s 
renb  ber  ganjen  Stegterunge^eit  (Sbtvarbö  gefangen  ,  fo  muß  er  fdjon  1042  alö  ©et§et 
gefieltt  ivorben  fein.       3)  3)uc^eöne  ©.  285.       *)  ©aüite  <&.  366  unten. 


93ierteö  33uc$.  &ap.  18.  (Sbirarb  ber  33efenner  ftirbt.  ©egenfönige  £oftig  uivb  £ardb.  339 


Seit  1066  laftete  bte  gauft  beS  Normannen  fcbwer  auf  ihrem  $olf.  3n* 
grimmig  verbiffen  fte  baf)er  Alles,  was  $um  93ortr)eif  bcS  (Eroberers  gebeutet 
»erben  mochte. 

3dj  gehe  weiter  unb  behaupte,  baß  man  aus  gclegentltaVn,  unbe? 
waaMen  Slcußerungeu  ber^abftcbtltd)  ftummen  Angelfad)  fett  33ewetfe  für  bte 
9iicMtgfett  ber  3)arftcllung  bcS  ArdnbiafonS  ju  führen  vermag.  3)ie  (Snt? 
[Reibung  r)ängt  hauvtfäaMtcb  von  bret  fünften  ab :  erftenö  von  ber  giage, 
ob  »garalb,  ©obwtnS  Sohn,  wirfltcb  int  grü()d'ng  1064  an  ben  Jg>of  von 
9touen  retöte,  zweitens  von  ber  grage,  ob  ftd)  in  ben  ^)änben  be6  93aftarbö 
wirflieb  angelfä&fifcbe  ©etßcl  befanben,  bte  bem  Röntge  (Sbwarb  als  Unter? 
vfaub  für  bte  Sicherheit  fetner  $erfon  geftellt,  unb  von  ityrn  an  ben  9?or? 
mannen{)er§og  §ur  Aufbewahrung  übergeben  worben  waren ,  enbltcb  brittenS 
von  einer  Sfyatfacbe,  auf  bte  td)  unten  §urücffommen  werbe,  feat  ^aralb 
in  ber  erften  §älfte  beS  3af)reS  1064  §u  einer  >$tit ,  ba  ber  nahe  Tob 
jlönigS  Abwarb  erwartet  würbe,  JKouen  befuebt,  fo  fonnte  btefe  Steife  ftd) 
faum  auf  etwas  AnbereS,  als  auf  bte  Thronfolge  begeben,  unb  e6  ift 
bann  in  fytym  ©rabe  wahrfcbetnlid),  baß  ber  Zottig  von  (Snglanb  bem 
9lormannenr)erjog  eine  Anwartfcbaft  auf  bte  trotte  verliehen  hatte. 

3wettenS  war  Abwarb  fo  mißtrautfd)  gegen  baS  ,£>auS  ber  ©ob? 
wintbett,  baß  er  ftd)  jwet  üftitglieber  beffelben  alö  ©etßel  ("teilen  Heß,  unb 
weiter  fyat  er  btefe  Untervfänber  fetner  üetfönlt'cben  Sicherheit  bem  9?or? 
mannen  anvertraut,  fo  erfebeint  e6  gerabe^tt  unglaublich,  baß  ber  nämliche 
^öntg  Dasjenige,  auf  was  bie  ©obwiniben  fett  §wan§tg  Sahren  mit  größter 
33eharrlichfett  loSfreuerten,  Dasjenige,  wegen  beffen  fte  an  Abwarb  felbft 
eine  Oletfje  von  ©ewaltthaten  verübten,  nämlicf)  ben  etnftigen  23eft£ 
ber  Ärone  gutwillig  einem  ber  fchulbigften,  bem  £erjoge  £ara(b,  überließ, 
fonbern  ber  gefunbe  SQcettfcbenverftanb  nötigt  vorauSjufejjen,  baß  Abwarb 
unter  bamaligen  Urnftanben,  ba  feine  nächften  (Srben  entweber,  wie  ber 
jüngere  Abwarb  unb  Ofabulf,  nicht  mehr  lebten,  ober  wie  (Sabgar  §u  wenig 
5D?acbt  befaßen,  um  eine  Anwartfcbaft  ju  behaupten,  bie  Thronfolge  bem? 
jentgen,  ber  von  mütterlicher  (Seite  wirfltcb  mit  ihm  verwanbt  war,  bem? 
jenigen  ferner,  bem  er  bte@eißel  fetner  Sicherheit  jur  Aufbewahrung  über? 
gab,  bem  er  folglich  volles  Vertrauen  bewies,  nämlich  bem  Normannen? 
her§oge  2Ötlf)elm,  §ugeftchert  fyabe. 

Der  Wonfy  von  ^MmeSbur».  fagt:1)  „eS  gebe  jwei  Darftellungen 
ber  Steife  £aralbS  nach  Kotten,  ©emäß  ber  einen  fei  ber  Angelfacbfe  auf 
SBeferjl  beS  Königs  borthtn  gereist,  um  mit  «£>er§og  2Ötlr)eIm  über  bte  $aa> 
folge  $u  verhanbeltt.  Die  anbere  aber,  bte  ihm  Wahrfcbetnltcber  bünfe, 
laute  fo:  £aralb  r^atte  (ich  auf  fein  ©ut  93oSr;am  begeben;  um  ftch  mit 


l)  «Sovile  @.  93  Tlitk. 

22  * 


340 


$abfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitatter. 


giften  $u  ergoßen,  beftieg  er  einc6  £ag6  einen  Raiten  unb  fitl)r  mit  hinauf 
in  bie  @ee:  tyltyliü  fam  ein  <Sturm,  ber  if)n  mit  feinen  ©enoffen  an  ba$ 
©eftabe  von  $ontfyteu  fdbleuberte.  2)ä6  ©tranbrec^t  benü^enb,  fielen  bte 
Einwohner  beö  SanbeS  über  bte  (Schiffbrüchigen  l;er  unb  warfen  fte  in'S 
©efängntß.  9?itn  erfänn  £aralb  fofgenbe  Sifh  mit  großen  ^Besprechungen 
bewog  er  einen  Wann,  nach  *Rouen  §u  gehen  unb  bem  sJformannenl)er$oge 
311  melben:  er  Cgwralb)  fei  vom  Könige  mit  einer  (Senkung  nach  $ouen 
beauftragt  werben,  um  bie  grage  wegen  ber  Erbfolge  voltenbö  in'S  teilte 
§u  bringen;  aber  feine  unvermutete  ©efangennehmung  bura)  ben  ©rafen 
Stbo  von  ^ont^teu  mache  e6  ü)m  unmöglich,  jenen  Auftrag  §u  vollftrecfen. 
Senn  ba^er  St^elm  Serif)  auf  bie  «ftrone  von  (Snglanb  lege,  möge  er 
2llleS  anwenben,  um  ^aralbS  ^Befreiung  §u  erwirf  en.  2luf  biefe  SBotfehaft 
tyn",  fät>rt  ber  (Stehler  fort,  „loSte  ber  Normanne  ben  Slngetfächfen  mit 
einer  §or)en  @umme  auS,  £aralb  aber  mußte,  in  Ofouen  angelangt,  notr}* 
gebrungen  bie  begonnene  Süge  &u  (£nbe  p  fielen,  b.  r).  fo  fyanbeln  unb 
reben,  at$  fei  er  wirflich  von  itönig  Abwarb  ermächtigt  worben,  bem  23a* 
ftarb  von  9^ouen  bie  trotte  $u  verbeißen,  wär)renb  boef)  fein  roafyreö  Sort 
baran  war." 

£)ie  eine  ber  beiben  von  bem  (£r)romften  erwähnten  2)arftellungen  ift 
of)ne  grage  bie  normanntfehe,  wie  fte  ftd)  benn  and)  bei  ben  beiben  Sil* 
r)elmen  von  Sifteur  unb  Sumtegeö  finbet.  golgltch  fann  bie  §weite,  bie  ber 
Wonü)  von  9)?almeöbun;  unbegreiflicher  Seife  für  bie  wahrfchemltchcre  hält, 
nur  bie  angelfächftfcbe  fein.  Sortn  beftef)t  il)re  (Stgentr;ümltcr;fett?  £aub* 
greifltch  barin,  baß  fte  bie  von  2lnber3geftnnten  hervorgehobene  93ewetöfraft 
ber  Steife,  welche  ^aralb  im  grüf)jar)r  nach  S^ouen  antrat,  bunt  fünftliche 
3uthaten  ju  vernichten  fucf)t.  (£3  foll  nicht  5X6ftdt)t ,  fonbern  bloßer  3ufaft 
gewefen  fein,  baß  ber  angelf&cbftfche  (Sari  S^ouen  far).  3)a£  ganje  ©e* 
fchichtchen  ift  eine  ber  gewöhnlichen  $erbref)ungen,  §u  welchen  *partr)eien 
greifen,  wenn  fte  %fyat\aa)?n,  bte  ihnen  ungünftig  (tnb,  nicht  abjuläugnen 
vermögen.  Jtur$  auS  ben  Sorten  be$  S^rontfien  von  -»UialmeSburty  erhellt 
fonnenflar,  baß  bie  Slngelfachfen,  obgleich  fte  fonft  SllleS,  was  für  ein 
9^edt)t  SühelmS  auf  bie  jtrone  (SnglanbS  $eugte,  in  Slbrebe  sogen,  boch 
bte  $hatfa$e  *>er  ^c^fe  «5>aralb0  nach  ber  Stformanbte  nicht  ju  wtberft>recf)en 
wagten,  fonbern  ihre  ©pi^e  buref)  gechterfünfte  umbeugten. 

gerner  glorenttuS  von  Sorcefter,  ber  fein  9fecht  beS  Normannen 
Sithelm  auf  bie  $rone  von  (Sngfanb  anerfennt,  unb  bemgemäß  barüber 
fdjwetgt,  baß  (Sbwarb  bem  33aftarb  bie  5(nwartfa)aft  auf  ben  Ztyon 
lief),  fowie  baß  ^aralb  1064  nach  ber  Sftormanbte  abging,  melbet*)  gleia> 
wohl  gum  3ahre  1087  golgenbeö:  „al6  ^önig  Stlhelm  ber  Eroberer  ben 


l)  Flores  histor.  @.  642. 


% 


93terte3  93udj.  @a*>.  18.  (Sbfrarb  ber  33efennet  fttv6t.  ©egenfönige  Softtg  unb  £aralb.  341 


$ob  fyerannafyen  füllte,  gab  er  »tele  ©efangene  frei,  barunter  aueb  SButfnott), 
ben  23ruber  ,£ara(b3,  ben  er  faft  tton  beffen  Jtinberjafyren  an  (als  ©eifel) 
in  2krroaf)rung  gehalten  fyatte".  Sie  ba$  mit  bem  23ertcbte  M  Arcbibia* 
fon$  tton  2tfteur  übereinftimmt!  S^acf»  ber  SluSfage  beö  Seftteren  befanben 
ftcf>  1064  jroei  5D^ttgItet>er  ber  gamilie  ©obrotnS  als  ©eifet  in  ber  9Ror* 
manbie,  nämlid)  ein  9£effe  £ara(bS,  £afon,  SroenS  Sofyn,  unb  bann  ein 
23ruber  £aralbS,  roelcber,  ba  er  als  Jtmb  abgeliefert  rourbe,  toofjt  ber 
jüngfte  Sofyn  ©obroinS  gevoefen  fein  muf.  2)er  9£effe  erhielt  bie  greitjeit 
unb  burfte  ben  Dfyetm  begleiten:  ber  33ruber  aber  mußte  bleiben.  2Bof)lan 
aua)  uad)  anbern  9fad)ridj)ten  fyicjj  ©obvoinS  jüngfter  SoJfnt  ^Bulfnott),  auet) 
naa)  anbern  9?ad)ri$ten  faß  eben  btefer  Sulfnotf)  roäfyrenb  ber  ganjen 
gierung^eit  ber  beiben  Könige  (Erwarb  unb  Süfyetm  erft  in  ber  Norman* 
bie,  bann  in  (Englanb  gefangen.1)  3m  Uebrigen  berufe  id)  mta)  auf  bie 
23eroetSfraft,  voelcbe  laut  ben  oben  entroidelten 'Säften  unvoibcrteglicr)  ber 
©eißelfcbaft  §afonS  unb  SulfnotfyS  jufommt. 

(Subita)  brütend  ift  eS  eine  »on  bem  Slngelfacbfen  glorentiuS,  ber 
fyeimlia)  ben  (Eroberer  fyaßt,  §ugeftanbcne  unb  barum  unbeftreitbare  £r)at* 
fadje,  baß  £aralb  gegen  (Snbe  beS  3al)reS  1064  —  alfo  fraft  Dbtgem 
balb  natt)  ber  IRMUty  i>on  ber  normannifcfyen  Steife ,  bie  ,£>ulbtgung  ber 
SBaflifer  empfteng.  2)iefe  £u(bigung  aber  fa)loß  ein  $ecbt  auf  bie  #err* 
fa)aft  in  fta).  9?un  frage  ta),  fann  man  trgenb  annehmen,  baß  ein  5lft 
tton  folcfc er  Tragweite  ofyne  freie  (Einwilligung  beS  Königs  (Ebroarb  sor  ftet) 
Öm9?  3<§  antworte:  nun  unb  nimmermehr.  £atte  aua)  baS  Sitenage* 
mote  ben  $önig  §u  mannen  fingen  genötigt,  bie  leftterem  unlieb  waren: 
fein  Staatsrat!)  roirb  einen  ^errfeber  ba§u  fingen,  baß  er  wiber  feinen 
Seinen  einem  Unberechtigten  bie  (Erbfolge  in  einem  Steile  beS  SReid)S  §ufprecbe. 
!l)enn  roenn  bie  Stimme  beS  ©ewiffenS  gän$ltcb  febweigen  follte,  fo  \>err)tnbert 
eine  ftärfere  -Jftacbt,  ber  Sfteib,  ben  früher  ©leicbgeftellte  gegen  einen  23e* 
»orjugten  füllen,  foltt)e  äußerfte  9Jtaf regeln.  Safyrltd),  wäre  eS  möglicb 
gewefen,  bureb  ben  23efa)luß  eines  Sttenagemote  baS  $ea)t  ber  Erbfolge 
$u  erlangen,  fo  roürben  bie  ©obwimben  lange  »or  1064  baS  fyeißerftrebte 
3tel  erreicht  fyaben. 

Detter  fage  ta):  nur  unter  einer  SBebingung  tft  eS  benfbar,  baß 
Äönig  (Ebwarb,  ber  bie  ©obwiniben  fcerabfa)eute,  einem  berfelben  freiwillig 
bie  £ulbtgung  in  SaleS  gemattete,  roenn  nämlid)  Verträge,  bie  er  mit 
einem  ^Dritten  abgeftt^loffen  ^atte,  t^m  bie  SBerbinblidtfett  auferlegten,  Solches 
ju  bewilligen.  Angenommen,  ^broarb  t)abe  roirflia)  bem  Normannen  Sil- 
f)elm  bie  9?ad?folge  in  (Englanb  §ugefttt)ert,  angenommen  ferner,  ber  9for* 
manne  ^abe,  roeil  er  füllte,  baß  er  ot)ne  bie  ^ülfe  ^aralbö  ftd)  nta)t  in 


*)  ©aöile  ©.  82  gegen  unten. 


342 


^abji  ©regotiuö  VII.  unb  (ein  3eüaUer. 


ben  33eftr3  be$  von  Abwarb  jugcftanbenen  $ecbt£  §u  fefcen  vermöge,  bem* 
felbcn  einen  £t)eil  (SnglanbS,  namentlich  bie  Sehen^herrlicrjfeit  über  2Bale3 
abgetreten,  fo  formte  ber  Äöntg  bie  von  ^aralb  mit  ^Berufung  anf 
t)elmö  au3gefprod)encu  Sitten  geforberte  ^ulbtgung  ber  SQBalltfer  nicht  root)l 
verroeigern.  9?un  ftnb  bte  Slnöfagen  ber  normanni[d)en  (5t)rontften ,  laut 
welchen  (Soroarb  bem  Normannen  bte  ^ronfolge  jugefagt,  ber  Normanne 
aber  feinerfeitö  mit  bem  ©obroiniben  ^aralb  ftcb  über  eine  $t)eilung  be3 
sRetct^  verftänbigt  t)at,  in  ber  2Bal)rt)eit  begrünbet,  folglich  ift  bie  XfyaU 
faa)e  ber  von  ben  Sffiafltfern  an  ^aralb  geleifteten  £ulbigung,  unb  namens 
lieb  aud)  bie  Seit,  in  roelcbe  fte  fällt,  erflärt,  unb  e$  fteltt  ftet)  r)erau$, 
baß  biefe  von  bem  angeljächftfcben  §aupt$eugen  berichtete  ^ulbignng  einen 
verborgenen  SBeroetS  jtoefet  fünfte,  roelcbe  bie  2lngelfad)fen  fonft  leug* 
nen  möchten,  enthält,  nchnltd)  bafür,  baß  erftenö  ^önig  (Ebroarb  bie  $hron* 
folge  bem  Normannen  jngefta)ert,  unb  jroettenS  baf  ^aralb  um  1064  eine 
Steife  nac^  9£ouen  gemacht  t)aben  mu£,  roäl)renb  roelcber  tl)m  <§er$og  %&\U 
l)elm  einen  %$c\l  (SnglanbS,  namentli&  2öale6,  vergieß. 

Slllem  §Xnfcf)etne  nad)  glaubte  ^aralb  gegen  (Snbe  be$  3at)f3  1064 
nahe  am  2>itU  nt  fein.  2lber  §roei  2lufftänbe,  bte  1065  in  2£ale6  unb  in 
9fortr)umbrien  ausbrachen,  türmten  ©enntterroolfen  auf,  bte  1066  verberb* 
lieh  ftd)  über  feinem  Raupte  entluben.  3«  2ßale3  gährte  e$  fortroäfjrenb. 
Ü)er  Sotjn  eines  £äuptltngö  von  (EübvoalcS,  genannt  jfrabof,  beffen  SSater 
ber  tm  5luguft  1064  erfcblagene  Häuptling  ©riffttt  vor  einigen  3at)ren 
umgebracht  hatte,  muß  Stftetfter  über  bie  von  (Sfcroarb,  ober  vielmehr  von 
$atalb  §u  Gmbe  be£  3al)r6  1064  eingefe^ten  5Xl;etlfürftcn  SBtethgent  unb 
*Ritf)roallan,  geworben  fein.  glorentiuS  berichtet:  *)  „am  (St.  ^Bartholomäus* 
tage  (ben  24.  5luguft  1065)  erfebien  ^rabof  mit  allen  beuten,  bte  er  auf* 
zubieten  vermochte,  §u  *ßortafcitr),  roo  bie  ^Bauleute  mit  (Errichtung  be6  von 
£aralb  angeorbneten  3agbfchIoffe3  befchäftigt  roaren,  vertrieb  fte  fammt  ben 
Vögten,  welche  bte  2lufftcht  führten,  unb  raubte  bie  vort)anbenen  ^ßorräthe". 
5lnbertf)alb  9D?onate  fpäter  begann  bie  um  $ieleö  gefär)rltcbere  (Empörung 
in  9Rorthumbrien,  roelcbe  aber  offenbar  mit  bem  roattiftfeben  Slufftanb  §ufam* 
menhieng. 

3d)  muß  §uerft  bte  Urfad)en  ber  23eroegung  entrotcfeln.  glorentiuö  fagt:1) 
„in9Rorthumbrien  ^errfd?te  roüthenbe  Unjufriebenhett,  erftlia)  weil  bie  Königin 
(Eabgitf)  auf  Antrieb  tfjreS  SBrubcrS  Softig  ben  vornehmen  9fortf)umbrter 
©oöpatrif  an  9Q3etl;nact)tcn  J064  im  föniglichen  $alaft  ^atte  ermorben 
laffen,  §roettenö  roetl  von  Softig  felbft  mehrere  2)ienftleute  beS  (Srfd)lagenen 
unter  trüglichen  QSorroänben  in  ben  herzoglichen  £of  §u  §)orf  getoeft  unb 


Flores  histor.  ©.  633. 


35iertegi  Q3ud).  ßaV- 18-  ©btoarb  ber  QJefenner  jlirbt.   ©egenfomge  Softici  unb  Jparalb.  343 


bort  umgebracht  werben  waren.  ^Drittens  weil  £ofttg  aus  ganj  9?ortl)um* 
brien  unerträgliche  (Stenern  eintrieb. " 

„(Erbittert  bureb  btefennb  ä^nlidu' UngeredUtgfetten  bracben  b.en  3.  £>c* 
tober  1065,  wäbrenb  Softt'g  am  foröglidjcn  ^ofe  »etfte,  200  nortf)umbrtfcr;e 
©olbaten  unter  §lnfür)rung  breier  (SbeKente  in  bie  Stabt  3)orf  ein,  sogen 
am  erften  Sage  jwet  £u$farle  beä  ^erjogö,  bte  ftcb  verborgen  hatten,  auS 
tfyrem  SBerftecf  l)erv»or  unb  brachten  fte  um,  am  folgenben  Sage  erfebdtgen 
fte  über  200  wettere  3)ienftleute  be$  §erjog$,  fowofyl  2)änen  als  Dingel* 
faebfen.  4)  ÜÖBeiter  erbratfen  fte  £o.ftig6  @cr/a|fammer  unb  leerten  btefelbe 
auö.  9?ad)  btefer  £t)at  erfyob  ftcf)  ba3  gatt^e  Sanb  wiber  Softtgö  @ewalt* 
fyerrfebaft,  bte  ^ufftänbtfcben  wägten  fofort  SKorfar,  SllgarS  <£ol)n,  an 
SofttgS  (Stelle  311m  ^erjoge  von  9?ortl)umbrten.  5(nd)  bte  im  ©üben  von 
9?ortl)um  brien  gelegenen  ©raffdjaften  Sincolnffytre,  5)erM;ff)tre  waffneten  für 
bte  ^htfftänbtfdien,  bc3gletd)en  §ogen  tfjnen  »tele  2Öalltfer  unb  bte  ferner, 
betten  s)J?orfarö  ©ruber  (Sabwin  vorftanb,  ju  §ü(fe." 

„©leia?  $u  Anfang  ber  Bewegung  fjatten  bte  Un^ufrtebenen  eine  ®e* 
fanbtfd)aft  an  ben  jtöntg  abgefdjicft  mit  bem  ©egefyren,  baß  Abwarb  bte 
(grwafyhmg  2D?orfar$  311m  <£>er§oge  9?ortf)umbnen3  gutheißen  folle.  2lber 
fte  warteten  fetneöwegS  in  9?ur)e  ab,  bte  ber  ftfnigltdie  ©efd^etb  eintraf, 
fottbern  rücfteu  unter  großen  §8err)eerungen  MS  9?ortl)amüton  unb  £>rforb 
herunter.  Snbeffett  war  «£>er$og  £aralb  vom  Könige,  wie  von  Softtg  felbft 
beauftragt  worben,  bte  Empörer  ju  befcbwtctjtigen.  3)erfelbe  verfuebte  anfangt 
fünfte  ber  Ueberrebung,  aber  afö  bte  Unjufrtebenen  trofcig  erflärten,  baß 
fte  nie  met)r  mit  Softtg  ftd;  verfolgten  würben,  gab  £ara(b  feinen  ©ruber 
*ßret3  unb  vertunbtgte,  baß  ber  Äöntg  bie  (Srfyebung  3)?orfar$  genehmigt 
fiabe.  9?un  mußte  £ofttg  (Snglanb  verlaffen.  $?it  feiner  @emar)lin  3ubttr) 
flof)  er  junäa^ft  nad>  glanbern,  welche  $rovtn§  baS  £etmatf)lanb  ber  3u* 
bitt;  war." 

gaffen  wir  bte  Srtebfebem  be$  SfafftanbS  ins  Singe.  (Sabgitr)  fjatte  auf 
SBeranlaffung  tr)rcö  ©ruberö  Softtg  ben  9fortr)umbrier  ©oSpatrtf  tn  (§b* 
warbö  $alafte  ermorben  laffen.  SBarum  würbe  ber  rontglicfye  §of  6cbau* 
fcla£  biefeS  Verbrechens?  £)f)ne  3*wtfel  beßtjalb,  weil  ©oSVatrtcf  bort  ein* 
getroffen  war,  um  ^lage  gegen  @ewalttr)aten  SofttgS  §u  ergeben.  Unb 
§war  fatttt  ber  9?ortl)umbrter  vom  Könige  fetneSwegS  abgewiefen  worben 
fein,  benn  fyätte  Abwarb  als  oberfter  Ofiajter  gegen  ©oötoatricf  entfe^ieben, 
fo  würbe  bte  Königin  nia)t  nötf)ig  gehabt  J)aben,  ben  Saftigen  bura)  5D?orb 
ju  befettigen.  3)emnac^  ift  Har,  baß  (Sabgitr)  wtber  ben  Eitlen  beö  ©e* 
ma^tö  böfe  5lnfa)täge  i^red  ©ruberö  unterftürjte.  3wetten0  wenn  ^ofttg 
felbft  mehrere  Ü)tenftleute  ©oSpatrtcB  l)tnterlifttger  Steife  aus  bem  2Bege 


x)  <Sa»ile  ©.  367  «Witte. 


344 


$abft  ©tegoriuö  VII.  nnb  fein  3ettalter. 


räumte,  fo  fann  feine  2lbftd)t  nur  bie  gcwefen  fein,  eine  burcr)  t»ie  ©efe£e 
verbotene,  unerträgliche  ©ewaltfjerrfchaft  einzuführen. 

CDrttten^  eine  »eitere  Urfactje  ber  über  baS  Sanb  »erbreiteten  ©äl)* 
rung  waren  bte  faxten  von  heftig  eingetriebenen  ©teuern.  Sßoju  verwen* 
bete  er  btefelben?  Dhne  ßweifel  t>auptfäct;ltd)  für  eine  l)er$og(ia)e  Sfyinglitfy, 
'ober  $u  23ejahlung  von  ^uefarlen.  glorentiuö  fagt  ja  auSbrücHta) ,  baß 
bte  3lufftänbifa;en  $wet  «gmöfarle  £oftig£  erfchlugen,  unb  ebenberfelbe 
beutet  an,  baß  eine  ziemliche  §(njal)l  folcher  Seute  ftcr)  im  2)tenfte  £ofttg$ 
befanb,  benn  laut  ber  Angabe  beö  (St)rontften  waren  unter  ben  200  3)tcnft* 
mannen  be$  ^erjogS,  bie  am  zweiten  Sage  be$  (SinzugS  in  g)orf  ba$ 
Seben  verloren,  neben  5lngelfachfen  auch  2)änen.  9?un  wiffen  wir,  baß  in 
früheren  3etten  kie  ZfynQlitty  »orzugSweife  au3  hätten  beftanb.  (SbenbaS* 
felbe  wirb  ohne  3tt>«fcl  auch  mit  ber  Sfjtnglitfy  ber  galt  gewefen  fein,  bte 
ber  ^erjog  befaß. 

Sie  ich  oben  zeigte,  tft  ilöntg  Abwarb  1051  genötigt  werben,  bae 
2)anegelb  feinen  Untertanen  ju  erlaffen,  unb  ben  3$eil  ber  £fnn9utf>> 
welcher  zu  Sanbe  ben  2)tenft  be6  %tyo\K$  verfaf),  abzufchaffen.  2lber  waf)* 
renb  bte  ^rone  ftet)  ihrer  £au$trupven  entäußern  mußte,  behielten  bte  ®ro* 
ßen  (SnglanbS,  ober  behielt  baä  angelfäcf)fifcr)e  !Retcr)öfitrftentr)itm  bte  feint* 
gen  bei.  5Rta)t  Softtg  allein  unterhielt  «gmSfarle,  feine  ©tanbeSgenoffen, 
anbere  (garle,  Herzoge,  ©rafen,  machten  eö  ebenfo.  £äuftg  werben  in 
Urfunben  aus  ben  Otiten  (SbwarbS  fürftltche  ^uSfarle  erwähnt.1) 

5luch  bie  (Ehrontfen  fttmmen  bei.  SÖenn  e$  von  ^aralb  t)ti$t,7)  baß 
er  feine  ©olbaten  vor  bem  (Einfall  in  2Bale3  auf  ben  2)tenft  mit  leichten 
Staffen  eingeübt  habe,  ober  wenn  bezüglich  be$  SlufftanbeS  von  1051  ge* 
melbet  Wirb,3)  baß  ber  $öntg  bie  gorberung  ftellte,  ©obwiu  unb  beffen 
©ohne  müßten  alle  ihre  ©olbaten  ber  $rone  übergeben,  fo  läßt  ftd)  met* 
ne3  ©racr/tenS  ba$  (Sine  wie  baö  5lnbere  nur  von  förmlichen  ©ölbnern, 
nicht  aber  von  Sehenleuten  verfielen.  9htr  ©ölbner,  nicht  aber  Sehenleute, 
welche  ben  größten  Zl)di  beö  3af)re$  auf  ihren  ©ütern  ft£en  unb  bfoä 
einige  lochen  beö  3al)rö  ^rtegöbtenfte  letften,  ftnb  förmlich  in  ber  £anb 
beS  Äriegöherrn,  unb  bei  Sag  wie  bei  9^act)t  §um  Sluörücfen  bereit.  Ü)ie 
Shatfacbe,  baß  (EnglanbS  ©roße  fortfuhren,  «gmuStruppen  §u  galten ,  (Sb* 
warb  bagegen  bie  feinigen  fortfielen  mußte,  verbreitet  fyüt$  Sicht  über 
bie  öffentlichen  3uftänbe  M  SanbcS.  2)er  Äönig  hieng  von  ber  ©nabe 
feiner  t)Qt)zn  SBafallen  ab,  bie  trotte  war  ^um  ©Pielwerf  be$  9tetch3für* 
ftenthumö  ermebrtgt. 

2)a  anbere  (iarle  unb  ©rafen  gleich  Softig  £au6tnrjtyen  in  2)tenften 
battm,  ift  anzunehmen,  baß  aua)  fte  von  ben  Untertanen  ihrer  Sehen 


l)  $algva«e,  english  Commonwealth  II,  382.      2)  Oben  ©.  334  flg.      3)  2)af.  ©.  305. 


SSterteö  93udj.  (5a)?.  18.  (Sbtoarb  ber  93efenner  flitbt.  ®egcnfi3nigc  Softig  unb  £aralb.  345 

^rtegöfteuem  erhoben.  3)enn  bie  9)?öglicf)feit',  Solbaten  ju  galten,  beruht 
ö&ercU  auf  5lbcjabm  beö  SßolfS.  Allein  Softig  muß  btc  9?ortf)umbrter 
ftärfer  angeftrengt  fyaben,  als  bie  Zubern  e$  §u  tfyun  wagten.  2>enn  nur 
in  feinem  ^erjogtlmm  bradien  Unruhen  au6,  wäfyreub  bte  Sewoljner  beg 
übrigen  (Snglanbö  rufyig  blieben.  SManutlicf;  ift  baS  93olf  im  fünfte  be3 
3al)leu$  empfmblicb.  9?un  bnlbeten  bie  ^ortlmmbrter  bi$  jum  ^erbfte 
1065  Softige  ,§errfcr)aft,  unb  feblugen  erft  im  Dctober  lo3. 

3)arau$  barf  man  ben  ©d)Iuß  sieben,  baß  £oftig  Anfangt  mit  ben* 
felben  Steuern  fieb  begnügte,  welche  aud)  anbere  ©roße  forberten,  baß  er 
aber  md)t  lange  vor  bem  2luöbrud)e  ben  Setrag  ber  Abgaben  wefentlid) 
erf>ö^t  Jjat.  Ueber  ben  3^ecf,  für  ben  er  foldjeS  tfyat,  fann  faum  ein 
3wetfel  obwalten.  Allem  Anfcbefne  nad)  wollte  er  unabhängiger  §err  in 
9?ortr)umbrien  werben,  ba£  bisher  ein  bloßeö  £efyen  gewefen  war,  unb 
mehrte  bie  3a^  fetner  ©olbaten,  um  bie  angemaßte  ©ewalt  gegen  jeben 
Abgeneigten  vertfjeibigen  §u  fönnen.  $)emnad)  fjat  Softig  nia)t  lange  vor 
bem  £erbfte  1065  ben  (Sntfdjluf  gefaßt,  fta)  von  ber  Ärone  (gnglanb  un* 
abhängig  ju  machen,  unb  baö  £el)en  Sftortfyumbrien  in  ein  f leinet  (Srbreid) 
&u  verwanbeln.  2)tc  anbem  £f)atfacf;en  treffen  §u:  bie  9J?orbtl)aten,  welche 
er  felbft,  unb  weld)e  ju  feinem  9ßortf)etl  bie  Königin,  £oftig£  <5a)wefter, 
verübte,  nötigen  gleid;fall$  ju  ber  93orau6fet$ung,  baß  er  um  bie  angegebene 
3eit  ftdr)  $um  jtöntg  in  Stforbenglanb  aufwerfen  wollte. 

(Sobann  fällt  fein  *ßlan  ber  3ett  naa)  mit  ben  oben  befa^riebenen 
Unterljanblungen  jufammen,  fraft  welker  Softigö  33ruber,  £aralb,  ftd)  ber 
,§errfa)aft  über  2Bale6  unb  bie  £älfte  dnglanbö  üerftc^erte.  2)rängt  ftd) 
ntcr)t  mit  fiegenber  ©ewalt  bie  SSermutrjung  auf,  baß  bie  Umtriebe  beiber 
Sritber  im  *8erf)ältntffe  von  Urfacfye  unb  Sirfung  ftanben?  Wlit  anbem 
Sorten,  weil  Softig  faf),  baß  £aralb  buref)  Verträge  mit  bem  Norman* 
nenf)er§oge  §um  «Jkcfjtfyeile  ber  übrigen  9J?itglteber  be$  §aufe3  ber  ©obwt* 
niben  ein  6tücf  von  (Snglanb  für  ftcb  erfdjwang,  backte  er:  fo  viel  wertf) 
als  £aralb,  bin  audj  tcr),  fo  viel  $ecr;t  atö  er,  fjabe  aua)  fd&;  bem  9?or* 
mannen  unb  bem  SBruber  ju  £ro£  foll  ein  drittel  be6  9*eicr;$  mein  wer* 
ben.  2)ie  Königin  (Sabgtytf)  aber  fyat  nta)t  nur  ifjtem  ©emafyle,  fonbem 
auet)  bem  älteren  53ruber  £aralb  ju  £ro£  bie  efyrfücfyttgen  Abfielen  beS 
jüngeren  unterftü^t.  Sie  muß  gleichfalls  erbittert  barüber  gewefen  fein,  baß 
£aralb  fta)  mit  bem  verfaßten  Normannen  eingelaffen  fyatte. 

3iel)en  wir  ben  weiteren  Verlauf  be6  nortl)umbrifel)en  5lufftanb6  in 
Erwägung.  3Benn  je  irgenb  ein  anberer  üDtfann  in  ©nglanb,  befaß  «£)er$og 
^aralb  bie  nötigen  Littel,  um  bte  ©mipörung  wiber  feinen  33ruber 
ftig  nteberjufc^lagen.  Slber  fein  gan^eö  33erfa^ren  Umiöt,  baß  bteß  feine 
5lbfta)t  ntc^t  war.  2)ie  5lufftänbifa^en  verfügten  Anfangt  nur  über  eine 
Heine  9Hadt)t,  fie  §äl)lten  nia)t  mef)r  alö  200  «Wann.    Stile  SBelt  weiß, 


346 


$abjl  ©regortuö  VII.  unb  fein  3eitatter. 


baß  Bewegungen  am  leiehteften  bemetftert  werben,  wenn  man  fte  im  Meinte 
erfttcft.  £aralb,  bcr  93efkger  von  2öale3,  unter  bcffen  23efel)l  eine  bebeu* 
tenbc  bewaffnete  9)taa)t  ftanb,  (>ätte  bafyer  fogletch  in  ?Rortl)umbnen  cinrücfen 
fallen  2lber  er  tf)at  baö  ©egentheil,  er  wartete  §u,  btö  9J?orfar  §um  «£)er§oge 
JN)ri  9?orthumbrten  gewählt  war,  unb  bis  triebt  nur  bte  nörblicbeu  sprovtnjen, 
fonbent  auch  mehrere  ©triebe  beS  mittleren  (SnglanbS  für  bte  9?ortl)umbrter 
§u  ben  Staffen  gegriffen  Ratten. 

3)ann  erft  rücfte  er  bem  nunmehr  ftarf  geworbenen  getnbe  entgegen, 
unternahm  jeboer)  auch  je£t  feinen  jlampf  für  ben  33ruber,  fonbern  naa> 
bem  er  einige  fchwaaje  5Serfua)e  gemalt  I)at,  benfelbett  mit  ^Borten  &u 
retten,  SSerfucfye,  bie  offenbar  nur  ben  Schein  wahren  folltett,  J>atf  er  baju, 
baß  £ofttg  vollenbS  abgefegt  unb  SDtforfar  als  rechtmäßiger  Nachfolger  in 
•ftortbumbrien  vom  Röntge  anerkannt  warb.  3)aS  !)eißt:  ^aralb  r)at  ben 
Stnr§  feines  SBrubevS  Softtg  beabftchttgt.  3n  ber  Xfyat  [teilen  mehrere, 
normannifc^e  unb  auch  beutfebe  3cu9eK  Wz  Sache  in  btefem  Siebte  bar. 
£)rberta)  SSttaltS  behauptet,1)  £aralb  J)abe  feinen  Sßruber  Softtg  mit  ©e* 
walt  aus  bem  9tetd)e  vertrieben.  2)affelbe  beutet2)  5tbam  von  Bremen 
an,  ber,  wie  bte  oben  angeführten  SBetfatele  beweifen,  über  ben  wahren 
Hergang  ber  engltjchen  93erwtcftungeit  beffer  unterrichtet  war,  als  bte  met* 
ften  angelfäcbftfct)en  ßhroniften. 

5luS  allem  bem  folgt,  baß  ^aralb  feinen  33ruber  Softtg  als  einen 
getnb  betrachtet  hat;  mit  anberen  Korten,  baß  er  bie  Ueberjeugung  ty$te, 
bte  geheimen  Umtriebe,  welche  Softtg  fett  Seihnachten  1064  in  Northum* 
brten  machte,  unb  welche  bte  letzte  Empörung  veranlagten ,  feien  eigentlich 
gegen  ihn  felbft  G§aralb)  gerichtet  gewefen. 

Sährenb  bie  beiben  SBrüber  eine  fo  feinbfelige  Stellung  wiber  einem* 
ber  einnahmen,  brach  Weihnachten  1065  an.  Äöntg  Abwarb,  ber  längft 
fteebte,3)  verfiel  in  eine  ernftliche  ^ranf^ett,  von  ber  er  nicht  mehr  erfter)en 
follte.  3n  ber  legten  3*tt  fcheint  ihn  faft  auSfchlteßlich  bie  Sorge  für  fein 
Seelenheil  befct)äftigt  §u  haben.  2)te  neue  SÖeftmtnfterftrc^e  war  nach  lan> 
ger  Arbeit  fertig.  2lm  Sage  ber  unfct)ulbtgen  ^tnber  ließ  er  fte  mit  gro* 
ßem  ©epräuge  einweihen.4)  3wet  noch  vorhanbene  Urfunben,5)  welche  bte 
fechte  berfelben  verbrieften,  unb  bte  §u  tl)ren  ©unftett  erlaffenen  Bullen 
mehrerer  *ßäbfte  wieberholten,  würben  an  gleichem  Sage  —  ben  28.  2)e$. 
1065  —  ausgefertigt.  5lußer  bem  Könige  unb  ber  Königin  fowie  vielen 
Bifcböfen  unb  bebten  haben  bte  eine  vier  weltliche  ©roße  hohen  sJtangS,  näm* 
lieh  bie  §erjoge  £>aralb,  (Sabwin,  Seofwin,  ©uru),  haDen  ^e  anbere  fünf, 


2>ud&e3ne  <S.  492,  d.  2)  Gesta  hammaburg.  III,  51.  $evfc  VII,  356. 
3)  £>ucr)e3ne  <&.  191,  c.  non  in  longum  sperabatur  Edwardi  aegrotantis  vita.  4)  Flo- 
res  histor.  ©.  633  untere  Stätte.       6)  Sßanjt,  concil.  XIX,  1052  u.  1057  flg. 


SÖicrfcö  93uc^.  feap.  18.  (Sbtoavb  ber  93efennet  ftir&t.  ©cgenfonige  Tofiic^  unb  J&avalb.  347 


nämltdj  £er$og  ,£>aralb,  ©raf  (Sabtvtn,  ©raf  ©urtr),  ©raf  £eoftvtn,  ©raf 
9J?orfar  unterfcbjteben. ') 

Ueber  bie  *Perfönlicfyt*ett  btefer  Säten  t)errfct;t  fem  gweffeL  «§aralb, 
Seoftvttt,  ©ttrtl),  roarett  €>ö'f)ne  ©obtvtnS,  bie  fett  bent  5Tobe  ifyreS  SSatcrö 
ftcf)  in  bte  größten  Setjen  (SttglanbS  gereift  Ratten.  SabtötH  unb  WiotMx 
ftnb  bte  befannten  (Söfyne  2llgarS  von  Verden,  welche  beut  neunten  Slttf- 
ftanbe  ber  9?ortf)umbrter  einen  *]3la£  unter  ben  erften  SBafaltett  ber  trotte 
verbanden.  ^>aratt>  muß  an  9?ang  allen  anbem  vorangegangen  feilt/  benn 
er  allein  empfängt  in  betben  Urfunben  ben  Sitel  «^erjog.  5)aß  in  ber 
erften  Utfunbe  93?orfar  übergangen  ift,  fyatte  vielleicht  einen  §ufälltgen  ©ntnb. 
3m  Uebrtgen  erftefjt  man,  baß  gegen  (Snbe  ber  Regierung  (SbroarbS  baö 
,£>eft  ber  ©eroalt  ftcf)  tn  ben  §änben  §tveter  übermächtigen  gamtlien,  ber 
©obtvintben  unb  ber  ßrben  be$  £aufe£  von  ÜJccrcten,  befanb,  bte  nodj  vor 
Stvet  3afyren  Sobfeinbe  ber  ßrftern  getvefen  tvarett. 

(Sine  2£od)e  fväter,  ben  5.  Januar  1066  verfcfyteb2)  (SDtvarb,  ber  feilte 
itönig  au$  bem  alten  attgelfädjftfa^en  ^)errfa)erftamme.  53alb  nad)  feinem 
£obe  err)telt  er  ben  ^Beinamen  beö  23efenner6,  ein  2lu3brucf,  welcher  bc* 
fanntltcr)  bte  näd)fte  (Stufe  unter  bem  Märtyrer  ober  93lut$eugen  bejetdnet. 
■Sftetneö  (SradjtenS  verbtente  er  benfelben.  «Seine  Regierung  tvar  eine  fort* 
laufenbe  jtette  von  QBiberroärtigfeiten  unb  £)emütf)tgungeu,  bte  über  tl)tt 
famen,  tveil  er  ftcf)  unabläfftg,  tvtetvofjl  mit  unjureta^enben  Gräften,  abmüfyte, 
ba£  f)öa)fte  ©ut  beS  <Staat$,  bie  £)rbnung  r)e aufteilen,  bie  ^artfjetett  ju 
erbrüefen.  (£r  l)at  baS  ©ute  getrollt,  aber  ntcf)t  erretd)t.  Dbgletd)  baS 
engltfd>e  SBolf  unter  if)m  tventg  gute  Sage  erlebte,  vrieS  eö  bod)  fväter 
feine  3?\kn  als  glücfltctje,  tvetl  nad)  (SbtvarbS  £obe  unfäglicfjcS  3Bc^e  baS 
Sanb  traf,  ein  2Bet)e,  beffen  6d)ulb  auf  bem  «£>aufe  ©obtvütS  laftet. 

glorentiuS  fagt:')  „fterbenb  fjatte  (Sbtvarb  ben  £er$og  ^aralb  §um 
9cad)folger  ernannt,  unb  bem  StButtfcfje  beS  lobten  gemäß,  tväfylten  nadv 
r)er  alle  93orner)me  ben  (Sofyn  ©obtvtnS  §um  Könige  von  (Snglattb,  ber 
(£räbifd)of  von  ?)orf  aber,  Sllbreb,  erteilte  tf>m  bie  2Bctf)c."  @e* 
rechte  33ebettflid)fetten  ergeben  ftcr)  gegen  btefeö  3eu9n^  ^  @f)rontften. 
Sollte  (Sbtvarb  bem  Sporte  treu  bleiben,  baS  er  bem  Normannen 
r)elm  gegeben  fjatte,  fo  fonnte  er  bie  trotte  nid)t  bem  ©obtviniben  juftebern. 
Allein  e$  fefylt  ntd)t  an  33eifvielen,  baß  ©terbenbe  beftimmt  tverben,  2)inge 
an§uorbnen,  roekbe  mit  ben  ^Ibftc^ten,  bie  fte  als  ©efunbe  ober  bei  vollem 
SBetvußtfein  Regten,  in  993tberfürua)  freien.  Ü)al)er  tft  immerhin  mögltd^, 
baß  glorenttuS  bem  33ua}ftabett  ttaa^  9ied)t  t)at. 

(Sine  anbere  (Srllärung  gibt  ©norro  (Sturlefon,  tvelc^er  behauptet, 3) 


*)  5tm  eben  angeführten  Orte, 
ed.  Schöning  III,  126  unten. 


2)  Flores  histor.  <S.  635.  3)  Heimskringla 


348 


^afcft  ©regovtuS  VII.  unb  fem  ßtitalkx. 


£aralb  fyafee  jtdj  über  ben  (Sterbenben  Ungebeugt,  unb  nacbfyer  bie  2ln> 
roefenbcn  trügltdjer  SBctfe  üerjtcfyert,  baß  (Sbvoarb  tt)n  in  ben  Ickten  5J(tr)cm^ 
$ügen  jum  (grben  einfette.  Dem  fei,  rote  tr)m  roolle,  gewiß  ift,  baf  bte 
große  9J?el;rf)ett  ntc^t  nur  ber  engten  ©roßen,  fonbem  aua)  be$  9BoIf6 
bte  (Srfyebung  ^aratbö  begünfttgte,  benn  fte  r)aben  nacbtyer  ben  $öntg 
ir)rer  2Bafyl  aufS  tapferfte  ttyettö  gegen  Sojttg,  tfyettö  gegen  beffen  frembe 
23efcbü£er,  bte  Norweger,  bte  ©Rotten,  bte  3rlänber,  beögletdjen  gegen  ben 
Normannen  2Bitr)eIm  ttertfyetbtgt.  Der  früher  tton  (Sbroarb  gefaßte 
fcfyhtß,  (SnglanbS  Xtyon  bem  Saftarb  sott  $ouen  §u  fynterlaffen,  fonnte 
ben  5lngetfaa)fen  unmöglich  verborgen  bleiben,  2öt(r)elm  aber  galt  für  einen 
ftrettgen,  unbeugfamen  §errn,  unb  tet;  r)alte  eö  barum  für  roa^rfa)etnlia), 
baß  bte  90faffe  ber  (Snglänber,  n>ett  fte  jtdj  üor  bem  3oa}e  be$  Normannen 
fürebtete,  bereitwillig  *ßartt)et  für  ^aralb  ergriff. 

Ueberbteß  traf  ber  neue  jtö'ntg  geeignete  Maßregeln,  um  baöjemge 
©efcblecfyt  ($nglanb6,  ba$  nftchft  bem  §aufe  ©obwtnö  ba$  mäa)ttgfte  war, 
an  ftcf)  §u  feffeln.  Der  Wönü)  von  Sumiegeö  berietet,  *)  baß  Äb'ntg 
§ara(b  bte  Schwefter  ber  betben  33rüber  (Sabrotn  unb  Dorlar,  Digiti), 
SBtttroe  beö  1064  erfchlagenen  2Balltfer  Häuptlings  ©riffln,  er)eltcf;te.  DaS; 
felbe  melbet2)  Drbetic^  *BitaIt$,  welcher  betfügt,  Digiti)  f)abe  in  erfter  (Sfye 
bem  2Balltfer  einen  <Sof)n  unb  eine  Zoster  geboren.  $ua)  glorenttuS  tton 
Sorcefter  ftimmt  bei,  tnbem  er  §um  3abre  1066  bie  Scbwefter  9)?orfarö 
unb  (SabrotnS  atö  ®emaf)lm  £aralb$  unb  Königin  tton  ßnglanb  auf* 
führt.3)  Saut  ber  auSbrücfUcrien  $erfteherung2)  £>rberich3  Würben  burdj 
biefe  ^eiratt)  bie  üiefoermögenben  33rüber  ber  Digiti)  für  ben  neuen  Äönig 
gewonnen.  3um  3ßhre  1068  fommen4)  bret  Söhne  £aralb$,  5CRag^ 
mtS,  dbmunb,  ©obwtn  §um  SBorfchetn,  bte  bamalö  §um  TOnbeften  ba$ 
3üngling3alter  erreicht  Ratten.  Sie  müffen  in  einer  früheren  Serbin* 
bung  —  t>ietletc^t  mit  einer  jMfe —  erzeugt  roorben  fein;  benn  eine  ©eltebte 
£aralbS  Wirb  au$  (Gelegenheit  beö  2lu$gang$  ber  Schlacbt  tton  ^afttngS 
erwähnt. 5)  Dber  bat  etwa  ber  neue  ilönig  eine  erfte  ©ernannt  »erftoßen, 
um  bte  poltttfche  d^e  mit  ber  Softer  2llgar6  fließen  §u  fönnenü 

93tel  fcerfprechenb  waren  bie  Anfänge  £aralb3.  Der  (E^ronift  »on 
Sorcefter  erzählt:6)  „nac^bem  £aralb  ba6  Steuerruber  ergriffen  hatte,  fa^affte 
er  bte  beftefyenben  ungerechten  @efe|e  ab,  begann  roeife  unb  geregte  51t 
erlaffen,  befebü^te  Kirchen  unb  Softer,  e^rte  33tfa)öfe,  Siebte,  Wonfye, 
ßlertfer  aller  ©rabe,  erroieö  fta)  a\$  einen  mtlben,  rooljlgeftnnten  unb  gnä# 
bigen  ©ebteter  gegen  alle  ©utgeftttnte,  ben  Uebettfyätem  aber  jagte  er 


l)  2)uc§egne  <S.  285,  c.  2)  Ibid.  492,  d.  3)  Flores  histor.  @.  634  gegen 
unten.  4)  Ibid.  635.  6)  @te^e  ZappenbexQ  I,  556.  Stotel.  6)  Flores  histor. 
(§.  633  gegen  unten. 


SßiertcS  23u$.  ($ap.  18.  (Sbtoavb  ber93efenner  fiir&t.  ©egenfonige  Soflig  unb  £atatb.  349 

©chrecfeu  ein.  3)ie  «^erjoge,  ©arte,  ©rafcn,  %$äm  erretten  23efcl)I, 
CDicbc,  Räuber,  ©törer  bcö  £anbfriebenS  ju  üerljaften  unb  jur  ©träfe  ju 
$ief)en,  ber  $ö'nig  felbft  war  unabläfjtg  bemüht,  ba3  Neid)  gegen  Angriffe 
ju  Saffcr  unb  §u  2anb  in  Vertheioigungöftanb  §u  fe^en.';  Unwiberlegltcb 
folgt  auö  btefen  Sorten,  baß  unter  (Sbwarbö  24jät)riger  Regierung  ©e* 
fe^loftgfeit  $errf$fe>  baß  bie  ©eriebte  il;re  Pflichten  nicht  erfüllten,  baß 
Räuber  unb  Ü)iebc  ungeftraft  ba$  Qngenthum  ber  Firmen  vlünberten,  baß 
Kirchen  unb  Softer  fcf>u^(oö  waren. 

hieran  fann  aber  (Sbwarb  felbft  nicht  fct)ulb  gewefen  fein  —  benn  alle 
ßtyrontften  vtetfen  feine  wohlgemeinten  5Jbftchten  —  fonbem  man  muß  ben 
©d)luß  stehen,  baß  (Sbwarb  burch  Slnbere,  9JMd)tigere  gerjinbert  roorben  ift, 
baö  @ute  §u  tr)un,  baö  er  feinen  Untertanen  gerne  erwtefen  hätte.  Nun 
erinnere  man  ftcb  ber  oben1)  angeführten  ©teile,  wo  Silfyelm  von  WlaU 
megburö.  behauptet,  wärjrenb  (Sbwarbö  Neuerung  feien  bie  Softer  »er* 
fallen,  bie  ©erichte  §um  gludje  be6  2anbe3  geworben,  unb  $war  ntct)t  buret) 
bie  ©cfmlb  be$  Königs,  fonbern  burd)  bie  2lrgltft  ©obroinö  unb  feiner 
©öf)ne.  gaft  roiber  feinen  Sitten  beftättgt,  rote  mau  ficht,  glorentiuS, 
ber  nichts  als  ©uteS  von  (Sbroarb  unb  ©obroin  melben  möd}te,  baS  ent* 
gegengefefjte  3eugniß  beS  unüartf)etifchen  9JfönchS  von  -äftalmeSbun;. 

3m  Uebrigen  ift  Har,  wie  bie  ©adje  jufammenlnng.  Seil  ©obroin 
verhinbern  wollte,  baß  (SbwarbS  §errfdiaft  fefte  Sursein  im  Sanbe  treibe, 
roeil  nact)  feinem  platte  im  englifchen  53oIf  ein  @efüt)l  ber  Unbehaglid;feit 
unb  ftete  Söegterbe  nact)  toolittfa^en  Neuerungen  roaa)  erhalten  werben  follte, 
unterftü^te  er  jeben  Mißbrauch,  boa)  fo,  baß  in  ben  fingen  ber  SNenge  bie 
©a}ulb  niebt  auf  ir)n,  fonbem  auf  ben  Äönig  fiel.  2)er  ©or)n  bagegen, 
nachbem  er  jum  lange  erf ernten  33eft^e  ber  Ärone  gelangt  war,  tfyat  baS 
®egentl;etl  von  Ü)em,  waS  ber  Sßater  getrau,  er  fuchte  burd)  ©erechtigfeit 
unb  weife  @efe£e  bie  Siebe  ber  Nation  $u  geroinnen,  benn  er  roollte  eine 
bauembe  2)r;naftte  grünben. 

(§tne  trübe,  gebrückte  ©timmung  l)errf*te  in  ßnglanb.  Nicht  nur  bie 
angelfächftfchen  ßhroniften,2)  aud)  bie  beS  geftlanbs  melben,  3)  baß  ein  (Sontet 
erfaßten,  ©abreden  erregenb  funfeite  berfelbe  (£nbe  Slvril  fiebert  Sage  lang 
am  nächtlichen  £immel.  (Slertfer  unb  Säten  erwarteten  fürchterliche  ©d)läge, 
bie  auch  nicht  ausblieben.  3un^d)ft  fam  ba£  Unheil  über  ^aralb  von 
©etten  feinet  SBruberS  Softtg,  ben  wir  tn'S  2luge  faffen  müffen.  glorenttuS 
unb  anbere  englifdje  (£f)romftcn  Wtffen  bloS,  baß  er  nach  ber  Vertreibung 
au$  (Snglanb  in  glanbem  weilte,  ©enaueren  ^Bericht  gibt  ©norro  ©tur* 
lefon.    Saut  feiner  Sluöfage4)  ftattete  ^oftig  im  Sinter  von  1065  auf 


l)  <S.  285.  2)  3.  SlorenttuS  a.  o.  O.  <S.  633.  »)  %ex$  V,  26.  36.  42, 
59.  65.  173.  VI,  199.       4)  Heimskringla  UI,  146  flg, 


350 


«Pabfi  ©tegotiuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


1066  von  glanbem  au6  junäcbft  feinem  Detter,  bem  2)änenfonig  Swen 
(Sftrtbfon,  einen  23efud)  ab,  unb  bat  benfelben  um  bewaffnete  £>ülfe,  bamit 
er  in  Stanb  gefefct  werbe,  bie  trotte  (Snglanb,  auf  bte  er  ein  9?ed)t  an* 
fpracr),  ju  erobern,  ©wen  Wied  ben  ©obwtniben  aiemlidj  berb  ab.  9?un  retöte 
Softig  natf)  Norwegen  §um  Könige  £aralb  £abraba  unb  machte  bort  äf)n* 
Haje  Anträge.  3)er  Torwege  fd)lug  ein  unb  vergieß  im  fünftigen  Sommer  1066 
eine  große  glotte  au3§müften,  mit  welcher  er  (Snglanb  angreifen  werbe.  3efct 
fefyrte  Softig  —  ungefähr  §u  Anfang  be6  grüfyltngS  1066  —  nad) 
glanoern  §urücf  unb  fammelte  Streitkräfte,  weldje  ü)m  tt>eifö  bei  feiner  58er? 
treibung  au6  (Snglanb  gefolgt  waren,  tfyeilS  fortwäfyrenb  au$  bem  3nfel* 
reid)  tl)m  äuliefen,  ober  welche  ber  SJfarfgraf  »an  glanbem  &u  feiner 
Verfügung  fieltte. 

9kd)  Snorro'0  2)arftellung  fyaben  bemnact)  §wei,  ber  Norweger  unb 
ber  9)?arfgraf  von  glanbern,  bem  (Solute  ©obwing  £ülfe  geleiftet  ober  ver* 
fvroajen.  Allein  £oftig  warb  noa)  mefyr  SBunbeSgenoffen.  iDrbertcr)  93i* 
talte  behauptet,1)  berfelbe  fei  von  glanbern  auS  nad)  Sonett  junt  £erjog 
2Gilf)elm,  feinem  Schwager,  gegangen,  l)abe  tl)tt  §u  einem  Angriff  auf  (Sng* 
lanb  gereift  unb  wirflicrj  günftigeö  ®ef)ör  gefunben.  3a)  fyalte  biefe  5ln* 
gäbe  für  glaubhaft.  2tu3  bem  golgenben  wirb  ftcf)  ergeben,  baß  Softtg 
and)  noeb  ben  33etftanb  beS  ÄonigS  von  Scfyottlanb  unb  eineö  triften 
Häuptlings  anrief  unb  erhielt.  2Ba£  War  fein  *pian?  £>fme  3wetfel 
wollte  er  feinen  ©ruber  §aralb  entthronen  unb  ftet)  felber  ber  Ärone  be* 
mäcbttgen.  3)er  Wönd)  $f)eoberid)  von  2)rontr)et.m  melbet:2)  Softig  fyabe 
bem  Norweger  £aralb  bie  Raffte  Gmglanbö  verfprodjen,  wenn  btefer  tr)n 
in  23eft£  ber  ganzen  3nfel  fefceit  würbe.  £)a$  fyetßt  foviel  al£  bie  anbere 
£älfte  fammt  bem  fonigltctyeti  tarnen  gebaute  Softig  für  ftd)  ju  behalten. 

23et  folgen  9lbfta)ten  bünft  e6  mir  tn  rjofyem  ©rabe  wafyrfcriemlia),  baß 
Softtg  fa>n  jum  93orau3  ben  Jtönigötitel  annahm  unb  als  folajer  von 
feinen  Spießgcfellen  begrüßt  worben  tft.  3ebenfallö  ertjeCft  att$  ber  oben3) 
mitgeteilten  Stelle  ber  ^irebengefa^iebte  beS  Horbens,  baß^lbam  von  Bremen 
ilm  als  einen  vertriebenen  $önig  betrachtete,  (Sbenfo  nennen  anbere  beutfa)e 
(Sfyroniften  SoftigS  SBtttwe  3"bttr;,  bie  tu  zweiter  (Sfye  ben  bairifd>en  2Belf 
fyeiratfyete,  eine  Königin  von  (Snglanb,4)  worauf  man  meinet  (£rad)ten$ 
ben  SaMuß  sieben  muß,  baß  Softtg  fta)  ben  JtönigStitel  betgelegt  Ijatte. 
Sßeiter  fragt  eS  ftd):  in  welchem  23erf)ältmffe  ftanb  $ofttg  §u  ben  übrigen 
Reifem?  So  gut  er  bem  Norweger  bie  £älfte  (Snglanbö  verfproa)en  t)at, 
fo  gut  muß  er  aud)  ben  Ruberen  Zerreißungen  gemacht  l)aben.  ^enn  für 
md)t$  Ratten  biefe  Weber  £anb  noa)  guß  gerührt.  3a)  benfe,  jebent  wirb, 


4)  Ü)u(^eöne  <S.  492,  d.  2)  De  regibus  norwagicis  cap.  28.  bti  Sange&ed 
V,  336.       3)  OUn  @.  346.       4)  53anb  U,  @.  240. 


93ievte$  33udj.  Qlap.  18.  (Sbtvarb  ber  93efennev  fitrbt.  ©egenfontge  XoftiQ  unb  £aratb.  351 

je  nach  bem  5D?aße  ber  geforberten  «gnilfe,  eine  ©raffchaft,  eine  3nfel  als 
Sohn  vorgefallen  worben  fein. 

©ewtß  gehörte  ein  ungewöhnlicber  ©rab  von  (Ecblecbtigfeit  baut,  um 
bem  eigenen  Vaterlanbe  unb  93olfe  ein  folebeö  Scbtcffal  §u  bereiten.  3nbeß 
febeint  heftig  tro$  feiner  $erborbenl)eit  gefügt  ju  l)a6en,  baß  e3  tt)rt  in 
unabfebbarc  Verlegenheiten  verwicMn  werbe,  wenn  er  genötigt  fei,  ade 
jene  fremben  Reifer  ju  belohnen,  (§r  tfjat1)  etwas,  waö  mc;ne3  @racHen3 
nur  bie  (Srflärung  zuläßt,  baß  er  e3  verfuebte,  auf  eigene  Sauft  unb  ol)ite 
ben  SBeiftaub  beö  Norwegers  ober  be3  23aftarb6  von  ^ouen  Gntglanb  ju 
erobern.  SlnfangS  SO? at  1066  fut)r  er  mit  ben  Scbiffen,  bie  er  auf  glan* 
bernö  Miifte  gefammelt  hatte,  nad)  ber  3nfel  2LÖißt)t ,  bereu  ^Bewohner  er 
jwang,  ü)m  ©elb  unb  Lebensmittel  ju  liefern,  bann  fegelte  er,  längö  ber 
üüfte,  bie  er  ba  unb  bort  t>ert)eerte ,  nach  Sanbwtch,  überall  bemüht/  bie 
33utfefarle  ber  (Seevläfje  an  fiel)  §u  jie^en. 

Manche  folgten  ihm  gezwungen,  Rubere  freiwillig.  9tad)  meinem  @e* 
füt)I  febroebte  ihm  baS  SBoibilb  feinet  3ßaterö  ©obwin  vor  9lugen,  ber  im 
3at)re  1052  bäuVtfäcblicb  mit  Hülfe  ber  33utfefarle  «ftönig  Abwarb  über* 
rounben  blatte.  Snbeffen  fanb  er  weit  weniger  Slnfjang,  a(3  er  erwartet 
ju  fyaben  feb^eint.  2116  bal)er  fein  33 ruber  ^aralb,  ber  §u  Bonbon  weilte, 
einen  Ztyii  ber  föniglicben  glotte  nacb  ©anbwid)  beorberte,  verlief  Softig 
eilenbS  ben  bortigen  Hafen,  lief  in  bie  9}(ünbung  beS  ^jumber  ein  unb  wx* 
wüftete  bie  Sanbfcbaft  8mbfety.  Allein  nun  rücften  bie  trüber  Grabwtu, 
Herzog  von  J)Jcercien,  unb  Sftorfar,  (Sari  von  ^ortl)umbrien,  buch  bie  er 
im  vorigen  3at)re  geftürjt  worben  war,  mit  überlegener  HeereSmacbt  Reibet 
unb  vertrieben  il)n  von  ber  Jtüfte. 

deines  (SracbtenS  b)at  Softig  bie  gal)rt  nacb  Sanbn)icb  in  ber  Hoff* 
nung  unternommen,  baß  bie  Seeleute  QmglanbS  §u  ihm  abfallen  werben, 
ßbenfo  lag  bem  3U9  naef»  ber  ©eetufte  von  9cortl)umbnen  bie  Beregnung 
%vl  ©runbe,  baß  im  Horben  (SnglanbS  eine  Bewegung  ju  feinen  ©unften 
ausbrechen  bürfte.  @r  febeint  geheime  SSerbinbungen  bort  mit  Unjufrie* 
benen  unterhalten  $u  haben,  bie  ihm  leere  Sorfpiegelungen  machten.  9caaV 
bem  beibe  Hoffnungen  §u  2Öaffer  geworben,  fegelte  er,  auf  ben  erften  *ßlan 
$urücffommenb ,  nacb  ©cbottlanb  §u  ^önig  9}talfolm,  ber  tbn  gut  aufnahm. 
Dort  wartete  er  ben  9Reft  beS  Sommers  auf  bie  21nfunft  ber  norwegijcben 
glotte.  3nbeffen  l)atk  Köllig  Haralb  feine  6eemacbt  im  £afen  von  ©anb* 
wich  §ufammenge§ogen. 

£)a  lief  t>kyia$xi&t  ein,  baß  in  ben  (SeeVlätjen  ber  ^ormanbie  große 
Lüftungen  §u  einem  Angriff  auf  (Snglanb  gemaebt  werben.  Deßhalb  gab 
£aralb  ber  glotte  23efel)l,  nach  ber  3nfel  2Bight  &u  fegein,  unb  bie  53c* 


')  FLores  histor.  ©.  633  flg. 


352 


^afcft  ©regovtug  VII.  unb  fein  3eüafter. 


roegungen  ber  Normannen  Übernamen.  (Sr  felbft  begab  ftd)  borten  unb 
ftetlte  jugletd)  baS  englifche  £anbf)eer  an  paffenben  Orten  ber  Stufte  auf. 
£)er  Sommer  verlief,  of)ne  baß  etroaS  gefcheljen  roctre,  9ftariä  ©eburt,  um 
voeldje  Seit  ber  gelbbtenft  aufhören  pflegte,  tarn  heran,  bte  Lebensmittel, 
we^e  bte  Sehenleute  mitbringen  mußten,  waren  auf  ber  Steige.  2)er  Zottig 
erteilte  ber  9J?attnfd)aft  be$  £anbheere6  (£rlaubntß  nach  §aufe  §u  fernen, 
bte  glotte  beorberte  er  nach  Bonbon,  ihrem  gewöhnlichen  Stanbquartier. 
£aralb  |djemt  gehofft  §u  haben,  baß  ber  ^erbft  ruf)tg  vorübergehen  »erbe. 
Slber  berfelbe  verfloß  ntcf)t  rurjtg. 

Um  bte  3eü,  t>a  ba$  engltfdje  £anbr)eer  ftcr)  auflöste,  erfaßten  ber  nor* 
roegtfd)e  Zottig  £aralb  mit  fetner  glotte  an  ©cfyottlanbS  ^itfte.  (Sofort 
fließ  Softig  mit  feinen  flamtfchen  unb  auch  mit  fchottifchen1)  6cf)tffen  ju 
tlnn,  begleichen  fanb  fta)  ein  Mänbtfc^er  £cutvtltng,  roa^rfc^einlia)  einer 
ber  fletnen  Röntge  au6  normanntfa)em  93lute,  roelct)e  (Stüde  von  3rlanb  be* 
herrfchten,  bei  ber  norroegtfcfjen  glotte  ein.1)  Vereint  lanbeten  fte  bei 
(ScarborougJ) ,  roeld)e  (Stabt  ba$  verbünbete  §eer  nach  einem  fyartnäcftgen 
Kampfe  mit  ben  ^Bürgern  verbrannte. 2)  £aralb  ^arbraba  unb  Softtg  brachen 
nun  gegen  g)orf  auf,  roo  (ia)  ihnen  bte  33rüber  SJcorfar  unb  (Sabrotn  jum 
Kampfe  fteüten.  Severe  erlitten  ben  20.  (September  1066  eine  fa^roere 
9iteberlage.  günf  Sage  fpäter  erfaßten  im  5(ngefta)t  be$  norroegtfchen  §eere$ 
ber  2lngelfachfe  ^aralb  mit  allen  verfügbaren  Gruppen.  2)enn  auf  bte  erfte 
^unbe  vom  (5tnbrud)e  beö  9ßorroeger£  {jatte  er  fiebert  (Sdiaaren  aufgeboten, 
unb  roar  in  (Silmärfct)en  nad)  bem  bebrof)ten  9cortr)umbrten  gerücft.3) 

£>en  25.  (September  fam  e6  bei  (Stamforbbrtbge,  eine  beeile  von  g)orf, 
§u  einer  fürchterlichen  <§tylafy,  in  welcher  faft  ba£  ganje  £eer  £oftig6  unb 
^arbraba'ö  vernichtet  rourbe.  5luct)  bte  bret  fernblieben  Anführer  fielen.  3ct) 
(äffe  ben  £er3fclber  Lambert  reben:4)  „vom  £)fterfefte  an  vterjefyn  9Räcf)te 
rjtnteretnanber  funfeite  ein  dornet  am  ^immel,  balb  barauf  roarb  im  Horben 
bte  entfe£itcr)e  unb  thränenroertr)e  (Scf>tact)t  geliefert,  in  welcher  ber  angele 
facf)ftfche  ^errfcfyer  brei  Könige  fammt  ir)rem  unermeßlichen  £eere  nteber* 
mad)te."  Slbam  von  Bremen,  ber  fonft  genau  mit  Lambert  übereinfttmmt, 
bezeichnet  bte  bret  erfcblagenen  Könige  genauer,  «grnralb  ^arbraba  von 
Norwegen,  ber  ungenannte  Häuptling  vonSrlanb,  unb  Softtg,  ber  93ruber 
beö  <Steger6  von  (Stamforbbrtbge,  ftnb  gemeint.  9J?an  ftefyt,  baß  aud)  ber 
unvergleichliche  @f)rontft  von  £er£felb  Softtg  einen  $bmg  nennt.  3)er 
©obrotntbe  muß  —  ich  roteberf)ole  e6  —  ftdt)  felber  btefen  Stiel  beige* 
legt  fyaben. 

9leun§ehn  Sage  fpätcr  erfuhr  ber  $ngelfad)fe  ^aralb  auf  ber  6üb* 


0  Adami  gesta  hammaburg.  III,  51.  $ev^  VII,  356.  2)  Heimskringla  III,  153. 
')  Marianus  Scotus  ad  a.  1067.  qSerfc  V,  559.       *)  Ad  a.  1066.  ibid.  <§.  173. 


ÜßierteS  93ud&.  $ap.  18.  (Sbtoarb  ber  ©efenner  flirbt.  ©egenTönige  £ofiig  unb  £aralb.  353 


füfte  feinet  9?eicbe3  burcb  bcn  Normannen  2£ilf)elm  baffelbe  (Ecbicffal,  baö 
er  ben  bret  tterbünbeten  Königen  be3  SftorbenS  bereitet  hatte. 

(Sbe  wir  tr)m  ma)  bem  Süben  folgen,  ift  nötfytg,  einen  prüfenben 
33Itcf  auf  bte  bamaltge  Sage  (5nglanb0  ju  werfen.  Stuf  welcber  ©runblage 
beruhte  baS  jlöntgtl)um  be$  ©obwintben  £aralb?  @tn$tg  unb  allein  auf 
bem  9?ecf)te  be3  Appetits  ober  be$  ^errfebtrtebö.  3)enn  ber  SOBablaft,  fraft 
beffen  bie  ©regen  beö  S^etctö  if)n  nacb  GtwarbS  £obe  jum  Köllig  erhoben 
Ratten,  war  ba3  Serf  ntcbtSwürbiger  Umtriebe,  ^  unb  fennte  füglidj  bei 
näcbfter  ®elegenf)eit  burd)  einen  entgegengetreten  93efcbluß  umgeftoßen  werben. 
2ßie  oben  gezeigt  worben,  behauptete  Xofttg,  baß  er  ebenfo  gut  al$  fein 
SBruber  £aralb  jur  9?acbfolge  befugt  fei.  £>te  2Bar)rf)ett  biefeS  <&a§c$  ift 
meinet  (£racbten3  unzweifelhaft:  £oftig  ^atte  feine  geringere  23egterbe  §um 
^errfeben  alö  §aralb,  er  befaß  bafyer  bie  gletcbe  23erecbtigung  an  GmglanbS 
£f)ron,  wie  Unterer.  Allein  e3  gab  im  Sanbe  noeb  mehrere  anbere  »or* 
nefyme  £erren,  welcbe  an  £uft  §um  53efel)len  bcn  (Söhnen  ©obwtnö  ntebt 
naebftanben:  sor  Hillen  bie  beiben  trüber  (§abwtn  unb  ü)?orfar. 

Wlan  bemerfe,  baß  £aralb  faft  im  Slugenbltcfe,  ba  er  (SnglanbS  £bjon 
beftieg,  ftcb  genötigt  faf),  bie  (Scbwefter  9ftorfar6  unb  (SabwinS  ju  erjeltcben. 
5)aburdj  geriet!)  ber  ©obwtmbe  genau  in  biefelbe  Sage  hinein,  in  welcher 
ftcb,  (Sbwarb  befanb,  feit  er  (Sabg^tt),  bie  Scbwefter  £aralb3  unb  SofttgS, 
fyatte  $um  Slltar  führen  muffen.  Unb  ftcberltcf)  Regten  bie  SBrüber  ber  511* 
gitf)  bei  3urü(hing  jener  ,£ctratr)  bie  nämlicben  Slbjkbten,  welche  fcor  24 
3afyren  ©obwin  unb  feine  Sohlte  befeelten,  als  fte  bem  legten  Könige  au$ 
bem  rechtmäßigen  ^errfeberftamme  bie  (Sabgtytf)  $um  Sßetbe  aufnötigten. 
s33corfar  unb  ßabwin  waren  ebenfogut  als  bie  ©obwintben  auf  bie  fünfte 
politifeben  93erratf)ö  eingeübt,  unb  ließen  biefelben,  wie  tdj  unten  jeigen 
werbe,  nod)  ttor  ber  6d)lacbt  von  £aftmg3  reicblicbft  gegen  bcn  Scbwager 
^aralb  fpielen.  §ätte  Setjterer  ben  Normannen  2ötlbelm  beftegt,  fo  ift 
gar  niebt  ju  jwetfeln,  baß  bie  trüber  fetner  ©emapn  tfym  baffelbe  2oo3 
^ugerüftet  baben  würben,  ba3  ^aralb,  £ofttg,  Swen  unb  bte  anbern 
(£6r)ne  ©obwinS,  fammt  ifyrem  $ater,  bem  Könige  Abwarb  jugerüftet  Ratten. 

5116  (Sbwarb  au£  ber  9c*ormanbte  nacb  (Englanb  fjerüberfam,  fytelt  ifym 
nur  ©obwinS  £au3  2Btberpart.  23alb  tauebten  aber  neben  ben  ©obwint- 
ben Stnbere  auf,  welcbe  biefen  ttom  23rob  §u  Reifen  fuebten.  2)ie  tägltcbc 
@rfaf)rung  ermäebttgt  §u  bem  Scbluffe,  baß,  Ratten  9)?orfar  unb  Gabwht 
eine  3«t  lang  baö  SSefen,  §u  bem  fte  2(nftalt  trafen,  gegen  ^aralb  getrieben, 
Rubere  wiber  fte  bie  Stolle  gefptelt  Ijaben  würben,  welcbe  vor  3af)ren  bma) 
Seofrifö  unb  Stwarbö  ©efcblecbt  gegen  bie  ©obwintben  oerfuebt  worben 
war.  3cb  wtüfagen:  aller  Safyrfcfyetnltcbfett  nacb  feimten,  außer  ben  6ör> 
nen  5llgarö,  in  ben  «Seelen  mancher  anbern  englifeben  ©lücföjäger  er)rfücbttge 

©fror er,  $abft  ©regoriu«  vu.   SBb.  III.  23 


354  $afcf*  ®regoriu$  VII.  unb  fein  3eitattev. 

(Entwürfe,  bie  nur  günfttger  Umftänbe  bedurften,  Um  ans  £ageSlid)t  fyer* 
»orsubreeben. 

2)emt  warum  hätten  Rimberte  nicht  auf  beu  ©ebanfen  verfallen  follen, 
baß  fte  fo  gut  als  ©obwinS  unb  AlgarS  ©o^ite  berechtigt  feien,  ein  (Stücf 
»on  (Snglanb  ober  baS  gan§e  SRctdj  an  fieb  ju  reißen!  Wlan  ftcl)t,  @ng* 
lanb  befanb  ftd)  nach  (SbwarbS  Sobe  in  einer  fef^r  böfen  Sage.  3)ic  »on 
ben  ©obwiniben  feit  24  3af)ren  verübten  Verbrechen  mußten,  wenn  nicht 
etwas  AußerorbentlicbeS  gcfctal) ,  §ur  golge  haben,  baß  eine  ganje  ©aat 
ber  rua)lofeften  ^ronbewerber,  ber  »erberblidften  $artt)etungen,  emporfproßte 
unb  baS  Saub  »ieltetd)t  auf  3af)rhunbertc  hiuauS  inS  Verberben  ftür§te. 

SBefonbere  Umftänbe  »erjehnfachten  noch  bie  ©efahren  beS  Geichs. 
Vor  80  Sauren  hatte  bie  6eeräuber^errfa)aft  bamit  begonnen,  baß  ©cbaa* 
ren  frember  2öifinger  mit  ©ewalt  inS  Sanb  einbrachen,  ofyne  baß  fte  3e* 
manb  hergerufen  hätte.  Aber  je^t  ftanben  bie  6acben  »iel  (c^ltmmcr,  fo* 
fern  unb  jwar  gerabe  burd)  btejenigen,  welche  ^ur  ^ronfolge  berechtigt  ju 
fein  behaupteten,  eine  9feif)e  auswärtiger  Nationen  jur  (Sinmifcfmng  in 
(SnglanbS  innere  Angelegenheiten  aufgeforbert  worben  war.  SoftigS  ruch* 
lofe  ©elbftfucht  r)a*  nic^t  weniger  als  fünf  auswärtige  dächte  jum  Angriff 
auf  baS  eigene  Volf,  baS  eigene  Vaterlanb  geregt:  nämlich  erftenS  ben 
glamänber,  zweitens  ben  Normannen  2ötU)eIm,  brittenS  ben  itönig  WlaU 
folm  t>on  @d)ott(anb,  viertens  jenen  ungenannten  triften  Häuptling,  ber 
bei  ©tamforbbribge  fiel,  fünftens  ben  (Sifenfopf  »on  Norwegen. 

,£>aralbS  Verlegenheit  §og  nod)  einen  feisten  gerbet,  inbem  auf  fein 
begehren  ein  HeineS  bänifcbeS  §eer  nach  (Snglanb  fam,  baS  aber,  wie 
man  flar  naebwetfen  fann,  nur  baran  badete,  für  Rechnung  feines  Kriegs* 
I)errn,  beS  Königs  ©wen  (Sftribfon,  im  Grüben  §u  ftfeben.  Welche  ^u* 
ftänbe!  jtetme  innerlicher  *ßartf)eiung  an  allen  Drten  unb  (Snben,  unb  ba§u 
fechS,  buret)  angelfäcbftfche  ©roße  ober  gar  ben  jtb'nig  felbft  berufene,  alfo 
mit  unleugbarer  ^Berechtigung  anwefenbe,  frembe  dächte,  bie  bereit  ftnb, 
(Snglanb  &u  jerftücfen. 

Auch  bamit  war  baS  9ttaaß  beS  Unheils  nicht  »oll.  3ct)  muß  noch 
ben  gehetmften,  aber  auch  fd)limmften  (Schaben  beS  angelfächftfchen  VolfS 
aufbeefen.  Unüerfennbar  hat  baS  englifd)e  9feichSfürftenthum  währenb  ber 
langen  kämpfe  gegen  ben  $f)ron  eine  Demagogie  geübt,  bie  an  Umfang 
nur  mit  berjentgen  »erglichen  werben  fann,  welche  im  3^talter  2utf)erS  unb 
(SalomS  2)eutfd)lanbS  ©roße  gegen  unfern  ^aifer  trieben.  Unb  biefeS 
höllifche  Littel  war  »ort  »ollftänbigem  Erfolge  begleitet.  Nimmermehr 
Würbe  Abwarb,  ber  fo  guten  Stilen  §etgte,  ben  ©obwiniben  unb  ben  an* 
bern  ehrgeizigen  $artr)eihäu!ptertt  unterlegen  fein,  hätte  tt)n  nicht  baS  Volf 
im  <5tict>e  gelaffen;  nimmermehr  wäre  ber  fd)änbliche  ©chlag  »om  3al)re 
1052  gegen  bie  trotte  gelungen,  hätte  niebt  bie  öffentliche  Meinung  @ng* 


33terteS  93udj.  (£ap.  18.  (Sblravb  ber  93efenner  fh't&t.  ©egettfontgc  ^oflig  unb  Jpavalb.  355 


lanbs,  burd)  2ng  unb  £rug  »erführt,  *ßartf)et  für  bte  getnbe  ber  @inf)eit 
unb  ber  Wladit  beö  9fetd)3  ergriffen. 

Die  üftatton  roar  §u  einem  Raufen  oon  Duerfb'pfen  unb  ©Uretern 
fyerabgefunfen  unb  befaß  feine  (Sinficbt  in  bic  toafyren  SBebingungen  be$ 
öffentlichen  2Bol)leS  mefyr.  3)tefe  SBerfommenfjeit  fptegelt  fid)  in  ben  angele 
fäcfyftfdjen  (Sfyronifen  ab:  ade  reben  bem  DfeicbSfürftentfyum  baö  2öort,  unb 
ifyr  Vorgang  f)at  bt6  auf  ben  heutigen  £ag  geteuft.  3cty  bin  Fetne^roegS 
ernannt/  baß  beutfebe  6ct>rtftftelfer  oom  aütägltcbften  (Schlage,  urie  Sappen* 
berg,  ftrofcenb  oon  (Sinbtlbung ,  bureb  eine  breifjunbertjctfyrtge  lügenhafte 
Ueberlteferung  tterblenbet,  entblößt  üon  poltttfcbem  SSerftanb,  ben  alten  ©ob* 
nun  unb  feine  6öfyne  als  äd)te  Patrioten  fytnftellen,  aber  baö  rounbert 
mtcb,  baß  aud)  ber  granjofe  Sutern;,  ber  ofyne  grage  ein  geiftooller  Sflann 
nrnr,  unb  baS  ©lüd  genoß,  einer  mächtigen,  großen,  geeinten  Nation  an§u> 
gehören,  ben  gleiten  £on  anfeblägt!  3^t9e«<>f(tfc^c  beutfd^e  ©cfertftfteöer, 
erleuchtet  tton  bem  ©lanje  beö  $etct;3,  ber  bamalS  ba$  SBeroußtfem  ber 
■DJMtgltcber  unfereö  $olfe$  fjob,  tf)ren  33ltcf  fdifirfte,  far)en  richtiger.  Slbant 
v»on  Bremen  erflärt  ®obrotn3  Söfyne  für  ba3,  roa$  fte  roaren.  „©obrotn," 
jagt1)  er,  „jeugte  in  ber  ($r)e  mit  Ulfs  ©ebroefter  bte  ,£>  oeboerrä  ttyer 
©wen,  Softig,  «gjaralb."  Unb  an  einem  anbem2)  Drte:  „nad)  bem  ^obe 
beö  heilt  gen  Königs  (Sbroarb  riß  ber  Ueb  eltfjciter  §aralt>  baö  6cep* 
ter  an  jtdj." 

3m  Uebrtgen  tft  es  ntcf>t  febroer  nad^uroetfen ,  roofyer  bte  ginfterntß 
fam,  welche  (SnglanbS  93olf  in  getfttge  9?aa)t  ftürjte.  3)a$  9^etdt)6fürften^ 
tf)um  f)atte ,  voie  oben  gezeigt  roorben,3)  ben  ßleruS  vorläufig  baburet)  er* 
ntebrigt,  baß  e$  ben  böfen  Begterben  beffelben  3aiim  un*>  3%eI  fließen 
ließ.  3um  £>anfe  für  baö  lieberlidie  £eben,  bte  2öetber,  bte  greuben  ber 
3agb  unb  Safel,  bie  man  tfynen  gemattete,  mußten  bann  bte  Wönfye,  $far* 
rer  unb  Domherren  bem  Vßolh  bte  guten,  ber  gretfyeit  günftigen  2lbftd)ten 
ber  fyocbabeltgen  ^äupter  angreifen  unb  e$  gegen  bte  trotte  aufheben. 
Offenbar  erfannte  Stlfjelm  oon  $ouen  in  ben  geiftltctjen  ©criroa^ern  eine 
^aupturf ad) e  engltfd)ett  Verfalls,  benn  er  r)at  balb  nad)  erfolgter  (£robe* 
rung  ben  ©tatf  fauber  gefegt,  tnbem  er  ju  ^unberten  bte  nta)t^nu^tgen 
üttenfcfjen  §um  $etdr/e  l)tnau3fcr)affte. 4)  $etn  fd)limmereö  Uebel  fann  einer 
Nation  votberfaljren,  als  folc^e  Verbreitung  beS  gefunben  Verftanbe^ ,  unb 
eö  gibt  nur  ein  etn§tge£  Littel,  SSölfer,  bie  oon  bemfelben  betroffen  ftnb, 
grünbltch  ju  feilen:  bte  3ud)trutl)e  ber  Eroberung. 

5tlfo  bte  (Sachen  Ratten  nad)  (Sbroarbö  ^obe  in  Britannien  brüben 
eine  folc^e  SÖenbung  genommen,  baß,  voenn  nta^t  etroaS  5(ußerorbentltche$ 


l)  Gesta  hammaburg.  II,  52.   $er|  VII,  325.  2)  Ibid.  IH,  51.  @.  356. 

3)  Dten  ©.  285  flg.       4)  ü)af.  <S.  286;  Weitere  93elegc  fte^c  itntcn  @.  441  flg. 

23* 


356 


$<ifejl  ®regoriu$  VII.  unb  fein  3eitatter. 


gefchat),  ba3  £anb  unüberfehbarer  innerlicher  *)3artheiung  verfallen  unb  ju* 
gleich  jum  Summefylatj  norbtfdjer  $aubr)eere  ^erabftnfen  mußte.  3ei'ten, 
noch  fcMimmer,  alö  bie  ©roenö  ©abelbart  unb  ber  ^ntytlinger,  breiten 
roteber§ufef)ren.  9?un  Riffen  vt>ir ,  baß  dngfanbS  Unorbmmg  ba3  gutter 
voar,  weichet  bem  Ungeheuer  ©fanbina\>ien$,  ber  £ocf)ter  £)bin£,  bem  9Q3i* 
fingervoefen,  baö  Sehen  friftete,  roir  votffcit  ferner,  baß  nur  (SnglanbS  grünb* 
liehe  Drbnung  ben  2lbgrunb  norbtfeher  2ßilbf)eit  ju  t>erfc^Iießen  vermochte. 

933äre  baö  Uebel,  tton  bem  ich  rebe,  §u  vollem  Sluöbruche  getommen, 
fo  mürben  Sftorroegenö,  3)ctnemarB,  SchroebenS  ^Bauern  unb  Slbelige,  fort* 
geriffen  tton  ber  roüthenben  23egierbe,  ftch  auf  Soften  ber  bummen  Singet 
fachfett  leichten  Kaufes  ju  bereichern,  bie  in  ber  legten  Seit  gezogenen 
©chranfen  burchbrochen  unb  bie  ©reuel  DbtnS  erneuert  haben.  5>ann  ftürjte 
ba$  eble  2Berf  sufammen,  für  ba$  bie  beiben  £)lafe  9?orroegcn3  ftch  bem 
£obe  roeihten,  für  baö  fo  »tele  ber  heften  (Slerifer  beö  5lbenblanbe3  mit 
unfägltcher  Slnftrengung  geroirft,  §um  geblutet  Ratten.  Unfehlbar  30g 
bie  äetrüttmng  (Snglanb^  baö  Sßieberaufleben  altnorbifcher  ^Barbarei  nach 
ftch.  9J?tt  ttollfter  Ueberjeugung  fage  ich  e6:  nicht  weniger  als  bie  chrift* 
liehe  ©eftttung  aller  norbifchen  deiche  ftanb  in  jenem  5lugenblicfe  auf  bem 

2Öer  h«t  biefe  ©eftttung  gegrünbet?  $etri  Stuf)l  im  23unbe  mit  ßlugnt)! 
2Bem  lag  bie  Pflicht  ob,  fte  $u  erhalten?  übermal  bemfelben  ©tuf)le.  3n  ber 
%l)at  wagten  bamalö  ©hrtfti  Statthalter  ba3  Sleuferjle  ju  (Erreichung 
be3  angebeuteten  3wecf6.  töcn  erörterten  (Gefahren  fonnten  nur  bann 
abgeroenbet  werben,  wenn  eö  gelang,  einen  großen  (Solbaten  nach  ßngtanb 
hinüber  §u  beförbern,  ber  erftenö  bie  nötluge  5Q?adt)t  befaß,  um  zugleich  ben 
5lngelfachfen  ben  ilopf  jurecht  §u  fe£eu,  unb  alle  anbem  raubluftigen  grem* 
ben  t)on  ber  3nfel  ferne  ju  garten  ,  ber  §roeitenö  ber  Äirche  genügenbe 
SBürgfchaften  bot,  baß  er  bie  (Eroberung  nicht  felbftfüchttg  mißbrauchen, 
fonbern  fo,  rote  eS  baö  allgemeine  2Öof)l  ber  chrtftlichen  Seit  tiorfchrteb, 
einrichten  werbe,  ©enau  nach  btefen  planen  l)at  9^om  gehanbelt,  e6  t)at 
ben  fraglichen  ©olbaten  gefucht  unb  auch  gefunben. 

«£>er§og  9G3tlt)clm  üon  D^ouen  brachte1)  ben  jroifchen  ihm  unb  bem 
5lngelfachfen  £aralb  obfehroebenben  (Sr&ftrett  untterwetlt  t>or  ben  Siebter- 
ftuhl  beö  *ßabfte$  5lleranber  IL  ©onft  voar  t>on  ihm  für  ähnliche  ©e* 
fchäfte  üor§ug3weife  Sanfranf,  bamalö  *ßrtor  in  (Saen,  üerroenbet  worben; 
ta)  ftnbe  ihn  jeboch  bei  biefer  (Gelegenheit  nicht  genannt,  aber  in  ber  6tille 
mag  er  thätig  gewefen  fein.  Dbertch  93ttaltö  melbet,2)  baß  ber  «§er$og 
ben  5(rdt)tt>tafon  ©tfelbert  tton  Sifteur  —  einen  ber  Vorgänger  be$  ®e* 
fehichtfehretber^  Wilhelm  —  nach  $om  fenbete,  um  bie  ©ache  ju  betreiben. 


!)  Castle  <§.  100  ofcen.       2)  $>ucfjef?ne  @.  493,  b. 


93ierteö  f&uä).  &ap.  18.  dhuatb  bet*8efenner  jitr&t.  ©egenfonigc  Sofitg  unb£aralb.  357 

Der  Normanne  forberte  \\ia)t$  ©ertngereS,  als  *ßabft  Slleranber  folle  .§a* 
ralb,  ©obwtnS  Sot)n,  für  einen  2lnmaßer  erHären  unb  bagegen  ihn  (2Bik 
heim)  ermächtigen,  (Snglanb  mit  Waffengewalt  $u  unterwerfen.  Sßtrf(tdt) 
brang  Wilhelm  buret;.  ©ewiß  war,  waS  ber  $abfi  bewilligte,  ein  großes 
Wagftücf,  ba  er  ber  ®efal)r  ftd)  auSfcfcte,  wenn  baö  Unternehmen  beS  9tfor* 
mannen  ntcfyt  gelang,  bie  ^Mtverantwortlicbfeit  beS  begonnenen  Kriegs  unb 
feiner  gotgen  auf  bie  M\xa)c  ju  laben. 

2tucb  brach  im  9tutl)e  be£  *ßabfteS  Unetntgfett  über  bie  grage  auS: 
mehrere  Stimmen  müffen  »erlangt  haben,  baß  Slleranber  ftd)  in  ben  eng* 
lifajen  (Streit  entweber  gar  niebt,  ober  wenigftenS  nicht  fo  tief  etnmifa^e, 
wie  ber  Normanne  begehrte.  Wir  erfahren  biefe  wichtige  £r)atfad)e  buret) 
bie  eigenen  ©eftänbniffe  Deffen,  ber  Wilhelms  (Sieg  entfdjteben  hat,  näm* 
lia)  beS  (SarbinalS  ^ilbebraub.  2ln  einem  anbern  Drte1)  ftnb  bie  Worte 
beS  (Schreibens  vom  24.  2lvril  1080  angeführt  worben,  worin  ©rego* 
rtuS  VII.  fagt,  baß  er  eS  gewefen  fei,  ber  Wilhelm  auf  ben  Stroit  Gmg* 
lanbS  beförbert  r)abe,  unb  baß  if)m  beßhalb  gewiffe  trüber  (anbere  (£arbt* 
näle)  ben  Vorwurf  ber  sD(itfcbu(b  an  bem  von  5ßtlt)elm  bei  ber  Eroberung 
(SnglanbS  vergoffenen  5Mute  gemalt  Ratten. 

2US  äußeret  3eieben  >  *>er  2$elt  (Einwilligung  beS  ©tufyfeS 
$etri  unzweifelhaft  verfunbigte,  überfcfytcfte 2)  *ßabft  Slleranbcr  II.  bem  9cor* 
mannen  ein  33 anner  beö  fyetf.  spetruS.  Diefer  Slft  ber  f)öa)ften  23el)örbe 
beS  cr)rtftUcr)eii  5lbcnblanbeS,  welche  Stopfe  unb  ©emüther  ber  50?enfcr)en 
beherrfebte,  war  von  unfaßbarem  Werth  für  ben  Normannen,  ebnete  eine 
Spenge  Schwierigfeiten,  bie  ibm  entgegen  ftanben,  bahnte  if)m  ben  Weg  auf 
(SnglanDS  Xtyon.  £auptfäcfcltch  beßhalb,  weil  bie  itirebe  tr)n  als  tr)ren  $or* 
fämpfer  anerfannt,  feinen  geinb  £aralb  geästet  hatte,  vermochte  2tBtlr)eIm  von 
C^ouen  bie  Ärone  (SfcwarbS  niebt  bloS  §u  erringen,  fonbern  auch  §u  behaupten. 

Die  ^ormanbie  fam  an  SluSbehnung  faum  bem  je^tgen  Württemberg 
fammt  33aben  gleich.  Dennoch  führte  ber  £er§og  biefeS  verhältnißmäßig 
Hetnen  ©ebtetS  im  September  1066  ein  \g>eer  von  naf)e§u  60,000  wol)l* 
gerüfteten  Streitern  nach  (Snglanb  hinüber.  (Selten  haben  bie  beutfcfien 
jtaifer  beS  20?  ittelalter  S  eine  folche  ÜBcaffe  von  Sotbaten  §ufammengebracht, 
nie  eine  größere.  Der53eiftanb  beS  (Statthalters  *ßetrt  ift  es  gewefen,  ber 
£aufenbe  bewog,  bem  9cormannenherjoge  §u  folgen.  211S  Wilhelm  ben  $lan 
beS  gelbjugS  bem  verfammelten  Sanbtage  vorlegte,  erhoben  ftcb  faft  alle 
Stimmen  wiber  ben  5Sorfa)lag.  £mtenbrein  überwanb  ber  £er§og  biefeS 
fura)tbare  £emmmß  ^auptfächlidt)  beßhalb,  weil  er  ftet)  auf  bie  Billigung 
be$  Dberhauptö  ber  Äirct)e  berufen  fonnte. 3) 

l)  S3anb  n,  418  flg.  2)  ©arnlc  a.  a.  £).;  e^enfo  2)ud?eönc  197,  c.  3)  3)iefe^ 
unb  baS  ^olgenbc  ^auptfdd^lt(^  nadj  ber  SÄeim^rontf  öon  3Bace,  Roman  de  Rou  genannt. 
3)ie  9hc$n>eife  bei  Sa^penberg  I,  540  flg. 


358 


$abfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 


Hleuu3el)nte$  Capitel. 

ßinbruef,  meldjen  bic  erfie  9tacr)ricr;t  vom  £obe  (SbroarbS  unb  tton  bev  £t)ronbefieigung 
£aralbö  auf  J^ev^og  2ötlt;elm  hervorbringt.  (§r  fudjt  fofort  feine  Untertanen  für 
einen  ©eejug  nacr)  (£nglanb  ju  flimmert,  roaö  ir)m  nur  mit  großer  2JlüI)e  gelingt. 
Parlament  in  Rouen.  S)ie  meiften  9lbgeorbneten  roiberfpredjen,  aber  einzeln  gewinnt 
jte  ber  «frergog.  9tad)  Slnfunft  beö  Q3annerö  $etri,  baö  ^abft  3Uexanber  II.  über* 
fanMe,  tjort  aller  SSiberftanb  gegen  ba$  Unternehmen  auf.  SnSgefjeim  »er^fÜc^tet 
ber  *ßabji  ben  £erjog  erfilict) ,  ^infort  bie  jtrone  (Snglanb  tton  ber  Rormanbie  ju 
trennen,  unb  beibe  üerfcr)iebenen  (Srben  ju  übergeben.  2)aö  gefcr)ar)  auö  CÄücf ftcfjt 
für  ba3  2Bot)l  ftranfreicr)£.  Sweitenö  mußte  SfBil^elm  93ürgfcr)aft  leiflen ,  baß  er 
baö  ©regorianifcr)e  jtircf)enrecr)t  in  (Snglanb  einführen  roerbe.  Rüftungen  in  ber 
Stormanbie.  ©roße  ber  glotte  unb  ber  Sanbmadjt,  ioeldje  ber  <§erjog  jufammen; 
bringt.  @r  tanbet  auf  ber  (Sübfüfie  (SnglanbS.  @dj>ladr)t  bei  @enlac,  geliefert  ben 
14.  Dctober  1066.  .ftönig  £aralb  fällt  nacr)  t)artnäcftgem  Kampfe  unb  mit  ir)m  bie 
23lütt)e  beö  angelfäcr)ftfcf)en  5tbel$.  Slad)  bem  Siege  miß  baö  normannifdje  £eer 
Bonbon  unb  baö  gan^e  Reicf)  !plünbern.  Stlljelm  tterfyinbert  bieß,  fcfyließt  Verträge 
mit  ben  Slngelfactjfen  unb  roirb  an  2Beilmact)ten  1066  in  ber  2Befiminfterabtet  jum 
Könige  (£nglanbö  gefrönt.  Räubereien,  reelle  baö  meuterifcr)e  -§eer  begebt.  SGöit^ 
t)elm  bemeijlert  baffelbe.  ©efefce,  bie  er  erläßt,  um  fein  <£>eer  belohnen  ju  tonnen, 
unb  bie  fct)ulbigeu  2lngelfaä)fen  ju  betrafen,  $rieg3fieuer,  2Begnar)me  ber  ^leinobien 
in  ben  ©eroölben  ber  großen  Sonboncr  Äaufleute,  (Sinjiefyung  ber  ©üter  beö  eng* 
lifcfjen  SlbelS,  beffen  93ernicr)tung  üßilf;elm  befcr)toffen  f)at  Duellen  beS  Reicfytfmmö 
ber  3tngelfacr)fen:  Stcferbau,  £anbel,  @cfjifffat)rt,  ©eroerbtTeiß,  3Wenfcr)enüerfauf.  DU 
gletct)  nur  ein  £r)eil  ber  füblidjen  Hälfte  (SngtanbS  tton  ben  Normannen  befefct  mar, 
fet)rte  2Bilr)elm  1067  nacr)  ber  Rormanbie  jurücf.  Slnbeutung  ber  ©rünbe  biefer  Reife. 
93tele  angelfädjftfdje  ©roße  muffen  ir)n  als  ©eißel  begleiten,  ©ommer  1066  bis 
jum  grüt)ling  1067. 

SBenben  wir  un£  na$  $ouen.  Der  $frt%&%  roar  eben  auf  ber  3agb, 
unfern  ber  ^auptftabt,  al£  er  baS  ©abreiben  eines  in  Sonbon  unfähigen 
Normannen  empfteng,  baö  ir)m  ben  £ob  (SbroarbS  unb  bie  ©rroäfyhmg 
^aralbö  melbete.  Ü)te  §trmbruft  entfanl  fetner  §anb,  in  fyefttger  ©cmüt^* 
bewegung  ri^  SMfyelm  balb  ben  Hantel  auf,  ba(b  fnüpfte  er  U)n  lieber 
SU.  ©rf)tt)eigenb  fu^r  er  auf  ber  «Seine  nad)  9^ouen  §urücf;  bie  erftaunten 
^ofleute  wagten  ntdt)t,  it)n  über  baö,  u?aö  »orgegangen,  §u  befragen.  Der 
(Srfte,  bem  er  feine  ©ebanfen  enthüllte,  war  Söüfyefm  »on  33reteui(,  6o^n 
Oöbernö,  ber  alö  (Srjte^er  beö  unmünbigen  §er§ogö  fein  Seben  für  t$n 
geopfert  fyatte. J)  ©teia)  feinem  3Sater  befleibete  biefer  Normanne  bie  2Bürbe 
eme$  <Senefa)al6  ber  S^ormanbie,  unb  genof  baö  »oüe  Vertrauen  beö 
Jpevjogö.  Der  S3aron  »on  Sreteuil  fyat  bie  $Iane  feineö  ©ebieterö  aufö 
^öereitroiüigfte  unterftü^t  unb  feitbem  eine  wichtige  ^Rotte  gezielt.  3um  Uiu 


l)  ©ie^e  oben  <S.  254. 


aStevteö  93u<^.  (5a^.  19.  SBilljelm  ber  Eroberer  fegeXt  nacr)  (Sngtanb  u.  erroirfet  bie  Jlrone.  359 

terfdjteb  von  anbern  SßifMmcn  n>erbe  lct>  tf)n  gewöhnlich  DöbernSfon,  ober 
nad)  normanntfd)em  ©ebrauct)  gifcoSbern  nennen. 

Dem  9tatl)e  beffelben  gemäß  fdiicfte  ber  «^erjog  $unäd)ft  eine  ©efanbt* 
fcfyaft  nach  (Snglanb  hinüber,  nm  §aralb  auf§uforbem,  baß  er  unverwetlt 
ben  Zijxcw  an  Wilhelm,  als  ben  magren  (Srben,  abtrete.  Diefe  ©efanbt- 
fajaft  t)at  fo  wenig  gefruchtet,  als  anbere  fpätere  gleicher  Art;  td)  werbe 
baf)er  gar  ntd)t  von  benfelben  reben.  Aud)  wäre  c3  ein  3rrtf)um,  wenn 
man  glaubte,  ber  ^evjog  fyabe'  Strfung  von  folgen  9^cbncreten  erroartet. 
(Sr  wollte  vielmehr  ben  vorauSgefehenen  ungültigen  (Srfolg  als  bittet  be* 
nüfcen,  um  feine  Untertanen,  bie  baS  Unternehmen  mit  ganj  anbem  Augen 
anfallen  aI6  er,  aufstacheln.  AIS  bie  abgefd)idten  53otfa)after  mit  ab* 
fcblagHdnT  Antwort  auS  (Snglanb  jurüdfameu,  verfammelte  er  eine  Anzahl 
ber  mäd)ttgften  unb  ihm  ergebenften  ^afatten,1)  namentlich  feine  Sttefbrü* 
ber,  ben  23ifd)of  Dbo  von  23aieur  unb  ben  ©rafen  Robert  von  9ftortain 
(ber  fpäter  (Sari  von  (SornwatliS  würbe),  fowte  bte  ©rafen  Robert  von 
(Su,  9ffid)arb  von  (Svreur,  Stöger  von  s)3?ontgommen;  (fpäter  §um  (Sari  von 
Aruubel  unb  ©f^ro^oim?  erhoben),  ©ifforb  von  Songuemar  (fpäter  (Sari 
von  93udmgf)am),  Stöger  von  93eaumont,  2)vo,  ^erluinö  @or)n  (Schwager 
beS  «£)er$ogS),  in  einer  Capelle,  unb  eröffnete  benfelben,  baß  er  entfcfyloffen 
fei,  fein  gutes  9^ccr)t  auf  (SnglanbS  Stroit  mit  Waffengewalt  $u  verfechten. 

Die  Anwefenben  erhoben  feinen  2öiberfprud) ,  verlangten  jeboa),  baß 
ber  £er$og  ben  dtafy  fämmtltcher  33arone  beS  Geichs  in  einer  fo  überaus 
wichtigen  Angelegenheit  höre  unb  beßhalb  ein  Parlament  einberufe.  2Bace, 
QSerfaffer  ber  öfter  erwähnten  $etmd)rontf,  braud)t  ben  AuSbrucf  tyex  nicht 
jum  erftenmal,  fonbern  fdjon  früher  bei  Schtlberung  beS  23auernaufftanbS 
auS  ben  Seiten  DftcbarbS  II.  «£>er$og  Wilhelm  entfprach  bem  SBunfche  ber 
©roßen.  (Sr  fctjrteb  einen  Sanbtag  auS,  ju  welchem  Seute  aller  Stänbe 
eingelaben  würben,  benn  bte  in  ber  Capelle  33erfammelten  hatten  bieg  auS* 
brücfltch  begehrt,  tnbem  fte  ftch  auf  ben  ©runbfajj  beriefen:2)  wer  mit  tr)a* 
tet,  auch  mit  ratzet.  Alle  müßten  mit  bellen,  alfo  müßten  auch  Alle 
gehört  werben. 

Auf  bem  £anbtage  ging  eS  anberS  §u,  als  ber  «gjersog  erwartet  haben 
mag.  ©eine  Sorfdjläge  fanben  fcf)ltmme  Aufnahme:  „fte  feien  arm,"  t)\e$ 
eS,  „unb  burch  ältere  «Steuern  gebrüdt,  fein  ^erjog  fönne  bem  Oittter  ober 
Bürger  gebieten,  über  baS  9Jieer  ju  fahren,  ^aralb  beftfce  große  Schäle, 
mit  benen  er  £erren  unb  Röntge  in  Solb  ju  §ter)en  vermöge;  fein  fei  eine 
große  glotte,  ihm  btenen  zahlreiche  unb  wohlgeübte  Seeleute,  beren  ©efebtef* 
lichfett  in  vielen  kämpfen  bewährt  worben  (bte  SButfefarle) ,  auch  fein 


*)  Roman  de  Rou  ögt.  mit  2)ud&e$ne  @.  197,  a.  unb  493,  a.  b.  *)  Chronique 
de  Normandie.  @.  öouquet  XIII,  225. 


360  $at>f*  ©regortuö  VII-  unb  fein  Settalter. 

£anbl)eer  f et  jahlretdier,  als  ba3  ber  9formanbie;  ein  Unternehmen  roie  baö 
oorgefcblagene  überftetge  felbft  bte  Gräfte  eiltet  beutfchen  jtaiferS;  bte  -ftor^ 
manbte  roürbe  baburd)  §u  ©runbe  gerietet  derben."  Vergeblich  ftrengten 
gt£o3bem  unb  anbere  ©ünftltnge  be$  §erjogS  alle  ^offünfte  an,  um  bte 
Sötberfpenfttgen  §u  Überreben  unb  umjufttmmen.  5^aa)  ber  belebten  (Schübe* 
rung1)  etneö  (Shrontften  traten  bte  2lbgeorbneten  tu  ©ruppcn  §u  jeljn,  ju 
Sroanjtg,  $u  breißtg  §ufammen,  lärmten,  fchrteen  bura)etnanber  unb  ersten 
ftd)  gegenfettig. 

Ttm  griff  ber  £er§og  §u  einem  Wlittel,  baS  feiten  fernlägt,  baS 
aber  große  (Erfahrung  im  parlamentartfchen  2öefen  oerrät!).  3a)  fefye  barin 
eine  ftarfe  (Spur,  baß  bte  ftänbifa)e  Verfaffung  in  ber  ^ormanbie  bebeu< 
tenbe  gortfa)rttte  gemacht  J)atte.  2)er  SBaftarb  oon  $ouen  befdneb  nämlich 
bte  SÖtberfpcufttgen  einzeln,  93iann  für  9J?ann,  oor  ftcb,  unb  unterr)anbeltc 
mit  ihnen,  fein  herzogliche^  Slnfcr)en  fptelen  laffenb,  begüttgenb,  fchmetchelnb, 
oerfprecfyenb,  firrenb,  je  naa)  ilmftänben.  @3  gelang:  mit  (Stuem  um  ben 
Slnbem  roarb  er  fertig,  jeber  fagte,  rool)l  ober  übel  roollenb,  feine  «£ülfe  ju. 
3nbeffen  roirb  bte  9?ad)rtd)t  eingelaufen  fein,  baß  *ßetrt  (5tuf)l  ben  ^3Ian 
2Bilr;elmö  gebilligt  f;abe.  gernerer  SBiberftanb  ^örte  auf,  baö  £anb  ging 
rotllig  auf  be$  «£>erjog3  2lbftd)ten  ein. 

3)a£  9?ächfte  roar,  baß  2£ilhelm  feinen  £el)en£l)erm,  ben  jungen  Jtontg 
$f)tlipp  I.  oon  granfreicb,  §u  geroinnen  fitste.  (Er  begab 2)  fta)  nach 
<St.  ©ermain,  roo  $f)üipp  £of  hielt,  unb  machte  ben  Antrag,  baß  er, 
roenn  ber  Köllig  it)n  unterftü^e,  bereit  fei,  baS  eroberte  (Snglanb  oon  ber 
^rone  granfreia)  §u  £er)en  §u  nehmen.  Philipp  oerfammelte  ben  Üfatl) 
fetner  SBarone,  of)ne  ben  er  nid)t£  Nichtiges  unternehmen  burfte.  £)te  ®nU 
fajetbung  fiel  gegen  ben  23aftarb  au$.  £)te  Karotte  fpractjen:  „3r)r  roiffet, 
o  <£err,  rote  roentg  Ohio)  bte  Normannen  fd)on  jetjt  gehorchen;  fmb  fte 
ooUenbS  9D?eifter  (Snglaubö,  fo  roerben  fte  nod)  tro^tger  fein.  Ueberbieß 
roürbe  bie  ^()e^na^me  an  *>em  Unternehmen  unfer  Sanb  otel  ©elb  foften, 
unb  roenn  e£  mißlänge,  befämen  roir  bie  (£uglänber  für  immer  §u  getnben." 
3)er  £lrchtbtafon  unb  (Styronift  oon  £tfteur  melbet,2)  baß  Der  Normanne 
ana)  mit  bem  beutfa^en  ©alier  Heinrich  IV.  unb  mit  ^öntg  (Sroen,  (Sftribfon, 
oon  3)änemarf  unterf)anbelte.  Saut  feiner  S3erfta)erung  oerfpraa)  Heinrich  IV. 
feine  £ülfe,  im  galle  bte  9?ormanbte  angegriffen  roerben  follte,  auch  <Sroen 
gab  ähnlichen  23efchetb,  fyielt  a^er  nW  2Bort,  oielmehr  fyabz  ör  nachher 
28üf)elm3  geinbe  unterftü^t. 

Severe  Slngabe  roirb  burch  ben  Erfolg  beftättgt;  auch  bte  erfte  muß 
roahr  fein.  3nt  grühling  1066,  fur§  ehe  möglicher  Seife  QSerhanblungen 
§roifd)en  bem  faltfd)en  §ofe  unb  bem  ^erjoge  oon  Sonett  beginnen  tonnten, 


l)  Chronique  de  Normandie  <S.  93ouquet  XIII,  225. 


2)  2)u<$eSne  @.  197,  c. 


93ievteö  93ncr).  ßap.  19.  ffitlljelni  bcr  ©toterer  fegett  nacf)  dngtanb  n.  erwirbt  bte  Ärone.  361 

hatte  ©rjbifchof  $amw  baS  ©tetterruber  bcg  beutfchen  9fetd)e6  ergriffen. 
3)a  ihm  baö  2Bobl  ber  (Shriftenr)eit  nid)t  mtnber  am  ^erjen  lag,  alö  bem 
ßarbmal  ^tlbebranb,  ift  e6  glaublich,  baß  er  ein  Unternehmen  geförbert 
hat,  für  baS  bte  rmrättgften  ©riinbe  fprachen.  2)ie  §ugefagte  §ülfe  vt>trb 
meinet  (Sracfctenö  barin  beftanben  tjaben,  baß  §anno  ftcf)  im  Tanten  ber 
beutfd)cn  trotte  verbinblich  mad)te,  ben  Äönig  von  granfreicb,  wenh  er 
währenb  beö  bevorftef)enben  3«9^  *>ie  9?ormanbte  anfallen  würbe,  in  ber 
gtanfe  jn  faffen. 

53albutn  V.  von  glanbern,  ber  (Schwiegervater  be6  Normannen  2£tl* 
f)elm,  war  befanntltch  *)  Sßormünber  beö  jungen  Königs  $f)iHpp  von  granf* 
reicb.  2lu3  einer  Urfunbe2)  erhellt  fogar,  baß  er  im  3al)te  ber  (Eroberung 
(Snglanbö  —  1066  —  ben  9Jfünbel  mit  ftct)  nad)  glanbern  naf)m  unb  in 
feinem  tarnen  Ijanbelte.  2)aher  fann  bie  abfchläglid)e  Antwort,  welche  ber 
Normanne  vom  fran§oftfc^en  (5taat3ratl)e  erhielt,  nicht  wof)l  ol)ne  3utl)un 
be$  SBlaemen  erteilt  korben  fein.  3u  feiner  (Sigenfcbaft  al$  Regent  beS 
fran$5ftfcfcen  9fetch6  fyat  folglich  SBalbutn  von  Styffcl  ben  Singriff  auf  (Sng* 
lanb  mißbilligt.  5lber  anberS  »erfuhr  er  alö  Sftarfgraf  von  glanbern  unb 
al3  Schwiegervater,  geft  ftebt,  baß  er  ba6  Unternehmen  2ßilhelm3  burd) 
9fatf)  unb  £f)at  unterftüfjte,  obgleich  er  nicht  felbft  in  eigener  ^erfon  bem 
gelbjuge  anwohnte.  3)er  @ibam  jeigte  fia)  banfbar,  vlämifd)e  Duellen 
melben, 5)  baß  er  bem  9Jfarfgrafen  einen  jährltd)en  ©ehalt  von  300  sDtarf 
©tlber$  auf  bie  (Sinfünfte  ber  trotte  (Snglanb  anwies,  wogegen  93album 
eine  2lrt  $afallenverhältntß  einging,  inbem  er  ftch  verpflichtete,  feinem 
(Sibam  jeber  3eit  eine  beftimmte  5ln§af)l  von  Gruppen  ju  [teilen.  93tele 
glamänber  fyaUn,  ot)ne  3weifel  burd)  it)ren  Sehender™,  ben  SDcarfgrafen, 
baju  aufgeforbert,  ben  Normannen  1066  nach  (Snglanb  begleitet  unb  ba* 
für  brüben  ©üter  empfangen.  Ü)a6  3)omöbatyboof,  ober  ba$  von  Wilhelm 
angelegte  Äatafter,  fül)rt  alö  folche  9Jtttftretter  bie  glamänber  §ugo,  £)tto, 
Salter,  SBinemar,  2)rogo,  ©tfelbert  von  ®ent  unb  anbere  auf.4) 

5lußcr  bem  glamänber  23album  betheiligte  (ich  von  größeren  franjö- 
ftfchen  SSafallen  an  bem  gelbjuge  noch  ber  33oulogner  @raf  @uftad)iu6,  unb 
jroar  btefer  perfönlicr). 5)  3)och  50g  (£uftachtu$  ntd)t  foroohl  auö  Sln^äng^- 
lichfeit  für  2öilf)elm  mit,  alö  in  ber  5lbftd)t,  auf  baö  große  ©efchäft  be6 
Normannen  ein  Heinere^,  aber  entgegengefefcteS,  für  eigene  Rechnung  $u 
grünben.  @r  |at;  rote  ich  unten  geigen  roerbe,  1067  eine  Empörung  gegen 
ben  neuen  Äönig  von  ©nglanb  angebettelt.  Uebrtgenö  burchfchaute  ber 
^ormannenherjog  bie  geheimen  ©ebanfen  beö  33oulognerö.    Ü)enn  ber 

S3anb  I,  56.  unb  S3ouquet  XII,  8,  b.  115,  c.  unb  796,  c.  J)  Miraei  oPP. 
diplom.  I,  65.  sMan  üerglet^e  le  Glay,  histoire  des  comtes  de  Flandre  I,  17ö  flg. 
3)  ©arnfönig,  jlanbrif^e  ®ef^tcl)te  I,  120.  4)  Cappenberg  I,  543.  9iote  4.  6)  Roman 
de  Rou  unb  carmen  hasting.    äftcm  fe^e  Cappenberg  I,  552.    £>udjegne  <£.  202  unten. 


362 


$abjl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Slrdu'biafon  öon  £tfteür  melbet,1)  baß  2Öilf)elm,  ehe  er  (EuftachtuS  unter 
baö  ^>ecr  aufnahm,  bemfelben  bte  SBebmgung  fteÜte,  feinen  6ofm,  ben  er 
mit  3ba  ttott  Trabant  gezeugt  hatte,2)  als  Geißel  nach  ber  üftormanbtc 
ab$u,ltefern.    2)  er  SBoulogner  mußte  btefe  Sßebingung  erfüllen. 

(So  große  Unternehmungen,  rote  bte  (Eroberung  (EnglanbS,  benen  Untere 
Jjariblungeri  naa)  verfchiebenen  Letten  f)in  vorangehen,  ftnben  nie  ober  feiten 
€tatt,  ohne  baß  geheime  Serabrebungen  getroffen  roerben.  Sehnliches  ge* 
fd;ar)  aud)  bamalS  unb  §roar  roar  eö  of)ne  Steffel  9Mn  ©tut)! ,  ber  bem 
5RormannenI)er3oge  33ebmgungen  geftetlt  hat,  bte  nicht  jur  £>effcntltd)feit 
gelangten,  (Eine  btefer  S3ebtngungen  r)at  ber  (Erfolg  aufgebeeft,  alö  ber 
bisherige  $rtor  von  (Eaen,  Sanfranf,  1070  ben  (Er§ftuhl  von  (Eanterburt) 
beftteg  unb  nun  unverroeüt  bte  längft  von  ben  (Sregortanem  anempfohlenen 
©runbffifce  ftrcbltc^er  SScrfaffung  in  (Englanb  einführte,  ^ann  man  billiger 
SBetfe  sroetfeln,  baß  ftd)  ber  Normanne  r)te§u  gegen  ben  Cßabft  verpflichtet 
hatte!  deines  (Erachtend  liegen  triftige  ©rünbe  vor,  nod)  auf  eine  jroette 
geheime  SBebtngung  ju  fd)lteß  en.  Wilhelm  ber  (Eroberer  fagt 3)  in  feinem 
fogenannten  legten  Etilen:  „baS  £er§ogthum  ber  Sftormanbie  fyabt  i$  au 
meinen  erftgebornen  <Sor)n  Robert  nod)  vor  ber  ^eerfafnt  abgetreten  unb 
alle  ^Barone  letfteten  ihm  meinem  2ßunjd)e  gemäß  bte  ^ulbtgung."  Ueber* 
einftimmenb  Eternit  melbet4)  £>rberid)  9${tali$ :  „vor  ber  ©d)lad)t  von 
^afttngö  unb  bann  roteber  nachher  roäf)renb  einer  ^ranfhett  beftellte  995 tl* 
heim  feinen  älteften  (5of)n  9fobfrt  §um  (Erben  ber  ^ormanbte,  unb  forberte 
bie  Marone  auf,  ihm  ben  (Eib  ber  Sreue  ju  leiften,  roaö  Severe  aud)  traten." 
£>er  (Eroberer  fyat  alfo  bte  (Einfettung  Roberts  pm  £er§oge  ber  9?ormanbie 
roteberholt. 

lieber  bte  Sät  be£  feiten  2lftS  gibt  Wilhelm  von  3umtegeS  2luf* 
fchluß,  inbem  er  er§äl)lt:5)  „nach  (Eroberung  (EnglanbS  roar  Wilhelm  1067 
in  bte  9cormanbte  surüefgefehrt.  311$  er  bort  bte  9?ad)rid)t  vom  5lufftanbe 
beS  33ouIogner  (Euftad)tuS  erhielt,  eilte  er  roteber  nach  (Englanb  hinüber, 
boch  nicht  ohne  juvor  feinem  älteften  <5of)n  Robert,  ber  bamalS  jum  3üng= 
ling  heranwuchs  baö  ^er^ogthum  übergeben  §u  haben."  2)te  (Empörung  M 
(Euftacf>iuS  unb  fomtt  bte  jroeite  (Einfe^ung  Roberts,  fällt  in  ben  ©ommer 
1067.  2)er  (Erftgeborne  «Solut  2Btlt)eIm^  hatte  aber  Weber  1066  noch  im 
folgenben  3ar)re  bie  nöthige  SReife  beS  Alters  erreicht,  um  bie  Regierung 
felbft  führen  §u  fönnen.  ©in  SBormünber  muß  bal)er  für  tt)tt  beftellt  roorben 
fein.  «£)te§u  roar,  nach  einer  anbern  ©teile6)  £)rberich$,  bte  ©emahlin 
2BtIhelm£  unb  SJtutter  Roberts  9Jktf)ilbe,  beftimmt,  roelche  auch  ju  btefem 
ßroeef  metft  in  ber  9?ormanbte  roetlte,  obgletd)  fte  Stlhelm  §ur  Königin 


l)  2)ucf)eSne  @.  212,  b.  2)  Ibid.  508  unten  flg.  3)  ©uc^e^ne  @.  659r  b. 
4)  Ibid.  <S.  545,  c.       6)  Ibid.  ©.  289,  d.       6)  Ibid.  @.  512,  d. 


Giertet*  93u#.  (Sap.  19.  3BiU)elm  ber  Eroberer  fegelt  nadj  (fnglanb  u.  etttmbt  bie  Stxom.  363 

von  (Snglanb  Jjatte  frönen  (äffen.  23e$üglicb  bc£  erften  5Jft3  melbet  *) 
Simeon  von  3)urr)am,  baß  bie  ©infetjung  tcd  9kaMolger3,  welche  vor  bem 
£eereS$ug  von  1066  ftattfanb,  in  ©egenwart  bc£  Königs  €J3t>iIipV>  I.  »on 
granfreid)  erfolgt  fei.  £)r)ne  3wcifel  gefcbar)  bieß  barum,  bamtt  bte  Abtretung 
burct)  bte  2lnwefent)ett  be$  &t)en$r)errn  um  fo  größere  ©ültigtat  erlange. 

SDfeineS  (§ra$ten$  (äffen  fowof)l  bte  oben  angeführten  SCBorte  2Btlr)eIm$, 
als  auch  bte  (Sinfefcung  93tat^t(bene  jur  SSormünberin  M  <Sof)n3  feine 
anbere  (Srflärung  §u,  atö  bte,  baß  ber  fraglichen  Maßregel  bte  Slbftcht  §u 
©runbe  lag,  baS  ,£erjogthum  ber  9?ormanbie,  welches,  wie  wir  wiffen,  ein 
fran$öft)cf)eö  Sehen  war,  von  ber  trotte  (Snglanb  nta^t  etwa  blo3  für  bie 
3uhtnft,  b.  t)-  nach  2Ötlf)eIm6  Sobe,  fonbem  fdjon  mit  bau  Augenblicke 
ber  votlenbeten  (Eroberung  ju  trennen.  $)enn  l>ätte  ber  33aftarb  niebt  für 
nötr)tg  erachtet,  als  Jlöntg  öon  (£nglanb  auf  ba3  nörmanmfdje  2er)en  §u 
©unften  fetneö  (Srftgebornen  §u  verlebten,  fo  würbe  er  Weber  vor  ber 
(Schlacbt  bie  Marone  ju  Ablegung  be6  93afatteneibe3  an  Robert  beftimmi, 
noeb  nach  berfelben  bie  9Jhttter  jur  QSormünberin  be$  Sor)ne6  ernannt, 
fonbem  ftd)  begnügt  haben,  für  bie  $ät,  währenb  er  in  (Snglanb  weilte, 
einfach  einen  (Statthalter  über  bie  SKormanbic  §u  befreiten. 

2Bttr)eIm  entging  fpäter  bem  in  obigem  Aft  enthaltenen  $er$tcht  baburd), 
baß  er  bie  9ftcgent[d:aft  ber  Butter  willturlicb  verlängerte,  ober  beutfeh 
gefproeben,  baburd)  baß  er  baö  bem  (Srftgebomen  erteilte  $ecr>t  §urücfnahm. 
Aber  ber  Treubruch  be$  $aterö  fyattt,  ^  i$  mttn  feigen  werbe,  böfe 
3erwürfntffe  im  r^errfc^enben  £aufe  §ur  golge.  dagegen  nach  bem  $obe 
be$  (Srobererö  würbe  bie  Trennung  §ur  2ßar)rr)cit:  Robert  gelangte  §um 
wirklichen  söeft^e  ber  Sftormanbte,  bie  trotte  (Snglanb  aber  fiel  an  ben 
naebgebornen  ©ohn  2Btlr)elm  II.  ©leter)wor)l  erhellt2)  au3  ben  SBorten 
beö  $eftament$,  baß  bie  Trennung  keineswegs  ben  39ßünf<$en  be$  (Eroberers 
entfpract).  2)urch  einen  ftärferen  SßtUen,  ober  burd)  unabänberltd)e  23er* 
binbliajfeiten  gebrängt,  mußte  ber  Saftarb  gefchehen  laffen,  was  er  nicht 
verhinbern  fonnte. 

2ßem  kam  nun  bie  fct)on  1066  befchloffene  Soäfdjälung  ber  9?ormanbie 
von  bem  eroberten  (Snglanb  $u  gut?  Dhne  grage  bem  fran§öftfcben  deiche. 
2ßäre  bie  9?ormanbte  unb  (Snglanb  in  einer  £anb  vereinigt  geblieben,  fo 
Würbe  bte  Ärone  granfretch,  welche  feit  20 — 30  3al)ren  nur  mit  9J?ür)e 
einiget  Anfchen  gegen  bie  bloßen  £er§oge  von  Sftouen  §u  behaupten  ver* 
mochte,  burch  ben  $um  Könige  geworbenen  unb  mit  Dreifacher  5Jiact)t  au$* 
gerüfteten  Sßafallen  erbrüeft  worben  fein.  AuS  eigenem  5ttttrtebe  hat  ber 
53aftarb  bie  Trennung  ftcherlicr)  nicht  bewilligt^  benn  feine  fpäieren  §anb* 


')  Ad  a.  1077  bei  Xtoffien,  histor.  anglic.  scriptores  6.  209  unten.  2)  2^n^ 
(^e^ne  8.  659,  b. 


364 


$a&fi  ©rcgonufl  VII.  unb  fein  ^titalitx. 


hingen  beweifen  ja,  baß  er  ba3  3ugeftcinbniß  bereute  unb  gerne  aanj  $u* 
rücfgeuommen  hätte.  £>hnebicß  befchränft  fein  ehrgeiziger  ^errfcber  —  unb 
ehrgeizig  war  2BtU)elm  in  t)otym  ©rabe  —  freiwillig  ftd)  felber.  (Ebenfo 
wenig  ift  anzunehmen,  baß  2£ühelm  ben  fraglichen  Schritt  auö  9fücfftcht 
auf  Äönig  ^ßbtftpp  I.  »on  granfreich,  etwa  »ermöge  eineö  mit  if)m  abge* 
fcbloffcnen  Vertrages,  tf)at.  3)enn  ^tltpp  hatte  bte  »ort  bem  Normannen 
begehrte  £ülfe  »erweigert:  im  Unfrteben  fa)teben  fte  unb  feft  ftel)t,  baß 
beibe  ^errfeber  feit  ber  (Eroberung  (Englanbe  ttefee  Mißtrauen  gegen  ein* 
anber  Regten,  ober  gar  in  offener  geinbfa)aft  lebten. 

Slucf)  ber  beutfa)e  ^atfer^of  fann  e$  nicfjt  gewefen  fein,  ber  obige 
Vetmtgung  bem  Normannen  auferlegte.  2öeber  im  ßharafter  noch  in  ben 
9)tad)tbefugniffen  §einria)ö  IV.  lag  e£,  bem  Normannen  ®efe$e  oorju^ 
fet/retben,  welche  9?üdftcr;t  auf  baö  allgemeine  Vefte  ber  (5f)riftenl)ett  eingab. 
Sobann  zweifle  tef)  fel)r,  ob  äBüfyelm  ber  (Eroberer,  nachbem  er  alle  feine 
*|3lane  burct>gcfe|t  hatte,  ftcb  burch  ein  ber  beutfe^en  Jerone  abgelegtes  Ver* 
fpred)en  gebunben  erachtet  haben  würbe. 

Un§n>eifelr)aft  fchetnt  mir:  ein  frember  SBttle  J)at  ben  Normannen  zur 
Trennung  ber  beiben  £änber  genötigt/  unb  Wetter,  bie  betreffenbe  gorberung 
ging  »on  einer  50^ad)t  aus,  welcher  erftenS  anerfannter  Spaßen  baS  9fted)t 
§uftanb,  bie  $ul)e  ber  2ßelt  unb  baS  allgemeine  2Bol)l  ber  Golfer  51t  wahren, 
welche  zweitens  eine  foldje  Stellung  einnahm,  baß  ber  (Eroberer  eS  nicht 
wof)t  wagen  burfte,  Verbtnbltchfetten,  welche  er  gegen  btefelbe  eingegangen 
hatte,  ju  brechen.  Vetbeö  paßt  nur  auf  $etrt  (StutyL  $abft  5lleranber  II., 
ober  vielmehr  beffen  oberfter  9^att)geber  (Earbtnal  ^ilbebranb  war  eS,  Der 
ben  Normannen  nach  (Englanb  beförberte,  weil  nur  burch  biefe  Maßregel 
unfägltdjem  Unheil  »orgebeugt  werben  fonnte.  5lber  berfelbe  $abft  fyat, 
inbem  er  ben  «£>erzog  »on  *Rouen  waffnete,  nict)t  »ergeffen,  baß  er  ber 
$rone  granfretch  unb  bem  franzöftfehen  Volf,  baS  etneS  ber  großen  ©lieber 
in  ber  cbrtftltchen  gamtlte  war  unb  ift,  wichtige  Pflichten  fdjulbe.  *ßetrt 
Statthalter  nahm  bem  Normannen  baS  binbenbe  Verfpred)en  ab,  bie  9?or* 
manbte  oon  (Englanb  $u  trennen.  Wilhelm  aber  mußte  —  fo  ungern  er 
e$  that  —  2ßort  galten.  'Denn  fo  groß  war  ber  £aß  beS  angelfächftfchen 
VolfS  gegen  bie  fremben  «Jperren,  fo  wüthenb  bie  (Etferfucht  beS  franzöftfehen 
Königs  unb  auch  gewiffer  norbtfeben  Surften  wiber  ben  glücfltchen  (Eroberer, 
baß  wenn  2Btlf)elm  burch  »ollenbeten  Treubruch  gerechte  3»d;tigung  tyxau& 
geforbert  f>ätte ,  bte  *ßäbfte  im  Staube  gewefen  fein  würben,  ben  Unbanf* 
baren,  ber  burch  fte  emporftteg,  wteber  in  baS  9?td)t3  zurückzuwerfen. 

2öte  ich  früher  §etgte,  war  e$  theilS  bem  ^erzöge  Wilhelm  felbft, 
thettö  feinen  Vorgängern  gelungen,  mehrere  an  bte  9?ormanbte  angränjenbe 
^rootnjen,  namentlich  2lnjou,  SCRatne,  $onthteu  unb  bie  Bretagne,  in  Va* 
fallenbanbe  zu  »erftrtefen.    2)te  Bewohner  btefer  Sanbfchaften  mußten  baher 


93terteö 93ucr).  Qiap.  19.  2BtU)elm  ber  (Eroberer  fegelt  nacr)  ©nglanb  u.  evtotr&t  bic  .ftrone.  365 

,£>eere3fofgc  na*  @nglanb  leiften.  3n  ber  £r)at  gefcbietjt  tfyrer  tton  ben 
Duellen  @rttJtS^nung.  *)  Slber  aucb  anbere  ©treitcr,  bie  in  feinem  Sßerbanb 
ju  tfym  ftanben,  jog  er  in  feinen  3)ienft.  9&erbebrtefe  beö  «!per$og3  er* 
gingen  burcf)  alte  benachbarten  £anbe,  unb  taufenbe  ftrömten  tf)m  $u,  be* 
fonberö  feit  befannt  geworben,  baß  bie  Strebe  fein  93orr)aben  billige. 

2)te  ?ftormanncnd)rouif  er$äl)lt:  2)  „als  ba3  23amter  beö  r)eiligen 
^etruö  anlangte,  fyatte  «^erjog  2fiilr)elm  große  greube  unb  baö  mit  SRedit, 
benn  ber  ßtfer  serboppelte  ftd),  Mütter  famen  unb  boten  tr)m  tfyre  ©ö'lrne 
an.  Slud)  t>ielc  ©olbaten  auö  fremben  Räubern  eilten  r)erbet:  bie  (Sitten 
nahmen  ^anbgelb  unb  ©olb,  Rubere  baten,  baß  ber  «£>er$og  tlnten  laffeu 
möge,  wa3  fte  felbft  in  (Snglanb  erobern  würben,  Einige  forberten  Dörfer, 
Slnbere  ©cfjlöffer,  wteber  Slnbere  reiche  angelfäcfyftfdie  Leiber.  Der  ^erjog 
aber  fagte  bereitwillig  $u,  was  ein  3eglicl)er  begehrte/'  93?an  ftefyt:  ba6 
©ölbnerwefen  war  fc^on  auögebilbet,  unb  §voeitenö  2Btlr)elm  ber  33aftarb 
verfügte  über  einen  ©ct)a£,  woraus  weiter  folgt,  baff  bie  Normannen 
©teuem  bellten:  eine  Srjatfacfye,  für  welcbe  tnete  anbere  SBeweife,  nament> 
Itd)  bte  oben  befdmebenen  3Serl)anblungen  beö  £anbtag3,  bürgen. 

$)en  ©ommer  über  würbe  in  ber  Sftormanbte  gewimmert,  gefct)mtebet, 
gerüftet.  Ueber  bie  ©tärfe  beö  ^>eerö  ftttben  ftcf)  oerfdbtebene  Angaben. 
Sin  einer  ©teile  fdjätjt 3)  Der  Slugenjeuge  2Ötll)elm  fcon  Sifteur  bie  3a^ 
Silier  berer,  welche  ttom  «£)er§oge  ©olb  empfingen,  auf  50,000  9D?ann;  an 
einem  anbern  Orte  fprtc£)t 4)  er  »on  60,000  ©treitern.  3d>  glaube,  biefe 
3al)len  wiberfprea^en  ftcf?  nic^t,  ba  oiele  or)ne  ©olb  ober  auf  eigene  Soften 
bienten.  Stucb  Drbertd)  maü$  für)rt 6)  bie  3af)l  50,000  an,  befd)ranft  fte 
aber  auf  bie  Leiter,  benen  er  eine  ungemeffene  9Jcaffe  fcon  gufoolf  beifügt. 
il)aö  Hingt  wie  eine  Uebertretbung :  60,000  tyflann  mag  bte  Lüftung 
SQötIt)eIm0  immerhin  betragen  r)aben,  benn  fein  ©egner  ^aralb  r)at  alle 
Gräfte  (SnglanbS  angeftrengt  unb  t>ermoa)te  bod)  md)t  §u  ftegen.  3)ett 
Äern  beg  normanntfeben  ^eereö  bilbete  fcfywere  get)arntfcf)te  Vetteret,  neben 
tr)r  werben  ©cfyleuberer  unb  23ogenfd)üj$en  ju  guß  erwähnt,6)  eine  SÖaffen* 
gattung,  welche  bamafö  noa)  ntcr)t  fyäuftg  gewefen  ju  fein  febeint. 

Slußer  ber  Sanbmadjt  war  eine  große  glotte  nötfyig,  um  ba$  gefammelte 
£eer  nact)  ßnglanb  hinüber  ju  tragen.  Ueber  biefen  Sfyeit  ber  Lüftung 
befreit  wir  ein  in  feiner  Slrt  einziges  3)enfmal,  einen  gewtrftett,  210  ©ebuf) 
langen  Schieb,  ben  fyö'djft  wa^rfdjetnlta)  ein  SBtfcfyof  ober  baö  ©apiUl  £ou 
53aieur  unb  §war  balb  nad)  ber  Eroberung  unb  bura)  engltfcbe  ©tiefer  §ur 


l)  Flores  histor.  (5.  634  untere  mtk.  Satttie  <S.  99  unten,  ©ud^eöne  @.  286,  d. 
494,  a.  SBouquet  XI,  162,  b.  r)  Eouquet  XIII,  227.  3)  2)uc^eöne  f.  197,  b. 
*)  Ibid.  ©.  199  unten.       5)  JDaf.  @.  500,  b.       6)  Flores  histor.  @.  634  SKttte. 


366 


^a&fi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


geier  be£  <Sieg3  anfertigen  ließ. ')  -iftod)  heute  wirb  baS  «ftunftwerf  in  ber 
Domfircbe  tton  33aieur  aufbewahrt  unb  jährlich  einmal  öffentlich  au6geftellt. 
Die  Silber  beginnen  mit  ber  Steife  ^aralbö  nach  ber  ^ormanbie  im  3ar)re 
1064.  93ian  fleht,  wie  er  som  Könige  (Sbwarb  Urlaub  unb  Aufträge 
empfängt,  tton  feinem  ©ute  33o6ham  au6  über  baS  9)?eer  mit  bret  größeren 
Sdbtffen  hinüberfährt,  auf  bie  Mfte  tton  *pontr)teu  fcerfchlagen,  in  ©efangen* 
febaft  gerätb. 

Die  (Scene  änbert  ftd);  ©efanbte  be$  Normannen  2öilf)elm,  ber  fcon 
^aralbö  Unfälle  benachrichtigt  ift,  löfen  ihn  au$  unb  holen  ihn  ab.  TOt 
galfen  unb  3agbl)unben  h^lt  er  feinen  @in§ug  in  9touen,  begleitet  bann 
ben  £er§og  auf  bem  gelange  gegen  ben  23retagner  ßonan.  9lacb  er* 
ftrittenem  (Siege  erfreuen  beibe  $u  SBateur,  wo  §aralb  auf  ben  Reliquien- 
faften  ben  @ib  ablegt,  baß  er  bem  9?ormannenher$oge  bie  Mxenc  (SnglanbS 
tterfdjaffen  werbe,  ^aralb  fehrt  nach  ber  ^eimatr)  surüct  $ömg  (Sbwarb 
ftirbt,  feine  Seiche  wirb  in  ber  neuen  Seftminfterabtei  begraben.  Die 
©roßen  beö  Meiches  verleihen  bie  ^rone,  bie  eigentlich  bem  Normannen 
gebührt,  an  ben  fcerräthertfehen  §aralb,  ber  ben  £r)ron  befteigt.  ftm 
Gimmel  fteigt  ber  hontet  auf,  welchen  9J?enfcbengruppen,  Unheil  ahnenb,  an* 
ftaunen.  (Sin  engltfd)c6  (Schiff  eilt  nach  granfreich  hinüber  unb  jeigt  bem 
9?ormamtenher$oge  an,  wa$  gefchehen. 

Sßilhelm  gibt  33efel)l,  eine  glotte  au6§urüften.  Wlan  erbltcft  Arbeiter, 
welche  53äume  fällen,  anbere,  welche  (Schiffe  simmern.  Diefelben  werben 
bann  an  £auen  auö  ben  Werften  in3  5D?cer  gebogen,  mit  Lebensmitteln, 
3Baffen,  2Beinfäffern  belaben.  Die  glotte  ift  in  (See.  Mehrere  größere 
gahrjeuge,  auf  benen  meift  Leiter  unb  Stoffe  etngefchtfft  ftnb,  fommen  §um 
5Sorfchein.  Da6  näcbfte  SBilb  jeigt  bie  Sanbung  auf  (SnglanbS  (Sübtufte. 
ffian  bringt  bie  ^ferbe  an6  Ufer,  wäl§t  bann  bie  (Schiffe  felbft  auf  ben 
Stranb.  Die  Leiter  febwingen  ftch  in  ben  (Sattel  unb  eilen  nach  £aftmg6. 
'Dort  h&ft  ber  §erjog  mit  feinen  ©etreuen  ein  -äflahl.  £>cbfen  unb  (Scbafe 
werben  gefchlachtet,  Äöcbe  bereiten  (Steifen,  anbere  Diener  beefen  bie  Safel. 
Der  §erjog  ft£t  mit  ben  ©roßen  be$  §eere3  ju  Stfche,  93ifchof  £>bo  son 
55aieur,  2£ilr)elm3  ^albbruber,  fegnet  bie  aufgetragenen  (Schüffein. 

(Sin  23ote  fommt,  welcher  melbet,  baß  üönig  £aralb  mit  feinen  Dingel* 
fachfen  heranrüde.  Die  Normannen  fteigen  §u  $oß  unb  stehen  ttor  ^aftingS 
hinauf.  £cr§og  2Mf)clm  fyalt  eine  5lnrebe  an  baö  «!peer.  Die  (Sd)lad)t 
beginnt.  9formanmfche  Leiter,  gan$  mit  (Schuppenpanjem  bebeeft  unb  mit 
wenigen  23ogenfchü£en  untermifcht,  fprengen  gegen  5lngelfad)fcn  an,  bie 


')  ZfymV)  I,  360 :  pieces  justificat.  ptv.  3.  Slb&Ubungen  in  bev  academie  des  in- 
scriptions  tom.  IX,  535  f{g.  unb  XII,  369  flg.  ©eggletcfjen  im  erften  unb  jtoeiten  93anb 
»on  Sftontfaucon,  monumens  de  la  raonarchie  frangaise. 


93ierte3  93u$.  (Scty.  19.  SBifljelm  ber  (SxoUxtt  fegelt  nad)  dnglanb  u.  erwirbt  bie  .ftrone.  367 


gleichfalls  gepanjert  unb  mit  ffjren  (Scbilben  bie  Körper  becfenb,  &u  guße 
fedjtett.  3)er  «ftampf  nxnbct  ftcf>  §um  9cacf)tr)eile  ber  Slngelfaftfen.  Seofwin 
unb  ©urtl),  beS  ßonigö  $aralb  23rübcr,  faden,  §ule$t  vottb  aucb  ber  Ätfolg 
erfcblagen.    Die  übrigen  @nglänber  fliegen. 

5luf  bem  ganzen  Sepipfdje  ift  fein  <Scbiff  bargcftellt,  baö  ein  ^Berbeef 
t>ätte.  (So  öfel  icb  au8  ber  ror)cn  3ci*»lin9  abnehmen  fann,  gleichen  bie 
abgebildeten  an  ©röße  unb  ^Bauart  ben  mittleren  gtußfd^'ffcn,  rocldv:  auf 
bem  Berlar ,  bem  5)?atit  unb  ber  oberen  ü>ouau  SBaaren  »erführen.  3n 
ber  €d)iffbaufunft  muffen  bie  Normannen  ber  (Seine  vr»ett  hinter  ifyren  n&c* 
bifcben  ©tamtngettoffett  juritcf  geblieben  fein,  voelcbe,  ttrie  td)  an  einem  anbern 
Drte  gezeigt  habe,1)  £)rlogfd)iffe  in  großem  5D?af flabe,  mit  23erbecfen  unb 
Stelen  ^uberbänfen  frerfetyen,  ju  jimmern  »erftanben.  2)te  gefd)rtebenen 
Duellen  ftimmeu  mit  ben  (Srgcbniffen  be3  £)enfmal$  fcon  33aieur  übereilt. 
Saut  tf)rem  ßcugniffc  umfaßte  SSWljelmö  glotte  eine  große  93?affe  son  gar)r* 
jeugen,  woraus  erhellt,  baß  bie  einzelnen  feine  bebeutenbc  £ragftfr)tgfeit 
gehabt  haben  föunen.  3)od)  ftnb  bie  Angaben  tterfdueben,  fte  fcbroanfen 
jroifcben  696  unb  3000  griffen.2)  £ßace,  ber  ^etmcbronift,  ber  ftcb  auf 
bie  2lu$fage  feinet  SSaterS  beruft,  voelchcr  2lugen§euge  genxfen,  gibt  unter 
allen  bie  nieberfte  3iffef/  nämlich  696,  2Öi(r)elm  oon  Sumiegeö  bagegen, 
3eitgenoffe  ber  Eroberung,  behauptet,3)  ber  §er§og  f)abe  im  ©an§en,  alles 
gerechnet,  eine  glotte  oon  gegen  3000  (Schiffen  jufammen  gebracht. 

■älteiueS  (§rad)ten0  fyit  fott)ot)l  Sßace,  alö  ber  Wönfy  tton  3umfege3, 
gehörig  tterftanbcn,  Stecht.  2)ie  ÜJcormannenchronif,  roelcbe  eine  profaifcbc 
Umfcbreibung  ber  gereimten  Arbeit  beS  2ßacc  ift,  braucht4)  bie  2£enbung: 
„ber  §er§og  hatte  896  große  (Schiffe,  ungerechnet  bie  Heineren  unb  Heinften." 
3e  nacbbem  man  nur  bie  größten  gahrjeuge  in  Betracht  jog,  ober  ben 
großen  mittlere  bet§äl)lte,  ober  enbltd),  ben  9J?unb  voll  nerjtnenb,  groß  unb 
Hein  $ufammenred)nete,  famen  696—896  ober  3000  heraus.  3)a£  3)enfmal 
tton  53ateur  fteht  r)iemtt  im  (Sinftang,  fofern  e£  mehrfach  neben  eigentlichen 
Kriegs*  ober  Saftfdjiffen  Heine  23oote  abbtlbet.  2)ie  UmrooI;ncr  ber  nor* 
mannifcben  (Seelüfte  befaßen  ftcberlta}  siele  Rimbert  gifchernacben,  roelcbe 
2Bilf)elm  mit  nacr)  (£nglanb  genommen  haben  mag.  3$  pnbe  fo  gebeutet 
bie  ©efammt^iffer  son  3000  nicht  übertrieben. 

Sßor  ben  übrigen  (Stäuben  §etcr)nete  ftcr)  ber  normanntfd)e  ßleruS  burd) 
SBercitroitligfeit  §ur  ScbiffSrüftung  aus.  33ifcbof  £>bo  tton  93ateur,  Sßü* 
l)clm$  £albbruber,  ftellte5)  40,  ber  oon  Sftanö  30  Scbiffe  mit  ber  nötigen 
9Jtaunfa)aft,  unb  „in  gleichem  $erl)ältmffe,  fügt  ber  ©f)ronift  bet,5J  ftrengten 
ftcb  Rubere  an.''  2)a6  S3etfpiel  eines  ^öna)6  oon  gefamp  roirb  erroöfwt,6) 

33anb  II,  605  flg..  2)  3)ie  S3etoetfc  jufammcngefieat  bei  So^enBerg  I,  542. 
S^ote  2.  3)  Suc^eöne  ©.  286,  c.  4)  SSouquet  XUI,  227,  d.  6)  Ibid.  <S.  226,  c. 
6)  JDie  SBetoctfe  Bei  Sutern)  I,  244.  9^otc  4. 


368 


$afcfi  ©regonuö  VH.  unb  fein  Btitalttx. 


ber  für  ein  größeres  ©cbiff  mit  20  bewaffneten,  baS  er  lieferte,  bie  3u* 
ftdjenmg,  eines  SBiStfmmS  in  (Englanb  erhielt.  3ch  frage:  roürbe  bie  nor* 
manmfic  ©eiftfidjfett  folche  Opfer  gebracht  haben,  märe  nicht  baS  Unter* 
nehmen  beS  ^erjogS  burrf)  *ßetrl  ©tuf)l  feterlidt)  gebtlltgt  roorben? 

2US  erften  ©ammelpla$  t>atte  2£ilf)clm  feiner  glotte  bie  TO'tnbung  ber 
Dtoe  angeliefert1)  bie  öftltdt)  »Ott  (Saen  ftdj  ins  SDtfeer  ergießt.  £ier  lag 
fte  einen  SJttonat  buref)  roibrige  2Btnbe  aufgehalten,  bann  führte  fte  2htS* 
gange  Sluguft  ein  günfttger  SBejl  nach  ©t  SSalerty  an  ber  ©ommemünbung, 
auf  bem  ©ebtet  t>on  $ont^teu.2)  2Bä"r)renb  ber  Ueberfafyrt,  ober  nachher 
fa)eiterten  bureb  einen  ©türm  mehrere  ©chtffe.  S)iefeS  Unglücf, 
bunben  mit  fjartnäcfiger  2Binbftille,  welche  abermal  faft  einen  9J?onat  an* 
hielt,  entmutigte  einen  großen  Xtyil  ber  9J?annfcbaft.  2)ie  ©olbaten 
murrten3)  innren  3eften,  bie  fte  am  ©tranbe  aufgefangen  Ratten,  9J?and)e 
riffen  aus.  £äuftg  faft  man  ben  ^erjog  nach  ber  bem  fyeiltgen  Valeria) 
geroibmeten  Kirche  beS  DrtS  ger)en  unb  bort  emftg  beten.  2)ie  ^otbroen* 
bigfeit,  50,000  9)?ann  §u  ernähren,  brüefte  ir)n  fa^roer.  3ule&t  orbnete 
er  einen  Umjug  beS  ganzen  ,£eereS  nach  ber  $trcr?e  an,  ©olbaten  unb 
Anführer  brauten  bem  ^eiligen  Opfer  bar.  2)ocb  ber  ^tmmel  blieb  fort* 
roethrenb  bebeeft,  ber  biegen  fiel  in  ©trömen  nieber.  £>r)ne  baß  ber  «£>cr* 
50g  eS  ar)nete,  roar  bie  2ömbftille,  bie  er  für  ein  Unglücf  tjtelt,  günftig 
für  ityi.  Ü)enn  roäfyrenb  beffen  löste  $öntg  §aralb,  im  SBafme,  baß  ber 
Normanne  gar  ntcr/t  mer)r  fommen  mürbe,  fein  Sanbbeer,  baS  längs  ber 
©übfüfte  GhtglattbS  lagerte,  auf,  f  ehrte  mit  ber  glotte  nacb  Sonbon  jurücf, 
unb  rücfte  balb  barauf  nach  bem  Horben,  um  bem  norroegifeben  Könige  bie 
©pijje  $u  bieten,  ber  in  9?ortbumbrten  gelanbet  f>atte. 

(Snbltcr),  gegen  SluSgang  ©eptember  1066,  eines  StbenbS  l)e^erten  ftä 
bie  ßüfte  auf,  unb  ein  frtfcr>er  ©eeroinb  begann  ju  btafen.  SHSbalb  gab 
ber  £erjog  53efet>l  §ur  (Sinfcbiffung,  ber  mit  folgern  (Eifer  fcotljogen  roarb, 
baß  Manche  einen  ir)rer  §abe  am  ©tranbe  $urücf  ließen.*)  3Sor 

Tagesanbruch  rourben  bie  5lnfer  gelichtet,  bie  Trompeten  febmetterten,  unb 
eine  große  Saterne,  roelcbe  ber  §erjog  über  bem  ^auptmaft  feines  ©cbiffeS 
aufgepflanzt  fyattz,  geigte  ben  anbern  bie  Dichtung  an.  Die  glotte  fut;r 
hinaus  in  bie  offene  ©ee,  soran  baS  fyeraogHcfce  glaggenfa)iff,  baS  außer 
ihm  baS  Banner  beö  h-  tytütö  trug.  @S  roar  ein  fcbneller  ©egler  unb 
eilte  ben  übrigen  roett  ooran,  am  fetten  Tag  in  ber  grühe  befanb  eS  ftch 
allein.  2)er  ^>er§og  f Riefte  einen  -üftatrofen  auf  ben  Sftafiforb  hinauf,  um 
nach  ben  übrigen  ©chiffen  umjufchauen.    2)erfelbe  rief:  „ich  fer)e  nichts  als 

')  2)ucr)egne  @.  500,  a.  unb  197,  b.  2)  Ibid.  198,  b.  unb  286,  c.  3)  (Samte 
©.  100.  4)  £>ucr)e£ne  ©.  198  flg.  unb  bie  öon  £|tetrty  (bistoire  de  la  conquete  de 
l'Angleterre.  Paris  1846.  I,  248  flg.)  angeführten  (Steden  beö  neuaufgefunbenen  nor* 
mannif^en  (Dic^terö. 


Sßiertee  93nd).  (Sa^».  19.  äDilljelm  ber  Eroberer  fegelt  nad)  (Sngtanb  u.  ertuirbt  bie  Jh'one.  359 


2[ßaffer  unb  Stift."  Ü)a  bie  Küfte  tton  (Snglanb  nid)t  mcfyr  ferne  fem  fonnte, 
t>errtett)  bie  5D?annfcr)aft  3etaVn  oon  Unrube.  S)er  <£>erjog  gebot  ein  9D?at)l 
$u  ruften,  unb  Heß  retdjltd)  geroürjten  Sein  oertfyetlen.  f^acr)  bem  (Sffen 
fdu'cffe  er  ben  ?(J?atrcfen  abermal  r)tnanf:  ,,td)  geroafyre  t>ter  (Segel'1,  fdbrte 
er,  imb  balb:  „ein  ganzer  Salb  »ort  SftajMumen  fdjrotmmt  heran". 

Ü)ie  normanm'fdje  glotte  (anbete  ben  29.  September,  am  gefte  beS  r)et* 
Itgen  9)?iawl,  tf)etl3  bei  ^eoenfety,  tf)etl3  bei  ,§afting6  auf  ber  jlüfte  oon 
(Suffer.  (Sine  alte,  rote  e£  fd)emt,  oerbürgte  Sage  mefbet,1)  baß  §erjog 
2Btlf)elm  beim  SluSftetgen  ftraudjelte  unb  auf  bte  (Erbe  fiel,  aber  ben  (Einbruch 
böfer  $orbebeutung  abroenbenb,  fa^nell  befonnen  in  bte  S&orte  auSbrad): 
baS  Sanb  tft  mein,  tdj  fyabe  e$  mit  ben  §änben  gefaßt.  3)aö  £eer  oer* 
fd)anjte  ftd)  bei  ^aftingö  unb  oerroüftete  oon  bem  befefttgten  Säger  aus 
bte  Umgegenb  in  folcfyer  2Betfe>  baß  man  nodj  nad)  sroanjig  Sauren  Spuren2) 
faf).  2)a  für  60,000  Köpfe  Sebenömtttel  r)ergefd>afft  roerben  mußten, 
rennten  foldje  Scenen  faum  oermteben  roerben.  lI)er  Normanne  Robert, 
Sol)n  ber  2ßtmara,  ein  im  fübltajen  (Snglanb  retd)  begüterter  ©beimann, 
feilte3)  bem  «£>er§oge  bte  erfte  9?aamd)t  oon  bem  großen  Stege  mit,  ben 
König  £aralb  über  feinen  trüber  Softtg  unb  bte  Norweger  erftritten  r)atte, 
unb  roarnte  irm  oor  beffen  Uebermad)t. 

23alb  rütfte  ber  2lngelfacbfe  felbft  heran.  5ßor  feinem  (Eintreffen  rourben 
jrotftfen  beiben  Häuptern  @efanbtfd)aften  geroechfelt,  bie  §u  niajtS  führten. 
2lbenbS  ben  13.  Dctober  erfaßten  £aralb  im  2lngeftd)t  beS  normannifeben 
^eereö  t>oü  SSutr)  unb  in  ber  Hoffnung,  Die  ©egner  überfallen  §u  tonnen. 
Slber  bie  gute  2Bad?e,  roeldje  3Btlr)eIm  burd)  auSgefenbete  ^etterpoften  hielt, 
oerettelte  feinen  $lan.  ^tebt  bie  ganje  9ftad)t  (EnglanbS  befanb  ftet)  um 
irm:  feine  Sa^roäger,  bte  (Sarle  (Eabrotn  unb  Dorlar,  Ratten  tr)m  ifyre  §ülfe 
oerfagt,  tnbem  fte  in  9?ortf)umbrten  jurücf blieben.4)  2)tefe  Xfyat  an  ftd), 
rote  baS,  roaS  SBetbe  fpäter  unternahmen,  beroetSt,  baß  fte  auf  Herrath 
fannen.  Sie  trennten  tr)re  Sadje  oon  ber  beö  Königs,  um,  je  nacr)bem 
baS  KrtegSlooS  falle,  ihren  Uebertrttt  m  bem  ©inen  ober  bem  5lnbern  um 
roid)ttge  ßugeftänbniffe  §u  »erlaufen.  5lud)  £aralbS  Sc^roefter,  bie  oerrottt* 
roete  Königin  (Eabgtth,  bie,  roie  roir  rotffen,  für  heftig  $artr)et  ergriffen 
hatte,  fpamt  Ofänfe  gegen  ben  33ruber.5)  dagegen  folgte  bem  angelfäd)ftfa)en 
Röntge  eine  Sd^aar  !Dänen,  roelcbe  oon  Sroen  (Eftribfon  auf  £aralbS 
bitten  §u  £üfe  gefd)icn  roorben  roaren. 6)  Allein  als  fte  baS  Sager  ber  9for* 
mannen  erbltcften,  erftärte  tl)r  2lnfür)rer,  baß  er  oon  feinem  Kriegsherrn 
33efel)l  erhalten  l)abe,  nidjt  gegen  £er§og  SBil^elm  ju  festen.  (Entfernt 


4)  Roman  de  Rou  unb  @a»tle  @.  100.        2)  Sa^^cnBerg  II,  549.  Dlotc  2. 
8)  JDuc^cöne  ©.  199,  c.  d.       4)  Flores  histor.  ©.  654  gegen  unten.    Roman  de  Rou 
®.  12877.       6)  2)nd)eöne  ©.  199,  b.       6)  5)uc^eöne  &  201,  d. 
®  fror  er,  $cifcfi  ©regoriu«  vii.   33b.  IH.  24 


370 


*pabft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettolter. 


von  ben  2lngelfarf)fen,  belogen  fte  eine  Stellung,  unb  nahmen  feinen 
an  bem  treffen  von  £afting3.    3$  §iel>e  hieraus  ben  SaMug,  baß  ©wen 
fte  abgefenbet  ha*>  nid)t  um  bem  9lngelfad)fen  betjuftefjen,  fonbern  um  feine 
Verlegenheiten  ausbeuten  unb  im  Grüben  ju  fifd)en.    (Sine  (geblaßt  war 
am  folgenben  Sage  unvermeibltcb. 

2Bäf)renb  ber  yiatyt  ftärften  ftdf)  bie  5lngelfaa)fen  mit  ©peife  unb  Sranf, 
jubelten,  lärmten,  Hegen  bie  23ea)er  freifen.1)  ©amftagS  ben  14.  £)ctober 
1066  in  ber  grülje  [teilte  jtöntg  £aralb  fein  $olf  fo  auf,  baß  eö  eine 
$ette  von  Mügeln  einnahm.  2)en  $ern  beffelben  bilbeten  gnßgänger: 
©a)aar  fchloß  fta)  an  ©cbaar  in  bieten  Leihen,  mit  ber  linfen  §anb  bureb 
ben  vorgehaltenen  ©du'lb  bie  S3ruft  bebeefenb,  in  ber  $ea)ten  bie  ©treitart 
ober  bie  £an$e.  5lnber$  braute  993ilhelm6  ^eer  bie  ^ac^t  ju.  ©olbaten 
unb  Anführer  beteten,  beitreten,  empfingen  baS  ©aframent  beS  5lltar$. 
9kch  (Sonnenaufgang  orbnete  ber  £er§og  feine  £eute  in  bret  2(ngrtffefaulen : 
bie  erfte  war  §ufammengefe|t  auö  Okarben,  SBoulognern  unb  ben  fremben 
©ölbnern,  au6  33ogenfchüf$en,  ©d)leuberern  unb  Weitem,  ben  33efel)l  über 
fte  führten  Dloger  von  Sftontgomerv  unb  9BtIt)c(m  £>6bern£fon;  bie  §weüe 
beftanb  aus  ben  -^annfebaften^  von  ber  ^Bretagne,  von  9J?aine  unb  ^oüou, 
geführt  von  bem  Sßretagner  Kilian  gergant  unb  bem  33ijt()um  kirnen;.  2ln 
bie  ©pi|$e  ber  brüten,  welche  bie  23lütf)e  ber  normannifa^en  Leiter  begriff, 
[teilte  SBilhelm  fta)  felb[t.  3)er  britten  2lbtheilung  war  baS  23anner  be6 
f).  $eter  $ugethetft,  weites  Souftain  ber  SKktftfopf  mit  einer  auSerlefenen 
©a)aar  bewachte. 

2)ie  erfte  ©äule  bewegte  fta)  bie  £ügel  ^tnatt.  2)a$  ©cblacf)tgefchrei 
erfcholl:  Dex  ai'e  auf  biefer,  t)ad\§  $obe,  mael)ttg  @ob  auf  jener  ©eüe. 
Ü)en  Normannen  voran  ritt  ein  SEtfann,  Saillefet  genannt,  berühmt  alö 
©olbat,  Sßaffenfcbmib  unb  ©änger,  baö  Sieb  von  (£arl  bem  ©rofkn  unb 
bem  gelben  ^olanb  anftimmenb.  0  3m  leiten  warf  er  ©djwerter  in  bie 
Suft,  bie  er  lieber  in  ben  Rauben  auffing,  aber  ben  2lngclfacbfen  näfjer 
gefommen,  fa)leuberte  er  etneö  wiber  biefelben.  (£$  traf:  tö'btlia)  verwunbet 
ftür§te  ein  englifdjer  gafmenträger  nieber.  geften  gufkö  empfingen  bie  eng* 
lifdjen  Leihen  ben  geinb,  leifteten  mörberifa}en  2Biberftanb,  unb  trieben  bie 
Normannen  ben  §ügel  hinunter.  ®(etcf)eö  ©chtcffal  J>atte  bie  ^voette  Stnte. 
Sludj  bie  brüte  2lbthettung,  von  2ßilhelm  felbft  geleitet,  fonnte  nia)t6  au$* 
rieten.  5llle  brei  würben  in  Unorbnung  jurücfgefa^lagen.  2)ae  angel* 
fäa)ftfa)e  gufvolf"  ftanb,  wie  eö  tyutz  nod)  ftel>t,  hartföpfig,  unerfchüttcrltcb. 
$)ie  ©chladjt  faxten  für  bie  Normannen  verloren;  2MI)elm  felbft  war  eine 
3eitlang  verfchwunben,  unb  baS  ©erüd}t  ging,  baß  er  erfragen  fei.  (Sin 


*)  Roman  de  Rou.  *8et  £fyiem)  I,  314  flg. 
I,  551  flg.  Sfjievd?  I,  266  flg. 


*)  £)te  93dege  fcei  Calenberg 


Viertes  Q3ud&.  (5a^.l9.  SBil^elm  ber  (Eroberer  fegeltno^  (Snglanb  u.  ertoirbt  bieÄrone.  371 


,§aufe  Slngelfacbfen  Ijatte  irm  umringt,  ©raf  (SuftaauuS  von  SBoulogne  l)teb 
tl)n  mit  ben  ©einigen  tjerauö.  9J?it  abgenommenem  Seltne  ftür$te  fid)  ber 
^erjog  unter  bie  glier)enben  hinein  unb  ftellte  bie  Orbnung  lieber  r)er. 

Unentfdjieben  fdjwanfte  ber  $amvf.  2116  fd)on  bie  ©onne  ftcf)  $um 
Untergang  neigte,  erfannte  2£tlfyelm,  baß  e$  unmöglid)  fei,  bie  angel> 
fäd)ftfd)e  (Stellung  ju  erftürmen,  unb  verfud)te  nun  Sift.  (§r  orbnete  einen 
verteilten  Dfütfjug  an.  $)a$  bittet  wirfte:  bie  2lngelfad)fen  jogen  von  ben 
Mügeln  in  ba£  23lad>felb  herunter  unb  eilten  hinter  ben  Normannen  l)er, 
von  benen  fte  wär)nten,  baß  fte  ben  Äamvf  aufgeben,  *ßlöj$ltd)  wanbte  bie 
heiteret  2Btll)elm6  um  unb  bracf)  in  bie  gelederten  9^etr)en  ein,  biefelben 
würben  bura)brod?en  unb  nun  begann  ba$  entfeijliche  Horben,  von  bem  ber 
^erefelber  (£f)ronift  in  ber  oben  angeführten  ©teile  fpridjt. 

$bmg  £aralb,  feine  betben  SBrüber  ©urtr)  unb  £eofwtn  unb  mehrere 
taufenb  Slngelfacbfen  fielen.  9i"ad>  gewonnener  ©a)laa)t  lief  2BtIr)elm  ba$ 
33anner  be3  f).  $eter  an  ber  ©teile  aufbansen,  wo  in  ber  grüt)e  bie  £eib* 
fafyne  ^aralbö  gewebt  t)atte.  (jemals  hieß  ber  £>rt,  wo  bie  ©djladjt 
vorfiel,  bie  man  gewöhnlich  nad)  £afttng$  bezeichnet,  ©enlaf,  berfelbe  liegt 
norftweftltd)  von  §aftmg6.  (Sine  reid)  begabte  5lbtet,  la  Bataigle,  ober 
engltfcf)  Battie  Abbey  genannt,  würbe  bort  ftoäter  von  SQBtlhelm  gegrünbet, 
um  ot)ne  Aufhören  Meßopfer  für  ba6  ©eelenhetl  ber  gefallenen  Normannen 
barjubringen.  3)er  Hochaltar  bezeichnete  bie  ©teile,  roo  erft  £aralb$  gal)ne, 
bann  ba3  römifa^e  23anner  ftanb,  in  ber  Kirche  legte  2BUt)elm  bie  $erga* 
mentrollen  nieber,  welche  bie  im  £ager  von  ©t.  QSaler^  aufgenommenen 
tarnen  ber  anfel)nltd)ften  3Safallen  enthielten,  bie  ben  (gröberer  nad)  (&ng* 
lanb  begleitet  r)aben. *)  2Bäf)renb  ber  9?aa)t  vom  ©amftag  auf  ben  ©onn* 
tag  verfolgte  ein  Sheil  ber  Normannen  ben  fUet)enben  getnb  btö  §u  2ln* 
bruch  be6  fotgenben  Borgens.  9?ocb  viele,  unb  §war  auf  betben  ©eiten — 
famen  in  ben  näcbtltcben  ©efecbten  um.  2ßilf)elm  von  SumiegeS  fd)ä^t2) 
ben  2krluft  beiber  £eere  im  ©an§en  auf  bie  ©umme  von  15,000  9)knn. 

2tm  Sage  nach  ber  ©cbfactjt  fef)rte3)  Wilhelm  in  fein  früheres  ©tanb* 
lager  bei  $afting$  §urüd,  unb  verteilte  bort  einige  Sage,  erroartenb,  baß 
®efanbtfd)aften  ber  befiegten  Slngelfachfen  eintreffen  unb  bie  Unterwerfung 
be$  $olf$  anbieten  würben.  5tber  Sfttemanb  erfaßten,  im  ®egentr)eil  ver* 
nar)m  ber  ^erjog,  baß  bie  @inwol)ner  von  $omner;,  einer  fleinen  an  ber 
$üfte  gelegenen  ©tabt,  normanntfd)e  ©cbiffe,  welche  bort  eine  SSerftärfung 
frtfct)  geworbener  ©olbaten  lanben  wollten,  angegriffen  unb  mit  SSerluft 
§urütfgetrteben  Ratten,  (£r  brach  be^t^alb  von  '^afttngS  nach  SRomner;  auf 
unb  §ücbtigte  bie  Sßürgerfcbaft,4)  bann  rürfte  er  vor  £)over,  bie  SBurg  ber 

*)  £>te  Belege  bei  «a^enBerg  I,  551  flg.  Sfjterri)  I,  266  flg.  2)  2)u#eöne 
©.  287,  c.  3)  Flores  histor.  ©.  634  gegen  unten  unb  3ufäfce  jur  @ac^fen(^ron<f  Bei 
Styerr^  II,  2.       4)  $u$egne  @.  204,  c.  d. 

24* 


372 


$a&ft  ©regottuö  VII.  unb  fein  Settattev. 


©obrotntben,  roeldje  für  uneinnehmbar  galt.  Obgleich  viele  glüchtlinge  ftcty 
bort  gefammelt  Ratten,  fdu'cften  bie  (£mroor;ner ,  an  ber  Sttöglicbfeit  erfolg/ 
reichen  SßtberftanbS  verjvoetfelnb,  bem  £er$oge  ©efanbte  entgegen,  um  roegen 
Ucbergabe  ju  vertragen. 

Allein  rofttyrenb  ber  Unterr)anbtungen  jünbete  ein  Ztyil  beö  norman* 
nifcr)en  $eere3,  ber  bura^auö  vlünbem  sollte,  Käufer  an,  bte  unter  ber 
23urg  tagen.  £)a$  geuer  ttyeilte  ftcf)  ber  inneren  ©labt  mit,  unb  in  ber 
größten  93errotrrung  roarb  btefelbe  übergeben.  3)er  «£>er§og  [teilte  fo  fcbnetl 
als  möglich  bie  Drbnung  f)er,  verfüract)  @a)abenerfa|  für  bte  verbrannten 
©ebftube,  aber  bte  Uebelthäter  tonnte  er  nicht  §ur  Strafe  $ter)en.  „3)enn  e£ 
voaren  tt)rci fagt1)  ber  5lrchibiafon  von  £tfteux,  „31t  viele,  aucb  endogen 
fte  ftdj  ber  Unterfucrjung  burct;  ir)re  niebrige  Stellung  im  ,§eere."  3)er 
Solb  ift,  rote  c$  fchetnt,  nicht  regelmäßig  au$be§al)lt  roorben,  barum  mußte 
ber  «§>er§og  bie  ßügelloftgfett  ber  fremben  93itetl)linge,  funter  benen  bte  @ier 
einzelner  Anführer  fiel)  oerbarg,  gebulbig  hinnehmen. 

(Sine  2Bocf>e  vcrroetlte  3ßitl)elm  in  Dover,  befcfyäftigt,  bie  Serie  ber 
Söurg  §u  verftärfen.  Die  9M)r  roar  im  ferne  ausgebrochen,  ber  ^erjog 
braute  bte  Äranfen  in  ber  ©tabt  unter,  voarf  eine  Innretchenbe  23efa£ung 
in  ba$  Schloß,  unb  fd)tcfte  fta)  bann  an,  roetter  in  $ent  vorzubringen, 
namentlich  bte  Metropole  ßanterbur».  §u  nehmen.  (16  beburfte  jeboch  feiner 
©eroalt.  Die  (Stnroohner  fcfjicften  ifjm  ©efanbte  entgegen  unb  boten  ihre 
Unterwerfung  mit  ber  35ttte  an,  baß  28tlljelm  bte  tjerförnmlta^en  grett)etten 
beftätige.  Ü)er  Eroberer  verfvrad)  lauter  Siebet  unb  ©ttteS,2)  roarb  aber 
um  jene  3«tt  felbft  von  ber  $ranfl)eit,  bte  im  §eere  r)ervfcf)te ,  ergriffen, 
unb  lag  einige  Sät  fchroer  barnteber.  2)ocb  ftörte  biefer  Unfall  ben  gort* 
gang  be$  begonnenen  28erf3  nicht ,  im  ©egentheil  zerrann  eben  bamalö  ein 
fester  93erfucf)  in  Vichts,  ben  bte  Slngelfachfen  gemacht  fjatten,  um  ihre 
Unabhängigkeit  §u  retten.    2Bir  müffen  unS  nach  ber  ^auvtftabt  roenben. 

„Sonbon",  fagt3) berSlrchibtafon  von  Stfteur,  „beft$t  eine  zahlreiche,  ftreit* 
bare,  roor)l  eingeübte  $3ürgerfcf)aft,  roelche  bte  Stabt  leiebt  vertheibtgen  fann. 
3u  btefen  einl)etmtfcben  Mitteln  beS  2Btberftanb3  fam  nodb  eine  9Jcenge 
frember  Strettfräfte ;  benn  nach  ber  unglücklichen  Schlacht  von  Senlac 
ftrömten  Saufenbe  paariger  Solbaten  in  Sonbon  jufammen,  fo  baß  bte 
Stabt,  fo  groß  unb  au3geber)nt  fte  auch  ift,  faum  i()re  3«bl  ju  f äffen  ver* 
mochte".  5luch  bte  ^äuvter  ber  geiftltc^en  unb  weltlichen  Slrtftofratie  Ratten 
fidt)  bort  eingefunben,  vor  allen  SCtforfar  unb  ($abrotn,  bie  (§arle  be$  9?or* 
benö,  bte,  nachbem  fte  burct)  tt>r  verrätherifcbeS  Ausbleiben  niebt  roenig  zum 
SBertufte  ber  (Bfyladjt  beigetragen  f)atten,  auf  bte  S^ac^rtc^t  vom  $obe 


l)  5)ud&cönc  @.  204,  c.  d. 
ctyegne  @.  205,  b. 


ä)  JDie  Belege  Bei  Styenty  a.  a.  O.  II,  3. 


9)  Du* 


93ierte3  93ud).  6a)?.  19.  2Büf)e(m  bei  Gho&evev  fegelt  nad)  (Jnglanb  u.  erwirbt  bte  Jerone-  373- 

,$aralb3  herbei  eilten,  um  au$  ber  Verwirrung  be6  gartbeS  perfönticben  9?u$en 
ju  sieben,  bann  bie  Metropoliten  Stigaub  von  (Santerbun?,  SUbreb  oon  g)orf, 
33ifcbof  SBulffian  oon  SÖorceftcr  unb  Diele  anbere  Cßrälateti  unb  £aienfür* 
ften,  @arle  unb  ©rafen.  *) 

23erathungcn  würben  gepflogen.  Sebermanu  far;  ein,  baß,  um 
ferneren  2£tberftanb  leiften  $u  fönnen,  al6  erfte  SBorbebingung  bie  2Öar)( 
eftteö  neuen  »JpaupteS  nötr)ig  fei.  £aralb  rjatte  jwar  jltnber  aus  erfter 
(Sfye  frtttieriafjfn,  aber  biefelben  waren  unmünbig,  au*  fcheint  ftcb  bie 
öffentliche  Meinung  feit  ben  legten  (Schlägen  oon  £aralb  unb  feinem 
©efcblecbte  abgewenbet  ju  r)aben.  2>iefe  Stimmung  benü^enb,  brängten 
ftch  bie  trüber  ©abwin  unb  Morfar  vor,  tnbem  fte  $artf)et  warben 
unb  barauf  tyn  arbeiteten,  baß  einer  von  irrten  auf  ben  $r)ron  er* 
fyoben  werbe.  Sie  fielen  burcb.  2Bie  verächtlich  wäre  e3  auch  gewefen, 
wenn  bie  5lngelfacbfen  bie  fjöcbfte  ©ewalt  in  bie  §änbe  £)erer  meberlegten, 
welche  burcb  ben  an  £aralt>  oerübten  Treubruch  ba3  £anb  inS  Verberben 
geftürjt  hatten.  2)ie  anwefenben  Prälaten,  bie  meiften  Saienfürftett,  bie 
23ürgerfcbaft  oon  Sonbon,  unb  in6befonbere  bte  Seeleute  ober  SButfefarle 
ber  £auptftabt  vereinigten  ftch,  ben  (Eltto 2)  ßabgar,  Sor)n  (StwarbS  EL  unb 
(Snfel  (SbmunbS  (Eifenfette,  alö  ben  wahren  (Srben  beö  Reichs,  §um  Könige 
aufrufen.  3Ui3^e^  rourbe  ber  23efchluß  gefaßt,  baß  alle  vorfyanbenen 
Streitfrage  aufgeboten  unb  bem  geinbe  entgegengeführt  werben  follten. 
Riebet  rechnete,  wie  e3  fcheint,  ber  neue  jlöntg  Hauptfach  lieh  auf  ba$ 
uorthumbrifche  £eer  ber  trüber  Morfar  unb  Grabwin,  benn  baffelbe  war 
allein  noch  ungebrochen  unb  ftanb  überließ  in  ber  9?äf)e,  ba  bie  (Sarle  e$ 
bei  bem  3*9  nach  Bonbon  mit  ftcb  gebracht  Ratten. 

SlUetn  währenb  ftch  bie  anbern  Vafallen  jum  Kampfe  rüfteten,  jogen 
fftotfar  unb  (Sabwin  eineö  £ag£  mit  allen  itjren  beuten  nach  bem  Horben 
ab,  ba£  9t>ich,  bie  ^auptftabt,  ben  vftönig  (Sabgar,  ftcb  felber  überlaffenb. 
3hre  (Schwefter,  bie  Königin  Sllgithe,  ^aralbö  nachgelaffene  Sötttwe,  Ratten 
fte  fefcon  vorher  nach  (Sbefter  vorauSgefcbicft.  Dt)nt  3weife(  follte  bieß  bie 
Dtacbe  bafür  fem,  baß  bie  2£ah)l  nicht  auf  fte  fiel.  Nebenbei  hofften  bte 
Marren,  laut  ber  Verftcberung 3)  besä  SftöndjS  oon  MalmeSburt) ,  baß  ber 
Normanne  Wilhelm  nie  nach  ^ortfntmbrten  oorbringen,  fonbern  tfynen 
ben  ruhigen  23eft$  biefer  ^ßrooinj  überlaffen  werbe.  £)er  neue  Herrath) 
war  arger  al3  alle  früheren,  unb  ein  le£ter  23eweiö  geliefert,  baß  bie  angele 
fächftfehe  2lrtftofratie  unoerb efferlich  unb  jur  Ausrottung  reif  fei.  Schon 
ftanb  oor  2onbon3  £f)oren  eine  (Schaar  oon  300  normannifchen  Leitern, 
bie  burch  §erjog  2Btll)elm  vorauSgefenbet4)  tägliche  ©efeebte  gegen  bte 


l)  Ibid.  sergl.  mit  Flores  bistor.  ©.  634  unb  (Safcile  102  gegen  unten.  2)  Ueber 
ben  Site!  ftefje  oben  @.  83.       3)  @a»ile  @.  102.     4)  £>uc$eene  @.  205,  b. 


374 


^abfi  ®regoriu$  VII.  unb  fein  Bettalter. 


Bürgerfa)aft  lieferten,  bie  3uful)ren  abfcfmitteu,  burct;  9D?orb  unb  Branb  bte 
Borftäbte  ängftigten.  «Seit  bem  Slbjuge  ber  (Sarle  bed  Horbens ,  backte 
9ttemant>  met)r  an  bad  ©ememwofjf.  3eber  forgte  für  ftct),  aud)  bte  Bür* 
gerfcbaft  ließ  ftct)  in  ilnterfyanblungen  mit  bem  9?ormamtenl)er$oge  ein. 

3n  ber  Stabt  weilte1)  ein  alter  (Sbelmann,  Sindgar,  ber  ju  ben  3et* 
ten  bed  itöuigd  Abwarb  ba$  wichtige  9lmt  eined  föniglicben  Stallare  be* 
fleibet  l)atte,  nnb  unter  Qmbgar  lieber  biefelbe  Stellung  einnahm.  Slnögar 
war  burd)  SSunben,  bte  er  in  früheren  Kriegen  empfing,  lafym  an  ben  Bei* 
nen  geworben,  unb  würbe  beßf)alb  in  einer  Sänfte  t>on  einem  Drte  junt 
anbern  gebracht.  2luf  ben  Stabtratf)  »on  £onbon  übte  er  vermöge  feiner 
Sürbe,  tnelleicl)t  aucf)  wegen  fetned  gefa^meibigen  (St)arafterd  Überwiegenben 
(Einfluß.  2ln  ifyx  l)atte  ftd)  r)eimlicr)  <£>er§og  2ötl()elm  gewenbet,1)  inbem 
er  tfym  bte  größten  Belohnungen  in  Sludfta^t  [teilte,  wenn  SlnSgar  bte  Bür* 
gerfcbaft  §u  freiwilliger  Unterwerfung  vermöge.  2>er  alte  gucr)0  verbarg 
feine  innerften  ©ebanfen,  bocfy  tft  wafyrfdjemltcty,  baß  er  Suft  r)atte,  auf  bie 
Anträge  einzugehen,  immerhin  wollte  er  bie  Berantwortlid}feit  einer  Unter* 
fyanblung  mit  bem  geinbe  oon  fta)  ab  unb  auf  Slnbere  wäljen.  3U  btefem 
3wecfe  serfammelte  er  bie  (Stbertneu2)  %m  Bonbon,  [teilte  benfelben  bte  be-- 
brftngte  Sage  ber  Stabt  ttor,  unb  rtetl),  einen  fcfyfauen  SDtomi  an  ben  9?or* 
mannenf)er§og  §u  fenben,  ber  ©rü£e  genug  im  ßopfe  f)abe,  um  ben  Baftarb 
mit  Besprechungen  l)tn§ul)alten,  bte  burcf)  irgenb  ein  unerwartete^  ßreig* 
ntft  $ülfe  fomme.  3)ie  $ebe  gefiel  ben  Bürgern  wof)l,  unb  fte  befcfyloffen, 
einen  Bevollmächtigten  auö  ihrer  9Jiitte  an  ben  Normannen  ju  fcf)icfen. 

Selten  ober  nie  bkibnx  Berhanblungen  großer  «ftörperfcbaften  üerfchwie* 
gen.  (Sin  ^rälat,  ber  mel)r  ald  anbere  Urfadje  hatte,  bie  ©nabe  bed  ($r* 
oberer^  ju  fudjen,  feinen  3orn  §u  fürchten,  weil  er  unter  bem  falben 
Banne  beö  $abfteS  ftanb,  Metropolit  Stiganb  fcon  (Santerburty,  fchetnt 
28tnb  von  3)em,  wa£  vorging,  empfangen  §u  haben.  (§r  eilte  ber  ©efanbt* 
fc^aft  be$  Stabtrat^,  bereu  Erfolg  er  ttoraudfal),  äuoorjufommen,  unb  ald 
er[ter  Ueberläufer  bte  ®ewogenl)eit  Sßilbelmö  §u  tterbienen.  2Bir  müffen 
und  wieber  naa)  bem  Normannen  umferjen. 

9?aa)bem  er  itent  m  feine  ©ewalt  gebracht  Ijatte,  bemetfterte  er  ftcb 
fämmtlicher  füblia)  unb  weftlta)  t>on  ber  £auptftabt  gelegenen  ©raffcbaften, 
ber  Sl)iren  ^ibbelfer,  Surrety,  £amton,  Berf,  bis  nach  £ereforb.3)  SÖSarum 
ging  er  nicht  auf  Sonbon  felbft  lod,  ba  er  boa),  wie  bie  Unterl)anblung 
mit  2ln3gar  beweist,  bie  bort  tyerrfccjenbe  Verwirrung  fannte  unb  folglicf) 
wiffen  mußte,  baß  ein  rafa)er  Angriff,  ein  Sturm  unfe^lbared  ©elingen 


4)  JDtc  53eivetfe  auö  bem  ©ebic^te  2Btbo'ö  bei  2:t;ien^  II,  7  flg.  2)  Natu  ma- 
jores ,  omni  levitate  repulsa ,  aggregat  et  verbis  talibus  alloquitur :  bie  (SIbermen ,  wie 
fpdtev  ber  ^tabtrat^  ftnb  beutlictj  6ef(^riekn.       3)  Flores  histor.  @.  634  unten. 


*Biette$93udj.  (Sa^.  19.  2ßill)e(m  bev  (äroberev  fegdt  nacr;  (änglanb  u.  evtrirbt  bie  Ävone.  375 


verfprecbe?  (£r  tfyat  e$  meines  @racbten3  barum  nia)t,  weil  er  bte  £auvt* 
[tabt  vor  ben  räubertfdjen  £änben  feiner  (solbaten  retten  wollte  unb  vor? 
auSfal;,  bafj  er  fte  in  ©utem  unb  unverfet)rt  in  feine  ©ewalt  bringen  werbe. 
2Btli)efra  l)atte  bte  Heine  6tabt  2Ballittgforb  tn  23erffr;ire  befefct,  wo  eine 
gurtf)  über  bte  Sfyemfe  unb  jugletdi  eine  SBriide  war. 

£ter  erfebten  (Srjbifcbof  @ttganb  vor  tf)m,  Jagte  fta)  förmttd)  von  ßabgar 
(06,  unb  fdnvur  bem  Normannen  ben  (Etb  ber  £reue.  2Better  30g  333x1- 
fyelm  gen  Seften  in  ber  Dftcbtung  auf  bte  §auvt[iabt,  unb  langte  §u  33erf* 
bamfteab  an,  ba£  nur  noct)  einige  teilen  von  Bonbon  entfernt  tft.  Der 
flug  angelegte  $lan  reifte  ber  2Menbung  entgegen.  (Scbon  vor  fetner 
Slnfunft  tu  SÖerff)am[teab  muf  ber  ^evolKmäd)ttgte  beS  Sonboncr  (5tabtratl)3 
ju  2Ötlr;elm  gefommen  fein.  Der  §erjog  gewann  ben  efyrfamen  Bürger, 
ber  tr)n  l)atte  tauften  wollen,  bu;cr>  (Schmeicheleien,  ©efebenfe,  33erfpre? 
cfmngen  alfo,  baß  berfelbc  als  entfct^loffener  5lnl)änger  2Btlf)elm$  ba£  Sager 
verlief  ,  unb,  nad)  Bonbon  §urücfgefet)rt,  bte  2llbernten  §u  ber  gleichen  9J?et* 
uung  befel)rte.  2llle$  war  voll  vom  Sobe  ber  Sftilbe  unb  ber  guten  9lb* 
fta)ten  beS  Normannen.  Der  latetnifct)e  Dtd)ter  fagt:1)  „SBolf  unb  VtaÜ) 
befcblof?  ben  Heilten,  finbifccjen  Köllig  aufzugeben. " 

9iad)  folgern  Vorgänge  ber  Sonboner  ©emetnbe,  blieb  ben  $rälaten 
unb  ben  weltltd>en  ©rofjen,  bte  bi^er  §u  (iabgar  gehalten,  ntcbtö  meb,r 
übrig,  alö  baS  ©letale  §u  ttjutt.  6elb[t  ber  junge  @d)attenfönig  vernichtete 
auf  bie  trotte,  bic  er  nur  junt  (Steine  getragen  t)atte.  glorcnttuö  von 
Sorcefter  erzählt1):  tritt  ba$  Säger  von  23erff)am[teab  famen  ber  $ftetrovoltte 
Sllbreb  von  §)orf,  ber  SBtfcbof  2ßulfftan  von  SBorcefter,  ber  (Slito  (£abgar, 
mehrere  ber  angefer)en[ten  Bürger  von  Sonbott,  fammt  vielen  Qßafallen, 
[teilten  ©etß ein,  fd)wuren  bem  «£>er$oge  ben  (£ib  ber  £reue.  2ötlr)etm  fcbloß 
hierauf  einen  Vertrag  mit  ifynen"  (welker  ot)ne  Steffel  fünftigen  9^ea)te 
feiner  neuen  Untertanen  furjern  follte). 

Der  (Sbronxft  behauptet,2)  baß,  obgleicb  903tlr)elm  bie  Sonboner  ©ä[te 
gnäbig  empfing,  baS  normanntfcfie  §eer  bennoct)  vor  ben  5lugen  bcrfelben, 
je#t  wie  früher,  ba$  umliegenbe  Sanb  au3$uplünbem,  Dörfer  anjujünben 
fortfuhr.  §icr  ftnb  nur  jwet  gälle  benfbar:  entweber  bekümmerte  ftd)  ,£>er* 
jog  2Büt)elm,  fei  e6  auö  ©raufamf eit,  auö  Unver[tanb  ober  Uebermutr), 
gar  mcx)tö  barum,  bte  gute  Meinung  ber  angefertigten  Scanner  be£  angel* 
fäd)ftfc§en  3Solfd ,  bte  ftet)  tf)m  eben  unterworfen  l)atten,  $u  gewinnen,  ober 
befaf  er  nic^t  bte  nötige  Strafgewalt,  um  bte  Raubgier  fetner  Solbaten 
5U  besamen.  Die  erftcre  2lttnar)tne  wirb  buret)  bte  gan$e  ©efcritchte  $ß\U 
l)elmö  wtberlegt,  nur  bte  zweite  fann  ber  2Baf)rr;ett  gemäß  fein.  Sßir 


4)  tyiexxt)  a.  a.  £).  II,  9.  9lok  3  :  annuit  hoc  vulgus,  justum  probat  esse  senatus, 
et  puerum  regem  coetus  uterque  negat.       2)  Flores  histor.  <§.  634  unten. 


376  ^flfcft  ©regoriug  VII.  unb  fein  3eitattev. 

werben  balb  auf  nod)  beutUdjere  SBeroeife  beS  roaf)ren  93erf)ä(tuiffeS  jrotfchen 
bem  anfchetnenben  Kriegsherrn  unb  bem  £eere  ftoßen. 

Die  zu  Söerf^amfteab  gepflogenen  Unterhaltungen  Ratten  ftd)  barum 
gebreht,  baß  bie  anroefenben  Slngelfachfen  bte  93erbtnbltd)feit  übernahmen, 
Söüfyeun  an  (gabgarS  ©teile  auf  ben  %l)xon  §u  ergeben.1)  £)bgletd)  bte 
trotte  Omglanb  baS  feiner  feurtgften  2Bünfdje  unb  ber  3wecf  beS 
,ftriegSzugS  von  1066  roar,  fanb  er  &  gleicfyroohl  geraden,  erft  ben  9^att) 
ber  £äutoter  beS  £eereS  §u  erbitten.  Unb  zwar  [teilte  er  ftdr),  als  ob 
er  feine  Suft  in  jtdj  verftoüre,  fcfion  jetjt  Jlöntg  zu  roerben.  „2)ie  StngeU 
fachfett,"  fpracb 2)  er  im  verfammelten  $riegSrath,  „haben  mir  ihre  Jtrone 
angeboten,  aber  ich  glaube,  ber  redete  3ettyunft  l)te§u  ift  noch  nicht  ge* 
fommen.  (Srft  muß  baS  S^etdr)  beruhigt  fein,  ia)  roünfa^e  feinen  einfeitigen 
©enuß  für  mich,  fonbern  bie  SBefefttgung  beS  begonneneu  SBerfS.  Ueber* 
btef  fchreibt  mir  meine  Pflicht  vor,  bie  fragliche  Wyttt  roenn  ©ort  fte  mir 
je  verleihen  roill,  mit  meiner  ©ernannt  §u  feilen.  £>tefe  beftnbet  ftd)  ntd)t 
^ier,  unb  bie  <Sad)e  muß  baf)er  verfd)oben  roerben,  MS  SÖcathübe  nad)  (Sng* 
lanb  fommt".  ©anz  anberS  rebeten  bie  vertrauteren  ©ünftltnge  beS  £er* 
§ogS,  fte  brangen  barauf,  bte  Krönung  je  et)er  je  lieber  vorzunehmen. 
^Dennoch  müffen  tt)re  3Sorftellungen  roentg  (Sinbrucf  gemacht  fyabtn.  (£tn 
neuer  ^ebel  roarb  angeferst. 

3m  herzoglichen  §eere  biente,  roie  eS  fc£>etnt,  als  Anführer  von  (5ö(b* 
nern,  ber  5lquttanter  Sintertet),  «£>err  von  £houarö  m  ©m'enne.  tiefer  er* 
hob  fief).  „Sahrltd)''  fvrad)  er,  „ber  ^erjog  treibt  bte  ^erablaffung  §u 
roett,  inbem  er  feine  ilrtegSleute  befragt,  ob  fte  wollen,  baß  ihr  ©ebteter 
jtöntg  roerbe.  ©olbaten  fommt  eS  nicht  §u,  über  fold)e  2)tnge  §u  beraten, 
unb  jebeS  roettere  ©erebe  roürbe  nur  baju  btenen,  eine  Maßregel  ju  vor* 
Zögern,  beren  Sßerroirflichung  baS  ganze  ,§eer  fef)nltchfi  roünfcht."  Mein 
weiterer  SBtberfvruch  erfolgte.  2)er  ^>er§og  aber  nahm  bie  9J?tene  an,  als 
ob  er  bem  einfttmmigen  Verlangen  beS  ^eereS  nachgebe.  2)ie  Krönung 
rourbe  befchloffen.  SBtlfjclm  erließ  23efef)l  nach  Sonbon,  bte  nötigen  3u> 
rüftungen  für  bie  bevorftehenbe  geterltchfett  §u  treffen.  SufJ^id)  Wüte 
er  ^Bauleute  in  bie  ©tabt  mit  bem  Auftrage,  ein  befeftigteS  ©d)loß  bort 
anzulegen,  gür  je£t  blieb  er  in  ber9cäf)e,  ftd)  ba  unb  bort  mit  ber  3agb 
unb  ber  galfenbetje  erlufttgenb. 

Ü)aS  Verfahren  beS  SBaftarbS,  rote  baS  feiner  Vertrauten,  läßt  feinen 
ßroeifel  barüber  §u,  baß  bie  große  Mehrheit  beS  normannifchen  £eereS  ber 
Erhebung  beS  «£>erzogS  §um  Könige  von  (Snglanb  roiberftrebte.  2Bof)er  nun 
btefe  Abneigung?  ^übrte  fte  vielleicht  baher,  roetl  bte  Normannen,  u>ela)e 
ben  ^on  im  <£>eere  angaben,  bte  ^Befürchtung  he9^n/        thr  33aterlanb 


')  2)uc^eöne  @.  205,  b.       2)  Ibid.  c. 


Viertes  ^ucfy.  da)>.  1 9.  SBilfjelm  ber  Eroberer  fegelt  naä)  (5ngtanb  tt.  ertoirfct  bie  Ärone.  377 

bte  9?ormanbte,  wenn  SBtl^elm  jlönig  von  ©nglanb  werbe,  ju  einem  bloßen 
Sln^ängfel  beg  9iad)barreicheg  fyerabftnfen  bürfte?  2lber  ber  SBaftarb  fyatte 
ja  vor  ber  ©flacht  »ort  ©enlac  baö  £er$ogthum  feinem  älteften  (Sohne 
übertragen  unb  babureb  ben  ©runbfatj -feierlich  anerfannt,  baß  bte  9?or* 
manbie  auch  fürber  ein  unabhängige^  £anb  unter  eigenen  gürften  bleiben  fotte. 

Verthetbtger  ber  eben  au^gcfprocrienen  2lnftd)t  fÖuuten  gegen  (enteren 
©a£  einwenben:  eö  fei  benfbar  unb  fogar  rx>al)rfc^ctn(tcfc ,  baß  diejenigen, 
welche  fta)  ber  (Erhebung  2BtIt)e[mö  wtberfe^ten,  überzeugt  waren,  28tlhelm 
werbe  baS  bem  Sof)ne  gegebene  Verfprechen  breeben,  neben  ber  ^rone  auch 
baS  £ersogtf)um  beibehalten,  ber  befürchtete  galt  muffe  barum  unfehlbar 
eintreten.  3mmerl)in  mag  e$  fein,  baß  (Stilreine  unter  ben  normanntfehen 
2Bortfüf)rem  fo  rechneten,  aber  bte  fragliche  Srtebfeber  tft  viel  ju  äthertfd), 
alä  baß  man  annehmen  fönnte,  fte  h^e  auf  bie  9)iaffe  ber  @olbaten  beS 
^erjogS  eingewtrft.  5lu6  wa£  für  ©(erneuten  beftanb  3BiIl)eImö  «geer? 
©utenthettö  auS  2lbentr)eurern,  ©lücf drittem,  bte  nach  (Snglanb  herüberge* 
jogen  waren,  um  für  2Mut  Schätje  ju  erwerben.  2öcnn  fold)e  9J?enfchen 
ihrem  Raupte  entgegentreten,  gefcf)tel)t  e0  ftetö  au6  eigennützigen  Otüdftchten. 

©ine  anbere  (SrHärung  bee  SOiberftrebenö  brängt  ftcf)  auf:  bamit  er 
eine  s3Jiaffe  von  6olbaten  §ufammenbrtnge,  bie  groß  genug  fei,  um  ben 
beträchtlichen  ©treitfräften  £aralb£  bie  @pt{3e  §u  bieten ,  Jjatte  ber  SBaftarb 
theilö  feinen  eigenen  Unterthanen,  tf)etl3  fremben  ©olbaten  golbene  93erge 
»erheißen.  3e£t  nacb  errungenem  blutigem  ©fege  glaubte  ba3  £eer,  bie 
3eit  fei  gefommen,  wo  ber  §erjog  fein  2Bort  löfen  fotle.  SJttetn  ber  von 
ben  5lngelfachfen  gemachte  Vorfcblag,  ihn  §um  Röntge  ju  erheben,  bror)te 
ber  Verwirf  lta)ung  SDeffen,  wa6  baS  §ecr  hoffte  unb  trofug  forberte,  ein 
unüberwinblicheö  §emmntß  entgegenjuthürmen.  2Bcnn  gefdjaf),  wa6  mt 
2Berfe  war,  wenn  Wilhelm  bte  trotte  au$  ben  £änben  ber  angelfächftfd)en 
Prälaten  empfing,  übernahm  er  eben  bamit  bte  Verrichtung ,  feine  neuen 
Unterthanen  unb  ihr  ©tgenthum  gegen  frembe  ©ewalt  §u  fd)trmen.  (Sagen 
nicht  bie  (Strömten,  baß  ber  §er§og  §u  23erfhamfteab,  wo  bte  Krönung  §ur 
(Sprache  fam,  Verträge  mit  ben  Slngelfachfen  fd)loß!  2Öa£  anberö  fottnte 
ber  3nhalt  biefer  Verträge  fein,  als  baß  Stlfjelm  ftcf)  verpflichtete,  in  3^ 
fünft  Sitte,  bie  ihm  alö  bem  neuen  Röntge  £reue  bewetfen  würben,  beim 
ruhigen  93eft$e  tt?reö  (StgenthumS  §u  bewahren.  2)a3  wollte  baS  £eer  nicht, 
unb  bte  Sahihett  $u  fagen,  liefen  au a)  folche  Verpflichtungen  ben  glän^enbeu 
Dingen,  welche  ber  §erjog  in  ber  üftormanbte  brüben  feinen  (Solbaten  ver* 
fproeben  t)atte,  fdmurftradS  juwiber.  2öenn  e£  nach  bem  bitten  be6  £eere3 
ging ,  fottte  ber  lernte  geller  ben  Slngelfachfen  abgepreßt  unb  unter  bte  <BoU 
baten  vertheilt  werben,  bann  erft  moebte  ber  £er$og  au$  bem  Sanbe  macbett, 
waö  ihm  beliebte.  Stlfo  feine  Krönung  je^t,  fonbern  Verloofung  ber  33eute. 


378 


$abfi  ®regoriu$  VII.  unb  fein  3ettalter. 


£)er  (Srfolg  n>irb  jetgen,  ob  bte  eben  entwickelte  (Srflärung,  ober  jene  tbea* 
lifttftfe  ber  SQSa^rtjett  gemäß  ift. 

2)  a3  2Betf)nad)t3feft  1066  war  jur  Krönung  anberaumt  werben. 
3)iefer  Sag  brad)  an.  Man  t)atte  bem  S3cfeI;Ie  be$  «^er^ogS  gemäß  bte 
*Räume  ber  ton  (Sbwarb  erbauten  2öeftmtnfterftra^e  für  bte  geterltdjtfeit  au3* 
gefa^mücft.  Borgens  früfye  umringten  ©paaren  be$  normanmfa>n  §eere3 
bte  Kirche,  um  etwaigen  Slufrufyr  ber  Sonboner  Sürgerfcbaft  ju  terfjinbern. 
£)urct;  ifyre  ^etfyen  jogen  bte  Häupter  beS  £eereS  unb  bte  engltfa)en  ©roßen 
fyinein  in  bte  fallen.  9?act;  bem  £o#amte  erhoben  jtety  §wet  93ifct;öfe,  ein 
englifeber  unb  etn  normanntfa^er.  3n  fraujöftfa^er  «Sprache  fragte  23tfd)of 
©alfreb  oon  ßoutanceS  bte  Normannen:  wollet  3l)r,  baß  gegenwärtiger 
2ßtll)elm  $öntg  oon  (Suglanb  werbe?  2)tefelbe  grage  nutete  auf  (Snglifcb 
ber  Metropolite  2llbreb  ton  §)orf  an  bte  Slngelfactyfen.  lauter  3u™f  ber 
^Billigung  erfcboll. 

2lber  im  nämlichen  5lugenbltcfe  entftanb  brausen  wütfyenber  2ärm.  25alb 
t)örte  man,  baß  ein  £f)etl  beS  normannifa)en  ^eereö  in  Bonbon  eingebroa^en 
fei,  Käufer  anjünbe,  plünbere.  gaft  alle  in  ber  $trd)e  5lnwefenben  ftürjten 
fort:  bte  2lngelfad)fcn  um  tr)r  bebrobteö  ($igentr)um  §u  retten,  bte  9?or? 
mannen,  laut  ber  2krftd)erung A)  Drberid)0,  um  beim  ^lünbern  mithelfen. 
9htr  bte  SBifdjöfe,  wenige  (Siedler,  fammt  ben  Möncben  ber  2Beftmmfter; 
abtei,  blieben  bei  bem  23aftarb  sonDfouen,  welcher  ©etfte^gegenwart  genug 
befaß,  33efef)l  §u  erteilen,  baß  mit  ber  Zeremonie  fortgefahren  werbe. 
SOBetI  ber  erfte  Metropolit  (Snglanbö,  «Stiganb  ton  (Santerburty,  fta)  bte 
ßenfur  be$  $apfte$  sugejogen  tjatte,  war  nia)t  er,  fonbern  (Srjbtfa^of  Sübreb 
ton  §)orf,  auöerfel)en  worben,  bte  Krönung  §u  tolt$ter)en.  Sllbreb  falbte 
Silfyelm,  ber  neue  Jtomg  aber  legte  in  be£  (Sr$btfa)ofS  §änbe  ben  (Sib 
ab,2)  baß  er  bte  Ätra)en  fernen,  baS  33olf  gerecht  regieren,  allen  9?aub 
unb  Unbill  ber  $id>ter  abfcfyaffen  werbe.  5lu6brücflia)  bemerft1)  Drbertcr;, 
baß  fowot)l  bte  ©etftlid)en  als  ber  neue  $önig  wäfjrenb  ber  Zeremonie 
gitterten. 

3)  k  angelfäcr/ftfcfyen  ßljroniften,  glorenttuS  ton  Sorcefter,  £etnrid) 
ton  Huntington,  $oger  ton  ^oteben,  3ngulf,  fagen  fein  S3ort  über  bie 
©cenen  bei  ber  Krönung.  Äaum  rann  man  annehmen,  baß  fte  nict/tS  ba* 
ton  gewußt  haben;  meineö  (Srac^ten^  fc^wtegen  fte,  weil  gura)t  tf)re  geber 
lähmte.  Der  normannifdje  @efa)id)tfcr;retber  2ötlr)elm  ton  £tfteur  be* 
rü^rt3)  §war  ben  entftanbenen  2ärm,  aber  mit  wenigen  Sorten  fd)lüpft  er 
barüber  weg.  9cur  Drberia)  tft  offenf)er§ig,  boa}  aua)  er  terpllt  burc^ 
fünftltcfee  ^Deutungen  ben  eigentlid>en  ^ergang.  „511^  bte  @olbaten,/y  fagt1) 
er,  „weld^e  bte  ^ira^e  bewachten,  ben  lauten  $uf  ber  Normannen  unb  Dingel* 


x)  5)u^)eönc  @.  503,  d.     2)  Flores  histor.  <S.  635  oben.      ')  JDu^e^nc  @.  206,  a. 


93ierte$ 9)u$.  6ap.19.  5Büf)elm  ber  Gröberer  fegelt  naä)  (3n$tanb  u.  ertotrbt  bieihone.  379 

fachten  »ernannten,  glaubten  fte,  ein  Slufrufyr  fei  gegen  ben  £er$og  aug* 
gebrochen,  unb  warfen  beßfyalb  geuer  tu  bie  Käufer  ber  ©tabt."  9J?an 
mag  Wierser,  naajbem  bie  £)rbnung  wteber  fyergeftellt  war,  bae  ©efcbefyene 
in  folcber  SBeife  befestigt  fyaben.  ©letcfcwofyl  ift  btefe  £)arftetlung  eine  fyanb* 
greifliebe  Süge.  2ßenn  bte  Normannen  tfyren  £errn  bebrof)t  glaubten,  mußten 
fie  in  bte  Strebe  einbringen,  um  tfyn  ju  retten,  ftatt  beffen  fähigen  fte  bie 
entgegengefefcte  9fttcbtung  naa)  ber  6tabt  ein  unb  begannen  btefelbe  ju 
plünbern ! 

(Sin  93Itnber  muß  fer)en,  wie  bte  €acbe  jufammen^ing.  Seil  bte 
Krönung  bem  £eere  wiber  beffen  Stilen  abgeltftet  Horben  war,  braa)  bte 
©eftttnung  ber  (Solbaten  wät)renb  ber  Zeremonie  in  einem  rotten  2lfte  ber 
<Selbftr)ülfe  fjeroor.  £)er  Angriff  auf  £onbon  f)ieß  fo  siel  als :  wir  miß* 
billigen  eS,  baß  3)u  mit  ben  £lngelfaa}fen  gegen  un$  ^artljet  macbeft,  unb 
baö  £anb,  ba£  buret)  unfere  gäufte  erobert  warb,  unter  bem  SBorwanbe 
ber  SBeftetgung  be3  £r)rone6  für  bia?  allein  behalten  wtllft,  befrtebtge 
unö  ober  gittere.  Unb  nun  fällt  £tcbt  auf  bte  *ßlünberungen  oon  2)ooer 
unb  SBerffyamfteab ,  auf  bie  £angfamfett  beö  9J?arfa)e6  naa)  ber  £auptjtabt, 
unb  auf  bie  Vorgänge  im  jtrtegSratrje.  (Seit  ber  ©ct;lad)t  bei  (Senlac  Oer; 
langte  baö  £eer  immer  ftürmifd)er  allgemeine  ^lünberung  (SnglanbS. 

28tlr)elm,  ben  bte  brüben  gegebenen  3Serfprea^ungen  wie  geuer  brannten, 
wollte  ben  ©reuel  abwenben  unb  ließ  nichts  uttoerfuctit,  bamit  bte  (Etäbte 
bureb  Vertrag  fief)  ifym  überliefern.  Slber  ba$  §eer  burd)fa)aute  feine  2lb* 
juxten  unb  oerfagte  iljm  ben  ©efyorfam.  3)ooer  ift  wiber  ben  Spillen  be$ 
£er§og$  in  33ranb  gefteeft,  bte  Stiren  fübltd)  unb  weftltct)  oon  Bonbon 
ftnb  wiber  feinen  ^Bitten  unter  ben  klugen  ber  angelfäcbftfct)eit  ^eoollmäaV 
ttgten  verheert  worben.  93?tt  letzter  9Mr)e  r)ätte  er  febon  im  9tooember 
Sonbon,  wo  *Ratf)loftgfett  r)errfct;te,  erftürmen  fönnen,  aber  wenn  bieg  ge* 
febarj,  wäre  nia^tö  als  ein  5lfd)enr)aufe  übrig  geblieben.  fDef r)alb  r)telt  er 
ba$  £eer  abftcbtltcc;  fo  lange  ferne  oon  ber  ^auptftabt,  bte  bte  Bürger* 
fetjaft  einen  Vertrag  fcfyloß.  gerner  weit  er  bte  (Stimmung  be$  §eereö 
fannte,  f)at  er  im  ÄrtegSratr)  feine  wahren  5lbftcbten  verborgen,  unb 
fo  befebeiben  gefproa^en.  2)tc  9folle  aber,  bte  ber  5lquttanter  Atmend) 
fptelte,  war  offenbar  ein  jwtfcfjen  tr)m  unb  bem  <£>er$oge  oerabrebeter 
Äunftgrtff. 

2Ötlr)elm  ber  Eroberer,  ber  naef)  ber  ©cr;lad)t  oon  «Senlac  auf  ber 
$öf)e  be£  ©lücfö  ju  ftefyen  faxten,  lag  fetneöwegö  auf  Doofen  gebettet,  unb 
eö  ift  ungerecht,  wenn  man  tr)m,  wie  bie  meiften  neueren  unb  älteren 
Sd^rtftfteOer  tfyun,  bte  begangenen  ©raufamfeiten  in  'bte  @a^ul)e  fa^tebt. 
.2)tefe  gärten  waren  großent^etlö  eine  unabweisbare  golge  ber  Sage,  tu 
welcber  er  fta^  befanb.  2Öer,  wie  er,  ein  oerborbene£  Sßolf  mit  2Baffenge* 
Walt  unterjocht,  ber  muß  ben  SSejwungenen  ein  eiferneS  @ebiß  anlegen, 


380 


$abfl  ©regoriug  VII.  unb  fein  3eitaltev. 


roeil  fte  ftcfi  fonft  gegen  ifyn  felber  roenben.  93ei  alt'  bem  fyegte  er  offen* 
bar  bie  2lbftd)t,  mir  fo  tnel  23öfe£  511  tfyun,  al3  (Streichung  be$  <§)aupt* 
jroecfö  unumganglict)  nötf)tg  fcfcten.  ^icr;t3beftoroeniger  l)at  er  jtd)  ben  gut* 
fyenben  ,§aß  fetner  neuen  Untertanen  suge§ogen.  2lber  roeit  mer)r  Sorgen 
al3  biefer  ,£>aß,  fcfyufen  tfym  bte  jügellofen  SBegietben  fetner  Solbatcn,  unb 
ba3  Sd)Iimmfte,  roaS  fte  iljm  zufügten,  roar  ber  Angriff  auf  Bonbon  roäl)* 
renb  ber  Krönung.  „Seit  jenem  Sage,"  fagt1)  £)rberta)  SSttaltS,  „faßten 
bte  Slngelfacfyfen  unmföfynltcrjen  2lrgvoof)it  gegen  bte  Normannen  unb  lauer* 
ten  auf  Otadje." 

Sonbon  entging  ber  §ugebacr;teit  *)3lünberung,  ber  2lufftanb  be3  £eere3 
muß  alfo  —  unb  §roar  o^ne  3roeifel  mit  ©eroalt  —  ntebergefcfylageu  roor* 
ben  fein.  2>ie  (Sfyrontften  fdjroetgen  über  bte  SBetfe,  in  welcher  bteß  gelang. 
$)oct;  gibt  ber  Slrcfyibtafon  oon  Stfteur  einige  Einbeulungen.  ,,9?ad)  ber 
Krönung7'  fagt2)  er,  „ergriff  ber  ^ömg  §u  Bonbon  awecfmäßtge  unb  gered)te 
Maßregeln.  2)te  §äupter  be$  ^eereö  nötigte  er  burdj  feine  Strenge  ju 
tabetlofer  Sluffül)rung  ,  unb  ging  mit  gutem  SBetfptele  ttoran.  (§1  [teilte 
tfynen  ttor,  baß  allju  fyarte  SBefyanblung  ber  Seftegten  ber  ctjrtftltdjen  *ßfltd)t 
nnberftrette,  roett  teuere  einen  unb  benfelben  ©tauben  mit  ben  Siegern  be* 
lernten,  unb  baß  fte  gefär)rltd)  fei ,  roett  fte  bte  93eftegteu  §ur  (Empörung 
verleiten  roürbe.  2)te  untergeorbneten  Slnfüfyrer  unb  bte  gemeinen  Sotba* 
ten  fytelt  er  bitrd)  geeignete  23efer)le  im  3aume.  «Steuer  roaren  bte  grauen 
gegen  ©eroalttfyat,  ben  SBefud)  tteberltd)er  Käufer  »erbot  er,  aud)  bulbete 
er  nta)t,  baß  bte  Solbaten  in  ben  Schufen  tranfeit,  roett  Sruufenfyeit 
Streit,  Streit  aber  $obtfcf)Iag  erzeugt.  Meuteret  ttnterfagte  er  aufs 
Sd)ärffte,  ebenfo  9)?orb  unb  $aub.  3)a3  SBolf  be^mte  er  buret)  baS  ^eer, 
baS  £eer  buretj  ftrenge  ©efe£e.  (£r  fe|tt  ^tcfyter  ein,  ttor  roelc^en  ber  ge* 
meine  Solbat  ftcf)  fürchtete.  Ueber  bte,  roclcfce  greoel  begangen  Ratten,  rour* 
ben  unerbittliche  Strafen  »errängt.  2lud)  traf  er  93orfef)rung,  baß  bte  9for* 
mannen  e£  fürber  ntd)t  roagten,  fta)  mefyr  herauszunehmen,  aß  bie  2lqui* 
tanter  ober  23retagnter."  0 

2)er  (Sfyromft  gibt  mit  biefen  »orfta)ttgen  3Borten  $u  tterfterjen,  baß 
eine  Unterfud)uttg  foroof)!  gegen  Dfftctere,  al$  gegen  Solbaten  eingeleitet 
roorben  roar,  baß  bte  (gtnen  rote  bie  5lnbern  ftd)  einer  Meuterei  fd)ulbig  ge* 
macf)t  Ratten,  roeldje  fte  mit  ber  9tfotf)roenbtgfett,  bte  2tngelfacf)feu  unter  bem 
3oa)  §u  Ratten,  befc^önigten,  roetter,  baß  biefe  Meuteret  t>on  ben  gebomen 
Normannen  auögieng,  fobann  baß  2ßül)elm  altem  2lnfct;etne  nad)  bie  Empörer 
mit  §ülfe  ber  Sotbaten  auö  ber  Bretagne,  auö  ü^atne,  5lnjou,  ben  ^er^ 
3ogltd)en  Äammerlanben,  bte  an  ftrengeu  ©efyorfam  geroöl)nt  roaren,  fo  roie 
»ielletc^t  mit  bem  SBeiftanb  ber  fremben  Sölbner  §u  paaren  trieb,  enbltcft 


2)uc^eöne  @.  503,  d.       *)  Ibid.  @.  207,  c.  d. 


$ievteö  93tt<$.  (5ap.  1 9.  ffiitfyelm  ber  (Sro&ever  fegelt  na#  (Snglanb  u.  erwirbt  bte  tone.  3g  1 

baß  mehrere  ber  Scbulbtgften  unerbtttttcf>  bcftrafr,  b.  I).  hingerichtet  korben 
ftnb,  unb  baß  9£>üf)elm,  um  für  bte  3"^nft  äfynlicfoe  Scenen  §u  verhinbern, 
ein  ftrengeg  ©efe$  über  9J?cmn6jucf)t  erlief. 

3n  ber  £aup  tf  adje  mußte  ber  neue  $önig  gfetcbroohl  nachgeben.  3)a6 
^eer  Ijat  beu  3wecf,  »ege*  beffen  bte  lernte  Meuteret  ausbrach,  erretebt. 
2)er  Krönung  unb  beu  Scenen,  bte  ju  Sonbon  vorfielen,  folgte  eine  eilige* 
meine  Sranbfcbajjung  (SnglanbS  —  obwohl  in  gefeilteren  gormen  —  auf 
bem  guße.  3)er  2Jrcbtbtafon  fagt:1)  „S&tlbelnt  verließ  Bonbon  balb  lieber, 
benn  er  fanb  für  nötf>ig,  er)e  er  bort  feinen  2Bol)nft|  auffcblug,  bte  Unbot* 
mäßigfeit  unb  ben  ftarren  Warfen  ber  23ürgerfcbaft  bureb  $ollenbung  be6 
33aue3  ber  bereite  begonnenen  3wtngburgen  Su  brechen.''  SBilhelm  füreb* 
tete  alfo  einen  2lu6brucb  ber  93oIf3nmth,  unb  t)k$u  hatte  er  guten  ©runb, 
weil  in  ben  erften  Sagen  beS  neuen  ,ftöntgthum3  bie  fchroerften  £>üfer  von 
ber  «gauvtftabt  unb  bem  ganzen  deiche  geforbert  würben.  (Srftlid)  nar)m 
Sßtlhelm  fämmtltcbe  Schäle  be£  vorigen  Königs  roeg.2)  Stettens  trieb 
er  von  Stabt  unb  Sanb  eine  fyofye  $rteg6fteuer  ein.  2)er  (£r)rontft  von 
Siftcur  beutet  bieß  verblümt 3)  an:  „bie  natürliche  gretgebigfett  be3  Königs 
tt>arb  bureb  bte  nicht  geringe  (Steuer  geförbert,  welche  bte  Stäbte  unb  alle 
begüterten  ihrem  neuen  $errn  barbrachten."  2)ic  ©aa)fencbronif  fpriebt4) 
e6  mit  bürren  Korten  au$. 

{Drittens  traf  er  eine  2lnorbnung,  in  roefcber  ich  nichts  Slnbereö  fernen 
Fann,  als  eine  2Begnaf)me  fammtlicber  foftbaren  2Öaaren,  bte  in  ben  ®e* 
wölben  be^  £onboner  jlaufmannSftanbcS  unb  vielleicht  auch  tn  benen  anbe* 
rer  größerer  »gaubelSftäbte  lagen.  2)er  5lrcbtbiafon  fagt5)  in  fetner  ver= 
blümten  Steife:  „ben  natürlichen  föetdjtfyum  (SnglanbS,  ben  ber  überaus 
fruchtbare  53oben  fchuf,  vermehrten  noch  bte  ^aufleute  burch  bte  Sßaaren, 
bie  fte  auS  aller  Sffielt  sufammenführten.  Unermeßliche  (Schäle  ber  Slrt 
waren  bort  aufgehäuft,  ebenfo  erftaunltch  bureb  ihre  Stoffe,  als  bura)  ben 
eblen  Stoff  unb  bte  auf  ihn  verwenbete  jlunftferttgfett,  bereit,  entWeber  tobt 
liegen  §u  bleiben,  ober  burch  bie  bekannte  angelfäcbftfcbe  (Bcbroelgeret  ver* 
geubet  ju  werben.  ü)iefe  nahm  3Btlt)elm  weg  unb  brauebte  fte  für  gute 
3wccFe."  SftetneS  (SracbtenS  ftnb  vorpgSwetfe  ^letnobten  an  ©olb  unb 
«Silber,  fetbene,  gefttefte  unb  golbburcbwirfte  ©ewänber  gemeint,  bie  ftdr)  in 
ben  ©ewölben  ber  Sonboner  3uweltere  unb  ©roßhänbler  befanben. 

@o  groß  bte  Ausbeute  ber  eben  erwähnten  brei  Duellen  war,  genügte 
fte  bod)  nidjt  für  bie  SBebürfniffe  ber  neuen  Regierung.    ^Deutliche  äeuÖ* 

')  Ibid.  @.  208,  b.  2)  Ibid.  ©.  206,  b.  :  tributum  large  erogavit ,  quod  regis 
Haraldi  aerarium  avare  inclusit.  3)  Ibid.  c. :  munificentiae  Studium  adjuvit  non  mo- 
dicus  census,  quem  undique  civitates  et  locupletes  quique  obtulerant  novitio  domino. 
*)  93rucf)jhuf  bei  tyitxrt)  II,  14.  SRote  5.:  imposuit  tributum  hominibus  valde  saevum. 
5)  2)u(f)egne  ©.  206,  c. 


382 


$abft  ®regoriuö  VE.  unb  fein  3ettatter. 


niffe1)  Hegen  Bor,  baß  2Bür)elm  eine  Sterte  tluelle  eröffnete,  reelle  m*t 
bloö  baare  Summen  ober  <5cf)ä£e,  fonbem  audj  eine  9J?affe  Bon  ganbeigen* 
tfyum  ju  feiner  Verfügung  [teilte.  (Sin  ©efefc  ergteng,1)  tt>etet)eö  beftimmte: 
„©üter,  (Smfünfte,  Vermögen  alter  berer,  meiere  erftenS  mit  Äönig  £aralb 
in  bie  <5d)lacf)t  Bon  Senlac  sogen  unb  bort  fielen,  jroeitene  roelcbe  bei  6en* 
lac  fönten,  aber  mit  bem  geben  baBon  famen,  brütend  roelcbe  jroar  an  ber 
<5c$lac§t  feinen  Styetl  nahmen,  aber  Bon  benen  boef)  berotefen  roerben  fann, 
baß  fte  bie  Slbftcbt  Ratten,  ben  gähnen  £aralb$  §u  folgen,  unb  nur  burcfi 
pfällige  Umftänbe  an  Ausführung  i^rcö  $or!)aben$  Berfjtnbert  rourben, 
ftnb  Bewirft  unb  bem  StaatSfchajje  herfallen.  2)ie  ©b'fjne  unb  (Srben  ber 
beiben  erften  klaffen  r)aben  feinen  5lnfprua)  auf  ben  Nachlaß  iijrer  Sßäter ; 
bie  ber  britten  bürfen  Ijoffen,  baß  trjnen,  roenn  fte  beharrliche  unb  unroan* 
beibare  Sreue  gegen  2Bt(r)eIm  ober  feine  (Srben  erproben,  bereinft  ein 
ber  üäterßcfjcn  ©üter  §urücfgeftellt  roerbe." 

Um  biefe  Maßregel  burch§ufür)rett,  reiften  fömglicr)e  93  eBollm  ächtigte 
nach  allen  Born  normamtifeben  Ǥeere  befehlen  Drten  unb  [teilten  ge* 
naue  Unterfuc^ungen  an.  2)amtt  ihnen  um  fo  billiger  ©ehorfam  geleiftet 
roerbe,  §og  ber  Äöntg  felbft,  umgeben  Bon  ben  Häuptern  beS  £eere$,  im 
deiche  fyerum.1)  2)a  ^aralb  nichts  Berfaumt  hatte,  um  baS  £eer,  baS  er 
gegen  Wilhelm  führte,  fo  ftarf  als  möglich  §u  machen,  ba  folglich  alle  ober 
boa)  bie  metften  2)ien[tBfltchtigen  aufgeboten  roorben  waren,  fo  begreift 
man,  baß  obiges  ©efefc  mer)r  als  bie  §älfte  beS  angelfäct)(tfct)en  ©runb* 
etgentfmmS  traf. 

Ü)er  §lra)ibiafon  Bon  gifteur,  roelcr)er  alles  mögliche  gob  auf  2ßtIhelmS 
£aupt  l)äuft,  fa)roeigt  von  ber  ©ütereinjiefjung ;  gleichroohl  ^at  er,  tro§  ber 
Neigung  $u  fchmeicheln,  fo  Biel  Sichtung  Bor  ber  28ar)rr;eit,  baß  er  auf  baS 
fürchterliche  ©ebot  roenigftenS  Berbecft  anfielt.  (Sr  fagt:2)  „Ungerechtigfeit 
ber  §errfd)er  öerpÖt  oft  ^>abfua}t  unter  bem  (Scheine,  baS  23öfe  $u  beftra* 
fen,  unb  Berurtrjeitt  Unfcbulbige,  um  [ich  if)rer  ©üter  §u  bemäd)tigen.  9?icbt 
fo  SBtlfyelm.  (£r  l)at  nur  fola^e  Berbammt,  belebe  nicht  §u  Berbammen  ein 
Unrecht  geroefen  roäre."  2ßie  man  fielet,  geftel)t  ber  (Sf)ronift  ein,  baß 
geute  nach  bem  Neujahr  1067  Berurtheilt,  b.  b).  laut  feinen  eigenen  ^Borten 
mit  (Sinjie^ung  ber  ©üter  gebüßt  roorben  ftnb;  aber  er  behauptet,  baß  bie* 
fem  ©c^icffale  nur  6chulbige  unterlagen.  3n  welchem  Siebte  [teilten  nun 
SBtfljclm  unb  feine  Sachwalter  baS  Jtömgtfyum  £aralbS  bar?  Sicherlich 
berüchtigten  fte  tt)n  beS  £ochBerratf)S,  benn  nur  wenn  fte  bieß  traten,  fyatk 
Silf>elm  als  roaljrer  (£rbe  (Ebroarbö  ein  ^ec^t  auf  (SnglanbS  %fyw®.  3n 
ber  3^l)at  erfc^etnt  ^araib  aua)  Bor  bem  9^ia)terftul)l  un^artt)ett[cr)er  @e* 


4)  5£>ie  SBetoeife  auö  bem  dialogus  de  saccario  bei  ^teut)  IL  <&■  16  flg.  2)  2)us 
(^e«ne  ©.  207,  p. 


CÖicrteö  93ucf).  6a^.  19.  ffiilfjelm  ber  Eroberer  fegclt  nad)  ©nglanb  u.  txtoixbt  bie  ßrone.  383 

[dj  tcfcte  als  ein  $oif  mrätber:  berfelbe  r)at  fammt  feinem  ganzen  ©efdblctf)te 
fe^änMi'^  gegen  föcicb  unb  93olf  ber  2lngelfa#fen  gefrevelt. 

2lu8  tiefem  Safce  aber  ergibt  ftcfc  ein  6tfluß,  wekben  ba$  ftarre  @e* 
fe£  anerfennen  muß,  obgletcr)  tjjn  bie  93?enfcb(tcbfeit  »erbammt  unb  jurütf* 
weist:  mimltcb  alle,  welche  £aralb  unterfrüfcten  unb  mit  ibm  gegen  2Bif* 
beim,  ben  rechtmäßigen  (Erben  ber  englifeben  jlrone,  fämpften,  ftnb  $elfer6* 
belfer,  (Spießgefellen  efaeö  §ocbtferrätber3  gewefen,  unb  f)aben  folglich,  fraft 
be6  in  aUen  (Staaten  gültigen  Rechts,  Se^ett  unb  @tgenn)um  verwirft.  2lu3 
ben  oben  angeführten  Korten  be6  2lrcf>tbtafonö  öon  Sifteur  erhellt,  baß  er 
ftitlfchweigenb  eben  biefen  Scbluß  §og.  3$  benfe,  fämmtlicrie  recbtStterftänbige 
Hermannen  werben  gleicher  Meinung  gewefen  fein,  inebefonbere  aber  mußte 
Silfyelm  ber  Eroberer  ben  nämlichen  6aMuß  jiefyen  unb  §war  fct)on  au6 
bem  einen  ©runbe,  mit  er  fonft  bie  Häuptlinge  feines  £eere8  nicht  be* 
lohnen  fonnte,  fonbern  verloren  war. 

2)  cr  (5r)rontft  von  Sijteur  gebenft  nodb  eines  anbem  UmftanbeS,  ber 
enge  mit  ber  ©üteremjtelnmg  aufammenfyteng,  nämlicf)  ber  9funbreife,  welche . 
Wilhelm  im  Januar  1067  antrat.  „3)er  Mnify*  melbet1)  er,  „befugte 
bie  serfdnebenen  Steile  feines  9?eicr;3,  inbem  er  überall  5lnorbnungen  traf, 
bie  ir)m  unb  auch  ben  93ewormern  beS  SanbeS  ^hir^en  brauten.  2Öo  er  er* 
febien,  burfte  9tiemanb  unter  ben  Staffen  bleiben:  bie  (Straßen  waren  frei, 
r)äuftg  warteten  ü)m  Seute  auf,  bie  entweber  £ulbigung  letfteten,  ober  ge^ 
wtffe  Aufhellungen  gaben.2)  Sitte  flaute  er  mit  gütigen  2lugen  an,  am 
metften  jeboeb  ba$  gemeine  $olf.  £)ft  tterrietr)  er  burdb  feine  Lienen  baö 
$?itleit>,  baS  fein  §er$  bewegte,  unb  mehrfach)  gebot  er,  baß  ftatt  ftrengen 
Rechts  ©nabe  geübt  werbe,  roenn  er  fafy,  baß  5lrme  unb  ©ebrüefte,  welct)e 
$eue  fühlten,  baß  Mütter  mit  ifyren  ^inbern  laut  ober  burdb  ftumme  @e^ 
berben  um  (Erbarmen  flehten."  3)ie  2Borte  ftnb  auf  Schrauben  geftellt, 
aber  boeb  verbergen  fte  ntcfct ,  baß  faum  §usor  eine  fürchterliche  Maßregel 
burcbgefür)rt  werben  war. 

3)  en  Reifen  beS  Königs  gieng  eine  allgemeine  (Entwaffnung  beS  5Solf6 
ooran.  2£o  er  erfct)ien,  warteten  folebe  auf,. bie  entweber  Jpulbigung  lei* 
fteten,  b.  t).  im  SBeftfce  tr)rer  ©üter  beftätigt  waren,  ober  93orftettungcn, 
OfrcbtSauSeinanberfetjungen  einbrachten,  b.  r).  nacbjuweifen  fugten,  baß  it)re 
angefcbulbigten  3Säter  ober  $erwanbten  mdjt,  wie  bie  JlriegSbeamten  be* 
f)aufcteten,  bie  Abftcbt  gehabt  bjätten,  $aralt>  $u  unterführen.    £)ft  ließ  ber 


*)  Ibid.  <S.  208  c.  2)  Progrediens  diversas  partes  regni  accessit,  ordinando 
ubique  utilia  sibi  et  incolis  terrae.  Quaqua  pergebat,  in  armis  nemo  manebat,  iter 
nullum  obstruitur ,  occurrunt  passim  obsequentes  et  explicantes.  Omnes  ille  cle- 
mentibus  oculis  respexit,  clementissimis  plebem ;  saepe  vultu  miserantem  animum  pro- 
didit,  jussit  multoties  misericordiam,  cum  supplices  conspiceret  aut  egenos,  matres  ani- 
madverteret  roce  et  gestibus  precari  cum  liberis. 


384 


$aBft  <5}regottu$  VII.  unb  fein  &üalkx. 


Jtöntg  ©nabe  für  9ted)t  ergeben,  namentlich  wenn  er  fab),  baß  Die,  welcbc 
ftcb  an  ir)n  wanbten,  tief  gebemüthtgt  waren  unb  ob/nebteß  wenig  befaßen, 
ober  wenn  bte  Sötttwen  unb  SBaifen  ber  bei  ©enlac  gefallenen  2ebenleute, 
welche  bte  (Stn§tehung  ihrer  ©ürer  in  $er§wetftung  geftürjt  fyatte,  burd) 
JEfyränen  ober  fhtmmen  §arm  fein  £er§  erfebütterten.  5luS  ber  ©teile,  wo 
e$  fyeifrt,  Stlhelm  fei  t>or§ug3  weife  gnäbtg  gegen  ben  gemeinen  9Jiann  ge* 
wefen,  stehe  ich  ben  ©ebluß,  baß  ber  Eroberer,  bei  ßuweifung  ber  etngejo* 
genen  ©üter  an  neue  23eft£er,  bte  3wfe  unb  grofmben,  welche  bte  Iqqtu 
gen  an  tf)re  @runbr)erren  entrichten  mußten,  ermäßigt  l)at 

3cb  behalte  mir  t>or,  fpäter  bar$urtmn,  baß  anbete  ftarfe  8ewetfe  für 
ben  eben  ausgekrochenen  <Sa$  §eugen.  2Öi(r)e(m  hatte  bie  engltfchen  ©roßen, 
ben  ganzen  höheren  unb  mittleren  Abel  bem  SBerberben  geweiht.  33ei  foleber 
£age  ber  Dinge  fchrteb  il)m  ber  gefunbe  9)?enfcbent>erftanb  unb  fein  eigener 
2$ortt)etl  ttor,  bte  zahlreichen  nieberen  (Staffen  an  [ich  §u  Riehen.  (£r  forgte 
für  bie  -Stoffe  beS  33olfö:  btefeS  hat  buref;  bte  Eroberung  ntebt  verloren, 
fonbern  gewonnen,  auch  feine  alte  Sapferfeit  bewahrte  e8  unter  ben  itönt* 
gen  normanmfd)en  SBlutS,  ober  vielmehr  biefelbe  fdhwotl  §wet*  unb  breifacb 
an.  Die  gußfnechte,  welche  bret  Satyrljunberte  )>äter  in  ben  flachten  »on 
(£rect,  sßottterS  unb  5lgtncourt  ben  fran§öftfchen  5lbel  in  ben  Staub  traten, 
waren  angelfächftfcbe  S5auernför)ne. 

2ßoju  tterwenbete  nun  Äöntg  Wilhelm  bie  unermeßlichen  ©üter,  welche 
burdt)  bie  eben  befebrtebenen  Maßregeln  in  feine  «£)änbe  gedeihen?  2Bie 
natürlich  behielt  er  ben  größten  %l)t\\  für  bie  SBebürfntffe  ber  trotte  jnrücf. 
9J?ü  einem  anbertt  lohnte  er  feine  ©olbaten,  bie  ®ef)ülfen  ber  Eroberung, 
ab.1)  (Snbltch  machte  er  nicht  nur  an  ben  $abft,  fonbern  auch  an  bte 
(Stifte  unb  Slbteten  feinet  ^eimathlanbeö,  ber  9cormanbie,  unb  nicht  nur 
an  btefe,  fonbern  auch  an  siele  Streben  ber  Slusergne,  grancienS,  Slquita* 
mens,  SßurgunbS,  fet)r  retcfie  ©efebenfe. 

Der  Arcbibtafon  »on  Sifteux  möge  fprechen:2)  „an  bte  römtfct)e  Kirche, 
ju  §anben  beS  *ßabfte£  Alexanber  IL,  überfef/iefte  er  eine  9Jtoffe  unge* 
münden  ©tlberS  unb  ©olbeS,  bie  allen  (Glauben  überftetgt,  überbieß  Älei* 
nobien,  fo  prächtig,  baß  felbft  SB^anj  f*e  bewunbern  würbe.  5tuct)  ba$ 
Banner  £aralb3,  auf  welches  ein  bewaffneter  aus  lauterem  ©olb  geftteft 
war,  erhielt  ber  $abft  als  ©egengabe  für  baS  überfenbete  gelb^etcbcn  beS 
heiligen  *petru3.  ©letche  ©roßmutl)  bewies  er  gegen  ben  (Stents  ©allienS. 
9cie  werben  bte  taufe nb  Kirchen  ber  5lm>ergne,  grancienS,  Aquitaniens, 
burgunbS  unb  anberer  ©egenben  bte  9tßot)Itr)atcn  sergeffen,  bura)  bte  er 
fte  ehrte:  einige  empftengen  golbene,  mit  (£belfteinen  befehle  Jtreuje  üon 


l)  £>ucfyeöne  ©.  206,  c. :  quorum  partem  ad  ministros  confecti  belli  magnifice 
erogavit.        J)  Ibid. 


93iette3  23udb\  Gap.  19.  Sßilfjelm  ber  (Stöberet  fegelr  nacr)  (Snglanb  u.  etroitbt  bic  ßtone.  385 


betracbtlieber  ©rcjje,  »tele  ungemünjteö  ©olb  ober  ©efaffe  auö  gleicbem 
SRetaff,  anberc  faßbare  ©ewänber  ober  fonftige  Äletnobten.  3um  ©djmutfe 
von  9Retropolitanfircben  würbe  auSretcben,  was  er  oft  rmnjtgen  Älöftern  Oer* 
lief).  2lm  reiä)fiä)ßen  aber  bat  er  tie  9fcurotanote  bebacbt."  3*  »erbe 
unten  an  paffentem  Orte  tte  ©rünte  entwickeln,  warum  er  fo  öfel  für  frait* 
$öftfcbe  Streben ,  tie  unter  jlenigä  $l)iltpp  Scepter  (tauten ,  getrau 
fyaben  mag. 

5tufer  baaren  £;cba&en  sertfyeilte  er  unter  tte  Rauptet  be3  ,§eere3 
einen  guten  Sbeil  ber  eingebogenen  ©üter.  Xie  Q3eriprecbungcn,  welche 
üBilbelm  trüben  in  ber  Diormanbie  oor  bem  beginne  be3  «ftriegeg  gemaebt 
r)atte,  gingen,  obmebl  in  geringerem  SDfaajje,  als  33ie(e  erwarten  moebten, 
in  (imtüung.  SBace  fagi1)  in  ter  jReimcbrenif :  „er  gab  6d)löf}er,  er  gab 
Stätte,  er  gab  £antbäufer,  er  gab  ©raffebaften,  unb  ben  kleineren  perltet)  er 
23auernr)öfe./;  ÜRancbe  oermablte  er  mit  reteben  angclfätf  unten  grauen.2)  2lucb 
2Bi(r)eIm  Don  Sijteur  geteuft 3)  ter  üßertbeilung  oon  £änberetcn,  boeb  nur 
obent)in  unb  mit  bem  ftcbtlicbeu  SBeftreben,  bem  33erbaebte  ju  begegnen,  als 
ob  ber  Jtonig  rie  ©üter,  tte  er  feinen  €o!taten  verlieb,  mit  ilnreett  Situ 
geliacbien  abgenommen  l)abe:  „feine  Vertrauten  (tattete  er  mit  reieben  geljfett* 
gütern  au3,  bamit  fte  tr)m  befto  williger  Reifert  möcbten,  ta$  $eicb  ju  be* 
wahren.  $)odj  war  unter  ben  ©ütern,  bic  er  gran&ofen  febenfte,  fein  ein* 
Sige3,  ta$  einem  Slngelfacbfen  mit  Unreebt  entwgen  Worten  wäre."  2£ie 
beugt  ter  Slrcbitiafon  vor!  Allgemein  verbreitet  mufj  bte  ÜRetnung  gewefen 
fein,  bajj  ter  angelfäcbftfebe  Sautatet  eine  fürebterlicbe  2lber(a'ffe  erlitten  blatte. 

93or  2Men  betaebte  ter  fettig  jenen  QBilfyelm,  £>6berns  vEofyn,  ter 
it)m  bereitwillig  geholfen  batte,  ben  QBiterftanb  ter  normannüeb en  ©rojjen 
gegen  ben  3U9  m&  ßnglant  ju  beftegen.  2)erfelbe  erbielt  ben  £berbefef)I 
über  bte  wiebttge  ©tabt  ^tnebefter  unb  tie  bafelbft  neu  erbaute  SBurg.4) 
Settel  belebnte5)  ter  Äenig  ibn  mit  bei  ©ranebart  ^erefort,  welcbe  einft 
an  Gtwarbe  Dceffen,  [Ratulf,  oergabt  gewefen  war,  aud)  übertrug  er  il)m, 
al$  er  naa)  ber  ^ormantie  binübergieng,  tie  €tattbalterfcbaft  im  nörtlieben 
(Snglant.4)  Dieben  £sbern3  €:obne  fommt  in  Jpereforb  ter  Diormanne 
Dtid^arb,  Scroti  (Sofm,  al3  53urgoogt  jum  Vorfebetn,5)  berfelbe,  ter  im 
3at)re  1052,  als  tie  übrigen  nermannifeben  ©üuftlinge  (vtwartö  oertrieben 
wurten,  bte  (Srlaubnifj  erhielt,6)  bleiben  $u  bürfen.  £önig  SSBifljelm  muf 
ibn  in  feine  Xienfte  gewgen  l)aben.  9cäcbft  bem  (£ot)ne  DSbemS  befer* 
bertc  «ftöntg  ^tlbelm  feinen  £allwruter,  ben  33ifcbof  £to  oon  33ateur,  ju 
ben  f)öcbften  fürten.    5)te  ^Bewacbung  ter  wtebtigen  Vefte  2)ooer,  unt 


Roman  de  Ron  II,  387.       2)  Chronique  de  Normandie  hei  Souquet  XIII,  239,  c. 
3)  Xuc^eene  3.  208,  c.  4)  Ibid.  d.  5)  Flores  histor.  @.  635  ad  a.  1067. 

6)  Cben  §.  309. 

©fror  er,  %\hfl  ©regoriuä  vil   33b.  DL  25 


386 


$abfi  ©regoriug  VII.  unb  fein  3ettoItcr. 


btc  Verwaltung  ber  $rovtn$  jtent  warb  ifym  anvertraut.1)  SBon  ben  an* 
bern  Normannen,  weld)e  große  £ef)en  beS  9tetd)3,  ßarlfcbaften  unb  ©raf* 
fdbaftcn  bavontrugen,  behalte  td)  mir  vor,  fpäter  baS  9Rötf){ge  ju  fagen, 
ba  bte  Seit  ttjrer  (Erhebung  ntct)t  feft  ftetyt. 

©egen  80  3al)re  waren  verlaufen,  fett  bie  ©cbredengberrfctjaft  ber 
Sßtfmger  über  (Snglanb  begann.  2ßte  oft  unb  wie  hart  ift  fett  btefer  3ett 
bt6  herab  $um  3af)re  1042  ba6  angelfäd)ftfd)e  93oIf  erft  burd)  einzelne 
Raufen  von  ©eeräubern,  bann  burd)  ©wen  ©abelbart  unb  $anut,  fpäter 
bureb  bte  ©b'fme  beS  Sedieren  gebranbfeha^t  roorben!  Unb  bod)  vermochte 
2Ötlf)elm  ber  (Eroberer  innerhalb  fecfyS  Monaten,  unb  or)ne  baß  baö  £anb 
ju  ©runbe  ging,  bie  oben  erwähnten  unermeßlichen  ©chäfce  einzutreiben. 
2)er  Strd)tbiafon  von  Stfteur  fprtcht  feine  Sßervounberung  barüber  aus.  £>en 
Normannen  2ötll)elm  mit  (£.  3ultu3  M\ax,  bem  erften  SBefteger  93rttannten6, 
vergletcfjenb ,  fagt2)  er:  „ber  Börner  nar)m  auö  Britannien  nur  wenige 
(Steuern  unb  eine  Sittel  geraubter  ©ütcr  mit  fort:  anberS  2ßtU)e(m,  er 
fammelte  bort,  unb  $war  orrne  9tab  unb  auf  rechtliche  Steife,  eine  9J?affe 
von  ©olb  unb  ©über,  bie  man  nimmermehr  in  ben  brei  fetten  3)  ©alltenö 
aufjubringen  vermöchte.  3)enn  an  SRetchtbum  ebler  Metalle  übertrifft  (Eng* 
lanb  ©atlten  bei  fettem.  Sie  btefe  3nfel  wegen  ber  grudjtbarfeit  ir)reö 
33oben$  bte  ©cremte  ber  (Sereg  genannt  $u  werben  verbtent,  fo  fb'nnte 
man  (ie  wegen  ber  9ttaffe  beg  vorfjanbenen  ©olbeS  2lrabten3  ©chatjfammer 
nennen. " 

2Bor)er  nun  btefe  ©d)ä'^e?  ©te  floffen  wefentttd)  au6  benfelben  Duellen, 
bte  l)eute  noch  Sllbton  $um  retchften  £anb  ber  (Erbe  machen:  au$  ©cbtff* 
fahrt,  au6  ^anbel,  au6  ©ewerben,  au#  forgfälttger  Sanbwirthfchaft.  ©ebon 
bte  legten  ©a^rtftfteller  be$  untergeljenbett  ^ömerretcbS,  namentlich  ©tbonurö 
5lpolltnart3,4)  pretfen  bte  ©eefertigfett  ber  ©achfen,  bte  fpäter  (Englanb  er* 
oberten:  „bte  ©efafjren  beS  9J?eere£,  ©türme,  flippen,  felbft  ©c^ffbrüche 
ftnb  leiten  ein  ©ptel,  bte  Statur  felbft  l)at  fte  §u  ©eeleuten  geftempelt." 
3Mefe  Anlagen  beö  $olf£  würben  wär)renb  ber  r)eibmfcr)en  3etten  jutn 
©eeraube  mißbraucht,  nach  (Einführung  be$  (Sl)rtftentfyum$  traten  fte  in  ben 
£>tenft  be$  £anbel$. 

4)  2)u($egne  <S.  208,  d.  2)  Ibid.  @.  210,  c.  d.  3)  fpielt  auf  bie  brei* 
faetje  (Stntljeiluncj  ©alltenö  in  Gallia  celtica,  belgica  unb  Aquitania  an.  4)  Carmina 
VII,  369  :  Aremoricus  piratam  Saxona  tractus 

Sperabat,  cui  pelle  salum  sulcare  britannum 
Ludus,  et  assuto  glaueum  mare  Andere  limbo. 
(Efcenfo  Epist.  VIII,  6:]  Saxonum  quot  remiges  videris,  totidem  te  cernere  putes  archi- 
piratas  :  ita  simul  omnes  imperant,  parent,  docent,  discunt  latrocinari.  Hostis  est  omni 
hoste  truculentior:  improvisus  aggreditur,  praevisus  elabitur,  spernit  objectos,  sternit  in- 
cautos.  Si  sequatur,  intereipit,  si  fugiat,  evadit.  Ad  hoc  exercent  illos  naufragia,  non 
terrent.  Est  eis  quaedam  cum  discriminibus  pelagi  non  notitia  solum,  sed  familiaritas. 


aSierteö  33ucr).  &ap.  19.  SQBiltjelm  ber  Eroberer  fegelt  nacr)  (5ng(anb  u.  erroir&t  bte  ßrone.  387 

2Bteberr)oIt  fyrtc^t ')  ber  2lrcf)ibiafon  vom  angelfäcfcftfa^en  Seefyanbel: 
„itjre  jtauffafyrer  burcfyfura^en  alle  Speere,  bringen  auS  ben  entfernteren 
Länbem  ber  (£rbe  ©cr;ä£e  nact;  £aufe."  2)er  wid)tigfte  <5tapelvla£  be$ 
$eta)e$  war  bte  £auvtftabt  Sonbon.  2tußerbem  werben  erwähnt  dotier, 
baS  mit  glanbem  unb  bem  gegenüberltegenben  franjöftfct)en  jlüftengebtet 
Raubet  trieb,2)  ßfyefter,  wo  befonberS  $el$werf  umgefefct  würbe,3)  2)orf, 
wo  taut  bem  3™gntffe4)  3Bi(t)e(m6  t>on  9MmeSburty  beutfaje  unb  irtfcr)e 
«Schiffe  jufammenftrömten. 

5X>te  näcfyfte  grage  ift:  um  welche  ©egenftänbe  tauf^te  ber  brtttfdje 
£anbel  bte  SBaaren  beS  5lu3lanbe£  ein?  <So  t>tel  wirb  bie  grud)tbarfett 
beS  23obenS,  atfo  aucf)  bie  23lütr)e  ber  2anbwirtf)fa)aft,  gerühmt,  baß  man 
vorauSfejjen  muß,  ©rjengniffe  beS  engltfdjen  2lcferbauS  feien  ausgeführt 
warben.  3nbeffen  brauten  bie  9ieta)e  beS  geftlanbS  Lebensmittel  jur 
©enüge  r)ervor,  aber  nid)t  :Daffelbe  gilt  von  bem  ffanbinavifa^en  Horben. 
3n  ber  £r)at  liegen  23ewetfe  vor,  baß  borten  englifctjeS  ©etretbe  ging. 
Saut  ber  (Sgil  €>aga  5)  führten  norbtfa)e  ®c§tffe  naa)  ben  englifd)en  §äfen 
£äute,  gifa)e,  foftbareS  $el$werf,  unb  nahmen  bagegen  als  9^ücffract)t 
SBatyen,  2Betn,  «£>ontg,  ©ewänber.  Uebereinftimmenb  t){emtt  fbric^t6)  um 
1190  ber  norwegifcfje  jtöntg  Swerrer  bei  «Snorro  Sturlefon  von  engltfct)en 
$auffaf)rern,  welche  2Bat$en,  <£>ontg,  feines  9M)I  unb  $üa)er  nad)  ben 
$äfen  Norwegens  §u  laben  pflegen. 

(gm  bebeutenber  Stavelartifel  englifdjer  £anbttnrtr)fdjaft  war  ferner 
burd)  baS  gan$e  Mittelalter  bie  Solle.  2)te  ©efefcgebung  befdjüfttgte  ftdr) 
mit  ir)r:  eine  <5a£ung  beS  Königs  3ne  verorbnet,  7)  baß  bie  Sdjafe 
nta^t  vor  Mitfommer  gefroren  werben  bürfen,  unb  bie  (£r)roniften  fyeben 
rüfymenb  hervor,  baß  $ömg  @abgar,  ben  bie  überlegene  2öeiSr)eit  beS 
(SrjbifcbofS  Ümnftan  leitete,  als  Tribut  ben  SHMtfern  bie  jährliche  Lieferung 
x>o\\  300  SolfSfövfen  auferlegte,  was  $ur  golge  f)atte,  baß  fa>n  nad)  brei 
Sauren  fein  Solf  mer)r  in  (Snglanb  ju  ftnben  war. 8)  Offenbar  follte  biefe 
Verfügung  vor§ugSWeife  baS  nü(jltd)e  $r)ier  fa)ü§en,  weites  bie  Solle 
hervorbringt  unb  ben  Solf  jum  Sobfeinb  r)at.  $etne  beutttdbe  Spuren 
fommen  vor,  baß  bie  Solle  in  (Snglanb  felbft  ju  verarbeitet  würbe, 
wofyl  aber  bavon,  baß  frembe  Äaufleute  $üct)er  naa)  (£nglanb  verfdjifften. 
3n  ber  alten  Sonboner  $anbelSorbnung,  bie  ofjne  gweifel  ben  Sutten  ülfytb 


l)  2)ucr)eöne  <S.  206,  b:  terrae  Uli  sua  fertilitate  opimae  uberiorem  opulentiam 
comportare  soliti  sunt  negotiatores,  gaza  advectitia.  Qj&enfo  211,  b:  inferunt  et  nego- 
tiatores,  qui  longinquas  regiones  navibus  adeunt,  doctarum  manuum  opera.  2)  JDu* 
(^eöne  @.  208  unten.  3)  Doomesdaybook  I,  262,  b.  4)  @atiile  @.  258  untere 
ÜJlitte.  6)  Sa^^enBetg  I,  626.  9lok  4.  6)  Heimskringla  IV,  183.  ')  Inae 
lex  69.    Ancient  laws  <5.  63.       8)  ©oütle  @.  59  obere  SRitte. 

25* 


388 


*Pafcfi  ©vegoviuö  VII.  unb  (ein  3eitalter. 


rebS  be$  Unberathenen  angehört,  l)etf  t  *)  :  „bie  £eute  beö  $aifer3  (tuet* 
neö  ©racbtcn^  ftnb  (Eolnet  ^auffeilte  gemimt)/  bie  mit  ihren  ©ctitffen  nact) 
Bonbon  fommen,  follen  als  Äöntg^oll  §wei  ©tücfe  grauen  Sucres,  eines 
von  braunem,  10  *ßfunb  Pfeffer  unb  5  *ßaar  ^anbfdmhe  entrichten." 
3)te  ©ewürje  Snbienö  gingen  über  beliebig  nad)  ben  großen  rfyeinifdjen 
£anbcföftäbten  unb  würben  von  ba  voeiter  vertrieben,  £üd)er  aber  bereiteten 
bte  2)eutfa}en,  rote  ich  fpäter  am  geeigneten  Drte  §eigen  werbe,  in  großer 
SDcaffe  fetber  unb  verforgten  namentlich  (Sngianb  bannt.  3)emnad)  fa^eint 
e$,  als  fei  bie  engltfche  Solle  metft  nact)  bem  geftlanb ,  befonberS  nach 
glanbern  unb  bem  beutfd)en  deiche  aufgeführt  worben. 

2)en  erften  9fang  unter  ben  ©tavetwaaren  (SnglanbS  nahmen  @r$eug* 
ntffe  beö  «ftunftfleißeg  ein,  ©tiefereten,  prachtvolle  ©ewebe,  3uroe(terarbeiten. 
2)er  2lrchibtafon  von  £ifteur  bexi&kt:2)  „bte  grauen  engltfcfyer  Nation  ftnb 
ungemein  erfahren  in  iganbhabung  ber  9tabel  unb  im  2ßeben  von  ©olb* 
ftoffen,  auet)  bte  Männer  verfielen  ftcf)  auf  jegltcr)eö  ©ewerbe.  Ueberbteß 
wohnen  bort  £>eutfd)e,  bte  in  folgen  fünften  ftdi  au%tctmen."  Unter  bem 
tarnen  „englifcher  Arbeiten''  (opus  anglicum)  gingen  biefe  f oftbaren  2Baaren 
buret)  bie  weite  Seit.  3)er  3cl'tgenoffe  3öilt)elm6  von  Sifieur,  (Styromft 
£eo  von  9)tontecafftno  bef  abreibt 3)  einen  au6  ©olb  unb  ©über  getriebenen, 
mit  (SMftctnen  eingelegten,  9Mtquteufaften  englifcher  5lrbett,  ber  im  ge* 
nannten  Softer  aufbewahrt  würbe.  53i3  ins  14.  3al)rt)unbert  ^tneiu 
bauerte  ber  ^ul;m  englifcher  3uwelen  fort.  (Sine  £eben3gefd)td)te  be$  sßabfte 
SBonifactuS  VIII.  erwähnt 4)  ©olbfranjen  englifcher  2lrt.  Sticht  feiten  muß 
eö  gefd)er)en  fein,  baß  reiche  gürften  ober  Softer  be$  geftlanbeS  anget* 
fächftfdie  @olbfd)miebe  vertrieben,  um  an  £)rt  unb  ©teile  tunftliche  2lr* 
beiten  verfertigen  §u  laffen.  (Sin  fold)er  befaub  5)  ftch  5.  23.  um  bie  SDcttte 
beS  11.  3ahrhimbert$  in  ber  2lbtei  93contecafftno. 

ÜÄan  fieht:  berfelbe  §anbel3*  unb  ©ewerbötrteb,  ber  Ijeute  (Snglanb 
befeelt,  leimte  febon  in  ben  angelfächfifcben  3ctten.  2tber  er  l>atte  bamal3 
eine  anbere  Dichtung,  er  biente  bem  £uxu£  ber  reichen  Staffen,  wäh^enb 
er  jejjt  auf  23efrtebtgung  be$  täglidien  23ebürfmffe3  fynaxbeittt  3er)  fehe 
barin  eine  geheime  Strfung  ber  beftehenben  9iegterung3form.  Sllbion  war 
biö  1066  von  einer  mcht$nu£tgen,  höchft  verbotenen ,  aber  fchwelgerifchen 
Dligardne  unter  bem  leeren  ©cheine  eines  ^ömgtfntmö  beherrfcht.  2)tefe$ 
9teich^fürftenthum  hatten6)  bie  engltfd)en  ©ewerböleute  beS  11.  3af)rr)nnbertö 
im  5luge;  benn  ber  etnfyetmtfdje  ÜÖcarft  gibt  überall  ben  $on  an,  unb  ber 
Kaufmann  bemißt,  faft  of)ne  e$  ju  ahnen,  felbft  wenn  er  für  bie  §lu6fur)r 

l)  Ancient  laws  ©.  128  ofcen.  2)  £)udjeöne  ©•  211  ,*  b.  3)  Chronic,  mont. 
Cassin.  II,  33.  $erfj  VII,  649.  4)  9?eue  9tuöga6e  tton  Du  Cange's  glossarium  sub 
voce:  anglicum  opus.  5)   Chronic,  mont.  Cass.  III,  20.    $erfj  VII,  712  unten. 

6)  ©ic^c  bie  oben  ©.  381  angeführte  ©tette  ouö  ber  (§l)ronif  SCBilfielmö  üon  Sifteux. 


JBierteS  93udf).  &a\>.  19.  SBityelm  fcer  (Erofeerev  fegelt  naä)  (Snglanb  u.  ertoitbt  bte  ßrone.  389 


arbeitet,  bte  3uftänbe  frember  Staaten  na  er)  benen  beö  3nlanb$.  Die 
Unwäljung  von  1689  r)at  bem  englifeben  ÜBoIf  einen  rvefentlicben  Sintbert 
an  ber  Regierung  verfebafft,  feitbem  geroöfmte  ftet)  bte  englifebe  ©eroerb* 
rr)ättgfett,  Staaten  be3  allgemeinen  SScrbraudb^  ju  verfertigen. 

5U3  wetteren  SBeleg  berufe  icf)  mieb  auf  bte  ©efebtebte  granfretcr)3. 
Ü)te  fran^öftfeben  ©ererbe  nahmen  bureb  Solberts  gürforge  unter  Subrotg  XIV. 
tfjrett  ^uffcbrtntng.  Damals  roar  ber  £of  2(tfe$,  baS  SBolf  nicbtS.  Diefe 
6acb(age  t)at  jur  golge  gehabt,  baß  feitbem  bte  franjöftfcben  gabrtfen  if)ren 
(Sebarfftnn  vorjugSroetfe  für  ben  SuruS  ber  £öfe  unb  ber  großen  Herren 
auftrengten.  3m  llebrtgen  sengen  für  ben  tganbelSgetft  ber  2lngelfact)fen 
viellctcbt  nod)  ftärfer,  als  bte  eben  geführten  23eroeife,  jene  Verträge,1) 
roelcbe  j?anut  I.  roäfjrenb  fetner  $etfe  nacb  Stalten  ju  ©unften  beS  englü 
feben  93erfer)reö  febloß.  Offenbar  roar  er  überzeugt,  baß  er  bie  2lnr)ängtiaV 
fett  fetner  angelfäcbftfcben  Untertanen  burd)  ntcbtö  fteberer  gewinnen  tonne, 
als  roenn  er  ihnen  neue  SBege  beS  SlbfafceS  eröffne. 

Die  bamaltge  politifcbe  33erfaffung  (SnglanbS  l)at  in  nod)  anberer  23e* 
3tel)ung  bem  angelfäcbftfcben  2lu3fur)rr)anbel  it)ren  (Stempel  aufgebrüeft.  3ene 
JDligarcbie  fügte  ben  Saaten,  roelcfje  ber  ^unftfleif  unb  ber  Sanbbau  fd)uf, 
einen  (Stapelarttfel  ber  fcr)änbu'cbften  Slrt  bei.  3*  habe  anberSroo2)  auS  ben 
^rebigten  beö  33tfct)ofö  Sßulfjtan  naebgerotefen,  baß  bte  SBlutfauger,  roelcbe 
im  Saufe  ber  (5cbretfen3$etten  beS  2Bifingerjocr)e8  jteb  bereicherten  unb  ju 
©fcufömgen  aufarbeiteten,  eine  9J?enge  gemeiner  greien  in  (Sflaveret  [türmten 
unb  tn£  SluSlanb  zerrauften.  Der  gleiche  ©reuel  bauerte  unter  ben 
fpätereren  Jlntytlingern  unb  auet)  unter  Abwarb  —  ftcberlta)  gegen  ben 
Hillen  btefeS  recf)tfcbaffenen  £errfcf)erö  —  fort. 

SBilr)elm  von  9JiaIme6burr;  fagt3)  in  einer  f)öa}ft  merfroürbtgen  Stelle, 
roo  er  bte  3lngelfad)fen  unb  Normannen  §ur  ^tit  ber  (Eroberung  mit  ein* 
anber  vergleicht:  „baö  gemeine  SSolf  ift  bei  ben  5lngelfacbfen  eine  23eute 
ber  ©roßen  geroefen.  Dtefe  preßten  ben  £  tnter  f  äffen  ben  legten  geller  ab, 
unb  roenn  ber  33auer  nichts  mel)r  r)atte,  verfauften  fte  it)n,  nur  barauf  be* 
bactit,  tt)re  @d)ärie  ju  mehren,  als  ©flaven  in  ferne  £änber.  3a  noct) 
abfebeuliebere  Dinge,  tt>elct)e  ber  9?atur  voiberftreben,  gingen  vor.  93iele 
fcbroängerten  tl)re  ÜJMgbe,  bann  roann  bte  Stift  befrtebtgt  roar,  verfließen 
fte  btefeiben  in  öffentliche  £urent)äufer  ober  in  evoige  «ftnecbtfcbaft." 

DaS  roar  ein  alter  SDftf brauet).  (Schon  im  8.  3af)rt)unbert  flagt4) 
23ontfaciuS,  DeutfcblanbS  Slpoftet,  baß  faum  eine  größere  Stabt  in 
Sombarbien,  graneten  unb  ©allten  $u  finben  fei,  roo  ftet)  ntebt  §uren 
angelfäcbftfcben  (Stammes  umtretben.    ©tcberlict)  ftnb  biefe  Dirnen  beS 


x)  Oben  <S.  85  flg.  2)  JDaf»  @.  17.  3)  <&aük  @.  102  o&en.  4)  ©frörerV 
Äirt^.  ©efc^.  III,  447. 


390 


^flbfl  ®regonu3  Vn.  unb  fein  3citaltcr. 


8.  gatyfpxn'mtß,  ebenfo  rote  tfyre  ©cnoffutnen  bcö  11.,  burd)  ben  (5f(aoen* 
Raubet  englifcher  ©roßcn  auf  bte  9JMrfte  beö  geftlanbeS  befördert  roorben. 
£>aß  ein  folcber  Vertrieb  t>on  iXRenfchenfleifch  tote!  ©e(t>  in$  Sanb  febafft, 
erhellt  nicht  bloö  au$  ben  oben  mitgeteilten  ©d)ilberungen  be$  9tetöjtl)um6 
angelfäd)ftfd)er  £erren,  fonbern  aud)  aus  ber  ©efd)id)te  beutfeber  gürften 
be$  18.  Sa^r^unbertö,  Welche  ihre  SanbeSfinber  —  freilich  nur  als  <5ol* 
baten  —  an  (Snglänber  unb  £ollänbcr  oerfauften,  unb  baburdj  mitten 
unter  einem  verarmten  unb  entroürbtgten  3SoIfe  unermeßliche  (Schäle  an* 
Ränften,  bte  am  (£nbe  baju  gebtent  haben,  einen  (Soloß  oon  3uben  groß 
ju  füttern. 

SBüfyelm  ber  Eroberer  fannte  ben  ©reuel  unb  rotrfte  ihm  entgegen. 
(StneS  feiner  in  fran^öftfe^er  3unge  erlaffenen  ®efe£e  lautet: ')  „2Btr  »er* 
bieten,  baß  man  einen  (Stiften  inö  2lu6lanb  »erfaufe,  namentlich  nicht  inS 
^etbenthum."  gab  bamatö  in  ber  9Mf)e  (Snglanbö  feine  anbere  Reiben 
mehr,  als  bie  6aracenen  (Spanien^  unb  etroa  ber  Norbfufte  5lfrifa'$.  %n 
biefe  fd)emen  angelfäcbftfche  Silasen  —  roor)l  als  SSerfdmtttene  —  §u  93e* 
roadjung  ber  £arem  r^äuftg  »erlauft  roorben  ju  fein.  Noch  fräftigere  9Sor* 
fet>r  traf  2Bt(t)eIm  baburd),  baß  er  ben  (£a)ulbigen  für  immer  baS  £anb* 
roerf  legte.  2Baf)rltcf/  ber  33aftarb  »on  $ouen  erroarb  fleh  ein  unfterbltcheS 
SSerbienft  um  bie  9J?enfchhett,  inbem  er,  rote  ein  oon  ©Ott  gefenbeter 
9^äcf)er,  bie  grunbserborbene  Slriftofratte  ber  Slngelfachfen  mit  Stumpf  unb 
Stiel  ausrottete. 

2)a6  normannifche  £eer  ift  in  ben  bret  näcbften  Monaten  nach  ber 
Krönung  gar  nicht,  ober  jebenfaltö  ntebt  roett,  über  Sonbon  hinaus  gegen 
Horben  gebrungen.  $>te  $r)emfe  btlbete,  rote  eö  fchetnt,  bamalö  bte  ©rönje 
ber  bewaffneten  Eroberung.  Detter  bagegen  rüdte  eS  auf  ber  SBeft* 
feite  ber  Snfel  gegen  Horben  »or.  £)te  %fyatfad)t  ber  Ernennung  gi$oö* 
bernö  §um  (Sari  »on  ^ereforb,  fo  roie  gerotffe  (£retgntffe,  »on  benen  unten 
bie  *Rebe  fein  rotrb,  beroetfen,  baß  in  genannter  Sf)ire  längs  ber  vt>alltftfcf)cn 
®rän§e  normannifche  SBefafcungen  ftanben.  5ludt)  im  Sübroeften  fann  um 
bte  gleiche  Seit  bte  (Eroberung  laum  bie  ©raffcfyaften  Dorfet  unb  Sommerfet 
überfctjritten  haben.  3ßie  ich  unten  geigen  roerbe,  unterwarf  Wilhelm  erft 
1068  im  Süben  Ureter,  in  TOttelenglanb  unb  bem  Horben  bie  *piäfce 
Orforb,  Söarroicf,  Setcefter,  Nottingham,  Stnfoln,  g)orf. 

Allein  roenn  auch  nicht  burch  bie  ©eroalt  gegenwärtiger  Sßaffen,  fo 
erftreefte  ftch  bodt)  fd)on  1067  SBilhelmS  Einfluß  burch  ben  Schrecfen,  ben 
er  »erbreitete,  über  ba3  ganje  *Reich.  3ene  Häuptlinge  9tortl)umbrten$  unb 
•äfterctenö,  bie  offenbar  noch  im  ÜJejember  ftcb  mit  bem  $tane  getragen 
hatten,  eine  felbftftänbige  JKolle  ju  fptelen,  (Sabroin  unb  Dorlar,  untere 


*)  Ancient  law»  @.  208.  9lx.  41. 


aßietteä  93ud).  (Eap.  19.  9ßilf;e(m  bcr  Eroberer  fegelt  naefy  Chtglanb  u.  ertotrbt  bie  Äronc.  39 1 


warfen  ftcr)  tr)m  freiwillig.  2)er  5lrchtbtafon  von  Stfteur  er^lt:  ')  „nach* 
bem  ber  neue  Äöttig  Sottbott  balb  nacb  ber  Krönung  vcrlaffeu  hatte,  begab 
er  ftcr)  in  ben  ber  ^auptftabt  nal)  gelegenen  £)rt  Verfing  (in  (Sffer)  unb 
»erweiltc  bafelbft  mehrere  Sage.  2)ort  erfa)tenen  vor  ihm  bie  mäa^ttgften 
aller  englt)'a)en  ©rofktt,  (Sabwtn  unb  -äflorfar,  5tlgarö  ©öfme,  flehten,  baf 
2BiIr)elm  ihnen  bte  wibrigett  ©eftnnuttgen,  bie  fte  früher  an  ben  Sag  ge* 
legt,  »ergeben  möd)te,  unb  überlieferten  fta)  unb  tl)r  @tgentr)um  ber  ©nabe 
be$  neuen  ©ebieterS.  £)affelbe  traten  mehrere  anbere  eble  unb  mächtige 
^erren." 

Ü)er  9(aa)brucf,  mit  welchem  3Bilr)elm  bte  5D?afregel  ber  @tnsier)ung 
fämmtltcher  ©üter  ber  t>erurtt)eiften  93afallcn  ^aralbö  bura}fül)rte,  fc^etnt 
bte  jroei  9?ortlntmbrter  gefct)recft  §u  haben.  <Sott)or)l  bte  2Öorte  be$  (£f)ro* 
ntften,  als  2)a$,  waö  im  9J?är$  1067  gefdjal),  weifen  barauf  fyn,  baß  ber 
Normanne  irrnen  r)arte  S3ebtngungen  auferlegte,  ©leichwol)!  würben  fte 
fammt  ben  5lnberu  begnabtgt.  2)er  5lra)tbtafon  fährt  fort:  „MMq  2Btlf)elm 
empfing  bte  (Stbfchwüre  ber  Sreue  5111er,  verwerte  fte  fetner  §ulb,  betätigte 
fte  tm  33eft£e  tt)rer  ©üter  unb  hielt  fte  tu  @hrett."  jtlar  tft,  baf  fämmt* 
lta)e  ©rofk,  bte  ju  33erftttg  ftet)  etnfanben,  nta^t  bem  vom  normanmfe^en 
§eere  befefcten  ©ebtete  angehörten,  fonbem  in  ben  noer)  nicht  förmlich  er* 
oberten  feilen  be$  9fetch$  il)re  2Bofmft£e  Ratten.  $)enn  bte  wiberfpenfttgen 
SSafallen  ber  befehlen  ®raffa)aften  waren  nicht  begnabtgt,  fonbern,  rote  wir 
wiffen,  mit  (Stnjte^ung  ihrer  ©üter  beftraft  worben.  2)er  5tra)tbtafon  führt 
auf  er  9Jtorfar  unb  (Sabwtn  nur  noct)  einen  dritten,  öon  bem  unten  bie 
$ebe  fein  wirb,  namentlich)  auf.  9J?an  fann  jeboct)  bie  Stfte  au$  £>rbertcr} 
ergänzen,  ber,  neben  ben  bret  von  öfterem  erwähnten,  noct)  $urct;tll  von 
SimeS,  ©twarb  unb  Sllbreb,  6ör)ne  (SbelgarS,  eines  (Settenverwanbten  beS 
alten  jtöntggfyaufeS ,  unb  (Sabrtf,  genannt  ben  SBtlben,  einen  (Snfel  beä 
verrufenen2)  (Sabril  ((Streona)  nennt.3) 

3$  glaube,  man  ift  berechtigt  ber  £tfte  von  Verfing  noch  einen  anbern 
attgeljdchftfchen  ^eichSfürften  beizufügen,  ber  fyä'ter  eine  ht'rvorragenbe  9Me 
fvtelte.  Wlit  9J?orfar  unb  (Sabwtn  würbe  2Baltf)eof,  SiwarbS  (Sohn,  im 
9JMr§  1067  vom  Röntge  unter  ehrenvollem  SBorwanb,  in  ber  Zfyat  aber 
als  ©elf  el,  naa)  ber  9tormanbte  abgeführt.  (£r  hatte  ftcr)  bemnact)  gleich  ben 
betben  anbern  unb  rr>at)rfct)etnltcr)  §u  gleicher  Sät  unterworfen.  Sftacr)  bem 
1055  erfolgten  $obe  be$  (SarlS  ©twarb  von  9?orthumbrten,  war,  wie  ich 
früher  gezeigt  habe,4)  beffert  <Sol)rt  vom'ßrbe  auSgefajloffen,  unb  ^tatt  fetner 
ber  ©obwinibe  Softtg  jum  (Sari  etngefe&t  worben.  6o  lange  Softtg  feine 
(Stellung  behauptete,  tft  ntrgenbS  von  2Mtr)eof  bte  S^ebe.    2)er  3üngling, 


A)  ©ud^cöne  @.  208,  b.  2)  Sie^e  oben  @.  33  flg.  3)  JDuc^egnc  @.  506,  b. 
4)  @.  318. 


392 


$a&jl  ®regimu$  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


ber  beim  $obe  feines  Vettert  bie  3aljre  ber  TOnbigfett  nodj  ntcf)t  erreicht 
fyatte,1)  fytelte  folglich  feine  SRolle,  er  fcfyetnt  als  ^rbatmann  gelebt 
$u  fyaben. 

£lber  nad)  bem  Sturze  £oftig3  muß  er  in  einen  Sfyeit  ber  tiäterltctien 
Sefyen  emgefefct  Horben  fein.  3)enn  «ftöntg  Sßil^elm  befyanbelte  ir)n  im 
9J?ärj  1067  ntd)t  Mo3  atö  einen  abgeneigten,  fonbern  aud)  atö  einen  ge* 
fäfyrltdben  ©roßen,  ber  il)m  §u  falben  vermöge,  golgltd)  befaß  2Öaltl)eof, 
al£  SBilfyelm  naa)  (Sngtanb  fam,  ein  merfticbeö  9Jtaß  t>on  93?acf;t,  bie  er 
nur  in  ber  3ti>tftt)enjett  *>em  @turje  SoftigS  biö  §u  beffen  Untergang 
in  ber  @a)(ad)t  sott  <Stamforbbribge  erlangt  fyaben  fann.  9?un  ift  Softtg, 
wie  wir  wtffen,  bura)  bte  Sb'fyne  2llgar3,  Dorlar  unb  (£abwm,  geftürjt 
worben.  3wifa>n  bk\m  abex  im*>  SQSalt^eof  fnüpften  allen  Sinnigen  nad) 
©cmeinfa}aftltd)feit  beS  Raffel  unb  anbere  2krf)ältmffe  ein  engeö  SBanb. 
3t)rc  93äter,  Siwarb  unb  2Ugar,  waren  alte  $am))fgenoffen  gewefen,  fie 
felbft  fyatten  gleichmäßig  bureb  bte  ©obwiniben  gelitten,  drängt  fieb  unter 
btefen  llmftänben  ntdjt  bte  23ermutf)ung  auf,  baß  entweber  bte  trüber 
(Sabwin  unb  9J?orfar  au£  eigenem  Antriebe  nad)  Softtgö  Vertreibung  einen 
$t)eil  ber  ehemaligen  Sefyen  <Siwarb3,  welche  tton  bem  ©obwiniben  wiber* 
recfytüd)  weggenommen  worben  waren,  au  2&altl)eof  abtraten,  ober  baß 
fie  itönig  (Sbwarb  bemfelbett  jugefproeben  l)atte? 

SSon  Denen,  welche  ftd)  §u  Verfing  ftellten,  gef)t  ber  normannifc^e 
ßfyrontft  auf  ben  (Sltto  (gabgar  über,  ber  fdjon  im  2)e$ember  1066  ju 
SBerffyamfteab  bem  SBaftarb  Inttbigte.  „(Sabgar,"  fagt  er,  „würbe  fcom 
Könige  mit  reiben  ©ütem  auSgeftattet.  2lua)  nod)  anbere  (Sfyren  erwies 
tfym  2ßül)elm.  5luf  (Sabgarö  Sßerwenben  bewilligte  er  mehreren  Dingel* 
fachen  $lu6§etdmungen,  um  weld)e  bie  alfo  53ebaa)ten  ttergebltdj  bei  ben 
älteren  Königen  ober  tt)ren  Verwanbten  ftet)  beworben  Ratten."  £)er  2lra)t* 
btafon  brüeft  fid)  gefyetmnißflolt  au3.  9J?etne3  (SracfytenS  beutet  er  an, 
baß  (£abgar,  alö  er  in  golge  ber  SSerfyanblungen  »on  23erft)amfteab  ju 
©unften  2öill)elmö  auf  ben  englifa^en  Stroit  »erstattete,  an  feinen  Verstaut 
bie  SBebtngung  getnüpft  b/at,  2ötlf)elm  folle  einigen  »ornefymen  5lngelfaa)fen 
gewiffe  ®nabenbe§eugungen  gewähren,  welche  s>on  btefen  ttergeblia)  bei  bem 
vorigen  Röntge  Abwarb,  t>ieUetdbt  aua)  bei  @abgar  felbft  wäbrenb  feiner 
furjen  ^errfebaft  nacbgefud)t  worben  waren,  unb  baß  bann  ber  SBaftarb 
ju  S3erftng  feine  in  SBerffyamfteab  gegebene  3uf«9^  erfüllte.  £ro£  btefen 
äußern  Stilen  freunblicber '©eftnnung  mißtraute  ber  itöntg  ben  meiften  ber 
S3egnabtgten.  S3eweiö  bafür  bte  Maßregeln,  welche  er  im  ÜMrs  ^u  er^ 
greifen  für  gut  fanb. 

•iftur  ein  einziger  fcon  !2)enen,  weiche  ^u  Gerling  erfdnenen,  unterwarf 


s)  JDaf. 


Sßterteö  93uc$.  Qiap.  19.  SBil^elm  fcer  Gro&erer  fegelt  na$  (Snglanb  it.  ertttr&t  bie  jfrone.  393 

ftch  ber  neuen  £errfd)aft  cl)dtd\  of)ne  9iücfr)alt,  unb  gewann  auch  baö  volle 
Vertrauen  2Bt(I)e(mö.  3ur  3^tt/  ba  Softig  üRorthumbrten  bef)errfchte,  fefcte 
er  einen  bortigen  (Sbclmann,  Samens  ßopft,  $um  S3tjtl)um  ober  Statthalter 
ein.1)  Iflad)  SoftigS  Vertreibung  trat  berfclbe,  wie  eS  fcfjctnt,  in  bie 
JDtenfte  9J?orf'arö  ober  erhielt  fonft  ein  Sellen  in  Üftorthumbrien.  9?a#bem 
2ßill)elm  auf  ben  $l)ron  erhoben  roorben  war,  fanb  (Sooft  ftcf)  mit  ben 
Slnbern  $u  Verfing  ein  unb  leiftete2)  ben  (Stb,  aber  im  Uebrigen  maebte 
er  e$  nid)t  voie  bie  Slnbcm.  2Bährenb  biefe  auf  Verratl)  fannen,  blieb  er 
allein  unter  allen  augelfäd;>fifd)cn  ©rofjcn  bem  neuen  Röntge  treu,  fiel  jeboa) 
balb  als  Dpfer  feiner  Slufrtcfcttgfett.    ȣ>ievon  unten. 

2Bie  man  fte^t,  ftanben  bie  £)mge  im  grühling  1067  ungefähr  fo: 
ein  £)rittl)eil  beS  9trf$4  war  von  normanntfdjen  Staffen  befe£t,  bie  ©rojkn 
ber  übrigen  *ßro»m$en  Ratten  faft  alle  ober  boa)  ber  Überwiegenben  9J?ef)r* 
jal)l  nach  auö  Steeden  ^ulbigung  geleiftet.  SSilljelm  verfäumte  9?td)t3, 
um  ba$  (Eroberte  §u  behaupten.  9?amentltd)  wanbte  er  ein  Nüttel  in  au6* 
gebeertem  sDiaj3ftabe  an.  3)tc  ©aa))ena)ronif  fagt:3)  „überall  erbauten 
bie  Normannen  Burgen. u  2lud)  ber  (Sfyrontft  von  Sifteur  erwähnt  fyäufig 
bie  (Srrtditung  fold)er  Untervfänber  beS  ©ehorfamS.  9?ia)t  bloö  bie  9ioth* 
wenbigfett  voar  e$,  was  ben  33aftarb  von  9£ouen  l)iebei  leitete,  fonbern 
ein  angebomer,  feinem  Stamme  eigentümlicher  £rieb:  greube  am  33auen. 
5tn  jener  merfwürbigen  ©teile,  roo  2Büf)dm  von  SftalmeSburty  ben  angele 
fäa}ftfa)en  ©eift  mit  bem  normänntfa}en  vergleicht,  Ijtifyt*)  e3  unter  Ruberem: 
„bie  Normanne  lieben  eS,  großartige  ©ebä'ube  aufzuführen.  SRachbem  fte 
(Snglanb  in  ihre  ©eroalt  gebracht  hatten,  faf)  man  fte  überall  in  ben  Ü)ör* 
fern  $ird)en,  in  ben  SDiarftfleden  unb  Stäbten  $löfter,  unb  &war  in 
einem  neuen  SBauftyl  errichten/' 

deines  (Srad)tenö  fönnen  mit  lederen  Korten  nur  bie  Anfänge  be$ 
fogenannten  gothifa)en  SttyleS  gemeint  fein.  £f)atfache  if*<  kaß  bie  Stiege 
biefer  Bauart  inS  11.  Sahrfnmbert  hinauf  reicht,  $hatfache  ferner,  baß 
gotl)ifche  ^Bauten  nirgenbS  früher  unb  zahlreicher  vorkommen,  alö  in  ber 
9?ormanbte  unb  im  normanntfehen  (Snglanb.  Die  herrltchfte  aller  Bauarten 
ftet)t  wie  alles  ©roße  auf  ben  Schultern  von  Vorgängern,  fte  hat  bie  (Er* 
fahrungen  verfchiebener  ÜBölfer,  namentlich  ber  Romanen,  ber  33i;§anttner 
unb  inSbefonbere  ber  Saracenen  benü^t.  (Sin  vielgereister  9Jfann  muß 
ber  geroefen  fein,  ber  juerft  ben  9fiß  eines  gotl)ifd)en  -äftünfterS,  einer  go* 
thifchen  23urg,  eines  £onboner  SowerS  entwarf.  9tun  frage  ich:  wer  t?at 
häufiger  bie  deiche  be$  borgen*  unb  3lbenb*2anbe$  burchwaubert,  bie  Stäbte 

l)  $Dic  93etoetfe  bei  Sa^enBerg  I,  534.  Sftote  2.  2)  £>uc§egne  208,  b.  506,  b. 
3)  93vucf)|iücf  jum  3at;ve  1066  bei  XfykxxX)  II,  19.  9iote  1.  4)  ©ooile  @.  102  SWitte: 
domi  ingentia  aedificia  —  moliri  — ,  videas  ubique  in  villis  ecclesias,  in  vicis  et  urbibus 
monasteria,  novo  aedificandi  genere,  consurgere. 


394 


$afcft  ©regortua  VH.  unb  fein  3ettalter. 


Staffen*,  Styultenö,  ©fcfKen*,  be$  grted&tfdjen  ßatfertfnanS,  JtlefnaftenS, 
©tyrtenö,  Seftypten*,  beS  nörbltdjen  Slfrifa,  (Spaniens,  $om,  23art,  £)tranto, 
Sarent,  (Sonftanttnopel,  3affa,  9?eubabt)lon,  (£artf)ago,  (Sorbooa,  ©ranaba 
befugt,  alö  ber  füfyne,  tapfere,  gefreite,  unb  boef)  ^tjantafieretc^e  9?or* 
manne?  3u  Lorbeer  l)in,  ben  er  als  ©olbat  ber  Strebe  mit  bem  (Scherte 
errang,  gebührt  ifym  nod)  baS  33erbtenft ,  ben  SBaufttyl  ausgebaut  §u  fyaben, 
ber  mit  ber  ©Iocfe,  ber  £)rgel  unb  ber  gemalten  genfterfdjeibe  bie  93er* 
förperung  dfyrtftltdjer  9Jtyfttf  ootlenbet. 

3dj>  mufj  nod)  ein  anbereS  Littel  ertönen,  burd)  baS  Wilhelm  bie 
Eroberung  ju  ftc^ern  fud)te.  93on  jefyer  Ijaben  9tformanntenö  ^erjoge  einen 
*M)m  bann  gefua)t,  gute  $o(t§et  $u  üben,  bte  ©trafen  gegen  Wegelagerer, 
ben  Sauer  gegen  9faub  $u  fcfeüftcn.  (Sin  Setfpiel  aus  9Mo'3  3?it  txuube 
oben1)  angeführt.  Wilhelm  ftaub  in  biefer  ^g>ütftdt)t  feinem  ^Ifmfyerrn  nid)t 
naa).  211S  im  ©ommer  1066  baS  große  naa)  (Snglanb  beftimmte  £eer 
am  2lu6flu£  ber  £)toe  §ufammenge§ogen  roarb,  unb  auf  er  ben  otelen  San* 
beSfinbern  Saufenbe  frember  ©ölbner  §u  Dfojj  unb  guf  Ijerbetftrömten,  roar 
eS  ftd)erltd)  fein  letztes  ©titd  Arbeit  ben  Sanbfrteben  §u  fyanbfyaben,  bem 
©efefje  ungefränfte  3ta)tung  §u  t>erfa)affen.  Wilhelm  löste  btefe  Aufgabe. 
2)er  5lra)ibiafon  t>on  £tfteur  fagt:2)  „roäfyrenb  beS  Monats,  ba  «übrige 
Winbe  baö  §eer  an  ber  3)foe  jurücft)tclten ,  §al)tte  er  30,000  9J?ann  auS 
feinem  6ädel  unb  forgte  für  bte  SBebürfntffe  eines  3eben.  deiner  burfte 
rauben.  £Rut>t9  unb  ungefyubelt  fyütete  ber  S3auer  fein  $tef),  fei  e$  auf 
bem  6tofcfcelfeIb,  fei  e$  auf  ber  £etbe.  3Me  ©aat  blieb  für  bie  Sittel 
beS  ©d^nitterS  aufgefpart,  nta)t  ber  Stoffe  ^>uf  f)at  fte  vertreten,  ntd)t  ba£ 
^admeffer  beS  *ßlünberer$  fte  abgemäht.  (Sin  $tnb  fonnte  unbewaffnet 
reiten,  roofym  e6  tf)m  beliebte.  £)er  Slnbltd  beS  ©olbaten  erregte  feine 
6d)eue,  feinen  ©abreden!" 

3n  (Snglanb  brüben  faf)  e$  anberS  auS.  ®eftef)t  nidjt  glorenttuS,  baf 
in  @t>roarbS,  beS  SBefennerS,  Sagen  alle  ©trafen  unftd)er  waren.  3war 
^aralb  foll  für  £)rbnung  geforgt  fyaben,  aber  roenn  24  3al)re  lang  9taub 
gefyerrfd)t  f)at,  reicht  guter  Wille  nttft  I)tn,  um  in  wenigen  Monaten  eine 
eingewurzelte  ©ewofntfyeit  ausrotten.  §lua)  trat  bte  9?otf)Wenbtgfett  ber 
ÄrtegeSrüftung  unb  unauSgefefcter  9JMrftt)e  feinen  2lbftd)ten  fyemmenb  in 
ben  Weg. 

Wilhelm  bagegen  nafym  bie  (Sadje  gleta)  Anfangs  in  feine  eiferne 
£anb:  er  füfjrte  unoerroeilt  normannifa^e  ^oli^et  im  eroberten  (Snglanb  ein. 
5ln  ber  ©teile,  roo  oon  ben  neuen  5lnorbnungen  bie  *Rebe  tft,  bie  ber 
Äönig  unmittelbar  naa)  ber  Krönung,  alfo  etroa  im  3anuar  1067,  traf, 
melbet3)  ber  5lra)tbiaf on :  „9^aub,  Unfälle,  grobe  2krbrea)en  oerbot  Wtl* 


l)  ®.  161.       2)  S)uc^eöne  <S.  197,  b.       3)  Ibid.  @.  208,  a. 


SStetted  93u<$.  &ap.  19.  3Bin)elm  ber($ro6eter  fcgelt  nadj  (Snglanb  u.  erwirbt  bic  trotte.  395 

heim  aufs  Strengfte  innerhalb  beS  von  t'fym  befehlen  ©ebietS;  £äfen  unb 
Sanbftrafen  waren  ben  ^aufleuten  geöffnet,  feinem  burfte  ein  §aar  ge* 
f nimmt  werben."  2)aS  beutet  barauf  l)tn,  baf  ber  Mn\$  überall  Sicher* 
(jettwaa^en  einrichtete,  welche  nicht  bloS  für  bie  öffentliche  C^ur)e,  fonbern 
auch  für  bie  gortbauer  ber  23lütl)e  M  £anbelS  forgten,  ber  auf  er  ben 
©ewerbleuten  bte  StaatSfaffe  bereicherte. 

So  5luf  erorbentlicheS  ber  $önig  wätjrenb  ber  fünf  Monate  —  von  5ln* 
fang  Dctober  1066  bis  (Snbe  gebruar  1067  —  getfyan  I)at:  immerhin  war 
baS  2Berf  ber  (Eroberung  faum  §ur  £älfte  vollbracht,  unb  bamit  baffelbe 
weiter  fortfehrette,  beburfte  eS  ber  fteten  Sorgfalt,  namentlich  aber  —  ber 
unauSgefefcten  ^tnwefen^eit  beS  großen  9JfamteS.  Dennoch  verlief  3BtI^ 
heim  im  9DMr$  1067  (Englanb,  um  nach  ber  9?ormanbie  ju  gehen,  unb 
fer)rte  erft  im  Dezember  wieber  jurücf.  3a  noch  mef)r!  ju  gleicher  Seit, 
ba  er  abreiste,  verab)d)iebete  er  einen  £r)etf  feines  £eereS.  bringt  niebt 
in  bie  2lugen,  baf  ©rünbe  von  ungewöhnlichem  ©ewicht  tJjn  §u  btefem 
(Entfchluffe  beftimmt  ty&tx  müffen.  3a)  (äffe  junäcbft  ben  Slrc^tbtafon  von 
Sifteur  reben. f) 

„S93ill)elm  übertrug  bie  Statthalterfchaft  über  (Englanb  feinem  £alb* 
bruber,  33tfc^of  £>bo  von  93ateur,  unb  bem  neuen  (Sari  von  £ereforb,  gi£* 
DSbern,  er  felbft  begab  fia)  nach  ^eoenfet;,  wo  er  (Enbe  September  vorigen 
3al)reS  gelanbet  hatte.  Schiffe  ftanben  $u  feiner  Ueberfa^rt  bereit,  auch 
trafen  bafelbft,  vom  Röntge  aufgeboten,  mehrere  engltfdje  ©rofe  ein,2) 
namentlich  Stiganb,  (Srjbifchof  von  ßanterburty,  (Eabgar  ber  (£tf)eling,  welker 
im  vorigen  SBinter  etliche  £age  bie  Jtrone  getragen  hatte,  bie  (Earle  (Sab* 
win  unb  9ttorfar,  fowie  3Baltheof,  SiwarbS  Sof)n,  ber  5lbt  von  ©lafton* 
burty,  Slgclnotf)."  3)ant  erwähnt  ber  ©t)rontft  noch  einige  anbere  vornehme 
^erren,  beren  tarnen  nicht  angegeben  finb,  ober  beren  Stellung  ftch  nicht 
genau  beftimmen  läßt.  Unter  bem  Schein  ber  (gt)re  fotlten  fte  ben  $önig 
als  ©efolge  begleiten,  in  ber  %l)at  nahm  er  fte  als  ©eifel  ber  Stühe 
(SngtanbS  mit  ftch.  Der  Slrchibiaton  fährt  fort:2)  „SBilfoelm  berechnete,  baf 
bte  unterjochten  $lngelfachfen,  burch  bie  (Entfernung  jener  Männer  ihrer  ange* 
fehenften  ^äuvtlinge  beraubt,  nichts  währenb  ber  nächften  SHonate  gegen  bte 
ntrücfgelaffenen  normannifchen  Statthalter  unternehmen  würben." 

2ßte  oben  erzählt  worben,  war  Stiganb  von  (Santerburty  ber  erfte 
gewefen,  ber  im  November  vorigen  3af)rS  ben  neugewählten  (Sabgar  ver* 
lief  unb  für  bte  £errfchaft  beS  Normannen  $artl)et  ergriff,  ©leichwoht 
ftanb  längft  Wilhelms  (Sntfchluf  feft,  btefen  Prälaten,  ber  mit  $etrt  Stuhl 
gebrochen  hatte,  fallen  ju  laffen.  (Er  mxkk  nur  eine  günfttge  ®elegenf)ett 
ab,  für  ben  Slugenblicf  glaubte  er  ihn  fa)onen  au  müffen,  theilS  weil  er, 


l)  Ibid.  <S.  209,  b.       2)  93crgl.  <tu$  Flores  histor.  <S.  635. 


396 


$abfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Settatrer. 


laut  ber  SBerfterjerung1)  beö  2lrtf)tbtafonS  »on  Sifteur  bem  Urteile  beS  $abft6 
SUeranber  IL  (mit  bem  alfo  bamalS  unterfyanbelt  würbe)  ntct)t  vorgreifen 
wollte,  tfyeilS  weil  er  erft  feine  Wlafyt  §u  serftärfen  gebaute,  ebje  er  einen 
entfcfyetbenben  ©treia)  gegen  btefen  üftann  führte,  ber  unbcgränjten  (Stnflufj 
auf  bte  5lngelfaa)fen  übte. ')  ©ttganbS  ©djarffmn  fa)eint  bie  3lbfta)tcn  be$ 
ÄöntgS  bura)fcf)aut,  unb  er  muß  auf  Abfall  gefonnen  fyaben.  Um  tfyn  nun 
unfdjäbltdj  §u  machen,  natjtn  if)n  2ÖtIl)elm  unter  efyrenooltem  SBorwanbe 
als  ©eifel  mit  ftet).  2)te  ©rünbe  ber  Slbfürjrung  ber  5lnbem  finb  oben 
entwicfelt  worben. 

glüdjttg  beutet  ber  2lrd)ibtafon  »on  £tfteur  an,  §ur  nemltd)en  3ett  mit 
2ßtlr)elm  fyabe  fta)  ein  Xfytil  beS  normanmfa)en  ,§eere3  §u  *ße&enfety  ein* 
gefunben,  um  bort  abgebanft  unb  fofort  naa)  bem  geftlanb  hinüber  beför* 
bert  §u  werben.  2)er  (£l)romft  fagt2)  namlta):  „§u  *)3ettenfer;  ftattete  jtöntg 
28tlr)elm  6olbaten  feineö  §eereS,  welche  in  ifyre  ^etmatt)  jurücffeljrten, 
mit  fürftltdjen  ©efebenfen  aus,  bamit  jeglicher  ju  ^aufe  ftd)  rühmen  fönne, 
reichen  2or)n  feines  §lntfyetl$  an  ber  Eroberung  baoon  getragen  §u  tjaben." 
lieber  bte  3a^  ber  2lbgebanften,  fo  wie  über  bte  SBeweggrünbe,  warum 
fte  gingen  ober  pkWföt  gefyen  mußten,  fctjweigt  ber  »orftcfytige  23erta)t* 
erftatter.  Smmerfnu  ftel)t  man,  baß  §ugletct)  mit  bem  Röntge  ein  Sfyetl 
beS  ftegretcfyen  £eere£  im  9Mr§  1067  (Snglanb  »erlief. 


$mt\$\#p$  Cajritel. 

93om  Srüfylinge  biö  $um  2)e$ember  1067  bleibt  SBüfjelm  in  ber  ^ormanbte ,  gibt  bort 
prächtige  §efle,  ttdljrenb  auS  Grnglanb  büflere  9ladjricljten  uon  (Srmorbungen  ein? 
laufen,  ©eljeime  ©rünbe  ber  febeinbaren  Unifjdtigfeit  beö  Normannen,  ^öntg 
$l)iltw  I.  »on  ftvanfreidj  Ijatte  einen  Angriff  auf  bie  (Srblanbe  beS  übermächtigen 
JBafaUen  befcfytoffen ,  aber  2BtU)elm  nötfyigt  tfyn ,  auf  biefen  $Ian  ju  »ersten. 
9<cacljn)ei3  ber  bittet ,  burdj  a->eldt)e  2Bilf>elm  Se^tereS  inö  2Berf  fe$te.  Bugleicr) 
fommt  an  ben  Sag,  bafü  ber  (Eroberer  jtdj  üerbinbltdj  gemacht  Ijatte,  für  (Snglanb 
bem  ^eiligen  <Stut)(e  ben  a3afa(ten;@tb  gu  letften.  3u  3tuesgang  beö  3at)r3  1067 
fefyrt  Sßüfyelm  ü6er  ben  Farial  juiücf.  ©roße  ©dfyrung  in  Sonbon  ,  bie  er  burd) 
ein  ®efe§  befcfyioicbttgt ,  loelc^eö  baS  bürgerliche  (Eigentum  ftdjer  ftettt.  Sluffidnbe 
beö  33oulogner$  ©ujiadjiug ,  ber  Butter  <£aralb£,  feiner  @öljne,  beö  (Stito  (Sbgar 
unb  Slnberer,  toelcfje  SBiUjetm  fammt  unb  fonberS  im  Saufe  beö  Sa^reö  1068  nieber* 
fcfylägt.  2ßdt;renb  ber  angelfddjftfdje  Stbel  im  J&affe  gegen  bie  normannifc^e  «§err^ 
fc^aft  tier^arrt,  beginnen  bie  niebereu  klaffen,  S3ürger  unb  93auern,  verf6J)nlidbe  ®e* 
fünnungen  §u  geigen. 

3n  ber  ^ormanbie,  welche  wäl)renb  beö  legten  Kriegs  bte  ©emat)ltn 
2ßtll)elmS,  Mütfy&t,  mit  einigen  feiner  »ertrauteften  Dfiätlje  als  ©tattfyal* 


l)  ©uc^eöne  @.  208,  a.       z)  Ibid.  209,  c. 


SierteS  93ucr).  Gap.  20.  Si^elm  fe^ri  tm  SKär^  1067  na#  ber  «Kormanbie  jurücf.  397 


terüt  tterroaltet  fyatte,1)  rourbe  ber  Eroberer  aufö  (5f)ren^oHfte  empfangen. 
Die  S3et>ölfcruiig  gertetr)  auf  bie  teilte,  um  ben  $r)riumpb$ug  t>om  9J?eere3* 
ufer  nad)  9?ouen  ju  fcbauen,  beu  Eroberer  mit  tf)rem  3uruf  begrüßen. 
£)ftern  feierte  2£>ilr)eun  511  gefamp;  f)ter  gab  er  ein  glän^enbcö  geft,  bei 
meinem  nid)t  nur  Normannen,  fonbern  aud)  »tele  franjöftfcbe  ©roße  al6 
©äfte  erfd)tenen.  Unter  (enteren  ragte  Ortner  fyeroor,  ber  bamatö  eine  t)ot)e 
Stelle  neben  bem  Abreite  granfretcbS  einnahm.  Um  bie  Wiittt  beö  11.  3af)r* 
l)itnbert$  fyatte  ^einrieb  I.  von  granfretdj  bie  ^oct)ter  be3  Äieroer  ©roß* 
fürften  3aroö(aro,  Britta,  geef)e(ia)t,2)  tfe(cr)e  ir)m  bret  Söfyne,  worunter 
ben  Nachfolger,  $f)ilt>p  L,  gebar,  ^einrieb  I.  roar,  rote  rotr  rotffen,  im 
Sluguft  1060  mit  %o\>  abgegangen,  worauf  ber  unmünbige  *ßbtltpp  unter 
ber  ^egentfdmft  fetner  SJiutter  unb  beS  glanberer  9J?arfg  rafen  53a(butn  V. 
ben  £r)ron  beftieg.  5lber  fa>n  jroet  3af)re  nad)  bem  £ob  tfyree  ©emabtö 
fcfyrtrt  bie  fontgltcrje  2Btttroe  2lnna  §u  einer  neuen  (5f)e,  inbem  fte  einem 
mäcbttgen  ©roßen,  bem  ©rafen  D^abutf  t>on  QSalotö  ober  (Srept,  ifyre  §anb 
reifte.  Diefe  ÜBerbtnbung  erregte  bte  Un$ufrtebenr)ett  be$  jungen  Königs 
unb  *)3artr;eiung  im  $cid)e. 

©in  vom  9^t)etmfer  (£r$bifcbof  ©erttaftuS  an  $abft  SUerartber  II.  ge* 
riebteteö  Scbretben3)  tft  auf  un3  gefommett,  in  welchem  er  «ftlage  füfyrt,  baß 
©raf  Dtobulf,  um  bte  Königin  SSittroe  r)etratt)ea  §u  fönnen,  feine  frühere 
red)tmäßtge  ©emapn  t>erftoßen  l)abe,  ferner  baß  bie  neue  (EI)e  roiber  ben 
SBillen  beS  jungen  Königs,  aber  in  geheimem  (Sunoerftänbntffe  mit  ben 
anbertt  SSormünbem  *ßr)tlipp8  I.*p  €>tanbe  gefommen  fei.  £e£terer  Sa£ 
roeiSt  oljne  3wetfel  auf  53a(butn  von  glanbem  fyitt.  Um  bie  2I>ittroe  mit 
ir)rem  ©olme  §u  entzweien  unb  baburd)  (enteren  in  feine  ^anb  ju  befom* 
tuen,  fyatte,  fo  fdjetnt  e3,  Salbuin  f)eimlicb  ben  *ßlan  beS  ©rafen  flon 
2klot£  begünftigt,  roelcben  ein  jüngerer  3e^3erioffe/  §lbt  ©uibert  oon  9io* 
gent,  als  einen  ber  geroalttf)ätigften  unb  er)rfüdjttgften  gürften  be£  11.  3af)r^ 
ImnbertS  btnftelKt.4)  £)te  franjöftfcbe  ©etftltcbfeit  lief  ü)ren  2Btberftanb  gegen 
bte  JEfyat  $abulf£  rfidjt  bei  bloßen  klagen  bevoenbeu. 

5lu3  einer  glaubroürbigen  (Sfjrontf1  erfyellt,5)  baß  um  1063  ber  $tr* 
cbenbann  gegen  ben  ©rafen  von  QMote  verfängt  warb,  aber  aud)  baß 
*Rabutf  mit  ©eroalt  foroof;!  feine  fjofje  Stellung  im  9fetd)e,  alö  auc^  bie 
SBerbinbung  mit  5lnna  ju  behaupten  roußte.  !Der  ©raf  von  53aIoiö  ftanb 
bemnaa)  jur  3^t,  ba  2ßül)eim  ber  Normanne  ©nglanb  eroberte  unb  rufym* 
gefrönt  nac^  ber  9lormanbie  §urücff el)rte ,  a(ö  ein  glüdlid^er  (Smpörer  ba, 
ber  bem  jungen  Könige,  bem  «l^ofe,  unb  tnöbefonbere  bem  neuftrifa^en  Sleruö 


l)  Ibid.  211.  2)  ©anb  II,  508.  «evgt.  noä)  ^&ß\iqüä  XL  29,  d.  319,  b.  481,  a.  b. 
3)  Ibid.  <&.  499,  d.  4)  De  vita  sua.  Opera  edid.  Luc.  d'Achery.  Paris  1651.  2)te 
©teile  felbft  in  ber  art  de  verifier  les  dates  II,  701,  b.       5)  Söouquet  XI,  198,  b. 


398 


$abft  OregoriuS  VE.  unb  fein  3eitalter. 


2BiberVart  f)telt.  (£ben  btefer  Dfabulf,  ber  bura)  bte  errungene  @f)e  mit 
2lnna  Stiefvater  beS  jungen  *)3Ijilivv  I.  geworben  mar,  wofmte,  laut  bem 
3eugntffe  beS  2lrtf>tbtafon6  von  Sifteur,1)  als  bevorzugter  ©aft  ben  geften 
bei,  tvelcbe  2Btlf)elm  von  (Snglanb  unb  SRormannien  an  £)ftem  1067  ju 
gefamv  gab. 

£er  Normanne  enttvitfelte  eine  *ßrad)t  unb  eine  gretgebigfeit,  tt)eltf)e 
unverfennbar  etwas  SlnbereS  als  ben  ©emtfj  befriebigter  ©itelfett  bejwetfte. 
2)ie  ©ewänber  ber  Begleiter  unb  £)tenftleute  beS  (Eroberers  ftrofcten  von 
©olb  unb  «Selbe,  in  golbenen  unb  ftlbemen  ©efäßen  würben  bte  ©Reifen 
aufgetragen,  von  golbenen  ober  ftlbernen  Seilern  aßen  bie  ©elabenen,  aus 
Römern,  beren  (Snben  mit  gletajem  Statte  befragen  waren,  tranfen  fte 
Sein.  2)abei  trug  Silfyelm  ©orge,  bie  vornehmen  dnglänber,  meiere  er 
als  Staatsgefangene  mit  herüber  gebradbt  fjatte,  ben  33litfen  ber  ©äfte 
auS^ufe^en. 

2)te  jüngeren  unter  benfelben  erregten  bura)  it?re  faft  mäb^enfjafte 
®a)önf)eit  unb  baS  ßarmtn  tljrer  fangen  bie  laute  53erounberung  ber  gran* 
jofen.  Seife  beutet  ber  5lrd)tbtafon  bie  5tbfta)ten  feines  ©ebteterS  an,  inbem 
er  bte  SBemerfung  fytnwirft : *)  „bie  £errltcrjfeit,  wela>  vor  tfyren  SBlitfen 
ftd)  entfaltete,  entjünbete  bei  ben  fremben  ©äften  ben  Sunfa),  nad)  ber 
£etmfer)r  üjren  SanbSleuten  §u  erjagen,  wie  retdj  unb  mäa^tig  Stlfyelm  ber 
Normanne  geworben  fei."  2luS  bem  Sflunbe  vieler  Sobvretfer  follte  ©atlien 
erfahren,  baß  ber  neue  itb'nig  von  ©nglanb  treue  2)tener  verfa)wenberifd) 
belohne,  unb  baß  2)er  gut  fafyre,  ber  feine  ©ewogenfyeit  31t  erringen  wtffe. 

$om  m&n  bis  sunt  6.  Dezember2)  1067  blieb  Sftyelm  in  ber  9cor* 
manbie.  Ueber  @taatSgefa)äfte,  bie  berfelbe  wftfyrenb  biefer  9  Monate  vor* 
genommen  r)abe,  frf)Weigt  ber  5lrdjibiafon,  er  fagt5)  bloS,  baß  ber  $önig 
bte  nämltdje  gretgebtgfett,  bte  er  feit  ber  Krönung  §u  Sonbon  ben  Älöftern 
unb  Ätra^en  beS  geftlanbS  unb  ber  9?ormanbte  erwtefen  fyatte,  ju  üben  fort* 
ful)r,  baß  er  bie  gremblütge,  wekfye  unauSgefe(3t  ben  §of  von  $ouen  be* 
fugten,  glänjenb  bewirtete,  unb  baß  tro§  beS  3ufammenftrömenS  fo  vieler 
SDtenfdjen  bie  öffentliche  ©tdjerfyett  in  ber  9cormanbte  aufrecht  erhalten 
würbe:  feinem  (£tnl)etmtfd)en  fei  ein  £aar  gefrümmt,  fein  S3auer  bura)  @in* 
quartirung  ober  $aub  bebrürft  worben.  -ftaa)  ben  Sorten  beS  (£f)rontften 
p  fließen,  möchte  man  meinen,  ber  (gröberer  fyabe  jene  Sage  nur  bem 
Vergnügen  geweif)t.   Allein  in  9Bar)rt>ett  verfielt  ftd)  bte  Saa^e  anberS. 

2BaS  gefräar)  in  (gnglanb  brüben,  wäfyrenb  Stlfyelm  bteffettS  beS 
banales  weilte?  Sin  Slufftanb  folgte  bem  anbern.  £)rberta)  Vitalis  be* 
Rauptet,4)  SRadpfftgfeit  ber  von  Stlfyelm  bei  ber  Slbfafyrt  jurütfgelaffenen 


l)  2>uc$eSne  @.  211,  c.  *)  Ibid.  <S.  509,  c.  3)  Ibid.  211  flg.  *)  Ibid. 
@.  507  unten  flg. 


33ievte0  33udj.  (5a£.  20.  3SBtu)elm  fefirt  im  SWävj  1067  nacf)  ber  ftormanbie  jutürt.  399 

Statthalter,  forme  bie  ©raufamfett  ber  untergeorbneten  33efef)I$r)aber  be$ 
«Btfcbofg  Dbo  von  33aicur  unb  gifcobcrnS  !)abe  bte  Angelfacbfen  jur  93er* 
jroeiflung  unb  baburdj  $um  2(ufriit)r  getrieben,  ber  Arcbibtafon  von  Stfteur 
bagegen  bezeugt ,  *)  baß  beibe  Statthalter  ihre  Pflicht  erfüllten.  3*  glaube 
festerem  mef)r,  als  bem  fpäter  gebornen  Drbertcb,  ber  au$  TOtleib  für  bie 
Attgelfacbfen  spartet  nimmt.  3mmerl)in  mag  eö  fein,  baß  einjelne  niebere 
Beamte  fict)  SBebrücfungen  ju  Scbulben  fommen  liefen  —  benn  überall  gefebteht 
SolcbeS  unter  äfynlicben  Umftänben  —  aber  ba$  3ocf?  felbft,  ba$  2BiIr)eIm 
auf  ir)ren  Warfen  gelegt  hatte,  unb  ntcf)t  M06  bie  Art,  in  ber  e6  augenbltcf* 
lia?  ger)anbf)abt  würbe,  ftacbelte  bie  Angelfad)fen,  unb  eö  ift  bafjer  begreif 
lieh,  baß  fte  bte  Abtvefenheit  bcS  «ftönigS,  bereu  geheime  ©rünbe  fte  fett* 
nen  mußten,  betrügt  haben,  um  bie  normannifa^e  ^errfebaft  abjufd}ütteln. 

(Sin  grember,  ein  granjofe,  I>alf  ben  Unjufriebenen  bei  gührung  beö 
erften  Streid)S.  2Bte  oben2)  er$äf)lt  roorben,  nar)m  ©raf  (Suftadn'uS  von 
93oulogne,  ehemaliger  Schwager  be3  ÄöntgS  (Sbwarb  beS  23efenner6,  Xtyil 
an  bem  normannifchen  ^eereSjug  vom  ^erbfte  1066,  aber  nur  nachbem 
er  feinen  Sohn  bem  <§er§oge  2Btll)elm  als  ©etßel  ber  Sreue  überliefert 
hatte.  (SuftachtuS  muß  in  ben  erften  Monaten  beS  3ahrö  1067  (Snglanb 
wteber  verlaffen  fyaben,  allem  Anforme  nach  war  er  einer  von  benen,  wel#e 
im  9D?cir§  1067  §u  *ßevertfet)  vom  Könige  reichlich  belohnt  unb  bann  abge* 
banft  würben,  ©ewiß  ift,  baß  er  im  grühlmg  ftch  roieber  31t  33oulogne 
befanb.  ü)enn  bafelbft  erfdnenen3)  Abgefanbte  beS  angelfäcbftfchen  Abels 
von  Jtent  bei  ihm,  fünbigten  an,  baß  ihre  Auftraggeber  ben  (Sntfchluß  ge* 
.faßt  hatten,  baS  normanntfehe  3och  abschütteln  unb  bie  voichtige  Seefeftung 
2)over  ju  überrumpeln.  2)te  Abgeorbneten  forberten  ben  33oulogner  auf, 
baS  Unternehmen  mit  aller  feiner  5D?acbt  ju  unterwürfen,  inbem  fte  ihm, 
wenn  er  bieß  thäte,  bie  £errfd)aft  über  bte  befreite  Stabt  verhießen,  unb 
fogar  als  wettere  golge  bte  Ärone  (SttglanbS  in  5(itöficf)t  ftellten. 

So  fühn  ber  $lan  roar,  fchienen  bte  Umftänbe  günftig.  SBtfdjof  £)bo 
von  33ateur,  ber  rontgltcrje  Statthalter  über  baS  fübltche  (Snglanb,  unb  £ugo 
von  9flontfort,  ber  von  2ßtlr)elm  etngefe^te  23urgvogt  §u  Dover,  waren  mit 
bem  größten  Xtyil  ber  ihnen  anvertrauten  23efa£ungen  über  bte  £r)emfe 
hinübergezogen,  vielleicht  um  Bewegungen  ju  unterbrüefen,  bte  mit  ber  $er* 
febroörung  ber  Center  sufammenhtengen.  giel  Ü)over  in  bie  ^änbe  ber 
Unjufriebenen,  fo  roar  bie  $erbtnbung  2BtlhelmS  mit  (Snglanb  bebroht  unb 
ßuftacbtuS  fonnte  bann  nicht  ohne  einigen  ©ruttb  bie  Hoffnung  he3en/  ^on 
ber  eroberten  geftung  auS  bie  Normannen  auS  (Snglanb  ^u  Vertretben.  2)er 
35ouIogner  ©raf  gieng  auf  ba$  Anerbteten  ein,  er  bemannte  einige  Schiffe 
mit  auSerlefenen  Solbaten,  unb  fuhr  bei  9tad)t  nach  ber  nahen  Jtüjie  von 


')  Ibid.  212,  a.       2)  @.  361.       3)  £)U($egne  ©.  212  u.  508. 


400 


$at)jt  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Settatter. 


(Snglanb  hinüber.  2tlS  er  bort  cmfam,  erwarteten  ihn  biejenigen  ber  t>er^ 
fchworenen  (Sbelleute,  welche  in  ber  9Zät)e  von  2)over  wohnten,  bewaffnet 
am  ©tranbe.  Wlit  ben  51ngelfact)fen  vereint,  rücften  bie  gran^ofen  unver* 
Weilt  vor  bie  geftung,  I)offenb,  bie  gefd)\t>äcr)te  23efa|ung  ju  überragen. 
Slber  biefelbe  Ijidt  gute  2Bad)e  nnb  machte  einen  fnfynen  2lu3fall.  sßani* 
fct)er  6d)recfen  ergriff  bie  5tnfftänbifcf)en,  roeil  baS  ©erüd)t  ftd)  verbreitete, 
baß  93tfcr;of  £)bo  mit  feinem  ,£>eere  im  2lnmarfcfy  fei.  3)ie  $arti)et  be$ 
23oufogner3  erlitt  eine  -iftteberlage ,  viele  würben  von  ben  normannifchen 
fettem  erfd)lagen,  anbere  über  bie  gelfen  hinunter,  auf  benen  2)over  liegt, 
ins  Stteer  geftürjt.  2)er  ©raf  enttarn  bureb  bie  6cbnelligfeit  feinet  Joffes 
au  ba$  ©eftabe,  von  ba  buret)  ein  bereit  gehaltenes  ©djtff  nad)  23oulogne, 
aber  einer  feiner  Steffen  gertett)  in  bie  §änbe  ber  Verfolger. 

JDte  ©ntfa)loffen()eit  ber  $ertf)etbiger  von  3)over  machte  ber  letmenben 
Empörung  von  Äent  ein  fchnelleS  @nbe.  „$ätte,"  fagt1)  ber  5lra)ibiafon 
von  Stfieur,  „bie  ^Belagerung  ber  8tabt  nur  §wet  Sage  gebauert,  fo  wür* 
ben  bie  SBcwofjner  be$  umliegenben  SanbeS  ju  ben  gähnen  beS  SBoulognerS 
herbeigeeilt  fein."  Köllig  2Bilf)elm  §og  ben  verrätl)erifa)en  ©rafen  §ur  Bechen* 
fctiaft:  ein  aus  Sutgelfachfen  unb  Normannen  gemtfchteS  ©ericht,  baS  nie* 
bergefefjt  würbe,  fyract)  bem  treubrüchigen  alle  Seijen  ab,  bie  er  auf  eng* 
ltfct)em,  vielleid)t  auch  auf  normannifchem  SBoben  vorder  vom  <£>er$oge  ober 
Könige  erhalten  hatte.  3)och  fam  in  Jhir^em  eine  bauembe  2luSföf)nung 
awtfcben  Wilhelm  unb  (SuftachiuS  ju  6tanbe.  3)er  Slrchibtafon  gibt  ju 
verfielen,  baß  ein  ©eheimntß  in  btefer  raffen  Senbung  verborgen  War. 
,,3a)  will,"  fagt1)  er,  „bie  ©efchidjte  beS  ©rafen  nid)t  weiter  enthüllen, 
fonbem  il)n  fronen,  weil  er  je£t  wieber  bie  volle  ©unft  be$  Königs  ge* 
nießt." 

3u  gleicher  3$  M  bex  Bewegung  in  Jtent,  brauen  auf  anbem 
fünften  Unruhen  aus,  bie  of)ne  grage  mit  erfterer  in  $erbinbung  ftanben. 
£)er  (Sf)romft  von  ßtjteux  brauet1)  ben  2lu6brucf:  „von  $rovinj  $u  $rovtn§ 
jettelten  bie  2lngelfaa)fen  SBerfcf/Wörungen  wiber  2Mf)elm  an."  (Sabrif,  ge* 
nannt  ber  Silbe,  ber  ftdt)  laut  bem  B^gniffe  £)rberich$  ju  SBerfmg  ge* 
ftellt  hatte  unb  im  23eft£e  fetner  auf  ber  ©ränje  von  2Bale3  gelegenen 
Se^en  beftättgt  worben  war ,  vergaß  fernes  (SibeS.  3m  SBunbe  mit  ben 
SBalltfer  Häuptlingen  SBlethgent  unb  9?ttf)VaiKon  überfiel  er  bie  SBurgman* 
neu  von  £ereforb  unb  inöbefonbere  9ticr)arb,  @crob3  ©ohn,  welchem  ber 
^öntg,  wie  oben  gezeigt  worben,  bie  ^Bewachung  ber  ©rän^e  anvertraut 
hatte,  beftegte  ben  Otiten  wie  bie  Silbern,  verheerte  baS  Sanb  bis  nur  S3rücfe 
be6  SuggfluffeS,  unb  Fel)rte  bann  mit  großer  23eute  tyitn.2)  fetner 
ßurücffunft  aus  ber  üftormanbte  brachte  2Bill)elm  benfelben  jur  Unterwer* 


*)  $>ucf)e$ite  <§.  212,  b.       2)  Flores  histor.  <S.  635. 


SierieS  33udj.  Gap.  20.  2BilIje(m  fefjtt  im  2JMrj  1067  nacl)  ber  9?otmanbte  jutütf.  401 

fung,  aber  ntcbt  fdt)on  1068,  fonbern  erft  jroet  3af)re  f^äter ,  auct;  ntcr)t 
mit  ©eroalt,  fonbern  burd)  Vertrag.  ©leid)  bem  23oulogner  ©rafen  er* 
fdjefnt  (Sabrtf  fpäter  als  Dienftmann  be£  Eroberers.  (Sr  begleitete *)  5.  53. 
ben  ^öntg  1072  auf  bem  gelange  gegen  <5a>ttlanb. 

9?tct;t  minbere  ©äljrung,  aU  auf  ber  Salltfer  ©rän§e,  l)errfcf)te  im  füb* 
tveftlta^en  (Snglanb.  2113  2Öttf)elm  roteber  nac^  33rttanmen  jurücffefjrte, 
war  feine  erfte  2Baffentl)at  gegen  bte  @tabt  (Ureter  gerichtet,  reo  ©tytr)a,  bte 
alte  Butter  beS  JtöntgS  £aralb,  §ar)lretd)e  Strettfräfte  gegen  bte  9?or* 
mannen  gefammelt  Jjatte.  Diefe  3"riiftungen  eineö  2lufftanb6  muffen  ttcu> 
renb  2Bilr)elm£  2lbroefenf)ett  gemalt  roorben  fein.  3m  Horben  ber  Snfel 
fiel  ©raf  ßopft  als  £>vfer  feiner  Sreue  gegen  ben  (gröberer.  Äurj  vor 
ber  2lbfal)rt  nac§  ber  9?ormanbte  fjatte  Stlfyelm  bte  ©raffetjaft  über  53er* 
nteta  ober  bte  Wlaxh  gegen  @a)ottlanb  bem  6ol)ne  (Sabulf3,  £)fulf,  ber 
in  früheren  Seiten  burd)  9J?orfar  etngefe^t  roorben  roar,  endogen  unb  an 
ßopft  übertragen.  9ltd)t  gutwillig  und)  £>fulf,  fonbern  er  mußte  geaalt* 
fam  von  (£opfi  vertrieben  roerben.  Die  Dtenftleute  be$  neuen  ©rafen 
Ratten  fta)  in  eine  93erfd)roörung  rotber  bte  normanmfdje  £errfd)aft  etnge* 
laffen  unb  verfua)ten  alleö  9)?ögltc£)c,  um  and)  tfjren  ©ebtercr  Ijtnetnjujteljen. 
2(16  ßopft  urterfcr)ütterltcr)  feft  blieb,  fytelten  fte  tljn  feinem  ©egner,  bem  vertrte* 
benen  £>fulf,  in  bte  £anbe,  ber  tt)n  meucbltngS  erfa)lug.  Ofulf  behauptete 
bie  ©raffa^aft  bt6  §um  §erbfre  1067,  roarb  aber  bann  von  einem  SDtförber 
umgebracht.  Da  ^öntg  2ötlf)elm  e£  für  unmöglich  fytelt,  ba$  ferne  Sanb 
anberö  al$  vermittelt  etneö  etngebornen  ©roßen  §u  bef)errfcf)en,  belefynte  er 
nad)  fetner  *Rücffef)r  au$  ber  9formanbte  ©oSpatrtf,  einen  dnM  be$ 
1017  ermorbeten2)  ©rafen  Utfyreb  von  9?ortr)umbrten  mit  23emtcta,  boer) 
ntdjt  oljne  baß  ber  23eler)nte  bem  £er)enr;errn  eine  große  (Summe  bellen 
mußte. 3) 

2lnbere  unjufrtebene  Slngelfacfyfen  Rannen  TOnfe  nacr)  bem  ffanbfna* 
vtfe^en  Horben  hinüber,  um  von  bortr)er  «gjülfe  gegen  Sßttfjelm  §u  erlan* 
gen.  Der  (5f)rontft  von  SHfteur  melbet:4)  „fte  f tieften  ©efanbte  nadj  Däne* 
mar!,  ober  nad)  anbern  Säubern,  au$  roelcfren  fte  S3etftanb  erwarteten." 
Der  Äö'ntg  fannte  btefe  Umtriebe.  Sie  an  einem  anbern  £)rte5)  gezeigt 
roorben,  fanbte  er  ben  2(bt  £elfm  ober  2lgelfm  auö  bem  ©ttfte  <St.  Slugu* 
ftin  gu  (Santerbun;  fammt  bret  angefetyenen  Männern  an  (Sroen  @ftrtbfon 
von  Dänemarf,  um  benfelben  bura^  große  ©efa^enfe  §u  befttmmen,  baß  er 
grteben  fyalte.  2luc^  ben  @rjbtfa)of  5lbalbert  bearbeitete  2ötlfjelm  in  glet* 
c^er  SBeife,  bamtt  ber  Wremer  ben  Dänen  befa)rotcf>ttge.    gür  ben  2lugen* 


')  «Simeon  »on  JDur^am  bei  tito)&&  t  203.       2)  £)6en  6.  46.  3)  Xtoyfotn 

a.  a.  O.  @.  204  unb  3)uc§eSne  @.  212,  d.  *)  SDu^eSne  @.  212,  d.  6)  Oben 
©.  110  flg. 

®  frörer,  5ßa6fi  ®regortu«  vn.  93b.  m.  26 


402 


$abfl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3et<oUer. 


blt'cf  blieb  ©wen  ruhig,  erft  jwet  3af)re  nachher  ersten  eine  bäntfehe 
glotte  an  Englanbg  Jtüfte,  t>xe  jeboch  ju  fpät  fam  unb  ntdt)t6  ausrichtete. 

SfttyefM  neunmouatltche  5lbtr>efcnt)ctt  hat,  rote  man  ftel)t,  l)erbe 
grüßte  getragen.  3)te  nur  jur  <§älfte  bezwungenen  5lngelfacbfen  benü$ten 
bte  Entfernung  be3  @egner£,  um  beffen  DJiacht  §u  untergraben:  eine  atlge* 
meine  Erhebung  beS  SanbcS  war  im  2Öerf.  Unmöglich  fann  man  jwei* 
fein,  baß  bte  SJnfttfter  ber  oerfebtebenen  Slufftänbe  ftch  gegenfetttg  SJcitthet* 
lungen  gemacht  Ratten,  baß  folglich  bie  Einen  oon  ben  Slbftchtcn  ber  ttftf 
bern  unterrichtet  waren,  ©leichwohl  tft  flar,  baß  fte  nicht  nach  einem  ge* 
metufcbaftltchen  platte  fabelten.  3)enn  währenb  bte  Center  mit  bem 
(trafen  öon  23oulogne  ftcb  einließen,  riefen  Sintere  ben  3)äncn  $u  <£)ülfe, 
eröffnete  Eabrtf  unb,  rote  e$  fchetnt,  auch  bte  93cutter  ^aralbö  ben  $ampf 
auf  eigene  gauft. 

2)te  alte  Uneintgfett  bauerte  tu  ber  r)öd)ften  9coth  fort.  Ratten  ftch 
alle  jufammen  oerftänbigt,  fo  würben  bte  Normannen  in  fchwereS  ©erränge 
geraten  fein.  3ft  e$  nun  benfbar,  baß  ivöntg  3ßtU)e(m  bie  ©efal)ren  nicht 
oorauöfaf),  bie  eine  längere  Entfernung  nach  ha^  vollbrachtem  Serfe  t^r* 
beiführen  mußte  unb  wirflicb  herbeigeführt  hat?  ^  ©efebichte  fetneö  8t> 
benö  verbietet,  ihm  einen  folcheu  Langel  an  Etnftcbt  betjumeffen.  £)a  er 
gleichwohl  bte  Steife  antrat,  muß  man  oorau^fe^cn,  baß  ©rünbe  ber  brtn* 
genbften  Slrt  ihn  befttmmten. 

£>a6  Unternehmen  be6  ©rafen  von  Sßoulogne  leitet  auf  bte  reebte 
(Spur.  EuftacbiuS  oerfügte  immerhin  über  nicht  unbebeutenbe  Littel,  neben 
ber  ©raffchaft  S3oulogne  befaß  er  laut  bem  Seugntffe1)  £)rbericbö  auch  noch 
bte  nahgelegenen  ©ebtete  oon  ©utneö  unb  £erouane.  dennoch  wk  gering 
erfchetnt  feine  9Jcactt,  oergltchen  mit  ber  2£ilhelm3,  welchem  außer  bem  er* 
oberten  Britannien  ber  größte  Ztyil  beö  norbfranjöftfchen  ^üftenlanbeS  ge* 
horchte,  unb  ber,  wenn  fein  sJJMcbttger  ben  SBoulogner  fcf)ü£te,  ohne  grage 
im  6tanbe  war,  ben  treulofen  ©egner  ju  vernichten,  ba  bte  53eft Jungen 
beö  lefctern  nahe  an  ba$  oon  2ßtll)elm  abhängige  ^onthteu  gräteten.  2Bte 
ein  2Öahnftnntger  hätte  bal)er  Euftacf)tu3  gehanbelt,  roenn  er  ohne  3uP<i)e- 
rung  frember  §ülfe  ben  oerroegenen  Angriff  wagte.  ^Derjenige  aber,  ber 
ihn  aufregte  unb  ihm  feinen  33eiftanb  oerfpracb,  fann  nur  ber  £er)en3herr 
beS  33oulogner6,  Jtöntg  $hl'^Pto  g^roefen  fein,  oon  bem  wir  rotffen,  baß 
bte  normannifche  Eroberung  EnglanbS  ihn  mit  roohlbegrünbeter  Etferfuctjt 
erfüllte. 

SQStr  ftnb  früher2)  auf  mehrere  ©puren  geftoßen,  baß  ^3r)tüp^>0  SSater, 
$öntg  Heinrich  L,  EuftachiuS  a!6  Serfjeug  benüfcte,  um  bte  Vergrößerung 
normanntfeher  Stacht  ju  hintertreiben.  3u  gleichem  3n)ecfe  muß  ebenbenfelben 


*)  Sutane  ©.  508  unten.       2)  Oben  <S.  302. 


33tette$  fQuä).  &ap.  20.  ffittljclm  fef)rt  im  SWärj  1067  na*  ber  Wormanbte  jurürf.  403 


bamalS  ber  @ofyn  vorangefcrjoben  fyaben.  2lua)  ba6  ^Berfatjrcn,  baö  2ßil* 
fjelm  gegen  ben  Söoulogner  nacb  bem  Söflingen  bcö  Angriffs  auf  3)over 
einfielt,  unb  bie  rafebe  5lu3för)nung  Leiber  roeist  auf  ben  nämlicben  3^ 
fammenfjaug  f)in.  SBäre  (Suftadjiuö  für  ftcb  allein  geftanben,  fo  ()ätte  ber 
Normanne  ftcberlid)  nid)t  ermangelt,  $acbe  an  tytti  ju  nehmen.  9?ur  barum, 
vr>eit  3BtIt>c(m  vorauöferite,  baß  ber  ©raf  einen  mächtigen  ,!piiiterf)alt  l)abe, 
unb  roeil  er  ifyn  von  biefem  §Be(d)ü$er  lo^fcbälen  wollte,  roirb  eS  Qefct)er)en 
fein,  baß  ber  Äöntg  bem  treulofen  23unbe$genoffen  verlief). 

3n  einer  Slnmerfung1)  jum  12.  33anb  ber  großen  Sammlung  frau* 
jöftfcfyer  ®efcbid)t3quctlen  behaupten  bie  SBcnebiftiner,  (Suftacbiuö  von  23ou* 
logne  f)abe  £)over  auf  geheimes  betreiben  beS  Äöntgö  $bt(ipp  I.  ange* 
griffen.  £>bgleid)  fte  einen  33croeiö  für  ifyren  Sa$  niebt  anführen,  unb 
obgleia)  e$  mir  niebt  gelang,  anberöroo  einen  foleben  ju  finben,  bin  id)  feft 
überzeugt,  baß  fte  auö  einer  guten  Duette  fcböpftm;  beim  rocltbefanut  ift 
bie  ©eroiffenfyafttgfeit,  mit  wcletjer  biefe  ©elebnten  arbeiteten. 

dagegen  liegt  über  eine  verwanbte  grage,  nämlid)  barüber,  baß  im 
grüfyliug  1067  jroifcben  ben  Königen  *pbilipp  I.  unb  SBilfyelm  fycftige 
(Spannung  beftanb,  bie,  roenn  niebt  vorgebeugt  roarb,  jum  Kriege  fübren 
mu§te,  ein  bcftimmteS  3clig™ß  ^or.  £)ie  fogenannte  s}]oimannencbrontf 
melbet:2)  (al£  2ßilt)elm  aus  bem  eroberten  (Snglanb  nacb  ber  9?ormanbte 
f)iniibcrfam)  „febiefte  jtönig  $l)ilipp  I.  23otfd)aft  an  ifyn  folgenben  3ut)alt3: 
SBtlfyelm  fotte  für  ba$  $eid)  (Snglanb  in  gleicher  Sßeife  £ulbigung  an  bie 
Jtrone  granfreid)  leiften ,  roie  er  fte  früher  für  bie  9?ormanbie  geleiftet 
b)abe.  2Büf)elm  erroieberte  hierauf:  fo  wenig  3t)r  mir  ju  Eroberung  (Sng* 
lanb$  geholfen  f;abt,  ebenfo  wenig  werbe  id)  (£ud?  eine  Se^enöl)errlid}feit 
über  biefeS  2anb  $ugefter)en;  bejügtid)  ber  9iormanbie  bin  id)  Jefct  roie  früher 
ftetä  geneigt,  (Sud)  bie  £)ienfte  §u  erzeigen,  bie  ict)  (£ua)  fdmlbig  bin,  wa$ 
aber  (Snglanb  anbetrifft,  fo  trage  ict)  biefeö  S^etcf)  von  ^temanb,  als  von 
©ott  unb  vom  *ß  ab  fte  §u  Sefyen.  2Me  Antwort  be$  Normannen,"  fäfyrt 
ber  (£f)ronift  fort,  „fefcte  ben  Äönig  von  granfreid)  in  heftigen  2>oxn,  unb 
er  ließ  feirbem  nickte  unverfuetjt,  2Btlf)elm  ju  fetjaben." 

Senn  von  einer  9ttacf;t  an  eine  anbere  Slnftnnen,  rote  baö  r)ter  er* 
wäfynte,  geftettt  roerben,  gefaxter)*  e$  nie,  ofyne  baß  ber,  welcher  forbert,  vor* 
t)er  feine  3urüftungen  getroffen  fyat,  um  ba$,  wa$  er  verlangt,  tm  gatte 
ber  Steigerung  mit  ©eroalt  burc^jufe^en.  Daraus  folgt  benn  mit  l)öa)fter 
993afyrfcfyemlid)f eit,  baß  ^l)ilipp  I.  im  grüpng  1067,  e^e  2ßill)elm  nact) 
ber  9flormanbie  l)inüberreiöte ,  begonnen  r)atte,  fta)  jum  Kriege  gegen  ilnt 
rüften.  S^un  jetgt  ein  S3licf  auf  bie  ^arte,  baß  $f)iltpp,  ber  feine  ©ee^ 
macf)t  befaß,  ben  ©egner  nur  auf  ber  Sanbfette,  b.  |.  an  ber  untern  ©eine 


*)  93ouquct  XII,  588.  »Jiotc  a.       2)  Ibid.  XUI,  240. 

26* 


404 


$a&fl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


angreifen  fonnte :  bemnacb  roar  bie  9?ormanbte  mit  einem  Einfalle  bebroht. 
Unb  jefct  fällt  mit  einem  (Schlag  Sicht  auf  bie  $etfe,  roelche  S&tlhelm  im 
9J?är$  1067  antrat.  Obgleich  baS  2Öerf  in  Englanb  nnr  fyalb  üolIbract)t 
roar,  unb  obgfetdt)  er  bie  ©efafyren  ttorauSfaf),  bie  feine  Entfernung  nach 
ftdt)  jie^en  fonnte,  eilte  er  nach  9?ouen  hinüber,  weil  er  nur  burd)  perfön* 
liebe  5Xnvt)cfenr)ett  ben  Angriff  ju  hintertreiben  fjoffen  burfte. 

2luch  anbere  Maßregeln,  bie  ber  Eroberer  feit  ber  Krönung  ergriff, 
empfangen  ihre  Erflärung.  2)te  oielgerühmte  gretgebigfeit  2ßtthelmS  er* 
ftreefte  ftet)  nicht  bloS  auf  bie  9?ormanbte,  nein,  frf)on  roärjrenb  er  noch  brik 
ben  in  Englanb  roeilte,  befchenfte  er  eine  3D?affe  neuftrifcher  Treben  mit  ben 
reichten  @aben  unb  fuhr  mit  ber  gleichen  ©roßmutl)  fort,  als  er  in  *Rouen 
angefommen  roar.  ©ollte  er  biefe  ©umtuen  or)ne  politifc^e  ^Berechnung  tter* 
febroenbet  haben?  3ct)  bin  überzeugt,  baß  er  es  t^at,  um  ben  franjöftfchen 
EleruS,  einen  mächtigen  ©tanb,  §u  geroinnen,  of)ne  beffen  3uftimmung  tyvju 
lipp  nichts  Sichtiges  unternehmen  fonnte.  (Sicherlich  t)at  bie  3«neigung, 
roelche  granfretchS  Elertfer;  für  ben  freigebigen  Normannen  faßte,  nicht 
roentg  ba§u  betgetragen,  baß  baS  ©ebroert  *Pbtftyp3  I-  ftt  ber  ©cbetbe 
blieb.  3weitenS  lub  ber  Eroberer,  roie  oben  gezeigt  roorben,  einen  großen 
beS  fran^öfifchen  SlbelS  gu  ben  geften  nach  gefamp  ein,  beroirthete 
ihn  föftlich,  unb  entrotcfelte  vor  ben  5lugen  ber  ©äfte  eine  bracht,  roelche 
laut  bem  Eingeftänbniffe  beS  Ehrontftett  »ort  Sifteur  ben  3*^  t)atkf  ge* 
voiffe  3Bünfcf)e  unb  93egterben  ju  erregen.  2tucr)  bieß  gefchah  mit  hinter* 
gebanfen:  eine  Marthel  unter  ben  ^öf^eren  Sehensleuten  *pi)tlty!|>$  !•  fou*te 
baburch  für  SMhelm  geroonnen  roerben  unb  roarb  auch  rotrfltch  geroonnen. 

drittens  rotffen  rotr,  baß  23albutn  V.  von  glanbern,  nach  bem  Könige 
ber  mächttgfte  9ftann  beS  granfenreichS  unb  bis  1067  Regent,  in  2Btlr)elmS 
©olbe  ftanb,  ba  berfelbe  einen  3ar)röger)alt  aus  ben  Einfünften  ber  $rone 
Englanb  be§og. ')  Sötber  ben  Göttien  beS  SBlaemen  fonnte  *pin'u'PP  ^nm 
$ampf  nicht  roohl  gegen  ben  Normannen  eröffnen,  S3albuin  aber  begün* 
ftigte  feinen  Etbam.  Viertens  bie  nächfte  höchfte  ©teile  in  Sfteuftrien  neben 
SBalbutn  nahm  ohne  grage  @raf  $abulf,  ber  ©ttefoater  beS  jungen  $ö* 
ntgS,  ein.  5luch  biefer  roar  für  Wilhelm  geroonnen,  benn  ber  5lrchtbtafon 
bezeichnet  ihn  als  ben  93ornef)mften  unter  ben  ©äften,  roelche  bie  gefte  ju 
gefamp  burch  ihre  ©egenroart  verherrlichten.  Itoerfennbar  ift  eS,  ber 
fchlaue  Normanne  r)a*  tr)etls  roährenb  er  noch  in  Englanb  brüben  roar, 
tr)etlS  roährenb  beS  ueunmonatlichen  Aufenthalts  in  ber  ^eimatr)  ein  gol* 
beneS  9?e£  über  granfreta)  ausgebreitet,  baS  bie  feinblichen  $lane  beS  neu* 
ftrtfchen  £ofeS  erftiefte,  unb  bie  erroeihnten  Schritte  beS  Eroberers  legen 


*)  ©ielje  oBen  <S.  361. 


aSterteg  93uc§.  Sap.  20.  SÖBtlfjelm  fetyrt  im  SWärj  1067  nadj  bet  Sttormanbte  jurücf.  405 

ein,  wenn  audj  verftecfteS  unb  mittelbares,  bod)  unabweisbares  3*ugnv{} 
barüber  ab,  bafj  $r)üipp  L  im  grüfyling  1067  auf  $rteg  fann. 

,£>ter  ift  ber  ^>affenbfte  £)rt,  einen  fetten  2lft,  ben  2Bill)elm  §u  glet* 
a)er  mit  ber  9teife  nad)  9touen  vornahm,  uämlid)  bte  5lbbanfung  eines 
SfyeilS  ber  ©trettfräfte,  bie  tfym  (inglaub  featten  erobern  r)elfen,  aufhellen. 
2)aS  £eer  beS  SBaftarbS  beftanb  auS  brei  ^auptelementen :  erftenS  auS  ge* 
fronten  Sefyeuleuten  beS  «iperjogS  ber  9?ormanbte,  zweitens  auS  geworbenen 
Sölbnern,  bie  für  ,§>anbgelb  bienten,  enbltdi)  auS  angefefjenen  fremben 
Herren,  bte  auf  5lntt)et(  an  ber  33eute  mit  ausgesogen  waren.  2Me  beiben 
erfteren  klaffen  Tiengen  vom  «£>er$oge  ober  Könige  ab  unb  mußten  fraft 
Sefyen*  ober  Dienftrec^t  ®ef)orfam  leiften.  ^ta)t  ebenfo  verfielt  eS  ftcr) 
mit  ber  britten.  2)tefe  grembttnge  fyaben  tr)tn  fcfywere  Unluft  bereitet,  unb 
fogar  burd)  tfjre  ©ter  baS  (Belingen  ber  Eroberung  gefäfyrbet.  $on  tfynen 
gingen  jene  platte,  gans  (Snglanb  unter  baS  £eer  ju  verteilen,  ging  bie 
SBerwüftung  beS  (StgentfjumS  fold)er  2lugelfaa)fen,  bie  fta)  bem  (Eroberer 
vertragsmäßig  unterworfen  Ratten,  fo  wie  ber  fd)tnäf)ltdje  Anfaßt  auf  £on* 
bon  auS.  €>o  bebenflta)  bie  (Sntlaffung  vieler  «Streiter  vor  vollbraajtem 
2ßerf  unter  anberen  Umftänben  gewefen  wäre,  rietl)  bocf)  $lugf)ett  bem 
neuen  Röntge,  ftd)  biefe  9D?enfa)en  bei  ber  erften  Gelegenheit  vom  «jpalfe  &u 
fa^affen.  2Öenn  er  bie  $flia)ten,  weufje  tfym  bie  Krönung  gegenüber  bem 
Sanbe  auflegte,  erfüllen  wollte,  fonnte  er  für  bie  3ufunft  nur  foldje  «Streik 
ter  gebrauten,  bie  ftd)  für  beftimmten  Solb  ber  jlrone  ju  unbebingtem 
©efyorfam  verpflichteten. 

9}?eineö  (Srad)tenS  gehörten  Ü)ie,  welche  Silfjelm  Anfangs  9ttär$  ab* 
banfte  unb  ju  guter  Sefct  in  ^evenfei;  befcfyenfte,  ber  britten  klaffe  an, 
unb  (SuftadnuS  von  S3oulogne  war  einer  berfelben.  -fttcrjt  in  ©utem  mögen 
ber  Äöntg  unb  manage  ber  ©c^eibenben  auSeinanber  gefommen  fein.  2luS* 
brücflicb  fyebt ')  ber  (Sfjronift  von  Stfteur  Ijervor,  baß  (SuftadnuS,  er)e  er 
(Snglanb  verlieg ,  mit  SBtlfjelm  ftd)  überworfen  fyatte.  3m  Uebrigen  fc^affte 
bie  Steife  naa)  9fouen  Littel,  um  bie  bura)  Gmtlaffung  ber  §lbgebanften 
entftanbene  Sücfe  im  engltfajen  £eere  §u  ergänzen.  2Öte  idj  oben  jetgte, 
beutet  ber  Slrct/tbtafon  an,  baf  bie  $u  gefamv  entfaltete  *ßrad)t  barauf  ab* 
jielte,  franjöftfdje  Slbeltge  in  ben  2)tenft  beS  jtöntg  ju  §ter)en.  ©eine  5lbfur)t 
muß  erreicht  worben  fein.  $afd)  vollenbete  er  in  ben  näd)ften  brei  Sauren 
bie  Eroberung  ©nglanbS;  aua)  war  eine  ber  erften  Maßregeln,  bie  er,  nact) 
(Snglanb  jurücfgefommen,  ergriff,  bie  $utöfd)reibung  einer  fc^weren  ^rieg6* 
[teuer.  33eibe$  weist  barauf  l)in,  bajj  baö  §eer  brüben  feit  bem  (Snbe 
beö  3al)reS  1067  wefentlidje  SSerftärfungen  erhalten  bat. 

^nblict)  gel)t  aus  ber  oben  angeführten  6telle  ber  5iormannen^ronif 


»)  S)u^ne  @.  212  b.  c. 


406 


$abfi  ©rcgortuö  VII.  unb  fein  Beitalter. 


f)en>or,  baß  2ßf(l)dm  offen  eingeftanb,  bie  trotte  (Snglanb  als  £ef)en  beö 
(Stu^leö  $etrt  §u  tragen.  2Bte  an  einem  anbcm  £>rte *)  bargetfjan  roorben, 
lag  e$  im  platte  bcS  ßarbinalS  £ilbebranb ,  alle  gürften  ber  (£r)rtftenljeit 
Sur  (Singefmng  be$  nämlichen  SBerfyäftmffeS  befttmmen:  bejüglic^  @ng* 
laubS  voar  e3  fr)m  gelungen.  2ötr  lernen  !)temtt  eine  brüte  ber  geheimen 
23ebtngungen 2)  fennen,  auf  welche  $etrt  (Statthalter  ben  Normannen  tter* 
pflichtet  fjfsHi,  el)e  *Rom  tym  feinen  23etftanb  §ur  Eroberung  ßnglanbS  $a* 
fagte.  2)er  fragliche  Vertrag  jrotfehen  Wilhelm  unb  bem  fyett.  (Stuhle  um* 
faßte  $roet  Slfte:  erftenS  erflärte  ber  $abft,  baß  er  bereit  fei,  bte  ^utbigung 
beö  Normannen  anzunehmen,  im  galle  berfelbe  (Snglanb  erobern  roürbe. 
£)tefe  (SrHärung  Jjatte  *ßabft  Slleranber  im  grühling  1066  einige  Monate 
t>or  bem  £eere6§ug  abgegeben,  if)r  (Stnnbtlb  roar  ba3  Banner  beö  l)eif. 
$etru3,  baö  bem  Normannen  bamafö  überfielt  rourbe. 

gürö  3wette  fam  e3  bem  Normannen  ju,  nachbem  er  bie  $rone 
roirfitcf)  errungen,  biefelbe  als  Sellen  beö  (Stur)le3  *ßetrt  feierlich  anjuer* 
fennen.  Se^tere  Obliegenheit  erfüllte  SQBüfyelm  im  3anuar  1067,  als  er 
bie  föniglicbe  gafnie  (Snglanbä  fammt  jenen  großen  ©efchenfen,  bie  man 
alö  2er)en8$m6  betrachten  barf,  nach  9iom  Übermächte,  gür  roafjrfch einlief) 
halte  ich,  baß  ber  Normanne  voährenb  feines  Kufenn)a!t6  in  SRouen  bie 
SBerrjanblungen  mit  diom  fortfe^te  unb  ju  ßnbe  führte.  3ebenfatlö  ift  geroiß, 
baß  um  jene  fyit  betbe  Steile  tnö  Steine  gefomnten  roaren.  $)enn  fobalb 
bte  jtrtegöläufe  e§  erlaubten,  erfreuen,  rote  unten  gezeigt  roerben  rotrb, 
päbftltcbe  Legaten  in  (£nglanb  unb  richteten  bie  borttge  Strebe  auf  einen 
neuen  guß  ein,  roaö  einen  völligen  5lbfa)luß  9fom£  mit  bem  neuen  Könige 
t?orau3fe#t. 

(Sinoerftänbntß  fyerrfcfjte  bemttach  1067,  roie  in  ben  näcbftfolgenben 
3at)ren,  jroifcben  $etrt  6tttl)l  unb  2Ötlf)eIm.  2)iefe  $hatfaa)e  mag  neben 
ben  anbeut,  früher  angeführten  ©rünben  bewirft  haben,  baß  Philipp  ben 
befd)loffenen  tonpf  aufgab.  £)er  franjöftfcbe  £errfcher  burfte  ntd)tö  gegen 
einen  gürften  roagen,  auf  beffen  (Seite  außer  ber  öffentlichen  Meinung 
Sfceuftrtenö  auch  noch  ber  $abft  ftanb.  3nbeffen  nötigte  bamalS  meines 
(SracfytenS  Cßetri  Statthalter  ben  Normannen  §ur  SBerotlligung  ettteö  fünftes, 
ber  geeignet  roar,  roentt  nicht  bte  perfönltche  (Stferfucht  $r)ilip))d  L,  fo  boct) 
gerechte  93eforgntffe  ber  fran$öftfcben  Nation  ju  befchroichtigen.  2Bte  oben3) 
bargethan  roorben,  hat  Wilhelm  oor  bem  3u9e  nach  ©nglanb,  unb  jroar 
in  ©egenroart  beö  ^önigö  »on  granfreia),  bte  ^ormanbte  an  feinen  erft- 
gebornen  (Sohn  ^Robert  II.  abgetreten,  unb  nachher  bte  Abtretung  im  (Spät* 
herbft  1067  furj  »or  ber  9fücffef)r  nach  (Snglanb  tvteberholt. 

3)te  Sßieberholung  beroetöt,  baß  man  feinem  guten  ^Bitten  mißtraute, 


')  «öanb  II,  408  ftg.       2)  Ueber  biß  jtret  anbevn  fie§c  üben  ©.  362.       f)  3)of. 


SBierteä  Sucty.  Gap.  20.  SCBil^elm  fetjrt  Im  SWärj  1067  nac$  ber  Stormanbie  jutütf.  407 


Sltlem  2lnfd)eine  nadj  ^at  er  ftcf)  51t  tyx  nothgebrungcn  fcerftanbett,  um  Slnbere 
befitebtgen.  9hm  i(t  nicht  anzunehmen,  baß  er  btefen  5lft,  ber  §u  ©unftcn 
granfreid)3  berechnet  war ,  aber  SBilhelmS  ©elbftgefühl  ein  Dpfer  foftete, 
aus  $ücfftd)t  auf  Jlönig  Philipp  L  vornahm,  beim  laut  bem  3^ugniffe  ber 
9?ormanneticbromf  beftaub  jwtfc^en  betbeu  fett  1067  f)efttge  Spannung, 
fotiberu  etu  dritter,  bem  ber  Normanne  @l)rfurd)t  sollte  unb  beffen  gute 
Penning  er  beburfte,  *ßabft  2lleranber  IL,  wirb  tfyu  baju  befttmmt  haben, 
^ßetri  Statthalter  sollte  nicht  uub  foimte  nidjt  wollen,  baß  burch  Ver* 
eittfgung  9?ormannien$  mit  (Snglanb  (Sin^ctt  unb  9Jkd)t  granfretcbd  gc* 
färbet  roerbe. 

3ch  oermutk,  baß  ber  $abft  jur  nämlichen  3^t  ben  Normannen  noch 
ju  einem  anbeut  3ugeftcmbntffe  bewog.  2Öt(l)e(m  führte,  alö  er  int  9Mxi 
naa)  ber  9?ormaubte  f)tnüberfam,  eine  9?etfye  oornehmer  (Snglänber  unter 
ehrenvollen  Vorwänben  als  (Staatsgefangene  mit  fta).  @r  fah  voraus, 
baß  biefe  Männer  tf)m  gefährlich  werben  fötmten,  benn  weil  er  folcheö 
artete,  fytett  er  fte  tu  £aft.  233trfltcf)  haben  fie  nachher  eine  (Empörung 
um  bte  anbere  wtber  tt)n  angebettelt.  2)er  Staatöoort^etl  fc^rteb  ilmt  »or, 
btefelben  bauernb  in  geftungen  ber  9?ormanbte  $u  oerforgen.  5lber  ber 
^önig  tl)at  folc^eö  nicht.  £>bgleid)  gegen  (§nbe  be$  3af)r6  1067  große 
©ährung  in  ($ng(anb  t)errfc^te,  gemattete  er  ihnen  bie  9iücffef)r  in  bie  £et* 
math  unb  ließ  fte  bort  fogar  frei.  5lllerbtng$  fönnte  er  biefe  9tttlbe,  bte 
feinem  fonftigen  (Sfyarafter  femcSwegö  entfprad),  au$  eigenem  Antrieb  geübt 
fabelt,  aber  weit  waf)rfcheinlid)er  bünft  eö  mir,  baß  bte  nämliche  93Zad)t, 
bte  it)n  nötigte,  bie  9fed)te  granfretch§  §u  aalten,  nämlich  ber  $abft,  ben 
Normannen  auch  ju  einer  chrtftltdjen  23ehanblung  fetner  ©efangenen  be* 
ftimmt  hat. 

2)a  bie  fRacf)rtcjt)ten  über  ben  Stanb  ber  Sachen  tu  (£nglaub  immer 
bebenflicher  lauteten,  beftellte  9Q3ilt)clm  abermal  feine  ©emahltn  ^atfjtlbe  jur 
SRegentin  ber  9?ormanbte  unb  Vormünbcrtn  beS  erftgebomen  Robert,  beftteg  im 
£afeit  v>on  CDteppe  ein  Schiff,  unb  fut)r  in  ber  ^ac^t  »om  6.  auf  ben  7.  2)e$. 
bei  etftger  Äälte  nad)  ber  3nfel  hinüber,  @r  eilte  nach  Sonbon,  wo  er  bie 
©emüther  in  großer  Aufregung  fanb.  £>te  $lane  eines  allgemeinen  2luf* 
ftattbeö,  bte  ba$  £anb  erfchütterten,  hatten  aud)  in  ber  ^auptftabt  SBurjel 
getrieben.  3um  beoorftehenben  2Öethnacht6feft  ftrömten  bafelbft  otele  getft* 
liehe  unb  weltltd)e  ©roße  jufammen.  2öill)elm  fua)te  erft  biefe  $u  geroinnett. 
inbem  er  allerlei  fünfte  ber  Verführung  auf  fte  wtrfen  ließ.  @r  geigte  fict> 
überaus  gnabtg,  ehrte  bte  Slufroartenben  burch  ben  ^uß  be6  SSillfommö. 
2Ber  ihm  guten  9fatr)  erthetlen  wollte,  ben  fyoxte  er  an,  wer  um  etwaö 
bat,  ber  erhielt  eö. ')    Viele  Abgeneigte  würben  umgeftimmt.    Wlit  ähtv 


')  3)u^eSnc  @.  509,  d. 


408 


$abfl  ©regormö  VII.  unb  fein  ^titaütx. 


liefen  WiitUln  bearbeitete  er  bte  SCRaffe  ber  SBürgerfdjaft.  (Sin  fönigltct;er 
©nabenbrief ')  folgenben  3n|alt$  ging  —  unb  §war  in  angelfäd)ftfd)er 
(Bpxafy  —  auö:  ,,id)  toiü,  baß  3l)r  alle  ($ucr)  eurer  »aterlänbtfcben  @e* 
fefce,  fo  rote  fte  in  ben  Seiten  beS  Königs  @t>warb  beftanben,  erfreuet;  ein 
jeglicher  6of)n  foll,  nad)  bem  Slbfterben  feineö  SSaterö,  beffen  r;interlaffene$ 
©ut  erben,  unb  feiner  meiner  Beamten  barf  fta)  unterftefyen,  (gittern  »on 
(£uct;  Unrecht  p  tfyun." 

Defter  ift  in  ben  erften  Stikn  ber  normamttfcr)en  £errfa)aft  über 
(gnglanb  oon  Steberfyerfteüung  ber  ©efe$gebung  (£bwarbö  bte  9febe.  5luö 
ber  eben  angeführten  Urfunbe  erftefyt  man,  wa$  bamtt  gemeint  war.  Die 
3al)llofen  @üteretn§ter;ungett,  welche  Silfyelm  nad)  ber  Krönung  tn6  2£erf 
fefcte,  Ratten  fo  &temltcr/  ben  ßfyarafter  einer  Aufhebung  beS  (Srbrecfyte  ange* 
nommen.  2)er  größte  £f>eil  Derjenigen,  welche  burdj  jene  Maßregel  tfyre 
^)abe  verloren,  waren  Sefyeuleute  beö  $öntg$  £aralb  gewefen,  unb  bte 
über  fte  »erhängte  6trafe  würbe,  fo  fcfyetnt  e$,  rec^tttcf)  als  (Stnjiefmng 
»on  Sefyen  begrünbet,  welche  bte  Söeftraften  buret)  tt)re  gefönte  gegen  ben 
wahren  ($rben  ber  ^rone  Qmglanbö,  Stlf)elm  ben  Normannen,  oerwtrft 
Ratten.  5tber  bei  ber  $(u$für;ruttg  müffen  bie  ^Beamten  be$  (Eroberers  bem 
begriffe  Sefyen  eine  fürd)terltd)e  2lu3bel)nung  gegeben  fyaben,  inbem  fte  feinen 
Unterfa^ieb  jwtfdjen  £er)en  unb  2lllob  anerfannten,  unb  afleg  engltfd)e  (Sigen* 
tf)um  al$  Serjett  befyanbelten,  baS  ber  $ömg  wegen  be$  begangetten  $reu* 
brud)$  nad)  ©utbünfen  bett  bisherigen  23eftj$ern  wegfyrecfyen  unb  Slubem 
»erleiden  möge.  2)a$  (£rbred)t  roar  bafyer  tt)atfäcr)Itcf>  an  ber  2Bur§el  aiv 
gegriffen  unb  bte  2Bteberf)erftellung  ber  ©efe£e  (SbwarbS,  welche  Stlfyelm 
an  2Betl)nact;ten  1067  äujtdjerte,  befagte  fo  »tel  alS:  ^temanbö  Vermögen 
—  fei  e$  nun  5llKob  ober  2ef)en  —  folle  fürber  wegen  ber  Vorgänge  be$ 
3al)r$  1066  weggenommen  werben. 

Willem  wenn  Sßtlfyelm  aua)  ba$  (5tgetttr)um  für  unantaftbar  erflärte,  fo 
forberte  er  gletd)  ben  älteren  Röntgen  be£  augelfäcfyftfcfyett  wie  beö  fntytlinger 
(Stamme^  Abgaben  aug  bemfelben.  Saut  bem  S^gntffe2)  beö  glorenttuö 
tton  SSorcefter  würbe  um  $3eir)naa)ten  1067  eine  fd)Were  ^rieg^fteuer  aus* 
gefajrteben.  2)er  Eroberer  beburfte  ©elb  §ur  SBeja^Iung  feinet  ,£eere$,  ba$ 
*>on  nun  an  au6  (auter  ©ölbnern  beftanb.  Die  ^auptftabt  (Snglanbö  Ijat 
feitbem  feinen  Stufftanb  gegen  28tlf)elm  gemalt,  worauf  gefcfyloffen  werben 
barf,  baß  be#  Königs  3ufta}erungett  ©lauben  fanben  unb  bte  $tu)e  wieber* 
fjerftellten. 

3u  Anfang  bee  3abre  1068  rüdte  2ötlf)e(m  gegen  ba$  aufrüf)rerifc^e 
Ureter  ine  gelb.  Die  alte  ©tytfya,  $Q\ttm  ©obwinS  unb  Butter  be^  in 
ber  Sctjlacfyt  bei  ©enlac  gefallenen  Mni%$  ^aralb,  weilte  bort  fett  bem 


')  9Za(^9elvtefen  Ui  tykxxq  II,  35.  9Jote  4.       2)  Flores  hi^tor.  ©.  635. 


JBierteö  93ud).  &ap.  20.  2Bityelm  Uf)xt  im  SKärj  1067  nacty  ber  Wormanbie  jurü(f.  409 

©turje  ir)re$  ©ohneS  unb  fchürte  ba$  geuer.  Da  bte  ©ohne  £aralbö  in 
bem  benachbarten  3rlanb  lebten,  unb  ba  bte  Berbtnbung  berfelben  mit 
ber  ©roß mutter  naa)  bem  galle  ber  ©tabt  offenbar  würbe,  tft  fein  3weifö 
baß  ©tytl)a  ba$  fübweftlicf)e  (Snglanb  für  ihre  (Sittel  gewinnen  wollte. 
Dfefe  (Snfel  waren  bie  erften  unb  frül)eften  Nebenbuhler,  bie  bem  Normannen 
entgegentraten. 

©roßer  (Sifer  für  ba$,  wa$  man  greifet  nannte  ober  auch  für  £a* 
ralbö  ©tamm,  unb  lärmenber  £aß  gegen  2Bill)elm  (jerrfa^te  in  ber  ©tabt.1) 
£)te  Bürger  befferten  il)re  dauern  auc3,  errichteten  Stürme,  riefen  Be* 
waffnete  auö  ber  Umgegenb  herbei,  nahmen  taugliche  ©eeleute,  bie  auf 
ben  benachbarten  lüften  lanbeten,  in  ihren  ©olb,  unb  forberten  burd) 
©efanbtfchaften  bte  angränsenben  ©täbte  auf,  gemeine  ©ad;e  mit  tlmen  ju 
machen.  Ü)oa)  roaren  ntc^t  alle  gleich  entfchloffen.  £)te  S3oruel)men,  weldje 
laut  ber  Slnbeutung  Drberia)^  ben  ©tabtrath  bilbeten,  oerjwetfelten,  al$  ber 
jlömg  mit  bem  £eere  nahte,  an  ber  Sflöglichfeit  be$  Erfolgs,  $ogen  ihm 
einige  teilen  weit  entgegen  unb  fcf)loffen  einen  Sßergletd)  ab.  5lber  alö 
fte  prüdfamen,  oerwarf  bie  ©emeinbe  ben  Vertrag  unb  rüftete  fta)  jum 
Kampfe.  Nun  rüdte  3Bill)eIm  oor  Ureter  unb  begann  eine  regelmäßige 
Belagerung.  Mm  18.  Sage  berfelben  fiel  bte  ©tabt,  unb  jwar  roie  ein 
Bruchftücf2)  ber  ©achfenchrontf  anbeutet,  burdt)  Herrath  ber  Xfyam  ober 
jener  33ornel)men.  Ü)ie  alte  ©i;tl)a  entfam  glücfltd)  mit  mehreren  anbern 
grauen,  fte  entfloh  erft  nach  bem  f  leinen  im  Briftoler  ßanal  gelegenen 
gelfenetlanb  ©teepf)olm,  wo  fte  längere  3*tt  öuf  bie  2lnfunft  ihrer  (Snfel 
wartete,  bie  mit  einer  glotte  auö  3rlanb  eintreffen  follten.  9U$  bicfe  nicht 
erfc^tenen,  fchtffte  fte  nach  ©t.  Omer  auf  glanbernS  ©ränje,  wo  fte,  in$ 
$)unfel  be$  $rioatleben$  jurücftretenb  ,  tf)re  Sage  befchloß. 3) 

5tchtunboter§ig  Käufer  oon  (Sreter  waren  im  Saufe  ber  Belagerung 
jerftört  worben.  2lu3  ben  Krümmern  berfelben  ließ  ber  Jlöntg  eine  Burg 
erbauen,  bereu  Dbfmt  er  bem  jum  SSijtl)um  oon  Ü)eoonff)ire  ernannten 
©o^ne  beö  ©rafen  ©tfelbert,  Balbutn  oon  9J?oleö,  anvertraute.  *)  Naa> 
bem  2ßill)elm  bte  SBerhältntffe  ber  ©tabt  georbnet  5>atte ,  rücfte  er  weiter 
gegen  ben  äußerften  ©übweften  Britannien^  unb  unterwarf  bie  £anbfcr)aft 
(Sornwalliä,  bie  ftcr)  im  Bunbe  mit  ben  Bürgern  oon  Ureter  empört  §u 
haben  fcheint.  £)teß  gethan,  fehrte  er  nacb  Dften  §urücf  unb  feierte  £)ftern 
ju  SÖBinchefter.  (Eben  borthin  entbot  er  au£  ber  Normanbte  feine  ©emaf)lm 
Sftathtlbe  unb  ließ  fte  burd)  ben  Dörfer  @r$btfchof  Sllbreb  jur  Königin  oon 
(Snglanb  weihen,  ©ie  würbe,  oermuthltd)  um  bie  nämliche  3eit,  reichlich 
mit  ©ütern  ber  beftegten  Empörer  oon  2)eoonfhtre  auSgeftattet. 5) 

l)  3)uc^cönc  ©.  510.  2)  2)en  S3etoetö  Ui  £f;tenty  II,  38.  3)  Chronic,  saxon. 
ad  a.  1067.  Flores  histor.  @.  635.  3)uc^eöne  ©.  513,  b.  *)  tyimq  a.  a.  £). 
6)  Doomesdaybook  I,  ©.  101,  jiüeitc  <&palte. 


410 


^abfl  ©regoriuS  VII.  unb  (ein  Settalter. 


Der  erfte  93erfu<$,  bte  ©öf)ne  £aralb6  ju  ©egenfönigen  ttnber  9BiU 
heim  aufeutoerfen,  roar  glücflid)  vereitelt,  aber  nun  traten  Slnbere  auf  ben 
©d)auvla$ ,  roeld)e  Hf$RH$cft,  bod)  nid)t  für  «gmralbS  ©tamm,  roagten. 
2Bie  oben  bemerft  roorben,  Ratten  bte  vornehmen  2lngeljad)fett,  welcfce  2Bü* 
heim  im  9ftär$  1067  ä(6  Staatsgefangene  in  bte  Normanbie  hinübernahm, 
(Srfaubntß  erhalten,  ungehmbert  in  tyx  QSatertanb  l)etmsu!et)ren.  SllgarS 
©ofme,  Morfar  unb  (Sabvoin,  fo  rote  ber  Süto  (Sabgar  unb  bte  Slnbern 
famen  auf  btefe  Steife,  rote  e0  fcfietnt  $u  gleicher  3e^  mit  S9BtIf>eIm,  nad) 
(Sttglanb  surücf.  SBalb  brach  Unetntgfett  arotfeben  bem  Röntge  unb  (Sabrotn 
aus.  2llö  nämlich  bte  betben  S3rüber  ftch  bem  Normannen  §u  SBerftng 
unterwarfen,  l)atte  SBil^elm  ba$  SSerfVrechen  abgelegt,  eine  fetner  Softer  bem 
älteren  ©ohne  Sllgarö  §um  SBetbe  ju  geben.  9^acf)  ber  9tüdfcf)r  brängte 
(Sabroin  ben  Jtönig,  Daß  er  2Öort  fyafo,  aber  S93i(^elm  §ögerte.  Nun  fnüpften 
bte  SBrüber  mit  einem  £äavtltnge  ber  Salltfer,  ihrem  93erroanbten,  (Sin* 
verftänbniffe  an,  entwichen  vom  £ofe,  eilten  nad)  bem  mittleren  unb  nörb* 
ltd)en  (Snglanb,  unb  pflanzten  bort  ba$  Saliner  ber  Empörung  auf:  taufenbe 
Un^ufriebener  fammelten  ftcf)  um  fte.1)  2ßie  e$  fchetnt,  ging  bte  2tbftd)t 
ber  ©ö'hne  SügarS  baln'n,  eine  felbftftänbige  §errfa)aft  ju  grünben.  Denn 
fte  ftanben  roeber  bamalö  noch  ftoäter  mit  anbern  Nebenbuhlern  2Btlf)elmö 
in  ^erbtnbung,  fonbern  Baubeiten  auf  eigene  gauft. 

Um  btcfelbe  Seit,  roie  Morfar  unb  (Sabrotn  ober  vielleicht  etroaS  fväter, 
fünbtgte  ber  neue  @arl  von  Sernicta,  ©oSvatritf,  ber,  rote  ich  oben  erzählte, 
von  2Öill)e(m  im  vorfgen  2£tnter  gegen  eine  große  ©umme  ©elbeS  mit  ber 
genannten  Sanbfchaft  belehnt  roorben  roar,  im  herein  mit  einem  norbeng* 
lifcben  Häuptling,  ber  MarleSrottt  |!e$,  unb  etlichen  anbern  northumbrifchen 
©roßen  bem  Könige  ben  @el)orfam  auf.  9lber  ©oSVatrif  machte  eö  ntd)t 
roie  2llgarS  ©öt)ne,  fonbern  er  fd)tnüdte  ben  begonnenen  Slufftanb  mit 
einem  vornehmen  Namen:  ßltto  (Sabgar  mit  feiner  ganjen  gamilte,  feiner 
Butter  Slgatfja  unb  feinen  beiben  ©ebroeftern  Margaretha  unb  (Shrtftiana 
flogen,  von  tr)m  etttgelaben,  nach  Norbenglanb. 

©oSVatrtf  tt)at  noch  mel)r,  er  brachte  ben  grinsen  mit  bem  Könige 
von  ©cbottlanb,  Malfolm,  in  eine  SSerbtnbung,  bie  bureb  gamilienbanbe 
unauflöslich  gemacht  rourbe.  Malfolm  ehelichte  nämlich  (SabgarS  ©chroefter 
Margaretha.2)  £)hne  grage  foHte  nach  ©oSpatrtfS  $lane  ßabgar  als 
rechtmäßiger  «ftöntg  bem  5lnmaßer  Wilhelm  entgegengeeilt  roerben.  (£ab* 
garö  $artbet  ma^k  bebeutenbe  gortfehrttte.  Surgam,  baS  nid)t  roeit  von 
ber  fehottifeben  @rän§e  liegt,  warb  &u  einem  SBaffettVlafc  gemacht,  fpäter 


*)  ©udjeöne  @.  511.  2)  (Simeon  toon  3)urt)am  bei  Sattelt  ©.  201;  annal. 
wawerleiens.  bei  ©ale,  script.  anglic.  IL  130;  enblid?  Flores  hist.  @.  635. 


93terteS  93ud&.  (5ap.  20.  2BtU)elm  !ef>vt  im  SWärj  1067  nac$  ber  Siovmanbie  ^urücf.    i\  \ 


cmd)  ?)orf  eingenommen  unb  ganj  9fortlnimbrien  befefct.  (Sabgar  felbft 
feblug  fct'n  Diiariter  in  g)orf  auf.1) 

jtönig  2Öi(r)clm  eilte,  bie  boppelte  ^Bewegung  roo  möglid)  im  jtetme 
ju  erfttefen.  3um  crftenmale  brang  er  bamalS  —  etroa  nad)  *Pftngften 
1068  —  in  eigener  sßerfon  nad)  bem  mittleren  unb  nörbliaVn  (Englanb  oor. 
2öie  früher  gezeigt  voorben,  tjatte  toal;rfcf>ctn(tcf>ei*  2Beife  bte  Eroberung  in 
ben  jroei  oorfyergefyenbcn  3al)ren  ben  Sauf  ber  £r)cmfe  nicM  überfebrttten. 
SBcfanntlid)  liegt  Drforb  auf  bem  linfen  ober  nörblidien  Ufer  beö  eben  ge* 
nannten  Stoffes.  9?un  l'agt2)  3Bt(r)eIm  oon  9JMmeSbun;,  baß  ber  jtönig 
um  bie  geit,  oon  ber  roir  fyier  fpreerjen,  bie  Stabt  iDrforb  erftürmte  unb 
balb  barauf  aud)  g)orf  einnahm.  2)cnmacb  f)at  ber  Normanne  auf  bem 
3uge  gegen  §)orf  Drforb  in  feine  ©eroalt  gebraut.  Sllletn  bie  SluSfagc 
beS  (Etyroniften  verliert  faft  bie  £ä'lfte  ifyreä  2Bertl)S,  ttyeilö  roeil  anbere 
Scbriftfteller  oon  bamaliger  Eroberung  £)rforbS  fc^roeigen,  tfjetlS  roeil  in 
einigen  ^anbfebriften  ber  sD?almeebun;er  <St)rontf  ftatt  £>rforb,  ein  SBort 
ftd?  ftnbet,3)  baS  Ureter  ju  beseia^nen  febeint.  golglia^  roäre  mögltcb,  oajj 
ber  9J?öna)  Ureter  im  5tuge  tyatte,  baS  oon  2Bilf;elm  im  grüfyling  beffelben 
3af)reS  eingenommen  roorben  roar.  Dennod)  muß  man  meines  (Erad)tcnS 
für  £>xforb  entfdj)eiben,  benn  baS  2>omt>atyboof  melbet,4)  bajj  um  1084  oou 
ben  700  Käufern,  roela^c  biefe  Stabt  früher  $fßt,  uafye  an  500  jerftört 
geroefen  feien,  hieraus  ergibt  ftd)  mit  r)of)er  ^afyrfcf)einlid)fett,  ba£ 
Drforb  einen  Sturm  erlitten  t)at,  ber  faum  in  eine  anbere  ^cit,  als  ben 
Sommer  1068,  fallen  fann. 

Saut  ber  2)arftellung 5)  £)rbertct;S  erfajien  Jtünig  2öilr)elm  auf  bem 
3uge  gegen  Horben  junäc^ft  in  ber  Stabt  2Barrottf,  roo  er  eine  SBurg  er* 
bauen  lief.  2)ieß  fttmmt  gut  §u  obiger  Angabe  beS  SEttalmeSburr/er  (Efyro* 
niften,  benn  Sßarrotcf  liegt  auf  bem  2Bege  £on  £>rforb  nad)  9iortl)umber* 
lanb,  rool)in  2ötlf)elmS  SDtofa?  gerichtet  roar.  3n  ber  9Mr)e  oon  Sßarroicf 
febeint  gefcbefyen  ju  fein,  roaS  £>rberia)  roeiter  Uxiä^Ut,  nämlid)  bafj  SllgarS 
Söfyne,  (Sabroin  unb  Sttorfar,  erfebreeft  bureb  2©ilr)elmö  Uebermaa^t,  bie 
Staffen  nieberlegten,  ftd)  bem  Könige  unterwarfen  unb  bem  5lnfc^eine  nadj 
feine  @nabe  roieber  erlangten. 

2)ie  eine  ber  beiben,  nur  bura)  einen  fletnen  9?aum  gefctiiebenen  unb 
bod)  nidjt  mit  einanber  oerbunbenen,  (Empörungen  roar  niebergefe^lagen.  Der 
Jtöntg  roanbte  nun  feine  Streitfräfte  gegen  bie  £äupter  ber  anbern.  2)aö 
£eer  rüdte  naa^  5Rottingl)am,  roo  fofort  gleichfalls  5(nftalten  jur  (Errichtung 
etneö  ©cfyloffcS  getroffen  rourben,  unb  erreichte  bann  bie  ©ränje  9?ortl)um^ 
brienS.    2Bie  eS  fd)eint,  unfern  ber  Stelle,  roo  bie  glüffe  jufammenlaufen, 


l)  2)u^cöne  <S.  290,  a.  *)  ^aütle  @.  102  unten.  3)  Sa^VenBerg  II,  82. 
Jflote  b.       4)  Vol.  I,  154,  (Spalte  a.       6)  3)uc^eöne  <S.  511,  c. 


412 


$abft  ©regotiuä  vn.  unb  fein  3eiiattet. 


bie  ben  £umberftrom  bilben,  [teilte  ftrf)  ber  2lnf)ang  (SabgarS,  ber  ben 
itönigötitel  angenommen  fyatte,  §um  Jtampf,  erlitt  aber  eine  völlige  lieber* 
läge.  *)  (Sabgar  entflof)  nact;  ©cbottlanb,  ber  Stabtratr;  ober  bie  33ome^men 
fcon  g)orf  überbiete  bie  Scp'tffel  ber  £f)ore  unb  unterwarfen  ftet;.  2)a3* 
felbe  tfyat  2lrd)ill,  einer  ber  einflufreia^ften  $ortt)umbrier,  ber  feinen  ©ol)n 
bem  $bmg  al£  ©eifel  überlieferte.  2lud)  ber  23ifa)of  tton  £)urf;am,  Slgel* 
Win,  fanb  ftet)  im  fönigltdjen  Sager  ein  unb  r)utbigte. 

Slgelwin  fcfyeint  früher  mit  (Sabgar,  beffen  5lnl)ang,  rote  tcr)  fagte,  feit 
Anfang  be6  SluffianbeS  bie  Stabt  3)urf)am  befefct  fyielt,  ftet)  eingelaffen, 
{ebenfalls  eine  jweibeutige  Stellung  eingenommen  31t  fyaben.  (Sr  moebte 
füllen,  ba{$  er  bura)  befonoere  Ü)ienfte  bie  @nabe  2Btlt)elmö  »erbienen 
muffe,  unb  bot  fta)  §um  Unterfyönbler  an,  um  ben  Befcp^er  (SabgarS, 
Jtönig  -DJhlfolm  tton  Sdjottlaub,  sunt  5lbfa)lup  einer  Uebereinfunft  mit 
2Bill)elm  511  beroegen.  2Birflia)  fam  ein  Vertrag  §u  ©tanbe,  fraft  beffen 
ber  Schotte  9iuf)e,  »ielleta)t  gar  £ef)en3treue  gelobte2)  unb  folglicj)  ftill* 
febroeigenb  (Sabgar  preisgab. 

2)a  ber  engltfcfye  Äönig  ntcfyt  an  eine  emftltcfje  Unterwerfung  ber  ^ort* 
fjumbrier  glaubte,  lief  er  jroet  Bürgen,3)  eine  in  g)orf  felbft,  bie  anbere, 
Wie  e$  fc^eint,  in  ber  9?äf)e  erbauen,  Sie  würben  mit  500  ©eljarnifa^ten 
befejjt,  ben  Befefyl  in  ber  einen  erhielt  2öilf)elm  Wlakt,  ben  in  ber  anbern 
Robert,  ^tc^arbö  Sofyn.  hierauf,  etwa  im  Spatfyerbft  1068,  fef)rte  ber 
^önig  nact;  bem  ©üben  jurücf.  2Bäf)renb  beö  $ücf$ugö  orbnete  er  bie  (£r* 
rtetitung  »ort  Burgen  in  mehreren  Stäbten  -äftittelenglanbS,  wie  Siucoln, 
Huntington,  (Eambribge  an.  Diefe  bauten  waren  eine  fcfywere  Saft  für 
bie  Bewohner,  gan$e  S^ei^en  »on  Käufern  mußten  fallen,  um  benfelben 
Dtaum  §u  machen.  2lu3  bem  2)ombar/bucr;  erhellt4)  3.  B.,  baß  in  Sincoln 
166  Käufer  als  Bauplafc  für  bie  neue  geftung  niebergeriffen  worben  finb. 
$lnbererfeit6  fcfywäctjte  bie  9?otf)Wenbigfeit,  fo  fciele  *piä£e  mit  genügenber 
■iDknnfcfyaft  ju  t^erfe^cn,  ben  Beftanb  be3  £eere0  unb  t>erfe£te  ben  $önig 
in  feine  geringe  QSerlegenfyeit,  jumat  ba  um  biefelbe  Seit  mehrere  ber  beften 
güfyrer  feiner  Gruppen,  mübe  be3  unau6gefe£ten  gelbbienfteS,  ber  nunmehr 
solle  $wet  3ar)re  bauerte,  (Sntlaffung  in  bie  ^eimatl)  »erlangten. 

£)rt>ertcc/  erjäf)lt,5)  bie  in  ber  üftormanbte  lebenben  grauen  berfelben 
rotten  Botfa)aften  über  Botfcfyaften  gefebieft  unb  §ule$t  mit  Untreue  ober 
gar  mit  (§ingef)ung  neuer  (£l)en  gebrofyt,  wenn  ir)re  Männer  nic^t  nact) 
§aufe  fommen  würben.  SSergeblict;  bot  ber  jtb'ntg  erf)öf)te  Belohnungen, 
ebenfo  ttergeblia)  fudjte  er  bie  2öanfenben  bura)  Spott  jurücfju^alten,  tn^ 


')  Ibid.  <S.  290,  a.  b.  (Sattile  <S.  369  Tiitk.  2)  3)uc^eöne  (S.  511,  d.  ••)  Flo- 
res  histor.  ©.  635,  üergltdjeu  mit  2)ud)eöne  @.  512,  c.  *)  I,  336.  (Spalte  3. 
6)  £>iid)e$ne  ©.  512,  a.  b. 


Viertes  S3ud).  (5ap.  20.  SBityelm  fefjtt  im  2Wdtj  1067  narf)  ber  Üftormcmbie  jurücf.  413 

bem  er  fte  als  SPantüjfetyelben  Iä*erli*  ma*te.  (Stnige,  rote  #ugo  *on 
©rentmeSnil  unb  beffen  5^effe  £umfrieb  »ort  ^ttteut ,  ben  2Btlr)eIm  $um 
©rafen  tton  «£>afting$  ernannt  Ijatte,  ergangen  ben  Urlaub.  2>er  nämlt*e 
(Sbronift  behauptet,  nie  mehr  hätten  feitbem  33eibc  son  bem  erzürnten  Röntge 
ifjre  2ef)en  jurüeferhalten,  allein  feine  Angabe  wirb  bur*  eine  ©teile  *)  be6 
Ü)ombatyboofS  wiberlegt,  aus  wel*er  erhellt,  ba£  «£>ugo  balb  wteber  unb 
jwar  mit  feiner  ungebulbigcn  ©cmat)lm  na*  ßnglanb  fam  unb  au*  lieber 
in  ben  Beftfc  feiner  Bürgen  bei  Seicefter  gefegt  warb.  3m  Uebrigen 
ma*en  biefe  Umtriebe  normaitnif*er  £)fftcier£frauen  auf  mt*  ben  (£m* 
brucf,  als  feien  fte  ein  ttom  fransöftf*en  £ofe  angebetteltes  ©ewebe 
gcwefen. 

SQ3äl)renb  bcr  Baftarb  na*  bem  Horben  50g  unb  ?)orf  unterwarf, 
Ratten  anbere  2Biberfa*er  auf  ber  5öeftfette  beS  $ei*S  einen  Angriff  ge* 
wagt,  ber  jebo*  gleichfalls  mtfglücfte.  2öie  früher  angebeutet  korben, 
waren  bie  6öl)ne  beS  erf*lagenen  £aralt>,  ©obwin,  (Sabmunb,  Magnus 
na*  ber  6*la*t  tton  ©enlac  auf  bie  3nfel  3rlanb  geflogen,  wo  fte  beim 
Könige  2)ermob  »on  Seinfter  ©*u|  unb  Unterftü^ung  fanben.2)  SSM 
Ü)ermobS  «£>ülfe  rüfteten  fte  eine  gfotte  auS,  um  (Snglanb  anzufallen,  ju 
gleicher  Seit  wiegelte  ir)re  ©roßmutter  @t?tl)a  in  ber  früher  betriebenen 
2Öetfe  bie  fübweftlt*en  @raff*aften  Britanniens  auf  unb  machte  (Ureter  §um 
TOttelpunft  ber  beginnenben  (Empörung  beS  ©übenS.  Beibe  Unternehmungen, 
baS  ber  (Mel  unb  baS  ber  ©rofmutter,  feilten  in  einanber  greifen,  allein 
bie  Abfahrt  ber  (öfteren  würbe  fo  lange  t?er§ögert,  bis  @V)tf)a,  bie  Hoffnung 
ber  9J?öglt*fett  ben  ^ampf  fortjufe£en  aufgebenb,  na*  ber  fknbrtf*en 
jtüfte  entfloh.  (Srft  gegen  ben  £erbft  erf*ienen  ^aralbS  ©b'hne  mit  ber 
©eema*t,  bie  fte  aufjubringen  oermo*t  Ratten,  an  ber  SWünbung  ber 
©aoern.  ©ie  wanbten  ft*  §uerft  na*  Briftol,  aber  bie  Bürgerf*aft  f*htg 
jebe  ^l)e^na^me  an  *>em  Vorhaben  ber  Brüber  runb  ab  unb  tterf*lofj  ihre 
Sfyore;  nun  lanbeten  fte  auf  ber  ßüfte  fcon  ©ommerfet. 

2)ort  trat  ihnen  ein  geinb  in  ben  2Beg,  ben  fte  ft*erli*  nt*t  er* 
warteten  —  nämli*  ein  ^>eerl)aufe  ni*t  normannif*en,  fonbern  angel* 
fö*ftf*en  33lutS.  Äönig  2ßtll)e(m  Ijatte  feit  ber  Krönung  eine  ©b'lbner* 
f*aar  errietet,  bie  auS  gebornen  2lngelfa*fen  beftanb,  unb  über  wel*e  er 
einen  ehemaligen  ^ofbeamten  beS  Königs  £aralb,  ben  ©tallare  @abnoth,  jum 
Hauptmann  beftettte.3)  tiefer  (Sabnotf)  griff  bie  ©öf)ne  £ara!bS  an  unb 
lieferte  ihnen  ein  hartnäckiges  treffen,  in  welchem  er  felbft  mit  ben  meiften 
feiner  £eute  blieb.  2Bilt)eIm  son  9MmeSburty  behauptet,3)  baf  @abnot6 
im  Kampfe  ftegte,  aber  wenn  bieft  au*  ber  galt  war,  bewirf te  fein  $ob, 


9lat^gch)icfen  öott  £aWen&etg      85.  Olotc  1.       2)  Flores  histor,  <§.  635  »er* 
gli^cn  mit  2)u^cönc  <5.  513,  a.       3)  ©aötte  @.  104  untere  Mtti. 


414 


$abfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalttx. 


baß  bte  ©egner  freie  ,£>anb  befamen.  <5ie  brachen  in  bte  Stiren  Deport 
unb  ßoruwalltS  ein,  plünberten  biefelben  aus,  festen  aber  bann  gegen  ben 
Söinter  mit  ber  gefammelten  SBeute,  ohne  etwas  9cad)halttgcS  ausgerichtet 
$u  Ijaben,  nad)  3rlanb  jurücf. ') 

Der  Ausgang  beS  gelbjugS  ber  ©ohne  £aralbS  ift  bamm  wiebttg, 
Weil  er  beweist,  baß  unter  ben  Attgelfachfen  ftd)  eine  normannische  $art^et 
ju  bilden  begann,  genauer  gebrochen,  baf  bte  Einwohner  ber  ©täbte,  fo 
wie  bte  nteberen  (klaffen,  anbere  (Sejtnnungen  bezüglich  2ßilhelmS  hegten 
alö  ber  Sanbabel  unb  bte  9D?ttglteber  beS  grunbüerborbenen  engltfchen  9?etd^S* 
fürftenthumS.  2)te  23ürgerfcbaft  tton  33rtftol  weigerte  ftcb,  mit  ben  ©obwi* 
niben  gemeine  ©ad)e  p  machen,  offenbar  weil  jte  lieber  unter  ber  ^errjebaft 
eines  mächtigen  gürften  fteben,  als  ir)r  Vermögen  für  Abenteurer  ttergeuben 
wollte,  bte  unter  prächtigen  ÜBorwänben  cnblofe  Unruhen  erregten,  deicht 
beffer  als  in  23rtftol  muß  bte  Aufnahme  gewefen  fein,  welche  £aralbS 
©orrne  beim  Santowlf  fcon  $)et?onfhtre  unb  (SornwalliS  fanben,  benn  fonft 
würben  fte  weber  bte  genannten  *ßrotttn$en  fetnOlich  behanbelt,  noch  nach 
furjem  Aufenthalt  einen  rut)m*  unb  erfolglofen  ^ücfjug  angetreten  haben. 
9?od)  beutlid)cr  jeugt  für  ben  fraglichen  £l)atbeftaub  bte  Errichtung  ber 
angcljä&ftfchett  ©chaar.  3war  Shronift  2Btll)elm  tton  SJklmeSbun;  ur* 
tl)eilt  r)  anberS. 

SBcnn  man  ihn  hört,  l)at  ber  Normanne,  bem  Börner  3ulin$  (Eäfar 
nad)ahmenb,  nur  barum  ein  fleineS  *g>eer  aus  Attgelfachfen  gebtlbet,  um 
baS  ihm  &ert)ajjte  23olf  ans  Keffer  §u  liefern,  b.  h«  bte,  welche  feiner 
gähne  folgten,  im  Kampfe  mit  ben  anbern  Angelfad)fen ,  bte  unter  ben 
©egenföntgen  btenten,  aufzureiben.  Allein  biefj  ift  hanbgretfltch  eine  jener 
bei  eitlen  ©d)rtftftellern  r^äuftgen  Söemerfungen ,  welche  getftreteh  Hingen 
follen,  aber  beim  £td;te  befehen  an  Umoerftanb  ftechen.  ^ätte  ber  normam 
ntfa)e  (Eroberer  fcon  Seiten  ber  Angelfachfen,  bte  er  anwarb,  unb 
ntajt  vielmehr  treue  2)tenfte  erwartet,  fo  würbe  er,  inbem  er  fte  bem  geinb 
entgegenftellte,  ftch  mutwillig  ber  fehr  bebenden  ©cfa^r  ausgefegt  i)abm, 
baf  fte  ihn  fcerrtethen  unb  ju  ihren  SanbSleuten  übergingen.  ©o  r>anbelt 
ein  Tlann  tton  Äopf  nicht.  Wilhelm  fyat  alfo  ben  angelfächftfdben  ©ölbnern 
getraut.  3)tefeS  Vertrauen  aber  beweist,  baß  ber  Normanne  bte  Ueber* 
jeugung  gewonnen  r)attc ,  unter  ben  Staffen  englifajer  ©efellfchaft,  auS 
welchen  ©olbaten  unb  gührer  beS  fletncn  £eereS  genommen  würben,  herrfche 
feine  töbt(ta)e  Abneigung  gegen  bie  neue  £errfcbaft. 


l)  Chronic.  Saxonic.  ad  a.  1068  fammt  ben  üon  £r)terrr)  II,  55  uadjgetüiefenen 
&Nt$fiÜ<fett J  bann  Flores  histor.  ©.  635.       2)  ©awle  ©.  104  untere  Wlitte. 


93ierte«  Surf).  Qiap.  21.  (Sntfc^eibeube  kämpfe  roaf)renb  ber  3ar)re  1069  unb  1070.  415 


(EtmmbjttJanjigfJeö  Capitel. 

(Sreigniffe  ber  3a^re  1069  unb  1070.  (SinfaU  einer  mächtigen  bänifcr)en  ftlotte  in  (Sng-- 
Ianb.  .Kleinere  Sluffiänbe  im  Süben  unb  ffiefien.  ©rofje  (Empörungen  im  Serben. 
«Die  9?ortf)umbrier  öereürigen  fidf)  mit  ben  £änen  unb  bem  fcrjoüifer)en  jtonig  Wlc\U 
colm.  3)ovf  uurb  »on  ifynen  erfiürmt ,  unb  mefyr  a\§  3000  ^olbaten  beö  Jlönigö 
ffiilfjelm  fa((en.  SWrtfjregeln ,  bie  ber  Eroberer  ergreift:  buref)  S3eftedr)ung  trennt  er 
ben  9lnfüt)rer  ber  bänifcfyen  flotte  t»on  ben  Otorttjumbrievn ,  auet)  einzelne  angelfäd); 
fifcfje  Häuptlinge  ber  9luf|länbifdjen  gewinnt  er.  9?un  verwanbelt  ficf>  bie  nortfjuim 
brifdje  Bewegung  in  einen  Sertilgungefampf  nüifäen  Slnglobänen,  Welche  jebe  Unter; 
Ijanblung  mit  QBilfjelm  jurüefweifen ,  unb  2lnglüfacr)fen ,  bie  auf  be$  jtönigö  «Seite 
übertreten.  S3errätf?evei  be3  33ifcr)of3  Slgclwin  *on  Surgam.  9iortr)umbrien  wirb 
jur  ffiüfle.  3m  $rü()Iing  1070  enbet  ber  tfampf  mit  ttölliger  Unterwerfung  beä 
nörblicr)en  (Snglanbö.  2üiewauberung  Bieter  2(beligen  naef)  JBtyjanj  unb  anbern  2än* 
bem.  «Die  Jpartnäcfigfien  werfen  ft(f)  auf  bie  glufjinfel  (SU),  wo  fte  in  ben  bortigen 
jtlöjiern  Untevfunft  ftnben.  ©efefc  ffiilfyelmö  roiber  bie  mit  ben  Empörern  verbün; 
beten  Sftöndje. 

(Stegreicf)  ging,  rote  man  ftefyt,  ber  53afiarb  au3  ben  kämpfen  be$ 
3af)re6  1068  ^ert>or,  aber  neue  unb  fyeftigere  (tauben  bevor.  2luf  ber 
Stifte  »on  Dänemarf  lag  eine  große  glotte  jum  Auslaufen  gegen  (Snglanb 
bereit \  folebe  2lu3rüftuugen  bebürfen  längere  $eit  unb  fte  fonnien  bem  ^or* 
mannen  unmöglich  verbergen  bleiben.  SBtltjelm  rear  bavon  unterrichtet  unb 
auf  febroere  (Schlage  gefaßt.  Drbertct;  fagt:1)  „ba  bte  Vorbereitung  junt 
ßrteg  alle  Gräfte  beö  Könige  in  Slnfprud)  narjtn,  fanbte  er  feine  ®cmal)Iin, 
bte  Königin  9ttatl)ilbc,  nadj  ber  9?ormanbie  juriuf,  bamit  fte  bort,  vor 
$rieg6gefal)r  gefiebert,  rufug  (eben  fönne."  9?ocb  im  Sauuar  1069  brad? 
ber  Sturm  loö.  Silbjelm  l)atte  ben  Normannen  Robert  von  G>omine3  jum 
(Sari  ber  nortfyumbrtjcben  9]orbmarfe  gegen  (Scbottfanb  ernannt  unb  naef) 
3)url)am  beorbert.  9J?tt  500  ©efyarnifcbten  rücfte  bort  (SomineS  (§nbe 
3anuar  ein  unb  befe^te  bie  SBttrg. 

9D?er)rcre  (Srjrontften  berichten  ,2)  23tfcbof  2(gelvout  von  3)url)am  f)abe 
ben  (Sari  vor  einem  Ueberfatt  geroarnt,  bie  Tarnung  fei  aber  nid)t  be* 
achtet  roorben.  Die  £cute  Roberts  überließen  ftcb  ber  €orgloftgfeit.  <Ed)on 
in  ber  erften  9?acbt  entftanb  2tufrur)r  im  ganzen  2anb.  SQfyxti&t  Scbaaren 
9?ortr)umbrier  ftürjten  auf  Ü)urf)am  log,  brangen  in  bie  (Btabt  ein,  er; 
fähigen  bie  normannifc^en  (solbaten  in  ben  Straßen  ober  ben  Käufern, 
verbrannten  ben  23tfcbofSr)of,  roo  Robert  Somineö  rool)nte,  fammt  bemfelben. 
33on  ber  ganjen  33efa^ung  foll  nur  ein  (Sinniger  entfommen  fein.  2)iefe6 
©eme^el  fanb  ftatt  ben  28.  3anuar  1069. 

Ser  roaren  nun  bie  aufftänbifeben  9?ortl)umbrter  unb  unter  roeffen 


l)  2)uc^eöne  @.  512,  d.       2)  (Savile  @.  450  unten.  Xro^ben  6-  198. 


416 


$afcft  ©regorittS  VII.  unb  fein  3eitaftet. 


Befehlen  ftanben  fte  ?  Die  JDueUeh  geben  herauf  feine  Antwort,  wohl  aber 
melben  fte,  baß  im  §erbfte  beffelben  Safyreö,  als  bie  bänifcbe  glotte  in  ben 
£nmber  einlief,  fämmtlidje  Anführer  ber  kämpfe  be$  vorigen  3af)r$  unb 
überbieß  einige  Anbere,  bie  jefct  erft  bie  5D?a6fe  abwarfen,  nämlich  (Sab* 
gar,  ©oSpatrif,  Architf, 4)  9J?arle$wm  unb  auf  er  biefen  SBaltljeof,  (SiwarbS 
©ohn,  gemeine  ©adje  mit  ben  eingebrungenen  geinben  matten,  ©o$* 
patrif  unb  Archill  waren  bemnacf)  wieber  abgefallen  unb  Eabgar  t)atte  ftcb, 
ben  awifcben  9Mcolm  unb  Wilhelm  abgefchloffenen  griebenSttertrag  »er* 
Ie^enb,  nach  ^ort^umbrien  begeben.  3dj  benfe,  bie  nämlichen  ftnb  e6  ge* 
wefen,  bie  auch  ben  (Schlag  gegen  Durham  ausführten.  Dfe  neue  nort* 
fmmbrifche  Bewegung  muß  ton  Schottlanb  aus  angeftiftet  worben  fein. 

9fach  ber  Einnahme  DurhamS  rütften  bie  Aufftänbifchen  in  füblicher 
$icbtung  gegen  g)orf.  3unächft  griffen  fte  bie  Burg  an,  in  welcher  Robert, 
SRict/arbS  @o^n,  mit  feinen  beuten  lag.  CDie  Burg  fiel,  Robert  felbft  unb 
ber  größte  Zfyil  ber  Befa^ung  warb  niebergemacbt.  9?ocr)  ftanb  aber  baS 
(Sc^oß  fcon  g)orf ,  Wo  2Bilf)elm  9Met  ben  S3efet>l  führte.  SMe  ganje 
9J?ac3t)t  ber  getnbe  wanbte  ftdj  gegen  ir)n.  9Met  fanbte  einen  Eilboten 
nach  bem  ©üben  an  ben  ilönig  unb  Heß  ihm  fagen,  baß  er  verloren 
fei,  wenn  nia^t  fchleunige  £ülfe  fomme.  Der  Äönig  brach  fogletch  auf, 
überrafchte  bie  ^ort^umbrier  wäfyrenb  ber  Belagerung,  braute  ihnen  eine 
9?ieberlage  bei,  entfette  bie  (Stabt,  orbnete  bie  Errichtung  neuer  Serfe 
an.  Dann  nach  achttägigem  Aufenthalte  fet)rte  er,  ben  beften  feiner  §aupt* 
leute,  SÖtlhelm  gifcoSbern,  mit  genügenber  9J?annfcf)aft  aU  £)berbefet)löl)aber 
jurücflaffenb,  baf)tn,  woher  er  gefommeu  war,  nämlich  nacr)  SBincbefter  §u* 
rücf,  wieDrbericb  fagt,2)  um  baS  £>fterfeft  bort  §u  begeben,  wie  idb  glaube, 
um  baS  fübltche  unb  weftlicbe  Englanb  §u  bewachen.  Denn  ntdr)t  bloS  im 
Horben,  fonbern  allenthalben  namentlich  auf  ber  Sallifer  @rän§e  unb  in 
ben  6hiren  beS  (SübWeftenS  gährte  eS. 

9?acf)  Entfernung  beS  Röntge  brauen  bie  Aufftänbifchen  wieber  gegen 
g)orf  ttor.  Aber  gtfcoSbem  machte  einen  Ausfall  unb  fchlug  fte  in  einem 
treffen.  Balb  barauf  —  um  bie  TOtte  beS  SommerS  1069  —  begann 
bie  Bewegung  im  ©üben.  AuS  Srlanb  fommenb,  liefen  3)  bie  (Sohne 
£aralb6  mit  einer  glotte  <om  44  (eine  anbere  ^achricbt 4)  mclbet  mit  66) 
(Schiffen  in  bie  ^ünbung  beS  Za^,  fuhren  bi6  Sa^ftof  hinauf  ™b 
wanbten  ftch  »on  ba  ju  Sanb  gegen  Ureter.  Allein  bie  Umgegenb  war 
gut  Um^t,  unb  ber  Erfolg  bewies,  baß  ßöntg  Wilhelm,  bie  Sßtane  ber 
©egner  fennenb,  feine  Maßregeln  getroffen  Utk,  um  fte  gebührenb  ju 
empfangen.    Brian,  (Sof)n  beS  bretagnifd)en  ©rafen  £)bo,  unb  Sßtlhelm, 


*)  JDu^cöne  ©.  513,  d.  2)  91.  a.  £>.  512,  d.  8)  Flores  histor.  @.  635. 
*)  S)u^c6ne  @.  513,  a. 


SSterteö  93ud).  Gap.  21.  (Entfcfyetbenbe  Kampfe  toäfjrenb  bet  Safjre  1069  unb  1070.  417 

9Q3alb6  6ofm,  rücften  ben  £aralbiben  entgegen  unb  lieferten  tfynen  um 
ba3  3ot)anntöfeft  unb,  Wie  eö  fa)eint,  unweit  Ureter  eine  (Sd)lad)t,  in  welcher 
bie  ©egenpartfyet  fd)Were  SSerlufte  erlitt;  bie  krümmer  be3  irifdjen  £eere3 
flogen  nad)  Srlanb  aurütf.  2)te  @efar)r  von  biefer  6eite  r)er  war  über* 
wunben. 

5tber  nicf)t  lange  nadjfyer  erfaßten  bie  bäntfcbe  Sftaubflotte,  SSerberben 
brofjenb,  auf  ßnglanbö  jtüfte.  ^iefelbe  §af)lte  ntdt)t  weniger  alö  240  ©egel.  0 
@eit  mehreren  3al)ren  muß  an  ifyr  gerüftet  worben  fein.  2lu3brüdlid)  fagt1) 
Drberid),  $ömg  <5wen  (Sftrtbfon  l)abe  nict)t  bloS  bie  £ülf$mtttel  feinet 
(Srbreid)3  £)änemarf,  fonbem  aud)  bie  Gräfte  ^olenS,  (Saasens,  grieö* 
lanbS  unb  SiutictenS  angeftrengt,  um  eine  folcfce  @eemad)t  §ufammen§u* 
bringen.  3^  verfiele  bieß  fo,  baß  ©wen  fäa)ftfa)e  unb  frteftfcfye  ©ee* 
leute  warb  unb  aucb  bie  23eWor)ner  ber  heutzutage  mecHenburgifcfyen  unb 
pommerifdjen  ©eefüfte,  welche  er)emal6  unter  polnifc^er,  fyäter  unter  bänifdjer 
Qotyit  (tanb,2)  nötigte,  il)m  Sftannfcfyaft  ober  ©cfytffe  §u  [teilen.  2luf  ber 
glotte  befanben  fta)  jwei  Sörme  <Swenö  G£>aralb  unb  jlanut),  ferner  ber 
jüngere  53ruber  beö  Königs,  £)6bem,  welker  vor  20  Sauren  in  (SbwarbS 
be6  SBefennerS  Sagen  auö  (Snglanb  vertrieben  worben  war, 3)  jwet  bänifc^e 
U3tfcf)öfe  unb  brei  3ar(e  ober  ©rafen.  33on  ben  23ifa)öfen  wirb  einer  @l)ri* 
fttan 4)  von  2larf)uö,  fpäter  von  9?tpe,  von  ben  bret  3arlen  ebenfalls  einer, 
Surfil,4)  namhaft  gemacht.  Ü)ie  Bewegungen  ber  bantfctyen  ©eemadjt 
(äffen  feinen  3^eifel  barüber  §u,  baß  ber  £)berbefef)l$r)aber  mit  ben  ver* 
fd)tebenen  jur  (Smpörung  entfcfyloffenen  *ßartf)eien  ber  5lngelfacl)fen  93er* 
binbungen  unterhielt. 

(£rft  wollte  er  bei  Ü)over  lanben,  fei  e#  um  ben  (Söhnen  «garalbS, 
von  benen  er  vorau$fe£en  modjte,  baß  fte  geftegt  Ratten,  fei  c6  um  £>en* 
jiemgen,  bie  fur§  barauf  in  2)orfet  unb  2)evonfr;ire  §u  ben  Staffen  griffen, 
bie  £anb  §u  reiben.  Willem  bie  normannifa^e  23efa£ung  §u  2)over  J>telt 
fo  gute  2Öad)e,  baß  bie  3)änen  nad)  vergeblichem  3Serfudr)e  lanben  ab* 
fegein  mußten.5)  ©ie  fuhren  nun  nad)  ©anbwtd),  würben  aber  bort  gletcr)* 
falle  burd)  eine  5lbtf)eilung  be3  normannifd)en  £eere£  vertrieben.  Leiter 
nad)  Horben  fegelnb,  liefen  fte  in  ben  S3ufen  von  3p$wtd)  ein  unb  fcbifften 
bort  einen  £f)etl  ber  9J?annfa)aft  aus.  2)ocr)  alSbalb  ftrömte  ba$  Sanbvolf 
jufammen,  fiel  über  bie  ©ingebrungenen  l)er,  erfa)lug  tfjrer  30  unb  nötigte 
bie  Zubern,  auf  bie  glotte  $urüd$ufer;ren.  5lbermal  haben  wir  f)ter  einen 
hanbgreifltd)en  Beweis,  baß  bie  Sftaffe  ber  5lngelfad)fen  nichts  von  bämfc^en 
geifern  wiffen  wollte,  unb  baß  nur  ber  f)or)e  5lbel  eö  war,  ber  mit  bem 
fremben  ^rbfeinb  fta)  verfdjwor.    2Bte  bumm  müßte  aua)  ber  gemeine 


l)  2)uc^eöne  @.  513,  b.  2)  Dbtn  <S.  121.  8)  ©af.  @.  296.  4)  Stoßen 
<S.  198.      5)  JDuc^eöne  ©.  513,  c.  flg. 

©frpter,  $a6(i  ©ycgonu«  vil.  33b.  in.  27 


418 


Sßafcji  ©regortuö  VH.  unb  fein  ßdtalkx. 


Wlam  gewefen  fein,  wenn  er  fein  Heil  tton  einem  93olfe  erwartet  hätte, 
burct)  welche^  (Snglanb  währenb  ber  legten  80  3af)re  wieberr)olt  in  tteffte$ 
(Slenb  geftür§t  worben  war. 

93on  Speiet)  fteuerten  bie  3)änen  nact)  Stfotwich,  wo  fte  gleichfalls 
eine  £anbung  verfugten.  5Dtc  Mftenwaa^e  befehligte  in  borttger  ©egenb 
ber  Normanne  $abulf  Saber.  2)iefer  griff  fyer$aft  an,  machte  Sßtele 
mit  bem  falten  (Stfen  nieber,  erfättfte  Slnbere  im  Speere.  2)te  £)änen 
wanbten  nm,  fpamtten  ihre  Segel,  erreichten  bie  Humbermünbung  unb  liefen 
um  -DJfariä  ©eburt  (8.  (Sept.)  in  ben  ©trom  ein.  Qkx  enblia)  blühte  tr)r 
Satten.  ©a)on  ftanben  bie  Häupter  beö  northumbrtfchen  Slufru^rö  »om 
grühiar)re,  ©oSpatrif,  sJJ£arIe3win,  WtäßL,  2Baltr)eof  ©iwarbS  ©or)n,  bereit, 
ftch  tbnen  tttyif$lfe$eiL  5lucr)  $rin§  (£abgar  war  in  ber  R&fyefj  ha*te 
aber  einen  fleinen  9taub§ug  nach  £utcolnfhire  gemacht,  auf  welchem  er 
beinahe  oerunglücfte.  ©ein  (befolge  ffel  nämlich  in  einen  Hinterhalt  ber 
normanntfchen  ©armfon  von  ßtncoln,  bie  unter  ben  Herren  aufräumte.  W\t 
nur  jwet  Begleitern  entfam  ber  *ßrtn§  ')  unb  eilte  nun  ins  Sager  ber  £)änen. 

$önig  Wilhelm  jagte  eben  im  2)eanforfte,  unweit  Lincoln,  al6  er  bie 
5lnfunft  ber  3)änen  erfuhr;  fogletct)  fanbte  er  (Eilboten  an  bie  Befef)l3haDer 
in  g)orf  mit  ber  Tarnung,  auf  ber  Hut  §u  fein,  unb  ihn  eS  wiffen  ju 
laffen,  wenn  §ülfe  nöthig  wäre.  2)tefelben  antworteten,  baß  fte  ftch  ftarl 
genug  fühlten*  um  bem  getnbe  unter  allen  Umftänben  bie  6pt{3e  jit  bieten, 
unb  feiner  frtfchen  SJfannfchaft  bebürften.  9ioch  peinlichem  Qmtbrucf,  alö 
auf  ben  $öntg,  machte  bie  ^achrtcbt  oom  Sludge  ber  2)änen  auf  ben  Qnv 
bifchof  Sllbreb  fcon  g)orf.  3)a  er  ftch  fehr  tief  mit  ben  Normannen  etnge* 
laffen  $atfe,  fühlte  er  wohl,  baß  er  »on  ben  5lufftänbtfchen,  an  bereu  6teg 
er  nicht  §wetfelte,  feine  ©nabe  erwarten  bürfe.  BöfeS  ©ewiffen  unb  ©chrecfen 
ftitrsten  ihn  tn  eine  fct)Were  Äranfhett,  an  welcher  er  ben  11.  ©eptember 
1069  »erfchteb.2) 

^ätte  $öntg  2Stlt)elm  auf  bte  erfte  jtunbe  vom  Laheit  ber  $aub* 
flotte  feine  ©trettfräfte  am  HumDer  §ufammenge§ogen,  fo  wäre  vielleicht  bte 
^Bereinigung  ber  3)änen  mit  ben  5lufftänbtfcben  unb  ihre  nächfte  golgc,  bte 
(Srftürmung  g)orf$,  abgewenbct  worben.  5lllein  er  trjat  eS  nicht,  weil  er 
ben  $erftcherungen  ber  Befehlshaber  von  g)orf  traute,  unb  wohl  noch 
mehr,  weil  tn  ^urjem  fo  bebenf liehe  Umftänbe  eintraten,  baß  ber  $öntg 
in  ber  Xfyat  ^aum  voiff ort  fonnte,  wohin  er  ftch  §uerft  wenben  folle.  ©eit 
nämlich  bie  3)änen  ber  Äüfte  ftch  näherten,  fchlug  bte  glamme  beö  2luf* 
ruljrS  auf  fünf  bis  fedjö  tterfchiebenen  fünften  im  3nnern  beS  Geichs  em* 
por.  3ch  Will  §unächft  bte  Heineren  Bewegungen  fchtlbern,  ehe  ich  jur 
©efchtchte  be$  northumbrifchen  Kampfes  übergehe. 


4)  Ibid.  513,  d.       2)  Flor,  histor.  @.  635. 


Sßierteö  93u$.  £ap.  21.  @ntfcr)etbenbe  kämpfe  roäfyrenb  ber  Safere  1069  unb  1070.    41 9 


Robert  von  9J?ortatn,  be$  jtö'nigS  ^albbruber,  unb  von  tr)m  mit  aus* 
gebeulten  Sänbereten  in  fftat&atttt  belehnt, *)  r)atte  in  ber  (Bf)ire  (Sommer* 
fet  eine  ftarfe  33urg,  bie  von  itjrer  Sage  ben  tarnen  9J?ontague  befam, 
erbaut.2)  ©egen  biefe  geftung  brad)  ber  angelfäd)ftfd)e  ?lbel  von  ©om* 
merfet  unb  2)orfet  lo3,  bie  SBttrgmannen  leiteten  jebod)  fyartnätfigen  Sßiber* 
ftanb,  rooburd)  einer  ber  vom  Könige  eingelegten  Dberbeamten,  23ifd)of 
©otefreb  ton  (SoutanceS ,  3e*t  erhielt,  §u  «£>ülfe  ju  eilen,  ©otefreb  bot 
einen  $f)eil  ber  normamtifa^en  23efa£ungen  von  Sonbon,  SaliSbur».  unb 
2Btnd)efter  auf,  überrafa^te  bie  Belagerer  unb  jagte  jte  aufeinander.  23iele 
gerieten  in  ©efangenfct;aft  unb  büßten  burd)  23erftümmelung  tf)rer  ©lieber. 3) 
2)ie  Slbfüfyrung  ber  normannifd)en  ©arnifonen  nad)  bem  bebrol)tcn  £)rte 
ift  ein  neuer  SÖeroeiS,  baß  ber  Köllig  feine  ©efafyr  von  ©eiten  ber  33ür* 
gerfdj)aften  in  ben  größeren  ©täbten  be3  SübenS  fürchtete. 

2Mf)renb  um  93?ontague  gefämvft  rourbe,  griffen  Slufftänbffcfie  au£ 
2)evonfr;ire  unb  ßornroattte  baS  im  grüfjling  1068  neu  befefttgte  Ureter  an. 
„2)te  23ürgerfd)aft  ber  ©tabt,"  fagt3)  £)rberta),  „fytelt  jum  Könige,  benn 
fte  roar  bunf)  bie  (Sreigntffe  vom  vorigen  3al;re  getvtfugt."  2)a  fomtt  bie 
33efat3ung  freie  £anb  fyatte,  machte  fte  einen  Ausfall,  roeldjer  glüdte.  Sbk 
Belagerer  rourben  geroorfen,  unb  gerieten  auf  ber  gluckt  in  bie  £änbe  ber 
normanmfa^en  ©rafen  2ötlt)elm,  SBalbS  6ofnt,  unb  23rian,  be6  23retagner$, 
welche  von  6I)rovfr;ire  fommenb,  sunt  (Sntfa^e  ber  ©tabt  Ureter  r;eran§ogen 
unb  ben  ^urücfroeia^enben  Empörern  böfen  (Smvfang  bereiteten.  2lucr/  in 
(Sfjrovffytre  roar  nämlid)  eine  (Smvörung,  unb  §roar  eine  gefäf)rlid)e,  au3ge* 
brocken.  ©efüfyrt  von  (Sabrtf,  bem  2Mbling,  ben  rotr  vom  3a^re  1067 
fyer  lernten,  fielen  Unjufriebene  auf  ber  genannten  (£f)ire,  im  herein  mit 
SBallifern  unb  (Sinroofynern  ber  ©egenb  von  (Softer,  bie  föniglidbe  8efai$ung 
ber  S3urg  6l)rero3bun;  an.  5luf  bie  Jhmbe  fjtevon  beorberte  ber  jtöntg 
bie  beiben  ebenerroftfynten  ©rafen,  SBilljelm  unb  23rtan,  bem  Slufrufyr  (Sin* 
fyatt  ju  tl)un.  Dtefelben  eilten  fyerbei,  famen  aber  bod)  ju  fvät:  6f)rero$' 
burfy  roar  eingenommen  unb  verbrannt  roorben,  bie  5lufftänbifd)en  aber 
Ratten  fta)  nact)  vollbrachter  £r)at  jerftreut.  Unter  biefen  Umftänben  fan* 
ben  eö  bie  beiben  Normannen  geraden,  naa)  ©reter  aufzubrechen,  ba6,  rote 
fte  roußten,  bamals  von  ben  ßornroalen  belagert  rourbe.  5luf  ber  9?orb* 
fette  von  6f)rovfl)tre,  in  ber  ©egenb  von  Softer,  roofyer  ein  großer  Sbjeil 
derjenigen  ftammte,  roelaje  ©fyreroSburv.  jerftört  Ratten,  batterte  bie  23eroe* 
gung  biö  ins  näcbfte  3a^r  fort,  ba  ber  ^önig  nta^t  früher  freie  §anb  be^ 
fam,  bie  bortigen  (Smüörer  ju  paaren  ju  treiben. 

©nblia)  ein  roetterer  Sßrotft,  roo  gletd)fall0  eine  (5a}ilber^ebung  ftatt^ 


4)  Domesdaybook  I,  121,  brüte  feilte  flg.  2)  Ibid.  <S.  93,  evfie  <&palk. 

3)  EudjeSne  <B.  514,  a. 

27* 


420 


^afcjl  ©regoriuö  Vn.  unb  fein  ßdtalttx. 


fanb,  war  bie  ©l)tre  von  ©tafforb,  Wela)e  ber  Srent  burcf)flteßt,  bcr  in  ben 
^urnber  münbet.  SBermutpa)  barum,  weil  ber  2lufftanb  von  ©tafforb 
leicht  mit  bem  nortfntmbnfa)en  in  SBerbtnbung  l)ätte  gebracht  werben  fön* 
nen,  fa)emt  ber  Äöntg  btefer  ^Bewegung  ferne  befonbere  Slufmerffamfeit  ge* 
wtbmet  $u  ^aben.  (§r  begab  fta)  perfönlta)  naa)  ©tafforb,  eröffnete  ben 
Stamtf  unter  Slnwenbung  ber  füra)terltcr>ften  ©ewaltmtttel  unb  trieb  bte 
2tufftcmbtfa)en  p  paaren.  «Run  erft,  naebbem  Sfttttelenglanb  größtenteils 
unterworfen  war,  wanbte  er  ferne  Staffen  gegen  9?ortf)umbrten.  *) 

3a)  muß  jefct  naa)l)oten,  Wa6  tnbeß  bort  vorgegangen  war.  9laa) 
erfolgter  ^Bereinigung  ber  nortl)umbrtfa)en  Häuptlinge  mit  ben  3)anen  rücfte 
baS  gefammte  £eer  gegen  g)orf.  2113  bte  normanntfa)en  £auptleute  in 
ben  betben  ^Burgen  $unbe  vom  2ln§uge  beffelben  erretten,  gaben  fte 
SBefetyl,  bte  näa)ftm  Käufer,  welche  an  bte  ©a)löffer  ftießen,  meberjubren* 
nen,  bamtt  ntdt)t  unter  bem  ©a)u£e  btefer  ©ebembe  ber  getnb  fta)  etnntften 
fönne.  2)er  33efef>f  würbe  ben  19.  «September  1069  vollzogen,  allein  ba$ 
geuer  »erbrettete  fta)  Wetter,  al$  im  $lane  ber  SBurgvögte  lag,  e6  ergriff 
bte  gan§e  ©tabt  unb  legte  aua)  eine  ber  größeren  $tra)en  tn5lfa)e.2)  -ftod) 
rauchten  bie  krümmer,  als  einige  Sage  fpäter  bte  vereinigten  -jftortfmm* 
brter  unb  hätten  in  bte  veröbete  ©tabt  einbrachen,  unb  unverweilt  auf  bte 
$wei  SBurgen  loöftür^ten.  SBetbe  würben  unter  fürct)terlict)em  ©eme^el  er* 
[türmt.  Wltfyx  als  3000  Normannen  fielen  bura)  bie  Schaffe  be3  ©cf)Wert6. 
9ta  baS  £eben  ber  betben  Hauptleute,  2ßt(f)elm  9J?alet,  ber  als  ©tellver* 
treter  beS  vom  Röntge  naa)  bem  ©üben  beorberten  gi^oSbem  ben  Ober* 
bcfefyl  geführt  r)atte ,  bann  ©tlbertS  von  @ent,  fo  wie  ifyrer  grauen  unb 
jttnber  unb  etlicher  anberen  SBorneljmen,  verfa)onten  bte  ©ieger,  waf)rfa)ein* 
lia)  in  ber  Hoffnung,  ein  tyotyeS  Söfegelb  §u  erpreffen. 

©inen  gefeierten  tarnen  erwarb  fta)  beim  ©türm  auf  g)orf  2BaItf)eof, 
©twarbS  ©of)n,  ein  überaus  fräfttger,  r)oa)gewaa)fener  3üngltng,  ben  man 
wegen  fetner  ©eftalt  gewöl)nlta)  2)tgera,  b.  f).  Den  ©tarfen  nannte.  2)te 
©age  gefjt,  baß  er,  im  Hinterhalt  vor  bem  £r)ore  einer  ber  betben  ^Burgen 
aufgeftellt,  eine  9J?affe  Normannen,  bte  fta)  bura)  bie  glua)t  retten  wollten, 
einen  um  ben  anbern  mit  ben  ©treteben  feiner  ©trettart  nteberfa)metterte. 3) 
©falben  verherrlichten  tr)rt  bura)  Soblteber.  (StneS  berfelben  r)at  ©norro 
©turlefon  in  ber  HetmSfrmgla  aufbewahrt.4)  2)er  £)ia)ter  fagt  barin, 
SBattfyeof  fei  tapfer  wie  £)btn,  unb  rüf)tnt,  baß  er  aus  2eta)en  erfcblagener 
granfen  ben  SBölfen  ber  englifa)en  §etbe  ein  ledereS  SD?aI  bereitet  r)abe. 
Sftaa)  bem  galle  ber  Bürgen  riffen  bie  wütf)enben  9?ortl)umbrier  vollenbS 


l)  Ibid.  @.  514,  b.  *)  Sweben  @.  198  unb  Flores  histor.  @.  635  unten  flg. 
3)  ©aöile  @.  104.  Sftan  öergletdje  nodj  bte  üon  Sangebecf  script.  rer.  dan.  III,  299 
gefammelten  ©teilen.      4)  Ed.  ©Loiting  III,  168. 


©tetteS  93ud).  <&ap.  21.  (Sntfd^etbenbe  Stämtfe  toafyrenb  bcr  3al)re  1069  unb  1070.  421 

alle  $cfte  normanmfdjer  Scfjan§en  nieber,  um  jebe  ©pur  bef  gehaften 
SSolfö  ju  vertilgen.  2llf  $önig  roarb  hierauf  (Sabgar  §um  §roeitenmale 
aufgerufen,  unb  bie  Sacbfenchronif ')  melbet,  baf  er  einen  Vertrag  mit  ben 
bürgern  fctjlof,  b.  ().  baf  er  eine  2lrt  ton  93erfaffung  tterfünbtgte.  (Sein 
[Reich  reichte  aber  nur  ton  ber  fchotttfcf)en  ©ränje  bif  §um  «gmmber,  unb 
auf  festerer  Seite  roarb  ef  um  jene  ^tit  etngebämmt.  (Sine  2lbtr)eilung  ber 
bäntfct)en  glotte  hatte  auf  ber  Sübfüfte  bef  Stromes  gelanbet  unb  tl)at 
ftd)  bort  gütlich  in  ber  reiben  üftieberung,  nxlche  man  mit  bem  tarnen 
„Sanbfchaft  Stnbiffe"  bezeichnete.  2)iefe  Schlemmer  rourben  son  Robert, 
©rafen  51t  (£u,  unb  bem  gleichnamigen  £a(bbruber  bef  Äönigf  überfallen, 
tt)etct)e  SBüfyemt,  alf  er  ftet)  tton  Stncoln  nad)  Staffort  roanbte,  $um  Sdjujje 
bef  Äüftenlanbef  jurücflief.  JDte  ©rafen  machten  gute  Arbeit,  erfchlugen 
»tele,  fangen  bie  2lnbern,  auf  bie  Skiffe  ju  paßten.2) 

3m  Spätljerbfte  50g  ber  Jtönig  felbft  mit  ber  £auptmacf)t  tyxan,  fein 
üDtorfd)  ging2)  über  Nottingham,  worauf  ich  ben  @<$luf  §iel)e ,  baf  er 
auf  Stafforbfhire  fam.  Nur  langfam  unb  »orfia^tig  rüdte  er  ttor.  2llf 
er  bei  *ßontefraft  an  bie  2ltre  fam,  fanb  er  btefen  gluf  burdj  ^egengüffe 
fo  angefd)  wollen,  baf  baf  §eer  bura)  feine  ber  gewöhnlichen  gurtfjen  über* 
$ufe$en  vermochte.  Untätig  blieb  ber  itöntg  solle  bret  2Öoa)en  jenfeitf 
fte^en.  Drbericf;  fagt:2)  Uneinigfeit  fei  im  Äriegfratrje  aufgebrochen,  bie 
(Sinen  hätten  ben  Antrag  geftellt,  baf  man  ben  9tucfyug  antreten,  bie  2ln* 
bem,  baf  eine  Schiffbrücfe  errichtet  werben  folle,  ber  $önig  aber  f)abe  betbe 
9tatf)fd)Iage  jurüefgewtefen,  unb  $war  teueren,  weil  er  ef  für  gefährlich 
hielt,  im  5(ngeftcbt  bef  getnbf,  ber  brüben  lagerte,  bie  Arbeiten  ju  untere 
nehmen.  (SnbUdt)  fei  buret)  einen  normannifd)en  bitter  Namenf  £ifoif  eine 
gurtt)  entbeeft  worben.  „£)iefer  Stfoif,"  berichtet  Drbertd)  weiter,  „fefcte  mit 
60  auf  erlefenen  greiroitligen  juerft  hinüber,  fäuberte  baf  jenfeitige  Ufer  »on 
feinblichen  DWtem  unb  führte  bann  am  folgenben  Sage  baf  «£>eer  glüeflich 
über  ben  Strom." 

Die  lange  Sw^mg  bef  jlöntgf  fann  ntcf)t  bezweifelt  roerben,  aber 
unglaublich  fc^eint  ef  mir,  baf  2Öill)elm  ftdt)  einzig  bura)  bie  »on  £>rbertch 
erwähnten  Schwierigfetten  aufhalten  lief.  (Sine  anbere  unb  offenbar  riet}* 
tige  (Srflärung  ber  Sache  gibt  glorenttuf  ton  2Borcefter  an  bie  §anb. 
SDerfelfee  berietet:3)  „$ömg  SBtlhelm  fanbte  r)etmltdt)  33oten  an  ben  fernen 
Dfbern,  welcher  bie  glotte  befehligte  unb  machte  tr)m  folgenbef  5lnftnnen: 
wenn  £)fbern  feine  Sa)tffe  an  baf  nortfmmbrifche  9D?eerefgeftabe  §urücf* 
Stehe,  unb  son  bort  ohne  ^ampf  fpäteftenf  im  nachften  grüt)j[ar)r  nach 
£aufe  §urücf f el)re ,  werbe  er  —  ber  Äönig  —  ihm  eine  grofe  Summe 


4)  93ru$jiü<f ,  nad&getoiefen  »on  tyim'Cf  II,  64.  2)  5)u^eöne  <S.  514,  b.  c. 
3)  Flores  histor.  <S.  636  oUn. 


422  ©regoriuS  Vn.  unb  fein  3ettalter. 

auöbcjat)(en  unb  überbteß  bulben,  baf  bte  SJtannfd^aft  ber  glotte  unger)mbert 
Lebensmittel  von  ben  Äüftenftridjen  eintreibe.  Der  bänifebe  33efef>l6r)aber/' 
fäf>rt  glorentiuS  fort,  „fei  bereitwillig  auf  2ßilhelmS  Anträge  eingegangen. " 

2>et  23aftarb  von  Morien  war  nicf)t  bloS  ein  trefflicher  Solbat  unb 
gelbl)err,  fonbern  auch  9)?cifler  in  ber  Jtunft  beS  9J?acebotten  $ßt)tltpp,  ben 
gotbbelabenen  @fel  am  reebten  £)rte  wtrfen  ju  laffen.  Dfyne  ©chwertftretch 
unterhöhlte  er  ben  nortfyumbrifcfyen  Slufftanb  burch  9JiammonS  jaubertfehe 
Alraft.  Der  Däne  £)Sbem  verrietf)  feine  bisherigen  SBerbünbeten ,  empfing 
baS  @elb,  »erlief  bie  ©egenb  von  3)orf,  fanffte  nach  ber  -äftünbung  beS 
^umberS  unb  blieb  bort  unthättg  unb  thetlnahmloS  an  bem  ©cbicffal  ber 
preisgegebenen  9iorthumbrter.  Natürlich  brauchte  ber  itöntg  einige  %%\i9 
um  bie  Unterhaltung  mit  bem  Dänen  ins  Steine  \\\  bringen.  Dtefelbe  wirb 
im  Saufe  ber  brei  2Bod)eri,  währenb  welcher  Wilhelm  jenfettS  ber  5lire 
lagerte,  beenbtgt  worben  fein.  (Sobann  lag  bem  Normannen  begreiflicher 
Steife  viel  baran,  baf  9ftemanb  bie  geheimen  Dinge,  bie  vorgingen,  er* 
ratl)e.  (Sr  nahm  bar)er  bie  9JfaSfe  vor,  als  h^tte  ihn  baS  überflüfftge 
SBaffer,  baS  bie  flehte  3lire  fytnunterrarm,  auf  er  gaffung  gebracht. 

Sßalb  würben  bie  golgen  beS  verborgenen  ©etrtebeS  vor  ber  SBelt 
offenbar.  $on  bem  Dänen  verraten,  flohen  bie  northumbrifchen  ^)äutot^ 
linge  ber  fchottifchen  ©rän§e  ^u.  DaS  £eer  löste  fta)  auf,  bie  northum* 
brtfeben  6olbaten  liefen  nach  «£>aufe,  in  ihre  Dörfer,  ober  ^)öfe.  511s  ^önig 
SBilhelm,  ber  nach  bem  Uebergang  über  bie  5Ure  burch  baS  rauhe  ©ebtrg 
auf  unroegfamen  ^]faben  gegen  g)orf  aufgebrochen  war,  in  ber  9?ähe  biefer 
6tabt  ober  vielmehr  ihrer  krümmer  anlangte,  traf  er  feinen  geinb  mehr 
im  gelbe  ftehenb.  2Bilf;elm  feilte  nun  baS  £eer,  eine  Abteilung  warf 
er  in  bte  €tabt  mit  bem  93efcr)(,  bie  §erftörten  geftungSwerfe  herjuftelKen 
unb  gegen  Angriffe  §u  fchü&en ;  eine  §wette  Abteilung  ftellte  er  (ängS  bem 
£umber  auf,  um  bie  Bewegungen  ber  bänifchen  glotte  §u  überwachen. 

Die  s3J?annfchaft  ber  lederen  foll  im  Saufe  beS  Linters  fchwer  burch 
junger  gelitten  haben,  ba  baS  tnbef  ausgeraubte  unb  faft  §ur  SQSüfte 
geworbene  Äüftenlanb  ntd)t  genug  Lebensmittel  aufzubringen  oermochte. 
äSiele  ©chiffe  gingen  burch  Stürme  §u  @runbe.  3m  folgenben  3abjre 
fegelte  £)Sbern  mit  bem  flägltchen  $efte  Oer  ihm  anvertrauten  (Seemacht 
nach  £aufe  §urücf.  Dtefe  vor  einem  3ahre  fo  furchtbare  glotte,  für  bereu 
Aufbringung  baS  fleine  Dänemark  unverhältnif mäßige  Dvfer  gebracht  hatte, 
war  wie  (£a)nee  vor  ben  (strahlen  ber  6onne  serfcf)moI§en.  glorentiuS 
von  Sorcefter  fügt 2)  bie  weitere  Nachricht  bei,  Köllig  6wen  von  Dänematf 
habe,  als  er  erfuhr,  baf  fein  SBruber  von  bem  Normannen  Stlhelm  beftochen 
worben  fei,  benfetben  $ur  ^echenfehaft  gebogen  unb  auS  bem  deiche  verbannt. 


l)  £>udjegne  <§.  515,  b.       2)  Flores  histor.  <S.  636  unten. 


33ierteö  93ud).  &a)>.  21.  (Snlfeä&etbenbe  Kampfe  toäf;venb  ber  3af)re  1069  unb  1070.  423 

2)en  9teft  feinet  ,§>eereö,  ber  burct)  bie  betben  oben  erwähnten  9tuf* 
träge  nicbt  in  Slnfprud)  genommen  würbe,  verwanbte  ber  Saftarb  ju  einem 
anbem  2)tenfte.  @r  btlt>ete  auö  bemfelben  eine  9Jfaffe  fleiner  Sdjaaren, 
bfe  ben  23efehl  erhielten,  ftcf>  über  baS  ganje  Sanb  im  Umfreife  von  Jjunbert 
teilen  51t  verbreiten.  9?un  begann  ein  fürchterlicher  Ärieg  ber  9^act)e  im 
kleinen.  SCßeit  unb  breit  würben  alle  2Bol)nftfce,  aua)  bie  abgelegenften 
heiler  unb  ^)öfe,  aufgefuebt,  bie  (Smwotyner,  bie  ftet)  betreten  ließen,  er* 
würgt,  bie  Käufer,  bie  (Scheunen  §ufammt  bem  33iel)  unb  bem  aufge* 
ftavelten  ©etreibe  or)ne  ©nabe  verbrannt.  „9?ie  wäl)renb  feinet  übrigen 
Sebent,"  fagt l)  £)rbertcb,  „fyat  Sil|elm  folcf>e  ©raufamfett  bewiefen.  3)a  er 
feinen  3°rn  nfc^t  §u  bemeiftem  wufte,  verfiel  er  blinber  £etbenfct)aft  unb 
wütt)ete  ot)ne  llnterfct)teb  gegen  Sdjulbige  unb  Unfdjulbige." 

£>bglekh  bie  33cmben  SfiSü^elmö  bamafö,  rote  eö  fcheint,  ben  £ee3fluß 
nic^t  überfchritten,  wagten  bod)  ber  SBtfdjof  2J[gelwin  von  3)urham  unb 
etliche  ^äupter  bcö  northumbrtfdjen  2lufftanbe3,  bie  ftet)  in  feiner  Stabt 
eingefunben  Ratten,  ntebt  länger  bafelbft  §u  bleiben,  benn  fte  fürchteten  laut 
bem  Berichte2)  beS  (Shrontften  Simeon,  baf  ber  Normanne  an  ir)nen,  ob* 
gleich  fte  fidt)  feiner  Sd)ulb  bewußt  geroefen,  wegen  ber  ßrftürmung  von 
g)orf  Stäche  nehme.  Ü)er  genannte  (Sr)rontft  bemüht  ftd>  nemlid),  ben  23t* 
febof  ber  Stabt,  in  welct)er  Simeon  felbft  lebte,  weif  ju  brennen  unb  alö 
einen  Wlann  voll  mafellofer  Sreue  gegen  ben  Äönig  ^tn^ufteUen ,  obgleich 
Slgelwm  ftch  ^anbgrctf(tct)  mit  ben  2lufftänbtfchen  eingelaffen  f>atte.  Simeon 
fährt  fort:  „eine  $erfammlung  würbe  gehalten,  auf  roelcher  bie  anroefenben 
SSomehmen  bcfcbloffen,  bie  Stabt  ihrem  Sctjttffale  §u  überlaffen,  bie  ©e* 
beine  be$  I>eil.  ßuthbert,  be$  $atron6  ber  bortigen  ^anptftrcbe,  mitzunehmen 
unb  nach  ber  fdjotttfchen  ©rän§e  §u  fliehen.  2)a$  gemeine  SBolf  blieb  jurücf, 
baS  fünfter  §u  !Durham  lag  voll  von  armen  unb  verrounbeten  9?ort* 
humbrtern,  bie  au$  Langel  an  Pflege  unb  burch  junger  ju  ©runbe 
gingen.  2)en  11.3)e$.  1069  begannen  ber  23tfd)of  unb  bie  anbem  £äupt* 
linge  ü)ren  SBefcbluf)  inß  2ßerf  ju  fernen."  5lm  4.  Sage  erreichten  fte  #ofy' 
eilanb,  ba$  unfern  ber  OTnbung  be6  £weeb  liegt,  welcher  9£orthumbrten 
von  Sdjottlanb  febetbet.    Dort  machten  fte  £alt. 

Senben  roir  uuö  wieber  $um  Könige.  $11$  2Bethnact}ten  herannahte, 
verlief  er  ba6  £eer  unb  begab  ftch  nach  g)orf  jurücf,  wohin  er  jfrone  unb 
Seester  au$  bem  $etch3fcha§e  §u  2Binchefter  hatte  bringen  laffen.3)  9flit 
ben  Äleinobien  beS  $öntgtr)um$  gefchmücft,  feierte  er  bafelbft,  bem  Schotten 
Malcolm  unb  feinem  Schübling  (gabgar  $um  %xo$,  baö  geft  ber  ©eburt 
be$  2Öelterlöfer$.    -ftadr)  bem  gefte  ging  er  wieber  $um  ^eere  ab,  ba$  tn^ 


l)  S)u(^clnc  @.  514,  d.       2)  Xwvöbctt  @.  199.       3)  S)uc^eöne  8.  515,  a.  b. 


424 


fßabfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalkv. 


beffen  baS  £anb  bis  jutn  Styne  über  Durham  hinaus  befefct  Tratte.1)  günf* 
je^n  Sage  lang  lagerte  28ilhelm  am  SeeS:  eS  »erhielt  ftcr?  mit  biefem 
Aufenthalte,  tx>ie  mit  bem  anbern  ttom  vorigen  ^erbfte  am  Slirefluffe. 
Unterhanblungen  mit  jn>eten  ber  fäljigften  jQawpUx  beS  northumbrifchen 
Aufrufs,  mit  ©oSpatricf  unb  mit  2Baltl)eof,  «SiwarbS  <5or)ne,  waren  im 
2öerfe,  Unterhanblungen,  bie  §u  erwünfehtem  äiete  führten. 

2ÖaItr)eof  erfdjten  perfönltcf)  im  königlichen  Sager  unb  hulbigte,  ©öS* 
patrif  überfanbte  bie  Urfunbe  feiner  Unterwerfung  burd)  ^efcollmächtigte.2) 
2ßtr  fennen  ben  $retS  beS  Herraths,  ben  bie  betben  Häuptlinge  an  ihren 
bisherigen  ©enoffen  unb  bem  t>erfür)rten  Sßolfe  ^ortbumbrienö  verübten. 
©oSpatrtf  warb  in  ber  (Sarlfchaft  9?orthumbrien  beftätigt,3)  2£altr)eof  trug 
bie  Sehen  Huntington  unb  9?orthampton  batton  unb  erhielt  überbieß  bie 
Hanb  einer  Richte  beS  Königs,  welche  3ubith  J)ief.3)  £)ie  9kchricbt  tton 
biefem  Abfall  muß  unter  bem  treu  gebliebenen  2lnf)ange  EabgarS  unb  bei 
feinem  23efa)ü£er  Malcolm  eine  wüthenbe  Erbitterung  erregt  haben,  welche 
neue  2luSbrüd)e  ber  Sfacbe  herbeiführte,  bie  baS  arme  jerfleifa^te  $loxU 
humbrien,  wie  ich  fogleict;  jetgen  werbe,  in  noch  tieferes  Elenb  [türmten. 

9J?itte  Sanuar  1070  feJjrte  ber  üönig  aus  bem  Sager  am  SeeSfluffe  nad) 
§)orf  jurücf  unb  trat  nunmehr,  genügenbe  DJfannfchaft  in  g)orff^tre  jurücf* 
laffenb,  ben  9J?arfch  nach  ©hefter  an.  Er)e  id.)  hierüber  beriete,  will  ich 
bie  Ereigntffe  erzählen,  beren  Schauplatz  naa)  bem  Slb§uge  SBtlr)eImö  bie 
WlaxU  gegen  Schottlanb  würbe.  (Simeon  melbet:4)  „Seilte  9JMr$  1070  fam 
ber  geflüchtete  Sßtfdjof  Agelwin  öon  tgotycHanb ,  wo  er  bis  bat)tn  geweilt, 
Wieber  nach  Durljam,  ließ  fofort  bie  borttge  Äird)e  »ort  Seiten  unb  Un* 
ratl)  reinigen  unb  weihte  fte  üon  Beuern.  Slber  fchon  nach  wenigen  Sagen 
»erließ  er  feine  (Stabt  wteber,  nahm  feine  beften  ^abfeligleiten  mit  ftch 
unb  eilte  nacb  bem  Hafen^a£  SBearmoutf),  wo  er  ein  Schiff  befteigen 
wollte,  um  naa)  (Schottlanb  §u  fegein.  3n  SBearmoutf)  fanb  er  mehrere 
Häupter  ber  northumbrifchen  Empörung,  namentlich  ben  ^rinjen  Eabgar, 
9J?arleSwin  unb  einige  5lnbere,  welche  gletd)fallS  bie  5lbftcht  an  ben  Sag 
legten,  \xx  Schiff  nach  Schottlanb  \\\  flüchten." 

Hier  muß  ein  knoten  gelöst  werben.  23tS  §um  Abfalle  ©oSpatritfS 
unb  SßaltheofS,  b.  h-  bis  WlitU  3anuar  ftanb  bem  bringen  bie  Serbin* 
bung  mit  Schottlanb,  unb  §war  auf  bem  natürlichen  2ßege  ju  Sanb,  un* 
gehinbert  offen.  SBarum  (inb  bie  Häuptlinge  nicht  §u  Sanb  unb  vor  TOtte 
Sanuar  borthin  abgegangen?  §wettenS  warum  traten  fte  eS  erft  im  Sftärj  ober 
Slprtl,  unb  brittenS,  warum  wählten  fte  $um  5luSgangSpunft  2Bearmoutf), 


l)  Stowten  <&.  199  SDWte.  2)  JDut^eöne  <S.  515,  a.  b.  3)  £)te  Sefoetfe 
Ui  Xfymq  II,  78.       4)  51.  a.  £).  @.  200  unten. 


Viertes  93udj.  &ap.  21.  @ntfd)etbenbe  Stammt  ttafyrenb  ber  Safjve  1069  unb  1070.  425 

einen  Drt,  ber  mehr  als  16  SBegftunben  t>on  ber  fchottifd)en  ©renje  c\\U 
fernt  ift? 

9D?an  tonnte  fagen:  (£abgar  unb  feine  Slnhänger  feien,  bura)  ben  Abfall 
©oSpatricfö  überrafcr)t  unb  zugleich  in  bie  Unmögltchfeit  serfe^t  worben,  ben 
£anbweg  nacf)  ber  fcfyotttfcfyen  ©ränje  etnjufdjtagen.  2lu3  einer  Stelle1) 
©ttneonö  erteilt  nämlich,  baß  ©o^patricf  naa)  ber  SluSföhnung  mit  2öil? 
l)elm  bem  Eroberer  bie  geftung  33amborough  ju  feinem  2ßaffenpla$e  ge? 
mad)t  hat.  Ü)iefe  23urg  liegt  auf  ber  £)ftfüfte  9?orthumbrtenö,  (üblich  »on 
£oh;eilanb,  jwifchen  ber  fd)Otttfa)en  @räu$e,  wof)in  (Sabgar  fammt  ©e* 
noffen  flüchten  sollte  unb  jwifdjen  Searmoutl),  wo  fte  fia)  im  9J?är$  ein? 
gefunben  Ratten,  eingenommen  nun,  baß  (5abgar  Dritte  3anuar  trgenbwo 
im  ©üben  son  23amborougr)  weilte,  angenommen  ferner,  baß  e$  ©oSpatricf 
gelang,  33amborough  unb  baS  umltegenbe  Sanb  ju  befe^en,  et;e  ßabgarS 
Slnfjang  ben  Abfall  be$  9?orthumbrier$  erfuhr,  war  bem  $rtnjen  unb  fei? 
neu  beuten  ber  Sanbroeg  nach  bem  benachbarten  9fetcfye  abgefc^nitten. 

Slltein  biefe  5lnftd)t  tton  ber  @adje  fann  eines  flaren  ßeugntffcS  wegen  ntd)t 
befielen.  2Bie  fdjon  bemerlt  worben,  erzählt  ©imeon,  baß  2lgelwin,  nacfybem 
er  fta)  bret  Monate  unb  einige  Sage  in  ,£>ofyetlanb  aufgehalten  hatte,  t)on 
bort  nad)  Ü)urr)am  jurürffeljrte.  Um  son  ^ol^eilanb  nad)  2)urham  §u  ge* 
langen,  mußte  ber  23tfd)of  an  Söamborough  vorübergehen,  folglich  glaubte 
er  ftd)  bamalS  t>on  ©oSpatricf  nicht  bebrol)t,  noch  fürchtete  er  ir)n.  2)a3? 
felbe  gilt  of)ne  3weifel  von  2lge(win$  poltttfc^en  greunben.  Unge^inbert 
bura)  ©oSpatrkf  fonnten  fte  son  ber  fd>ottifa^en  ©rän^e  an  beliebige  fünfte 
9?ortl)umbrten3  unb  umgefehrt  reifen.  (Sine  anbere  Söfung  ber  grage  brängt 
fta)  auf,  eine  Söfung,  bie  burcfy  gleichseitige  (Sreigniffe  gerechtfertigt  wirb. 

£ören  wir  §unäd)ft,  was  laut  bem  ^Berichte  (Simeons  weiter  gcfd;at). 
„ßumberlanb  (bie  norbtx>eftltct)e  (£de  9(?orthumbrten$)  ftanb2)  bamalS  unter 
fchottifd>er  Roheit,  ntcrjt  fraft  rechtlichen  33eft£eS,  fonbern  weil  $önig  9JM? 
colm  bie  genannte  Sanbfdjaft  mit  Waffengewalt  an  ftdt)  geriffen  hatte.  $on 
biefem  Gumberlanb  auS  fiel  Malcolm  plöjjlich  in  ba$  öftlicbe  9lortf)umbrten 
ein  unb  verheerte  baS  gluf gebiet  jenfeitS  unb  bieffeitS  beS  £eeS.  5US 
er  an  einen  £>rt  gefommen  war,  ber  auf  angelfächftfch  ^unbrebeftelbe  Qu 
beutfch  ^unbertbacb)  heißt,  erfd)lug  er  mehrere  (Sbelleute  angelf ächfifchen 
©ef  chtechteS3)  unb  teilte  bann  fein  £eer.  H)ie  größere  «gwlfte  fchicfte  er 
benfelben  2Öeg,  auf  bem  er  gefommen  war,  —  b.  h-  nach  ßumberlanb  —  mit 
ber  gemachten  23eute  §urücf ,  einen  Raufen  aber  behielt  er  bei  jtch.  ©otcbeö 
that  er,  um  ben  geinb  §u  täufchen,  unb  ben  ©lauben  ju  erwecfen,  als  ob 
baS  ganje  £eer  abgezogen  fei.    !Benn  feine  9lbftcht  war,  baß  bie  ©eflüch? 


*)  St.  a.  D.  <£.  200  unten.  ')  Ibid.  @.  201  ofceu.  3)  Ibid.  @.  200  mittt: 
trucidatis  quibusdam  gentis  anglicae  nobilibus. 


426  ^afcft  ©regovtug  VII.  unb  fein  3eitalter. 

reten  au3  ben  ©djlupfrotnfeln  fyerttorfommen  unb  nact)  ifjren  SBofjnungen 
jmücffeJjren  fotften,  bamit  er  fte  bort  überfallen  unb  ntebermacfyen  fönne. 
Die  Stft  glücfte  einigermaßen.  9)?it  ben  $urücfber)altenen  ©olbaten  bura> 
ftreifte  ber  (Schotte  baö  ©ttftSgebtet  beS  f).  (Sutl)bert  (bte  ©f)ire  »ort  Ü)ur* 
fyam),  plünberte  alleö  (§igentr)um  unb  töbtete  etliche  Seute.  2luf  foUtje 
2Betfe  gelangte  er  fengenb  unb  brennenb  nact;  2ßearmoutf),  roo  er  ben 
fcfyof  2lgclrom  fammt  (gabgar  unb  beffeit  (Befolge  traf.  (Sr  empfing  fte 
freunblia),  unb  erHärte  tfynen,  baß  fte  ftetS  in  ©cfyottlanb  auf  ©ctjufc  rennen 
Dürften." 

„Willem  roäfyrenb  beS  $aub§ugö  ber  «Schotten  bract)  ©oSpatrid  r)ert>or, 
&og  einige  tapfere  Reifer  an  ftd),  ftürjte  mit  tfmen  auf  baö  fa)ottifd)e  (Sunt* 
berlanb  lo$  unb  oertjeerte  bte  £anbfct)aft  roett  unb  breit.  3)ann  nad)  x>ott^ 
bracfyter  ^(ünberung  fel)rte  er  mit  großer  SBeute  jurücf  unb  roarf  ftet)  fammt 
©enoffen  in  fein  fefteS  ©ct;loß  SBamborougbj ,  oon  roo  er  and)  feitbem 
mehrere  5tu^fäUe  machte.  5113  Zottig  Malcolm  rjtetton  ilunbe  erhielt,  gab 
er,  außer  ftctj  ttor  2ßutf),  feinen  beuten  23efef)l,  feinen  9ttenfd)en  angel* 
fäd)ftfd)en  @e f er) lect)tö  fürber  §u  fronen,  fonbern  alle  entroeber  §u  tobten 
ober  in  bte  ©flatteret  ab§ufüf)ren.  2)tefcr  23efet)l  rourbe  pünftltdj  »otogen: 
unfägltc^eö  (Slenb  fam  über  bte  Singelfad)  f en.  9ftalfolm$  ©olbaten  er* 
morbeten  alte  £eute  be$  genannten  ©tantmeö,  Männer  rote  grauen,  mit  bem 
©d>voerte,  ober  ftießen  fte  rote  ©d)lad)tfct;wetne  mit  Sanken  nieber.  Ätnber 
fcfjleuberten  fte  in  bie  £uft  unb  fingen  bte  ^erabfallenben  mit  ben  ©pteßen 
auf,  bte  (Srroadifenen  betber  @efd)lea)ter,  bie  sunt  arbeiten  taugltd)  fduenen, 
foppelten  fte  §ufammen,  unb  trieben  fte  fort.  Sllfo  roarb  ©djottlanb  mit 
$ned)ten  unb  DJiägben  angelfäct)ftfct)cn  ©tamme£  angefüllt,  unb  nod) 
r)cute  gibt  e3  feinen  heiler,  ja  feine  ©ölbnerfyütte,  tu  roelct)en  ntcrjt  ©Hatten 
beö  genannten  23iut3  §tt  ftrtben  roären." 

golgenbe  fünfte  erhellen  au£  ben  SBorten  beS  (Styroniften  ©tmeon: 
erftlid)  $önig  Malcolm  f)egte,  alö  er  ben  größten  Sfjeil  feinet  £eere3  §u* 
rüdfajtdte,  eine  trüglid)e  Slbftajt;  er  vootlte,  baß  geroiffe  (Stnroofnter  9lortIutm* 
brtenö,  roelctje  er  fyaßte,  burd)  ben  ©ct;etn  ber  9htf)e  getäufcfjt,  tn  tfjre  tter* 
laffenen  2ßof)iuingen  §urüdfef)ren,  bamtt  er  fte  bort  überrafd)en  unb  niebermac^en 
fönne.  3tt>etten3,  §u  Anfang  be£  (Smfaltö,  ben  er  aus  (Sumbrten  unternahm, 
fjatte  c£  ber  ©ctiotte  nur  auf  ba$  (Stgentfyum  be$  nortl)umbrtfc^en  SanbttolfS 
abgefebjen,  er  plünberte  bie  §abe  beffelben,  töWk  aber  nur  roentge  Seute. 
2)rittenö  anberö  »erfuhr  er  mit  Slbeltgcn  angelfäd)ftfd)en  93lut3,  biefe 
rourben  of)ne  ©ajonung  erfragen.  23tertenö,  als  £auptfetnb  betrachtete  ber 
©cfyotte  ben  abgefallenen  ©o6patrtd;  beßljalb  erreichte  aua)  fein  2>oxn  ben 
l)öa}ften  @rab,  alö  er  tternafym,  baß  ©oöpatrtcf  ntd)t  nur  ber  geftellten 
galle  au^rota),  fonbern  juttorfam  unb  baö  gefpannte  9?efc  burc^riß.  günf? 
tene,  bte  metebttgen  Reifer,  roela^e  @o6patricf  an  fict)  jog,  finb  ol)ne  grage 


©ierteS  93u<$.  ®ap.  21.  ©ntfd^cibenbe  ^äm^fc  ivd^renb  bcr  Sa^ve  1069  uub  1070.  427 

»on  bem  nämlichen  (Stamme  unb  Staube,  ben  Malcolm  gleich  Anfangs 
un»erföbnlicb  »erfolgte,  nämlich  angelfäcbftfche  ßbclleute  geroefen.  Sechsten^ 
auf  bie  9?ad)rid)t  »on  bem  Unternehmen  ©oSttatrtcfS  gab  ber  Schotte  9Be* 
fef)l,  hinfort  ntcbt  bloS,  rote  früher,  bte  angelfäd)ftfchen  (Ebelleute,  fonbem 
alle  2tngelfachfen  of)ne  Unterfa}teb,  33omeI)me  roie  fiebrige,  §u  ermorben 
ober  in  Slla»eret  $u  ftürjen.  (Snblta)  ftebtenS,  (Shronift  Simeon  braucht 
ba$  9£ort  „Slngelfachfen  ober  £eute  angelfächftfd)en  @efcbled)t$"  roteberfyott 
in  ber  5lrt,  baß  man  notfyroenbtg  annehmen  muß,  er  unterfebeibe  ftitlfdjroei* 
genb  jrotjeben  btefen  2lttgelfad)fen  unb  anbern  Bewohnern  9?orthumbrten$, 
bte  er  nta)t  näher  bezeichnet,  bte  man  aber  letd)t  erraten  fann. 

SBor  ber  SOfttte  beö  fünften  3&hrr)unbert3  ^aben  2lngelfad)fen  bte  *ßro* 
»inj  nörb(ta)  »om  «gmmber  befefct,  wahrfchetnlich  einige  3a^re  früher  el)e 
©ermatten  gleiten  (Stammet  in  baö  fübltcbe  (Snglanb  etnroanberten. *)  Dieben 
unb  unter  biefen  älteren  2lnfteblertt  ließen  fia)  roä^renb  beS  9.  unb  10. 
3afyrlnmbert3  »tele  2lnglobänen  in  ^ortfmmbrien  nieber. 2)  £)te  33e»ölfe* 
rung  be$  nörblta^en  @nglanb$  rourbe  in  golge  beffen  eine  ungleichartige, 
unb  bie  3^rif]en^eit,  welche  l)ierauö  cntftanb,  rotrfte  »tclfach  auf  bte  ®e* 
fechte  ber  fpäteren  Sättn,  inöbefonbere  aber  auf  bte  ttortfyumbrtfcfje  (5m^ 
»örung  be3  3al)rö  1069  ein. 

Wlan  ift  berechtigt ,  tfyeifö  au$  ben  eben  erörterten,  %ü3  auS  einigen 
anbem  fünften,  welche  im  Saufe  ber  (Er$äl)lung  nachgewtefen  würben, 
Schlüffe  auf  gewtffe  £hatlac§en  in  &tynf  r»eld)e  bte  (Ef)roniften  entweber 
nta)t  fennen,  ober  offen  etnjugeftehen  ftd)  fd)euen.  3U  gleicher  8eif  mit  bem 
5lufrul)r  in  9?orthumbrten  brauen  an  mehreren  £)rten  be$  mittleren  unb 
(üblichen  Unglaube  Bewegungen  aus,  aber  Untere  würben  mit  leichter  9J^ütje 
unterbrüeft.  3n  9corthumbrten  bagegen  ging  e3  anberö,  nur  nach  langen 
Vorbereitungen  fcf>rttt  SBtlhelm  bort  ein,  unb  nicht  ol)ne  große  Slnftrengung 
gelang  e$  ihm,  bie  @m»örer  nteber§uwerfett.  5tud)  l)at  ber  $öntg  nur  gegen 
bte  $ortl)umbrier  blutige  Strenge  bewiefen,  wäbrettb  er  wiber  bie  2iufftän* 
bifc^en  im  ©üben  »erhältnißmäßig  milbe  »erfuhr.  2Bol)er  beibe  (SrfcfyeU 
nuttgen?  Offenbar  bal)er,  weit  nur  in  9cortl)umbrten  ein  großer  £r)eil  M 
£anb»olfö  ftcb  für  (SabgarS  Sache  erhob,  wogegen  im  fübltdjen  unb  mitt# 
leren  (Snglanb  ber  gemeine  9J?amt  erweislich  wenig  ober  gar  feine  Hinneigung 
$u  bem  treiben  ber  unjufrtebenen  Seligen  »errtett).  (Sben  be^t)alb  gefcbal) 
e$  aua),  baß  jtöntg  2ßill)elm  an  ben  ^ortbumbrtern,  unb  jwar  nur  an 
t^nen,  ein  fürchterliche^  Strafbeiffciel  »oll§tef)en  §u  muffen  glaubte. 

3unäa)ft  entfielt  bie  gra^e:  in  roela^em  $8erf;ältniffe  ftanb  bie  @m^ 
^örung  ju  ben  jroeifaa^en  Elementen  nort^umbrifcher  S3e»ölferung  ?  ®e* 
hörten  bte  Waffen,  bie  ftet)  um  (Sabgarö  gähnen  fammelten,  »orjugöroetfe 


J)  Jöetoeifc  Bei  Sa^enBcvg  I,  120.       2)  Ibid.  6.  314  unten  flg.  362  flg. 


428 


$afcfl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalhx. 


bem  angelfäc^ftfdjen ,  ober  bem  anglo^bäntfdjen  23lute,  ober  enbltdt)  gleta> 
mäßig  beiben  an?  3cr/  Ijafte  e$  für  tt>al)rfd)einltdt),  baß  Anfangs  (Baffen  fo 
gut  al$  2lnglo*Dctnen  jidj  für  ben  $nnjen  erhoben,  bennocf)  bin  td)  über* 
§eugt:  ntcbt  nur  bte  fyartnäcfigften,  fonbem  aud)  bte  jar;lretd)ften  ^Infyänger 
(Eabgarö  roaren  5lnglo?2)änen.  £)enn  nad)bem  ©oSpatrtcf  §um  Röntge 
übergegangen  tft,  §etgt  e3  ftccj,  baß  eine  sßartfyet  im  £anbe  beftefjt,  bte  &u 
©oöpatrtcf  unb  folgltd)  aucb  ju  2ötlf)elm  fyält,  unb  gegen  roeldje  beßfyalb  bte 
2lu3brücr;e  ber  2Öutt)  9D?alcolm3  unb  feiner  treu  gebliebenen  Verbünbeten 
gerichtet  ftnb.  2)tefe  $artf)et  aber  rotrb  roefentltd)  als  eine  ang elf äcfyf t* 
fdje  bejeidmet,  nocf)  mefyr  ber  (5t)rontft  Simeon  unterfcbeibet  eben  btefelbe 
»on  anbern  23eroormern  be$  SanbeS,  roelcfye  offenbar  barum,  roetl  fte  fort* 
roäfyrenb  ber  ©acrje  (EabgarS  anfingen,  ber  Verfolgung  Malcolms  nicf;t 
unterlagen.  2)a6  f)etßt  nun:  2lnglo*£>cmeu  fyaben  ben  $ern  ber  6trettfräfte 
gebtlbet,  über  roeldje  (Sabgar  »erfügte. 

gür  un§roetfelf)aft  fyalte  tcf):  ber  ^lufftanb  tu  9Rortl)umbrten  erlangte 
barum  eine  fo  gefährliche  6tärfe,  roeil  bte  anglo^bäntfc^e  ^älfte  bortiger 
SBesb'lferung  im  25unbe  mit  ben  fyerübergefommenen  2)äncn  beS  geftlanbö 
(EabgarS  ©acbe  §ur  irrigen  gemacht  fyatte.  £)er  $rteg  jenfettg  beS  §umber$ 
roar  ein  Diacenfampf  erft  §rotfd?en  Normannen  unb  5lnglo*£)änen ,  bann 
§rotfdjen  föniglicl)  geftnnten  2lngelfad)fen  unb  ben  6d)otten. 

gerner  ba  feit  2lbfd)luß  ber  Uebereinlunft  §rotfcben  2ßilf)elm  unb  ®o3* 
patricf  bte  2lttgclfacf;fen  9?ortf)umbrien3  al3  greunbe  beiber  erfahrnen,  unb 
alö  fötale  »ort  ben  Schotten  »erfolgt  rourben,  muß  man  »orauSfefjen, 
entroeber,  baß  ber  Mnt$,  überzeugt,  ba$  fäd)ftfcc;e  (Element  burct;  Nachgiebig* 
feit  geroinnen  unb  »om  anglo^bänifcfjen  trennen  §u  tonnen,  bie  ©proffen 
erfteren  Stammes  tu  ben  Vertrag  mit  etnbebang,  inbem  er  tfynen  gletd) 
©oSpatrtd  gegen  (Erneuerung  beö  (EtbS  rufjigen  23eft|$  h)m  ©üter  unb  Serjen 
^uftcf/erte,  ober  baß  bie  9J?affe  anglo^fäcr)ftfcf)er  23erool)ner,  ttacfybem  fte  au* 
fangS  bie  6acbe  (Eabgarö,  obgleich  nur  lau  unb  gelungen  bura)  tr)re 
£anbe3genoffen,  bte  2lnglo*SX)änen,  unterftüjjt  hatte,  beS  I)eillofen  Kampfes 
mübe,  [ich  für  ben  mit  bem  Könige  »erföf)nten  ©oSbatrtcf  erHärte,  unb  bte 
bisherige  ©emetnfctjaft  mit  ben  Slnglo^änen,  roela)e  ber  einmal  ergriffenen 
$artf)et  (SabgarS  treu  blieben,  aufgab.  3)aS  roäre  eine  jroeite  Zfyat\afy. 
3a)  roenbe  mid)  ju  (Ermittlung  einer  britten,  für  roelche  id)  oben  »orgear* 
beitet  Ijabe. 

S5ifc^of  Slgelroin  »on  IDurbam  roar  o^ne  grage  einer  ber  fjartnäcfigften 
Verfc^roörer  unb  5lnl)änger  beö  ^rtnjen  ßabgar.  Sie  tc^  unten  $etgen 
roerbe,  tft  er  1071  nad)  ber  3nfe(  @lr;  geflüchtet,  roo  nur  folc^e  t^r  £etl 
fucbten,  bte  auf  jebe  $?ögltd)fett  ber  ^tuöföfjnung  mit  bem  Normannen  $ß\U 
!)elm  »erstattet  Ratten.  2)tefer  $rälat  nun  »erließ  im  SDMrj  1070  feinen 
@a)lu))froinfel  |>oIi)etlanb  unb  fefyrte,  an  53amboroug^  »orbereifenb,  in  feine 


(ßierteö  93udj.  teap.  21.  (Sntfc^ctbenbc  j?äm}>fe  tofi^renb  ber  Satjte  1069  unb  1070.  429 

6tabt  2)urr)am  jurücf,  obgleich  ju  23amborougf)  ber  mit  bem  Röntge  aus* 
gefönte  unb  sott  ben  Aufftänbifd)en  bitter  gehaßte  ©oöpatn'cf  lag.  23t3  $u 
bem  Augenbltcf e ,  ba  ber  Normanne  2Btlhelm  t>en  9J?arfct)  nach  Hefter  an* 
trat,  r)errfd)te  «ftrieg,  unt>crföhnltcf)cr  $rteg  §wifchen  ber  föniglid)en  ^arthet 
unb  ben  Anhängern  ober  SSertfyetbtgem  beS  *ßrm$en,  berfelbe  Jtrieg  brach 
einige  Sage  nad)bem  Agelwin  3)urr)am,  wohin  er  §urücf gefehlt  war,  aber* 
mal  fcerlaffen  ^atter  üon  Beuern  unb  §war  in  gorm  eines  Kampfes  ber 
©Rotten  gegen  ©oSpatrirfS  Augelfachfen  aus. 

3d)  fage  nun:  biefer  «ftriegSjuftanb  muß  mitten  inne  jtt)ifd)en  ben 
beiben  eben  erwähnten  griften,  ober  er  muß,  genau  gebrochen,  §ur  3eit 
ba  Agelwin  an  SBamborough  vorbei  auS  $otyetlanb  nach  £)urham  retöte, 
unterbrochen  geroefen  fein.  2)enn  wenn  man  bieg  ntd)t  annähme,  würbe 
folgen,  baß  ftch  ber  33ifc^of  mutwillig  in  ben  SBereid)  feiner  getnbe 
einbegab:  eine  SBorauSfejjung,  bie  burcr)  baS  93erfar)ren  beS  Prälaten  wiber* 
legt  wirb.  3)a6  fyetjjt  nun:  in  bem  3ettraume  ttom  Sanuar  bis  9ftär$  1070 
roar  jwifchen  ben  beiben  ^ßartt)eten  9?orthumbrienS  ein  2ßaffenfttllftanb  ober 
ein  griebenSttertrag  abgefchloffen  werben,  welker  bestimmte,  baß  bie  W\U 
glieber  ber  einen  wie  ber  anbern  entweber  für  immer,  ober  für  eine  gerotffe 
grtft  auf  tr)re  ©üter  heimfahren  unb  bort  rur)ig  wohnen  mögen.  @eftü$t 
auf  biefen  Vertrag,  tarn  Agelwin  nach  feiner  @tabt  2)ur()am  jurücf. 

Aber  ber  fragliche  Vertrag  fann  wenigftenS  üon  einer  ©eite  auS  nid)t 
ernftltcf)  gemeint  geroefen  fein,  prüfen  wir  bie  ^anbhmgen  beS  SBtfchofS 
genau:  erftlid)  er  feJjrt  jurücf ,  §WeitenS  er  läßt  feine  Stirbt  reinigen,  brtttenS 
er  nimmt  eine  neue  2Beir)e  berfelben  »or,  t>tertenö  plö&ltch  »erläßt  er  2)ur* 

1)  am  wteber,  eilt  nach  bem  §afenpla$  2Öearmoutf)  unb  jwar  in  ber  fpäter 
wirf  lief)  aufgeführten  Abficht,  nach  6a)ottlanb  §u  flüchten.  Ü)er  erfte  Aft 
fa^eint  auf  Vertrauen  htu§ubeuten,  ber  §weite  unb  brttte  ftel)t  fo  auf,  als 
fei  ber  23tfct;of  entfd)loffen  geroefen,  ftch  auf  Sange  hin  in  2)urf)am  ein§u* 
richten,  unb  jugleich  überzeugt,  baß  9?temanb  ihn  ftören  werbe,  aber  ber 
vierte  üerrätr)  regen  Argwohn.  3wet  gätle  ftnb  möglich,  entroeber  l)at 
Agelwin  aufrichtig  geljanbelt,  ober  trieb  er  ein  trüglicbeS  (Spiel.  3m  erften 
galle  müßte  angenommen  werben,  baß  Agelwin  in  gutem  ©lauben  nach 

2)  urr)am  fam,  in  gutem  ©lauben  feine  Vorbereitungen  für  einen  langen 
Aufenthalt  traf,  aber  plö{3lich  burch  ein  unerwartetes  (greigniß  bewogen  warb, 
ber  ^etmatf)  ben  dürfen  §u  fernen  unb  nach  ©chottlanb  ju  fliehen.  Allein 
tion  einem  folgen  (Sreigntffe  ift  ntrgenbS  bie  Diebe,  wäfjrenb  ber  Wonfy  tion 
2)urr)am,  ber  bie  ©efchichte  beS  23ifchofS  fennt  unb  ihn  ftetS  weiß  §u  bren^ 
neu  fucht,  ftcherltch  nicht  gefchwtegen  hätte,  wenn  irgenbS  etwas  »orge^ 
gangen  wäre,  was  bie  fchnelle  Abreife  Agelwinö  befchönigen  fonnte. 

Atfo  werben  wir  auf  bie  zweite  Annahme  hinübergetrteben,  nämlich, 
baß  es  Agelwin  auf  eine  $äufd)ung  abgefel)en  hatte,  mit  anbern  Sorten, 


430 


$abf*  ©vegortuö  VII.  unb  fein  fritalhx. 


baß  ber  93tfd)of  nicht  barum  jurücfgefehrt  ift,  nicht  barum  ftch  einrichtete,  »eil 
er  felbft  Vertrauen  auf  reblidje  ^Beobachtung  beS  abgefcbloffenen  Vertrage 
hegte,  fonbern  barum,  »eil  er  Rubere,  nämlich  TOtgtieber  ber  ©egenvarthei, 
verleiten  wollte,  feinem  23etfptele  §u  folgen  unb  ftcf)  ruf)ig  auf  ihren  ©ütern 
nieberaulaffen,  weiter,  baff  er,  nacf)bem  ber  3wccf  thettweife  erreicht  war, 
plöfclich  bie  9J?aöfe  abwerf enb,  naa)  2Bearmouth  entflog,  bamit  ihm  nicht 
von  $lnbem  baffelbe  ©chieffat  bereitet  würbe,  baS  ber  (Schotte  Malcolm 
über  bie  von  2lgelwin  getauften  ©cblad)topfer  ju  verhängen  eben  begonnen 
hatte. 

SMefe  $orau3fe£ung  mag  fyaxt  fch einen,  allein  hart  ober  nicht  hart, 
fte  wirb  burd)  ba$  Verfahren  bcS  Schotten  Malcolm  gerechtfertigt,  mit 
Welchem  5lgelwin  unverfennbar  jufammenfpielte.  Offen  gefier)t  ber  9ttö'nch 
ein,  baß  Malcolm  fein  £eer  barum  äurücfjog,  um  ben  Schein  §u  erfün* 
fteln,  atö  ob  alles  vorbei  fei  unb  um  bie  ©egner  ju  vertoefen,  baß  fte 
ruhig  nac^  ihren  2Bof)nungen  ^urücf fefyren ;  offen  gefte^t  er  ein,  baß  fein 
weiterer  *ßlan  bat)tn  ging,  bie  alfo  53et^örten  ntebersumachen.  3n  gleichem 
galle,  wie  Slgelwtn,  befanben  ftch  allem  5lnfd)eine  nad)  $rtn§  (Sabgar  unb 
bie  anbern  §u  2Öearmoutr)  verfammelten  Häuptlinge,  ©ie  werben  in  ber 
nämlichen  2lbftcht,  wie  ber  23ifd)of  von  £>urt)am,  nach  bem  fc^etnbar  be* 
ruhigten  9torthumbrten  §urücfgefef)rt,  §u  gleichem  3roede  wie  er  in  2Bear* 
mouth  eingetroffen  fein. 

Ü)ie  ©ache  [teilt  ftet)  je£t  fo  herauf :  feit  ©oöpatrtcf  unb  bie  nortfmm* 
brifchen  ^ngelfachfen  ihren  grieben  mit  äBilhelm  abgefcbloffen  Ratten ,  wanbte 
[ich  bie  ganje  2Öutf)  ber  ^arthei  (Sabgarö  gegen  biefelben,  al6  gegen  2lb* 
trünnige.  9J?alfolm  übernahm  e6,  feinem  (Schübling  Stäche  ju  verfdjaffen. 
Ü)a  offene  ©ewalt  nicht  §um  %\ü  führte,  weil  bie  Häupter  ber  5lngelfachfen, 
raffen  Ueberfätten  unzugänglich,  fynttx  ftcf>ern  dauern,  §u  33amborougl) 
unb  in  anbern  geften  lagen,  verfugte  er  e$  mit  £ift.  2)er  ©ct/otte  unter* 
hanbette  mit  ©o^vatrief,  bot  2Öaffenftitlftanb  ober  grieben:  beibe  $artl)eien 
mögen  ungefäfyrbet  von  einanber  in  bie  verlaffene  ^etmath  surücffel)ren, 
ruhig  ihre  ©üter  bebauen.  Allein  bte  5lngelfad)fen  he9*en  Argwohn,  fte 
»erlangten,  ber  SBifchof  von  3)urham,  *ßrins  (Sabgar,  9Jcarleewin  unb  bte 
übrigen  naa)  ©chotttanb  geflüchteten  Häuptlinge,  fetten  mit  gutem  23eifviele 
vorangehen,  gewiffermaßen  alö  ©eißel  aufrichtiger  ©eftnnuug  §uerft  ihre 
alten  2Bof)nft£e  mitten  unter  ben  nortlntmbrifd)en  Stngelfachfen  begehen. 
Malcolm  bewog  feine  ©enoffen,  biefe  gorberung  ju  erfüllen,  aber  er  fam 
ungleich  mit  ihnen  überetn,  baß  fte,  fobalb  bie  angelfächftfchen  %t)a\K,  burch 
baS  bewiefene  Vertrauen  verlorn,  ebenfalls  auf  ihre  ©üter  jurüeftamen, 
famelt  baö  Sanb  vertaffen  foltten,  benn  nun  werbe  er  unverweilt  in  9?or* 
tf)umbrien  einbrechen  unb  bie  vereinselten  ©egner  niebermacben. 

©o  gefchah  c$:  5lgelwm,  (Sabgar,  SDtarleSwtn  unb  bte  §lnbern  fanben 


SßtetteS  23udj.  Qap.  21.  (Sntfcfyetbenbe  tfäm^fe  todfyrenb  ber  Saljre  1069  unb  1070.  431 

ftct>  ein  unb  trafen  gefltff entließ  3urüftttngen,  als  ob  fte  gefonnen  feien,  für 
fange  Seit  ju  bleiben.  So  rote  fte  jeboef)  gewahrten,  baß  bie  2lngelfachfen 
ffyrem  SBeifpiele  folgten,  eilten  fte  bavon  nach  ber  Seelüfte,  roo  Schiffe  ju 
ihrer  2lufnal)me  bereit  lagen.  Sofort  fe£te  Malcolm  ben  ünn  jugeroiefenen 
beS  $lanS  inS  2Berf,  er  fiel  ein,  überrafchte  mehrere  ber  auS  ben 
geftungen  §urücfgcfommenen  5lbeligen  unb  ließ  fie  abflachten.  Ü)aS  3Mut 
beS  gemeinen  93  off  3  »ergoß  er  Anfangs  ntd)t,  fonbern  begnügte  ftd)  mit 
spiünberung  ber  ^>abe.  Allein  auf  bte  boppelte  Nachricht,  baß  2lgetrotn 
unb  (Sabgar  roieber  verfdjrounben  feien,  unb  baß  ein  fcfyotttfdjeS  «£>eer  nal)e, 
müffen  viele  2lngelfad)fen,  bte  bereits  auf  it)re  @üter  surücfgefefyrt  roaren, 
fjtnter  feften  dauern  Scfm$  gegen  bie  brol)enbe  ©efafjr  gefugt  fabelt.  Nun 
roanbte  Malcolm  bte  §roeite  von  bem  @f)romften  «Simeon  unverf)üllt  einge* 
ftanbene  Sift  an:  er  beorberte  ben  größten  feines  ^eereS  nad)  (Sunt* 
berlanb  §urüef,  fprengte  zugleich  auS,  baß  alle  r)etmgefef)rt  feien,  behielt 
aber  einen  Raufen  bei  ftet) ,  ben  er,  fo  gitt  eS  ging,  verfterft  ^telt. 

3)aS  Littel  blieb  nicht  ol)tte  Sßtrhmg.  3)urd)  baS  ©erüebt  betört, 
verließen  etlicbe  2lbelige  ber  ©egenparthet  bte  fd}ü£enben  S3urgen  unb  fanten 
roieber  nach  ihren  ©ütern.  3)tefe  Unvorfichtige  rourben  burd)  bte  hervor* 
brechenbe  Schaar  Malcolms  erfragen,  ber  fengenb  unb  brennenb  nunmehr 
2Bearmoutf)  erreichte.  3)ort  vernahm  er,  baß  ©oSpatrief,  bem  er  am  meiften 
grollte,  ntcf)t  getäufa)t  burch  baS  angebettelte  Lügengewebe,  einen  Raufen 
2lngelfachfen  um  fict)  gefammelt  unb  ben  glücHtcben  Schlag  gegen  (Sumbrien 
geführt  f)abe.  3n  blinber  £eibenfc£)aft  gab  je£t  ber  Spotte  ben  graufamen 
33efefyl,  baS  gan§e  angelfächfifche  93olf,  fiebrige  rote  Vornehme,  auS§u* 
rotten  ober  in  Sf  laverei  §u  ftürjen.  ^riegSltften,  rote  bie  von  Malcolm 
angeroanbten,  mögen  im  neueren  (Suropa  unmöglid)  fein,  ja  ftnbifd)  erfchet* 
nen,  bennoch  entfprechen  fte  bem  ©etft  mittelalterlicher  Mmpfe  an  ber 
fdjottifchen  ®rän$e,  unb  ber  von  Simeon  erftaftete  93ertd>t  läßt  meines 
(SractjtenS  feine  anbere  (Srf  lärmt  g  §u,  als  bte  eben  entroicfelte. 

Northumbrten  ^at  bura)  bie  ©reuel,  roelche  beibe  frtegführenbe  Steile 
vom  £erbfte  1069  bis  jum  grül)ling  1070  begingen,  fürchterlich  gelitten. 
2)te  gelber,  bte  Lanbftraßen,  bie  ©ef)öfte  lagen  voll  menfehlicher  Seichen, 
Welche  in  freier  Luft  vermoberten,  roetl  Niemanb  fte  beerbigte.  3)aS  einft 
reich  bebaute  Lanb  roar  §ur  (Sinöbe  geworben.  Wilhelm  von  9J?almeSbun; 
fagt,  baß  noa)  51t  feiner  3e*t  eine  Strecfe  von  60  ettgltfchen  9Ji  eilen  im 
UmfretS  völlig  roüfte  geroefen  fei.  Namentlich  an  ber  einft  fehr  belebten 
£eerftraße  von  g)orf  nach  £)urf)am  fah  man  fein  iDorf,  feinen  heiler, 
feinen  #of  mehr.  £>er  Langel  an  5lnbau  erzeugte  ^uttgerSnotf):  bie  roe* 
nigen  Ueberlebenben  verfcr-langen  «gmnbe,  Magert,  jule^t  fogar  SDtofchen* 
fleifd).  Einige  verfauften  für  Lebensmittel  fta)  felbft  ober  ihre  ^inber  in 
Sflaverei,  5lnbere  verfchmaa)teten  über  bem  SSerfucb,  aus  ber  fhtd)bclabenen 


432 


*ßa6fl  ©tegovtuö  VII.  unb  fein  ßtitaltex. 


£etmath  in  glücklichere  ©egenben  aug§uwanbertt.  *)  Diefe  £unger6notf) 
traf  btejenigen  2lnglo*$)änen  9?orthumbrten6,  welche  ber  $adje  beö  normal 
nifdjen  £eere$,  unb  btejenigen  5lngIofadt)fen,  n>eldt)e  ben  gäuften  ber  (Schotten 
DJMcolmö  entronnen  waren. 

2)ie  glüchtlinge  §u  Searmouth  fonnten,  nachbem  h)x  angeblicher  33e* 
fchü£er,  Malcolm  Dott  Schottlanb,  bie  nörbltdjen  Warfen  Sftorthumbrtenö 
in  folctjer  Steife  fcerwüftet  Jjatte,  ntcf)t  länger  bafelbft  bleiben.  Dffen  ge* 
ftel)t2)  ber  Wonty  t>on  Xmr^am  ein,  baß  $rin§  (gabgar  unb  §war  mit 
günftigem  3Binb  nac£>  Schottlanb  flol) ;  aber  bezüglich  5lgelwin$  macht  er 
2Binfel§üge.  (£r  fagt:2)  „ber  33tfcf)of  wollte  nach  (Sofa  am  9*l)efne  fchiffen, 
aber  ©egenwinbe  trieben  t|n  nach  <5ct)ottIanb./;  2)a6  ftnb  Spiegelfechtereien! 
3Öer  bie  ernftliche  5lbjtct)t  ()at,  von  2Bearmout[)  nach  ben  Sftünbungen  be$ 
9it)tint§  ju  reifen,  ber  wirb,  wenn  ir)n  auch  ein  Sübfturm  nach  ber  faum 
1 5  teilen  von  bem  ebengenannten  2luSgang3punft  entfernten  Mfte  Schott* 
lanbS  tterfchlägt,  bort  ein  anbereS  Sct;tff  befteigen  unb  §ule£t  richtig  nach  ben 
SRteberlanben  gelangen.  2lgelwin  verweilte  längere  3eit  in  Schottlanb,  folglich 
tft  e$  nicht  gegen  feinen  SBillen  gefchehen,  baß  ba£  Schiff,  Welches  ihn  trug, 
baS  borttge  ©eftabe  erreichte.  55iö  §um  legten  2lugenblicfe  müht  ftct)  Simeon 
ab,  bie  enge  Verbmbung,  in  welcher  Slgelwm  mit  ben  Verfchwörem  von 
1069  ftanb,  §u  verhüllen.  SÖenn  man  ihn  hört,  follen  nur  unerwartete 
3ufätle  fcfjulb  baran  gewefen  fein,  baß  ber  23tfchof  von  SDurrjam  ftetö 
Wieber  mit  ben  ^artnäcftgflen  ©egnern  be$  $öntg£  Wilhelm  jufammentraf. 
3m  Uebrtgen  fdt)etnt  ?lgelwin  felbft  bie  Ausflüchte,  welche  Simeon  in  feine 
Qfywtoit  aufnahm,  erbaut  unb  in  Umlauf  gefegt  §u  fyabm. 

2Benben  wir  uns  nun  ^um  Könige  Wilhelm.  £>te  gerabe  £tnie  von 
g)orf  nach  (%fter  burchfchnitt  eine  ©egenb  »oll  rauher  ©ebirge,  voll  2lb* 
grünbe  unb  Sümpfe,  fur§  ungebahnte  Strecfen,  auf  benen  noch  fein  £eer 
gebogen  war.  2)ennocb  wählte  ber  33aftarb  bitten  im  hinter  biefen  für* 
heften  2Öeg,  weil  er  fo  fchnetf  unb  fo  unerwartet  als  möglich  nach  ber 
©egenb  von  (§f)efter  gelangen  wollte,  wo  ber  Aufruhr  allein  noch  fort* 
bauerte.  Slber  bei  ber  Ausführung  ftieß  er  auf  ungeahnte  Schwierigfeiten. ■) 
3)ie  Solbaten  aus  ben  ^ebenlanben  ber  ^ormanbie,  aus  Anjou,  SDfatne 
unb  aus  ber  Bretagne  murrten  laut:  ber  ^önig  opfere  fte  auf,  ber  fchwere 
gelbbienft,  ber  nun  ins  Sterte  3af)r  währe,  feie  nadhgerabe  unerträglich. 
SBtlhelm  brohte,  machte  SBerfvrechungen:  wenn  fte  ihn  mit  gewohnter  Sreue 
nacb  (5f)efter  unb  von  ba  naa)  bem  Süben  begleiteten,  wolle  er  fte  reichlich 
belohnen,  unb  Urlaub  gewähren.  Vergeblich:  siele  verweigerten  ben  ©e* 
horfam  unb  §ogen,  ben  üönig  verlaffenb,  auf  ber  gewöhnlichen  Straße  nach 


l)  Stöben  <S.  199.  (Saötle  @.  258  untere  Wlitk.  Flores  histor.  <S.  636  gegen 
oben.       3)  Stürben  @.  201.      3)  £)udje$ne  <5.  515,  c.  flg. 


93ierte$  93udj.  (5a)).  21.  (Sntfdjetbenbe  Jtämpfe  toäljtenb  ber  3afyre  1069  unb  1070.  433 


Süben.  2)od)  feine  Normannen  folgten  ib/m,  glücflid)  erreichte  er  Hefter, 
fd)lug  in  Jhirjem  bie  Empörung  nieber,  unb  gab  nun  23efef)l,  eine  geftung 
anzulegen,  weld)e  baju  beftimmt  war,  nicht  nur  ßhefter,  fonbern  aud)  baö 
benachbarte  2Balcö  im  ^diinu  §u  galten. 

2öte  ben  northumbrifchen  5lufftanb,  fo  hat  Silhelm  auch  ben  son 
Hefter  neben  bem  Sräwerte  jugleich  mit  ber  Jtraft  be$  ©otbcS  befämpft. 
Die  ßhronifeu  melben1)  $um  3al)re  1070,  baß  eine  2lu0föhnung  jwifchen 
bem  Könige  unb  (£abrif  bem  2öt(bling  §u  Staube  gefommen  fei.  3)a 
(Sabrif  al£  einer  ber  Anführer  be6  djeftrifdjen  SlufruhrS  von  1069  erfcbeint, 
ift  wahrfchetnlicf),  baß  biefe  2lu3föhnung  im  gebruar  1070,  währenb  2S3tft)eIm 
ju  (Elfter  Weilte,  Statt  faub,  ober  wenigftenS  angebahnt  warb.  211$  ber 
einige  von  allen  angelfäcbftfa^en  ©roßen,  wußte  (Sabrif  bie  ©nabe  beS 
Normannen  unb  ben  33eft£  ber  betätigten  2e()en  bis  an$  (Snbe  §u  bewarf 
ren.  3m  DomSbatyboof,  beffen  2lbfaffung  in  bie  legten  3al)re  beS  Könige 
fällt,  ftnb  viele  Sänbereien  alö  (Sabril  (Stgentlntm  ser$etd)net.2) 

93on  (£l)efter  §og  2ßtlf)elm  nad)  Stafforb,  wo  er  gleid)  falls  eine  S3urg 
errichten  lief.  23alb  barauf,  unb  jwar  noch  vor  Dftem  1070,  ftnben  wir 
tlut  im  Süben  ju  SaliSburty,  wo  er  Die  Solbaten,  wcldje  if)n  von  g)orf 
bis  l)ief)er  begleitet  Ratten,  reichlich  belohnte,  fola^e,  weld)e  fta)  befonberS 
ausgezeichnet,  ^u  f)b'l)eren  ©raben  beförberte,  unb  allen  gnäbtgen  Urlaub 
gewährte.  Slua)  bie  Meuterer  von  g)orf,  bie  auf  ber  gebahnten  ^eerftraße 
umgefer)rt  waren,  traf  2Bilf)elm  in  SaliSbun):  er  beftrafte  fte  baburd),  baß 
er  fte  40  $age  länger  im  2)tenft  gurücf r)telt. 3) 

2Bie  ich  früher  geigte,  war  burch  ben  Einfall  von  1066  eigentlich  nur 
ber  Süben  (SnglanbS  in  bie  ©ewalt  beS  Normannen  geraden.  (Srft  ber 
Jtrieg  von  1069  unb  1070  ttottenbete  bie  Eroberung  beS  Geichs,  inbem 
er  baS  5D^itteltanb  fammt  bem  Horben  —  unb  jwar  bauernb  —  bem  Sieger 
unterwarf.  2ßir  fennen  bie  Wlitkl,  bura)  welche  ber  itönig  baS,  was  er 
mit  bem  Schwerte  errungen,  befeftigte:  eS  waren  wefentlich  btefelben,  bie 
er  1066  im  Süben  angewanbt  hatte.  (Sin  neuer  Stanb  von  ©runbbeftfcem 
würbe  gefchaffen.  OTe  angelfäd)ftfd)en  2lbeltgen,  welche  an  ber  neulichen 
(Empörung  £l;eil  nahmen  unb  nict)t,  wie  ©oSpatricf  unb  beffen  ©enoffen, 
ober  wie  (Sabrif,  burch  befonbere  5lfte  begnabigt  waren,  verloren  £ab  unb 
©ut.  Sin  ihre  Stelle  traten  einzelne  begünfttgte  ^auptleute  beS  ^eereS, 
geborne  Normannen,  glamänber  ober  9ceuftrier. 

5luf  folche  2öeife  erhielten  bie  Normannen  Söilhelm  ©arenne,  2Öil* 
heim  sßercty,  SBafm,  Siwarb,  granfo,  ^ia)arb  (Sftouteütlle,  ©ilbert  £acty, 
Robert  Dmfrefctlle,  bie  gran§ofen  £)bo  »on  $fyampa§]\t,  ©amel  ^ettlö 


•)  Flores  histor.  <§.  636  unten ;  Xlü^bcn  <S.  202,  untere  SKttte.  J)  Calenberg 
H,  76.  Motz  3.       3)  ©uc^eöne  @.  516,  a. 

^fröret,  SJJabfl  ©tcgotiuS  vu.  58b.  XII.  28 


434 


*ßaf>ß  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Bettalter. 


(Solut,  gebürtig  aus  ^Jtcaur,  ber  glamänber  !Drogo  33ruere,  ber  23retagner 
©raf  2lllan  Sergan  ausgetreten,  zum  £l)cil  fürftlichen  Sanbbeft^  in  Nor* 
tfyumbrien  unb  ben  benad)barten  Saubfdjaftnt  Sancaffyire  unb  ßumbrien. !) 
(Die  Neubelehnten  erbauten  fogleidj,  um  baS  Errungene  gegen  bie  Einfälle 
auswärtiger  geinbc,  noch  met)r  aber  gegen  bie  Verzweiflung  ber  aus  ir)rem 
(Srbe  vertriebenen  2lngelfad)fen  ju  formen, 2)  fefte  (Schlöffer,  benen  fte  fran* 
jöfifebe  tarnen,  zuweiten  nacb  JDrtfdjaftcn  il)rer  ^eirnath  gaben.  !Die  an 
ber  (Swale  gelegene  SBurg  Allans  tyief  Nichmonb,  ©amel  ÄetilS  <Sorjn  trug 
ben  tarnen  fetner  Vaterftabt  -iNeaur  auf  bie  von  ihm  gegrünbete  53efte 
über.  (Selbft  bie  ^auptftabt  g)orf  würbe  verteilt.  (Die  meiften  ber  nach 
boppeltcm  (Sturme  übrig  gebliebenen  Käufer  bttyilt  ber  Köllig  für  ftet), 
vierzehn  fammt  einer  Kirche  unb  §tt)ei  gleifct)bänfe  auf  bem  SNarfte  ver* 
gabte  er  an  feinen  ^albbruber  Robert  von  SÜiortatn. 3) 

(StwaS  weniger  fyart  als  in  Nortbumbrien  fct)eint  2Bür)elm  in  Hefter 
verfahren  §u  fein.  3um  efjleji  ©rafen  bafelbft  ernannte  er  ben  glamänber 
©erbobo.  ©efäf)rltcb  unb  mü()fam  war  ber  Soften,  benu  nicht  nur  bie 
tt)reS  ©gent^umS  beraubten  2lngelfad)fen ,  fonbern  aueb  l)äuftge  Einfälle 
ber  benachbarten,  noa)  nicht  bezwungenen  2BalIifer  bereiteten  bem  föniglicfyen 
(Statthalter  taufenb  (Schwierigfeiten.  3n  kurzem  gab  bcßhalb  ber  gla* 
mänber  91  mt  unb  Sehen  in  bie  §änbe  beS  Königs  jurücf  unb  fdjiffte  nad) 
feiner  ^eimatt),  um  ein  (Srbe  anzutreten,  baS  it)m  bort  zugefallen  war.4) 
3at)l  unb  (Stfer  fola)er,  bie  ftdt)  um  baS  erlebigte  Sehen  bewarben,  muß 
mdr)t  groß  gewefen  fein,  benn  ber  jtöntg  fanb  geraden,  bem  Nachfolger 
©erbobo'S  Vollmachten,  wie  fte  fein  anberer  Normanne  je  von  tt)m  erhalten 
l)at,  eine  faft  unbefdjränfte  mit  SanbeSf)or)eit  verbunbene  (Stellung  einju^ 
räumen.  SBebenflict)  war  ber  (Schritt,  ben  2ßilt)elm  tt)at,  weil  baS  ge* 
gebene  SSetfrnel  Slnbere  verlocfen  mochte,  5lel)nltct)eS  zu  erftreben.  2lber  allem 
3lnfa)eine  nach  fonnte  ber  $önig  nid)t  anberS  Jubeln,  ba  fonft  wof)l  fein 
tüchtiger  9Namt  ftet)  gefunben  l)ätte,  ber  eS  übernahm,  eine  unüberfet)bare 
getjbe  gegen  bie  SÖallifer  zu  glücklichem  (Snbe  §u  führen. 

Unter  ben  angebeuteten  53ebingungen  übertrug  2Btll)elm  bie  ©raffebaft 
(5r)efter'an  §ugo  von  StvrancbeS,  einen  übel  berüchtigten  unb  fittenlofen  9Nen* 
fchen,  ber  aber  ein  tapferer  (Solbat  unb  unermübltct)  war.  2ln  einer  (Stelle5) 
beS  DomSbatyboofS  fyeijjt  eS:  „@raf  £ugo  beft$t  frei  unb  fraft  Stecht  beS 
(Schwertes  bie  unb  bie  ©üter,  fo  wie  ber  $öntg  bie  feinigen  bellet."  JDem* 
gemäß  ernannte  £ugo  6enefct)ale  unb  Q3iztf)ume,  bie  il)m  2ÖaleS  unterjochen 
halfen,  unb  bie  er  bann  als  Sehenherr  mit  erobertem  Sanb  auSftattete. 6) 

*)  2>te  S3ctt»eife  auö  ben  Duellen  Bei  Sfu'enty  it  72  flg.       2)  Ibid.  <S.  73.  9lote  3. 

3)  £>omöbat)6oof  I,  298,  erjle  ©palte.        4)  £>ucHne  ©•  522,  a.  flg.  6)  Sappen* 

Bevg  II,  94.  STiote  2:  Hugo  tenet  in  dorainio  tarn  libere  ad  gladium,  sicut  ipse  rex 
tenebat  ad  gladium.       fi)  £f>ievrty  a.  a.  £).  II,  85  flg. 


JBierteS  33u$.  @a£.  21.  Qntfdjeibenbe  Kampfe  toäfjrenb  ber  Safyre  1069  unb  1070.  435 

3)te  großen  (Sdjläge  oon  1069  unb  1070  fyafcen  ben  5CRutt)  beö  angel* 
fäd)ftfd)en  2(bel3  für  immer  gebrochen.  Settbem  famen  nur  nod)  Heine  unb 
oerein^elte  5lufftanbe  oor,  bte  ftd)  mit  ber  ^Bewegung  Don  1069  nidjt  »et# 
gleiten  (äffen.  Um  bieg  ju  erflären,  ift  nötfyig,  baß  man  einen  Oftidblicf 
auf  2)a3  roirft,  roa3  feit  ber  ^eimfe^r  2Öür)elm3  auö  ber  9?ormanbte  oor^ 
gegangen  roar.  3Bät)renb  beö  breijäfyrtgen  3utraum£  oon  1067  bi$  1070 
treten  folgenbe  ,£>äupter  angel[äd)ftfd)er  Empörungen  t)erfor:  in  3)ooer  unb 
ebenfo  fpäter  in  ©ommerfet  ungenannte  5lbeltge,  in  Ureter  bie  Butter 
£aralb£,  in  mehreren  ©raffebaften  be£  ©übroefienö  bie  <Sör)ue  £aralb$, 
in  Efyefter  unb  längs  ber  SÖallifer  ©ränje  Eabrif  ber  2öilt>ltng,  in  Staf* 
forb,  roo  ber  jlönig  perfönltcb  eingriff,  abermals  Ungenannte,  in  WlitkU 
Englanb  bie  SBrüber  9Jiorfar  unb  Eabrotn,  in  33erntcta  ©oSpatritf  fammt 
bem  33ifct)ofe  oon  £)urr;am,  in  g)orffl>tre  ^rinj  Eabgar  unb  fpäter  ^ßaltfjeof, 
6iroarb6  6ol)n.  Unoerfennbar  ift,  baß  biefe  $artf)eifül)rer  —  etroa  mit 
2lu3na(?me  ber  Butter  unb  ber  Söfyne  ^aratbö  —  ntebt  nact)  einem  ge* 
meinfamen  *ßlane  unb  für  einen  gemeinfd)aftltd)eu  3\ucd  —  k»u  5.  23.  bie 
Erhebung  Eabgarö  auf  ben  Stroit  &on  Englanb  —  Baubeiten,  fonbern  jeber 
führte  ben  $rieg  auf  eigene  9iecr;nung,  rote  benn  bie  meiften  nacbt)er  Oer* 
einölt  unb  ofme  ^üeffic^t  auf  einanber  ftd}  burcr)  befonbere  Verträge  bem 
Normannen  2Bill)elm  unterwarfen. 

SBcmt  bie  Herren  ftegten,  roaö  anberö  fonnte  ber  Erfolg  fein,  als 
eine  3^tnimmerung  be$  $etct;3  in  oiele  Stüde !  $)oct;  bie  Auf  ftänbtf  eben 
begingen  noa)  ein  größeres  33erbrea)en  an  ifyrem  £anbe:  fte  fyaben  ntd)t 
weniger  als  fünf  frembe  Sftäcrjte  §ur  Etnmifcbung  in  bie  Angelegenheiten 
^Britanniens  oerleitet.  £)te  ^enttfcfyen  Empörer  riefen  ben  33oulogner  Eu* 
ftact;tuS  unb  hinter  i^m  ben  fran^öftfdjen  Jlönig  Philipp  I.  l;erein,  bie  oon 
Sommerfet  unb  £)orfet  ben  3*länber  £)ermob  —  benn  roer  wirb  glauben, 
baß  ber  trifte  ^au  für  9?tcr;tS  ben  Söfynen  ^aralbS  Schiffe  unb  9Jknn* 
fetjaft  lieferte  —  bte  oon  SBerntcia  ben  Spotten  Malcolm,  ber  ftcf)  fogleia) 
burd)  2Begnar)me  EumbrtenS  bqatyt  machte,  bie  oon  ^orffln're  ben  2)äuen 
Snxn  Eftribfon. 

liefen  oteren  muß  nod)  ein  fünfter  $öntg,  £)Iaf  III.  oon  Norwegen, 
ber  Sofyn  ,£aralbS  ^arbraba,  betgefügt  werben.  Engltfdje  Efyromfen  er* 
jaulen1)  golgenbeS:  „unter  ben  angelföcrjjt|cr)en  Staatsgefangenen,  welcbe 
als  ©etßel  ber  ^RuT^e  beS  SanbeS  in  ber  neuerbauten  geftung  oon  Stnfoln 
aufbewahrt  würben,  befanb  fid)  aud)  ein  oornebmer  junger  Wlann,  9?amenö 
Jlurgot.  2)ura)  53eftea)ung  wußte  berfelbe  bie  Spüren  feineö  ^erferö  $u 
öffnen  unb  entflol)  nac^  bem  an  ber  9J?ünbung  be6  §umber  gelegenen  ^afett^ 
pla^e  ©rtmeöb^,  roo  er  ein  jur  Abfahrt  bereitet  norroegtfd)e$  ©d)tff  fanby 


')  Xw^öben  <S.  206  flg.  «Saötle  <S.  455  unten  flg. 


28  • 


436  $afcj*  ©regovmö  VII.  unb  fein  3«ta«er. 

ba6  tr)n  aufnahm.  Obgletcr)  bie  normanmfäe  (Stranbwactye  bae  (Schiff 
genau  unterfud)te  —  beim  SurgotS  gluckt  war  befannt  geworben  unb  man 
vermutete  feine  Slnwefenljeit  in  ©rimeSbt;,  —  »erftedten  tl)n  bte  Seeleute 
fo  gut  im  unteren  Dfaume,  baß  ber  glüdUlmg  ntd)t  entbeeft  warb.  DaS 
nämliche  <Sd)tff  beftiegen  mehrere  normantüfaje  ©efanbte,  welche  SMfyelm 
ber  53aftarb  an  Olaf  »on  Norwegen  abfenben  wollte.  nun  ber  $auf* 
fairer  bte  fyolje  ©ee  erretd)t  batte,  »erlief  £urgot  fein  $erfted  unb  fam  jum 
größten  (Srftaunen  ber  ©efanbten  §ttm  SBorfdjein.  SMefe  »erlangten  foglettf, 
baß  ba3  <Sd)tff  nad)  ber  englifc^en  M\k  gurüdfetyre,  um  ben  glücbtltng 
ausliefern.  Slber  bte  (Seeleute  wiberf elften  ftet)  unb  brofyten  mit  ©ewalt, 
Wenn  bte  ©efattbten  ni&jt  rut)tg  blieben.  60  entfam  £urgot  glücfltd)  nacb 
Norwegen  m  Äonig  Olaf,  ber  tr)m  ©cf>u|  gewährte." 

2Mf)elm  ber  SBaftarb  fann  bte  ©efanbrert  faum  §u  einem  anbern 
nact)  Norwegen  gefdjtdt  r)aben,  als  um  ben  bortigen  ^errfc^er  tu  gletcber 
Sßetfe,  wie  Slbt  £elfm  e$  in  3)änemarf  »erfülle,  »01t  ber  (Sinmtfdmng  in 
bte  tnnern  2lngelegenf)etteu  @nglcmb3  abgalten,  Surgot  aber  wirb  tu  ent* 
gegengefe|ter  Slbftdjt  eben  bar)m  gereift  fein.  2)te  angelfäcfyftfcfyen  (§m* 
^öter  bjaben  alfo  ntd)t  bloS  in  granfreid),  3rlanb,  3)änemarf,  ©cfyottlanb, 
fonbern  aua)  in  Norwegen  Unterl)anblungen  angefttüpft,  um  frembe  9J?äd)te 
ju  einem  Angriff  auf  (Snglanb  m  reiben. 

SBenn  bar)er  ber  Normanne  unterlag,  fo  würben,  neben  einer  SKotte 
ctnl)etmtfa)er  Empörer,  fünf  auswärtige  ^errfeber  ba3  Sanb  jerfleifd)t  fjaben 
unb  baö  engltfctje  3Solf  wäre  abermal  tu  ein  (Slenb  geftür^t  worben, 
fd)mät)Xta)cr  al3  je  $u  ben  fyiUn  beö  2Btrutgerjod;)e3.  gluajwürbtge  ©elbft* 
fud)t ,  rud)Iofer  <Sf?rget§  r)at  ba6  SBerfafyren  jener  Häuptlinge  geleitet,  fte 
»erbtenten  alle  ben  £ob  bura)  §enfer6f)anb.  9?un  tft  allerbtngS  ba$  angele 
fäctjfifcr)e  $olf  bura)  ba3  lange  ^Balten  bei  9Wd)6fürftentr)um0  unb  bte  oon 
tr)m  angewanbten  Littel  ber  SBerfiifyrung,  auf  bte  id)  fpäter  §urücffommen 
werbe,  ftd)t(td)  erntebrtgt  worben:  eS  »erlor  einen  guten  £r)cil  feines  ge* 
funben  $fcnfd)en»erftanbe£,  feines  9Jhttf)6.  5lber  fo  einfältig,  fo  tterwafyr; 
logt  war  e$  benn  bodr)  nid)t,  baß  e$  einem  Raufen  93erfd)Wörer  bie  £anb 
§um  ©tur§e  eines  gürften  gereicht  tjätte,  ber  bte  getfttgen  unb  materiellen 
Wtitd  befaß,  um  Englanb  aus  bem  ©taube  ju  ergeben,  unb  ber  tn  ber 
£f)at  als  (Mmber  ber  heutigen  @röße  2llbton3  betrautet  werben  muß. 
2)a3  Sanbttolf,  bie  53ürgerfa)aften  ber  ©täbte  jogen  ftcb  t>on  bem  un$u* 
frt ebenen  ^errenftaub  jttrüd.  2)te  Empörungen  »on  1068  unb  1069  t)aben 
eine  golge  gefjabt,  an  wela)e  tl)re  Urheber  ftd>erlid)  nta)t  bauten,  unb 
welche  i^nen  ben  ^obeöftoß  »erfe^ten:  btefelben  führten  nämlta^  einen  poli^ 
ttfd)en  33rud)  jWtfa)en  ben  ntebern  klaffen  unb  bem  5lbel  gerbet. 

Sie  oben  nad)gewtefen  worben,  jogen  bte  Normannen  rul)tg  tl)re 
©arntfonen  aus  ben  großen  ^anbelöplä^en  bcö  9^etd)ö  l)erauö  unb  warfen 


SSierteö  93ucf>.  @ap.  21.  ©ntfc^eibcnbe  Äämpfe  h?äf)venb  ber  Satyre  1069  unb  1070.  437 

fte  ben  (Empörern  entgegen 5  offenbar  weil  ftc  überzeugt  waren,  baß  ba$ 
ftäbtifaV  QBolf  ntdUö  gegen  S9^t%lm.  unternehmen  »erbe,  Die  Bürger 
von  Ureter  Ralfen  jwar  Slnfangö  ber  9J?utter  £aratfc3,  aber  fpäter  machten 
fte  „gewifcigt"  gemeine  Saite  mit  ben  Normannen  unb  verjagten  bie  (Em- 
pörer.  Die  Stabt  S3rtftoI  verfloß  vor  ben  Söhnen  £aralbö  tr)re  Zljoxt, 
bie  Umwohner  von  ^orrotd)  fielen  über  bie  gelanbeten  Dänen  t)er,  bie 
Slngelfacbfen  9?ortI)umbrienö  fd)loffen  grieben  mit  ffitt$elm  unb  büßten  f)art 
für  if>re  Sreue.  9htr  ein  Xi)c\i  ber  9}orthnmbrter  machte  eine  3fa8nar)me, 
inbem  er  unverföhnlicbe  geinbfebaft  gegen  bie  Normannen  an  ben  Sag  legte. 

gittern  Severe  flammten,  rote  ict)  oben  jeigte,  nicht  au3  angele 
fäd)ft)cbem,  fonbern  auö  bänifebem  SBIut.  2BiIJ)eIm  l)at  einen  wahren  2kr* 
nichtungSfrieg  gegen  biefelben  angeorbnet,  ba6  völlig  verfebtebene  9ftaß  aber, 
ba6  er  an  betbe,  an  9lnglofacbfen  unb  Slnglobänen,  legte,  beweist  bünbig, 
baß  er  feinen  3wetfel  J)egte,  jene  geroinnen  §u  fönnen  ober  gewonnen 
ju  fyaben,  roä^renb  er  ba£  ©egenthetl  von  biefen  $orau$fe£te.  3m 
Uebrigen  möcbte  ict)  barum  feinen  Stein  auf  ir)n  werfen,  weil  er  ftet)  ent* 
fchloß,  bie  ungefct)lad;ten  Dänen  9iorthumbrienS,  bie  fdjon  in  älteren  Seiten 
bem  9^eict)e  häufige  ©efafyren  berettet  Ratten,  mit  Stumpf  unb  Stiel  au3* 
jurotten.  *Rücfftd)t  auf  ba$  allgemeine  3ßol)l  beö  Sanbeö  nötigte  tr)n  meines 
@rad)ten6  311  fold;em  Verfahren. 

Die  ©letebgülttgfett  ober  offene  Abneigung,  welche  bte  nteberen  klaffen 
bem  5lbel  gegenüber  betätigten,  r)atte  eine  boppelte  SBirftmg :  fte  erleichterte 
ben  Sieg  beS  Königs,  unb  trug  §ugleicr)  nicht  wenig  §u  jener  9Jtutf)(oftgfett 
ber  (Empörer  bei,  von  ber  ich  oben  fpracr).  Sdnnt  nach  ber  Krönung 
2Btlr)e(mö  verließen  SBtele  berer,  welche  tr)rer  ®üter  beraubt  roorben  waren, 
bie  ^etmatr)/  um  im  2lu6lanbe  ftet)  an§uftebeln.  Der  2lrcbibiafon  von 
SHfteur  fagt 4)  über  bie  %tit,  ba  ber  vftönig  feine  erfte  *Retfe  nact)  ber  9lor* 
manbie  antrat:  „(Einige  flogen  aus  (Englanb,  entweber  um  ber  §errfd)aft 
beö  Normannen  §u  entgegen,  ober  um  in  ber  grembe  §ülfe  gegen  ir)rt  ju 
fueben."  9^acf>  ben  unglüdlidum  2lufftänben  von  1069  muß  bte  5luSwan* 
berung  allgemein  geworben  fein,  ^unberte,  vielleicht  Saufenbe,  flogen  nact) 
53i)§an§,  nahmen  ^anbgelb  von  ben  griechifchen  Äaifem  unb  leifteten  ben* 
felben  tapfere  Dtenfte  gegen  bie  Normannen  2lpuItenS,  welche  unter  bem 
Banner  Robert  2Bt§farb'S  in  baS  morgenlänbtfche  9fetch  eingebrochen  waren. 
5luf  ben  Scblacbtfelbern  beS  DftenS  warb  fo  bie  Stamme3fer)be  §wifcben 
Normannen  unb  2Jngelfacr)fen  fortgefe^t.  Die  (Eiferfucbt  jeboch,  welche  bie 
ältere  Setbwacbe  ber  ffanbinavtfchen  Waräger  wiber  bte  Slnfömmltnge  an 
ben  Sag  legte,  befttmmte  ben  «ftaifer  ^lertuö  I.  ben  (Eomnenen,  bie  angel; 
fächftfehe  Volonte  auf  ber  aftattfct)eri  Seite  be$  9Jkrmorameere3,  ju  (Etvttot 


l)  2)u<$egne  @.  212,  b. 


438 


^afrfi  ©rcgoriuö  VII.  unb  fein  3ettalfer. 


(bem  alten  JlibotuS)  anjuftebeln,  bod)  fväter  30g  er  fte  wieber  nad)  (£on* 
ftantinovel  jurücf.  9^ od»  tu  ben  Stitm  £)rbertd)ö  ')  betr»ad)ten  bie  6ör)ne 
ober  (Snfel  btefer  glüd)tltnge  ben  tyalnft  ber  Gtomneneu. 

Rubere  ber  verzweifelten  tftfelfgen  biteben  jwar  in  ber  ^etmatl),  aber 
roarfen  ftd),  bem  ©efe£e  unb  bem  2Btüen  beö  normannifd)en  Königs  trofcenb, 
$um  $r)eü  mit  ihren  Dienern,  in  bie  SMber  unb  führten  ein  $äuberleben. 3) 
Wtttyttt  Saft*  lang  waren  alle  (Strafen  unb  Wohnorte  unftc^er,  nicht  nur 
bie  Normannen,  fonbern  auch  fold)e  2lngelfacbfen,  welche  ftd)  ber  trotte 
unterworfen  l)atten,  verrammelten  9?ad)t3  ihre  Käufer,  unb  wenn  bie  ©tunbe 
jum  Schlafengehen  fam,  füraa)2)  ber  Hausvater  ba$  ©ebet,  baS  bie  6ee* 
leute  bei  nat)enbem  ©türme  511  beten  pflegten:  0  «£>err!  befehle  unb  rette 
im$;  worauf  bie  Slnwefenben  einfielen:  Slmen.  $iad)  großen  Slnftrengungen 
gelang  e$  §ule§t  ber  normannifd)en  ^olijet,  mit  ben  ©efetjlofen  (outlaw)3) 
fertig  ju  werben.  (Sin  Schluvfwinfel  berfelben  fyat  burd)  bie  bebeutenbe  3af)I 
unb  ^ür)nl)eit  Derer,  welche  in  ifyn  ©dut^  fugten,  befonbere  SBerür/mtheit 
erlangt. 

3m  Horben  von  ßambribge  betont  ftd)  eine  weite,  fumfcftge,  von  vielen 
S3äcf»en  burd)fcbnittene  (Sbcne  gegen  ben  Sfteerbufen  Inn/  welcber  28afb 
Ijctfjt.  Die  53äd)e  treten  häufig  burch  9£cgengüffe  angefchwollen  auS  it)rcn 
Letten  unb  bilben  Snfeln,  welche  nacb  Softem,  bie  auf  tr)nen  lagen,  ben 
tarnen  (Kty  unb  (Srot;lanb  erhielten.  Da  ber  fette  ober  moorige  SBoben 
btefer  ^ieberungen  ber  ^auvtwaffe  3Bi(l;elmö,  ber  (Sntwicflung  feiner  Vetteret, 
faft  unüberwtublicrie  Sdmnerigfeiten  in  ben  SBeg  legte  unb  ba  ba$  vor* 
hanbene  53ufa)werf  letditen  33erftecf  bot,  ftrömten  fchr  viele  ©efe^lofe  nad) 
ber  3nfel  (Slty  jufammen  unb  errichteten  bort  ein  befeftigteS  £ager.4) 

(Sin  mächtiger  Staub  —  ba6  angelfäd)ftfcbe  93?önchthum  —  unterhielt 
geheime  3Serbinbungen  mit  ben  Unjufrtebenen  unb  §war,  wie  e$  fcbetnt, 
fowof)l  mit  Denjenigen,  welche  baö  Ofeich  verlaffen  Ratten,  als  mit  Denen, 
bie  im  £anbe  geblieben  waren,  unb  leiftete  ihnen  $orfdjub.  Der  $önig 
erhielt  totbe  bavon  unb  fd)ritt  ein.  9M)rere  (St)ronifen  melben:5)  „auf 
ben  9f*atr)  gi^oöbernö  unb  einiger  anbern  ©rofen,  gab  ber  $önig  um  bie 
gaften§eit  be3  3al)re3  1070  53efel)l,  bie  Softer  von  ganj  (Snglanb  jtt 
burehforfd)en,  unb  alles  ©elb,  baö  reiche  Slngelfachfen  bafelbft  niebergelegt 
Ratten,  ju  ©unften  be$  fömgltchen  ©d)a£e$  einstehen."  Diefe  ftrenge  Sßer* 
orbnung,  welche  tiefen  Argwohn  gegen  bie  Mönche  verrieth,  war  ber  erfte 
5lft,  ben  Wilhelm  nach  ber  föücffebr  auS  ^orthumbrien  vornahm.  @in 
^Weiter  folgte,  unb  jwar  ein  h^ft  wichtiger,  ber  bie  Saffenthaten  ber 

l)  Ibid.  <S.  508,  a.  b.  2)  2)en  *flae$it>ei$  auö  ben  Duellen  bei  Sljienty  II,  91  flg. 
3)  9luf  latetnifcr)  utlagus,  ein  im  2)omöbaty6oi>f  Ijäuftgeö  2Bort.  *)  Wharton  Anglia 
sacra  I,  256  nuten.  Ingulfi  chronic,  bei  ©ale  script.  I,  71.  6)  Flores  hist.  ©.  636. 
Sw^eben  ©.  200. 


SSierteö  93ucf).  6a)).  22.  Reform  beö  angelfäcr)jtfcr)en  $Wön(&tyumg  unb  93t$tf)umS.  439 


3af)re  1068  unb  1069  mit  einem  2Öerfe  fircfylicber  ©efetjgebung  frönte, 
im  Uebrigen  aber  von  gleicher  Abneigung  roiber  bie  angelfäd)ftfd)en  Softer* 
brüber  $eugt. 

^u)eiunb3U)an3iö|le$  CapiUl. 

Oteue  Drbnung,  roeldje  SBil^elm  ber  Eroberer  in  ber  engltfd>en  Äircfye  einführt.  «Strenge 
SJtafjregeln  gegen  baö  verborgene  angelfäcr)ft'fcr)e  2ftöncf;tt)um.  Urfacr)en  unb  Srüdjte 
biefer  Entartung;  bie  jucr)tlofen  tffojierbrüber  im  33unbe  mit  bem  angelfäcfyjifcrjen 
9Wdjöfürjlenü)um.  £iterarifcr)e  SfyaHgfeit  berfelben.  ©tynoben  ber  3afyre  1070— 1072. 
ffiifljelm  jum  gtveitenmate  burct)  bte  Segaten  beö  ^abfteö  gefrönt.  (Srjbifdjiof  @tigaub 
»ou  (Santerburti,  ivirb  abgefegt.  9tn  feine  «Stette  tritt  ber  bisherige  9tbt  von  (Saen, 
Sanfranf.  ©eljeime  93erf;anblungen ,  meiere  £änfranf$  ©rfjebung  vorangingen.  Xljo* 
maö,  ber  neue  (Srjbtfdjof  von  $orf;  fein  @rjfhU)l  wirb  ber  ^etrofcole  (Santerburty 
untergeorbnet.  ^etri  <2>tatfyaltex  genehmigt  bieß  auö  9tüdjtcr)t  auf  bie  bolitifdjc  2ßot)l; 
fa^rt  (Snglanbö.  dagegen  erfennt  2BÜfjetm  ber  (Eroberer  baö  @regorianifcf)e  Mixt 
dj>enrecf)t  in  vollem  Umfange  an.  ©runb^üge  beffelben.  93eroei3,  bafü  bie  93erfaffung 
unb  bie  ©röße  (SnglanbS  guten  Sljeilg  auö  bem  ®regorianifcr)en  $trcr)enredjt  Ijer* 
»orfaroßte. 

£)te  fogenannte  <Sacb;fend)ronif ')  melbet:  „breimal  im  Safere  pflegte 
^önig  2Bilt)elm  bie  Ärone  ju  tragen  (foutgltdjen  $omp  §u  entroicfeln),  auf 
£)ftem  ju  2Btncf)efter,  an  $fingften  §u  Sßeftmtnfter  (bei  Sonbon),  an  2Betl)* 
nackten  ju  ©(öfter."  £)ftem  1070  nafyte  fyeran,  audf)  bteßmal  fjtelt  2BiIt)eIm 
$u  Smcfyefter  großen  £of,  pgletcf)  aber  verfammelte  er  bafelbft  eine  9leia)3* 
fynobe.  2)ret  päbftu'cfye  Legaten  roaren  in  ßnglanb  angefommen,  ber  un£ 
von  früher 2)  l)er  befannte  6ittencr  SBifcbof  (Srmenfrieb  unb  §roei  römifebe 
ßarbinale,  genannt  3of)anne$  unb  *)3etru$. 3)  Unter  ifyrem  93orft$e  tagte 
bie  33erfammlung.  fyanbelte  ftcf>  um  2)inge  von  l)öd)fter  SBebeutung: 
erftenö  um  eine  roieberfyolte  28eir)e  beö  Königs,  jroettenö  um  völlige  Um* 
geftaltung  beö  ^lofterlebenS,  brütend  um  (Sinfüfyrung  einer  neuen  Streben* 
verfaffung.  SOSilfjelm  roar,  wie  rotr  roiffen,  fdjon  an  Seil)naa)ten  1066 
buref;  ben  g)orfer  ^r§bifc^of  Sllbreb  gefrönt  roorben,  gteicf)roof)l  festen4)  ifnn 
bie  ßarbinäle  von  Beuern  eine  Ärone  auf.  3rt  bie  Singen  fvringt,  baß 
bie  Zeremonie  ntct;t  ofyne  triftige  ©rünbc  roieberfyolt  roorben  fein  fann. 
5^etneö  (Sracf)ten$  l)atte  fte  ben  bopvelten  3*wcf,  ^r  (Sfyrtftenfyeit  funb  §u 
tljun,  erftlia)  baß  $etri  ©tattfjalter  ben  Normannen  2Mf)elm  al$  SSafallen 
beö  f)eil.  ©tubleö  anerfenne,  unb  §roeitenö  baß  ebenberfelbe  bie  biöl)erigen 
^anblungen  beö  ^öntgö  billige.  S03aö  bie  (£arbinäle  bort  im  fünfter  ju 
2Bind)efter  verrichteten,  roar  ein  verfteefteö  2krbammung$urtl)etl  ber  Äirc^e 
roiber  bie  angelfäa)ftfc^en  (Sm^örer. 


OEd.  ©ibfon  @.  190.  z)  Oben  @.  276.  3) Flores  histor.  (S.636.  2)ann  Sueben 
<5. 201.     4)  Vita  Lanfranci  cap.  6.  33orjiü(f  ber  opera  Lanfranci  unb  ^uc^eöne  ©.  516,  a. 


440 


^abj!  ©regoriuö  VII.  uttb  fein  3eüalter. 


3d)  roenbe  mid)  jum  Stetten  ©egenftanbe  ber  9ßerr)anblungen.  Sa>n 
fett  1067  fyatte  ber  Normanne  einzelne  9ftönd)ögemeiuben  kegelt  gefönte 
§ur  *Red)enfd)aft  gebogen.  Der  2lbt  bc$  unweit  2öind)efter  gelegenen  jllofterö 
£iba  voar  mit  12  5Dtönd)en  nnb  20  Sefyenleuten  bem  23antter  be$  Äomgl 
£aralb  gefolgt  nnb  in  ber  Sd)lad)t  bei  §aftütg$  gefallen.  3\\x  Strafe 
für  bie  Sfyat  beS  SlbtS  fonberte  2öi(r)elm  \>on  ben  jlloftergütern  eine  ganje 
23qronte  ober  fo  ütel  £anb  ab,  M  Sur  2lu3ftattung  etneö  normannifcfyen 
Hauptmanns  npt|tg  roar;  §ur  (Strafe  für  bte  »ftriegSluft  ber  12  sJttönd)e, 
entzog  er  bem  Stifte  12  Weiterleben.1)  9?od)  fcfylimmer  erging  e$  ben 
9Jiönd)en  tton  2Ötnd)omb  bet  ©(öfter,  roelaV  Ztyil  an  ber  (Empörung  oon 
1068  genommen  Raiten.  2)er  2lbt  rourbe  emgeferfert,  ba$  Softer  einem 
ftrengen  Herrn  übergeben,  überbieß  verlor  baffelbe  ben  größten  $t)eil  feiner 
23eft|ungen. 2)  2lucr)  im  Saufe  beö  nortl)umbrtfd)en  SlufftanbeS  griffen  »tele 
9)?öttctje  §um  @en)el)r  rotber  bie  Normannen.  3)afür  ließ  2ßtll)elm  bte 
Softer  St.  Cßeter  an  ber  SBeare  unb  S&rjttbty  nieberbrennen. 3)  Die  oben 
ernannte  Maßregel  üom  9}(är§  1070  öerrtetlj,  baß  er  ben  ganjen  angel* 
fäd)ftfd)cn  9Jtötta^ftanb  als  9Jätflerfd)rooreiten  be6  un$ufriebetten  SlbelS  be* 
trachtete.  3e$t  aber,  51t  2£tnd)efter,  legte  er  bte  2lrt  an  bte  Sßurjel 
beS  liebet. 

Die  angelfäd)ftfd)en  (Sbronifeu  »erfüllen  ben  Umfang  be$  angeroenbeten 
Heilmitteln.  glorentittS  »bn  2öorcefter  fagt1)  bloS,  Äöntg  2öüf)elm  tjabe 
ju  SKincbefter  unb  nachher  auf  einer  feiten  Stynobe  §u  2öinbfor  tttele 
ange(fäd)ftfd)e  Siebte  abgefc^afft.  Slber  ber  jtöntg  begnügte  ftcf)  md)t  mit 
23eftrafung  ber^äupter:  maffenroeife  rourben  angelfäd)ftfa^e  9J?önd)e,  welche 
ntcfyt  febon  früher  Verbannung  getroffen  f)atte,  be3  £anbe6  tterrotefen  unb 
buret)  normanntfcr)e  $lofterbrüber  erfejjt.  3d)  fomme  auf  bte  mer)rfad)  be* 
nü^te  5lu3fage5)  bc6  ß^itgenoffen,  tuelletd)t  in  geroiffer  Htnftd)t  2lugen§eugen, 
Slbam  tton  ^Bremen  ^urücf:  „Sieger  geworben  im  Kampfe  gegen  Haralb, 
©obrotnS  Sobn,  verjagte  ber  33aftarb,  um  ber  (§f)re  @otte£,  roeldje 
bie  Slngelfacfjfen  fdjroer  betetbtgt  fyatten,  ©enugtf/uung  jtt  serfdjaffen,  faft 
alle  ßtertfer  unb  Mottete,  bte  or)ne  Siegel  lebten,  auS  bem  $etd)e.  9ka> 
bem  bergeftalt  bie  Slergerntffe  entfernt  roaren,  err)ob  ebenberfetbe  §um 
gürften  ber  angelfäcbftfd)en  ittrdje  ben  r)ocr)gelef)rten  £anfrancu3,  burd)  beffen 
S3emüf)ungen,  rote  früher  in  ©allien,  fo  fpäter  aud)  in  ^Britannien  93tele 
3U  fjetltgem  Seben  befefjrt  roorbett  ftnb."  2Ba3  bie  3et^^e  betrifft,  beutet 
ber  Wremer  ßl)ronift  an,  baß  bte  Verfolgung  ber  angelfäc^ftfc^en  9J?öna)c 
furj  naa)  bem  Stege  bei  <£>afting$  anfing  unb  mit  bem  TOe  ber  (Sinfe^ung 


l)  2)cn  9hc§tt>et$  Ui  %1)kxx\)  II,  23.  2)  Ibid.  ©.  40.  3)  Ibid.  @.  68. 
4)  Flor.  hist.  ©.  636.       6)  Gesta  hammaburg.  III,  51.   «Per^  VII,  356. 


<Bieiteö  93uc§.  ®a\\  22.  JÄefotm  beö  aiigctfacfyftfcfcen  äflöucfclfjume  «üb  93iatf;umg.  44 1 

SanfranfS  fd)lof.  Sc^terer  %U  aber  fällt,  wie  fta)  unten  §eigen  Wirb,  in 
bad  3al)r  1070. 

SÖantm  cntivtcfclte  nun  ber  Normanne  fo  unerbtttlitfe  Strenge  wiber 
bie  Äloftcibrüber  angctfäd)ftfd)er  2lbftammung  ?  Ueber  biefe  grage  gibt  ber 
treffiidje  23enebiftiner  3Bfl|eltn  tfon  9J(almeebun;  SluffaMüffe,  bie  un$  ge* 
ftatten,  mitten  in*  geuer  pndn  §u  flauen.  3d)  (äffe  if)n  reben:1)  „W* 
Slnfunft  ber  Normannen  war  ba$  Stttbium  ber  f>cif.  2öiffettfd)aften,  fo  wie 
bte  Hebung  religiöfen  Sebent,  gänjlid)  bei  ben  2lngelfad)fen  verfallen.  3Me 
Glerifer  gaben  jtcfc  bloS  mit  poüttfdur  Stütagöltteratur 2)  ab,  unb  vermochten 
faum  bie  latdmfctyen  SBorte  beS  9)?eßbu*0  hcrsuftammeln,  wie  ein  SÖunber 
warb  angeftaunt,  wenn  einer  bie  ©rammattf  »ciftanb.  2)ie  Wöncfyt  »er* 
höhnten  burd)  Anlegung  feiner  unb  üppiger  ©ewänber,  bind)  §tittanfe£ung 
ber  gaftengebote  bie  Höfterlidje  Siegel.  2)er  2lbel  fröJ)nte  bem  23aud)  unb 
ber  Uttjud;t.  3)tefe  Herren  unterliefen  ef,  naa)  0}rift(ia)er  Sitte  bem 
9)(orgcngotte3bicnft  in  ber  öffentlichen  ^ird)e  an$uwof)nen,  fonbern  im  Sa)laf* 
gemad)e  bleibenb,  ja  neben  ihren  2ßeibern  im  2Sette  liegenb,  Nörten  fte  naa> 
läfftg,  §wifd)cn  Sd)tafen  unb  SSacben,  bte  9J?effe  an,  bie  ber  ^auöpriefter 
fo  fdjnell  a(6  möglich  ablaS."  3)ann  weiter  unten:  „bie  Normannen  haben 
feit  ihrer  Verpflanzung  nad)  (Snglanb  bie  abgeftorbene  Religion  tn3  Seben 
§urücfgernfen.  Ueberall  erftanben  Streben  unb  JUöfter  unb  baS  Sanb  ge* 
langte  wieber  511  ftrcf)ltcf>er  Sßlüthe." 

3wtfd)en  hinein  bemerft 3)  ber  23enebtftiner,  ba3  VerbammungSurthdf, 
baö  er  anspreche,  muffe  mit  einer  gewiffen  (§infd)ränfung  »erftanben  werben, 
er  läugne  fetneöwegS,  baß  e$  unter  bem  angelfächftfd)cn  ßleruS,  wie  unter 
bem  Saicnftanbe,  ftetS  (Stn^clne  gab,  bie  ein  tabellofeS  Sebcn  führten.  ©leia?* 
wof)l  beftcfjt  er  barauf,  bap,  im  2)urcbfd)nttt  betrankt,  bie  Religion  auf  ber 
3nfel  verfallen  war.  2)affelbe  behauptet  nun  Drberid)  unb  jwar  tu  einer 
Seife,  bie  ben  Verbad)t  auslieft,  als  habe  (Stncr  ben  5lnbern  abge* 
fcfyrteben.  3d)  §ief)e  einige  feiner  Sä£e4)  auS:  „bie  lange  ^errfdjaft  ber 
hätten  t)at  bem  firchltcben  Seben  in  ©nglanb  tiefe  Sßunben  gefd)lagen.  Ü)a 
©ewalt  fold>e  Siebte  unb  33tfa)öfe,  welche  e3  »erftanben,  bie  ßudjt  §u  ^anb* 
haben,  entfernt  hatte,  riß  Diuchloftgfeit  unb  Safter  ein  unb  burchbrang  alle 
Stäube.  2)te  Säten  jerfloffen  in  Ueppigfeit  unb  Unzucht,  bie  ^lofterbrüber 
hatten  »on  Mönchen  niditö  an  fta),  al£  ben  tarnen  unb  ben  Schnitt  ber 
^utte.  Sie  befugten  ungefebeut  ^urenhäufer,  waren  nur  barauf  erpicht, 
©elb  §ufammen§ufcharren,  befubelten  fta)  mit  gemeinen  Verbrechen.  (Srft 
Wilhelm  ber  Normanne  hat  baburetj,  ba£  er  au$  (Pallien  rechtfebaffene 

*)  @a\)ilc  @.  101  «nten  flg.  2)  3^  t^eite  ben  totdjttge«  (Sa^  i«  ber  Urfrra^e 
mit:  clerici  literatura  tumultuaria  contenti,  vix  sacramentorum  verba  balbutiebant  ; 
stupori  et  miraculo  erat  caeteris,  qui  grammaticam  nosset.  3)  2(.  a.D.  <2>.  102.  S^ttte. 
A)  2)uc^cöne  @.  518,  c.  d. 


442 


$abft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


W6\\d)t  berief,  bte  £)rbnung  ber  tfird)e,  bte  3ud)t  beS  JtloflerS  wieber* 

Sllfo  9Honchtr)um  unb  SeltcleruS,  bte  jwei  ©runbfäulen  ber  fytiföitym 
Religion,  waren  §ur  3ett,  ba  ber  SBaftarb  (Snglanb  eroberte,  entartet. 
3wtften6  ba$  fölimme  33etft>tef,  baö  bte  @etftltd)fett  gab,  hatte  jur  golge, 
baß  bte  ^oberen  (Stäube  ihre  Süberlicbfeit  §ur  ©d)au  trugen,  ben  ©eboten 
bcS  ©laubenS  £ro£  boten.  3)er  23efud)  beö  öffentlichen  ©otteSbienftcS  von 
(Seiten  ber  Slbeltgen  hörte  auf.  drittens  bte  93erfnnfent)eit  beö  (£leru£ 
geigte  ftd)  namentlich  barin,  baß  faft  fein  ©etftlicher  mefjr  ©rammattf  trieb, 
unb  bte  Sorte  beö  SBreoierS  ober  Meßbuches  verftanb.  93efanntlich  ift 
Brevier  unb  Meßbuch  in  lateintfcher  Sprache  abgefaßt,  bie  ©rammatif,  bie 
ber  (Efyronift  meint,  fann  nur  bie  latemifdje  fein.  2)a3  Stubtum  ber 
h.  Spraken,  be$  Sateintfcfyen  unb  ©riechifchen,  war  erlofc^en  ober  bem  (§r? 
löfcr)en  nar)e. 

ü)ennod)  trieben  bte  (Slerifer  unb  OTtic^e  laut  2luSfage  beffelben  3^gen 
eine  eigene  $rt  von  Literatur.  9luS  bem  ©egenfafce  folgt  junächft,  baß 
bie  ÜBerfaffer  ber  fraglichen  (Schriften  nid)t  in  Satein  —  benn  baS  t>er# 
ftanben  ja  bie  ßlerifer  nid)t  mel)r  —  fonbern  in  ber  93olf3fvrache,  alfo 
angelfäcf/ftfd),  gefdjricben  haben.  Inhalt  unb  Dichtung  berfelben  bezeichnet 
ber  <5t)rontft  genauer  burd)  ba£  Beiwort  tumultuarifch ,  ba$  jebenfallS  ben 
9?cbenbegriff  aufrührertfeh  hat.  2Baö  foll  ba$  r^eipen?  5)te  @efd)id)te  (Sng* 
lanbö  unter  Abwarb  bem  SBefenner  unb  unter  (£>wen  ©abelbart  liefert 
ben  6chlüffel  rtd)ttger  5lu6legung.  ©et*  80  3al)ren  arbeitete  ba$  englifche 
9fieichöfürftenthum  unabläfftg  barauf  hin,  bie  jtrone  §u  fchwächen,  bie  ,fttrd)e, 
welche  mit  ber  trotte  im  SBunbe  ftanb,  §u  untergraben,  baö  Sanb  ju  zerreißen 
unb  eine  unabhängige  ^errfebaft  vieler  3«nnf&mge  aufzurichten,  liefen 
53eftrebungen  haben  bie  verfommenen  ßlerifer,  von  benen  ber  Sttöndj  au$ 
W0mc$bw$  rebet,  burd)  5lbfaffung  tooltttfeher  Soldbücher  nach  Gräften 
SSorfd)ub  gethan. 

(Eine  £anb  wafcht  bte  anbere.  ü)er  £errenftanb '  fchüfete  ben  nichts 
nu^igen-  ^  (SleruS  gegen  ben  Unwillen  beS  $olf$,  baS  überall 
vflid)ttreue  ©etftltche  haben  will,  unb  ^>alf  ba$u,  baß  bie  fchled)ten  9Jiöndie 
ein  ^überleben  führen,  auf  bte  $agb  gehen,  6chmau|eretcn  unb  Srinfgc* 
lagen  anwohnen,  enbltch  alö  fürftliche  5lmtlcute  ben  dauern  ba6  gell  über 
bie  £)r)ren  ziehen  unb  ©elb  gleid)  jenen  beutfehen  Mönchen  *)  §ufammen* 
fcharren  tonnten.  3«m  Ü)anfe  bafür  warfen  bie  ©ünftltnge  93ranbfd)riften 
unter  baö  $olf,  in  benen  fie  bte  ©obwine,  £aratbe,  £ofttg,  ÜÖtorfare  al£ 
äd)te  2kterlanb3freunbe  unb  Serthetbtger  ber  greiftet*  ftattlicb  heraustrieben, 
bte  jtrone  h^rabfe^ten,  bte  Stbftchten  ber  Könige  verbäcr/ttgten,  bie  Unbe* 


')  93anb  II,  318  flg. 


93ierteö  93udj.  $ap.  22.  Reform  beS  angelfäd&fiföen  SDWndjttjumS  unb  <8t$Ü)umg.  443 


weglicfcfett  be3  3)ogma,  btc  Strenge  d>rift(id?er  Stttengcbote  antafteten. 
^ur§  cS  faf>  in  (Snglanb  gerate  fo  ait6,  Wie  511  Anfang  be$  16.  3a$r* 
fyunbertö  in  Ü)eutfd)tanb,  wo  ein  überflüiftger  ©elefyrtenftanb  auö  junger 
unb  33oeI)eit  ben  ©elüften  ber  9?eid)3fürften  ba$  2£ort  rebete,  Umfturj  ber 
faiferltdjen  ©ewalt  unb  ber  Jlircfjcndnridjtimgen  empfahl. 

Z\)at  nun  ber  Normanne  Unrecht,  a(3  er  bie  verbotenen  $rtefter 
»erbannte?  3d)  benfe,  er  l)at  tüte  ein  großer  Staatsmann  gefyanbelt,  ber 
jur  Cmeiduing  cineS  unumgängltd)en  3wccf$  bie  vaffcnbften  Littel  ergreift. 
3m  llebrigen  begann  SBilfyelm  fdjou  nad)  ber  Krönung  mit  5lu6fd)eibung 
ber  böfeu  (demente.  dfite  franjöftfa^e  6$rMf  berichtet:1)  „im  gebruar 
1068  begab  fta)  2lbt  ©ctvinuS  wn  St.  Ditquter  (in  ber  Sanbföaft  $on* 
tt)ieu)  nadb  bem  ^afenpla^e  2öifant,  um  von  ba  nad)  dngfanb  t)tnüberju* 
fegein.  er  tort  anlangte,  traf  er  in  2ötfant  met)r  al$  r)unbert  Siebte 
unb  Wöndbc,  fammt  f ct>r  vielen  Sölbnern  unb  ^aufleuten.  Stile  §itfammcn 
beftiegen  Sanffe  unb  fuhren  nacb  (Snglanb."  2)tefe  fur$e  Scbtlberung  eineö 
Augenzeugen  füfyrt  un6  mitten  in  ba£  ©etrtebe  normannifcr;cr  Bewegung 
hinein,  $önig  2Bür)elm  war  im  £)e§.  1067  nad)  (Snglanb  aurütfgefefyrt, 
aber  nta)t  ol)ne  vorder  umfaffenbe  Werbungen  in  ber  9?ormanbte  angeorbnet 
$u  f)aben.  3n  bem  3)?aße ,  rote  fid)  bie  Serbelager  füllten,  fdndte  man 
bie  eingetretenen  Sölbuer  nad)  ben  Seeplätzen.  2)ort  angefommen,  erhielten 
fte  eine  9?ebenbefn'mmung.  Sie  mußten  eine  anbere,  aber  unbewaffnete 
TOlij,  Sdjaaren  gatltfd;er  unb  normannifdjer  9ftönd)e,  mit  welchen  2Btlf)elm 
bte  burd)  2luSwetfung  nicr)tönuj3tger  5lngelfad)fen  in  ben  britttfajen  Softem 
entftanbenen  Süden  ergänze,  fo  wie  ^aufleute,  bie  ftet)  gefammelt  Ratten, 
nact)  ber  3nfel  hinüber  geleiten.  $Bät)renb  brüben  Jtrie'g  unb  Aufruhr  tobt, 
tft  ber  93aftarb  barauf  bebaut,  ba$  flöfterlicfye  Seben  roieberljerjuftellett  unb 
äugletd)  ben  §anbel  ju  r)eben.  3n  2öaf)rf)ett  btefer  2Btlr)elm  war  ein 
aufkrorbentltdjer  9Jfann ! 

9?oa)  tft  ein  brttter  ÄretS  von  ©efcfyäften  übrig,  welche  auf  ber  Sty* 
nobe  von  Stncbefter  t^re  (Srlebtgung  fanben.  9kct)  tfyrer  5ln!unft  in  @ng* 
lanb  Ratten  bie  Segalen  beö  $abft$  an  bte  angelfäd)ftfct)en  S3ifct)öfe  ein 
9iunbf  ^reiben  erlaffen,  in  welchem  btefelben  aufgeforbert  würben,  unverwet* 
gerltcr)  jtt  erfcr)einen  unb  $ed)enfcbaft  abzulegen.  £>tefe$  Schreiben2)  ent* 
titelt  unter  5lnberem  folgenbe  Sä$e:  „bie  römtfetje  ^iraje,  welcher  ber  21U* 
mächtige  bte  Slufftajt  über  alle  Triften  übertrug,  fyat  noet)  eine  befonbere 
Verrichtung,  Gmre  Sitten,  tr)r  2lngelfad)fen ,  ju  überwachen  unb  etwa 
etngertffene  9Jitj5bräud)e  abjutfmn,  benn  (Suer  $ol!  tft  von  9iom  au6  be* 
fer)rt  Worben.  Um  nun  bie  genannte  *Pflict)t  51t  erfüllen,  werben  233ir,  1)k* 
ner  bee  ^eiligen  Stvoftelfürften  $etruö  unb  bevollmächtigte  unfereS  £errn, 


l)  QSDuquet  XI,  133,  c.       2)  Oßilftng  concil.  Brit.  I,  323. 


444 


$at>ft  ©regovtuö  VII.  unb  fein  3eitaltev. 


M  ^abfteS  2tleranberS  II.,  bemuädjft  mit  (Sud?  ein  (Sonett  galten,  auf 
welchem  bofeö  Uufraut,  baS  im  Seinberge  ©otteS  auffa>ß,  ausgejätet 
unb  Slnorbnungen  beS  <£>eilS  getroffen  werben  fotlen."  £>tefe  Spraye  lau* 
tete  brofyenb  genug !  3n  ber  £l)at  fyanbelte  eS  fta)  um  Slbfefcung  einer  3ln* 
$al;l  anrüa)iger  23ifa)öfe,  um  Sluffüfyrung  eines  neuen  53auS  ber  angelfäaV 
ftfa)en  iltra)e. 

3uerft  fam  bie  9?eu)e  an  ben  Metropoliten  Sttganb  von  (Santerburr/. 
2Bie  id)  früher  §etgte,  lafteten  feit  ben  ^dkn  (SbroarbS  beS  33efennerS  ge* 
red)te  Vorwürfe  son  (Seiten  beS  ^eiligen  <Shu)lS,  roie  ber  trotte  Omglanb 
auf  il)tn,  unb  obgleia)  (Stiganb  bura)  bie  bebeutenben  2)tenfte,  bie  er  naa) 
ber  ©a)laa)t  »on  Oenlac  bem  Eroberer  leiftete,  fta)  abgemüht  l)atte,  ben 
neuen  Äöntg  su  geroinnen,  fronte  xt>ix  2Btlr)elm  btSfjer  bloS  barum,  roeil 
er  ttorfycr  mit  bem  $abft  über  bie  Veftrafung  beS  ©a)ulbigen  fta)  üerftän* 
bigen  wollte.1)    3eftt  ereilte  ü)n  fein  @a)idfal. 

2)ret  £auptanf  lagen  würben  ttor  bem  ßoncil  erhoben:  erftlia)  baß 
(Stigaub  neben  bem  (Srjftufyle  ßanterburr;  aua)  baS  ViStfntm  5ßina)efter  bei* 
behalten,  Stettens  baß  er  bei  £eb§etten  feines  Vorgängers,  beS  Normannen 
Robert,  bie  9)cetropoIttanwürbe  wiberrea)tlta)  an  fta)  geriffelt ,  brtttenS  baß 
er  bei  bem  2lfterpabfte  unb  (Sinbringling ,  Venebtlt  X.,  ber  boa)  son  ber 
römifa)en  $tra)e  tterbammt  Horben  fei,  baS  Pallium  naa)gefua)t  fyabe.2) 
2>ie  Legaten  fpraa)en  baS  Urteil  ber  SluSftoßung  über  fyn  auS,  ber  jtönig 
gebot  ben  Unglücflia)en  in  ber  33urg  von  2ötna)efter  §u  »erwafyren,  wo  er 
als  (Staatsgefangener  enbete.  «Stigaub  fyatte  wäfyrenb  einer  20jäf)rigen 
Verwaltung  große  6a)ä£e  äufammengefyäuft,  benn  er  war  geizig,  ©roßmü* 
tf)ig  beließ  u)m  biefelben  SEBtlfyelm,  fo  lange  ber  ©efangene  lebte;  erft  naa) 
feinem  £obe  rourben  fte  für  bie  föniglta)e  Cammer  eingebogen.3) 

@leta)eS  £ooS,  wie  ben  geftürjten  Metropoliten,  traf  beffen  Vruber 
Slgelmar,  bisherigen  Vifa)of  von  £)ftanglten,  fo  rote  mehrere  anbere  33ifa)öfe, 
beren  tarnen  glorenttuS  nta)t  anführt. 2)  511S  Staatsgefangene  mußten  fte 
in  geftungen  roanbern,  roo  fte  lebenSlänglia)  blieben.  6a)reden  r)errfa)te 
in  ber  Verfammlung,  faft  alle  Slnwefenben  fyatten  fein  reines  ©ewiffeu  unb 
fürchteten  bafyer,  baß  aua)  über  fte  beS  Königs  ober  beS  $abfteS  3oxn 
IoSbred)en  bürfte.  9cur  ein  2lngelfaa)fe,  Sulfftan  von  2öorcefter,  allerbingS 
ein  ^rälat,  für  beffen  (5a)ulbloftgfeft  alle  befannten  ^anblungen  feines 
früheren  SebenS  jeugen,4)  roagte  ungebeugt  unb  pflia)tgcmäß  für  ein  gutes 
$ea)t  §u  fprea)en,  obgleia)  bie  Vertfyeibtgung  beffelben  ü)m  einen  gefäfyr* 
liefen  ©cgner  §u  enoeefen  brof)te.  2)er  neulta)  flerftorbene  5llbreb  rjatte 
unmittelbar  vox  Sulfftan  ben  ©tufyl  von  Sorcefter  eingenommen  unb  bei 


')  <Siet)e  oben  @.  395  flg.  *)  Flores  histor.  @.  636. 
205  ofsen,  »cvgltc^en  mit  Wharton  Anglia  sacra  I,  250  unten. 


3)  <BmU  @.  52  unb 

4)  £>&en  @.  332  flg. 


SStertcö  33udj.  @ap.  22.  Reform  beS  angelfäd)ftfcf)en  3Wi3ndf)tf>umg  unb  93iötfjumö.  445 

feiner  Beförderung  auf  ben  g)orfer  SWetro^oIttanftfe  einen  ber  ©üter 
beS  2ßorceftercr  £od?ftiftS  wiberrecbtlicb  beibehalten.  3)iefe  nämltcben 
©üter  waren  aber  nach  bem  $obe  SllbrebS  für  bie  föniglicbe  Cammer  ein* 
geigen  korben.1)  Sffienn  baber  2Bulfftan  Wtber  Sllbreb  JHage  ert)ob,  griff 
er  juglcicb  mittelbar  ben  Köllig  an. 

9tid)tebeftorcentger  forderte  ber  SBtfcbof  Sieberrjerftelumg  feiner  Kirche 
in  ihren  recbtltcben  33eft$.  CDie  (Sv/nobc  Wieb  aus,  ftc  gab  ben  93ejd)eib : 
ba  bic  Metropole  von  2)orf  gegenwärtig  htrtenloS,  folglich  aueb  fein  ge* 
fe&lieber  Vertreter  etwaiger  begrünbeter  2lnfprücbe  berfelben  vorhanben  fei, 
folle  bie  (Srlebigung  ber  <Sact>e  MS  ju  2Bicberbefe$ung  ber  Metropole 
verfeboben  werden.  Vielleicht  Ratten  ftc?  um  bie  nämltcbe  3«tt  noch  anbere 
(Scbwierigfeitcn  erhoben,  weld)e  eS  rätl)ltd)  maebten,  nta^t  nur  bie  obfebwe* 
benbe  (Streitfrage,  fonbern  auch  baS  (Eoncil  felbft  ju  vertagen.  2I>enigftenS 
berietet1)  glorentiuS,  baß  bie  beiben  römifeben  (Earbinäle  nacb  Dftern  bte 
^eimreife  in  bie  speterSftabt  antraten,  unb  baß  nur  ber  (Sittener  33ifcbof 
(Ermenfrieb  jurürfblieb.  Ü)te  Slbreife  ber  (Earbinäle  fcheint  barauf  hwjubeu* 
ten,  baß  ftc  in  *Kom  33ericbt  erftatten  unb  etwa  neue  CDtcnftt>orfc^rtften  ein* 
holen  wollten.    3)aS  (Eonctl  löste  ftet)  auf. 

2)aS  ^ftngftfeft  begieng  ber  £of  im  (Scbloffe  §u  Sinbfor.  5lm  geft* 
tage  ernannte  .ftönig  2Bill)eIm  ben  bisherigen  (EanonicuS  ton  23aieur, 
maS,  §um  Metropoliten  von  g)orf  unb  bann  einen  feiner  (Eapellane,  2£al* 
ct)elin,  §um  S3ifa)of  von  3Etncbefter.  2)en  folgenben  Morgen  naa)  ber  (Er* 
nennung  trat  unter  (ErmenfriebS  Sßorft^  eine  neue  <Sr;nobc  §ufammen,  welche 
bte  t>or  (teben  Socken  §u  SBinchefter  unterbrochenen  ©efdjäfte  wieber  auf* 
nahm.  £)aS  Urteil  ber  5lbfer3uug  warb  über  ben  SBifcbof  Slgelricr)  von 
(Suffer  verhängt,  worauf  ber  $önig  ben  Verurteilten  als  Staatsgefangenen 
ju  lebenSlänglicber  $aft  in  baS  «Scbtoß  Mearteburg  abführen  lief.  2)ieß 
gethan,  erhob  ber  Baftarb  jwei  feiner  Kapellane,  5lrfaft,  anstatt  beS  um 
Dftern  verurtf)eilten  Slgclmar,  §um  23tfcbof  von  Oftanglten,  unb  (Sttganb 
an  ber  (Stelle  beS  eben  abgefegten  5lgelricb  pm  23tfcbof  von  (Suffer.  (Einige 
Sage  fpäter  erteilte  auf  beS  ÄönigS  SÖunfdb  ber  pabftltdje  2egat  (Ermen* 
frieb  bem  neuen  23tfd)ofc  von  SÖfttdjcftet  SBalcfcelm  bieSHkihe.1)  $r)oma$ 
bagegen,  ber  ju  gleicher  3ett  mit  Salcbelin  ernannte  Metropolit,  blieb  vor* 
erft  ungeweiht. 

Viele  ber  3nful  unwürbige  Slngelfachfen  waren  entfernt,  mehrere 
@tühle  neu  befefct,  aber  noeb  (EineS  fehlte  ber  englifchen  Strebe,  ein  §aupt, 
baS  würbig  bie  I)or)e  (Stellung  ausfüllen  mochte,  welche  ber  verurtheilte 
(Stiganb  unwürbig  eingenommen  hatte.  Unb  boct)  mußte  bem  Könige  bei 
bem  großen,  aber  auch  gefährlichen  ©efchäfte,  baS  er  bamalS  betrieb,  unenb* 


*)  Flores  histor.  <&.  636. 


446 


^abf*  ®vegoriu$  VII.  unb  fein  3eitolter. 


m  baran  gelegen  fein,  vor  allem  Zubern  bie  erlebigte  $eia)SmetrO' 
pole  von  (Santerbutt)  gut  ju  befeijen.  @rft  @nbe  Sunt  fam  ber  Sombarbc 
£anfranf,  mit  roeldjem  §fi>ür)ehn  feit  längerer  3ett  wegen  Uebernatyme  bcö  (Srj- 
biStfyumS  unterfyanbelte,  aus  ber  9?ormanbte  nad)  (Snglanb  herüber.  CDiefeö 
(Säumen  beutet  barauf  bin,  baß  ungeroöl)nlid)e  Scrjrotertgfeiten  ju  überroin* 
ben  roaren.  28ir  müffen  $unäd)ft  ben  großen  (Steriler,  befreit  ©efcfciaMe 
n>ir  anberSroo1)  bis  §u  feiner  @rl)ebung  sunt  SIbte  von  daen  verfolgt  fyaben, 
tnS  Sluge  faffen. 

9?td)t  lange  nad)  feiner  SBeförberung  auf  bie  neuerrtd)tete  5lbtet  ~ 
tm  Wlcmt  Sluguft  1067  —  ftarb  2)  @r$btfcbof  SttauriltuS  von  Kotten. 
5llSbalb  etroäfylte  93olf  unb  ßleruS  ber  normanitifcben  £auvtftabt  einmütig 
ben  2lbt  jum  9tfaa)folgcr  beS  Verblichenen.  £)ocr;  Sanfranf  roteS  unbeug* 
fam  bie  ntgebad)te  (Sl)re  jurüd',  emvfafyl  bagegen  für  bte  erlebtgte  Stürbe 
ben  bisherigen  33tfa)of  von  2lvrana)eS,  3ol)amtcS.  2Birfltcf;  ernannte  «ßönig 
£er§og  SIBüfyelm  ben  (5mvfol)lenen  auf  SanfranfS  2Bort  pi  jum  ^acbfolger 
beS  9ftauriltuS.  Allein  efye  3ol)auneö  baS  neue  Statt  antreten  fonnte,  muß* 
teil  erft  getvtffe  gormalttäten  ober  23ebmgungcn  erfüllt  roerben.  £ören  roir 
umäcfyft  ben  53togravf)en3)  £anfranfS:  „naebbem  Jtö'nig  2ßüf)elm  ben  33t? 
fd)of  3ol)ann  §um  Metropoliten  von  $ouen  ernannt  fyatte,  fcrjiefte  er  fofort, 
bantit  foldje  Ernennung  ftra) cur ecfytUd) e  ©ültigfett  erlange,  ben 
Slbt  Sanfranf  naa?  $om  §u  Sßabji  Slleranber  II.  ©lüdltcf;  voüftrecfte  ber 
5lbt  feinen  Auftrag,  tnbem  er  bem  ©mannten  ben  päbftltd)en  23cfel)l,  ber 
Ernennung  golge  ju  letften,  fammt  bem  Pallium  überbrachte."  2)aS  ftnb 
merfroürbtge  Sporte !  Denn,  berietet  anberS  ber  SBiogravf)  bte  SBafyrfyeit, 
fo  folgt,  baß  tn  ber  9lormanbie  §u  ben  ßeiten  beS  93aftarbS  Sßtlfyelm  ftr* 
cfjenred)tttd)e  Söefttmmungen  eingeführt  roorben  ftnb,  laut  roeldien  bte  föntet* 
lic^e  ober  fyerjogltcfye  Ernennung  etneS  neuen  93ifct)ofS  nur  bann  gcfe^ltcfye 
©ültigfeit  erlangte,  wenn  ber  $abft  erftere  beftätigte. 

(Sollte  ber  SBtogravl)  ntd)t  irren,  ober  §u  viel  jagen?  D  nein!  ein  im 
3af)re  1068  ausgefertigtes  Schreiben4)  beS  $abftS  s41exanberS  IL  tft  auf 
uns  gefommen,  ein  Schreiben ,  baS  bie  Sactje  beS  neuernannteu  Sannes 
betrifft  unb  folgenbe  Sä$e  enthält:  „rote  2ßtr  auS  bem  ^Berichte  beS  33t* 
fctjofS  von  Sitten  ((Srmenfrteb)  uno  beS  5lbtS  £anfranf  vernahmen,  f)at 
bidj  unfer  geliebter  Sofyn,  ^öntg  2Btlf)elm  von  dnglanb,  fraft  beS  tr)m  $u* 
ftefyenben  2ßaf)lred)tS,  jeboa)  unter  bem  S3ebtng,  baß  $etrt  Sturmi  feine 
3ufttmmung  er tl) eile,  von  einem  nteberern  33iStl)um  auf  ein  l)^l)ereö 
beförbert.  Demgemäß  gebieten  2ötr  btr  fraft  avoftoltfcfyer  Machtvollfommen? 
l)ett,  baß  2)u  bte  auf  biet)  gefallene  28al)l  anner/meft." 


*)  Oben  ©.  279.  z)  Gallia  christiana.  XI,  31.  3)  Vita  Lanfranci  cap.  V.  a.  o.  D. 
^orjiucf  @.  7.  a.       4)  Söffe  regest,  pontif.  Wt.  3431.  S)er  Xtxi  Gallia  Christ.  XI,  32. 


ÜBierteS  93ucfy.  G>ap.  22.  Reform  beö  angelfärfjfiföen  SWöndjnjumö  unb  ©iötljumö.  447 


2)ie  3)arftetlung  dcg  SBtogra^en  wirb  atfo  durcb  bie  eigenen,  amt* 
liefen  2öorte  de$  betreffenden  SßabfieS  gerechtfertigt.  Unzweifelhaft  tft,  erft* 
lid)  baß  2lbt  Sanfranf  ju  9tom  bie  Slncrfennung  3ot)anneö  betrieben  ^at, 
zweitens  daß  in  ber  SRormandie  damals  ein  ^irct)enrectt  beftanb,  laut  wel* 
ehern  fönigliehe  ober  herzogliche  Ernennungen  auf  93iött;nmer  —  wenig* 
fien 6  in  gewiffen  g  allen,  mir  bann  ©ültigfeit  erlangten,  wenn  bie 
päbftltcf>e  SBeftätigung  nartfolgte.  2)<efe  (Bähungen  verrathen  vmvätm» 
bar  ben  ©eift  deS  EarbinalS  ^tlbebranb,  aber  mit  ber  damals  noch  in  ben 
metften  deichen  deS  SlbendlandS ,  namentlich  in  ©ermanien  ^"l^nben 
©ewolmheit  ftimmen  fte  nicht  nberein.  Sefaftai  wir  3)aS,  was  wir  eben 
betreffend  bie  fachlichen  Einrichtungen  ber  9?ormanbie  entbeeft  |abett>  in  fei* 
nem  Slnbenfen. 

tofrattf  hettte  ben  erften  SBerfucb,  ihn  auf  einen  erjbifcböflichen  6tul)l 
ZU  erheben,  jurüefgewiefen,  einem  ^weiten  aber,  ber  brei  3ar)re  fydter  ge* 
macht  würbe,  vermochte  er  nicht  §u  widerftehen.  ©eit  ber  <Scb(ag  gegen 
©tiganb  gefallen  war,  richtete  Äöntg  Göllheim  feine  Slugen  auf  Sanfranf, 
benn  er  glaubte,  baß  nur  biefer  einige  9J?antt  bie  nöthigen  gähigfetten  be* 
jtfce,  um  eine  6tette  einzunehmen,  ber  an  SBichtigfeit  nächft  *Petri  Stuhl 
faum  eine  dritte  im  ganzen  Slbenblanbe  gleichfam.  £>icfelbe  Slnftcbt  t>egte 
ber  *ßabft,  biefelbe  Regten  bie  Legaten,  fo  wie  2ltle,  bie  eS  mit  Jtönig  $ß\U 
heim  unb  ber  «ftrone  England  gut  meinten.  Allein  Lintig,  *ßabft  unb 
Segalen  fa^en  voraus,  baß  eS  9Jcur)e  genug  foften  werbe,  ben  2lbt  von 
Eaen  zur  Einnahme  ut  bewegen.  3tttt&$ß  fehiefte  Sßilhelm  bie  brei  Sega* 
ten  nach  ber  ^ormanbie  hinüber,  bamit  fte  bort  persönlich  mit  Sanfranf 
unterhanbeln  möchten.  2)a  nicht  anzunehmen  ift,  baß  ber  itöittg  baran 
bachte,  bie  Metropole  Eanterburv;  vor  erfolgter  Erledigung  berfelben  einem 
Zubern  anzubieten,  muß  bie  Oleife  ber  Legaten  in  bie  Seit  zwtfchen  Dfteru, 
ba  Stigand  abgefegt  würbe,  unb  §wifchen  *ßftngfien  1070,  währenb  welchen 
gefteS  Ermenfried  ber  (Stynobe  von  28inbfor  anwohnte,  verfemt  werben. 
2öeiter  ergibt  fta),  baß  naa)  £)ftern  1070  ntct)t  bfoS,  wie  glorentiuS  an* 
gibt,  bie  beiben  Eardinäle  3ohanu  unb  $etruS,  fonbern  mit  ihnen  aua) 
Ermcnfried  von  bitten  England  verließen,  baß  aber  festerer  vor  *Pftngften 
nach  ber  3nfel  zurüeffehrte,  währenb  bie  zwei  anbern  allem  $litfa)eine  nach 
ihre  9Mfe  weiter  nach  $om  fortfefcten. 

3n  ber  SRormanbie  angekommen,  berief  Ermenfrib  bie  SBifchöfe  unb 
Siebte  deS  ^erzogthumö  zu  einer  6t;nobe,  unb  eröffnete  in  2lnwefenl)eit  5111er 
bem  5lbte  von  Eaen  feinen  Auftrag.  Sticht  nur  Äönig  SBilrjelm,  fügte  er 
bei,  fonbern  aud;  ber  $abft  wünfdje,  ja  befehle,  baß  Sanfranf  bie  aitge* 
botene  Stürbe  annehme.  3)er  5lbt  erfchratf,  machte  ©egeitvorficllungen, 
erklärte,  baß  man  ihm  eine  Saft  auferlege,  bie  er  ju  tragen  außer  StaubeS 
fei.    SBergeblich!  außer  ben  Legaten  beftürmten  irm  die  Königin  Mathilde, 


448 


$a6jt  ©regovtuö  VII.  unb  fein  3eitatter. 


ifyr  <&Q$n  Robert,  ber  alte  31  bt  £erluin,  ben  Sanfranf  voie  einen  2kter 
efyrte,  enblid)  bte  normaunifd)en  ©roßett  fo  fange  mit  bitten,  bis  ber  Som* 
barbe  rotberftrebenb,  l)alb  gelungen,  ftcfy  fügte. 

2Ba3  ta)  eben  er$äf)lte,  tft  au6  ber  mef)rfacr>  erwähnten  £eben$befd>ret* 
bung1)  genommen,  übermale  brängt  fid)  ber  2krbad)t  auf,  ob  ntcfit  ber 
23togratof)  übertreibe,  ober  ob  ntd)t  Sanfranf  felbft  $ebenfitd)fetten  »orfd)ü£te, 
bte  er  ntajt  entftltd)  f)egte,  bte  iljm  aber  geeignet  fdjetnen  mochten,  etroa 
nm  »om  Röntge  gerotffe  S^Geftäubniffe  als  33ebtngnng  fetner  Slnnafyme  $u 
erlangen.  Willem  bte  eine  ^krmutfyuttg  tft  fo  unbegrünbet,  al6  bte  anbere. 
3«  einem  auf  unS  gefommenen  ©abreiben,2)  ba£  jrotfcfyett  bem  9?eujaf)r 
1071  unb  bem  grüfyltng  1073  an  $abft  2tleranber  II.  gerietet  roorben 
fein  muß,  berietet  Sanfranf  über  bte  Vorgänge  bei  feiner  Erhebung  unge* 
fäfyr  Daffelbe,  roaS  ber  53tograpf),  nur  erteilt  er  einem  ber  Legaten  ben 
Tanten  Hubert,  roäfyrenb  ber  23togra»f>  neben  (grmenfrteb  §n>et  ungenannte 
ßarbtnäle  aufführt,  wogegen  glorenttuS  »ou  2Borcefter  unb  ©tmeott  »on 
£)urf)am  als  Begleiter  (SrmenfrtebS  bte  (£arbmäle  $etruö  unb  SofyanneS 
nennen.  3ft  ütelletd)t  Hubert  tn  ber  ^ormanbte  als  vierter  £egat  fymnt* 
gefommen,  ober  Tratte  berfelbe  neben  feinem  »Ott  Sattfrcmf  erwähnten  tarnen 
nocf;  ben  ^Beinamen  3of)antteS  ober  Petrus?  3ebeufatlS  tft  bte  Slbroet* 
ct>ung  unroefentltd). 

2Beiter  befdjroört  £anfranf  tu  bem  fragltd)en  Briefe  ben  $abft,  baß  er 
tfjn  »Ott  ber  unerträgHc^en  23ürbe  beS  enbtfct)öf(tcr)en  2lmteS  befreien  möge. 
^)er§ergretfenb ,  r)ütretßettb  fmb  bte  Sporte,  bte  er  brauet:  „fett  td)  ben 
6uu)l  »Ott  ßanterburr;  befttegett  fyabe,  ift  meüte  9htr)e,  mein  ©lücf  balun. 
Säglta)  ftürmen  folcfye  ^tberroärttgfettett  auf  mtd)  ein,  täglta)  »erfpüre  td) 
tn  meinem  eigenen  3mtent  fo  »tele  Uttluft  §um  ©uten,  fo  »tel  (£del  an 
ber  2Be(t,  täglta)  erfahre  td)  »on  5lnbern  fo  »tele  Störungen,  Unbill  jeber 
2lrt,  tägltd)  füfyle,  rjöre,  emfcfutbe  i$  fo  »tele  ^cmmtüffe  fegenreta^er  fird)* 
lieber  SSirffatnfett,  tägtta)  umgibt  mid)  fo  »tel  ©emetttfyett  unb  ntebrtger 
93egterbett  6»tel,  baß  mir  baS  2ebett  »ergällt  tft,  unb  baß  ta)  je  et)er  je 
lieber  ju  fterben  roünfd)e.  SrofttoS  tft,  roaS  »or  meinen  klugen  »orgelt, 
unb  bod)  laffett  mta)  bte  Erfahrungen,  bte  ta)  madie,  befüra^ten,  baß  bte 
3ufunft  noa)  fd)ltmmer  fein  rotrb.  ^eiliger  S3ater,  ta)  bitte  @ud)  beim 
£etl  eurer  «Seele,  geftattet  mir,  baß  td?  in  bte  Gmtfamfett  meinet  »ftlofterS 
§urütffef)re,  bte  td)  über  8tfife6  liebe." 

3ft  baS  bte  6»rad)e  eines  @f)rget§tgen  ober  gar  eines  $eucf)lerS,  ber 
auf  frummen  Siegen  baS  3kl  feilter  3Bünfa)e  erreicht  l)at  ?  9?tmmermer)r! 
(SS  gibt  9Jfenfd)ett,  —  unb  beren  3aty  tft  Segtott,  —  welche  ftd)  bte  gäl)tg^ 


*)  Vita  Lanfranci  cap.  6.  €>.  7  a.  a.  €>.  2)  Epistol.  I,  Opera  ed.  d'Achery 
<S.  299. 


Stertes  %uä).  ßa^.  22.  JRcfovm  beö  aiigelfät&ffföen  aWönd&U)um$  u.  ©ietyumö.  449 

feit  ju  allem  SWögltcfcen  zutrauen,  unb  bal)er  überall  zugreifen,  wo  Wlafyt 
»erteilt  wirb,  eS  gibt  Sintere,  welche  auS  93equemlidjfeit,  e3  gibt  abermals 
Dritte  —  unb  tr)rer  ftnb  fcr)r  wenige  —  welräe  au$  $flirttgefül)l  fyofye 
Slemter  fliegen,  öftere  verwalten  bie  (Sfyrenftellen ,  in  bie  jte  ftd)  einge* 
brängt  fyaben,  gewöfynlicf)  eben  fo  fdjlecbt,  als  bie  Dritten  bem  23erufe,  ben 
man  ifmen  aufnötigte,  gewiffenfyaft  nachleben.  3u  lederen  gehörte  Sanfranf. 
3Ud  guter  (Sfyrtffc  »on  ber  Ueberjeugung  burefibrungen,  baß  baS  bifdjöfttcfye 
Slmt  Dem,  ber  e$  befleibet  eine  fura^tbare  jeitlia^e  unb  ewige  Verantworte 
liajfeit  auferlege,  jugleid)  aua)  von  3ugenb  auf  an  baS  fttlle  Seben  eines 
©elefyrten  gewöhnt,  naf)m  er  bie  SOcitra  oon  (£anterbun;  nur  wiberftrebenb 
an  unb  trug  jte  als  eine  febwere  Saft. 

Ueber  DaS,  was  nacb  SanfranfS  Unfunft  in  (£nglanb  gefdjal),  möge 
juförberft  (Sfyronift  glorenttuS  S3ertc£)t  erftatten:1)  „an  Wlaxitx  Himmelfahrt 
(15.  Sluguft  1070)  ernannte  jtönig  Silfjelm  ben  bisherigen  5lbt  von  @aen 
jum  (£r$bifcr;ofe  tton  (£anterburty,  brauf  am  gefte  ber  (£ntf)au)>tung  3oljan* 
niS  beS  Sftufert  —  29.  Sluguft2)  —  warb  £anfranf  gewetfyt.  Die  2öeil;e 
oerrtd)teten  bie  SBifajöfe  ©tfo  von  2ÖellS  unb  kalter  oon  §ereforb,  welche 
beibe  jur  Seit,  ba  Sllbreb  »on  g)orf  baS  Pallium  ju  9fom  empfteng,  bureb 
*Pabft  ÜftifolauS  TL  geweift  worben  waren.  5lufer  ifyuen  wohnten  ber 
Zeremonie  Hertmann  ^on  ®r)treborn  unb  etliche  anbere  23ifcböfe  an.  (Spä* 
ter  erteilte  Sanfranf  felbft  bem  neuernannten  Metropoliten  tton  g)orf  bte 
erjbifc^öflicbe  293ext>e.  9?ad)bem  biefe  ©efctiäfte  abgetan  waren,  würbe  ber 
6treit  jwifc^en  bem  33tfa)ofe  SBulfftan  von  2Borcefter  unb  ber  »ftirerje  oon 
2)orf  wieber  aufgenommen."  . 

„Vor  einer  $eta)Sfcerfammlung,"  fäfyrt  ber  ßfyronift  fort,  „auf  welcher 
ber  ^öntg,  ber  (£r§bifcbof  tton  $ent  Sanfranf,  bie  SBtfcpfe,  Siebte,  ©rafen 
unb  anbere  ©roge  beS  ganzen  SanbeS  erfreuen,  vertrat  £b)omaS  oon  g)orf 
bie  ©acfye  feines  @tuf)teS.  Slber  obgleich  er  unb  feine  ©önner  nichts  un* 
t>erfuct)t  liefen,  um  bie  Strebe  von  Sßorcefter  §u  unterbrüefen,  errang  SBuIf^ 
[tan  fcollft&nbigen  6ieg.  yiifyt  nur  erhielt  er  bie  ftritttgen  ©üter  §urücf, 
fonbern  fein  23tStfyum  warb  aud)  in  bie  ungefa^mälerte  greifyeit,  welche 
baffelbe  feit  alten  Seiten  befeffen  tyatte,  wieber  bjergeftellt.  3m  nämlichen 
3af)re  fiel  ber  bureb  ben  £ob  beS  bisherigen  23tfa)ofS  ©iwarb  erlebigte 
©tufyl  »on  9tod)efter  Dem  Monade  aus  S3ec,  Slmoft,  gu.  9^tcf)t  lange  lebte 
Slrnoft.  SllS  er  geftorben  war,  beftteg  ben  erlebigten  ©tur)l  ©unbulf,  Wöncti 
auö  bemfelben  Softer. H 

5llle6,  waö  glorentiu6  erjä^lt,  ift  wa^r,  aber  bie  ßreigniffe,  bie  er 
in  ben  engen  $aum  eines  3a^reS  sufammenbrängt,  fallen  jum  Xtyil  weit 
auSeinanber,  aua)  übergebt  er  wid)tige  ^injeln^eiten,  bie  §wtfa}en  ben  »on 


*)  Flores  histor.  @.  637.  2)  3u  Vergl.  vita  Lanfranci  cap.  10. 
©ftörei:,  $abfl  ©regortu«  vu.  23fc.  iu.  29 


450 


*ßafefi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettaUer. 


ihm  berührten  fünften  ließen.  Wonfy  ®unbulf  n>itrbe  niebt  1070,  wie 
glorentiuS  anjubeuten  fcheint,  fonbern  im  2lpril  1077  jum  Nachfolger 
SlrnoftS  eingefetjt,  nad)bem  ber  ebengenannte  Vorgänger  nur  ein  t)atbe6 
Satyr  ben  (Stuhl  von  9fochefter  eingenommen  tyatte.1)  Slrnoft  ift  batyer 
erft  1076,  unb  nta)t  fetyon,  wie  ber  (Styronift  von  SBorcefter  will,  1070 
33tfa)of  geworben.  3weiten$,  ber  9tecfyt$jtrett  awifeben  Stomas  von  ?)orf 
unb  £öulfftan  von  Söorcefter  fat,  obgleich  er  1070  lieber  aufgenommen 
warb,  unb  ju  ©unften  SÖulfjiang  enbete,  längere  ßett  gebauert.  Dritten^, 
etye  ^tyomaö  au£  ben  §änben  fianfranfö  bie  2Öeir)e  erhielt,  fielen  §wifchen 
Reiben  (Scenen  vor,  bie  von  tyotyer  2Bia)tigfett  finb  unb  gleichfalls  einen 
mehrjährigen  (Streit  veranlagten.  Dennoch  bin  ich  überzeugt,  baß  ber  (Sfyro* 
nift  ntct)t  au$  3rrtr)um  von  ber  3e^Wge  abn)ia),  fonbern  um  befonberer 
©rünbe  willen  jene  £fyatfacfyen  §ufammenreil)te.  prüfen  wir  *ßunft  für 
$un!t.  Der  Anfang  foll  mit  bem  SSerfjältniffe  2anfranfö  §u  £homa$ 
von  g)orf  gemacht  werben.  5116  erften  3™gen2)  Pe^e  ^  *>en  Biographen 
beS  (§r§bifcbof6  von  (Santerburr/. 

„SBemge  Sage  nach  feiner  5(nfunft  in  (Snglanb  warb  Sanfranf  §um 
©rjbifctyofe  von  (Santerburty  ernannt.  Drauf  ben  29.  2luguft  empfing  er  bie 
2Beir)e  burety  bie  (Suffragane  feineö  6tutyl6,  2Btll)elm  von  Sonbon,  993alc^eltn 
von  3Btnctyefter,  Remigius  von  Dorcefter  ober  Lincoln,  (Siwarb  von  9?oa)efter, 
^erfaft  von  ^elmatyam  ober  ^tyetforb  (£)ftanglten) ,  <Stiganb  von  (Selfea, 
^ertman  von  (Sfnreborn,  ©ifo  von  2Öell3  (Somerfet).  2lnbere,  welcbe 
nicht  erfreuen,  tyatten  burch  ©efanbte  ober  burch  Briefe  ihre  5lbn)efenl)eit 
entfctyulbigt.  3m  nämlichen  3af)re  fanb  ftcf)  ber  Gmvafylte  von  g)orfr  Xfyo* 
maö,  §u  Qtanterburv  ein,  um  naefe  altem  ^erfommen  bie  2Öetl)e  von  £an* 
fran!  nad)sufucf)en.  Sanfranf  erflärte  feine  93ereitwilligfeit,  biefen  SBunfcf) 
ju  erfüllen,  aber  nur  unter  ber  unerläßlichen  35ebingung,  baß  £l)oma$ 
fraft  alten  ©ebraucfyS  buret)  eine  fctyriftlic^e  3ufa9e  an  <5tatt  ft*  Su 
fanomfetyem  ©ehorfam  gegen  ben  «Stuhl  von  $ent  verpflichte,  ^tyomaö 
entgegnete:  nie  werbe  er  bieö  tfyun,  wenn  man  itym  nicht  anberS  burch 
unwibcrleglicr}e  Urfunben  ben  Beweis  liefere,  baf  ber  (Stuhl  von  (£anter* 
burr;  berechtigt  fei,  (Solches  §u  f orbern. "  Der  Biograph  fügt  bei,  nicht 
au$  ^ochmuth,  fonbern  au$  3rrtr)um  unb  weil  er  —  felbft  ein  Heuling 
im  Sanbe  —  ftdj  burd)  ben  9fatf)  angelfächftfcber  (Schmeichler  leiten  lief, 
habe  Zfyomtö  ba$  begrünbete  5lnfinnen  ßanfranfö  abgeroiefen. 

Dann  fär)rt  er  fort:  „obgleich  @r§bifchof  Sanfran!  in  5lnroefenheit 
etlicher  wenigen  SMfctyöfe,  bie  bamaB  ju  (Santerbur^  weilten,  bie  von 
ma$  verlangten  53eweife  vorbrachte,  50g  £r)oma3  bie  ©ültigfeit  berfelben 


lJ  £)ie  ©eweife  Opera  Lanfranci,  93orjiücf  @.  40.  2)  Vita  Lanfranci  cap.  10. 
a.  a.  £>.  ©.  11. 


35terteö  93udj.  (&ap.  22.  Reform  bcö  angelfäc^ftfc^en  3Wi3nc^t^umö  u.  93iöt(jumö.    45  j 


tu  Slbrebe  unb  reiste  fdmell  ab,  ofme  bte  2öeif)e  empfangen  $u  fyaben.  2Us 
bteS  ber  $b'ntg  erfuhr,  gerietl)  er  in  Slufregttng,  benn  er  glaubte  Anfangs, 
Sanfranf  l)abe  ben  g)orfer  33ifdt)of  buref;  ©eleljrfamfett  überltften  wollen. 
Allein  nad)  einigen  Sagen  erlangte  ßanfranf  ©efyör  beim  Könige,  unb 
geigte  auf  über$eugenbe  2Betfe,  baß  er  allerbingS  im  9fed)te  fei.  9?un  ließ 
^önig  Süfjelm  folgenben  SBefefyt  ausgeben:  (Srjbtfc^of  £f?omaö  fyabe  2ln* 
geftcbtS  bieg  nad)  (Santerburty,  bem  6ifce  ber  Mutterfircfye  von  ganj  (Sng* 
lanb,  jurücfjufe^ren,  er  fyabe  ferner  ein  fdjriftlicfieS  Slngelobnifj  beö  @ef)or> 
famS  abjufaffen,  er  fyabe  baffelbe  in  2tnwefenf)eit  beS  Metropoliten  unb 
fämmtlidjer  $u  einer  ©mtobe  »erfammelten  23ifd)öfe  »orjulefeu,  er  tyabe 
bann  bie  Urfunbe,  nacfybem  fte  beriefen  worben,  bem  Metropoliten  §u  über* 
retten.  3n  befagter  Urfunbe  müffe  golgenbeö  ftefyen:  in  allen  fingen, 
bte  ftd?  auf  Religion  bejiefyen,  werbe  er  untterweigerltcb  unb  unbebingt 
bem  Metropoliten  £anfranf  ©eljorfam  reiften ,  bod)  bcjüglia^  ber  9kd)f olger 
SanfranfS  folle  bie  gleiche  SSerpflta)tung  nur  bann  gelten,  wenn  biefelben 
unwiberlegltd)  bartfyun  würben,  baß  bte  älteren  @r$btfa)öfe  »on  g)orl  bem 
$rtmatenftu^le  ju  $ent  jeber  Seit  redjtlia)  unterworfen  geroefen  feien.  üftötf)* 
gebrungen  fam  Stomas  bem  föntglidjen  ©ebote  naefy,  erfaßten  ju  (Sauters 
burty  unb  empfing  bte  2BetI)e.  8alb  barattf  »erlangte  Sanfranf  allen  SßU 
fa)öfen  fcon  ganj  (Snglanb,  bte  wäfyrenb  ber  2lmt3bauer  (Stiganbö  §u  »er* 
fcf)tebenen  Seiten  unb  an  »erfd)iebenen  Drten,  fei  e£  burd)  (Ettganb  felbft, 
fei  e$  burd)  ben  $abft,  ober  bura)  anbere  (Srjbifc^öfe,  gewetf)t  roorben  waren, 
ein  afynltcbeö  5lngelöbntjj  beS  ©efyorfamS  ab,  unb  erhielt  wtrfltdj,  waS  er 
begehrte." 

Setter  melbet1)  ber  Biograpf):  „im  folgenben  3afyre  —  b.  r).  1071  — 
reisten  betbe  (§r§btfcr;öfe  nad)  $om,  um  bort  baS  Pallium  §u  empfangen 
unb  würben  er)rem>olt  aufgenommen,  befonberS  Saufranf.  £>amalS  gefaxt), 
bafj  Slleranber  IL  vor  Sattfranl  aufftanb,  als  btefer  in  baS  pabftltd&e  ©emaa) 
trat,  aua)  gab  ifym  ber  *ßabft  §wet  Pallien,  baS  eine  nad)  römifa)er  ©ttte 
t>om  5lltar,  baS  anbere,  mit  bem  Slleranber  felbft  bisher  bte  Meffe  ju 
fetern  pflegte,  als  Säfyen  ber  Siebe  unb  greunbfcfyaft.  93or  bem  fettigen 
SSater  erneuerte  Stomas  bte  $lage  gegen  (Sattterburty;  mit  Unrecht,  befyaup* 
tete  er,  fpredje  ber  Center  @tul)l  bte  Fircpcfye  ^o^eit  über  baS  (Srjfttft  2)orf 
an,  mit  Unrecht  begehre  berfelbe  ßinoertetbung  ber  bret  93tStf)ümer  2Öor* 
cefter,  2)orcefter  ober  Sincoln  unb  £td)ftelb  ober  (£r)efter,  welche  feit  uralter 
3ett  ber  Dörfer  Metropole  unterworfen  geroefen;  betbe  Metropolen  feien 
t>telmef)r  gleia)  an  Stürbe,  unb  nur  ein  SSor§ug  ber  @^re  ftel)e  bem  <Stul)le 
»on  (Santerbur^  §u.  £)bgleta)  beletbtgt  bura)  bte  Behauptungen  beö  (&x^ 
btfc^ofS  Zi)on\a$,  roioerlegte  fte  £anfranf  rul)ig  $unft  für  $unft,  unb  t>ob 


A)  Ibid.  cap.  11.  ©.  llr  b. 


29* 


452 


$abft  ©tegoriuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


itamentltdj  r)en?or,  baß  bfe  93erorbnung  ©regorS  L>  auf  bie  ftcb  £r)omaö 
berufe,  nie  t>erfünbigt  werben  fei,  nod)  gefeiltere  Greift  erlangt  r)ätte.  9caa> 
bem  ^ßabft  2lleranber  beibe  £r)eüe  vernommen  fyatte,  gab  er  ben  SBefcfyeib, 
baß  bie  obfcfywebenbe  (Streitfrage  nict/t  in  9rom,  fonbern  nur  in  Englanb 
bura)  einen  (Sprua)  fämmtltcfyer  33ifcf)öfe  unb  klebte  beö  9ieicr;$  erlebigt 
werben  fb'nne.  Unb  alfo  gefdfyal)  e£  auetj:  an  Djlertt  1072  warb  bie  ©acbe 
ttor  ben  roniglictjen  §of  gebracht,  ber  ein  Enburtfyeil  fällte." 

übermal  bewährt  ftet)  bie  2)arftellung  be3  SBiograpfyen  alö  genau. 
3)enn  ntebt  nur  melben  glorenttuS1)  unb  Simeon  son  2)urr)am,2)  baß, 
naebbem  £r)omaS  auö  ben  £änben  Sanfranfö  bie  er§bifcr;öflicbe  2Betr)e  er* 
galten  r)abe,  beibe  Prälaten  nafy  Cffom  abgereist  feien,  um  ba6  Pallium 
in  (Smpfang  §u  nehmen,  fonbern  §wei  wichtige  TOenftücfe  liegen  t>or,  welche 
bie  2Bar)rr)eit  ber  übrigen  2lu£fagen  beö  23iograpl)en  außer  Sweifel  fc^n- 
5)a6  erfte  befielt  auö  einem  amtlichen  SBericbte,3)  ben  Metropolit  ßanfranf 
im  (Sommer  ober  £erbft  1072  an  *ßabft  Slleranber  IL  erftattete.  £)er* 
felbe  beginnt  mit  einer  Erinnerung  an  2)a$,  was  neulich  in  9tom  wäfyrenb 
ber  5lnroefent)eit  beiber  Prälaten  gefcfjefyen,  wie  Stomas  bie  $lage  gegen 
ben  6tul)t  son  Eanterbun;,  beren  einzelne  fünfte  in  genauer  Ueberein* 
ftimmung  mit  bem  3™gniffe  SBiograpfyen  aufgejagt  werben,  erneuert 
fyabe,  wie  bann  ttom  Cßabfte  ber  53efa)eib  erteilt  worben  fei,  baß  eine  eng* 
lifct;e  9teicf)^erfammlung  ein  Urtl)eil  über  bie  <Sact)e  fällen  möge.  ©olct)e6 
fei  aucr)  gemäß  bem  Auftrage  beö  r).  93ater$  gefeiten,  ^önig  2Büt)elm 
fyabe  an  Dftern  (1072)  bie  ©roßen  feines  $eict;e$,  ©eiftlict)e  wie  Saien, 
in  2Binct;efter  jufammenberufen  unb  itjnen  reifliche  unb  gewiffenfyafte  *Prü* 
fung  beS  (Streits  anempfohlen. 

„hierauf,"  fäfyrt  ber  53eria)terftatter  fort,  „würbe  bie  $ircbengefcr;tct)te 
be6  berühmten  sßreSbtyterS  unb  Sefyrerö  ber  Slngelfacfyfen,  33eba,  vorgelegt 
unb  au$  ifyr  ber  93ewei£  geführt,  baß  in  bem  faft  f)unbertflierjigjär)rigen 
3eitraume,  ber  »on  ber  5lnfunft  beö  feiigen  5lbt$  SlugufttnuS  unb  ©rünberS 
ber  Metropole  tton  $ent  bis  §um  £obe  beS  genannten  Cßre6bt?terö  verlief, 
ber  Dörfer  <5tur)l  ftetö  bem  §oct;fttfte  Eanterburty  untergeben  war.  5lud) 
t>tele  anbere  Urfunben  fyaben  Sir  geprüft,  bie  2Bir  mit  bem  3eugniffe  33e* 
ba'S  ttollfommen  im  (Stuf lange  fanben,  namentlich  »erfdn'ebene  ^Briefe  Eurer 
Vorgänger,  ber  *ßäbfte  ©regoriuS  L,  SBontfaciuS,  ^onoriuö,  $italianu$, 
(Sergius,  ©regoriuö  II.  unb  jule^t  £eo'£  IX.  2)enn  bie  Erlaffe  folcfyer 
$äbfte,  bie  $wtfcr)en  ©regortuS  II.  unb  Seo  IX.  regierten,  ftnb  nia)t  mer)r 
t>orf)anben,  weil  fte  in  golge  be3  großen  23ranbe$,  ber  t>or  40  3ar;ren 
Our        ^fe9^)  unfere  Metropole  fcerfjeerte,  §u  ©runbe  gingen,  ©egen 


Flores  histor.  <S.  637  2flttte.       2)  ^i)öben  ®.  203.       3)  Epistol.  3.  opera 
©.  301  flg. 


93terte$  93uc$.  &a\>.  22.  Reform  beö  angelfäd&fiföen  2Wön$tl)um8  u.  93t3tfjum3.  453 

alle  bie  gewichtigen  Beweismittel,  bie  ©unften  beS  Center  (SrjftufyleS 
bargelegt  würben,  wußte  Stomas  ntdbtd  ©egrünbeteS  einutwenben,  fonbern 
er  geftanb  $ulefct  felbft  ein,  baß  er  getäufcht  worben  fei.  hierauf  l)at  ber 
jlimig  unb  ber  gefammte  Steidrötag  etnmütf)ig  gegen  ^omaö  vermittelft 
etneS  Urtheüfprud)e$  entfd)ieben,  von  bem  2Ött  (Sua),  Ijeiltger  Vater,  eine 
Hbförift  überfenben." 

Sluch  ber  Spruch1)  ift  vorhanben  unb  btlbet  baS  §wette  ber  oben  er* 
wäfynten  Slftenftüde.  3)erfetbe  befagt  feinem  wefentlidjen  3nt)alte  naa): 
„tm  3al)re  ber  Menfd)Werbung  3efu  6()rtfti  1072,  bem  13ten  ber  päbft^ 
liefen  Verwaltung  5lleranber3  IL,  bem  6tcn  ber  fontglia>n  Regierung  9B\U 
helmS,  gemäß  bem  Auftrage  beö  genannten  *ßabfteö  unb  mit  3uftanung 
be£  itönigS,  warb  ber  jwtfc^en  g)orf  unb  $ent  obfdjwebenbe  Streit  burd> 
einen  Sprud)  ber  S3tfct>5fe  unb  Siebte  (£nglanb3  bal)tn  entfa}ieben:  bie  $trd)e 
von  g)orf  foll  bem  Stuhle  von^ent,  als  ber  oberften  Metropole  von  gan§ 
Britannien,  in  allen  fingen,  bie  ftcf)  auf  Religion  begehen,  geljorfamen. 
£>oa)  beläßt  ber  Metropolit  von  (Santerburt)  bem  Dörfer  (£r§bifd)ofe  unb 
beffen  Nachfolgern  auf  ewige  ^nkn  bie  fira^ltc^e  Roheit  über  baS  S3tött)um 
Ü)url)am  unb  ba$  ganje  ©ebiet,  baS  ftd)  einerfeitS  von  ben  ©rängen  be$ 
§ocbftift3  2td)ftelb,  anbererfettö  vom  §umberftrome  bis  $ur  Marfe  Scbott* 
lanbS  erftredt,  unb  jwar  fo,  baß,  wenn  ber  $rtmaS  von  (Eanterburty  für 
gut  ftnbet,  an  irgenb  einen  beliebigen  £)rt  eine  Stynobe  $u  berufen,  befagter 
(Srjbifcbof  von  g)orf  fammt  ben  ilmt  unterworfenen  Suffraganen  verbunben 
ift,  §u  erf feinen  unb  allen  fanontfd)en  3Sorfa)riften  beS  befagten  Metropo* 
Uten  ©e^orfam  ut  leiften.  Leiter  l;at  §war  Metropolit  Sanfranf  genügenb 
naebgewiefen,  baß  fraft  alten  §ertommenS  ber  g)orfer  (Srjbifcf/of  bie  2$er* 
pflichtung  auf  ftd)  l)at,  bem  Center  (£r§ftuf)le  ein  fchriftlicheS  ©elöbniß  ber 
Sreue  mit  angehängtem  ($tb  $u  überreichen,  ©leichwotyl  ftel)t  Metropolit 
Sanfranf  auS  Siebe  §um  Könige  befagtem  (Srjbtfcf)ofe  bie  Slblegung  beS 
@tbe$  nad),  unb  begnügt  ftd)  mit  bem  fa}riftlid)en  2lngelöbniß,  jeboefy  ver* 
waftrt  er  ftch  auSbrüdlicb,  baß  er  l)temit  ben  fechten  feiner  Nachfolger 
nichts  vergebe,  wenn  btefe  etwa  für  gut  finben  follten,  von  ben  Nachfolgern 
beS  (SrjbifchofS  Zl)oma$  einen  (£ib  §u  verlangen.  3m  Salle  ber  Metro* 
poltt  von  (Santerburty  fttrbt,  wirb  ber  Dörfer  (£r§bifd)of  ftcf)  nach  ßanter* 
burty  begeben  unb  2)en,  auf  welken  bie  2öaf)l  gefallen,  §ufammt  ben 
Suffraganen  ber  Metropole,  als  feinen  Primaten,  weihen.  Stirbt  ber 
(Srjbifchof  von  g)orf,  fo  wirb  £)er,  welker  §um  Nachfolger  gewählt  worben 
ift,  fobalb  er  erft  vom  Röntge  bie  Belehnung  erhalten  l)at,  nacb  Kanter* 
burty  ober  an  einen  beliebigen  anbeut  £)rt,  ben  ber  Metropolit  befttmmi, 


1)  Vita  Lanfranci  cap.  11.  a.  a.  O.  ©.  12,  b. 


454 


$abft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3cttalter. 


reffen  unb  bafelbft  von  letztgenanntem  na*  fcmontfdjer  Seife  bie  Seihe 
empfangen." 

Sir  f  ernten  jefct  ba£  äußere  ©erüfte  Neffen,  voa$  in  23ejug  auf  ben 
(Streit  sttnfcben  g)orf  unb  (Santerbun;  von  1070  biö  1072  vorging,  aber 
noct)  ntcf)t  ba6  innere  ©etrtebe.  Umviberfprechltch  erhellt  theilS  au£  ben 
jroet  mitgeteilten  Urfttnben,  tr)eüö  au6  ben  Senaten  be$  33tograpt)en  unb' 
be$  (Sr)romflen  glorenttuö,  baß  geheime  $ erlaub htngen  §roifdben  bem  tyU 
{igen  (Stuhle  unb  ber  trotte  (Snglanb  gepflogen  roorben  unb  §um  5lbfc^Iuffe 
gebieten  fütt>,  23erhanblungen,  von  bereit  3nr)alt  bte  vorhanbenen  Duellen 
fd)roetgen,  9Bert)anb  fangen  ferner,  bie  über  bte  3ett  ber  (Erhebung  SanfranfS 
jum  Metropoliten,  ja  t>öd>ft  roatjrfch einlief  auch  über  bie  2lbfe$ung  be$ 
(§r§btfd)ofö  (Sttganb  hinaufreichen.  3m  Spätherbft  1070  erläßt  jtönig 
2Büf)eIm  ein  ©efe£,  weichet  beftimmt,  baß  ber  Dörfer  (Stuhl  tymfort  ber 
Metropole  ßanterbun;  unterworfen  fein,  bennod)  aber  gerotffe  erjbifcböflicbe 
fechte  behalten  folle,  unb  biefe  S3eftimmung  roirb  nachher  im  Sefentltchen 
burd)  bte  SSefdjlüffe  ber  9tetd)3fr;nobe  von  £)ftern  1072  toiebcrholt. 

2)  a  bte  Regelung  ber  33erl)ä(tntffe,  welche  bte  rechtliche  «Stellung  aller 
größeren  $ird)enanftalteu,  namentlich  ber  Metropolen,  betreffen,  ber  ©e* 
rtd)t3barfett  be$  heiligen  Stul)le6  unterliegt,  unb  ba  ferner  ber  Normanne 
2Bilf)elm  ftetä  unb  überall  baS  Olecht  beö  ^abfteö  anerfannt  hat,  fo  folgt, 
baß  ber  Äönig  von  (Snglanb,  ehe  er  jene$  ®efe£  erließ,  ftd)  ber  päbftltchen 
3uftimntung  verftebert  l)atte ,  mit  anbern  Sorten,  baß  vor  bem  £erbfte 
1070  eine  Uebcretnfunft  mit  9fcom  abgefchloffen  roorben  roar,  Welche  ben 
^önig  ermächtigte,  fo  pt  hanbeln,  wie  er  ^anbefte.  X>emt  roäre  bieß  niebt 
ber  gall  geroefen,  fo  hätte  ftd)  ber  itöntg  von  (£nglanb  ber  @efar)r  au$* 
gefegt,  baß  möglicher  Seife  nad)l)er  feine  2lnorbnung  burch  einen  entgegen* 
gefegten  (Spruch  beö  (Statthalters  *ßetrt  umgeftoßen  werben  fonnte:  eine 
3)emütl)igung,  roelcbe  fein  Mann  von  &)rt,  am  altervoenigften  ein  fo  hoch* 
verftänbtgeS  ^attpt,  rote  ber  Normanne  Wilhelm,  mutwillig  h^rauöforbert. 

3)  iefelbe  $orau0fe£ung  roirb  zweitens  burch  baö  Verfahren  beS  päbft* 
liehen  Legaten,  (Srmenfrteb  von  (Sitten,  gerechtfertigt.  $acr)bem  $öntg 
Wilhelm  an  ^3ftngften  1070  feinen  Kapellan  Salchelin  jum  SBtfchofe  von 
Sinchefter  unb  ben  ^Domherrn  %fyoma$  lxm  <5rgbxfct)ofe  von  g)orf  ernannt 
hat,  ertheilt  (Srmenfrteb  fofort  bem  (Srfteren  bte  Setr)e,  bem  Slnbern  ba* 
gegen  ertheilt  er  fte  nicht.  Sarum  unterließ  er  e$?  Offenbar  roeil  er  bem 
Slbte  von  (Saett,  ber  bamalö  par  noch  nicht  $um  Metropoliten  ernannt 
roar,  aber  mit  bem  ftcherltch  ber  ^önig  bereite  in  Uttterhanblttng  ftanb, 
nid)t  vorgreifen  wollte.  (Srmenfrteb  hat  alfo  wefentltcr)  mitgewirft,  baß  ber 
fünftige  Metropolit  von  Santerbun;  bem  g)orfer  ein  ©elöbniß  ber  Sreue 
abnehmen  fonnte.  golgltcb  entfprach  e$  fetner  5lb|td)t,  baß  baS  ©rjfttft 
2)orf  ber  Metropole  ßanterburr;  untergeorbnet  werbe.    9cun  fage  ich,  nie 


93ievte3  %uä).  &ap.  22.  Reform  bcö  angclfäd)ftfd;en  SUlonfyÜjumä  u.  93tgtt)umö.  455 


würbe  (Ermenfrteb  bie  £anb  $u  Dem,  was  einige  S&ochen  fpäter  Sanfranf 
tf)at,  geboten  haben,  wenn  er  nicbt  gewußt  hätte,  baß  bte  (Erhebung  beS 
AbtS  »on  (Eaen,  fowte  baS  tton  tf)m  eingeleitete  $erhältniß  jroifc^en  2)orf 
unb  (Eanterburty ,  feinem  ©ebieter,  bem  ^abfte,  genehm  fet;.  Stein  recht* 
fcfyaffener  ©efanbter,  am  wenigften  ein  Segat,  ber  fo  großes  Vertrauen 
im  Sateran  genoß,  rote  (Ermcnfrteb  tton  Sitten,  hanbelt  gegen  ben  Sitten 
feines  Auftraggebers,  golglid)  ift  Har,  baß  vor  *Pftngften  1070  ber  *ßabfr 
unb  ber  jtöntg  von  (Englanb  über  bte  wefentlicben  SBefttmmungen  beS 
SBefehleS,  ben  2Bill)elm  im  Spätherbft  1070  ausgeben  lief,  überemge* 
fommen  waren. 

Der  Abfcbluß  beS  betreffenben  Vertrags  reicht  aber  weiter  über  bte 
Dfterftynobe  von  1070  hinaus,  welche  baS  Urtl)etl  ber  Abfe£ung  über 
Stiganb  »erhängte.  Äöntg  3Btlr)elm  fonnte  unb  burfte  ben  Primaten  (Eng* 
lanbS  nicht  of)ne  3ufttmmung  ^  ^pcibftcö  abfegen.  Demnach  muß  man 
fcfjlteßen,  baß  Sßtlfyelm  vorher,  alfo  »or  jOftern  1070,  bte  Genehmigung 
beS  Statthalter^  ^3etrt  eingeholt  fyattt.  Die  Abfe^ung  SttganbS  hängt 
ferner  fo  genau  mit  ber  grage  ber  2ßteberbefe£ung  beS  erlebigten  Stuhls 
unb  ber  Regelung  beS  fünfttgen  93erhättmffcS  §wifcben  g)orf  unb  (Eanter* 
bun;  jufammen,  baß  notfywenbig  anzunehmen  ift,  bte  bret  fünfte  ferjen 
nicht  »ereinjelt,  fonbern  §u  gleicher  Seit  bereinigt  worben. 

Daß  bem  fo  war,  ergibt  ftcf;  überbieß  auS  ben  eigenen  Sßorten  ber 
Legaten.  AIS  (Ermenfrteb  jene  Stynobe  in  ber  ^ormanbte  fydt,  auf  welcher 
er  bte  (Erhebung  beS  AbtS  von  (Eaen  betrieb,  erflärte  er  bemfelben  runb 
heraus,  eS  fei  atterbingS  beS  *pabfteS  2£ttte,  baß  Sanfranf  annehme.  3)ie 
fragliche  Stynobe  fällt,  wie  ich  früher  jetgte,  in  bte  3«t  Jtotfchen  Dftem 
unb  *pfingften.  2Bahrfcheinlich  ift,  baß  (Ermenfrteb  bte  (Ermächtigung,  bem 
Abte  baS  &u  eröffnen,  was  er  ihm  mitteilte,  münbltch  vom  *ßabfie  erhalten 
hatte.  Da  er  nun  an  £)ftem  1070  ftch  laut  bem  3eugniffe  beS  glorentiuS 
bereits  in  (Englanb  befanb,  muß  ber  ihm  münbltch  mitgeteilte  2Öunfch 
beS  ^abfteS,  Sanfranf  auf  ben  9J?etropolttanftur)l  von  jtent  erhoben  $u 
fehen,  einige  Monate  vor  Dftern  1070  hinaufgerücft  werben.  Allein  auch 
bann,  wenn  (Ermenfrteb  —  was  ich  nicht  glaube  —  erft  währenb  ber 
engltfctjen  Negation  unb  auf  fdr)rtftltcf>cm  SBege,  ober  burcb  33oten,  ben  frag* 
lieben  Auftrag  beS  fyil  ^aterS  erhalten  fyabtn  follte,  würbe  bennoer)  feft 
ftehen,  baß  ber  ^ßabft  um  £)ftern  bereits  einen  feften  (Entfchluß  bezüglich 
ber  (Erhebung  £anfranfS  gefaßt  t)atte.  Denn  bie  (Entfernung  §wtfcr)en  $om 
unb  (Englanb  tft  fo  groß,  baß  ein  23ote  immer  geraume  Sät  beburfte,  um 
von  einem  £)rt  §um  anbern  §u  gelangen. 

Die  Zt)atfacv)en,  bie  wir  eben  auf  Umwegen  aber  mit  genügenber 
Sicherheit  ermittelten,  ftnb  von  t)ot)em  Gerthe:  fte  berechtigen  511  ber  93e* 
hauptung,  baß  bie  oben  erzählten  Afte,  bie  Unterrebung,  welche  ßanfranf 


456 


SJJo&fl  ©rcgoriuö  VIT.  unb  fein  £tita\kx. 


mit  Xljomaö  pflog,  ber  @rfaf  beö  Röntge  »orn  £erbfte  1070,  bie  Streit* 
rcben  ber  betten  ($rjbi[d)öfe  in  9fa>m,  bie  9ftecr)t$au8einanberfe&ung,  welche 
£anfranf  an  ben  tyabft  überfd)ttfte,  ettbltd)  bie  (Satzungen  ber  £>fterft;nobe  »Ott 
1072  nichts  al3  Sdiattm  waren,  baju  fceftimmt,  etwa$  längft  §voifc^en  jwei 
Mächtigen,  bem  ^ßabfte  unb  bem  Könige,  insgeheim  Befd)loffene$  in  bte 
Deffentltdjfeit  einzuführen.  Ü)te  t)tftorifa}en  ©tünbe,  aus  weldjen  Sanfranf 
bte  Uuterorbnung  gorf  fdjeiubar  »or  bem  *ßabfte,  in  ber  £f)at  aber  t>or  ber 
öffentlichen  Meinung  (Snglanbö  erWeifen  will,  haben  nichts  entfd)teben,  fte 
ftnb  guten  Xfyiiü  nicht  einmal  war)r. 

$abft  ©regortuS  I.  fchrteb  ')  um  600  an  Slugufttn,  ben  Befefjrer 
(SnglanbS:  ,,id)  will,  baß  bu  in  5)orf  einen  Metropoliten  etnfefceft,  ber 
12  33ifcf)öfe  für  ben  Horben  Britanniens  weisen  mag,  boch  foll  btefer 
Metropolit  unter  btr  ftef)en."  Allein  ©regorS  I.  Befef)t  ift  nicht  »oll§ogen, 
nodt)  als  ©efe£  »erfünbtgt  worben. 

Sed)S§ig  3al)re  fpäter  brad) 2)  jwtfchen  Sötlfrib,  ber  jum  (Srjbtfchofe 
»on  g)orf  beftimmt  war  unb  jn>tfc3r)en  bem  Metropoliten  $f)e°D°r  »on  (San* 
terburty,  ber  feinen  felbftftänbtgen  ©ettoffen  neben  fid)  bulben  wollte,  ein 
langjähriger  (Streit  aus,  in  golge  beffen  SBtlfrteb  unterlag.  (Srft  735 
würbe  $orf  §ur  wirflichcn  Metropole  erhoben.  3)  Db  bie  bortigen  (Sr^ 
btfcfiöfe  5lnfangS  bem  Primaten  §u  (£auterburt>  eine  gewtffe  ^ulbigung 
letfteten,  wage  td)  nicht  §u  entfeheiben,  jebenfallS  ift  gewiß,  baß  im  11.  3af)r; 
huttbert  bie  Metropoliten  tton  g)orf  gleiche  fechte  genoffen,  wie  bie  tton 
Mmt.  Namentlich  war  Stlbreb  im  »ollen  Sinne  beS  2ßortS  Metropolit. 
Unabhängig  t>on  bem  *ßrima$  $u  (Santerburty,  ha*  cr  fttäßfy  Roheit  über 
baS  nörbltche  ßnglanb  geübt,  ha*  ^  Bistümer  2Borcefter,  Sichftelb  unb 
Lincoln  §u  feinem  (Si^fprengel  gebogen,  er  hat  enbltcb  all'  bteß  mit  ©e* 
uehmigung  beS  *ßabfteS  NicolauS  II.  getl)an,  ber  ja  bte  Erhebung  be£* 
felben  betätigte.4)  2)ie  falfa)e  £age,  in  welche  (Stiganb  htnemgerathen  war, 
bewirfte  fogar,  baß  5llbreb  feinen  2lmtögenoffen  an  Slnfeben  weit  übertraf. 
Ü)rei  Könige  GhtglanbS  —  auch  2Btli)elm  ber  (gröberer  —  ftnb  bureb  ihn 
gefrönt  worben. 

©ewiffermaßen  —  obwohl  nur  tterberft  —  gefteljt  Sanfranf  felbft  ein, 
baß  bie  BeweiSfraft  ber  |iftotifc^en  3eugniffe,  mit  welchen  er  bie  unter* 
georbnete  (Stellung  3)orfS  barthun  will,  mangelhaft  fei.  ©eine  Behauptung, 
bte  (Sinäfcherung  feiner  Metropole  burch  bte  3)änen  trage  (Sct)ulb  baran,  baß 
er  weitere  Belege  für  baS  Borrecht  ßanterburfy'S  nicht  haDe  »orbringen 
fönnett,  ift  eine  5luSrebe,  welche  Verlegenheit  eingab,  unb  tterrätf)  jugtetch, 
baß  ber  (Steg  SanfranfS  über  £homa#  nic^t  auf  tyiftorifchem  9iecht,  fonbem 


l)  ©fiorer,  Mixtf).  @efö-  II,  1075.  2)  Ibid.  III,  436  flg.  3)  Ibid.  <S.  443. 
4)  §ie^e  oben  <S.  332. 


SterteS  93ucr).  ®ap.  22.  Reform  beö  angelfdcrjftfcfjen  aWond)rt)urn<s  u.  93igtr;um3.  457 

auf  einem  Sttadjtfprudje  beruhte.  2£o  Unvartfjeilichfeit  ju  ©ericbt  ft£t, 
barf  man  auf  fola)e  ©rünbe  ftd)  nicht  berufen.  93?od)ten  in  bem  SBranbe 
von  1011  noch  fo  viele  Urfunben  $erftört  roorben  fein,  e6  gab  tu  ben 
Schreinen  beö  rönüfc^en  2lrd)tv$  5tbfa)nften  ber  nach  (Santerburty  erlaffenen 
väbftltchen  Fullen,  e£  gab  netter  §u  §)orf  Urfd)riftcn,  aus  benen  ftcb  mit 
Sicherheit  ermitteln  ließ,  welche  Stellung  frühere  ^äbfte  ben  Dörfer  @rj* 
bifa^öfen  gegenüber  ber  Metropole  von  (£anterbun;  jugeroiefen  Ratten. 

(Snbltd)  obgletcr)  ittfnig  SEtl^elm  unb,  feinem  Hillen  fta)  beugenb,  bie 
$etcb$tynobe  von  £)ftern  1072  im  £one  beö  ©ebieterS  gegen  S)orf  cnt* 
fd)teb,  fanb  er  bennoch  gerattert,  bem  gebemütlngten  @r$ftuhle  geroiffe  er^ 
bifcbüfücrie  fechte  über  ben  Suffragan  von  3)url)am  unb  ein  fein*  auSge* 
bel)itte6  ©ebiet  ju  belaffen,  ja  fogar  fünftige  2Biebererringung  !ira)ltd)er 
Selbftftänbigfeit  in  2lu3ftd)t  §u  [teilen,  Nimmermehr  roürbe  er  bieß  getrau 
haben,  roäre  nicht  §)orf  längere  ^tit  roirfliche  Metropole  geroefen.  2Biber? 
ftrebenb  mußte  2Btlt)eIm  baS  ^iftorifcbe  9iec^t  achten. 

Sofort  brängt  ftch  bie  grage  auf,  roer  roar  eS,  von  bem  ber  erfte 
Zutrieb  &ur  CDemüthigung  g)orf$  ausging  unb  auS  voeld)en  ©rünben  würbe 
bie  Maßregel  befa)loffen?  23e§üglich  beS  erfteren  ^unfteö  fann  man  nur 
au  bret  ^erfonen  beulen:  an  ben  jlöntg,  ober  an  ben  $abft,  ober  enblid) 
an  ben  3lbt  von  (£aen.  3a)  fage  nun:  SBtlfyelm  ber  Normanne  ift  eS 
toefen,  ber  ben  $lan  guerft  entroarf,  unb  ftüjje  meine  SBeljauotung  auf 
folgenbe  ^ljatfaa)en. 

2Öie  oben  gezeigt  roorben,  Jjatte  ftet)  ber  ^önig  mit  bem  ^ßabfte  fchon 
vor  Dftern  1070  über  3)a£,  tt>a$  von  ber  erfreu  Stynobe  §u  2Bincr;efter  bis 
jur  feiten  im  grü^ling  1072  gehaltenen  vorging,  verftänbigt,  gleid)rool;l 
roarb  bie  Sache  fo  eingefäbelt,  baß  Sanfranf  bie  insgeheim  gefaßten  53efa}lüffe 
juerft  öffentlich  §ur  Sprache  bringen  unb  ben  Schein  annehmen  mußte,  als 
fei  ber  Schlag  roiber  g)orf  von  ibm  ausgebrütet  roorben,  unb  rote  nachher 
Sornas  bei  £ofe  jllage  über  bie  ßumuthungen  beS  ©egnerS  führte,  ge; 
bärbete  fidt)  ber  Söaftarb  gar,  als  fyatte  er  gute  Suft,  ben  Dörfer  gegen  an* 
geblidie  Ueberliftuug  von  Seiten  SanfranfS  §u  fehlen.  5)a$  ftnb  §ant>* 
greiflia)  Spiegelfechtereien,  roelcr)e  ben  3^ecf  Raiten,  bie  föniglia)c  Urheber* 
fchaft  vor  ber  Seit  ju  verbeefen  unb  baS  ©ehäfftge  ber  Neuerung  auf  bie 
Schultern  eines  Slnbem,  beS  neuen  SttetroVotiten,  abjuroäl^en. 

2ßar  aber  baS  fragliche  ©eroebe  beS  Königs  2Öerf,  fo  ift  mit  ^ol)er 
Sahrfcheinlid)feit  anzunehmen,  baß  volitifche  ^riebfebem  ihn  geleitet  fyaUn. 
Unter  bem  englifcben  (SleruS  l;at  fta)  in  biefer  ^inftcht  eine  Ueberlieferung 
erhalten,  roelche  um  1380  ber  $)omimfaner  ^homa^  ^tubS  in  feiner  ©e* 
fliehte  ber  (§r§bifchöfe  von  g)orf  auSfvricht.    2)erfelbe  fagt,1)  bie  2)emü* 


x)  Sro^ben  @.  1706  SWitte. 


458 


<ßabjl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


tl^tßintQ  g)orfö  fei  auö  ©rünbcn  bcS  StaatSwohleS  befchloffen  worben,  weil, 
wenn  jwei  Metropolen  in  (Englanb  aufrecht  biteben,  ber  norbtfehe  (Erjftubl 
leicbt  von  ben  gefabelt  ber  normamüf^en  £errfchaft  hätte  als  Serfjeug 
betrügt  werben  fönnen,  um  gefährliche  ^artheiungen  ju  erregen. 

liefern  Sa£  ift  ber  Sahrhett  Siegel  aufgebrüeft.  Nortt)umbrien  um* 
fchloß,  wie  wir  wtffen,  eine  Maffe  bem  Könige  2£tlhelm  abgeneigter 
(Elemente.  3)te  fd)ltmmften  (Empörungen  gingen  von  bort  aus,  überbteß  faßen 
unfern  ben  ©rangen  biefer  Sanbfa)aft  SchottlanbS  Röntge,  bte  unaufhörlich 
gegen  Wilhelm  unb  fein  ©efcblecht  Minen  trieben.  Sieg  2ßtll)elm  ben  g)orfer 
(Erjftuhl  ungefchmälert  fortbeftehen,  fo  fefcte  er  fta)  unb  fein  Netch  ber  ©e* 
fahr  aus,  baß  bte  northumbrtfehen  (Erjbifchöfe,  aufgeftachelt  burch  bte  natür* 
liehe,  faft  unausweichliche  (Etferfucht  gegen  ben  glücklicheren  unb  machtigeren 
Nebenbuhler  ju  (Eanterbun?,  in  baS  Ne£  ber  getnbe  beS  Staates  fallen 
mochten.  9Ufo  gebot  bie  Klugheit,  g)orf  ab§ugipfeln.  Stile  NegierungSafte 
beS  glorreichen  Normannen  athmen  ein  felteneS  Maß  von  Scharfftnn. 

Man  weiß,  baß  bie  *ßäbfte  ftetö  ben  @runbfa£  befolgten,  nicht  ju 
bulben,  baß  größere  cbriftliche  deiche  nur  eine  fachliche  Metropole  §abtnf 
fonbern  fte  brangen  auf  (Errichtung  mehrerer,  bamit  nicht  etwa  ber  etnjtge 
Metropolite,  herleitet  bura)  baS  Uebermaß  von  Macht,  ftch  jum  Patriarchen 
aufwerfe.  Sicherung  ber  3ufutrft  eines  mächtigen  unb  eblen  VolfS  ift 
allerbtngS  eine  Nücfficht,  Welche  meines  (Erachtend  einen  gewiffenhaften 
*ßabft  ermächtigen  mag,  bte  Schärfe  allgemeiner  Regeln  §u  mtlbern.  5Jle* 
xanber  IL  brachte  jenen  ©runbfafi  bem  StaatSwol)le  (EnglanbS  jum  £>pfer, 
aber  er  verwahrte  jugleia)  feine  Stürbe  auf  zweifache  2ßeife,  erftlich  inbem 
er  ben  Äönig  veranlagte,  bis  §u  einem  gewiffen  ©rabe  baS  Necht  §)orfS 
ju  fchonen,  benn  bie  5lnerfennung  ber  erjbifchöf liehen  Söefugniffe,  welche 
SMhelm  bem  gebemüthigten  g)or!er  Stuhl  beließ,  ift  ihm  meinet  (Erachtend 
burch  ben  ^ßabft  aufgenöthigt  worben;  §wettenS  inbem  er  erflärte,  ber 
Streit  §tt)ifchen  Sanfranf  unb  Zfycmtö  fönne  nicht  in  Nom,  fonbern  nur 
in  (Englanb  entfehteben  werben.  2)tefe  (Erklärung  In^ß  fo  viel  alS:  bie 
Urteilsfähigen  follen  wtffen,  baß  bie  Demütigung  beS  Dörfer  (Er^ftifteS 
nid)t  auö  ©rünben  beS  Ätrct/enrechtS  angeorbnet,  fonbern  aus  Nücffichten 
politifcber  Nüfjltchfett  bewilligt  worben  ift,  unb  baß  (EnglanbS  Könige  unb 
S3ifa)öfe  bie  Sßerantwortltchfett  ber  ganzen  Sache  §u  tragen  h^en. 

Vielleicht  wirften  außer  ber  Sorge  für  .baS  politifche  Sohl  (EnglanbS 
auch  noch  (Erwägungen  anberer  5lrt  auf  $abft  5lleranber  ein,  als  er  ben 
Einträgen  2Bill)elmS  golge  gab.  3ene  geheime  Uebereinfunft  jwifchen  ber 
Jerone  (Englanb  unb  bem  Stuhle  ^etri,  als  bereit  SluSfluß  ber  Schlag 
wiber  §)orf  betrachtet  werben  muß,  verfdjaffte  bem  Metropoliten  Sanfranf 
unb  feinen  Nachfolgern  gegenüber  bem  throne  eine  gütle  von  Mad)t,  ber* 
gleichen  feine  Vorgänger  nie  befeffen  hatten.  Nach  bem  gewöhnlichen  Saufe 


SterteS  93ud).  (5a£.  22.  Reform  bcö  angelfdc^fifc^en  SWön^ttjumS  u.  ©tettjumg.  459 

ber  CDinge  ließ  ftct)  bar)er  erwarten,  baß  (EnglanbS  Röntge  über  furj  ober 
lang  e$  verfucben  würben,  bte  it)re  (Stferfucfct  crregenbe  5D?acr)t  von  Gtanter* 
burty  ju  ftujen.  SÖenn  nun  jwet  febftftänbige  Metropolen  fortbeftanben, 
fonnten  ftcf)  bte  Röntge  ben  oorauögefe^ten  Äampf  babura)  erleichtern,  baß 
fte  ftcf>  mit  ber  einen  gegen  bte  anbere  (mit  2)orf  gegen  ßanterburr/)  Oer* 
banben.  Darum  gebot  ba$  2Bor;l  ber  Äirct)e,  ben  Nebenbuhler  ju  ent* 
fernen,  bamit  niebt  bte  SÖiberftanböfraft  von  ßanterbun;  buref)  Stellung, 
gefchroäcbt  werbe.  Der  fragliche  galt  tft  im  Saufe  be$  12.  3af)rtnmbert3 
wirflict)  eingetreten.  2ßaö  ^einrieb  II.  $lantagenet  gegen  ben  Metropo* 
liten  %\)o\na$  SBecfet  unternahm,  war  nickte  mel)r  unb  ntd)tö  Weniger, 
alä  ein  93erfucr),  bte  von  Sanfranf  eingeführte  ©regorianifche  Kirchen* 
verfaffung  (Englanbg  ju  fiürjen.  SBäre  nun  Heinrich  II.  im  Staube  ge* 
wefen,  einen  gleichberechtigten  Dörfer  Metropoliten  im  Kampfe  gegen 
^h^maö  53ecfet  vorantrieben,  fo  würbe  wohl  Verlauf  unb  2lu£gang  be$ 
(Streits  ein  anberer  gewefen  fein. 

Dem  fei  wie  ihm*  wolle:  gewiß  ift,  baß  bte  Maßregel  gegen  g)orf 
unb  bie  verborgene  Duelle  berfelben,  jener  geheime  Vertrag,  ben  Metro* 
politen  Sanfranf  §u  einer  §öhe  von  Macht  erhoben  unb  zugleich  bem 
romiicben  (£tur)l  einen  ©rab  beö  (StnfXuffeö  auf  (Snglanb  erworben  hat, 
wie  53eibeö  früher  nie  erhört  worben  war.  Dtefer  boppelten  (Erweiterung 
erjbtfchöflicher  unb  päbftltcr)er  23efugntß  muß  §unäcr)ft  unfere  Slufmerffamfeit 
jugewenbet  werben. 

Unmittelbar  nachbem  glorentiuS  er§är)lt  fyat,  wie  ber  ßrjbifcbof  %boma$ 
aus  SanfranfS  Rauben  bte  2Betr)e  empfing,  welche  zugleich  bie  Demütigung 
be$  northumbrifchen  (Sr§ftuhl3  in  ftd)  febloß,  berichtet  er  in  ber  früher  be* 
febrtebenen  SÖSeife  ben  5luögang  be$  jwtfchen  Sßulfftan  von  2Borcefter  unb 
bem  neuen  Dörfer  <5r§bifdr)ofe  obfehwebenben  (Streits,  ©enauere  Nachrichten 
gibt  2Btlhelm  von  MalmeSburty ,  welker  melbet : ')  „burch  bte  ©nabe  be$ 
Königs  2ötlf)elm  erhielt  SBtfc£?of  QBuIfftan  S3eft|ungen,  welche  trotte  bämfche 
©ewaltthat,  trotte  bte  Ungerechttgfett  be$  (Sr§bifchof$  Sllbreb  bem  (Stufyle 
von  2Borcefter  entrtffen  hatte,  §urücf.  3\i  §)orf  war  auf  Sllbreb  %\)oma$, 
ehemaliger  Domherr  von  SBateux,  gefolgt,  ©egen  btefen  ftellte  2Bulfftan 
eine  Älage  auf  3urücfgabe  ber  feiner  ^irebe  endogenen  ©üter  an.  Allein 
Xfyomtö  weigerte  ftdj  ntd)t  bloS,  btefelben  abzutreten,  fonbem  er  fpract)  aua) 
noch  bie  ftrd)ltche  §ol)ett  über  ben  (Sprengel  von  2ßorcefter  an,  tnbem  er 
behauptete,  baß  feine  Vorfahren  auf  bem  (Stuhle  von  §)orf  letzteres  Necht 
erworben  hätten.  Mit  allem  Naehbrucf  betrieb  %fyoma$  bte  6act)e  erft  in 
(Snglanb,  fpäter  auch  §u  Nom  beim  ^abfte  5l(eranber  II.  in  5lnwefenl)ett 
be$  Metropoliten  £anfranf  von  ßanterbun;.    Sanfranf  nahm  jtcr)  beS 


')  Vita  Wulfstani  H,  1.  bei  Wharton  Aaglia  sacra  II,  255  flg. 


460 


^afcfl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


93tfcr;of$  an,  ba  aber  ber  Cßabft  Weber  ben  einen  noct)  ben  anbern  (Srj* 
Mfa>f  beleibigen  sollte,  fcerttfel  er  bie  (Sntfcfyetbung  an  ein  engltfcr;e$ 
Sonett,  ba$  §u  ^ebrtba  0  jufammentrat.  23etbe  Sfyetle  erfctjtenen  bafelbft. 
Auf  ber  ©ette  be$  Xljomaü  ftanben  23ifa)of  £)bo  »on  SBateur,  @raf  »on 
$ent  nnb  ^albbruber  beö  Königs,  ein  überaus  reicher  nnb  mächtiger 
£err,  fowte  »tele  ®roße  be$  9tod)3,  bura)  @elb  gewonnen.  £>te  ©aa)e 
2Bulfftan3  nnb  ber  ©erectjttgfett  »ertrat  außer  tl)m  felbft  nur  ber  Metropolit 
Sanfranf.  £)ennoa)  ftegte  ber  33tfcf)of  »on  SBorcefter.  Äöntg  2Öilf)elm 
fällte  neuntta)  baS  Urteil:  g)orf  f)abe  feine  Anfprücfye  auf  ben  Sprengel 
»on  SBorcefter,  fonbern  berfelbe  gehöre  bem  Metropolitanoerbanb  »on  Jtent 
an.  3wetten$  SfyomaS  fei  fa)ulbig,  §tx>5If  2anbgüter,  welche  Albreb  bem 
(Stuhle  »on  SBorcefter  entzogen  unb  biö  an3  (Snbe  feiltet  Sebent  betbe* 
galten  l)atte,  f)erau3§ugebcn.  drittens  übertrug  ber  $öntg  bem  2Mfa)ofe  »on 
SBorcefter  aua)  noa)  baS  9fea)t  ber  Aufftcrjt  über  ben  benachbarten  ©Grengel 
»on  @l)efter." 

2Bte  wir  wtffen,  gefebaf)  e$  an  £)ftem  1071,  baß  Stomas  unb  £an* 
franf  fta)  §u  9fom  im  Lateran  trafen.  $)a  ber  Dörfer  bamaB  feinen 
©egner  SCBulfftan  beim  *ßabfte  »erflagte,  folgt,  baß  bte  @trettfaa)e  im 
grüfyltng  1071  noa)  fcfywebte.  5Me  Stmobe,  an  welche  Aleranber  II.  ben 
£anbet  »erwtefen  fyatte,  fann  bar)er  nta)t  früher  alö  tn  ber  ^wetten  £ftlfte 
beö  genannten  3afyre$,  ober  was  noa)  wafyrfa)etnlid)er,  im  folgenben  3a^re 
—  1072  —  §ufammengetreten  fein.  3m  @runbe  war  bte  «klage  Sulf* 
ftanö  gegen  £l)oma$  nur  ein  Anfyängfel  beS  großen  §wtfa)en  ben  betben 
(Srjftüfjlen  g)orf  unb  (Santerbun)  aufgebrochenen  Streits,  unb  bte  ($ntfd)etbung 
beö  lederen  fcfyloß  ben  Aufgang  ber  erfteren  in  ftcf>.  £)ennoa)  ift  bte 
@rjäl)lung  2Btlr)elm$  »on  9Mme3burt)  wtdjttg,  weil  fte  bte  große  5Q?aa)t, 
welche  Sanfranf  erlangt  hatte,  in  hellet  Sicht  [teilt. 

^rontft  glorenttuö  fprtcht  nur  tm  Allgemeinen  »on  JjoJjen  ©önnern, 
welche  für  $r)oma$  tr)r  Anfet)en  einfetten.  2)urd)  ben  Wind)  »on  WlaU 
mefbun;  bagegen  erfahren  wir,  baß  £)bo  »on  SBatcur  unb  »tele  anbere 
©roße  e$  waren,  welche  auf  (Seiten  be$  g)orfer£  ftanben.  Alle  btefe 
Herren,  bte  »ornef)mften  be$  Geichs,  mußten  »or  Scmfranf  weichen.  3"i 
Uebrtgen  gibt  ber  SBtograpl)  beS  Metropoliten  »on  ßanterburty  Auffchluß 
barüber,  weßr)alb  Dbo  »on  S3ateur  für  %i)oma$  gegen  Sanfranf  $art^et 
ergriffen  fyaben  mag.  ©r  fagt:2)  „£)bo  war  ©raf  »on  Äent  §ur  3ctt,  ba 
^anfranl  jum  (Sr^btftljum  gelangte,  berfelbe  bebrüefte  bte  ^Bewol)ner  ber 
Sanbfcbaft  im  5lllgcmetnen,  infbefonbere  aber  bte  ^interfaßen  beö  @r§ftut)lö 
mit  fd)Weren  Abgaben.    3»^  5lngefta)t  wtberfe^te  fta)  il)m  Sanfranf  unb 


*)  JDcnfelbcn  Flamen  gibt  aud^  Florentius:  Flores  hist.  @.  637  gegen  o6en. 
2)  Vita  Lanfranci  cap.  9.   51.  a.  O.  SßotßücE  @.  10,  b. 


Viertes  23udj.  (Scty.  22.  Stefotm  beö  angclfdc^fif^cn  SJloncfytfiumS  u.  33iön)umS.  461 

brachte  burd)  ein  3eugenverr)ör  alter  gefefcfunbtger  Slngeffadbfen  ju  2Bege, 
baß  ba$  Sanb  feine  gretfyett  wfeber  erlangte,  unb  baß  £)bo  auf  bie  böfen 
Saften  »erstatten  mußte,  welche  er  ben  £tnterfaffen  beS  (Srjftuljlö  juge^ 
mutzet  fyatte." 

©leid)  l)tnter  ben  (Streit  äWtfajen  Stomas  unb  SBulfftan  reir>t  glo* 
renttuS,  6  3af)re  überfpriugenb,  ben  93erid)t  über  Hebung  ber  betben 
Möncfye  Slrnuft  unb  ©unbulf  auf  ben  @tttr;l  von  $od>efter.  2lud)  rjter 
fann  bie  5lu3fage  be$  (Sfyrontften  burcl)  3eugntffe  anberer  <Scr)rtftftelIer  er* 
gän&t  werben.  Der  23iograpl)  SanfranfS  gibt1)  ju  verfielen,  baß  ber  ge* 
nannte  Metropolit  felbft  e6  geroefnt  fei,  ber  bte  beiben  Mönche,  roeld)e 
früher,  ba  er  nod)  als  CReftor  ber  ©cfyule  |U  23ec  roetlte,  feinen  UnterrtaM 
genoffen  Ratten,  jum  23t3tl)um  *Rocr)efter  beförberte.  Seiter  melbet2)  ein 
fonft  unbefannter  aber  gleichzeitiger  Möwb,  ber  ba$  £eben  ©uubulfs  be* 
fdjrieb,  golgenbeS:  „voäfyrenb  Sanfranf  auf  bem  Metropolttanftufyle  von 
$ent  faß,  roarb  ba6  93t6trjum  9^ocr)efter  burdj  jroei  Sobeefälle  hinter 
etnanber  verroatet,  juerft  ftarb  Stroarb,  bann  fein  9ladt)folger  5lrnuft  unb 
jroar  Sejjterer,  nact)bem  er  bte  btfct)öfltdje  Sürbe  faum  ein  fyalbeö  3ar)r 
bef leibet  fyatte.  23eibe,  ©troarb  unb  $lrnuft,  roaren  früher  Möndje  geroefen." 

„2)a  nun  Metropolit  Sanfranf"  e$  für  roünfd)enSroertr)  r)felt,  baß  aueb 
ber  brüte  9?ad)folger  bem  gleiten  Stanbe  angehöre,  richtete  er  feine  5lugen 
auf  ben  Möncr)  ©unbulf,  einen  Mann  von  erprobter  9iecr;tfcr)affenr)ett.  @o* 
fort  f)telt  -er  Ofatf)  mit  einigen  roeifen  Männern  unb  roätjlte  tr)n  $um 
fdr)of ,  bann  fcfytcfte  er  eine  33otfd)aft  an  ben  itöntg,  t>e£  3nbalt3,  baß  e$ 
2ßtlf)elm  gefallen  möge,  bie  getroffene  2Bar)t  ju  genehmigen.  Mit  greuben 
gab  ber  Äö'ntg  feine  3ufrtmmung.  5116  nun  Sanfranf  bie  Urfunbe  in 
^änben  fyatte,  verfammelte  er  ben  ßleruS  unb  bte  angefel)ettften  (Sinrooluter 
von  9tocr)efter  unb  eröffnete  benfelben  feinen  unb  beS  Königs  ^Bitten,  ©erne 
erflärten  ftcf;  bie  93erfammelten  bereit,  ©unbulf  at3  33tfcbof  anjuerfennen. 
Drauf  ben  21.  Mär$  beö  3ar)re3  ber  Menfcbroerbung  3efu  grifft  1077, 
ber  normannifetjen  Eroberung  aber  im  1  Iten  roarb  ©unbulf  in  ber  Domftrcr)e 
ju  (Santerburr;  eingeweiht." 

Dbgleia)  bte  ©infe^ung  2lrnofte  erft  1076  unb  bie  ©unbulfö  erft 
1077  erfolgt  ift,  vermute  id),  baß  ber  (£r)ronift  glorenttuS  abftd)tltcr;  btefeS 
ßretgniß  mit  ber  2Beir)e  beg  (§r§btfcf)of3  £r)omaö  unb  ber  (Sntfdjeibung  be$ 
«Streite  §roifc^en  if)m  unb  Sulfftan  von  2Borcefter  unter  bem  3af)re  1070 
jufammengefteEt  hat,  nämlich  um  anjubeuten,  baß  bie  brei  Slfte  l)elle0 
Sta)t  über  bte  «Stellung  beä  neuen  $rimaö  verbretten  unb  barum  alö  ein 
engverbunbeneö  @an§e6  aufgefaßt  ju  werben  verbtenen. 


')  Ibid.  cap.  7.  <5.  9,  b.  unb  cap.  13.  <§.  14r  b.  2)  Opp.  Lanfranci,  35otfiä(f 
<&.  40,  a. 


462 


$abfl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalfer. 


Noch  bclehrenber  alSSllleS,  roaS  ta)  bisher  anführte,  ift  eine  Urfunbe 
auS  beS  -üDfetrotooliten  eigener  £anb,  nämlich  baS  Senbfcbreiben,1)  baS 
Sanfranf,  betreffenb  bie  S3t[cf)öfe  von  2ichftelb  unb  ©fiireborne,  um  1072  an 
$abji  2Ueranber  IL  erließ,  3)er  roefentliche  3nf)alt  beffelben  lautet  fo: 
„bie  Dringltct)feit  ber  Umftäube  beftimmt  mich,  nicht  fo  lange  §u  warten, 
bis  eure  früheren  Legaten,  bie  icf)  neulich  an  (Sud)  abgefaßten  fyabe,  jurücf* 
fommen  werben  (fonbern  mich  unmittelbar  an  $etrt  6tur)l  §u  wenben). 
23ifchof  §ertman  (von  ©r)treborn),  einer  meiner  6uffragane,  ber  fdjon  in 
ben  Sagen  eures  Vorgängers  £eo  IX.  einmal,  fein  SBtStfmm  verlaffenb,  in 
ein  Softer  ftct)  $urüa>g,  ift  entfchloffen,  bieg  abermal  §u  tf)Utt  unb  würbe 
Wof)l  bereits  —  wäre  ich  ihm  nicht  mit  Slubrofmng  von  Strafen  entgegen* 
getreten  —  feinen  §trtenftab  bem  Röntge  überliefert  baben,  ober  gar  ohne 
Weiteres  in  ein  Softer  geflogen  fein.  3n  früheren  &\tm,  währenb  ber 
3af)re  männlicher  Äraft,  fyat  er  ftch  burch  ^enntmffe  unb  £l)ätigfeit  auS> 
gewidmet,  aucb  ben  ^trtenftab  würbtg  geführt,  aber  jefct  burch  ©reifenalter 
unb  iMnfltchfeit  niebergebeugt,  vermag  er  bie  Saft  beS  2lmtS  faum  mer)r 
51t  tragen.  (Sure  ,£>etltgfett  möge  fetneSwegS  vermuten,  baß  eS  etwa  er* 
littene  S3eletbigungen  ober  Ungnabe  beim  $ömg  feien,  was  Hertmann  ju 
bem  raffen  (Sntfchluffe  beftimmt  t)at;  vielmehr  r)abe  tct)  auS  ber  deichte, 
bie  er  mir  ablegte,  fowie  auS  ben  geheimen  Unterrebungen,  bie  ich  mit 
ir)m  vflog,  bie  Ueber§eugung  gefchövft,  baß  einzig  ber  2Öunfa),  ftcf)  auf 
feinen  nahen  $ob  in  cbriftlich er  Seife  vorzubereiten,  tl)n  leitet.  3a)  erfuctje 
nun  (Sure  avoftolifcbe  ^errlichfett,  mir  fo  balb  als  möglich  2lnwetfung 
barüber  $u  erteilen,  was  ich  in  biefer  unartigen  6aa)e  anjuorbnen  fyaht." 

„(Sin  §weiter  galt  liegt  vor.  £)er  SBifcfyof  von  Stchftelb  ift  bei  euren 
Legaten  wegen  Unenthaltfamfett  beS  gleifc^eS  unb  anberer  Vergehen  ange* 
flagt  worben.  (Srfterer  $unft  erfcbetnt  errotefen,  benn  eine  (Shefrau,  mit 
ber  er  off  entliefe  lebte,  unb  $tnber,  bie  er  mit  tl)r  jeugte,  (äffen  feinen 
3wetfel  $u.  (Sure  Legaten  l)aben  bafjer  ben  Angenagten  vor  eine  6t;nobe 
gelaben,  aber  er  letftete  feine  golge,  weßhalb  benn  befagte  Legaten  bie 
(strafe  beS  Ätra)enbanttS  über  if)n  verhängten  unb,  rote  tct)  tyoxt,  bem 
Könige  Vollmacht  erteilten,  einen  Nachfolger  §u  ernennen.2) 
Neulich  an  £)ftem  fam  er  $u  £of,  beftanb  noch  immer  auf  ber  Seiger 
rung,  ftch  vor  einem  geiftlichen  ©ertchte  ju  ftellen,  überantwortete  bagegen 
in  5lnroefenl)eit  ber  SBifchöfe  unb  ber  gürften  beS  SaienftanbeS  feinen  «Stab 
in  bie  ^anb  beS  Königs,  inbem  er  freiwillig  einen  (Stb  ablegte,  baß  er 
für  immer  auf  fein  SBiStlnun  vernichten  unb  bem  Nachfolger  feine  SBeläftt* 


*)  Epistol.  2.  opp.  <§.  300,  b.  flg.  2)  2)cr  Xtxt  lautet:  unde  legati  vestri 
eum  exeommunieaverunt ,  regique  substituendi  successoris,  ut  dicitur,  licentiam  con- 
cesserunt. 


SßierteS  93uc$.  Gap.  22.  Reform  beS  angelfäcfjftfcfjen  SWoncfctyumg  it.  ©tgtyum«.  463 


gung  irgenb  n>clcf)er  $rt  zufügen  Werbe.  3)a  id)  felbft  in  englifchen  2ln* 
gelegenf)eiten  noch  Deuting  bin  unb  mich  fanm  beraten  weiß,  ^abe  ich 
eS  für  paffenb  erachtet,  fo  lange  Weber  felbft  einen  Nachfolger  für  £icfcftelb 
$u  weisen,  noch  einem  meiner  ©uffragane  Vollmacht  jn  (Srtheilung  folcher 
Sethe  jn  geben,  bis  id)  eure  Vorfchrtft  unb  23efel)l  in  bicfer  wichtigen 
Angelegenheit  erhalten  haben  werbe." 

Ueber  bie  ftrdjenredbtltctyen  ©runbgebanfen,  bie  in  bem  eben  mttge* 
feilten  ©einreiben  eingebüßt  liegen,  werbe  id)  mich  fogleid)  auSfprecben, 
vorerft  aber  fei  mir  bie  SBemerfung  geftattet,  baß  meines  (SracbtenS  bie 
33 ebenHia) feiten  beS  Metropoliten  weniger  gegen  bie  —  in  ber  £r)at  faum 
zweifelhafte  —  ©tlttgfett  ber  2lbbanfung  beS  23ifcbofS  oon  Stcbftelb,  als  viel* 
mef)r  gegen  baS  SSerfafjrcn  ber  Legaten  geTrtd)tet  finb.  Unter  bem  (Scheine, 
bie  Meinung  beS  $abftcS  ein§ur)olen,  oerflagt  er  bie  ©efanbten,  baß  fte 
etwas  get^an,  waS  nach  SanfranfS  Ueberjeugung  wm  Rechtswegen  nur 
if)m  felbft,  bem  Metropoliten  von  Kent  unb  Primaten  von  (Snglanb,  w 
ftanb,  nämlich  baß  fte  wiber  ben  33ifcf>of  von  Sich ftelb  Kirchenbann  oerhängt 
unb  baß  fte  ben  König  ermächtigt  hatten,  einen  Nachfolger  beS  ©ebannten 
ju  ernennen.    3Me  Klammer  ut  dicitur  l)at  einen  tiefen  ©inn. 

Nun  §ur  ^auptfacbe.  ©eit  bem  5lugenblicfe,  ba  Sanfranf  ben  (Srj* 
ftuhl  von  ßanterbun;  befteigt,  treten  in  (Snglanb  beutliche  Spuren  eines 
neuen  Kirchenrechts  hervor.  2)te  wichtigften  33efttmmungen  beffelben  finb: 
ftirbt  einer  ber  beiOen  f>öl)eren  englifchen  Kirch enfürften,  ber  Metropolit  von 
ßanterburty  ober  ber  (Srrsbifchof  von  g)orf,  fo  tritt  baS  (E'rsfapttel,  beftehenb 
aus  ben  angefehenften  ©eiftlicfcien  beS  ©prengels,  §ufammen  unb  nimmt 
eine  2Öar)l  vor.1)  Nad)  vollbrachtem  2lfte  geigt  baS  Kapitel  bem  Könige 
ben  Namen  beS  (Gewählten  an,  unb  erfua)t  ihn,  bemfelben  bie  Ernennung 
§u  erteilen.  3)ie  fönigliche  Ernennung  ift  nothwenbig  jur  ©ültigfeit  einer 
SSahl/2)  bem  Könige  aber  fteht  baS  Ned)t  §u,  biefe  Ernennung  §u  verweis 
gern  ober  ju  gewähren.  Verweigert  er  fte,  fo  geht  bie  ©ache  nach  Nom 
unb  ber  König  mag  ftcb  bann  mit  bem  $abfte  entWeber  über  bie  3uta\* 
fung  beS  Gewählten,  ober  über  Ernennung  eines  5lnbem  verftänbigen. 
©ewäfjrt  er  fte,  fo  muß  gleichwohl  bie  fönigliche  Ernennung  wie  bie  2Öal)l 


1)  91ften  ber  SBtndjefieret  Djlerftynobe  ttom  Safjre  1072  :  si  archiepiscopus  Cantua- 
riensis  vitam  finierit,  eboracensis  archiepiscopus  Doroberniam  veniet ,  et  eum,  qui 
electus  fuerit  —  consecrabit.  Quod  si  archiepiscopus  eboracensis  obierit,  is  qui 
ei  successurus  eligitur,  Cantuariam  accedet.  93injiucf  ber  Söerfe  Sanfranfö  (S.  12,  b. 

2)  Ibid.  is  qui  successurus  eligitur,  aeeepto  a  rege  archiepiscopatus  dono  Can- 
tuariam accedet.  JDann  Florentius  jum  Safyre  1070.:  die  pentecostes  rex  apud  Win- 
desoram bajocensi  canonico  Thomae  eboracensis  ecclesiae  archiepiscopatum  dedit ;  unb 
toetter  unten  :  die  assumtionis  sanetae  Mariae  rex  Lanfrancum  archiepiscopum  constituit 
cantuariensis  ecclesiae. 


464 


$abfi  ©regotiuS  VII.  unb  fein  Seitctltet. 


bem  $abfte  jur  23eftättgung  vorgelegt  werben.  Denn  jum  rotrfltcf;en  (Srj* 
bifdjofc  wirb  ein  @eroäf)lter  unb  (Ernannter  erft  burdj  bie  2Beir;e,  bte  @r* 
Teilung  ber  2Betfye  aber  ift  vermöge  ber  ©runbfäfce,  bie  2anfranf  fel)r 
beutlid)  ist  bem  fetten  ©abreiben  an  *ßabft  Slteranber  II.  vorträgt,  burd) 
au6brüdlid)e  (£rlaubniß  ober  (Sturotlligung  beS  Statthalters  ^etrt  bebingt. 

■äfttt  9ffe$ung  erlebtgter  93t3tr)ümer  »erhielt  eS  ftcfy  meinet  (SracfytenS 
etroaS  anberS.  3a)  ftnbe  feine  beutlid)e  6vur  von  9ßar)(cn  bloßer  ©uf* 
fraganbtfcbefe.  Dagegen  erhellt  aus  ber  ©efebiebte  be£  9D?önd)S  ©unbulf, 
baß  sJJietroVoltt  Sanfranf  ein  $ecf;t  beS  23orfcblagS  übte.  @r  wählte  ben 
aus,  roelcber '  tr)m  vaffenb  pr  Söefleibung  ber  btfcböflidjen  2ßürbe  erfaßten, 
unb  erführe  bann  ben  kernig,  ben  gemachten  Sßorfcfylag  gut  §u  fyetßen. 
übermal  fonnte  ber  Äöntg  bte  (Ernennung  verweigern  ober  gewähren.  Sllletn 
im  einen  tote  im  attbern  gatte  blieb  bie  oberfte  23eftättgung  bem  $abfte 
vorbehalten;  bentt  bte  2ßorte  beS  ^weiten  ©cfyretbenö  laffett  feine  anbere 
Deutung  alö  btefe  ju.  £atte  ber  $o'nig  ben  $orfd)tag  angenommen,  fo 
mag  in  ber  Siegel  gefcfyefyen  fein,  roaS  ber  SMogratol)  ©unbulfS  erjäfylt, 
namlicf)  baß  ber  sD?etrovoltt  bte  üJlitglieber  ber  f)öf)eren  ©eiftlicfyfett  unb  bte 
angefertigten  (Stnroofyner  beS  (Sprenget,  für  voelcben  ber  <Srtt>äf)fte  beftimmt 
war,  jufammenbertef ,  tfynen  feinen  unb  beS  ÄöntgS  Stilen  funb  tfyat,  unb 
fte  vielleicht  befragte,  ob  fte  etwaö  ©egrünbeteS  gegen  ben  ©mannten  ein* 
juwenben  Ratten  ?  Smmerfjin  roar  legerer  9lft  nid)t  viel  mefyr  afö  eine 
görmltcbfett,  beim  bei  einer  fo  forgfälttg  abgewogenen  2Baf)lform,  wo  brei 
©eroalten,  *ßabft,  (Sr§btfcf;of  unb  $öntg,  sufammenwtrften,  ließ  fta)  faum 
annehmen ,  baß  ein  rttd)tbar  unroürbtger  Bewerber  burd^ubrtngen  vermochte, 
and)  flößte  ber  ausgekrochene  Sßtlle  beö  Königs  unb  beS  (§r3btfct)ofö 
folcrje  (St)rfurct)t  ein,  baß  (leerlief;  Sfttemaub  tn'S  SBlaue  fyinetn  ju  wtber* 
fVrecben  wagte. 

3m  Uebrtgen  geftefye  täj,  feine  33eweiSftelle  aufgefunben  §u  t)aben, 
auS  welcher  hervorginge,  baß  £anfranf  über  einen  von  if)m  bem  Könige 
gemachten  $orfct;lag  §ur  SBefetjung  eines  erlebtgten  23iStf)umS  erft  noeb  nacr)* 
traglicr)  bte  SBeftättgung  beS  $abfteS  eingeholt  fycitte.  ©ine  befonbere  @tn* 
rtcfytung  bewirf  te,  baß  bieß  in  geroöfjnltd)en  gälten  überftüfftg  roar.  6o 
großes  Vertrauen  genoß  ber  (grjbtfcbof  von  (Santerburr; ,  baß  ber  ^atoft  ifyn 
$u  feinem  (Stellvertreter  im  *Äeicr)e  @nglanb  ernannt  l)at. 4) 

(Sin  von  Sanfrattf  gemalter  93orfd)lag  fcfyloß  bafyer  geroiffermaßen  bte 
üäbftltcfye  ©enefymtgung  in  fta).  S^oa)  ift  ju  bemerfen,  baß,  laut  ben  oben2) 
mitgeteilten  Elften  ber  ($rroäl)lung  3oI)amtS  §um  (Sr§bifc^ofe  von  9iouen, 
in  ber  ^ormanbie  bte  nämlia)en  fira)enred)tlta)en  Siegeln  galten,  rote  in 


*)  Vita  Lanfranci  cap.  7.  @.  9 :  Lanfrancus  summus  antistes  et  in  ecclesiis 
transmarinis  vices  apostolicas  gerens.       2)  <S.  446. 


93ierteg  93udj>.  Qtap.  22.  Oteform  bcö  angelfä<$flfd&en  3Wöw$tf;umg  u.  53igt^umö.  465 


(Snglanb.  Sie  mögen  bort  fcr)on  1065  In  golge  ber  95err)anblungen  ein* 
geführt  worben  fein,  bie  vor  bem  3«3^  nach  (Snglanb  jwifchen  bem  §er* 
joge  2Bilr)elm  unb  bem  päbftlichen  §ofe  ftattfanben. 

Ü)em  neuen  $ird)enred)te  (SnglanbS  tft  unvcrfenubar  baö  Siegel  beö 
^übebranbifdjen  ©etfteö  aufgebrürft.  2)affclbe  muß  beö  ebengenannteu 
(SarbinalS  2ßerf  fet;u.  3uuä$fl  fte^t  man,  baf  ba$  ©regorianifdie  ©Aftern 
über  bem  Manal  brüben  ben  Sieg  errungen  fy&tU,  ef)e  tu  ^eutf erlaub  bte 
unfeltgen  £änbel  über  bte  93elehnung  ber  33ifd)öfe,  gen>ö^nttc^  3nveftitur* 
ftreit  genannt,  jum  völligen  2lu3brud)e  gebieten,  ©obann  brängt  fief)  bte 
QSermutfntng  auf,  baß  für  bte  umfaffenben  3ugeftänbniffe,  welche  ber  9?or* 
manne  fraft  2lnnaf)me  jeneö  9^ed)tö  bem  (Statthalter  *ßetrt  machte,  if)m 
von  letzterer  ©ette  gleichfalls  trgenb  etwaö  von  SBcbeutung  berotÜfgt  wor* 
ben  fei.  2)a$  fyetßt:  alter  2ßaX)rfdf?eiiiUc^fett  nach  ging  ber  (Einführung 
be$  ©regoriantjehen  StyftemS  eine  Ueberetnfunft,  unb  §war  vermöge  ber 
©rünbe,  bte  id)  fogletch  entwirf  ein  werbe ,  eine  geheime  Ueberetnfunft  voran, 
fraft  weld)er  $etrt  Stufyl  unb  (EnglanbS  trotte  ftcb  gegenjeittg  wichtige 
JDtenftc  jufagten.  2Bof)lan,  wir  (tnb  oben  mehrfach  auf  Sinnigen  geheimer 
33erl)anblungen  geftoßen,  welche  fett  Dftern  1070  jwtfchen  9?oin  unb  2ßtn* 
elfter  fd)Webten.  9Ö?it  btefen  93erf)anblungen  hängt  ohne  grage  obiger 
©teg  be$  gregortanifd)en  StyftemS  jufammen,  unb  wir  lernen  je|t  vollenbö 
bie  9fürffette  beS  ©efajäftS  fennen.  £)afür  baß  Slleranber  II.  bie  alten 
angelfächftfdn'tt  SBtfcböfe,  welche  nie  §uverläfftge  Anhänger  beö  Normannen 
geworben  wären,  fallen  ließ,  bafür  zweitens  baß  ebenberfelbe  bie  $er* 
j  einigung  e'nglifcher  93?etropolitangewalt  in  einer  §anb,  unb  folglich  bte  £)e* 
müthigung  be$  g)orfer  6tuhle£,  jugab,  ^at  Wilhelm  alö  ©egenletftung  baS 
neue  $ird)enrecht  angenommen. 

steine  5lbfcbrift  be$  fraglichen  Vertrags  tft  vorhanben;  Unb  obwohl 
bie  neuen  $ed)t$grunbfä$e,  bie  berfelbe  fchuf,  wie  ich  unten  geigen  werbe, 
einer  SfteichSfynobe  vorgelegt  unb  von  berfelben  gebilligt  worben  ftnb ,  ftnbet 
ftch  feine  6tour,  baß  bte  mit  bem  h-  Stuhl  gepflogenen  Unterhanblungen, 
ober  ihre  nächfte  grucht,  ber  Vertrag,  veröffentlicht  worben  wären,  ©olcbe 
ü)inge  werben  überall  ber  (Erörterung  beS  großen  £aufen3  endogen.  £)te 
gewiffenhafte  Beobachtung  be3  Vertrags  hing  am  (Enbe,  wie  in  allen  folcfcen 
gällen,  vom  guten  Spillen  StlhelmS  ab,  unb  was  $om  fetner  Seite  thun 
fonnte,  beftanb  nur  barin,  ben  ©ang  ber  2)inge  nach  9J?öglicbfett  fo  ju 
lenfen,  baß  e$  bem  93orthetle  beS  Normannen  entfyrach,  mit  bem  h-  Stut)l 
in  gutem  Einvernehmen  $u  bleiben,  unb  baß  Treubruch  ihm  ©efahr  brohte. 

Wilhelm  h«t  au$  eigenem  eintriebe  2Bott  gehalten,  weil  er  ein  recht* 
fchaffener  Sttann  war.    2Baf>r  tft,  waS  er  in  feinem  Seftamente  fagt:1) 


*)  Swtyeöne  <S.  658,  c.  d.  <Sief)e  aud^  oben  <&.  281. 
©ftöter,  ^Pabfl  @«gotiu«  m  33t>.  in. 


30 


466 


$abft  ©regoviuö  VII.  unb  fein  3eüalter. 


„bte  Siixfyt  ©otte3,  imfer  2lller  Butter,  fyabe  icf)  nie  gefränft,  fonbern 
ftetS,  je  nad)  ben  SBerfyältntffen,  mit  innerer  greubtgfctt  geeljret.  9fie 
fyabe  id)  getftltdje  Remter  »erfauft  unb  Simonie  ftetö  üerabfdt)eut  nnb  ferne 
gehalten.  23et  2lu$waf)l  ber  $erfonen  (für  erlebigte  23t6tl)ümer  nnb  2lb* 
teten)  fyabe  ictj  ftetS  auf  Sßerbtenft,  Steinzeit  be$  S&anbelS,  SÖeiSfyeit  nnb 
Äenntniffe  geflaut,  unb  fo  fciel  an  mir  war,  bte  Leitung  ber  Stirpe  ben 
SBürbtgften  übertragen.  3eu9e  ^«für  bte  (Srfyebung  SanfranfS  jum  Sftetro* 
Voltten  von  (Santerbun;,  3™ge  ^  S5eförberung  Shtfeün*  §um  5lbte  tton 
23ec,  unb  fcteler  anberer  würbtger  9JMnner,  bereu  SRufym,  rote  tcb,  glaube, 
btö  an  bte  äußerften  ©rängen  ber  (Srbe  ertönet."  9J?an  fönnte  baö  Selbft* 
befenntniß,  wetd>e3  ber  fterbenbe  ^öntg  ablegt,  etnfaef)  in  ben  Safj  ju* 
fammenfaffen:  2Btll)elm  t)abe  fiet$  bte  $orfd)läge  £anfranf6  befolgt  unb 
ba£  9^edt)t  ber  SUxfyz  geehrt. 

Sdjon  bte  näd)ften  9?ad)folger  beö  Eroberers  rüttelten  an  bem  ©e* 
bäube  be$  3al)re3  1070.  2)ie  2lrt,  in  ber  bteß  gefcfyal),  wirft  £td;t  auf 
bte  (Stnfübrnng  be$  ©regortanifcfyen  StyftemS.  SSMlrjelm  von  9J?alme6burty 
erjäblt:1)  „§ur  2>ät,  ba  Slnfelm  (£r$bifaiof  »on  (Santerburty  war,  erhielt 
S^amalb,  bisheriger  ßavellan  ber  Königin  von  ^Britannien,  ba3  23t3tf)um 
^ereforb.  IDerfelbe  war  in  ber  SGßeife,  bie  ber  Äöntg  bamalS  jum  ©efe$ 
erbeben  wollte,  nämlta)  burd)  93eler)nung  mit  9ftng  unb  Stab  tton  Seiten 
beS  Surften,  eingefe^t.  5110  jebod)  9J?etroVolit  Slnfelm  btefeS  Verfahren 
mißbilligte  unb  fta)  weigerte,  ben  23tfa)of  9famalb,  fowte  aud)  mehrere 
Rubere,  auf  gleiche  5lrt  @mgefe£te,  ju  weisen,  erfannte  Dtatualb,  baß  er 
Unred)t  getrau  fyabe  unb  gab  9ftng  unb  Stab  aus  eigenem  Antriebe  an 
ben  Äöntg  jurücf.  £)afür  »erbannte  tfyn  btefer  »on  £ofe.  Allein  tyäter 
ging  ber  ^b'ntg  in  ftdt)  unb  geftatteie,  baß  fRatnalb  bem  $tra)engefe$e 
gemäß  §um  2Mfd>ofe  gemacht  werbe,  unb  nun  erhielt  berfelbe  bie  2ßetl)e." 

2)er  $öntg,  t>on  bem  rjter  bte  9tebe  tft,  l)teß  ^etnrid)  I.  unb  war 
ber  brttte  Solm  beö  Eroberers  wn  ©nglanb.  2)ie  ^anblung  aber  fällt2) 
in  bte  3al)re  1102,  1103  unb  1107.  £einrtd}  I.  von  (Snglanb  gebaute 
bte  von  feinem  33ater  29SxIt)chn  anerfannte  *Red)töreget,  baß  bte  2lnnal)me 
beS  23tStf)um3  bura)  bte  2ßetl)e  bebtngt  fei,  umjuftoßen  unb  an  iljrer  Statt 
bie  entgegengefe^te  einzuführen,  baß  bte  33elef)mtng  mit  Sftng  unb  Stab 
93ifa)öfe  $euge.  2ßarum  er  fola)e6  vorhatte,  tft  flar.  3^  Salle  ber  §wette 
Sa^  ftegte,  fonnte  ber  Äöntg  2Ben  er  wollte  auf  fyolje  ^trc^enftellen  be^ 
förbern,  er  fonnte  bte  Bewerber  auf  alle  il)m  btenlicfte  S3eb{ngnngen  t>er* 
Vflta^ten^  er  fonnte,  fo  wie  eö  ber  Salier  ^einrta)  IV.  in  2)eutfa)lanb 
machte,  S3i6tf)ümer  unb  Abteien  an  bte  5Reiftbietenben  serfaufen  ober  alö 
^öber  §u  Anwerbung  »on  ©el)ülfen  unbefa)ränfter  ©ewaltl)errfa}aft  miß* 


*)  <5a»ile  <S.  287  o&en. 


2)  Flores  hist.  @.  651  tt.  653. 


93terte$  93udj.  ®ap.  22.  «Reform  beö  angelfädjfifdjen  SJiöntfjtfjitme  «.  SBtetljumö.  467 

bremsen.  53(te6  bagegen  bie  anbere  $ed)t3regel  aufrecht,  fo  verwanbelten 
ftd)  bie  23tfebb'fe  ber  verfd)iebenen  Welche  be3  2lbenblanbe$  in  3)a$,  waö 
ftc  vermöge  be3  ($vangeltum3  fem  follen,  tu  lebenbige,  vom  ©eifte  be6 
$auvt3  erfüllte  ©lieber  ber  allgemeinen  Ätrd)engemeinfcriaft.  2)ie  i^e^re 
von  ber  2Öetr)e  ift  unb  war  von  jefyer  ber  x}rcße  2Jnfer  beö  $tlt$mfä\ft$, 
unb  bie  welterfdnttternben  (Streitfragen  beö  11.  nnb  12.  3ar)rt)unbert8 
fyaben  ftd)  um  ben  ©egenfa£  ber  betben  Regeln  gebrefjt. 

9llfo  ber  2lbfd)lu(j  jener  Ueberetnfunft  ift  ein  ©erjetmnifj  jwiferjen  bem 
^abfte,  feinen  Legaten,  bem  Sftetrovoltten  von  Santerburty,  bem  Könige 
von  (£nglanb  unb  bann  benjenigen  Vertrauten  geblieben,  benen  bte  eben 
©enannten  baö,  Wa6  gefdjefyen,  mftpttr)etlen  für  gut  fanben.  5lnber3  ver* 
fyielt  e3  ftd)  mit  ben  ©runbfäfjen,  bie  auö  bem  Vertrage  floffen,  fte  fonn* 
ten  nid)t  verborgen  bleiben,  fonbem  mußten  in  ba6  tägliche  Seben  eingreifen, 
wie  wir  beim  befagte  2Btrfungen  in  ben  amtltcben  ©ebreiben  £anfranf3, 
in  ben  Elften  beS  (Sonette  von  1072,  in  ben  23ertd)ten  über  @rf)ebung  ein* 
feiner  93tfd)öfe  entbeeft  f)aben.  9?od)  in  anberer  §tnftd)t  war  Veröffent* 
lid)ung  eineö  £f)eil0  £)effen,  waS  bie  geheime  Ueberetnfunft  vorfebrteb,  im* 
vermetbltd\ 

ü)te  Unabfyängtgfett,  welche  bem  23t6tf)um  gegenüber  ber  jfrone  be* 
willigt  worben,  jog  nou)wenbig  wefentltd)e  Umgeftaltungen  beS  bisherigen 
Verl)ältniffe6  ber  Ätrd)e  m  ben  übrigen  ©eroalten  beS  ©taatS  nad)  fteb. 
93i3  m  ben  Seiten  2ötlf)elm$  f)atte  ber  weltliche  Ottcbterftanb  ©eiftltcbe 
unb  folebe  6ad)en,  bie  nad)  fanonifebem  9tecf/te  bifd)öflia)er  ®eria)t6barfeit 
unterlagen,  vor  bte  ©raffd)aft3gcrtd)te  gelabett.  3)a3  vertrug  ftd)  mit 
jenem  Vertrage  ntd)t  mefjr.  ©tetd)Wol)l  fonntc  bte  Slenberung  nur  vermiß 
telft  eines  förmltd)en  ®efe#e3  tu'S  £eben  eingeführt  werben.  3n  ber  %l)at 
ift  ein  ©efe^1)  2Btll)elm3  I.  auf  un$  gefommen,  baS  fo  lautet: 

„2ßill)clm  von  ©otteS  ©naben  «ftöntg  ber  Gmglänber  allen  Vafallen 
tu  ($ffer,  ^crfortflu're  unb  9J?ittelfer  meinen  ©ruß.  3t)r  fammt  allen  an* 
bem  ©etreuen,  bie  in  (Snglanb  wohnen,  follet  rotffen,  baf  ich  in  allge* 
meiner  Verfammlttng  unb  nad)  gemetnfamem  $atf)e  ber  (§r§btfd)öfe,  23tfd)öfe, 
Siebte  unb  weltlichen  gürften  beS  9?eia)$  befcbloffen  t)abe,  ba$  englifd)e 
^ira^enred)t,  baS  bis  auf  meine  Seiten  herab  ntebt  gut  befiellt  war,  nod) 
ben  heiligen  (SanoneS  entfvrad),  grünblta)  ju  verbeffern.  ^Demgemäß  befehle 
id)  fraft  fontgltdjer  9J?ad)tvollfontmenheit:  fein  33ifcbof,  fein  2Jrd)ibtafon 
foll  über  klagen  bifd)b'flta)er  ©erichtSbarfett  fürber  vor  ben  ^unbreben 
tagen,  nod)  Sachen,  welcbe  bte  Leitung  ber  6eelen  anbetreffen,  vor  weit* 
liebe  ®ertd)te  bringen,  fonbem  wer  wegen  irgenb  einer  ©cbulb  ober  2ln* 
gelegenl)ett,  welche  §um  SBereicr;  beS  bifa^öfltdien  9?ecbtö  gehört,  belangt 


*)  Ancient  laws  of  England  @.  213  unten  flg. 

30  * 


468 


$a&ft  ©regortug  VII.  unb  fein  ßtitaUtx. 


Wirb,  ber  foü*  an  bem  £>rte,  ben  ber  23tfchof  nennt,  ft<f>  ju  ©erlabte  ftellen, 
unb  ntct)t  nach  ben  weltlichen  ©efejjen  bc6  ^nnbreb,  fonbem  nad)  ben 
EanoneS  nnb  nach  bifdiöflicbem  beeilte  ©enugtr)uung  leiften.  3Sertt>etgcrt 
Einer  au$  ,£)ochmuth,  t>or  bem  bifd)öflichen  ©eriebte  ju  erfreuten,  fo  fotl 
er  jutn  fetten  unb  brüten  üSftale  »orgelaben  werben;  wenn  auch  btefe 
Mahnungen  tttcr)tö  trügen,  fo  unterliegt  er  bem  Äircbetftanne,  wobei  im 
9lotr)falle  ber  weltliche  2lrm  beS  JtontgS  ober  beS  SStccgrafcn  £ülfe  (etften 
wirb.  Ueberbteß  muß  ber  ©äumtge  für  jebe  »ergebltcbe  Sabung  bie  »om 
gciftltcrien  9ted)te  »orgefchrtebene  23uße  entrichten,  gerner  »erbiete  ich,  baß 
irgenb  ein  SStcegraf  ober  fom'glidber  Amtmann,  ober  überhaupt  ein  Saie  ftch 
in  9fed>t$fad}en,  bie  »or  getftltcbe  ©erichte  gehören,  etnmtfche,  ober  baß 
ein  Sate  einen  5lnbern  folcber  (Sachen  wegen  or)ne  Ermächtigung  bureb  ben 
93ifcf)of  t>ox  (ba3  bifdjöflicfcc)  ©crtdjt  labe.  Die  geiftlichen  ©ertöte  felbft 
bürfen  nur  am  @tje  be6  23ifchof£,  ober  fonft  an  einem  Orte,  ben  ber 
SBtfdjof  beftimmt,  abgehalten  werben/' 

3wet  2)tnge,  welche  bie  Ehroniften  entweber  ntd)t  fennen,  ober  wr* 
fchwetgen,  geftef)t  baS  ©efefj  ein,  nämlich  baß  üönig  2BtIl)elm  baö  beftehenbe 
englifche  $trchenred)t  gemäß  ben  Salbungen  ber  $äbfte  umgeftoßen  unb 
zweitens  baß  er  über  btefe  Slcnberung  mit  einer  Ofetch^fynobe  —  wie  ich 
glaube  mit  ber  §u  Sßmchejter  an  Dftern  1072  »erfammelten  —  beraten 
hat.  2)a$  ©efe£  enthält  feine  SeMefttmmung,  glctcforoofyl  tft  an  ftch  flar, 
baß  e$  mit  ben  großen  Maßregeln  ber  3at)re  1070—1072  eng  §ufam* 
menhängt,  unb  um  biefe  §dt,  wohl  als  6cf)lußaft  —  erlaffen  worben  tft. 
2)te  f  Ott  bemfelbetx  »erfügte  2(u3fchlteßung  beö  weltlichen  *Rtchterftanbcö  »on 
allem  Einfluß  auf  ©trettfacbett  fird)ltcher  9ktur  brachte  meines  Eracbten6 
nach  einer  Dichtung  l;iti  ber  trotte  ©ewtnn.  2Bie  früher1)  gezeigt  worben, 
haben  bie  englifcheit  *Keich3fürften,  welche  ftch  unter  Ebwarb  bem  SBefenner 
unb  früher  §u  ©aufontgen  aufwarfen,  unabläffig  bahtn  geftrebt,  bte  23t3* 
tr)ümer  ihrer  ©ebtete  »on  fta)  abhängig  $u  machen,  unb  Bewerber,  bte  ihre 
©efchöpfe  waren,  auf  erlebigte  (Stühle  §u  erheben.  2)te  richterliche  ©ewalt, 
bie  fie  in  ihren  SBejirfen  befaßen,  trug  ftcberltch  nicht  am  wettigften  baju 
bei,  baß  manche  ber  fyerrfdhfücfcttgen  Herren  ba6  erwünfd)te  3kl  erreichten. 
£)ieß  hörte  jefct  auf,  baS  neue  ©efe$  entrüdte  bte  (Sphäre  ber  33tfd}öfe 
ben  Umtrieben  ber  großen  Säten. 

©ottft  aber  §at  ber  Normanne  2Mf)elm  burch  Einführung  beö  ©rego* 
rianifdjen  ÄtrchenrechtS,  beffett  3(u3flnß  auch  ba£  fragliche  @efe£  war,  bte 
Willfürliche  ©ewalt  ber  trotte  für  fommettbe  Seiten  wefentltd)  befchränft. 
£te  höhere  ©etftlicf)feit  übte  buret)  bte  breifache  Alraft  ber  Religion,  ber 
Siffenfchaft,  beS  auSgebehnteu  Sanbbeft^eö,  unberechenbaren  Einfluß,  war 


4)  Oben  <&.  298  flg. 


©tettcö  93ucfy.  Sap.  22.  Oteform  beö  angetfäcfcfiföen  3Wi3nc$Ü)um$  u.  33teU)um$.  469 

or)ne  grage  bie  mächtigfte  Äörperfdjaft  in  ben  d)riftlichen  ütetcben  be6  5lbenb* 
lattbeS.  Darum  fugten  ttyianmfa)e  Könige  bie  9Jiehrr)eit  ber  SBtfcfyöfe  unb 
Siebte  in  Üftitfd)ulbige  ihrer  platte  babttrcr)  ju  verwanbeln,  baj?  fte  Stühle 
unb  Abteien  an  Unwürbige,  voelctje  tl)un  mufteu,  wa3  ben  S3robt)erren  be* 
liebte,  verfauftett  ober  verfchenften.  Snbem  nun  2ßi(l)elm  burctj  2lnerfen* 
nung  beS  unbebingten  9iedjt$  ber  333etf)e  baS  letzte  2öort  bei  93efe£ung 
Softer  ^ircfyenjteüen  bem  Statthalter  *ßetrt  übertrug,  vernichtete  er  thatfäa> 
lict)  für  ftet)  unb  feine  9kd)folgcr  auf  alle  (Erweiterungen  föntglid)er  ©c* 
Walt,  bie  unter  ben  angebeuteten  ^Begriff  fielen.  Die  (Erfahrung  l)at  ben 
^Beweis  geliefert  unb  in  ber  9catur  ber  Dinge  lag  e£,  bafc  ba6  neue  Softem 
im  Durchfdmitte  fähige,  gute,  von  clcrtfalem  ©etfte  erfüllte  Qüuptex, 
90(änner,  welche  nie  jur  Unterbrücfung  ber  Kirche,  beö  eigenen  Sßolfö,  ober 
benachbarter  Nationen  bie  £anb  boten,  Männer,  welche  ungerechte  Kriege 
oerabfeheuten,  verberblichen  Maßregeln  entgegen  arbeiteten,  emporhob. 

3Son  neueren  unb  älteren  Sdmftftetlern  ift  §war  bie  S3er;auptung  auf* 
geftellt  worben,  ba3  ©regortanifche  $ird)enrccht  würbe,  wenn  eö  votlftänbig 
geftegt  hätte,  fraft  innerer  9?othwenbigfett  unb  ohne  SJftjjbrauch  von  ber 
einen  ober  anberu  Seite,  einen  Jtetm  ber  Gmt$roeiung  in  bie  deiche  gewor* 
fen  unb  allmählich  ben  33eftanb  ber  £hrone  untergraben  fyabm.  Allein 
bteß  ift  ein  grober  Srrtrjum.  Obgleich  bie  2öeil)e  ber  SBifcfjöfe  fraft  btefe3 
Rechts  am  (Enbe  vom  ^ßabft  ausging,  waren  boch  bie  Prälaten  ben  Moni* 
gen  mehrfach  ~unb  enge  verbunben :  erftlid)  weil  fte  lederen  ihre  (Ernennung 
verbanften,  weld)e  ber  ^anbe^fürft  verweigern  ober  gewähren  tonnte,  $wei* 
teuS  weil  fte  gleid)  anbern  j^örperfchaften  ben  Schu£  be3  föniglichen  Schwer* 
tc$  gegen  @ewalttf)at  unb  $aub  beburften,  brittenS  weil  fte  einer  Religion 
bleuten,  welche  (Si>rfurc^t  vor  gefeilterer  Dbrtgfett  ftetö  nicht  blo3  gepre* 
btgt,  fonbern  aua)  auögeübi  unb,  laut  bem  3eugntffe  ber  ©efchtchte,  nur  %y* 
ranneu  geächtet  ^at.  9?id)t  bte  fönigliche  §errfchaft  an  ftd),  fonbern  grobe 
9lu3artung  berfelben  würbe  burch  ben  Sieg  beS  ©regortantfehen  Sr;ftem3 
unmöglich  gemacht. 

Seboct)  e$  bebarf  feiner  untergeorbneten  33ewetfe  ber  5lrt!  Mehrere 
weltbefannte  unb  erfa)ütternbe  ^l;atfact)en  legen  für  ben  oben  auSgefproche* 
nen  Sa£  3eu9u$  a&«  (Srftlich  Wilhelm  war  unter  allen  Surften,  bte  tu 
ben  3^ten  be$  $abfte£  ©regoriuö  YII.  lebten,  ber  einige,  welcher  baS 
neue  ^irchenrecht  gutwillig  annahm  unb  burd)füf)rte.  3weiten$  ^Britannien 
ift  ba$  einzige  £anb,  beffen  mittelalterliche  SSerfaffung  im  2öefentltchen  un* 
erfchüttert  unb,  ein  ©egenftanb  ber  S3ewunberung  für  alle  wohlgeftnnten 
^enfehen,  bte  auf  ben  heutigen  Xag  fortbauert.  Drittens  $bmg  .£>ein* 
ria)  IL,  (Snfel  3Bttf)e(mö  beö  Eroberers,  hat  e$  verfugt,  ba$  SQSer!  feinet 
2lf)n$  umjuftür$en.    3lber  ein  SDtaun,  grojj  wie  ©regor  VII.,  (£r$btfd)of 


470 


s-l>abft  (SJvegoiiuä  VII.  unb  fein  ätitalttv. 


%l)$mci$  von  (Sartterburt) ,  trat  ir)m  tu  ben  2Beg.  Saut  ber  ^UtSfage1) 
3of)ann3  t?on  ©alteburty,  roelcber  einer  ber  tu'rtrauteften  greunbe  beg  2R5t* 
U;rer3  tton  (Santerburi;  roar,  [teilte  SljomaS  im  Saufe  be3  ^ampfö,  ben  er 
gegen  ben  genannten  Itörttg  beftanb,  ba£  SBegefyren,  ba§  aÜe  9ied)te  unb 
gretfyetten,  roeldje  bte  engltfd)e  Ätraje  ju  ben  3^ten  beS  (§rsbtfd)of£  £au* 
franf,  —  ober  roaS  baffelbe,  unter  2Bill)elm  I.  —  genoß,  jurücfgegebeu 
werben  müßten.  3n  btefer  furjen  gormel  faßte  bte  ftrd)ltcr;e  spartet  bie 
©umme  tfyrer  gorberungen  §ufammen.  Viertens  ber  l)eütge  SfyomaS  l)at 
im  $obe  geftegt,  unb  eine  ber  näa)ften  golgen  btefeS  ©ieg$  war  befannt- 
lict)  bte  ber  trotte  abgenötigte  ©eroäfyrung  ber  Magua  Charta.  2)a$ 
tyeißt  nun  mit  anbern  Korten:  ber  ©runb  §u  ber  polttifdjen  93erfaffung 
(Sngtanbä  t[t  bura)  $abft  @regortu£  VII.  gelegt  worben. 


Ikmntyuw^irjftes  Kapitel. 

$i£oßbern  fällt  in  Ungnabe ,  gefyt  nadb.  glanbern  nnb  ftnbet  bort  ben  Untergang.  S>ie 
©efe&tufeu  auf  bev  Snfel  £evetoavb  »tri  il)x  Hauptmann.   5Dic  angelfädjjtfcfye 

bitter  treibe,  eine  ftrudjt  reid)efürjtltd;er  9tomantif.    9Bitf)elmö  ftelbjug  gegen 
um  ben  ©ommer  1071.    3m  folgenben  Safjre  nötigt  ev  Köllig  SÄalfoim  von 
@cr)ott(anb,  ben  <£>ulbigung3eib  ju  leiften.    (Snglanb  innevltcj  beruhigt.    3)ie  @e; 
fdjidjtfcfjreiber  ber  Eroberung.    <2d)on  1072  a()nt  2ßilf/elm,  baf  baS  große  ©erf 
ttollbracfyt  fei.    (5t  fctjvt  uad)  ber  9iormanbie  jurücf. 

3m  nämlichen  3af)re,  ba  ßatifranf  ben  ©tufyl  »ort  ßanterbun;  beftteg, 
verlor  2Btlf)elm  bura)  geroaltfamen  $ob  einen  ehemaligen  ©efyüfen  auö  bem 
£atenftanb,  ber  tl)tn  früher  fefyr  große  3)ienfie  gelei[tet  fyatte.  2BÜl;elm 
gt{30$bern  roar  »on  bem  23aftarb  /  rote  ta)  früher  geigte ,  ju  ben  l)6d)ften 
Würben  beförbert,  mit  ber  @raffd)aft  ^ereforb  belehnt,  unb  §um  6tattl)aU 
ter  beS  nörbltdjert  (£nglanb#  emgefefct  roorben.  5lua)  bte  (Eroberung  ber 
3nfel  2Btgr;t  unb  ben  Ärteg  gegen  ©übroaleö  übertrug  ifym  ber  Köllig. 
gtr^oSbern  brachte  bte  3nfel  in  feine  ©evoalt  unb  bedang  bie  Söalltfer,2) 
aber  er  tfyat  23etbe$  auf  eine  2Betfe,  roela)e  ba$  Mißfallen,  »telletdjt  aua) 
bte  (Siferfuajt  beö  23aftarbö  erregte.  2)er  Wönd)  von  SMmeSfcim;  berta> 
tet:3)  „2Bül)elm  gt£o$bern  »erfammelte  bttra)  ben  D^ei'j  beö  fyoben  ©olbeS, 
ben  er  be$al)lte,  unb  bura)  bie  greifyetten ,  bte  er  feinen  beuten  gemattete, 
eine  3D^affe  9)?annfa^aft  unter  feine  gal)tten.  ^IKetn  feine  33erfcbn>enbung 
§og  tf)m  fd)Were  Ungnabe  beö  Üöntgö  ju.  $lod)  l)eute,"  fäl)rt  ber  33ene* 
biftiner  fort,  „bauertt  bte  von  gt^o^bern  in  ber  @raffa}aft  ^ereforb  getroffen 


l)  Epist.  Johann.  Sarisber.  ed.  Giles,  Vol.  I,  243  :  restauratio  Cantuariensis  eccle- 
siae  et  integra  reformatio  dignitatum  et  privilegiorum ,  quibus  beato  Lanfranco  prae- 
sidente  gaudebat.       2)  2)ucfye0ne  ©.  521,  d.  flg.       3)  ©ayite  @.  105. 


93iette3  Q3uc§.  (5aV.  23.  JTrieg  gegen  b.  (Smfcörer  ö.  (Sfy.  £aö  angelfäcfyf.  SlitterUjum.  471 

nen  (Einrichtungen  fort,  vermöge  n>e(dber  ein  ©olbat,  mag  er  ein  Verbrechen 
begangen  haben,  von  welker  2lrt  e£  fei,  nur  mit  fteben  ©Millingen  büßt, 
währenb  in  anbem  *Provinjeu  felbft  für  Heinere  Vergehen  wiber  ba$  fönig* 
liehe  ©efe£  ©trafen  MS  §u  25  ©d)iiltngen  erlegt  »erben  muffelt. H 

2Ba^rfct) einlief)  naf)m  Jtönig  3ßi(belm  2lnftanb,  buret)  SBefc^r&nfung  ber 
von  gi£o$beru  beroiüigten  Vorred)tc  bie  sD?affe  von  greibeutem,  bie  in 
£ereforb  sufammengelaufen  war  uub  bei  ben  täglichen  kämpfen  gegen 
2Bale$  gute  unb  faft  unentbehrliche  Dienfte  leiftete,  §u  verfcheucr)eit,  aber 
unmöglich  fann  ihm  baö  ©t;ftem  girjoSbernd  genehm  gewefen  fein.  3m 
©pätherbfte  1070  entfernte1)  er  benfelben  auö  (Englanb,  inbem  er  ihn  mit 
bem  Auftrage  nach  ber  9?ormanbte  h^überfebirfte,  ber  Königin  fD?atl)tIbe  in 
Verwaltung  beö  £anbe£  bei§ufter)en. 

Dtefe  ©enbung  verhüllte  meinet  (SradjtenS  einen  9lft  föniglicher  ttn* 
gnabe.  3lud)  2)a$,  wa$  fofort  gefcharj,  beftätigt  biefe  Vermutung.  gi£oS* 
beru  blieb  nicht  in  ber  SRormanbte.  (Sben  fchwebte  in  glanbern  brüben 
bie  gehbe  §wtfcben  Robert  bem  griefen  unb  ber  böfen  ©räftn  *Rid)ilbi3. 
2Bie  ich  an  einem  anbem2)  Orte  gegeigt  habe,  ftanb  hinter  ber  ©räftn 
MM%  tytylipp  I.  von  granfretch,  ihr  Vefdjü&er.  9mn  mit  eben  biefer 
9iichilbi$  unb  mit  ihrem  ©chufsberrn  ^3r)tltpp  I. ,  bem  fchlimmften  geinbe 
be$  VaftarbS,  ließ  fta)  giJoSbcrn  tief  ein,  er  oerlobte  ftet)  mit  ber  erfteren 
unb  jog  mit  bem  §weiten  nach  glanbern  gegen  Robert,  fiel  jeboch  ben 
20.  gebruar  1071  in  bem  blutigen  treffen  bei  Gaffel.  Die  Seide  be3 
(Srfchlagenen  würbe  nach  ber  ^ormanbte  gebracht,  unb  in  bem  von  ihm 
gegrünbeten  Softer  (£ormeh;  betgefefct. 3)  ©eine  ©ohne  feilten  ftcf)  in  ben 
9cad)laß.  Der  (Srftgeborne,  gleich  bem  Vater  Wilhelm  genannt,  erhielt  bie 
normannifchen  £errfd)aften  Vreteuil  unb  *ßacr;;  bie  @raffd)aft  ^ereforb, 
unb  2llleö,  waö  gi^oöbem  in  Gmglanb  erworben,  fiel  bem  jroeitgebomen 
$oger  §u.4)  Der  $önig  t)mberte  Vetbe  nicht  am  (Eintritt  in  ba$  (Erbe, 
gleichwohl  hat  vielleicht  auf  baö  traurige  ©efcf;id,  baö  Stöger  etliche  3ahre 
fpäter  erfuhr,  föniglicher  ©roll  über  bie  Untreue  beS  Vater3  eingewirkt. 

3m  nämlichen  3ahre,  ba  gi  Jobbern  enbete,  unternahm  Äöntg  3&iU 
heim  mitten  unter  ben  oben  erwähnten  kirchlichen  Arbeiten  einen  gelbjug 
gegen  bie  glüchtlinge  ber  3nfel  (Ell;,  ^euerbingö  waren  fer)r  viele  2lngel* 
fachfen,  worunter  etliche  vornehme  Männer  unb  Häuptlinge  ber  legten 
northumbrifchen  (Empörung,  bafelbft  jufammengeftrömt,  unb  bie  täglich  waa> 
jenbe  Volonte  ber  ©efejlofen  erhielt  überbtef?  einen  fähigen  gührer.  £ere* 
warb  ftammte  aug  einem  alten  angelfäd>ftfchen  ©efdlechte,  ba£  anferst* 
liehe  ©üter  $u  SBrunn  (heut  jtt  Sage  SBourn)  in  Stneolnfhtrc  unweit  ben 


*)  5>uc$e3ne  @.  526,  c.  2)  SBanb  II,  254  flg.  3)  £)ucf;e$ne  @.  282,  c. 
4)  Ibid.  527,  a. 


472  ©vegortuö  VII.  unb  fein  Beitatter. 

Jllöftern  (£rot)lanb  unb  sßeterborougf)  befaß.  Da  er  in  fetner  3ugenb  tolle 
©treibe  machte,  fyatte  fein  Sßater,  Seofrif,  tion  Etagen  ber  33efd)ftbtgten 
beftürmt,  einen  93erbannung6befel)t  bei  Äönig  (Sbwarb  gegen  ben  eigenen 
(Sofnt  ausgewirkt. l)  ©eitbem  trieb  ftc^  £erewarb  in  t>erfd)iebenen  ©egenben 
um,  in  ^ortfutmbrien,  (Sornwalliö ,  3rlanb,  suiefct  in  glanbern.  3n  le$* 
terem  Sanbe  foll  er  ftd)  als  ©otbat  }o  ausgezeichnet  fyaben,  baß  ber  9fuf 
feiner  Späten  nacfy  (Snglanb  f)inüberbrang  unb  feine  2lm>erwanbten  mit  bem 
Sßtlbfang  auöföt)nte. 

3nbeffen  war  ^Britannien  t>on  ben  Normannen  erobert  worben,  unb 
£erewarb£  gamtlte  unterlag  aus  btefem  Slnlaffe  bemfelben  ©du'dfal,  wie 
bie  meiften  anbern  abeligen  Käufer  ber  5lngelfaa)fen.  Die  ©üter  würben 
eingebogen  unb  an  normannifdje  ©olbaten  verteilt.  5116  «!£>erewarb  f)ieüon 
9taa)rtd)t  erhielt,  fa)iffte  er  fyetmlta)  mit  mehreren  ©enoffen  naa)  (Snglanb, 
erretd)te  glüdlid)  bie  ^eimatl)  unb  trieb  mit  ©eroalt  bie  Normannen  aus, 
bie  auf  feinem  (Srbgute  faßen.  Daö  fülme  Unternehmen  mad)te  £ärm  unb 
bewirfte,  baß  ftd)  (Scbaaren  ©efe^lofer  um  ben  Sßagfyalö  $u  fammeln  be* 
gannen.  9htr  etwa  10  beutfcfye  fflläUn  fübltd)  t>on  bem  (Bcfyauplafc,  wo 
bieß  vorging,  lag  bie  3nfel  (Sty  unb  baS  fogenannte  gelb  ber  3uflucf/t. 
53et  fold;er  9Ml;e  fonnte  eS  faum  fel)len,  baß  ^erewarb  mit  ber  Volonte 
in  3Serbinbung  gertetf).  Die  Häuptlinge  berfelben  luben  tlm  ju  ftd)  ein, 
aber  efye  er  bem  Diufe  folgte,  befebloß  er  ftd»  einer  Zeremonie  ju  untere 
werfen,  bie  ifjnt  in  ber  neuen  @efellfd)aft  ein  f)öl)ere3  2lnfel)en  §u  fcerfajaffen 
geeignet  faxten. 

2lbt  3ngulf  »on  (£rot;lanb,  aus  beffen  ©t)rontf  id)  fd)öpfe,  gibt2)  eine 
(£a)tlberung  ber  eng(ifd)en  9?itterWeif)e.  „S3ei  ben  2lngelfad)fen,"  fagt  er, 
„fyerrfcfyte  ber  ©ebraueb,  baß,  wer  ftd)  §um  bitter  etnfegnen  laffen  wollte, 
am  ^orabenb  be$  für  bie  Sßeifje  bestimmten  SageS  §u  einem  SBifcfyofe,  5lbt 
ober  Sftönd),  ober  fonft  ju  einem  geivöfynltcfyen  $rtefter  gieng,  eine  33etcf>te 
fetner  ©ünben  ablegte,  bann  naa)  ber  SoSfpred)ung  bie  9fad)t  unter  ©ebeten 
unb  Hebungen  ber  £lnbacbt  in  ber  Ätrcfye  burd)wad)te.  5lm  folgenben  9J?or* 
gen  »or  ber  Sfteffe  legte  ber  Heuling  fein  6a)wert  auf  ben  5lltar,  war 
baS  (Soangelium  abgefungen,  fo  natym  ber  *priefter  baS  @a)wert,  wetzte  tp 
unb  fyteng  eS  unter  ©egenSfprikfyen  um  bie  @dmlter  beS  Bewerbers,  §u* 
le$t  empfing  ber  ©ewettjte  baö  fyeilige  ©aframent  beS  SlltarS."  Diefe 
nämliche  2Beif)e  fua)te  bamalS  ^erewarb  im  Softer  ^eterborougl)  naa)  unb 
erhielt  fte  aus  ben  ^änben  beS  bortigen  2lbtS  33ranb,  welcher  ber  ttäter* 
liebe  Dfyetm  beS  jungen  5lngelfaa)fen  war. 

gaffen  wir  bie  (Zeremonie,  tfyren  3^e^/  viti  Den,  ber  fte  an  £ere* 
warb  »ollsog,  tnd  5luge.    3fy  beginne  mit  legerem.    3m  ^erbfte  1066 


x)  Gale  Script.  I,  67  TOte.        l)  Ibid.  <§.  70. 


ÜBtevteÖ  93ucr).  (Saf.  23.  tfrieg  gegen  b.  ChnfcSver  ».  (Slty,  <Sa3  nngelfdc^f.  Otittettfyum.  473 


war  Seofrtf,  5lbt  von  *Peterborougr),  bem  93anner  beS  jlöntgS  £aralb  fol* 
genb,  inS  gelb  geigen,  aber  balb  nad)  fetner  !Rücffet)r  aus  ber  @d)lad)t 
von  ,£>aftmgS  geworben. 4)  hierauf  fyatte  bte  9Jiönd)Sgemeinbe  ben  ebenge* 
nannten  33ranb  m  SeofrifS  9?ad)folger  gewählt,  üftaa)  bem  alten  £erfonv 
men  mußte  ber  ©ewäfylte,  et)e  er  fein  5tmt  antreten  burfte,  erft  vom  Könige 
beftätigt  werben.  2)ic  9D?önd?e  fcfctcftcn  wirflta)  mm  SBelmfe,  bte  53eftättgung 
einholen,  ben  (Srwäfyltcn  an  ben  £of  ab. *)  2)od)  nia)t  2Btll)elm  ber  $tm 
manne,  obgleid?  btefer  §u  jener  Sät  entWeber  febon  bte  trotte  empfangen 
fyatte,  ober  bemnäa^ft,  ber  allgemeinen  Erwartung  gemäß,  empfangen  follte, 
fonbern  ber  (Slito  (Sabgar  war  eS,  an  ben  fte  ftd)  wanbten.  „2)enit  in  ber 
©cgenb  von  *)3eterborougl),"  fagt1)  ber  (Sfyrontft,  „glaubten  bte  Seute,  baß 
@at>gar  bod)  wteber  jtömg  werben  würbe. u  £>r)ne  grage  verrtetf)  btefe 
Sfyat  ber  Wonfyt  unb  tfyreS  neuen  £aupteS  tiefe  Abneigung  gegen  $ßiU 
fyelm,  aua)  nafym  fte  ber  Normanne  übel  genug  auf.  ,,©eit  jenem  Sage," 
fäfyrt  ber  ßfyrontft  fort,  „[türmten  Setben  unb  Uebel  aller  2lrt  auf  imfer 
jtlofter  ein.    ©Ott  erbarme  fid)  beffelben." 

9Zidt)t  weniger  fetnbfeltg  war,  was  5lbt  S3ranb  mit  bem  jungen  £ere* 
warb  vornahm:  bte  28eif)e,  bte  er  if)m  erteilte,  fann  nur  ben  ©tun  gehabt 
fyaben,  SöranbS  Neffen  als  SSorfämpfer  ber  unterbrüeften  englifd)en  ütraje 
bem  normanntfa)en  Slnmaßer  entgegenstellen.  @ta)erlta)  würbe  ber  füfme 
$lbt  jur  Verantwortung  gebogen  worben  fem,  ptte  Ilm  nidrt  baS  ©efyetm* 
ntß,  in  baS  bte  Zeremonie  gefüllt  warb,  unb  vtclleta)t  noa)  mefyr  ein 
fdmeller  $ob  gerettet,  beim  33ranb  ftarb2)  balb  barauf  (um  1070).  ©leta> 
wofyl  beweist  bte  $erfönlta)fett  Neffen,  ben  nunmehr  ber  ^öntg  an  23rmbS 
Stelle  beförberte,  baß  er  afynete,  was  tu  $eterborougl)  vorging  unb  ben 
■3ftönd)en  einen  unerbittlia^en  3ua)tmetfter  auf  ben  Spaden  fe$ett  wollte. 
Seine  2ßal)l  fiel  auf  ben  Normannen  &l)orolb,  einen  ehemaligen  3ögfing 
beS  ^lofterS  gefamp,  ber  aber  beffer  baS  S&affenfyanbwerf,  als  bie  £anb* 
fyabung  beS  SBrevierS  verftanb,  unb  im  fleinen  Kriege  gegen  bie  5lngelfaa)fen 
fta)  einen  tarnen  erworben  fyatte.  £)er  <St)ronift  von  s)J?almeSburt)  erjäfylt:3) 
„als  ber  jtönig  ben  Normannen  $f)orolb  naa)  $eterborougl)  abfaßte, 
fprad)  er:  beim  ©lan$e  ©otteS,  btefer  Sfyorolb,  ber  mel)r  <Solt>at  als  Slbt 
tft,  taugt  am  beften  naa)  ^eterborougf) ,  er  wirb  bort  ©elegenbett  finben, 
fein  Sd^wert  $u  brausen."  Sin  ber  Spille  von  162  Sölbnem  tüdte  $f)o- 
rolb  in  baS  Softer  ein,  verteilte  fofort  einen  $l)etl  ber  ©üter  beffelben 
unter  feine  Seute  unb  begann  ben  fleinen  Ärteg  gegen  bte  glüd)tltnge 
von  ($ty.4) 


')  Chronic,  saxonic.  ed.  Gibson  @.  173.  3Ran  Vergleiche  Ü6evbie|l  ^terr^  II,  19. 
2)  Xtjterr^,  ibid.  II,  128.  3)  @ate  III,  372.  4)  «Die  S3ett)ei^eüen  bei  Zf)\m\) 
II,  128  flg.  ^ 


474 


^abjl  ©regotiuö  VII.  unb  fein  3ettatter. 


2BaS  enbltc^  bte  engltfcbe  Dfttterweihe  an  ftch  betrifft,  welche  3ngulf 
fd)tlbert,  fo  fef)e  ich  in  il)r  eine  gegen  baS  Köntgthum  gerichtete  (Erftnbung. 
9kd)  bett  Gegriffen  beS  Mittelalters  war  baS  $um  lobten  befttmmte  Schwert 
md)t  ber  Ktrd)e,  fonbcm  ber  Könige  ober  beS  KaiferS  Stnnbilb  unb  Schmucf. 
2Ber  ba^er  ftd)  bem  Berufe  beS  KriegerS  wibmen  wollte,  ber  mußte  folgen 
richtig  ntcbt  auS  ben  £änben  von  $rteftern,  fonbern  auS  ber  £anb  beS 
SanbeSfürften  bte  3Bel;r  empfangen.  Ueberhaupt  f)ängt  unter  alten  Um* 
ftänben  bte  öffentliche  Drbuung  bavon  ab,  baß  bte  bewaffnete  Macht  in 
Pflichten  beS  Staatsoberhaupts,  als  beS  Kriegsherrn,  fter)t.  (Srft  &u  ben 
geltest  ber  Kreu^üge  trat  bieKtrdje,  bem  3Slam  gegenüber,  gettriff ermaßen 
als  frtegführenbe  Mad)t  auf.  Sürbe  baf)er  £)aS,  WaS  Sngulf  erzählt,  in 
ben  Anfang  beS  12.  3af)rhunbertS  fallen,  fo  ließe  eS  ftct)  noch  auf  anbere 
Seife  erHären,  als  aus  ber  BorauSfe^ung,  baß  ben  fraglichen  ©ebrauch 
ein  bem  Königtum  abgeneigter  ©ebanfe  gejeugt  hat.  Allein  bte  von  3n* 
gulf  erwähnte  Sethe  gehört  ber  Mitte  beS  11.,  vielleicht  fcbon  bem  (Snbe 
DeS  10.  3ahrl)unbertS,  folglich  Seikn  an,  wo  nur  baS  weltliche  gürften* 
tl)um,  aber  nk$t  bte  Kirche  Krieg  führte.  3d)  glaube  baher,  man  muß 
ben  eben  angebeuteten  Schluß  §tehen,  nämlich  baß  baS  Düttertfmm,  von 
bem  bte  9iebe  ift,  einem  bewußten  ober  halkbewußten  ©egenfafce  wtber  bte 
föntgltche  ©ewalt  feinen  Urfprung  verbanft. 

So,  ober  unter  welchem  QSolfe  ift  bie  ritterliche  Saffenwetye  entftan* 
ben?  Meines  StffenS  gibt  eS  für  btefelbe  fein  älteres  3^gniß,  als  baS 
beS  SlbtS  Sngulf,  ber  fte  auSbrücfltch  als  ein  angelfächftfcheS  Snftitut  be* 
zeichnet.1)  Säre  ber  (Gebrauch  bei  irgenb  einem  anbern  QBolfc  aufgefom? 
men,  unb  von  ba  nad)  (Englanb  verbreitet  worben,  fo  müßten  ftd)  ältere 
©puren  ftnben.  demnach  fpricht  f)0f)e  innere  Sahrfd)etnltchfett  bafür,  baß 
baS  Sanb,  wo  bte  Seihe  $uerft  hervortritt,  b.  h-  Britannien,  auch  (Be* 
burtSftätte  berfelben  gewefen  fei.  9^ocr)  ein  anberer  ©runb  fommt  fyn%u. 
Saut  ber  5luSfage2)  SngulfS  verachteten  bte  Normannen  baS  angelfächftfdK 
^itterthum  als  eine  nichtSwürbtge,  pfäfftfebe  ©ewohnhett.  £)tefe  ehren* 
feften,  bem  Kriegsherrn  auf  £eben  unb  £ob  ergebenen,  Solbaten  fahen  in 
bemfelben  eine  von  bem  faulen  SSoIfe  ber  2lngelfad)fen  §um  ^achtheil  ber 
Krone  erfonnene  (Einrichtung. 

•ftun  fage  ich :  in  Britannien  brüben  —  unb  §war  nur  in  btefem 
Sanbe  —  laffen  ftdt)  währenb  beS  SeitraumS  vom  $obe  beS  großen  Staats* 
mannS  £>unftau  bis  auf  bie  Regierung  (SowarbS  beS  BefenuerS  bie  (Sie* 
mente  nachweifen,  weldje  geeignet  waren,  einen  ©ebraueb  tn'S  Seben  ju 


l)  91.  a.  £).  bei  ®ale  I,  70  Wlitk:  erat  Anglorum  consuetudo ,  quod  etc. 
2)  Ibid.  hanc  consecrandi  militis  consuetüdinem  Normanni  abominantes,  non  militera 
legitimum  talem  tenebant,   sed  socordem  equitem  et  Quiritem  degenerem  deputabant. 


93tevteS  93uc$.  (5a^.  23.  jhteg  gegen  b.  ©mfcötet  ».  @U).  3)aS  angetfäd&f.  9tittevtl;um.  475 

rufen,  bei  beffen  (§ntftef)ung  offenbar  svoet  Stäube,  5lbel  unb  (Slerud,  511^ 
fammenroirften.  (Sö  gab  bort  ein  9Reid)8fürftentfyum ,  voeld)c3  entfctyloffen, 
ben  (StaatSfö'rper  in  Heine  unabhängige  (Stüde  §u  $erreijjen,  ber  trotte  ben 
(*5ct;orfam  aufgefagt  ()atte,  unb  bie  Staffen  ntd)t  für  ben  Ü)ienft  be$  SanbeS 
ober  beS  Königs,  fonbern  für  eigennü|ige  3wetfe  führte;  e6  gab  bort 
zweitens  ein  serborbencS  $Diond;tf)um ,  baS  ben  et)rfüd)tigeu  ^erren  in  bte 
Jjrjänbe  arbeitete. 

(Sold)e  SBeftrebungen  »erben  aber,  uamentltd)  roenn  fte  tton  ganzen 
Üöiperfdjaften  ausgehen,  nie  offen  eingeftanben,  fonbern  ftetö  mit  einem 
glcijjenben  girnijj  beberft,  311  welchem  gewöhnlich  phtlofopr)ifa)e3  ©efdiroälj, 
ober  reltgtöfe  $eua)elet,  ober  enblia)  fal|d)e  ^t;antafte  ben  (Stoff  liefert. 
3ft  ber  gtrntjj  pt)antaftifd)er  $4rt,  fo  tarnt  man  it)n  paffenb  mit  bem  Tanten 
Dtomantif  bezeichnen.  (Sehr  oft,  üon  alten  Reiten  bis  auf  bie  neueften 
herab,  r)at  ,£>ocht>errath  unb  ipolittfche  2Bül)leret  eine  ctgentt)üm(tdt)e  9fa>mantif 
erbaut:  aua)  in  bem  gatle,  t>on  bem  ich  fycx  rebe,  gefc^al)  folc^eö.  3>a0 
sott  Sngulf  befc^rtebene  angelfäc^ftfa)e  ^ittertt)iun  ift  nach  meiner  3(nftd)t 
bie  9tomantif  beö  mit  bem  tterborbenen  ßleruS  gegen  bte  töxom  9crf($t9*< 
reuen  $etch$fürftenthum$,  unb  geheimer  3*wcf  ber  (Srftnbuug  war,  ben 
9Jtenfcben  fcor§ugaufcln,  alö  ob  ba$  (Sd)Wert,  ba$  ber  2lbel  üon  $ed)t^ 
wegen  für  baö  jtönigthum  §u  führen  fcerbunben  roar,  ba$  er  aber  treulofer 
2Beife  bem  3)ienfte  be$  (Staates  entzogen  hatte,  l;infort  einzig  für  bte  Sache 
©otteS  unb  ber  Religion  gebraucht  werben  fotte.  2)te  SQ3cir)e,  weld)e  ber 
alte  2lbt  S3ranb  feinem  Neffen  ^ereroarb  erteilte,  taugte  batjer  recht  gut 
Sit  2lu$rüfhing  eineö  9J?enfchcn,  ber  eben  im  begriffe  ftanb,  burd)  eine 
ftnnlofe  unb  ungerechte  (Empörung  wtber  ben  Normannen  SBilbelm  fein 
93aterlanb  in  Verwirrung  $u  ftürjen. 

Stfad)  vollbrachter  Zeremonie  eilte  ^erewarb  auf  bie  3nfel  (Slty,  wo 
er  »on  ben  ©efefclofen  §um  Hauptmann  gewählt  warb.1)  Um  bie  nänv 
liehe  Seit  fanben  ftet)  viele  anbere  £erren  in  (§h;  ein:  auö  (Sd)ottlanb 
famen  ber  fluchtige  33tfcrjof  von  Durl)am,  Slgelwm,  ber  je£t  erft  bie  9J?a8fe 
ganj  abwarf,  unb  (Siwarb,  mit  bem  ^Beinamen  S3urn,2)  welder,  gleich 
9lgelwm  unb  bem  grinsen  (Sabgar,  ein  Häuptling  be$  northumbrtfeheu 
$lufftanbeS  gevoefen  §u  fein  fdjemt.  2luch  bie  trüber  SDcorfar  unb  (Sabwin, 
bie  fid)  fett  bem  mifglüdtcn  (Schlage  i?on  1068  rufyig  verhaften  r)atten,  ge^ 
rieben  roieber  tu  33eroegung. 

glorentiuö  tton  SBorcefter  fagt:2)  „roeit  bte  trüber  fürchteten,  ba^ 
^önig  2Bttt}clm  fte  in  S3anbe  roerfen  mürbe,  herliefen  fte  hetmlta)  ben  ^of 
(roo  fte  tu  anftänbtger  §aft  gehalten  rourben),  unb  t>erfuct)ten  eS  eine 
3eittang  ba  unb  bort,  5lufftänbe  »tber  bie  normanntfehe  ^errfc^aft  $u 


')  ©ate  l,  71.        2)  Flores  histor.  @.  637. 


476 


*ßaBfi  ©vegoriuö  VIL  unb  fein  ßtitalkx. 


erregen."  9Jtan  fter)t,  eine  allgemeine  ©a)ilberr)ebung  war  im  Serie. 
@lei'cf)rool)l  r)anbelten  bie  £crren  abermal,  wie  1068  unb  1069,  nid)t  naa) 
einem  gemeinfchaftlta)en  *ßlane,  fonbem  9J?orfar  unb  (Eabwin  gebauten  auf 
eigene  gauft,  unb  für  eigene  9?ea)nung  ben  Ärieg  ju  führen.  2lber  eS 
gelang  ihnen  nia)t.  glorentittö  fährt1)  fort:  „als  fie  faf)en,  baß  u)r  Unter* 
nehmen  unausführbar  fei,  entfa)Ioß  ftcf)  (Eabwin,  beim  Könige  9Mfolm  von 
6a)ottlanb  £ülfe  ju  fua)en,  9Jiorfar  bagegen  ging  naa)  ber  3nfel  (Eli?  unb 
maa)te  gemetnfa)aftlia)e  ©aa)e  mit  bem  borttgen  Raufen. " 

SBenben  wir  unS  §u  legerem.  £>er  erfte  größere  ©tretet) ,  ben  £aupt* 
mann  ^erewarb  ausführte,  war  gegen  ben  neuen  5lbt  von  sßeterborough, 
$l;oroIb,  unb  gegen  beffen  jlampfgenoffen,  ben  normannifa)en  SBtsthum  von 
<8palbtng,  £atlleboiö,  gerichtet.  Dbgleia)  23eibe  jufammen  über  anfer)nlta)e 
©trettfräfte  verfügten,  braa)te  £erewarb  ba$  Softer  bura)  einen  glüdlia)en 
Ueberfall  in  feine  ®walt,  nal)tn  ben  5lbt  ^Ijorolb  gefangen,  unb  §wang 
ü)n,  feine  gretl)eit  mit  einer  großen  (Summe  einjulöfen. 2)  Willem  nun 
rücfte  jtöntg  2Mf)elm  felbft  roiber  bie  (Empörer  tn'3  gelb.  2)en  $lan  beg 
Angriffs  ber  natürlichen  93efa)affenbeit  beS  SöobcnS  anpaff enb,  [teilte  er 
bie  53utfefarle  t>oit  Sonbon,  wela)e  il)m  gefolgt  waren,  ober  bie  unter 
(Ebwarb  bem  93cfenner  errichtete  jlörperfa)aft  engltfa)er  ©eeleute,  öftlia)  von 
(Ed;  auf,  um  ben  ©efefjlofen  bie  glua)t  naa)  bem  90?eere  absufa)netben, 
auf  ber  2Beftfette  bagegen  ließ  er  einen  §wet  teilen  langen  Damm  naa) 
ber  3nfel  hineintreiben,  auf  wela)em  bie  Reiterei  ungel)inbert  vorrüden 
fonnte.  Diefe  flugen  Maßregeln  braa)en  ben  •äJhtu)  ber  (Empörer,  ber 
^önig  verftärfte  überbieß  ü)re  Strfung  bura)  £tft.  (Er  fnüpfte  Unterhaun 
lungen  mit  Sflorfar  unb  ©enoffen  an,  inbem  er  ihnen  6a)onung  be3  Sc* 
benS,  ja,  wenn  man  anberS  £)rberia)3)  glauben  barf,  fogar  ©trafloftgfett 
anbot.  5Q?or!ar  unb  bie  Uebrtgen  unterwarfen  fta),  boa)  mit  Ausnahme 
^erewarbö,  wela)er  ungebeugt,  unb  ben  Korten  M  Normannen  mißtrauenb, 
mit  einigen  feiner  tapferften  «Spießgefellen  über  ben  2Ba3f)  naa)  Sincolnffytre 
enttarn. 

£)er  $öntg  fytlt  fein  $erfprea)en  nia)t,  fonbem  verhängte  mer)r  ober 
mütber  fjarte  ©trafen  über  bie  gefangenen  (Empörer.  Viele  von  nieberem 
Diang  büßten  mit  SutSreißung  ber  klugen,  mit  Verftümmlung  ber  £änbe, 
bie  Vornehmeren,  wie  23ifa)of  2lgelwin,  wie  SDforfar,  wie  6iwarb  33urn, 
würben  §u  lebenslänglicher  (Etnferfemng  naa)  verfa)iebcnen  ©a)löf)em  abge* 
führt.  Stgelwin  enbete  fa)on  im  näa)ften  hinter  (IÖ71  auf  1072),  Wcxiax 
unb  ©iwarb  überlebten4)  ben  $önig,  ftatben  aber  boa)  jule^t  im  Äerler. 
£erewarb  trieb  fta)  längere  3t\t  in  verfa)iebenen  6a)lupfwinfeln  herum, 


')  Flores  histor.  <S.  637.  2)  ©ale  I,  71.  3)  £)uc$egne  @.  521,  a. 

*)  Flores  histor.  <S.  642. 


93terte$  93ud>.  (Sc^.  23.  Jtrieg  gegen  b.  dm^örer  ».  (Sfy.  £>aö  angelfäcftf.  9Sittevtt)um.  477 

beftanb  babet  Stbent^cuer,  bte  if)m  ntcr)t  blo6  bei  ben  5lttgelfacbfen,  fonbern 
aucr)  bei  ben  Normannen  etnen  gefeierten  tarnen  erwarben,  aber  aucr)  er 
nafym  ein  gewaltfameö  (Snbe. ')  ©IctcheS  6d)ttffal  traf  nod)  vor  £erewarb 
ben  53ruber  be$  gefangenen  9Dforfar,  (Sabwin. 

©ech$  Monate  irrte  berfelbe  in  (Schottlanb,  in  2Bale6,  im  nörblidien 
(gnglanb  ^emm,  überall  bemüht,  Reifer  ju  finben,  getnbe  bem  Könige  Sil* 
heim  $u  erweden.  3uU§t  »errieten  bret  aus  feiner  Umgebung  ben  Ort,  reo 
(Sabwtn  ftcr)  verborgen  ^atte,  einer  normamtifchen  £eere$abthetlung,  bie 
tlm  »erfolgte.  ©abwitt  würbe  am  9fteere6ufer,  rote  eö  fd)eint,  unweit  ber 
fa>tttfa)en  ©ränje,  mit  20  feiner  Begleiter,  bie  ihm  treu  geblieben  waren, 
niebergemacht.  2)aS  traurige  2oo3  beS  vornehmen  9D?anne3,  ber  aud)  burdj 
förderliche  (Schönheit  ftd)  au^etetmete,  erregte  fo  üiel  ^eilna^me  felbft  bei 
ben  Normannen,  baf  ber  Äöntg  für  gut  fanb,  bie  bret  93errätr)er,  reelle, 
einer  Belohnung  gewärtig,  ihm  ben  $ovf  tr)re$  erfa}lagenen  £errn  über* 
brachten,  aud  bem  deiche  §u  verbannen.2) 

9lact)  (Srmorbung  (SabwinS,  nach  ©efangennefymung  9)?orfar$  blieb 
von  SllgarS  einft  fo  blür)enbem  £aufe  nur  noer)  eine  £od)ter,  Sucta,  übrig, 
welche  jlöntg  Stlhelm  mit  bem  oben  erwähnten  $tcegrafen  von  Svalbing, 
3vo  SatlleboiS,  vermählte,  tnbem  er  bemfelben  als  2lu3ftattung  färnrntlicbe 
@üter  §uwte£,  bte  einft  bem  $ater  ober  ben  23rübem  ShtcienS  gehört  hatten. 
Dtefer  SatllebotS  war  ein  ben  2lngelfad)fen  furchtbarer  9lame,  fyaxt  laftete 
feine  Sauft  auf  ben  benachbarten  ^löftern,  in  benen  nod)  angelfädjftfcbe 
Sftöncbe  weilten,  unb  auch  gegen  bie  £tnterf  äffen  unb  ©augenoffen  erzeigte 
er  jtdj  al6  einen  fctjltmmett  Gerrit. 

2)te  (£r)romf  von  (Srotylanb  erjäblt : 3)  „bte  Einwohner  ber  ^teberuttgen 
(ber  Umgegenb  beS  SaSh)  überhäuften  tr)n  mit  allen  erbenflichen  (St)rcn, 
unb  erfet/tenen  ftetö  mit  gebeugtem  Jhtte,  wenn  fte  etwas  bei  ihm  nacr> 
fud)ten.  5tber  mochten  fte  tlmn,  wa$  fte  wollten,  nie  erwieS  er  tr)nen 
Sohlwollen  ober  Vertrauen.  2)te  £eute  ju  fchtnben,  in'3  ©efängniß  ju 
werfen,  mit  gror)nben  ju  überlaben,  war  feine  greube.  @o  fehr  brüdte  er 
baö  Sanb,  baß  bte  Reiften  ihre  wenige  noch  übrige  £abe  verfauften  unb 
auSwanberten.  9?od)  fchlimmer  verfuhr  er  gegen  baS  Softer  ßrotylanb  unb 
beffen  Unterthanen.  5113  wäre  er  vom  Teufel  befeffen,  trieb  er  Dchfen  unb 
9iinber  beS  ^lofterS  mit  feinen  3agbr)unben  in  bte  ©ümtofe  Innern,  btö  fte 
erfoffen,  manchen  Xfymn  fytb  er  bie  (Schwänze  ober  Ohren  ab,  ober  fchlttg 
il)nen  ben  TOdgrat  entjwet."  Sir  lernen  ftter  einen  ber  böSarttgften  nor* 
manntfehen  (£m»orfömmltnge  fennen. 

9?odj  im  ©pätherbft  ernannte4)  $öntg  2Btlf)elm  an  ber  6telle  beS  etnge^ 


*)  SDic  53ett)eife  bei  Sfjiettty  II,  133  flg.  2)  £>uc$e$ne  @.  521,  a.  b.  c.  3)  ©alc 
I,  71.      *)  Xto^bm  @.  203. 


478 


$abfl  ©regoriu«  VII.  unb  fein  Bettalter. 


ferferten  2lgelrotn  einen  bureb  ©eburt,  rote  burtf)  jlenntntffe  unb  reine  ©ttten 
ausgezeichneten  (Slerifer,  9?amen6  2Bald)er,  jtrat  58tfcf)ofe  von  3)urr)am.  3)a 
gemelbet  wirb,  biefer  Saferer  fei  früher  TOtglteb  be$  güttftfytr  Domcleru6 
cjewefen,  fo  fdjetnt  c6,  baß  er  beutfcfyem  53lut  entftammte.  9)?it  anbern 
vornehmen  Männern  gefettete  ber  föniglicfye  ^uSfarl  (Silaf  ben  (Ernannten 
bis  nact;  g)orf ,  wo  tfm  ber  ©raf  von  9?ortr)umbrten,  ©oSvatricf,  bem  23e* 
fet)Ie  SilfyefmS  gemäß  empfing  unb  vollenbS  bte  2)urf)am  führte.  Um 
bte  gaften^ett  beS  3abre$  1072  langte  5SaIct)er  in  feinem  23ifdjof$ftfce  an. 

3m  Saufe  jvocter  3af)re  werben  hinter  einanber  23utfefarle  von  Sonbon 
unb  ein  föniglicr)er  §ü8farl  erwähnt:  jene  beim  2lngriff  auf  bie  3nfel 
(Slty,  biefer  bei  ber  Dtetfe  2Öalcf>erö  nact)  £)urt)am.  2lud)  fonft  fommen  In 
Urfunben  S93ifr)elm^  £u3farle  fyauftg  vor. ')  Wlan  ftef)t  bafyer,  ber  Eroberer 
fyat  betbe  j?örVerfcf;aften  tfyetlS  beibehalten,  trotte  roieber  fyergefteilt:  ein 
neuer  3BmM,  baß  bte  (Staffen  angelfäcriftfcfyer  93evölferung,  roelcbe  ©olbaten 
unb  «Seeleute  [teilten,  mit  ber  normannifeben  ^errfc^aft  auSgeföfynt  roaren. 

Sie  in  bett  Raffen  1068 — 70  bie  nortf)umbrtfcr)en  Empörer,  fo  muß 
Äönig  9J?alfolm  1071  bte  Flüchtlinge  von  (SU)  unb  root)l  noct)  mer)r  bie 
2lufftanb3verfucr)e  ber  33rüber  9J?orfar  unb  (Sabrotn  r)etmltcf>  ober  offen  unter* 
ftüftt  fyaben.  Um  trm  §u  §üct)ttgen ,  orbttete  ber  Normanne  2ßilt)elm  im 
grürjltng  1072  einen  gelbjug  ju  SÖaffer  unb  $u  £anb  gegen  ben  (Schotten 
an.  2tuf  btefem  3uge  leiftete  (Sabril,  ber  2ßilbltng,  §eere6folge.  Dfyne 
SQStberftanb  §u  ftnben,  überfctjritt  $>tlf)elm  bie  fdjottifcfce  ©rän$e  unb  brang 
bte  in  bie  TOtte  be6  SanbeS  an  ben  Zai)  vor.  SDtolfolm  roagte  feinen 
jtamvf,  fonbern  roartete  bem  ©teger  2lbernett)ty  am  genannten  gluffe 
auf,  ftellte  ©eißeln  unb  fct)rour  bem  Normannen  £et)entreue.2)  $m  9iücf* 
weg  in  fein  dieieb  trat  ber  «ftöntg  über  2)urt)am  an.  £>ort  angefommen, 
feijte  er  ben  (Sari  @o6vatrttf  ab,  Der  in  ber  legten  3cil  von  Beuern  W&iU 
fyelmS  2lrgroor)n  erregt  jit  fabelt  ferjetnt.  3ugletcf>  gab  ber  «ftönig  93efer)l, 
in  3)urtjam  eine  geftung  51t  errieten,  in  welcher  23ifd)of  Saldier  2£of)* 
nung  bejog.  Der  abgefegte  ©oSVatricf  fud}te  erft  in  ©d)Ottlanb  3»Mt, 
aber  balb  —  vermutpd)  roeil  ifym  ÜÖtolfolm  ©d)u£  verfagte  ~  begab  er 
ftd)  nad)  gfanbem.  (Sintge  3eit  fpäter  fam  er  roieber  nact)  ©d)ottlanb, 
unb  erhielt  nun  von  SMfolm  ben  Ort  £>unbar  nebft  ben  augränjenben 
Sänberetcn  in  £otf)ian  §u  Seijen. 3) 

2ln  ©oStoatricfö  ©teile  ert)ob  ber  Normanne  ben  bisherigen  ©rafen 
von  Huntington  unb  9lortr)amtoton ,  Saltfyeof,  jum  (Sari  von  Northum* 
brien.  (Sfyrontft  ©imeon  bedeutet:3)  „fettbem  waren  23ifcf/of  Salcber  von 
Durl)am  unb  (Sari  Saltfyeof  bie  beften  greunbe.    Saltljeof  erfebien  auf 


4)  Ellis  introduetion  to  the  dorasdaybook  I,  91.  II,  151  flg.  2)  $)te  53c\reife 
bei  ^algraye,  english  Commonwealth  II,  332.       3)  Xit)l)öben  <§.  205. 


ajietteg  93ud>.  (Sa)).  23.  .ftrieg  gegen  b.  ©mpörer  ».  (Slty.  $a3  angelfäcfyf.  9iittevtf)um.  479 


ben  Diöcefan*St;noben,  n)efcf)e  SCßalcrjer  ^telt,  mitten  unter  ben  Pfarrern  be6 
Durr)amer  ©Grengels,  auch  »oKjog  er  bemüthig  unb  getyorfam  2llle$,  was 
ber  SBifchof  ju  görberung  ber  Religion  in  jenen  ©egenben  angeorbnet  fjatte. " 
DaS  f)et$t  mit  anbern  ^Borten:  ber  (Sari  füllte,  baß  er  nur  burch  bie 
©unft  be3  S3tfd)ofö  feinen  fchwiertgen  Soften  behaupten  fönne.  3n  ber 
%t)at  ftanben  tton  allen  angelfächftfchen  ©roßen  nur  er  unb  (Sabril,  ber 
SBilbling,  noch  aufrecht.  Doch  feilte  2£altheof£  £errlichfeit  nicht  mehr 
lange  bauern. 

Die  beiben  gelbjüge  gegen  (Sit)  unb  gegen  ©djottfanb  l)aben  bem  2ßerfe 
ber  3<ifyre  1068 — 70  bte  le£te  2Menbung  gegeben.  (Snglanb  beruhigte 
ftet)  tmterltct).  Der  gemeine  Üftann,  fc^on  feit  längerer  Seit  überzeugt,  baß 
2Btlhelm  nicht  met)r  geftür§t  werben  fönne,  begann  ihn  als  rechtmäßigen 
^errfa^er  §u  ehren.  3m  bürgerlichen  £eben  lehrte  baö  Vertrauen  §urücf, 
bie  Segnungen  beS  griebenö  leimten  wieber.  Die  (Shrontf  DrbertchS  ent* 
hält1)  folgenbe  merfwürbige  ©teile:  „um  biefe  Sät  (1072)  fjerrfchte  burch 
bie  ©nabe  @otte$  9M)e  in  (Snglanb,  unb  bie  £anbeSbewof)ner  lonnten 
nach  Bezwingung  ber  Räuber  (ber  flücr)ttgert  Ueberrefte  bc$  Bürgerfriegö 
oon  1068—1071)  ftch  bem  ©efüf)le  ber  Sicherheit  Eingeben,  ^aa^barlicb 
wofmten  Normannen  unb  Slngelfachfeu  in  ben  Bürgen,  ben  Sagern,  ben 
©täbten  §ufammen,  eheliche  5Serbinbungen  gemifebten  Bluts  würben  immer 
häufiger.  Die  ÜÜMrfte  waren  t>otl  galltfcher  unb  anberer  SBaaren,  einzelne 
5lngelfachfen  begannen,  il)re  ben  Normannen  wibrige  $rad)t  abzulegen  unb 
ber  normannifchen  ben  SSorjug  §u  geben.  Sfttemanb  wagte  9iaub  §u  treiben, 
unb  ohne  gurcfjt  beftellte  ber  Bauer  fein  gelb,  betrieb  ber  ©ewerbSmann 
fein  ©efcf)äft.  Kirchen  würben  neu  gebaut  ober  wieberhergeftcllt.  Der  $önig 
2Bilhelm  befleißigte  ftch,  bie  englifa)e  Sprache  ju  erlernen,  bamit  er  bie 
klagen  feiner  Untertanen  ohne  Dolmetfcher  tterftehen  möge.  5lber  ba  er 
fdjon  oorgerüeft  in  Satyrn  war,  ging  fo!a)eö  langfam,  unb  balb  unterbrach 
ber  5lnbrang  politifcher  ©efet/äfte  biefe  frieblicben  Stubien  wieber." 

5luch  anbere  3^gen  ftimmen  mit  ber  9luSfage  DrberichS  überein, 
welche  festere  ohne  3weifel  aus  bem  Buche  be$  9lrchibiafon$  »Ott  Sifteur 
entlehnt  ift.  Matthäus  oon  2Beftmtnfter ,  ber  ältere  (Shronifen  aufrieb, 
fagt:2)  ,/$öntg  2ßtlt)e(m  war  ein  unerbittlicher  Verfolger  aller  Räuber,  unb 
rottete  fte  au$.  Dal)er  fonnten  ^aufleute,  gremblinge,  Sanberer  mit 
größter  Sicherheit,  felbft  wenn  fte  mit  ©olb  belaben  waren,  burcr)  ganj 
(Snglanb  reifen,  wäfjrenb  in  früheren  3e^en  fötr  2ßalb  oon  2BöIfen  unb 
6chna^h^nen  gewimmelt  hatte."  Die  normannifche  ^olijet  wußte  eben  fo  gut 
in  Britannien  £)rbnung  p  fchaffen,  wie  früher  in  ber  9?ormanbie.  Dergleichen 


*)  2>ud)e$ne  @.  520,  d.       2)  Flores  histor.  @.  229  unten. 


480  ©vegoviuö  VII.  unb  fein  3ettoItcr. 

fyebt1)  ber  Wond)  tton  Wialm&bnty  in  jener  merf  würbigen  ©teile,  wo  er 
Normannen  unb  2tngelfad)fen  mit  etnanber  ttergletct)t,  nacbbrüefttd)  r)en>or, 
baß  bte  Normannen  mit  ben  unterworfenen  2ütgelfacbfen  gamilieiwcrbm* 
bungen  eingingen.  2>e$  Königs  gefunbe  $o(tttf  fyat  btefe  ($r)en  beförbert. 
9?ad)  feinem  platte  war  ber  engltfa)e  ^jerrenftanb  bem  Soofe  ber  $8ernta> 
tung  verfallen,  —  „2Bül)e(m  fyat,"  fagt2)  3C^attc)äuö  son  Sßeftminfter, 
„faft  bem  ganzen  engltfc^en  5tbel  ba$  £eben£lia)t  auSgeblafen"  —  aber  bte 
Heineren  ©ut6beft#er  unb  bte  mittleren  klaffen  follten  fo  fd)nell  als  möglich 
mit  ben  eingewanberten  Normannen  §u  einem  QSolfe  tterfajmelsen.  3« 
biefem  §mä  waren  9J?ifa)^eiratl)en  ba3  geeignetfte  Littel. 

2öitt>elmö  ©cbarfftnn  rjat  um$  3afyr  1073  bte  £age  ber  2)inge  rief?^ 
tig  burct)fd)aut  unb  bie  3utoft  erraten.  3a)  will  fagen:  er  erfannte  ba* 
mal$,  baß  bie  (Eroberung  ßnglanbö  fcollenbet,  für  immer  geftd)ert  fei. 
9J?an  fann  fytefür  einen  frönen  8ewei6  führen.  3m  Saufe  metner  (Srjöfytung 
bot  ftd)  wieberfyolt  ©elegenrjett  bar,  auf  bie  Srefflicbfett  be#  2ßerfö  Inn^u* 
beuten,  ba6  ber  2lrct;tbtafon  öön  Stfteur,  beö  Königs  Kapellan,  verfaßt  fyat. 
2)te  einzige  üorfyanbene  £anbfcf)rift  beffelben  reicht  nur  biö  §ur  ^>etmfer)r 
SÖityelmS  au6  ber  ^ormanbie  im  ©pätfyerbft  1067.  SWein  fte  ift  unfcoll* 
ftänbtg.'  ;iftad)bem  Drberid?  Vßitaliü  ben  unglücklichen  3lu3gang  (SabwinS 
unb  SOtorfarS  erjagt  f)at,  fäljrt3)  er  fort:  „bis  fytefyer  förberte  2öür)elm 
tton  $ottterS,  2lrd}it>iafon  §u  £tjteur,  fein  3Berf,  in  welcbem  er,  ben  6ü;l 
be$  Römers  ©altufttuS  naa)af)menb ,  bie  Sb/aten  beS  Königs  genau  unb 
berebt  befcfyrteb."  SM  33na)  beg  2lrd)tbiafon$  fd)loß  alfo  urfprünglicc;  mit 
bem  grüfyltng  1072.  2Öarum  führte  er  feine  Aufgabe  ntd)t  Weiter,  etwa 
bi6  $um  Sobe  be$  Könige? 

©anj  biefelbe  grage  muß  man  be§ügttd)  be£  ^weiten  ^iftoriferS,  ber 
bte  ©efd)id)te  be3  23aftarb3  bearbeitete,  nämlid)  be§üglid)  be£  9)?önd)3  tton 
3umtegeS,  ergeben.  Wlit  Unterem  2ßerfe  tterfyält  eö  fia)  jeboeb  umgelegt, 
wie  mit  bem  beö  2lra)tbiafon3:  wäfyrenb  biefeö  ttcrftüinmelt  auf  m$  fam, 
fyaben  jenem  fpätere  ^änbe  3ufä£e  angefügt.  2)er  eigentlid)e  %txt  eubtgt 
mit  ben  Korten:4)  (nad)  Sötftegung  be$  nortr)umbrtfcf;en  SlufftanbeS)  „errta> 
tete  ber  Jtöntg  im  ganzen  Diethe  an  paffenben  Orten  Burgen,  in  wetd;e 
er  auSerlefene  unb  reidjltd)  bejahte  ©ölbner  al$  33efat3ung  legte.  9ium 
mefyr  fcerftummten  alKmäpg  bie  (Stürme  ber  Empörung  unb  be$  Kriege, 
unb  gegenwärtig  fyält  2Bt(^elm  mit  DJ^acbt  bte  3%eI  ber  englifd)en  5D?onar^ 
c^ie  unb  genießt  ungefd)mülerten  9^ut)me6."  Unt?erfennbar  ift,  baß  ber 
Wönfy  t)on  3umtege6,  genau  ebenfo  wie  ber  Slrcbibiafon  »on  Stfteur,  bei 
ben  (Sreigntffen  be^  3at)reö  1072  angefommen,  bie  geber  nteberlegte. 

*)  ©avitc  <£.  102  SJlitte :  matrimonia  quoque  cum  subditis  jungunt  (Normanni). 
2)  9t.  a.  £).  <S.  229  gegen  unten:  rex  Guilielmus  pene  omnem  Angliae  nobilitatem 
exsufflavit.       3)  S)u$egne  @.  521,  c.       4)  Ibid.  290  unten. 


iöterteö  93ucr).  §a\>.  23.  Jtrieg  gegen  b.  (Innerer  ».  (5h).  $>a$  angetfäcr)(.  SÄittertfjum.  481 

2Bof)er  bteß?  offenbar  bafjer,  roetl  33eibc  im  Auftrage  beö  Röntge 
fcfyrteben,  imb  roeil  btefer,  t>on  bem  ©efül)le  geleitet,  baß  baö  große  S93erf 
ber  Eroberung  mit  bem  3ar)r  1072  abgefcf; (offen  ivar,  tr)nen  baffelbe  als 
ßnbpttnft  bejeidmet  fyatte.  ßönig  2£ilf)elm  liebte  ben  9tuf)m,  er  roollte, 
bie  9?ad)roelt  fotte  erfahren,  baß  er  als  gelbfyerr  unb  ©efeijgeber  ntcf)t  roett 
binter  bem  granfen  (£arl,  ber  Eeuajte  beS  $uf)meö,  surücfftefje.  £>eßl)alb 
munterte  er  fähige  (Slertfer  auf,  bie  ©efd)td)te  ber  engltfd)en  Eroberung 
fdjretben. 

2)en  ^roet  normanntferjen  £tftortfcrn  muß  noct)  ein  britter  beigefügt 
»erben,  23tfcr)of  293tbo  *>on  2lmtenS.  £)rbertd)  er^äfylt:1)  „als  bie  Königin 
9J?atl)ilbe  im  grüfyltng  1068,  bem  2£uufcr)e  xr)reö  ©emafylS  gemäß,  nad) 
@nglanb  J)müberfam,  begleitete  fte  ber  SBtfdjof  28tbo,  roeldjer  bamalS  be* 
rettS  ben  ^am^f  beS  Königs  2ßtlf)elm  mit  §aralb  in  r)eroifct)en  Herfen 
befungen  fyatte."  3Me  (Sfyren,  roeldje  ber  Eroberer  bei  btefer  ©elegenfyett 
bem  S3ifa)ofe  erroteS,  beuten  barauf  f)in,  baß  2Öt(r)eIm  feine  Arbeit  ftt)ät3te, 
unb  roofyl  aud) ,  baß  2Bibo  fte  in  fönigltctjem  Auftrage  unternommen  fyat. 
UebrtgenS  finb  bie  SSerfe  beS  SBtfdjofS  erft  neuerbmgS  roieber  aufgefunben2) 
unb  tteröffentttctjt3)  roorben. 

gür  bie  $erftümmlung  ber  trefflichen  Arbeit  beS  Slrct)tbtafonö  oon 
Stfteur  Ieifteu  einigermaßen  bie  Slu^üge  ($rfa|5,  roeldje  £)rbertcf)  3SitaItö  in 
fetner  ittrcfyengefd)td)te  unS  überliefert  f)at.  (Sr  folgt  bem  Vorgänger  auf 
bem  guße,  unb  beutltd)  füf)lt  man,  roo  rr)n  ber  güfyrer  oerläßt.  £>rbertd)S 
DarftelTung  fcfyroanft  feitbem  rote  ein  ©a)tff  otjne  ©teuerruber,  unb  fte  tft 
fyäuftg  auf  Duellen  untergeorbneten ,  ja  jroetfelfyaften  langes  befa)rän!t, 
roaS  §ur  golge  fyat,  baß  roir  tton  1072  an  feine  fo  anfcr)aultd)e  Äunbe 
ber  @efcr;tct;te  3ÖiIr)elmö  mel)r  befreit,  als  auS  ben  früheren  3af)ren. 

2lud)  ber  ©c^aupla^  roed)felt:  roäfjrenb  ber  «ftömg  von  1066—1072 
mit  geringen  Unterbrechungen  in  (Snglanb  brüben  roetlte,  r)ält  if)n  von  9hm 
an  Sftetb  geheimer  geinbe  metft  auf  normanmfctjem  23oben  feft.  3Son  bort 
auö  fyat  er  auet)  tfjeilS  mit  bem  ©cfyroerte,  tfyetlS  buret)  fünfte  ber  Unter? 
fyanblung  bie  brttttfa)e  Eroberung  gebeeft  unb  befeftigt. 


l)  Ibid.  510,  d.  unb  504,  a.  2)  «a^enBerg  H,  377.  3)  3m  brüten  03anb 
ton  Michel  chroniques  anglo-normandes.  Rouen  1836. 


©frörer,  $«bft  ©«gortue  vu.  33b.  III. 


31 


482 


*Pabft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 


dlänU  beS  Jtonigg  ?|5t>iItV>^P  I.  »on  ftranfreier)  gegen  Silfjelm  ben  (Eroberer,  roeßljalb  lefc; 
terer  nadj  bev  Stormanbie  ftcr)  begibt.  SBom  franjoftfc^en  £ofe  »erführt,  öerfndjt 
(Sttto  (Eabgar  eine  (Empörung,  verliert  aber  fcfjnetl  ben  2J?utf),  unterroirft  ftcr)  bem 
(Eroberer,  empfängt  einen  großen  ©efjalt  unb  wirb  aeräctytlidj.  9lufftanb  in  ber 
SKaine.  Stelle,  bie  ber  Italiener  9tggo  oon  (Efte  in  £e  SKane»  ftrielt.  2)er  bortige 
93ifcr)of  5lrnalb  errichtet  im  (Einoerfiänbniffe  mit  $abfi  ©regor  VII.  eine  (Commune, 
bie  erfie  in  ^tanfreicr).  SDÜ^elm  gelangt  tuieber  jur  £errfcf)aft  in  £e  SftanS,  aber 
r>om  *ßabfte  genötigt  muß  er  bie  Commune  anerkennen  unb  mit  ftnlfo  tton  5lnjou 
ftcr)  augfoljnen.  2Bei3fjett  ber  oon  ©regor  VII.  ergriffenen  Sftaßregeln.  <£ocr;$eitfefi 
»on  formier).  93erfdjtt>orung  ber  brei  großen  S3arone :  beg  Normannen  Stöger, 
(EarlS  r-on  £ereforb,  beö  S3retagnerö  0Jabulf,  (Earlö  oon  Dfianglien,  beö  Slngetfacrjfen 
2ßatU)eof,  (Sarig  öon  9lortl)umbrien.  Sulingen  t^reö  $lanö  unb  93eftrafung  ber 
<2cr)ulbigen.  2)ie  (Enthauptung  SalityeofS  fein  ©etoaltjtreicr) ,  fonbern  eine  gerechte 
£anblung.  jlircr)licr)e  9lnorbnungen  fianfranfg,  er  Ijitft  bem  (Eroberer  (Englanb  be* 
ruhigen.  Srrlanb  unb  bie  irifcf)e  Äirdje.  Sanfranf  bereitet  bie  ^Bereinigung  berfelben 
mit  ber  englifdjen  r>or.  QSerfyältniffe  aOBttfjelmö  ju  bem  (Salier  ^einrict)  IV.  Safyre 
1073—1075. 

Sie  tdj  früher  jeigte,  tyatte  StM$  tytylipp  L  fa>n  1067  nacf)  bem 
glüdKdjen  Anfang  ber  Eroberung  (£nglanb3  S^änfe  angebettelt,  um  ben 
Normannen,  feinen  SefyenSmann,  beffen  tvacfjfenbe  ©röße  t^n  mit  ©cfyrecfen 
erfüllte,  auö  bem  errungenen  23eft£e  §u  vertreiben.  3e£t,  nad)bem  bie  @r* 
oberung  vollenbet  mar,  fe£te  ebenberfelbe  jum  nämlichen  %mdt  eme  ^e^e 
fünfte  in  Bewegung,  welche  ben  Normannen  nötigten,  feine  Slufmerffam* 
feit  unb  feine  äftadjt  naa)  ber  bebrofyten  @rän§e  gegen  granfreidj  ^inju* 
wenben. 

5lle  nacfyfteS  Serfjeug  benü^te  $f)iltyv  I.  ben  ^rinjen  (gabgar.  3)er* 
felbe  war,  wie  es  fa)eint,  bis  $um  ©ommer  beö  3af)r3  1072  in  ©ctyottlanb 
bei  Äönig  üütolfolm,  feinem  ©c^wager,  geblieben.  Allein  naa^bem  ftd)  WlaU 
folm  in  golge  beS  gelbjugö  von  1072  bem  Normannen  unterworfen  fyatte, 
burfte  ber  *ßrms  nia)t  länger  am  £ofe  beS  öfteren  verweilen.  £>te  (Snt* 
fernung  (£abgar3  wirb,  fo  benfe  ia)  mir,  eine  ber  33ebingungen  be$  grie* 
benS  $wffcfjen  2ßill;clm  unb  SMfolm  gewefen  fein.  3n  ber  Sfyat  ftnben 
Wir  ifyn  3unäa)ft  in  glanbem,  bei  Robert  bem  griefen,  ber  1071  feine 
(Stieftochter  S3ertl)a  von  £ollanb  an  Äönig  tyfylipy  L  vermalt  l)atte4) 
unb  alfo  mit  bem  franjöjtfcben  §aufe  in  enger  ^Berbinbung  ftanb.  Dod) 
erhielt  (^abgar  in  glanbem  bie  gewünfc^te  ^ülfe  ntd)t:  er  fef)rte  naa) 
©cbottlanb  jurücf.  ^aum  war  er  bort  angelangt,  als  Anträge  au$  granf^ 
reic^  einliefen,  weldje  bie  Hoffnungen  bed  ^rinjen  wieber  auffrtfa)ten. 


l)  ©ie^e  Jöanb  II,  256  unb  93ouquet  XI,  159  unten. 


93ierte3  93udj.  (&ap.  24.  SBtlftelm  nnebev  in  ber  Stformanbte.  Commune  in  Sftaine.  483 


Jtb'ntg  *ßr)tltN>  L  forberte  tr)n  auf,  nad)  9?euftrten  fommen,  bot1)  ifym 
feinen  33etftanb  fammt  bem  am  (Sanal  gelegenen  ©d)loffe  9D?ontreutl  an, 
„bamtt  er  t>on  bort  au$  tägltcb  nad^  ^Belieben  feine  getnbe  (bte  Normannen 
@nglanb6)  belästigen  fönne." 

(Eabgar  nar)m  baö  Anerbieten  an,  auct)  fein  Sd)tt>ager  9J?alfolm  griff 
ü)tn  je£t  unter  bte  Arme.  £)a  jebod)  festerer  roegen  beö  neutict)  mit  SMfjefm 
abgefctjloffenen  Vertrags  ntd)t  offen  aufzutreten  toagte,  befdjränfte  ftcb  bte 
$ülfe,  bte  er  bem  ^rtnjen  reid)te,  auf  fyetmltcfye  Lieferung  fcon  @elb, 
Sduffen  unb  Saffen.  (Sabgar  roarb  eine  Schaar,  unb  ging  mit  berfelben 
unter  Segel  nact)  granfreid).  Allein  ein  ©türm  fcfyleuberte  bie  Heine  glotte 
auf  bte  Jlüfte  SftorbenglanbS;  »tele  fetner  ^Begleiter  ertranfen  im  9J?eer, 
anbere  rourben  am  Straube  t>on  ben  normanntfa^en  2ßacben  2Btl£)elm3  ge* 
fangen  genommen,  nur  mit  wenigen  entfam  (Sabgar  in  Hägltdjem  Aufzuge 
über  bte  fa)ottifa)e  @rän$e  jurüd.  2)tefer  Unfall  fyat  für  immer  ben  9D?utf) 
(Sabgarö  unb  aud),  boefy  nur  für  bte  näcfyfte  Sät,  ben  feinet  Sctyroagerö 
gebrochen.  9Jialfolm  gab  tf)m  ben  *Ratl),  ftd)  2tötlt)clm  ju  unterwerfen. 
(Sabgar  folgte  unb  fd)ttfte  eine  $Botfd)aft  an  ben  ^öntg,  ber  bamalS  aus 
©rünben,  bte  td)  fogletct)  entroideln  werbe,  tn  ber  9?ormanbte  weilte. 

2Biü)eIm  lub  ir)n  an  feinen  ,£>of  nad)  9fouen  ein,  unb  (Sabgar  trat 
untterwetlt  ~  im  Sommer  1073  —  bte  pfeife  mitten  burd)  (Snglanb  an. 
33on  *ßrootn§  ju  ^3rot>tn§  geleiteten  tr)n,  bem  23cfef)le  be6  Königs  gemäf, 
normanntfd)e  ©rafen  btö  nad)  ber  9?ormanbte  hinüber,  tnbem  fte  unterwegö 
il)tt  unb  fein  ©efolge  ftattltd)  befolgten.1)  3n  D^ouen  angefommen,  fanb 
(Sabgar  eine  überaus  gnäbtge  Aufnahme,  ^öntg  2Bitt)elm  bewilligte  tr)m 
aufö  retd)ltd)fte  3)aö,  Wa3  beS  ^rtn§en  £er$  ttor  Allem  begehrte,  nämlich 
bte  Littel,  üppig  §u  leben:  eine  $ente  oon  einem  $funb  Silber  täglid) 
vourbe  tl)tn  auSgefeijt.  3)er  Iritis  wirtl)fd)aftete  bamit  fo,  baß  beS  $önig£ 
3voed  erreicht  vourbe:  er  madjte  ftd)  burd)  feine  Scblemmeret  unb  feine 
Sorgloftgfett  fceräd)tltd).2)  3)tefer  t>ornel)me  Abenteurer,  ber  nta)t  §um 
£errfd)en  geboren  war,  r)at  fettbem  feine  politifd)e  Stolle  mer)r  gefptelt. 

3m  Uebrtgen  tft  flar,  baf  Anfangt  auf  er  ^rjilipp  fcon  granfreid) 
aueb  s33?alfolm  mit  (Sabgar  jufammenfptelte.  SOSäre  e6  legerem  gelungen, 
x>on  s33iontreutl  auö  Unruhen  tu  (Snglaub  p  erregen,  fo  würbe  ber  Schotte, 
ben  Vertrag  x>on  1072  brea)enb,  roteber  §u  ben  ^Baffen  gegriffen  l)aben. 
£>er  flägltd)e  Aufgang  beö  »on  (Eabgar  verfugten  Unternehmend  nötigte 
^alfolm,  ttorerft  ru^tg  §u  bleiben. 

yiod)  efye  bte  in  ©a)ottlanb  gelabene  Wnt  unfc^äbltch  platte,  mar  tn 
entgegengefejjter  ^tc^tung,  auf  ber  Sübgrän^e  ber  23eft£ungen  beö  91or^ 


')  2)ic  SelegjieÜen,  auö  93ru(^fiucfen  ber  ©adjfendjvonif ,  nac^gctotcfcn  öon  %f)Utx\) 
IL  144  flg. ;  man  ücrgl.  noc^  Flores  histor.  <&.  638  oben.      2)  ©aöile  @.  103  SWttte  flg. 

31* 


484 


5}kbji  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  3ettolter. 


mannen  SBttfyelm,  eine  jroeite  angelegt  Horben,  bei  beten  3ht$rüfhma,  fcbehv 
bar  nur  untergeorbnete  getnbe  Ralfen,  in  ber  Xfyat  aber,  obwohl  verbot 
gen,  berfelbe  gürft,  ber  bie  erfte  zubereitet  r)at,  —  jtöttig  *)3f)üiVV  I.  von 
granfreta)  —  tfyätig  geroefen  fein  muß.  3d)  r)abe  an  einem  anbem  £)rte l) 
berietet,  rote  ber  23aftarb  von  9louen  fur§  vor  bem  3"ge  uaa)  (Sngtanb 
bie  Sanbfct)aft  -äftatne  in  feine  ©eroalt  brachte,  inbem  er  aUmityltg  ben  le^ 
ten  ©rafen  au£  bem  9J?ann3ftamme  be$  bort  r)errfct)enbcn  ,§aufe3,  §eri^ 
bert  IL,  fammt  beffen  neideten  ^abliefen  $(nverroanbten  befeitigte.  SRocb 
aber  lebte  in  Stalten  eine  93  aterfd)ro  efter  Heriberts  IL,  ©erfenbte,  bie  £oaV 
ter  Heriberts  L,  be$  £unberoe<fer$,  roeldje  an  ben  SOtorfgrafen  5(jjo  »er* 
ntär)It  roar  unb  bemfelben  mehrere  6ö()ne,  roorunter  «£mgo,  geboren  fyatte. 

$lö^Itc^  erhoben  ftet)  $olf  unb  Stbel  ber  Sftaine  gegen  bte  norman* 
ntfebe  ^errfetjaft,  riefen  ben  93?arfgrafen  ^§o  mit  feiner  ©emafyfin  ©er* 
fenbiS  unb  tfjrem  Sofyne  £ugo  au6  Stalten  fyerbei,  unb  fochten  mit  ©lüef 
gegen  bte  von  2Btlr)elm  in  sJtfaine  eingefe|ten  ^jauptleute.  ^umfrteb,  £rua> 
feß  be£  Königs,  rourbe  mit  vielen  Normannen  auf  ben  SBällen  von  Se 
$Jlan$  erfcblagen,  Surgte  von  £racv>  unb  SBtlljclm  be  la  gerte,  23efef)(^ 
r)aber  beö  borttgen  6a)Ioffe0,  mußten  baffelbe  übergeben.  2)er  Staliener 
5t§50  nar)m  ben  Sttel  eines  ©rafen  von  Wlahu  an  unb  ber)errfa)te  bie 
2anbfcf,aft.2) 

2Ber  roar  biefer  StaUener,  unb  roaS  gab  i|m  ben  S^utt) ,  in  großer 
Entfernung  von  feinem  italtfctjen  Erbe  auf  bem  Sßoben  be£  nörbltcr)en 
ftrienS  eine  £errfct)aft  $u  grünben?  21^0,  Stammvater  mehrerer  S^naften* 
gefriedeter,  bie  l)eute  nod)  blühen,  f)at  roäljrenb  feinet  mer)r  alö  lumbert* 
jährigen  Sebent  brei  vertriebene  Er)en  gefctjloffen,3)  bte  erfte  mit  (£r;uni§a 
ober  ^unigunba,  ber  Softer  2Belf3  II.  von  Ravensburg,  bte  bem  Stalte* 
ner  einen  Sofm,  ben  Erneuerer  beS  beutfcfyen  SelfenftammS ,  SÖelf  IV., 
gebar;4)  bte  sroette  mit  ber  gran§öftn  ©erfenbiS,  roelcfye  Butter  beö  oben 
erroälmten  £ugo  unb  eines  anbem  SorjneS  Samens  gulfo  rourbe;  enbltct) 
eine  brttte  mit  ber  Staltenerin  ^atfytlbe ,  roelcbe  im  vierten  ©rabe  mit 
5l^o  vervoanbt  roar.  2Öte  td)  fväter  geigen  roerbe ,  erklärte  $abft  ©re* 
gor  VII.  bte  brttte  93erbinbung,  roela)e  tyföo  um  1074,  naa)  bem  $obe 
feiner  fetten  ©emafylin  ©erfenbtS  eingegangen  r)atte,  für  ungültig.  3ur 
3ett,  ba  ber  -iökrrgraf  naa)  ber  Ttaim  tarn,  roar  fein  Sofyn  aus  erfter 
(Sr)e,  233elf  IV.,  $er§og  in  Katern,  unb  ftanb4)  in  folgen  93erl)ctltmffen, 
baß  tfym  bte  Rettung  ber  großen  beutfe^en  $artr)et,  roeldje  ficr)  bamalS  rü* 
ftete,  $etrt  <5tul)l  gegen  bte  ^rannet  be6  faltfa}en  ^aufeö  §u  vertfjetbigen, 


4)  Dbcn  @.  266  flg.  2)  Souquet  XII,  539  Tlitk  flg.  ©ud^eönc  <S.  532,  c.  d. 
3)  3^  verseife  vorläufig  auf  bie  3We  bei  S3ouquet  a.  o.  D.  XII,  539.  *)  Jöonb  n, 
239  flg. 


33terteö  93ucfj.  Sa)).  24.  SBtfljelm  lieber  m  bev  Sftimnanbte.  (Commune  in  QJlaine.  485 

faum  entgegen  formte.  2lud)  2l^o  felbfi  befaß  eine  fold)e  5D?ad)t  unb  ©tet* 
hing,  baß  bte  päbftltdie  Sude  ihn  n>o  uid)t  begünfttßen ,  boct)  fronen 
mußte. 

9J?an  fterjt  bar)er:  burct)  baS  Unternehmen  gegen  9ftatne  war  ein  tta* 
Itemfc^eö  £aupt  ber  ^trc^enpartt)et  bem  Normannen  2ötlf)elm  tu  ben  2Beg  ge* 
treten,  ber  boct)  felbft  tu  enger  93erbmbung  mit  *ßetrt  @tul)le  ftanb.  Unbenfbar 
tft  eS,  baß  bte  römtfd)e  jttrdje  ein  fold)e$  3erwürfmß  tu  bem  Greife  tr)rer 
Anhänger  veranlaßt  t)aben  fotlte.  2)tefe  93erwtrflung  fann  ^telmel)r  nur 
x>cn  einem  Surften,  ber,  mächtiger  al3  Sljjo  unb  bte  ©efammtheit  ber  93e* 
wol)ner  üon  Stfatne,  ben  Normannen  993tll)elm  töbtltct)  f)aßte  unb  um  jeben 
*Prete  ben  33unb  swtfd)en  tr)m  unb  ber  römifcben  Strebe  lodern  Wollte,  — 
ich  fage,  fte  fann  nur  tton  bem  fran§öftfd>en  Röntge  ^htltyp  I.  angefttftet 
worben  fein.  3U  bemfelben  (Srgebntß  gelangt  man  t>on  anberer  6eite 
^er:  nimmermehr  würbe  Weber  baS  93olf  tton  9ttame,  noct)  ber  Staltener 
2l^o  eS  gewagt  haben,  ftet)  in  einen  Jtampf  gegen  ben  übermächtigen  9?or* 
mannen  2ßtlf)elm  m  frühen,  wären  nicht  bte  (Stnen  unb  bte  2lnbem  üerftchert 
gewefen,  baß  ihnen  ber  Äontg  tton  granfretd)  geheime  ober  offene  §ülfe 
gewähren  werbe. 

3nbeß  vermochte  £(§jo  bte  £errfchaft  über  9Mne  ntcfjt  lange  §u  be* 
Raupten.  3)te  (Ef)tontf  »Ott  9}ktne  berietet1)  weiter.-  „naebbem  baS  @elb, 
ba$  er  für  ba$  Unternehmen  beftimmt  hatte,  t)or  ber  Seit  ttergeubet  wor* 
ben  war,  bemerfte  5l^o,  baß  bie  Einwohner  ber  -Scatne  lauer  gegen  ihn 
würben;  er  befct;loß  beßhalb,  nacr)  Stalten  mrüd§ufef)ren.  (Scheibenb  ließ 
er  feine  ©emahltn  ©erfenbtö  fammt  bereit  @of)n  «£>ugo  unter  ber  £)bhut 
©obfrtebö  tton  9M;enne,  etneS  fchlauen  9ftanne3,  §urücf,  ben  er  §um  dl?* 
genten  unb  33ormünber  §ugo'£  beftetfte.  ©obfrteb  lebte  fettbem  mit  ©er* 
fenbtS,  als  wäre  fte  feine  ©emahlüt,  fuebte  £änbel  mit  ben  bürgern  unb 
benü|te  paffenbe  (Gelegenheiten,  um  bte  Steuern  $u  erhöhen.  3)tefe3  SBe^ 
tragen  erregte  laute  Unmfrtebenheit  tu  ©tabt  unb  £anb  unb  l)atte  fchltmme 
Solgen.  2)te  Bürger  son  2e  Wlatö  zettelten  nämlich  eine  $erfa}Wörung 
an,  richteten  eine  neue  @tabtt>erfaffung,  Commune  genannt,  auf,  »erdichte* 
ten  ftet)  gegenfetttg  mit  (Stbfchwüren  §ur  Sreue  gegen  btefetbe,  unb  auch 
ben  Slbel  zwangen  fte,  ben  gleicben  (Sib  §u  leiften.  iDtejentgen,  welche  ftch 
wiberfet^ten,  erfuhren  bte  graufantfte  53ehanblung:  33tele  büßten  wegen  ge* 
rtnger  Vergehen  mit  SSerluft  ihrer  klugen,  Rubere  würben  ohne  Uttf)etl 
unb  $echt  verbannt,  Wlanfy  aufgehenft.  5lud)  sogen  bte  «Beschworenen 
im  Sanbe  umher,  brachen  bte  Burgen  ber  Stberfyenfttgen  unb  §ünbeten  fte 
an.  ©otcheS  gefchah  Währenb  ber  großen  Saften,  ja  auch  noch  wät)renb 
ber  heitf^rt  Dfterjett." 


4)  51.  a.  £>.  bei  öouquet  XII,  539  unten  flg. 


486 


tyakft.  ©vegortuö  VII.  unb  fein  ßeitaikt. 


„(Siner  ber  vomehmften  2lbeltgen  be$  SanbeS,"  fährt  bte  ß^rontf  fort, 
„<£)ugo  von  ©tlle,  fyatte  bte  SButf)  bcv  SBerfcbworcncn  in  befonberem  ©rabe 
gereift,  weil  er  it)r  Unterfangen  als  ein  gotttofeö  ^tnfteüte  unb  gegen  fie 
vrebtgen  lief.  $)eßhalb  boten  jene  ba6  ganje  Sßolf  auf,  verfammelten  ein 
«£>eer,  unb  rücften  gegen  bie  33urg  ©ille,  wobei  ber  23ifcriof  von  £e  Wlanü 
unb  bte  Pfarrer  ber  einzelnen- ©emeinben  mit  $reu§  unb  gal)tten  an  ber 
@vi$e  be3  bewaffneten  ,£aufen$  voran§ogen.  2luch  ©obfrteb  von  ÜM;enne, 
ber  QSormünber  beS  jungen  £ugo,  ber  ben  (Stb  auf  bte  neue  SSerfaffung 
geleiftet  fyatte,  wor)nte  bem  3u9e  M/  aber  nicht  um  ben  93erfchWornen  §u 
Reifen,  fonbern  um  fte  §u  verberben.  ^etm(ta)  fnüvfte  er  Unterhanblungen 
mit  bem  ^Burgherrn  von  ©ille  an  unb  verftänbtgtc  fta)  mit  ihm  über  einen 
gemetnfamen  *ßlan.  2118  nun  am  borgen,  nachbem  baö  ftäbtifche  £eer 
vor  <5tüe  angelangt  war,  ber  ^Burgherr  mit  feinen  beuten  hervorbrach, 
unb  bte  Bürger  fta)  eben  $um  Kampfe  rüfteten,  fvrengte  ©obfrteb  unter 
leiteten  ba£  ©erüdit  auS,  baf  fynkx  ihrem  SRücfen  bie  ©tabt  Se  Wlan$ 
von  getnbcit  eingenommen  worben  fei.  £>tefe$  ©erücbt  brachte  einen 
vanifa)en  ©d)recfen  f;ervor.  2)a$  ftäbtifche  «!peer,  ba8  gröf}tentf)etlö  auö 
Sanbvolf  bcftanb,  [täubte  in  wüber  g(ua)t  auSetnanber,  worauf  £ugo  von 
(Stile  bte  glüdittgen  verfolgte  unb  fel)r  viele  tbeilö  töbtete,  tl;etlö  gefangen 
nahm.  Unter  Ü)enen,  welche  in  bie  £änbe  be$  ^Burgherrn  fielen,  roar  aud) 
ber  93tfcr;of  von  £e  9Äan0,  5lma(b.  3Me  9^adt)rtd)t  von  fetner  ©efangen* 
fd;aft  warb  mit  tiefem  ©chmer§  in  £e  SDtfanö  vernommen,  unb  bie  ©tabt 
glich  mehrere  Sage  einem  6a)tff,  baö  feinen  ©teuermann  verloren  l)at." 

„3)och  ber  ^Burgherr  von  ©ttle,  ein  SDfann  von  guter  ©eftnnung, 
gab  balb  ben  33tfa)of  wieber  frei  (unb  fd)lo£  mit  ben  bürgern  eine  Ueber* 
ctnfunft).  9iad)bem  bieß  gefd)el)en,  wagte  ©obfrteb  von  ffiaycnnt,  ber 
ein  böfeö  ©ewiffen  tyatk,  nid)t  länger  in  £e  9J?anö  §u  bleiben,  er  fdu'cfte 
ben  Sftünbel  £ugo,  ^sjo'ö  «Solut,  §u  beffen  2kter  nacb  Statten  jurücf,  er 
felbft  aber  begab  ftd)  in  eine  gewiffe  il)\n  gehörige  93urg,  ©erfenbte  bage* 
gen  blieb  in  ber  ©tabt.  Gittern  ba  ihr  $erhältntß  ju  ©obfrteb  nutzbar 
geworben  war,  unb  ba  fte,  entfernt  von  bemfelben,  faum  §u  leben  vermochte, 
befd)loß  fte,  ihm  £e  9J?an6  in  bie  £änbe  §u  fvielen."  ©ofort  erzählt  ber 
(£l)ronift,  Wie  ©obfrteb  im  (Stnverftänbmffe  mit  ©erfenbte  eines  6onntag8 
unvcrfehen^  an  ber  6vt£e  von  80  ©olbaten  bte  SBurg  ber  ©tabt  überrum^ 
))elte  unb  befe^te,  wie  aber  bann  bie  23ürgerfchaft  ben  benachbarten  ©rafen 
gulfo  von  ^njou  51t  ^ülfc  rief  unb  von  ihm  unterftü^t,  ©obfrteb  jur 
glucht  nöthigte,  ba$  @cbloß  eroberte,  bte  inneren  Wt  auern  beffelben  jerftörte 
bte  äußern  bagegen,  bie  mit  ben  33efeftigungen  ber  ©tabt  ^ufammeuhtngen, 
ftehen  lief. 

„3nbcffen,/y  berichtet  bie  ©^ronif  Weiter,  „hatte  ber  23tfchof  von  Se 
9J(an3,  ^(rnalb,  eine  Dteife  naa)  $om  angetreten,  warb  aber,  wäl)venb  ber 


93ierte3  Q3ud).  Q>ap.  24.  9S>ilfjelm  nnebet  in  ber  üftounanbie.  (Sommune  in  SJlaine.  487 


SRJtffefyr,  als  er  burd)  ba3  ©ebtet  beg  SDtfarfgrafen  2lj$o  $og,  auf  Befel)l  be$* 
felben  mit  feinen  Begleitern  verhaftet  unb  inS  ©efä'ngntß  geworfen.  Sieben 
SDionate  blieb  er  in  Banben;  nadj  Verfing  biefer  3e^  füllte  ber  SJkrfgraf 
9?eue  über  feine  Zljat,  letftete  bem  Bifebofe  ©enugthuung  unb  fa^iefte  tt)n 
mit  liefen  ©efebenfen  in  bie  ,§eimath  jurücf.  Um  bie  nämliche  3?\t  ^ra<* 
^önig  2Bilr)elm  von  Qmglanb  mit  einem  großen  £eere  in  bie  Sanbfcbaft 
9J?aute  ein,  belagerte  bie  Burg  greSnat;  unb  verwüftete  baS  umltegenbe 
Sanb  weit  unb  breit  mit  geuer  unb  Sd)wert.  Da  bie  Befatjung  ber 
5öua)t  be$  Angriffs  ju  rviberftcfjen  verzweifelte,  übergab  fte  baö  Scbfofj 
bureb  Vertrag,  worauf  ber  «ftönig  bis  nat)e  an  bie  dauern  von  Se  SDtanS 
rücfte  unb  bort  fein  Sager  auffcblug.  9hm  famen  bie  angefefyenften  ($tn* 
tt>ofjner  ber  Stabt  r)erau3  unb  gelobten  bem  Könige  Unterwerfung,  naaV 
bem  biefer  ifynen  bie  gortbaucr  tr)rer  alten  greil)eiten  unb  ©ereaptfame  be* 
[tätigt  \)atte.  Bon  9?un  an  biö  an  fein  (§nbe  lebte  ber  Bifcbof  Slrnalb 
von  Se  9J?an6  rur)tg  in  feinem  btftföflicfjen  ©ige." 

3ct)  muß  sunäct)ft  bie  Seit  beftimmen.  Saut  2lu6fage  ber  engltfc^en 
(Shrontfen  fällt1)  ber  ftegretcf?e  3"3  2Btlhelm6  nad)  ber  -Sflaine  tn£  3a^r 
1073,  unb  zwar  allem  2lnfd)etne  nad)  in  bie  zweite  Raffte  beffelben.  'Denn 
ber  ^önig  hatte  vorder  ein  großeö  ^eer  gefammelt,  namentlich  viele  @ng* 
länber  angeworben,2)  Lüftungen,  wäf)renb  welcber  grühling  unb  (Sommer 
1073  verftrichen  fein  wirb.  Dem  Einfalle  2Btll)elm8  gingen  bie  (Srrtctytung 
ber  Commune  unb  jene  kämpfe  wiber  bie  unzufriebenen  3lbeligen  voran, 
Welche  ftcb  ber  neuen  Berfaffung  wiberfe^ten.  Severe  $ämvfe  aber  be* 
gannen  laut  bem  S^gniffe  ber  gleichzeitigen  (^r)ronif  von  Se  %flan$  in  ber 
gaftenzeit  unb  bauerten  über  £>frern  tynauö  fort,  gerner  r)atte,  et)e  bie 
Berfaffung  eingeführt  warb,  9J?arfgraf  5l§jo  ben  Dfttcrweg  nach  Stalten  an* 
getreten.  Derfclbe  wirb  alfo  etwa  um  ben  Anfang  beS  3ar)re0  1073  au$ 
Se  SDknS  abgereist,  bagegen  im  Saufe  be$  3ahreö  1072,  zu  einer  3>eitf 
ba  ber  Normanne  Wilhelm  burch  ben  jfrtcg  gegen  Schottlanb  beschäftigt 
war,  in  bie  9J?aine  herauSgefommen  fein. 

Daß  2f§§o,  bevor  er  nach  Se  SftanS  berufen  warb,  bem  borttgen  Bolf 
bebeutenbe  Befreiungen  gemaebt  haben  muß,  folgt  ntebt  nur  auö  bem 
gewör)nlid)en  Saufe  menfehlicher  Dinge,  fonbern  aueb  aus  bem  Berichte  be$ 
(£()roniften.  Die  *ßartr)ei,  welche  baS  normannifche  3och  abfchüttelte,  fnng 
bem  3taliener  nur  fo  lange  an,  al$  bie  mitgebrachten  ©elbfummen  au$* 
reiften,  fobalb  er  ntcbt6  mehr  befaß,  würben  feine  bisherigen  greunbe  lau 
gegen  ihn.  golglict)  war  e$,  als  fte  ihn  etnluben,  fetneSwegS  tt)re  2lbftcr)t, 
Steuern  an  ben  neuen  Sanbe£r)en-n  ju  §ar)len,  fonbern  fte  wollten  9ht$en 
von  ihm  stehen.    2Begen  ©elbmangelS  fonnte  $§50  fein  3Bort  nicht  mehr 


4)  Flores  histor.  @.  638  oben.   Soeben  @.  205.       2)  2>uc§e$ne  @.  523,  d. 


488 


©regortud  VII.  unb  fein  3ettalter. 


galten  unb  fanb  beßhalb  für  gut,  bte  SÄütf  reife  nach  Stalten  anzutreten. 
2lber  er  lief  feine  ©emafylin  ©erfenbto  unter  ber  -Dbfyut  jenes  ©obfrteb 
Zurütf,  bem  er  ttorfyer  Vollmacht  erteilte,  baS,  wa$  unter  ben  obwaltenbeu 
Umftänben  nötfyig  faxten,  anzttorbnen,  b.  h«  fcor  Willem  bura)  Steuern  bte 
erfa)ö:pfte  Äaffe  zu  füllen.  ^Demgemäß  err)ob  ©obfrteb  Auflagen  unb  fud)te 
eine  ^egterungöform,  bte  ber  burd)  ben  ©tur§  ber  normanntfeben  £errfd)aft 
abgefdjafften  £)rbnung  ähnlich  war,  wteber  einzuführen.  9J?tt  bem  Slugen* 
blief  jebodj,  ba  er  biefen  2ßeg  einfd)lägt,  ergeben  ftcf)  bte  (Einwohner  ber 
9ftatne  wtber  ihn.  2)er  (St)ronift  fagt:  „fte  Ratten  befdjloffen  geeignete 
Maßregeln  ju  ergreifen,  bamit  fte  in  3ufunft  Weber  tton  ©obfrteb  noch 
tton  trgenb  fonft  einem  Slnbern  unterbrüeft  werben  tonnten." 

(Sine  grua^t  btefeS  23efd)luffe3  war  bie  (Einführung  ber  fogenannten 
Commune.    SÖorin  beftanb  biefelbe?  (Stgentrjümlicfyfeiten  ber  neuen 

$erfaffung  fann  man  auS  ben  Korten  beS  (5r)rontftert  felbft  nachweifen. 
2)a$  @tabtregtmettt  warb  fand)  fte  ben  abeligen  ©efchlechtern,  bte  bt^fjev 
bte  ©ewalt  befeffen  Ratten,  entriffen  unb  in  bie  ,£>änbe  son  £>brtgfeiten, 
welche  allem  Slnf^etne  nach  baö  93olf  wählte,  niebergelegt.  £)enn  ber 
9J?önch  üon  £e  Ü0?an$  fagt  ja,  baß  bie  ©enojfen  ber  Commune  ben  5lbel 
(ber  früher  9J?atne  befyerrfdjte  ober  bcJt)errfc^en  half)  mit  Waffengewalt  §um 
©e^orfam  gegen  bie  neue  Drbnung  genötigt,  ober  gar,  fowett  er  hart* 
näcftgen  Sßtberftanb  leiftete,  ausgerottet  t)abe.  3^eitenö  ftnb  bura)  (Sin* 
fe^ung  ber  Commune  bie  Abgaben  ber  fteuerpflia)ttgen  klaffen  ober  be$  ge* 
meinen  ?ßo\U  roefentltai  gemtnbert,  t^eilroeife  abgefa)afft  worben.  £)enn 
abermal  berietet  ber  (Ehronift,  baß  ba$  ftäbtifdje  §eer,  ba3  ben  Slbel  zur 
Einnahme  ber  neuen  £)rbnung  nötigte,  meift  aus  Sanboolf  beftanb.  üfticht 
für  nichts  werben  bte  Sauern  fcon  üDtoine  für  bie  Commune  zum  ©eroel)r 
gegriffen  haben,  xmb  jebermann  weiß,  baß  man  ben  größter  überall  am 
letchteften  bura)  (Ermäßigung  ber  Auflagen  gewinnt. 

2)oa)  e$  bebarf  in  legerer  £tnftd)t  feiner  €a)lüffe.  (Sin  jüngerer 
3ettgenoffe,  5lbt  ©utbert  fcon  Sftogent  bei  (Eoucty,  ber,  im  3af)re  1053  ge* 
boren,  1124  ftarb,  fagt1)  in  fetner  ftm  ifytn  felbft  »erfaßten  fiebenSbe* 
fchretbung:  „Commune,  ein  neues  unb  gar  böfeS  2Bort,  hat  bte  SBewanbt* 
niß,  baß  bie  (Steuerpflichtigen  ihren  ©ebtetern  l)infort  nur  einmal  im  3af)re 
ben  fchulbtgen  3tnö  entrichten,  unb  für  etwaige  Vergehen  nur  bte  ttom 
©efe£e  fcorgefd;rtebene  33ttße  leiften,  bagegen  oon  allen  anbern  Abgaben, 
welche  fonft  £erren  tt)rcn  porigen  aufzuerlegen  pflegen,  gänzlich  befreit  ftnb." 
£)te  (Sommune  ober  baS  felbftftänbtge  ©tabtregtment  war  bte  gorm,  unter 
Welver  im  Saufe  be$  11.  3ahrhunbert$  ba6  bemofrattfa}e  Siefen  fta) 
Sahn  brach. 


•)  S3ouquet  XII,  250. 


93ierteö  93udj.  ($a£.  24.  Sityetm  totebev  in  bet  9iovmanbte.  Commune  in  Sftatne.  489 


Uebrtgenö  lag  ber  Drang  nad)  ßommunen  bamalö  in  ber  geiftigen 
2uft,  rote  vor  1848  baS  ©efcf)ret  nad)  freiftnmgen  Verfaffungen.  3m 
Pommer  1076,  bret  3af)re  nad)  bcm  Vorgänge  von  £e  9J?anS,  würbe,  rote 
id)  früher1)  geigte,  eine  Commune  in  lammend)  errietet,  fd)on  2  3af)re 
früher  Ratten,  rote  fpätetv  bargetfjan  werben  foll,  bte  Bürger  von  (£ölu  — 
obwofyl  ntd)t  gegen  baS  9t>td)3oberr)auvt  —  fonbern  gegen  ifyren  (Srjbifdwf, 
ber  fretlta)  @runbf)err  von  (£öln  war,  2leljnlid)e3  unternommen.  (Settbem 
mad)te  bte  Commune  über  ein  3al)rl)unbert  lang  9^unbc  burdj  bte  @täbte 
3taltenS,  ©ermanienS,  granctenS.  Ausgegangen  aber  tft  fte  von  9MlanbS 
dauern.  2BaS  bort  bte  *ßatarta  juberettete,  trieb  eine  glamme  empor,  bte 
in  l)alb  (Suropa  §ünbete. 

3mmerr)tn  war  8e  9J?anS  ber  erfte  £)rt  bteffeitS  ber  Alpen,  wo  baS 
SBeifpiel  9)?atlanbS  9?ad)al)tnung  fanb.  9?un  r)at  eS  in  ber  lombarbtfd)en 
^auptftabt  langer  Vorbereitungen  unb  fefyr  günfttger  Umftänbe  beburft,  er)c 
bort  bte  ©emetnbefreifyeit  tnS  Seben  trat.  3ft  eS  glaublich,  baß  baS  Volf 
ber  2anbfd)aft  9Q?atne,  baS  faft  mit  einem  ©d)lage  von  ber  «ftnedjtfdwft 
§ur  ©etbftregterung  überging,  einen  folgen  SQSec^fef  ot)ne  ben  @dm$  einer 
fremben  tt?or)ftr)ättgen  £anb  burd)§ufür;rett  vermoorte?  3er)  fage  nein!  wenn 
fo  etwas  gelingt,  gefa)tel)t  eS  in  ber  9tegel  nur  burd)  ben  Sßetftanb  einer 
vernünftigen,  gearteten,  ber  §errfd)aft  funbtgen  unb  worjlorganiftrten  ©e* 
walt.  2ßer  f)at  aber  ben  bürgern  von  2e  9QknS  bei  ($tnfür)rung  ber 
Commune  geholfen?  £)l)ne  grage  ber  bortige  93ifd)of  Arnalb. 

VewetS:  alö  bte  bewaffnete  9D?annfd)aft  t>on  9J?aine  gegen  ben  ber 
greifyett  abgeneigten  SBurgfyerrn  von  (Stile,  «gmgo,  auSrüdt,  §teJ>t  bte  gefammte 
©eiftltd)fett,  ben  23tfd)of  an  ifjrer  @pt#e,  mit  Äreuj  unb  gähnen  bem  £eere 
voran.  Arnalb  fyat  alfo  bte  Bewegung  nict)t  nur  gut  geheißen,  fonbern 
beförbert.  3*witenS  nad)bem  baS  £eer,  von  pantfebem  (Bereden  ergriffen, 
auSeinanber  geftoben  war,  nafym  SBurgrjerr  £ugo  ben  23ifd)of  Arnalb  ge* 
fangen,  er  berjanbefte  itya  alfo  als  einen  2Dcitfd)ulbtgen ,  ober  vielmehr  alö 
Anfttfter  ber  Commune.  Drittens  faum  r)at  ©obfrteb  von  üftatyenne  burdj 
Verratl)  bte  33urg  ber  6tabt  £e  SflanS  überrumpelt,  als  ber  23tfd)of  eine 
Dieife  nad)  $om  antritt:  er  gel)t  alfo  bem  ehemaligen  Regenten,  gegen 
welken  bte  (Commune  §unäd)ft  gerietet  war,  forgfam  aus  bem  £ßeg,  unb 
§war  offenbar,  weil  er  beffen  9^act)e  fürchtet.  Sarum  wirb  Arnalb  gerabe 
nad)  *Rom  gereist  fein?  3cf)  benle  barum,  weil  er  bort  klagen,  bie  -- 
wie  er  wußte  —  ber  8  bis  10  Monate  früher  nadj  Stalten  jurüdge* 
fommene  SJcarfgraf  A§§o,  ein  Vertrauter  ber  $trd)enpartf)et,  wiber  h)n  er* 
^oben  fyatte,  entgegen  arbeiten  wollte. 

Viertens  auf  ber  ^üdretfc  aus  9?om  begriffen,  wirb  Arnatb  burd) 


l)  «anb  I,  116. 


490 


$aBfl  (SregortuS  VII.  unb  fein  Beitalfer. 


A§$o'3  teilte  verhaftet  unb  fteben  Monate  gefangen  gehalten.  2)a6  I>ei#t 
abermal:  5t^o  Jjat  ben  S3ifcf^of  alö  Anftifter  ber  (Commune  von  £e  9D?an3 
bebanbelt.  Aber  noch  etwas  AnbereS  folgt  barauS,  nämlich  bteß,  baß  ber 
93?arfgraf  bie  Hoffnung  aufgegeben  i)atte ,  in  9fom  gegen  Arnatb  Stecht  §u 
ftuben,  benn  fonft  würbe  er  nimmermehr  gegen  einen  ^Mfctiof  §u  bem  ^öcbft 
bebenden  ÜDtfittel  ber  (Eelbftf)ülfe,  baö  if)m  nachher  in  ber  $hat  übel 
genug  befam,  gefchritten  fein. 

3m  Angefleht  ber  eben  entwicfelten  ^atfacben  fdjeint  eö  mir  unjwetfel* 
r)aft,  baß  in  Se  S0ton$  bie  Commune  unter  eifrigfter  9(ftitwirfung  5lrnalb^ 
eingeführt  werben  ift.  Sollte  nun  ber  23tfct;of  bie  Verantwortlichfeit  etne6 
fo  bebenflichen  Unternehmend  auf  ficr)  allein  genommen  haben?  ©ehr  ftarfe 
©rünbe  jeugen  gegen  biefe  an  fid)  unglaubliche  —  man  fann  fagen  un* 
clerifaltfche  —  Vorau$|e£ung.  9?aa)  Aufrichtung  ber  Commune,  §u  einer 
3ett,  ba  bie  neue  £)rbnung  buret)  bie  Umtriebe  @obfrieb6  von  9J?atyenne 
bebroht  ift,  wenbet  ftdj  Amalb  an  *ßetrt  Schwelle,  fud)t  bort  §ülfe.  3cb 
frage,  ift  bteß  nicht  ein  23ewetö,  baß  er,  ehe  er  bie  £anb  an'S  2Öerf  legte, 
ftch  ber  3uftwunung  t>eö  *ßabfte3  ^erftdt)ert  haben  muß;  benn  nur  wenn 
bteß  vorangegangen  war,  burfte  er  h°ffen/  ©ehör  §u  ftnben.  §ie§u 
fommt  noch ,  baß  2)te,  welchen  Arnalb  gegenüber  ftel)t,  burchauö  wie  Seute 
hanbeln,  welche  bie  Ueberjeugung  he0cn/  bex  93ifcr)of  von  £e  Wlan$  habe 
einen  mächtigen  $ütfl)alt  hinter  fid).  2)er  ^Burgherr  von  Stile  nimmt  Arnatb 
gefangen,  gibt  ihn  aber  ntebt  nur  balb  wieber  frei,  fonbern  legt  auch  fyw* 
fort  ber  Commune  von  £e  9D?an6  feine  weiteren  (Schwierigfeiten  in  ben  Seg. 

933te  fann  man  bieg  anberö  erflären,  als  burch  bie  Annahme,  ber  ge* 
fangene  Arnalb  werbe  bem  Burgherrn  ju  @emütl)e  geführt  fyäbm,  baß  bie 
Commune  von  £e  Wlan$  unter  bem  Schule  einer  l)öt)crn  9ftad)t,  als  ber 
be$  bortigen  33tötr)um^,  ftet)e.  9?odj  mehr !  gleich  bem  Burgherrn  von  Stile 
vergreift  ftch  9Jkrfgraf  A§§o  an  bem  SBifchofe  unb  hält  ihn  7  Whnak  lang 
in  Vanben.  *piö£ltch  aber  entläßt  er  ihn  au$  bem  Werfer,  letftet  überbieß 
firchliche  ©enugtr)uung  für  baö  begangene  Verbrechen  unb  befchenft  ben 
befreiten.  SBtrb  A^o  ftch  btefer  Demütigung  aus  eigenem  Antriebe 
unterworfen  haben?  @cwiß  nicht!  er  muß  burch  eine  unwiberftehltche  getft* 
liebe  sJJ?acht,  ben  *ßabft,  ba§u  genötigt  worben  fein.  Arnalb,  Urheber  ber 
Commune  von  2e  9J?an6,  genoß  alfo  ben  Sd)U$  beS  Statthalters  $etri. 

Sticht  auö  Abneigung  ober  gar  Untreue  gegen  ben  Normannen  20311* 
heim,  ber  big  1072  fein  Sanbe^herr  war,  fonbern  barum,  weil  nach  Aug* 
bruch  ber  von  A^o  erregten  Unruhen  fein  anberer  Ausweg  gefunben  werben 
fonnte,  fyat  S3tfcf?of  Arnalb  bie  Aufrichtung  ber  Commune  begünftigt.  3$ 
muß  auf  ben  93ertcbt  ber  (£f)ronif  von  £e  Wlan§  §urücffommen  unb  ben* 
felben  vervollftänbigen.  9?ad)bem  ber  9J?önd)  erzählt  hat,  wie  bie  mit  ber 
normannifeben  ^errfchaft  un§ufrtebene  ^arthet  in  ber  s3ftatne  ben  Italiener 


93terte3  93ucfy.  (5aV-  24.  3BiI^etm  toteber  in  ber  OJormonbie.  (Sommune  in  Sttaine.  491 

3ljjo  herbeirief  unb  nun  bfc  Vefarjitngen  2ötlhelmö  au£  €tabt  unb  Sanb 
»erjagte,  fäfjrt  berfelbe  fo  fort:  „al$  SBifcbof  5lrualb  fat),  wa6  gefabelt 
war,  »erließ  er  eilcnbö  bte  €>tabt,  bamit  nicbt  ber  Verbacht  auf  i$n  falte, 
al£  l)ätte  er  bte  93ürgerfd)aft  §ur  Untreue  »crlettct,  fcbtffte  nach  (£nglanb 
hinüber  jum  jtöntg  unb  fanb  bort  gnäbige  9lufnar)me.  Stuf  bie  9?ad)ri*t 
hteoon  fiel  bie  *ßarthet  2(^o'6  in  ße  9)tan$  über  alles  (Sigentlntm  be$ 
SBtfcbofö  tyx  unb  belegte  e3  mit  Vefd)lag.  £)eßhalb  verweilte  Slrnalb  nur 
furje  $c\t  in  Gntglanb  unb  fefjrte  bann  mit  Urlaub  be3  Königs  unb  reiav 
lid?  »on  ü)m  befebenft  an  feinen  btfd)öfltd)en  <&\§  jurücf.  Allein  Sfeo'S 
^jarthei  nahm  ihn  aus  £aß  gegen  Lintig  2Bi(t)e[m  nicht  in  bie  6tabt  auf, 
fonbern  Slrnalb  mußte  mit  feinen  ^attSgettoffen  im  Älofter  $um  tyil  Vitt* 
cenj,  baö  außerhalb  ber  dauern  lag,  verbleiben,  bte  ber  ftäbtifche  (Eleru3 
mit  ben  @egnern  einen  Vertrag  abfchloß,  in  golge  beffen  bem  53tfd?ofe 
enblia)  bie  9tutffef)r  geftattet  warb." 

£)ie  glucbt  5lrnalbö  nach  Qmglanb  fällt,  wie  ich  oben  jeigte,  allem 
2lnfd)eine  nad)  in  ben  §erbft  1072,  ba  Wilhelm  ilrieg  gegen  (Scbottlanb 
führte.  £)hne  3roetfel  hat  23tfch°f  *>om  Könige  £ülfe  begehrt,  aber 
Seljterer  fonnte  fte  nicht  fogleich  gewähren,  weil  ber  ^ampf  gegen 
9)calfoIm  feine  Gräfte  in  Slnfyruch  nahm.  5116  nun  Slrnalb  Votfa)aft 
erhielt,  baß  all'  fein  in  £e  Wlanü  §urüdgelaffeneS  (Stgenthum  fchroer  be* 
broht  fei ,  fet)rte  er  mit  Urlaub  beg  $ömg3,  aber  obtte  roefentlicbe  Untere 
ftü^ung  jurücf.  2)aö  ty\$t,  SBilhelm  hat  ihn  auf  ba3  fommenbe  3ar)r  »er* 
trb'ftet,  »orerft  aber  e6  bem  23ifd)of  überlaffen,  fieb,  fo  gut  e$  gehe,  auö  ber 
Verlegenheit  $u  Reifen.  23et  feiner  $üdfef)r  ftnbet  Slrnalb  bie  $hore  w* 
fchloffen,  unb  nur  ein  Vertrag  mit  ber  Vürgerfchaft  öffnet  ihm  biefelben. 
tiefer  Vertrag  muß  ber  erfte  (schritt  jur  Einführung  ber  Commune  ge* 
wefen  fein,  muß  auSbebungcn  fyabtn,  baß  5lrnalb  bte  neue  £>rbnung  be* 
günftigen  werbe.  2)enn  fur§  barauf  beginnt  bie  Vewegung  unb  Slrnalb 
jeigt,  inbem  er  bem  53ürgerr)eere  mit  $reu$  unb  gähne  »oranjteht,  burch 
bie  %^t,  baß  er  ba$  @efcher)ene  billige. 

9cad)  Verfluß  »on  8  m  10  Monaten,  im  £erbfte  1073,  erlernt 
Äöttig  Wilhelm  mit  ^eereömacbt  »or  £e  9D?an3  unb  nimmt  bte  6tabt 
burch  Vertrag  ein.  2Bie  [teilte  er  ftet)  nun  §ur  Commune  unb  ju  bereu 
33efcbü^er,  bem  23tfchof  Slmatb?  Skr  9>J?önct)  fagt:  „Wilhelm  beftätigte  bie 
alten  greihetten  unb  ©erechtfame  ber  33ürgerfchaft,"  unb  weiter:  „fettbem 
lebte  ber  S3tfd}of  in  9fur)e  unb  grieben  bis  an  fein  (Snbe."  £)a  nicht  wohl 
einjufehen  tft,  welche  gretheiten  8e  9Jcanö  unter  ber  $lbel$*  unb  ©rafeiu 
herrfchaft  »or  1073  genoffen  höben  foll,  fo  fcheint  cS  mir  geraden,  unter 
ben  Einrichtungen,  welche  ber  33aftarb  gut  hieß/  bie  (Commune  ober  wenigftenö 


l)  S3ouquct  XII,  539,  c.  d. 


492 


$abft  ©regottuS  VII.  unb  fein  Bettalter. 


einen  guten  Sfeetl  ber  $Äec&te,  bfe  fte  gefcfeaffen  featte,  ju  begreifen.  5luf 
benfelbett  Erfolg  n^ciöt  SSMlfyelmS  Vcrfeältntf  ju  Slrualb  fem.  konnte  ber 
9J(öncfe  fagen,  baß  5lrnalb  feitbem  im  grieben  lebte,  wenn  ber  Äönig  burcfe 
völlige  Vernichtung  ber  Commune  bem  2lnfefeen  beS  23ifcfeof3  einen  tobt* 
Itcfeen  Stretcfe  wrfcfct  fechte? 

(Sin  weiterer,  unb  §war  ein  gcwtcfetiger  ©runb,  ben  bte  ©efcfetcfete 
granfreicfeS  liefert,  fommt  feinst,  ©egen  (Snbe  be$  11.  unb  $u  Anfang 
be£  12.  3aferfeunbcrt$  entftefeen  in  ben  ©täbten  be6  nörbltcfeen  9fJeuftrten6, 
ntcfet  fern  oon  bem  ©cfeauplafce  ber  oben  erjäfelten  SBegebenfeetten,  §u  9?oi;on, 
SBcau&atS,  6t.  Duentin,  £aon,  2lmien3,  (SotjfonS,  ©enS,  OffeeimS,  eine 
^etfee  fcon  Kommunen. l)  3cfe  fage  nun ,  nimmermefer  würbe  bieg  gelungen 
fein,  wenn  ber  erfte  §u  £e  -BRcmS  gemacfete  Sßerfucfe,  bürgerliche  gretfeeit  auf 
neuftrtfefeem  23oben  anzupflanzen,  gänsltcfe  mißglückt  wäre,  etilen  2ln§etgen 
naefe  feat  ber  Normanne  2ötlf)elm  ntcfet  geroagt,  baS  2Öerf  bc6  SßtfcfeofS 
5lrnalb  t>on  £e  Wlan$  unb  ber  römifefeen  $trcfee  um§uftoßen.  (Srbaut 
Wirb  er  freiliefe  wenig  baoott  gewefen  fein,  beim  gewaltige  ^errfefeer,  wie 
er,  lieben  bte  ©elbftftänbtgfett  ber  kleinen  niefet.  9te  in  einer  ^tnftebt, 
benfe  tefe,  bürfte  ifem  bte  Commune  £on  £e  9)?an$  gefallen  feabeu.  ©ie 
war  ein  ©egengtft  wtber  baö  eferfücfettge  treiben  ber  untergeorbneten 
naftengefcfelecfeter,  wie  ber  gulfo  oon  2lnjou,  ber  ©obfrteb  oon  9J?atyenne 
unb  anberer  ©auföntge,  bie  unter  ber  9J?aöfe  be$  in  ber  Sttatne  ange* 
Zettelten  ©ptetö  ftefe  an  bem  gefeaßten  Normannen  §u  reiben  fuefeten. 

Vetteren  Sluffcfeluß  über  bie  bamaligen  Verfeältntffe  SStlfeelmS  zur 
Ärone  granfretefe  unb  jum  römifefeen  ©tufele  geben  (Sretgniffe ,  bie  balb 
barauf  tu  golge  ber  Bewegung  §u  $c  9Jlan$  eintraten.  3cfe  feabe  an  einem 
anbern  Drte 2)  gezeigt,  baß  ©obfrteb  Partei  oon  Slnjou,  ber  in  früfeerer 
3ett  ben  Normannen  2Btlfeelm  feartnäcftg  befä'mpft  featte,  1060  fmberloS 
ftarb.  ©ein  (£rbe  fiel  an  jwei  Neffen,  ©öfene  ber  ©efewefter  kartete, 
gulfo  IV.,  mit  bem  ^Beinamen  beö  3^nfer^,  unb  ©obfrteb  III.,  ben  SBär* 
tigen,  bte  ftefe  in  ben  Sftacfelaß  beS  £)feetm£  tfeettten.  3ener  erfetelt  2lnjou 
fammt  ©amtonge,  btefer  bte  Souraine. 3)  gulfo  ber  3«nfer  übernafem 
gletcfe  bte  erblicfee  geinbfefeaft  feines  DfeetmS  wtber  ben  33aftarb  t>on  Kotten. 
Strglifttg  mtfefete  er  ftefe  in  bte  Girren  ber  9Jcainc,  um  bte  Sattbfcfeaft 
jugleicfe  bem  3taltener  unb  bem  Normannen  §u  entreißen.  2Bilfeelm  fann 
auf  SRacfee  unb  balb  bot  ftefe  eine  güttftige  ©elegenfeeit.  Drbertcfe  93ttalt$ 
erjafelt:4)  „naefebem  bte  Staute  berufetgt  unb  bte  §errfcfeaft  2ötlfeelm3  bort 
feergeftellt  war,  befefeloß  ©raf  gulfo  t>on  Slnjou,  'ootX  9?cib,  gewiffe  bem  9?or* 
mannen  ergebene  ©roße  §u  aücfettgen.    S3efonber^  flerfeaßt  war  ifem  3ofeann 

A)  2)ie  93etoeife  gefammett  yon  %f)kxx\),  lettres  sur  Thistoire  de  France  cap.  15  ftg. 
2)  €>Ben  @.  265.  3)  S3ouquet  XI,  138,  a.  b.  220,  a.  231,  a.  270,  c.  d.  4)  £u* 
fyöne  @.  533,  b-d. 


93ierte$  23udj.  (§a£.  24.  SBityehn  linebev  in  ber  Stonnanbie.  (Sommune  in  SWaine.  493 


be  Ia  glect)e,  einer  ber  mächtigften  Männer  im  Sanbe  2lnjou,  weil  berfelbe 
bem  Normannen  I)te(t."  S3erfterft  geftct)t  J){er  ber  (£t)ronift  ein,  baß 
2ßtlt)crm  in  ben  benachbarten  (Mieren  spartet  machte,  unb  bie  angefet)enften 
3kfatlen  jnr  Untreue  gegen  tr)re  £ef)en6herren,  bie  Heilten  Dtynaften,  verleitete. 
($r  l)at  unverfennbar  nach  ber  $errfc$aft  über  ba$  nörb(ict)e  granfreid)  geftrebt. 

Drbertct)  fät)rt  fort:  „als  3ot)ann  jtcfiere  Äunbe  erhielt,  baß  il)u  ©raf 
gulfo  bemnäctft  angreifen  werbe,  fucf)te  er  SBunbeSgeuoffcn  §u  geroinnen, 
namentlich  bewarb  er  ftct)  bei  $önig  2ßilt)elm  um  £ütfe,  bie  il)m  and) 
§ugeftci)ert  warb.  Sö3ill)elm  fchtcfte  erprobte  £auptleute  au$  ber  9?ormanbte 
mit  genügenber  Mannfct)aft,  weld)e  bie  3ol)ann  gehörigen  Orte  befefcten. 
Die  ^ad;ndt)t  fytevon  beroog  ben  ©rafen  gulfo,  ein  SBünbniß  mit  §oel, 
bem  ^erjoge  ber  Bretagne,  $u  fließen.  $oel  §og  mit  einer  großen  ©d)aar 
S3retagner  bem  ©rafen  ju  «gmtfe,  unb  33etoe  brachten  3ot)ann  fammt  feinen 
§ugejogenen  geifern  in  t)arteö  ©ebränge.  Allein  nun  bot  jtönig  2Bill)elm 
abermal  feine  Normannen  unb  2lngelfachfen  fammt  anbem  il)m  tmterttyfr 
nigen  Stämmen  auf,  unb  rücfte  mit  einem  ^eere,  baS  80000  6tretter 
gejault  l}aben  foll,  in  Slttjou  ein.  @leichwol)l  wichen  gulfo  unb  £oel  vor 
einer  folgen  Mad)t  md)t  §urücf ,  fonbern  festen  mutf)ig  über  bie  Sotre,  ver- 
brannten  bie  6dn'ffe,  bamit  feiner  tt)rer  Seute  ftct)  burct)  bie  glud)t  retten 
fönue,  unb  [teilten  ftct)  §unt  Jlampf." 

„Dennoch  warb  ber  ©trett  ntdt)t  mit  Saffen  einschieben;  benn  im  £ager 
be$  Königs  erfctjtenen  ein  (£arbinal^re3bt;>ter  ber  römifd)en  $trct)e  unb 
etltdtje  Mönche,  welcbe  jum  grieben  rieben  unb  auch  ihre  2lbftd;t  burch* 
festen,  ba  mehrere  normannifche  ©rafen,  welche  ben  «ftrieg  gegen  5lnjou 
für  ungerecht  hielten ,  berfelben  Meinung  beitraten.  5ln  einem  Orte ,  ber 
23lanfalanb,  fonft  auch  23rm;ere3  tyxfyt,  fam  ein  Vertrag  unter  folgenbeu 
SBebtngungen  §u  ©tanbe:  ©raf  gulfo  von  Slttjou  tritt  bie  ©raffcf/aft  Maine 
mit  allen  fechten,  welche  ber  junge  9tformannenher§og  Robert,  be$  Königs 
(Srftgebomer,  burd)  feine  SBraut  Margaretha  von  ©raf  Heribert  II.  geerbt 
hat,1)  an  eben  biefen  «§>er§og,  be3  Königs  @ot)n,  ab.  Dagegen  erfennt 
Robert  ben  ©rafen  gulfo  al6  £er)enherm  ber  Maine  an  unb  leiftet  ihm 
^ulbtgung;  alle  Einwohner  ber  Sanbfchaft  Slnjou,  weldje  gegen  gulfo  für 
ben  Lintig,  unb  umgefehrt,  alle  Snfaffen  von  Maine,  welche  für  gulfo 
gegen  2Btlt)elm  *Partf)et  ergriffen  fyaUn,  werben  bcgnabtgt."  Drbertch 
fließt  feinen  Bericht  mit  ben  Korten:  „ber  Vertrag  von  53lanfalanb  blieb, 
fo  lange  $bmg  Sötlrjelm  lebte,  §um  9Sortf)eil  betber  %l)tik  aufrecht." 

Die  kämpfe  in  Maine  Jjaben  auS  ben  früher  angeführten  ©rünben 
bie  in  ben  ©pätherbft  1073  gebauert.  Da  nun  Drbertch  fagt,  baß  $önig 
Wilhelm  bie  $ngelfad)fen  unb  Normannen  §um  jweitenmale  aufbot,  wa£ 


')  <5iel)e  oUn  <§.  266  flg. 


494  ©rcgortuö  VII.  unb  fein  3eÜaltet. 

eine  vorangegangene  Gnttlaffung  bc$  £eere&  vorau6fe£t,  ba  ferner  $u 
Sßollftrccfiing  einet  folgen  ^tufgebotö  geraume  3ett  erforbert  warb,  bleibt 
ntcbtS  Ruberes  übrig,  als  ben  gelang  nach  5lnjou  in  ba$  folgenbe  Satyr 
—  nämlich  1074  —  $u  verfemen.  Rubere  3^9niffe  ftimmen  ju;  laut  ber 
SluSfage 4)  beö  glorentiuS  von  2Borcefter  weilte  2Bilt)etm  vom  3af)re  1073 
bte  jum  £crbfte  1074  in  ber  9?ormanbie,  waS  er  wof)l  niebt  gettyan  haben 
würbe,  hätten  ifyn  nicht  brütgenbe  @efd)äfte,  Wie  ber  ßampf  gegen  gulfo, 
bort  feftgetyalten.  -»Reben  bem  ©rafen  von  2lnjou  erfchetnt  ber  33rctagner 
£oel  alö  £auptgegner  beö  Könige.  9?un  war  ber  erftgeborne  (Sotyn  unb 
nachmalige  (Srbe  £oel6,  SlHan  gergan,  mit  2ßi(tyelm  nach  (Snglanb  ge* 
$ogen  unb  hatte  als  2of)n  feiner  bort  geleifteten  2)tenfte  beträcbtlid)e  ?etyen 
erhalten.2)  golgltch  muß  mittlerweile  ein  3ern>öifni|  jroifctyen  2ßütyehn 
unb  bem  £aufe  ber  ^Bretagne  eingetreten  fein. 

Ueberall  flößt  man  aufspüren,  baß  fett  völliger  ^eftegung  ($ttglanb£ 
bem  Könige  gefctyäfttge  £änbe  entgegenarbeiten,  um  ein  wetteret  28ad)3* 
tr)um  feiner  Wlacbt  §u  tyemmen.  (Subita)  ber  (Streit  beS  Normannen  mit 
gulfo  wirb  nietyt  bura)  Staffen  angefochten,  fonbern  bureb  llntertyanblungen 
vermittelt.  (Sin  römtfetyer  (Sarbtnal  unb  ungenannte  f£Röncf)e  werfen  ftd) 
jroifctyen  bte  fantyfberetten  (Gegner  unb  fdjrctben  vor,  waö  ju  gefebetyen  habe. 
(£$  ftnb  bte  Legaten  bee  neuen  ^abfteö,  ©regortuS  "VII.,  welche  bae  2lbenb* 
lanb  nach  allen  Dichtungen  burd)jtel)en ,  bie  Heilten  unb  großen  §öfe  über* 
wachen  unb  eingreifen,  wo  e$  notf)  tfmt.  2Bir  ftnb  jefct  im  Staube,  ein 
©efammtbtlb  vom  bamaligen  SBerhältntffe  bet  Normannen  jum  6tutyle  *ßctrt 
unb  §um  franjöftfctyen  §ofe  §u  entwerfen. 

Dtyne  grage  war  e$  ^tltpp  1.,  ber  ben  Slufftaub  tu  SWatne  gegen 
bie  normannifetye  ^errfctyaft  anbettelte.  Allein  $etri  Statthalter  billigte 
biefe  Bewegung  nid)t,  SDfarfgraf  5lj§o,  *ßhütM>$  2Bcrfjcug,  muß  ruhmlos 
nad)  Stalten  jurüeffc^ren  unb  wirb  midier  genötigt,  bem  33tfctyofe  Slrnalb, 
SBeftfrberer  ber  Commune  von  £e  Sftanö,  an  bem  er  ftch  hatte  rächen  wollen, 
©enugtbuung  §u  letften.  3n  ber  ^tyat  hätte  ba3  in  Wlaint  leia}tftnnig 
vom  fran$öftfct)en  §ofe  ange^ünbete  geuer  nur  baju  bienen  fönnen,  3«>k* 
txadjt  unter  ben  ©liebem  ber  großen  abenblänbtfd)en  $trd)enpartf)ei  §u  fttften 
unb  überbteß  bie  ehrgeizigen  Umtriebe  ber  Heilten  £)t)ttaften  p  förbern. 
deutlich  erhellt  au$  £)rbertch6  Bericht,  wa$  bie  tyrontf  von  2e  SflanS 
verfchroetgt,  nämlich  baß  ©raf  gulfo  gleich  SlnfangS  feine  §änbe  tn  bte 
3erroürfniffe  ber  D^aine  gemtfebt  hatte,  beim  fraft  beö  3Sertrag6  von  SBlanfa* 
lanb  betvilltgt  ja  2ßilhelm  ben  (Singebornen,  bie  gegen  ihn  für  gulfo  ftdt) 
erhoben,  3Serjeihung. 

OTetn  roenn  ber  $abft  2)aö,  Wae  in  ber  9Mne  von  Äo'nig  $h^W  L 


4)  Flores  bist.  ©.  637  unten  flg. 


2)  @te^e  oben  ©.  434  oben. 


93terte$  $ud;  (5a£.  24.  SMfjetm  lieber  in  ber  Jflormanbie.  (Sommune  in  Wlaint.  495 


unb  gulfo  angebettelt  roorben,  verroarf,  fo  fonnte  er  ebenfo  roenig  bie  von 
2Btlr)elm  an  bem  £aufe  von  2e  -UiftanS  verübten  ©eroaltthaten  unb  ben 
unruhigen  (Styrgeia  gut  feigen,  ber  ben  23aftarb  trieb,  eine  *Provtn$  beS 
nörb(ia)en  9ceuftrtenS  um  bie  anbere  an  ftd)  ju  reißen.  2£enn  bteß  langer 
fo  fort  ging,  roürbe  granfretch  in  unüberfefybare  23erroirrung  geftürjt  unb 
julc^t  aus  bem  Greife  felbftftänbiger  Nationen  getilgt  roorben  fein,  roaS 
*ßetrt  Statthalter  als  allgemeines  §aupt  ber  d)riftltd)en  Staatenfamilte  nicbt 
bulben  burfte.  2)enn  baS  eine  SSolf  ift  gleid)berecbtigter  Sohn  ber  Kirche, 
rote  baS  anbere.  Sllfo  mußte  ben  SBegterben  beS  23aftarbS  ein  3)amm  ent* 
gegengefe^t  »erben. 

Slber  roie?  ©elfter  von  gcroirtmltchem  Silage  roürben  bie  nahe  lie* 
genbe  2luSfunft  geroählt  fabelt,  ben  einen  ber  beiben  Könige  —  Philipp  I. 
von  granf  reich  —  auftuforbern,  baß  er  baS  Schroert  gegen  ben  ungerechten 
Machbar  in  ber  SRormanbte  stehe.  £ätte  bteß  ber  $abft  getfjan,  fo  roäre 
ein  23ruch  mit  2Btlr)eIm  erfolgt  unb  baburd)  ber  gortgang  beS  großen  in 
(£nglanb  begonnenen  2ÖerfeS  chriftltcher  ©eftttung  unterbrochen,  vtetletd)t 
jerftört  roorben.  9cod)  ein  anbereS  Unheil  roürbe  barauS  entftanben  fein, 
jtöntg  ^Philipp  &efaf  einen  (Sr)arafter  ber  2lrt,  baß  große  3been  nie  auf 
ihn  roirften.  Gittern  folchen  gürften  bie  Staffen  in  bie  £anbe  geben,  ift 
mehr  als  gefährlich-  ©regor  VII.  hütete  ftcf)  roorjl,  fo  ju  hobeln.  Sein 
Scharfftnn  entbeefte  in  ber  sD?atne  felbft  baS  geeignete  Littel  ber  9Borfer)r. 

Durch  eine  bürgerliche  33erfaffung,  welche  Stabt  unb  £anb  erhielt, 
rourben  bie  (£tnroor)ner  angeleitet,  ftdt)  felbft  §u  regieren,  bamit  fte,  im  galt 
bie  Könige  beharrlich  Erfüllung  ihrer  Pflichten  verweigerten ,  feiner  monar* 
ct)ifcr)en  Leitung  bebürften.  2)ie  tyit  roar  gekommen,  roo  neben  ben  23e* 
fugniffen  ber  gürften  unb  beS  9tbelS  auch  bie  9J?eiifcr)enrecr)te  ber  nteberen 
klaffen  ntr  »ollen  ©eltung  fommen  follten.  9cun  gibt  eS  feinen  fixerem 
2ßeg,  bte  greifet  2111er  ju  fernen,  als  roenn  man  bie  SBölfer  burch  ver* 
nünftige  ©efefce  befähigt,  im  9cothfall  auch  ohne  Xtyom  auf  eigenen  güßen 
§u  ftehen.  23eibe  (St)roniften ,  tt>eldt)e  bie  Vorgänge  in  ber  -DJcatne  unb  in 
5lnjou  befchretben,  Drbertct)  unb  ber  TOnct)  Don  £e  9J?anS,  verhüllen 
ftchtlich  ben  h^orragettben  Einfluß,  roelct)en  93tfchof  2lrnatb,  unb  nod) 
mehr,  roelcben  ^ßetrt  Stuhl  auf  bie  Gmtftehung  ber  Sommune  von  £e  9J?anS 
übte.  2)aS  ©efchrei:  „euer  $eicf)  ift  nicht  von  btefer  2Belt,"  baS  bie  Sb'hne 
9ctmrobS  unb  ihr  Anhang  bamalS,  voie  heute  noch,  gegen  bie  Äirche  er* 
hoben,  fchüchterte  fte  ein.  SftetaeS  Trachtens  hat  ©regortuS  VII.  bie  £)b* 
liegenheiten  beS  erhabenften  aller  irbifchen  Slemter  bei  jenem  2lnlaffe  als  guter 
Shrift  unb  als  vollenbeter  Staatsmann  erfüllt. 

£)te  weitere  (gntrotcflung  ber  Ü)inge  in  9Jcaüte  unb  Slnjou  rourbe  von 
berfelben  funbigen  ^anb  fo  geleitet,  baß  *ßetrt  Statthalter  bret  für  bie 
^ira)e  unb  baS  393ohl  §roeter  Golfer  gleich  roichttge  Swdz  erreichte.  Jttfntg 


496  $abfl  ©vegomtö  VII.  anb  fein  fritdhx. 

2Bt(f)efm  hatte,  c^e  er  in  £e  $?an6  etnriufte,  bie  grcir)etten  unb  ©erect> 
fame  ber  Stabt  beftätigt.  3)amtt  war  ein  *£etm  bürgerlicher  greifet  für 
bie  3ufH»ft  gewonnen,  3weiten3,  bte  Uebereinfunft  von  23lanfalanb  fprach 
jwar  bie  £errfd)aft  über  Sterine  bem  erftgebornen  (Sohne  2ötlt)elmö  511, 
aber  biefer  nämliche  (Solut  mußte  vorher  bie  £efyen%rrltcbfeit  be6  £aufe$ 
von  2lnjou  anerfennen.  £teburch  fjaben  bte  Legaten  be£  $abft<3  ber  $rone 
granfreid)  einen  großen  <$tenft  geletftet.  gulfo  War  VafctU  Philippe  L, 
unb  biefer  blieb  bat) er,  bura)  Vermittlung  jenes,  oberfter  Set)enöc)err  ber  Sanb* 
fchaft  9J?ahte,  ja  er  fonnte  feitbem  fein  *Red;t  nachbrücf  lieber  ausüben,  als 
felbft  in  bem  galle,  wenn  bte  9Mne  wteber  einen  eigenen  ÜHutaften  er* 
galten  fyStte.  Ü)enn  burd)  ba6  2lfterlef)en  geriet!)  Robert  §u  gulfo  in 
fehwtertge  Verhältntffe,  n>etcr)e  tlnn  ben  Stilbruch  böfet  £änbcfe*brohten. 
Ruberer  (Seite  mußte  gulfo,  um  feine  Roheit  über  ben  mächtigen  9cor* 
mannen  behaupten  §u  fönnen,  fict)  enger,  als  e6  fonft  wor)t  gefebe^en  fein 
würbe,  ber  trotte  anfepeßen.  Senn  §wet  mit  einanber  ftreiten,  J)at  ber 
Dritte  gewonnenes  (Spiel 

Subita)  —  unb  hierauf  legten  ftcberlicb  bte  Legaten  baS  meifte  ©c* 
wicht  —  enthielt  ber  Vertrag  Don  SManfalanb,  obwohl  nur  mittelbar,  aber 
gleichwohl  befttmmt,  ben  9tea)t6fa|,  baß  nta)t  mer)r  Äontg  2ßilf)elm,  fonbem 
nur  beffen  erftgeborner  Solm  Robert  wahrer  unb  gefeilterer  Ǥer$og  ber 
^ormanbte  fei.  Um  granfretchS  3ufunft  §ft  ftct)em,  ober  mit  anbern 
Sorten,  um  §u  verhtnbern,  baß  Stlhelm,  burch  bte  Eroberung  ßngtanbS 
übermächtig  geworben,  feinen  ßer)en0t)errn,  ben  Jlöutg  von  ^euftrten,  erbrüefe, 
hatte  *ßetri  (Statthalter  tn  golge  ber  geheimen  Unterhandlungen,  bte  bem 
englifcben  3uge  vorangingen,  bem  Vaftarbe  baS  3ugcftänbntß  abgerungen,1) 
baß  er,  §um  23eft|e  ber  brittifchen  trotte  gelangt,  bie  9lormanbte  an  feinen 
(Srftgebornen  abtreten  unb  ihm,  auf  ben  bezeichneten  gall  hin,  von  fämmt* 
liehen  Vafallen  r)ulbtgen  laffen  werbe. 

(Sine  vorläufige  ^ulbtgung  war  fchon  im  Sommer  1066  erfolgt  unb 
im  ^erbfte  1067  fogar  wtebertjolt  worben,  aber  jur  Abtretung  fonnte  ftdt) 
bis  bahtn  Wilhelm  noch  immer  nicht  entfalteten,  @r  hat  btefen  $unft  ber 
geheimen  Verheißungen  von  1066  theilweife  erft  1080,  gan$  erft  auf  bem 
^obtenbette  erfüllt.  9cun  führte  ihm  aber  ber  Vertrag  von  SBlanfalanb 
energtfeh  bte  begangene  UnterlaffungSfünbe  §u  ©cmüth,  benn  bte  Vefttmmung, 
baß  bte  Satire  ntd)t  bem  Vater  äßtlfyelm,  f entern  bem  «Sohne  Robert  ge* 
höre,  fd)loß  bie  anbere  in  ftd),  baß  ntct)t  jener,  fonbern  biefer  #err  ber 
9cormanbte  fei.  Der  Vertrag  machte  nämlich  bie  ©raffetjaft  Sftatne  §u 
einem  Slnhängfel  beS  ^ersogtfutmS,  unb  nur  als  rechtlicher  33eft£er  beS 
Ickern  würbe  Robert  auf  ben  23eft&  ber  erfteren  angewiefen. 


l)  ©iefje  ohm  @.  362. 


93terteS  23ud).  (Sap.  24.  2Bifljetm  totebev  in  bet  Stormanbte.  ^odf^ett  in  9lox\vid).  497 

$)te  enge  $erbinbung  mit  $etrt  ©tuf)l  Ijat  bem  Saftarbe  große  *Bor* 
tljetle  gebraut,  aber  ebenbtcfelbe  war,  im  galle  er  fta)  als  ungefyorfamer 
6of)n  ber  jttrcfje  erwieö,  ntd)t  ofme  eigentümliche  6taa)eln.  Strflid)  befam 
er  bamalö  bte  3uc^tru^e  Su  füllen  unb  §war  olnte  grage  beßfyalb,  roett 
er  bfe  oerftoroa)ene  Abtretung  magerte.  2lttd)  fonft  ftnben  fta)  ©puren, 
baß  $abft  ©regortuö  VII.  um  jene  3^*  ^m  Normannen  grollte.  Unter 
bem  4.  2tyrtl  1074  richtete  er  an  bte  Königin  $?atf)übe,  2ßilf)elm$  @e* 
mafyltit,  einschreiben,1)  worin  er  tl)re  2)emutf)  unb  tl)ren  d)riftlichen  Eifer 
lobt,  bann  aber  fo  fortfährt:  „liege  unabläfftg  beinern  Spanne  mit  Er* 
ma^nungen  an,  bie  gum  «gjette  fetner  ©eele  btenen  mögen ;  benn  wenn, 
wie  ber  Slpoftel  fagt,  ein  ungläubiger  (Seemann  juweilen  bura)  eine 
gläubige  grau  gerettet  wirb,  fo  vermag  noch  viel  mef)r  eine  gläubige  grau 
ihren  gläubigen  Wann  §ur  SBefferttng  anzuleiten. "  2)a3  war  ein  feiner 
Sinf,  baf  SBtl^elm  nicht  mehr  gan§  fo  fei,  wie  er  fein  feilte.  Ü)er  93rtef 
fällt  metneö  Erachtend  tn  bie  3?tt,  ba  bte  SSer^anblungen  wegen  ber  Sflaine 
fajwebten  unb  fpielt  auf  bie  serjögerte  Abtretung  ber  9?ormanbte  an. 

Um  bte  3>ät  ber  33eenbigung  be£  Kriegs  in  Slnjou  erfolgte  —  boa) 
nicht  bteffettS  be£  EanalS,  fonbern  in  Englanb  brüben  —  ein  brttter  Schlag 
gegen  ben  Normannen,  unb  §war  ein  <Sa)lag,  bei  bem  jule^t  bte  £anb  be$ 
fran§öftfchen  Königs  ans  £age£ltcht  l)eroortrat.  2Btlf)elm  gtfcoöbera,  ber, 
tote  ta)  oben  geigte,  im  legten  3af)re  feinet  Sebent  fta)  im  Unfrteben  tton 
bem  SBaftarb  getrennt  unb  bagegen  mit  $f)ilipp  I.  angefnüpft  IjatU,  fytnter* 
lief,  außer  ben  $wet  früher  erwähnten  (Söhnen  Stöger  unb  2Ml)elm,  eine 
$oa)ter  Emma.  $oger,  Erbe  ber  englif  eben  @üter  fetneö  SSaterS,  wollte 
bte  ©chwefter  »ermäßen.  <£>te§u  beburften  er  unb  fte,  fraft  beS  beftehenben 
£ehenred)t6,  föntgltdjer  Einwilligung.  3)te  23efugniß  ber  Jtrone,  in  folgen 
gällen  tl)re  Einwilligung  §u  geben  ober  $u  oerweigern,  war  eine  wefent* 
lta)e,  unoeräuß erliefe. 

$öntg  Sil^elm  -harte,  wte  ba$  SBetfptel  Hogers  felbft  heftetet,  ben 
(Söhnen  feiner  33afatlen  Erbliarfett  ber  säterltdjen  Seijen  jugeftanben.  2Mefe6 
3ugeftänbniß  fonnte  an  fta)  bie  golge  ^aben,  baß  bie  großen  £et)en  be3 
SanbeS  burd)  £etrarr)en  in  bie  £änbe  oon  Erben  gerieten,  bte  ber  $rone 
feine  SBürgfdjaft  ber  Sreue  boten,  fonbern  fetnbfeltge  ©eftnnungen  Regten. 
2)affelbe  bebrol)te  baljer  bie  SRnty  beö  <5taat$  mit  einer  großen  ©efafyr, 
bte  nur  bann  abgewenbet  werben  mod)te,  wenn  ber  Äönig  »olle  gretl)ett 
befaß,  el)elta)e  SSerbinbungen  ber  t)oJ)en  3Safallen  gut  ju  Reißen  ober  §u 
unterfagen.  9^an  ftel)t  bal)er,  $öntg  ^Bil^elm  mußte  aue  gebtetertfa)en 
9fücffta)ten  beö  öffentlichen  2Bol)leö  auf  5luöübung  bee  fraglichen  9?ea)teö 
beftel)en.    Er  f)at  baffelbe  geübt.    2)te  2öal)l  ^ogerö  be§üglia)  ber  33er^ 


')  Saffe,  regest.  Pontif.  9^r.  3613. 
®  f  1 5  r  e  r ,  $abji  ©regociu«  vn.  23b.  Iii. 


32 


498 


$afefi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3ettalter. 


märjlung  feiner  ©Hefter  roar  auf  ben  23rctagner  Dfabulf,  (Sari  oon  £)ft* 
anglien  ober  9?orfolf  mit  bem  @i^e  9?orroicr),  gefallen.  SBon  ber  Sflor^ 
manbte  auö  oerroeigerte  j?önig  2Bilf)elm  feine  föniglicbe  (Sinroilligung.  *) 

%xc%  be6  Verbots  f  dritten  9foger  unb  Olabulf  §ur  £t)at.  3n  bem 
©ebiete  beö  2e£tcren  tourbe  ein  pracfytoolleö  ,£od)jeit3feft  jugerüftet,  bei 
roelct;em,  oon  ben  betben  fünftigen  ©cfyroägern  eingelaben,  oiele  angcfel)ene 
@äfte,  namentlid)  ber  Slngelfacbfe  2öaltt)eof ,  <5iroarb3  6or)n,  (Sari  von 
9?ortf)umbrien,  erfct)ienen.  6cbon  bie  einfache  £f)eilnar;me  an  einem  gefte, 
ba£  ber  Äönig  unterfagt  fjatte,  machte  bie  ©elabenen  —  fofern  fte  anberS 
ba3  Verbot  be£  Königs  fannten,  baö  faum  oerborgen  bleiben  mochte  — 
be3  Verbrechens  ber  gelonte  fa)ulbig.  Unb  roelche  2)inge  gingen  bei  biefer 
£ocr;§eit  oor!  $ogcr  unb  Dfabulf  führten  roäfyrenb  be3  ©elageS  fd)limme 
Gebert  gegen  ben  Hörrig,  nannten  itjn  einen  Scannen,  einen  9J?örber,  einen 
ber  ^errfcfyaft  unroürbigen  SBafiarb.  Sukfyt,  als  ber  Sein  bie  $öpfe  erfyijjt 
r)atte,  rücften  fte  mit  tfyren  geJjeimften  ©ebanfen  tyeroor. 

(£3  roar  barauf  abgefeiert,  ben  ^Ingelfachfen  2öaltl)eof,  als  Vertreter 
feineö  (Stammet,  in  eine  93erfct)roörung  gegen  2Mt)elm  r)inein§ureißen.  Saut 
bem  33erid)te  £)rberict)3,  ber  offenbar  fyter  treppe  Duellen  benü|te,  f»rad)cn 
Stöger  unb  ^abulf  §u  2Öaltr)eof:  „mact)e  gemeine  6ad)e  mit  unö,  unb 
bem  foll  ein  3)ritrf)eü  (Snglanbö  fein.  Unfere  Slbftcrjt  ger)t  bat)in,  bie  ef)e* 
maligen  3ujMnbe  2llbion3  roieberr)er§uftcllen,  rote  fte  §u  ben  Seiten  bc$  from* 
men  ^önigö  (Sbroarb  roaren.  (Siner  oon  un6  breien  fei  ^ö'nig,  bie  anbem 
jroei  feien  ^erjoge,  unb  ganj  (Snglanb  roerbe  unter  uns  geseilt.  2Bür)elm 
ift  mit  unüberfefjbaren  kämpfen  jenfettS  beö  ßanaleS  befcfjäfttgt,  unb  als 
geroig  barf  man  annehmen,  baß  er  nie  mer)r  nad)  (Snglanb  §urüdfef)rt.  (Sbler 
^>elb,  ©iroarbS  großer  (Sot)n !  greif  §u,  nimm  C^acitje  für  bein  unterbrücfteS 
SßolrV'  2tu3  letzteren  (Seiten  gef)t  flar  l)eroor,  baß  9Joger  unb  Sftabulf  rjaupt; 
fädjlid)  auf  9J?itrotrfung  3>rer,  ober  otelmetyr  Neffen,  ber  ben  SBaftarb  jenfettS 
beS  (Sanaleö  feftrjielt,  b.  I).  beS  fran§öftfd)en  itöntgS  $l)ili^6  I.  rechneten. 

5llle  3eiigen  ftimmen  barin  überein,  baß  2Baltt)eof  sutejjt  auf  bie  93or* 
fcfyläge  einging,  aber  mehrere  fagen  au6,  er  f)abe  folcfyeS  nur  ungern  unb 
rotber  feinen  eigentlichen  Hillen  in  ber  £t£e  beS  Seines  getl)an.  Herfen 
rotr  ^uoörberft  einen  23ltcf  auf  ben  $lan  ber  ^erfa^roorenen  unb  ifyre  Wütkl 
9toger  roar  fett  bem  Sobe  feinet  SSaterö  or)ne  grage  ber  angefef)enfte  unter 
allen  normanntfcr)en  SSafallen,  fonnte  alö  ©timmfüfyrer  btefeö  Stammet 
gelten,  unb  mit  6ia^erl)ett  ließ  ftd)  erroarten,  baß  fein  Seifoiel  oiele  Un^ 
jufriebene  fortreiße.  9^abulf  ftammte  oon  oäterlia^er  6eite  auö  bretag^ 
nifc^em,  oon  mütterlicher  au^  angelfäa;ftfcf)em  33lute,2)  er  befaß  bebeutenbe 


*)  Chronic,  saxonic.  ed.  Gibson  182.  Flores  histor.  <S.  638.  SDuc^eÖne  @.  534  flg. 
@aütlc  6. 104  unten  flg.     2)  3Kon  i?ergl.  bie  53en?eiöfieHen  bei  Sa^enberg  II,  122.  Sttote  2. 


93ievteö  93udj.  ßa£.  24.  SBiUjelm  toieber  in  ber  9iormanbie.  Jpocr)jeit  in  9lortotc§.  499 

©üter  in  ber  Bretagne,  namentlich  bte  (Schlöffer  2£aber,  Sftontfort,  fammt 
ber  6tabt  2)ole,  ftanb,  wie  ber  (Srfolg  beroteS,  mit  bem  ^er^Oßltc^en  £aufe 
ber  Bretagne  in  enger  SBerbtubung,  furj  9fabulf  nahm  ben  erften  SRang 
unter  ben  Sretagnern  ein,  bte  jablretch  im  ^>eere  be$  jlöntgö  btenten,  unb 
übte  übervotegenben  (Sinfluß  auf  biefe  feine  £anb$leute.  2£a(tIjeof  bagegcn, 
nebft  (Sabrif  ber  einige  2lngelfacbe,  ber  bis  bal)tn  eine  ehrenvolle  Stellung  §u 
behaupten  geroußt  hatte,  »ertrat  ba$  alte  (Snglanb,  ben  unterbrücften  (Stamm. 
9?ta)t  umfonft  bemühten  bie  beiben  Zubern  ftcb  fc  emftg  um  2Baltf)eofe 
Seitritt,  fte  regneten,  baß  oiele  2utgelfad)fen  U)m  folgen  roürben. 

2ßetter  roor)nte  9foger  als  (Sari  von  £creforb  an  ber  ©ränje  von 
2Bafe£  unb  fonnte  bafjer  baö  borttge  93olf,  ba3  in  beftänbigem  Kampfe 
mit  bem  Eroberer  (Snglanbö  lag,  leicht  an  ftcb  gießen.  CfabutfS  £ef)en  be* 
griff  ba$  burch  bte  früheren  Slufftänbe  von  dh)  bura)tvüh(te  jtüftengebiet 
£>ftanglten3  in  ftch,  reo  orauöftc^tltcr)  noch  immer  unter  ben  Sanbberoof)* 
nern  ein  @etft  ber  Empörung  gätjtte,  jene  ©raffebaft  bot  bal)er  fel)r  taug* 
liebe  ^ilf^fräfte  für  eine  (Scbtlberhebung.  9?ocr)  günfttger  gelegen  erfchemt 
2ßaltf)eofö  Umgebung:  er  faß  auf  ber  bebrot)teften  SÖtarfe  beö  normanntfehen 
3nfelreichö.  3)te  (Rotten  waren  feine  9kd)barn,  bie  9?efte  ber  in  ben  3ah* 
ren  1069  unb  1070  ber  $acf)e  SBtlhelmS  entronnenen  5lnglobänen  feine 
Untergebenen.  9?tcht  fcr)roer  fonnte  eS  ihm  »erben,  mit  ben  (Sitten  ein 
SBünbnifj  ju  fd)ließen,  bte  5lnbern  unter  feine  gähnen  §u  fammeln.  9J?an 
ftet)t  baf)er,  bte  SSerfchroörung  von  ^orrotd)  hat  alle  bem  Röntge  fetnbfeltgen 
(Elemente  mit  merfroürbtger  Umfielt  in  einen  knoten  §ufammengebunben. 

•ftach  bem  Berichte  ber  (£f)roniften  foUte  man  glauben,  als  fei  ber 
erfte  ©ebanfe  ber  neuen  Bewegung  roährenb  beS  £odb$ettfefte8  aufgefetmt. 
Allein  bie  «Sache  verhält  ftch  anberS.  9fabulf  unb  Stöger  fdjlugen  furj 
nach  bem  gefte  loS  unb  führten  jtvet  flehte  £eere  ütS  gelb.  Darauö 
folgt,  baß  fte  feit  längerer  %cit  Vorbereitungen  getroffen  Raiten.  5Rodt) 
mehr,  im  ^erbfte  beS  nämlichen  SahreS  1074  erfetten,  von  ben  9Serfchtt)orenen 
ftu  £ülfe  gerufen,  eine  bäntfebe  glotte  an  (SnglanbS  Dftfüfte.  (5lt)e  bie  §u 
btefem  3wecfe  nötr)tge  Unterhanblung  mit  bem  ^öntg  (Sroen  (Sftrtbfon  been* 
btgt,  ehe  bte  glotte  felbft  auSgcrüftet  »erben  unb  (Snglanb  erreichen  fonnte, 
mußten  Neonate  hingehen.  3)er  $lan  roar  alfo,  —  roentgftenS  roaö  Sftabulf 
unb  Stöger  anbetrifft,  —  von  Leitern  her  angelegt,  roenn  auch  2QSaltt)eof 
erft  roährenb  ber  «£)Och$ett  §u  förmlichem  Settritt  beftimmt  roorben  fein  follte. 

Sßaltheof  hielt  fein  ben  beiben  2lnbem  gegebenes  2Bort  ntebt.  3)te 
metften  3eu9ett  behaupten,  baß  er  an  einem  ber  näehften  £age,  vor  ben 
möglichen  golgen  ber  Verfchroöruttg  jurücfbebenb,  §um  (Srjbtfcbofe  Sanfranf 
ftch  begab,  ihm  mttthetlte,  roaS  er  roußte,  bann  auf  beö  ©rjbtfchofö  9tath 
etlettbö  nach  ber  ^ormaubte  r)tnüberfcr)iffte ,  unb  bem  Könige  baö  ©ehetm^ 
ntß  entbeefte.    tyflan  fann  biefe  5(uöfage  nicht  in  3wdfe*  Riehen,  aber  eine 

32  * 


500 


$afcjt  ©vegoriug  VII.  unb  fein  Stitaltzx. 


anbete  grage  tft,  ob  ber  (Sari  sott  9cortf)imtbrten  au6  Vt)trHicf)er  9teue  ba$ 
©eftänbntß  ablegte,  ober  tttelmer)r  titelt  bef t)a!6,  roeit  er  in  (Srfafyrung  ge* 
bracht  r)atte,  baß  bte  ^Berfc^toörung  bereits  burd)  Rubere  Serratien  roorben 
fei,  imb  beßfyalb  burd)  fd)etnbare  £)ffenf)ett  auf  Soften  9tabulf6  unb  $o* 
gerS  fein  bebrof)te6  £eben  retten  wollte.  Die  (Strafe,  roela>  2ßtlr)elm  naaV 
r)er  über  ben  (Sari  fcon  9cortf)umbrten  »erhängte,  l)at  bem  Könige  t>or  800 
Sauren  folgen  §aß  angezogen,  unb  toirb  bte  auf  ben  heutigen  Sag  *on 
neueren  <Scr)rtftftellern  fo  bitkx  gefabelt,  baß  bie  ©eredjtigfett  üorfdjretbt, 
bie  ©adje  genau  ju  prüfen.  Dteß  tft  mögltd),  roett  mehrere  amtltcbe  Briefe, 
roelct)e  (Sr$btfct;of  Sanfranf  im  Pommer  1074  unmittelbar  sor  unb  naa) 
5lu$brud)  ber  Empörung  an  $oger  fcfyrieb,  trefflichen  ©toff  liefern. 

Der  erfte1)  lautet  feinem  roefentltd)en  3nf)alte  nact)  fo:  „Sanfranf  fei* 
nem  geliebten  @or)ne  unb  greunbe,  $oger,  ©rafen  üon  £ereforb  ©lütf 
unb  6egen!  Unfer  ^>err,  ber  ßöntg  t>on  (Snglanb,  grüßt  (Sud)  unb  alle 
anbern  ©etreuen,  auf  bte  er  großes  Vertrauen  fe£t,  jugletd)  ermahnt  er 
unö,  mit  auf erfter  (Sorgfalt  ferne  ©cfylöffer  §u  beroacben,  bamtt  fte  ntdjt 
Uebelgeftunten  —  roa$  ©Ott  tferrjüten  möge  —  in  bte  ^änbe  fallen.  Darum 
bitte  tcb  btd)  als  einen  teuren  €>ol)n,  beffen  SBefteS  td)  auS  ^erjenSgrunbe 
roünfdje,  unb  beffen  3Sater  td)  rote  baS  §etl  metner  (Seele  geliebt  fyabe, 
bu  roolleft  bejügltd)  btefer  @aa>,  forote  überhaupt  betreffenb  alle  $flia)ten, 
bte  bu  bem  Röntge  fa)ulbeft,  foktje  Maßregeln  nehmen,  baß  bu  oor  ©Ott  unb 
allen  guten  9)?enfd)en  £ob  oerbteneft.  (Stets  möge  btr  »or  5lugen  fd)roeben, 
rote  red)tfd)affen  bein  Sßater  gelebt  r)at,  rote  treu  er  feinem  ,£>erm,  bem  Röntge, 
btente,  unb  rote  er  burd)  fola^e  $erbtenfte  ein  groß eS  Vermögen  erroarb.  SBetter 
befiehlt  ber  Jtöm'g,  baß  feine  SMjttyume  tn  eurem  ©ebtet  fo  lange  feine  ©e* 
rtd)tStage  galten  follen,  bis  er  felbft  über  ben  (Sanal  r)erüberfommen  unb 
bte  $rotfd)en  (Suct;  unb  befagten  SBtjtfjumen  obfcr)roebenben  (Stretttgfetten  ent* 
fd)etben  rotrb.  ©erne  ntödbte  td)  mit  (Sud)  eine  :perfönlta)e  3ufammenfunft 
galten.  SBefttmme  trgenb  roeld)en  £>rt,  td)  bin  bereit,  btr  entgegen  §u  reifen." 

2lu$  bem  £roettle£ten  (Sa&  erhellt,  baß  ber  $önig  bte  ©ertctitSbarfett 
tu  ben  großen  Serjen  feineSroegS  ben  SBafatlen  gän^ltd)  überließ,  fonbern 
ftcb  baS  *Red)t  ttorbefjtelt,  ^ronbeamte  borten  §u  fenbett,  voeld)e  bte  ®erea> 
ttgfeityflege  ber  l)ot)en  £ef)enträger  überwachten  unb  Berufungen  (Solcher, 
bte  ftdj  unterbrüdt  glaubten,  annahmen.  3ugletct)  man>  Da£  8W>ifc^en 
btefen  ^ronbeamten  unb  $oger  ^tßfyelltgfeiten  entftanben  roaren.  Der 
ganje  2ton  beS  Briefes  §eigt,  baß  §ur  fyit,  ba  Sanfranf  bie  geber  ergriff, 
ber  (Sari  noef)  fein  3Serbrea)en  begangen  l)atte,  baß  aber  gletd)toor)l  ber 
(Sr§bifd)of  regen  5lrgrool)n  roegen  böfer  $lane  Hogers  ^egte,  einen  5lrgroo^n, 
ben  er  fdjonenb  in  (Ermahnungen,  bem  SBetfptele  beö  93aterö  §u  folgen,  etn* 


*)  Epistol.  39.  Opp.  Lanfr.  @.  320. 


äJierieg  93ud).  (Scty.  24.  2BiU)elm  Unebev  tu  bet  Kovmanbie.  £odj$eit  in  9?imüi$.  501 


fteibet.  Der  Brief  ift  or)ne  grage  »or  ber  Qotyät  von  üftamidj  gefd)rieben 
unb  betDetöt,  baß  ber  (Sr^bifchof  von  geheimen  fingen,  bie  §u  £ereforb  t>or^ 
gingen,  unterrichtet  war,  imb  folglich  ben  (Sari  mit  ©päfyerir  umgeben  hatte. 

(Sin  ^weites  (Schreiben1)  beginnt  mit  ben  Korten:  „ich  I;abe  Dinge 
von  bir  hören  müffen,  weld)c  meine  (Seele  verwunben.  (Schmachvoll  ift  eS, 
baß  ber  <Sof)n  eines  Sßaterö,  beffen  Klugheit,  9^ec[)tfd)affenl)eit  unb  Sreue  bie 
ganje  SEklt  rühmt,  wie  ein  Gebell  t>crfdt)rtccn  wirb.  Darum  befdjwör  td)  bieb, 
theuerfter  (Sohn  unb  Heber  greuub,  bei  ©Ott  unb  beiner  (§f)re,  baß  bu,  foferu 
wirHicbe  (Sdmlb  auf  bir  laftet,  in  biet;  gefyeft,  wenn  bu  bid)  bagegen  rein 
weißt,  beine  Unfchulb  bureb  unleugbare  Beweife  erf)ärteft.  3m  einen  wie  im 
anbem  galle  bitte  ich  bic§:  eile  ju  mir  unb  fei  verftchert,  baß  Weber  meine 
noch  beS  Königs  £eute  btcf)  auf  ber  §er^  ober  ^eimreife  beläfttgen  werben." 

DiefeS  §weite  ©abreiben  ift  nach  ber  «£)Ocb§eit  abgefaßt,  jeboch  nod) 
ehe  ^oger  loSfd)Iug.  Denn  ber  ($r§btfchof  hält  für  möglich,  baß  ber  (Sari 
fid)  von  6a}u(b  reinige  unb  bietet  ju  einer  Ausgleichung  bie  §anb.  3h 
einem  britten  Briefe2)  fünbigt  (Srjbifdjof  Sanfranf  bem  ©rafen  Stöger, 
cinft  feinem  theuerften  (Sohne  unb  lieben  greunbe,  an,  baß  er  ben  Bann 
gegen  tr)n  gefc^leubert  unb  in  allen  Treben  beS  Geichs  veröffentlicht  babe. 
211S  Sanfranf  biefe  SBorte  febrieb,  ^atte  Stöger  bereite  baS  (Schwert  gegen 
ben  »ftönig  gebogen,  ja  noch  mehr,  er  hatte  fta)  bereits  unterworfen,  benn  ber 
(Srjbtfchof  fügt  baS  Verfprccben  bei,  bem  Röntge  fchriftlich  unb  burch  Boten 
bie  Beweife  ber  D^cue  unb  Demütigung  beS  (SarlS  vorlegen  ju  wollen. 

9?och  muß  ich  ein  viertes  (Schreiben3)  erwähnen,  baS  ber  SRetro^olit 
von  (Santerbun;  im  ^erbfte  1074  an  ben  Bifd;of  von  Durf)am,  SÖalcher, 
erließ:  „feit  ber  $önig  nach  (Snglanb  §urücf gefegt  ift,  erfreuen  wir  uns  einer 
9M)e  wie  nie  juvor:  alle  geinbe  finb  niebergefchlngen.  MchftenS  wirb,  ber 
^önig  Durham  befua)en.  Sßtffet,  baß  bie  Dänen  in  ^urjem  erfahrnen  wer* 
ben,  feib  barum  auf  ber  £ut,  unb  haltet  (Suere  geftung  in  gutem  (Stanb." 

^h«tfachen  reben:  geraume  fyit,  ehe  bie  SBerfdiWorenen  loSbradjen, 
waren  bie  gäben  beS  ©eheimniffeS  ihrer  böfen  ©ebanfen  unb  *)3lane  in 
beS  Königs  unb  feines  Vertrauten,  beS  (SrjbifchofS,  ^>änben.  (SS  ift  baher 
unmöglich,  baß  Wilhelm  ober  Sanfranf  burd)  2öaltf)eof  bie  erfte  Äunbe  von 
Dem,  was  in  ^orwia)  unb  ^ereforb  vorging,  empfangen  fyabtn  follten. 
Unb  nun  frage  ich:  welche  Sinnahme  hat  mel)r  SSahrfcheinlichfeit  für  ftch? 
bie,  baß  3lÖaltt)eof  aus  *Reue,  ober  bie,  baß  er  aus  Berechnung  ben  Ber* 
räther  machte?  9J?etneS  (SrachtenS  bereute  er  allerbingS  bie  ^he^na^me  an 
ber  Sßerfchwörung,  aber  er  bereute  fte  ebenfo,  wie  Stöger,  nämlich  nachbem 
bie  Erfahrung  ben  Beweis  geliefert  Jjatte,  baß  bte  Berfchwornen  überwacht 


A)  Epistol.  40.  Ibid.  ©.  320  flg.  2)  Epistol.  41.  Ibid.  @.  321.  3)  Epi- 
stol.  25.  Ibid.  @.  314. 


502 


^abjl  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


waren,  nnb  baj?  feine  Hoffnung  übrig  fei,  baS  befdjloffene  Verbrechen  mit 
einigem  Erfolg  vollftrecfen. 

2)te  Empörung  felbft  nafym  folgenben  Verlauf.  2luf  bte  erfte  Kunbe 
von  ben  Umtrieben  ber  beiben  (Sarte  hiben  2Öi(t)clm  von  ©arenne  unb 
9tid)arb,  6ol)n  beS  ©rafen  ©ifelbert,  welche  König  SBüfjelm  bei  ber  5lb? 
reife  nach  ber  Normanbte  als  £)berrid)ter  beS  Geichs  jurücfgelaffen  hatte,1) 
btefelben  vor  ben  föntgUcfyen  £of.  Söeber  ber  Sine  noa)  ber  Rubere  [teilte 
ftcfy,  fonbern  fte  fähigen  loS.  $oger  fammclte  au§er  feinen  eigenen  beuten 
eine  (Schaar  Satttfer  unb  brach  gegen  Dften  auf,  um  ftd)  mit  9tabulf  ju 
vereinigen.  OTetn  als  er  über  bie  Kaserne  fe£en  wollte,  verrannten  ihm 
33tfcf)of  Sutfftan  von  Sorcefter,  5lbt  (Sgelwig  von  (SveSham,  UrfuS  2% 
tfyum  von  Sorcefter  unb  ber  bitter  Salter  von  £aa;  mit  überlegener 
•tÖfactjt  ben  2Beg  unb  warfen  ir)n  §urücf:  bamalS  wirb  eS  gefa)el)en  fein, 
ba(?  (Sr§bifa)of  Sanfranf  ben  Kirchenbann  über  $oger  verhängte. 

2Bä^renb  beffen  fyatte  Ofabulf  ein  §eer,  baS  theilS  aus  mitverfchwor? 
neu  Sßretagnem,  tf)etlS  aus  geworbenen  ©olbnern  beftanb,  bei  (Eambribge 
jufammengejogen ,  aber  eS  ging  ihm  nocb  fd)limmer,  als  feinem  ©enoffen. 
Des  $öntg$  6ttefbruber,  33tfa)of  Dbo  von  23ateur,  unb  ©otSfreb,  SBifdjof 
von  ßoutanceS,  ben  wir  fcf>on  in  früheren  3al)ren  als  föniglta^en  gelb? 
Hauptmann  lernten  lernten,  rütften  mit  einer  grofen  9ttaffe  fowol)l  norman? 
ntfa)er  als  angelfäc^ftfc^er  Streiter  gegen  Dtabulf  inS  gelb.  33ei  einem  Drte, 
ben  £)rberia)  gagabun  nennt,  fam  eS  §u  einem  treffen,  in  welchem  bte 
33erfa)wornen  unterlagen.  2)er  23ertd)t,2)  ben  @r§bif^of  £anfranf  über  biefen 
Erfolg  an  ben  König  erftattete,  enthält  bie  Sorte:  „ber  Verräter  $abulf 
unb  fein  gan§eS  §eer  ift  gefangen,  llnfere  £eute,  foworjl  Normannen 
als  §lngelfaa)fen ,  verfolgen  ben  flüchtigen  geinb  aufs  £ebf)aftefte."  Sluct) 
glorentiuS  von  Sorcefter  fyebt  l)ervor,  bog  ^ngelfacbfen  unb  Normannen 
gleich  gute  3)tenfte  gegen  bie  S3erfd)Worenen  leiftcten.  5lbcrmalS  hatte  ftcb 
bie  5tnhänglichfeit  ber  uid)tabeltgen  Qntglänber  für  2BiIf)elmS  €adie  bewährt. 

Vom  ©d)lachtfelb  weg  floh  Oiabulf  uad)  Norwtd),  bem  fefteften  ^ila^e 
feines  ©ebietS.  Allein  als  ©oisfrcb  unb  Dtto  unverweilt  vor  ben  dauern 
ber  6tabt  erfchienen,  wagte  er  nicht  länger  auf  engltfd;em  SBoben  ju  biet? 
ben.  3)en  Oberbefehl  in  ber  belagerten  geftung  feiner  Neuvermählten,  ($mma, 
ber  <5d)Wefter  Hogers,  überlaffenb,  beftieg  er  ein  @du'ff  unb  fegelte  nach 
ber  Bretagne,  um  bort  «£>ülfe  ju  fud)en.  (Emma  leiftete  noct)  einige  %ät 
Stberftanb,  boch  balb  übergab  fte  bie  ©tabt  burch  Vertrag,  weil  brinnen 
bte  Lebensmittel  ausgingen.  Ueber  bte  Söebingungen  ber  Uebergabe  unb 
anbere  (Sinjelnhetten  laffe  ta)  ben  ©r^bifchof  Sanfranf  reben,  ber  bamalS 

l)  £)udjeöne  <S.  535,  a.  b.  Guilielmus  de  Guarenna  et  Richardus,  quos  rex  prae- 
cipuos  Angliae  justitiarios  coDstituerat  in  regni  negotiis.  2)  Epist.  34.  Opp. 

318,  a. 


Sßterted  93uc§.  G?a£.  24.  SBtlfjelm  toieber  in  ber  üftormanbie.  ^»oc^jett  in  Üfovtoidj.  503 


folgenben  SBrief1)  an  ben  «ftöntg  fcfjneb:  „(§hre  in  ber  §i>fje  fet  ©ott  bem 
Sttlmächttgen,  ber  (£uer  S^ctcf)  t?om  @d)mu£e  ber  brctagmfcfcen  (Empörer  ge* 
fäubert  ^at.  3)te  geftung  ^ornucf)  tft  in  unferer  ©ewalt.  Denjenigen 
23retagnem  ber  23efa$ung,  weld)e  M3r)er  Sef)cn  in  Gntglanb  befaßen,  warb 
baS  Seben  unb  Uni>erfct;rtt)eit  ber  ©Heber  §ugeftd)ert,  bagegen  mußten  fte 
befcbwören,  baß  fte  innerhalb  40  Sagen  (Snglanb  räumen  unb  nie  mer)r 
or)ne  eure  befonbere  (Srlaubmjj  ben  brtttifa^en  SBoben  betreten  würben.  Die 
Sölbner  bagegen,  bte  sott  bem  33errätt)er  Ofabulf  unb  feinen  ©enoffen  £anb* 
gelb  genommen  Ratten,  erhielten  bloS  eine  grift  flon  30  Sagen,  um  abju* 
3iel)en.  3n  ber  geftung'  futb  23ifd)of  ©otefreb,  2Bi(r)e(m  von  ©arenne, 
Robert  9J?aIet,  300  ©ehartttfcbte  fammt  ber  nötigen  3^  33ogenfd)ü$en 
unb  Stelen  9Jkfdnnenmetftern  §urncfgeblteben.  2IHe3  Söaffengeräufa)  in 
(Snglattb  r)at  aufgehört.    ©Ott  fegne  (Sud)." 

2lu3  ben  2Borten  beö  (Srjbtfcbofö  gefyt  t)ert>or,  baß  $abulf  jtd)  fyaupU 
fächlich  auf  feine  SanbSleute  ftü^te,  unb  baß  er  einen  guten  %l)äl  ber  23re* 
tagner,  bie  feit  ber  Eroberung  in  SÖtl^elm^  Dtenften  ftanben,  §um  5lbfaü 
verleitet  f)atte.  £temtt  muß  noct)  ber  weitere  Umftanb  in  SSerbmbung  ge* 
bvaa)t  werben,  baß  $abulf  naa)  feiner  glud)t  in  bie  ,£>etmatr),  wie  unten 
gezeigt  werben  wirb,  tf)ättgfte  Unterftü^ung  ttou  Seiten  beS  bretagnifcben 
£er§og$  £oel  fanb.  33ei  folcbem  Si)atbeftanb  fann  meinet  (Srachten^  faum 
ein  3wetfel  barüber  Ijerrfcben,  baß  $u  jenem  Abfalle  ber  33retagner  be£ 
föntglicben  ^eereö  außer  9?abulf  aucb  ber  ^crjog  §oel  unb  beffen  ßefyenS* 
tjerr  unb  2krbünbeter,  ^3t)tlipp  I.  tton  granfretd),  mttgewtrft  I>at. 

3ur  (Erläuterung  Neffen,  waS  fo  eben  unb  was  fcr)on  früher2)  über 
ben  <§)er$og  ^>oeI  gefagt  worbeu,  tft  nöt!)tg,  (Einiges  über  bie  ®efa)ta)te 
ber  Bretagne  beizufügen,  üftadjbem  SBtlhelm,  ber  SBaftarb,  furj  ttor  bem 
3uge  nach  (Snglanb  feinen  langjährigen  ©egner  (Sonan  auö  bem  2Bege  ge* 
räumt  hatte,3)  erfcbeint  feit  1066  £oel  afö  «£>erjog  ber  Bretagne.  Diefer 
,£>oet  flammte4)  nicbt  au6  bem  §aufe  (Eonan6,  fonbern  gehörte  einem  ber 
älteren  gürftengefd)Iecf)ter  be6  2anbe3  an,  war  aber  mit  ber  einigen  <2d)Wefter 
©onanö  t>ermäf)lt,  ber,  wie  wir  Wtffen,  fonft  feine  (Erben  Unterließ.  Die 
(5J)e  fchetnt  ihm  bafjer  ein  9^edt)t  auf  bte  Nachfolge  ^erfdjafft  §u  ^ben,  bodt) 
ift  ntc^t  §u  zweifeln,  baß  aucr)  Wilhelm  ?on  Kotten  feine  (Einwilligung  §ur 
Erhebung  £oel6  gab.  Denn  Kilian  gergan,  ber  mit  bem  Sßaftarb  1066 
nacb  (Englanb  hinüberzog,  war  ber  letbltdie  <Sof)n  £oelö  unb  (Efyroffe  jener 
^etratl).  TOem  ^(nfc^cme  nach  fyatte  Man  gergan,  inbem  er  bem  Banner 
beS  23aftarb$  folgte,  in  eigenem  tarnen,  wie  in  bem  feinet  SSaterS,  bie 
Dberlehn^herrlichfett  2ßtlr)elm3  anerfamtt.  2lber  baS  gute  $err)ältntß  bauerte 


l)  Epistol.  35,  ibid.  @.  318  flg.  2)  Oben  ©.  493  ftg.  3)  3)af.  @.  268. 
*)  JDie  Belege  Ui  öouquet  XII,  557  unten,  565  unten  flg. 


504 


Sßafcfi  ©regotiuö  VII.  unb  fein  Seüalter. 


nur  btö  gegen  1074.  Denn  wie  oben  gezeigt  worben,  ergriff  #oel  fct)on 
im  Kriege  »on  Slnjou,  burefy  j!önig  $l)ütpp  I.  gewonnen,  ^artf)et  wiber 
ben  Normannen,  unb  im  3at)re  1075  fämpfte  auch  £oel3  <Sor;n,  im  23unbe 
mit  ^ftubolf  2Baber,  gegen  2Bilr)etm. 

Altern  Slnfc^eme  nact)  blieb  9Rorwtch  nach  ber  Uebergabe  barum  jo 
ftarf  befefct,  n>ctl  bie  fonigltche  $artt)ei  einen  nar)en  Angriff  burch  bie  bä* 
nifc^e  gleite  erwartete,  ©onft  gibt  SanfranfS  SBerrcfyt1)  noch  2luffcr;Iuß 
über  bie  3ufammenfe&ung  beS  frehenben  £eereg,  ba$  ftetS  §um  Dtenfte  be$ 
jtöntgS  bereit  war  unb,  rote  e£  fdjemt.,  unter  bem  93efet)le  be$  33ifcf>ofö 
©otöfreb  ftanb.  Den  $ern  beffelben  bilbeten  ©t^an^erte  ju  $oß ,  auf  er 
biefen  enthielt  e$  2lrmbruftfchü£en  unb  @a)Ieuberer  $u  guß,  fammt  §ar)lre{chem 
grobem  ©efa}üt3,  baö  burd)  50?afa)inenmetfter  bebient  würbe.  Die  großen 
(Stnfünfte,  über  welche  2ßtlhelm  »erfügte,  festen  it)n  in  €tcmb,  befonbern 
gleiß  auf  2lu3bilbung  ber  mittelalterlichen  5lrttllerte  §u  »erwenben,  welche  be* 
fanntlict)  au$  römifeber  Ueberltcferung- flammte.  3n  allen  Steigen  ber  Kriegs* 
Wtffenfctjaft  fyat  ber  Normanne  23af)n  für  bie  fommenben  3>tikn  gebrochen. 

3n  bem  erften  SBerictjte  an  ben  Jtonig,  worin  er  ben  Steg  bei  (Sam* 
bribge  anzeigte,  fprad)  £anfranf  ben  2Bunfch  aus,  SBtlfyehn  möge  niebt  au$ 
ber  9cormanbte  l)erüberfommen.  (§r  jagt:  „unter  allen  anbern  Umftänben 
roürben  wir  (£uch  rote  einen  (Sngel  beS  £errn  bei  uns  empfangen,  aber 
Kröger  2>dt  wünfehe  ich  nicht,  baß  3fyt  über  baö  Sfteer  fefcet,  benn  e$ 
wäre  für  unö  eine  große  S^rnacr),  roolltet  3f)r  wegen  jener  £anb  »oll 
Räuber  unb  Sflemeibiger  bte  9?ormanbte  »erlaffen."  DaS  fmb  Schmeichele 
Worte,  hinter  benen  aber  offenbar  ein  geheimer  Stmt  »erborgen  ift.  Wltu 
ne3  (Eraa)tenö  wollte  ber  (Sräbtfcrjof  ben  $öntg  beßfyalb  »on  ber  Steife  ab* 
galten,  weil  er  bie  5lnftct)t  r)egte,  baß  "nicht  in  Qmgtanb,  fonbern  in  granf> 
reich  brüben  ber  St$  be£  DämonS  fei,  ber  feit  einigen  Sauren  bie  9tul)e 
be3  9tormannenftaat$  untergrabe,  unb  baß  biefe  femblidje  ©ewalt  nicht 
bteffeftS,  fonbern  jenfettS  be$  Äanalö  bef&mpft  werben  müffe.  3ct)  benfe 
mir,  er  regnete  fo:  wenn  2Öilf)elm,  buret)  bie  Empörung  ber  brei  Marone 
erfc^reeft,  au$  ber  9?ormanbie  ftet)  entferne,  würbe  fein  eigentlicher  ©egner, 
granfretcb£  Äöntg,  welcher  feit  §wet  3ctf)rett  alle  Sßiberwärtigfetten ,  bie 
ben  Normannen  trafen,  §ugerüftet,  ben  Schotten  SDfalfolm,  ben  ^rirtjen 
(§abgar,  bie  33ewof)ner  »on  9J?atne,  gulfo  »on  2lnjou,  $oel  »on  ber  23re* 
tagne  aufgehest  hatte,  um  fo  feefer  hervortreten. 

Der  Normanne  warb  buret)  bte  ©egengrünbe  beö  (£r§btfchofö  nicht 
überzeugt,  glorenttuö  »on  Sorcefter  erzählt:2)  „Äönig  Söilhelm  fet)rte  im 
£erbfte  1074  au^  ber  üftormanbte  naa;  (^nglanb  jurücf  unb  gab  fofort 


*)  2)ic  betreffenben  Söortc  lauten  :  trecenti  loricati  cum  ballistariis  et  artifieibus 
machinarum  multis.       2)  51.  a.  D.  @.  638. 


23tevteS  93udj.         24.  üßtl^elm  toieber  in  bev  Sftormanbte.  -£>ocfjjeit  in  Otoritncf).  5Q5 


S3efel>I ,  ben  (Sari  $oger  (ber,  rote  aus  SanfranfS  oben  erroähntem  ©riefe 
erhellt,  fett  einiger  3C^  wegen  Verleihung  untcrhanbelte)  $u  verhaften, 
auch  ben  ©rafen  2ßaltr)eof  (ber  tut  ©efolge  beS  jtönigS  aus  ber  Norman* 
bte  ^erübergefommen  jn  fein  fcfyetnt)  lief  er  in  ©eroahrfam  bringen."  (Srft 
nact)bem  2BilI;e(m  in  (Snglanb  eingetroffen  roar,  erfaßten  bte  bcuttfdje  glotte, 
geführt  von  $anut,  bem  (Sohlte  @roenS  (Sftribfon  nnb  bem  3arl  £afo 
(vielleicht  einem  (Snfel  ©obromS1),  200  (Segel  ftarf  auf  GmglanbS  ßüfte. 
€>ie  fam  ju  fyät,  beim  9?orroid)  roar  Idngft  gefallen  nnb  bie  romglidjen 
^auptlente  in  ben  geftungen  am  Speere  gelten  gute  2öache.  Defjrocgen 
wagten  bie  Dänen  nia)t,  auf  einem  füblichen  fünfte  gu  lanben.  DaS  (Stn^ 
jige,  roaS  jte  unternahmen,  beftanb  barin,  bafü  fte  in  ben  ^>umber  einliefen, 
gen  g)orf  t)tnauffegelten  unb  bte  borttge  $ird>e  plünberten.  Dteß  getr)an, 
roanbten  fte  um  unb  fegelten  nach  glanbem. 2) 

DaS  Verfahren  ber  Dänen  beweist,  ba£  fte  noch  immer,  rote  vor  fünf 
3al)ren,  ^ortl)umbrtcn  für  ben  verrounbbarften  glecf  beS  9?ormamtenretd)S 
gelten.  Sollte  ntajt  bort  2Öaltf)eof  tr)rer  Sanbung  vorgearbeitet  fabelt? 
2luS  ber  2lbfaf)rt  nach  glanbern,  unmittelbarer  3lMtd)T  in  bie  £ei* 
matr),  fa^etnt  ju  erhellen,  baf  fte  —  rx>ar)rfct)etnltcr)  unter  gcrotffett  Voraus* 
fe|ungen  —  (Snglanb  in  $ür§e  nod)  einmal  l)etm3ufud;en  gebauten.  Doch 
ift  lefctereS  nicht  gefeiten. 

Sin  Weihnachten  1074  hielt  Wilhelm  $u  Weftmtnfter  ein  grofeS  £of* 
geriet,  baS  über  baS  <Sd)tcffal  ber  Verfrorenen,  bie  gefangen  genommen 
roorben  waren,  entfe^teb.  Viele  Slngeflagte  nteberen  Ifangs  rourben  mit 
Verbannung,  mit  Verluft  beS  Augenlichts  ober  mit  Verftümmelung  ber  S3eine 
ober  £änbe  beftraft. 3)  Den  (Sari  Stöger  verurteilten4)  bte  verfammelten 
S3arone  nad)  9^ormannenrea)t  ju  (Stnjieljung  aller  feiner  Seijen  unb  §u  erotgem 
Werfer.  Saut  ber  (Stählung8)  DrbertchS  fotl  er  im  ©efängntf*  bem  Röntge 
getrost,  unb  ©efdjenfe,  bie  Wilhelm  ihm  eines  £agS  machen  roollte,  ftolj 
jurüefgeroiefen  haben.  Wäre  er  fein  Normanne  geroefen,  fo  hätte  er  ftdjerlia) 
mit  bem  Seben  gebüft,  fein  ©eburtSrecht  fc^ü^te  tl)n  vor  fa)mäl)lid)em  £obc. 

Ueber  baS  SooS  beS  Slngelfachfen  2Ba(tt)eof  bagegen  fonnte  fta)  ber 
föntgliche  £of  nifyt  vereinigen.  9JfrtnungSVerfchtebenhett  trat 6)  hervor. 
(SS  fd)eint,  baf  bte  (Sinen  auf  Einrichtung  antrugen,  roäf)renb  Slnbere 
forberten,  Waltfjeof  folle  nicht  r)ärtcr  beftraft  roerben,  als  Stöger,  gaft 
ein  halbes  Satyr  blieb  fein  (Scfn'effal  unentfd;teben,  roäf)renb  ivelctyer  ber 
©efangene  in  einem  ber  Stürme  beS  föniglichen  6a}loffeS  von  $ßtnd)efter 
faß.  ßrft  @nbe  fffiai  1075  langte  ein  föniglia}er  8efetyl  an,  welker  ttyn  ju 
enthaupten  gebot.  Borgens  frühe  ben  31.       1075  braute  man  ihn  vor 

4)  man  fe^c  Sa^cnberg  II,  123.  9tote  5.  2)  Chronic,  saxonic.  ad  a.  1075. 
3)  Flores  histor.  <&.  638.  Chronic,  saxon.  ed.  Gibson.  <&.  183.  4)  S)uc^eönc  535,  d. 
6)  Ibid.  flg.      6)  Ibid.  ©.  536,  b. 


506 


$obfl  ©regotiuö  VII.  unb  fein  ßeitalter. 


Sageganbruch  »or  bie  Stabt  fyerauS  nach  bem  9tid)tpla£e.  Der  2lft  roar 
geheim  gehalten  roorben,  n>et(  bie  S3ct>ölferung  »on  Sßtiutefter  außerorbenttiche 
Xfyilnfytne  für  bcn  Unglücflidjen  an  ben  Sag  legte,  roe^alb  bie  SBächter 
einen  Slufftanb  befürchteten.  Da3  Vater  Unfer  betenb,  empfing1)  %£aU 
tljcof  bei  bem  Sa£e:  „füf)re  unS  nicht  in  Verfudumg,"  bcn  töbtlicben  Strctd). 

Die  Einrichtung  beg  2lngelfad)fen  l)at  bem  Könige  größeren  Eaß,  alö 
irgenb  eine  anbere  Maßregel,  ja  als  alles  auf  ben  Schlachtfelbern  »on  1066 — 
1074  »ergoffene  fßtut,  §uge§ogen.  28a$  $art()eigeift  irgenb  erftnnen  fonnte, 
um  SQ&altfyeof  in  ben  Gimmel  §u  ergeben,  um  feinen  $ob  alö  ein  Serf 
ber  graufamften  Styrannci  §u  »erfahrnen,  um  ben  $önig  als  ein  Ungeheuer 
f)tn§uftetten,  rourbe  erbacbt  unb  auögefprengt.  2ßaltbeof3  eigene  ©emahlin, 
bie  9?ormannin  3ubitf),  foll  tl)n  bura)  abgelegtes  falfcheS  3eu9ni^  »erraten, 
@r§btfa)of  Sanfranf  foll  feierlich  feine  Unfcbulb  anerfannt,  gierige  normal 
nifcbe  ©roßc,  bie  nad)  ben  reichen  Sehen  beS  Schlachtopfers  angelten,  folten 
bem  Könige  ben  93efer)l  ber  Einrichtung  abgepreßt,  erftaunlid)e  2Bunber 
follen  bie  £eid)e  im  Slugenblide  beS  SobeS,  rote  »tele  3ahre  nachher,  »er? 
herrlia)t  l)aben,  anbererfeitS  foll  2ötlhelm  felbft  »on  bem  5lllmäa}ttgen  für 
feine  ©raufamfett  baburd)  beftraft  roorben  fein,  baß  feitbem  ©lücf  unb 
(Steg  »on  feinen  gähnen  votcb.  Drbertch  Vitalis,  ber,  }o  lange  er  ber 
trefflichen  Arbeit  beS  ^IrcbtbtafonS  »on  £tfteur  folgt,  ^arthet  für  ben  ^önig 
nimmt,  fprtcht2)  alle  btefe  ©ehäfftgfetten  nach,  offenbar  voetl  er  auS  leiben? 
fchaftlichen  angelfächftfchen  Berichten  fchöpfte. 

deines  Trachtens  trifft  ben  ^önig  roegen  SaltfjeofS  Einrichtung 
begrünbeter  Vorwurf.  Die  Mdfify  auf  baS  Sohl  beS  $eid)S  unb  ge? 
funber  9J?enfchen»erftanb  gemattete  ihm  nicht,  ben  angelfächftfdjen  (Smpörer 
nach  bemfelben  SDkßftabe  §u  behanbeln,  rote  ben  Normannen  $oger,  noch 
^ormannenrecht  auf  jenen  an§ur»enben.  2Baltheof  gehörte  ber  angelfäa> 
ftfchen  Oligarchie  an,  gegen  r»eld>e  Wilhelm  als  Eroberer  (SnglanbS  einen 
Vermd)tungSfampf  führte.  Söenu  ein  fola)er  »ollenbS,  nachbein  er  burch 
einen  5l!t  beS  Vertrauens  in  bie  Leihen  ber  (Sieger  aufgenommen  roorben, 
baS  Verbrechen  ber  gelonte  beging,  burfte  er  feine  (Schonung  erroarten, 
benn  föntgltdje  Schwäche  in  biefem  fünfte  roürbe  Rubere  §um  Verrate  be? 
rechtigt  unb  baburch  bie  (Sicherheit  beS  Staats  untergraben  haben.  (Schon 
»or  einigen  3af)ren  fyatte  berfelbe  3öaltl)eof  ben  mit  bem  Normannen  ab? 
gefchloffenen  Vertrag  gröblich  gebrochen  unb  roar  gletchrooljl  begnabigt 
roorben.  3e£t,  ba  er  ftch  abermat  in  eine  ber  böSarttgften  Verfchroörungen 
—  gleichotel  ob  t)alo  ober  ganj  —  eingelaffen,  »erftel  er  mit  »ollem  fechte 
bem  (Schwerte  beS  Scharfrichter 6.  Qofyvm&ttyx  follen  barum  ber  Strafe 
nicht  entgehen,  rocil  fte  aus  »omehmer  Stftpe  ftammen. 


l)  @ale,  Script.  1,72.  Sutane  <§.  536,  b.  flg.     2)  Ibid.  @.  536  flg.  543.  544,  a.  b. 


Söietteö  93udj.  (5ap.  24.  2ßiU)et»n  hnebet  in  bev  Stormanbtc.  £o$jeit  in  Stottotd).  507 


3m  Uebrtgen  würben  mehrere  jener  geftäfftgen  SluSftreuungen  bureft 
bte  Sftat  mtberlegt.  iDer  itönig  »ergab  bte  Seften  SBaltfteofS  feineSwegS 
an  gierige  Nebenbuhler,  melmeftr  überlief  er  bie  ^errfcbaft  Nortftampton 
unb  Huntington  ber  2Btttwe  3ubttf),  unb  erft  als  fte  nacft  einigen  3aftrcn 
ben  Normannen  (Simon  sott  ©enliS,  ben  fyi  Sßtlftelm  als  $c(;enöt)err  jum 
feiten  ©emaftl  beftimmt  ftatte,  voegen  eitteS  unbebeutenben  förperticften 
geftlerS  fcerfcftmäftte,  entzog  er  iftr  befaßte  ©üter  unb  »erlief  fte  an  (Simon. ') 
£)aS  £auptleften  SSaltfteofS,  bie  ßarlfcftaft  Nortftumbrten,  würbe  gleichfalls 
feinem  Neiber  beS  Unglücf  Heften,  ja  ntcftt  einmal  einem  Saien  ju  Sfteil, 
fonbern  2BUf?eIm  übertrug  0  fte  bem  Btfcbof  SBalcfter  son  3)urr)am.  (gnb* 
lieft  werbe  teft  unten  seigen,  wie  ber  (Srjbifdjof  tton  (Santcrburty,  Sanfranf, 
auf  bie  Sunbermäljrcften  ber  2lngelfacftfen  antwortete. 

Nur  einer  ber  93erfcftworenen  t>on  1074  war  noeft  unbeftraft,  ber 
Bretagner  Nabulf.  Um  rt)n  ju  §ücfttigen,  fel)rte  SBtlftelm  im  €>ommer  1075 
nacft  ber  Normanbie  §urücf  unb  rüftete  fteft  §u  einem  Einfall  in  baS  Nacb* 
barlanb.  3tt>ti  Burgen,  SBaber  unb  SNontfort,3)  unb  außerbem  bie  ftarf 
befefttgte  BtfcftofSftabt  £)ole  t)atte  Nabulf  inne,  unb  beS  «^er^ogS  §oel 
(Softn,  Slllan  gergan,  war  fein  SSerbünbeter.4)  ^önig  Silftclm  braeft  in 
bte  Bretagne  ein  unb  belagerte  £)ole  mit  5lnftrengung  aller  Gräfte.  £aut 
DrbertcftS  2luSfage  »ermaß  fteft  ber  Normanne  mit  einem  (Ecbwure,  »on 
2)ole  ntcftt  jurüefsuweteften,  bis  bie  6tabt  genommen  fei.  2ßenn  2ßüftelm 
biefen  (Scftwur  wirflieft  tftat,  fo  tft  gewiß,  baß  er  iftn  nieftt  $u  ftalten  »er* 
moeftte.  £)enn  plöfeltcft  füftrte  ber  ^önig  sott  granfreieft,  ^Pftiltyp  L,  ein 
überlegenes  £eer  jum  (Sntfafje  fterbet.  SSilftelm  war  überrafeftt.  NicfttS 
blieb  iftm  übrig,  als  fteft  bureft  eiligen  Nücfyug  §u  retten.  5llleS  Sagergc* 
rätfte,  »tele  Staffen,  Äoftbarfetten  im  SBertfte  »on  15000  $funb  Sterling5), 
gingen  verloren. 

2)er  auSfür)rltcftfte  3^ge4)  über  bte  Belagerung  »on  Ü)ole  unb  tftren 
5luSgang  tft  Drbertcft  Vitalis,  aber  fonberbarer  Steife  läßt  er  bte  Normannen 
bureft  einen  uttttermutfteten  Einfall  beS  BretagnerS  Kilian  gergan  $um  Nüav 
juge  genötftigt  werben,  unb  feftweigt  gättjltcft  oon  ber  Nolle, .  welcfte  *pt)i* 
lipp  I.  babei  fyielte.  ©letcftwoftl  fteftt  bie  bretagnifefte  £eerfaftrt  beS  fran? 
jöfifeften  Königs  ntcftt  bloS  bureft  bte  überetnftimment)en  5luSfagen6)  ber 
engltfcften  Gftrontften,  fonbern  fogar  bureft  eine  Sourer  Urfunbe 7)  feft,  welcfte 
auSgeftellt  tft  „in  bem  Saftre  unb  in  ben  Sagen,  ba  $ömg  tyfyliyp  naeft 
ber  Bretagne  50g,  um  ju  fämpfen  gegen  ben  £errfcfter  tton  (Snglanb,  ber 
bort  bte  geftung  £)ole  belagerte/' 

*)  ®ale  a.  a.  O.  I,  72  unten  flg.  2)  Stoßen  @.  209.  3)  S)u^eönc  6.  535,  c. 
4)  Ibid.  544,  b.  c.  5)  Drbevt^  braueftt  ^ter  biefen  Sluöbrucf  gum  erfien  SKale. 
6)  Chronic,  saxonic.  ed.  Gibson  ©.  183.  Flores  histor.  ©.  639  oOen.  <Sa»t(e  ©.  369 
unten,  ibid.  457  äRttte.       7)  2ftabtllon,  annal.  ord.  S.  Bened.  V,  96  unten. 


508 


$a6fl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


£)rbertd)  begebt  nod)  einen  ctnbern  SSerftoß,  fofern  er  behauptet, 
beim  r)abe  bamalS,  um  ein  gutes  2krf)ältntß  mit  ber  Bretagne  Jjerjitftettcn, 
feine  £odj)ter  (Sonftcmtta  mit  Kilian  Sergan  »ermaßt.  2)ic  (Sl)e  tft  an  ficf) 
ridjtfg,  aber  fte  fanb  erft  11  bis  12  Safyre  fpäter,  nfhnlfdj  im  (Sommer 
1086  ober  1087,  ftatt.1)  2Btr  rotffen  nic^td  über  bie  näd)ften  golgen  beS 
3ufammenftofkS  ber  Könige  SfiMIfyelm  unb  $r)tltp:p,  nur  im  ungemeinen 
fagt2)  (Efyrontft  ^einnd)  üöö  Huntington,  bafj  balb  ber  grtebe  $rotfd)en 
Reiben  roteberr)crgeftellt  roorben  fei. 

2)tc  auf  bem  ,£>od)3ettSfefte  »on  ^orrotdj  angebettelte  Empörung  ber 
bret  mäcbttgften  SBarone  beS  DfotdjS  faMoß,  rote  man  ftef)t,  mit  einem  offenen 
Angriffe  *ßl)tlt:p:pS  I.  auf  ben  töbtlta)  gelten  unb  benetbeten  9?ad)bar. 
tiefer  Surft,  ber  unter  ber  §anb  unb  »erborgen  alle  ©türme  §ugerüftet 
r)atte,  bie  tton  »erfcbtebenen  ©etten  r)er  ben  Normannen  fett  bret  Safyren 
bebrängten,  roarf  enbltct;  bie  SDtoSfe  ab.  2ßte  Äranf^ettSfioffe,  bie  einmal 
tu  einem  Sanbe  eingerourjelt  ftnb,  ftdt)  neuen  9lnfteblern  mitteilen,  fo  fyatte 
jener  ©etft  ber  3ügeIloftgfeit  unb  Rebellion,  voeldjer  feit  einem  Safyrrjunbert 
baS  engltfaje  Stetd)Sfürftentf)um  erfüllte,  einige  ber  ttomerjmften  Normannen 
angeftecft.  Stöger  unb  Olabulf  geftanben  ungefdjeut,  baß  eS  tf)re  5lbftd)t 
fei,  bte  alten  3uPnbe  SllbionS  r; erstellen,  unb  bamtt  tfmen  foldjeS  beffer 
gelinge,  $ogen  fte  baS  einige  noa)  fter)enbe  £au:pt  beS  angelfäcbftfdjen 
©tammeS,  ben  9?ortr)umbrter  Saltljcof,  in  tr)ren  $retS.  2)te  ef)rfüd)ttgen 
Herren  glaubten  für  trjren  eigenen  23ortrjeil  §u  arbeiten,  aber  tu  ber  Xfyat 
waren  fte  baS  Söerf^eug  eines  Slnbern,  ©ablaueren,  $öntg  $f)t(ipp  I.  I)at 
tf)re  SftuaMoftgfeit  ausgebeutet,  l)at  fte  als  Äetle,  um  bte  Wlafyt  beS  läfttgen 
Normannen  §u  brechen,  ^orangefarben.  £)tefeS  23erf)ältntß  ber  23erfa)roorttcn 
§um  fran§öftfdt)en  £ofe,  ein  $erl)ältmf,  beffen  ©puren  mefyrfacr;  fcbon  im 
Anfange  ber  SBeroegung,  aufs  ftärffte  aber  beim  ©a^luffe  beS  £)rama'S  bjer* 
vortreten,  begrünbet  »ollenbS  bie  ©trafbarfett  beS  Unternehmens. 

2ÜS  »ftönig  2bvüf)elm  ber  Normanne  im  £erbfte  1087  auf  bem  lobten* 
bette  lag  unb,  gewärtig  bemnäc^ft  »or  bem  9?ta)terftuf)l  beS  5lllmäa)ttgen  $u 
erfreuten,  ein  unumrounbeneS  23efenntmf$  fetner  ©ünben  ablegte,  f)at  er  ftd; 
felbft  wegen  ber  5lnorbmmgen,  bte  er  be§üglta)  Hogers  unb  fetner  9D?ttt>er* 
fajroorenen  traf,  ntdjt  angeflagt,  fonbern  ruf)ig  unb  mit  bem  33erouf3tfein 
ber  $flid)terfüllung  auf  btefe  £f)at  feines  £ebenS  §urürfgebltdt.  (Sr  fprad) 3) 
bamalS:  „tct;  tjabe  Stöger  tton  23reteutl,  weil  berfelbe  in  ftrafbarfter  2Betfe 
meinen  ©eboten  trotte  unb  feinen  ©cfyroager  Sfabulf  »on  Söaber  fammt 
Stelen  Slnbern  rotber  mta)  aufwiegelte,  tnS  ©efängntß  geworfen  unb  einen 
©djwur  getfyan,  baß  berfelbe,  fo  lange  ta)  lebe,  bte  gietfjett  nimmer  er* 


<j  ©ouquet  XII,  559,  b.  562,  a.  563,  c.  2)  ©aötle  @.  369  unten.  3)  S?u* 
fym  @.  660,  a. 


33terteg  93uc§.  @a£.  24.  2BiII)elm  toiebet  tn  ber  9Jormcmbte.  £ocf)jett  in  Storitndj.  509 

langen  folle.  !X)e6gfetd?en  f)abe  td}  mancbe  5Jnbere,  tr)etl6  voegen  wirflid^er 
^Übertretungen,  t^ctfö  weil  ict)  fürcbten  mußte,  baß  fte,  wenn  auf  freiem 
guße  gelaffen,  Empörungen  erregen  würben,  tu  33anben  gehalten.  Solches 
ju  tr)un  fc^rteb  mir  bte  $td)tfd)nur  menfcbltdier  ©erecbtigfett  unb  (Stnftc^t 
oor,  aud)  fyat  baS  göttlidie  ©efejj  burct)  ben  SO?unb  9J?oft3  ben  gürften  ber 
Sfiklt  geboten,  Uebeltf)äter  nteberjufa^mettern,  bamtt  bte  *Hed)tfcr;affenen  ntcbt 
burd)  üjre  S3oö^ett  leiben."  2Ba3  2Btlf)elm  von  $oger  fagt,  gilt  aucb  von 
bem  5lngelfaa)fen  2ßaItf;eof.  9)?an  f)öre  auf,  ben  glorreichen  Normannen 
wegen  £tnrtcr>tung  be$  9?ortf)umbrter6  51t  oerläftern. 

£)er  gefär)rftör)fte  Lebtag,  ber  bte  jum  3af)re  1074  gegen  2£tlf)elm 
geführt  worben  tft,  war  glücHtcb  abgewenbet.  2)a£  Reifte  babet  tfyat, 
näcbft  bem  Könige,  Er§btfd)of  Sanfranf,  ben  2ÖtIf)elm,  als  er  1073  nad) 
ber  9?ormanbte  ging,  ju  fernem  Stellvertreter  unb  Statthalter  Englanb6 
eingefefct  hatte. 4)  3)en  nämlichen  Er$btfcf)of  finben  wir  um  bte  ^eit,  ^a 
2ÖtIt)elm  ben  3ug  naa)  ber  Bretagne  antrat,2)  befa^äfttgt,  bte  innere  9iul)e 
be3  burct)  ben  2lufrur)r  ber  bret  Marone  erfcMtterten  9^etcf)ö  mtttelft  firef)^ 
lieber  @efe£e  §u  befeftigen.  3m  Sommer  1075  r)te(t  £anfranf  $u  Sonbon 
eine  Stynobe,  auf  welcher  mit  SluSnarjtne  Weniger,  bte  ftd)  entfd)ulbtgten, 
fämmtltcf)e  33tfcf)öfe  EnglanbS  (von  ben  Normannen  aud)  ©otSfreb  von 
EoutanceS,  weil  er  in  Britannien  retd)  begütert  roar)  erfd)tenen. 

@rößtentl)etl3  belogen  ftd)  bte  $erl)anblungen 3)  auf  fünfte  allgemeiner 
9?atur  ober  auf  fold)e  fragen,  welcbe  bura)  ben  neuen  Cpabft  ©regor  VII. 
im  ganzen  Slbenblanbe  angeregt  worben  waren.  2)ie  $erfammlung  regelte 
ben  *Rang  ber  Btfd)öfe :  §ur  $ed)ten  be£  Metropoliten  von  Eanterbunj 
folle  ber  Er$btfd)of  von  g)orf,  §ur  Stufen  ber  Bifcfyof  von  Sonbon  ft£en, 
bann  ber  von  SÖStna^efter  folgen.  Sie  verbot  ferner  Bifct;öfen  unb  Siebten, 
folcfye  (Slertfer  ober  TOncbe,  bte  fremben  Sprengein  angehören,  of)ne  ein 
fird)Itcr)e6  (Smpfe^lungöfcbretben  be$  betreffenben  £aupt6  aufzunehmen,  fte 
betynte  bte  ^inberniffe  ber  EI)en  auf  ^en  ftebten  93erwanbtfdmft6grab 
au$,  fte  t>erfcf)ärfte  bie  93orfd)rtften  mönd)ifd)er  3ucrjt,  fte  unterfagte  allen 
©etftltcben,  für  Setzen  ©elb  §u  nehmen  ober  $u  geben. 

Ein  weiterer  Befcbluß  lautete  fo:  „gemäß  ben  SSerorbnungen  ber 
$äbfte  2)amafu6  I.  unb  Seo  L,  gemäß  ferner  ben  Setzungen  ber  Eoncile 
von  Sarbtca  unb  Saobtcea,  weld)e  nid)t  bulben,  baß  bifc^öfltc^e  Si£e  tn 
Dörfern  beftef)en,  ftnb  Sir  fraft  fanontfcfyer  9J?achtoollfommenl)eit  unb  mit 
Bewilligung  beö  ^önigö  SSill)elm  überetngefommen,  baß  SBtfc^of  ^erimann 
feinen  @i§  von  Sfytreburn  nad)  Saliebur^,  baß  SBtfcbof  Stiganb  ben 


l)  Vita  Lanfranci  cap.  15.  Opp.  93ov|iü(f  @.  15,  a.  2)  Ibid.  @.  13.  2.  <Spalk 
SWitte :  rex ,  qm  in  transmarinis  terris  tum  temporis  bellum  gerebat.  3)  Ibid. 
cap.  12.  ©.  13  flg. 


510 


$aBfl  ©regoriuS  YII.  unb  fein  ßtitalkv. 


femigen  von  ©elfea  nach  (Shtcefter,  baß  SBtfchof  Sßeter  ben  feurigen  von 
£td)ftelb  nach  (Softer  »erlege.  SBejüglicf)  einiger  anbern  offenen  £)rte,  in 
roeldjen  ftd)  noch  (Stühle  befmben,  foll  erft  bie  föntglic^e  2Btllentmetnung 
eingeholt  roerben."  Dtefer  S3efdr)Iuft  rourbe  fofort  vollzogen,  unb  auch  be* 
treffenb  jroet  anbere  Sttthümer  gab  ber  Äö'ntg  feine  (Stnrottltgung.  5Dian 
weiß,  baß  mit  Sßtlhelmt  ©enehmtgung  53ifa)of  Otemtgtut  feinen  <Stfc  von 
Dorchefter  in  £>rforbfhtre  nach  ber  geftung  Lincoln,  23tfd)of  £erfaft  ben 
fetmgen  aut  bem  Dorfe  §elma!)am  nach  ^etforb  überftebelte. ') 

Ueber  ben  3tt>ecf  btefer  Maßregel  gibt  eine  ©teile 2)  2öilf)elmt  von 
SOhlmetburv;  Stuffchluß:  „©alttburr;  (§um  Unterfchteb  von  ber  fpäter  er* 
bauten  9?euftabt,  Slttfarum  genannt)  tft  ein  auf  53erge^t)ör)en  gelegene^,  ftarf 
ummauertet,  mit  jfrtcgtbebürfmffen  roofylverfefyeneö  Schloß."  @benfo  ver* 
hielt  et  ftch  mit  Hefter,  Lincoln,  @htcefter,  ^etforb.  Die  Verlegung  l)atte 
ben  Broetf/  §u  verf)tnbern,  baß  bei  neuen  etwaigen  2lufftänben,  rote  bie  ber 
(Sarle  *Rabulf,  $oger,  SQSalttjeof,  einzelne  93tfd)öfe  in  bie  ©eroalt  von  @m* 
pomn  geraden.  Durd)  ftarfe  dauern  gefetzt,  follten  fte  im  Stanbe  fein, 
im  (£tnflang  mit  ber  ^rone  mtttelft  fraftvoller  §anbr)abung  bet  Kirchen* 
rechtt  9iebellton  meber§ur)alten,  bie  gefe£ltche  £)rbmtng  51t  formen. 

3cb  glaube,  l)ter  bürfte  ber  paffenbfte  £)rt  fein,  einige  anbere  Slnorb* 
nungen  Sanfranft  §u  erroäfjnen,  beren  2>ät  $um  £f)eil  nicht  genau  beftimmt 
werben  fann.  Die  nämlichen  angelfächftfcr)en  Oltgarcben,  welche  in  ben 
3eiten  (Sbwarbt  unb  früher  bie  cbrtftltc^e  Religion  buretj  freventlichen  Wlip 
brauet),  ben  jie  mit  ben  großen  Slnftalten  ber  Kirche,  mit  Softer  unb  23tt* 
tf)um  trieben,  fo  viel  an  traten  war,  ju  erniebrigen  gefugt  Ratten,  nahmen 
fett  ben  Vorgängen  von  1074  unb  1075  bte  9ftatfe  bet  ©laubetttetfert 
vor,  tnbem  fte  für  gerotffe  gefeierte  tarnen  tf)ret  Stammet  allgemeine  $er* 
er)rttng  forberten.  9?tcht  nur  rourben,  rote  td)  oben  bemerfte,  angebliche 
2Bunber  bet  9?orthumbrtert  Saltfjeof,  ber  mit  ^echt  alt  Gebell  auf  bem 
SBIutgerüft  enbete,  autpofaunt,  auch  ben  1012  von  ben  Dänen  erfcfilagenett 
(S;r$btfdE)of  (Slfegg,  einen  ber  Vorgänger  Sanfranft,  erhoben  fte  btt  tn  ben 
brttten  £tmmel. 

Die  2lbftcht  btefer  Umtriebe  tft  flar:  et  gefchaf),  um  unter  l)etltgen 
SSorwänben  bte  -Sftaffe  bet  ang elf ächfif eben  33olft  rotber  bie  §errfa)aft  $&iU 
belmt  aufzuheften.  Durch  bie  SfBunber,  bte  man  2Baltf)eof  jufchrteb,  follten 
bte  Normannen,  welche  feine  Einrichtung  anbefohlen  Ratten,  §u  getnben 
(Mottet  geftempelt,  buref)  bte  Verehrung,  bte  man  bem  von  ben  Dänen  er* 
fc^lagenen  patrtottfehen  (SIfegg  sollte,  follten  ebenbtefelben  verbeeft  ben  bäntfehen 
SRörbern  bet  (Sr^bifchoft  gleichgeftellt  roerben.  Diejenigen,  gegen  roeld)e 
bat  6^iel  gemünzt  roar,  festen  bem  angretfenben         je  naa)  ihrer  ^Bil* 


l)  Xto^tn  (S.  217  unb  1652.       3)  <§aüile  ©,  250  mtk. 


aStcrteö  93uc^.  @ap.  24.  ©iÖjetm  toieber  tn  ber  Sformanbie.  £ocf;jeit  in  9?ortoicb\    51 1 


bungSfütfe  ober  9D?acf)t,  £ro£,  (Strafen,  £of)n,  roürbtge  9Ibroef)r  entgegen. 
9J?önd)  (Sabmcr,  ein  jüngerer  3e^9en°ffe  ^  (Eroberers,  fagt1)  in  fetner 
@efd)id)te  ber  ©egenroart :  „5tfle3,  roa6  fonft  ben  Stngelfactjfen  für  r)od)r)eütg 
galt,  rotrb  je£t  rote  md)tö  geartet."  3n  btefer  SfÖetfe  bürfte,  benfe  tct),  ber 
große  normannifd)e  ,§aufe  bte  oon  ben  5tngelfacftfen  gepriefenen  Sflärttyrer 
befyanbelt  t)aben.  SBilfjclm  tton  9J?a(me6bun;  erjagt,2)  baß  ein  norman* 
ntfdjer  2Ibt,  2Öarin  oon  £tre,  mehrere  £etber  angelfäcbftfcfcer  Reuigen  auö 
ber  $trd)e  be$  jtfofter^,  bem  er  oorftanb,  rote  Unrau)  entfernen  Heß. 

Die  £etd)e  2Baltr)eof6  roar  15  Sage  nad)  ber  ^)inrtd)tung  mit  föntg* 
lieber  (Srlaubntß  in  bte  5lbtet  (Erotyfanb  abgeführt  unb  bort  beigefe^t  roorben. 
3n  ^urjem  erfcboK  ba3  @erücr)t  oon  Sßunbern,  bie  an  tf)r  gefd)et)en,  unb 
ber  bamaftge  5tbt  2Öulffett(,  ein  2lngelfad}fe,  J>telt  fogar  oor  oerfammeltem 
23olfe  ^rebigten  über  btefe  ©nabenrotrhtngen.  2tt3  aber  ^ttter  3^o  £atüe* 
böte,  ber,  rote  id)  früher  §etgte,  in  jener  ©egenb  au^gebefmte  ©üter  befaß, 
lu'eoon  2£tnb  erhielt,  machte  er  $(n§etge  bei  £of.  Die  golge  roar,  baß 
86t  Sßulffettl  oor  eine  Stynobe  §u  Sonbon  gelaben,  roegen  ©öfcenbtenftS 
angefragt,  §nr  5(bfe|ung  oerurtr)et(t,  jtad)  betn  Softer  ©laftonburty  oerbannt 
unb  bafelbft  unter  bte  3ud)trutf)e  beö  fürc^terltdt)  ftrengen  2IbtS  £f)orftem 
geftellt  roarb.3)  93ier§tg  3a^re  fpäter  begannen  bie  2Bunber  2ßa(tr;eof6 
oon  Beuern,  aber  bteßmal  mit  anberem  Erfolg.  93ie(e  5lngelfaa)fen  ftrömten 
fyerbet,  um  bte  £eid)e  tr)re$  ^eiligen  §u  et)ren.  (Sin  9Jtönd)  be£  ÄlofterS, 
9?amen3  2(ubtn,  Normanne  oon  ©eburt,  oerfpottete  bte  $tfger,  inbem  er 
fagte,  Sßaltfyeof  fei  ein  6c^elm  unb  23errätf)er  geroefen,  ber  burd)  feine 
93erbred)en  bie  (Enthauptung  oerbtent  t)abe.  Dicfe  böfen  Sieben  belamen 
bem  Wcndjc  übet:  laut  ber  $erjtd)erung 4)  Drbertct;ö  nar)m  er  ein  fa^u'm* 
meS  Qmbe. 

2lud)  (Srsbtfc^of  Sanfranf  betampfte  ben  falfdjen  (Eifer  jener  5tnge(* 
fad)fen,  aber  mit  Staffen,  bie  feiner  roürbig  roaren.  3ot)ann  oon  €>altö* 
burty,  SBtograpt)  beö  2lbt£  5(nfelm  oon  23ec,  nad^maltgen  (Er§btfa>f3  oon 
(Eanterburty,  bertebtet 5)  golgenbeS:  „etnft,  aU  Stnfelm  ben  Metropoliten 
Sanfranf  in  (Englanb  befugte,  gerieten  fie  in  ein  ©efprädj)  über  ben  feiigen 
(SIfegg.  Sanfranf  r)ub  an:  bie  5tngelfad)fen,  unter  benen  ia)  roolute,  t)aben 
©tnige  ju  ^eiligen  aufgeroorfen,  bereu  S3erbtenfte  mir  jroeifel^aft  fd)etnen. 
3u  biefen  gehört  mein  Vorgänger  ßlfegg.  £){)ne  grage  roar  er  ein  guter 
(£f)rift  unb  red)tfcfyaffener  Genfer,  aber  bte  Slngelfac^feu  oerefyren  fyn  utd)t 
bloö  al6  einen  fettigen,  fonbem  fogar  a(ö  einen  Sttärttyrer.  2ßenn  tcf> 
feine  ©efa)id)te  prüfe,  fo  ftnbe  id),  baß  er  beßfyalb  oon  ben  Reiben  erfa^lageu 


4)  Histor.  novorum  ed.  Felben  <S.  126.  2)  ®ale,  Script.  III,  372  SWttte. 
3)  Ibid.  I,  72  mtte  flg.  4)  2)u^eönc  <£.  543,  b.  c.  6)  Wharton  Anglia  sacra 
H,  162. 


512 


$aBfi  ©regovinS  VH  unb  fein  3eitalter. 


worben  ift,  weil  er  ftct)  geweigert  f)at,  ba$  @elb,  roeldjeS  bie  Dänen  für 
feine  Schaffung  forberten,  feiner  ©emetnbe  abverlangen.  StteuteS  (£r* 
artend  maa)t  mc^t  ber  gewaltfame  £ob  an  ftd),  fonbern"  ber  2(bel  ber 
<5ac$e,  für  roeldje  (Sinex  ba3  £eben  fytngab,  ben  Märtyrer  au$.  3$  möchte 
(Eure  ÜWetmmg,  £err  2lbt,  über  f orltegenbe  grage  l)ören." 

3war  behauptet  ber  SBtograpf)  weiter,  baf  2lbt  Slnfelm  ben  (§r$btfcr;of 
auf  anbete  ©ebanfen  gebradjt,  unb  baf  Sanfranf  fettbem  ein  ial)rltc^eö 
SWärtyrerfeft  für  (gifegg  »eranftaltet  l)abe.  *)  5lber  bte  ©frufcel  beö  Stffetro* 
Rollten  föttnen  nidit  in  bem  9)iafe,  Wie  ber  SebenSbefa^retber  un3  glauben 
machen  will,  von  Slnfelm  befa)wtdjtigt  korben  fem.  Ü)enn  Sparten  meifi 
über§eugenb  naa),2)  baf  ber  Wmti)  Döbern,  welcher  im  Auftrage  SanfranfS 
eine  2eben3gefcr;ta)te  (SlfeggS  fcerfafte,  fein*  beutlicfyen  23e§ug  auf  bte  oben 
erwähnten  (Einwürfe  beö  ^etrofcoltten  nimmt.  3m  Uebrtgen  begreift  man, 
baf  Sanfranf  at$  c^rtftltc^er  (Slertfer,  alö  (Er$btfa>f  von  (Eanterburt),  nur 
mit  ttorftdjttger  3^ücff)altung  ftcr)  über  eine  fo  Reifte  Materie  äußerte. 

2)te  Ueberlteferung  Jjat  ftc^  erhalten,  baf  Sanfranf  noefy  in  anberer 
£mftd}t  eine  merfwürbtge  fritifc^e  Sfyätigfett  entwidelte ,  fofern  er  nämlid? 
ben  burdj  Slbfdjretber  tterborbenen  Sert  ber  f).  93üa>r  beS  alten  unb  neuen 
SeftamentS  wteberfyergeftellt  Jjabe.  2>ret  3eugntffe3) —  eines  £obtenbud)0 
»Ott  (Santerburty  unb  ber  §wei  (Sfyrontften  50?attt)äuö  von  SÖeftmmfter  unb 
9ftattl)äu3  von  sparte  —  liegen  vor,  welche  im  @anjen  überetnfttmmen. 
Docf)  behauptet  nur  ber  *ßartfer  au6brücHta%  baf  e£  fRo^>I>ett  ber  Dingel* 
fadjfen  gewefen  fei,  welche  bie  t).  £erte  *>erbref)t  fjabe.  Allein  wenn  aud) 
bie  beiben  Slnbern  f Zweigen,  muf  man  tfynen  biefelbe  Meinung  unter* 
legen,  ba  bie  ^anbfd)rtften,  welche  ber  @r§btfd)of  §um  3wede  ber  33erbef* 
ferung  fammelte,  of)tte  3ttwfel  von  Slngelfacfyfen  gcfcfyrteben  unb  oerborben 
waren.  2)ie  lafomfcfye  SluSfage  ber  Saugen  täf*  »erfa)tebenen  Vermutungen 
tonn.  2)te  meinige  ift  biefe:  baf  ber  grobe  ober  feine  Nationalismus,  ber 
allerbtngS  in  ber  angelfäcfyftfd^en  Strebe  t)ertfdt)te,  ba  unb  bort  am  latet* 
ntfeben  23ud)ftaben  ber  fy.  ©a)rtft  ftd)  »ergriffen  unb  baf  Sanfranf  e$  für 
feine  $flia)t  gehalten  fyabe,  burd)  Sieberf)erftellung  ber  äa)tcn  SeSarten  beö 
I).  ^teromjmuS  bte  ftrenge  gorm  beS  Dogma  §u  wahren.  Sebenfaltö  fa)lof, 
was  er  tf)at,  einen  gerben  Säbel  ber  angelfäd)ftfd)en  $tra)e  in  ftd). 

S&äfyrenb  Sanfranl  im  33unbe  mit  bem  Könige  bura)  fira)lia)e  Slfte 
bet  befajriebenen  $rt  bte  Nufye  bee  9tei^ö  bef eftigte,  fudjte  er  pgleia)  bte 
getftltc^e  §oI)ett  feinet  @tul)le0  über  eine  benachbarte  3ufel  auö^ubeljnen, 
bte  ljunbert         fpäter  bauemb  ber  brttttfd)en  Ärone  unterworfen  roorben 


Ungefähr  25affclbe,  toaö  Sodann  ».  «SaltöBur^,  crgd^It  Ckbmet  in  fetner  Menö^ 
gefc^ic^te  Slnfelmö  Opp.  Anselmi  et  Eadmeri  ed.  Gerberon,  Vol.  II,  b.  @.  18.  editionis  • 
Venet.       2)  Anglia  sacra  II,  134.  9We.       3)  3ufammengefiellt  ibid.  I,  55. 


SKerteS  93uc$.  da)?.  24.  2BtU)elm  trieber  in  ber  Stornmnbie.  3ßtrffamfett  Sonfranfe.  513 

tft.  Srlanb,  früher  bte  3nfel  ber  ^eiligen  genannt,  von  ber  fo  »tele  Be* 
fet)rer  ausgingen,  war,  obgleich  längft  belehrt,  nicht  bem  allgemeinen 
SBerbanbe  ber  c^rtftltcben  ©taatcnfamtlte  einverleibt,  fonbern  ftanb  für  ftch 
allein,  unb  bulbete  ©ebräucbe,  bie  von  benen  ber  großen  römifd)4atf)olifa)en 
@emetnfcbaft  weit,  weit  abwtdjen.  Ü)ie  9faub$üge  ber  norbifcben  Sifinger, 
welche  3af)rhunberte  lang,  in  gleicher  2ßetfe  wie  Britannien,  baS  benaa> 
barte  ßtlanb  verheerten,  tmgen,  wie  eS  fchetnt,  ju  btefer  Vereinzelung  eben 
fo  viel  bei,  als  ber  eigentümliche  ßfyarafter  beS  BolfS  unb  bie  befonbere 
(Sprache,  bie  eS  rebete. 

©norro  ©turlefon  erzählt,1)  baß  als  bie  erften  unter  allen  Normannen 
jnm  ©ofme  £aralbS  ©d)önhaar,  ^orgilS  unb  grotf)o,  um  910,  geftü^t 
auf  bie  Dtoubflotte,  bie  tt)nen  tf>r  Sßater  mitgab,  ein  flctneS  9?etdt)  an  3r* 
lanbS  Dftfüfte,  beffen  ÜÜftttefyunft  bie  ©tabt  ^Dublin  (normannifch  D^flinni), 
grünbeten.  £)och  bauerte  tf)re  £errfchaft  nicht  lange,  grotho,  fagt  ber  3S* 
länber,  fei  nacf)  furjer  Seit  vergiftet,  ShorgtlS  etwas  fpäter  erfcblagen 
worben.  (Sbenberfelbe  führt  um  990  einen  dortig  Olaf  $waran  von  2)uMm 
auf,  ber  allem  5tnfct) ein  naa)  auS  norntannifcfyem  Blute  ftammte. 2)  Detter 
wirb  berichtet,  baß  4  ober  5  hinter  nacb  bem  £obe  DlafS  Srtygwefon, 
b.  h-  1004  ober  1005,  3arl  ©igurb  feine  älteren  ©ofme  in  3rlanb  mit 
£anb  unb  beuten  verforgte,3)  unb  baß  in  ber  golge  einer  btefer  ©ohne, 
%l)Oxp\n,  ein  großes  $etd)  befaß,  baS  auSgebehnte  ©treefen  ©chottlanbS 
unb  3rlanbö,  fowte  bie  benachbarten  3nfeln  umfaßte.4)  Um  baS  3ahr 
1018  fampfte  ein  Reiter  ©of;n  beS  3arl  ©igurb,  (Stnar,  %t)oxfi\m$  Bruber, 
mit  bem  trtfcbeu  Könige  ^onufogor,  warb  aber  in  einer  ©eefcfyladjt  beftegt.5) 

(Snbltdt)  erwähnt  ©norro  ©turlefon  noch  um  1060,  §u  ben  Reiten  beS 
9?orwegtfchen  ^errfcberS  ^aralb  ^arbraba,  einen  normanmfeben  Äötttg  von 
2)ublin,  9Kargab,  ber  im  Bunbe  mit  feinem  2lnvcrwanbten,  bem  norwe* 
giften  ©eer)elben  @utr)orm,  einem  Neffen  Äöntg  £)lafS  IL  beS  ^eiligen, 
ÜlBaleS  plünberte,  wegen  £hetfung  ber  Beute  mit  ihm  in  ©treit  gertetf) 
unb  burd)  @utl)orm  erfragen  würbe.6)  Unter  ber  ^errfa^aft  btefer  unb 
anberer  normanmfeben  Häuptlinge  war  2)ublin  §u  einem  berühmten  £an* 
belSpla^e  aufgeblüht.  2)enn  ©norro  fagt,7)  baß  gegen  (Snbe  beS  10.  Sah*** 
fmnbertS  fehr  viele  ^aufleute  bort  sufammenftrömten. 

2)er  Sttel  „itöntg  von  Dublin"  weist  barauf  Inn,  baß  eS  in  3rfattb 
noch  anbere  Herren  gab,  bte  fleh  Könige  nannten.  2)aß  bem  wirflich  fo 
War,  erhellt  aus  gewiffen  TOen  SanfranfS,  ju  benen  ich  mich  je$t  wenbe. 
(Ein  ©abreiben8)  folgenben  3nt)altö  liegt  vor,  baS  (SleruS  unb  ©emetnbe 


')  Heimskringla  I,  113.       2)  Ibid.  I,  225.  247.       3)  Ibid.  II,  145.       *)  Ibid. 

H,  161.  6)  Ibid.  II,  117.  149.  6)  Ibid.  III,  113  flg.  ')  Ibid.  I,  246  unten. 
8)  Epistol.  36.  Opp.  Lanfranci  <S.  318. 

©fror er,  «ßaofi  ©regoriu«  vu.  23b.  m.  33 


514 


$abft  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  ßtitalkt. 


tton  Dublin  an  ben  (Srjbtfchof  fcon  ßanterburr;  richtete:  „2Öir  geigen  büc 
htemtt  an,  baß  ber  6tuf)l  tton  Dublin  ber  Metropole  3rlanb3  neulich  burd) 
ben  £ob  beö  Birten  tterroatet  roorben  ift,  2ßtr  ()aben  beßhalb  ben  $re£* 
btyter  ^atrtctuö,  einen  9Jknn  tton  guter  ©eburt,  reinen  £eumunb6  unb  in 
ben  ^eiligen  Siffenfchaften  roohlberoanbert,  geroählt,  unb  bitten  biet),  bu 
roolleft  i^n  §u  unferem  33tfcf)ofe  roethen." 

Saut  alten  Nachrichten,1)  bte  mir  glaubhaft  fchetnen,  gefchar)  e$  im 
3ar)re  1074,  baß  biefcö  ©abreiben  ju  (Santerbun;  einlief.  Sanfranf  prüfte 
ben  2lnfömmltng  unb  erteilte  bann  ^ßatrtf  bte  2ßeif)e,  naebbem  er  bemfelben 
§uttor  ba£  übliche  Slngelöbntß 2)  be3  ©ef)orfam6  abgenommen  hatte,  in  roelchem 
*ßatrtciu$  ben  Sttel  SSorftanb  ber  Dubliner  Metropole  ftcr;  beilegt.2)  3n 
ber  (Sammlung  ber  ^Briefe  Sanfranfö  folgt  bem  eben  erwähnten  ein 
SroetteS  (Schreiben, 3)  gerichtet  an  ben  erlaubten  jlbmg  tton  3rlanb,  ©otrif, 
in  roelchem  ber  (Sr^btfchof  oon  ßanterburr;  benfelben  benachrichtigt,  baß  er 
bem  2Bunfa)  ©otrifS  gemäß  ben  *ßre6br/ter  ^atrtciu^  jum  S3ifa)of  geroetljt 
habe.  Leiter  rühmt  er  bte  Sugenben  beS  Häuptlings,  tnbem  er  (ich  auf 
bie  tton  Cßatrtf  erhaltenen  Nachrichten  beruft,  fügt  aber  bann  einige  emfte 
Ermahnungen  bei:  „ba6  ©erüct)t  geht,  baß  e#  in  eurem  Netche  Scute  gibt, 
bte  SBetber  auö  ihrer  eigenen  93erroanbtfchaft  ober  auö  ber  ihrer  serftor* 
benen  grauen  Ijetratt)enr  anbere,  bie  rotHführlich  ihre  angetrauten  grauen 
verlaffen,  enbltch  folche  sD?enfchen,  bte  mit  ben  Nachbarn  gegenfeitig  ihre 
2Betber  ttertaufchen.    Dfeß  ftnb  ©reuel,  voelche  abgefdjafft  roerben  müffen." 

33on  bem  Häuptlinge,  an  ben  ber  Er^bifchof  fchrteb,  r)^*4)  ^  ™ 
einer  irlänbtfchen  (Stjromf  jum  3ahre  1066:  „©obreb,  mit  bem  Beinamen 
ßroroan,  eroberte  Dublin  unb  einen  großen  ber  $roüin§  Setnfter, 

berfelbe  regierte  16  3ar)re."  £)l)ne  biefen  Söorten  im  ©eringften  ©eroalt 
an§uthun,  fann  man  annehmen,  baß  ©obreb  fa)on  einige  3af)re  ttor  1066 
prat  23eft#  tton  Dublin  gelangte.  Da  nun  ber  in  obiger  ©teile  6turlefonö 
erroähnte  DNargab,  Der  gleichfalls  Äönig  »on  Dublin  roar,  gegen  baS  3ahr 
1060  enbete,  fo  fprtcht  fein  geringer  ©rab  son  2ßahrfchetnltchfett  bafür, 
baß  ©obreb,  mit  roelchem  Sanfranf  in  brieflichen  5Berfel)r  trat,  ber  Nach* 
folger  SNargabS  geroefen  fei.  2öie  man  fteht,  roerben  bte  SluSfagen  beS 
S^länberö  gerotffer  SNaaßen  bura)  irlänbtfche  (£r)romfen  beftättgt. 

Die  nämliche  (Sammlung  enthält  ein  jroetteö  (Schreiben5)  beö  (5r^ 
bifchofö,  gerichtet  an  ben  großmächttgen6)  $öntg  »on  3rfonb,  Serbelroag. 
Der  Schalt  ift  fo  ziemlich  ber  nämliche,  rote  ber  be$  ttorhergehenben  SBrtefeö. 
üNtt  Berufung  auf  Das,  roaö  er  aus  bem  9Nunbe  ^atrifö  vernommen, 
erteilt  er  bem  Könige  Mfprüche  roegen  fetner  guten  unb  geroiffenhaften 

*)  UfferiuS,  epistol.  hibernic.  (£etfcont,  1696)  <5.  65  unten  flg.  2)  Opp.  Lan- 
franci  @.  370,  b.  3)  Epist.  37.  Opp.  <S.  318,  b.  flg.  4)  Uffenuö  a.  a.  £>. 
©.  67  unten.       6)  Epistol.  38.   Opp.  ©.  319,  b.       6)  Magnifico  Hiberniae  regi. 


33terteg  93udj.  Qap.  24.  2BiÜ)etm  itueber  in  ber  9tormanbte.  SBtrffamfett  Sanfranfg.    5 15 


Regierung,  fä(>rt  aber  bann  fort:  „neben  vielem  (Srfreultdien  t)abc  id)  audj 
Dtnge  gehört,  roelaje  mtd)  fdmterjten,  nämltcr;  baß  bte  Seute  in  eurem  Dfeicf; 
naa)  2Biflfur)r  unb  of)ite  fanonifajen  ©runb  bte  tr)nen  angetrauten  Seiber 
i?er(affen,  baß  fte  ofyne  9tütffta)t  auf  bte  verbotenen  ©rabe  grauen  er)elia)en, 
bte  mit  tr)nen  felbft  ober  mit  ben  ©attittnen,  betten  fte  früher  angetraut 
roaren,  verroanbt  ftnb,  ober  bte  gar  von  anbern  90? ämtern  früher  verlaffen 
würben;  baß  bei  ber  Gnnroetfyuug  neuer  23tfd)öfe  nur  ein  einiger  SBifcrjof 
amtet,  baß  tu  ^Dörfern  unb  (Stäbten  oft  mehrere  SBifa)ofe  ju  gleicher  3eit 
angeftellt  ftnb,  baß  Ätnber  bte  Saufe  of)ne  5lnroenbung  geroetfyten  (Ef)rv>fam$ 
empfangen,  baß  bie  prtefterlta^ett  233ett)en  von  ben  IBtfcfeöfen  um  ©elb  er* 
tJ>etlt  roerben."  <5a)Iteßlttt)  ermahnt  ber  ($r$btfd)of  ben  «ftö'ntg  Serbelroag, 
mtt  allem  @tfer  bafun  §u  arbeiten,  baß  biefe  unb  är)nlta)e  Mißbrauche, 
roeldje  ben  93orfct)rtften  (Sfyriftt,  ber  Slpoftel,  ber  jttrajenväter  unb  ber  (£on* 
eilten  roiberftrettett,  aus  3rlanb  verfd)roinben. 

Sitten  feigen  nad>  ift  ber  jroeite  23rtef  bei  bemfelben  Slnlaffe,  rote 
ber  erfte,  nämltcf;  auö  (Gelegenheit  ber  (Sinroeifmng  $atrtf3,  gefebrteben, 
unb  buret)  benfelben  Ueberbrtnger,  ber  ben  erftett  an  ©otrtf  mit  fta)  nar)m, 
nämlia)  burd)  ^3atrtf,  bem  ^ö'ttig  Serbelroag  angefertigt  roorben.  Ü)ann 
aber  folgt,  baß  e$  in  3rlanb  ju  gleicher  3eit  jroei  Könige  gab,  von  benen 
tt>or)(  ber  eine  bem  anbern  untergeorbnet  roar.  Strfltcr)  beutet  bie  ver* 
fcfytebene  Titulatur,  roelcfye  Sanfranf  Reiben  erteilt,  auf  ba$  fragliche  $cr* 
tyäftniß  ^tn.  2)er  (£r§btfd)of  rebet  ben  ^önig  Serbelroag  mit  bem  2lu$brucf 
magnificus  an,  ben  anbern  nennt  er  blo6  gloriosus.  Se|terer  Sitel  t)at 
in  ber  Jtan$letfpraa>e  be$  Mittelalters  geringeres  ©erotcr)t,  atö  ber  erftere, 
er  rotrb  außer  Heineren  Surften  ben  f)ol)en  Beamten  großer  Sftetcfye  beigem 
legt. 4)  93etbe  Sorte  »erhalten  ftcb  ungefähr  rote  im  £)eutfct)en  ©roßmäcf;ttg 
unb  ümrdjlaudjt. 

2Iucr)  ber  fadjltdje .  3nfyalt  ber  §roei  ©abreiben  frtmrnt  ^u.  3n  bem 
Briefe  an  ©otrtf  flagt  ber  (Sr^bifc^of  nur  über  bte  Mißbrauche  ber  @r)e, 
in  bem  jroeiten  aber  hebt  er  noeb  gewaltigere  (Schaben  hervor,  baß  23u 
fa)öfe  ntd)t  in  rechter  Seife,  b.  h-  nur  burd)  ein  Jttrdjenhaupt,  unb  ntdjt 
burd)  einen  33eretu  von  mehreren,  tr)re  (£tnfegnung  empfangen,  baß  fte  bte 
Setzen  um  ©elb  verlaufen,  enbltd)  baß  bte  (Sprengel  ntd)t  abgegratet  unb 
ber  SBifctjö'fe  ba  unb  bort  $u  viele  feien:  lauter  Mtßftänbe,  bte  bloß  buret) 
eine  Metropolttatwerfaffung  unb  burd)  $etcr)3fynoben  befeitigt  roerben  fonnten. 
9tetcc;6ftynoben  aber  ju  berufen  unb  einen  tüdbtigen  Äirdjenverbanb  §u  fd)affen, 
liegt  nur  in  ber  Macht  größerer  Röntge,  bie  ein  gan§e$  SBolf  regieren, 
mct)t  in  ber  SBefugntß  Heiner  ^eilfürften.  ^terauö  folgt  nun,  baß  ber 
erstgenannte,  ©otrtf,  bem  ^rvettgenannten,  Serbelroag,  untergeorbnet,  mit  an* 


*)  SJlan  ttergleidje  2)u  (Sange,  sub  voce  gloria. 

33* 


516 


$af>ft  ©rcgortuö  VII.  unb  (ein  Seitalter. 


bem  Sorten,  baß  jener  ein  $r)etlföntg,  biefer  ein  £)berföntg  gewefen  fein 
muß.  2ßof)lan,  biefe  Schlußfolgerungen  werben  burch  3eu9n^fe  beftätigt. 
3rlanb  umfaßte  mehrere  Heine  fHctd^e ,  bie  unter  ber  §or)ett  eine$  ©efammt- 
fönigS  ftanben;  ein  folcfyer  ©efammtföntg  war1)  Serbelwag. 

fftocb  ift  ein  britteg  ©abreiben2)  vort)anben,  ba$  Sanfranf  an  einen 
triften  523ifdt)of ,  3)omnalb,  erftcf .  2116  Antwort  auf  vorangegangene  2Ju* 
fragen  beö  23ifcc)of3  unb  anberer  Ungenannten  Inn  fuct)t  ber  Metropolit 
barjuthun,  baß  ber  ©enuß  beö  5lltarfaframent6  für  ba$  Seelenheil  fleiner 
$inber,  bte  beö  Vernunftgebrauchs  noch  nicht  mächtig  fmb,  feineSwegö 
nötfn'g  fei.  5lu3  bem  £one  beS  Briefes  glaube  ict)  ben  Schluß  sieben  $u 
bürfen,  baß  Sanfranf  nur  ungern  an  2)omnalb  fdjrieb  unb  ben  Verbacht 
hegte,  ber  trifte  33tfa)of  I)abe  jene  gragen  in  feiner  guten  5lbftcht,  noch 
um  ftdt)  belehren  ju  (äffen,  fonbem  um  ben  Metropoliten  in  Verlegenheit 
$u  fefcen,  geftellt. 

Dffenbar  in  gereifter  (Stimmung  fagt  er  am  Gfrtbe  beS  (Schreibend: 
f/3hr  m*r  noc§  ftnbere  gragen  vorgelegt,  welche  weltliche  3ßiffenfa)aften 
betreffen;  ich  antworte  auf  btefelben  nicht,  weil  tct)  glaube,  baß  e$  ber 
btfchb' fliegen  Stürbe  nicht  gekernt,  ftet)  mit  folct)en  fingen  ju  befcf>äftigen. 
2Ue  tct)  noch  bei  jungen  3at)ren  war,  'verfchwenbete  id)  meine  Seit  auf 
©egenftänbe  ber  5lrt,  feit  icr)  baS  btfa)öfltche  2lmt  verwalte,  habe  ich  e$ 
paffenb  gefunben,  benfelben  ganjlta)  ferne  §u  bleiben."  Saut  alten  9?aay 
richten  fotl3)  ber  Vrief  an  2)omnalb  im  3«hr  1081,  bem  Ilten  ber  Mmifc 
führung  SanfranfS,  abgefaßt  worben  fein.  £)en  bifchb'flichen  Si£  3)ont* 
nalbS  fennt  man  nicht,  bagegen  fteht  feft,  baß  er  ben  (Sr^bifchof  ßanfranf 
überlebt  l)at.  £)enn  er  wirb  in  ber  SBrteffammlung  SfnfelmS  $u  bem  3ahre 
1095  unb  bem  folgenben  als  lebenb  erwähnt.4) 

Unverfennbar  übte  Sanfranf  bis  ju  einem  gewtffen  ©rab  Metropolitan? 
hoheit  über  bie  irtfehe  Kirche.  3Bte  eS  ihm  gelungen,  btefeS  Verhältniß 
anzubahnen,  barüber  I)errfc^t  Dunfel.  Sicherlich  war  jenes  Schreiben  ber 
2)ubliner  ©emeinbe  vom  3ahre  1074  nicht  ber  erfte  Schritt  $ur  $lnnär)e* 
rung.  Verrwnblungen,  von  benen  wir  nichts  wiffen,  werben  vorangegangen 
fein.  £)a  große  unb  fleine  gürften  gutwillig  unb  auö  eigenem  Antrieb  ihre 
£anbe6fircf)en  ebenfowenig  als  ihre  £r)rone  ber  £>beraufftcr)t  mächtiger  9?aa> 
barreiche  unter§uorbnen  pflegen,  vermute  tdj,  baß  ©aufönig  ©obreb  von 
Dublin  —  ben  ich  tr)eilS  beS  Samens  wegen,  tf)eilS  im  ^inblicf  auf  bie 
©efchtchte  feiner  Vorgänger  für  einen  Normannen  halte,  —  ebenfo  wie  beffen 
£er)enSl)eTr,  ber  ©efammtfönig  Serbelwag,  ber  ein  3re  gewefen  ju  fein 
fcheint,  aus  gurcht  vor  StlhelmS  Staffen  mit  bem  Stuhle  von  (Santerburr; 


l)  Uffertuö  ö.  o.  £>.  @.  69  unten.  2)  Epistol.  33.  Opp.  <§.  316,  b.  3)  UfTe* 
tittö  a.  o.  £>.  ©,  72  oben.       *)  Ibid.  @.  85—88. 


SSterteö  S3uc^-  @al>.  24.  SBüfjetnt  totebev  in  ber  Sfcovmanbie.  SBirffamfeit  Sanfratifä.  517 

attgefnütoft  fyahm  bürfte.  2)er  1074  auögeftreute  ©ante  gebtef)  erft  r)un* 
bert  Safjre  ffcäter  unter  bem  Normannen  Heinrich  IL  *ßlantagenet  $ur 
23lütr)e,  welcher  3rlanb  eroberte. 

Um  ba£  3af)r  1075,  nac^bem  ber  Aufruhr  in  ber  Wlaim  gebchnpft, 
©rafgulfoll.  von  Anjou  beftegt ,  bie  Empörung  ber  Marone  ntebergefa)(a^ 
gen,  bte  gemeinten  Strittigen  beö  fran$öftfcr)en  £ofeö  griffen  waren,  ftanb 
ber  Normanne  2ßtlt)elm  auf  ber  £ö'he  feines  $uhmeö  unb  feiner  9flad)t. 
Ü)er  33enebtfttner  »ort  9J?alme3burr/  fagt:1)  „^önig  Wilhelm  war  währenb 
feines  £ebenö  fo  »om  ©lücfe  begünfttgt,  baß  bte  auswärtigen  Nationen, 
unb  $war  bte  entfernten  fo  gut  rote  bte  nat)en,  ntdjtS  mehr  al$  feinen 
Tanten  fürchteten."  3)ieß  gilt  »or§ug3weife  bezüglich  beö  3etoum0,  ber 
3Wifa)en  1066—1075  »erlief,  benn  »on  1076  an  haben  traurige  3erwürf* 
niffe  im  ©cfyooße  ber  eigenen  gamilte  ben  ©(ans  fetneö  £aufe$  »erbunfelt, 
felbft  feine  9J?adjt  angenagt. 

2luc£)  ber  fa(tfa>  jtatferrjof  in  Deutfcbtanb  fannte  unb  fürchtete  ben 
Normannen.  3)er  beutfa^e  9J?öna)  33runo  erjagt:2)  „alö  ^önig  Heinrich  IV. 
1074  burct)  ben  Aufftanb  ber  6aa)fen  in  fcblimmeö  ©ebränge  geraden 
roar,  wanbte  er  ftct)  an  bie  mücbtigften  gürften  be$  AbenblanbS  um  £ülfe. 
Auch  Wilhelm,  ben  Eroberer  »on  Qntglanb,  ging  er  an,  »erfpredrjenb,  baß 
er,  wenn  Wilhelm  ihm  je|t  in  feinen  9Zötr)en  beiftc^e,  ftetö  für  fünf? 
tige  gälle  §u  beffen  2)tenft  bereit  fein  werbe.  Wilhelm  erwieberte  hierauf: 
er  r)abe  (Snglanb  mit  Waffengewalt  erobert,  wenn  er  btefeö  9fetcr}  »erliefe, 
müßte  er  beforgen,  baß  man  tt)m  bie  9fücffer)r  »erweigere."  £)er  (Salter 
far)  in  Wilhelms  Antwort  einen  ^Beweis  abgeneigter  ©eftnmmg:  er  fchötofte 
im  nämltcr)en  3af)re  Argwohn,  baß  ber  Normanne  mit  ben  ©egnem  be$ 
beutfcben  «£>ofe3,  namentlich  mit  §anno  »Ott  (Solu,  SBerbtnbungen  unterhalte. 

Lambert  »on  £er$felb  berietet:3)  „auf  einem  gelbjuge  gegen  Ungarn 
begriffen,  war  itöntg  Heinrich  IV.  (im  Wlai  1074)  ju  9tegen$burg  an? 
gelangt.  2)ort  erreichte  tr)n  eine  23otfcr)aft  feiner  am  $r)em  jurücfgelaffenen 
Vertrauten,  welche  melbeten,  Wilhelm  ber  33aftarb  rücfe,  bura)  SBerfpre* 
crjungett  beS  Kölner  (Sr§6tfdt)of6  ^anno  gewonnen,  mit  einem  großen  $eere 
^eran  unb  wolle  bie  £au»t|tabt  be$  Geichs,  Slawen,  befefcen."  £)er 
(Shrontft  fügt  bei,  ^anno  fyahe  nachher  btefeS  ©erüdjt  als  eine  (Srftnbung 
feiner  geinbe  £ügen  geftraft.  Angenommen,  baß  ber  Kölner  tn  gar  fetner 
SBerbtnbung  mit  Wilhelm  ftanb,  läßt  ftcr)  boa)  baö  @erücr)t  erflären.  Der 
Normanne  muß  eben  um  jene  %tit  ben  gelang  gegen  bie  SJkine  eröffnet 
haben.  Manche  mögen  auf  ben  ©ebanfen  geraden  fetyn,  baß  Wilhelm 
feine  Srutotoen  nicht  nach  ©üben,  fonbem  gegen  £)ften  führen  werbe.  3<h 
meines  ZtyiUt  $weifte  fehr,  ob  ©erüchte,  wie  baS  fragliche,  foldt)e  gefttg* 


')  @a»tle  <§.  106  gegen  o&en.      2)  $evfc  V,  342  oben.      3)  Ibid.  <S.  216. 


518 


*ßabft  ©regoriuö  VII.  unb  (ein  Settalter. 


feit  erlangt  r)aben  würben,  baf  ber  (Staat^ratt)  bem  abwefenben  Könige 
Eilboten  nactjfanbie,  unb  baß  £etnrid)  IV.  felbft  ftet)  bewegen  Heß,  ben 
befcfyloffenen  gelojug  gegen  Ungarn  aufzugeben,  fyätte  niebt  ^>anno  wtrflict; 
geheime  Unterfyanblungen  mit  bem  SBaftarbe  gepflogen. 

2)er  Kölner  (Sr§btfa>f,  welker,  rote  ta)  früher1)  jeigte,  wafyrfcfyemltcr;  bem 
Normannen  ben  2Öeg  auf  (Snglanb^  Sfyron  bahnen  tjalf,  fyegte,  fo  fcfyetnt 
e£  mir,  bte  2tbftcf)t,  alö  ©egenletftung  ober  aua)  au$  Stütfftcfyt  für  ba$ 
S03ol)l  ber  ßfyriftenfyett,  üon  2BtU)elm  bem  Eroberer  trgenb  "einen  2>tenft  $u 
erbitten,  ber  barauf  berechnet  roar,  ben  beutfcfyen  (Salier  tton  ben  fd)lim* 
men  Segen,  bte  er  etngefa^lagen  fyatte,  auf  ben  geraben  *pfab  $urücFsutret* 
ben.  Allein  ber  Normanne  ging  1074  auf  ba$  5lnftnnen  be£  Kölner  (Sr$* 
btffr)of£  fo  wenig  ein,  al$  er  ftd)  naa)  1080,  wie  td)  unten  §eigen  werbe, 
uneractjtet  fefyr  bringenber  5lufforberungen  von  (Seiten  beö  ©tufyleS  $etrt, 
in  bte  ttaltentfdjen  £änbel  be$  beutfa)en  ^atferretcbS  einmtfcfyte. 

Mnpxfif$wan$\Qfit$  Capitd. 

Snnere  Berroürfniffe  im  £aufe  *on  9touen.  SGÖeil  ftcr)  2BiU)elm  Weigert,  feinem  erftges 
Bornen  ©orjne  Robert  bie  üftormanbie  abzutreten,  empört  fiel)  biefer  gegen  feinen 
33ater.  (Sfjarafter  unb  (Erdung  be$  (Srflgebornen.  Robert  fiietjt  1077  erft  nadj 
ber  Sanbfcfyaft  *ßerd)e,  bann  treibt  er  ftcr;  in  »erf ergebenen  Sdnbern  f»erum  unb  fudjt 
enblicr;  -§ilfe  Beim  Könige  üon  ?j;ranfreicr),  ber  bie  ©elegenfjeit  mit  greuben  ergreift, 
ben  Stifj  jttnfdjen  SSater  unb  @ol)n  ju  erweitern.  S^obertö  9tufentt)alt  in  ber  93urg 
©erberoty,  einem  §reipla$e  für  Stuöreifier.  Offene  $eljbe  beö  @of;n$  mit  bem  93ater. 
JDrotjenbe  ©riefe ,  bie  5pabfi  ©regor  VII.  um  bu^lbt  3ett  an  .König  2öilr)elm  t>on 
(Snglanb  erließ.  Q3eroei$,  bafi  bie  Spannung  batjer  rührte,  roeü  ber  $abft  ernfilicr) 
auf  SIBtretung  ber  9iormanbie  an  Robert  unb  auf  Stuefo^nung  beS  Söaterö  mit  bem 
©or)ne  Bejtanb.  3m  Safere  1080  üerfidnbigt  ftcr;  2BtU)elm  mit  Robert,  augenblicflicr) 
änbert  ber  $abji  ben  £on  unb  richtet  liebeootte  (Schreiben  an  ben  .König.  (Schlimme 
folgen,  roetdje  baS  3erroürfnif  fyatte.  Slufflanb  in  Sflortfyumbrien ,  (Srntorbung  beö 
58ifrf)ofö  2Balcr)er  r-on  Surgam.  Sftalfolm  fcon  ©djottlanb  faßt  in  (Snglanb  ein. 
93efiegung  beß  ©Rotten,  SBejirafuug  ber  üftorttyumbrier.  3um  jroeitenmat  Bricht 
Siobert  mit  feinem  93ater,  unb  entfliegt  roieberum  auö  ber  üftormanbte.  SBäfyrenb 
beffen  entwirft  93ifcr)of  £)bo  öon  53aieur ,  ffiiUjelmg  £albbruber,  ben  $Ian,  ein  nor* 
mannifdjeö  £eer  auä  (Sngtanb  jum  <Scr)u|je  ber  römifdjen  .Kirdje  roiber  ben  ©atier 
<£>einricf)  IV.  nacr)  Statten  gu  führen.  5llö  ber  .König  fjieoon  ^unbe  erhält,  eilt  er 
im  ^erbjie  1082  auö  ber  S'lormanbie  nac^  (Sngtanb  hinüber,  üerfjaftet  feinen  S3ruber, 
ben  ©ifct)of,  unb  t-erroafyrt  i^n  in  bem  Sfmrme  gu  9?ouen.  Unmittelbar  barauf  ruft 
2Bilf>etm  feinen  @o^n  Stöbert  auö  ^ranfreic^  jurürf,  Bereinigt  feine  ftorberungen 
unb  übergibt  it}m  bie  üftorntanbie ,  boer)  mit  5luöna^me  einiger  ber  fejtefien  !ßlä^e. 
3at;re  ß^rijtt  1076  Biö  ju  (Snbe  1082. 

3ct)  fomme  an  ben  Senbepunft  ber  ©efdjtcfe  Stl^elmö,  an  ben  %\& 
brueb  ber  J)äuölta}en  3^ürfntffe.   2)er  ^önig  J)atte  fta)  wteber^olt  gegen 

*)  Oben  @.  360  unten  flg. 


Viertes  33udj.  (Bap.  25.  3criüürfmfTe  jhnfcfjen  .ffontg  ÜBilfjetm  u.  feinem  (Sofyn  Robert.  519 

feinen  (Srftgebornen  felbft,  gegen  ben  ©tufyl  $etri,  gegen  bie  ^rone  granf* 
reia)3  »crbinblidj  gemacht,  *)  naa)  (Eroberung  GmglanbS  bte  9?ormanbte  nia)t 
länger  für  jtdj  §u  behalten,  fonbern  btefelbe  in  ber  2lrt  an  Robert,  feinen 
älteften  @ol)n,  abzutreten,  baß  baS  £er$ogtf)um  unb  ba$  brütiftf)e  Jtöntg* 
reid)  für  immer  getrennt  werbe.  3Bilt)eIm  jögerte  jebodj  ntd)t  nur,  biefe 
93erpflia)tung  §u  erfüllen,  fonbern  er  erflärte2)  fogar  eines  JEagS  runb  r)er* 
auö,  baß  er,  fo  lange  er  lebe,  Weber  fein  £eimatf)lanb,  bie  ^ormanbie, 
nod)  bie  mit  fyarter  Tltyc  errungene  $rone  Gmglanb  an  irgenb  jemanb, 
Wer  eö  aud)  fei,  abgeben  werbe.  (§3  war  of)ne  grage  ein  Sreubrud),  ben 
ber  SBaftarb  bura)  bie  eben  erwähnte  (Srflämng  beging.  2lua)  l)at  it)m  ber* 
felbe  bie  fajlimmftcn  ,£änbel  fowof)l  oon  ©eiten  be3  6ofme$,  als  fcon 
(Seiten  be3  fran§öftfd)en  Königs  §uge§ogen,  welcher  ledere  ben  Q3rtnjen 
wiber  ben  Sßater  waffnete. 

$Ran  fann  nia^t  leugnen,  baß  baS  $ed)t  ber  ©elbfterfyaltung ,  ber 
ftärffte  aller  «£>ebel,  ben  S3cr)trrfc^er  9Zeuftrtenö  trieb,  um  jeben  $ret$  bie 
Trennung  (SnglanbS  son  ber  9?ormanbte  §u  erzwingen,  benn  wenn  beibe 
fronen  »ereinigt  biteben,  bann  war  e6  über  ihtr§  ober  Sang  um  bie  Selb* 
ftänbtgfett  granfreid)6  gefabelt.  3a)  will  bat)er  *|3f)tltp»  I.  wegen  ber 
Littel,  bie  er  §u  ($rretd)ung  eines  für  ifyn  nottjwenbtgen  3wede3  ergriff, 
—  fo  traurig  unb  tabeln^wertf)  fte  aua)  an  ftd)  waren,  —  nta)t  bura)au£ 
oerbammen,  aber  bte  gleite  ^acbftc^t  ift  man  meinet  (£raa)ten$  bem  9?or* 
mannen  fa^ulbtg.  ©efyr  ftarfe  ©rünbe  liegen  ttor,  wekr/e  fein  2krfar)ren 
in  ein  mtlbereS  Sidjt  ftellen.  9?td)t  of)ne  gug  fonnte  er  geltenb  madjen, 
baß,  wenn  er  bte  9?ormanbte,  ben  mütterltd)en  SBoben,  au3  welkem  bie 
tylafyt  feinet  £aufe6  emporfproßte,  abgebe,  bte  if)m  übrig  bleibenben  £ülf3* 
fräfte  ntd)t  ausreißen  würben,  um  (Snglanb  §u  behaupten.  £)oct;  bie  trtf* 
tigfte  dntfa)u(bigung  beö  3Saterö  liegt  im  (Sljarafter  be£  Sofjneö. 

Robert,  t>on  ©eftalt  etwaö  fleht  unb  fett,  barum  ©ambarom  ($ur$* 
betn)  genannt,3)  befaß  tnel  £ebf)afttgfeit  beS  ©eifteS,  wußte  flar  unb  §ter* 
lid)  §u  reben,  fcerftanb  ftcf)  trefflid)  auf  bte  rttterltd)en  fünfte,  tummelte  baS 
Stoß,  fyannte  ben  SBogen,  führte  ba$  S$wert  gletd)  gut.3)  5lber  ein  $or* 
^ug,  ber  bem  $ater  im  retdjften  9ftaaßc  ju  £f)etl  warb,  mangelte  bem 
©orrne  gänjlia).  2öarum  ift  ber  33aftarb  tton  sftouen  ber  größte  gürft  fei* 
neö  3al)rl)unbertö  geworben?  2lbgefer)en  son  ben  feltenen  Anlagen,  mit 
benen  ir)n  bie  ©unft  be6  <5djö>ferö  befa^enfte,  r)au^tfäc^ltcf)  bura)  bte  r)arte 
Sdjule,  bte  er  in  fetner  Sugenb  bura)gemaa)t  l)at ! 

©anj  anber^  »erhielt  eö  fta)  mit  Robert.  @r  war  ein  fcer$ogener, 
barum  l)od)müt^iger,  jur  33erfa)wenbung,  $um  Seta^tftnn  geneigter  ^rtn^.  2)er 
SBater,  mit  ben  «Sorgen  einer  ftürmeoollen  Regierung  befa^äfttgt,  faft  immer 


l)  ©ie^c  o&en  @.  362  u.  406.     a)  ^u^eßne  @.  570,  b.     3)  Ibid.  @.  545,  c.  d. 


520 


$a6fi  ©regortuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


im  gelb  ober  Rof,  hatte  nidt)t  bie  nötige  9J?ufe  gehabt,  Roberts  (Sr* 
jiefjung  ju  übermalen;  bie  Mittler  aber,  feine  93ormünberm ,  unter  beren 
2Jugen  er  $u  Rouen  aufwud)6,  befaf  ntct)t  gefttgfeit  genug,  um  ben  ©cböf* 
ling  §ur  rechten  3e^t  befdjneiben,  i^n  mit  ftarfer  £anb  jum  @uten  an* 
galten.  2)te  £ef)rer,  burch  bie  fte  ifyx  unterrichten  lief,  brauten  ihm,  wie 
ber  (Erfolg  bewies,  prächtige  ge£en  aus  ber  bibltfctjen,  griea)ifdxn,  unb 
ftdt)erltdt)  and)  aus  ber  römtfd)en  ©efd)id)te  bei,  bie  ben  ©tol§  beS  ^rinjen 
nährten.  2öaS  aber  baS  6chltmmfte,  frühe  bübete  ftct)  um  Robert  ein 
£of  junger  (§;t>  e  Heute  *)  —  wahrfcheinlich  feiner  ehemaligen  «Spielgenoffen, 
bie  ber  aufgetjenben  (Sonne,  $um  !Ract)tr)etl  beS  alternben  Königs,  I)ulbigten, 
aus  (Sigennufc  ben  (§f)rgei§  beS  grinsen  aufftachelten ,  bie  $argr)ett  be$ 
SßaterS  tterläfterten,  unb  enbltct)  —  bafür  bürgt  ber  Erfolg  —  mittelft  t>er* 
borgener  gäben  vom  fran§öftfd;en  §ofe  gegängelt  würben.  Robert  fa^eint 
um  1057  geboren  $u  fein.2)  (Sr  legte  alfo  1075  fein  ac^t§ct)nte^  3af)r 
jurücf  unb  trat  in  ben  Stanb  ber  SDfünbigfeit. 

$(u$  btefem  5lnlaffe,  benfe  icr)  mir,  werben  bie  3tt>iftigfeiten  beS  6ohn$ 
mit  bem  SSater  it)ren  Anfang  genommen  haben.  £)rberict)  er§äl)(t  eine 
(Scene  jwifchen  Reiben,  wobei  er  bem  einen  wie  bem  anbern  Sieben  in  ben 
SDfunb  legt,  bie  fo  eigentümlich  Hingen,  baf  id)  fte  nicht  für  erbietet  §aU 
ten  fann.  „(SineS  SagS,"  fagt3)  er,  „ging  Robert,  aufgellt  burd)  bie 
jungen  Rathgeber,  $u  feinem  $ater  unb  fyub  alfo  an:  9J?ein  §err  unb 
jlönig,  gib  mir  bie  Rormanbte,  bie  bu  mir  fd)on  vor  bem  Kampfe  mit 
£aralb  jugefagt  fya\L  3d)  fann  unb  will  nicht  eroig  bein  ©ölbner  fein. 
($3  ift  Sät,  *>af  meinen  eigenen  ^auSftanb  begrünbe,  unb  baf  mir  bie 
Stttttel  gereift  werben,  meine  2)ienftleute  gebül)renb  §u  belohnen.  Ü)er 
«ftöntg  gab  eine  ausweichende  Antwort,  ermahnte  ben  ©ot)n,  fein  £)r)r  nicht 
fürber  jungen  Waffen  ju  leiten,  bie  if)m  üerberblidje  2)inge  in  ben  »ftopf 
festen,  fonbern  auf  ben  Rath  eljrwürbiger  23tfd)öfe,  erprobter  @taatSbeam* 
ten  ^u  hören.  (Sr  fpraa)  weiter  üon  5lbfalom,  unb  wie  fa)ttmm  eS  biefem 
felbft  unb  feinen  böfen  Rathgebern,  9$itti|>$e(  unb  Slmafa  ergangen  fei. 
£)er  $rtn§  erwieberte  fur$:  icr)  bin  gefommen,  um  2)aS,  was  mir  »Ott 
Rechtswegen  jufteht,  ju  forbern,  nicht  aber  um  Lebensarten  an§uh#ren/ 
mit  benen  mich  meine  ©djulmeifter  bis  §um  (Sdel  geplagt  l)QLktn.il 

„Run  fuhr  ber  alte  Normanne  auf  unb  fchwur  hoch  treuer,  baf 
er  nie  Weber  bie  Rormanbie  noch  (Snglanb  abtreten  werbe.  *ßetri  6tatt* 
halter,  rief  er,  haben  mich  mit  bem  2)tabem  gefdjmüdt,  nur  mir  unb  fei* 
nem  Zubern  ift  baS  föntglicbe  ©cepter  SllbionS  anvertraut,  hierauf  ent* 
gegnete  Robert:  3hr  fiof t  mia)  aus  ber  ^eimatl;  fort,  mein  (Sntfchlufj  ift 


*)  Ibid.  @.  569,  b.  c.  d.  570,  a.  c.  2)  «Die  33evmdf;htng  2D?aU)iIben3  mit  Sffiil^etm 
fanb,  tote  oUn  @.  279  gejeigi;  »ovben,  1056  jlatt.       3)  2)uc$e$ne  ©.  569  unten  f(0. 


93ierteg  93ud^.  &ap.  25.  3ertoürfmfTc  jimfdjen  JWttig  2Bilf)flm  u.  feinem  «Sofjn  Roheit  521 

gefaxt:  gleta)  bem  $r)ebaner  *ßolr;nice$  roerbe  tdj  in  bte  grembe  §ier/en 
unb  bort  bte  (gfjre  fiuf)en,  reelle  mir  bte  üäterltdr)en  Saren  verweigern. 
Wöqc  mid)  ber  Gimmel  31t  einem  2lbraftu$  führen,  ber  meine  treuen  2)tenfte 
belohnt." 

2Baö  5tx>tfdt)ett  bem  SSater  unb  ©ofyite  vorgegangen,  muß  rucfytbar  ge* 
roorben  fein:  ba$  Sanb  gertetr)  in  ^Bewegung,  bte  (Sinen  gaben  bem  alten 
Röntge  Siecht,  bte  5(nberen  bem  jungen  §er^oge.  *ßarrf)eiung  entftanb.  (Sin 
jufälltger  Streit  Dfobertö  mit  feinen  jroet  naa^gebornen  33rübem  braute  baö 
3erroürfntf  beö  SSaterö  mit  bem  ©ofjne  »oUettbä  jum  SluSbruct).  2)ie  jün* 
geren  (5ör)ne  be$  Königs,  ber  gleta)namtge  2Bilf)elm,  weiter  fpäter  ben 
^Beinamen  be$  dlottyn  erhielt,  unb  ^einrta)  beneibeten1)  ben  älteren,  weil 
ir)m,  wie  fte  glaubten,  ju  ityrern  9laa)tf)etle  bte  ^ormanbie  §ugefta>rt  wor* 
ben  war,  fte  umfüllten  btefeö  gefyäfftge  ©efül)l  mit  bem  (Ea^ein  befonberer 
Vorliebe  für  ben  QSater,  fptelten  bte  5lugenbtetter  be$  Königs  unb  verfiel 
nerten  Robert.  (Stuft  befanb  fta)  SMfyelm  mit  feinen  brei  ©öfynen  tn  ber 
Heinen  <5tabt  £atgle,  bod)  in  verfa^tebenett  £Utartieren.  2)er  Zottig  unb 
bte  beiben  jüngeren  €>öt)ne  roorjttten  bei  @unl)er,  Robert  int  §aufe  eines 
@belmann$,  ber  Dloger  fytef.  Elftere  befugten  ba$  .JpauS  beS  (enteren, 
fliegen  aber  in  ben  obem  ©toef  fytnauf,  bort  festen  fte  ftd)  mit  tr)ren  23e* 
gleitern  nieber  unb  begannen  naa)  2lrt  ber  «ftrtegSleute  Würfel  ju  fielen. 
9Jaa)  einiger  Seit  ftanben  fte  auf,  trieben  ^inbereien,  machten  Särm  unb 
goffen  $ulefct  Saffer  auf  bte  ^ö^fe  *Kobert3  unb  feiner  ©enoffen  fyerab, 
bte  im  ©öder  be$  unteren  6totfe6  weilten. 

2)er  ältere  Söruber  warb  wütt)enb  über  btefe  23efa)tmvfung  unb  ftürjte 
mit  gejüdtem  ©cfywert  in  ben  obem  ©toef  hinauf,  entfa)loffen,  9faa)e  an 
feinen  SBeleibtgem  §u  nehmen.  ©lüdltdjer  2Betfe  roarb  er  verrjtnbert,  feine 
5lbftd)t  §u  verwirf  lta)en.  Der  §au$f)err  gab  bem  Könige  9caa)rta)t,  ber 
nun  augenblicflta)  herbeieilte  unb  mcfyt  oljne  50?ür)e  bie  £änbel  ber  €öl)ne 
für  ben  5lugenblicf  befa^rota^tigte.  2Ulein  in  ber  folgenben  9lad)t  »erließ 
Robert  mit  feinem  5lnf)ange  ba$  fömglidje  ©efotge,  ritt  naa)  9^ouen  jurücf, 
unb  verfugte  auf  ber  ©teile  ba$  ©a)lof  ber  ©tabt  §u  überrumpeln.  2)er 
borttge  23efef)l$r)aber  $oger  von  3vrr/  blieb  jeboa)  feiner  *Pflia)t  treu  unb 
wie$  bie  SSerfdjworenen  jurücf.  2113  ber  $öntg  fyievon  jtunbe  erhielt,  gab 
er  33efel)l,  bte  Gmtpörer  fammt  unb  fonberS  ju  verhaften.  £>o$  nur  einige 
SQSenige  gerieten  in  feine  ©eroalt,  bte  Reiften  entflogen  mit  2ßtlr)elm#  (Srft* 
geborenem  in  ba$  2üt3lanb,  um  von  bort  auö  ba^  6a)roert  gegen  S©tll)elm 
ju  führen. 

3efct  jetgte  eö  ftd^,  rote  tief  fcte  $artl)etung  in  ber  9?ormanbte  bereite 
griff:  eö  roaren  6ö^ne2)  ber  erfreu  Männer  beö  SanbeS,  bte  ben  flüa)ttgen 


!)  Ibid.  <§.  545,  d.       *)  S)uc^eönc  @.  546,  a.  570,  c. 


522 


$aBft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßiitalttx. 


Armsen  begleiteten,  unter  ihnen  2Btlf)eIm  »Ott  Sßreteutl,  ber  (Srftgcborne 
bcö  1071  in  glattbertt  getöbtctett  gt&oSbern  unb  33 ruber  beö  gefangenen 
(Sari  Stöger  »Ott  ^ereforb,  bann  Robert  »on  SBclleSme,  6of)tt  9Joger6  »on 
^(Otttgommer»,  welchen  Zottig  2öiH)eIm  roegett  ber  treuen  bei  (Eroberung  »on 
(Snglanb  gcteifteten  Dtenfte  §um  S3urgl)errn  »Ott  5lrunbel  unb  (Sfytcefter, 
ffcäter  nun  (Sari  »on  ©fyrentöburty  erhoben  hatte,1)  Stöger,  ©ol;n  $tcharb3 
»Ott  23tettfatt,  beffelben,  ben  nur  oben2)  als  »om  Könige  eingefeuert  Dber* 
rtd)ter  beö  engltfcfjen  9^ctcf)ö  gegen  bte  bret  »erfchroorettett  Marone  entfahret* 
teti  farjett,  Robert  »on  SMbrat;,  3öi(l)elm  »on  SMineS  unb  »tele  Slnbere. 
Die  Verbannung  btefer  jungen  Männer  breite  auch  it>re  Väter,  welche  bte 
erften  2lemter  in  (Sttglanb  brüben  befletbeten,  mit  bem  Röntge  §tt  »erfettt' 
bett.  Sicherheit  unb  ^ufje  ber  betbett  £au»tbeftanbthetle  be£  »on  SMhefm 
bef)errfc§ten  @efammtretch£  tt>ar  gefährbet. 

9cta)t  weniger  nachteilig  für  ben  Röntge  erfc^emt  bte  3Bat)l  bc$  iDrtö, 
voofyttt  ber  $rtn§  mit  feinem  »ornehmen  5tnt)ange  floh-  5luf  ber  6übgrärr§e 
ber  9?ormattbte,  §t»tfchen  Sllett^on  unb  (SrjartreS,  liegt  bte  Sattbfchaft  $era)e, 
bereit  £au»tort  bamale  Sttortagtte  roar.  3«  ber  *ßercbe  befanbett  ftet)  bte 
@a)löffer  9ceufd)ateau,  ^Retyntalart  unb  ©orel,  roela)e  £ugo,  bem  6c^toager 
be£  mit  bem  $rtn§en  Robert  entflogenen  Robert  »on  23elle3me,  gehörten. 
3n  eben  btefe  «Schloff  er  nahm  £ngo  bett  ^rtttjett  uttb  feinen  2lnf)aitg  auf. 
§ugo  roar  fein  felbftftanbtger  £err,  fonbern  er  ftattb3)  unter  ber  £ehettö* 
hohett  Diotro'S,  be8  @rafen  »Ott  sperre  uttb  9Jtortagtte.  Vott  Unterem  be* 
richtet4)  nun  Drbertcf},  baß  bamalS  jttrcr/enfiucr)  auf  ihm  laftete.  Der  (Sfyro* 
ntft  fagt  ttämli<h,  ber  23tfcf)of  »Ott  @hartre3  unb  fein  (SleruS  l)abe  bett 
©rafett  »on  Sftortagne,  roetl  berfelbe  unaufhörlich  bie  @üter  be£  ©tut)Iei3 
»on  (5l)artrcö  »erroüftete,  mit  bem  SBanne  belegt.  2Uta)  in  $rteg  muß 
$otro  beS  nämlichen  Saunet  wegen  »errotcfelt  geroefett  fein.  Denn  Drbe* 
rieh  er§äl)lt  weiter,  baß  Zottig  Söilljelm  ttact)  eingelaufener  Nachricht  »on 
ber  Aufnahme  feinet  Sohneö  in  obgenanntett  Schlöffern  mit  Diotro  grtebett 
fcblof.  (£r  ^atte  i|tt  alfo  »orf)er  befrtegt.  Slttf  biefelbe  Xt)at\a$t  weist 
meitteS  (SracbtettS  bte  wettere  Sßemerhtrtg4)  £)rberia}3  tyn,  bajj  Zottig 
heim  §ur  3>cit,  als  jene  Scette  §tt>tfct)en  feinen  <Söt)nen  ttr  Saigle  ftet)  eretg* 
nete,  auf  einem  gelb§ug  gegen  ^orbou  begriffen  roar.  ßorbon  liegt  fitblich 
»Ott  £aigle  in  ber  Sattbfchaft  ^erche,  uttb  tft  uur  roettige  teilen  »om 
6a)loffe  9f(et;malart  entfernt.  Der  fragliche  3«9  Sötlhelmö  galt  allem  2tn* 
fchettte  nach  bem  ©rafett  $otro  »Ott  ^ortagtte  unb  ^percfje. 

Der  3ufcminienr;attg  [teilt  ftcf)  je^t  fo  gratis :  um  bett  »om  S3tfdt)ofe 
5U  tyaxtxrt  »erhättgtett  S3ann  ju  »ollftrecfett ,  l)atk  ^öttig  Stl^elm  al$ 


*)  Ibid.  @.  522,  b. 
4)  Ibid.  <&.  545,  c. 


2)  @.  502  u.  2)uä)egne  @.  535,  a.      8)  Ibid.  @.  546,  b. 


SSietteS  33u$.  (§ap.  25.  Sertourfniffe  gtotfefcen  Äöntg  SBiNjelm  u.  fernem  <£o^n  Robert.  523 

^erjoß  ber  9?ormanbte,  bie  Staffen  gegen  Dfotro  ergriffen,  nnb  wäfyrenb 
biefe  ger)be  fdjwebte,  cntflot)  ber  meuterifcfye  Cprtnj,  x>on  «£)ugo,  einem  3)ienft* 
manne  $otro'S  eingelaben,  in  baö  feinblta)e  ©ebtet  ber  *ßercbe,  fyoffenb, 
baß  ber  Stynajl  biefer  Sanbfcbaft,  welker  §ugleid)  £el)engf;err  <£>ugo'£  unb 
einer  ber  größeren  SSafallen  beS  fran§öftfd)en  Königs  *)3l)tlipp  L  war ,  af$ 
erflürter  getnb  feinet  $aterö  ifym  6d)u£  nnb  £ülfe  gewähren  werbe.  2)ie 
5lbftct;ten  Roberte  sielten  untterfennbar  batjin,  in  bie  $wifd)en  2öilr)e(m  unb 
*Rotro  fcfywebenbe  gct)be  ben  normanmfdjen  ßrbftrett  ju  tterwideln,  unb  ba* 
burd)  an  9?otro  unb  beffen  oberflem  £el)en£l)errn,  bem  Könige  üon  granfreid), 
mächtige  23efd)ü£er  311  gewinnen. 

3)ie  eben  entwickelten  23erf)ältntffe  werben  bura)  baS  Benehmen  beö 
Normannen  2Ötll)elm  bestätigt.  Dffenbar  tton  ber  2lnftd)t  auögefyenb,  baß 
bie  <&&)xitte  feineö  ©ol)ne3  gefäfyrlicr)  feien,  jog  ber  SBaftarb  jämmtltcf)e 
Sellen  ber  flüchtigen  (Smpb'rer  ein,  warb  ©olbaten  unb  unterfyanbelte  bann 
mit  bem  ©rafen  $otro  üon  9J?ortagne.  (£3  fcf;etnt  il)m  ntct)t  leicht  ge* 
worben  ju  fein,  benfelben  $ur  2lu3föf;nung  §u  bewegen.  2)enn  £)rberia)  fagt,1) 
nur  gegen  einen  $ret3,  ben  ber  $önig  bellte,  t)abe  $otro  ben  angeboten 
nen  grieben  genehmigt.  Sßeibe  rückten  jc^t  mit  vereinter  5D?acf)t  gegen  bie 
@a)löffer,  in  weld)cn  Robert  unb  feine  ©enoffen  lagen,  unb  warfen  ©d)an* 
$en  wiber  fte  auf.  SBcifjrenb  ber  Belagerung  warb  t>on  ben  ©olbaten 
3ßtlr)e(mö  ber  23efcr/I6r;aber  etne$  ber  genannten  ©c^löffer,  Slimericr;  flon 
Vßilxty,  erfctjlagen,  unb  §war  erfolgte  biefer  Sftorb,  nadjbem  Atmend)  einen 
ungenannten  £rud)feffen  be$  Königs  $^tli!p^  I.  tton  granfreid)  bei  ftdj 
empfangen  unb  Wetter  geleitet  r)atte.2)  Ü)a3  ift  meinet  ©raa)tenö  eine 
Ijanbgreifüa^e  6pur,  baß  *ßr)ütyp  in  r)etmltd)er  SSerbtnbung  mit  ben  (Snu 
pörern  ftanb.  £)rberid)  berichtet  weiter,  baß  5ttmertcf)ö  ©orm,  ©ulffyer, 
erfd)retft  buret)  baS  Unglücf  feinet  93ater3,  ftet)  bem  Röntge  3Btlt)eIm  un> 
terwarf.  tiefer  Slbfall  nötigte,  fo  fetjetnt  e6,  ben  $rin$en  unb  feine  2ln* 
ganger,  bie  £anbfd;aft  $erd)e  ju  tterlaffen  unb  anberSwo  Unterfunft  §u 
fuc^en. 

3unäa)ft  muß  bie  Seit  ber  eben  erjagten  (Sreigniffe  beftimmt  werben, 
glorenttuö  fcon  2Borcefter  fd)reibt3)  §um  3afyre  1077:  „weit  $önig  $ß\U 
f)elm  feinem  (Srftgebornen  bie  9?ormanbie,  bereu  Abtretung  er  irjtn  in  2ln* 
wefenfyeit  be$  Königs  *)3f)iu>p  I.  läugft  jugefagt  fyatte,  bel)arrltcf)  serwei* 
gerte,  entflog  Robert  plö£ltcc)  auS  ber  §eimatr),  ging  nad)  granfreicr),  ^  er^ 
wüftete  mit  «£>ülfe  be$  Königs  $f)ili:pp  bie  ©r&njen  ber  Norman* 
bie,  »erbrannte  Dörfer,  erfct)lug  9J?enfcr)en,  unb  bereitete4)  feinem  SSater 
fe^wereö  ^erjeletb."    gaft  unmb'glia)  fc^eint  eö,  $u  bezweifeln,  baß  biefe 


l)  Ibid.  @.  546,  b.  s)  Ibid.  ©.  546,  c.  3)  Flores  histor.  @.  639. 
©orte  lauten:  et  patri  suo  nou  parvam  molestiam  et  ansietatem  inferebat. 


4)  S)te 


524 


$abfl  ©vegoriug  VII.  unb  fein  3ettaUer. 


(£r§ül)lung  beS  angelfäcfyftfd^cn  (£r)roniften  mit  bem  oben  mitgeteilten  23ertd)te 
£)rbertd)3  gufammenfäUt.  2)emtod)  rnadjt  bte  2)arfteüung  be£  lederen 
einige  Scfyroterigfeit. 

3d?  muß  etwas  weiter  auSfyolen.  Drbertcb,  fcfyließt1)  baS  oterte  23ud) 
feiner  (Ät)rontf  mit  ben  Sorten;  „tdj  bin  mübe,  aua)  ruft  mtd)  bie  f)eran* 
nafyenbe  teilte  be3  SBinterS  §u  anbern  ©efcfyäften,  unb  td)  fege  barum  bte 
geber  nieber.  2öann  ber  grüfyling  fommt  unb  mtlbere  Süfte*  wefyen,  werbe 
icfy  meine  (£f)rontf  wteber  aufnehmen  unb  auöfütjrltc^  betreiben,  wa6  tdj 
fyter  nur  obenhin  berührt  tjabe.  Unmittelbar  oor  biefem  Sa)luffe  ^atte  er 
bie  Stuftritte  ju  Saigle,  ben  SSerfua)  ^Robertö ,  bie  23urg  oon  $ouen  ju 
überrumpeln,  fo  rote  feine  unb  feiner  ©enoffen  gluckt  naa)  ben  Sdjlb'ffem 
9?eufa)ateau,  Dfotjmalart  unb  ©orel  erjäfylt.  2)a3  nädjfte  ober  fünfte  S3ud) 
beginnt  mit  einer  3lbfdjwetfung  über  bte  ©efa)tcbte  ber  @r§btfd)öfe  »on 
$ouen,  bann  fommt  £>rberia)  auf  ben  grinsen  Robert  unb  beffen  Slbfatt 
oon  feinem  $ater  §urücf,  berichtet,  wie  bte  jungen  Herren  feiner  Umgebung 
ben  (Srftgebornen  roiber  ben  <ftömg  aufregten,  tfyeilt  weiter  ba$  oben  er* 
wäfynte  ßwiegefpräa)  §roifa)en  bem  Sßater  unb  bem  Sofyne  unb  julefjt  bte 
tfyeatraltfd>e  2)rol;ung  beö  Sedieren  mit,  gtetd)  bem  Gebauer  *ßofyntce3  in 
frembem  Sanbe  ba6  $ed)t  §u  fucfyen,  ba£  iljm  bie  fyetmatfylidjen  Saren  »er* 
weigern.  5luf  biefe  (Srflärung  tjüt,  fäfyrt5)  £)rberidj  roetter  fort,  fei  Robert 
aus  ber  sJ?ormanbte  entflogen  unb  fyabe  ftcfy  erft  naa)  glanbern,  bann  nadj 
anbern  $etd)en  be£  5lbenblanbe£  geroenbet. 

2)emnad)  fdjetnt  £>rberid)  eine  boppelte  gluckt  Roberts  ju  unterfd)ei* 
ben,  eine  erfte  ju  §ugo  oon  -jfteufajateau,  eine  zweite  in  bie  öftltd)  gelegen 
neu  Sänber.  hieraus  würbe  folgen,  baß  ber  $rin§  fammt  feinen  $faljto 
gern  nad)  SBejwtngung  ber  bret  6cfylöffer  son  feinem  $ater  begnabigt  wor* 
ben,  unb  in  bie  £etmatr)  §urütfgeferjrt  fei,  unb  bann  erft  jum  jvoeitenmale, 
nad)  jener  Unterrebung  mit  jtönig  3Bt(t)cIm,  bte  9?ormanbie  tterlaffen  fyabe. 
Allein  bteß  tft  faum  benfbar,  benn  einmal  muß  eS  $erbaa)t  erregen,  baß, 
rote  £)rberta)  boa)  oorau$fe£t,  ben  *ßrtn§en  bei  ber  einen  roie  bei  ber  an* 
bem  glud)t  bie  nämlichen  Stnfyänger  begleitet  Ijaben  follen,  noa)  ungtaub* 
ltd)er  aber  erfcfyetnt  zweitens,  baß  ber  Jtb'ntg,  wenn  er  aua)  ben  @of)n 
fammt  ©enoffen  begnabigte,  biefe  Herren,  bie  burd)  ben  SBerfua)  ,  baS 
«Schloß  son  Sfouett  ju  nehmen,  unb  bann  bura)  ben  Uebertritt  in  bte  ba* 
maU  mit  bem  normannifa)en  £aufe  oerfetnbete  Sanbfd)aft  $era)e  einen 
förmlichen  ^>oc|oerratl)  begangen  Ratten,  ungel)tnbert  eine  jroette,  abermalö 
auf  $od)tterratlj  abgefeierte  unb  noa)  baju  oon  Robert  bem  Sßater  oorauö 
angefünbtgte  Steife  antreten  ließ.  So  fjanbelt  fein  oernünfttger  9J?enfa), 
am  roentgften  ein  ^errfa)er,  roie  ber  Normanne  Sßil^elm. 


l)  iDu^e^ne  <&.  546  unten.      *)  Ibid.  <S.  570,  d. 


93ierte$  93udj.  $ap.  25.  SertoürfmfTe  jtotfd&en  Jtönig  ®ttt)elm  u.  feinem  <&ol)n  Robert.  525 

IDte  waljre  Qnrflärung  gibt  £)rberid)  felbft  an  bte  ^anb  burdfy  jene 
SBorte  am  ©cbluffe  bef  »terten  23ud)f ,  wo  er  fagt,  baß  er  ermübet  fei, 
unb  2)af ,  waf  er  fyter  nur  in  allgemeinen  Umrtffen  gefagt,  tyäter,  b.  r). 
im  folgenben  SBuaV  auffüf)rltcr;er  barftellen  werbe.  (Sr  fyatte  bte  ^änbel 
jwifcfjen  ben  brei  springen  unb  ben  mißglüdten  Angriff  auf  baf  (Schloß  »on 
föouen,  wela)e  beibe  Vorgänge  ber  wafyre  Anlaß  jur  gludbt  9fobertf  waren, 
bereite  erjagt.  3ebod)  bei  Aufarbeitung  bef  fünften  23uct)f,  befann  er 
ftd),  baß,  er)e  Robert  auf  ber  9?ormanbte  entwia),  aua)  nod)  gewiffe,  »om 
©entarte  »iet  befprocfyene  Unterrebungen  §wifd)en  if)m  unb  feinem  Vater 
»orgefallen  waren.  (£r  J?oTte  bar)er  biefe  $eben  nad),  bte  allerbingf,  nur 
ntd?t  für  ftdt)  attetn,  fonbern  im  23unbe  mit  ben  betben  eben  erwähnten, 
aber  ber  Sät  nad)  fpäteren  Vorgängen,  ben  ^rtnjen  befttmmten,  bte  giltst 
ju  ergreifen.    2)af  war  nodj  fein  gefyter  ber  Ü)arftellung. 

Allein  nun  l)ätte  er  auf  baf  früher  ©efagte  »erwetfen  unb  etngefter)ert 
f  ollen,  baß  er  feine  am  ©djfaffe  bef  vierten  23ud)f  gegebene  @d)tlbetung 
m»otlftänbigen  wolle.  Ü)ieß  unterließ  er  unb  gertetr)  auf  ben  unglücfltd)en 
©ebanfen,  bem  mitgeteilten  ßwtegefpräcf;  babura)  eine  erborgte  SBebeutung 
ju  geben,  baß  er  ef  alf  fetbftftänbige  Urfaa)e  ber  ©ntweic^ung  9iobertf 
tyinfiellte.  2)a  er  aber  ferner  bte  glua)t  nact)  *ßerd,e  bereite  am  ($nbe  bef 
vierten  93ucr)f  berietet  f)atte,  beging  er  ben  jwetten  geiler,  auf  bem  3tt>ic# 
geforderte  äwifeben  Später  unb  <£ol)n  bte  Aufwanberung  nad)  glanbern,  bie 
bod)  nur  eine  gortfet)ung  ber  gluckt  Üfobertf  war,  $u  begrünben.  €>o  ent* 
ftanb  ber  ©djetn  einer  bördelten  gluckt.  2)te  Steife  naa)  glanbern  ift  ntebt 
eine  golge  jener  Sieben,  aua)  nterjt  bef  ©trettf  §wtfct)en  ben  brei  *ßrtn§en 
ober  bef  mißglüdten  Verfucfyf,  baf  (Sd}loß  »ort  Oiouen  $u  überrumpeln, 
fonbern  fte  ift  bte  SÖirfung  ba»on  gewefen,  baß  $önig  Silfyelm  bura)  ben 
Vertrag  mit  ®ulfr)er,  Atmericf)f  @of)ne,  bte  6d)löffer  9?eufet;ateau,  ©orel 
unb  SRetymalart  §u  galle  gebracht  fyatte.  ^rinj  Dtobert  flot)  mit  feinen  23e* 
gleitern  weiter,  weil  er  fta)  in  $era)e  nicfyt  mer)r  galten  fonnte. 

3a)  laffe  £)rberict)  wieber  reben:1)  (nad)  ber  Vertreibung  auf  $era» 
„ging  ber  *ßnn§  $unäd)ft  ju  feinem  mütterlichen  £>r)etme,  bem  griefen  Robert, 
SQtafgrafen  oon  glanbern,  bann  §u  Ubo,  bem  (Srjbtfdjofe  »on  Srter.  gerner 
befugte  er  »tele  »ornefmte  Art»erwanbte  fetnef  ^aufef :  ^er^oge,  ©rafen 
S3urg^erren  in  ßotr)arütgten,  Alamannien,  Aquitanien  unb  im  SBaffenlanbe. 
Ueberall,  wo^tn  er  fam,  ließ  er  feine  klagen  über  ben  Vater  ertönen,  wo* 
bei  er  gewöfynlidj  Sügen  unb  933a^rl)eit  unter  etnanber  mtfa^te.  Unb  ef 
gab  nt$t  Sßentge,  wela^e  ben  böfen  Dieben  bef  $rtnjen  gerne  juljörten,  aud) 
»tele  ©efa^enfe  erhielt  er  »ort  retdjen  Maronen.  Aber  mochte  tt)m  noci)  fo 
»iel  ©elb  zufließen,  allef  »erfaßte  er  mit  luftigen  SBrübern,  mit  ©d^au* 


4)  2)u^cgne  ©.  570,  d.  flg. 


526 


$abjt  ($rea,otiuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


fpielern  unb  £uren.  Sar  bte  «ftaffe  geleert,  fo  formte  er  ft<i>  niebt,  ba  unb 
bort  ju  betteln  ober  <Scbulbcn  ju  machen  bei  fremben  Sumerern."  Sflan 
fteht,  5llle$  tft  nach  ber  9fatur  9c§etdt)nct.  Seid)  ein  glccfcn  am  ©lanje  beö 
^aufe6  tton  9?ouen  roar  ba3  ^Betragen  biefeö  *ßrtn§en! 

Setter  erjagt  ber  W6n$ ,  voie  bie  Königin  SDtfatbilbe,  bte  für  ben 
@or)n  gegen  ben  SSater  $arthet  nahm;  fytnter  2Öi(t)eIm6  dürfen  bem  Sieb* 
fing  große  (Summen  jufebiefte,  rote  enbltch  ber  $önig  bieß  erfuhr,  unb  rote 
in  golge  beffen  ernfte  3^n>ürfntffe  jrotfe^en  bem  Röntge  unb  fetner  ®e* 
ma!)Im  ausbrachen.  Saut  Drbertch$  Angabe  fcfjtcf te  5D?atl)tIbe  fogar  ©e* 
fanbte  unb  reiche  ©efdjenfe  an  einen  berühmten  (Sinftebler  in  2)eutfchlanb, 
ber  im  ©eruche  ber  ^eütgfett  unb  ber  *)3ropbetengabe  ftanb,  mit  ber  33ttte, 
für  ttjxm  ©emaf)t  Stlhelm  unb  für  tt)ren  @o^n  Robert  $u  beten  unb  ihr 
roiffen  ju  (äffen,  roa£  ber  fyil  ©eift  tr)m  etroa  über  bte  3ufunft  9^obert6 
offenbaren  roürbe.  £>rbertch  trefft  fofort  ein  @ejtct)t  mit,  ba$  ber  ©inftebler 
hatte  unb  beffen  ©mit  barauf  hinauslief,  baß  ber  <Sof)n  Robert  ein  lieber* 
lieber,  tterborbener  ©efelKe  fei,  ber  ein  fchlechteS  (£nbe  nehmen  roerbe,  unb 
baß  ber  5Sater  mit  SSorenthaltung  ber  9?ormanbte  stecht  getrau  l)abe. 

üftacr)  btefer  ©ptfobe  fährt ')  ber  (Sfyrontft  alfo  fort:  „enbltch  rourbe 
Robert  beS  Stelen  unb  unnü^en  ^erumroanbernS  mübe,  ba  er  ftcf)  jeboefy 
freute,  als  reuiger  ©olm  sunt  $ater  §urücf§ufer)ren,  fo  roanbte  er  fi$  an 
ben  ^öntg  $J)ütp^,  feinen  Detter,  unb  bat  tf)n  um  <£>ülfe.  2)iefer  nahm 
ir)n  voirflich  auf  unb  roteS  ihm  baS  (Schloß  ©erberoty  §um  Aufenthalt  an. 
33efagte  23urg  liegt  im  ©ebtete  oon  23eauoat6,  unfern  ber  ©ränje  Sftor* 
mannten^,  unb  tft  fer)r  feft,  auch  hatte  fte  bte  eigentümliche  Einrichtung, 
baß  bort  jroet  ^Burgherren  mit  gleicher  ©eroalt  ben  23efer)l  führten,  unb  baß 
jeber  glücr/tling  Aufnahme  fanb,  mochte  er  fommen  rooher  er  wollte.  Da* 
felbft  roarb  Robert  berittene  ©ölbner  unb  auch  fielen  fran§öftfcf)en  Maronen 
oerforach  er,  roenn  fte  ir)m  Reifen  würben,  golbene  SBerge  ober  £)inge,  bte 
er  nie  $u  galten  oermocht  hätte.  Leiber  gelang  fein  Vorhaben  nur  §u  gut: 
unfäglicbeö  Sehe  tft  baburch  über  bie  9Jormanbte  gefommen.  Die  SeufelS* 
brut  fiel  son  ©erberor;  au3,  Oerheerte  bie  ©rängen  ber  9?ormanbte  unb  be* 
ging  fchänbliche  ©reuel.  SStele,  bie  fcfietnbar  $um  Könige  hielten  unb  ihm 
ober  feinen  Maronen  fchmeichelten,  oerrtethen  insgeheim  ihre  ©ebteter  an 
bie  ©efe^lofen.  SMe  jftormanbte  fyat  bamalS  mehr  tton  ihren  eigenen 
^inbern,  als  je  üon  Stuevoärttgen,  gelitten  unb  roarb  im  Qnnerften  zerrüttet. " 

Drbertch  tybt  heroor,  baß  eS  eine  gan$  befonbere  SBeroanbtniß  hatte 
mit  ber  S5urg  ©erberoty.  SDMneö  Erachtend  roar  fte  eine  milttärtfche 
SÜMufefalle  ober  ein  Serbcplajs,  um  Silbltnge  ju  fangen  für  ben  £)tenft 
jroeter  ^erren,  roeßhalb  bort  Jeber  glüchtling  Unterfunft  fanb,  mochte  er 


')  Ibid.  (5.  572,  b.  flg. 


93ietteg  93ucty.  <$ap.  25.  3eth?ürfniffc  jtt>ifd?en  Äöm'g  Sßtlfjetm  u.  feinem  <£o()it  ^ofrert.  527 

aud)  begangen  Reiben,  waS  er  wollte.  Setter  genoß  ©erberoty  allem  2ln* 
fcfjetne  naa)  bte  Siechte  eines  neutralen  23obenö,  bal)er  bte  Do^cl^eft  ber 
23urgr}erren.  DaS  6cbloß  gehörte  Weber  ber  normannifdjen,  noct;  ber  fran* 
jöftfd)en  trotte,  unterlieft  aber  23e$ief)ungen  ju  betben.  Ü)en  einen  33urg* 
r)errn,  benfe  tcf>  mir,  ernannte  ber  granjofe,  ben  antern  ber  Normanne. 
£)urcr;  ben  (Eintritt  OfobertS  jeboct)  gewann  begreifbarer  Seife  ber  fran* 
^öftfe^e  Einfluß  bte  £)berf)anb.  Die  in  ber  9ktur  begrünbete  unb  barum 
ftetS  fortbauernbe  Spannung  jwifeben  ben  <£)öfen  üon  Cßatiö  unb  Kotten, 
oerbunben  mit  ber  9?otl)Wenbtgfett,  buret;  ©rrtcrihmg  eines  politifcr)en  2lfylS 
ben  ewigen  ^önbelit  au  ber  ©ränje  einen  mtnber  bösartigen,  bte  5lnläffe 
offenen  Kriegs  t>erl)üHenben  ßfyaraf-ter  ju  geben,  beftimmte  beibe  SMcbte, 
auf  einem  ber  fünfte,'  wo  tl)re  ©ebtete  sufammenftteßen,  eine  2lrt  fleiner 
Sct)wet§  ju  bulben,  in  welcber  bie  ©aubtebe,  93erfd)Wörer,  böfen  23uben 
beiber  Sänber,  wenn  fte  einmal  bte  @rän§en  ber  betreffenben  £etmatr) 
glücflicr)  üb  erf  abritten  t)atten,  Sa)u$  fanben,  unb  in  welker  ferner  2)ie, 
welche  aus  ber  9cotmanbte  famen,  für  franjöftfa^en,  unb  umgefer)rt,  fran* 
äöftfcfje  ShtSretßer  für  ben  normanniferjen  3Menft  fjeimlia)  §ugeftu^t  würben. 

Ttan  fann  ftdb  benfen,  baß  cS  wenig  (Sr)re  braute,  ^Bürger  ober 
©cfjufperwanbter  oon  ©erberor;  p  Reifen.  ©erabe  beßfyatb,  »ermittle  ict), 
wirb  $f)tlipp  ben  $rin§en  nacrj  ber  faubern  23urg  beförbert  t)aben:  er 
wollte  bem  Normannen  einen  unauSlöfcr;ltcf)en  ©a^anbflecf  anhängen,  er 
wollte  buref;  @ntef)rung  bcS  (gorjnS  bem  SSater  ben  2)ola)  tnS  $er$  ftoßen. 
3m  Uebrtgen  erhellt  aus  2)em,  was  fofort  er^äfylt  werben  wirb,  baß  fo* 
wofyl  2Btu)elm  als  $f)ilipp,  obgletd)  ftcb  beibe  in  ber  Sad)e  beS  rua^lofen 
SofmeS  auf  £ob  unb  2eben  befampften,  boa)  ben  (Schein  offenen  23rucf;S 
forgfälttg  mieben,  weil  fonft  t)alb  Europa  in  23ranb  geraten  fein  würbe. 
2)er  gan§e  ©treit  warb  unter  ber  sD?a6fe  beS  grctpla|eS  ©erberoty  geführt. 

Drberict;  fär)rt  fort:  „$öntg  2Btlf)clm  §og  §af)lretcr;e  Sftannfcfyaft 
fammen  unb  legte  fte  in  bie  normamüfeejen  ©ränjburgen  ber  ©egenb  üou 
©erberor/,  um  bie  geinbe  fcon  (Einfällen  in  bie  9?ormanbie  abgalten. 
3ule$t  als  ber  Unfug  immer  ärger  würbe,  rücfte  er  nad)  2Öetfmad)ten 
mitten  im  2Btnter  bis  oor  ©erberoi;  unb  belagerte  bie  S3urg  fteben  Sßocfyen 
laug.  2luf  betben  (Seiten  ftrttten  fer/r  tapfere  Männer  unb  forberten  ftet; 
gegenfettig  utm  ($in§elnfampfe  r/erauS,  f)ter  (Snglänber  unb  Normannen, 
trüben  993älf$e  unb  gran§ofen,  unb  otel  23lut  würbe  oergoffen.  3>uUt}t 
alö  2ßitr/elm  naa)  JHouen  §urüefgefe^rt  war,  gelten  bte  S3arone  beö  Santeö 
eine  OtatljSocrfammlung  über  bie  grage,  wie  ber  obfa^webenbe  Unfrtebe 
jwifc^en  23ater  unb  @of)n  ausgeglichen  werbe  möge.  Stöger  ©raf  t>on 
6l)rewSburr; ,  §ugo  öon  ©rentmeSnil,  Stöger  t)on  S3eaumont  mit  feinen 
©ö^nen  9\obert  unb  ^einrta),  fowte  einige  5lnbere  legten  bte  gefaßten  23e* 
fc^lüffe  bem  Jtöntge  »or.   6te  baten  tlm,  bem  6ol)ne,  ber  diene  füf)le, 


528 


$abft  ©regormö  VH.  unb  fein  äcttalter. 


»erjci^eit,  fte  befcbworen  tl)n  femer,  fym  felbft  ficf)  ju  erbarmen,  benn  auct; 
tljre  Sör)ne  befänben  ftdb  im  Sager  be$  ^rtnjen,  unb  burcfy  ben  unfeltgen 
(Streit  fei  ba£  gan^e  2anb  btö  ine  Üftarf  jernffen." 

„Anfangs  wiberftanb  ber  ^öntg,  aber  als  bte  Königin  9Jiatf)tlbe,  al$ 
anwefenbe  ©efanbte  be$  Königs  $fyütM>,  iU  enblidt)  bte  Bifd)öfe  unb 
Siebte  ber  9cormanbte  burd)  brtngenbe  Sßorftellungen  bte  Einträge  ber 
weltlidjen  Marone  unterführen,  warb  Stlt)elm  erfan'tttert,  rief  ben  ©ofm 
jurücf  unb  übergab  tl)tn  bag  normanntfcbe  6er$ogtl)um.  3)a$  Sanb  atmete 
auf,  al6  btef  gefd)ef)en,  überall  r)err)d)te  greube.  3)od)  nur  furje  3«t 
bauerte  fte,  benn  ba  ber  pfItd)roergeffene  $rtn$  feinem  93ater  §u  folgen  ftd) 
weigerte,  itnb  ba  anbererfeite  ber  SSater  bte  greset  beö  @or)ne$  laut  tabelte 
unb  $ulet3t  glüd)e  unb  SSerwünfdmngen  gegen  tfm  augftteß,  entflog  Robert 
mit  wenigen  Begleitern  t>m  Beuern  aus  bem  £anbe  unb  fet)rte  nid)t  el)er 
§urütf,  bis  ber  2krer  auf  ber  ^eintreffe  aus  (Snglanb  ben  ©rafen  Sllbertcb 
nad)  granfreid)  hinüber  §u  ifjm  fanbte  unb  it)n  burd)  benfelben  aufforbem 
lief,  ba$  ,§er§ogtI)um  wteber  §u  übernehmen." 

2lud)  im  fetten  £t)etle  feines  Beriete  befttmmt  £)rberid)  bie  3rit 
nta)t,  fte  muß  au$  anbem  Duellen  feftgeftellt  werben,  glorenttuS  oon 
2Borcefter  melbet *)  $um  3af)re  1079:  „etneö  $ag$,  al6  Jtöntg  2ötlf)elm 
gät^lia)  eingefüllt  in  feine  SBaffenrüftung-  mit  feinem  (5ot)ne  Robert  vor 
bem  <Sd)Ioffe  ©erberoty  Mmpfte,  baS  £e$terem  $önig  $t)tfy}>  I.  fcugewtefen 
l)atte,  warb  er  am  Sinuc  »erwunbet  unb  ftürjte  ttom  9?offe.  Sin  einem 
©a)merjen6laut,  ben  2Btlt)elm  auSftteß,  erfannte  Robert,  baß  eS  fein  Bater 
fety,  ben  er  oerwunbet  fjabe.  (£ilenb$  fprang  er  fcon  feinem  Stoffe  r)erab,  bot 
eö  bem  Könige  unb  entflor)."  Temmler)  fann  ntd)t  bezweifelt  werben,  baß 
bie  kämpfe  »or  ©erberoty,  beren  Drbertd)  gebeult,  in  ba$  3al)r  1079,  unb 
§war  laut  ber  eigenen  Bemerkung  £)rbertd)$  in  bie  erften  Monate  beffelben 
fallen. 

Stiebt  lange  nad)r)er  wirb  bte  Slu6för)nung  erfolgt  fein,  ttietletdjt  t)aben 
bte  Barone  ben  Oleft  tton  9caturgefüf)l,  ba$  ber  $rttt5  in  bem  3^etfampf 
betätigte,  als  Beweis  ber  $eue  beS  ungerattyenen  6or)neS  benü|t.  3eben* 
fallö  tft  ein  Beleg  fcorfyanben,  baß  ber  $rin§  fcor  bem  (Sommer  1080  in 
bie  9cormanbte  §urütfgefet)rt,  folgltct)  mit  bem  Bater  auSgeföljnt  war.  Denn 
um  bte  ebengenannte  3e^  fa)trfte2)  ber  Jtönig  feinen  (Srftgebornen  nad) 
(Snglanb  hinüber,  um  bte  (Spotten  wegen  eines  Einfalle  ju  §ücftigen,  $u 
welkem,  wie  ta)  unten  geigen  werbe,  bte  lange  Rebellion  Roberte  nteft  am 
wenigften  beigetragen  fatte.  golglia)  ftanben  3Sater  unb  6ol)n  im  3al)re 
1080  auf  leiblichem  guße,  folglta)  war  bte  2lu$för)mmg  »orangegangen. 

2)a  ferner  £)rberta)  fagt,  ber  grtebe  ^abe  nur  fur$  gebauert,  fo  ift 


*)  Flores  hist.  <&.  639.      2)  Stoßen  <&.  211. 


93terte$  53uc§.  &ap.  25.  3ertoürfntffe  jtmfdjen  Äötitg  ffitlljelm  ».  feinem  <Sofm  9toBert.  529 

roatyrfchemltd),  baß  Robert  gtetc^  ober  balb  nacr)  ber  $ücfter)r  »om  fcfyotti* 
fdjen  gelbjuge  ftd)  511m  jroettenmale  mit  bem  SSater  überwarf,  ©runb  beö 
neuen  3wifte3  muß  gen>efen  fein,  baß  Robert  bte  2er)entreue  unb  ben 
@er)orfam,  tx>elct)e  ber  Lintig  »on  bem  neuetngefe^ten  <£>erjoge  ber  9?or* 
manbte  forberte,  felbftfüajttg  »erroeigerte.  @egen  (Snbe  be$  3ar)re6  1080 
roirb  bafyer  Robert  abermal  naef;  granfretet)  entflogen  fein.  2lber  roann 
fanb  ber  sroette  2lft  beö  grtebenö,  bte  jroette  Uebergabe  ber  ,9?ormanbie 
ftatt?  ©erotß  tft  §u»örberft,  baß  Robert  im  ^obeöjatjre  SBttyelm*  fdjon 
längere  3eit  als  £er$og  ber  9formanbte  amtete.  2)enn  ber  fterbenbe  «ftönig 
fagt1)  tn  feinem  Scftamente :  „ba$  no.rmannifcr;e  ^erjogtlmm  r)abe  tefj  fcfyon 
»or  ber  (Scfjladjt  »on  ©enlac  meinem  @or)ne  Robert  augefagt,  roetl  er  ber 
©rftgeborne  tft,  *  unb  er'fyat  berette  bte  £ulbtgung  faft  aller  S3arone  be$ 
£anbeS  empfangen,  ©in  »ergebenes  2ef)en  fann  ntajt  mer)r  juritefgenommen 
roerben,  aber  ba$  roetß  ta)  gerotß,  baß  ba£  £anb,  ba$  unter  feinem  6cepter 
ftef)t,  beretnft  elenb  fein  rotrb." 

ßtnen  weitem  unb  genauem  2lnr)alt6ttunft  gibt  bte  gelegentliche  23e* 
merwng2)  £)rbertcr;$,  ber  3eitraum,  ben  $rtn$  Robert  auf  feinen  9Q3an* 
berungen  außerhalb  ber  -Iftormanbte  in  ber  grembe  §ubract)te,  betrage  unge* 
föf)r  fünf  3al)re.  9?un  tft  e$,  rote  idt>  oben  jetgte,  1077  gefa>f)en,  baß 
ber  *ßrin§  bie  £eimatf)  §um  erftenmale  »erließ.  Oiedjnet  man  §u  biefem 
SluSgangSfcunft  fünf  3al)re  f)tn§u,  fo  ergibt  ftcb  als  3kl  ber  2öanberungen 
in  bte  grembe  ba6  3a^r  1082.  9hm  roetlte  ber  *Prtn$  nadj  bem  grüfyling 
1079  unb  »or  bem  £erbft  1080  allerbtngS  einige,  obgleta)  unbefttmmte 
3ctt  bei  feinem  SSater,  allein  auf  eben  btefe  3^>tWenfrtft  nimmt  meinet 
ßractytenS  Drbertcf;,  ober  beffer  bie  Duelle,  ber  er  folgte,  rotrflict;  £Rücf ftdt)t 
burdj  bie  SSefttmmung  „ungefähr",  b.  r).  ntcfct  »olle  fünf  3af)re.  3d) 
glaube  bal)er  faum  ju  irren,  roenn  ta)  behaupte,  baß  bie  $roeite  2lu6jöf)nung 
be6  $rtn§en  mit  feinem  Sßater  im  £erbfte  ober  gegen  (£nbe  beg  3af)r3  1082 
erfolgt  fein  bürfte. 

Vettere  ©rünbe  beftärfen  mtdj  in  metner  93ermutf)ung.  3m  3af)re 
1082  gab  2Btlf)elm  23efef)l,  feinen  £albbruber,  ben  33tfa)of  £)bo  »on 
SBateur,  ber  bt^  bar)m  einer  ber  romglta)en  (Statthalter  in  ßnglanb  ge* 
roefen  roar,  §u  »erbaften  unb  tnö  ©efängntß  $u  roerfen,  unb  btefe  Wlap 
regel  erregte  allgemeines  2tuffet)en.  SftetneS  (SraajtenS  tft  eS  unglaublta), 
baß  ber  itöntg  nad£)  folgern  33ru$e  mit  bem  23ruber  auet)  nod)  ben  6treit 
mtt  bem  erftgebornen  6ol)ne  fortfe^te.  9^oa)  fommen  bte  befonbern  Um* 
ftänbe  ber  9Serf)aftung  in  33etradt)t:  al6  2Btl^elm  9?acr)ricf)t  »on  ben  Um* 
trieben  £)bo'6  erhielt,  fc^tffte 3)  er  etlenbs  au6  ber  ^ormanbie  naa)  @ng* 
lanb  hinüber,  überrafa^te  ben  S3ruber  auf  ber  ^b'l)e  »on  2Ötgr)t,  »erfammelte 


*)  S)u^e«ne  <S.  659,  b.  2)  Ibid.  <S.  570,  c. 
©fröret,  «flafcfi  ©regortu«  vii.  23b.  m. 


3)  Ibid.  <§.  647. 

34 


530 


!Pafcft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Beitattcr. 


fofort  auf  ber  3nfel  ein  ©eriebt,  Verurteilte  £>bo  jum  (Sefdngnif  unb  brachte 
ttm  ins  (Schloß  von  $ouen.  Sir  fyabeit  alfo  f)ter  eine  ^etmretfe  beS 
Königs  aus  Englanb  nacb  ber  -iftormanbie.  9hm  erinnere  man  ftet),  baß 
laut  bem  SBericbtc  £)rbericr>S  Mni$  3ötlt)etm  bie  jweite  $ücfberufung  feines 
Sof)nS  wäl)renb  einer  £eimreife  in  bie  ^ormanbie  angeorbnet  r)at.  SllleS 
ftimmt  barmonifet)  §ufammen. 

3unäd)ft  muß  eine  anbere  grage  von  nicht  geringer  Sicf)tigfeit  gelöst 
werben.  2Bie  oben  nachgewiefen  worben,  ift  eS  $etri  Statthalter  gewefen, 
ber  bie  Trennung  ber  9?ormanbte  von  Englanb  juerft  angeregt  unb  roäljrenb 
ber  Kämpfe  S^tlfjclmö  in  Sttaine  unb  gegen  gulfo  von  5lnjou  ber)arrlict)  be* 
txkben  ^at.  Sollte  nicht  biefelbe  Wlafyt  auet)  auf  bie  2hiSför)iumg  beS  93aterS 
unb  beS  SohneS  etngewirft  haben  ?  ©ewiß  ift  bteß  gefa)er)en,  boct)  fann  man 
ben  23eweiS  nur  auf  Umwegen  führen.  3)ie  SBrieffammlung  ')  EanfranfS 
enthält  ein  Schreiben  beS  Königs  S03tlt)e(m  an  $abft  ©regoriuS  VIL,  baS 
fo  lautet:  „^eiliger  SBater!  Euer  Segat  £ubert  ift  in  Eurem  Stuf  trage  §u 
mir  gefommen  unb  bat  mich  aufgeforbert,  baß  ich  £)ir  unb  deinen  -!ftacr> 
folgern  breite  betätigen, 2)  unb  auch  in  Eintreibung  beS  ©elbS,  baS  meine 
Vorgänger  ber  römifchen  Kirche  §u  entrichten  pflegten,  größeren  gleiß  an* 
wenben  folle.  s  2)ie  eine  biefer  gorberungen  bewillige  ich,  bie  anbere  nicht. 
3ch  war  früher  ntebt  gemeint,  2)ir  breite  §u  erweifen,  noch  ^n  e^  Jet& 
benn  nie  fyabt  i#  mich  verbinblicb  gemacht,  noch  Weiß  ich,  baß  meine 
Vorgänger  folcheS  traten.  2BaS  baS  ©elb  betrifft,  fo  geftet)e  ich  su,  baß 
in  ben  legten  bret  3ahren/  ^a  ^  w  ©allien  weilte,  baffelbe  nicht  mit  ge* 
höriger  Sorgfalt  eingefammelt  warb.  3e£t  aber,  ba  ich  mit  ©otteS  ©nabe 
in  baS  Königreich  Englanb  §urücfgefer)rt  bin,  wirb  2)ir  bie  Summe,  welche 
bereits  betfammen,  burch  Deinen  vorbenannten  Segalen  §ugefchtcft,  baS 
Uebrige,  was  noch  auSftel)t,  foÜC  Ü)ir  burch  bie  ©efchäftSleute  beS  Er§* 
bifct)ofS  Sanfranf,  unfereS  ©etreuen,  nachgefenbet  werben.  23etet  für  unS 
unb  baS  2Bor)l  unfereS  ^eich^"  u.  f.  w. 

3)iefem  Schreiben  ift  ein  §weiteS,3)  von  Er^bifchof  ßanfranf  an  ben* 
felben  *ßabft  gerichtetes,  beigefügt,  baS  mit  erfterem  eng  §ufammenhängt  unb 
gleichem  Slnlaffe  feinen  Ursprung  verbanft.  2)er  wefentliche  3nt)alt  lau* 
tet  fo:  „ben  93rtef  (Surer  Herrlichkeit ,  ben  mir  Euer  £egat  §ubert,  Sub* 
biafon  Eures  fyil  $alafteS,  überbrachte,  Ijabe  ich  in  gebür)renber  £)emutb 
empfangen,  -äftit  väterlichem  Wohlwollen  tabelft  bu  mich  barin,  baß  ich 
feit  meiner  Erhebung  auf  ben  Stuhl  von  Kent  bie  tyil  römtfct)e  Kirche 
unb  Euch  weniger  liebe,  als  §u  ber  ba  ich  noch  nicht  23ifchof  war, 
waS  um  fo  mehr  befremben  müffe,  weil  eS  mir  wohl  befannt  fei,  baß  ich 


*)  Epistol.  7.  Opp.  <§.  304.  2)  £>er  Xnt  Bcfagt :  quatenus  tibi  et  successo- 
ribus  tuis  fidelitatem  facerem.       3)  Epist.  8.  ibid.  @.  305. 


SÖtcrteö 93ud^.  (5<ty.25.  33emü^ungen©regoröVII.,  umSÖtltjelm  mttSÄoBett  auejufo^ticn.  531 

nur  bura)  baö  5lnfel)en  be6  römifdjen  ©tuble$  jene  r)or)e  (5c)tc  erlangt 
f)ätte.  3$  ton  nnb  rotlt  mia)  m'djt  über  beine  Sorte,  o  heiliger  93ater, 
beflagen,  aber  mein  ©eroiffen  bezeugt  mir,  baß  meine  tnnerfte  Seele  je£t, 
rote  eljemalö,  beuten  23efef)len,  gemäß  ben  Sßorfc3t)rtften  be6  jttrdjenredfytS,  in 
Slllem  unterworfen  ift.  2Mre  eö  mir  möglia),  vor  deinem  2lngeftdte  ju 
erteilten,  fo  wollte  td)  2)tdj  münblia)  überzeugen,  baß  meine  Siebe  juge* 
nommen  t)at,  roftfjrenb  bie  CDetntge  ju  mir  —  erlaube  mir  bieß  §u  fagen  — 
einigermaßen  erfaltete.  2)en  3nf)alt  (Surer  23otfd)aft  t)abe  td)  im  herein 
mit  (Eurem  Legaten,  fo  gut  ia)  vermoorte,  bem  Könige,  meinem  £errn,  an* 
empfohlen,  r)abe  iljm  geraden,  golge  ju  leifteu,  aber  nia^t  vermögt,  ir)n 
§u  überreben.  äBarum  er  aber  (Euer  S3eger)ren  abfa^lug,  r)at  er  (Eud)  felbft 
tr)eil$  müitblia),  tf)eilö  bura)  ein  befonbereö  ©abreiben  funb  getl)an."  2)a$ 
le^terroä^nte  ©abreiben  ift  ohne  grage  baffelbe,  baS  ta)  oben  mitteilte. 

3m  OTgemeinen  bemerfe  man,  erftltd)  baß  über  bie  roicfyttgften  2ln* 
Gelegenheiten  $ömg  SBilhelm,  laut  ber  5leußerung  SanfranfS,  mit  bem 
$abfte  md)t  fdjrfftltdj,  fonbern  münblich  bura)  ©efanbte  t>ert)anbelte.  5lnbere 
£errfa)er  matten  e$  ohne  3wetfel  ebenfo,  unb  jroar  würben  gerabe  bie 
fünfte,  weldje  »erborgen  bleiben  follten,  münblid)  abgemalt.  2Bte  idj 
f^äter  §etgen  werbe,  befolgte  $abft  ©regor  VII.  ben  ©runbfa&,  fur§e  unb 
nie  tief  eingefyenbe  Briefe  $u  fct/retben.  5Me  ©taatSgefyetmniffe  be$  2D?tttel* 
alters,  geiftticrje  rote  weltlia)e,  ftnb  bar)er  nia)t  in  ben  auf  uns  gefommenen 
Elften  ntebergelegt,  fonbern  fte  müffen  burd)  ©a)Iüffe  ermittelt  werben. 
3weiten$  au6  bem  ^Briefe  Sanfranfö  geht  fjersor,  baß  er  baS  (ErsbiSthum 
(Eanterburty  weniger  bura)  ben  jlöntg,  als  auf  betreiben  beS  $abft6  er* 
langt  hat.  drittens  fptelt  Wilhelm  in  feinem  ©abreiben  barauf  an,  baß 
er  beftimmte  Verpflichtungen  gegen  ben  h-  Stuf)l  einging,  Verpflichtungen, 
bie  ftch  auf  ben  23eft£  (EnglanbS  bejogen,  von  benen  aber  in  ben  florfyan* 
benen  Duellen  nichts  fteht.  2ßtr  haben  alfo  r)ier  ein  flareS  3eu9ntf  *>on 
5lbfa)lteßung  eines  geheimen,  ber  (Eroberung  vorangegangenen  Vertrags, 
beffen  33crl)anbenfetn  ta)  oben  aus  inneren  ©rünben  nachwies. 

2)ocr)  baS  ftnb  Siebenfachen,  Hauptfrage  ift:  was  muß  unter  ber 
Sreue  »erftanben  roerben,  welche  3ßabft  ©regor  »erlangte,  welche  aber 
jtöntg  2BiIr)elm  runbroeg  verweigerte.  9^at)e  liegt  eS,  auf  bie  allgemeine 
Sehenpflicht  ober  baS  feierliche  5lngelöbntß  §u  ratf)en,  fraft  beffen  SBilhelm 
ftch  verbinbtich  machen  follte,  bie  Ärone  (Englanb  alö  Sel)en  beö  2tyofteI* 
fürften  unb  feinet  6tattl)alterö,  beö  ^abfteö,  §u  tragen.  5lHein  bteß  fann 
unmöglta}  gemeint  fein.  3)enn  erftlid)  l)at  3ßill)elm  bie  fraglid)e  2el)en* 
pflia^t  nia^t  nur  vor  ber  (Eroberung  (SnglanbS  gegenüber  bem  bamaltgen 
$abfte  5lleranber  II.  bereitwillig  übernommen,  fonbern  aua)  naa^ljer  bura) 
Ueberfenbung  großer  @a)ä|e  unb  namentlid)  beö  S3annerö,  baö  eljebem 
fein  beftegter  ©egner  ^aralb  führte,   bekräftigt 5  jroeitenS  $at  berfelbe 

34* 


532 


$a6j*  ©regoriuS  VII.  unb  fein  &ihlhx. 


$öntg,  wie  tcf)  unten  geigen  werbe,  baS  nämliche  ©elübbe  gegen  ©regor 
nadj  beffen  (£rr)ebung  auf  ^3etrt  Stufyl  erneuert;  brtttenS  fjat  er  —  wofür 
id)  ebenfalls  fpäter  ben  beweis  beizubringen  mir  vorbehalte  —  auf  bem 
Sobtenbette  burcf)  eine  unjweibeutige  ^anblung  an  ben  £ag  gelegt,  baf 
für  ben  %aü  fernes  SobeS  (SnglanbS  trotte  rechtmäßig  nur  mit  (Stnwillt* 
gung  beS  *)3abfteS  an  einen  Nachfolger  übertragen  werben  bürfe.  (Snblich 
viertens  ift  ber  *ßeterSpfenning,  ju  beffen  23e§ar)lung  ftdt)  2ßtlf)elm  verpflichtet 
erflärte,  wär)renb  er  bie  Sreue  Verweigerte,  nicht  mer)r  unb  nicht  weniger, 
als  ein  £er)enfanon,  ben  2ßilf)elm  unb  viele  feiner  angelfdcr)flfcf>en  93or* 
gänger  als  Vafallen  (£f)riftt  unb  beS  h-  6tul)leS  entrichteten. 

3$  fage  nun:  baS  2Bort  Sreue  begießt  ftcf)  nicbt  auf  bte  allgemeine 
£el)enpfltcf)t,  welche  ber  Normanne  fetneSwegS  von  [ich  wies,  fonbern  auf 
eine  befttmmte  ^anblung  ober  ^l)at,  bie  ber  *ßabft  mit  Berufung  auf  jene 
allgemeine  Pflicht  bem  Könige  §umut^ete,  welcbe  aber  2Bür)elm  verweigerte, 
inbem  er  behauptete,  baff  if)m  fein  Seitenverhältnis  §um  6tur)le  *ßetri, 
baS  er  nicht  in  Slbrebe  [teilte,  feine  $erbtnblichfeit  einer  folgen  §anblung 
auferlege.  (Slje  id)  meinen  6a£  erhärten  famt,  muß  ich  baS  3af)r  ber 
bctben  Briefe  SanfranfS  unb  2Ötlf)elmS  beftimmen.  (öfterer  enthält  gar 
fein  9fterfmal  ber  3ett,  ber  zweite  nur  bte  eine  ^atfaa)e,  baß  wäf)* 
renb  ber  bret  3af)re,  welche  ber  SluSferttgung  vorangingen,  ber  Äöntg  ftct) 
nicht  tu  (Snglanb,  fonbern  in  ©allten  befanb,  unb  baß  wär)renb  berfelben 
3eit  ber  *ßeterSpfenntng  nicht  richtig  einging.  SSefferen  Sluffchluß  gibt  baS 
ftegtfter  $abft  ©regorS  Vü. 

Unter  bem  4.  Slprfl  1074  f abreibt1)  ber  $abft  an  ben  jtbmg  von 
(Snglanb:  „aus  bem  @a)mer§,  ben  bu  über  ben  £ob  meines  Vorgängers, 
fowte  aus  ber  freubtgen  ^l)etlnal)me,  bte  bu  über  meine  (Erhebung  an  ben 
Sag  legteft,  erfelje  tcr),  baß  bu  von  ganzem  §er$en  ber  römtfa)en  Kirche 
anl)ängft.  2)u  jeigteft  bie  ©eftnnung  eines  guten  @olmeS,  eines  6ofmeS, 
ber  feine  Butter  liebt.  Sßewetfe  benn  burct)  bie  Xfyat,  was  bu  mit  bem 
5D?unbe  befennft;  erfülle  ben  @pruch  beS  £erm  (3or).  14,  21):  wer  micb 
lieb  ^at,  ber  h&ft  meine  ©ebote."  2)ann  weiter  unten:  „bie  @orge  für 
ben  $eterSpfenmng,  ber  gegenwärtig  in  Gntglanb  etngefammelt  wirb,  möge 
btr  angelegen  fein,  als  wäre  eS  beute  eigene  €>aa>"  u.  f.  W.  2)tefer 
53rtef  tft  bie  Antwort  auf  ein  vorangegangenes  @lücfwunfchfa)retben,  in 
Welchem  2ßilf)elm  fein  S3ebauern  über  ben  £ob  5lleranberS  II. ,  feine  greube 
über  bte  Erhebung  ^ilbebranbs  ausgebrochen  unb  allerlei  StebeS  unb  ©uteS, 
alfo  Sreue  gegen  ben  <5tur)l  $etrt,  verbeißen  fyatte.  ©regor  VII.  nimmt 
tf)n  beim  Sorte,  läßt  aber  burchbltcfen ,  baß  tf)m  Dieben  nicht  genügen, 
fonbern  baß  er  Sitten  fcfjen  möcr)te.    Denn  fd)on  war  bamals  ber  (Streit 


l)  3ap,  regest.  9lr.  3612.  SWanft  XX,  113  flg. 


.*ßierteS93udj.  (Sa£.25.  SemüljungenÖregorö  VII.,  um  2ötU)elm  mit  Robert  cwfyuföljnen.  533 

regelt  9J?ame  ausgebrochen,  roelajen  fur$  barauf  päbftliaV  Vermittlung 
bahm  ausglich,  baß  bte  fragliche  Sattbfchaft  nia)t  an  2ßtlt)elm  felbft,  fon* 
bem  an  beffen  (Srftgebornen ,  unb  jroar  mit  bem  33ebtng  ber  Ser)enöt)oI)eÜ 
gulfo'S  »ott  5lnjou,  abgetreten  rourbe. 

3ener  früher  erwähnte1)  S3ncf  ©regorS  an  bte  Königin  Wlatfylbe, 
beffen  23ebetttung  icr)  an  einem  anbertt  £)rte')  nachroteS,  tft  am  namlicr)en 
Sage  gefcfyrtebeit,  rote  ber  eben  mitgeteilte,  an  ben  Zottig  gerichtete,  gerner 
erhellt  auS  ben  Sorten  beS  sßabfteS,  baß  im  Styril  1074  eben  ber  Meters* 
Pfenning  etngefammelt  rourbe.  $at  nun  ber  ^önig  ben  Sunfct),  welchen 
©regor  VII.  am  Schluffe  auSfpraa),  erfüllt,  genauer  gebrochen,  l)at  er 
(Sorge  getragen,  baß  ber  Ertrag  ber  fraglichen  (Sinfammlung  richtig  nach 
Nom  beförbert  rourbe?  3ct)  benfe,  man  fantt  faum  annehmen,  baß  Sil* 
heim  eine  fo  bringenbe  (Empfehlung  beS  (Statthalters  Cßetrt  mißachtete.  Dann 
aber  folgt,  baß  bte  in  obigem  ©abreiben  beS  Königs  erwähnten  3  3af)rc, 
wäljrenb  voelcher  ber  *PeterSpfemting  niefct  richtig  einging,  »orwctrtS  vom 
Styrtl  1074  »erliefen.  Damit  tft  freilich  nicht  tuel  gewonnen.  Denn  auch 
in  ben  nad)ften  3ar)ren  nacr)  1074  fönnte  ber  $eterS:pfemting  pünftltch  ab* 
geliefert  roorbett  fein. 

Noch  anbere  5lftenftücfe  ber  ©regortanifchen  (Sammlung  fommen  tn 
Betracht.  Unter  bem  25.  SJMrj  1079  fchretbt2)  ber  Sßabfi  an  Sanfranf :  „baß 
bu  roäf)renb  ber  ganzen  Sät,  feit  Sir  $etrt  Stuhl  einnehmen,  UnS  nie 
befugt  fyaft,  befrembet  UnS  um  fo  mehr,  ba  Sir  »Ott  ber  Siebe,  bte  bu 
fonft  Unö  erroiefeft,  gan$  SlnbereS  erwarten  burften.  £ätte  UnS  nicht  apo* 
ftolifche  TOlbe  unb  Nücfftcht  auf  Das,  was  bu  UnS  früher  roareft,  gurücfv 
gehalten,  fo  roürbeft  bu  Unfern  Unwillen  bereits  auf  em»ftnbltcr;e  Seife 
erfahren  haben.  (Sichere  Nachrichten  ftnb  UnS  jugefornmen,  baß  eS  ent* 
webet  gurcf)t  »or  bem  Könige  —  unb  §war  »or  einem  Jtöntg,  ben  Str 
feiger  »or  allen  gürften  ber  (Etbe  achteten  unb  liebten  —  ober  bltnbe  £tn* 
gebung  für  eben  biefett  ^errfcher  tft,  was  biet)  abhielt,  nach  Nom  ju  retfett. 
Sahrltct),  wäre  ein  gunfe  beiner  ehemaligen  2ltthättgltchfett  an  bte  9ftutter* 
firche  übrig  geblieben,  fo  fyättejt  bu  btcf)  roeber  burch  gurct)t,  noch  burch 
höftfehe  Nücfftchten  an  einer  Neife  pt  UnS  hebern  laffen.  (Sollte  £och* 
muth  ober  irgenb  fonft  ein  böfer  Srieb  jenen  ^ö'ntg  verleiten,  baß  er 
fich  gegen  ben  apoftoltfct/en  (Stuhl  erhebt,  fo  werben  Str  bteß  um  fo  mehr 
bebauern,  als  Sir  ihn  ber  Siebe,  bte  Sir  fonft  für  ihn  fy$tm,  unroürbtg 
erflären  müßten.  SebenfaltS  tft  eS  beute  Pflicht,  mit  allen  Mitteln,  burch 
SSorftellungen  unb  roeife  Nathfchläge,  bahnt  $u  arbeiten,  baß  er  nichts  Un* 
rechtes  gegen  bie  %  Äirche  wage,  noa)  fich  unterftehe,  bte  geiftltche  @e* 
roalt  anjutaften.  Noch  einmal  forbern  Sir  bia)  auf,  fo  fchnell  als  möglich 


l)  OUn  @.  497.       2)  ättanft  XX,  279  flg. 


534 


*ßabji  ©vegoviuö  VII.  unb  (ein  Seitalter. 


l)ter)er  fommen,  bamit  2Btr  mit  bir  münblia)  über  rotdjtige  ©efa)äfte 
oerf)anbeln  fönnen"  u.  f.  ro. 

Unoerfenubar  entfprecben  btefe  SBorte  ©regorö  VII.  IDcm,  roa$  (Srj* 
btfcf)of  ßanfranf  in  ber  oben1)  mitgeteilten  3ufd;rift  als  3nl)alt  beö  päbft* 
liefen  6a)reiben$  be§etc^net,  auf  ba$  er  antwortet.  £ier  rote  bort  klagen 
über  (Srfaltung  ber  ehemaligen  Siebe  £anfranf3  für  bte  sD?utterfird)e  unb 
SSorroürfe,  baf  man  gerabe  t>on  tf)m  fo  etroaS  ma^t  erwartet  t)ätte.  5lud) 
auf  ben  23efef)l  be£  $abfte3,  naefc  9tom  §u  fommen,  fyielt  Saufranf  an, 
tnbem  er  p  verfielen  gibt,  bafj  eö  if)tn  unmöglid;  fei,  bte  Cfcife  anju* 
treten.  Söetter  gefyt  auö  einem  brttten  TOenftüd  fyeroor,  baj?  ber  pabp 
lta)e  £egat  £ubert,  ben  Sanfranf  in  ber  fraglichen  3ufd)rift  erroäfynt,  §u 
ber  3ät,  ba  ba£  (Schreiben  ©regorö  in  (Snglanb  eintreffen  fomtte,  ftcfy 
auf  engUfa)em  ober  normanntfa)em  SBoben  befanb  unb  genau  bte  ©efc^äfte 
betrieb,  rodele  ^önig  SBttyelm  in  bem  mit  £anfranfö  3ufd;rtft  gleid^eittgen 
Briefe  berührt. 

Unter  bem  23.  (September  1079  treibt2)  $abft  ©regor  VII.  an 
feinen  Legaten,  ben  «Subbiafon  Hubert:  „cd  l)at  Und  fyöcbltct)  mißfallen, 
baß  bu  bic  ^üdfefyr  naa)  *Rom  fo  lange  oerjögerft.  9cur  $ranff)ett  ober 
frembc  ©eroalt,  bte  beine  freie  ^Bewegung  fnnbert,  l)ätte  bia)  in  ilnferen 
Otogen  entfcbulbigen  fönnen.  2)enn  bu  roeift  felbft,  wie  wenig  2Bertlj  td) 
auf  ©elb  lege,  baS  nia)t  in  efyrenooller  2Beife  eingebt.  JDej^alb  befa)leu* 
nige  beine  2lbreife.  —  2)ie  römifdje  $ira)e  r)at  guten  ©runb,  fid)  über 
ben  Jlönig  oon  (Sngtanb  befeueren.  9?ie  roagte  irgenb  ein  $önig, 
felbfi  fein  t)eibnifa)er,  gegen  bte  römifa)e  ^irc^e,  roaö  3ener  fid)  unter* 
ftanb,  inbem  er  23ifa)öfe  unb  (£r§bifa)öfe  abhält,  bte  ©cr/roellen  ber  Slpofiel 
ju  befugen.  3n  meinem  tarnen  roame  ir)n,  fürber  bic  (Sfyre  beS  Styoftel* 
fürften  fo  grob  p  oerle^en.  £öenn  2öir  feitfyer  ntdt)t  ernftltct)  gegen  tfm 
ctnfc^ritten,  fo  gefa)af)  e£  nur  auö  apoftoltfa)er  s#?ilbe  unb  rocil  roir  ün* 
fercr  alten  greunbfcfyaft  gegen  tt)n  eingebenf  roaren.  Stber  im  galt  er 
oerftoeft  bleibt,  rotrb  ber  3^m  be$  2tyoftel3  ben  £al$ftarrigen  treffen'' 
u.  f.  ro. 

3n  bem  oben  angeführten,  pgleia)  mit  ber  Suf^f*  SanfranfS  au& 
gefertigten  ^Briefe  fyatte  ber  $önig  erflärt,  baß  bic  bereits  gefammclten 
Summen  beö  $eter$:pfenmng3  fofort  bura)  ben  Segalen  naa)  9^om  Übermacht, 
ber  noa)  auSftefjenbe  9teji  fpäter  bura)  bic  ©efd)äft£leute  £anfranf£  nad)* 
gefc^ieft  roerben  fotle.  Se^tercö  roar  offenbar  ein  Äunftgrtff,  barauf  bc? 
rennet,  bura)  SSerroeigerung  ber  »ollen  Summe  ben  $abft  ^nsu^alten  unb 
it)m  3ugeftänbniffe  abjupreffen.  5(uö  bem  (Schreiben  ©regord  oom  23.  ©ep* 
tember  1079  crfjellt,  bap  ber  Segat  nid)t  mit  ber  2lbfd)lagö§ar)lung,  bte 


l)  ©.  531.       2)  S^anft  XX,  288. 


93ierte3  93udj.  (Sap.  25.  93emü^ungen  ©regorö  VII.,  umSBityelm  mttCiokrtau^ufiJfjnen.  535 

irjm  gemalt  korben,  §ufrteben  roar,  noa)  abreiste,  fonbern  länger  blieb, 
roeil  er  erft  nod)  ben  jurücfget)a(tenen  $eft  eintreiben  wollte.  Dieß  eben 
tabelt  ber  $abft,  als  ein  bie  @l)re  be£  apoftolifdmt  (StufylS  preiSgebenbeS 
23erfaf)ren.  9J?an  ftel>t  bafyer,  ©regor  VII.  nimmt  in  bem  (Schreiben  ttom 
23.  (September  beutlid)  33ejug  auf  bie  ,£>mtergebanfen  beS  roniglicrjen 
^Briefes,  beffen  Seit  $u  beftimmen  meine  Aufgabe  ift. 

3m  5lngeftd)t  biefer  93e$ief)ungen,  im  5lngefta}t  ber  fetteren  $r)at* 
facf)c,  baß  fta)  ba$  @d)reiben  beS  *ßabfte3  tiom  25.  5D?ärj  &u  ber  nicfyt 
battrten  3ufc^>r^ft  beS  (Sr^bifcbofö  oon  ßanterburty  wie  Urfacfye  unb  SQStr^ 
fung,  rote  $tufforberung  unb  Antwort  »erhält,  behaupte  id),  jene  beiben 
«Briefe  2Mf)elm$  unb  SanfranB  fmb  sroifa)en  bem  25.  9Mrs  1079,  alö 
bem  Saturn  be$  erftgenannten,  unb  §nnfdjen  bem  23.  (September  beffelben 
3af)reS,  als  bem  Datum  beS  §voeitgenannten  päbftltcben  ScfyreibenS  erlaffen 
roorben.  ©in  weiterer  ©runb  fommt  I)in$u.  Saut  ber  eigenen  5leußerung 
beS  Königs  ergriff  er  bie  geber,  als  er  eben  nad)  einer  2(broefenr)eit  tton 
brei  3af)ren  ober  nod)  mef)r  in  fein  ^önigreia^  (Snglanb  jurürffefyrte.  9hm 
fyat  Äönig  SBilfyelm  nur  naa)  bem  grüf)ltng  1075  brei  3<tf)re  unb  brüber 
auf  gallifdjem  23oben  §ugebrad)t. 

9?aa)  bem  £eere3§uge  oon  1066  befugte  er  bie  Stformanbte  im  SJMrj 
1067  unb  roeilte  bafelbft  bie  §um  2)e§ember.  SSon  1068  bis  minbeftenS 
pm  ^erbfte  1072  fanben  voir  t^n  in  (Snglanb  befestigt.  Dann  ging 
er  abermal  nad)  ber  -ftormanbie,  fer)rte  aber  im  ^erbfte  1074  nadj  Omg* 
lanb  mrücf,  um  bort  bis  jum  grüf)ling  1075  §u  bleiben.1)  3um  brüten* 
mal  reiste  er  je£t  nadj  ber  9?ormanbte  unb  macfjte  nun  bort  einen  langen 
2lufentl)alt.  @r  roeilte2)  erroeiSlid)  $u  SRouen,  als  1077  fein  ©olm  Robert 
entflog,  abermal  fommt2)  er  auf  galltfa)em  33oben  §um  SBorfcrjein,  als  er 
im  grüfylmg  1079  üor  ©erberoty  gegen  Robert  fampfte.  3m  3a|r  1080 
roolmte 3)  er  in  ber  ^ormanbie  einer  ^ira^enoerfammlung  bei.  3wet  3a|« 
fpäter  —  1082  —  fegelte4)  er  sott  ber  9?ormanbte  aus,  als  er  feinen 
^albbruber  £)bo  bei  ber  3nfel  2Öig^t  gefangen  nar)m.  2Bär)renb  ber 
näa)ften  3afyre  enbliay  bie  auf  1082  folgten,  beftanb  er  roteberfyolte  kämpfe 
auf  gallifdjem  53oben.5)  Die  beiben  3ufa)rtften  fönnen  bafjer  nur  3  bis  4 
3al)re  nad)  bem  grüf)ling  1075  abgefaßt  fein.  9hm  fyinbert  nichts,  anm* 
nehmen,  baß  3ßtll;elm  im  (Sommer  1079,  tttetleicbt  gerufen  bureb  bie  bro* 
fyenben  ^Bewegungen  an  ber  fc^ottifc^en  ®ränje,  baS  3nfelreia)  befugt  f)at. 
S3ei  biefem  2tnlaß  roerben  er  unb  Sanfranf  bie  beiben  3uftfwfan  an  ben 
$abft  geriebtet  fyaben. 

(So  tnel  über  baS  Satyr  ber  Slbfaffung.  2ÖaS  ben  3nr)att  betrifft,  fo 


*)  @ief>e  ofcen  @.  504  u.  507.  2)  Ibid.  <S.  523  flg.  3)  2)u^eöne  @.  552,  a. 
4)  Ibid.  <S.  647.       6)  Ibid.  @.  646  flg. 


536 


*ßabji  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßdtaUet. 


gcr)t  forool)l  au$  ben  Briefen  beö  (Srjbtfcfcöfd  unb  beö  ÄönigS,  als  au$ 
benen  ©regorö  VII.  h^or,  baß  ein  völliger  23ruch  jrotfchen  ber  englifcfyen 
$rone  unb  bem  Stuhle  *ßetri  im  Slnjuge  war.  £)er  Normanne  SÖßtlhelm 
»erlunberte  bte  SBifd^öfc  feines  DletchS  an  freiem  Verfehr  mit  bem  £)ber* 
Raupte  ber  ^trdt)e ,  er  »erbot  ihnen,  »om  Cßabfte  auögefchrtebcne  <5t)noben 
ju  befugen,  er  f)telt  enblich  fäUtge  Soften  beS  *)3etcr:pfenntng$  jurürf.  Ü)och 
will  ich  §um  Voraus  bemerfen,  baß  ber  ^abft  tro&  allem  bem  gewiffe  an* 
bere  Söefugntffe,  bte  ilnn  burch  bte  Verträge  Don  1066  unb  1070  etnge* 
räumt  roorben  waren,  auszuüben  fortfuhr.  £ieooit  unten  baS  3Rät)ere. 
Detter  fällt  btefe  traurige  Spannung  genau  in  bte  i$titf  ba  bte  l)albe 
SBelt  ftct)  gegen  Göllheim  erhob,  um  tt)n  §u  nötigen,  baß  er  bte  Norman* 
bte  an  feinen  (£rftgebomen  abtrete. 

9lun  bin  ict)  am  j$itU:  ich  behaupte,  jtöntg  Stlhelm  bat  bamm  bem 
$abfte  gegrollt,  weil  ©regor  VII.  mit  Berufung  auf  bie  Verpflichtungen, 
welche  ber  Normanne  gegenüber  $etrt  Stulpe  eingegangen,  bie  gorberung 
[teilte,  2Ötll)elm  fei  allerbmgS  fc^ulbtg  unb  »erbunben,  bie  9lormanbte  fei* 
nem  Sohne  §u  übergeben,  unb  wenn  er  bieg  ntd)t  tt)ue,  »erlebe  er  bte  bem 
(Statthalter  (£f)rtftt  gefa)worene  Vafallentreue.  2)cr  Sinn  ber  fcbwiertgen 
Sporte  im  Vrtefe  2ßtlf)elmS:  £reue  tr)un  (fidelitatem  facere)  ift  folgen* 
ber:  ©regoriuS  VII.  machte  geltenb,  eS  genüge  fetneSwegS,  baß  ber 
ntg  t>on  ©nglanb  jtd)  mit  bem  Sftunb  als  SSafato  beS  ^eiligen  Stuhles 
befenne;  er  müffe  vielmehr  bura)  bie  %%at,  burch  Abtretung  ber  Norman* 
bte  geigen,  baß  er  ben  übernommenen  Verbinbltchfetten  gemäß  fjanble.  3ct) 
ger)e  noch  weiter  unb  fage:  fyauptfädjltd)  burch  bie  23er)arrltd)fett  beS  $ab* 
fteS  ©regoriuS  VII.  gefchaf)  eS,  baß  2ötlf)elm  enbltd)  ftct)  mit  feinem  (Srft* 
gebornen  auSför)nte. 

SBewetS:  genau  fo  lange  als  bte  Streittgfetten  beS  VaterS  mit  bem 
Sof)ne  bauerten,  währte  aua)  bie  Spannung  StlhelmS  gegen  $om,  unb 
mit  bem  5lugenbltcfe,  ba  ber  Vater  bem  Sofme  »erziehen,  biefer  ftcb  jenem 
unterworfen  fyat,  fmb  bie  2öolfen,  bie  bis  bahtn  5rotfd)en  JRouen  unb  9lom 
fchwebten,  wie  weggeblafeu.  Dben  würbe  gezeigt,  baß  ber  innerliche  grtebe 
im  herrfchenben  £aufe  von  9iouen  erweislich  1080  tyergeftellt  war.  9fun 
im  nämltcf)en  3atyre  fd^rteb  ©regorruS  VII.  oter  Briefe  »oll  greunbfcr)aft, 
»oll  5lnerfennung  für  bte  großen  Verbtenfte  beS  Normannen.  £>en  erften, 
unter  bem  24.2lprtl  1080  ausgefertigten,  fyahe  tct)  anberSwo1)  mehrfach  an* 
geführt,  ich  roill  fyier  nur  noch  einige  @ä^e  naditrägltch  beifügen:  er  nennt 
ben  $ömg  »on  ©nglanb  ben  ©belftetn  unter  allen  #errfcf)em  ber  S33elt, 
er  fagt,  baß  er  »on  ihm  mehr  erwarte,  als  »on  trgenb  einem  anbern  gür* 
ftenj  er  forbert  ihn  auf,  ber  bebrängten  Jttrche  betauftehen:  „mein  h^h^ 


53ant>  II,  418  flg. 


SSterteö 93uc§.  (5ap.25.  93emu^ungen©regor$  VII.,  um3Bt^eImmtt9flobettauöjufü^ncn.  537 

2lmt  nötigt  mtct),  ofme  Unterlaß  gegen  bie  ©reuel,  bie  in  ber  (^riften* 
tyeit  vorgehen,  ju  fernen.  Sowohl  Siebe  als  gura^t  treibt  mich  §n  ($r* 
füllung  biefer  ferneren  Pflicht:  Siebe,  roeil  ber  heilige  2lpoftelfürft  mich  von 
jtinbeäbeinen  an  ^teju  mit  füßer  ©eroalt  aufgewogen,  unb  weif  ©otteö  (£r* 
barmen  mich  erwäget  hat,  a($  Stellvertreter  be$  großen  §trtcn  bie  5S>?ut^ 
terfirche  ju  leiten:  gurcht,  roeil  ber  unerbittliche  Spruch  be$  göttlichen  ®e* 
fefccS  in  meine  £)f)ren  tönet :  Verflucht  fet  ber  Sftenfd),  roelcher  fein  Schroert 
Zurückhält  vorn  S3Iute." 

£>er  $abft  verfielet  biefe  Sporte  beS  Propheten  SeremiaS  (47,  10) 
fo:  ein  guter  £irte  müffe  ftetS  bereit  fein,  für  ©otteö  Sache  ba$ 
^erjblut  aufzuopfern.  Sßeiter  unten  heißt  e$:  „ich  v)attc  bir  noa?  33ieleö 
anö  «jpetj  ju  legen,  aber  roeil  bu  Seute  an  mich  fchtcfteft,  roelctje  mir  bie 
erfreulich ften  9iaa)ricr)ten  bezüglich  beiner  (£tnftcr;t,  reblichen  ©efmnung  unb 
©erechtigfeit  überbrachten,  glaube  ich,  für  einen  roeifen  9D?ann  genug  gefagt  zu 
haben.  3a)  lebe  in  ber  Hoffnung ,  ber  allmächtige  ©ott  roerbe  mehr  in  bir 
unb  burch  biet)  §u  feiner  (§hre  roirfen,  als  roir  begreifen  mögen.  Dinge, 
bie  ia)  in  meinem  Briefe  nicht  berühre,  werben  bir  beine  ©efanbten  münblia) 
mittheilen.  2)er  allmächtige  ©ott,  unfer  5lller  SSater,  möge,  0  tl)euerfter  Sohn, 
beinen  ©eift  alfo  erleuchten,  bein  £er§  alfo  erwärmen,  baß  bu  in  biefer 
Seit  bura)  baS  ^erbienft  beiner  Sugenben  bie  £ör)e  menfehlicher  Stacht 
erfteigeft  unb  im  fünftigen  Sehen  mit  anbern  ^etltgert  Königen  ju  ber 
©lorte  be$  fytmmlifchen  9^etcf>eö  einzugehen  geroürbigt  roerbeft.  kirnen.'' 
Abermals  theilt  ber  *ßabft  bie  StaatSgeheiinntffe,  von  benen  e$  ftcb  l)a\u 
belt,  nicht  fchriftlich,  fonbern  nur  münblich  mit. 

93ier$er)n  Sage  fpäter,  unter  bem  8.  SJtoi  1080  erließ  ©regor  VII. 
auf  einmal  brei  weitere  Briefe1)  an  ben  $öntg,  an  beffen  ©emahlin  9J?a* 
thilbe,  an  ben  erftgebornen  Sor)n  SBeiber,  «^erjog  Robert.  3n  bem  an  ben 
SSater  gerichteten,  ben  ich  gleichfalls  früher2)  benü^te,  fe£t  er  ben  Untere 
fchieb  geiftlicher  unb  weltlicher,  ^o^enpnefierlic^er  unb  föniglicher  ©eroalt 
auSeinanber,  zeigt,  baß  erftere,  roeil  mit  größerer  9ßerantroortlicr)feit  verbun* 
ben,  hö^er  ftehe,  ermahnt  bemgemäß  ben  Normannen,  be$  Sturjleö  ^ßetri 
©eboten  nachzuleben  unb  ©ott  über  Ellies  zu  lieben.  2)a$  Schreiben  an 
bie  Königin  befagt  bem  wefentlichen  3n^alte  nact):  „au$  beiner  3KfdW 
an  mich  t)abc  erfehen,  wie  willig  bu  ©ott  gel;orcheft,  wie  anhänglich 
bu  beinen  ©etreuen  bift,  unb  roie  liebevoll  bu  Unfrer  gebenfeft;  bu  t>aft 
mich  gebeten,  meine  SBünfche  bir  §u  eröffnen,  benn  2llte£ ,  roaö  bu  auf 
($rben  bejtyeft,  fei  zu  meinem  2)ienfte  bereit.  333tffe  benn,  ich  bebarf  fein 
©olb,  feine  (Sbelfteine,  feine  anberen  Schäle  ber  2Belt,  fonbern  nur  ba$ 
©ine  roünfche  ich,  baß  bu,  roie  bisher,  feufcb  lebeft,  baß  bu,  roie  bu  bisher 


l)  Saffe  S^r.  3892  flg.  SRanj?  XX,  308  unten  flg.       *)  Sanfc  II,  419  flg. 


538 


$a&ft  ßhegoriuö  VII.  unb  fein  Sätatttx. 


getr)an,  fortfa^reft,  mit  beinern  Ueberfluß  bte  5lrmen  bebenfen.  So  oft 
btr  ©Ott  (Gelegenheit  fcfjenft,  benü|e  fte  eifrig,  um  beiuen  SJknn  §u  altem 
©utett  su  bewürfen.  5lnbere3,  roaö  in  btefem  Briefe  nta)t  ftetyet,  roirb  bir 
mein  Sofm  Hubert,  unfer  gemeinfa^aftltc^er  ©etreuer,  mitreiten."  9flan 
fleht,  in  ber  greube  tr)re£  «gjersenö  barüber,  baß  bura)  ©regorö  VII.  33e? 
mühungen  it)r  Liebling  Robert  enblict;  oom  Könige  ju  ©naben  angenommen 
roar,  ^atte  fte  bem  5ßabfte  all  it>r  £ab  unb  @ut  angeboten. 

2)er  23rief  an  ben  Sor)n  lautet:  „ich  r)abe  rühmliche  £)inge  über  bein 
(Smporftreben,  aber  auch  anbere  oernommen,  bte  mich  mit  Sorge  erfüllten. 
S)u  t>aft  böfen  ^athgebern  bein  £)t)r  gelteren,  nun  aber  melbet  mir  mein 
£egat  Hubert,  baß  bu  entfa^loffen  feteft,  bem  Hillen  beineö  SBaterS  golge 
31t  letften,  unb  bia)  im'fäUfytm  9)?enfc^en  prütfpt|iehen.  3d)  muß  btcf) 
bitten,  ftetS  eingeben!  §u  fein,  roie  tapfer  unb  mit  roelchem  9htl)me  bein 
S3ater  2llle£,  rpaS  er  beft^t,  geinten  abgerungen  f)at.  3)erfelbe  roeiß  roof)!/ 
baß  er  nicht  eroig  leben  roirb,  unb  benft  bal)er  baran,  5>a$,  roaö  er  erroor? 
ben,  einem  drbeit  §u§ufta}ern.  ,§üte  bia),  mein  Sof)n,  beuten  SSater  &u 
beleibigen  ober  betne  Sftutter  §u  betrüben,  fonbern  behalte  ben  göttlichen 
Spruch  oor  Slugen:  ehre  93ater  unb  Butter,  bamit  bu  lange  lebeft  auf 
@rben  (2.  ÜÄof.  20,  12)  unb  ben  anbern  (ibid.  20,  17):  SBer  feinem 
SBater  flutet,  ober  feiner  Butter,  ber  foll  be$  SobeS  fterben.  S^odt)  ein? 
mal  ermahne  ich  bia),  böfe  Dfathgeber  $u  fliehen  unb  beinern  $ater  in 
Willem  su  gehorchen." 

Statthalter  3efu  (Shrifti,  al&  oberfter  Steuermann  beö  Kirchen? 
fchip,  roelcher  bereinft  oor  ©otteS  $hrone  ^on  fe*ner  93wn)altung  ber  all? 
gemeinen  Angelegenheiten  beö  christlichen  Staatem>erbanbe6  ^echenfchaft  ab? 
legen  müffe,  fyatk  $abft  ©regortuö  ben  Äönig  SBtlhelm  genött)igt  /  ber 
S33ol)lfahrt  be$  2tbenbtanbe3  roegen  bie  9lormanbte  oon  (Sngtanb  ju  trennen 
unb  an  feinen  (Srftgebomeu  abzutreten,  aber  er  oergaß  über  ben  allgemein 
neu  Pflichten  bie  befonberen  gegen  ben  Später  nicht,  er  ftrafte  ben  ungera? 
ttjenen  Sohn  roegen  feiner  ^ucbloftgfeit ,  er  führte  ihm  ju  ©emüth/  baß 
Robert  auö  bem  ^echtSgrunbe  perfönlicher  2Bürbigfeit,  auf  bie  ber  junge 
sJJ?enfch  pochte,  gar  nichts  ansprechen  habe,  unb  baß,  roenn  ihm  gleich? 
roof)l  bie  -iftormanbte  überlaffen  roerbe,  bieß  nur  barum  gefchehe,  roetl,  junt 
heften  ber.  SBölfer,  Vererbung  ber  £errfcr)ergeroalt  in  ben  fürftlichen  gamt? 
Iten  nöthig  tft.  Äönig  2Bi($el«t  erfuhr  bamate  bura)  bie  Xfyat,  baß  er, 
umringt  oon  Leibern  unb  geinben,  rote  er  roar,  nur  an  bem  *ßabfte  einen 
roahren  unb  roohltoollenben  greunb  befaß.  £ätte  er  fchon  1075  auf  bie 
SBarmmgen  ©regorS  VII.  gehört,  fo  roären  tf)m  bie  empörenben  iDemütht* 
gttngen,  n>eldt)e  ber  Unger)orfam  beö  Sohne  über  ben  Sßater  verhängte,  er? 
fpart  roorben. 

Srofc  ber  heftigen  Spannung  mit  bem  Röntge  hat  $abft  Tregor,  rote 


a3ierteS93uc§.  Gap.  25.  öemüf)ungen©reg,ore  VII.,  umSßüfjelm  mit  Stöbert  auszuheilen.  539 

id)  febon  oben  anbeutete,  gevoiffe  9fecbte,  voelcbe  if)m  bureb  bte  Verträge 
t>on  1066  unb  1070  über  bte  Streben  SßormanntenS  unb  ber  9?ebenlanbe 
»erliefen  korben,  jroücben  ben  3af)ren  1076—1079,  ftanb^aft  ausgeübt, 
oljne  baf  if>ix  2öiIJ?eIm  roefentlicb  baran  gewintert  r)atte.  3)te  Metropole 
oon  2)o(e  in  ber  ^Bretagne  roar  ein  alter  ©egenftanb  ber  <5tfcrfucf>t  für 
bte  (§r$btfcböfe  von  $our3,  reelle  bte  fircblicbe  »g>or)eit  über  bte  ^Bretagne 
anipra&en , l)  fo  rote  ein  knoten  politiicber  Umtriebe  ber  Sperren,  Mc  ftcb 
um  ben  Sejtfc  ber  $rorun$  ftntten,  namemltcb  ber  r)er$ogIicben  ^äufer  oon 
9terme$  unb  *Rouen.  2)en  <Stnt)l  ton  2)ole  fyatte  bis  gegen  1076  ein 
Üflenfcf»  9?amenö  3ef)ooeu32)  inne,  roelcben  £omg  SBityefm,  loetf  er  ju 
feiner  *ßartr)et  r)telt,  begünfttgte,  ber  aber  burcr)  fein  ärgerltcfceö  Seben  bem 
(£ieruS  Scbanbe  machte.  Sluf  ^Betreiben  be$  $ab[teö  roarb  er  abgefegt. 
9cun  roablte  bte  ©emeinbe  ton  2>ole  jum  Dtacbfolger  einen  jungen  Üften* 
feben,  ber  auS  einem  »ernennten  ©efcblecf>te  ftammte,  unb  tabeüofen  Seit* 
munb  bef'af,  aber  in  ©efebäften  unerfahren  roar  unb  nifyt  einmal  bie  oom 
jttrebenreebte  torgefebrtebenen  &ben$ja$fc  jäMte.  Slbermald  [feinen  bier 
3ntrifen  bed  Äöntgö  3i3t[r)elm  etngeroirft  $u  fyaben,  ber  roofyl  ben  $abft 
buret)  bte  ÜBabl  eines  foleben  9tacbfolger8  in  Verlegenheit  iefcen  ober  $u 
SBieberanerfemumg  beö  3ef)ooeuS  jroingen  wollte. 

3n  ©efeHjcbaft  beS  2lbt$  (StoenuS  ton  St.  Melanie  }it  Lennes 
fam  ber  SReug eroäf)(te  —  er  fjtef  ©ilbutn3)  —  nadj  iRom,  um  bort  bie 
£Betf)e  unb  baS  Pallium  für  ftet)  $u  erbitten,  ©regortuö  VH.  griff  bureb. 
5lu$  pabftltcber  9Jkcbt»oÜfommenbeit  erflärte  er  ben  @eroäf)tten  für  unfähig, 
roeü  er  baS  nötige  Uftci  ntebt  fjabe,  ernannte  an  (einer  Statt  ben  2lbt 
(SoenuS  jum  (Srjbifc^of  oon  JDolc,  unb  §etgte  bief  mittelft  jvoeier  ^Briefe5) 
unter  bem  27.  September  1076  ber  ©emeinbe  oon  £>o!e,  forme  ben  $$u 
jeböfen  ber  ^Bretagne  an. 

Um  btejelbe  $ät  erlief  er  an  ßotug  2i3tlr)elm  ein  brttteS  Schreiben,4) 
worin  er  bie  Vergeben  be$  3el)ooeu£  aufzählt:  „berfelbe  lebe  feit  3ar)ren 
in  offener  @be,  fyabe  ben  erjbifcbö^Iicben  Stur)!  um  fcfrnöbeS  ©elb  oon  bem 
bretagntfcr)en  ©rafen  2lÜan  erfauft,  unb  roaä  no*  febanblicber ,  er  tjabe 
feine  Softer  mit  JUrcfcengütem  auägefteuert."  £)er  *ßabft  fäf)rt  bann  fort: 
„ta)  fyielt  ei  für  paffent,  btr  alle  greoel  biefeS  SOtenfcben  ju  offenbaren,  ba* 
mit  bu  nia)t  etroa  au3  Umvtffenr)ett  länger  fortfahre  ft,  benfelben  ju 
begünftigen,  ober  auf  bem  Stuhle,  beffen  er  unwürbtg  ift,  feftju^alten." 
2)ennoa)  lief  ber  Normanne  ben  bretagntjeben  SBifd^of  ntebt  fallen,  (ix 
roanbte  ftf$  oon  Beuern  naa)  9iom  unb  fteüte  bem  ^abfte  »or,  baf  3er)o# 
tjeuö  oerleumbet  voorben  fei.    3e|t  febrieb5)  ©regor  VII.  unter  bem 


J)  Sie^c  oben  @.  142.  2)  a^abttton ,   annal.  ordinis  S.  Bened.  V,  102. 

3)  mn[\  XX,  212  flg.       *)  Ibid.  &  383  f(g.       6)  Ibid.  @.  222  flg. 


540 


$a&fi  ©regortuö  VII.  unb  fein  ßtitaiüx. 


21.  9Jtör§  1077  an  ben  ßbmg:  obgleich  bte  (Sache  be$  Abgefegten  auf6 
C^eiflicbfte  geprüft  worben,  habe  er  benuoch  au3  NüaTtcht  auf  bte  bitten  beS 
Äöntgö  ferne  Legaten,  ben  (Sarbtnalbiafon  §ubert,  ben  23tfa^of  §ugo  unb 
ben  Wond)  £eujo,  beauftragt,  eine  neue  Unterfua^ung  anjuftellen,  hoffe  aber 
um  fo  juoerftchtlicher,  baß  SÖtlfyelm  fta)  bei  bem  Urtr)etlfpntdt)e  btefer  wür* 
bigen  Männer  beruhigen  werbe. 

2)er  $abft  unb  ber  ööit  tf)m  ernannte  (Srjbtfcbof  (goenuö  behaupteten 
if)r  gutes  9fec£)t.  3roar  verfucf/te1)  eö  3e^o»eu6,  ftch  mit  £ülfe  normal 
infamer  Solbaten  gewaltfam  in  2)ole  §u  halten,  aber  er  warb  bura)  eine 
(Efynobe  verurteilt  unb  nun  von  ben  Einwohnern  ber  eigenen  ©tabt  ver* 
trieben.  (SoenuS  behielt  ben  <5teg  unb  ftarb2)  1081  al6  (Srjbtfchof 
von  3)ole. 

£)er  Normanne  Sßtlhelm  übte,  feit  ber  neue  §er§og  <£>oel,3)  ber  tfwt 
bte  Sßage  r)telt,  für  ben  Äöntg  $J)iIip!p  von  granfreta)  unb  gulfo  von 
Anjou  *ßartf)et  ergriffen  Ijatte,  eine  zweifelhafte,  weil  beftrtttene  £err* 
fc^aft  über  bie  ^Bretagne.  Aber  auch  in  feinem  eigenen  ©ebtete  nutzte  er 
wärjrenb  be$  oben  angegebenen  3e^raum^  eine  ber  wtchtigfien  SBefugntffe 
beö  (Statthalters  ^3ctrt,  —  ba£  päbftltche  93eftättgung6re$t  —  anerfennen. 
2>en  Sttetropolttanftuhl  §u  Nouen  naf)m  al$  Nachfolger  be$  9ftaurtliu$  von 
1067  bte  1078  Sodann,  ehemaliger  23tfchof  von  Avrancheö  ein.  tiefer 
Sodann  fiel,  vielleicht  weil  er  ftch  im  Saufe  beö  Streitet  jwifchen  2Bilr)eIm 
unb  beffen  (Sof)n,  Robert,  für  ben  lederen  erHftrt  l;atte,  beim  Könige  in 
Ungnabe.4)  Noa)  ein  anbereS  9)itf  gefaxte!  traf  Üfßt  eine  »ftranfhett,  bie  ihm 
bie  (Sprache  raubte.5)  3e$t  forberte  ber  $öntg,  baj?  Sodann  jurüeftrete, 
unb  bog  ein  Nachfolger  gewählt  werbe. 

AIS  ©regor  VII.  fymn  jlunbe  erhielt,  erlief  er  unter  bem  4.  April 
1078  ein  (Schreiben6)  folgenben  SnhaltS  an  ben  jtöntg:  „Unfer  Amt  legt 
mir  bie  Pflicht  auf,  für  verwaiste  Kirchen  (Sorge  §u  tragen,  unb  ba  ia) 
bich  unter  ben  übrigen  gürften  befonbeS  achte,  trefft  wegen  beiner  reblicheu 
©eftnnung,  thettS  wegen  beiner  SBeiö^ext,  fo  liegen  mir  bie  ©emeinben  in 
bem  deiche,  baS  bir  ber  Allmächtige  anvertraut  t)atf  vor§ug£wetfe  am  £er* 
gen.  2ßte  ich  fyöxe,  tft  ber  Stuhl  von  Nouen  verwaist,  weil  ber  borttge 
£trte,  angeblich  burch  Äranfheit  verf)tnbert,  feinem  Amte  nicht  mehr  vor* 
ftefjen  fann.  3a)  fyabc  befhalb  ben  Subbtafon  Hubert,  meinen  ©etreuen, 
ber,  wie  bu  aus  (Erfahrung  weift,  auch  bir  fcJjr  ergeben  tft,  in  betn  Sanb 
abgefchieft,  um  im  Vereine  mit  ben  Söifcfjöfen  unb  bebten  ber  Normanbte, 
fowte  im  Vereine  mit  bem  GleruS  von  Nouen,  genannten  (Srjbtfchof  perfön* 
lieh  au  befuchen  unb  forgfcilttg  $u  prüfen,  ob  er  im  (Stanbe  fei,  fürber,  fo 


4)  maUUon  o.  a.  £).  ©.  126.  2)  93ouquet  XII,  557,  c.  563,  c.  3)  <Sie^c  oben 
504.     *)  Gallia  christiana  XI,  36.     6)  2)uc^)cönc  @.  550,  c.     6)  SWanft  XX,  252. 


SSierteö  93u$.  $ap.25.  $emül)ungen®regoröVII.,  um 3Btlfjelm  mit  Sfofcert  aiiäjufo^nen.  541 

n>fe  e$  ficf)  gebührt,  ben  ,£>trtenftab  §u  führen,  gtnben  fte  tt>n  atfo  franf, 
baß  er  ntdt)t  mein*  baS  2lmt  befletben  fann,  fo  follen  fte  junächft  burcfj 
fanfte  Ermahnungen,  unb  roenn  e$  nötf)tg  ift,  burcr)  ^imvetfung  auf  ben 
apoftoftfcben  SÖtllen,  Sodann  ju  bewegen  fud6en,  baß  er  felbft  jurücftritt 
unb  bte  2lnorbmtng  einer  neuen  2Baf)l  gut  l)etft.  Sürbe  ficf)  bagegen  er* 
geben,  baß  er  ben  freien  (Gebrauch  ber  Vernunft  gänzlich  verloren  f)at,  unb 
bie  9?acf)t!)eile,  roelcbe  eine  längere  SSerroatfung  bem  Sanbe  bringen  müßte, 
ntdt)t  mer)r  §u  beurteilen  vermag,  fo  befehlen  2£tr  fraft  apoftoltfcber 
fommenfyett,  baß  in  fanonifa^er  Seife  unb  burch  freie  2Bahl  aller  33erea> 
ttgten  ein  Nachfolger  etngefe^t  roerbe,  ber  bie  nötigen  ftttltchen  unb  getftt* 
gen  gähtgfettcn  für  ein  fo  wichtiges  5lmt  feejtfct." 

2)te  W&ßfyl  ging  in  fanontfcber  2öetfe  vor  ftdr) 1)  unb  fiel  auf  2ßilr)elm, 
bisherigen  2lbt  von  (£aen.  golgltcr)  muß  ftcf)  IjerauögcflteUt  haben,  baß  3o* 
r)ann  fein  2lmt  nicht  mehr  fortzuführen  im  6tanbe  roar.  ©letchroohl  machte 
©regor  VII.  nachher  6chrotertgfetten ,  bie  2Baht  ju  beftätigen,  roetl  ihm 
nämlich  Nachrichten  über  gerotffe  gefe^ltche  Mängel  beS  (Gewählten  §ugefom* 
men  roaren.  Unter  bem  23.  (September  1079  fchrteb2)  ber  Cßabft  an  ben 
Segaten  Hubert:  „rote  tcb  fyoxe,  foll  ber  neue  @rjbtfchof  2Ötthelm  von 
Nouen  eines  *)3riefterS  6ohn  fein.  2Btffe,  baß  ich  bie  Erhebung  beffelben 
nicht  genehmigen  roerbe,  im  galle  folajeS  als  roahr  erfunben  rotrb."  3)te 
93orauSfe|3ung  fcheint  jebod)  irrig  geroefen  §u  fein,  benn  SÖühelm  blieb  im 
5lmte,3)  ohne  baß  ber  $abft  weitere  Einroenbungen  machte. 

Saut  ben  eben  angeführten  Urfunben  fyat  ©regor  VII.  im  Saufe  ber 
3erroürfniffe  mit  2Ötlf)elm  biefelben  fechte  geübt,  bte  ich  früher4)  als  grüßte 
ber  geheimen  Verträge  von  1066  unb  1070  nachrotes.  (5ie  laffen  ftch  in 
folgenbe  §auptyunfte  jufammenfaffen:  „fein  53tfa)of  fann  ohne  (Stnwtlltgung 
beS  $abfteS  §urücftreten  nocb  abgefegt  werben.  2)em  *ßabfte  fteht  bie 
Prüfung  §u,  ob  bie  2Baf)l  auf  ein  erlebtgteS  (SrjbtSthum  gefefcltche  Sftän* 
gel  habe.  Siegen  fold)e  vor,  fo  ift  ber  Cßabft  berechtigt,  auS  apoftolifcher 
^achtvolifornmenhett  einen  Nachfolger  etn§ufe£en;  ber  betreffenbe  SanbeS* 
herr  mag  jroar  in  gällen  ber  5lrt  mit  bem  ^eiligen  ©tuljle  unterhanbeln, 
unb  eine  neue  Unterfuchung  beantragen,  aber  fobalb  ftcb  in  golge  ber  Up 
teren  ljefau6|ießt,  baß  bte  fraglichen  -tOMugel  begrünbet  ftnb,  fo  bleibt  eS 
bei  ber  Slnorbnung  beS  *pabfteS.  Sluch  eine  völlig  fanontfche  SBatyl  hat 
nur  bann  ©ülttgfeit,  wenn  bte  päbftltche  (Genehmigung  vorausgeht,  ober 
hintenbretn  fommt."  2)a  $öntg  Wilhelm  bte  ^anbhabung  btefer  23efugntffe 
felbft  währenb  *>er  3e^/  ein  33ritcf)  brohte,  roefentltcb  nicht  gef)tnbert  hat, 
folgt,  baß  fte  feft  begrünbet  geroefen  fein  müffen. 


')  JDudjeSne  <S.  551,  c.  2)  SKanft  XX,  288  Sftitte.  3)  Gallia  christiana 
XI,  37  flg.       *)  OUn  <&.  463  flg. 


542 


$afcfi  ©regortuS  VE.  unb  fein  Seitalter. 


Der  tterberbltche  (Streit  jroifchen  $önig  SBtfljelm  unb  feinem  (Sohne 
roar  um  1080,  hauptfäd)lich  burd)  Vermittlung  beö  *)3abfteö,  betgelegt  roor* 
ben.  Slber  oerfelbe  trieb,  obgleich  bie  9fcormanbte  unb  granfretd)  fein  (Schau* 
pla%  roar,  auch  in  (Snglanb  brüben  eine  böfe  (Saat,  fofem  bie  bortigen 
getnbe  ber  normcmnifdjen  ^crrfcfjaft,  unoerfennbar  ermutigt  burdt)  bie  3^ 
roürfniffe  im  fönigltchen  £aufe,  Wlufy  ju  neuen  ©plagen  faxten.  Den 
Anfang  machte,  rote  früher,  ber  Schotte  SMfolm  —  rote  ich  mir  benfe  — 
in  geheimem  (Stnoerftänbtttffe  mit  SPhtftyp  oon  grattfretch.  Um  bie  TOtte 
2luguft  1079  brach1)  er  in  baS  benachbarte  9forthumbrten  ein,  verheerte 
ba6  £anb  bis  jum  %ym*  erfcfjlug  otele  Seute,  machte  ©efangene,  unb  ferjrte 
mit  reifer  23eute  §urücf.  Die  Nachricht  oon  biefem  Einfalle  mag  SMljelm 
Sur  Ofttcffehr  auf  engltfchen  33oben  bewogen  ^aben.  Denn  bamalS  roirb  eS 
gefa)ehen  fein,  bafj  ber  ^ö'ntg  ben  oben2)  erwähnten  23rtef  an  ben  *ßabft 
fa)rieb. 

DaS  folgenbe  3af)r  —  1080  —  brachte  eine  noch  gefährlichere  inner* 
liehe  33eroegung  in  9?ortl)umbrten.  3Bie  früher3)  bemerlt  roorben,  fyatte 
93tfchof  2Ba(cf)er  t>on  Durl)am  nach  ber  Einrichtung  SaltheofS  ju  bem 
Amte  ber  (Seelen  auch  noch  bie  @raffa)aft  erhalten.  Aber  feine  jtr&fte 
genügten  nicht  für  eine  fo  auSgeberjnte  Verwaltung.  Catcher  nahm  baber 
ju  feinem  (Stelloertreter  in  weltlichen  ©efchciften  ben  Säten  ©telebert,  einen 
feiner  Verroanbten,  §um  ©erjülfen  in  getftlichen  Angelegenheiten  ben  (Slert* 
fer  Seobrom,  welcher  Dombefan  unb  (Satoellan  beö  VtfchofS  roar.  Vetbe 
Beamte  follen  häufig  ©eroaltthättgfetten  an  bem  Volfe  oerübt  fyabm,1)  bie 
ber  53tfcbof  $u  oerhinbern,  ftcf)  nicht  ftarf  genug  fühlte. 

Dagegen  50g  2Öalcf)er,  otelletcht  um  bie  fetmenbe  Un§ufrtebenbett  unter 
ber  fächfifchen  Veoölferung  ju  befchroichtigen,  einen  Dritten,  ben  Angelfaa> 
fen  Siulf,  in  fein  Vertrauen.  Diefer  Stulf,  (Sprößling  eines  vornehmen 
fächftfehen  ©efchlechtS  unb  mütterlicher  £>\)dm  SaltheofS,  ^atte  etnft  otele 
©üter  im  fübltcben  (Snglanb  befeffen,  roar  aber  au$  benfelben  burch  bie 
normannifchen  (Eroberer  oertrieben  roorben,  julefct  fuchte  er  eine  3uffuc^ 
ftatte  in  Durham,  roo  er  in  baö  eben  befchriebene  Verhältnis  ju  Salier 
gerieth.5)  Die  Quellen6)  fagen,  ber  33tfcfjof  fyabe  nichts  2ötchttgeS  ohne 
£tulf£  9ktf)  unternommen. 

Der  (Sinfluf ,  ben  auf  folche  Steife  ber  Angelfachfe  $u  üben  begann, 
ent§ünbete  roüthenbe  (Stferfucr/t  im  ^erjen  beö  (SapellanS  £eobrom.  Viele 
Reibungen  fanben  jrotfehen  Reiben  ftatt,  unb  eines  SagS,  ba  Stulf  im  $RatI)e 
beS  SßifdjofeS  gegen  Maßregeln,  welche  ber  (Safcellan  ttorfchlug,  lebhaft  ge* 
krochen  unb  ihre  Verwerfung  burchgefe^t  Jjatte,  gerieth  Seobrom  in  SButr;, 

*)  Flores  hist.  <&.  639.  2)  ©.  530.  3)  3)af.  @.  507.  *)  Stürben  @.  46. 
6)  Ibid.  ©.  210.  6)  Stuf  er  ben  angeführten  (S^ronijlen  aud^  $lorentiu$,  Flores  histor. 
@.  639  flg. 


93tette393ud?.  @a£.25.  Semüf)ungen©regorgVII.,  umSßt^elm  rnttStoBcrt  ou^gufö^nen.  543 

ging  tyn  ju  bem  Vijthum  ©Gebert  unb  berebete  tfjn,  ben  2lngelfacbfen 
ermorben.  ©telebert  Heg  ftcr)  $um  2Öerf>uge  ber  Sftacbe  SeobroinS  brauchen, 
überfiel  mit  einem  Raufen  bifchöflidjer  <Solbaten  bei  9cad)t  baö  2anbr)au$, 
wo  Siulf  roohnte,  unb  erfctjlug  ir)n  felbft  fammt  bem  größten  $r)eil  beS 
©eftnbeö. 

,2)iefe  Untljat  ftacbelte  ben  alten  ,§aß  ber  Slngelfacbfen  unb  oielletcht 
auch  ber  nod)  übrigen  Slnglobäuen  9lortr;umbrien6  gegen  bie  normanntfcbe 
,§errfchaft  auf.  (Sogleid)  fugten  (Sprößlinge  ber  alten  abeligen,  t>on  $Bil* 
r)elm  feit  14  3al)ren  mit  eiferner  gauft  niebergeljaltenen,  ©efchledbter  baö 
geuer  ju  fd)üren  unb  perfönlichen  Pütjen  aus  ber  roacbfenben  ©ä^rung  ju 
Siefen.  (Simeon  fagt,1)  baß  (£abulf  mit  bem  Beinamen  9fu$,  ein  Urenfel 
M  @arl6  Utf)reb ,  ber  ju  Einfang  beö  1 1.  3af)rlmnbert3  9corthumbrien  be* 
herrfcht  J)atte,2)  Slnfttfter  ber  2D?orbfcenen  geroefen  fei,  oon  benen  fogleicr) 
bie  $ebe  fein  roirb. 

Einet)  33ifd)of  2ßalcc)er  roar  Einfangs  über  baS  an  2mlf  verübte  Ver* 
brechen  empört,  unb  füllte,  baß  er  etroaS  tr)un  müffe,  um  bem  beleibigten 
@efe£e  @enugtf)uung  §u  tterfchaffcn,  bie  ©emütljer  ju  beruhigen.  2)urd) 
^erolbe,  bie  er  im  Sanbe  r)erumfanbte,  machte  er  befannt,  baß  er  unfct)ul* 
big  am  23lute  £iulf$  fei  unb  ben  9J?örber  ©telebert  fammt  beffen  ©enoffen 
au$  5^ort^umbrten  oerbannt  r)abe.  Allein  ber  33ifa^of  |felt  feinen  S3efa)luß 
nicht  aufregt,  ©telebert  fanb  im  £aufe  beö  2)ombefan$  3uffacf>t/  m^>  *n 
jtur§em  braute  e#  Seobroin  batjtn ,  baß  2Md)er  ben  SDcörber  roteber  in 
fein  §au$  aufnahm,  £aben  otelletd)t  23efel)le  au3  bem  ©üben  —  fcon 
(Seiten  be$  Königs  ober  feiner  (Statthalter  —  bem  33tfcbofe  bie  §änbe 
gebunben?  ©enug,  ftatt  auf  Verbannung  ber  (Sa^ulbigen  §u  befter)en,  fcfjrieb 
Salier  für  Witte  Wlai  1080  bie  Erhaltung  eines  öffentlichen  Sanbgenc^tö 
auö,  oor  welchem  eine  (Sür)ne  be$  OTortö  mittelft  ®elbentfa)äbigung  »er* 
fud)t  werben  follte. 

3)ie  grift  beö  14.  Wlai  fam  heran,  aber  nicht  um  p  unterfjanbeln, 
fonbern  bewaffnet  unb  in  fer)r  großer  Eln§af)l  erfaßten  bie  @egenpartf)ei  an 
bem  feftgefe^ten  £)rte,  @äbeöl)ooeb  (©aiöljaupt)  genannt,  unfern  ber  Tluxu 
bung  be$  £r/nefluffe3.  $)er  23ifd)of  wagte  nicht,  unter  ber  wütrjenben 
Spenge  $la§  ju  nehmen,  fonbern  jog  ftch  mit  feinem  ©efolge  in  eine  Heine 
benachbarte  Ätrctje  jurücf,  oon  wo  aus  erboten  fchicfte,  um  ben  Verfchwo* 
renen  Vorfrage  ju  einem  Vergleiche  §u  machen.  9hm  brach  ber  ©türm 
unter  ber  Einführung  jeneö  ©abulf  au^.  ©in  ^aufe  ftürjte  auf  bie  ^hurcn 
ber  Kirche  loö,  5lnbere  erfttegen  baö  2)ad)  unb  jünbeten  eö  an.  2)aö  ßnbe 
roar,  baß  ber  23tfchof,  ber  33t§tt)um  ©tölebert,  ber  Ü)ombefan  Seobroin  unb, 
mit  Sluönahme  jweier  5(ngelfachfen,  alle  übrigen  Begleiter  SalcherS  umge^ 


l)  XlD^bcn  @.  204  Wlitk.       2)  DUn  ©.  46. 


544 


$a6jt  ©tegortug  TO.  unb  fein  Bettalter. 


bracht  würben.  *)  9?ad)  fcotfbrad)ter  Ityat  rücften  bte  Slufrüfjrer  gegen  2)ur* 
f)am,  brangen  in  bte  ©tabt  ein  unb  griffen  baS  ©cfyloß  an.  5tber  bie 
Vefafcung  beS  (enteren  roieS  fte  mit  blutigen  topfen  jurücf.  Sdjon  am 
vierten  Sage  liefen  bte  Verfrorenen  au6emanber  unb  jerftreuten  ftd)  nadj 
allen  $id)tungen,  benn  5Ract)rtct)t  fam,  baß  ber  toniglia^e  (Statthalter,  33t* 
fa)of  Öbo  von  23ateur,  mit  ^eere6mad)t  Ijerannalje. 

£)bo  bradj  rotrfltd)  in  9?ortlutmbrten  ein  unb  nar)m  für  (Srmorbung 
beö  33tfd>of3  blutige  9fad)e,  er  oerttriiftete  bte  ©üter  ber  Sdjulbtgen,  ließ 
Viele  enthaupten,  ober  beftrafte  fte  mit  Verftümmlung  ber  ©lieber;  Slnbere 
mußten  fcfyroere  Vranbfdjafcungen  bejahen.2)  2)er  5lnfttfter  be$  ©reuelS 
(Sabulf  foll,3)  tttelletcr)t  auf  ber  gluckt,  oon  einem  Söeibe  erfcblagen  roorben 
fein.  2)aö  23t6tf)um  $)urr)am  roarb  fettbem  roieber  son  ber  ©raffa)aft  ge* 
trennt,  ßnta  ©rafett  son  -Iftortfmmbrien  ernannte  ber  Äöntg  ben  Norman* 
neu  5lubrt,  bem  fpäter  Robert  oon  9Mbraty  folgte:*)  auf  ben  6tuljl  tton 
£)urr)am  ert)ob  ebenberfelbe  ben  Normannen  2Btlr)elm,  ber  ju  S3ateur  feine 
6d)ule  gemalt  r)atte,  bann  als  Wön^  in  ba$  Softer  6t.  (Sartief  (6t.  (Sa* 
le§  im  £od)fttft  2e  SttanS)  eingetreten,  oon  ba  alö  2lbt  nad)  6t.  Vincent 
bu  WlanZ  beförbert  roorben  roar,  unb  je^t  ba$  norbengltfc^e  23t$tr)um 
erhielt. 5) 

3u  gleicher  3eit,  ba  £)bo  bie  9lortfmmbrter  jüc^ttgte,  fd)tcfte  Äöntg 
2Btlr)etm  feinen  (Srftgebornen ,  Robert,  mit  einem  fetten  ,£>eere  nact)  ber 
fcbotttfa>n  ©rä*n$e  gegen  SMfolm.  deines  (Srad)ten$  barf  man  au$ 
biefer  £l)atfad)e  jroet  6djlüffe  stehen;  erftltcr)  muß  ber  Normanne  geglaubt 
r)aben,  baß  SJfalfolm  irgenb  in  roeld^er  Steife  bei  bem  legten  nortlntmbri* 
fct)en  Slufftanbe  beteiligt  geroefen  fei;  fürs  3^ette  roetSt  ba$  Verfahren  beS 
Königs  auf  bte  9lbfta)t  fyn,  feinen  geheimen  ©egnern  in  (Snglanb,  ttrie  ben 
offenen  in  6ct;ottlanb,  bura)  bte  3$ai  $u  geigen,  baß  baö  frühere  3eMürf* 
ntß  sroifdjen  Vater  unb  6ol)n  nta}t  mel)r  beftefye.  $egte  2ßtlt)elm  roirf* 
lia)  biefe  $lbftd)t,  fo  folgt,  baß  er  ttorauöfefcte,  bie  9?ortf)umbrter  unb  6a>t* 
ten  Ijätten  im  Vertrauen  auf  bie  gortbauer  ber  tnnerlta^en  3er^üftun9 
r)errfd)enben  ^aufeö  oon  $ouen  $u  ben  Staffen  gegriffen.  £)te  (Sitten  roie 
bie  Slnbern  follten  baburd),  baß  *ßrtn§  Robert  im  Dienfte  feinet  VaterS 
ein  £eer  gegen  6d)ottlanb  führte,  tfyreg  3rrtf)um$  überrotefen  unb  etnge* 
fdntcfytert  roerben.  Allein  laut  bem  93ertd)te6)  6tmeon$  tton  Durfyam  rta> 
tete  Robert  ntct)t0  au$,  fonbern  fefyrte,  ol)ne  ein  treffen  geliefert  $u  fjaben, 
roteber  um,  unb  ba$  (Sinnige,  voaö  er  t^at,  roar,  baß  er  ein  neues  6a)loß 
(rool)l  9?erocaftle)  am  St)nefluß  erbaute. 


*)  J£U)^ben  @.  47  unten  flg.  außer  ben  bereitö  angeführten  <SteUen.  *)  Ibid. 
(S.  48  unten.  3)  Ibid.  <S.  204  «Witte.  *)  Ibid.  <S.  52  o&ere  SWitte.  s)  Ibid. 
<5.  49.      6)  Ibid.  (S.  211  unten. 


93ievfeä  93udj.  Qtap.  25.  £>bo,93ifcf)of  t>.93ateur,  totü  nac§  Statten  jieljenn.  toirb  oerljaftet.  545 

£at  ber  $nnj  vielleicht  abfic^ttt^  nichts  gewagt,  unb  war  feine  über* 
legte  Untfyättgfett  ber  Anfang  beS  neuen  3^tt>ürfniffcd  mit  bem  93ater, 
welkes,  vermöge  ber  3eugniffe,  bie  ich  oben  mitteilte,  gegen  (Snbe  beS 
3afjreS  ausgebrochen  ju  fein  fcbeint?  9?och  ein  anberer  ®runb  für  bie  an* 
gebeutete  SBermutrmng  liegt  vor.  ^ö'nig  SBtfljelm  begab  ftct)  im  2)ejember 
1080  petfönlich  nach  ber  fc^ottifa^en  ©rän§e,  wof)l  um  ben  fa^limmen  Sin* 
brucf  ber  üftachläfftgfeit ,  ober  ber  abgeneigten  ©efinnung  beS  Sof)nS  §u 
oerwifchen.  Simeon  von  2)urt)am  berietet1)  nämlich,  baf*  2ßilhelm  ju 
2)urr)am  ber  (Stnwethung  beS  neuen  SBifcbofS  2öilt)elm  anwohnte,  welche 
bafelbft  ben  3.  3anuar  1081  in  Slnroefenfyeit  fet)r  vieler  engltfchen  jtirchen* 
r)äuvter  erfolgte.  9?acf)  ber  9httffef)r  aus  9?orthumbrien  unternahm2)  ber 
«ftönig  einen  gelbjug  gegen  2BaleS,  roo  er  mit  ©tücf  gefönten  fyaUn  foll. 
Wlan  weif*  fonft  nichts  über  bie  ©efcf)tcr;te  beS  Satjreö  1081. 

Stuf  bie  wettere  (Sntwicflung  ber  englifcfjen  Angelegenheiten  wtrften 
bie  SujMnbe  eines  fernen  SanbeS  im  Süben  ein.  Seit  bem  grürjltng  1081 
ftanb  ber  beutfa)e  Salter  in  Statten,  rücfte  $om  immer  när)er  unb  bebrängte 
ben  $abft  fo  fer)r,  baß  berfelbe  im  Sommer  1084  3uffacf;t  bti  ben  -iftor* 
mannen  SlputienS  fua)en  mußte.  9hm  fyattt  ©regor  fa^on  in  früheren 
Sauren,  ba  bie  @efat)r  bei  Leitern  nicht  fo  groß  war,  wteberr)olte  9ßer* 
fuc^e  gemalt,  einzelne  mächtige  gürften  ju  bewegen,  baß  fte  nach  Stalten 
überftebeln  unb  bort  ein  £eer  jum  Dienfte  beS  Stuhles  $etrt  errichten 
möchten. 

3n  einem  Schreiben3)  vom  7.  Styrtl  1074  machte  er  j.  23.  bem  33ra* 
banter  ^erjog  ©obfrteb,  bem  Sohne  beS  gleichnamigen  SBaterS,  ber  1069 
geftorben  war,4)  Vorwürfe,  baß  er  fein  2Öort  nicht  gehalten  habe.  t,$&° 
tft  bie  £ülfe,"  ruft  ber  *ßabft  aus,  „bie  bu  unS  §ufagteft,  wo  fmb  bie 
Solbaten,  bie  bu  jur  @hre  $um  Schule  beS  tyil  ^etruS  anzuwerben 
verhteßeft?  Erinnere  bich,  baß  auch  bein  $ater  bie  römifche  Kirche  vielfach 
täufcf)te;  wahrlich,  hätte  er  feine  33erfprecbungen  erfüllt,  fo  würbe  eS  je£t 
beffer  um  feine  abgefchtebene  Seele  fter)en."  3m  golgenben  bemerft  ber 
*ßabft,  betreffenb  bie  3nfel  Sarbinten  wtffe  er  bem  #er$oge  nur  baS  ju 
Wieberholen,  was  er  früh-er  münblich  gegen  ihn  geäußert  habe.  2)aS  lau* 
tet  fo,  als  fei  bem  §er^oge,  im  gall  er  ein  §eer  für  ben  Stuhl  $etrt 
errichten  würbe,  bie  ^errfchaft  über  Sarbinien  in  2luSfta)t  geftellt  worbcn. 

(Sin  3cthr  f^äter  fnüpfte  ©regor  VII.  Unterhanblungen  mit  $ömg 
Swen  von  £)änemarf  wegen  3ufenbung  etneS  £eerhaufenS  bäntfcher  Sol* 
baten  an.    3a)  habe  an  einem  anbern  Drte5)  baS  Schreiben6)  vom 


*)  Ibid.  @.  49.       2)  Chronic,  saxonic.  ad  a-  1081.  Sann  «Satttie  <S.  370  oben. 

3)  STOanft  XX,  115.  4)  @te^e  *8anb  II,  264.  6)  OUn  <S.  112.  6)  Wlanfi 
XX,  165  oben. 

©fröret,  $abfl  ®regoriu«  VII.  33b.  m.  35 


546 


*Pabfi  ©regoviuö  TU.  unb  fein  Bettalter. 


25.  3anuar  1075  mitgeteilt,  traft  beffen  ber  $abft  bem  6or)ne  6wen6 
ein  gürftentfyum  im  untern  Stalten  pfagte,  wenn  berfelbe  eine  genügenbe 
(Schaar  guter  norbtfdjer  6olbaten  jum  2)tenjte  beS  l)etl.  $etru$  naa)  9tom 
führen  würbe.  2ludj  btefer  33erfuct)  fctylug  fefyt.  3n  ben  3atjren  1081 
unb  1082,  ba  ber  beutfcfye  «Satter  ber  *ßeter6ftabt  immer  näf)er  rütfte, 
muß  ber  SBunfd),  ein  eigenes  «£>eer  unter  einem  tüchtigen  güfyrer  ju  be* 
ftfcen,  lebhafter  als  je  in  ©regorS  6eele  angefaßt  worben  fein.  5luf  bie 
Normannen  2tyultenS  fonnte  er  ftd),  obgleta)  er  mit  itjnen  in  SBerbtnbung 
ftanb,  wegen  tl)rer  galfer/fyeit  unb  ©elbftfuct;t  nia)t  öerlaffen.  $lux  SBritan* 
nten,  nur  bie  galltfa^e  9?ormanbie,  baS  ftreitbarfte  unb  wegen  ber  Staffen* 
traten  fetner  ©öjjne  gefetertfte  2anb  beS  11.  SafyrfmnbertS,  bot  bie  nötfyt* 
gen  «gmlfSfräfte.  3<§  benfe,  ©regor  wirb  münblta)  bura)  ©efanbte  fein 
Anliegen  an  jtönig  2Ötlr)elm  gebraut  r)aben. 

©ewiß  ift,  baß  aus  ben  oben1)  angeführten  Briefen,  bie  er  im  Saufe 
beS  3^rö  1080  an  ben  Normannen  erlief,  bie  SBitte  f)en>ortönt,  Äönig 
S03ill)eltn  möge  im  S^otfyfaU  mit  Waffengewalt  ber  römifa^en  jttrd)e  bei* 
ftef)en.  2)  od)  993ttf)elm  fyörte  auf  btefe  2ßünfa)e  ntcfyt,  er  fonnte  unb  wollte 
fein  9*eia)  nid)t  üerlaffen.  Allein  was  ber  Jtönig  für  fteft  ntctjt  unternahm, 
entfctjloß  ftd>  fein  ^albbruber  §u  wagen,  fei  es,  baß  er  bura)  ben  $abft 
felbft,  ober  was  wal)rfd)einlid)er,  baß  er  bura)  eine  ^artfyet  unter  ben  (Sar* 
binälen  gerufen  worben  ift. 

2Bilr)eIm,  ber  Normanne,  fyatte  ben  23tfct)of  Dbo  fcon  8aieur  aufs  reta> 
tiefte  mit  ßeljen  bebaebt.  £>bo  befaß  außer  ber  ©raffa)aft  jtent  bebeu* 
tenbe  ©üter  in  ntct)t  weniger  als  16  ©fn'ren.2)  Wäfyrenb  gelegentlicher 
51bwefenf)eit  beS  Königs  führte  er  wiebertjolt  neben  Sanfranf.  bie  (Btattfyal* 
terfdjaft  beS  9fteict)S,  fein  Einfluß  war  feit  bem  $obe  gtt$oSbernS  wefentlia) 
gefttegen.3)  Von  9?atur  §ur  ©parfamfeit  geneigt,  fott  er  unermeßliche 
©diäfce  aufgeftapelt  fyaben,  bie  man  naefy  feiner  Verhaftung  gutenttjetlS  an 
abgelegenen  £)rten  »ergraben  fanb.  £)tefe  ©umtuen  gebaute  je£t  £)bo  in 
€>olbaten  §u  fteefen,  bie  jum  $am:pfe  wiber  bie  geinbe  beS  ©tufyleS  *ßetri, 
namentlich  ben  beutfcfyen  ©alter,  naa)  Stalten  geführt  werben  fotlten.  2)aS 
3iel  aber,  baS  ber  normannifa}e  33tfa)of  als  $reiS  fola)er  Slnftrengungen 
erftrebte,  war  —  nad)  ©regorS  VII.  $obe  —  bie  bretfad)e  trotte. 

£)rberta)  erzählt:4)  „römifetje  2Baf)rfager  fjatten  in  Stalten  bie  $ro* 
pr)e§etf)ung  auSgefprengt,  baß  naa)  bem  Eingänge  ©regorS  VII.  ein  9J?ann, 
ber  ben  tarnen  £)bo  trage,  $etri  6tul)l  beftetgen  werbe.  2US  23ifa)of 
£5bo  tton  23aieur,  bem  es  ntcf)t  genügte,  mit  feinem  trüber  2Ötlf)elm  (£ng* 
tanb  unb  bie  9?ormanbte  §u  bet)errfa)en,  üon  btefen  ©erüebten  totbe  er^ 


*)  <S.  536  flg.  2)  Ellis  introduetion  to  Domesdaybook.  London  1833.  Vol.  I, 
376  unten  flg.      3)  <&amlt  ©.  111  unten.      4)  25u$e8ne  @.  646,  d.  flg. 


Sßitxtti  93ud).  &ap.  25.  Oho,  Q3if(^of  ü.  93ateur,  h>tCt  naä)  Italien  $tefyen  u.  wirb  öerljaftet.  547 


fytelt,  fnüpfte  er  Sßerbinbungen  in  $om  an,  faufte  bort  einen  $alaft,  rtaV 
tete  eine  pract;t»olle  ,£>au6f)altung  ein,  unb  gewann  bura)  reiche  ©efajenfe 
eine  *)3artr}et  unter  bem  rb'mifdjen  (Senat.  Drauf  warb  er  ben  ©rafen  »on 
Softer,  «£>ugo  »on  5(t)rancf)cö ,  unb  eine  Sftaffe  guter  (5olbaten,  baß  fte 
mit  tf)m  narf)  Stalten  jögen.  Da  bie  Normannen  (eisten  ©tnneS  ftnb 
unb  roanberluftig,  boten  fer)r  »tele  bem  fyoctiftrebenben  23ifc£)ofe  tf)re  Dienfte 
an.  3um  (£rftaunen  voar'S,  baß  biefe  9J?enfcr)en  fta)  entfcf>loffen,  tfyren  gro* 
ßen  ©ütem  im  2Beften  (in  (Snglanb  unb  ©allteu)  ben  SRücfen  ju  fefjren, 
unb  jenfeitS  be$  $o  2lbentf)euer  ju  fueben." 

3a)  fyalte  e£  nidjt  für  war)rfct;einltcr; ,  baß  (Schwärmereien  »on  2Bar)r* 
fagem  erften  Slnlaß  ju  ben  SSerbmbungen  gaben,  welche  £)bo  in  Stalten 
anfmtyfte.  dtyx  [cfjetnt  baS  Umgefetyrte  ber  gall  gewefen  §u  fein:  baß 
folcr)e  ©erüdjte  in  Umlauf  famen,  roeil  £>bo  in  9fom  Umtriebe  machte. 
3nbeffen  beim  Langel  triftiger  3eu9,en  ma9  ©act)e  auf  ftet;  berufen, 
©ewiß  bagegen  tft,  baß  SBtfcfjof  Dbo  nad)  ©regorS  VII.  $obe  $abft  roer* 
ben  wollte,  baß  er  jtt  btefem  3wede  ein  §eer  in  (Snglanb  $u  werben  be* 
gann,  unb  in  9iom  ben  £ebel  großer  55eftea)ungett  anroanbte.  Denn  un* 
abhängig  »on  Drbertcf;,  fagt1)  ber  9J?öna)  »on  9JMme6burt;  Daffelbe.  9lun 
frage  ta):  ift  e£  glaublich,  baß  ©regoriuS  VII.  für  ben  gatl  feines  $obe6 
bem  Normannen  ben  6tttf)l  $etrt  jugefta)ert  r)abe,  ober  auet)  nur,  baß  er 
bie  Umtriebe  be£  Normannen  gerne  fal)?  (So  r)anbeln  große  ,£>errfa)cr  ntdjt, 
fte  erniebrtgen  Weber  fta)  felbft,  nod)  Snftitute  wie  *ßetri  (Stur)l,  §um  2Berf* 
$euge  ber  (S^rfua)t  eines  Slubern.  Da  g(eta)tt>of;l  bie  ^atfaa^e  feft  ftefyt, 
$ier)e  tet)  ben  (Schluß,  baß  Dbo  nicfjt  mit  bem  $abfte,  ber  allerbingS  ba$ 
93orr)aben  beS  ttaltfa)en  ^eer^ugö  gewußt  unb  gebilligt  r)aben  mag,  fonbern 
mit  einer  *Partr)et  Derjenigen,  benen  e$  jufam,  nact)  ©regorS  Sobe  über 
bie  Nachfolge  ju  »erfügen,  ba$  I)eißt,  mit  einer  *ßartr;et  unter  ben  (Earbi* 
nalen  unterfjanbelt  r)at. 

Drbertcr)  fät)rt2)  fort:  „als  Lintig  2Btlt)eIm  »on  ben  Lüftungen  Dbo'S 
itunbe  erhielt,  mißbilligte  er  jte  r)öa)lia),  benn  er  glaubte,  baß  fte  bem 
$Bor)le  beS  9^etcf)ö  nachteilig  feien.  Deßhalb  fegelte  er  eilenbS  auS  ber  9lor* 
manbie  nach  (Snglanb  hinüber  unb  überrafd)te  ben  SBifdjof,  wie  berfelbe 
mit  einer  großen  9Jkd)t  bei  ber  3nfel  SÖ3igl)t  »or  Slnfer  lag.  ©ogleta) 
»erfammelte  ber  ^önig  bafelbft  ein  £ofgeria)t  ber  Marone  unb  trat  felbft 
als  Stnfläger  auf.  2Bäl)renb  ia),  l)ub  er  an,  ferne  »on  ßnglanb  feit  mel)^ 
reren  Sauren  in  ber  S^ormanbie  weilte,  befetjäftigt ,  bte  Rebellion  meinet 
6or)ne$  Robert  ju  beftrafen,  bte  ungerechten  Singriffe  berer  »on  9J?atne 
unb  Stttjou  ju  befämpfen,  l)at  btefer  mein  ^albbruber  @nglanb,  ba6  er  in 
meinem  Tanten  ju  »erroalten  beauftragt  war,  über  bte  9J?aßen  befa)a^t, 


l)  <Sat?iIe  <S.  111  unten.       2)  21.  a.  O.  ©.  647. 

35* 


548 


$abft  ®regoriu$  VII.  ttnb  fein  ßtitalkv. 


Stixfyn  ihrer  (Smfünfte  unb  ©ütcr  beraubt,  unb  meine  Solbaten,  beren 
Aufgabe  eö  ift,  ba$  $eich  gegen  Ü)änen,  Srlänber  unb  anbere  geinbe  ju 
fdjüfcen,  verführt,  baß  fte  mit  if)m  in  frembe  Sauber  über  bie  Alven  jögen. 
3r)r  Marone  be6  Dieter^,  fprecht  (Suer  Urzeit  über  Obo  von  SBaieur!  Alle 
Anwefenben  fchwtegen.  9hm  fut)r  $önig  Stlhelm  fort:  ftetsä  muß  £oct> 
verrat!)  beftraft,  unb  nie  barf  ein  Verbrecher,  wer  er  auch  fei,  §um  Berber* 
ben  be$  ©emeinwefenö  verfchont  werben,  ©reifet  biefen  Sflenfa^en,  ber 
bie  *ftur)e  be6  Meiches  ftört,  unb  werfet  tr)n  ins  ©efängniß,  bamit  er  nicht 
fürber  febaben  fann." 

„2)a  jeboch  9ftemanb  wagte,  ^anb  an  ben  S3tfa)of  <m  legen,  verfjaf* 
tete  il)n  ber  «ftönig  felbft.  £bo  rief  §war:  ich  bin  ein  Genfer  unb  2)ie* 
ner  be$  §errn,  9ciemanb  r)at  ba#  9^edbt,  über  mich  gu  rieten,  aB  ber 
sßabft  allein;  boa)  ber  $Ömg  entgegnete:  nicht  ben  ßfertfer,  noch  ben  Vi* 
fdt)of  verhafte  ich,  fonbern  meinen  ©rafen,  ben  ich  §u  meinem  Stellvertreter 
über  (Snglanb  eingefe^t  fyatte,  unb  von  bem  ich  je£t  9ted)enfchaft  feiner 
Verwaltung  forbern  will.  5116  Staatsgefangener  würbe  £>bo  nach  ber 
9cormanbie  abgeführt,  wo  tr)n  5Ötlt)eIm  in  bem  ^urme  von  9iouen  ver* 
wahrte.  Vier  Satyre,  bte  §um  Sobe  be3  Königs,  blieb  er  bort  eingefcbloffen. 
9cact)bem  auf  fol<f>e  SKkife  ba6  §auvt  ber  Bewegung  ntebergeworfen  war, 
festen  bie  verführten  Solbaten  ohne  Stberftanb  §u  tt)rer  Pflicht  jurücf, 
unb  feine  weitere  Störung  ber  öffentlichen  9?ur)e  trat  ein." 

9cach  ben  Korten  £)rberia^6  §u  fließen,  Ware  bie  Verhaftung  £)bo'6 
im  3ar)re  1083  erfolgt,  benn  Äönig  2£tlr)efm  ftarb  im  Sevtember  1087. 
Gittern  jte  fällt  ein  3al)r  früher:  bie  Sachfenchronif,  glorentiuö  von  2ßor* 
cefter,  unb  Simeon  von  2)urf)am  verfemen1)  bie  (Sinferferung  be3  Vtfcbofö 
einftimmig  fn$  3aX)r  1082.  Angenommen,  baß  er  im  Ü)ejember  1082 
naa)  Sftouen  abgeliefert  warb,  bauertc  feine  ©efangenfehaft  allerbingS  nur 
Vier  volle  3ahre>  fammt  9  Monaten,  waö  fict)  mit  DrbericbS  AuSfage  ver* 
einigen  läßt,  ba  e3  nicht  bloS  möglich,  fonbern  fogar  wahrfcheinltch  tft, 
baß  er  bie  Monate  überging  unb  nur  bie  3al)re  §ählte.  $)er  Einwurf, 
ben  ber  Vtfctjof  gegen  bie  Verhaftung  erhob,  fvielt  ohne  grage  auf  ba$ 
früher2)  erwähnte  ®efe|$  an,  fraft  beffen  2Btlf)elm  bie  ©erichtSbarfeit  über 
ßlerifer  ben  Säten  entzog.  Allein  ber  Normanne  verftanb  ftcr),  Wie  man 
ftef)t,  auf  bie  Sogt!  be3  UnterfcheibenS,  wo^u  ihn,  laut  ber  Versicherung  be6 
Sftöncbö  von  $?alme3burr/,  (Srjbtfchof  Sanfranf  angeleitet  haben  foll. 

£)erfelbe  erzählt3)  nämlich:  „nach  bem  £obe  2ßilhelm3  legte  ber  in 
greiheit  gefegte  Vtfctjof  Dbo  unvererblichen  £aß  gegen  Sanfranf  an  ben 
Sag,  benn  er  glaubte,  baß  er  auf  be$  9Jcetrotooltten  sftatr)  vom  Könige 


')  ^üi)öbcn  (S.  212.  Flores  histor.  @.  640.  2)  OUn  <§.  467.  3)  @a»ile 
(5.  120  With. 


$ierte$  23ucf>.  (5a^.  25.  öbo,  93ifc$of  s.  Sateur,  totO  na$  Italien  Steden  u.  toitb  verhaftet.  549 


eingeferfert  worben  fei  Unb  wirflitf)  serfyielt  fief?  bie  ©ad)e  fo.  S)enn  a!6 
eines  £ag6  2ßtlr)elm  bei  ganfranf  über  bte  Untreue  feinet  SBruberö  flagte, 
fpract)  ber  (Srjbifc^of:  Iaffet  ir)n  serfyaften.  2£te?  »ert)aften !  rief  ber  Äönig, 
Dbo  ift  ja  ein  (Genfer.  Säcbelnb  fut)r  Sanfranf  fort,  ify  r)abe  nidjt  gefagt, 
greift  bert  33tfcbof  sott  33atcur,  fonbern  greift  ben  ©rafen  tton  Jtent." 

Ü)em  fei  n>te  tljm  wolle,  gewiß  ift,  baß  *ßabft  ©regor  VII.  felbft 
baö  93erfaf)ren  be3  JtönigS  ntd?t  entfaueben  mißbilligte,  obgleich  er  tr)m 
beö  ®runbfa£e3  wegen  93orftellungen  machte,  bte  jeboa)  auSnefymenb  milb 
finb.  3n  einem  (Schreiben,1)  beffen  Ü)atum  fel)lt,  baö  aber  wor)l  tn$ 
3af)t  1083  gehört,  fyrtctjt  er  bte  warmfte  greunbfrfjaft  für  Stlfyelm  au$, 
»erfta^ert,  baß  er  auf  bte  gute  Meinung  beö  Normannen  größeres  ©ewtd>t 
lege,  al£  auf  bie  aller  anbern  Surften  jufammen.  9?ad)  folgern  (Eingänge 
r)eißt  e$  weiter:  „nur  (5ine3  bebauere  ia),  baß  bu  bei  33erJ)aftung  beineS 
33ruber3,  beS  23tfcbofö,  mefyr  weltliche  ßlugfyett  jeigteft,  als  ^üeffta^t  auf 
baö  göttlicbe  ©efefc.  @efcf;rteben  ftefjet  (Paral.  XVI,  22):  ta\Ut  meine 
©efalbten  mdji  an.  3a,  ber  £err  felbft  l)at,  wie  Wir  in  ben  (hangelten 
lefen,  ftd)  f;erabgelaf|en,  ^rteftern,  aua)  wenn  fte  an  ftcb  fa)lea)t  unb  un* 
würbig  waren,  gewiffe  (Sfyren  ju  erweifen.  (Sbenfo  fjat  ber  große  ^aifer 
(EonftantinuS  auf  ber  «ftirajentterfammlung  tton  9?tcäa  erflärt,  baß  er  feine 
klagen  »Ott  53ifcf)öfen  gegen  23i|0)öfe  annehmen  werbe."  tiefer  23rtef 
üeränberte  bie  Sage  be$  gefangenen  23tfd}of3  nia)t,  Dbo  blieb  in  £aft. 

Sßegretfltdjer  2Betfe  müffen  bie  Vorgänge  auf  ber  3nfel  2ßigr)t  Särm 
in  ber  5ßelt  erregt,  bie  Hoffnungen  ber  geheimen  unb  offenen  ©egner 
2Btlt)etm6  angefaßt  r)aben.  Unter  btefen  Umftänben,  benfe  tdj>,  wirb  man 
bte  oben  ausgeflogene  3}ermut^ung  g(aubüct)  ftnben,  baß  ber  ifcöttfg  nact) 
3Serf)aftung  Dbo'S  jene  §wette  Ueberetnfunft  mit  bem  ^rinjen  Robert  fa)loß. 
3wet  geinbe  ber  5lrt,  Robert  auf  gatltfa)em  33oben,  unb  Dbo  im  Sturme 
$u  Sonett,  wären  al^umel  jufammen  gewefen.  2lud>  über  bte  SBebtngun- 
gen,  bte  bem  (Srftgebomen  2Mr;elmS  bamalS  gemalt  worben  fein  mögen, 
gibt  bte  ©efancr;te  Dbo'3,  im  53unbe  mit  anbern  ©puren,  einigen  2luffa)luß. 
$abft  ©regor  fpricr;t2)  in  bem  ©ebretben,  baS  er  unter  bem  8.  Sflat  1080 
an  Robert  richtete,  utwerfennbar  fo,  als  ob  festerer  ben  sollen  93eft&  ber 
9?ormanbte  ntd)t  fdjon  je£t  erhalten  r)ätte,  fonbern  erft  fünftig  erhalten 
werbe,  gerner  fagt  $öntg  2Btlf)elm  in  bem  Seftament:  „Robert  fyat  be* 
reitS  bte  £ulbigung  faft  aller  SSarone  beS  £anbeS  empfangen."  £)arauS 
folgt,  baß  fcon  fielen,  we(a)e  bie  ^ulbigung  geletftet  Ratten,  einige  Wenige 
aufgenommen  worben  jtnb.  SSer  werben  biefe  (enteren  gewefen  fein? 
9fleine$  (Sraa^tenö  bte  33efet)Iöl)abcr  ber  §auptfcf)Iöf|er  unb  geftungen  be6 
normannifa)en  HerjogrtmmS,  wela)e  Äönig  2©ilf)elm  in  feinen  ^flid)ten  tu* 


l)  SWanft  XX,  373.       2)  ©te^e  oU\\  @.  537. 


550 


^afcfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


rütffyielt,  ttäfyrenb  bte  SBafallen  ber  f  feineren  ©t&bte  unb  beg  platten  San- 
be$  ber  aufgefyenben  ©onnc  tf>re  ,£mlbtgung  barbringen  burftett.  9fun  er* 
f)ellt  ja  eben  aus  ber  ©efa)ta^te  jDbo'8,  ba(?  er  toäfyrenb  ber  fcter  ober  fünf 
3aljre,  ba  er  gefangen  im  Sljurme  tton  holten  faß,  unter  fimtglta^er  93er* 
wafyrung  fta)  befanb,  unb  nur  auf  beS  $önig$  2Bort  im  «September  1087 
feine  £aft  ttertaffen  burfte.  ©o  n>ett  bie  dauern  beö  6d)loffe$  son  fernen 
unb  roo^l  aud?  anberer  ^Bürgen  reichten,  blieb  ber  Äöntg  and)  naa)  5lbfd)lufj 
ber  ^wetten  Ueberetnfunft  mit  feinem  (Srftgebornen  alleiniger  £err!  Willem 
obfa^on  bte  SBefafcung  be$  $l)urm$  üon  *Rouen  311  2BtIf)elm  tu  (5tbe$*)fltttV 
ten  ftanb,  wußte  ber  $rtn§,  —  fo  fa^eint  e3  mir  —  3ugang  §u  feinem 
gefangenen  Dfyetme  ju  erfa)leta)en.  $)enn  faum  frei  gelaffen,  fyat  £bo  in 
(Snglanb  brüben  gu  ©unften  Roberts  eine  böfe  Empörung  angebettelt. 

S$td)$\mtyVDa\\$\$p$  Capitel. 

2)ie  Königin  SWa^ilbc,  ©ernannt  SBityelmö  beö  (Eroberers,  fttrbt  SlufangS  9coo.  1083. 
Erneuerter  Ärteg  in  3ttatne,  ber  mit  ben  planen  beö  bdnifchen  «£ofeö  $ufammen* 
hangt,  ©rope  «Seerüjiungen  ber  Könige  Jtanut  III.  von  JDdnemart,  Olaf  III.  von 
Sftortvegen  unb  beS  SWarfgrafen  Robert  von  ftlanbern.  2öil^elm  toirfet  ein  jahlreicheS 
^ecr ,  fchreibt  eine  £>dnenfieuer  auS  unb  vereitelt  burcr)  23ejied)ung  bie  Slnfchldge 
feiner  geinbe.  Stuö  5lnlap  beö  bdnifchen  Stngrip  führt  ilönig  SBtlhelm  ein  Äatafkr 
in  (Englanb  ein.  SDa$  2)omöbatybuch.  Sinn  beS  SQBortS.  2Jlan  muß  unterfdjeiben 
ättnfchen  ben  amtlichen  (Erhebungen,  auf  tueldje  eö  gebaut  ifi,  unb  ber  furzen  3u* 
fammenflellung  berfelben,  bem  eigentlichen  Inhalte  bee  93uctyö.  SCrt  unb  SBeife,  toie 
bie  (Erhebungen  gemacht  tourben.  «Schonung  beS  (SleruS  unb  anberer  «Stdnbe. 
(Statißif  (EnglanbS  nach  äftajjgabe  beö  2)omebatybuch3.  Slcferlanb,  Siefen,  SBälber, 
SÖaiben ,  SBein*  unb  Dbjtgdrten  ,  «Salj*  unb  $3ergtverfe ,  ftifdjereien.  9Bohnorte : 
<Stdbte,  Dörfer,  einzelne  ©eljöfte ,  SJlanerien  ber  großen  Sßafatlett,  33urgflecfen, 
Sejiungen,  $fal$en  be$  Königs,  (Schlüter.  SllleS  ©runbeigenthum  beruht  vermöge 
ber  (Eroberung  auf  föniglicher  Verleihung.  33erfcr)iebene  klaffen  ber  93en>ohner:  bie 
freien,  unmittelbare  33afallen  ber  Jerone,  ober  tenentes  in  capite,  unb  mittelbare 
33afatten.  3m  ©anjen  jdhlt  baS  2)om$batybuch  gegen  9000  auö  beiben  (Staffen 
auf;  unter  ihnen  gab  e$  nur  feljr  tvenige  9lngelfacr)fen.  Mittlere  Freie:  censarii, 
burgenses,  liberi  homines;  ^albfreie:  bordarii,  sochemanni,  cotarii,  villani.  (Erftd^ 
rung  biefer  Siuöbrücfe.  ^achter  auf  befiimmte  Sahre,  auf  Sebenöbauer  unb  auf 
(Erbe  ftnb  gemeint.  Ziffer  ber  üorhanbenen  £albfreien.  (Eigentliche  Jporige  ober 
©clatien.  Sfre  3ahl  ift  flein.  9Zachtoeiö  ber  SWagregetn ,  burch  toelche  3Bithelm 
ba$  (Erlöfchen  ber  @ctaüerei  vorbereitete.  «Schon  mehrere  Könige  vor  3Bilhelm  finb 
hierin  mit  gutem  93eifriele  vorangegangen.    Slrmenfieuer  in  (Englanb. 

3m  3afyre  naa)  ber  «Berljaftung  Obo'ö,  ben  2.  9?o».  1083/)  ftarb 
bte  Königin  3J?at^tlbe  §u  Sonett.  Stlfyelm  t)on  ^almeöburt)  erjagt2)  auö 

J)  ©imeon  (^to^öben  @.  212)  unb  Florentius  (Flores  histor.  ©.  641)  nennen  in 
Uebereinftimmung  mit  ber  «Sachfenchronif  ben  gweiten,  Drberich  bagegen  ($)uche$ne  @.  647 
unten)  nennt  ben  britten  üftoöember.       2)  «Sovile  «S.  111  oben. 


$ierte$  93ud).  Vereitlung  t>.  bänifc$en  Angriffs  t>.  1085.  £a$  $om$batybu<$.  551 

©elegentyeit  tljreö  £obe$:  „jwar  war  in  ben  legten  3af)ren  ba6  gute  93er* 
fyältntj?  jtt>tfct)en  S&ilfyelm  unb  feiner  ©emafylin  wegen  be$  grinsen  Robert 
einigermaßen  getrübt  worben,  ba  9J?atf)ilbe,  rote  bie  (Sage  geljt,  bem  ^rinjen 
fyeimu'a)  auö  ben  @tn!ünften  be£  6taat$fcf)afee3  Littel  lieferte,  um  ©olbaten 
galten  §u  tonnen;  gleicfywof)!  jeigte  ber  itöntg  bura)  bie  $f)at,  baf  feine 
ef>ettcf)e  Siebe  nidjt  geminbert  fei,  benn  er  veranftaltete  nifyt  blog  ein  praa)t* 
volles  £eia)enbegänguij3 ,  fonbem  er  el)rte  bie  Sßerftorbene  viele  Sage  lang 
burd)  reid)lirf)e  freuten,  unb  nie  biö  ju  feinem  $obe  l)at  er  ben  SSerluft 
ber  Sugenbgeliebten  v  erfahrnerer." 

9?eue  Stürme  nagten,  ^unäc^ft  bradj  ein  geuer  in  Süflaine  loS.  €>cr)on 
bei  bem  erften  Slufftanbe  biefer  Sanbfc^aft  im  3al)re  1073  fyatte  £ubert, 
33urgf)err  ber  in  Sftame  gelegenen  (Scfjlb'ffer  23eaumont  unb  greSnar;,  Staffen 
gegen  ben  Äö'nig  getragen,1)  boer)  war  berfelbe  bainalS  genötigt  worben, 
ftcr)  bem  Könige  §u  unterwerfen  unb  bie  SSurgen  §u  öffnen.  Allein  um 
1083  feblug  er  abermal  fo§,  ließ  bie  beiben  eben  genannten  (Sa)löffer  im 
©iidje,  unb  warf  fldj  mit  2Beib  unb  $tnb  unb  fielen  ©enoffen  in  bie 
geftung  6t  (Sufanne,  bie  auf  einem  v)ol)tn  gelfen  jwtfa^en  ben  ©rängen 
von  9D?ame  unb  5lnjou  lag.  93on  l)ter  aus  führte  er  bret  3af)re  lang  un* 
beftegt  Ärieg  wiber  bie  Normannen,  welche  im  iDienfte  $&\tydm$  Wlaint 
bewachten. 2) 

5Barum  er  ber  50?ac^t  be$  Königs  von  (Snglanb  fo  lange  trogen 
fonnte,  wirb  au$  einer  ©teile  £)rbericf;$  flar,  wo  e6  f)eijjt:3)  „au$  5lqui* 
tanien,  au$  23urgunb,  au6  anbem  *)3rovin$en  ©allienS  ftrömten  viele  ber 
ta^ferften  (Solbaten  §u  ^ubertö  gal)nen  unb  Ralfen  ir)m  bie  Normannen 
befriegen."  2)a3  r)eif*t:  Hubert  ift  r)etmlicr)  von  ber  Ärone  granfretcf) 
unterftüfct  worben.  £)ie  ^äm^fe  um  (5t.  Sufanne  waren  eine  neue  Auflage 
2)effen,  was  einige  Safyre  früher  von  ber  2anbfa)aft  *Percr)e  unb  von  ©er* 
beror;  aus  gefcfjaf). 

Slucr)  über  ben  ©runb,  warum  $önig  3BxIt)ctm  nia)t  alle  Gräfte  feines 
angeftrengt  r)at,  um  £ubert  §u  erbrüefen,  erhalten  wir  5lufflärung. 
©leicf)$eittge  (Sreigniffe  im  fernen  Sfanbinavien  wirften  ein,  bie  Verbünbeten 
Könige  beö  Horbens,  $anut  III.  von  £)änemarf,  £)laf  III.  M\)xxc  von 
Norwegen,  unb  be$  $)änen  Schwiegervater,  Sftarfgraf  Robert  von  glanbern, 
rüfteten  bamalS  jene  riefenhafte  glotte  gegen  (Snglanb  aus,  welche  ben 
Normannen  nötigte,  ber  Slbwebjr  be$  ffaubinavifchen  Slngrtffö  jebeö  anbere 
23ebürfnifj  unternommen.  Unzweifelhaft  fc^eint  mir,  baf  ©raf  Hubert  ober 
vielmehr  fein  Ser)nt)err,  Äönig  ^IffW  I.  von  granfreta),  mit  bem  2)änen, 
bem  Norweger,  bem  glamanber  jufammenf^telte.  £)rberid)  erjät/lt4)  weiter, 


4)  93ouquct  Xn,  541,  b.  u.  592,  a.  2)  £)uc$e$ne  @.  648,  b.  flg.  3)  Ibid.  d. 
*)  Ibid.  648  unten  u.  649,  d. 


552 


$abfi  ©tegortuö  VII.  unb  fein  ßtitalttx. 


im  brttten  3af)re  beS  erwähnten  Kriege  habe  ^önig  2Bilr)elm,  nachbem 
feine  ©paaren,  bte  in  9J?atne  ftanben,  serfchiebene  9?ieberlagen  erlitten 
hätten,  für  gut  befunben,  bem  ©rafen  £ubcrt  &u  versetzen  unb  mit  ihm 
einen  Vergleich  ju  fd)ließen.  3)ieß  gefchaf)  ohne  Bwetfel  im  3al)re  1085, 
bemfelben,  ba  3ötlt)e(m  ben  2lnjug  ber  ffanbincttMfcfyen  Sftaubflotte  erwartete. 
Um  feine  ganje  sD?acht  gegen  einen  großen  unb  furchtbaren  ©egner  roenben 
$u  fönnen,  brüefte  er  einem  f leinen,  an  ftety  nicht  gefährlichen  aber  boa) 
läftigen,  geinbe  gegenüber  bie  Augen  pt. 

3d)  habe  anberSroo  ')  berietet,  rote  jtönig  2Btlr)elm  feit  1084  au$ 
allen  feilen  ©alltenS  ein  mächtiges  Solbljeer  roarb,  baS  in  ber  üftor* 
manbie  gefammelt,  nach  (Snglanb  abgeführt  unb  bort  bei  ben  ©utSbeftfcern 
unb  Stäbtem  ba  unb  bort  eingelagert  rourbe;  rote  er  roetter,  ba$  2)anegelb 
erneuemb,  eine  fchroere  ^rtegSfteuer  err)ob,  roelche  er  hauptfächlich  baju 
fcerroanbte,  burch  SBeftechungen  bie  Sreue  ber  Anführer  unb  Solbaten  be$ 
bänifeben  £eerö  unb  ber  glotte  §u  untergraben.  5)te  AuSrüftung  itanutS 
löste  fta)  in  Vichts  auf,  ber  Dänenfo'ntg  felbft  fiel  aB  £)pfer  ber  (Schlingen, 
roelcr)e  ihm  ber  fcblaue  Normanne  gelegt  hatte.  «Schnell  rourbe  3Öilr)elm 
tton  ben  Vorgängen  in  2)änemarf  unterrichtet,  noch  im  ^erbft  1085  »er* 
abfehtebete 2)  er  einen  £l)etl  feiner  (Sölbner,  nur  ben  9ieft  behielt  er  roär)renb 
beö  SBrnterS  fcon  1085  auf  1086  bei  ftd)  in  Gmglanb.  3a)  fomme  ^iemtt 
an  einen  ber  rotchttgften  Abfchmtte  in  ber  DfegterungSgefchtchte  SBtlhelmS. 

Mehrere  ber  beften  Duellen  ftimmen  barin  überein,  baß  mit  ber  glücf* 
liehen  Abroefjr  be$  bänifchen  Angriffs  eine  merlroürbige  VerroaltungSmaß* 
regel  zufammcnhtng,  fofern  Äöntg  Stlbelm  im  3a|re  1086  bie  Aufzeichnung 
beS  fämmtltcben  @runbeigentf)um$  in  (Snglanb  bura)führte,  fei  e$  nun, 
baß  btefeS  Sßerf  fct)on  länger  befchloffen  roar  unb  je£t  befchleunigt  rourbe, 
ober  fei  e6,  baß  ber  Normanne  erft  aus  Anlaß  ber  bänifchen  Lüftungen 
ben  *plan  ba§u  entwarf  unb  rafdj  »ollftrecfte.  3Me  Sachfencbronif  erjagt 3) 
Zum  3af)re  1086:  „nachbem  bie  Nachricht  eingelaufen  roar,  baß  baS  bäntfd)e 
§eer  aufgelöst  fei,  berief  ber  Jtönig  an  Seihnachten  (1085)  eine  zahlreiche 
Verfammlung  ber  SBarone  beS  Geichs  in  bie  6tabt  ©locefter  unb  hielt  be* 
bentltche  9feben  an  bie  ©roßen  über  baS  ©runbeigenthum  im  £anbe  unb 
bie  Verpflichtung  ber  (Stnroohner,  Steuern  ju  zahlen.  Nachher  fchtdte  er 
in  gan§  (Snglanb  Beamte  herum,  roelche  ben  Auftrag  hatten,  §u  unterfuchen 
unb  aufschreiben,  roie  siel  nicht  nur  bte  (grjbifcbb'fe,  23tfd)öfe,  Siebte, 
©rafeu,  fonbern  rote  tttel  überhaupt  jeber  im  9feia}e  Anfäffige  an  Aecfern, 
Siefen,  Sälbern,  forote  an  Vieh  befäße,  roaS  baS  (Stgentf)um  eineS  jeben 
roerth  fei,  unb  roie  »tet  (Steuer  bte  trotte  barauS  §u  ziehen  habe.  (So 


4)  £>6en  ©.  134  flg.  2)  Flores  histor.  ©.  641.  3)  Chronic,  saxon.  ed.  Gibson. 
@.  186  flg. 


S3terte$  93ucr).  &ap.  26.  söerettlung  b.  bdmfcf)en  Angriffs  ».  1085.  £aö  £>om3batybu<$.  553 

ftrenge  SBorfdjrtften  erteilte  er  ben  Beamten,  baß  e6  feine  £tbe,  fem 
Säubert  SanbeS,  ja  ntcf)t  einmal  einen  Dorfen,  eine  Stvfy  ober  ein  Schwein 
gab,  bie  nict)t  aufgefct)neben  unb  tn  bie  Steuerliften  eingetragen  werben 
wären,    üftactjljer  würben  alle  biefe  Schriften  an  ben  £of  abgeliefert." 

3n  är)nlia)er  Söetfe  berichtet1)  glorenttuS  oon  Sorcefter:  „$öntg 
2Bilr)elm  gebot  auf$ufcf)retben,  wie  oiel  2anb,  rote  oiel  Setjenfolbaten, 2)  rote 
oiel  ©efpanne,  rote  oiel  51  eferf necr)te,  rote  oiel  SBiet)  jeber  feiner  SBarone 
r)abe;  ja  er  ließ  fogar  oer$et'df)iten,  rote  oiel  baar  @elb  ober  ©elbeSwertf) 
ein  jeglicher  00m  ©roßten  bis  jum  Sftiebrtgften  beftfje,  unb  roie  oiel  (Sinfünfte 
jebc  93eftfcung  abwerfen  fönne.  Schwere  33elaftungen  be$  Sa übe  6 
entftanben  t)terauö." 

($ö  war  ntcfytö  eigentlich  9?eue6,  was  Sßtlljelm  ber  Normanne  unter* 
nat)m.  Scbon  lange  oor  feinen  Sagen  unb  in  feftlänbtfcrjen  deichen  gab 
eS  genaue  33efd)retbungen  einzelner  großer  gefdjloffener  ©üter  mit  Angabe 
aller  wirfltcf)en  ober  möglichen  (Srträgntffe.  3a)  begnüge  mtet)  au$  faro* 
lingtfdjen  Seiten  bie  ©runbbüct;er  oon  St.  ©ermatn,  oon  $ntm,  oon  £orfd) 
ju  nennen.  5luct)  bte  burebgreifenbe  Stattfttf  etneö  ganzen  £anbe3,  unb 
jwar  etneS  fet)r  großen,  nämltct)  be6  franfifdjen  2Beltreicr;$,  fjat  270  3ar)re 
oor  3Btlf)eIm  bem  Eroberer,  ber  granfe  (Sari,  *pippin$  Sot)n,  entwerfen 
laffen.  9?oct;  ftnb  in  bem  (Sapttulartenbucf)  unferer  Äaifer  unb  Könige  bie 
53efer)le  oorljanben , 3)  welche  er  §u  folgern  Smdt  gab,  unb  au6  ber  23to* 
graste  (£arl$,  wie  au6  ber  ©efcbtctjte  ber  £anbel  jwtfcben  ben  Söfmen 
SubwtgS  be6  grommen  erfjellt,*)  baß  ftcb  bte  fragliche  Statifttf  im  9?etct;3* 
ardn'oe  $u  2lacr)en  befanb,  unb  baß  ber  Vertreter  fränfifetjer  9ietcr;getnf)ett, 
Äatfer  2otr)ar,  ben  größten  SÖSertr)  auf  biefen  Sct;a|3  legte. 

5llleiu  btefelbe  war  eine  weitfcbtcfyttge,  fcfywer  §u  f)anbt)abenbe  Samm* 
lung,  bte  barum  bem  3a$«e  ber  2>nt  faum  entgegen  fonnte.  2BtÜ;eIm  ber 
Normanne  tft  ber  erfte,  welcher  au$  äl)nlta)em  Material,  ba$  aueb  Sari 
ber  ©roße  jufammenbracrjte,  eine  lictjtoolle,  oerfyältntßmäßtg  furje,  für  rüg* 
liefen  ©ebrauet;  befttmmte,  ileberftcrjt  Oer  Steuerfräfte  feinet  engltfdjen  SRtify$ 
fcfjuf.  JDtefeä  2ßerf  ift  unter  bem  tarnen  Ü)ome6baoboof,  ben  ta)  unten 
erläutern  werbe,  oollftänbtg  unb  unoerfer)rt  auf  und  gefommen. 

9)?an  muß  jwifa)en  bem  2)ome6bat)boof  unb  bem  (Stoffe,  aus  bem  e6 
gefdjaffen  warb,  untertreiben.  3)aö  £)ome$baoboof  felbft  ift  laut  einer  $e* 
merfung,  bte  am  Cmbe  be$  SejrteS  fter)t,5)  im  3a^r  1086  oerfaßt  worben, 
unb  auf  btefe  5lbfaffung,  glaube  ict),  r)at  man  bie  oben  mitgeteilten  5lu3* 
fagen  ber  Sacbfena)ronif  unb  beö  glorentiuS  $u  begießen.   2lber  anberö 


*)  Flores  histor.  @.  641.  2)  Quot  feudatos  milites.  UeBer  bie  Q3ebeutung  beö 
2Bortg  feudum  toerbe  iti)  faäter  ^anbeln.  3)  ^ct^,  legum  I,  175.  4)  ©frorer, 
Äarolmöer  I,  49  flg.       6)  Vol.  II,  @.  450. 


554  $abfl  ©vegoriuö  VII.  unb  fein  Seitalter. 

»erhält  eg  ftcf)  mit  ben  amtlichen  Hebungen,  beren  ßrgebmffe  bie  unbe* 
rannten  Bearbeiter  be$  Bucf)ö  jufammengeftellt  fabelt.  9?ttf>t  nur  gef)t  aus 
einzelnen  ©äfcen  *)  t)crt»or,  baß  bte  Slnfammlung  be6  ©toffeS  bte  in  bte 
3ett  fytnauf  reicht,  ba  bte  Königin  5D?atJ)t(be  nodj  lebte  unb  £>bo  öon 
Bateur  noa)  ntebt  SSerlufte  fetner  (Düter  üerurtr)eiU  war ,  alfo  biö  in 
bie  legten  Sage  beö  3al)re3  1082,  fonbem  tneltetdfyt  noa)  ftärfer  §eugt  bie 
Statur  be$  ©toffeS  bafür,  baß  eine  9)Mffe  ber  forgfälttgften  unb  müf)famften 
amtlichen  Hebungen  nta^t  in  bem  Raunte  x>on  wenigen  Monaten  einge* 
jogen  werben  fein  fann. 

golgenbeS  war  bie  2lrt  unb  Seife,  in  welker  ber  fömglia>  Befef?l, 
baö  Sanb  aufgetauten,  §um  Boll$uge  fam:  eine  5ln$at)l  ©pecial*  Be* 
oottmäcbttgter  SBtlfyelmS  bereite  baö  Sfteicr;.  Sßer  btefelben  unb  wie  siele 
tfyrer  im  ©anjen  waren,  ift  nta)t  üollftänbtg  befannt,  boa)  wiffen2)  wir, 
baß  bie  jwet  Bifdjöfe  Söulfftan  üon  2Borcefter,  ^Remigius  üon  fctncoln, 
©raf  kalter  ©tffarb,  bann  bte  Barone  Rehmer;  fcon  gerriereS,  Slbam, 
Bruber  beö  fontglta^en  £rud)feffen  (Subo,  in  ber  ©fyire  2ßorcefter,  fowie 
in  fielen  anbern 3)  bie  9luf$etct;nung  leiteten.  2lu6  btefer  $f)atfa&e  barf 
man  ben  ©d)luß  stehen,  baß  tfyrer  außer  ben  (benannten  nierjt  fctcle  gewefen 
fein  fönnen,  benn  baö  £)ome6bat;boof  jäblt  nur  folgenbe  34  ©fyiren  auf: 
Bebforb,  Berf,  Bucfmgtjam,  ßambrtbge,  (Efyefter,  ßomwall,  3)erbr;,  £)et>on, 
$)orfet,  (Sffer,  ©lofter,  £am,  fammt  ber  3nfel  2Btgf)t,  £ercforb,  ^ertforb, 
Huntington,  jlent,  Seicefter,  Stncoln,  TObblefer,  9?orfolf,  ^ortfyampton , 
^otttngfjam,  Drforb,  SRutlanb,  ©fyrop,  ©ommerfet,  ©tafforb,  ©uffolf, 
©urrer;,  ©uffer,  2Barwtcf,  SBilt,  SBorcefier,  g)orf. 

Sparen  bte  Bevollmächtigten  an  einen  ber  £auptorte  gekommen,  wo 
fte  ba$  ©efdjäft  ttor$unef)men  gebauten,  fo  tterfammelten 4)  fte  ben  *8i$tf)um 
jeber  ©fyire,  alle  bort  anfäßtge  ttom  Röntge  belehnte  3nr)aber  ber  £err* 
fa^aften  (tenentes  in  capite),  beren  Unterüafallen,  bie  Pfarrer  einer  jeben 
Strebe,  bte  Beamten  jeber  §unbertfd)aft,  cnbltct)  fecf)ö  Bauern  jebe$ 
2)orf$  unb  legten4)  benfelben  vier  gragen  fcor:  1)  wie  f)at  &u  ben  Seiten 
be$  Königs  Abwarb  ber  Befttjer  ctne6  jeben  ©utö  geheißen  unb  wa$  f)at 
eS  ertragen?  2)  wie  f)teß  ber  Beftf^er  eines  jeben  ©utö  $ur  $ät  ber  (£r* 
oberung  buret)  2Btlf)elm  unb  waö  trug  e6?  3)  wie  Ijeißt  ber  heutige  Be^ 
ftfeer,  waö  trägt  e$  if)m  je^t?  4)  föunte  e$  nta)t  §u  l)öl)erem  @r* 
trage  gebracht  werben?  bie  Befragten  antworteten,  mußten  fte 
einen  (Stb  ablegen,  baß  fte  ntdfytS  alö  bte  2Bat)rr)ett  angeben  würben.  3ßer 
wirb  nun  glauben,  baß  baS  Äatafter  eineö  ganjen  9teta)ö,  baö  brei 

x)  Ellis  introduetion  to  Domesdaybook.  London  1833.  Vol.  I,  5  flg.  3$  WexU 
biefe  fleiftge  5lr&eit  »on  nun  an  l;äuftg  anfügen.  2)  93etvetö  ibid.  1,  20.  3)  In 
hac  provincia  et  in  pluribus  aliis  ab  ipso  rege  destinati  sunt.       *)  S3etveiö  ibid. 

6.  21  flg. 


SterteS  93udj.  &ap.  26.  SBeretttung  b.  bämföen  9lngviffö  ».  1085.  S)ae  $ont«batyfot#.  555 

Itonen  (Sinwofmer  jäf>Ite,  bei  einem  fo  grünbltchen  unb  barum  notl)Wenbtg 
langfamen  93erfaf)ren  timerhalb  beS  furjen  3et^aumö  vom  grühltng  bis 
jum  erften  Sluguft  1086  Ijabe  vollettbet  werben  fönnen?  $)a$  ift  un* 
möglich ! 

5D^el)rere  alte  3eligen  behaupten,')  baß  bte  Aufzeichnungen  beS  Dornet 
batyboof  fc^on  1083  gemacht  Horben  feien.  3ch  glaube,  bieg  ift  richtig, 
fobalb  man  bte  betreffenden  Sorte  nicbt  von  ber  Abfaffung  beS  Buddes, 
fonbern  von  ben  Duetten  verfter)t,  aus  benen  baS  S3nct)  geköpft  fyat. 
Denn  ma)t  nur  weifen  bte  oben  erwähnten  Shatfachen  auf  baS  3ar)r  1083 
als  SlnfangSpunft  ber  amtlichen  (Erhebungen  fyn,  fonbern  auch  bte  allge* 
meine  Ueberlteferung,  welche  bte  im  Dome6bat;boof  ntebergclegte  ©tattfttf 
mit  bem  bäntfcr)en  Kriege  in  3ufammenhang  bringt,  fttmmt  l)temtt  überetn. 
3ur  SluSrüftung  ber  ungeheuren  bäntfchen  glotte  waren  lange  SBorberei* 
tungen  nöu)tg,  unb  man  fann  faum  zweifeln,  baß  ber  $öntg,  ber  bte  23e* 
roegungen  in  ben  umltegenben  Sänbern  forgfälttg  überwachte,  fct)on  1083 
$unbe  von  bem  S3or^aben  feiner  getnbe  befaß.  SRun  cntfpricbt  e$  bem 
QZfyaxattex  beS  Normannen,  baß  er  im  3lngefta)t  einer  folgen  ©efal)r*ben 
(Sntfchluß  faßte,  burch  eine  große  Maßregel  bie  6teuerfräfte  beö  engltfchen 
$eicf)$,  auf  benen  roefent(ta)  bie  SBert^eibigung  beffelben  beruhte,  für  immer 
ju  regeln. 

Sollte  man  einwenben,  eS  fei  unftafyrfctjetnltcr),  baß  ber  $ömg  §u 
einer  Seit,  ba  frembe  unb  furchtbare  Saffen  brot)ten,  einen  2lft  ber  33er* 
waltung,  welcher  or)ne  grage  tiefe  Unjufrtebenl)eit  bei  ben  Normannen  unb 
2lngelfachfen  erregte,  burch$uführen  wagte,  fo  entgegne  icf> :  allerbtngS 
liegen  Bcwetfe  vor,  baß  ber  $öntg  bamalS  fowor)l  ben  Normannen,  alö 
ben  Angelfachfett  Britanniens  mißtraute,  aber  er  r)at  zugleich  für  ein  Littel 
geforgt,  geheime  unb  offene  Stberfacfyer  etnjufchücbtem,  benn  er  führte  1085 
etn  5ar)t.reic^e6  6olbr)eer  aus  ber  Sftormanbte  herüber,  baS  ihn  in  @tanb 
fefcte,  nicht  nur  ben  auswärtigen  geinb  abzuwehren,  fonbern  aua)  einr)etmxfcfee 
Meuterer  unter  bem  Baumen  ju  fyaltm. 

Das  DomeSbatyboof,  ein  ^ergamentfoliant,  ift  alfo  ein  im  3ar)re  1086 
abgefaßter  Auszug  aus  amtlichen  Elften,  bie  feit  1083  §um  Behuf  einer 
(Statiftit  beS  Geichs  erhoben  würben.  Ueber  ben  ©tnn  beS  Samens  t)at 
fchon  baS  Mittelalter  t>erfcr)tebene  Deutungen  aufgeftellt.  ©in  romantfeher 
©chrtftfteller  beS  12.  SahrlmnbertS  fagt:2)  „bie  ©tngebomen  (b.  h-  ^ 
Singelf achfen)  nennen  baS  Buer)  Domesdei,  waS  fo  viel  h^ßen  will,  als 
$ag  beS  (göttlichen  ober  jüngften)  ©erichtS,  benn  fo  wenig  gegen  bte  AuS* 
fprüehe,  Welche  ber  Allmächtige  an  jenem  furchtbaren  Sage  fällt,  trgenb 
eine  (Smrebe  möglich  fei,  ebenfo  wenig  fönnen  vor  ©ertcht  Bewetfe  auS  bem 


l)  Eliis  I,  4.      2)  Ibid.  I,  1  flg. 


556  $abfi  ©vegoriuS  VII.  unb  fein  Beitatter. 


3)omeöba*;boof  angefo^ien  werben."  JDicfc  (Srflärung  betrachtet  ben  erften 
£r)eM  be$  2Bort$  al$  eine  9Bcrfür§ung  be$  lateinifchen  Domini,  ben  fet- 
ten Xtyii  al6  eine  Berfe#erung  beS  angelfäcr)ftfcr)en  day  ober  Sag. 

Ableitung  wie  (SrHärung  fa^eint  mir  gleich  abgefchmacft.  (§3  gab 
nocb  anbere,  gleich  alte  tarnen  für  baö  S3udt),  man  fyieß  c6  Dottel  ober 
9Me  von  SBtnchefter,  Buch  von  Sßtnc^efter,  Buch  be$  Königs,  @cbrift 
beö  föntgltdt)en  Schaag. l)  $llle  biefe  anbern  Benennungen  nehmen  Be^ug 
auf  ben  £)rt,  wo  baS  Buch  niebergelegt  war.  2)affelbe  ift  ber  gall  mit 
bem  2lu3brucfe  Domesday  felbft:  bie  erfte  6tlbe  muß  meinet  ßractitenS 
alö  Berfürjung  nicht  be3  2Bort$  domini,  fonbern  domus,  bie  jroeite  als 
angelfächftfche  Berfefcerung  ntcf)t  von  dies,  fonbern  von  dei  betrachtet  werben. 
'Domuöbeibuch  befagt  wörtlich  @otte3f)au3bucr;  von  SSittchefter,  benn  baä 
Buch  würbe  urfprüngltch  im  Archive  unb  ©cf)a&e  be$  Königs  aufbewahrt, 
bie  ftct)  beibe  in  ben  ©ewölben  ber  föniglichen  ^auptfirche  §u  2ßinchefter 
befanben.  3Diefe  Deutung  rechtfertigt  ftch  felber,  fie  wirb  überbteß  nicht 
nur  burch  bie  5^f)atfadr)e,  baß  e$  in  (Snglanb  nod)  mehrere  anbere  Dornet 
ba^bücher :  von  g)orf,  von  Ureter,  von  6t.  $aul,  von  £altwell,  von  (Softer, 
von  dorntet)  gab,  welche  Befchreibungen  ber  ben  genannten  (Stiften  ge* 
hörigen  (Mter  enthielten,  fonbern  auch  burch  ba$  au^brücf liehe  3™gniß  eineö 
alten  6chrtftfteller$  beglaubigt.2) 

2Beil  ba$  DomeSbavbuch  wef entlieh  ein  ^atafter  war,  fyat  eö  ben 
Unwillen  hervorgerufen,  auf  welchen  bie  mitgetheilten  ©teilen  ber  6achfen* 
chrontf  unb  beS  glorentiuS  auffielen.  Doch  muß  ber  $önig  insgeheim 
Befehl  gegeben  haben,  gewiffe  klaffen,  namentlich  ben  (SleruS,  ju  fchonen. 
5lbt  3ngulf  von  ßrotylanb  erzählt:3)  „atö  bie  föniglichen  Bevollmächtigten 
in  unfer  Softer  famen,  haben  fte  voll  Wohlwollen  unb  Siebe  für  uns 
unfer  (Sigentfmm  nicht  nach  feinem  wahren  2öertf)e  gefaxt,  noch  nach 
feinem  vollen  Betrage  aufgezeichnet,  fonbern  fte  fat)en  burch  bie  ginger, 
wobureb  fte  un$  —  Reißer  3)anf  fei  ihnen  bafür  gefagt  —  für  fünftige 
3eiten  vor  vielen  föniglichen  (Steuerforberungen  unb  anbern  Saften  be* 
wahrten. "  £>a£  ift  offenherzig  gerebet!  Wan  fönnte  auf  bie  Bermutlmng 
gerathen,  ben  Beamten  2Bilf)elm$  feien  von  ben  Mönchen  bie  klugen  ver* 
ftlbert  worben.  5lber  bem  ift  febwerlich  fo,  benn  auch  fonft  ftnben  ftch  beut* 
liehe  Beweife,  baß  be$  Königs  Bevollmächtigte  geiftlicheS  (Sigenthum  burch* 
fchlüpfen  ließen. 

2)a£  2)ome$batyboof  erwähnt4)  im  ganjen  Umfange  be$  Königreichs 
(Snglanb  nur  ungefähr  1700  Kirchen,  wäfjrenb  anbere,  nta)t  unglaubwürbtge, 


*)  Ibid.:  rotulus  Wintoniae ,  über  de  Wintonia,  liber  regis,  scriptura  thesauri 
regis.  2)  Sßalgraüe,  rise  and  progress  of  english  common-wealth  II,  445.  9tote  4. 
»erfll.  mit  (SWS  I,  2.  3.       3)  @ale ,  script.  I,  79  unten.      4)  mti  I,  286  flg. 


SNerteg  93ud&.  ®a\>.26.  SSevetttung  b.  bämfdfjen  9Ingtiff$  *>.  1085.  5)ag  &0m*bafylu$.  557 

Nachrichten  auSfagcn,  bie- 3^  ber  ^farrftrchett  be6  9^etcf)e  habe  §u  ben 
3etten  2ßilf)elmö  be$  (SrobererS  bis  gegen  40,000  betragen.  (Sbenbaffelbe 
führt  in  Sincolnfhire  220,  in  Norfolf  243,  in  6uffolf  364  Kirchen,  ba* 
gegen  in  ber  (Sfytre  v>on  (£ambribge  nur  eine  einige,  in  breien  weiteren, 
nämlich  im  heutigen  Sancaftjtrc,  roelche  $rotmt§  baö  S3uct)  unter  bem  tarnen 
Sanb  jroifchen  ben  glüffen  Nibble  unb  Werfet;  als  2lnf)ängfel  ju  (£f)efterfhire 
rechnet,  forote  in  (Sornroalltö  unb  in  9J?tbblefcr  —  bem  ©ige  ber  £au£t* 
ftabt  beö  9?etch6  —  gar  feine  auf.  *ßlatterbingS  unmöglich  ift  e$,  baf  (entere 
brei  £anbfchaften  feine  Streben  befeffen  haben  follten:  bie  »orfjanbenen  ftnb 
alfo  abftchtltch  übergangen,  gerner  fommen  0  f)äuftg  Pfarrer  in  ©raf* 
fchaften,  roo  nur  feiten  tton  Streben  bie  $cbe  ift,  ober  umgefefjrt  oor. 
5^idE)t  minber  muf  auffallen,  ba£  baö  23udE)  nur  gelegentlich  sott  3el?tttett 
rebet,2)  unb  in  ganzen  ©raffchaften,  rote  Sommerfet,  £)eoon,  ßorttroaleS, 
TObblefer,  ^ertforb,  Seicefter,  »on  benfelben  fchroetgt,2)  roährenb  anerfannter* 
maßen  bie  2Belt*  unb  JUofter*®eiftltc§feit  einen  guten  Ztyil  ihres  (Sinfommcn6 
auö  3^nten  bejog.  Nur  eine  (Srflärung  biefer  Zl)atfa<$)tn  reicht  aus, 
nämlich  bie,  baß  bie  Slbfaffer  be3  23uch3  im  Auftrage  beS  Jtöntgö  baS 
©gentium  ber  Heineren,  minber  begabten  Mixfyen  oerfchonten  unb  nur  bie 
reicheren  «Stifte  in  baö  ©teueroerjetchtttß  eintrugen. 

Noch  anbere  Süden  laffen  ftdr)  im  2)ome6bat;buct)e  ttacbroetfen,  bie  auö 
©rünben  ^errüf)ren,  roelche  fcon  ben  eben  enfroicfelteit  oerfchteben  ftnb.  Nicht 
bloS  bie  Itegenben  Steuerroerthe,  fonbem  auch  bie  lebenbtgen  Gräfte,  b.  f). 
bie  9)?enfchen,  roelche  biefe  2Bertf)e  bearbeiteten,  genoffen  ober  fonft  bem  Sanbe 
Dtenfte  letften  fonnten,  §u  ^er§etdt)nen,  roar  bie  voefentltche  Aufgabe  ber  2lb* 
faffer  be6  23uch$.  Nun  führt 3)  baffelbe  bie  gjtoßfteuer  »on  16,535  Schreinen 
in  SNibblefer,  sott  30,705  in  §ertforb,  oon  92,991  in  Cffti  auf,  erroäbnt 
aber  in  ben  brei  ©raffchaften  jufammen  feinen  einzigen  (Bchroeinehtrten,  ob* 
gleich  beren  taufenbe  tfya'ttg  geroefen  fein  muffen,  (Sbenfo  regtftrtrt3)  ba$ 
33uch  »tele  33ergroerfe  auf  (St fett  unb  $let,  WltyUxx,  Setttgärten,  gtfd^ereten, 
©eroerbe,  ^anbel,  of)ne  —  bis  auf  geringe  Sluönafymen  *)  —  ber  9Naffe  sott 
9J?enfa)ett  §u  gebenfen,  roelche  nötrjtg  roar,  um  fold>e  2)tnge  §u  betreiben. 

2)a6  fter)t  fo  aus,  al3  hätte  ber  jtöntg  geftattet,  tton  nieberen  £attb* 
arbettern  abjufe^en,  roetl  feine  (Steuer  oon  ihnen  $u  erholen  roar.  gerner 
erl)eDt  au6  ben  (Sfyrontfen,  baß  ber  Äönig  nia^t  blo6  ein  ftetjenbeö  ßanb^ 
^eer  fyielt,  fonbem  baf  aua?  bie  unter  (Sbroarb  eingerichtete  ^ör^erfcbaft 
ber  SButfefarle  ober  ©eeleute  unter  i^nt  fortbauerte. 5)    ©leicbvoof)l  fc^voeigt 


J)  Ibid.  S.  289  flg.       *)  Ibid.  @.  290  flg.        ')  Ibid.      419.  4)  ^emtt^ 

Sagner  (carpentarius)  1,  custos  molini ,  SKü^tentüatt  1,  ©djmtebe  64,  (StfcnarBettcr 

(ferrarii)  10,  Zotfcx  5,  Jtaufteutc  24,  TOfler  (raolinarii)  5,  ^ifd^er  111.  «Sietje  Hüi* 
II,  511  ftg.       *)  ©te^c  oben  @.  476. 


558 


$a&fi  ©regorinö  TU  unb  fein  3ettalter. 


baä  93ucr)  allem  SInfcfyeme  naef)  von  gemeinen  Solbaten,')  unb  melbet  gar 
nichts  von  SButfefarlen.  3d)  benfe,  baö  23uch  überging  btefe  ßeute,  weil 
fie  Selb  au$  bem  StaatSfcha&e  empfingen,  nicht  aber  Steuern  jaulten. 

Sobann  (äffen  bie  oben  angebogenen  ©teilen  ber  Sachfencbrontf  unb 
be6  glorentiud  feinen  Steffel  barüber  ju,  baß  bte  Specialbevollmftchttgten 
beö  Äöntgö,  welche  bte  Erhebungen  auf  bem  Sanbe  matten,  ben  Auftrag 
Ratten,  bte  gan§e  Süftaffe  beS  vorr)anbenen  93teh$  in  tr)re  Giften  aufzunehmen. 
3d)  glaube  gerne,  baß  bte  betreffenben  Verzetchniffe  richtig  nach  SBindjefter 
gelangten.  Allein  in  ba$  2)ome3batyboof  tft  ber  gefammte  SBtehftapcl  beö 
9^etct)ö  ntd)t  eingetragen  worben.  9lur  gelegentlich  ernannt  e$  ba  unb 
bort  ttorr)anbcne  £au6thtere.  £at  man  vielleicht  alljugroßeö  Slnfchwellen 
be$  23uch$  buret)  2tuf$äf;lung  von  Serben,  bte  überbteß  nicht  feft,  fonbern 
ftetem  Sechfei  unterworfen  waren,  t»ert)tnbern  voollen?  2)ie  wettere  33e* 
hauvtung  beS  glorenttuS,  ber  $ömg  l)abe  befohlen  auet)  fämmtltcheö  baare 
@elb  be$  Sauber  aufschreiben,  fct)etnt  eine  Uebertreibung  §u  fein.  Sil* 
helmö  ^Bevollmächtigte  mögen  beauftragt  geroefen  fein,  bte  in  ben  föntg* 
Itcben  Waffen  liegenben  Summen  §u  verzeichnen,  aber  faum  tft  ju  glauben, 
baß  ber  Normanne  einen  23efef)l  erlief,  weld)er  gegen  bie  menfc^Itcr)e  Statur 
verftteß  unb  barum  unausführbar  war.  teilte  Regierung  in  ber  Seit, 
nic^t  bie  be6  t)immlifct)en  SohneS  ber  Sföitte,  nicht  bie  beS  *ßafcha  von 
5legvpten,  noch  bie  irgenb  etneö  Sftegerfürften ,  tft  im  Stanbe,  ihre  Unter* 
thanen  ju  zwingen,  baß  fte  ba$  ©elb,  baS  fte  im  £aufe,  ober  fonftroo 
verborgen  fyaUn,  angeben. 

Gmbltch  müffen  noch  einige  weitere  £auptlütfen  im  2)omegba9boof 
hervorgehoben  werben.  3Son  ben  jenfeitS  ber  £umberltnte  gelegenen  *Pro* 
vin$en  be$  9letch$  ftnb,  auger  g)orffl)tre  unb  bem  fletnert  Striche  jroifchen 
Werfet;  unb  Nibble,  alle  übrigen,  b.  h-  größte  Xtyil  be$  heutigen 
Sanfafhire,  ganj  Seftmorelanb,  ganj  Gtumberlanb,  gan$  9f?ortf)umberlanb  (im 
engeren  Sinne  be$  Sorte),  bte  gan§e  ©raffchaft  3)urf)am  übergangen.2) 
(Sbenfo  fchwetgt 3)  ba6  Such  von  bem  TOttetyunfte  be$  Geichs,  bem  fchon 
bamalS  fehr  bevölferten  unb  wohlhaDenben  £anbelspla£e  Sonbon,  fovoie 
von  benStäbten  Stnchefter,  wo  ber  £of  bie  fröhliche  Ofterjeit  ^brachte,*) 
von  Slbtngbon  unb  Ureter.5)  Segen  ber  wieberholten  ferneren  Verheerungen 
be$  bortigen  Sanbeö  mögen  bie  nörbltchen  Provinzen  von  ben  anbern  ge* 
trennt  unb  einer  eigenen  ftattfttfchen  Sßehanblung  vorbehalten  worben  fein, 


')  2>enn  bie  137  milites,  bte  im  £>omeöbaty  ertoätjnt  Serben  ((MiS  II,  353  flg.  513. 
I,  58  flg.),  ftnb  feine  (Solbner  bcö  tfonigS,  fonbern  Sefyenleute,  bie  auf  bem  Sanbe  tyerum 
leben  nnb  meiji  im  Sienfte  ber  tyofjen  Jlronr-afallen  fielen.  3$  betrachte  fte  aiö  au$ge* 
biente  (Solbaten  beg  foniglidjen  £eere$,  bie,  ati  Sofm  für  iljre  guten  2)ienjie,  Heine  Seijen  in 
ber  qSrotttns  erhielten.  2)  (SlliS  l,  35.  3)  Ibid.  @.  190.  *)  <Siet)e  oben  @.  439. 
6)  (Slliö  I,  214. 


5Bterteö  S3uc^.  (5op.26.  93erettlung  b.  bämföen  Sfngriffö  »;  1085.  JDaö  $om0batyfati$.  559 

bezüglich  ber  genannten  Stäbte  bagegen  ift  eS  war)rfchcinlich ,  bafj  fte  ge* 
mä(j  gewiffen  eigentümlichen  Vorrechten,  von  benen  auch  fonft  Spuren  ftd) 
geigen,  tJ>re  befonberen  Steuerverträge  mit  ber  ^rone  abgefchloffen  Ratten 
unb  befwegen  in  baS  allgemeine  ^atafter  ntc^t  aufgenommen  würben. 

3er)  gebe  eine  furze  Ueberftcht  ber  ?lnfäfce  beS  SomeSbatyboof ,  unb 
beginne  mit  ben  unbeweglichen  Steuerwerken,  um  bann  ju  ben  SJknfdnn 
überzugchen.  (Sine  gleichzeitige  Urfunbe  fagt:1)  „bie  bevollmächtigten  hatten 
gefragt,  wie  viel  Salb,  wie  viel  Siefen  (unb  5lcferlanb),  wie  viel  an 
Salben,  wie  viel  gifebwaffer,  wie  viel  Bühlen  jebeS  @ut  enthalte."  Siefe 
(Sintheilung  barf  als  mafgebenb  Utxa^kt  werben.  2)aS  23uct)  untere 
fcr)ctbet 2)  jwifchen  nutzbarem  unb  unnü^em  ©et)ölz,  baS  nur  geuer  für  ben 
Ofen  liefert.  Sie  ßrträgniffe  beS  9iuriWalbeS  ftnb:  53aur)o(§  für  Käufer, 
Stangen  für  bie  zahlreichen  3^une,  mit  benen  man  ©üter  unb  ©er)öfte 
einfriebtgte,  bann  (Siebet  unb  23ud)elmaft  für  bie  Schweine.  3n  gröftem 
9J?a£ftabe  würbe  bie  Sd)Wemezud)t  betrieben,  unb  bie  9J?aftfteuer  (pasnagium 
ober  pavstio)  warf  eine  bebeutenbe  Diente  ab,  auch  war  bie  Sd)Weme§ahl, 
ebenfo  wie  auf  bem  geftlanb,  baS  gewöhnliche  9Jia£  für  bie  ©röjje  ber 
Sälber.    9Jtan  fagte  ein  Salb  von  500,  von  1000  Schweinen. 

2)aS  Slcferlanb  würbe  nach  ber  3^1  te*  Wu9e  °^er  ^fJugfc^aren, 
bie  eS  ju  feinem  23au  erforberte,  baS  Saibclanb  unb  bie  Siefen  nach  ber 
3ahl  ber  £)cl)fen  unb  Äür)e  gemeffen,  bie  eS  nährte  ober  für  welche  bie 
Siefe  baS  nötige  £eu  hervorbrachte. 3)  Mehrere  SBeifpiele 4)  fommen  vor, 
bafj  man  Salb  burch  Ausrottung  in  ^fluglanb  ober  Siefen  verwanbelte. 
Sieben  bem  Slnbau  ber  gewöhnlichen  ©etraibearten  befähigten  ftch  manche 
2anbwirtr)e  mit  $ebenpflanzungen  unb  mit  Dbftzucht.  Sin  wenigftenS  38 
verfchiebenen  £)rten  erwähnt 5)  baS  2)omeSbat;boof  Seinanlagen  unb  mer)r* 
fad)  Dbft*  unb  Surzgärten.  Silr)elm  von  SMmeSburr;  rül)mt  befonberS 
bie  Sein*  unb  £>bftpflanzungen  von  ©lofterfhtre. 

„2)aS  bortige  Sanb,"  fagt 6)  er,  „ift  überaus  fruchtbar,  tr)etlS  wegen 
feiner  natürlichen  S3efchaffenheit,  thcilS  wegen  beS  gleifieS  ber  23ewor)ner, 
ber  burch  hunbertfältigen  Ertrag  belohnt  wirb,  -äftan  fte^t  bie  Sanbftraßen 
bafelbft  mit  Dbftbäumen  gefäumt,  bie  von  felbft  gebeir)en.  2luct)  burch  bie 
Spenge  unb  ben  eblen  ©efehmaef  feiner  Seine  zeichnet  ftch  ©lofterfhire  vor 
anbern  *ßrovinjen  (SnglanbS  aus.  Ser  Sein  von  ©lofter  sieht  nicht  burd) 
£erbe  ben  Sötfunb  beS  SrinferS  jufammen,  fonbern  fteht  an  Süfje  bem 
gallifchen  nid)t  weit  nach."  5ln  einer  brüten  Stelle  behauptet  er,  ieber 
glecf  SanbeS  fei  aufs  33efte  angepflanzt,  „hier  erblicfe  baS  5luge  gruchtbäume, 


')  Ibid.  I,  22.  2)  Ibid.  6.  96  flg.  3)  Ibid.  @.  95  flg.  103.  *)  Ibid.  @.  102. 
6)  Ibid.  I,  116.  118.  119.       6)  5£>ic  «SteUen  nac^getoiefen  ibid.  I,  120. 


560 


$abft  ©regotiuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


bort  Sieben,  We  entweder  am  23oben  tyin  fortranfen  ober  an  pfählen  in 
bte  Sgtyt  großen  derben. 11 

3ch  fann  ben  Lerbach*  nicht  bergen,  baß  ber  53enebtfttner  feinen  ttater* 
l&nbtfcf)en  2Bein  alljufehr  pTetet.  Sßefchetbener  unb  ber  2ßar)rheit  getreuer 
fchetnt  mir,  roaS  baö  Dome3bat;boof  über  ein  (Stücf  Sieben  in  (S  ff  er  fagt:1) 
„baffelbe  mag  20  £>I)m  ertragen,  roenn  nämlich  ber  Sein  gerät f)." 

Wt  ben  (Srträgmffen  bcS  23oben$  gingen  9ht£ungen  burch  (Saljroerfe, 
Bergbau,  Bühlen,  gifcbereten  £anb  in  £anb.  DaS  DomeSbatyboof  er* 
roä()ut2)  eine  9J?affe  (Saljroerfe  serfchtebener  2lrt,  allein  in  ber  Sanbfchaft 
(Suffer  285.  3n  ben  Mftenftrict^en  rourbe  ba$  <Sal§  auö  bem  9fteere  ge* 
roonnen,  im  23innenlanb  bura)  Slbbampfen  ber  fähigen  Duellen  bereitet. 
(Sehr  Heine  roaren  barunter,  11  (Salinen  in  Defconfhtre  §.  23.  ertrugen 
jährlich  nur  einen  Pfenning  jebe,  aber  auct)  große.  Sine  roirb  ju  (Srmenton 
erroäfmt,  bte  be6  3al)rö  13  $funb  10  (Schillinge  abroarf. 

Bergbau  rourbe  nur  auf  8let  unb  (Sifen  betrieben,3)  oon  3^n  finbet 
ftcf)  fein  2ßort  im  Dome^batyboof.  (Schmelzöfen  muffen  tjäuftger  geroefen 
fein  aU  ^ammerroerfe.  3n  Smcolnfhtre  fommen4)  fteben  granjofen  ober 
Normannen  oor,  roeldje  brei  (Stfenfcfjmttten  inne  ^aben,  oon  benen  fte  40 
(Schillinge  8  Pfenninge  ^ßadjt  geben.  33on  ben  (Schmitten  &u  Horton  im 
9?orthamtonfr)fre  roirb  gefagt,4)  baß  fte  ju  ben  Seiten  beS  itöntgä  (Sbroarb 
7  *ßfunbe  jährlich  jaulten.  Die  Stühlen,  beren  baS  33uch  an  fielen  Drten 
gebenft,  gehörten  in  ber  Siegel  ben  größeren  ©ut$beft§em,  unb  lieferten 
bebeutenben  (Srtrag.  Der  $ad^t  rourbe  gewöhnlich  tt)etlö  in  ©etraibe, 
tljeilS  in  ©elb,  tl)eilö  in  gefangenen  5lalen  abgeliefert.5) 

gtfa)fang  roar  ein  ©eroerbe,  baö  taufenbe  oon  «ipänben  befd)äfttgte 
unb  ftch  tr)etl$  auf  bem  9Jieere,  thetlS  auf  ben  glüffen,  thetlS  auf  fünftltch 
angelegten  Seiten  beroegte.6)  2113  gewöhnlicher  ©egenftanb  beffelben  er* 
f Lienen  Slale,  ^ärtnge  unb  (Samten.  Die  Slale  roerben  nach  (Schof  be* 
reebnet,  beren  jeber  25  (Stücf  $äf)lte.6)  (Sin  gifcher  ju  Dorcbefter  in  Dx* 
forbfhire  l)atte  feinem  ©ebteter,  bem  33tfd)ofe  t?on  Sonbon,  30  <Sa>f  Slale 
ju  liefern,  Slnbcre  §u  £eofminfter  in  ^ereforbfbire  entrichteten  bem  Könige 
90  <Sa>f.  gifchereten  roerben  erwähnt,  roelc^e  bis  $u  7000  Slalen  ben 
Herren  geben  mußten.  Die  gtfe^er  fcon  (Sanbroich  in  $ent  lieferten  tn6 
sRefeftorium  ber  5D?öncr)e  ju  ßanterburty,  ihrer  ©ebieter,  jährlich  40,000 
£äringe.  Die  $eter3firche  ju  SBtnchefter  bejog  $on  ihren  §interfaßen  §u 
Seroee  in  (Suffer  38,500,  ber  Normanne  Wilhelm  fcon  ©arenne  l?atte  oon 
ben  bürgern  beffelben  £)rtö  ityxlid)  16,000  ju  forbern.  ©almenlteferungen 
fommen  ju  6,      30  bte  1000  »or.6) 


*)  Ibid.  <S.  118.  2)  Ibid.  I,  126  ftg.  3)  Ibid.  @.  135  flg.  4)  Ibid.  @.  138. 
6)  Ibid.  @.  122  flg.       *)  Ibid.  @.  140  flg. 


Stertes  93udj.  ®ap.  26.  JDfl«  $om$baty&uc$.  «Sorge  b.(5ro&erer0  f.  b.  m'ebevn  Waffen.  561 


Die  im  DomeSbafyboof  erroäfynten  Segnungen  fann  man  unter  fol* 
genbe  ©eftcbt$punfte  faffen:  bie  6tabt  ober  ber  SBurgflecfen,  ba$  Dorf,  bie 
^>ütte  be$  «gnnterf  äffen  ober  <3Haoen,  baS  $auö  beS  Unteroafallen,  ber 
^errenftfc  ber  föniglicfyen  23arone  ober  baö  manerium,  enblicb  ba$  (Schloß 
ober  (Saftet!  unb  etroa  nod)  ba$  Jtlofter.  Da$  53ud)  ttersetc^net,  *)  unter 
Angabe  ber  (Steuern  ober  ©Uten,  roeldje  fte  entrichten  mußten,  folgenbe 
41  Stäbte:  Dotter,  ßanterburty,  9iomner;,  *ßet>enfety,  SeroeS,  2£alIingforb, 
Dorct)efter,  SBribfcort,  2Barer)am,  <Sf)afte6burr;,  Saimton,  £ertforb,  23ucf* 
ingr)am,  Orforb,  SBorcefter,  ^erfbore,  ^ereforb,  ßambrtbge,  Huntington, 
9tfortf)am))ton,  Seicefter,  2Barroicf,  (Stafforb,  St)rero0bun;,  (Sfycfter,  2Btct>eö, 
9?ottingr)am,  Derb*?,  g)orf,  Sincoln,  (Stamforb,  SorfSer/,  @rantt)am,  Soutl), 
9)?a(bon,  ßoldjefter,  ^orrotd),  §)armoutt),  £t)etforb,  3p3roict),  Dunrmcb. 

3eber  S3urgflecfen  ober  jebe  <Stabt  l)atte  im  3nnern  ein  (Scbloß,  ober 
roar  felbft  ummauert.2)  diu  @efe§  beö  ÄönigS  3Btlt)erm  beftimmte,3)  baß 
ÜMrfte  nur  in  (Stäbten,  33urgflecfen,  <Sd)(öffern,  ober  fonft  an  ftebern  Orten 
gehalten  roerben  feilten ,  bamit  jtauf  unb  Verlauf  rtebtig  jugefye,  unb  ba* 
mit  bie  nötr)ige  2luffid)t  ftattfmbe,  um  Unterfct)(eif  unb  betrug  an 
ju  t>erf)inbem.  Doa)  fd)etnt  biefe  93orftd)t  ma)t  pünftttet)  beobachtet  roorben 
ju  fein.  Die  jlrone,  forme  bie  großen  weltlichen  unb  geiftlictjen  53arone 
wetteiferten  in  Anlegung  üon  dürften,  roeil  (entere  tuel  @elb  eintrugen.*) 

9?id)t  alle  (Stäbte  ftanben  unter  ber  jlrone.  9J?and)e  gehörten  großen 
23aronen:  fo  roar  $.  33.  Saunton  (Sigentfjum  be$  ©tufylS  tton  3ßtnct)efter. fi) 
3n  fielen  anbern  ^inSte  ein  Sljetf  ber  23ürgerfcr;aft  ber  itrone,  rodfyrenb  bie 
übrigen  bem  ober  jenem  ©roßen  untertänig  roaren.6)  <Stüdroeife  finb 
fte  bei  ber  2lu$tr)ethmg  »on  1067,  ober  bei  fpäteren,  einzelnen  Maronen 
unb  bem  itönige  jugefct)lagen  roorben. 

Die  f£Raffe  ber  bäuerlichen  Söesölferung  r)ing,  in  SBanbe  ber  ^örigfeit 
fcerftrieft,  met)r  ober  minber  flon  ben  ©ut6t)erren  ab,  in  beren  ©ebteten  bie 
Dörfer  ober  abgefonberten  ©et)öfte  ber  ^interfaffen  lagen.  Der  eigentümliche 
tarnen,  ben  ba$  Dome6bav;boof  für  einjelnftet)enbe  23auernt)ütten  ober  Heine 
93erbänbe  fotct)cr  gebraucht,  fd)emt  mansura  ober  masura  $u  fein.7)  (Sin 
größerer  herein  tton  23auernroor)nungen  t)teß  villa,  ober  Dorf.  Die  Dörfer 
ftanben  unter  (Sctju^en  ober  SBcrroaltern,  bie  ber  ©utöt)err  einfette,  unb 
bie,  je  nact)  bem  Umfange  be$  Drtö,  in  ben  anfer)nlid)eren  ben  tarnen 
praepositi,  Amtleute,  in  ben  geringeren  ben  Sitel  bedelli  ober  93üttel 
führten.8)  Obgleich  alle  Dorfberoobner  unter  bie  klaffe  ber  r)albt)örtgen 
Seute  fielen,  finbet  man  6mtren  einer  feimenben  5lriftofratie  unter  ifmen: 


*)  (Süiö  I,  191.  2)  Ibid.  @.  212  flg.  224.  3)  Ibid.  @.  255.  4)  Ibid. 
@.  249  flg.  5)  Ibid.  @.  193.  6)  Ibid.  @.  207.  ')  Ibid.  @.  244  ftg.  ölotc  2. 
8)  üJlan  fe^c  btc  »on  (SKiö  I,  246  flg.  gefammelten  <SteHen. 

©fröret,  $afcfi  ©regortu«  vn.  2Bb.  Ul.  36 


562  $obft  ©regortug  VII.  unb  fein  3ettalter. 

beffere  dauern  werben  »ort  fcr)lecr)teren,  b.  I).  reichere  unb  angef  ebenere  von 
ärmeren  unterfaneben.  *) 

2We$  ©runbeigentf)um  beruhte  auf  föniglicfyer  Verleihung.  2)ie  großen 
£ef)enträger,  welche  unmittelbar  von  ber  $rone  fianb  empfingen,  gaben  in 
ber  ^egel  Stüde  tyxex  Seljen  au  Untervafallen  au6.  2)er  £aupttf)eil,  ben 
fte  für  jtdj  §u  eigener  ^Bewirtschaftung  behielten,  wirb  mit  bem  5luSbrucfe 
manerium  bezeichnet,  ber  in  älteren  angelfäcbftfchen  Duellen  mcbt  vorfommt, 
unb  ben  bie  Normannen  fett  ben  Seiten  (SbwarbS  in  (Snglanb  eingebürgert 
ju  haben  fdjetnen.2)  5)a$  Manerium  erfa^eint  a(9  ein  gefd)loffene6  ©anjeS, 
unb  begriff  als  folc^cö,  neben  ben  zugehörigen  Räubereien,  aud)  bie  ©eridjtS* 
barfeit  über  bie  freien  unb  unfreien  £tnterfaffen,  bie  im  Umfange  bc$  ©utS* 
verbanbeS  wohnten.  511S  etwas  SBefonbereS  unb  5luffallenbeS  erwähnen  bie 
Urlunben,  wenn  einem  Manerium  anberweitige  Werfer,  porige  ober  freie 
3nfaffen  zugefügt,  ober  wenn  Stüde,  bie  früher  im  Verbanbe  waren,  ba* 
von  losgetrennt  würben. 3) 

2)a  jebodj  unter  2Bitt)etm,  wie  auct)  unter  feinem  nächften  Nachfolger, 
fein  (Srftgeburtrecht  beftanb,  fo  erlaubte  ®efe£  unb  ^erfommen  sunt  23e* 
r)ufe  von  (Srbfchaften  Teilung  ber  SDknerten  ober  S3aronien.  (Solche  %t)zu 
hingen  gefc^aljen4)  bann  in  bo^pelter  SBeife:  entweber  würbe  baS  vererbte 
©ut  in  fo  viel  Heinere  dauerten  zerfcblagen,  als  eS  (Srben  waren,  ober 
behielten  bie  TOterben  baffelbe  in  gemeinfc^aftlia)em  33eftfc.  Regere  5lrt 
beS  23eft£eS  Ijeift  paragium,  ober  mit  einem  anberen  SluSbrutfe  dividere 
aequaliter,  pariliter.  ßuwetlen  erftrecfte  ftdt)  bie  @emetnfcf)aftlic§feit  nur 
auf  bie  ©üter  felbft  ober  beren  (Ertrag,  ntd)t  aud)  auf  bie  mit  bem  ver* 
erbten  ©ute  urfprünglich  verbuubene  ©erichtSbarfett.  (Ein  23etfpiel  fommt 
vor,  baf  von  breten  trübem,  bie  fta)  in  ein  9)?anerium  feilten,  nur  §wei 
bie  (Sofa  ober  ©erichtSbarfett  jufammen  erhielten,  wäfjrenb  ber  dritte  auf 
ben  9D?itgenuß  ber  lederen  verachten  mußte. 

©erid)tSwefen  unb  Verwaltung  ber  53aronie  ging  von  einem  tyxx* 
fcf)aftlicben  ©ebäube  aus,  baS  bie  engltfcfyen  Urfunben  ebenfo  bezeichnen, 
wie  gleichzeitige  beutfche,  nämlich  mit  bem  tarnen  curia  ober  2lmtSf)of. 
2)aS  paragium  ober  bie  ®anerbfd)aft  50g  bar)er,  wie  man  ftef)t,  ©emein* 
fchaftltchfett  beS  5lmtöt)ofe6  nacr)  ftch.  3n  ber  Ztyat  heißt5)  eS  an  einer 
(Stelle  beS  2)omeSbar/boof :  „zwei  23rüber,  Sterben  einer  ^errfchaft,  Ratten 
jeber  ein  eigenes  ,g>auS,  aber  ben  2lmt6r)of  befaßten  fie  gemeinfchaftliaV' 

9}?ittelpunft  ber  93arome  ober  beS  9D?aneriumS  war  ber  $errenftjj,  in 
normannifa)em  Satein  aula,  haula  unb  holla  genannt. 6)  $)te  meiften  23aro* 

l)  Ibid.  2)  SDaf.  ®.  224  flg.  3)  Ibid.  ©.  234  flg.  4)  Ibid.  @.  241  flg. 
5)  Ibid.  I,  234.  6)  Ibid.  &  232.  2fteineS  @radjten$  flammt  baö  beutfc^^engttfc^e  SBort 
Sjaik  tion  aula  ab.  Umfdjreibenb  füljrt  baS  £>omSbaty6oof  ben  <§errenft&  audj  unter  ben 
Tanten:  dominicum  aedificium  ober  caput  manerii  auf.    Ibid.  ©.  233. 


Sßierteö  33ucf)  (Sap.  26.  <Da$  2>omgbaty&udj.  «Sorge  b.  (§vo&erer$  f.  b.  ntebern  (Staffen.  563 

nten  Ratten  eine  beträchtliche  9luSbehmtng,  n>e#^atb  man  etnjelne  ©lieber 
(membra)  Vorwerfe,  Seiler,  als  93eftanbtf)etle  beö  ©anjen  unterfdn'eb. *) 
3)er  gewöhnliche  ÄunftauSbnttf  für  folcbe  (Stücfe  ift  33erett>tf.  2)te  in 
SQSorcefterfhire  gelegenen  §errf  Raffen  23rome3graoc,  Ehibemtnfter,  Eebe6tai 
g.  33.  $är;lten  18,  16,  8  SBerewtfe.  SSon  felbft  verfteht  e$  ft<$,  baß  bie 
Sehen  ber  Unteroafallen  Heiner,  ihre  2ßohnftf}e  weniger  ftattlicr)  waren. 

Um  ein  33ilb  von  bem  bamaligen  Sanbleben  ju  geben,  tfjeile  ich  bte 
Sefchretbung2)  eineö  Unterlehenö  mit,  ba$  in  ber  ^>unbertfd)aft  ^ertfort 
unb  in  ber  (Sf)tre  gleichen  9?amen3  lag:  „§nmfrteb  erhielt  »on  Eubo,  gi£ 
£ubert,  ju  Sehen  ein  ©ut  von  einer  halben  £ibe,  befe£t  mit  einem  x)m* 
fchaftlichen  Pfluge  unb  mit  einem  ^weiten,  ber  vier  ©eftnbeleuten  äugewte* 
fen  war.  3um  ©ute  geborten  ferner  7  «gmfner,  eine  SCßühle,  bie  6  (Sehrt* 
linge  8  Pfenninge  abwarf,  unb  2Balb  für  50  (Schweine.  Sogleich  mit 
bem  Sanb  übernahm  ^umfrieb  68  (Stücfe  9ftnbvier),  350  (Sdjaafe,  150 
«Schweine,  50  ©aifen,  eine  ©tute,  an  3"tögelbem  be3  Königs  (bie  in  ber 
©utöfaffe  bereit  lagen)  13  (Schillinge  4  Pfenninge,  an  ©ewanb,  (Schiff 
unb  ©efchirr  ben  2Berth  von  20  (Schillingen.  £>a$  gange  ®ut  war  ge* 
fa)ä^t  gu  einem  Ertrag  von  60  «Schillingen." 

2Ba$  enblich  bie  Saftelle  ober  «Schlöffer  betrifft,  bie,  wie  fchon  bemerft 
worben,  größtenteils  im  Umf reife  von  (Stäbten  lagen,  fo  werben  ihrer  im 
£)ome$batyboof  ober  in  anbern  gleichseitigen  Duellen  40  erwähnt.  9cur 
eineö  berfelben,  baö  von  2lrunbel,  reicht  erweislich  in  bte  Reiten  EbwarbS 
beS  SöefennerS  herauf,  lieber  ad)t  liegen  auöbrücfltct)e  ßeugntffe  vor,  baß 
fie  ilonig  2Bilf)elm  erbaute,  10  erfcheinen  als  baS  Serf  großer  35arone, 
eines  warb,  fo  viel  man  weif,  von  einem  Untervafallen  beS  EarlS  Stöger 
errichtet.    33egüglich  beS  UrfprungS  ber  anbern  fehlt  eS  an  Nachrichten.3) 

2Öenben  wir  uns  nunmehr  ju  ben  lebenbtgen  Gräften,  ben  Bewohnern 
EnglanbS,  unb  beren  5lbftufungen.  Britannien  fyat  von  dt)xi\ti  ©eburt 
btö  §u  ben  Säten  StthelmS  be$  Eroberers  fchwere  2Öechfel  erfahren:  bie 
Börner,  bte  (Sachfen  unb  Ingeln,  welche  bte  3nfel  im  Saufe  beS  5.  3ab)r* 
hunbertS  befehlt,  bie  verfchtebetten  (Schichten  ber  (Sfanbtnaven ,  welche 
vom  8.  bis  11.  ftcb  bauernb  auf  englifchem  53oben  nteberlteßen,  ober  vor* 
übergehenb  baS  Sanb  verheerten,  fchufen  ober  erzwangen  Einrichtungen, 
beren  (Spuren  in  ben  allgemeinen  $olfSguftänben,  von  benen  baS  £)omeS* 
baijbuch  3CU9M$  ablegt,  hervortreten.  Neue  gormen  rief  bann  bte  norman* 
ntfebe  Eroberung  inS  Sebett,  gormen,  welche  auf  bte  (Stellung  von  Saufen* 
ben  ber  Bewohner  einen  fchmergltch  empfunbenen  Einfluß  übten.  Ü)er  Jtürge 
wegen  muß  ich  bte  TOttelftufen  übergehen,  unb  mich  auf  (Sa)tlberung  ber 
^auptunterfchiebe  befchränfen,  welche  bte  eben  erwähnten  Urfachen  gufammen 


*)  Ibid.  <S.  240  flg.       *)  Ibid.  @.  247  flg.       3)  Ibid.  @.  211  flg.  223. 

36* 


564 


$abft  ©regortuS  VII.  unb  fein  3eitatter. 


jWtfchen  Eroberern  unb  Eroberten,  awifchen  Normannen  unb  5tngelfac^fen 
unb  fytnttnebemm  jwtfchett  ben  (enteren  felbft  aufgerichtet  haben. 

Dberfter  unb  wahrer  £err  be6  Retcr^  war  $öntg  3Öt(t)eIm.  5lCfe6, 
wa$  5tnbere  von  ©runbetgenthum  befaßen,  verbanften  (te  ir)m.  3ur  3e^ 
ber  Slbfaffung  beö  :£ome$batyboof  fcf)n>e6ten  eine  Spenge  klagen  gegen 
ungerechte  S3eft^ergreifung  von  Sänbereten.  $)tefe  klagen  werben  ^uwetlen 
in  ber  Reihenfolge  erwähnt,  welche  bte  Sage  ber  £)rte  befttmmte,  h^fa 
bilben  fte  eigene  Rubrtfen  in  ben  23efchretbungen  ber  einzelnen  (Emiren. 
$>er  jtöntg  unb  feine  23 evollm ächtigte  befolgten  ben  ©runbfafc:  al6  rechte 
mäßige  (Stgenthümer  von  Sanb  gelten  nur  2)te,  welche  fönigltchen  33rief  unb 
©tgel  vorzeigen  fönnen,  ober  welche  anerfannter  -DWaßen  bura)  föntgltche 
Beamte  auf  23efef)l  beö  Könige  in  33efi|  eingewiefen  worben  ftnb;  alle 
Slnbern  betrachtet  ba6  normanntfche  Recht  als  5lnmaßer.  *)  §äuftg  h^ßt2) 
e0  im  2)ome0bafyboof:  „ber  unb  ber  fyat  feinen  fönigltchen  33rtef  vorgelegt/' 
ober  „wir  labert  feinen  33rtef  noch  ©tgel  gefef)en." 

3n  einer  ähnlichen  Sage,  wie  ber  Jtöntg,  befanb  ftcb  nur  noch  ein 
(Sinjtger,  nämlich  ber  gürft  beS  SanbeS  (Softer,  £ugo  von  SlvrancheS. 
Sie  ich  früher  §etgte,3)  f>ei^t  e$  von  ihm:  £ugo  ha&e  (SI)efter  eben  fo 
frei  vermöge  feinet  6cf>Werte0  befeffen,  als  Jtönig  Stlrjelm  ©nglanb  ver* 
möge  be$  feinigen  beftfce.  5luch  fonft  tritt  im  £)ome$bar;boof  btefeS  S3err)ält^ 
niß  mehrfach  fK^f-4)  2>ctffelbe  fagt  nicht,  wie  eS  fonft  immer  fagt:  §ugo 
trägt  (St)efter  vom  Könige  ju  Sehen,  fonbern  §ugo  1)at  eö  al6  §err  tnne. 5) 
gerner  werben  in  (5f)efter  nicht,  wie  fonft  überall,  Sehenträger  be$  jtöntgö 
aufgeführt,4)  fonbern  nur  folcr)e,  bte  von  gürft  ^>ugo  abhängen.  Sßaffenb 
fchetnt  e$,  junt  SBorauS  ju  bemerfen,  baß  ftch  bie  Bevorzugung  £ugo'S  auf 
ba$  ©ebiet  von  (£f)efter  befcbränfte.  Slußer  (5r)efter  befaß  er  in  nicht  weniger 
rite  20 .  <5l)tren  große  vom  Könige  verliehene  ©üter ,  bezüglich  beren  er 
unter  bemfelben  Rechte  ftanb,  wie  bie  übrigen  SSafaüen  ber  trotte.  Sollte 
eS  ^>ugo  baher  mit  bem  Könige  nicht  verberben,  fo  burfte  er  von  feinen 
SBefugniffen  in  (5t)efter  feinen  allju  fühnen  ©ebraucf)  machen,  ©letcbwohl 
erfct)etnt  er  bei  ber  SSerfchwörung  beS  33tfcf)ofö  von  33ateur  neben  biefem 
als  §autottf)etlnehmer.    Wlan  ftet>t,  §ugo  wagte  mehr  als  5lnbere. 

(Sine  SluSnahme  von  ben  allgemeinen  RechtSjuftänben ,  obwohl  nur 
eine  fcheinbare,  machen  einige  Slnbere,  bte  wie  krümmer  einer  untergegan* 
genen  Seit  bafter)en,  aber  feine  wahre  SBebeutung  §aUi\.  £>aS  £)ome$* 
bar/boof  führt6)  etliche  wenige  Aloarii  ober  Alodarii  auf.  2)aS  Sort  läßt 
feine  anbere  Ü)eutung  ju,  als  bte,  baß  bie  ©enannten  5lbfömmltnge  von 


')  ®m  I,  32  flg.  2)  Ibid.  u.  <S.  234  oBcn.  3)  D&en  ©.  434.  *)  OTö 
I,  437,  ölotc.  6)  @S  fagt  nid)t  Hugo  comes  tenet  de  rege,  fonbern  eö  fagt  tenet 
in  dominio.       ')  Ibid.  I,  54  flg. 


SterteS  23u<§.  &ap.  26.  <£aö  JSomgbatybuct).  (Sorge  b.  Eroberers  f.  b.  niebern  (Staffen.  565 

2lngelfact)fen  waren,  bte  bei  ber  ßinroanberung  unter  «£>engtft  unb  £orfa 
it)ren  2lntf)etl  an  (£rrungenfa)aft  be$  ©a^roertS  unter  ber  gorm  fcon  Sltlob 
ober  Sofen  (sortes)  alö  freteä  (Sigentlutm  empfangen  Ratten.  9tttttelft  bte? 
fer  Alodarii  reifte  ba6  alte,  fonft  längft  oerfa^rounbene  (Snglanb  in  bte 
©egenroart  herüber.  Stber  tt)re  3ett  voar  ba^tn,  unb  nur  ber  9kme  erin* 
nerte  an  bie  Vergangenheit:  bte  Alodarii  beö  Domeöbatyboof  ftnb  £anb* 
tt)trtl)e  oon  fletnem  93eft£,  bte  überbteß  unter  frembem  <Sd)u£,  ober  im 
2er)en6flerbanb  mit  größeren  Vafallen  ftehen. 

Der  ©mnbbeftfc,  ber  bura?  Sehen  entftanb,  roar,  vcte  fd)on  bemerft 
roorben,  ein  boppelter:  entroeber  gab  ber  Äönig  unmittelbar  Sanb  auö,  ober 
rourbe  baffelbe  mittelbar  burd}  ©roßtfafallen,  bie  ber  $öntg  belehnt  hatte, 
an  Slnbere,  ihnen  unb  bem  itb'mg  sugleta)  tterpflidjtete,  serltehen.  Diejent* 
gen,  roeldje  unmittelbar  oom  Könige,  als  bem  Raupte  beS  SehenftaatS, 
Sanb  trugen,  tyifon  tenentes  in  capite.  $lad)  ber  forgfältigen  SBeredmung1) 
üon  (Elite  jaf)It  ba$  DomeSbatyboof  im  ©anjen  runb  1400  unmittelbare 
2er)enträger  —  SBarone  be$  *Reidj6  —  auf,  unter  roeld)en  bie  Vorftefyer 
ber  geiftltchett  (Stiftungen,  33tfcf?öfe  unb  Siebte,  mitbegriffen  ftnb.  Der  mit* 
telbaren  ober  Unteroafallen  ftnb  e$  gegen  8000.  ^äa^ft  bem  Könige  biU 
beten  alfo  ehoa  9000  gamiltenhäupter  ben  Körper  ber  2anbbejt£er  33ritan* 
nienö.  Die  große  Wtetyfify  ber  (Einen  rote  ber  Slnberett  Tratte  je  nur  eine 
£errfdjaft  tnne,  allein  (Einzelne  befaßen  eine  erftaunltche  Spenge  tton  ©ütern. 

Die  3tffer  bzx  9Jknerien,  roela)e  ber  j?rone  gehörten,  belief  fta)  über 
baS  ganje  steter)  ^erftreut,  auf  1422;  bem  Röntge  am  nädjften  ftanb  bejüg* 
lief)  ber  SluSbehnung  be$  23eft$eö  fein  £albbruber,  ©raf  Robert  son  9D?or* 
tain,  roeldjer  793  Sttanerien  ju  Sehen  trug.  Die  Stufenleiter  ber  anberen 
©roßbegütertett  tft  folgenbe:  ©raf  Slllan  tton  Bretagne  \)\dt  442  tnne, 
£)bo,  23ifa>f  son  33ateur,  befaß  oor  feiner  Verhaftung  439,  ©oiSfrtb, 
23tfa>f  son  (EoutanceS  unb  föntgltdjer  gelbrjauptmann,  280,  Robert  t)on 
SBuSlt  174,  3lbert  *on  Sacty  164,  Wilhelm  >ße»erel  162,  Robert  »on 
©tafforb  150,  9toger  üon  Sacty  116,  £ugo  oon  Sftontfort  mer)r  als  l)mu 
bert  dauerten.2) 

©eroö'hnlidj  lagen  bte  £errfd)aften  ber  $etdjbegüterten  ntcf)t  in  einer 
<&v)\xe,  fonbem  roaren  —  ftcf)crltct>  ntdit  ohne  befonbere  2lbftd)ten  beö 
nigö  —  über  otele  Shtren  oertheilt.  9?aa)  meiner  3ä^ttug  ftnb  in  ber 
tton  (Elltö  angelegten  Stfte  ber  tenentes  in  capite  ntd)t  roentger  alö  90, 
bereu  Sehen  ftch  über  4—20  ©raffaiaften  erftreeften.  Die  Batterien  9to^ 
berte  oon  9)?ortatn  lagen  in  19,  bie  beö  S3tfcf)of6  »on  S3aieur  in  17,  bte 
Silland  in  15,  bie  ©otefrebS  in  13,  bie  beö  S3oulognerö  (Suftaa^tuö  in  12 
©h^en  u.  f.  ro.  ^ugo  »on  5loranche$,  ber  gürft  oon  ^efter,  tyatte  außer 


l)  Ibid.      511.       2)  (BW*  I,  225  unten  flg. 


566  $afcjf  ©vegoriuS  VU.  unb  fein  Bettafter. 

biefer  Sanbfcfcaft  weniger  dauerten,  al6  mehrere  anbere  ©roße,  aber  bie* 
jenigen,  welaje  er  auswärts  befaß,  waren  am  metften  jerftreut,  fte  gehörten  *) 
20  verfdn'ebenen  Sfyiren  an. 

£)ie  näa^fte  grage  ift:  wie  viele  §u  ©naben  angenommene  TOtglteber 
beS  alten  vom  Röntge  beftegten  angelfädjftfajen  ©üterabelS  befanben  ftdt) 
unter  betben  klaffen  von  ^afallen?  3m  ©anjen  nur  wenige!  2luf  ber 
£tfte  ber  unmittelbaren  Seijenträger  erfct)etncn2)  (£lito  (Sbgar,  ber  (Mel  @t>* 
munbö  (Stfenfeite,  alö  SBeft^cr  in  einer,  ©obeva ,  bie  2Btttwe  beö  (SarlS 
Seofrtf  von  ü)?ercten,  als  33eft$ertn  in  brei,  StföeSa,  bie  9J?utter  beS  (SarlS 
•DJforfar,  ebenfalls  in  brei,  Sfainbalb,  ebemalS  Äanjler  be$  jtö'ntgS  Abwarb, 
als  23eft|er  in  brei  ober  mehreren  Sfytren.  2)aS  T>omeSbafyboof  füf)rt3) 
ferner  einen  (Sabrif  alö  3nf)aber  von  ilronlefyen  in  5  ©f)tren  auf.  Sltfem 
$tnfd)eine  naa)  tft  er  eine  unb  biefelbe  $erfon  mit  bem  gleichnamigen  5Cn^ 
gelfacfjfen,  welchen  man  ben  Sßtlbling  fyieß,  unb  ber  1067  gegen  SQSt(r)eIm 
ftd)  empört  ijatk ,  bann  von  üjm  begnabigt  worbcn  war  unb  ben  $önig 
1072  auf  bem  3U9?  gegen  Sdwttlanb  begleitete.4) 

<5onft  taffeit  fia)  auS  ben  Seiten  (SbwarbS  §temltd)  viele  Sefjenträger 
nacfyweifen,  bie  aud)  unter  2ötlf)elm,  boa)  meift  als  mittelbare  23afatten, 
Sanb  behielten.  (Sine  ©teile  beS  2)omeSbafyboofS  gibt  meinet  (Sraa^tenS 
2luf[cr;luß  barüber,  wie  ifynen  bteß  gelungen  fein  mag.  T)affelbe  wirft5) 
nämltd)  gelegentlia)  bie  33emerfung  l)in:  „einft  Ratten  gewiffe  5tngelfaa^fen 
ifyre  Sänbereten  von  ben  Normannen  loSgefauft."  3d?  benfe,  baS  33udj 
fptelt6)  auf  bie  (Sreigniffe  beS  grüfyjafyrS  1067  an,  ba  2Bill)elm  eine  9Jcaffe 
angelfäa)ftfd)en  ©runbetgentfmmS  einbog,  unb  bie  Wenigen,  weldje  verfdjont 
würben,  nötigte,  große  23ranbfd)a$ungen  §u  jaljlen.  SebenfallS  waren 
unter  benen,  bie  im  93eft£e  von  täftü  verblieben,  feine- wegen  berühmten 
@efd)lecr;tS,  ober  wegen  eigener  Sfyaten  gefeierte  Männer,  fonbem  nur  un* 
bebeutenbe  tarnen. 

CDte  von  ben  (Sfyroniften  (Sabmer,  3ngulf,  ^etnndt)  von  Huntington 
einftimmig  erhobene  Älage,  2Bill)clm  ber  Normanne  fyabe  bie  3tngelfaa)fen 
von  Remtern,  (S^ren,  Einfluß  in  $ird)e  unb  «Staat  auSgefd)loffen,  ftnbet 
bafyer  im  @an§en  burd)  baS  2)omeöba^boo!  tt)re  Söeftätigung. 7)  2)ie  nor* 
manntfctje  Eroberung  fyatte  ber  Sttaffe  beS  angelfädjftfcfyen  2(belS  ben  So* 
beSftoß  verfemt.  2)ie,  welche  vor  1066  bie  £erren  im  Sanbe  fpielten,  lebten 
entweber  als  g(üa)tlinge  im  fernen  SluSlanbe,  ober  moberten  if)re  Seiten 
auf  ben  Sd)lad)tfelbern  ^Britanniens. 

Sefyr  merflid)  tritt  ber  (Einfluß  beS  £ofeS  unb  beS  £oflebenS  auf 
33efe$ung  ber  $roulef)en  fyervor.    £)aS  !DomeSbat;boof  füfyrt  unter  ben 


*)  Ibid.  @,  437.  2)  Ibid.  <S.  344  flg.  3)  Ibid.  @.  410.  4)  £>fcen  @.  400  flg. 
&)  (Sütö  I,  348.       •)  ©ie^e  o6en  ©.  381  flg.       7)  (Said  I,  344. 


SBtevtcö  93uri&.  £a\>.  26.  JDo«  £omöbar;&udj.  Sorge  b.  (Srof-ererS  f.  b.  niebern  (Stoffen.  567 


tenentes  in  capite,  tfyetlS  mit  2lnfül)rung  beö  SRamenS,  tt>ettö  M06  mit 
Nennung  beö  ©efdjäftS,  folgenbe  Präger  »on  ^ofämtem  ober  autf)  £of* 
Entwerfer  auf:  bte  Jtämmerer •)  (camerarii)  Sljulf,  SUbcrtcfy,  ^fmofb,  IBer- 
narb,  ©otöfreb,  ©obroin,  £erbert,  £unfrib,  (Sindj,  durften,  2ßül)elm;  ben 
ßeibbtener2)  (eubicularius)  Herbert;  bte  £rua)fejkn  (dapiferi)  (Subo,  ©ob* 
rief),  £amo,  9kbulf;3)  genannte  unb  ungenannte  (Slertfer  unb  (Sapellane*) 
beöÄöntgö;  ungenannte  Sümofentere5)  (eleemosinarii)  be$  Königs ;  bte  (2d)a^ 
gemalter6)  (thesaurarius) ,  9ted)nung3füf)rer 7)  (arcarius),  3a*)Imeifter8) 
(dispensator) ,  ©eroölbebefdjltefjer  9)  (granetarius)  ^etnrto),  Ctaiualb, 
äBttyelm,  Robert,  ©uttbroin;  bte  9Jiarefd)atte  ober  ©tatfmetfter10)  ©trolb, 
©otefreb,  Robert,  Stöger;  einen  ungenannten 2luffel)erlt)  ber  ©tutereten  (equa- 
rius);  ben  ©überfämmerer 12)  (scutellarius)  ©obfrteb;  ben  9Jhtnbfd)enfen13) 
(pincerna)  $ugo;  bte  £r;ürr)üter 1 4)  (hostiarii)  3of)ann,  Robert,  2Ötlf;eIm; 
ben  Pförtner15)  (portarius)  50^Uo;  ben  5)ohnetfd)er ,6)  (interpres)  «§ugolt* 
nu6;  bte  mit  Ausfertigung  ber  latetntfc^en  ©taatSfajrtften  beauftragten  ©e^ 
fyeimfa^retber17)  (latinarii)  ^>ugo,  Sero  in;  ben  Setbarjt  (medicus)  9ttgettu£; l8) 
bte  9Jhtnbfö'cbe19)  (coci  ober  coqui)  2lu6ger,  Spalter,  ©telebert,  £umfrtb, 
2Urtd),  Sellin;  bte  2Btttroe  ober  grau  be6  $od)ö  SWanaffeS;20)  bie  %pXkm* 
beider-1)  (aeeipitrarii)  Vernarb,  (gbrtf,  ©obroin,  £)3bem;  bte  3agbmeifter22) 
(venatores)  (£rocb,  ©obrtf,  ©obroin,  9ttd)arb,  Anwarb,  SBaleran,  Ulrot; 
bie  gorftroarte23)  (forestarii)  $eret  unb  9Jtd)arb;  ben  fönigltcrjen  (Steuer* 
mann  (stirmannus)  (Stephan;  bie  §ofgoIbfcf)miebe  ober  3uroeltere24)  (auri- 
fabri)  ©rimbalb,  £)tto,  Sfyeobertcr;;  bie  Wagenbauer25)  (carpentarii)  ü)u* 
ranb,  Sanbrid),  9tabelut3,  Rainer,  ©tepfyan;  ben  ©ürtler  (loremarius) 
©ogfyelm;26)  bteSBäcfer27)  (pistores)  ßrcfyengrm  unbDSmunb;  ben  gtfd^er28) 
(piscator)  £)0bern;  ben  33artjc^eerer  (tonsor)  2)uraub.29)  93tancf)e  btefer 
^ofbtener  mögen  ifyre  £efyen  al6  Sefolbung  für  tfyre  täglichen  £)tenfte  er* 
galten  fyaben. 

SBefonberö  retdjlta)  bebaute  itöntg  SBttyelm  mit  $ronler)en  benjentgen 
3tt)eig  be$  ,ftrteggroefen$,  bem  er  aud}  nacb  anbem  Sftacfyricfyten  gro{k  Auf* 
merffamfett  febenfte:  als  unmittelbare  93afaflett  ber  ürone  erfef/emen  ber 
ÄrteggfünjHer30)  (artifex)  9tabellu$,  t?on  bem  eine  alte  9fac§rta)t  melbet, 


l)  Ibid.  @.  391.  2)  Ibid.  @.  403.  3)  Ibid.  3.  404.  4)  Ibid.  ©.  398. 
5)  Ibid.  @.  413.  6)  Ibid.  @.  433.  7)  Ibid.  472  u.  510.  8)  Ibid.  @.  404. 
u)  Ibid.  <&.  430.  10)  Ibid.  @.  424.  428.  451.  il)  Ibid.  @.  414.  12)  Ibid.  ©.  485. 
i3)  Ibid.  <§.  468.  l4)  Ibid.  <S.  436.  15)  Ibid.  <§.  453.  lfi)  Ibid.  @.  438. 
l7)  Ibid.  @.  437  u.  443.  18)  Ibid.  ®.  457.  iy)  Ibid.  @.  399  u.  400.  2W)  Ibid. 
@.  502.  2l)  Ibid.  @.  364.  22)  Ibid.  <S.  498.  23)  Ibid.  @.  420.  24)  Ibid. 
6.  375.  25)  Ibid.  @.  394  flg.  26)  Ibid.  @.  448.  2r)  Ibid.  ©.  461  u.  468. 
28)  Ibid.  @.  468.       29)  Ibid.  @.  406.       3ü)  Ibid.  @.  470  unten  fammt  9^ote. 


568 


$abfl  ©regoriuö  VD.  unb  fein  Seitalkx. 


baß  er  Dberfter  beö  (Sturmjeugö  roar;  ber  SDfafa^inenbauer1)  (machina- 
tor)  £urftan;  enbltcfj  bte  ©efdnt^meifter2)  (arbalistarii  ober  balistarii) 
ferner,  ©iölebert,  £e^o,  £)broarb,  £)bo,  Stobulf,  ftatnalb,  SBalter,  933a* 
ritt.  3"  ber  33efd)reibung  ber  2anbfa)aft  ©uffolf  folgen3)  bte  £ef)en  ber 
©eföü&meifter  ©telebert,  Stobulf,  Robert  unb  be$  Jlrteg6fünftler6  StobelluS 
unmittelbar  aufeinanber.  3dj  glaube,  man  barf  fyterauS  ben  6d)luß  stehen, 
baß  ber  Äönig  in  borttger  ©egenb  eine  große  2Berfftütte  für  JtriegSjeug 
angelegt  tjatte. 

2)ie  nadj)fte  ©teile  naa)  ben  unmittelbaren  unb  mittelbaren  Sefyentra* 
gern  nebmen  mehrere  klaffen  mittlerer  greien  ein,  bte  entroeber  tton  einem 
f (einen  (£igentl)um  lebten,  für  baö  fte  bem  Könige  ober  r)öt)eren  2kfatlen 
©d)u£gelb  bejahten,  ober  auf  ben  großen  ©ütern  in  t>erfa)tebener  SCBetfe 
tfyren  Unterhalt  fanben.  Unter  bem  tarnen  Censarii  füfyrt*)  baö  2)ome3* 
batyboof  159,  unter  burgenses  füfyrt  eö  7968,  unter  bem  allgemeinen  9to* 
men  homines  füfyrt  e$  1287,  unter  bem  tarnen  liberi  homines  füfyrt  eS 
10,097,  unter  bem  tarnen  liberi  homines  commendati  füf)rt  e#  2041 
Männer  auf.  £)teß  ftnb  £eute,5)  bie  alö  ©täbtebürger ,  ober  SBeroofyner 
be£  platten  £anbeö  ber  Ärone  jtnöten.  Ratten  fte  unter  ben  SBafallen  (tef) 
befonbere  6d)uf$erren  ervoäfylt,  fo  fyteßen  fte  liberi  commendati.  2)afür, 
baß  bie  Stäbtebürger  perfönlid)  frei  roaren,  bürgt  bie  ©dnlberung ,  roelcfye 
ba$  Ü)ome0batyboof  son  bem  3uftanbe  vieler  ©täbte  unb  53urgflecfen  ent* 
roirft.  3)er  freie  (Stanb  ber  censarii,  ber  homines  unb  ber  homines  liberi 
erfüllt  sur  ©enüge  aus  ber  £batfaa)e,  baß  tn  ben  93er$etc§nijfen  ber  unmtt* 
telbaren  £er)enträger  foroofyl  censarii,6)  al£  homines,7)  unb  liberi  homines 
mefyrfact)  vorfommen. 

(Snblta)  gehören  ju  ben  -äfltttelfreten  nod)  aroet  jafylreic^e  (Staffen:  bte 
bordarii,  bereu  ba$  2)omeSbatyboof  ntebt  weniger  al3  82,119  unb  bann 
bte  sochemanni,  beren  ebenbaffelbe  23,072  aufjäl)lt.8)  3)er  5lu$brucf  bord 
befagt  im  Gmgltfcfyen  unb  2)ämfa>n,  ,  «£>au$;  bte  Sßebeutung  be$ 
2ßort3  bordarii  ift  bafyer  £ifd)genoffen,  ßeute,  bte  x>cn  ben  großen  SBafal* 
len  in  tr)r  §au$  aufgenommen  rourben.  €>oroor)l  3lngelfaa)fen,  bie  in  ben 
$)ienft  ber  SBafatlen  QBilfyelmS  traten,  als  Normannen  nieberen  ©tanbeS, 
bie  mit  ifjren  ©ebtetern  naa)  Gmglanb  tjerüberfamen,  mögen  in  ber  großen 
3af)l  ber  bordarii  begriffen  fein.  2)te  urfprünglid)e  SBebeutung  be$  2Bort$ 
sochemanni  fann  td?  erft  an  einem  anbern  £)rte  nadjroeifen,  roo  tdj  bte 
fct)nuertge  2er)re  tton  ©afa  unb  6ofa  entrotcfeln  roerbe.  §ier  nur  fotttel: 
<£ofemannen  ftnb  fola)e  2lngelfacr/fen,  bie  §ur  3dt,  als  faft  ganj  (Snglanb 


*)  Ibid.  <S.  497.  2)  Ibid.  i.  373.  u.  377  flg.  3)  Ibid.  @.  382.  9toie  1. 
4)  (Saig  ff,  511  flg.  5)  Ibid.  I,  88.  89  flg.  63  flg.  190  flg.  6)  Ibid.  I,  395. 
')  Ibid.  I,  435.       8)  Ibid.  II,  511  u.  514. 


JBterteS  99u#.  dap.  26.  2)a3  <Dom3baty6udj.  (Sorge  b.  @ro6erer$  f.  b.  ntebcvn  klaffen.  569 

ber  gut$f)errlttf)en  ©eritf)t8barfett  jener  ©aufontge  werftet ,  fid)  »on  biefem 
3ocf)e  frei  ju  erhalten  wußten,  unb  nur  ber  Sabung  »or  bte  alten  ©auge* 
richte  golge  letfteten.  Dfyne  grage  waren  bte  ©ofemamten  grete,  aber  aud) 
bte  53orbarter  fyalte  ta)  für  fola^e,  obgleich  für  grete  nteberer  5lrt.  9feben 
$wölf  <Sofemannen  beö  Jtönigö  2BUt)eIm  werben  jwet  Söorbancr  im  Dornet 
batyboof  al6  3nr)aber  unmittelbarer  Sefyen  erwähnt.1) 

(Sine  $etf)e  weiterer  6tufen  füllte  ben  auSgebelmten  *Kaum  jtütfcfcen 
Dem,  wa$  man  um  jene  Seit  unter  perfönlia^er  greifet  »erftanb,  unb  wirf* 
Ua^er  ©flattern  au$.  Daö  Domeöbatyboof  $äf)lt  224  dimidii  liberi  homines, 
62  Buri,  858  coliberti,  1749  Coscets,  5054  cotarii,  enblio)  108,407 
villani  auf. 2)  Da6  erftgenannte  Sßort  bejeta^net  ben  (Sfjarafter  ber  ganzen 
klaffe.  23on  trgenb  einem  ©ute,  ba$  er  inne  fyatte,  mußte  ber  ^albfrete 
gemeffene  Dtenfte  ju  beftimmter  fyit  leiften,  im  Uebrtgen  war  er  fein  eigener 
#err.  begriff  unb  9kme  coliberti  ift  ben  angelfädjftfajen  9iea)teiquellen 
fremb  unb  muß  au$  ber  SKormanbte  naa)  (Snglanb  fytnübergefommen  fein. 

Der  Ableitung  naa)  befagt  ber  2luöbrutf  foldje  ehemalige  porige,  bie 
üon  einem  unb  bemfelben  £errn  jufammen  fretgclaffen  würben.  Der  gret* 
gelaffene  erhielt  naa)  altfränlifa^em  @ebraua)e  feiten  bie  »olle  greifet,  fon* 
bern  blieb  feinem  $crrn  für  gewtffe  9ht$ungen,  bie  tl)m  berfelbc  gemattete, 
ju  befttmmten  grofynbienften  ober  3fofen  »erpflidjtet. 3)  Die  £)bliegenr)eiten 
ber  Coscet,  ober  cotsedae  (Äotfaffen)  werben  t>on  einer  gletd^ettigen 
Urfunbe*)  folgenbermaßen  befdjrteben:  „je  nad)  £anbe6gebraua)  tragen  bte 
jtotfaffen  »erfdjiebene  Saften:  an  einigen  £)rten  arbeiten  fte  jeben  Montag 
burd)S  gan$e  3al)r  für  ben  ©utörjerm,  im  5luguft  bagegen  (jur  ßrnbte* 
3eit)  brei  Sage  in  ber  S9Soct)e,  auf  anbern  ©ütem  müffen  fte  ben  ganjen 
5luguft  fronten.  Die  Sagearbeit  beftefjt  barin,  baß  ber  $otf)faffe  ein 
Säubert  $aber  fdjneibet,  bafür  befommt  er  eine  ©arbe,  bte  ityrn  ber  ©ut6* 
»ogt  jutfyetlt,  bte  Sanbfteuer  ja^lt  er  nia)t.  (Sin  Äotfyfaffe  foll  wenigstens 
fünf  Sanierte  £anb  (atS  fein  23auertef)en)  r)aben,  wo  mb'glia)  meljr.  Der* 
felbe  tft  fdmtbig,  ben  £erb<$aucf)0$fenning  (bie  ©t.  $eter6fteuer)  auf 
ben  grünen  Donnerstag  ju  entrt^ten,  wie  jeber  freie  üttann;  er  muß 
ferner  baS  ^errenlanb  feines  ©ebteterS  »ertreten,  wenn  Slufforberung 
ergebt,  2Öad)e  an  ber  Äüfte,  beSgleicfyen  am  fö'niglia^en  Sfyiergeljege  (bern 
$arf)  §u  galten"  u.  f.  w. 

Die  6teüung  beS  Cotarius  unterfc^etbct  ftd)  meines  @racf)tenS  nur 
burd)  bie  Dauer  beS  $acr;t»err;ältntffeS  »on  ber  beS  Äotfaffen.  ^ota  rjeißt 
auf  $ngelfä*cf;ftfd£>  eine  §ütte,  ein  53auern!)auS.    Der  ßotner  tft  wie  ber 


4)  (Saiö  I,  385  u.  486.  s)  Ibid.  II,  511.  3)  3^  vettweifc  auf  meine  ©e* 
fc^ic^te  ber  beutfd^en  93olförec^te.  4)  Ancient  laws  of  England.  London  1840.  fol. 
©.  185. 


570 


$afcji  ©regonuö  VII.  unb  fein  ßtitalUx. 


«ftotfaffe  ein  Heiner  $äcf)ter.  2)a  bie  2lnf)änge*(S9lbe  feba,  faffe,  roelcbe 
baS  2öort  Äotfeba  oor  bem  anbern  oorauö  fyat,  fd)roerlict)  o()ne  Sebeutung 
ift,  r)alte  tefy  für  waljrfc^etnnct),  baß  ba£  äufammengefefcte  2ßort  einen  ($rb* 
päcbter,  ber  feft  ftfct  unb  be^ljaXb  baS  ^öferjen  feinen  Äinbern  tyinterlaffen 
fann,  baö  anbere  bagegen  einen  gettyä^tet  bezeichnet,  bem  ber  £err  nact) 
©utbünfen  auffunbigen  barf.  3Mefe  Slnftcht  erhält  einiget  Weitere  ©eroicht 
buref)  ben  begriff  beö  2ßort$  „Sur". 

Ueber  ben  Sur  ober  ©ebure  fagt1)  nemlich  bie  bereits  emäfmte 
Duelle:  „bie  Saften  beS  Suren  ftnb  je  nact)  ber  Dertltc^feit  oerfct)ieben, 
ba  fchroer,  bort  leidster,  t)ter  mittlerer  2lrt.  5luf  manchen  (Gütern  frotjnt 
er  stoei  £age  in  ber  2Boche,  rote  man  e$  tr)m  anfagt,  im  Sluguft  bret 
Sage,  unb  ebenfo  in  ber  &it  oon  Sichtmeß  bis  £)ftem.  2ßenn  er  gracht* 
fuhren  leiftet,  brauet  er  nicht  $u  froren,  fo  lange  fein  *ßferb  brausen  ift. 
2luf  Michaelis  entrichtet  er  10  Pfenninge  Sanbfteuer,  unb  auf  ©t.  Martins* 
tag  23  Pfenninge  fammt  einem  (Sefter  ©erfte  unb  jroei  §ühnern,  auf 
£>ftem  ein  (Sctjaaf  ober  2  Pfenninge,  oon  Martini  bis  Dftern  liegt  er  im 
fyerrfctjaftUcfyen  (Stalle,  fo  oft  bie  9tett)e  an  t£>n  fommt;  oon  ber  Seit,  ba 
bie  SÖtnterfaat  beginnt,  bis  Martini  aefert  er  jebe  SBoctje  ein  3auct)ert 
^errenlanb  unb  bereitet  felbft  ben  (Samen  in  ber  (Scheune  beS  £errn. 
3eber  Sur  §a^lt  ben  ^erbpfennmg,  §roet  ^ufammen  füttern  einen  3agbfmnb, 
jeber  gibt  bem  l)errfa)aftüa)en  (Schweinehirten  fed)S  Srobe,  roenn  berfelbe 
auöfät)ft  auf  bie  (Sichelmaft.  So  folctjeS  ber  Brauel)  ift,  \tattd  man  ben 
Sur,  roenn  er  ben  £of  übernimmt,  mit  bem  l)inreia)enben  glact;S  unb  «£>anf 
5um  ©eroebe  unb  mit  bem  nötigen  £auSratf)e  auS,  gibt  ihm  §roei  Dorfen, 
eine  Jhtf)  unb  fect)S  6a)aafe  in  ben  (Stall,  aud)  roerben  oor^er  fed)S  3«&* 
ctjerte  beS  ju  feinem  £ofe  gehörigen  SanbeS  angeblümt.  Qin  3ar;r  naa> 
bem  er  fo  auSgefteuert  roorben,  beginnt  er  feine  Saften  $u  tragen.  Stirbt 
ber  Sur,  fo  fällt  bie  gan^e  SluSftattuug  an  ben  ©utsherrn  jurücf."  9flan 
fter)t,  eS  ift  ein  lebenslänglichem  ober  ein  ©cfiupflerjen,  baS  ber  Sur  inne  I)at. 

£)ie  Safy  tor  villani  (auf  angelfächfifct)  geneat)  übertrifft  bie  ber 
anbern  ^albfreien  um  mer)r  als  baS  3e^facbe.  2)arauS  ergibt  ftch  mit 
i)ot)er  2ßaf)rfa)einlid)Feit,  baß  bie  villani  in  -DJkffen  jufammen,  b.  I).  in 
Dörfern  wohnten,  roäl)renb  bie  $otner,  Äotfaffen  unb  Suren  vereinzelte 
*g>öfe  inne  Ratten,  gür  bie  $icbtigfeit  biefer  2tnnar)me  jeugen  nicht  nur  bie 
Ableitung  beS  2ÖortS  oon  (villa)  3)orf,  fonbem  auch  (Stellen  in  mehreren 
©efefcen2)  ßbroarbö,  beS  SefennerS,  au6  roelc^en  erbellt,  ba^  an  bem  £)rte, 
voo  bie  villani  root)nten,  in  ber  Siegel  eine  Jlircrje  ftanb,  baß  beffere  unb 
geringere  unter  il)nen  fta)  befanben,  baß  fte  an  %afy  ftarf  genug  roaren, 
um  ein  bäuerliches  DrtSgertcbt  aus  angefel)euen  9}?itgliebern  $u  bilben.  3ch 


«)  Ibid.  6. 186.     2)  Ancient  laws  @.  191,  9iv.  5.  6. 195,  9iv.  24.  toergl.  @«tö  I,  246. 


SßterteS  93udf>.  6a^.  26.  $)aS  SDomSbatyBud&.  @orgc  b.  (Svobererg  f.  b.  niebern  klaffen.  571 


(äffe  roteber  bte  mehrfach  angeführte  ClueKe1)  reben:  „ba$  stecht  ber  vil- 
lani  ift  t)telfacf>  unb  je  nach  ber  £)ertltd)fett  »erfcbteben.  5luf  mannen 
@ütem  jaulen  fte  bie  Sanbfteuer  (Landgablum)  unb  baö  ©raöfchroetn  (ba$ 
3inöfchroetn)  für  2ßiefengenuß,  reiten  unb  fahren  in  ber  grofme,  bebauen 
baö  ^errenlattb,  acfern,  fcbnetben,  mähen,  fällen  im  *ßarfe  £ol$,  tragen  bte 
SBaulaft,  galten  bte  3äune  im  S>tanb,  entrichten  ben  Kirchenpfemting  unb 
ben  Sllmeöfeoh  ober  ba$  Sllmofengelb,  beroachen  ben  §errenl)of,  f)üten  baö 
^ßtet),  letften  Jöotenbienfte,  fo  roett  man  e$  ihnen  befiehlt." 

2)  er  Kötljner  entrichtet  voof)l  ben  Kira?enfchoo$  (ben  ^eterötofenning) 
aber  nicht  bte  Sanbfteuer,  ber  Titiane  bagegen  jal)lt  betbe  unb  überbteß 
ba$  2llmofengelb,  eine  jum  Unterhalte  ber  Sinnen  fett  König  (SthelrebS 
Seiten  auf  jeben  $fiug  gelegte  Abgabe.2)  3etter  ift  nur  bem  ©utSfjernt 
unb  ber  Kira)e,  ber  Kiliane  bagegen  ift  jugteta)  auch  bem  (Staate  »er* 
pflichtet,  (£r  hat  bei  größeren  Saften  unb  auSgebehnterem  Sanbbeftfc  eine 
höhere  Stellung.  2)arau$  folgt,  metneö  (SrachtenS,  baß  bte  Kilianen  unter 
bem  (Sa)u§e  be£  (Staates  ftanben.  Sie  roaren  erbliche  £interf  äffen  be$  @ut$, 
ju  bem  ihr  Dorf  gehörte,  fte  unb  ihre  (£rben  fonnten,  fo  lange  fte  it;re 
Pflichten  erfüllten,  nicht  nnllfürltch  oon  bem  ®utfymn  ober  bem  Schaber 
beä  betreffenben  9J?anertumö  aufgetrieben  roerben. 

3m  ©anjen  ftnb  bie  Saften,  roelaje  auf  ben  §albfreten,  Sillani,  23uren, 
Kötfmern,  Kotfaffen  lagen,  biefelben,  roela)e  »on  ben  Colonen  ober  SBar* 
fchalfen,  freien  ,£>tnterf  äffen  ber  farolingtfchen  Stikn,  getragen  rourben.3) 
5lber  unter  ben  Karolingern  gab  e$  neben  einer  allerbtngf  roachfenben  2>a\)i 
folcher  £albfreten  eine  roett  überrotegenbe  9J?affe  t>on  (Silasen.  SlnberS 
»erhielt  fta)  bie  Sache  §ur  bcü  (Srobererf  Stlhelm  in  (Snglanb.  3  a) 
gehe  jur  legten  Klaffe  ber  engltfa>normanntfchett  ©efellfchaftfoerfaffung,  ju 
ben  völlig  Unfreien,  über. 

3)  a$  Domeöbatyboof  führt4)  nur  25,156  servi  ober  eigentliche  (SHaoen 
auf.  3l;re  @efammt$ahl  »erhalt  fta)  ju  berjemgen  ber  mittelbaren  unb  unmittel* 
baren  Sehenträger  bef  Geichs  runb  rote  5  ju  2,  jur  Summe  ber  liberi  unb 
commendati  liberi  rote  2  $u  1 ,  bagegen  §ur  (Summe  ber  bordarii  rote  1 
SU  3  unb  gar  ju  ben  villani  roie  1  $u  4.  £)er  Unterfdneb  ^rotfchen  einem 
(Sflaoen  unb  einem  ^albfreten  beftel;t  barin,  baß  jener  gan§  oon  ber  Sillfür 
feinet  £errn  abhängt,  namentlich  baß  er  beliebig  oon  feinem  §errn  rote 
ein  (Stücf  33ieh  oerfauft  roerben  fann.  5lnbererfett$  muß  ber  £albfrete, 
roie  ber  gan$  grete,  felbft  für  feinen  Unterhalt  forgen,  roährenb  ber  Sflaoe 
r>on  feinem  ©ebteter  genährt  rotrb.  (Sflaoen  fönnen  baher,  ftreng  genommen, 


*)  9t.  a.  £).  Ancient  laws  @.  185.  2)  SJlan  fe^e  S)u  (Sange,  glossarium  med. 
aevi  sub  voce  eleemosyna  carucarum ;  neue  Stuögabe,  S3anb  III,  22.  @^atte  3.  3)  3)ie 
^Belege  in  meiner  ©efetyie^te  ber  germanifc^en  %i)ltäxeü)te.      4)  (SÜte  II,  514. 


572 


$a6fi  ©regotinö  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


ntd)t  arm  ober  befi£lo$  fein  ober  genannt  roerben,  fo  roenig  als  $f)tere. 
5lrmutl)  ift  ein  Ungtücf ,  ba$  nur  ber  ganjen  unb  falben  gretfyett  juftöft. 

Ä'onig  2Btll)elm  fyat  t>ieT  getfyan,  um  bte  Sage  ber  ©Haoen  ju  Oer* 
beffern,  ja  er  r)at  bte  2lrt  an  bte  SBurjel  beS  UebelS  gelegt.  Uebcratl,  roo 
e$  fta)  um  ©a)u$  für  bte  *Red}tlofen  fyanbelte,  fing  man  in  ber  Siegel  bamtt 
an,  Seben  unb  ©lieber  ber  Unglücfltdjen  gegen  bte  erften  2Butl)au$brüd)e 
erzürnter  £erren  ju  formen.  £>te  alten  @ott)enfömge  ©pantenö  festen 
fcfyroere  (Strafen  barauf,  roenn  grete  e$  ftet)  beigeben  liefen,  t^re  ©Hatten 
$u  tobten  ober  ju  oerftümmeln.  5lber  bief  f)alf  nta)t  siel,  roeil  ber  £err 
in  ber  SQSutt)  fta)  roenig  um  baS  ©efefc  befümmerte,  unb  roeil  er  bei  faltem 
23lute  Maßregeln  ergreifen  tonnte,  um  ein  an  ©flaoen  begangenes  2krgel)en 
ju  oertufa)en.  kräftiger  roar  baS  ©cfyukmtttel  ber  ,fttrcf)enafyle,  roela)e 
bte  meiften  alten  95olf$rect;te  ©flaoen  eröffneten,  beren  Seben  ober  ©lieber 
bte  Sutfy  tfjrer  £erren  bebrofyte.  5lud)  ber  Normanne  S33tlt)elm  fa)lug 
biefen  2ßeg  ein. 

9luf6  geterltdjfte  roafyrte  er  baS  2lfr/lred)t.  2)aS  erfte  fetner  in  beiben 
(Spraken,  normanntfdHtanjöftfd)  unb  in  Satein,  auf  unS  gefommenen  @e* 
fejje1)  lautet:  „grtebe  ber  ^eiligen  iltrdje!2)  3ebem  93erbredjer,  ber,  mag 
er  oerbrod^en  fyaben  roa$  er  roitl,  in  bte  ^irc^e  fliegt,  ift  ßeben  unb  ©lieb 
jugefur)ert.  2ßer  fta)  bennoa)  erfüt)nt,  geroaltfam  in  baS  Slfyl  etnjubredjen 
unb  ben  glüa)ttgen  heranzureifen,  ber  ift  fdmlbtg,  erftlia)  ben  ©eraubten 
jurücfjugeben,  jroettenS  9)?ajeftätSbufe  für  ben  grtebenSbrudj  $u  erlegen. 
©old)e  33uf  e  beträgt,  roenn  ber  SBrud)  an  einer  bifa)öflia)en,  einer  abtetlia)en, 
ober  jeber  anbern  flöfterltdjen  Äirdje  oerübt  roarb,  100  ©anlange,  wenn 
an  einer  *Pfarrfir$e,  20  ©ctjtlltnge,  roenn  an  einer  Capelle,  10  ©a)tlltnge." 

Ü)tefeS  @efe(3  roar  auf  ben  ©dju$  ber  ©flaoen  unb  ^albfreien  beregnet, 
bte  auf  bem  Sanbe  lebten.  2lbfta)tlia)  füf)rt  e$  bie  jttrdjen  tton  ben 
größten  bie  $u  ben  fletnften  t)erab  auf.  3n  ben  Dörfern  gab  e$  $farr* 
firet/en,  unb  jebeS  Sttattertum  Jjatte  roentgftenS  feine  f  leine  Capelle,  ©ernäf 
bem  Slfylredjt  lieferte  ber  (SleruS  pdjtige  ©flaoen  ober  £albfrete  nur  bann 
aus,  roenn  oorfyer  oon  ben  ©ebietern  S3ürgfa)aft  geleiftet  roar,  baß  2)em, 
ber  in  ber  Ätrc^e  ©d)u§  gefua)t  fyatte,  an  Seben  unb  ©lieb  fein  £eib 
gefdjefyen  folle.3) 

^önig  2ßtlf)elm  fdjtrmte  jroettenS  ben  ©flaoen  gegen  ben  Sfltfbrauct; 
beö  füra)terlia)ften  aller  9^ect)te,  roela)e$  bie  §erren  ausübten  unb  gefefclta) 
ausüben  burften.  3d)  fyabe  an  einem  anbern  £)rte*)  naebgerotefen,  baß  bie 
angelfäa)ftfa)en  ®utSr)erren  oor  ber  normanntfd)en  Eroberung  einen  über 
alle  Sflajkn  fcpnbltajen  ©flaoenljanbel  trieben,  inbem  fte  i^re  roetblia^en 


*)  Ancient  laws  ©.  201.  3)  Pais  k  seinte  iglise.  3)  93eftetfe  in  meiner  ©e* 
Wty*  fc«  aSolföred&te.      4)  OUn  ©.  389  flg. 


SSterteö  93udr).  (5a^>.  26.        £)omäbatyfatd).  «Sorge  b.  (fto&ererS  f.  b.  niebern  (Staffen.  573 

porigen  al$  £uren  na*  bem  geftlanbe,  ifyre  männlichen  (sflaven  als  2kr* 
fcfmtttene  in  bie  6aracenen-2änber  verfebacberten.  2Öilf)elm  erlief  wieber* 
fyolte  Verbote,1)  ©Häven  ins  8ut$fattb;  namentlich  aber  anreiben  (©ara* 
cenen),  311  verfaufen.  Um  grünbli*  ju  Reifen,  r)ätte  er  ben  ©flavenfyanbel 
überhaupt  unterfagen  müffen.  2lber  ba6  ging  nicht,  Weil  ein  folcbeS  ©efefc 
als  ein  unerträglicher  (Singriff  in  ba6  (Sigentr/umSrecht  von  ben  ,,©e* 
ftrengen"  verf*rieen  worben  wäre. 

3*  glaube,  baß  obige  Verbote  wenig  fruchteten.  2ßte  f*wer  ift  e6  in 
unfern  Sagen,  bei  forgfältigfter  unb  r)ö*ft  foftfpteliger  ©ränjbewacbung, 
ungefe£lt*e  @in*  unb  9hi6fur)r  von  SÖaaren  (bie  fogenannte  ßontrebanbe) 
ju  vergüten;  viel  fehlerer  muß  bieg  bamalS  gewefen  fein,  fo  gut  auch  fonft 
bie  nermannifche  *ßolisei  war.  DaS  DomeSbatyboof  enthält  Spuren,  baß 
unter  itönig  ffii(r)elm  ein  gewerbsmäßiger  Sflavenljanbel  im  füblichen  (Fng* 
Ianb  betrieben  warb.  2ÖtIf)elm  von  ©arenne  r)atte  bebeutenbe  ©üter  in 
6uffer  um  ben  23urgflecfen  £ewe6.  9cun  r)eißt J)  eS  in  ber  33ef*retbung 
von  2ewe3:  „555er  in  btefem  33urgflecfen  eingoß  fauft  ober  verfauft,  jap 
an  ben  ©tabtamtmann  je  einen  Denar,  ebenfo  muß  vom  jtauf  unb 
$erfauf  eines  £)*fen  je  ein  gartfying,  vom  Jtäuf  unb  Verlauf  eines  9Dcen* 
f*en  je  4  (Schillinge  an  baS  5lmt  entrichtet  werben."  Slllem  5tnfct)etne 
nach  beftanb  in  SeweS  ein  ftarfer  Sttarft  für  93ief)  unb  ©flaven.  9?un 
liegt  biefer  Drt  wenige  ©runben  von  ber  SQfunbung  beS  £)ufefluffe$  in  ben 
jtanal.  SBarum  werben  bie  93ier)*  unb  9Wenföen*3uben  vor^ugSweife  bort 
jufammengelaufen  fein?  3*  benfe,  weil  baS  nafye  Üfteer  unb  wot)l  au* 
bie  f)ülfrei*e  §anb,  welche  bie  Slmtleute  be$  23aron$  von  ©arenne  au$ 
©ewinnfucht  boten,  prächtige  ©elegenfyeit  vergieß,  bie  erfyanbelten  ©flaven 
nach  granfrei*,  na*  Spanien,  na*  9forbafrtfa,  na*  bem  grie*if*en 
£>ften  abjufe^eu. 

Äönig  3ötlf)etm  feilte  ben  itrebgf*aben  bur*  eine  anbere  Maßregel, 
bie  il)m,  Wenn  er  au*  fonft  feine  außerorbentlt*en  Dinge  verrichtet  f)ätte, 
für  ft*  allein  ben  Danf  ber  9J?enf*r)ett  ft*ern  würbe.  Regenten  vom 
atltäglt*en  6*lage  glauben  ir)re  $fli*t  erfüllt  $u  fyaben,  wenn  fte  eine 
9D?affe  gefchrtebener  ober  gebruefter  33efer)le  in  bie  Seit  f)inau$fenben, 
wel*e  fte  ®efe£e  ober  Sßerorbnungen  nennen,  unb  wel*e  fyintenbrem  f)ält, 
wer  ni*t  f*lau  genug  ift,  Winterbüren  ju  ftnben.  ©roße  Männer  erlau* 
f*en  bie  ©erjeimniffe  ber  Statur  5  wenn  fte  ©tnfenbe  aufrichten  wollen,  er* 
werfen  fte  in  benfelben  ben  £f)ättgfettötrieb,  geben  ir)nen  ©elegenfyett  unb 
Anleitung,  ft*  felber  jtt  Reifen. 


4)  Ancient  laws  <2>.  208.  üftr.  41  :  inhibemus,  ne  quis  christianum  in  alienam  pa- 
triam  vendat,  et  maxime  infidelibus.  £)ann  totebev  ibid.  @.  213.  9tr.  15:  prohibemus, 
ut  nullus  vendat  hominem  extra  patriam.      2)  2)omeöbai)boof  I,  26.  (Spalte  a.  gegen  oben. 


574 


$abfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  SetiaUer. 


Siefen  SBeg  fchlug  ber  Normanne  ein,  er  hat  für  ben  «Steg  untere 
brüefter  9J?enfcf>enrecf)te  (StwaS  gesagt,  wa6  ttor  unb  nad)  if)m  fem  gürft 
be$  WlitUMUxQ,  felbft  ntd)t  ber  große  granfe  Marl,  wagte,  ber  fonft  fo 
öle?  für  bte  armen  gröhner  ttjat.  3)a6  fed)^e^nte  ©efefc1)  in  ber  lateint* 
fd?en  (Sammlung  2ßtlt)elmö  beö  (Eroberers  lautet,  wie  folgt:  „wenn  (pa> 
tige)  ©Hatten,  ohne  baß  ber  (Sigenthümer  jtlage  erhob,  ein  3a^r  unb  einen 
Sag  in  unferen  ©täbten,  in  93urgfletfen,  in  allen  mit  dauern  umgebenen 
Drten,  ober  auch  in  unferen  Sagern  verweilt  haben,  fo  erlangen  fte  mit 
felbigem  Sage,  —  bem  §wetten  be$  jweiten  3a^re0  —  gefe^lte^e  greifet, 
unb  frei  ttom  3oche  ihrer  Jtnecfytfdjaft  follen  fte  fein  tmmerbar."  $)a$ 
englifche  unb  normanntfehe  Stecht  gemattete2)  nur  Ziagen  gegen  befttmmte 
*ßerfonen  auf  befttmmte  3eugntffe  hin.  golgltch  mußte  ber  £err  eines  flüajtt* 
gen  ©Hatten  ftdt),  el)e  er  an  gerichtliche  £tlfe  benfen  fonnte,  erft  tterge* 
Wtffern,  baß  ber  glücbtling,  ber  il)m  abfjanben  gefommen  war,  bei  bem 
ober  jenem  Bürger  ober  Beamten  Unterfchletf  gefunben  J>atte.  S&irb  ihm 
bieß  leicht,  ja  in  ben  meiften  gälten  überhaupt  möglich  geworben  fein? 
©ewiß  nic^t!  benn  ber  ©Hatte  fcfywteg,  unb  ber  Bürger,  ber  tr)n  aufge* 
nommen,  fdjwieg  ftct)erlia)  auch,  weil  er  fonft  ©efar)r  lief,  eine  fa)were 
S3uße  ju  leiften. 

StefeS  weife,  großmütige  unb  ttor  bem  gefunben  SCRenfchentterftanb, 
—  Wenn  auch  nicht  ttor  ben  klugen  ber  ©Hattenhälter  —  gerechte  ©efe£  hat 
gut^herrltcher  53o^r)ett  unb  Scannet  gegen  porige  ben  ©tft$af)n  auSge* 
brochen,  fß  fyat  ba$  langfame,  naturgemäße  $erfd)Winben  ber  ©flatteret 
angebahnt.  Gmtem  ©Hatten,  ber  ftdj  burd)  feineu  £erm  mißhanbelt  wußte,  bot 
jebe  ©tabt,  jeber  23urgflerfen,  ja  jeber  Drt,  wo  ba£  föntgliche  Banner  tton  (£ng* 
lanb  wehte,  eine  3ufiucht3ftätte,  nur  mußte  er  ben  Otüden  für  bte  gretr)ett 
wagen.  2ßenn  er  nämlich  ba$  £auö  irgenb  eines  jutterläfftgen  ^Bürgers 
erreichte  unb  bemfelben,  —  fei  e$  auch  noch  fo  hart,  —  ein  3ar;r  lang  für  ©e* 
Währung  beö  UnterfchleifS  arbeitete,  fo  war  er  gefe^lia)  frei.  5lnbere,  bie 
©olcheö  nicht  wagten,  tterbienten  bte  greifet  nicht.  ,  3a  ter  Statur  ber 
Singe  liegt  %ß,  baß  baS  fragliche  @efe£  bte  ©täbte  mit  engltfchen  Slrbet* 
tern  anfüllen  unb  baburch  baö  Aufblühen  berfeiben  mächtig  beförbern,  ba* 
gegen  bie  @ut$beft$er  $u  menfchltd)er  SBeljanblung  ber  ©Hatten  zwingen 
mußte.    9J?an  fann  feine  2Btrfung  an  SBetftnelen  nad)Weifen. 

(Slliö  tfjetlt  eine  Urfunbe 3)  mit,  laut  welcher  Sohn  ßlattermg,  £err 
beö  Ganors  hoffet;,  im  3aln*e  1312,  bem  jweihunbertfünfunb^wanjtgften 
nach  3Btll)elm^  I.  Sobe,  adr)tjet)n  ehemalige  Kilianen  beS  genannten  Wla* 
norS,  bie  mit  £ab  unb  @ut  geflohen  waren  unb  in  ber  ©tabt  9?orwta) 


*)  Ancient  laws  ©.  213.  2)  Sttan  toergl.  $.  93.  ibid.  ©.  236.  9<fr.  45.  3)  91.  a.  £>. 
I,  65.  9lote. 


93ierteö  93ud&.  Qia\>.  26.  <Da$  <Som$bar;bu$.  (Sorge  b.  (Eroberers  f.  b.  nicbern  (Staffen.  575 

Unterfunft  gefunben  Ratten,  gerichtlich  »erfolgte.  9fter)rere  ber  33eflagten 
erfebienen  t>or  ©ericr)t,  unb  jwei  tton  ihnen  beriefen  ftch  auf  baö  ©efe£ 
2Bilr)elm$  L,  bafj  jeber  ©Hatte  ober  ÜBUIane,  ber  unbefcfjriecn  ein  3a()r 
unb  einen  Sag  in  irgenb  einer  föntglidien  ©tabt,  einem  23urgflccfen  ober 
einem  Sager  jugebracht  ^abe,  für  ftch  unb  feine  Üfta&fommen  frei  fein  folle. 
Dö0  ©erid)t  bulbete  feine  (Stnrebe  gegen  $öntg$  2Bt(l)eIm  gretbrtef,  unb 
entfd)teb  ju  ©unften  ber  betben  33eflagten.  9hm  fprfdjt  baö  fragliche  ®e* 
fefc  nur  tton  ©Hatten,  nicht  tton  Allanen.  3)a  gletchrooljl  bie  dichter  tton 
SRorroich  baffelbe  auf  Kilianen  anroanbten,  bie  überbieß  nicht  mit  narfter 
#anb,  fonbern  mit  $ab  unb  ©ut  geflogen  roaren,  fo  fd)emt  hieraus  m 
folgen,  baß  eö  m  Anfang  bc$  ttterjelmten  SctfyrfmnbertS  in  (Snglanb  feine 
©Hatten  mer)r  nach  ttotlem  altem  ^Begriffe  be£  2Öort3  gab  unb  baf  man 
befl)a(b  SBtl^cfm^  L  33efttmmungen  m  ©unften  tton  anberen  klaffen 
beutete,  welche  bie  ©ertd)tfprache  be$  etlften  3ar)rr)unbertö  noch  m  ben 
£albfreten  gerechnet  hatte,  bie  aber  je£t,  ba  feine  geringere  ©dachte  mef)r 
ttorfjanben  roar,  rote  porige  angefeuert  rourben.  Welcher  gortfdjrirt  auf 
ber  33ar)n  ju  allgemeiner  grethett! 

2ßte  für  bie  ©Hatten,  fo  forgte  2Bilr)elm  auch  für  bie  balbfrete  53auer^ 
fäaft  ($nglanb$,  jeboch  in  anberer  SBeffe.  2)te  Slrttfel1)  29—31  in  ber 
lateintfa>franäöftfd)en  @cfe£e6fammlung  befagen:  „Ü)enen,  roelcr)e  bie  ©üter 
bebauen,  barf  nicht  mef)r  mgemttthet  werben,  als  roaö  ^erfommen  unb 
^Pachtvertrag  geftattet;2)  e6  ift  bem  @ut6r)erm  niebt  erlaubt,  bie  ^Bauern 
auszutreiben,  fo  lange  fte  ir)re  ©cbulbigfett  erfüllen.  3)te  auf  ben  ©ütern 
©eborenen  3)  follen  ben  ©utöfjerrn  niebt  böslich  tterlaffen,  noa)  ihre  $flta> 
ten  gegen  bie  §errfd)aft  betrügltd)er  Stßetfe  umgeben.  9hemanb  unterfter)e 
(leb,  einem  flüchtigen  S3auer,  ober  bem  ©gentium,  ba$  er  mit  ftd)  bringt, 
©a)u£  ju  geroa"hren,  fonbern  3eber,  bei  bem  ftet)  ein  folcr)er  glüa^tltng  ein* 
gefunben,  foll  tr)n  anhalten,  baf  berfelbe  fammt  feinem  (Sigcntfmm, 
b.  %  fammt  bem  $ter),  mit  bem  er  geflüchtet  roar,  §u  bem  @ut$l)errn 
jitrücffer)re." 

2)er  lateimfcbe  £ert  braucht  tton  ben  dauern  ben  in  fränftfeben  9^ec^t6^ 
quellen  fo  läufigen  SluSbnuf  colonus,  welcher  ber  angelfädjftfchen  ©prache 
fremb  ift.  ©letchrooht  fter)t  feft,  baß  ntdr)t  eigentliche  ©flauen  (angelfächf. 
theow),  fonbern  nur  villani  (angelf.  Geneat)  gemeint  fein  fönnen.  2>enn 
mit  bem  ©flauen  mochte  ber  ^err  machen,  roaö  tr)m  beliebte,  roäf)renb  ber 
Kiliane,  roie  ^ter  ber  Colone,  unter  gefeilterem  (Schule  ftel)t,  unb  nur  ber 
Kiliane  ober  ©eneat  l)at,  roie  ber  f)ter  erwähnte  Colone,  ßtgentfyum  ober, 
in  normanntfeher  9^ec^t0fpradr)e,  catallum,  chatel.  3m  §tt)eiten  Slbfa^e  roen* 


l)  Ancient  laws  ©.  207.  2)  SOBörtttc^  ne  coloni  vexentur  ultra  debitum  et 

statutum.       3)  Nativi,  uxq\.  batüber  @lliö  I,  76. 


576  *Pabft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  BdtaUtx. 

bet  ber  latetnifche  $ert  —  id)  glaube  abftcf)tlic^  —  ftatt  coloni  ben  gleidC)^ 
bebeutenben  5lu3brurf  nativi  an.  2)enn  bie  coloni,  bercn  Stechte  ber  große 
Normanne  feftftellt,  ftnb  (Srbpächter:  fraft  ©efefc  unb  £erfommen  treten  bie 
66'rme  in  baö  *J3achtverhältntß  ber  $äter  ein. 

9ßilt)ehn  verbietet,  roie  man  fte^t,  jebem  greten  ober  Unfreien,  gutä* 
flüchtige  £mterf  äffen  aufzunehmen,  ©onft  folgt  in  allen  ©efefcen  beö  (Srobe* 
rerö,  bie  trgenb  (Stroaö  unterfagen,  unmittelbar  auf  bie  Sßorte  be£  Verbots 
5lnbrof)ung  ber  6trafe  gegen  Sßiberfyenftige  in  $funben,  Warfen,  6chtl* 
lingen  ober  Pfenningen.  £ter  aber  geflieht  bteS  nicht,  baä  ©efefc  fchroeigt. 
3ft  bieß  nicht  auffallenb?  3e  nun,  ber  Normanne  trifft  auf  anberem 
Sege  Sßorfef)r,  baß  bie  dauern  nicht  al^u  häufig  genötigt  rourben,  bavon* 
julaufen.  2)er  Znt  fährt 4)  fort:  „$)ie  ©utSherren  fotlen  bafür  forgen, 
baß  ir)re  Sänbereten  ftet6  mit  tüchtigen  ^Bauern  befe£t  feien.  2Öo  fte  bieß 
unterlaffen,  rotrb  bie  Dbrtgfett  9*atrj  fcbaffen." 

3)a3  ift,  atö  roenn  ber  jlb'mg  gefagt  ^ätte:  3h*  Sorbö  unb  SfatdjS* 
barone,  roollt  3t)r  gut  fahren  unb  erlaubten  ©erotnn  au$  euren  ^flanerien 
gießen,  fo  ber)anbelt  bie  ^tnterfaffen  gut  unb  fo,  rote  ba$  Siecht  e$  geftattet ; 
roenn  3t)r  aber  auö  @et$  eure  dauern  brücfet,  roerben  euch  biefelben  bavon* 
laufen,  roaS  ich  ntd)t  billige,  boa)  auch  nicht  mit  ©eroalt  lunbere.  Allein 
btc6  rotffet:  im  gall  3*)*  fo  verfemt  hobelt,  roerbe  ich  bie  6aa)e  in  bie 
§anb  nehmen  unb  burcr)  meine  Beamten  bie  neuen  auf  eure  ©üter  gefefc* 
ten  dauern  alfo  fernen,  baß  eure  ilaffe  eö  fvüren  foll.  2)er  S3aftarb 
von  Siouen  erfannte,  rote  man  ftef)t,  unveräußerliche  fechte  ber  nieberen 
klaffen  an  unb  verftanb  bie  ^unft,  burd)  5lngft  vor  baarem  SSerlufte  bb'fe 
©utöh^n  ju  säumen. 

9tod)  eine  anbere  £r)atfacr)e  ähnlicher  5lrt  muß  hervorgehoben  roerben. 
3)a$  2)omeSbar;boof  führt  neben  ber  großen  -IDcaffe  *wn  82,119  bordarii, 
inöbefonbere  anbere  490 2)  bordarii  pauperes  ober  verarmte  «gwuSgenoffen, 
eö  führt  roetter  neben  ben  1287  homines  inSbefonbere  178  pauperes  homines, 
verarmte  £eute 3)  unb  ebenfo  neben  einigen  grauen  eine  mulier  paupercula  auf. 
Daraue  folgt  erftltd),  baß  bie  ©mahnten  grete  ftnb.  Ü>enn  arme  (sflaven 
gibt  e£  nicht,  roetl  5lrm  einen  @egenfa£  von  9tetdj  Vorau$fe£t,  roaö  auf 
6flaven  nicht  vaßt,  internalen  5llle  jufammen  nichts  h«ben.  5lua)  leibet 
ber  <5flave  eigentlich  feinen  Langel,  benn  fein  £err  muß  ihn  nähren,  unb 
roenn  etroa  ber  £err  felbft  in  Strmutr)  verftnft,  fo  rotrb  er  ben  6flaven, 
ber  immer  ein  ©egenftanb  von  Sßertf)  ift,  verfaufen,  rote  ber  fyxatytfom* 
mene  8auer  heut  ju  5^age  feine  Sitnber  unb  $ferbe  verfauft,  für  bie  er 
fein  £eu  unb  feinen  £aber  mehr  beftfct.    gürS  3^eite  ift  an  ftch  flar, 


l)  Si  domini  terrarum  non  procurent  idoneos  cultores  ad  terras  suas  colendas, 
justitiarii  hoc  faciant.       2)  (SlliS  II,  511.       3)  Ibid.  <S.  513. 


ffiiertcö  93ud).  ®a\>.  26.  £><tö  £omgbaty&tt#.  «Sorge  b.CSro&ererö  f.  b.  ntebern  (Staffen.  577 


baß  bie  ^Bezeichnung  einiger  hunbert  Ernten  in  einem  23uche,  ba6,  rote  ich 
unten  feigen  roerbe,  faft  300,000  5D?enfcf)en  fcerfchtebener  klaffen  aitftft$ft, 
einen  befttmmten  ©runb  ^aben  muß. 

9J?etne6  @rad)ten$  ftnb  jene  Arme  für  öffentliche  Unterftü^ung  »orge* 
merft.  deutliche  Anzeichen  einer  georbneten  Armenpflege  fommen  unter 
2Btlr)elm  bem  Eroberer  oor.  Ü)er  SebenSbefchreiber  SanfranfS  er§är)(t  *)/  ba^ 
ber  (£r$btfcr;of  »on  ßanterburty  alljährlich  bie  fefjr  bebeutenbe  (Summe  oon 
500  $funb  Silber  ober,  10,000  (Schillingen  (nach  gütigem  Sertf)  gegen 
100,000  ©ulben)  für  Arme  tterroenbete.  93on  jef>er  galt  eö  in  ber  cf)rift* 
liefen  Kirche  für  eine  ber  fjetligften  Pflichten  beö  33t6tl)um6,  ^ungernben 
33rob  ju  brechen.  Sd)on  in  ben  eifernen  3eiten  ber  fränftfd)en  SDferoroinger 
beftanben  eigene  93er$eichntffe,  bie  fogenannten  TOtterd)en  (matriculae) 2) 
ber  DrtSarmen,  roelaje  au$  ben  @infünften  ber  Strebe  Unterftü^ung  erf)iel* 
ten.  9ftan  fönnte  oerfuebt  fein,  anzunehmen,  baß  £anfranf  jene  Almofen 
einzig  au$  perfönlicher  9J?tlbthättgfeit  gefpenbet  habt.  Aber  bem  roar 
fcbroerltch  fo. 

Seit  bem  Anfange  be6  ahnten  3ahrf)unbert3  ftb'ßt  man  in  ber  englü 
fd)en  ©efdu'chte  auf  Spuren  einer  Armenfteuer,  bie  n>of)I  in  bie  Regierung 
beS  glorreichen  Alfreb  jurüdreicht  unb  unter  bem  tarnen  Sulaelmeffe  ober 
*Pflugalmofen  buref)  ba6  gan^e  S^etcf)  oon  jebem  3odr)e  Ochfen  erhoben  rourbe. 
@in  ©efefc3)  (SbroarbS  beö  älteren,  ber  901  auf  feinen  93ater  Alfreb  folgte 
unb  btö  924  (Snglanb  beherrfchte,  t>rof)t  denjenigen  mit  fchvoeren  Strafen, 
roelche  ftch  roeigern  roürben,  ben  Szfynttn,  ben  $eter6pfenning,  bie  Sulaef* 
meffe  unb  einige  anbere  ftrdr)Itcf)e  Steuern  ju  entrichten.  (Sbenfo  fchärfen 
jroet  SSerorbnungen 4)  ber  Könige  Aethelftan  (924 — 941),  unb  (Sbmunb 
(941 — 946)  bie  Erlegung  ber  nämlichen  Abgaben  ein.  2)aö  ©letebe  gilt 
»on  einer  fachlichen  SSorfchrtft, 5)  bie  in  ben  Sagen  @bgarö  (959—975)  er* 
laffen  roorben  ift,  foroie  tton  einem  roeltlichen  ©efefce 6)  beffelben  Königs. 
Auch  bie  Könige  (£thelreb  (ber  Unberathene)  unb  itamtt  I.  ber  2)äne  ge* 
boten7)  roteberholt,  baß  ber  ^flugalmofen  unoerroetgerltch  15  Sage  nach 
£)ftern  entrichtet  toerbe. 

Alle  biefe  Sa  Jungen  ftellen  bie  Sulaelmeffe  al6  eine  Abgabe  ftra> 
Itcher  9latur  hin,  ohne  3weifel,  weil  e£  ber  ©etftltchfett  oblag,  ben  Ertrag 
ber  $flugfteuer  einziehen  unb  unter  bie  Armen  ju  »erteilen.  Außerbem 
machen  mehrere  Afte8)  ©tljelrebe  Ernährung  ber  Armen  fämmtlichen  ßtn* 
roohnern  be6  9^etcJ)ö  jur  Pflicht.    3a  /  int  ahnten  fetner  ©efeje9)  erflärt 

l)  Vita  Lanfranci  cap.  15.  Opp.  93orjtü(f  (§.  15,  b.  *)  2)te  Setoetfe  Bei  2)u 
(Sange  unter  bem  SBorte.  3)  Ancient  laws  <S.  73.  Mr.  6.  *)  Ibid.  <S.  84  o&en 
u.  104,  Mr.  2.  5)  Ibid.  <S.  400,  Mr.  54.  6)  Ibid.  @.  111,  Mr.  2.  7)  Ibid. 
<§.  131,  Mr.  11.  <S.  136,  Mr.  16.  @.  146,  Mr.  12.  @.  156,  Mr.  12.  8)  Ibid.  @.  139, 
Mr.  46.  <§.  140,  Mr.  51.  <§.  146,  Mr.  6.  9)  Ibid.  <&.  225,  Mr.  3. 
©fröret,  $afcfi  ®regortu$  vu.  23b.  in.  37 


578 


$abft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3dtalter. 


£emrid)  I.,  beö  Eroberers  fetter  9tarf)folger  in  (Snglanb,  feterltd),  baß  bet 
^ö'ntg  von  $edfyt$n>egen  93ormunb  unb  23efa)ü$er  aller  Ernten  unb  2kr* 
laffenen  fei. 

#einrta)  I.  voirb  roofyl  in  ber  ©djule  feines  33aterö  btefen  @runb* 
fa£  angenommen  fyaben.  Sebcnfallö  erhellt  auö  ben  oben  mitgeteilten 
Urfunben,  baß  in  beö  (Eroberers  Sagen  fogar  bte  fletnften  $ärf)ter  angefyal* 
ten  würben,  tfyren  Slntfjeit,  wie  beä  *Peter3pfenntng6,  fo  ber  <Sulaelmeffe, 
abzutragen.  Unter  biefen  Umftänben  fjalte  \§  eö  für  einen  befonberen 
SBeroeie  ber  (Sorge,  tt)ela>  $ömg  2Öür)cIm  für  bte  5lrmen  trug,  baß  er  jene 
Rimberte  in  ba$  3)ome6batyboof,  ein  $)enfmal  von  fo  Ijotjer  SBebeutung, 
aufnehmen  lief. 

Unb  nun  fällt  volles  Stdjt  auf  eine  ljötf)ft  totd)ttge,  aber  von  ben 
angelfäcfyftfdjen  (Sl;rontften,  bte  von  1073  an  faft  unfere  einzige  Duelle  ftnb, 
abfta^tlta)  verf)etmltd)te  Sfyatfacfye,  nämltdfy  baß  bte  nteberen  klaffen  (Sng* 
lanbS,  ba$  etgentlta^e  93oIf,  ftdj  feit  1068  bei  ben  vielen  (Empörungen  be$ 
SlbelS  rul)ig  verhielten,  ja  —  man  barf  fagen  —  eine  geunffe  Neigung 
für  ben  (gröberer  an  ben  Sag  legten.  2)te  angelfäa)ftf$en  ^Bürger  nnb 
dauern  müßten  Ijetllofe  2)ummfö'pfe  geroefen  fein,  Ratten  fte  für  eine 
ntdjt£mi|tge ,  burdj  unb  burd)  verborbene  £)ltgara)te,  roela^e  baö  Sßolf  in 
ba6  (Slenb  ber  Sötftnger  £errftf>aft  ^urücfftür^en  wollte,  §anb  ober  guß 
gerübrt  unb  gegen  einen  gürften  baS  Sa)roert  gejücft,  ber,  roenn  aud)  ein 
grembltng  unb  §albfranjofe,  —  für  ba6  2Bof)l  getreuer  Untertanen  rote 
ein  33ater  unb  ßfyrift  forgte. 

£at  Äöntg  Stlfyelm,  ba  er  mtttelft  jener  jum  $ortr)etle  ber  unter* 
brückten  klaffen  beregneten  (£tnrta)tungen  fajarf  gegen  bie  altgermantfdjen 
begriffe  von  @tgentr)um  verftteß,  eine  völlig  neue  33afm  betreten?  -JReineS 
(SractjtenS  ftnb  if)m  einige  ber  älteren  Könige,  bte  im  Saufe  beS  etlften 
3al)rf)unbert3  ßnglanb  befyerrfdjten ,  bte  §u  einem  gerotffen  @rabe  mit 
gutem  SBetfytel  vorangegangen.  ^Btttyelm  von  9Mme$burty  gibt  in  ber 
metyrfadj  angeführten  merfroürbtgen  ©teile,  roela^e  ba$  ©efyafyren  beS 
angelfäd)ftfct;en  ^eid^fürftentfmmö  fa)tlt>ert,  ju  verfteljen,  baß  biefe  Herren 
üjre  ^mterfaffen  erft  ausbeuteten  unb  bann  luntenbrem  in  bte  (Sflaoeret 
verfauften. 4) 

£>te  9flaffe  ber  abeltgen  ©utSunterttyanen  befaß  alfo  von  £au6  au$ 
ein  Heiner  (Sigentlutm,  b.  %  mit  anberen  Korten,  bie  9ftel)r§ar)l  Derer, 
roeltöe  bte  ®üter  bebauten,  beftanb  fa>n  in  ben  fpäteren  angelfäd)ftfd)en 
Seiten,  rote  unter  Äöntg  Stll)elm,  nta)t  aus  6flaven,  bte  fein  (Sigen* 


')  <§at>Üe  <S.  102  gegen  oben:  vulgus,  in  medio  expositum,  praeda  erat  potentio- 
ribus ,  ut  vel  eorum  substantiis  exhaustis ,  vel  etiam  corporibus  in  longinquas  terras 
distractis,  acervos  thesaurorum  congereret. 


33terte$  93uc§.  <&ap.  26.  £>a$  £om$baty&ucij.  (Sorge  b.  (Sro&ererS  f.  b.  ntebetn  (Haffen.  579 

tf)iim  haben,  fonbern  auö  §albfreten,  au3  Allanen,  23orbnern,  itotnern. 
(Srft  Wenn  ber  gutö^crrltc^e  2lmtmann  btefelben  burd)  allerlei  (Srttreffungen, 
bura)  wtllfürltdje  Erhöhung  beS  fachte  unb  ber  Saften,  abgefchröpft  l)atte, 
griff  man  ben  dauern  an  ben  Selb,  ©o  ging  e$  auch  auf  bem  geftlanbe. 
konnte  ber  Colone  ober  £ef)enbauer  ntd)t  mel)r  jaulen,  fo  befyanbelte  man 
tr)n  als  fäumtgen  ©cbulbner  unb  ^telt  ftch  an  feine  §aur.  Der  93erfauf 
in  bie  ©flatteret  beefte  als  lc£te$  3ahfang6mtttel  bte  SRücfftänbe. 

2Bor;er  famen  bte  $al)lretd)en  ^Marren,  bereit  $orhant>enfetn  baö  3eu9/ 
niß  beö  93enebtfttncr$  ttorau^ufefjen  nötigt.  $mi  gälle  laffen  ftd)  ben* 
fen:  entweber  ftnb  jene  Sauern  au$  bem  ehemaligen  ©tanbe  ber  greihett 
in  halbe  ©flatteret  Ijcrabgebrücft ,  ober  umgelernt  au6  ganzer  ©flatteret  in 
bte  beffere  Sage  tton  £albfreten  emporgehoben  roorben.  Dafür  baß  2e$te* 
reö  ber  gall  geroefeu  fei,  bürgt  bie  allgemeine  Erfahrung  bee  geft(anb6, 
ja  man  fann  fagen,  ber  Sf)rtftenl)eit.  9?ach  (Sntftehung  germanifd)er  Sketche 
auf  altrömifd)em  23obeu  ftnben  fta)  überall  Staffen  tton  ©Hatten,  beren 
©tellung  allmältg  in  ftettgem  gortfa^rttt  J)auptfäc^ltc^  burd)  ben  Einfluß  ber 
Jltra^e  eine  beffere  wirb.  Da  nun  bte  3&fyl  bei  ttollen  porigen,  bie  ba$ 
Dome6bat;boof  aufführt,  auffallenb  Hein  tft,  fo  fcfjetnt  bie  2krmutf)ung  ge* 
rechtfertigt,  baß  ttor  ber  Eroberung  (Snglanbö  burch  Wilhelm  trgenb  ein 
(Sretgniß  eintrat,  in  golge  beffen  außerorbentltd)er  2Beife  tttele  ©Hatten  $u 
einem  J)al6freten  3uftanb  fta)  emporarbeiteten. 

Sann  unb  wie  wirb  bteö  gefchefjen  fein?  Meines  Qrrachtenö  itnter 
JtÖnig  (£thelreb  bem  Unberathenen,  unb  mitten  in  ben  Drangfalen  ber 
2Btftnger  £errfd)aft !  3cb  ftüfce  mich  auf  folgenbe  ©rünbe:  erftlta)  erzeigte 
^önig  (Sthelreb  in  ben  ©efe&ett,  bte  er  um  1008  erließ,1)  ben  tterarmten 
klaffen  ber  angelfächftfchen  23ettölferung  eine  ^he^no^)me/  ^on  *>er  ftc*?  fonft 
faum  ein  SBetfptel  ftnbet,  unb  bte  auf  eigentümliche  Slnl&ffc  ^tnwetöt. 
3wettenö  hielt  §ur  Seit  be$  nämlichen  Königs  —  angeblich  im  3ar)r  1009  -— 
(£r$btfd)of  (Slfegg  tton  (Santerburty  ju  Reitham  eine  ©r/nobe,  welche  unter 
anberen,  bura)  ben  bamaligen  -ftothftanb  h^^r gerufenen  SSefchlüffen,  fol* 
genben2)  faßte:  „3n  3ufunft  fallen  gerechte  ©efefce  in  göttlichen  wie  in 
weltlichen  Dingen  gegeben  unb  befter)enbe  Mißbrauche  forgfälttg  abgefdjafft 
Werben,  auch  Wirb  unfer  ©treben  bar)m  gerichtet  fein, 3)  baß  bte  im  Hölter* 
recht  begrünbete  Stürbe  eines  jeben  Menfdjen,  fei  er  arm  ober  reich,  ttoöe 
Slnerfennung  ftnbe."  Dtefe  begriffe,  felbft  bte  9lu$brüde,  welche  ihnen 
jur  £ülle  bienen,  ftnb  fonft,  meinet  2Biffen3,  im  Mittelalter  unerhört; 
eine  förmliche  Slnerfennung  allgemeiner  Menfchenrechte,  ohne  Sftücffuht  auf 
©tanb,  ©eburt  unb  33eftfc. 

4)  Ancient  laws  <S.  129  flg.  2)  Ibid.  @.  135,  audj  Bet3Ran|?  XIX,  @.  300 
3)  S5et  Xtxt  lautet:  ut  deineeps  cuilibet  homini  tarn  pauperi  quam  diviti  juris  gentium 
dignitas  concedatur. 

37* 


580 


$afcfl  ©regoriug  VII.  unb  fein  3eitaltet. 


Sarum  führte  bte  93erfammlung  (Senljam  eine  fotcf>e  Spracbe? 
Erinnern  *)  wir  uns,  baß  laut  bem  ßeugniffe  jener  sßrebtgten  SulfftanS, 
Wel#e  bte  einige  Duelle  ftnb,  bte  über  bte  inneren  ßuftänbe  QmglanbS  tu 
jener  fürdfyterltdjen  Seit  2lufftf)tuß  geben,  eine  Spenge  üerjwctf elter  ©emetn* 
freien  baS  Sanb  »erließen  unb  baß  weiter  Saufenbe  sott  ©flauen  ju  ben 
(Seeräubern  flogen,  in  tfyre  $etr)en  eintraten  unb  mit  tbnen  baS  SReta)  t>er* 
beerten,  (Stferne  9totlj  brängte,  gegen  btefe  jwei  Uebel,  welcbe  bie  ©efell* 
fa^aft  mit  völliger  5luflöfung  bebrorjten,  9Sorfer)r  $u  treffen. 

(SS  gab  fein  anbereS  Littel,  als  baß  man  erftltdj  bejüglicf)  ber  tier* 
armten  greten  bie  öer)re  allgemeiner  ^enfa^enrea^te  aufftellte  unb  bemge* 
maß  bte  (Srnäljruttg  berfelben  auS  (Staatsmitteln  t>erl)ieß,  unb  zweitens, 
bejügltd)  ber  Sflasen,  baß  man  t(;re  Sage  tterbefferte,  b.  r).  baß  man  £)te* 
jenigen  unter  benfelben,  welken  Sljatfraft  ^getraut  werben  mußte,  auS 
völlig  unfreiem  Stanbe  in  einen  Ijalbfreien  fcerfefcte. 

Detter,  welche  $ro»in§en  (SnglanbS  werben  ben  beeren  ber  Räuber 
ben  §af)lretd)ften  3uwad)S  flüa^ttger  ©flauen  geliefert  fyaben?  deines 
(Srad)tenS  bte  nörbltcfyen  unb  norböftlia^en,  weit  bie  Stfinger  ttor^ugSweife 
bort,  unter  einer  tfjnen  ftammtterwanbten  SBettölferung,  fta)  Umtrieben.  2)iefe 
*ßrotttn§en  ftnb:  9?ortfmmbrien,  baS  oftltd)e  Verden,  ober  nad)  ©raffdjaften 
geregnet,  bte  Stiren  §)orf,  Stncoln,  9?ottingf)am,  Ohttlanb,  Huntington.  2Bof)lan 
bte  eben  entwicfelte  SBermutfmng  wirb  bura)  gewittrige  Sfyatfadjen  beftättgt, 
faft  jur  ©ewißfyeit  erhoben.  £)aS  2)omeSbatyboof  weist  in  §)orffr;ire2) 
neben  105  £ef)enträgern  ber  $rone,  neben  222  Unterttafallen,  neben  1819 
Sorbnern  unb  5079  SSillanen  gar  feinen  S  Hatten;  ebenbaff elbe 
Weist3)  tu  Sincolnffytre  neben  92  unmittelbaren,  414  mittelbaren  $af allen, 
neben  4024  23orbnem  unb  7723  Kilianen  abermal  gar  feinen  Sfla* 
tten;  eS  weist4)  femer  in  Huntington  neben  35  £)ber*  unb  85  Unterlegen* 
trögern,  neben  490  S3orbnern  unb  1933  Kilianen  feinen  ©flauen;  cS 
Weist  in  sRutlanbffytre, 5)  neben  7  großen  4  flehten  Qkfallen,  neben  109 
93orbnem,  730  Kilianen,  feinen  Sflasen;  eS  weist  enbltct)  in  9?ottütgr)am* 
ffytre6)  neben  50  Maronen,  138  Unterttafallen,  1101  SBorbnern,  2603  %iU 
lanen  nur  26  ©flauen  auf.  2)tefe  Siffexn  reben.  3n  bem  9ftaaße,  wie 
bie  2)td)ttgfeit  rein  angelfäd)ftfd)er  33eoölferung  wädjSt,  nimmt  aud)  bie 
3a^l  ber  ©flauen  §u. 

Ü)te  Stftnger  $mfädft  fyett  wentgfienS  eine  gute  Seite  gehabt: 
fte  nötigte  ben  lanbfäßigen  5tbel  ju  menftt)Itd)er  33er)anblung  ber  Sflatten. 
SDfan  ftef)t,  bie  5lnwefenf)ett  ber  9*aubfd)aaren  wirfte  §u  ben  Reiten  (£tr)el* 
rebS  auf  äf)nltcr)e  SÖetfe,  wie  ein  l)albeS  3al)rr)unbert  fyäter  bie  »on  2Btl> 


*)  Oben  @.  17  flg.  21.  2)  ©tliö  II,  508  flg.  3)  Ibid.  @.  465.  *)  Ibid. 
6.  458.       6)  Ibid.  @.  479.       6)  Ibid.  6.  476. 


93ierte$  23ucf).  (§,ap.  27.  $arlamentarifcr)e  93erfaffung  ©nglanbg.  j)aö  2ßort  feudum.  581 

heim  bem  Eroberer  in  ben  föntgticben  @täbten  unb  Burgflecfen  für  flüchtige 
6flasen  eröffneten  2lftyle.  Sllletn  unter  ben  fyäteren  $m;tlingern  unb  wäljrenb 
ber  fchwadjen  Regierung  (Sbwarbö  beä  BefennerS  üerfuchten  eö  bte  angelfäcbft* 
fd)en  Dltgarchen,  ba3  9)?aaß  ber  fechte,  welche  Stelen  ju  Titianen  beförberten 
ehemaligen  ©flauen  auS  3^ott>  eingeräumt  korben  waren,  ju  üerfümmem 
unb  biefelben  in  solle  ©flatteret  surücfytftürjen.  ®leta>tel:  Begriffe  von 
allgemeinen  Menfchenrechten  liefen  einmal  in  ber  ©efellfchaft  um.  Defto 
für/ner  fonnte  ber  Normanne  mit  feinen  Berbefferungen  soranfchretten. 


2)er  ®taat,  ben  ©tlljelm  in  (Snglanb  grünbete,  roefentltcr)  »erfcfyieben  r>on  bem,  roeldjen  er 
antraf:  er  glicr)  einem  Drganiömuö,  »ermöge  beffen  fein  ©lieb  mefyr  tfyun  burfte, 
roag  ber  <Selbftfucr)t  beliebte,  fonbern  jeglicfyeö  mufte  ftd)  ben  ©efefcen  beö  ganzen 
JtörperS  fügen.  3)er  Jlöntg  befdjränft  burcr)  bte  93efugnijTe  ber  geijtlidjen  unb  icelt* 
liefen  ©rofjen,  bte  auf  bem  Parlamente  tagen  unb  ifyren  2Biüen  ju  erfennen  geben. 
£)ie  tSrofjen  Ijintüieberum  befcr)rdnft  gegen  Oben  burd)  bie  2Jiacr)t  ber  tone,  ber  fte 
Ijerfömmlidje  (Steuern,  in  gälten  ber  9iotlj  baö  2)anegelb,  unb  überbiep  bie  reget* 
mäßige  Slbgabe  beS  Se^enetntrtttö  ober  baö  3telemum  gu  entrichten  fyaben.  (Eine 
(Sdjranfe  nacit)  Unten  für  bie  ©rofjen  ftnb  bie  fechte  ber  niebern  (Staffen,  iüeldje  ber 
Jlontg  unerfdjütterlicr)  aufrecht  J)ält.  2)er  eingetretene  2Becf)fel  ffciegelt  ftcf)  in  bem 
SluSbrucfe  feudum  ab,  ber  jtatt  beö  älteren  beneficium  in  ©ebrauef;  fommt. 

3)er  <&taat,  ber  im  DomeSbatyboof  unb  in  ben  ©efefcen  SBilhelmö 
$um  Borfchetn  fommt,  ift  ntc^t  mehr  nach  bem  bt6  balu'n  im  Mittelalter 
üblichen  Baurtffe  aufgeführt.  2)er  Normanne  fyat,  obgleich  alte  tarnen 
—  boch,  wie  wir  fehen  werben,  nur  $um  Xtyil  —  fortbauerten,  (StwaS 
9?eue$  gefc^affen.  Unter  einem  ©antreten  tterftanben  bie  alten  ©ermatten 
unb  tterfte^en  —  wentgftenS  naa?  meiner  Beobachtung  —  bie  meiften 
SWenföen  l?eute  noch  einen  folgen  £errn,  ber  thun  fann,  was  ihm  bdkbtf 
unter  einem  ©flauen  ein  folcheS  ©efchöpf,  ba$  thun  muß,  wa£  man  ihm 
befiehlt.  Dtefe  Begriffe  paßten  nicht  mehr  auf  baS  »on  Wilhelm  in  @ng* 
tanb  errichtete  deicht  Weber  auf  baS  <£>au£t,  noch  auf  bie  ©lieber  liefen 
fte  ftch  anwenben.  Wilhelm,  ber  ^ö'nig  Britanniens,  fonnte  nicht  naa) 
freier  2Btü*für  fchalten.  3)enn  erftlia)  waren  ihm  bie  §änbe  gebunben, 
gegenüber  bem  einflußreich ften  unb  mächttgften  ©tanbe  be$  neuen  Staats, 
ich  meine  gegenüber  bem  höheren  (£leruS. 

3ene  Verträge  mit  9tom  t)atten  gleicbfam  ein  <Steb  zubereitet,  bura) 
welche^  alle  Diejenigen,  Welche  auf  Stühle  unb  Abteien  beförbert  werben 
wollten,  htobwehfaufen  mußten.  DaS  fragliche  Sieb  geftattete  aber  nicht 
mehr  bloßen  ©ünftlingen  beS  «§of$,  fonbern  nur  «Solchen  ben  Durchgang, 
Welaje  Bürgfdjaften  gaben,  baß  fte  als  Bifchb'fe  ihre  Pflichten  gegen  bte 


582 


Sßafcft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtitaUtx. 


Mixa)e  gewiffenhaft  erfüllen  würben.  (§3  genügte  ntct)t  mef>r,  baß  —  rote 
eö  in  ©ermanten  unb  in  ben  meiften  deichen  beS  2lbenblanbe6  ber  gall 
war  —  ber  Jtönig  erflärte:  ia)  will  ben  unb  ben  jum  SBifcfjof  ^aben, 
fonbern  ber  vorgefctjlagcne  Bewerber  erhielt  bte  2ßetf)e  unb  mit  ir)r  baS 
5(mt  erft  bann,  wenn  er  auch  betn  $abfte  ober  für  anbere  gälte  bemjentgen, 
welchen  ber  Cßabft  ju  feinem  (Stellvertreter  in  (Snglanb  elngefefjt  fyatte, 
nämltd)  bem  (Srjbtfcbofe  von  (Santerburty  gefiel.  *ßabft  aber  unb  (Srsbifdjof 
Riepen  nur  bte  Erhebung  (Solcher  gut,  von  benen  fte  bte  Ueberjeugung 
hegten,  baß  bte  23eftättgten  nie  unb  nimmermehr  aus  SBohlbieneret  für  ben 
£of  bte  fechte  ber  Kirche  —  unb  btefe  fechte  Ratten  einen  wetten  Um* 
fang  —  preisgeben  würben.  Sobann  übten  bte  alfo  ernannten  23tfcf)öfe 
unb  Siebte  vermöge  tl)re3  @i$e$  im  9ieid)Stage  ober  Parlament  —  wovon 
unten  bte  9^ebe  fein  wirb  —  fyochwtdjtigen  Einfluß  auf  bie  SSerroaltung 
M  <5taat$.  Wlan  muß  bat)er  benennen,  baß  burd)  bte  von  2Btlf)elm  ein* 
geführte  StaatSorbmtng  bte  gretyett  ber  ßrone  —  baS  SQSort  im  oben 
entwickelten  (Sinne  verftanben  —  merflid)  befdt)ränft  rourbe. 

9?id)t  minber  waren  §wetten3~  bem  Röntge  bie  ,£>änbe  gebunbelf,  gegen? 
über  ben  r)ot)en  weltlichen  93afallen,  ober  ben  3ur)abern  ber  vielen  im 
£>ome6t>ar;boof  aufgeführten  ■äflanerteu.  Dirne  tr)re  Einwilligung  burfte  er 
fein  @efe£  erlaffen,  feine  neue  (Steuer  ergeben,  überhaupt  nichts  2Btd)tigeS 
vornehmen.  5Jud)  befaß  er  nicht  bie  9)?aa)t,  trgenb  einen  3Safallen  —  ob? 
gleich  ber  gan^e  Stanb  fein  ©efcbövf  roar  —  willkürlich  abjufefcen,  fonbern 
über  foldje  gälle  entfa}teb  baS  9?ormannenred)t ,  weldieS  $.  23.  2Btlr)elm 
nötigte,  baS  £eben  beS  £ochverrätherS  Stöger,  EarlS  von  §ereforb, 
ju  fronen,  foroie  baS  t)ba)fU  SanbeSgericht,  bie  curia  regia,  in  welcher 
Männer  faßen,  bte  ihren  eigenen  Spillen  Ratten  unb  bie  fechte  beS  StanbeS, 
bem  fte  angehörten,  hartnäckig  vertl;eibtgten.  Srvax  *>cm  Scheine  nach  führte 
baS  herrfchenbe  (Staatsrecht  auch  in  anbern,  altern  deichen  ähnliche  (Schranfen 
gegen  fönigltche  2ötllfür  auf,  inbem  eS  bie  gürften  verpflichtete,  Einwilligung 
unb  9ktl)  ber  t)Ol)m  23afallen  einzuholen.  2lber  btefeS  Stecht  roar  fonft 
ntrgenbS  §ur  vollen  Wahrheit  geworben,  im  normannifchen  Euglanb  bagegen 
verwanbelte  fich  bte  (Schranfe  in  gletfcr)  unb  23lut. 

2Bie  bte  greifet  beS  £au:ptS,  fo  engte  ber  von  bem  Normannen 
gegrünbete  <Btaat  aucb  bte  greifet  ber  2lrme,  ber  £änbe,  ber  23ruft, 
ich  will  fagen  bie  SBillfür  ber  fytyan  unb  niebern  Sßafallen  gewaltig  ein. 
9cad)  £)ben  unb  nach  Unten  würben  benfelben  fefte  unüberfchrettbare  ©rängen 
Vorge$etd)ttet.  $öntg  Stlhelm  bewilligte  ben.  ^ronvafallen  wefentltche  fechte, 
namentlich  gewahrte  er  freiwillig  unb  mit  voller  £anb  3)aS,  waS  bte  meiften 
gürften  beS  geftlanbS  lange  ju  umgehen  gefugt  hatten,  unb  waS  fte  boc$ 
§ule$t  alle  jugeftehen  mußten,  bte  Erbltdjf  eit  ber  Sehen;  ich  fage,  er  ge* 
Währte  btefe  n)tct;ttcje  33efugniß,  unb  jwar  meines  Erad)tenS  barum,  weil 


S3terte$  93uc$.  ®ap.  27.  *)3arlamentartfdje  93erfaffung  ©ngtanbS.  35aö  2Bort  feudum.  583 

er  erroog,  baß  SBorenthaltung  rotber  bte  Natur  ber  $)tnge  ftretten  würbe 
unb  barum  unausführbar  fei.  2)a3  fünfte  feiner  latetntfchen  ©efe^e1) 
lautet,  roie  folgt:  „2Btr  wollen,  befehlen  unb  gewähren ,  baß  alle  freien 
Sflänner  ber  ganzen  Monarchie  unfereS  englifa)en  JlimtgretchS 2)  ihre 
Sänbereten  unb  ©üter  in  gutem  grieben  mite  ^aben,  gefiebert  gegen  jebe 
ungerechte  53efa)a^ung  unb  alle  33eben,3)  alfo  baß  man  nichts  oon  ihnen 
forbern  ober  nehmen  folt,  als  bte  Setftung  ber  freien  (ba$  \)z\$t  ber  frei? 
rotlltg  »on  ben  33afallen  felbft  bei  ber  2er)enöübemal)me  jugefagten)  £)tenfte, 
roela^e  fte  un$  tton  Necr)t$  roegen  fc^ulbig  finb  vermöge  ber  Uebereinfunft, 
burd)  roelctje  tf)nen  mit  (Stnroilligung  ber  Nath3t>crfammtung  be$  ganjen 
Netch$  erblicher  SBeft^  ber  &hen  für  alle  Seiten  jugeftanben  roarb." 

SSorerft  tft  flar,  baß  Äönig  SBilljelm  hier  auf  eine  allgemeine  93er* 
fammlung  ber  <Stcmbe  S3ejug  nimmt,  roelct)e  föntglia^e  Vorlagen  in  ber 
Art  gut  geheißen  hatte,  baß  burch  tl>re  (Stnroilligung  bte  93orfa)läge  §um 
Neicr;ggefe$e  rourben.  Die  (Efyronifen  fchroetgen  fcon  biefem  Neich^tage, 
nur  ba6  erjagen  fte,  baß  2Bilr)elm  in  bem  ober  jenem  3ar)re,  roie  23. 
1071  nach  ber  Nütffehr  oom  gelbjuge  gegen  Northumbrten,  im  £erbfte  1074, 
bann  roieber  an  Setlmachtett  1085  §u  ©lofter  große  SSerfammlungen  feiner 
SBarone  hielt.*)  Auf  einer  folgen  3uf ammenfunf t  muß  ba£  gefeiert  fein, 
roaS  obiges  @efe£  anbeutet.  Sehnliche  93erfammlungen  fommen  h^fe  fa 
ber  ©efchichte  (SnglanbS  nach  2Btlf)elm  L  fcor  unb  .et  tft  fein  ßwetfel,  baß 
feine  Nachfolger  ebenfo  rote  er  über  rotehtige  Angelegenheiten  ben  Nath  ber 
S3arone  t)örten  unb  ftcf)  ihrer  dnftttttftimg  mftcherten. 

$)te  fraglichen  93erhanblungen  felbft  erhielten  fyäter  ben  Namen  $ar* 
lament,  ein  Auäbrucf,  ben,  roie  ich  früher5)  geigte,  bte  normanntfehen  Neun* 
chrontften  be6  12.  3ahrfmnbert3  fcr)on  auf  öffentliche  SBeratfmngen  an* 
roenben,  bie  p  Anfang  be$  11.  3ahrhunbert$  unb  bann  roieber  nach  ber 
SNttte  beffelben  in  ber  Normanbte  ftattfanben.  Allen  Anzeigen  nach  tft 
ba£  Sort  mit  ben  (Eroberern  nach  (§nglanb  l)tnüber  gefommen.  SvtotxfäU 
lieh  barf  man  baljer  behaupten,  baß  bte  parlamentartfche  93erfaffung  (Sng* 
lanb$  fchon  ju  ben  fyikn  StlhelmS  L  begann,  roenn  auch  ber  Auöbrucf 
Parlament  —  roa$  allerbtng$  ungeroiß  —  bamalS  noch  nicht  gebräuchlich 
geroefen  fein  follte. 

*)  Ancient  laws  (£.211  unten  flg.  2)  Omnes  liberi  homines  totius  monarchiae 
regni  nostri  praedicti.  Wlan  bemerfe ,  wie  bebaut  unb  mit  Welchem  SRadjbrntf  er  fyier 
ba$  2Bort  monarchia  einfügt,  um  anzeigen,  baß  er  allein  £err  unb  .ftontg  fei  unb 
bleiben  rootte,  obgleich  er  ben  @tänben  große  Steckte  gewahre.  3)  Libere  ab  omni 
exaetione  injusta  et  ab  omni  tallag io.  ßefctereg  ©ort  bejeidjnet  foldje  Abgaben, 
toelcfc  Sefjenljerren  tvitlturlid)  r-on  £interfaffen  eintrieben.  2)afjer  wirb  bem  £auptir>orte 
tallagium  fydufig  ba$  Jöeitoort  injustum  jugefugt.  SWan  »ergl.  £)u  (Sange  tallia ;  S3anb 
VI,  496  ber  neuen  Sluggabe.  S)ie  urfVrünglic^e  93ebeutung  beö  2ßortö  iji  ^erb^otj. 
*)  Flores  histor.  ©.  636.  638.  ©nc^eöne  6.  535,  c.  u.  oben  @.  552,     6)  Oben  @.  359. 


584 


$abfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


3weitenö  erhellt  auö  ben  Sorten  beö  angeführten  ©efefceö,  baß  ber 
jtönig  jvoar  bie  ßuftcherung  gab,  feine  ungerechten  €;d)a£ungcn  unb  nament* 
lia)  feine  23eben  oon  ben  £el)enträgern  ju  forbern,  aber  gleichwohl  festere  für 
oerpflidjtet  erflärte,  gewiffe  rechtmäßige  2)tenfte  §u  leiften,  bereu  ©ilttgfeit, 
rote  er  fagt,  bie  allgemeine  Nathöoerfammlung  beö  Netchö  anerfannt  fyabc. 
Söorin  beftanben  nun  biefe  2)tenfte?  olme  grage  jundct)ft  barin,  baß  alle 
^ronoafallen  jeben  Slugenblicf  bereit  fein  mußten,  in  eigener  $erfon  unb 
mit  «£)ülfe  i^rer  £interf  äffen  ben  Äönig  unb  feine  9fecbte  überall  innere 
unb  außerhalb  ber  ©ränjen  beö  Netcheö  (Snglanb  ju  oertheibtgen.  2)ret 
©efe£e l)  Silhelmö,  bie  ber  nämlichen  Sammlung  einverleibt  fmb,  fdjärfen 
eben  biefe  ^füd)t,  unb  §war  mit  £tnweifung  auf  bie  jugeftanbene  (Srblta> 
feit  ber  £et)en,  fämmtlichen  ^afallen  ein.  2lber  mit  bem  bewaffneten  23et* 
ftanb  war  ber  Umfang  ber  Seiftungen,  welche  ber  ilönig  von  feinen  Sehens 
trägem  forberte,  bei  Leitern  nicht  abgefd)loffen,  vielmehr  ftef)t  feft,  baß 
er  unter  ben  rechtmäßigen  2)tenften,  §u  welchen  bie  Sßafatlen  gegen  ihn  Oer* 
pflichtet  feien,  auch  Abgaben  an  ©elb  ober  an  Naturalien  begriff,  bie  ihn 
ihn  ©taub  fefcen  follten,  ein  ftef)enbeö  6ölbnerf)eer  §u  halten  unb  im  Nott)* 
falle  bie  Sreue  unb  ben  ©efjorfain  abgeneigter  SBarone  geroaltfam  $u  er* 
fingen. 

SStele  ber  Sänbereten,  welche  ber  Normanne  nach  ber  (Eroberung  bem 
angelfächftfchen  5lbel  entriß  unb  unter  feine  SBarone  oertr)eilte,  fetten  äu 
ben  3c\kn  (Sbwarbö  an  bie  jfr-one  gewiffe,  bura)  baö  ^erfommen  feftge* 
feilte,  Abgaben  entrichet.  3m  2)omeöbatyboof  ftnben  fta)  SBewetfe,  baß  bte 
neuen  normanmfeben  SBeftljer,  2Bilf)elmö  ©roßoafallen,  biefelben  Saften  in 
gleicher  5lrt,  rote  ihre  angelfächftfchen  Vorgänger,  abtragen  mußten,  unb 
baß  ber  Äönig  ©äumtge  §ur  Nechenfchaft  §og.  3d?  gebe  einige  33etfyiete. 
3n  ber  23efchretbuug  oon  SBarroicf  J>etßt 2)  eö:  „ju  Sarroicf  beft^t  ber 
^önig  113  Käufer,  112  anbere  gehören  oerfd)iebenen  SBaronen  beö  SRetchö, 
aber  auö  allen  jufammen  begeht  bie  $rone  (Steuer."  (£benfo  jtnöten3) 
»tele  Batterien,  roelche  Noger  oon  -äftortatn,  2Bilf)elmö  ^albbruber  unb 
SRabulf  oon  Stmeö  in  ©omerfetfhtre  befaßen,  an  benachbarte  £auptr)öfe 
beö  ^öuigö.  3n  £>eoonff)tre  lag  ein  großes  @ut,  5llfemtnfter,  baö  früher 
im  23eft£e  (Sbwarbö  geroefen  unb  nach  ber  Eroberung  in  bte  £änbe  Sil* 
heim  gelangt  war.  $on  btefem  <5cha&f)ofe  wirb  gemelbet: 3)  „nach  5llfe* 
minfter  fchulben  bie  Batterien  (£l)erleton,  baö  bem  S3tfct)of  (©oiöfreb)  oon 
ßoutauceö,  £oneton,  baö  bem  ©rafen  oon  -äflortain,  6maurtg,  baö  $a* 
bulf  oon  ^omeret,  -IDionbert,  baö  Stlhelm  (5f)eore,  9fa>oertge,  baö  bem 
SDtetenfttft  ju  9touen  gehört,  baö  erftere  15,  bie  anbern  je  30  £>enare 


')  Ancient  laws  <S.  211  u.  212,  *Kr.  2.  8.  9.  2)  Gilt*  I,  44.  3)  Ibid. 
4  238. 


a&t'erte«  93ud).  ®ap.  27.  *ßarlamentarifd&e  Sßerfaffung  ©nglanbS.  $>aö  ©ort  feudum.  585 

jährlich.  31  ber  ber  Äönig  I)at  fett  mehreren  3af)ren  biefe  3^fc 
nta)t  befommen." 

9Jlan  fte^t,  bte  großen  Marone  waren  fäumtge  Stykx,  fte  fugten  bie 
au6  (Ebwarbö  3e^  fjerrü^renben  Abgaben  ju  umgeben.  Die  33efcf)retbung 
oon  (Eanterburty  enthält 4)  folgenben  Sa£ :  „ju  (Eanterburty  beft&t  Rabulf 
toon  Gturbeöffcine  toier  SÖlbnerhctufer,  bereit  ©ertchtSbann  ber  trotte  ge* 
hört,  aber  bte  auf  ben  heutigen  Sag  fyat  ber  $önig  fein  (Sinfommen  barauö 
belogen."  (Ebenfo  bte  33efd)retbung  2)  oott  Effert  „jur  3t\t  be$  Königs 
(Ebwarb  waren  toter  £iben  Sanb  im  23eft$e  toon  toter  greten,  welche  bte 
£anbfteuer  bellten,  je&t  haben  befagte  £iben  Robert,  ber  6ofyn  (Eorbutto'3, 
unb  £ugo  toon  SRontfort  tnne,  aber  fett  fte  im  23eft£e  ftnb,  tft  bte  Abgabe 
toon  tlmen  nicht  erlegt  worben."  Untoerfennbar  fügten  bte  Slbfaffer  be$ 
23uchö  ben  Rachfa#  in  ber  2lbficht  bei,  ben  böfen  Schulbnern  §u  bror)en. 
Doch  fmben  ftd)  nur  wenige  SBetftotele,  ba|?  bte  Drohung  »otogen  warb. 
3n  ber  33efa^retbung  toon  23ebforbfhire  fjeif t 3)  e6:  „nach  ber  (Eroberung 
erhielt  £)$bem4)  mehrere  Sänbereten  §u  £ef)en,  bte  §u  ben  3^ten  be£  Königs 
Abwarb  Jßanbfteuer  entrichtet  Ratten.  Da  er  fta)  weigerte,  bte  Abgabe  ju 
jagten,  übernahm  btefelbe  Rabulf  SatllebotS,  unb  warb  nun  in  ben  33eft§ 
be$  betreffenben  @ut$  gefegt." 

$ömg  Süfyelm  betrachtete  ftet)  al$  Rechtsnachfolger  (EbwarbS  be$ 
33efenner$  unb  forberte  bar)er  bte  Renten,  welche  Teuerem  gehört  hatten,  als 
ererbtes  (Eigentr)um.  2llle  biefe  Renten  nun  fielen  nach  beS  Königs  2ln* 
ftcht  nicht  unter  ben  begriff  ungerechter  (Behauungen  unb  Söeben,  welche 
laut  obigem  ©efefc  abgetan  fein  follten.  2luch  ein  guter  Ztyil  ber  Marone 
wagte  nicht,  bte  Rechtmäjngfeit  berfelben  $u  beftreiten,  fonbem  sar)lte,  ob* 
gleich  im  Allgemeinen  ber  ©tanb  £uft  bezeugte,  bte  unangenehme  Saft  ab* 
aufrütteln. 

(Sine  anbere  allgemeine  (Steuer,  welche  burch  baS  fragliche  @efe§  nicht 
au$gefcf)loffen  warb,  unb  bereu  Rechtlichfeit  überhaupt  nicht  angefochten 
worben  fein  fann,  war  baS  Danegelb.  <Ste  gehörte  jeboch  §u  ben  auf  er* 
orbentlichen,  welche  «ftönig  Wilhelm  nur  feiten  —  fo  totel  ich  ftnbe,  fogar  nur 
ein  etnjigeSmal  —  für  befonbere  3wcfe  unb  ftcherltch  nicht  ohne  (Einwilligung 
ber  SBarone  beS  Reichs  erhob.  glorentiuS  toon  SBorcefter 5)  unb  bie  Sachfen* 
chronif 6)  bezeugen,  baf  3Btlt)elm  1084  unb  1085,  ba  ber  (Einfall  ber  Danen 
erwartet  würbe,  6  «Schillinge  auf  jebe  £ibe  Sanb  burdj  baS  engltfche  Reich 
auöfchrieb.  Der  feuhftfehe  (Ef)fonift  fu9*  W#  baß  J)tntenbretn  bte  normannifchen 
©utSherren  ben  fte  treffettben  Anteil  toon  ihren  angelfächftfchen  #tnterfaffen 


*)  S)omeöba^Boof  I,  2.  evjic  ®$aUe,  SWitte.  2)  Vol.  U,  2  unten  flg.  3)  Ibid. 
I,  216,  brüte  Spalte,  SOWte.  *)  (Sr  toax  einer  ber  gropen  93afaUen.  2Jlan  »ergL 
dm  l,  460.       6)  Flores  histor.  @.  641.       ß)  Ad  a.  1085. 


586 


<ßafcft  ©regortuö  VII.  unb  fein  ßzitaltex. 


erpreß t  hätten.  9eun  ftnb  allerbtngS  alte  Nachrichten  f)  auf  un$  gefommen, 
laut  weiden  $önig  Wilhelm  gett>öf)nttcf>  bei  (Erlegung  be6  2)anegelbg  tnele 
©utöbeft^er,  namentlich  bte  getftlichen  unb  bie  größten  weltlichen  ßef)enträger, 
»erfet/ont  h^en  frtf.  Sllletn  bte  förmlichen  SluSbrücfe  ber  angeführten  beiben 
ßhrontften,  benen  nod)  Heinrich  tton  Huntington,2)  Stöger  tton  §ofceben,2) 
Simeon  x>on  2)urham  3)  unb  etliche  anbere  betgefügt  werben  mögen,  laffen 
feinen  Steffel  barüber  ju,  baß  ber  itönig  wentgftenö  ba$  $)anegelb  be$ 
3ar)re$  1084  mt  Hillen  ohne  2lu6nahme  eintrieb. 

$)tefe  ©teuer  warf  einen  h<%n  Ertrag  ab.  3^ar  läßt  jtet)  bie  ©röße 
ber  ,§>tbe  nicht  beftimmen,  ba  bte  Duellen  StberfprechenbeS  berichten.*) 
£)te  Angaben  fchwanfen  §wtfchen  120  (bem  großen  £unbert),  100,  96  unb 
weniger  Stecfem.  Slnbere  fagen,  bte  £tbe  §aU  fo  t>tel  Sanb  umfaßt,  als 
jur  S3tlbung  eines  orbentltchcn  23auernr)ofö,  ober  für  ein  ^fluggefpann  Inn* 
reichte,  wa$  ungefähr  auch  ber  ältefte  ^Begriff  be$  feftlänbtfchen  9J?anfu0 
ober  ber  §ube  tft.  dagegen  befreit  wir  eine  angelfächftfcr)e,  wie  mir  fchetnt 
aus  9lnlaß  be£  2)anegelb3  entworfene,  Sifte,5)  laut  welcher  bie  engltfcben 
*jkottin$en  im  ©anjen  243,600  §iben  Sanbeö  umfaßten.  2e|tere  Rechnung 
ju  ©runbe  gelegt,  würbe  baS  »olle  Danegelb  runb  1,460,000  (Schillinge 
eingebracht  fyaben,  waö  in  *ßfunbe  serwanbelt,  bie  (Summe  »on  73,000  gibt. 

Nun  &al)lte6)  Gmglanb  wirfltch  einmal  in  ben  fjärteften  Otiten  ber 
Siftngerherrfchaft,  nämlich  im  3af)re  1018  unter  totut  I.,  bie  (Summe 
t>on  72,000  *ßfunb  unb  brüber  an  lDanegelb.  Unter  folgen  Umftänben 
räth  meinet  (SrachtenS  ber  gefunbe  9D?enfchemoerftanb,  obige  Sifte  für  richtig 
&u  erflären.  folglich  $at  Wilhelm  ber  Eroberer  1084  t)on  fämmtlichen 
@ut$beft§ern  be$  9feid)6  gegen  73,000  $funb  ©über  erhoben.  3dt)  frage 
jefct,  tft  e$  bei  ben  flaren  (Spuren  be$  93orhanbenfein6  einer  ftänbtfchen 
SBerfaffung  trgenb  glaublich,  baß  ber  Normanne  eine  fo  fchwere  (Steuer  ohne 
Einwilligung  be£  ^etcf/StageS  forberte?  ©ewiß  ha*  er  vorher  mit  ben 
großen  93af  allen  unterhanbelt. 

(Snblich  führte  2Btlr)elm  noch  eine  brüte  (Steuer  ein,  welche  ben  9faa> 
laß  fcon  SBafallen  aller  2lrt  betraf,  unb  welche  jeber  Erbe  ber  befchriebenen 
Slrt  unfehlbar  einmal  in  feinem  Seben  bezahlte.  3ux  (Srflärung  beö  ©e* 
fagten  muß  ich  in  bte  ältere  ©efchichte  ber  <Sflat>erei  aurüefgretfen.  Ur* 
fprünglich  befaß  fein  poriger  ©tgenthum,  unb  wenn  ein  $um  ßanbbau  tter* 
wenbeter  unb  ju  biefem  3wecfe  mit  einer  Heilten  Sßirthfchaft  auSgeftatteter 
(SHatte  ftarb,  fo  fiel  OTeS,  wa£  er  hinterließ,  an  ben  §errn  jurücf.  £>a 
ftch  bte  Sage  ber  Seibeigenen  fortwährenb  unb  [tätig,  obwohl  langfam,  befferte, 


*)  @Uiö  I,  349  flg.  2)  ©aöile  @.  370  gegen  o&en,  460  obere  Sflitte.  3)  £*|t* 
fcen  <£.  212  unten.  4)  @lli$  I,  145  flg.  5)  £u  Sange,  sub  voce  hida,  neue 
Sluggafce  III,  668.       6)  ©ie^e  ofcen  ©.  150  u.  Flores  histor.  @.  619. 


Stertes  93u#.  (5a*>.  27.  <ParIamentarifd)e  SDevfaffung  (5ngtanbe\  £aö  2£ort  feudum.  587 

warb  auct)  baS  eben  erwähnte  SBerhäftnij?  —  unb  jwar  fcbon  in  ben  ßeiten 
ber  Gerlinger  —  baf)in  gemtlbert,  baß  ber  £err,  ftatt  5ltleö  an  fta)  ju 
gießen,  einzelne  ^etle  be$  $tatya$i$,  bte  ihm  gefielen,  j.  33.  ba$  befte 
©tücf  $tel),  ba6  befte  ©ewanb,  nar)m.  Die  S3efugntß  bc£  £emt,  €oldie$ 
$u  tf)un,  l)tef  Äurmebe  unb  fpäter  ba6  33eftf)au))trecf>t 4)  2öill)elm  wanbte 
bte  Jhtrmebe,  bte  n>ot)l  in  ber  9^ormanbte  allgemein  üblich  gewefen  fein 
mag,  junäcfcft  auf  bte  nach  ber  (Eroberung  im  23eftjje  föniglidjer  Set)en  fcer* 
bitebenen  angelfächfifchen  (Ebellcute  an.  Wlan  nannte  lefctere  »orjugöroetfc 
^atne,  ^egne  ober  Xfyant,  n)tett>or)t  biefer  Sluöbrutf  mtfjbräud)lich  $u* 
teilen  auch  tton  ben  normanntfcfjen  23aronen,  felbft  ber  l)öc^ften  klaffe,  ge* 
braucht  wirb.2) 

Da$  DomeSbatyboof  enthält  in  ber  SBefchretbung  »on  93erffr/tre  folgen* 
ben3)  @afc:  „wenn  ein  $l)am  ober  ein  fömglictjer  @olbat  fttrbt,  fo  fallen 
alle  feine  Staffen  unb  überbtefj  ein  gefattelte$  unb  ein  ungefattelteö  $ferb 
an  ben  Jtönig.  £at  ber  93erftorbene  £unbe  ober  galfen  fymterlaffen,  fo 
müffen  biefelben  vorgeführt  werben,  bamit  ber  Jtöntg  bason  auswäre,  wa$ 
ir)m  gefällt."  £)r)ne  grage  ift  ber  ©ebrauch,  ben  r)ier  ba$  DomeSbatyboof 
befchreibt,  nicht  mehr  unb  ntebt  weniger,  al$  eine  Ausübung  beö  S3eftl)aupt^ 
recr)t$  ober  ber  Jturmebe.  Der  Eroberer  ($nglanb$  betrachtete  ftd)  als  ben 
wahren  (Sigenthümer  ber  ©üter,  bereu  9ht($ntej3ung  bie  engltfchen  $f)ane 
befajkn.  Da  er  jeboch  fein  (Stgentl)um^red)t  nur  in  befa)ränfter  gorm  ber 
Jhtrmebe  ausüben  will,  begnügt  er  ftch,  bie  werthfcollften  ©egenftänbe  be$ 
9laa)laffe6  ber  Xfyam  auswählen. 

So^lan,  baffelbe  9^edr)t  machte  jlöntg  SQStIr)eIm,  obwohl  in  milberer 
Seife,  gegen  alle  weltliche  normannifc^e  Marone,  felbft  bie  fyö'cbften,  geltenb, 
gemattete  tr)nen  aber  anbererfettS,  ebenfo  gegen  il;re  Utttenoafallen,  bte  mittel 
baren  Sehenträger,  ju  t)erfal)ren.  Die  Ueberfchrtft  be$  20.  ©efeje64)  ber 
franjöftfcb^latetntfa)en  Sammlung  befagt:  „von  ben  Abgaben,  bie  beim 
(Antritte  in  bie  2el)cn  entrichtet  werben  müffen."5)  Der  %?xt  lautet:  „1)  bte 
Slbgabe  fcont  Eintritte  in  ein  fönigltcheS  ©rafenle^en  beträgt  8  *Pferbe,  tton 
benen  4  ©trettroffe,  auct)  gefattelt  unb  gejäumt  fein  müffen,  bann  mit  ben 
4  hoffen  je  4'£arntf<$e,  £elme,  Sanken,  Schübe  unb  Schwerter.  Sßon 
ben  anbern  4  ^ferben  werben  2  Paßgänger,  2  jur  3agb  btenlich  unb 
alle  4  mit  %u$l  unb  Saum  »erfe^en  fein.  2)  Der  Eintritt  in  ba$  Sehen 
eineö  23aronö  beträgt  4  $ferbe,  worunter  2  6  d)  lad)  tröffe,  gejäumt  unb 
gefattelt,  fammt  je  2  ^arntfdjen,  ©drüben,  Reimen,  Sanken,  ©^wertem. 
SSon  ben  übrigen  2  $ferben  foll  baS  eine  ein  ^afgänger,  ba$  anbere 


*)  3d)  t>crWeife  auf  £)u  (lange,  sub  voce  curmedia  unb  auf  meine  ®ef#td)te  ber 
beutfe^en  53olförec^te.  2)  ©MS  I,  45  flg.  3)  Ibid.  I,  272.  4)  Ancient  lawS 
@.  205.      6)  3m  Catcinifdjen  furg  de  releviis. 


588 


$a&ft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalkx. 


jur  3agb  bienltcf),  aud)  beibe  mit  3^um  unb  3ügel  verfefjen  fein.  3)  2)er 
Untervafall  gibt  al$  eintritt  in  ba6  Sehen  an  feinen  £errn  ba$  $ferb, 
baö  fein  verdorbener  Sßater  am  ^age,  ba  er  ftarb,  befaß,  foroie  je  einen 
£armfa),  £elm,  6chilb,  ein  6d)roert  unb  eine  Sanje  ab.  (Sollte  er 
über  biefe  ©egenftänbe  nicht  »erfügen,  fo  fann  er  bie  Abgabe  mit  100 
Schillingen  löfen.  4)  £)er  Eintritt  be£  Kilianen  befielt  au$  bem  beften 
Raupte  £au3vteh;  fei  e3  ein  Da)fe  ober  ein  9foß,  baffelbe  muß  an  ben 
Sehenf)erm  abgegeben  Serben.  5)  ^Diejenigen,  roelche  Sanb  auf 
paa}t  mne  tyaben,  entrichten  als  Seheneintritt  ben  $aa)tfa}illing  eines 
3af)reS." 

(Erft  beim  brüten  2lbfa£e,  roo  ber  Sext  vom  *Pferbe  beS  verdorbenen 
SSaterö  han*>eft'  Mtt  beutlich  r)en>or,  baß  baS  9Wevium  von  (Erben  nach 
bem  $obe  beS  (Erblaff  erS  entrichtet  rourbe,  ober  um  in  neuerer  Seife  ju 
reben,  baß  eS  eine  Abgabe  vom  ©terbefaE  war.  2)er  £ext  brauchte  bieß 
nicht  auSbrücfltch  ju  bemerfen,  benn  jeber  (Englftnber  ober  Normanne  roußte, 
roenn  er  baS  Sort  relevium  hörte,  baß  bie  ©ache  ftet)  fo  verfielt.  2)aS 
@efe£  wirft  fämmtliche  Sehenträger,  vom  ©rafen  unb  33aron  beS  9^eidr)ö 
bis  sunt  legten  Kölner,  offenbar  abfichtlia),  in  eine  klaffe.  (ES  beutet  bamit 
an:  lle>  obgleich  fonft  an  gefellfchaftlichem  $ang  unb  an  (Etnfommen  fef)r 
verfchieben,  feien  barin  gleich ,  baß  fie  fein  roaf)reS  (Eigentum  beft^en, 
fonbern  ein  erborgtet,  baS  ben  ©inen  ber  Äönig  felbft,  ben  5lnbern,  vom 
Röntge  baju  in  Stanb  gefejt,  I)öl)ere  $afallen  verliehen. 

3roar  fyat  ber  jlönig  bie  (Erblichfeit  bewilligt,  allein  einerfeitS  bamit 
in  ben  Gelehnten  ftets  baS  S3erx>ußtfetn  ihrer  Pflichten  wach  erhalten  roerbe, 
anbererfeitS  bamit  bie  $rone  auS  bem  großen  2Bertf)e,  ben  fie  ben 
SBafallen  $ur  S3enü|ung  überlaffen  fyar,  einigen  SBortheü  äier)e,  müffen  bie 
(Erben  beim  Sobe  ber  (Erblaffer  jene  Abgabe  leiften.  5luch  baS  SOSort 
relevium  fpiegelt  biefen  ©ebanfengang  ab.  £)urch  ben  £ob  beS  33afallen 
rollt  baS  Sehen  gleichfam  an  ben  wahren  (Eigentümer  §urücf,  ber  (Erbe 
genießt  jeboa)  baS  Stecht,  mittelft  beS  (EtntrittgelbeS  baS  Sefjen  feinet 
SBaterS  aufgeben  unb  an  ftd)  §u  jier)en:  relevat  feudum. 

$ter  von  ben  fünf  klaffen,  welche  baS  ©efe£  aufzählt,  nemltch  ber 
©raf,  ber  23aron,  ber  93alvaffor  ober  Untervafalle,  ber  Kiliane,  fallen 
tnfofem  unter  einen  ^Begriff,  als  t>ie  Sehengüter,  Welche  fie  inne  \)abcn, 
erblich  ftnb,  vom  SSater  auf  ben  Sof)tt  übergehen.  9J?an  fleht  baher,  baß 
bie  oben1)  aufgehellte  ^Behauptung,  bie  Kilianen  feien  (Erbpächter,  ober 
erbliche  Sehenbauern  geroefen,  burch  SilhelmS  eigene  Sorte  bestätigt  wirb. 
33on  ben  vieren  unterfcheibet  baS  ©efe§  eine  fünfte  klaffe,  beren  9)?ttglteber 
ee  beutlia)  als  Stitp&fyUx  bezeichnet. 2) 


l)  e.  569  ftg. 


!)  Qui  terram  ad  ceusum  annuum  tenet. 


93ierte3  93u#.  ($<ty.  27.  «ßatlamentarifd&e  93erfafTung  (gnglanbö.  S)ad  SBovt  feudum.  589 

9htr  fann  ber  ^acht  nicht,  wie  ber  gebrauste  SluSbrutf  ftch  beuten 
läßt,  ein  enijä^rtger  gewefen  fein,  benn  fonft  hätte  ein  folcber  $interfaffe 
außer  bem  *ßad)t  auch  noch  baS  @intritt;@elb,  welches  bem  betrage  eines 
einjährigen  ^acfctö  gletchfam,  alfo  bereiten  *ßacht  erlegen  muffen,  was 
anzunehmen  wiberftnnig  wäre,  fonbem  bie  fraglichen  Cßarf)te  werben  auf 
eine  Diethe  von  Safyrcn  ober  auf  bie  £eben6bauer  beS  Pächters  gelautet 
haben.  Ü)aS  Ijeift  nun:  ber  fünfte  Slbfafc  r)at  Börner  cotarii  im  Sinne. 
SBeiter  aber  fte^t  man,  baß  Stthelmö  ©efe£  barauf  beregnet  ift,  auch  ben 
3eitpaa^t  in  ßrbpa^t,  baS  heißt  ben  Jtötner  in  einen  ^otfaffen  ju  ver* 
wanbeln.  £)enn  ber  gefunbe  Sftenfchenverftanb  nötigt  meines  (ErachtenS, 
anzunehmen,  baß  Abgaben,  welche  ihrer  9?atur  nact)  von  (Srbfdjaften  ge* 
leiftet  würben,  in  ber  9JegeI  nur  «Söhne  ber  früheren  Pächter  unb  zwar 
bann  entrichteten,  wenn  ber  (&ut$v)exx  ihnen  ben  (Eintritt  in  ben  unoer* 
änberten  Nachvertrag  beS  93aterö  gemattete. 

$)ie  Stellung  beö  Kilianen  ober  ©eneat,  fowie  bie  beS  ^Babaffor  ober 
be6  mittelbaren  Ser)enträgerS  ift  uns  befannt.  Sluch  wiffen  wir,  baß  bie 
©rafen  beö  erften  unb  bie  53arone  beS  ^Weiten  SajjeS  tenentes  in  capite 
Waren  ober  unmittelbar  von  ber  jtrone  abhingen.  SluSbrücHich  bemerft 
ber  erfte  <Sa|3,  baß  bie  (Sintrittabgabe  vom  @rafenler)en  bem  Könige  ge* 
horte.  5lber  wie  »erhielten  ftcf>  ©rafen  unb  Marone  fonft  ju  einanber? 
2)te  Sorte  be$  ©efe£eö  geftatien  nur  auf  ein  9D?erfmal  beS  Unterfd)tebeö 
ju  febfießen,  nämlich  barauf,  baß  bie  ©rafen,  welche  ben  boppelten  betrag 
ber  (Srbfchaftfteuer  beS  33aronS  entrichten,  umö  doppelte  begüterter  waren 
alö  bie  33arone.  3ene  müffen  größere  9J?anerien  inne  gehabt  ha^en  als  bie 
anbern,  unb  als  Sd)mucf  beS  wertf)Volleren  33eft£eS  wirb  ihnen  ber  Sitel  ©raf 
bewilligt  worben  fein.  3d)  werbe  weiter  unten  an  einem  anbern  Drte 
geigen,  baß  allerbingö  nur  93eft£  unb  Sitel  ben  ©rafen  vom  93arone 
unterfchieb. 

Der  betrag  beS  (grbfdjaftgelbeS  wog  fchwer.  $on  ben  brei  t)ör)eren 
klaffen  genießt  nur  bie  britte,  bie  ber  SBalvafforen,  ben  $orthetl,  ben 
wiebtigfien  ©egenftanb  beS  53eftr)au^tredt>tö ,  baS  *ßferb,  niebt  von  einem 
©rabe  ber  ©üte,  ben  baS  ©efeij  vorfchreibt,  fonbern  fo  wie  ftch  eben  ba$ 
Ztyex  im  $aufe  beS  (Erblaff  erS  ftnbet,  abzugeben.  SSejüglicb  ber  anbern 
beiben  klaffen  beftimmt  baS  ©efefc  verbeeft  ben  2Bertr),  unverhohlen  bie  2luS* 
rüftung,  bie  geliefert  werben  mußte.  2)enn  bamit  ein  *ßferb  ben  tarnen 
eine6  ^amVfroffeS,  etneö  Paßgängers,  eines  3agbläuferS  verbtene,  waren 
gewiffe  (&tgenfd)aften  unumgänglich.  Unb  gerabe  biefe  brei  Strien  hatten 
ben  größten  2Öertr),  vor  allen  baS  Strettroß. 

SBetter  erwähnt  baS  ®efe£  nur  bei  ber  brttten  klaffe  eine  Stblöfung* 
fumme  in  baarem  ©elb,  bie  ber  Pflichtige  jaulen  mag,  im  gatle  er  bie 


590 


<Paofi  ©regormö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


Qcforberten  ©egenftönbe  ntdjt  $ur  £anb  r)at.  !Run  erhellt 4)  aber  aus  bem 
£)ome$bar;boof,  bajj  jtönig  SBttyelm  unzweifelhaft  beftrebt  war,  Natural* 
leiftungen  fo  viel  als  mogltdr)  ftt  baar  ©elb  umjuwanbeln.  2)emnad)  ift 
waf)rfa>inlid) ,  baß  aua)  ben  ©rafen  unb  Maronen  geftattet  korben  fein 
bürfte,  wenn  fte  felbft  eS  wünfdjten,  ben  (Sterbefall  in  ©elb  abzutragen.2) 

2)ief  fcorauSgefe^t,  muß  bie  2lblöfungfumme  beS  33aronS,  ba  er  ber 
3ar)l  naa)  baS  33terfact)e  »on  bem  betrage  beS  «BafoafforS,  bem  3ßertl)e 
naa)  tnel  beffere  £f)tere  ju  liefern  hatte,  nta)t  auf  baS  93terfaa)e,  fonbern 
meinet  (SradjtenS  um  ein  guteS  r)öt)cr ,  beifyielswetfe  auf  baS  <5ed)Sfad)e, 
alfo  auf  600  Spillinge,  gefdjäfct  werben.  9?aa)  bem  nämlta)en  ÜÖkfjftabe 
beltef  fta)  bte  Slblöfungfumme  beS  ©rafen,  ber  ftatt  t>ter  acf>t  Stoffe  lieferte, 
auf  1200  (Schillinge. 

3n  ber  fünften  jtfafe  beregnet  baS  ©efefe  bte  (Steuer  beS  £ehenwed>felS 
nur  in  ©elb,  inbem  eS  verfügt,  baß  ber  $fltd)tfge  ben  $aa)t  eines  3ar)reS, 
welker  in  ber  Siegel  ben  reinen  Ertrag  ber  ßanbgüter  barftellt  —  benn 
ber  SBauer  gewinnt  gewöfynltdj  nur  feinen  Lebensunterhalt  —  entrichten  foll. 
2)er  Normanne  SÖilljelm  war  ein  fyod}tterftänbige6  «£>aupt,  feine  ©efefce 
ftnb  bura^baa^t,  geregt.  (§r  wirb  ben  armen  grofyner  ntct)t  fa)lea)ter,  noch 
härter  bef)anbelt  haben,  als  ben  Sorb,  unb  fo  glaube  tcf>  ju  bem  ©bluffe 
berechtigt  ju  fein,  baß  allen  fünf  2lnfä£en  ber  gleite  SWaßftab  §u  ©runb 
liegt.  3)ann  ergiebt  ftet)  folgenbeS  SBerrjältniß:  ber  2öertr),  ben  ber  ©raf, 
ber  23aron,  ber  Unten>afalle  für  einen  (Sterbefall  erlegen  mußte,  fam  gleich 
bem  burchfchnittltchen  reinen  SahreSertrag  eines  (£omttatS,  einer  93aronte, 
eines  »ollen  Unteroafallen*2ehenS.  £)ie  Gomitate  warfen  alfo  im  2)ura> 
fchnitte  ju  SBtlhelmS  3?itn\  1200,  bie  SBaronien  600,  bte  SBaloafforemSehen 
100  Spillinge  an  reinem  jährlichen  (Stnfommett  ab. 

■ftun  wirb  aua)  begreift,  warum  2ßtlt)efm  fo  beharrlich  barauf  beftanb, 
baß  fein  anberer  33eftjjtitel  oon  Sanbeigenthum  gelte,  als  ttermtttelft  föntg* 
lieber  Urfunben  unb  (Siegel,  benn  auf  btefem  ©runbfafce  rul)te  bie  ganje  »on 
2Btlr)elm  gegrünbete  (StaatSorbnung.  2ßäre  eS  einzelnen  Normannen  ge* 
lungen,  auf  anberem  2Öege,  als  bura)  53rtef  unb  Siegel,  Sänbereten  $u 
erwerben,  fo  fyätten  fte  ftc^erltct)  eS  oerfuerjt,  nicht  nur  bie  auf  fielen  ©ütern 
haftenben  ©runbrenten  ber  föntgltchen  Cammer,  fonbern  aua)  ben  Se^enjinS 
bei  (Sterbefällen  abzuwägen,  unb  fomtt  würbe  ber  $eim  einer  ton  ber  Ärone 
unabhängigen  5lbelSl)errfa)aft,  ein  Anflug  neuen  ©auföttigthumS  aufge* 


4)  (Sitte  I,  261  flg.,  267  unten  flg.  2)  <Scr)on  unter  bem  nädjjien  Könige  öon 
(Snglanb,  2BiU)elm  bem  SÄot^en ,  ftanb  eö  ben  3Safollen  nidjt  meJjr  frei ,  bete*  relevium  in 
Sfattur  ju  entrichten,  fonbern  fte  mupten  mit  ©elb  ablofen,  benn  2ßiU)elm3  II.  ©ruber 
unb  9la$folger,  £etnricr)  I.,  fiebert  ben  ©aronen  unb  ©reifen  ju,  bo^  fie  ntc^t  me^r,  fo 
roie  eö  unter  feinem  ©ruber  gefc^e^en,  gelungen  fein  follten,  baö  relevium  in  ©elb  ju 
beja^len.   Ancient  laws  @.  215  unten  flg. 


93terteg  93ud&.  &ap.  27.  $arlamentarifc§e  93erfaffung  (SnglanbS.  $>ag  ©ort  feudum.  591 


fchoffcn  fein.  £>tefe  flippen  mürben  burct)  ba6  ©tyftem  be$  Sricfö  unb 
(Siegel  befettigt,  beim  e$  t>erftel)t  ftcf)  von  felbft,  baß  ber  Äöntg  fem 
9J?anerium  verlier),  ot)ne  t>orI;er  £>te,  n>clcf)cn  er  etwa$  gab,  auf  volle  Sehen* 
treue  ju  verpflichten. 

Sttan  fter)t,  für  bie  *Red)te  unb  9?u£ungen,  bte  er  ben  ©rafen  unb 
33aronen  bewilligte,  ijat  Jtö'nig  SSüfyelm  ebenbenfelben  große  23erbtnblia> 
fetten  gegenüber  ber  $rone  auferlegt.  Sluct)  nach  Unten  ju  waren  bte  fyofyen 
Sehenträger  gebunben.  Die  Kilianen,  bte  ©eburen,  bte  Börner  mußten  baö 
^errengut  bebauen,  £anb*  unb  ©pannbtenfte  tfntn,  3u\\n\  liefern,  aber 
wenn  ber  Sßafatte  ben  Untergebenen  bebrüefte  unb  babureb  §ur  gluckt  ver* 
leitete,  fo  brohte  jenem  ®efat)r,  baß  ber  Jtönig,  vermöge  be6  oben  w%t? 
führten  ©efefceö,1)  bie  von  ben  flüchtigen  Kilianen  verlaffcnen  ©üter  mit 
§interfaffen  feiner  2Bat)l  befe|te  unb  mit  ben  neuen  Sehenbauern  £)tenft* 
Verträge  febloß,  bte  ba$  (£mfotnmen  be$  tr/ranmfehen  93afallen  wefentlid) 
verringerten,  ©in  ähnliches  $err)ältntß  fanb  att>tfdr)en  ben  Seijenträgern  unb 
ben  ©Häven  \tatt:  bie  porigen  waren  ein  nufcbareS  (Stgenthum  be$  SSafal* 
len,  bennoct)  burfte  legerer  aus  ber  Sirbett  beö  ©Häven  nur  folgen  ©ewinn 
jieljen,  welcher  vor  bem  ©efefce  unb  vor  ber  ^enfchltcbfcit  gerechtfertigt 
werben  mochte,  benn  wenn  ber  ©utsherr  weiter  ging  unb  bem  ©Häven 
burd)  $r;rannet  ba6  Seben  verbitterte,  fo  eröffneten  ftch  biefem  in  ben  fönig* 
liehen  ©täbten,  Surgen  unb  Sagern  Orte  ber  3uflucfyt/  M  Dem  8lüa> 
tigen  nach  einjährigem  unbefebrtenem  Aufenthalt  bte  Erlangung  voller  greifet 
in  Slu$ftd)t  (teilten.  3)er  ©utef^™  «ber  erlitt  für  feine  ©raufamfett  ober 
unverftänbige  Habgier  bie  ©träfe,  baß  er  werthvolle  SlrbeitSfräfte  für  immer 
verlor,  9füdftcbt  auf  ben  eigenen  $ortf)etl  nöthigte  bal)er  ben  @ut$herrn, 
feine  ©flaven  menfehlich  ju  ber)anbeln. 

3)te  von  Wilhelm  eingeführte  ©taatSform  [teilt  einen  Organismus 
bar,  in  weldjem  alle  ©lieber  etnanber  gegenfetttg  in  ber  Slrt  galten  unb 
tragen,  baß  baS  r)öl)ere  bte  Gräfte  beS  nieberen  benüfct,  baS  niebere  ben  ©cbu£ 
beS  hü'hmn  empfängt.  (Stnjelne  ©tänbe  ftnb  bevorzugt  unb  üben  anfd)et* 
nenb  große  ^feebte  aus,  aber  biefen  fechten  entfprechen  Pflichten,  welche 
gegen  Unten  fechte  begrünben.  2)er  Jtönig,  als  «gwupt,  forbert  bie  £)ienfte 
Silier,  wenbet  bagegen  Stilen  feine  SSorforge  $u,  bie  SSafallen  werben,  wie 
ber  jlöntg,  von  ben  verfanebenen  klaffen  ber  ^tnterfaffen  ernährt,  bafür 
vertheibigen  fte  baS  Sanb  nach  Slußen,  galten  bie  innere  Drbnung  aufrecht, 
jugletch  ftnb  fte  verbunben,  bem  9cährftanbe  eine  gewtffe  (Sr^e  §u  erwetfen, 
feft  beftimmte  fechte,  bie  oemfelben  gebühren,  &u  achten.  2)er  Jtönig  hat  ju 
legerem  3wede  befonbere  Einrichtungen  getroffen,  welche  bewtrfen,  baß 


O  <§.  576. 


592 


©regottuö  VII.  unb  fein  3ettaltet. 


Ungcrechtigfciten,  meiere  ein  TOtglieb  ber  fyotyxax  (Stänbe  gegen  niebere 
verübt,  auf  ben  Später  surücffallen,  folglich  flcf)  felbft  beftrafen. 

(Schon  3ar)rr)urtberte  vor  Silhelm  bem  (Eroberer  beruhte  bie  93er* 
faffung  ber  abenblänbtfchen  9^etdt)e  guten  ^^et!0  auf  einer  5lrt  von  £er)en* 
verbanb.  Slttetn  ber  fett  1066  in  (Snglanb  aufgerichtete  Sehenftaat  untere 
fchetbet  ftet)  roefentltch  von  bem  älteren  ^erfommen.  3Me  2ef)en,  welche 
früher  Könige  ausgaben,  roaren  ©efchenfe,  Sohlten,  mit  benen  fte  ©üuft* 
linge  bebauten.  2)te  53efa^enften  verbrachen  al$  ©egenletftung  bem  ©eber 
SBaffenbienft ,  gelten  in  ber  Siegel  aber  ir)r  2Bort  nicht,  fonbern  ftrebten 
auf  Soften  be$  SÖotyltyäterd  nach  felbftftänbiger  9J?aa)t.  Die  von  2ßtll)elm 
erteilten  Sefyen  bagegen  müffen  mit  2)arler)en  vergüten  roerben,  für  roelcr)e 
er  genau  beftimmte  Sixifcxi  forberte.  (Entrichtete  ber  ^Pflichtige  bie  3in\cn 
nicht,  fo  roar  ba$  2lnlef)en  verrotrft  unb  gefünbigt.  Begleich  ^)a^e  S33ilt)e(m 
Slnftalten  in$  Seben  gerufen,  welche  baö  Jtöntgthum  in  (Stanb  festen,  Pflicht* 
Vergeffene  ^ur  9^edt)enfcf>aft  ju  stehen. 

6tet$  wirb  man  ftnben,  baf  ber  Sßolföinfttnft  6a)(agroorte  fchafft  ober 
$u  gebrauten  liebt,  welche  fürs  unb  Mfttg  ba$  Siefen  wichtiger  (£tnrichtun* 
gen  aufrechen.  2)ie  alten  Sehen  Riefen  beneficia,  ein  2luSbrucf  ber  tr>ren 
Qifyaxattex  gut  bezeichnet,  gür  bie  neue  5lrt  von  heften  fam  ein  neuer  9?ame 
auf,  ber,  wenn  auch  vielleicht  fct)on  ein  halbes  3ar)rr)unbert  unb  mer)r  vor 
©nglanbS  Eroberung  ba  unb  bort  angewanbt,  boch  erft  burch  2Btlr)eim6 
Vorgang  allgemeine  Verbreitung  tm  Slbenblanbe  erlangte.  2Bof)l  fett  bem 
(Snbe  be$  10.  3ar)rr)unbert$  ftnben  ftet;  ©puren,1)  baf  für  verliehene  ©üter, 
bie  man  fonft  beneficia  nannte,  ein  2lu$brutf  auftauet,  ber  vielleicht 
urfprüngltch  feod,  fevad,  faeum,  fium  lautete,  (Eine  provenealtfehe  Urfunbe1) 
vom  3ar/re  1038  ftellt  feum  unb  5lllob  etnanber  entgegen.  9?adj  meinem 
dafürhalten  tft  baS  Sort  eine  3wfammenfe^ung  ber  6tylbe  fe,  verfügt 
für  ba$  latetntfehe  fides,  unb  be$  beutjeben  od  ßtgentfmm,  fo  baf  eg  feiner 
fpraa)lta}en  33ebeutung  nach  ba$  gegen  3ufage  ber  Sreue  verliehene  93er* 
mögen,  im  ©egenfa£e  be$  vollen,  ererbten,  bezeichnete.  6päter  gewann  bie 
gorm  feudum  ober  feodum  ben  €>teg. 

SOtfan  fann  über  Ableitung  unb  Hilter  beö  2Bort$  ftretten,  aber  fo 
Viel  fteht  feft,  baß  eS  in  (Englanb  unb  §war  jur  Seit  2Mf)elm6,  be6  (Sr* 
oberere,  unb  wor)l  burch  ihn  perft,  allgemein  üblich  würbe.  £aufig  fommt 
e0  im  2)omeöba^boof  vor,  ebenfo  mehrfach  in  ben  ©efe£en2)  2Öilr)eImö. 
23et  ben  granjofen  fanb  e$  noch  im  Saufe  be$  11.  3af)rhunbert$  Eingang,1) 


')  £)u  Sange,  sub  voce  feudum;  nene  SluSgafce.  III,  <S.  275,  britte  (Spalte  flg. 
toomit  ju  vergleichen  ibid.  I,  651,  ©palte  2  unten,  sub  voce  beneficium.       2)  3- 
ancients  laws  <5.  191.  2lx.  4.  in  ber  öon  SBilljelm  fcejUttgten  ©efefcgefcung  @btt)avbö 
beö  33efennerö,  bann  ibid.  <S.  201,  9^r.  2  unten. 


Viertes  33ucfj.  Gap.  27.  $arlamentarifdf)e  33erfaffung  (SnglanbS.  2)a0  2Öort  feudum.  593 


bei  ben  £)eutfcr)en  vt>at)rfcf)etriltc^  erft  im  zwölften.  *)  SSarum  wirb  es  nun 
gefct)er)en  fein,  baß  2Bill)efm  ben  alten  AuSbrutf  beneficium  befeitigte  unb 
bem  neuen  feudum  ben  $orjug  gab?  3d)  benfe  barum,  weil  beneficium 
ben  Anmaßungen  ber  SBafallen  günftig  faxten,  wäfyrenb  feudum  biefelben 
an  it)re  ^flta^ten  erinnerte.  2)enn  er  nar)m,  meines  (SracbtenS,  an,  feudum 
fei  aus  fide  datum  abgeleitet  unb  bejeidme  ©üter,  meldte  nur  unter  33e? 
bingung  unoerbrüctjlicfjer  £reue  bem  ÜBafallen  geliehen  mürben. 

Unb  war)rlidj)  er  r)at  feine  9J?aßrcgeln  getroffen,  baß  biefe  £reue  be* 
tr)atigt  werben  mußte.  Die  9J?onard>ic,  welche  er  hinterließ,  entwideltc  an* 
bere  Gräfte,  als  bie,  welche  er  antraf  unb  tfyeilweife  jerftörte. 

233er  fann  eS  Idugnen,  bie  Angelfad)fen  (SnglanbS  unb  tt)re  auf  ber 
3nfel  erricbteten  9^etct)e  unb  Dffeidjlein  fptelteit  oon  bem  Augenblide  it)rer 
(Sinwanberung  bis  jur  Anlunft  beS  Normannen  ftetS  eine  untergeorbnete, 
metft  aber  eine  Hüglige  9Me.  9?ie  griffen  fte  in  bie  großen  Angelegen* 
fyeiten  beS  djriftlicben  AbenblanbeS  ein,  fonbem  »erhielten  ftct)  immer  leibenb. 
DaS  Außerorbentlicbe,  was  man  oon  itmen  f)ört,  war,  baß  fte  ftd)  juweilen 
frember  ©ewalttt)at  erwehrten,  baS  @ert>ör)nltcr)e  unb  AlltägliaV,  baß  AlbionS 
93olf  oon  etnl)ctmifc^cn  ober  auswärtigen  Räubern  mißfyanbelt  würbe. 
2)er  angelfäct)ftfctje  Stamm  bract)tc  in  fünf  3ctt)rr;unberten  einen  un§weifel* 
f)aft  großen  Surften  —  ben  $öntg  Aelfreb  —  unb  einen  unübertrefflichen 
Staatsmann  —  ben  (Srjbifdjof  Ü)unftan  oon  ßanterbun;  —  t)eroor.  Aber 
33eibe  oermocbten  nictjt  bie  3^funft  tt)reS  SanbeS  ju  ftct)ern,  fonbem  nur 
für  ben  Augenbltd  fct)reienbeS  Unrecht  abjutfyun.  ©leid)  nact)  it)rem  $obe 
bract)  bie  alte  Verwirrung  wieber  aus,  §um  beutltcfyen  SSemeife,  baß  im  in* 
nern  Siefen  beS  Staats  ein  ,fteim  beS  SBerberbenS  oerborgen  lag. 

©an§  anberS  geftalten  ftd)  bie  Dinge,  feit  233ilr)elm  oon  Dfouen  ben 
guß  auf  ben  53oben  Britanniens  gefegt  fyat.  Unter  feinen  Nachfolgern 
fallen  auf  wenige  gute  eben  fo  oiele  tl)örid)te,  felbftfücbtige,  ober  tr;rannifct)e 
Surften,  als  ftd)  burct)fdmittltcr)  in  ben  Dtynaftten  beS  geftlanbeS  ftnben. 
Aber  gletct)otel,  feien  bie  einzelnen  Könige,  2Bill;elmS  (£nfel  unb  Urenfef, 
gut  ober  mct)t  gut:  feit  ber  Sct)lact;t  son  ^aftingS  l)at  fein  frember  9?äu* 
ber  mel)r  (Suglanb  unterbrürft,  feit  biefer  nämlicben  Sct;lact;t  nimmt  ber 
anglo^normannifa^e  Staat  eine  geartete,  J)äuftg  eine  t)eroorragenbe  Stellung 
unter  ben  $etct)en  ber  (£t)riftent}eit  ein.  2Bie  rür)mltct)  beteiligten  ftd)  (£ng* 
lanbS  normanntfcbc  Röntge  an  ben  Äreu^ügen,  melier  @lan$  umftraf)lt  tfyre 
Saffen  in  ben  langen  kämpfen  gegen  NeuftrienS  §errfa)er,  unb  rote  ftätig 
entwickelte  ftct),  mitten  unter  polttifcfcen  Stürmen,  9)?act;t,  $eict;tf)um  unb 

l)  3n  bie  Ue&erfd&rift  beS  öon  bem  (Salter  £emricfj  in.  erlafTenen  ©efefceS  ($erfc, 
leg.  II,  43)  unb  in  ben  £ert  (ibid.  44)  eineg  anbem,  öietfeicfyt  gleicfjjeitigen,  iüarb  baS 
2Bort  altem  2tnfd)eine  nadj  burdfc  eine  faätere  £anb  eingefügt.    (Srfi  unter  Äatfer  Sot^ar, 
mit  bem  Safere  1127  (ibid.  ©.  80),  gefyt  e^  in  bie  beutf^e  tfanjleifprad&e  über, 
©fröter,  $abft  ©cegoriu«  vu.  33b.  m.  38 


594  $a&ft  ©regoriuS  VII.  unb  fein  Bettalter. 


bürgerliche  greihcit  be3  £anbe$!  £)ie  Sßeränberung  vom  (Schlimmen  inö 
©ute  begann  mit  9Ö3ilhclm,  bem  Eroberer.   (Sonnenflar  ift,  baß  er  als  Ur* 

1)  eber  be$  glücklichen  2BcdjfeI$  betrachtet  werben  muß.  3cr)  werbe  fofort 
jetgen,  wie  er  e$  geworben  ift. 

2ld)tun>3UJan3i9fte0  Capitel. 

ffiiujelm  tton  holten,  Serflörer  beö  angelfächftfchen  CHetc^öfürftent^umö ,  toon  bem  bie 
ßfjrontjien  fchtoeigen  ,  baS  aber  in  ben  ©efefcen  beutlich  ljer»ottritt.  (fnttoicflung 
ber  gerichtlichen  Segriffe  ©acfa,  <Socfe,  £ol,  £eam  unb  SDteBSfljurm.  SGßil^elm  lagt 
bie  fünf  (Bfyxm  aU  eitle  tarnen  befielen ,  vernichtet  aber  ihr  SOBefen,  inbem  er  bie 
©erichtöbarfett  in  bie  «§anbe  ber  üon  ber  «Krone  ernannten  33i$U)ume  unb  Snftitiare 
nieberlegt.  Stnbere  SJltttel,  bie  er  antoenbet,  um  bte  (Sntfteljung  gefchloffener  Xtxxu 
torien  gu  tterhinbern  :  ^etratl)en  ber  CSafallen  tton  föniglidjer  (Sintoilligung  abhängig ; 
bie  SDtanerien  ber  ©rofen  über  baö  gan^e  Sfteich  jerjtreut ;  auch  baö  (Srjtgeburtrecht, 
baö  in  ber  üftormanbie  beftanb ,  fttc^  er  um,  bodj  ergangen  nach  feinem  £obe  bie 
Marone  SBieberherfiellung  biefer  Slnftalt.  SÖUhelm  unb  feine  Nachfolger  begünjtigen 
ba$  53ürgerthum.    ©ilben,  <Sacfa  unb  (Socfe  in  ben  ©täbten. 

Unter  bem  lügenhaften  (Scheine  ber  Monarchie  war  (£nglanb$  Staate 
Wefen  vor  ben  Stitm  beS  (£roberer0  eine  greuliche,  burdh  unb  burch  ver* 
borbene  $telr)errfchaft.  (£rft  ber  93aftarb  hat  —  unb  jwar  für  immer  — 
bie  (Sinheit  be$  $$o\U  unb  be$  SfcefdjeS  gegrünbet.  2Öa$  ich  behaupte,  ift 
nicht^eme  funftlich  aus  vielen  £hatfac^ert  °^er  frieren  folgen  abgezogene 
^Beobachtung,  nein,  fdjon  ein  3e^ÖenofTe  —  freilich  ber  tüchttgfre  unter  ben 
©efchichtfchretbem  be3  jtönig$,  zugleich  derjenige,  ber  ba$  geheime  ©etriebe 

2)  effen,  wa$  von  1066—1080  unter  feinen  Stugen  vorging,  genauer  alö 
trgenb  ein  anberer  fannte  —  SBtHjelm,  2lrchibtafon  von  Sifteur,  macbt  btefelbe 
SBemctfung.  (Sr  fchreibt:1)  „2ßilhelm,  ber  Normanne,  befreite  baö  93olf 
ber  51ngelfachfen  für  immer  von  ber  Svjannct  ^aralbö  unb  richtete  einen 
Ztyon  in  ber  5trt  auf,  baj?  5>ttif ort  über  (£nglanb3  Provinzen,  welche  bt$ 
balnn  unter  vielen  Röntgen  ftanben,  er  allein  J)errfdt)te. "  £)a3  $echt^ 
wefen  war  fd)on  in  ben  angelfäcbftfcben  fyikn  fo  auSgebtlbet,  baß  faft 
nothwenbig  fich  in  ben  ©efefcen  Spuren  ber  von  2Ml)elm  jerftörten  ?8kU 
herrfchaft  ftnben  müffen.    SMefelben  ftnb  wirf  lieh  vorhanben. 

Die  auf  33efer)t  9Bt(r)e(mö  gefammelten  unb  von  ihm  tr)eilweife  beftü* 
tigten,  §um  Sfytil  abgeänberten,  @efe£e  (SbwarbS  be$  33efenner$  bewilligen 
Denen,  welche  <5acfa  unb  <Socfe,  £ol  unb  £eam  unb  baS  9?ecbt  beö  Diebs* 
thurmö  fyabtn,  befonbere  ©ertchtSbarfeit.    J)fe  ebengenannten  vier  5(u^ 


*)  JDuche^ne  @.  210,  b.  3)ie  2Borte  lauten  im  Urtexte :  liberavit  in  perpetuo  Gui- 
lielmus  gentem  omnem  a  tyrannide  Haraldi,  atque  solium  obtinuit  ipse,  unde  regionibus, 
quae  sub  multis  regibus  quondam  egerant,  unus  imperitaret. 


SöterteS  23ud&.  Qiap.  28.  «Die  fünf  S3orre<$te  b.  angelf.  OieicfjgfütjlenU).  (Secfe,  @atfa  jc  595 

brücfe  gehören  in  bie  (Stoffe  ber  aUitcrtrenbcn  Sfcrücbrob'rter,  roie  im  Deut* 
fc^eu  bte  (Säfte:  #aut  unb  £aar,  Wann  unb  9J?auS,  (Stumpf  unb  Stiel, 
9Rtct  unb  9?agel,  2Binb  unb  Detter,  unb  begleichen  mel)r.  Der  3^ang, 
ben  bte  Sllliteratton  auferlegt,  f)at  jur  golge,  baß  bei  3ufarnmenftellung  föfc 
eher  Lebensarten  ntcbt  eben  Sogif  ben  93orft£  führt,  roaS  bei  ber  SBorter* 
Harting,  ju  ber  tcf)  mich  roenbe,  berücfft*ttgt  werben  muß.  Safa  bebeutet 
im  2lltbeutfchen,  rote  im  ^ngelfächftfchen,  (Sache,  fcor$ugSroetfe  LecbtSfacbe, 
unb  baoon  abgeleitet  ©ertchtSrocfen ,  ©ericbtSbarfeit.  Safemann,  roelcbeS 
2ßort  in  einem  ©efefte  ^etitrtc^ö  I.  üorfommt1)  unb  tterroanbt  ift  mit  bem 
febvotertgen  Sacebaro  ber  lex  salica,  bezeichnet  einen  Sflamt,  ber  ©engten 
beiftjjt,  ober  bte  SBcfcblüffe  fcon  ©erichten  ooH$tef)t  unb  93ußen  eintreibt. 
Satfa  haben,  fann  tricblS  anberS  befagen,  als  im  23eftfte  eigener  ©erichtS* 
barfeit  fein. 

(Saferer  fällt  eS,  baS  2ßort  Socfe  51t  erHären,  roetl  eS  bie  »or()anbenen 
angel|äa)ft|d)en  Duellen  faft  burchauS  in  ber  abgeleiteten  gerichtlichen,  ntcf)t  in 
ber  urfprihtglia)en  unb  natürlichen  S3ebeutung  aufführen.  2Öie  in  allen  ger* 
mantfehen  unb  rotnantfa^en  (Sprachen,  befaßt  Socf  auch  im  ^ngelfäcbftfchen 
Scbitr;  ober  Socfe,  aber  ia)  glaube  nicht,  baß  biefer  begriff  bem  gertcht* 
Itcben  @ebraud)e  beS  2BortS  §u  ©runbe  liegt.  (Statt  (Socf  !ommt  ebenfo 
häufig  bte  gorm  Socfne  ttor,  roelct/e  neben  bem  fünftltchen  Sinn,  ben  fte 
mit  Socf  tf)etlt,  ben  natürlichen  „Sueben"  §at.2)  Socfne  fönnte  bar)er  baS 
9fecht  §u  fueben,  unb  baS  ©efunbene  behalten  §u  bürfen,  bezeichnen,  roaS 
überall  in  allen  ©efeftgebungen  ein  Ausfluß  beS  unabhängigen  ©runbbe* 
ftfteS  ift.  Stimmt  man  an,  bte  golge  ftebje  hier  für  bie  Urfacbe,-  fo  roürbe 
Socfne  freiem  ©runbetgenthum  befagen. 

Diefe  Deutung  rotrb  buref)  eine  Stelle  aus  bem  ©efefte  (SbroarbS  be* 
[tätigt,  baS  ich  unten  anführen  roerbe.  Du  Sange  §ät>It  unter  ben  urfprüng* 
lieben  S3ebeututtgen  beS  attgeljächftfchen  Soca  auch  ben  begriff  f/$flug, 
^flugfchaar"  auf.  Dürfte  man  feiner  Angabe  ©lauben  fchenfen,  fo  würbe 
Socfa  eigenes  ^fluglanb,  ben  freien  33eftft  oon  ©runb  unb  S3oben  beben* 
ten.  Dem  fei  roie  ihm  roolle,  gcroiß  ift,  baß  ber  SBortbegrtff,  oon  wel* 
cbem  ber  gerichtliche  ©ebrauch  ausging,  freies,  fcon  feinem  anbern  ©utS* 
beftjjer  abhängiges  Sanbetgenthum  mit  ben  fechten,  bie  \)kxau§  fließen,  be* 
Zeichnet.  DaS  zufammengefeftte  2Bort  Socfemann,  baS  in  ben  ©efeften 
(SbroarbS  unb  Wilhelms,  roie  im  DomeSbatyboof  h^nftg  ttorfommt,  bebeutet 
urfprünglich  einen  freien,  9aemanben  als  ber  trotte  verpachteten,  ©runb* 
eigenthümer,  unb  in  jroeiter  Sinie  vielleicht  einen  folchen,  ber  freies  ©runb* 
etgentrjum  ju  erroerben  berechtigt  ift. 


')  Ancient  laws  <§.  245,  9lr.  63. 
guage  sub  voce  soene. 


2)  Bosworth   dictionary  of  anglosaxon  lan- 
38* 


596 


^afcfi  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßtitalitx. 


Zoi  matit  feine  (s&roiertgfett,  e6  flammt,  rote  baS  beutfche  3*>W,  au$ 
bem  latetnifcben  telonium  ab,  unb  brücft  baS  9Jecbt  au3,  3^e  0Der 
gaben  $u  ergeben.  Verroirfelter  ift  bte  (SrHärung  oon  team.  2>a3 
roort  teaman  bcfagt  urfprünglid)  jiehen,  Richten,  jeugen.  2)iefelbe  33ebcu? 
tung  beft£t  auch  baö  ,§auptroort  team,  e$  bezeichnet  ein  ©efchlecht,  @e* 
äüd)t  ober  einen  Raufen  oon  9ftenfd)en  ober  gieren,  5.  53.  fcon  €ftaoen, 
£)d)fen,  *ßferben,  (Sitten.  Veibe  Sorte  l)aben  jebod)  ^gleich  einen  geriete 
liefen  begriff,  ber  über  ba3  3et^er  (Sbroarbö  unb  ber  ir)m  vorangegangenen 
jtntytltnger  Könige  l)tnaufretcf)t.  €>eit  alten  Sagen  beftanb  nämlich  bei 
ben  2lngelfad)fen  baö  ©efe^1)  9Jtcmaub  fülle  etroaS  faufen,  ohne  baß  ber 
Verfäufer  ©eroährfchaft  für  ben  rechtlichen  (Srroerb  beS  oerfauften  ©uteö 
leifte  unb  bafür  im  9iothfalle  einfiele. 

£atte  3emanb  eine  2ßaare,  §.  23.  ein  Stücf  93icf>  gefauft,  unb  ent* 
ftanb  ©trett  barüber,  inbem  ein  dritter  Älage  err)ob,  baß  ba$  Vieh,  roel? 
cf>e^  ber  Slnbere  gefauft  §u  ty&in  oorgab,  ilnn  geftor)len  fei,  fo  mußte  ber 
Käufer  auf  ben  Verfäufer  jurüefgreifen  unb  ifyx  al$  ©eroährSmann  [teilen, 
konnte  er  bteß  nicht,  fo  rourbe  er  t>erurtl)etU ,  ba3  ^8tcf>  an  ben  Kläger 
ausliefern.  £>tefe3  3urücfgretfett  rourbe  in  ber  angelfäcbftfdjen  ©ericht^ 
fpracfje  auSgebrüdt  burd)  bie  Sßorte  „sieben  auf  einen"  tieman,  ober  „3ug 
nehmen",  beor  team.  £)er  ©eroährömann  l)ieß  auf  5lngelfäcb(tfd)  geteaman, 
in  normanntfdjem  Satein  warrantus,  bte  @ert>ät)rfcr)aft  felbft  team.  3)a 
im  täglichen  Seben  faft  alle  ©tretttgfetten  über  Wltin  unb  Ü)etn  ftcf)  um 
bie  ©eroär)rfd)aft  breiten,  fo  trugen  bte  ©ertcht^fyorteln  ober  Süßen  au$ 
team  am  "metften  ein. 

9?un  naa)  biefen  fprac^(tcf)en  (Erläuterungen  laffe  ich  bie  entfd)etbenben 
@ä$e2)  aus  ber  ©efefcgebung  (Sbroarbö  folgen:  ,/@r§btfchöfe,  Stfc^öfe,  ©ra* 
fen,  Marone,  ^ronfolbaten,  follen  bte  3fyngen,  unb  bte  in  iljrem  3)tenfte 
ftebenben  Seibbiener:  als  ba  ftnb,  Sruchfeffen,  (Schenfen,  Kämmerer,  $öche, 
SBäder,  unter  ihrer  grtebenöbürgfchaft  baben,  ebenfo  follen  fte  eö  t}a\tm 
mit  ihren  knappen  unb  anberen  3)tenftleuten.  2Öenn  befagte  2)tenftleute 
irgenb  ein  Verbrechen  begehen  unb  beßhalb  eine  $lage  oon  ©eiten  ber 
Nachbarn  (bte  unabhängig  oon  ben  fraglichen  Herren  ftnb),  erhoben  rotrb, 
fo  gehört  bte  @ache  oor  ben  eigenen  ©ertcht^rjof  ber  befagten  Herren,  fo? 
fern  nämlich  btefelben  folgenbe  fünf  Vorrechte  haben :  €>acfa,  ©oefe,  %oi 
unb  £eam  unb  ben  2)teb3thurm"  (bie  23efugniß,  Diebe  etnjuferfern). 

Die  grtebenöbürgfchaft  rotrb  bura)  ben  oorl)ergehenben  Slbfchnttt  er? 
flärt.    Segen  ber  henjebenben  ®efej3loftgfeit  roaren  bie  Heineren  greten 

*)  ©efe^e  £lottjavö  unb  (Sabrifg  I.  (673—684)  9k.  7  u.  16.  Ancient  laws  @.  13 
u.  15.  ©efefce  be$  tföntgö  3nc  (688-725)  ÜJh.  35.  47.  53.  75  u.  f.  to.  ibid.  @.  54. 
57.  59.  65  u.  f.  to.  33efonberö  ücrglet^e  man  bte  ®efe|c  (5tt>elvebö ,  ibid.  ©.  123  unb 
Mannte  l„  ibid.  ©.  167,  Wt.  24.         2)  Ancient  laws  @.  194,  9h*.  21  u.  22. 


93terte3  33ud(j.  (Sap.  28.  $>te  fünf  33otted)te  b.  angelf.  «Hetc^öfürflent^.  <So<fe,  @a(fa  k.  597 

genötigt  worben ,  je  ju  §er)n  bergeftalt  in  9^ed^töt>ereine  §ufammen$utre* 
ten,  baß,  wenn  einer  aus  bem  herein  einen  Diebftar)l  ober  fonft  ein  93er* 
brechen  beging  unb  ftcf>  ber  gerichtlichen  Sl^nbung  buret)  bie  gluckt  entzog, 
bie  übrigen  neun  ben  Zfy&tex  ftellen,  ober  für  ben  angerichteten  ©ergaben, 
roie  für  bie  gefe£licr)e  SBuße,  einfielen  mußten.  3n  gleicher  Steife,  roie  bie 
griebenSbürgfchaf  Vereine,  l)atkn  ana)  bie  größeren  @utSf)erren  für  ifjre 
Dienfileute  ©cwährfchaft  §u  leiften. 

3m  nächften  Slrtifel  beftimmt  fobann  baS  ©efefe  bie  begriffe  <&ada, 
6ocfa,  %ol,  JEeam,  Diebsfang  folgenbermaßen:  „©oefe  ift:  wenn  einer 
etwas  auf  feinem  eigenen  ©ruub  unb  SBobcn  fuerjt,  felbft  wenn  baS  ©e* 
fuct)te  geflogenes  ®ut  ift,  fo  fter)t  baS  ^ec^t  barüber,  mag  baS  ©efuchte 
gefunben  roerben  ober  nicht,  Dem  §u,  ber  bie  6ocfe  hat.  9Mt  @acfa  oer* 
hält  eS  fich  fo:  roenn  (Einer  einen  9lnbem  roegen  eines  SSerget)cnö  ge* 
xia)tüa)  befangt,  unb  ber  Gelangte  bie  %v)at  leugnet,  fo  fällt  bie  23uße 
für  bie  betreffenbe  $lage,  mag  bie  2lnfchulbtgung  bewiefen  ober  wiber* 
legt  werben,  Dem  §u,  ber  bie  ©aefa  fjat." 

„$ol  ift  Daffelbe,  was  man  im  Sateintfchen  mit  bem  2Bort  telonium 
auSbrücft,  eS  bezeichnet  bie  greir)eit,  auf  bem  eigenen  ©runb  unb  23oben 
§u  faufen  unb  §u  »erlaufen  (unb  was  l)kxan$  folgt,  9JMrfte  anzulegen, 
fowte  von  benfelben  3ölle  §u  erheben).  £eam  befteht  in  folgenbem  93er* 
hältniß:  roenn  (St'ner  einen  Zubern  roegen  SDfefn  unb  Dein  verflogt,  unb 
bie  gorberung  ftellt,  baß  baS  ©igenthum  beS  33eflagten  mit  23efa)lag 
belegt  werbe,  unb  roenn  bann  ber  23eflagte  feinen  ©ewärjrSmanu  §u  ftellen 
vermag,  welcher  befennt,  baß  ber  23eflagte  baS  beftritteue  ©ut  oon  ihm 
erlauft  x)at,  fo  fällt  bie  25uße  für  bie  nicht  geleifiete  ©ewährfa)aft  bem 
ju,  ber  £eam  l)at,  beSgleicr)en  jtefyt  er  auch  baS  23ußgelb  oon  (Seiten 
beS  Klägers,  roenn  btefer  feine  $tage  nicht  beWeifen  fann." 

„DtebSfang  befagt ,  baß ,  roenn  auf  bem  ©runb  unb  23oben  eines 
©utSherrn  ein  Dieb  gefangen  roirb,  Welver  ber  porige  beS  ©utSr)errn 
ift,  befagter  .Dieb  nur  von  bem  ©utSherrn  gerichtet  unb  beftraft  roerben 
barf."  9hm  folgt  ber  wichtige  üftachfaij:  „2ltle  aber,  welche  bie  befcr)rte* 
benen  fünf  Vorrechte  nicht  fya&en,  ftnb  ben  fönigltchen  ©erichten,  fei  eS 
ber  ^unbertfehaft,  beS  2Bapentafe  ober  ber  €>r)ire,  untergeorbnet.'' 

3a)  l)abt  in  ber  Ueberfeijung  meine  5lnftcbt  über  ben  ©inn  ber  be* 
treffenben  2Borte  umfehretbenb  auSgebrücft  unb  muß  erftere  noch  rechtfertig 
gen.  Der  (Sinn  »on  ©oefa  wirb  beutlicher  als  in  ben  mitgeteilten  6ä£en 
burch  ben  24.  5lrtifel4)  berfelben  Sammlung  erläutert,  wo  eS  fyeijjt:  „wenn 
ein  Kiliane  irgenb  etwas,  fei  eS  ein  ©tücf  93ief)  ober  einen  fonfttgen 
äßertr),  inS  Dorf  bringt  unb  behauptet,  er  l)a&e  eS  gefunben,  fo  barf  ber* 


4)  Ibid.  @.  195,  Vit.  24. 


598  $nbf*  ©regortuS  VH.  unb  fein  Bettalter. 


felbe  ben  angeblichen  gunb  nicht  fofort  für  ftcf)  behalten,  fonbern  muß  ihn 
bcm  €d)ulsen  be$  betreffenben  Dorfes  übergeben.  3m  gall  nun  ber 
©utSbcrr  beS  Dorfs  bte  jwet  Vorrechte  6ocfa  unb  ©acfa  nicbt  ^at,  foll 
ber  ©djufye  ben  gunb  an  ben  £)berbeamten  beS  ,£unbrebS  abliefern,  bamtt 
er  entfcbetfce,  ob  ber  gunb  gefefclia)  fei  ober  nicht.  £at  aber  ber  ©utSf)err 
Soda  unb  @ada,  fo  unterliegt  bte  (Sache  bem  Urteil  beS  gutSherrlkhen 
©ertaste."  Der  Socfamann  beft^t  bte  $ed)te  eines  @runbf;erm,  aus  Wel* 
ajen  —  fofem  er  nämltd)  baneben  auch  bte  Sacfa  fyat  —  bie  SBefugniß 
fließt,  baß,  wenn  ein  gunb  auf  foldjem  23oben  gemacht  wirb,  bem  grunb* 
herrlichen  ©eridjte  bte  (Sntfa^eibung  ber  grage  überlaffen  bleiben  muß,  ob 
ber  angebliche  gunb  rotrflta)  etwas  ©efunbeneS,  ober  ©gentium  eiltet 
Zubern  fei. 

Die  Sacfa  läßt  ftcf)  leidet  erflären.  Der,  welcher  fte  hat,  tft,  rote 
fct)on  ber  9?ame  ausweist,  ®ertd)tsherr.  33or  feinem  ©ertd)t  wirb  eine 
jllage,  unb  jwar  wegen  eines  Verbrechens  —  alfo  eine  peinliche  —  vor- 
gebracht. 2luS  ber  Sftatur  ber  Dinge  ergibt  ftet),  baß  {ebenfalls  ber  33e* 
flagte  £interfaffe  beS  ©erichtSherrn  tft,  benn  fonft  würbe  ftcf)  ber  Kläger 
nta)t  an  baS  ©eriebt  beS  SadamannS,  fonbern  an  trgenb'  ein  anbereS  wen* 
ben.  Der  Kläger  bagegen  fann  möglicher  SBetfe  ein  unter  ©raffcbaftS^e- 
rta)ten  ftefjcttber  greier  fein.  2ötrb  bte  $lage  erwiefen  ober  nicht  erwiefen, 
fo  §tel;t  ber  ©ertcbtSherr  feine  9?u£ung,  benn  im  erfteren  gall  muß  ber 
33eflagte,  im  ^weiten  ber  Kläger  bie  vom  ©efefce  befttmmte  ©ertchtSbuße 
Sailen.  Den  Xoi  betreffenb,  fprid)t  baS  ©efe£  (SbwarbS  bte  wahre  9JceU 
nung  ntd)t  förmlich  aus,  fonbern  läßt  fte  nur  erraten:  bie  oben  beigefügt 
ten  golgefä^e  müffen  htn^ugebacht  werben.  Die  greifet,  §u  verfaufen  unb 
ju  faufen,  begrünbet  noch  feine  9Ru£ung,  fonbern  erft  bie  auS  ihr  fließenbe 
SBefugntß,  SOMrfte  anzulegen  unb  vom  33erfef;re  Derer,  welche  ftch  etnftnben, 
Abgaben  §u  erheben. 

(Snblich  über  ben  (Sinn  von  £eam  gibt  ein  ©efej}1)  2Bill)elmS  beS 
(Eroberers  genaueren  2tuffchluß:  „wenn  (Einer  ^lage  erhebt,  baß  ihm  ein 
Stüd  Viel)  burd)  CDtebftabf  abhanbett  gefommen  fei,  aud)  als  ©tct)err)ctt 
für  bte  ©erid)tSfoften  ein  gauftpfanb  gibt  unb  Bürgen  liefert,  baß  er  feine 
Jtlage  bis  jur  (SntfdjetDung  treiben  werbe,  fo  muß  Der,  in  beffen  £anb  baS 
Viel)  ftet)  beftnbet,  (welches  ©egenftanb  ber  ^lage  tft),  einen  ©ewährSmann 
ftellen,  (wela)er  auSfagt,  baß  ber  33eflagte  baS  3Stet)  rechtlich  von  ihm  er* 
worben  t)abe).  itann  ber  23eflagte  ben  ©ewährSmann  nicht  ftellen,  fo  foll 
er  3euöen  vorbringen  (welche  befennen,  baß  fte  ihn  baS  SStel)  faufen  fat)en). 
SOßenn  er  jwar  3eugen  vorbringt,  im  Uebrigen  aber  Weber  einen  ®cwäf)rS* 
mann  ftellt,  noch  ein  gauftpfanb,  fei  eS  in  ©elb  ober  in  Vier),  gibt,  fo 


*)  Ibid.  @.  205,  9lr.  21. 


93ierteg  93u$.  &ap.  28.  5)ie  fünf  33orte<$te  b.  angelf.  9tei$$fnrftenU).  @ocfe,  ©acfa  tc.  599 

muß  er  ben  ftrittigen  ©egenftanb  an  ben  Kläger  abgeben,  barf  jebod)  für 
ftd)  fetbft  unb  mit  feinen  Saugen  befd)Wören,  baß  er  baS  @ut  rechtlich  er* 
Warben  habe,  unb  ift  bann  frei  von  ber  ©d)ulb  beS  2)iebftaf)I$.  Vermag 
er  aber  Weber  einen  ©cwährSmann,  nod)  ein  $fanb  (eine  23ürgfd)aft6fumme), 
nod>  3cu9cn  8U  ftellen,  fo  foU  er,  außer  ber  (§ntfd)äbigung  an  ben  Kläger, 
aua)  nod)  baö  3Ber;rge(b  an  feinen  eigenen  ^errn  jaulen." 

£)ie  ()ier  erwähnte  JHage  ift  feine  ^etnttcr)e  wegen  eines  von  bem  23e* 
fragten  begangenen  SRaubS,  fonbern  fte  beruht  einfach  auf  ber  2lu3fage  beä 
jtläget*)  baß  gewiffe  ©egenftembe,  welct)e  ber  23ef(agte  in  Rauben  habe, 
rcer)tltct)eö  (Stgentr)wm  nicht  beS  lederen,  fonbern  be$  erfteren  feien.  2)er 
Kläger  belangt  ben  SBeflagten  nid)t  wegen  5Mebftar)lS,  fonbern  er  forbert, 
ot)ne  auf  bie  grage  einzugehen,  voie  ber  23ef(agte  §u  bem  (Stüde  Viel)  ge* 
fommen,  einfach  fein  ($tgentl)um  jurüd.  Äann  nun  ber  23ef  tagte  einen  ©e* 
roäfjrömann  ftetten,  we(djer  auSfagt,  ja,  tet)  habe  baS  Viel)  an  ben  Söeflag* 
ten  verfauft,  fo  ift  festerer  Hagfret  unb  ber  Kläger  mag  ftd)  an  ben  @e* 
roäljrSmann  galten,  $ann  jnwtenS  ber  33ef(agte  feinen  ©ewährSmann 
»orbringen,  wohl  aber  3eu9cn/  nmß  er  ^  ftrittige  @ut  an  ben  «ftlcU 
ger  abtreten,  barf  ftd)  jebod)  mit  feinen  3el*gen  von  bem  Vorwurf  unreal U 
Itd)en  (SrnxrbS  rein  fd)wören.  bringt  er  aber  brittenS  Weber  einen  ®e* 
voäfyrömann,  nod)  3™gen  vor,  fo  muß  er  außer  ber  (Entfa)äbigung  be$ 
Klägers  aud)  nod)  2Bel)rgelb  entrichten,  unb  zwar  an  feinen  ,£errn. 

SBarum  lefctereS?  follte  man  nia)t  el)er  bie  SBeftimmung  erwarten,  baß 
ber  SBeflagte  ba3  2ßef)rgelb  an  baS  ©ericht,  ober  an  bie  oberfte  Duelle 
ber  @erea)ttgfeit,  au  ben  «ftönig,  ju  bejahen  fyabe?  9Mn!  baö  ©efe£ 
nimmt  an,  baß  €>treitigfetten  roie  bie  befeferiebene  in  ber  Siegel  jroifc^en 
Kilianen  vorfommen,  welche  unter  gut6r)errlia)em  ©erichtSbanu  [tauben. 
2)er  Siebter  beS  Kilianen  war  baljer  nebenbei  aua)  fein  ©ebieter.  3tt>etten$ 
betrachtet  baS  ©efe£  ben  ©ericbtöfjerrn  beS  ^interfaffen  pgleia)  als  beffen 
Seibherm,  bem  jener  nid)t  nur  wegen  ber  Verbrechen,  bie  er  begebt,  fon* 
bem  aud)  wegen  feineö  Vermögend  unb  wegen  ber  §änbel  über  Wlän  unb 
Stein,  in  bie  er  ftd)  verwideln  mag,  Verantwortung  fcbulbet. 

Unjweife^aft  nimmt  baS  ©efe£  2öilr)elm3  auf  baö  oben  mitgeteilte 
fernes  Vorgängers  Abwarb  S3e§ug.  Der  Eroberer  fyat  baS  tm  ledern 
furj  befdjriebcne  Vorrecht  beS  £eam  im  2luge,  boeb  änbert  er  baffelbe  in 
wefentlid)en  fünften  ab.  2Öär)renb  Abwarb  nur  von  ©ewähr  fyrid)t, 
geftattet  baö  ®efe£  beS  Eroberers  fotcr)en  23eflagten,  bie  unter  £eam  fte^en, 
noch  bie  ^echtswohlthaten  ber  3^t9^»^6fage,  ber  33ürgfchaftS^©umme  unb 
eine  britte,  bie  mit  bem  bunfeln  Sorte  ^emolbborg  bezeichnet  wirb.  Ucber* 
haupt  ift  §u  bemerfen,  baß  SBityelm  bie  ©efer^gebung  (SbwarbS  nur  mit 
ben  3«fä^en  unb  Verbefferungen,  bie  er  beizufügen  für  gut  befunben  fyatte, 
gelten  ließ. 


600 


$afcft  ©regottuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


Der  13.  Slbfchmtt1)  beö  latetntfehen  mm  lautet:  „ffifr  befehlen,  baf 
5llle  tu  allen  Stücfen  bie  ©efefce  M  fflni%$  (Sfcwarb  beobachten  follen, 
boc^  mit  ben  SBerbeffcrungen,  bte  roir  jum  2Bol)le  ber  (Snglänber  beigefügt 
haben."  3d)  werbe  unten  bte  Slbänberungen  nacfyrcetfen,  bte  er  mit  Sacfa, 
Soda,  £ol,  %mn  vornahm.  3unäd)ft  ftefyt  feft,  bafj  Sacfa  bte  geriet;*^ 
^errltcf^e,  Socfa  bte  grunbherrlidje,  $eam  bte  letbherrltdje  ©eroalt  ber  grojj eu 
©utsbeftfcer,  %ol  enbltct)  ityc  9fea)t,  (Steuern  zu  ergeben,  auSbrücft.  Sollte 
man  e£  »erfuchen,  bte  ttter  atlttertrenben  Äunftwörter  be6  angelfäct)(ifct)en 
9fed)t3  im  Deutfc§en  nachzubtlben,  fo  föttnte  matt  für  Sacfa  unb  Sode  Stuhl 
itttb  Stumpf,  für  £ol  unb  $eam  $oU  unb  3ug  fagen. 

5llfo  eS  gab  tu  ben  3^iten  be6  Jtönig  (£t>warb  grof  e  ©ut$f)erren,  welcbe 
fünf  ber  wichtigsten  Vorrechte  übten,  beren  Umfang  ol;ne  grage  Dem  ent* 
fpriebt,  waS  man  heutzutage  softe  Souveränität  ober  Selbftr)errlichfeit  nennt, 
unb  ferner  Die,  belebe  befagte  fünf  fechte  genoffen,  fonnten  fammt  ttyren 
Untertanen  ttor  fernem  ber  orbcntltd)en  Sanbgerta^te  be$  Königreichs,  Weber 
ttor  ber  Sf)ire,  noch  »or  bem  SBapentafe,  noeb  fcor  bem  §unbreb,  fonbern 
nur  sor  iJjren  eigenen  £errfcbaftSgerta)ten  belangt  werben.  9?td)t  alle  (Srz* 
bifchöfe,  S3tfc^öf e ,  (trafen,  Marone  befajkn  bte  fünf  (Sljten  unb  genoffen 
bemgemäf  bte  Befreiung  fcon  ben  föntglta)en  ©ertasten.  Denn  ba$  21.  ©efefc 
(Sbroarbö  fagt  ja  au3brücHtcf> ,  baß  nur  bte  unter  ben  §m?or  namentlich 
aufgezählten  2ßürbcnträgern,  welche  bte  fünf  (Sfyren  tnne  haben,  Befreiung 
ttom  fömgltchen  @ertd)tebattn  anfprechen  bürfen.  (§ö  gab  bemnach  Solche, 
roelche  nicht  bie  fünf  Qtyen,  ober  vielmehr  nicht  alle  fünf  jufammen,  noch 
Befreiung  fcon  be$  Könige  SBanne  genoffen. 

Dtef  führt  auf  eine  wettere  grage.  Sparen  unter  ben  tm  ©ingange 
beS  21.  ©cfe$e6  aufgeführten  üDiitgltebem  be$  ^errenftanbeö  folaje,  bie  gar 
feines  ber  fünf  fechte,  Weber  Socfe  noeb  Sacfa,  Weber  $ol  noch  $eam, 
noch  Diebefattgrecht  übten?  Wein,  fonbern  e$  ftnbet  unter  ben  fünf  @hren 
eine  Stufenfolge  \tatt,  welche  aud)  ber  22.  5lbfchnttt  beutlich  angibt,  inbem 
er  mit  Soda  beginnt  unb  mit  £eam  aufhört.  293er  baS  Sach*  unb  gunb* 
recht  nid)t  I)atte,  ber  befaß  aua)  fein  freies  (Sigenthum,  fonnte  folglich  fein 
£err,  fein  SBtfctjof,  fein  ©raf,  fein  S3aron  fein,  benn  §err  unb  beft£lo$ 
ftnb  begriffe,  bie  ftch  gegenfettig  ausließen,  wie  3a  unb  9?etn,  (StwaS 
unb  Vichts.  Sllfo  muß  jeber  £err  Sode  gehabt  fyaben.  Die  nächfte  Stufe 
wirb  burch  Sacfa  bezeichnet.  28cmt  auf  bem  ©runbe  eines  SanbbeftfcerS 
ober  £erm  ein  gunb  gemacht  warb,  entfehieb  laut  bem  24.  @efe§  baö 
^unbrebgericht  über  bie  rechtliche  ßtgenfehaft  be£  ©efunbenen.  (Srft  im 
gall  ber  £err  be$  ©utö  neben  Socfe  auch  Sacfa  fammt  ben  bret  anbem 
©hren  befaß,  fam  bte  (Sntfcheibung  bem  gut^herrlicben  ©erichte  zu. 


*)  Ancient  laws  S.  212. 


93ierteS  93ud).  ®a\>.  28.  S^fünf  93orred)te  b.  angelf.  JHeichefürftentf).  «Socfe,  ©acta  ic.  601 

(Socfe  unb  Sacfa  roerben  aufteilen  allem  genannt,1)  fo  taf  es  fchetnt, 
eö  Ijabe  6olcbe  gegeben,  roelche  nur  (Socfe  unb  (Sacfa  befafen,  gewöhnlich 
jebodh  fommen  bte  fünf  (&f)ren  jufammen  t>or,  namentlich  bringt  fte  ein  ©efefc 
2Bilhelm£,  tton  bem  unten  bte  $ebe  fein  roirb,  in  enge  QBerbtnbung.  dagegen 
fteht  feft,  baß  93iele  fcorhanben  voarett,  bte  nur  ©ocfe  fjatten.  3)a$  3)omeg* 
batyboof  fitf)**/,  rote  früher  gezeigt  korben,2)  nicht  weniger  alö  23,072  @oav 
mannen  auf.  2Baö  war  laut  ben  ©efe£en,  bte  l)kx  allein  entfc^etben  fönnen, 
ber  urfprüngltc^e  ^Begriff  be$  SSorteö?  3a)  behaupte:  (Socfcman  bezeichnete 
einen  freien  ©ut$beftj3er,  ber  feine  eigene  ©ertchtöbarfeit  f)at,  fonbern  t>or 
ben  föniglta^en  @raffa)aftögerta)ten  Stecht  nimmt,  aber  aua)  fta)  oon  jeber 
33erftricfung  in  ben  ©ertchtöbann  anberer  Herren  frei  §u  erhalten  wußte. 
Ü)amit  wäre  bte  oben  3)  gegebene  (Srftä'rung  gerechtfertigt. 

dritte  grage :  wann  entftanben  bte  fünf  in  ben  ©efefcen  (Sbwarbö 
erwähnten  S3orrecf)te  beö  $errenftanbe3  ober,  bamit  ta)  einen  beffem  $lu$* 
brucf  roäJ)le,  be$  angelfächftfchen  ^Heic^öfürftentr)um^  ?  3tt  ben  SSerorbnun* 
gen  ber  Röntge  fcor  (£tl)elreb  bem  Unberat^enen  unb  folglich  sor  ber-2Biftn* 
ger^errfa)aft  fmbet  fta)  feine  Spur  berfelben.  *)  5^ur  ba3  2Bort  6ofne 
fommt,  jeboa)  in  einem  anbern,  natürlichen  Sinne  früher  ttor.  ^b'nig  Siethen 
ftan,  ber  t>on  924—941  ßnglanbö  Zfyxon  einnahm,  verfügt:5)  „deiner 
nehme  ben  2)tenft*9J?annen  eines  Anbern,  ol)ne  ©rlaubniß  Neffen,  ber  frü* 
her  fein  £)tenftf)err  war,  Weber  innerhalb,  ngo)  außerhalb  ber  9Jkrfe  auf. 
2)och  foll  aua)  fein  £err  einem  freien  Spanne,  ber  ihm  treulich  gebtent  hat, 
bte  $laforb&*(5ocfne  tterwetgern." 

Detter  ^eif t  e$  6)  tn  ben  ©efe£en  (£bmunb$,  ber  941  feinem  SBruber 
^ethelftan  in  ber  Regierung  folgte:  „ich  tt)ue  I>temtt  funb,  baß  ich  tu 
meinem  £au$r)alt  feinen  naa)  €>ocfne*9tea)t  aufnehmen  werbe,  ber  93lut 
»ergoffen  hat."  3)te  @a§ungen  (StbelrebS  (978—1016)  geben  ba$  2ßort 
an  zwei  t>erfa)tebetten  £)rten: 7)  „Sfttemanb  fotl  bie  «Sotfne  haben  über  einen 
föntgltchen  Zv)an,  a^  nur  *>er  ÄSnifl  allein",  unb  roteberum:8)  „wenn 
ßiner  in  eine  griebfoefne  (ein  2lft)l)  entflieht."  3n  ben  §wet  erften  unb  in 
ber  vierten  ©teile  ift,  meinet  (SrachtenS,  ber  Sinn  einer  unb  berfelbe, 


»)  3.  93.  Ancient  laws  <S.  195,  üttr.  24.  2)  Oben  <&.  568.  3)  @.  569.  4)  3n 
einer  ber  (Stbeöformeln ,  toeldje  bie  (Sammler  ber  ancient  laws  aufnahmen,  fmbet  ftd) 
(©.  78)  folgenbe  «Stelle:  „Ü)ue  rote  ich  &tt  fage :  behalte  baö  2>eintge,  lafj  mir  ba$ 
SWeintge,  ic^  begehre  nicht  baS  peinige,  nicht  Se§en  noch  £anb,  «i«ht  @acfe  noch  (Socne ; 
thue  beögleichen"  u.  f.  lu.  9lber  bte  3ett  btefer  gormein  Idpt  fich  überhaupt  ntcf)t  be* 
fiimmen,  unb  meinet  (Srachtenö  reichen  jebenfaUg  bie  angeführten  2Borte  ntc^t  über  baö 
jtoette  ftünftheil  beö  Ilten  Sahrhunbertö  hi"a»f'  ^e  33e9riffc  <Safa  unb  @ocne  gang 
unb  gäbe  ju  werben  begannen.  B)  Ancient  laws  (£.91  gegen  unten  unb  roteberum 
ibid.  92,  9lx.  5.  6)  Ibid.  @.  106,  9lr.  4.  ')  Ibid.  @.  126,  9lr.  11.  8)  Ibid. 
<S.  145,  9tr.  i. 


602 


$abfl  ©tegotiuS  VII.  unb  fein  Bettaltev. 


juglefd)  tritt  bie  Slbleitung  beö  SQ3ort6  von  „(Sudjen"  beitritt  tyervor. 
£laforbfofne  befagt  ba$  $ed)t,  einen  neuen  2)tenft^errn  ju  fudjen,  ba$ 
benjenigen  greien,  bie  früher  ifjrem  erften  £errn  treu  gebient  Ratten,  nict)t 
verweigert  werben  barf.  (Sben  biefeö  9ted)t,  erHärt  Äönig  (Sbmunb,  werbe 
er  für  feine  £off)altung  bezüglich  fo!ct)er  nic^t  gelten  Iaffen,  bie  93lutfcc;ulb 
auf  fta)  gelaben  fyaben.  3m  vierten  galle  fyeißt  griebfofne  wörtlich  2luf* 
fua)ung  eines  folgen  £)rt3,  ber  grieben  gewährt,  b.  i.  eineö  5lft;l6. 

§lud&  bem  britten  galle  liegt  ber  begriff  be$  <Sucf>en6  §u  ©runb,  aber 
mit  einem  2Öed)fel  ber  $erfonen,  welche  fnc^en.  £ter  ift  ein  *Recbt,  ntcf)t 
mein*  beö  SSafaUen  gemeint,  ber  einen  (i)ienftf)errn,  fonbern  be£  Ü)tenftf)errn, 
ber  SSafallen  fudjt  unb  aufteilt.  Stfiemanb  alö  nur  ber  $önig  allein  foli 
befugt  fein,  ba$  Sotne*9fecf;t  bezüglich  föniglid)er  SBafallen  anjuwenben 5 . 
nur  in  be3  ÄonigS  Dienften  bürfen  fte  fielen.  S33te  fpiegelt  fta)  bie  tyiU 
gefd)ia)te  in  btefer  unfa^einbaren  Umbeugung  be$  2Bortbegriff$  ab!  5116 
Äönig  (Stfyelreb  ber  Unberatfyene  regierte,  wußten  9Mcbtige,  wie  Swen  unb 
Äanut)  mit  ©IM  ber  $rone  (Snglanb  93afatlen  abfpenfttg  ju  machen. 

9llfo  bie  fünf  (Styren  fommen  in  ben  Otiten  (Strjelreb  nid)t  jum 
$orfa)ein,  aua)  nid)t  in  ben  ©efe|en  be$  ebengenannten  Königs.  ©leia> 
wofyl  nahmen  fte  unter  if)m  ifyren  Anfang.  3d)  t)abe  an  einem  anbern  Drt 
au$  ben  $rebtgten  beö  S3ifa)ofö  2öulfftan  naebgewiefen,  baß  bamalS  bie 
großen  SBafallen  ber  jtrone  JDaö  (Slenb,  ba$  buret)  il)re  (Sd)ulb  (Englanb 
erbrüefte,  mißbrauchten,  um  fta)  p  ©aulönigen  auswerfen.  Die  fünf 
(ihren  aber  fmb  ber  gerid)t(ta)e  2lu3brud  eben  biefeö  ©aufönigtl)um0.  33e* 
reit6  in  ben  @efe£cu  jtanutö,  ber  ©tfyelreb  nteberwarf,  ftreefen  fte  tJ>re  Börner 
tyervor.  Ü)er  £)äne  befttmmte1)  baö  ^eergerätfye,  baö  feine  großen  SBafatlen 
mit  fta)  in  ben  £)tenft  bringen  follten,  unb  ba£  er  naa)  if)rem  Sobe  anfprad), 
folgenbermaßen:  „baS  £eergcrätr)e  (heregeatu)  eines  (SarlS  fei:  8  Stoffe, 
4  gefältelt,  4  ungefattelt,  4  £elme,  4  §arntfd)e,  8  (Speere,  eben  fo  viele 
^ctitlbe,  4  Schwerter  unb  200  9J?antufe  (Warfen)  @olb;  ba$  §eergerätl)e  eineS 
föniglid)en  Sfjanen,  ber  bem  ^önig  §unäa)ft  ftef)t:  4  Dtoffe,  2  gefältelte, 
2  ungefattelte,  2  «Schwerter,  4  (Speere,  ebenfo  viele  (Sa)tlbe,  1  «jpelm,  1  «£>ar* 
nifa)  unb  50  Sttanfufe  ©olb;  ba6  §eergcrätf)e  ettteö  mittleren  £r)an$: 

1  ^oß  fammt  (Sattel  unb  3?ug  unb  ber  nötigen  2ßaffenrüftung,  unb 

2  $funb  6tlber^  ba$  ^>eergerätl)e  eincö  föuiglid)en  ^anö,  ber  feine 
©oefne  t)a t  unb  bei  ben  2)änen  ftel)t  (b.  r).  naa)  meiner  5lnfta)t,  ber  in 
bie  föniglia^e  ^l)inglit^  eingereiht  ift),  4  *Pfunb,"  u.  f.  w. 

2)ie  S3eftimmungen  bejüglia)  beö  vierten  galleS  l)aben  nur  bann  6inn, 
wenn  man  annimmt,  baß  ber  „Zfyan"  ber  ^l;ingltth  angehört,  wäl)renb  bie 


J)  Ancient  laws  @.  177  flg.,  S^r.  72. 


93terteö  8u$.  &ap.  28.  $)te  fünf  %oxxtä)te  b.  angclf.  9leic$gfütfienty.  (Sorte,  (Satfa  k.  603 

jroet  vorgenannten  jwar  gletc^fattö  2)tenfte  tr)un,  aber  auf  eigene  gauft  unb 
unter  ihrem  gähnlein,  nicht  aU  Wttglieber  ber  JEtyinglitl). 

Unzweifelhaft  hat  tyzx  ber  Sluöbrud  6otfne  btefelbe  33ebetttung  wie 
in  ben  oben  erwähnten  ©efefcen  (JbwarbS.  £>ie  fünf  ßfyren  ftnb  meines 
(Srachtenö  in  ber  5lrt  geboren  worben,  baß  bte  ©oefne  juerft  auöfd)lüpfte. 
(Sin  fer)r  guter  ©runb  läßt  ftd)  bafür  benfen.  3n  Qeiten  allgemeinen 
(SlenbS  wirb  ftetö  viel  ©elb  vergraben.  60  gefcfyaf)  e$  bei  un$  im  bret* 
ßtgjährtgen  Kriege,  unb  fo  rotrb  e$  aud)  brüben  über  bem  ßanal  gefeiten 
fein,  in  jenen  furchtbaren  Sauren,  ba  bte  28tftnger,  im  SBitnbe  mit  treu* 
lofen  33afaÜen  (SthelrebS,  bie  ©eißel  über  Sllbton  fchwangen.  2)te  lefjtge* 
nannten  Herren,  bte  in  ber  Siegel  baS  Gmtmaletnö  wot)l  vevftanben,  legten 
bal)er  befonbem  £ßertr)  auf  ba$  6ua>  unb  gunbred)t,  weil  eö  erfletflicbe 
(Sinfünfte  verf)teß. 

3nr  $>tit,  Sianut  obtgeS  ©efefc  erließ,  müffen  auch  bte  anberen 
vier  (Sfyren  fertig  geroefen  fein.  2)er  §ule£t  genannte  $r)an  t)at  zwar, 
um  in  mobernen  5luöbrücfen  ju  reben,  ein  Rittergut,  aber  er  tft  boch  einer 
von  ben  kleinen,  beim  er  btent  als  ^^ingltt^man  für  ©olb  unb  brauebt 
beim  (Eintritt  in  bte  Schaar  nur  4  33funb  mitzubringen.  2)ie  Slnberen  aber, 
namentlich  ber  (Sari,  ftnb  große  93afaßen;  bettn  fein  ^eergcrätl)  beträgt  ja 
außer  $oß  unb  Lüftung  200  Warfen  ©olbeö,  welche,  bie  Warf  ©olbeS 
10  Warfen  ©über  gleich  geregnet,  bte  ftattlic^e  Summe  von  26,000  Schtl* 
lingen  Sterling  ausmachen.  Wan  fiet)t  bal)er,  baß  biefe  (Sarle  fel)r  große 
9^eta)tt)ümer  erlangt  fyatten.  Sie  anberS  aber  roerben  jte  §u  fo  viel  ©elb 
gefommen  fein,  alö  babura),  baß  fte  außer  ber  Socfa,  auch  noch  Sacfa, 
Zol,  $eam  unb  £iebgtfmrmrecht  über  tljre  ^tnterfaffen  ausübten ! 

$anut  l)atte  bie  £anb  ba§u  geboten,  baß  bte  untreuen  SSafallen  (StfyU 
rebS  ftd)  $u  ©auftmigen  auswerfen  vermod)ten.  9^aa)bem  er  felbft  auf 
ben  Xtyon  gelangt  war,  far)  er  ftch  genötigt ,  bte  von  ben  33errätl)ern 
errungenen  Vorrechte  an§uerfemten.  5)af)er  obige  ©teile  in  feinen  ©efefcen. 
2)te  Xl)inglitf)/  bte  er  aufgerichtet  hat,  verhtnberte,  baß  baö  Uebel,  ba$  er 
bulben  mußte,  allju  grelle  grüßte  trug.  Obgleich  ju  §erren  in  ihren  daxU 
fchaften  geworben,  hüteten  ftet)  bie  großen  SSafallen,  ben  Sebent  ber  Untere 
thänigfett  gegen  ben  £)berföntg  ju  verleben,  weil  fte  bte  Strettärte  fetner 
wohlbehalten  3)änen  fürchteten.  5lber  naa)  bem  9lu3fterben  ber  $nr/tlin* 
ger  ging  bie  £>rad)enfaat  gan§  auf. 

9tur  gegen  läfttge  23ebtngungen  geftanben,  rote  ich  früher  geigte,  (Sng* 
lanbS  reich^fürftliche  ®efchled)ter  bte  9?ad)folge  (Sbwarbö  be$  S3efennerS  ju, 
unb  ruhten  nicht  eher,  bis  fte  benfelben  gelungen  hatten,  bte  5^r)irt9lttr) 
abschaffen,  ©ettbem  l;tng  bte  trotte  von  ihrer  ©nabe  ab,  unb  nun  rotrb 
e$  gefchehen  fein,  baß  fte  ben  ©chetnföntg  nötigten,  bie  oben  erwähnten 
©efefee  $u  erlaffen,  roela)e  baö  ©aufönigthum  förmlich  unter  ben  ©chufc  be6 


604 


$a6jl  ©regoriuö  VIL  unb  fein  3ettalter. 


Staatsrechte  ft  eilten.  Mannt  gibt  e$  einen  ftärferen  S3ew>eiö  für  ben  93er* 
fall  beö  angelfäcbftfdjen  SSolfS,  als  baß  bte  au6  bemfelben  hervorgegangenen 
(Shroniften  gänjltcfe  von  bem  Siege  beö  9^etcf)öfürftcntr)umö  fchweigen,  ber 
boef)  in  ben  ©efefcen  (SbwarbS  fo  fct)arf  hervortritt,  ja  baß  fte  bte  2lbfcf)af* 
fung  ber  ^tnglitt)  einzig  unter  ben  ©eftchtSpunft  einer  Sftilberung  ber 
öffentlichen  Saften  faßten,  *)  wäl)renb  fte  in  ber  Xfyat  e*ne  völlige  (Sntwürbi* 
gung  ber  $rone  in  ftcr)  fdjloß. 

2)te  ©efchtchte  beö  Eroberers  liefert  zahlreiche  33ewetfe,  baß  er  als 
Rechtsnachfolger  (SbwarbS  betrachtet  fein  wollte.  So  feft  (>telt  5Q3tlf)elm 
an  biefem  ©runbfafce,  baß  er  felbft  bie  fünf  Vorrechte  —  fo  fet)r  fie  ber 
von  ihm  gegrünbeten  monarchifchen  ©ervalt  wiberftrebten  —  nicht  offen  ab* 
5ufcf>affen  für  gut  fanb.  £)em  Scheine  nach  ließ  er  fte  beftel)en,  aber  wär)* 
renb  er  baS  2Öort  beibehielt,  änberte  er  baS  2Befen  ab.  2)aS  §weite  unter 
ben  lateinifch^franjöftfchen  @efe£en  befagt:  2)  „wenn  ein  S3tjtr)um  ober  fonft 
ein  ^Beamter  vor  bem  fömglichen  Dberrichter 3)  überführt  wirb,  ßeute  feines 
SlmtSbejirfS  ungerecht  behanbelt  ju  haben,  fo  beträgt  feine  93uße  baS  2)o^ 
pelte  von  2)em,  was  jeber  Rubere  wegen  gleicher  Schulb  entrichten  müßte. 
2öirb  (Siner  von  benen,  welche  Sofe  unb  Safe,  $ol  unb  £eam  fammt  bem 
Recht  beS  DiebSfangS  fyaben,  öor  ^er  ©rafjchaft  (bem  ©raffchaftSgerichte) 
belangt  unb  fchulbig  befunben,  fo  jaf)lt  er  alö  33uße  an  ben  SBicegrafen 
40  Deren,  5lnbere  aber,  welche  bie  fragliche  greifet  nicht  beft$en,  (b.  h-  bie 
fünf  (§r)ren  nicht  genießen)  entrichten  im  gleiten  gälte  nur  32  £)eren.  33on 
biefen  32  Deren  fallen  §ef)n  an  ben  $i$tf)um  für  ben  Dienft  beS  ÄönigS, 
jwölf  erhält  ber  Kläger,  ber  Reft  aber,  (b.  h-  Sel)n  Deren)  follen  bem  ©utS* 
herrn,  auf  beffen  Sehen  er  ft$t,  eingehänbigt  werben." 

2)te  23uße  von  40  Deren,  welche  ein  ©runbeigenthümer,  ber  bie  fünf 
(£f)ren  genießt,  im  angegebenen  gatle  befahlen  muß,  barf  nicht  fo  verftanben 
werben,  als  fei  baburch  ber  Slngefchulbigte  zugleich  von  ber  ©träfe  für  bie 
Verbrechen,  wegen  bereu  er  belangt  werben  mochte,  befreit  gewefen.  Ü)enn 
Wäre  bieS  ber  Sinn  obigen  ©efej3eS,  fo  fyatte  Wilhelm  ber  Normanne 
babura)  ben  ganzen  RechtSftanb  ßnglanbS  umgeftoßen.  Vierzig  Deren  geben 
nach  normannifcher  Währung,4)  bie  hier  offenbar  ju  ©runbe  liegt,  662/3Scr)tl* 
linge;  baS  Sehrgelb  aber  für  ben  Sftorb  eines  gemeinen  greten  betrug 
laut  ber  ©efefcgebung5)  SilhelmS  400  Schillinge,  für  ben  9J?orb  eines 
Sflaven  100  Schillinge.  iDte  fragliche  Deutung  ift  baher  unmöglich,  ba 
fonft  bie  33eftj$er  ber  fünf  (Sl)ren  greifet  erlangt  hatten,  gegen  ein  gerin* 
geS  ©elb  jeben  grevel  ju  begehen.  Ü)er  Sinn  fann  vielmehr  nur  ber  fein : 


4)  ©telje  ofcen  <S.  287  flg.  2)  Ancient  laws  @.  201.  3)  Coram  justitiario  regis 
convictus  fuerit.  *)  Unten  roivb  gezeigt  Serben,  bafj  bie  Oeve  20  2)en«re  Beträgt. 
6)  Ancient  laws  <S.  203,  Vit.  8. 


Wertes  93ud&.  (Sap.  28.  2)ie  fünf  %otxtä)tt  b.  angetf.  ^Mdjgfürftenn).  <£o<fe,  (Sacfa  ic.  605 

wenn  ein  23aron  wegen  irgenb  welker  ungerechten  ^anbhtng  fcerurtheilt 
Wirb,  hat  er,  abgefer)en  tton  ber  ©träfe,  bie  nach  gemeinem  $ecbt  auf  bem 
93erger)ett  fltetjt ,  wegen  beffen  tt)tt  ber  Kläger  belangte,  alö  23uße  bafür, 
baß  er  al$  ein  ^ochgeftellter,  welcher  ein  guteö  23eifptel  geben  follte,  ein 
böfeg  gab,  40  Deren  $u  ^hlett. 

©o  erHÖrt  fter)t  ber  jwette  ©a£  in  gutem  ©inHange  mit  bem  vor* 
ger)enben.  Diefer  befttmmte,  baß  ein  fÖnigltcher  SSicegraf  ober  Amtmann, 
ber  baö  fRecbt  beugte,  um  ba$  Doppelte  fcon  bem  gebüßt  werben  follte, 
wa$  ein  9h'a)tbeamter  im  gleichen  galle  ju  entrichten  hatte.  Der  anbere 
©a£  verfügt  bann,  baß  ein  mit  ben  fünf  (Sljren  auSgerüfteter  ©runbberr, 
ber  einer  ungefefjfichen  ,£>anblung  überführt  wirb,  außer  ber  gemetnrecbtli^ 
eben  ©träfe,  weiter  in  gleichem  galle  jeber  Rubere  verfalle,  40  £>eren  a!6 
grteben^bruch  jaulen  müffe. 

©obann  unterfa)eibet  ber  fragliche  Slrttfel  fcon  ben  33eft£em  ber  fünf 
(St)ren  ©olc^e,  welche  bie  gleite  gretljeit  ntdt)t  genießen,  aber  boa)  nur  um 
eine  geringe  ©tufe  ntebrtger  fteljen,  als  jene.  Denn  tf)re  S3uße  für  griebenö* 
brua)  betragt  ja  bloß  um  ein  günftrjetl  weniger,  als  bie  ber  (Srftgenann* 
ten.  fOleine^  (£raa)ten$  fo'nnen  in  festerem  ©a£e  nur  fola)c  ©ut3beft£er 
gemeint  fein,  welche  jwar  ©oefne,  aber  nicht  auch  bie  tner  übrigen  $or* 
rechte  übten.  Diefelben  foHen,  im  galle  fte  ben  £tnterf  äffen  eines  anbern 
©utö^erm  »erleben,  eine  grtebenSbuße  entrichten,  bie  um  ein  günftljetl  ge* 
ringer  ift,  af$  bie,  welche  im  nämlichen  galle  Sßeftfcer  ber  fünf  (Styren  §u 
§a^len  fcerbunben  fmb.  Das  ©efe£  beftimmt  nicht,  wie  bte  40,  wofyt  aber 
wie  bie  32  £)eren  ju  fcertr)etlen  feien.  3^)n  von  ben  32  Oeren  fal* 
(en  bem  Zetyntymn  beö  Klägers  §u.  Dtefe  S3eftimmung  foK  meinet  (&x* 
ac^tenö  bie  £ehen$herren  burc^  9lu$ftcht  auf  ©ewinn  antreiben,  baß  fte 
tf)re  ^)interfaffen  ermutigen,  gegen  mächtige  Nachbarn  ungefa)eut  Siecht 
§u  fud)en. 

Der  gan§e  5lrtifel  JjanbeTt,  wie  man  ftef)t,  son  33eftrafung  berjenigen 
S3e»orjugten,  welche  entWeber  im  tarnen  beö  Königs  ber  ©erechtigfett* 
pflege  fcorftefyen  ober  eigene  ©crtchtSbarfeit  beftjjen,  ober  wenigftenö  ©runb* 
Herren  ftnb.  9htr  im  brüten  galle  fpric^t  SBtl^elm  e$  beutlich  aus,  baß 
bte  klagen,  welche  er  im  ©mite  fyat,  t>on  beuten,  bie  auf  ben  Sefyen  gro* 
ßerer  Skfallen  leben,  alfo  t>on  «gnnterfaffen,  Kilianen,  ftetuen  greiett  gegen 
Mächtige  angeftellt  werben.  2lber  man  muß,  glaube  ich,  (Sbenbaffelbe  aua) 
bezüglich  ber  betben  anberen  gälte  £orau3fe£en.  Die  3Sorfct)rtft  2Büf)elm3 
ift  barauf  beregnet,  baß  Heine  Seute,  ©emeinfrete  unb  £albfrete  ben 
u)um  ober  Amtmann  ttor  bem  ©eriebte  be6  föniglicben  £)berrtchter$,  fowie 
@ut$beft$er  mit  ben  fünf  (S^ten  ober  of)ne  fte  t>or  bem  ©raffcbaftSgertchte 
wegen  9D?iß»erhatten3  belangen.  Denn  9^ccf)t^r)änbet ,  welche  ©roße  unter 
etnanber  Ratten,  würben  nicf)t  »or  ben  gewöhnlichen  Richtern,  fonbem  »or 


606 


$afcft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßdtalkx. 


bem  föntgttcfcen  Hofe  abgemalt,  roelctier  bie  juftänbige  33er)6'rbe  aller  un* 
mittelbaren  S3afaUen  war.  (Srjbtfdjof  Sanfranf  fcfjretbt  1074  an  Stöger 
»on  £ereforb: *)  „ber  Jlöntg  unfer  £err  rotll  ntd)t,  baß  feine  93icegrafen, 
roär)renb  er  britbcn  in  ber  9?ormanbte  tx>eilt,  auf  deinem  (Gebiet  ©ertd)t 
galten,  fonbern  er  rotrb,  roemt  er  fommt,  in  eigener  *ßerfon  bie  jrotfdjett 
$)ir  unb  feinen.  5}tcegrafen  obfd}tt)ebenben  ^)änbel  entfdjetben." 

9?un  §ur  <5acr)e.  6eit  ber  (Eroberung  ftanb  bie  ©ertd^tSbarfett  in  ben 
6f)iren  ben  SSicegrafen  unb  Amtleuten,  b.  r).  ben  23e$trf3rtd)tem  ber  £un* 
bertfdjaften,  in  welche  bie  6r)tren  jerftelen,  bergeftalt  ju,  baß  ben  Sabun* 
gen  ber  SBtcegrafen  fämmtltdje  3nfaffen  ber  ©f)tre,  l;or)e  rote  ntebere,  gletct)* 
tttel  ob  erftere  bie  fünf  (Sfyren  Ratten  ober  ntd)t,  baß  ferner  ben  Labungen 
ber  Amtleute  bte  nieberen  3nf äffen  folgen  mußten.  (SS  gab  in  2Btlf)elm$ 
Seiten  ©rafctt  unb  (Sarle,  aber  diejenigen,  roela^e  bie  genannten  Xitel  füt)r* 
tett,  befaßett  feine  ritterliche  ©eroalt  über  bie  ©f)tre,  fonbern  teuere  befanb 
ftd)  in  ben  §änben  ber  23tcegrafen  —  jene  tarnen  roaren  ntcfjtö  al$  Um 
(Sfyrentttel.  £)tefe  rotdjttge  £l)atfache  erhellt  tr)ett$  au$  bem  angeführten 
®efe£e  9Bttr)eImö,  trotte  au$  anberen  belegen. 

2)er  erfte  2tbfct;nttt  be$  fragten  SlrttfclS  fe|t  sorauS,  baß  nur  ber 
SBicegraf  unb  bte  Amtleute  in  ber  @r)tre  ^edjt  fprea)en,  ber  jroette  »er* 
orbnet,  baß  oerurtf)etlte  Präger  ber  fünf  (Sfyren,  eine  klaffe,  ber  bte 
angehörten,  roekfye  t>ott  ben  (£r)routfen  @ar*e  °^er  trafen  bejetdmet 
roerben,  bte  23uße  beS  grtebenöbrud)ö  an  ben  fönigttcr)en  SStcegrafen  ettt* 
rieten  müffen,  er  läßt  alfo  feinen  3tt>eifel  barüber  $u,  baß  ntebere,  rote 
r)or)e  33afalKen,  bte  in  einer  6l)tre  ©üter  befaßett,  ofync  $lu3ttahme  bem 
©eridjtöbamte  be$  betreffenden  33icegrafen  untergeordnet  roaren.  (Sbettfo 
erroät)nt 2)  jene  rotd)ttge  SSerorbtumg  SüfyelmS,  fraft  roeldjer  er  ben  (SleruS 
von  aller  roeltltd)en  ©ertchtöbarfett  befreite,  nur  SBtcegrafen  unb  Amtleute 
(praepositi),  fte  nimmt  alfo  an,  baß  nur  biefe  ©ertcfjt  gelten.  2lua)  ba$ 
2)omeöba^boof  §eugt  für  ben  gleichen  ©aa>erf)alt.  Ueberall,  voo  bte  6pe* 
ctalbeoollmächttgtett  beö  $b'nig3  erfcfytetten ,  um  bte  Sluftetchnuttgett  ttorut* 
uer)mett,  roerben  tncr)t  etroa  bte  in  ben  Stytren  angefeffenen  ©arte  ober 
©rafett,  fonbern  ftetä  bie  Sßt§tt)nme  aufgeforbert, 3)  ben  erften  @tb  abju* 
legen.  $)te  trotte  felbft  bejubelte  fte  bemnaa)  alö  bte  r>öct)ften  ^Beamten 
ber  ©raff ctyaf ten.  (Subita)  fagt4)  ^einrieb  oott  Huntington  im  2ltlgentemett, 


')  «Siefje  ofcen  @.  500  unb  Lanfranci  opp.  @,  320,  b.  2)  @ief)e  oBen  ©.  467  flg. 
unb  ancient  laws  <S.  214  :  Hoc  etiam  —  mea  autoritate  interdico,  ne  ullus  vicecomes 
aut  praepositus,  seu  minister  regis,  nec  aliquis  laicus  homo  de  legibus,  quae  ad  epis- 
copum  pertinent ,  se  intromittat ,  unb  heiter  oben :  fortitudo  et  justitia  regis  vel  vice- 
comitis  adhibeatur.  3)  WÜ  I,  22.  £r>tenty  IL  182.  4)  (Samte  <§.  370  untere 
äftitte :  vicecomites  et  praepositi,  quorum  erat  officium  justitia  et  judicium. 


Q3ierteö  93ucb\  (Sap.  28.  £>ie  fünf  93orrecr)te  b.  angelf.  fteidjgfürfrenU).  ©ocfe,  <Sacfa  k.  607 

unter  $ömg  Wilhelm  I.  fei  bte  Pflege  ber  ©erec^tigfett  ben  93tcegrafen 
unb  Amtleuten  übertragen  gcwefen. 

93on  felbft  verfielt  eS  ftct),  baß  ber  Zottig  bte  33ttegrafen  einfette. 
SD?tt  befonberer  Betonung  brauet  ßanfranf  in  bem  oben  angeführten  Sauet* 
ben  oon  ihnen  ben  5luSbrucf  „feine,  b.  r).  beS  Königs  SSfcegrafen",  auch 
baS  3)omeSbar;boof  liebt  eS,  bem  SQSorte  SSijtI;um  ben  Betfafc  „beS  Äönigö" 
anzufügen. 4)  Sd)rtftftcller  beS  ftoäteren  Mittelalters  fagen 2)  aus,  bie 
Amtsführung  beS  SBijtfutmS  fei  fraft  alten  ^erfommenS  eine  jährlich  web* 
felnbe  geroefen,  iubem  ber  Äöntg  jebeS  3aJ)r  am  Sage  vor  bem  geft  aller 
Seelen  neue  ernannt  fyabe.  Ü)a  2Btll)elm  ber  eigentlt&e  (Schöpfer  beS 
anglo^normanntfchen  Staates  ift,  unb  ba  er  un^roetfelhaft  große  Sorgfalt 
aufroanbte,  um  bie  föntglicbe  ©eroalt  gegen  (Singriffe  retdjSfürftlicher  (£r)r* 
fitcf>t  ftct)er  §u  ftellen,  barf  man  meines  (SracbtenS  unbebenfltd)  bie  2ln* 
fänge  beS  SBecbfelS  ber  Stimme  auf  ir)n  jurücffüfjren. 

©egen  bie  oben  ausgeflogene  Behauptung,  bie  tarnen  (Sari  ober 
©rafen,  tx)elct)e  mehrere  ©roße  unter  SBtlr)elm  führten,  feien  bloße  Sttel 
geroefen,  unb  bie  alfo  Benannten  f)ätten  feine  richterliche  ©eroalt  über  bie 
Sf)tren  befeffen,  fann  man  ben  (£tnrourf  erheben,  baß  fou)ol)l  im  2)omeS* 
batyboof  als  in  anbern  Duellen  einzelne  ©ünftltnge  beS  Königs  erroär)nt 
roerben,  roelche  ganje  ©raffchaften  inne  Ratten.  So  ift  j.  B.  befannt, 
baß  3Bill)elm  feinem  ^albbruber,  bem  Btfdjof  £)bo  oon  Bateur,  bie  ganje 
Sanbfcbaft  ^ent  oerlieh;  beSgleichen  fyi$t  eS  im  2)omeSbatyboof  ,3)  Äönig 
2ßilf)elm  haDe  feinen  SSerroanbten ,  ben  ©rafen  Dtoger  oon  9J?ontgomen; 
mit  ber  Stabt  ShreroSburty,  fammt  ber  ganzen  ©raffebaft  Shropfhire  unb 
mit  ben  £errfcbaften,  bte  etnft  jtonfg  (Soroarb  ber  Bcfenner  bort  befaß, 
auSgeftattet.  3)aS  Buch  fügt  bei,  baS  (Sinfommcn,  voelcheS  9?oger  auS  ber 
Stabt,  ben  ^unbertfebaften,  ben  dauerten  unb  ben  (Srträgntff  en  ber 
©ertchtSbarfeit  begehe,  belaufe  ftd)  auf  300  $funb  Silber  unb  hun* 
bertfünfjehn  Schillingen  an  *Pacbtgelbertt.  (Snbltch  ift  befannt,  baß  £ugo 
von  5lorand)cS  in  ßhefterfhtre  wahrhaft  fürftlia)e  ©eroalt  genoß. 

$aum  fchetnt  eS  benfbar,  baß  bte  brei  genannten  ©roßen  unb  roof)l 
noch  anbere  bei  folgern  auSgebermten  Beft£  ntd)t  auch  ©ertchtSherren  ber 
betreffenben  ©raffebaften  getoefen  feien.  3a)  entgegne:  foroobl  in  Äent  als 
in  Shropfhire  roerben,  neben  £>bo  unb  $oger  oon  9J?ontgomerr;  befonbere 
Bicegrafen  aufgeführt,  unb  jroar  in  erfterer  £anbfcf;aft  £amto,4)  in  ber 
anbern  ^atnalb.5)  3Meß  roäre  ftcr)erltc£)  nta)t  ber  gall,  roenn  £)bo  ober 
Ovoger  oermöge  ihrer  (£tgenfchaft  als  ©rafen  baS  oberfte  9?tchteramt  in  ben 


')  (Sin  93eifpiel  Bei  öttig  I,  167.  9tote  2.  2)  3>u  (Sange,  sub  voce  vicecomes. 
9teue  StuSgafee,  33b.  VI.  ©.  809,  brüte  (spalte  ftg.  3)  I,  254,  etfie  «Spalte  unten. 
*)  Ibid.  I,  2,  iroeik  ©palte  unten.       5)  Ibid.  I,  254,  jroette  ©palte. 


608 


$a&fl  ©regouuö  VII.  unb  fein  fritalhx. 


beiben  6^(ren  befleibet  hätten.  SBaö  (Elfter  betrifft,  fo  fyatte  e$  mit  biefer 
Sanbfcbaft  eine  eigentümliche  33ewanbtntß:  fte  btlbete,  wie  früher1)  gezeigt 
Worben,  eine  2lrt  wn  gürftentlntm.  @letc^tt>ol)t  übte2)  aneb  bort  £ugo 
von  2lvrancr)eö  nicht  in  eigener  *ßerfon,  fonbern  burd)  Amtleute  (praepositi) 
bte  rid)terltcbe  ©eroalt  aus. 

2)te  von  2Btl^elm  eingeführte  ©ertcbtSverfaffung  [teilt  ftcb  nunmehr  fo 
r)erau3 :  glaubte  irgenb  ein  freier  ober  halbfreier  ^tnterfaffe ,  ber  auf  bem 
®ute  eines  r)ör)ern  ober  nieberen  93afallen  lebte,  fei  e$  bura)  feinen  eigenen 
£errn,  ober  buret)  einen  fremben  ©runbetgenthümer  verlebt  worben  ju  fein, 
fo  fonnte  er  ben  SBeletbiger  vor  bem  ©f)iregertcr)t  beS  33i§tl)umS  belangen, 
ber  S3eflagte  aber  mußte,  gleichviel  ob  er  bie  fünf  @hren  befaß  ober  nicht 
befaß,  ber  Sabung  golge  letften.  (ES  gab  jeboer)  sunt  Schule  ber  kleinen 
gegen  bie  ©roßen  noch  ein  ^weites  ©ertcht,  nämlich  baS  beS  fönigltchen 
3«fttttarS  ober  DberrtchterS.  2Benn  ber  Sßijthum  bem  kleinen,  ber  £ülfe 
fuchte,  aus  fträfltcher  ^üefftcht  auf  ben  Sßeflagten  ©erechttgfeit  verweigerte, 
ober  zweitens  wenn  ber  33t5tt)um  ober  ein  Amtmann  ber  ^unbertfehaft 
felbft  eS  war,  von  bem  ber  kleine  Unrecht  erlitten  $u  h^ben  meinte,  fo 
ftanb  Sefcterem  frei,  bei  bem  fömglichen  Suftittar  $lage  einzulegen.  2)er 
oben  angeführte  ©efefceSarttfel  tft  fo  abgefaßt,  baß  man  annehmen  muß, 
bie  Berufung  an  ben  Suftittar  fei  jebem  möglich  gewefen. 

2)tefer  3uftanb  nötigt  $u  ber  SßorauSfefcung ,  entweber  baß  in  jeber 
Shtre  neben  bem  SSicegrafen  bletbenb  ein  3ufttttar  wor)nte,  ober  baß  von 
3ett  §u  Sät  Suftttiare  in  fämmtltchen  ©raffchaften  erfreuen  unb  über 
klagen  ernannten.  (ErftereS  fann  niebt  ber  gall  geroefen  fein,  Weil,  roenn 
bie  3ufttttare  ftehenbe  @raffd)aftsbeamte  geroefen  wären,  forooljl  tn  ben  ©e* 
fefcen,  als  im  3)omeSbatyboof  unb  in  ben  @hromfen  häufiger  von  ihuen  bie 
$ebe  fein  müßte.  £)aS  £)omeSbat)boof  fchroeigt  von  ben  Suftitiaren,  bie 
©efefce  2BtlbeImS  gebenfen  ihrer  nur  an  obiger  Stelle,  unb  an  einer  zwei* 
ten,  bie  ich  unten  anführen  werbe.  (Einige  fpätere  (Ehrontften  bezeichnen3) 
mit  biefem  tarnen  bte  6vectalbevollmächtigten  beS  Königs,  welche  bie  (Er* 
hebungen  für  baS  £)omeSbat;boof  fammelten.  3)te  älteren  ©efehichtfehreiber 
SBtlhelmS  erwähnen4)  bie  Sufttttare,  aber  bodt)  im  ©anjen  feiten.  £)rbe* 
rieh  fagt5)  aus  ©elegenbett  ber  (Empörung  Hogers  von  ^ereforb  unb  beS 
SBretagnerS  D^abulf,  vom  Könige  feien  um  jene  3^t  (1074)  jwet  Norman* 
nen,  9^tcr)arb  33ienfait  unb  Wilhelm  ©arenne,  ju  oberften  Suftittarten  für 
bte  großen  @efcr)äfte  beS  Geichs  beftellt  gewefen.  Unverfennbar  fprtdjt  er 
von  ihnen,  als  von  außerorbentltchen  Beamten. 

golgltcb  tft  man  genötr/tgt,  ben  zweiten  gall  anzunehmen:  bie  3ufti* 


')  <S.  434  flg.  2)  <£ome$baty  %,  262  inverso.  3)  <5Uiö  I,  18.  4)  2>u  Sange, 
glossarium  III,  953,  bvitte  ©palte.       5)  2)ud&eöne  6.  535,  a. 


93terte$  93ud&.   ®a\>.  28.  .Röntg  3BiU)eIm  »evettelt  bte  fünf  Sorredjte.  609 


tiare  waren  alfo  Männer,  welche,  mit  befonberer  Vollmacht  be6  Königs 
verfer)en,  von  3e^  5«  3?tt  ^e  @^«n  bereisten,  um  bie  ©erechtigfeitS* 
pflege  ju  übewac^en  unb  gen>tffenlofc  dichter  jur  9^ecf?enfcfcaft  ju  sieben. 
ßtwaS,  tt>ie  bte  5ln[talt  ber  faiferltchen  (Senbboten  be$  granfen  (£arl,  btente 
bem  engltfchen  3ufttttartat  jum  Vorbilb.  3n  ber  $f)at  erwähnen ')  englifd^e 
Duellen  beS  12.  unb  13.  3a^rl)unbert6  f)äuft£  l)erumretfenbe  3uftitiare  — 
—  justitiarii  itinerantes  vel  errantes,  vel  itineris,  —  Welche  Sftachforfchltn* 
gen  über  ben  ©taub  be$  ©erichtäwefenS  anfteflten  unb  Etagen  annahmen. 
UttjWetfelhaft  fchetnt  mir,  baß  bte  Anfänge  btefer  Gnnrtchtung  auf  SBtlhelm 
ben  Eroberer  jurücfretdben. 

Wlan  fter)t,  ber  Normanne  Iteß  ben  tarnen  ber  fünf  (Sfyren  be[ter)en, 
aber  bte  9tacr/tf)eile,  welche  ehemals  auS  btefen  Vorrechten  für  bte  kleinen 
floffen,  befeitigte  er  grünblich  baburd),  baß  er  bte  ©runbfyerren  unter  bte  5luf* 
ftcf)t  jweier  S3et)örben  [teilte,  bei  benen  jeber  $Kedt)t  fua)en  Fonnte.  3n  einem 
ber  ©efefce2)  (§bwarb$  be$  VefennerS  l)etft  e6:  „bte  Varone,  welche  bte 
©erichtSbarfeit  über  ihre  Seute  fyaben  (—  b.  r>  welche  bte  fünf  Vorrechte 
genießen  — )  mögen  $ufcf)en,  baß  fte  von  folcher  gretfyett  einen  ©ebraudj 
machen,  ben  fte  vor  ©Ott  bem  5lllm5a)ttgen  unb  vor  bem  Könige  verant* 
Worten  fönnen."  jtaum  gibt  e$  ein  HftgltchereS  SBefenntniß  ber  (Schwäche, 
al6  wenn  ©efcjgeber,  rote  fytx  (Sbroarb,  ftcr)  begnügen,  fromme  2ßünfa)e 
aussprechen ,  über  welche  bte  (Schlechten  unfehlbar  in  bie  gauft  lachen. 
2lnber£  2Mr)elnt  ber  Eroberer,  er  t)at  jum  (Scfut^e  ber  kleinen  jwet  $rt* 
bunale  gefetjaffen,  welche  bte  nötige  -^flacht  befaßen,  ben  Warfen  ungereaV 
ter  ©roßen  ju  beugen. 

£>urch  ein  befonbereS  ©efef}')  [teefte  er  überbteß  willfürltcher  9lu$ber> 
nung  ber  fünf  @hren  wohltätige  ©ränjen.  CDaffelbe  lautet:  „wenn  (guter 
einen  Räuber  ober  £)teb,  nicht  angerufen  »Ott  bem  Vefctjäbtgten,  etnfängt 
unb  ben  ©efangenen  abführt  (in  feinen  !l)teb$tf)urm),  fo  §af>It  ein  Solcher 
10  (Schillinge  Vuße  unb  muß  ben  ©efangenen  vor  bem  nächften  ^ttnbert* 
fa)aft6gerta)te  [teilen,  baß  bort  über  benfelben  erfannt  werbe,  was  9^ecf)tenö 
t[t.  Senn  aber  ber  ©utsfyerr  ben  Verbrecher  ofme  (Srlaubmß  be£  3u[ti* 
ttarS  bem  §unbertfcr;aft6gena)te  entsteht,  fo  unterliegt  er  einer  93uße  von 
40  (Schillingen. " 

®&*ÖeW9c  ®ut6beft£er  fugten  23eibe6,  ©ewalt  unb  (SMommen,  baburch 
ju  vergrößern,  baß  fte  flüchtige  Verbrecher,  bie  nicht  i^re  Untertanen  waren, 
nicht  auf  ihrem  ©rttnb  unb  33oben  gefrevelt  Ratten ,  in  ihren  2)teb$thurm 
warfen,  ©egen  folche  ®elü[te  verorbnete  $önig  2Bilf)elm,  baß  Verbrecher 
ber  befchrtebenen  5lrt  bei  empfmbltcher  (Strafe  ben  orbentlichen  ©engten 


l)  $u  (Sange,  sub  yoce  justitiarius.  9teue  9!uggafce.  III,  955,  a.  unten  flg.  2)  An- 
cient  laws  @.  192,  9tr.  9.       3)  Ibid.  6.  202.  9h:.  4. 

®  fröret,  «ßabjt  ®regoriu«  vu.  33b.  m.  39 


610 


?ßafeji  ©regoriuS  VE.  unb  fein  Bettalter. 


ber  Stiren  ausgeliefert  werben  mitfiten.  2ßa$  blieb  nun  denjenigen,  belebe 
bie  fünf  (Styren  genoffen,  von  il;rer  ehemaligen  faft  unbefebrünften  ©eroalt 
übrig?  (Srftltd)  bte  £errfd)aft  über  bie  nieberfte  Schichte  ber  englifctjen  ©e* 
fellfcbaft,  über  bie  Sftaven,  boct)  fonnten  fie  auet)  mit  biefen  niebt  mehr 
wtllfürlich  »erfahren,  tt>et(  ber  Äöntg  ben  Hörigen  für  ben  fcbltmmften  gatt 
3uflua}t  in  Burgen  unb  Stabten  eröffnet  ^atte;  sroettenS  ber  ©crtchtSbann 
über  bie  greien  ober  ^albfreien,  welche  auf  ben  betreffenben  ©ütern  ange* 
ftebelt  waren,  boct)  nur  fofern  bie  ^erren  einen  vernünftigen  unb  gefefcmci* 
ßigen  ©ebrauch  von  ihrem  fechte  machten,  denn  wenn  fie  ftet)  beigeben 
liefen,  mittelft  ber  ©ertchtSbarfeit  Unfcbulbigc  §u  unterbrüefen ,  wußte  ber 
©efränfte,  baß  er  beim  93i§tf)um  ober  beim  Suftttiar  *g>ütfe  fuchen  fönne. 

2)ie  wenigen  angelfachftfchen  ©roßen,  bie  ihr  (Srbe  unter  2BtIt)elm  ju 
behaupten  wußten,  unb  ebenfo  biejentgen  Normannen,  bie  e$  gerne  ge* 
maebt  fyätten,  wie  e$  ber  ^errenftanb  unter  (Sbroarb  machte,  müffen  rote 
rafenb  gewefen  fein  über  bie  Qofyit,  welche  Göllheim  ben  Shtregericbten 
einräumte,  namentlich  aber  über  bie  Slnftalt  be$  3nfttttarat0. 

Der  angelfächftfche  (Sfyronift,  Qtinxiü)  von  Huntington,  leiht  dem,  roaö 
bie  ^erren  backten,  SBorte.  „Bon  denen,"  fagt1)  er,  „welche  man  bie 
Männer  ber  ©erect)tigfeit  nannte,  ging  alle  Ungerechtigfeit  au6."  9?atür* 
Itcr),  baß  ber  ©beimann  bem  Bauer  unb  Bürger  baS  gell  über  bie  £)^ren 
$ier)e,  fa^ien  ben  „©eftrengen"  C^ea^t  unb  gute  alte  3e^-  darum  faßten 
fie  ben  ^önig,  ber  ihren  böfen  ©elüften  ein  ftählemeS  ©ebiß  anlegte  unb 
verfchrieen  tl)n  als  einen  graniten,  der  gemeine  -ättamt  bagegen,  bie  Firmen, 
bie  SBtttwen  unb  2ßatfen  fegneten  tt)ren  Befchüfcer. 

2luch  von  biefer  Stimmung  fyaben  ftcf)  in  ben  gleichseitigen  Duellen 
©puren  erhalten.  3cJ)  erroätjnte  oben2)  bie  @efanbtfa)aft,  welche  bie  $önt* 
gin  5D?atr)tIt)e  wäfjrenb  ber  Streitigfetten  jwtfchen  tr)rem  ©rftgebornen  $0* 
bert  unb  bem  Bater  an  einen  beutfcfyen  (Sinftebler  abfe^tefte.  der  9D?öncb 
erblicfte  im  ©eftcht  eine  r)errltcr)e  SBiefe  voll  Blumen  unb  bufttger  $räu* 
ter.  *)  dtefe  2ßtefe  war  Gmglanb  unb  bie  ^ormanbte.  Swings  um  biefelbe 
[tauben  allerlei  böfe  Xl)im ,  begierig  bie  2Ötefe  ab$uwetben.  Allein  ein 
eblcS  $oß  mit  ehernem  $$y\\t  beroaebte  biefelbe  unb  fchlug  rechts  unb  ItnfS 
ben  Sfotublufttgen  auf  bie  Äöpfe,  fo  baß  fte  nichts  wegnehmen  fonnten. 
Brauche  ich  p  fagen,  wen  ber  ©inftebler  unter  bem  eblen  Stoffe,  unb  welche 
9J?enfct)en  er  unter  ben  böfen  Saferen  verftanb?  Unverblümt  brüeft  £>rbe* 
rieh  daffelbe  au$,  wenn  er  fagt,4)  ber  Höllengetft  fyabt  über  ben  $ob 
3Bilf)elmö  trtumplnrt/  weil  SatanS  Hau^9ePn^e/  dtebe  unb  Räuber,  ftcb 
Hoffnung  machten,  je$t,  nachbem  ber  unerbittliche  dichter  geftorben,  um  ftet) 


1)  (Satttie  <&.  370  untere  Sftttte :  qui  justitiarii  vocabantur,  caput  erant  omnis  in- 
justitiae.       z)  @.  526.       3)  <Ducfjegne  <S.  571,  b.  flg.       4)  Ibid.       661,  b. 


Viertes  93uc§.  &ap.  28.  Stöni$  9BtU)elm  vereitelt  btc  fünf  93otrccfjtc.  ß\\ 

greifen  $u  tonnen.  Slllein  fte  täufdjten  ju§:  bte  Skrfaffung,  weld)e  2ßtl* 
geirrt  fterbenb  jurürflteß,  war  ftärfer  als  tt)rc  93o3f)eit. 

3m  3)ome$bat)boof  finbe  tef)  nod)  2lnbeutungen  befonberer  SBorfeljr, 
weldje  2Bilf)elm  gegen  gewtffe  2lu3wüa)fe  gutsfyerrlicber  ©eridjtSbarfett  traf. 
3n  ber  93efd)reibung  ton  (£ambrtbgeff)ire  fyeifjt1)  e£,  ber  fonigliOK  93afalfe 
*ßicot  fyabe  an  ben  ©rafen  9ioger  (von  ©fyrewSbun;)  bret  Sodemannen 
abgetreten,  bamit  (euerer  fte  verwenben  fönne,  um  ©endjt  ju  galten.  2)a$ 
lautet  fo,  als  fet  ben  jlronvafallen  ntd)t  geftattet  gewefen,  tf)re  ©utSämter 
mit  £albfreten  ober  gar  fyörtgen,  vom  ©ebteter  völlig  abhängigen,  beuten 
3U  befe^en,  fonbem  als  fyabe  baS  ©efefc  vorgefa)rteben,  baß  bte  93orftef)er 
ber  ©utSgertcbte  aus  ber  ©(äffe  ber  €odemannen  gewählt  werben  mußten. 
3n  ber  Xfyat  war  biefe  (Safe  angelfft^ftfa}er  23evölferung  bte  adfctungS* 
wertr)efte  im  ganzen  Sanbe.  3)enn  bte  Sodemannen  r)aben  Weber  5lnbere 
baburd}  unterbrüeft ,  baß  fte  bte  fünf  (£f)ren  an  ftet)  riffen,  noa)  fta)  felber 
von  9ftäd)ttgeren  unterbrüden  laffen.  2)er  jtöntg  fyanbelte  bafyer  flug  unb 
geregt,  baß  er  tiefen  ©tanb  bevorzugte. 

3mmer!)in  würben  Weber  bte  ria)terlta)e  ©ewalt  ber  Sßicegrafen,  nod) 
bie  5lnftalt  ber  Sufttttare  für  fta)  allein  baS  5lnfdjwellen  eines  neuen  9ieta)S* 
fürftentfmmS  verinnbert  t)aben,  fobalb  bem  £errenftanbe  bie  üftöglt'cfyfett  ge* 
laffen  warb,  gefcbloffenen  ©eftfc  §u  erwerben.  2)enn  fo  groß  tft  bie  -äftadjt 
btefeS  33eft£eS,  baß  er  burd)  bte  ifym  etgentf)ümlid)e  2Öud)t  alle  «S&ranfen 
burd)brta)t.  2Bären  einzelne  von  2Bilf)elm  begünftigte  ©efd)lea)ter  in  ber  £age 
gewefen,  —  fo  wie  eS  unter  (Stfyelreb  unb  (Abwarb  gefd)af)  —  bte  ©runb* 
fjerrliajfett  in  ganzen  ®raffa)aften  an  ftet)  §u  bringen,  fo  würben  btefelben 
früher  ober  fpäter  ©aufönige  geworben  fein.  Sieben  folgen  Herren  fann 
eine  von  tfynen  unabhängige  ©ered)tigfettspflege  unmögltd)  befielen. 

3n  anberer  3ßeife  beugte  Silfjelm  btefer  ©efafyr  vor.  9lad)bem  er 
ßnglanb  erobert  fyatte,  madjte  er  tabula  rasa,  verjagte  bie  fd^ulbbelabenen 
angelfäd)jtfd)en  9lbeltgen  von  £auS  unb  §of,  unb  verteilte  bann  baS 
verfügbare  Sanbeigentfjum  in  ber  5lrt  unter  feine  Normannen,  baß  feiner 
ein  alljugroßeS  (§rbe  an  einem  (Stüde  erhielt. 

2Bte  flug  tft  baS  ©Aftern  ber  9ttanerten  auSgebad)t!  3ebe$  bilbet  ein 
HetneS  gefd)loffeneS  ®an§e  für  fta),  baS  feine  eigene  Verwaltung  f)at,  ba* 
bei  liegen  alle  fo  bunt  gewürfelt  anSetnanber,  baf  rea)tö  unb  linfö  in  flei^ 
ner  Entfernung  9?acbbarn  ft^en,  Wela^e  bte  <Sttrne  gleia)  f)od)  tragen.  @tn^ 
^elne  l)aben,  wie  td)  oben  geigte,  fe^r  viele  ©ütcr  von  2Btlf)elm  erhalten, 
aber  ftetö  wirb  man  ftnben,  baß  bie  Sänbereten  foldjer  53evor§ugtett  über 
ba6  ganje  $eid},  oft  in  18—20  6l)iren  ^erftreut  waren.2)  2)ura)  btefeö 
einfaa^e  TOttel  forgte  2BiIl)eIm  bafür,  baß  2)a$,  waö  bem  beutfa^en  9leta)e 


*)  (5«tö  I,  237.       2)  Oben  @.  565  unten  flg. 


39* 


612 


$abjl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  ßdtalkx. 


ben  Sobeöftoß  gab,  nämlict)  ba$  2lnwad)fen  von  Territorien,  verein* 
bert  warb. 

Slußer  buret)  Gewalttaten,  entftanben  im  Mittelalter  große  ©ütermaffen 
t)auptfödt)Udt>  buret)  £eiratr)cn.  2£ilf)elm  t)at  bie  ©efaljr,  welche  von  biefer 
Seite  r)er  brot)te,  vdoI)1  inö  2tuge  gefaßt.  Mtin  ^ronvafalle  burfte  ftdr), 
rote  au$  bem  33eifpiele  Hogers  von  «^ereforb  erhellt,  of)ne  fonigltcfje  (Sin* 
wtlltgung  »ermäßen.  Set)r  läftig  muß  biefeS  9ßorrect)t  ber  jfrone  für 
manche  Herren  gewefen  fein.  £)a3  erfte  unter  ben  ©efefcen,  ba$  Sil* 
r)elmö  brttter  Sot)n ,  ^einrtcr)  I. ,  glctcf)  nact)  ber  Krönung  auf  ba6  1k* 
bringen  ber  33afatlen  bewilligte,  tautet1)  fo:  „wenn  einer  meiner  S3arone 
feine  Tochter,  Scr)wefter,  9lict)te  ober  fonft  eine  Slnverwanbte  vert)eiratt)en 
will,  mag  er  mit  mir  reben.  3ct)  werbe  nictjtS  von  ir)m  für  bie  Urlaub; 
nt#  ber  ^eiratl)  begehren,  nod)  einem  93orfd?lage  entgegen  fein,  außer  wenn 
2)er,  welcher  §um  @emaf)l  gewagt  werben  foll,  mein  getnb  ift.  Stirbt 
einer  meiner  SBarone,  unb  hinterläßt  eine  Tochter  alö  (Srbin,  fo  foll  jte 
fammt  ber  SBarome  ^Derjenige  §um  2Beibe  erhalten,  ben  ict)  im  (Sinflang  mit 
meinen  ©etreuen  ba§u  geeignet  erachte,  hinterläßt  ein  verdorbener  23a* 
ron  feine  ^tnber,  wot)l  aber  eine  28ütwe,  fo  foll  berfelben  it)r  ^eiratfygut 
ungefdjmälert  verbleiben,  aud)  werbe  ict)  ir)r  feinen  Mann  aufnötigen,  ben 
fte  niajt  gerne  nimmt"  u.  f.  w. 

So  bereitwillig  aud)  ber  neue  jtönig  bie  gärten  ber  älteren  *ßraxte 
milbert,  beftet)t  er  boct)  barauf,  baß  fein  ber  ^rone  abgeneigter  QSafalle  fief) 
buret)  eine  reiche  ^etratr)  vergrößern  barf.  gür  geinbe  aber  wirb  ftetS 
jeber  ^önig  foldje  £er)enträger  galten,  bie  allju  mächtig  finb. 

£ro|  ben  erfolgreichen  2lnftrengungen,  weld)e  2öilt)etm  machte,  um  für 
immer  bie  2Öur§eln  reicr)£fürftlid}er  ©ewalt  ab§ufc^neiben,  ängftigte  it)n  boct) 
ber  ©ebanfe,  baß  baS  Uebel  von  Beuern  entftet)en  fönnte.  (£r  ergriff  ju 
biefem  3wecfe  eitte  außerorbentltct)e  Maßregel,  bie  jeboct)  feine  SebenSbauer 
l)atte.  £)a$  34.  ©efe$  ber  lateintfcr)*normannifcben  Sammlung  befagt:2) 
„wenn  ein  gamilienvater  ot)ne  ^interlaffung  eines  legten  2Bitfen$  ftirbt, 
erben  bie  Sör)ne  ju  gleiten  feilen." 

dagegen  verfügte3)  2öilr)elm$  ^weiter  Nachfolger,  ^einrict)  L,  wie 
folgt:  „ba$  2ef)en  be$  $aterö  foll  ber  (Srftgeborne  fyaben,  bagegen  waS 
ber  S3ater  erfaufte  ober  fonft  erwarb,  mag  er  nact)  belieben  bem  ober 
jenem  Sor)ne  r)interlaffen."  Äönig  $einrid)  t)at,  wie  man  ftel)t,  baö  @rft* 
geburtred)t,  baö  ber  Sßater  bebingt  verwarf,  eingeführt.  2)tc  grage  ent* 
ftet)t:  war  bie  33erorbnung  be$  2kter£  gegen  ein  älteres  £erfommen  %e* 
richtet  ober  ntc^t?  mit  anbern  SBorten  Ijat  2Bilr;elm  I.  fraft  be$  angefüfp 


l)  Ancient  laws  @.  216.  9fr.  I.  §.  3  flg.  2)  Ibid.  @.  207.  s)  Ibid. 
<£.  250  unten  flg. 


95ievteö  f&uä).   (&ap.  28.   tfonig  3BiU)elm  »eveiteU  btc  fünf  33onecfyte.  613 


ten  ©efe£e$  eine  @inrid!tung,  bie  früher  in  ber  9?ormanbie  beftanb,  für  bie 
in  (Snglanb  angeftebelten  Normannen  abgerafft?  3d)  fage  ja  unb  beroeife 
meinen  6a£  mit  folgenben  ©rünben: 

Unverfennbar  ift,  baß  ber  Köllig  in  obigem  Slrtifel  eine  vorfyanbene 
©eroofjnfyeit  fdjoncn  roill,  er  geftattet  ben  Tätern,  tfyre  (Srftgeborne  burdj 
legten  2Billen  §u  alleinigen  (Erben  beö  unberoeglia)en  Vermögens  einjufe^en, 
unb  verfügt  Moö,  baß  beim  Langel  eines  Seftamentö  bie  6öl)ne  ju  glei* 
djen  Stetten  erben  follen.  2Bäre  er  burd)  feine  *Rütffid)ten  gebunben  ge* 
riefen,  fo  roürbe  er  ba6  9tea)t  ber  (Erftgeburt  gerabqu  au6gefd)loffen  fjabcn, 
ftatt  baß  er  fd)  einbar  ben  Tätern  freie  £anb  ließ.  3d)  fage  mit  gutem 
33ebad)t  fd)  ein  bar,  benn  in  ber  2^at  erreichte  er  bod)  feinen  gel)et* 
men  Svocd. 

(Stellt  man  bie  5lufrid)tung  einer  (Srftgeburt  ben  Tätern  anfjeim,  fo 
werben  unter  fmnbert  faum  fünf  von  biefem  dichte  ©ebraud)  maa>n,  unb 
jroar  barum,  weil  fold)e  Verfügungen  fd)limme  §änbel  in  ben  gamilten 
erzeugen,  vor  welken  fraft  be$  9Jaturgefüf;l$  bie  Väter  unb  noa)  me^r  bie 
9)iütter  jurüdbeben.  2)te  (Erftgeburt  gebeizt  nur  ba,  roo  fte  unabhängig 
vom  Hillen  ber  gamilienfjäupter  bura)  ein  unabänberlidjeö  ©efe£  einge* 
fü^rt  ift 

3tveiten$  ergibt  ftd)  aus  ber  Verorbnung  ^einrid^  I. ,  baß  bie  ent* 
gegengefe^te  Verfügung  bcS  VaterS,  bie  er  außer  straft  fe$te,  ein  älteres 
£erfommen  gefränft  f)atte.  2)ie  @efe£e,  roelaje  £einrid)  naa)  feiner  $rö'* 
nung  veröffentlidjte,  ftnb  ifmt,  rote  ia)  früher  bemerfte,  bura)  bie  Vafallen 
abgerungen  roorben.  9?tmmermer)r  aber  roürben  biefe  fo  viel  ©eroidjt  auf 
bie  §erftellung  be6  (Erftgeburtred)t$  gelegt  fyaben,  roären  fte  ntcrjt  überzeugt 
geroefen,  baß  bura)  jenes  ®efe£  SSilfyelmS  ba$  Wlaxt  tl)re$  @tanbe$  an* 
gegriffen  roorben  fei. 

3a)  l)abe  nod)  einen  britten  ©runb  für  meine  SSefyaUptung ,  ber  für 
mein  ©efül)l  größeres  ©erota)t  f)at,  als  bie  jroei  jufammen,  obgleia)  jeber 
berfelben  für  ftet)  genügt.  2)a$  (Erftgeburtrect)t  ift  ein  politifdjer  £ebel 
von  feltener  Stärfe:  in  £Reict)en,  bie  fouft  eine  natürliaje  ©runblage  r)aben, 
jaubert  eS  unfehlbar  (Eroberungen  in  ber  gerne  unb  Kolonien  hervor.  33d* 
fpiele  mögen  reben.  SSarum  t)at  baS  heutige  (Snglanb  fo  große  23eftj$un* 
gen  am  ©angeS,  am  6t.  Soren^ftrom,  in  allen  Wfyttkn  beiber  £emifpfyä* 
ren?  roer  fetjuf  biefe -IDca  et;  t?  3d)  fage  bie  nacfygebornen  @öl)ne  beS  anglo* 
normannifa)en  2lbelS,  bie  $abeten  ftnb  eS  geroefen,  bie  tt>r  £eimatr;lanb 
p  folgen  Unternehmungen  fortrtffen.  2)enn  ba  bie  jüngeren  ©öf)ne  nfd^t 
mit  bem  (Erftgebornen  erben  bürfen,  entbrennt  in  ben  Verfügten  ein  rotl* 
beS,  ehrgeiziges  geuer,  bad  auf  frembem  33oben  (Srfa§  fua^t.  ©emeine$ 
befriebigt  fte  ni^t,  roeil  fte  $u  §aufe  53effere^  gefeiten  fyabeu,  unb  au^ 


614  $a&f*  ©regoriuö  VII.  unb  fein  ßtitaUtx. 

ihren  Neifjen  gehen  Scanner  tyrtiox,  bie  bem  23ilbe  entfyredjen,  baö  2Bil= 
r)elm  ber  (Eroberer  sott  feinen  Normannen  entwirft'1) 

Nun  weiter!  gab  e$  im  ganjen  Mittelalter  irgenb  ein  anbereS  £anb, 
»on  bem  fo  große  9)iad)tentwicflung  auSftrahlte,  wie  auö  bem  fleinen  £er* 
jogthum  ber  Normanbte?  ,£at  biefeö  ©efcfylcdjt  nicht  im  Saufe  eineä  einzigen 
3af)rhunbert#  fyalb  Stalten  fammt  ^Britannien  erobert  unb  überbteß  ftarfe 
©paaren  ju  ben  itreu^ügen  nad)  bem  9Norgenlanb ,  wie  auf  ber  ptyre* 
iiätfcfcen  £albinfel  geliefert?  2luö  biefer  einen  3$fttfa$€  Stcl)e  ich  ben  Schluß, 
baß  in  ber  Normanbte  jur  Sät,  ba  2Bi(r)e(m  bte  Regierung  antrat,  <Srft^ 
geburtrea)t  beftanben  haben  muß.  2)er  Zottig  wollte  baffelbe  abfehaffen, 
offenbar  weil  er  fürchtete,  baß  einzelne  Nachfommen  ber  (gröberer,  bte  er 
groß  gemacht,  feinen  Nachfolgern  über  ben  Stop\  warfen  bürften,  wenn  er 
e$  unterließe,  t^ren  Veft£  burch  ßrbtfyetlung  p  febmälern.  Slber  §u  fyelle 
waren  bie  klugen  ber  SBarone,  $u  gut  Ratten  fte  bte  Vorteile  erfannt, 
Welche  Erftgeburt  nicht  nur  bem  abeltgen  ©tanbc,  fonbem  ganzen  Säubern 
gewährt,  baß  fte  nicht  ef)er  ruhten,  btö  äBtlhelmS  ©of)n  bie  Verordnung 
feines  VaterS  ^unternahm. 

SÖäbrenb  ber  Normanne  bte  fünf  (Sfyren  beö  5lbel3  ju  einem  bloßen 
(Scheine  l)erabbrücfte  ober  oerniefctete,  bulbete  er  ntd)t  bloS  bte  jwet  wichtig* 
ften  berfelben  in  einem  anbern  @tanbe,  fonbem  fyat  fogar,  wie  mir  fcheint, 
if)re  gortbtlbung  begünftigt  3)tc  Socferung  aller  polttifchen  Vanbe,  welche 
unter  jtönig  (Sthelreb  begann  unb  unter  Abwarb  bem  33efenner  tf)re  £öhe 
erreichte,  ift  meinet  ©raebtenö  bis  $u  einem  gewiffen  ©rabe  ber  Entwirf* 
lung  angelfäa)ftfa)en  53ürgcrtl)umö  unb  ftäbttfeher  (Selbftftänbtgfeit  förberltch 
gewefen.  (£aroltngtfd)e  Eapitularc  enthalten2)  Verbote  gegen  unerlaubte 
Verbinbungen,  bte  mit  bem  9luSbrucfe  ©üben  bezeichnet  werben.  2)agegen 
fommen  erlaubte,  ja  vom  ®efc£e  anbefohlene,  Verbindungen  unter  gleichem 
Namen  feit  alter  3«t  in  Englanb  vor. 

2Bte  früher3)  bemerft  worben,  beftanb  bte  Einrichtung,  baß  je  jelm 
Einwohner  §u  NechtSoereiuen  sufammentreten  mußten,  beren  Mitglieber  ge* 
genfeitig  für  einanber  33ürgfchaft  letfteten,  unb  im  galle  Einer  auS  ber 
©efeüfcbaft  ein  Verbrechen  beging,  bte  Vuße  jufammenjulegen  tterbunben 
waren.  (Solche  Vereine  fytejjeit*)  grtthgilben,  bie  Sftttglieber  ©egilban. 
Vielleicht  auf  biefer  ©runblage,  vielleicht  au$  anberen  Slnläffett  entftanben 
tu  ben  ©tabten  Korporationen,  welche  eigentümliches  Vermögen  erwarben, 
unb  unter  bem  Namen  ©tlbhallen  befonbere  VerfammlungShäufer  befaßen. 
2)aS  2)omeSbatyboof  erwähnt5)  eine  ®ilbl)alle  ber  Bürger  von  2>ooer; 

4)  £)u$elne  ©.  656  unten.  2)te  ©teile  fel&fi  ftubet  man  unten  ©.  647  in  ben 
Znt  eingerüeft.  *)  3-  93.  $erfc,  leg.  I,  37,  a.  4Jlr.  16.  3)  Oben  @.  596  flg. 
*)  Ancient  laws  @.  35,  9lr.  27.  28.  ©.  49,  9h\  16.  ©.  97  oben.  ®.  101,  Olr.  6. 
6)  I,  1.  «jle  ©palte,  SWitte. 


Viertes  $uc§.  ®ap.28.  2ßäl)renb  g0Btu)eIm  ben  $o$en  9tt>cl  ftofrt,  f)e&t  er  b.  «Bürgertum.  615 

eben  baffelbe  melbet,  *)  baß  bte  23ürger  ber  ©tabt  (Santerburty  vom  Könige 
(Sbroarb  33  2lcfer  Sanbeö  ju  Sefyen  trugen,  rüdere  ber  borttgen  ©übe  ge* 
Nörten.  5tuct)  eine  geiftltcfye  ©Übe  gab 2)  e$  in  ber  nämlichen  ©tabt,  roela)e 
32  Käufer  tnne  fyatte. 

Leiter  n>trb  berichtet, 3)  baß  Jlöntg  (Sbroarb  ben  bürgern  von  2)over 
©atfa  unb  ©otfa  überlief,  unb  baß  jeber  bortige  (Sinroofyner,  ber  bte  Sanb* 
(teuer  regelmäßig  bejahte,  burd)  gan$  (Snglanb  jollfrei  £anbel  treiben  tonnte. 
$)a$  SBuct;  fügt  bei,  für  biefe  wichtige  greift  r)abe  bie  SBürgerfcbaft  von 
$)ooer  ber  $rone  alljäfyrltd)  20  ©d)iffe,  jebcS  mit  21  Sftatrofen  bemannt, 
$u  [teilen  übernommen.  23ieUetdt)t  r)tng  bte  23eroilltgung  ber  ©aefa  unb 
©oefa  in  ber  5lrt  mit  ber  ©übe  von  £)over  jufammen,  baß  lejtere  bte 
©tabt  regierte  unb  ben  ©ericfytSbann  innerhalb  ber  dauern  ausübte.  3ler)n* 
licfye,  boeb  fct;roäd;ere,  ©puren  ftäbtifdjer  ©elbftftänbtgfett  fmben  jtet)  ju  (£ol* 
cbefter,  ©tamforb  unb  Sincoln. 

Ü)ie  S3ürgerfa^aft  von  ßolcfyefter  befaß  laut  bem  3™gntffe4)  be$  2)o# 
me$bat;boof$  80  SJcfer  SanbeS  unb  8  9^utl;en  runb  um  ben  2Ball  @e* 
meinbevermögen,  baä  iäfyrltd)  60  ©cfyillinge  abroarf,  roela)er  Ertrag,  roenn 
er  ntcfyt  für  ben  2)tenft  ber  $rone  aufging,  unter  bte  SJittglteber  verteilt 
rourbe.  3u  Sincoln  unb  ©tamforb  fommen5)  je  12  Sagemannen  §um  93or* 
fa^etn,  welche  erblich  ©oefa  unb  ©aefa  genießen,  fo  baß  naa)  bem  £obe 
M  SBatcrS  ber  ©ofm  in  baö  *Rea)t  eintritt.  Die  Sagemannen  gehörten 
Sunt  Sefjenabel,  it)re  (Srbfa)aft6fteuer  betrug  20  ©a)tllmge  auf  ben  itopf.6) 
Da  ein  ©efefc  @broarb$  be$  23efenner£  vorfdjreibt , 7)  in  gerotffen  gälten 
folle  bie  Sufttj  bura)  bie  gagemannen  ober  bie  angeferjenften  (Stnroofyner  ber 
£)rte  (Srfunbtgungen  über  ben  Seumunb  verbädjtiger  *ßerfotten  einstellen,  ba 
ferner  in  ber  ©tabt  (Softer  12  9ftct;ter  erroäfynt  werben,  roeld^e  von  ben 
Sagemannen  §u  Sincoln  unb  ©tamforb  faum  verfa)teben  fein  fonnen,  fo  ift 
ntd)t  ju  jroeifeln,  baß  leitete  in  ber  Steife  einer  ©ilbe  von  $atrtciern  ben 
erblichen  ©ericbtSbann  über  bie  beiben  ©täbte  befaßen. 

Sßor  OTem  muß  bie  Metropole  be$  $etd)$  Sonbon  tn3  Sluge  gefaßt 
roerben,  roela)er  $önig  (£broarb  wichtige  $orred)te  verliefen  fyatte,  bie  naa> 
l;er  2Btll)elm  ber  Normanne  betätigte.  Diefelben  befagen:8)  1)  „innerhalb 
bret  teilen  runb  um  Sonbon,  rote  um  jeben  £anbelSpla&  be3  SftetcbS, 
^errfa)t  Äönigöfrtebe.  üfttemanb  barf  ben  Zubern  auf  btefem  Raunte  feft^ 
galten  ober  fytnbern.  ®efa)äfte  fönnen  aber  nur  innerhalb  ber  dauern 
abgefcbloffen  roerben ;  2)  fein  ^err  vom  £ofe  ober  fonft  einer  ber  Marone 
be$  Königs  barf  in  bem  «£>aufe  eines  SöürgerS  rotber  ben  Sßillen  beffelben 


*)  Ibid.  I,  2,  erfie  ©^alte.  2)  Ibid.  I,  3,  ertfe  ^alte,  oben.  »)  Ibid.  I,  1, 
cvfte  ©balte,  «Witte.  4)  (SUtö  IL,  443.  5J  Ibid.  I,  205.  II,  466  flg.  6)  Ibid. 
I,  197  «uten  flg.       ')  Ancient  laws  ©.  199.  9lx.  38.       8)  Ibid.  @.  200. 


616 


<ßa&fl  ©regortuö  VII-  unb  fein  ßtitalttx. 


Verberge  begehren.  Senn  (Einer  bennoer;  gewaltfam  einbringt  unb  von 
bem  ^Bürger  erfa)lagen  wirb,  fo  ift  ber  $obtfa)läger  frei  von  6a)ulb,  fo* 
balb  er  mit  6  feiner  93erwant>ten  befebwört,  baß  er  ©eroalt  abgewehrt  hat. 

3)  Stein  Sonboner  Bürger  mag  außerhalb  ber  ©tabt,  fei  eö  vom  Könige, 
fei  eö  von  einem  *Privatmanne,  vor  ©eria)t  gelaben  werben.  ^Begeht  er  ein 
Verbrechen,  auf  welchem  ©elbftrafe  ftef;t,  fo  barf  u)\n  nia)t  mel)r  abgefor* 
bert  werben,  alö  ba6  einfache  Sel)rgelb  im  ^Betrag  von  100  (Schillingen. 

4)  Ü)te  Stimme  ber  Stabt  follen  ftcr)  nia)t  unterfter)en,  ba$  ©elb  eineö 
SBürgerö  äurütfjur/alten;  aua)  bürfen  fte  feinen,  ber  einem  ber  ftäbtifa)en 
©eria)töbejtrfe  einverleibt  ift,  vor  ben  £of  beö  JtönigS  laben,  noa)  fonft 
lux  Verantwortung  $ier)en,  außer  wenn  $uvor  ber  Vorftanb  be$  6tabtbe* 
jtrfö,  bem  ber  Bürger  angehört,  tr)nen  feine  richterliche  £ülfe  verweigert 
hat.  ©ine  SUiSnafyme  hievbn  ftrtbct  nur  bann  ftatt,  wenn  ber  ^Bürger  auf 
$önig$grunb  ein  Verbrechen  beging  unb  wenn  er  auf  frifcher  Xfyat  ertappt 
worben  ift.  5)  (Sin  Bürger  braua)t  Weber  vor  ber  allgemeinen  VolfSver* 
fammlung  noa)  vor  bem  ©ertöte  in  versoffenem  9iaume  wegen  einer  Älage 
9tebe  ju  fteljen,  e$  fei  renn,  baß  er  regelmäßig  gelaben  warb.  6)  Sebent 
Sonboner  Bürger  fteht  eö  frei,  feine  Sänbereten  ju  verlaufen,  or)ne  baß  it)n 
Weber  feine  Jtinber  noa)  anbere  2lnverwanbte  baran  hinbern  bürfen.  7)  ^>at 
ein  Sonboner  ^Bürger  irgeub  ein  ©runbftücf  3a^r  unb  Sag  unbefa)rteen 
inne  gehabt,  fo  fann  ifym  folgen  23eft$  fein  in  ber  Stabt  2lngefeffener 
ftreitig  maa)en,  e$  fet  benn,  baß  ber  etwaige  Kläger  wäl)renb  ber  genannt 
ten  Verjährungsfrist  unmünbig,  ober  bura)  Äranfl;eit  geräubert,  ober  auf 
einer  9Setfe  in£  2lu$lanb  begriffen  war." 

3a)  füge  wenige  Sorte  $ur  Erläuterung  bei.  ber  ®efa)ia)te  be$ 
8efua)ö,  ben  ©raf  @uftaa)iuö  von  23oulogne  in  Englanb  abftattete,')  er* 
hellt,  baß  bie  Jrjerren  vom  £ofe  unb  anbere  vornehme  ©äfte,  wenn  fte  in 
©täbte  famen,  ohne  Umftänbe  von  ben  ^Bürgern  Verberge  erpreßten.  Viel* 
leta)t  au$  Einlaß  btefeS  Vorfalls,  bewilligte  Äönig  Abwarb  ben  ©täbtern 
greü)eit  von  fola)en  Einlagerungen.  3m  Uebrigen  erftel)t  man  au£  obigem 
Slrtifel,  wie  gewaltfam  bie  3uftäm>e  waren:  fowol)l  bie  Unterbrücfnngöluft 
als  bie  SBegierbe  naa)  (Sicherung  bürgerlicher  fechte  fa)rteb  if)re  gorberun* 
gen  mit  Vlut.  3«  2)eutfa)lanb  wie  in  ^Britannien  brüben  begann  bie 
bürgerliche  greifet  bamit,  baß  bie  ©täbte  baS  9iea)t  erzwangen,  nur  vor 
i^ren  eigenen  ©erlebten  belangt  werben  51t  fönnen.  (Sicherlich  fyabm  bie 
ßonboner  großem  @ewta)t  auf  ben  britten  Slrtifel  gelegt. 

£>er  vierte  Slrtifel  gibt  2luffa)luß  über  bie  ©erichtSverfaffung  SonbonS. 
60  ausgebest  war  bie  6tabt,  baß  ein  einiger  Vicegraf  nia)t  genügte, 
um  bie  £>berauffta)t  über  ba$  ©eria)t^wefen  $u  führen,  fonbern  mehrere 


l)  «Siefje  oUn  @.  304. 


93ievteö  93ud&.  &a\>.  28.  SDBafjvenb  35>ttr)elm  ben  fjpfjen  Slbet  fiufct,  r)e&t  er  b.  93ürgern)um.  617 

beforgten  Mefe$  ©efcfc&ft.  Um  Uebrtgen  erfcheint  bte  Stabt  in  eine  9ieUje 
von  Söe^trfen  eingeteilt,  bie  tf)re  befonbercn  Untergertchte  l)attcn,  benen  eigene 
Beamte  vorftanben.  5)tefe  33e$trfe  Riefen  Socfne,  unb  bte  $orfteher  berfel* 
ben  allem  5lnfd)eine  nad/  6otfemannen.  9Ö3tr  ftoßen  alfo  hier  auf  biefelbe 
Einrichtung,  wie  in  Stncoln,  auet)  mögen  bte  Sonboner  Sodemannett  ebenfo, 
wie  bte  in  ber  anbern  ©tabt,  erblia)e  ©eria)tö^erren  gewefen  fein.  Saut 
bem  Domcöbatyboof  $\)\U  bte  ©tabt  Eambribge  10  -S^acbtbejirfe  ober 
custodiae,  *)  wela)e  vielleicht  ben  Sonboner  6ocfnen  einbrachen. 

©onft  griffen  bie  QStcegrafen  ungefa^eut  in  ben  ®efd;äftefrei3  Der  €otfe* 
mannen  ein,  unb  wenn  eine  Älage  gegen  Bürger  vorgebrad;t  warb,  legten 
fte  ohne  Weiteres  23efa)lag  auf  ba$  greifbare  Etgentf)um  M  SSerflagten. 
3e$t  bewilligte  ber  Zottig  baö  9tea)t,  baß  ber  33i§tr)um  erft  bann  einfahret* 
ten  burfte,  wenn  ber  ©odemann  $ülfe  verfagt  fyatte:  ber  9^ea)t6gang 
fotlte  hinfort  beobachtet  werben.  Wlan  begreift,  baß  bie  ($iferfua)t,  bie  bei 
folcfyer  Stellung  ber  oberen  unb  unteren  ©ericf)töbel)örben  nicht  ausbleiben 
fonnte,  ber  Entwidlung  bürgerlicher  gretrjeit  günfttg  war. 

9kch  bem  fünften  9lrtifel  verfielen  weiter  bie  £)bergeriaMe  ber  6tabt 
in  jwet  Elaffen,  ba$  golfmote  ober  bie  allgemeine  SBerfammlung  fämmtli* 
djer  23ollbürger,  welche,  wie  e$  fctyeint,  unter  freiem  Gimmel,  unb  vielleicht 
von  einem  ber  33icegrafen  geleitet,  gehalten  würbe,  unb  $wetten3  baö  £u$* 
tt)tng  ober  £auögertd)t ,  baö  in  verfd)loffenen  Räumen  ftattfanb.  SJlemeä 
Erachtend  ftnb  von  betben  Elaffen  bie  ©odttegerichte  verfcrjieben.  ©onft 
müffen  manche  dichter  einzelne  Bürger,  gegen  welche  klagen  vorlagen, 
wenn  biefe  zufällig  in  einer  St^ung  erfd)tcnen,  naa)  belieben  of)ne  weitere 
gtfrmlicfyf eit  jur  9fechenfd)aft  gebogen  i)aben.  £)a$  fotlte  jefjt  aufhören,  bem 
Bürger  warb  pgeftchert,  baß  er  nur  bann  auf  klagen  $ebe  511  fte^en 
verpflichtet  fei,  wenn  tt)n  ber  dichter  vorher  regelmäßig,  gleich  einem 
manne,  vorgelaben  habe. 

Ü)er  federe  Slrtifel  jetgt,  wie  ber  wad)fenbe  £anbelögcift  bie  Söeweg* 
Ita^feit  be$  Vermögens  beförderte.  3)ie  alten  germanischen  33oUöredt>te  be* 
Ijanbelten  baS  ©runbetgenthum  als  ©tammgut,  ba$  ber  jeweilige  93eft£er, 
ber  eigentlich  nur  9fu£nießcr  ift,  ntdt)t  of)ne  Einwilligung  M  ganzen  ©e* 
fchlechtä  verlaufen  foll,  aber  bie  gret^eit  be£  %ktttfy$  verlangte,  baß  bem 
^Bürger  geftattet  werbe,  fein  liegenbeö  Vermögen  jeber  3?\t  in  baär  ©elb 
umjuwanbeln,  unb  ba6  ©efe^  gab  biefer  gorberung  9faum.  Der  ftebente 
5lrttfel  enblia)  bewilligt  bem  ^Bürger  bie  vom  falifa)en  9tect)te  vorgefa}rie# 
bene  3Serjährungöfrift,  bie  fonft  nur  bem  Ebelmanne  juftanb. 

3)aö  angeführte  ©efe^  Ebwarbö  umfaßt  noch  einige  wettere  Slrtifel, 
welche  3^gniß  von  ben  Anfängen  beö  3^nfttvefenö  ablegen:  8)  „ein  frem* 


*)  2)om<ebaty&uc§  I,  189,  crflc  ®)palU. 


618 


$abjl  ©tegoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


ber  Kaufmann  mag,  wenn  er  bie  6tabt  betreten  r)at,  Verberge  bejter)en, 
wo  eS  tf)m  gefällt.  2lber  er  barf  feine  haaren  nicht  auf  ben  SluSfdmttt 
verfaufen,  unb  wenn  j.  23.  ein  gärber  farbige  (Stoffe  ju  9JJarfte  bringt, 
foll  er  nta)t  weniger  als  12  (Stücfe  auf  einmal  abfegen.  güt)rt  er  Pfeffer 
ober  Hümmel,  ober  Sngwer,  2llaun,  S^ot^olj  (brasil),  ober  Sacf  (garb* 
ftoff),  ober  2Bethraud)  ein,  fo  foll  er  mct)t  roeniger  als  25  $funb  jufam* 
men  verlaufen,  ebenfo  von  deuteln  nicht  roeniger  als  1000  (Stüde.  §an* 
belt  er  mit  Sintern  auS  $Me,  (Selbe  ober  Sein,  fo  barf  er  fte  nicht  auS* 
fdmetben,  fonbern  muß  fte  ftüdweife  abfegen,  desgleichen  barf  er  von 
2Baa)S  nicht  voeniger  als  ein  Viertel  (einen  SBiertelScentner)  abgeben,  gcr* 
ner  foll  ein  frember  Kaufmann  fein  naffeS  $ua)  faufen  (baS  auS  ber  gär* 
beret  fommt),  noch  eine  gärberei  in  ber  (Stabt  anlegen,  noa)  fonft  ein  ©e* 
fa^äft  betreiben,  baS  ben  etnt)etmtfcr)cn  bürgern  vorbehalten  ift.  5lua)  barf 
fein  grember  ~  felbft  nicht  in  ©emeinfehaft  mit  einem  einl)eimtfa)en  — 
einen  ^ramlaben  anlegen,  um  bie  am  £)rte  gefauften  Saaren  roteber  in 
ber  (Stabt  ju  verfaufen,  noa)  ein  folcheS  ©ewerbe  bura)  einen  einl)eimifa)en 
Bürger  betreiben  laffen"  u.  f.  ro. 

2)tefe  Borfdjriften  fdjüfcen,  roie  man  ftetyt,  bte  Sonboner  «ftleinhänbler 
ober  JMmer,  fo  roie  bie  gärber  gegen  bie  9J?itbewerbung  grember.  die 
gärberei  muß  eines  ber  blühenbften  ©ewerbe  SonbonS  geroefen  fein.  3a) 
fct)liefje  btefj  nicht  bloS  auS  (Erwähnung  ber  verfchtebenen  garbftoffe  (5llaun, 
Sacf,  Braftl),  welche  vom  SluSlanb  eingeführt  würben,  fonbern  inSbefonbere 
auS  ben  Korten,  weld)e  gremben  verbieten,  gärbereien  in  ßonbon  anzulegen. 
5tua)  mit  bem  (Speeren  unb  2luSrüftcn  ber  Sinter  gaben  ftd),  roie  eS 
fd)eint,  viele  ßonboner  Bürger  ab.  denn  bie  SSerorbnung,  fein  grember 
bürfe  naffe  Bücher,  b.  r)-  fola)e,  bie  aus  ber  gärberei  famen,  auffaufen, 
hat  meines  (Trachtens  ben  3wetf,  (Sinheimtfchen  ben  ©ewtnn  jujuroenben, 
welchen  baS  (Speeren  unb  fogenannte  SluSrüften  ber  Bücher  abroarf. 

dagegen  lefe  id)  auS  bem  ©efefce  \)cxau$ ,  baß  feine,  ober  wenig 
Tuchwebereien  §u  Bonbon,  vielleicht  in  (Snglanb  überhaupt,  beftanben.  (SS 
ftnb  grembe,  welche  feibene,  leinene  unb  roollene  $üd)er  einführen.  Sie  ich 
an  einem  anbem  Drte1)  geigte,  roeiSt  auch  bie  Sonboner  3^llorbnung,  bie 
auS  ben  3^ten  (SthelrebS  beS  Unberatf)enen  ftammt,  auf  ben  gleichen  <Saa> 
verhalt  fyxi.  Britannien  be§og  feinen  Bebarf  an  2Bollentüchent  größten* 
theilS  auS  deutfchlanb ,  unb  bie  ^aufleute  beS  ^aiferS  genoffen  größere 
Begünfttgung,  als  bie  trgenb  einer  anbem  fremben  Nation,  unb  fte  roaren 
ben  emhetmifchen  in  Bejug  auf  3ölle  gleichgeftellt. 2)  3m  Uebrigen  enthält 
baS  domeSbatyboof  eine  (Stelle,  auS  welcher  hervorgeht,  baß  bte  (Schaag 


*)  £>ben  <S.  387  flg.  *)  Ancient  laws  ©.  128  oben:  homines  imperatoris,  qui 
veniebant  in  navibus  suis ,  bouarum  legutn  digni  tenebantur,  sicut  et  nos. 


SHerteS  93tu$.        28.  3Bär)renb  üffiiUjelm  ben  ^o^en  Slbel  fiu^t,  ^cbt  er  b.Sürgertfjum.  619 

Sitcbt  in  (£nglanb  ber  Sßolle  wegen,  befonber6  von  leiten  ber  Königin 
Sflathilbe,  forgfältig  betrieben  würbe.  2luf  einem  Äammergute  in  (Eurrety 
geflieht  eineö  Kilianen  (Erwähnung,1)  ber  ben  befonbem  Auftrag  fyattt, 
bie  2Bolle  ber  Königin      fammeln,  ober,  wie  ich  glaube,  51t  fortiren. 

Die  angeführten  Shatfacben  beweifen  meinet  (SrachtcnS,  bafj  ftäbtlfcrje 
greif)eit  biä  ju  ben  Otiten  9Bilt)c(mö  bc3  Normannen  erl)eblta)e  gortjebritte 
gemalt  l)at.  3^re  (£ntwicflung  fann  unter  feiner  Regierung  niefet  ftille 
geftanben  fein,  beim  in  ben  Sagen  feines  ^weiten  SofynS  unb  Nachfolgers 
erreichte  fte  eine  t)ot)e  (Stufe.  Der  ©efe|e6)ammlung  £einria)3  L  ift  fok 
genbe')  Urfunbe  einverleibt:  f/233ir,  Heinrich  von  ©otteS  ©naben  $öntg 
von  Snglanb,  an  ben  (Srjbtfctjof  von  (Santerburty,  bie  23i|"cböfe,  Siebte,  ®ra* 
fen,  23arone,  3uftttiarien,  33ijt{)ume  unb  alle  ©etreue  unfcreS  Neichen  (Sng* 
lanb,  fowof)l  fränfifchen  al£  angelfächftfchen  23lute3.  Siffet,  ba{j  ta)  mei* 
neu  bürgern  von  Sonbon  folgenbe  Necbte  jugeftanben  habe,  1)  überlaffe 
ich  in  meinem  unb  meiner  (Srben  tarnen  il)nen  unb  ihren  Nachfolgern 
ganj  Sflibblefer  gegtm  eine  jährliche  Steuerfumme  von  300  *ßfunb  <5ter* 
ling.  2)  Die  Bürger  bürfen  in  Sufunft  naa)  ihrem  (Srmeffcn  einen  33ice? 
grafen  unb  einen  3uftitiar  wählen,  um  bie  Ärongerid)te  in  ber  Stabt  $u 
galten,  unb  feiner  foll  hinfort  Suftittar  in  Bonbon  fein,  als  ber,  ben  bie 
Bürger  felbft  erforen  haben.  3)  Außerhalb  ber  ©tabtmauer  fann  fein 
Bürger  vor  ein  ©ericht  gelaben  werben;  4)  auch  finb  fte  frei  von  Schoos, 
£00$,  Danegelb,  9J?orbbuße,  unb  feiner  ift  gerichtlichem  3ttH'ifamtofe  untere 
worfen.  5)  2Birb  ein  Bürger  auswärts  vor  einem  Jlrongerichte  belangt,  }o 
fann  er  fta)  burch  Slblegung  eines  (StbeS,  ben  ihm  baS  Sonboner  Stabtge* 
rieht  auferlegt,  frei  frören.  6)  deiner,  Weber  von  beS  Königs  £ofgefmbe, 
noa)  von  Dienftleuten  anberer  £errn  ift  berechtigt,  Verberge  in  Sonbon  ju 
verlangen,  aufjer  wenn  fte  ihm  frei  bewilligt  wirb.  7)  5ltle  Bürger  von 
Bonbon  ftnb  für  ftcb  unb  ihr  (£igenthum  burch  gan^  Gmglanb  unb  in  fämmt* 
lieben  ^afenftäbten  beS  Neidas  frei  von  3°H,  Durchfuhr,  Sonnengelb  unb 
anbern  Abgaben.  8)  Die  Kirchen,  bie  Marone,  bie  Bürger  follen  im  grie* 
ben  ihre  Socfnen  fammt  ben  betreffenben  (Stnfünften  inne  haben,  unb  grembe, 
bie  in  einer  folgen  Socfne  wohnen,  jaulen  nur  an  Den  Schu^gelb,  bem 
bie  Socfne  gehört,  ober  an  beffen  Stellvertreter  (Amtmann).  9)  ©egen  fei* 
neu  Sonboner  Bürger  bürfen  willfürliche  Strafanfäfce  erfannt  werben,  fon* 
bem  baS  $öchfte,  waS  ein  Slngeflagter  für  folche  Vergehen,  bie  überhaupt 
mit  ©elb  gebüßt  werben  mögen,  ju  entrichten  hat,  ift  baS  bürgerliche  2Bel)r* 
gelb  im  betrag  von  100  Schillingen.  10)  #infort  foll  feine  unftattl)afte 
iilage  (miskenninga)  voeber  vor  bem  golfmot,  noa)  vor  bem  £uSthing, 
noch  vor  irgenb  einem  anbern  ber  Stabtgerichte  angenommen  werben. 


0  2)omeöba^Bu^  I,  30,  brüte  (Spalte,  oben.       *)  Ancient  laws  ©.  217. 


620 


$abft  ©rcgoriuö  VH.  unb  fein  Stitalkt. 


11)  2)a$  £u$tl)tng  wirb  jebe  2Öod)e  einmal,  nämltct;  am -Montag  ©ifcung 
galten.  12)  CDte  £änbereien,  *]3fanbfcf>aftcn,  ©djulbforberungen,  auf  welche 
Sonboner  Bürger  außerhalb  unb  innerhalb  ber  ©tabt  5lnfprua)  l)aben,  werbe 
tet;  fd)ü£en,  aud)  betreff eub  Sänbereten,  Deren  (Stgentfyum  fte  gegenüber  ber 
^rone  forbern,  werbe  id)  ifynen  gemäß  bem  Sonboner  ©efefce  *Red)t  fdjaffen. 
13)  3Benn  ein  auswärtiger  23aron  Sott  ober  anbere  Abgaben  von  Sonbo* 
ner  ^Bürgern  gewaltfam  ergebt,  follen  bte  SBefcrjäbtgten  berechtigt  fein,  ftcfy  an 
bem  (Sigentfyum  be$  £>rt6,  wo  man  von  ifmen  ben  Sott  erpreßte,  für  ben 
betrag  ber  erpreßten  ©umme  §u  erholen,  14)  2ltle,  bte  Sonboner.  ^Bürgern 
©elb  fdmlbig  ftnb,  follen  entweber  satylen,  ober  fta?  vor  bem  betreffenben 
©ertaste  ber  ©tabt  reinigen.  15)  Senn  ber  ©a)ulbner  Weber  §af)lt,  noa) 
fta)  reinigt,  ift  ber  Sonboner  Bürger  befugt,  in  ber  ©tabt  ober  ©raffcfyaft, 
wo  ber  fäumige  3^1cr  feinen  2Bofynft&  l;at,  2lu3pfänbung  vorzunehmen; 
16)  bie  Bürger  £onbon$  follen  ungefebmälert  bte  3agbred)te  genießen,  bte 
erweislich  tt>re  93orfar)ren  tnne  Ratten,  nämlich  in  ber  Sanbfctjaft  (Siltre  (bei 
6t.  Sllbanö)  in  WtiMtfw  unb  ©urrc^." 

©el)r  groß  ftnb,  wie  man  ftef)t,  bte  ßugeftänbntffe,  welche  ^b'ntg  §ein* 
riet)  ber  Sonboncr  ©tabtgemeinbe  einräumte.  ©onft  waren  bie  $t§tbume 
unb  ber  Sufttttar,  welche  bie  9^cdt)te  ber  trotte  über  Sonbon  wahrten,  vom 
Röntge  etngefe^t,  jefct  barf  bte  SBürgerfcfyaft  beibe  ©roßbeamte,  ben  33t^um 
unb  ben  Suftttiar  frei  wählen.  3)tc  2ßar)l  ber  Dbrigfett  begrünbet  in  beut* 
fasern  ©inne  ben  begriff  retchSftäbtifcher  grei^ett.  Heinrich  L  r)at  folglich 
Sonbon  ju  ber  ©tufe  einer  SRetchSftabt  erhoben,  wätjrenb  it)rer  ©eitS  bte 
SBürgerfct/aft  jährlich  bte  §Be$ar)lung  einer  ©umme  von  300  $funb  über* 
nafym,  aber  bafür  von  allen  anbern  orbentlid)en  unb  außerorbentltchen  $b* 
gaben  befreit  warb. 

©hot  unb  £otf)  ftnb  ©teuern  von  ©ruttbftücfen  unb  Käufern,  ber 
©tun  beö  2Borte$  Danegelb  tft  befannt,  unter  9)?urbre  ober  9J?orbbuße 
verfiele  ta)  bte  Verpflichtung  ber  ©emeinben,  ba$  ©trafgelb  für  einen  in 
ihrem  ©ebiete  begangenen  Wloxo ,  beffen  Urheber  ben  ©erfaßten  nicht  ange* 
jeigt  warb,  §ufammen$ulegen.  SonbonS  Bürger  follten  fürber  mebt  mef;r 
verpflichtet  fein,  fold)e  ^Beiträge  §u  letften.  3«na^fl  famen  bte  bewilligten 
Vorrechte  einer,  wie  e3  fa)etnt  gefc^loffenen,  Äafte  von  Herren  ju  gut,  in 
bereu  ^>änben  baS  ©tabtregiment  lag.  gab  in  (SnglanbS  Metropole 
einzelne  ^b'rperfchaftett ,  mächtige  ^Bürger,  ja  Karotte,  welche  Sagbbejirfe 
in  ben  benachbarten  ©r)iren,  unb  überbieß  Sättbcreten  innerhalb  unb  außer* 
fjalb  ber  Sanbfcfyaft  9J?ibblefer  befaßen.  ©ie  Ratten  überbieß  in  ber  ©tabt 
felbft  ©oefnen  ober  flehte  £errf  duften,  bie  fte  in  eigener  *ßerfon  ober  burety 
ftellvertretenbe  Amtleute  verwalteten;  aua)  erhoben  fte  Abgaben  von  £inter* 
faffen  fola^er  ©odnen.  Mxxx^  man  ftel)t,  ein  ^atriciat  tft  vorfjanben,  baö 
fta}  in  bte  ©tabt  geseilt  l)at  unb  ju  ben  nteberen  bürgern  eine  äfynlidje 


SöterteS  93uc$.  &a\>.  28.  ÜBaljvenb  ffitUjelm  ben  fjofjen  5lbcl  jhtfct,  fje&t  er  b.Sürgertfjum.  62 1 

(Stellung  einnimmt,  wie  awf  bem  £anbe  bte  ©runbr)erren  ju  ben  £tnterfaffen 
ifjrer  ©üter. 

3n  bem  ©efefje  (£bwarb£  erfahrnen  bte  ©ocfnen  beutltcf)  als  Heine 
erbitte  ©ericf)te,  aber  aucb  bte  Urfunbe  ^etnrtcbö  nb'tbigt,  tl)nen  ben  gleichen 
^arafter  betjumeffen.  Denn  bte  anberen  ©ertöte  ber  ©tabt,  welche  im  getyi* 
ten  2lbfa£e  unter  bem  golfmot  unb  bem  .gmSthtng  ermähnt  werben,  fomten 
nichts  SlnbcreS  als  bie  ©ocfnen  fein.  Saut  beiben  Denfmafcn  !)at  man  ftch 
baS  2ÖachSthum  ber  ^auptftabt  Sonbon  alfo  $u  benfen:  infolge  ber  wilbett 
93erwüftungen,  reelle  bem  @tnbrucbe  ber  2lngelfacr)fen  in  Britannien  soran* 
gingen  unb  folgten,  tft  of)ne  3weifel  ber  ^ömerort  Augusta  Londinium, 
bie  2Btege  beS  angelfächftfchen  SonbonS,  tief  fyerabgefunfen.  föet  ber  2kr* 
Teilung  beS  SanbeS  unter  bie  Eroberer  wirb  er  irgenb  einem  Häuptling 
jugewiefen  worben  fein.  Das  gleiche  ©du'cffal  Ratten  bie  bem  alten  Son* 
btntum  junächft  gelegenen  Dörfer,  Sanbgüter,  SÖeiler:  fte  fielen  bem  unb 
jenem  $l)ane  ju. 

211S  nun  bte  ©tabt,  begünfttgt  bura)  ir)re  glücfltche  Sage  an  bem  fa)tff* 
baren  ©trome,  atlmä^lig  gu  warfen  begann  unb  mef)r  unb  mef)r  jtch  »er* 
größerte,  gefchaf)  folchcS  auf  bem  gleichen  2Bege,  wie  eS  ^eute  noch  geflieht: 
ein  Dorf,  ein  Sanbgut  um  baS  anbere  würbe  in  baS  aufblüfyenbe  ©emetn* 
wefen  hineingezogen.  Allein  mit  ben  Vorwerfen  ftebelten  auch  bie  Herren  in 
bte  ©tabt  über,  unb  §war  gaben  fte  tr)re  grunbljerrltchen  9^ccf)te  nicht  auf, 
fonbern  geftatteten  nur  gegen  3wS,  baß  baS  nacf)rücfenbe  gemeine  93olf 
auf  ihren  ehemaligen  5lecfern  unb  3Ötefen  Käufer  baute.  Der  3m$  a&er 
bebingte  überall  im  Mittelalter  gutSrjenltche  ©erichtSbarfett.  ©o  tterwan* 
belte  (ich  Sonbon  in  ein  9?e$  fcon  ©ocfnen,  unb  entftanb  ein  ftäbttfeher  $tbel 
ober  ein  ^atriciat ,  bem  baS  Regiment  ber  ©emetnbe  nicht  entgegen  fonnte. 
Die  allgemeine  35el)örbe  btlbete  nach  altem  £erfommen  baS  golfmot,  ober 
bie  ©raffchaftSserfammlung.  Sin  ®efe$  beS  JtönigS  5llfreb  fcfjreibt1)  »or: 
„wer  ein  golfmot  babura)  ftöre,  baß  er  baS  ©ctjWert  jiehe,  Ijabe  120 
(Schillinge  an  ben  5llberman  als  93uße  §u  jaulen."  £)f)nc  grage  tft  bic 
altgermantfche  5Berfammlung  ber  greien  gemeint.  2luS  einem  feiten 2) 
©efe$e  erhellt,  baß  namentlich  auch  ©chulbfacben  t>or  bem  golfmot  $err)an* 
belt  rourben. 

3n  ber  Statur  ber  Dinge  lag  e3 ,  baß,  je  mehr  Sonbon  an  ©rö'ße  unb 
93olfS§ahl  wuchs,  bte  9lbr)altung  beS  golfmot  ftetgenbe  ©cbwierigfeiten  bot. 
9J?it  einem  ftäbttfehen  Raufen  »on  fielen  taufenb  $ö>fen  ©efchäfte  abju* 
macben ,  tft  roeber  leicht  noeb  angenehm.  Die  Herren  ber  ©oefnen  werben 
bafür  geforgt  haben,  baß  allmähltg  an  bte  ©teile  beS  golfmot  baS  im  @e* 
meinbehauö  tagenbe  ^uSthtng  ober  ©tabtgertcht  trat.    Hn^erfennbar  er^ 


*)  Ancient  laws  @.  38,  Wx.  38.       a)  Ibid.  ©.  34,  Vit.  22. 


522 


$a6fl  ©regoriuö  VH.  unb  fein  3eitalter. 


fc^etnt  tu  ber  Urfunbe  £einricr)$  I.  ba$  golfmot  als  eine  fc^tvinbenbe,  ba$ 
.gmStfying  atö  eine  waa)fenbe  ©röße. 

2)enn  wäljrenb  biefelbe  befttmmt,  t>aß  jeben  Montag  £u3tf)ing  gehalten 
werben  müffe,  fefct  fte  feine  grift  für  ba6  golfmot  feft.  Ü)ie  an  einem 
anbern  £)rt  angeführten1)  33erfe  beS  S3ifct>of6  SSMbo  befdjreiben  beutltd)  fo* 
wof)l  baS  golfmot  als  baö  £u3tt)ing ,  welche  betbe  jufammentraten,  er)e 
Sonbon  ftcb  im  SBinter  »on  1066  an  2Btlf)elm  ben  Eroberer  ergab.  £)a$ 
§u$tr)ing  beftanb  nacb  SÖibo'S  Sorten  aus  ben  natu  majores  b.  r).  au$ 
ben  (Slbermännern.  diu  ©efefc2)  £emrtcr)3  I.  verfügt,  baß  jeber  $unbert* 
fa^aft  ein  Sllberman  t?orfter)en  foüe.  3nnerr}alb  ber  dauern  Sonbonö  gab 
e$  feine  «gmnbertfcbaften,  wof)l  aber  ©ocfnen.  £>te  (Sigentfyümer  btefer,  ober 
tt)re  SesoHmäajttgten,  werben  £onbon£  (Slbermftnner  gewefen  fein,  ben  9Ratf) 
unb  baS  £u$tf)tng  gebtlbet  fjaben. 

9J?er)rere  5lrttfel  ber  Urfunbe  ,§etnrtcr)$  I.  rocnben  jngleicr)  ben  Sonboner 
Herren  unb  ben  nieberen  bürgern  $ortt)etle  §u.  Ü)te  Befreiung  t>on  @in* 
quartierung,  t>on  außerorbentlictjen  Abgaben,  von  bem  33ann  auswärtiger 
©ertaste,  ber  unbefcr)a£te  £anbel  burd)  baS  ganje  Speiet)  waren  für  bte 
(£tnen  wie  für  bte  Zubern  gleich  nü^lta).  Einige  wettere  S3efttmmungen 
Ratten  au6fct)nef Itc^  baS  2Öof)l  ber  nieberen  Waffen  im  5luge:  r)iel)er  gehört 
bie  2lbfft)affung  ber  misericordia  pecuniae  ober  ber  willfürltctjen  6traffä$e 
unb  ber  TOsfenninga  ober  unftattt)aften  klagen.  Stc^erltct)  ftnb  e$  weniger 
bte  fö'mgltcf)en  £)berrt#ter  al£  bte  £erren  ber  Socfnen  gewefen,  weldje 
früher  ntebere  Bürger  burcb  witlfürltdje  23ußen  fdjröpften,  ober  51t  gleichem 
3wecfe  tu  nichtsnutzige  klagen  tterwtcfelten.  ^tnfort  follten  nur  »om  ©e* 
fe£  beftimmte  Strafen  erhoben,  nur  fcom  ©efefc  für  frattf)aft  erfldrte  Äla> 
gen  $ugelaffen  werben.  2Ber  gIetdt)n>ol)l  eine  Jtlage  vorbrachte,  Welche  ba$ 
©efe$  nid)t  als  rea)tlicr)  erlaubt  anerfannte,  mußte  93uße  jaf)Ien.  Ü)te 
©träfe  für  unftattfyafte  klagen  f)teß  felbft  fettbem  9J?i3fenninga.  (Sine  $er* 
orbnung  beS  Könige  feindet)  II.  fügt3)  bte  9flt$fenmnga  in  ber  Söebeu* 
tung  beS  Siedls,  (Strafe  für  9J?tßflagen  einzutreiben,  als  fecfjSte  ben  fünf 
(Sfyren  beS  @acfa,  Socfa,  £ol,  $eam  unb  £)iebStfmrm  $u. 

Sftan  fann  meines  (Sracf)tenS  bezweifeln,  ob  Äöntg  2Btlr)elm  I.,  hätte 
er  anftatt  feinet  <Sot)neS  ^einncr)  regiert,  bie  auSgebef)nten  !Redt)te,  welct)e 
legerer  fraft  obiger  Urfunbe  ber  Sonboner  SBürgerfdjaft  »erlief),  berotlltgt 
haben  würbe,  iennoa)  fteljt  feft  baß  bte  ftäbttfcfye  Bewegung,  welche  ben 
gretbrtef  erzwang,  wär^renb  fetner  ^errfefeaft  nta^t  gehemmt,  fonbem  beför* 
bert  worben  tft,  benn  fonft  wäre  ein  foktjer  ^luffchwung  ntct)t  möglia)  ge^ 
wefen.  Ueber^au^t  befaß  ber  Normanne,  neben  anbem  großen  (Stgenfctiaften, 


l)  Oben  <S.  374  flg.  >)  Ancient  laws  (5.  223.  lex  VIII,  §.1.  s)  $u 
(Sange,  neue  Sluögabe  IV,  432,  bvitte  ©polte. 


Stertes  93ud).  (5<ty.  28.  SBafjrenb  ©ityelm  ben  fjoljen  Stbcl  fiufct,  fjebt  er  b.  93ürgertfjum.  623 

auct)  bie  erleuchteter  ginanjf enntniß ,  er  wußte,  baß  ber  Staat,  um  ©elb 
ni  gewinnen,  baS  23ürgertr)um  hegen  müffe.  Ü)arum  r)at  er,  wäfjrenb  er 
ben  2lbel  innerhalb  vernunftgemäßer  Schranken  juriicftrieb,  ber  93lüthe 
ftäbtifchen  SSkfenS  8uft  gefdbafft.  9JuS  ber  jweiten  £älfte  beS  12.  Saftft 
r)unbert6  liegt  eine  itnüerglctc^Itcfje  SBefcbreibung1)  SonbonS  vor,  welche  jeigt, 
baß  Englanb  S  50?etro^ole  einer  ber  reichten  unb  größten  ,§anbelSplä{je 
Europa' S  tvar.  Sie  zählte  13  jtlofterfircfyen  unb  126  Pfarrgemeinben,  im 
•jpafen  ftrömten  bie  Schäle  beS  9D?orgen*  unb  beS  5lbenblanbeS  jufammcn. 
©aftfreunbfchaft,  SBohlftanb,  gröf)lichfeit  r)errfcf>te  überall.  $ur$,  Sonbon 
ift  tu  bem  3ar)rr)unberte ,  baS  feit  ber  Eroberung  verlief,  rtefenr)aft  gc* 
warfen. 

23licfen  wir  jurücf.  2)er  Normanne  2Btlf)elm  r)at  bie  jfrone  Englanb 
ftarf  gemalt,  inbem  er  ben  $eim  beS  9?eid)  SfürftenthumS  ausrottete  unb 
bem  Sanbabel  eine  bcm  2öor)le  beS  ®an$en  förberltche  Stellung  aufnötigte. 
Er  r)at  ebenbiefelbe  zweitens  noch  in  anberer  Steife  gefräftigt,  fofern  er 
mit  weifer  Selbftbeherrfchung  ihrer  ©ewalt  Schranfen  ftecfte,  welche  feine 
^ac^folger  rjtnberten,  tr)örfc^t ,  tr/ranmfcr)  unb  ungerecht  §u  l)anbeln.  3Bte 
ich  früher  nachwies,  erhellt  aus  bcn  ©efe|en  2öilf)elmS  fo  gut  als  auS  ben 
Efjronifen,  baß  jeber  wichtige  Slft  ber  Ärone  an  bie  Einwilligung  ber 
9Retd)Sftänbe,  ober  bamtt  ich  baS  unzweifelhaft  normanntfche  SBort  wähle, 
an  bie  Einwilligung  beS  Parlaments,  gebunben  war.  5£>te  erfte  Stimme 
aber  in  btefen  $erfammlungen  führten  bie  33tfchöfe,  ben  Metropoliten  von 
Eanterburr;  an  ber  Spifce. 

3n  allen  *bm<ßi§Wj  bte  überhaupt  oon  ben  Stufen  aualo^tormanni* 
fcrjer  ©efeflfchaftverfaffung  r)anbeln,  wirb  man  ftetS  ftnbcn,  baß  ber  Erz* 
bifchof  juerft  genannt  ift,  bann  folgen  bie  SBtfchöfe,  bie  klebte,  bie  ©rafen, 
bie  93arone  u.  f.  w.  2)iefe  Steife  ber  Erwähnung  barf  feineSwegS  als 
eine  leere  Ehre  betrachtet  werben,  fonbern  fte  bezeichnet  baS  ©ewicbt,  baS 
jebem  Stanbe  im  r)öd$en  9^atl)e  beS  £anbeS  zvtfam.  2)cr  gleichseitige  23io* 
graph  beS  ErzbtfajofS  oon  Eanterburty  berichtet:2)  „fo  oft  ber  glorreicbe 
^önig  SBilhelm  in  ber  Normanbie  weilte,  vertrat  feine  Stelle  in  Englanb 
Sanfranf  als  SBächter  beS  Geichs.  Sllle  gürften  beS  flanbeS  waren  ihm 
untergeorbnet  unb  mußten  ihm  helfen  in  allen  fingen,  bie  zur  9ßertr)eibt^ 
gung,  jum  grieben  unb  zur  £)rbnung  beS  Meiches,  gemäß  ben  befter)en* 
ben@efe$en,  nötfn'g  fchienen."  £>aS  heißt,  fowohl  währenb  ber  Slnwefen* 
heit  beS  Königs,  als  auch  wenn  er  jenfettS  beS  EanaleS  ftet)  befanb,  würbe 
Englanb  parlamentartfch  ober  unter  ftetem  33eiratr)e  ber  ©roßen  regiert, 
boeb  fo,  baß  im  ^wetten  galle  Sanfranf  bie  Stelle  beS  Königs  »ertrat. 


')  2BtU)elm  «Stefan,  vita  Sancti  Thomae  ed.  Giles  S.  172-182.  *)  Vita 
Lanfranci  cap.  15.  Opp.  93orfttitf  ©.  15. 


624 


$abft  ©regortuö  VII.  unb  fein  3eitaltcr. 


3)urcf)  n>elcf>e  Littel  braute  nun  t>er  Metropolit  §u  2ßege,  baß  bie 
übrigen  ©roß en ,  bie  bod)  ihren  eigenen  Hillen  Ratten,  tr)m  Ralfen  ober 
fcielmebr  Reifen  mußten,  alle  nötigen  Maßregeln  ins  2öerf  ju  fefcen?  Offen* 
bar  burd)  feinen  faft  unbegrenzten  Einfluß  auf  bie  höhere  ©eiftlichfeit,  bie 
53tfa^öfe  unb  Siebte  be6  Neich$.  tiefer  (Einfluß  beroirfte,  baß  £anfranf  im 
Staats*  ober  Neich$ratr)e ,  mochten  anbere  ©roße  aus  bem  Saienftanbe  an* 
berer  Meinung  fein  ober  nicht,  ftetö  über  bie  ©timmenmehtheit  verfügte. 
2Bifl)elm  ber  Normanne  |at  ©efe£e  burchgebracht ,  bie  ftc^erlia)  großen 
Siberroillen  auf  ©eiten  ber  Saienfürften  erregten:  ich  nenne  23eifm'el6roeife 
bie  (Einführung  beS  NeleoiumS  ober  ber  Ser/enfteuer  unb  bie  Aufhebung  be$ 
(SrftgeburtrechtS.  Nimmermehr  würbe  ilmt,  meinet  (SrachtenS,  fola)e$  ge* 
lungen  fein,  hätte  ihm  nia}t  ber  h»he  (SleruS  hilfreiche  £anb  geleiftet. 

Sie  an  einem  anbern  Orte *)  gezeigt  roorben ,  räumte  $anut  III.  son 
2)änemarf,  ber  Nebenbuhler  be3  Normannen  2Bilf)elm ,  ben  2Mfd)5fen  feines 
2anbe$  ben  erften  Nang  auf  ben  Neid)$tagen  ein.  3a)  behaupte,  ber  2)äne, 
ber  5llleö  tr)at,  um  gleich  bem  Normannen  bie  5lcbtung  unb  ©unft  be$ 
©tatthalterS  $etrt  $i  geroinnen,  r)at  hierin  baS  SBorbilb  (SnglanbS  nachge* 
ab/mt.  Jtein  angelfäa)ftfa)er  ober  normannifa^er  ©t)rontft  melbet  meines 
SiffenS  auSbrüdlich,  baß  (Snglanbö  33tfcböfe  im  Parlament  be$  Könige 
bie  erfte  Stimme  hatten,  aber  oielc  Nachrichten,  roelcbe  fte  mitteilen,  nötf)^ 
gen,  bieß  ttorau^ufe^en.  ©ie  fchroeigen  batton,  al6  tton  einer  ©adje,  bie 
fta)  fcon  felbft  wftefye  unb  allbefannt  fei. 

$)er  bifchöflic^e  SBeruf  ift  ol)ne  grage  einer  ber  roor)ltf)ä,tigften  auf 
(Erben,  unb  ein  Sanb,  ba$  gute  33ifd)b'fe  fyat,  tt>ttb  unb  muß  $ur  33Iüttje 
gelangen.  5lber  bie  9Nöglid)fett,  baß  biefeS  3lmt  bie  (Segnungen  entfalte, 
bie  e6  feiner  Natur  nad)  fpenben  fann  unb  foH,  roirb  burch  eüt  geeignetes 
Verfahren  in  23efe£ung  erlebigter  ©tüf)le  bebingt.  Sange  3eit  übten  c^rtft^ 
liehe  Könige  baS  Nectjt,  53tfcböfe  ju  ernennen,  unb  man  fann  nicht  läugnen, 
baß  einzelne,  jebodt)  im  ©anjen  nur  roenige,  £errfcher,  voie  (Sari  ber  ©roße, 
einen  guten  ©ebraua)  oon  ihrem  Nechte  machten.  Allein  feit  im  11.  3«hr? 
hunbert  ber  jtampf  über  geftftellung  ber  ©rängen  srotfeben  ben  großen  ®e* 
roalten  begann  —  ein  $anrpf,  ber  eine  neue  (Sntroicflung  ber  9flenfchheit 
bezeichnet  unb  ber  l)eute,  nach  800  3ahren/  ltoa)  fortbauert  —  feitbem,  fage 
ia),  bulbet  ba3  2Bor)l  ber  (Ehriftenhett  ^obl  noeb,  baß  bie  poltttfchen  £äup* 
ter  bei  Erhebung  ber  33tfcf?öfe  mitroirfen,  aber  nicht  mehr,  baß  fte  biefelbe 
ber)errfchen. 

Könige  roerben,  roenn  fte  freie  ^anb  haben,  nimmermehr  jum  33i$> 
thume  fola)e  Männer  befö'rbern,  von  benen  ttorauögeferjen  roerben  fann,  baß 
bte  Erhobenen  im  Notfälle  gegen  tbre  (Srtjeber  ben  ©a$  beö  $falmiften, 


l)  OUn  <S.  129. 


33ierteö  Surf).   &ap.  29.   £ie  ginanjcn  beg  anglonormanntfcijen  @taatd.  625 


für  beffen  Erfüllung  bte  beften  unb  et)rtvürbtcjften  33ifcböfe  feit  ben  3eiten 
be$  l).  5lmbroftu3  if)r  23lut  sagten,  nämltcf)  ben  Sprua):  ne  sitis  sicut 
canes  muti ,  qui  non  latrant  jur  $tcr;tfd)nur  nehmen,  ©erabe  aber  foldie 
23ifa)öfe  bebarf  bte  ßfyrtftenfyett,  welche,  wenn  e$  9lotl)  tt>ut  —  bte  33ibel 
fyat  ba$  SBort,  baS  td)  brause,  geheiligt  —  bellen.  9cur  wenn  $etrt 
Statthalter  in  erfter  £inu  bei  33efe$uttg  ber  33tetfyümer  eingreift,  fommt 
ba$  £irtenamt  in  bie  rechten  £änbe;  benn  e$  ift  nidjt  nur  feine  $flta)t, 
fonbetn  —  wa£  ein  noa)  ftärferer  £ebel  —  e6  ift  fein  23ortf)etl,  bafür  ju 
forgen,  baf  recfytfcbaffene  9?ad)folger  ber  Slpoftel  auf  ben  (Stühlen  ber  ct;rtft= 
liefen  $eid)e  ft&en. 

SBon  allen  gürften  beö  5lbenblanbe$  war  2ßtlf)elm  fcon  Sftouen  ber 
(Sinnige,  ber  bem  $abfte  bte  $ea)te  bewilligte,  bie  if)m  gebühren,  unb  bie 
er  jum  Sßo^le  ber  Völler  beft^en  muß.  2)teß  fjatte  jur  golge,  baß  33rt^ 
tannien  eine  QSerfaffung  erlangte ,  welche  eine  9J?ad)t  unb  eine  ©röfje  fdutf, 
ber  bie  2Beltgefd)ia)te  fein  anbereö  23etfpiel  an  bie  (Seite  fe$en  fann.  2ßo 
ift  ein  £anb,  ba$  im  Saufe  eineö  3al)rbunbert$  unb  auf  einem  unb  bem* 
felben  Stuf)le  bret  Metropoliten,  wie  £aufranf,  wie  Slnfelm,  wie  ben 
l).  Stomas  aufwiefe,  welker  ledere  fein  Seben  für  bie  c^rtftücfje  greifet* 
opferte.  3nbem  fie  ba$  SRecbt  ber  Siixfyc  sertf)etbtgten ,  wahrten  fie  ju* 
gleia)  bie  £anbe$oerfaffung  unb  bie  Sta)erl)ett  Miller. 


©elbtmrifjfdjaft  im  englifcfjen  Stormannenretc^e.    93eredjnung  ber  tr-trHidjen  unb  eingebil* 
beten  SRünjen :  $funb,  Sftarfe,  £>ere,  ©djiütng ,  £>enar,  Obole,  ©tiefa.  <2umme 
oUer  jfroneinfünfte  im  Safjre  1086.    (Stferfucfyt,  tr>eldje  bte  £i31)e  bevfelben  in  ben 
"  Ijervfdjenben  Käufern  t>on  ©ermanten  nnb  Sranfreidj  entjünbet. 

3Me  normannifcfie  (Eroberung  ©nglanbö  war  ba$,  waö  man  je£t  Um* 
Waldung  nennt.  Sßefannt  ift,  baß  foldje  (Sretgniffe  ftetö  biö  §u  einem  ge* 
wiffen  ©rabe  ben  ©elbumlauf  Ijemmen,  unb,  wenn  aud)  oorübergefyenb, 
ben  2ßof)lftaub  ber  Sßölfer  fjerabbrüefen.  2lud)  in  (Snglanb  bewährte  ftdj 
biefer  (£rfaf)ruttg3fa$.  2lm  meiften  litten  Anfangs  bie  Stätte,  tfyetlS  weil 
mandK,  wie  Ü)ooer,  (Sreter,  £)orf,  £>rforb  im  Sturme  genommen  würben, 
tfyette  fofern  ber  Äönig  nacb  bem  Stege  ba  unb  bort  ganje  $etf)en  »on 
Käufern  ni^berreifjen  ließ,  um  $la$  für  Anlegung  fcou  feften  SaMöffern 
$u  gewinnen. 

3ur  ber  Slbfaffung  beö  Ü)ome6batybudj6  lagen  ju  JDrforb')  478 
Käufer,  ju  Ureter2)  52,  §u  2)ord)efter3)  88,  $u  Sftorwid)  über  bte  £ä'lfte 


')  eaiS  a.  a.  D.  I,  193  flg.  2)  Ibid.  II,  436.  3)  Ibid.  II,  438. 
@  f r  ö  v  t  x ,  Wft  ©feflortu«  vu.  33b.  III.  40 


626 


$abft  ©re.qoriuö  VII.  unb  fein  3eitalter. 


berer,  bte  tu  (Sbwarb'6  be$  SBefenncrö  Sagen  ftanben,1)  ju  Sincoln2) 
240,  ju  Gambrtbge3)  27,  §u  (Softer4)  205,  ju  2)erty5)  103,  ju  ©t# 
forb  50, 6)  §u  g)orf  lagen  *on  1800,  welche  bte  Stabt  fonft  jaulte,  faft 
800  in  Krümmern,  ober  waren  ber  ®d)loffer  wegen  abgetragen  worben.7) 
(Stnjelne  gälte  fommen  oor,  baß  bura)  biefe  93erwüftungcn  bte  Staatöfaffe 
in  9cad)tf)etl  geriet!),  weil  tion  ben  §erftörtcn  2Bof)nungen  feine  (Steuer  ein* 
ging.8)  3)od)  alö  Siegel  erfOKtut,  baß  bte  übrig  gebliebenen  Bürger  für 
bte  rjerabgefommeneu  jaulten.  Sftcfjrere  Stäbte  erhoben  Silage,9)  baß  tro£ 
bem  Sßerf&wiuben  fo  vieler  ^öufer  bie  Abgaben,  bte  man  t>on  tfjnen  for* 
bere,  ftdj  fo  fyodj  ober  nod}  fyörjer  belaufen,  atö  §u  ben  ^tittn  M  $öntg$ 
Abwarb. 

3mmerljtn  mögen  bte  Steuerfräfte  efyematö  weniger  angeftrengt  worben 
fein.  3nbeß  barf  man  x>telleid)t  au3  bem  ftetigen  Steigen  beö  (SrtragS,  weisen 
bie  Stäbte  ber  Ärone  abwarfen,  ben  €>a)luß  §ter)en,  baß  in  ben  festeren 
Sauren  2Büf)euu3  bie  ©ewerbe  aufgeblüht  fmb  unb  baß  beßljalb  bte  ^Bürger 
rnetyr  jaulen  fonntett,  als  efycbem. 

SSon  ben  £anbbe§trfen  traf  baS  £oo$  ber  Eroberung  bte  norblidjen 
*ßrotttn§en  jenfettS  beS  ^umber  am  fyftrteften.  3n  feinem  Seftamente  bereut 
Stlr)elm  bie  ©raufamfeiten,  bie  er  bort  begangen.  9D?an  erinnere  fta)  nun, 
baß  baö  3)omcgbatybud)  t)on  ben  fragten  ©egenben  nur  g)orfff)tre  unb 
Diejenigen  Striae  sott  £ancafter,  welche  §wtfd?en  ben  glüffen  Werfet;  unb 
Nibble  liegen,  aufführt.  3n  ber  SBefcfyreibung  fon  g)orf  aber  ftnben  fta) 
bie  metften  gälte10)  tton  §um  Sl)cil  fefyr  bebeutenben  ©teuernaa)laffen,  bie 
bewilligt  werben  mußten,  weil  ba$  £anb  ntd)t  mefyr  im  Staube  war,  bte 
fonft  be$af)lten  Abgaben  aufzubringen.  2)oa)  fommen11)  faft  in  jeber  ©raf* 
febaft,  audj  im  6üben,  wie  in  Suffcr  unb  £)e»onff)tre,  ä^nUct)e  SSetfptele  oor. 
£)bgleid)  bie  ©üter,  welche  fett  ber  Eroberung  digentf)um  ber  trotte  waren, 
im  3)ura)fdmttt  me^r  eintrugen,12)  als  §u  ben  Säten  (£bwarb£,  fann  man 
nadjwetfen,  baß  in  manchen  ©egenben  bte  Sanbrente  1086  um  §wet  9?euntr)etle 
gegen  früher  abgenommen  fyatte.  %m  3ett  ber  2lbfaffung  be6  Ü)ome3ba^ 
bud)£  befaß  ber  ^önig  feine  dauerten  in  ber  ©raffcfyaft  SDctbblefcr,  fon* 
bem  alleö  borttge  £anb  gehörte  getftltdjen  unb  weltlta)en  SBafallen.12) 

9hm  ftellt  (£llt£  auö  ber  genannten  Urfunbe  folgenbe  Ueberftcfjt12)  ju* 
fammen:  bie  in  9)?tbblefer  gelegenen  ©üter  ertrugen  SuSgemetn  jur  $tit 
(SbwarbS  932  $funb  8  ©anlange  10  Pfenninge,  bagegen  im  3af)re  1086 
nur  746  $funb  11  Spillinge.  Die  ^aupturfadje  biefer  (Srfa^einung  tft 
meines  (Sraa^tenö  trjetlö  tu  bem  Mißtrauen,  wela)eö  immer  nadj  großen 

*)  Ibid.  II,  470  flg.  2)  Ibid.  II,  466.  3)  Ibid.  II,  428.  *)  Ibid.  II,  430. 
5)  Ibid.  II,  433.  6)  Ibid.  II,  487.  7)  Ibid.  li  509.  8)  ücrgl.  ibid.  I,  199 
unten.  9)  Ibid.  I,  201.  10)  Ibid.  I,  343.  iL)  Ibid.  u.  I,  32.  1J)  Mit, 
Jßonebe  jum  erjlen  33anbe  @.  6  flg. 


93tevteg  93ud).   (5ap.  29.   2)te  ginanjen  beö  anglonovmanntfc^en  «Staate.  627 

Umwälzungen  übrig  bleibt,  tl)eilS  bann  §u  fucben,  baß  burd)  ben  geaalt* 
famen  Sturz  beS  angelfächftfchen  Abels,  fo  wie  burct)  bie  Austreibung  vieler 
Mönche  beffelben  Stammes,  eine  9Jiaffe  ebler  Metalle  bem  öffentlichen 
SBerfefjr  endogen  worben  war.  3$  tterweife  auf  meine  früt)ere  Erzählung. 
Saufenbe  t>ou  reteben  beuten  r)atten  ihr  ©elb  üerfteeft  ober  außer  £anbeS 
geflüchtet.  £)iefelbe  Erfahrung  wieberf)olte  fia)  in  anbern  Sänbern.  3u 
Anfang  ber  faiferlichen  £aufbal)n  Napoleons  I.  trugen,  obgleich  bte  2ßogen 
ber  Solution  v>on  1789  bereits  geebnet  waren,  bie  £anbpact;tungen  we* 
niger  ein,  als  in  ben  Reiten  ShtbwigS  XVI. 

£>hne  Untertag  war  ber  Normanne  2[Bt(l)eIm  bemüht,  mit  bem  glore 
beS  SanbeS  ben  Ertrag  ber  Steuern  $u  fyefren,  bie  Sffiunben,  welche  baS 
(Schwert  gefangen,  p  tyikn.  2)a  unb  bort  enthält  baS  CDomeSbafyboof 
SSemerfungen1)  wie  folgenbe:  „baS  unb  baS  ®ut  würbe  mehr  ertragen, 
wenn  ber  betrieb  beffer  wäre."  £>te  Spectalbeüollmächtigten,  welche  bie 
Erhebungen  aufnahmen,  hatten  33ef cr)l ,  9Sorfcf;läge  $u  SBerbefferungen  zu 
macben.  SSon  ben  fcter  gragen,  welche  fte  an  bie  ©efchworenen  richteten, 
laukk ,  wie  oben2)  gezeigt  worben,  bie  erfte:  „was  Ijat  baS  ©ut  unter 
Ebwarb  ertragen?"  bie  jweite:  „was  ertrug  eS  unmittelbar  nach  ber  Er* 
oberung?"  bte  britte:  „was  wirft  eS  je£t  ab?" 

2)ie  zweite  biefer  gragen  hatte  offenbar  feinen  prafttfehen  Serif),  fon* 
bem  i(;r  3>wcf  fann  nur  ber  gewefen  fein,  bem  Könige  bie  nötigen  33e* 
weife  §u  liefern,  baß  bie  3uftänbe  währenb  beS  Verlaufes  ber  Sahire  1066 
bi6  1086  wefentlich  gebejfert  feien  ober  nicht.  Entfcheibenb  ift  bie  vierte 
grage:  „fann  baS  ©ut  nicht  ju  höherem  Ertrage  gebracht  werben?"  SQBte 
man  ftef)t,  befchäftigten  ©ebanfen  möglichen  gortfchrittS  unaufhörlich  bie 
Seele  beS  Königs.  Schriftfteller,  welche  Englanb  genau  fennen,  jählen  zu 
ben  h^orragenben  Etgenfchaften  beS  3nfeh>olfS  ein  fteteS  Streben  nach 
SSerbefferungen  (improvements).  2£ie  ich  glaube,  fyat  ber  ©rünber  beS 
englifchen  StaatSWefenS,  Göllheim  ber  Eroberer,  biefen  Srteb  ber  Nation 
eingepflanzt. 

So  fleißig  englifche  ©elerjrte  baS  2)omeSbar;boof  bearbeiteten,  tft  bodj 
üon  feinem  meines  SÖBtffenS  bie  Summe  aller  Abgaben  unb  3tofe,  welche 
ber  Jtönig  auS  ben  berechneten  ©ütern  bezog,  jufammenge§ählt  worben. 
Auch  würbe  eine  folche  Berechnung  nicht  genügen,  um  einen  beutlichen  23e* 
griff  tton  ben  Einfünften  ber  trotte  zu  geben,  ba  baS  DomeSbatyboof  nur 
bie  ©runbrenten  befchreibt,  ^wei  anbere  wichtige  Steuern  bagegen,  nämlich 
ben  zufälligen  Ertrag  beS  £)anegelbS  unb  ben  regelmäßigen  beS  OMeotumS 
ober  beS  SehenetntrittS  gänzlich  übergeht,  deines  ErachtenS  fann  man 
mit  gug  fcon  einem  regelmäßigen  Ertrage  beS  9feletuumS  ober  £el)encfn* 


*)  Ibid.  I,  343,  üftote :  si  bene  exerceretur,  tantum  valeret.       2)  <S.  554. 

40* 


628 


*ßafef!  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3eitatter. 


txitt$  fprechcn,  fofem  baffelbe,  laut  ben  Erfahrungen  neuerer  Statiftif,  jäf)r* 
lief)  eine  2)urcbfcr)niti6fumme  abgeworfen  't)aben  muß.  Sßafallen  gelangten, 
gleich  ben  meiften  ^Beamten  neuerer  (Staaten,  nur  burch  ben  £ob  beö  3Sor^ 
gängerS  unb  tu  ber  ^egcl  nur  bei  reiferen  Sauren,  beifpielfweife  al$ 
Dreißiger,  jum  23eft£e  eineö  Seyens.  2Benn  ich  mich  ntct)t  täufche,  nehmen 
neuere  ©tattftif er  an,  baß  Beamte  burebfebnittlich  nach  25jäf)riger  2lmt$* 
führung  fterben  unb  Nachfolgern  $la£  machen. 

5lÜein  biefeö  Q3crr)viltntg  läßt  ftet)  auf  normamrifdje  93afallen  be$ 
11.  3arjrhunbertö  nicht  anwenben,  weil  fte  als  Solbaten  ber  $rone  ben 
©efa^ren  ber  im  Snnern  r)errfcr)enben  Unficf)erl)ett  unb  überbieß  bem  Schwerte 
äußerer  geinbe  cutSgefefct  waren.  S3erftct)ern  boch  heutige  9tentenbanfcn  nur 
gegen  r)*>he  ginfe  ober  gar  ntct)t  baS  geben  tton  Solbaten,  bie  im  gelbe 
fielen.  3d)  glaube  bal)er ,  man  barf  bie  burchfcbmttliche  £ebenSbauer  eines 
btenftthuenben  jlronsafatlcn  höd)ftcn3  auf  12 — 15  Satyre  berechnen.  Dieß 
ttorauSgcfeijt  unb  weiter  angenommen,  ba#  ^ele^ium  l)ah?,  vermöge  ber 
früher  entwickelten  ©rünbe,  _ba6  reine  3ahre£etnfommen  be6  betreffenben 
Sehend  betragen,  folgt,  baß  bie  jtrone  jährlich  mittelft  ber  ErbfcbaftSfteuer 
ben  12.  ober  15.  %t)n\  ber  Kenten  aller  großen  Sehen  be6  SanbeS  be§og. 
Demnach  gehörte  ba3  9Mesium  allerbingö  $u  ben  roichtigften  allgemeinen 
©elbquellen  be$  fcon  2Btlr)eIm  bem  Eroberer  gegrünbeten  Staats. 

Die£ücfc,  welche  mittelft  beS  DomeSbatyboofS  nicht  aufgefüllt  werben 
fann,  läßt  jtdj  anberweitig  ergänzen.  (Sine  gleichjeitige  ^Berechnung  ber 
Einfünfte,  welche  um  1085  in  bie  romgliche  Schaftfammer  floffen  —  jeboch 
mit  Aufnahme  beS  Ertrags  §ufätliger  Erträgniffe,  wie  $.  33.  jährlicher  ©e* 
fchenfe  —  ift  auf  unS  gefommen.  Ehe  ich  biefelbe  mittheile,  muß  ich  jeboch 
über  ba$  9Jiün§wefen  $ur  Seit  bcS  Eroberers  berichten.  DaS  DomeSbaty* 
boof  fül)rt  erftlicf)  folgenbe  etngebtlbete  S^ün^en  auf :  a)  baS  normannifebe 
*Pfunb  ober  bie  (libra),  bie  aus  ben  farolingifchen  Reiten  herftammt  unb 
ju  20  Schillingen  gerechnet  wirb , ')  b)  bie  TlaxU ,  über  bereu  9f  ecbnungS  * 
Werth  ich  mir  unten  baS  Nötige  §u  fagen  vorbehalte,  c)  bie  £)ere  (ora) 
entfprechenb  ber  Un§e ,  unb  burebgängig  §u  §wan§ig  Denaren  gerecht 
net,2)  d)  ber  Schilling  (solidus)  im  Setrag  t>on  §wölf  Denaren  ober 
Pfenningen. 

3weiten6  wirfliche,  b.  h-  auggeprägte  Dünsen:  a)  ben  Pfenning, 
lateinifch  Denar,  mit  weltfern  2öorte  §uweilen  ber  2luSbrucf  nummus  ab* 
wechfelt,3)  b)  ben  ^albpfenmng4)  (obolus)  unb  c)  ben  gartf)ing,4)  ober 
SBiertelSpfenning  (quadrans).  SBeibe  SBruchtheile  bcS  DenarS  entftanben 
baburch,  baß  man  benfelben  in  §wei  ober  »ier  gleiche  Stücfe  auSeinanber 


*)  £)u  (Sange,  neue  StuSgabe  IV,  <S.  100,  2.  <&palte  u.  ancient  laws  Glossary  sub 
Toce  „money".       *)  (SUiS  I,  165  «nten  flg.       3)  Ibid.  @.  167.       4)  Ibid.  @.  169. 


93ierte3  93u$.    Q>a£.  29.   2)tc  ginongen  be$  anglonovmannif^en  @taotd.  629 


fdmttt.  *)  Daö  $reu$,  baS  auf  ber  SRücffeite  ber  alten  Pfenninge  geprägt 
tft,  I;atte r  glaubt  mau,  bte  SBeftimmuttg,  baö  S^rär^n  &u  erleichtern. 
23iele  folct;er  SBruchtfyeile  fmb,  ebenfo  rote  ganje  Denare,  in  tterfcfytebenen 
Sbetlen  (InglcmbS  aufgefunben  roorben. 4)  (Snblid)  d)  bte  ©Hefa,2)  eine 
Kupfermünze,  welche  ba6  Dome3bat;boof  n)al)rfa)etn(ta)  unter  bem  tarnen 
minuta  crroäljnt  unb  beren  93orl)anbenfein  fort>ot)l  buret)  fa}nft(tc^e  3^9^ 
niffe  als  burd)  gunbe  feftftcf)t.  Die  <8titfa  biente  §um  ©ebraudje  be6  täg* 
liefen  ^(eint>erfebrö. 

9Jiit  8lufjöf)lung  ber  DJiünjen  tft  wenig  gewonnen,  beim  man  muß 
erft  tfyrcn  innerltdunt  SEertf;  befttmmett,  unb  tu  biefer  ȣ)infid)t  i)errfa)te  ju 
2Öill;elmö  Otiten  babt;(ontfcr)e  33erroirrung ,  txuit  tl)etl3  betrug  tton  gc* 
rocrbSmäßigeu  galfd)mün§ern,  tl)eilö  3Serfd)Iea)terungen ,  roelcfje  ftet)  bte 
Regierung  felbft,  ober  t>tetmet)r  bte  sott  tfyr  aufgehellten  9D?ün§metfter  er* 
Iaubteu,  ben  Sßcrtt;  beS  ©elbeS  ^öd)ft  unftdjer  machten,  £anbel  unb  2ßan* 
bei  lähmten.  2Bie  groß  ba$  Uebel  roar,  fattn  man  aus  bett  Mitteln  er* 
fefycn ,  roeld^e  bte  Regierung  ergriff,  um  grobe  Ueberttortfyetlung  §u  mfyüten. 
Daö  Domeebatyboof  ernoätjnt 3)  brei  oerfcfyiebene  Salbungen,  welchen  ba£ 
*ßfunb  ju  12  Un§en  ®eroid)t  ober  20  (Schillingen,  ober  vielmehr  240  De* 
naren  93cetaÜbetrag,  al3  oberfte  9Mn§etnf)ett  ju  ©runbe  liegt. 

3öer  ein  $funb  §u  erlegen  hatte,  entrichtete  entroeber  feine  «Schulb 
nad)  ber  3al)lf  f).  er  sohlte  20  Schillinge,  ober  in  eigentlicher  SJiünje 
240  Denare,  auf  ben  £tfa)  tyin,  gleichviel  rote  bie  Denare  innerlich  be* 
Raffen  roaren,  roenn  fte  nur  für  lanblcutftg,  b.  I;.  auö  einer  anerfannten 
5Jtün§ftätte  hervorgegangen  galten.  (Sin  folcfjeö  $funb  h^ß  libra  ad  nume- 
rum.  £)bcr  §n>ettenö  mußte  ftcf>  ber  3af)fang3pflichtige  gefallen  laffen,  baß 
ber  ©inne^mer  ba3  erlegte  $funb  roog.  2Benn  bie  240  ^inge§äl)lten  De* 
nare  12  Unsen  ergaben,  fo  roar  bte  3a^un9  richtig ,  ofyne  baß  ber  gern* 
geljatt  ber  Denare  in  53erüdftd)tigung  fam,  fofem  fte  nur  lanbläuftg  waren. 
(Sin  foldjeö  $funb  h^ß  libra  ad  pensam.  Die  britte  2Bäl)rung  beruhte 
auf  ber  boppelten  $robe  be£  ©eroichtö  unb  be$  Schmel$tiegel3.  23ei  3<r|* 
lungcn  ber  Slrt  l)atte  ber  (Einnehmer,  roenn  tfnn  bte  bargereichten  Denare 
verbetchtig  fcrjtenen,  ba6  9fecht,  biefelben  in  einen  bereit  gehaltenen  ©chmel§* 
tiegel  §u  roerfen  unb  baS  6tlber  von  ben  anbern  SBeftanbthetlen  au^u* 
feteiben.  Die  S^fang  galt  für  riebttg ,  roenn  bte  sJJ?ün§en ,  bte  ber  ^fltch* 
tige  abgeliefert  hatte,  auf  ba$  *Pfunb  ein  @eroicf;t  von  12  Un^en  be$  vom 
©efefc  unb  ^erfommen  üorgefebriebenen  getngel)altö  an  6ilber  ergaben.  (Sin 
folc^eö  *)3funb  l)k\3  libra  ad  ignem  et  ad  pensam,  ein  $funb  naa)  geuer 
unb  ©eroic^t. 

5luö  einem  S3etfptele,  ba^  im  Domeöbat;boof  sorfommt,  erhellt,  rote 


Ibid.  <S.  169.       2)  Ibid.  @.  170.       3)  Ibid.  @.  161  flg. 


630 


$afcfl  ©vegotiuS  VII.  ttttb  fein  ßtitatttx. 


groß  ber  Unterbiet)  jrmfdjen  *)3funbcn  bcr  Ickern  unb  ber  beiben  erfteren 
Birten  war.  „günfjig  sßfunbe  nach  bem  Sdmtelstiegel,"  tyrißt1)  e$  einmal, 
„mad)en  65  lanbläuftge  Cßfiinbc. "  (Sine  9Jiaffe  r>on  Silber,  welche,  wenn 
ehrlich  ausgemünzt,  jur  Lieferung  son  24,000  3)enaren  feinen  ©ctjaltö  er* 
forbert  warb,  genügt«/  um  31,200  ju  prägen.  5)ie  93erfd)led)terung  betrug 
30  *ßrocent.  3m  Uebrigen  erficht  man  au3  bem  Ü)ome$bar;boof ,  bajj  bie 
ätnöpfltcbtigen  (Snglänber,  je  nach  tf)rcn  Sßafy*  ober  Steuer*23erträgen, 
$funbe  balb  naa)  ber  3^1/  halb  naef)  ©ewidjt,  balb  naa)  geuer  unb 
©ewid)t  erlegten. 

Sitte  2öelt  war  gewohnt  naa)  $funben  als  herfömmltcfyer  l)öt)crer 
SDiünjctn^eit  ju  reebnen,  unb  boch  l;atte  ftd)  burch  bie  fehlerhafte  SDtün^ 
einrtebtung  be$  Staate  ein  wefentltcber  Unter[d)ieb  jwtfdjen  $funb  unb 
$funb  feftgefcjjt.  fonnte  niebt  festen,  baß  bieß  nachteilig  ja  lä^menb 
auf  ben  SBerfetyr  einwirfte.  Um  bem  Hebet  abhelfen,  hätte  man  ftet)  ent> 
fd^Üefen  müffen,  bie  umlaufcnben  fd)led)ten  SHün&eii  einziehen  unb  gute, 
b.  f).  fol&e  3u  prägen,  bereu  innerer  2öertl)  bem  angebneben  entfprad). 
S)iefj  wäre  eine  grünblid^e  Rettung  gewefen,  aber  biefelbe  würbe  äugen* 
blidlid)  fd)Were  Dpfer  gefoftet  fyabeu,  weftyalb  bie  Maßregel  nid)t  §ur  2tu$* 
fü()rung  fam.  Unter  btefen  Umftänbcn  blieb  niebtö  Ruberes  übrig,  alö  baf 
man  nach  bem  geingehalt  unb  @eroia)t  ber  Sknare  *ßfunbe  fcon  *ßfunben 
burd)  befonbere  Eigennamen  untcr(d)ieb.  2>a3  an  ©erntet  unb  gcinger)alt 
»olle  $fnnb  erhielt  ben  tarnen  (Sfterltng  ober  Sterling^funb  unb  würbe 
unter  bemfelben  ben  gemeinen  umlaufenbcn  *ßfunben  entgegengefe^t. 

2)er  2luöbrucf  (Sperling  fommt,  fo  »iel  bi£  jejjt  befannt,  in  feinem 
£)enfmal  ber  angeljächfifcbcn  Reiten  vor,  fonbern  taud)t  erft  wäf)renb  9ß$\U 
l)elmö  Regierung  auf.  Drbericb  Sßitaliö  theilt  in  feiner  »fttrchengefchid)te 
eine  Urfunbe  »am  3al)re  1081  mit,  traft  welcher  Zottig  2Btlf)eIm  unb 
einige  feiner  Marone  an  baS  normannifd)e  Älofter  St.  (Soroul  (baö  im 
Sprengel  t>on  Siftcur  lag)  geroiffe  ©üter  oergabten.  Unter  ben  gefchenften 
©egenftänben  werben  60  Schillinge  Sterlinggelb  aufgeführt.2)  Sonft  er- 
wähnt 3)  ber  nämliche  ©efd)td)tfd)reiber  wieberholt  Stertingpfunbe ,  ober 
SrfnÜmgc.  2£ot)er  ftammt  nun  ba£  2ßort?  2)ie  grage  ift  ftrittig,  td)  be* 
gnüge  mid),  meine  Meinung  §u  fagen. 

2)ie  2Bif tnQer ,  weld)e  (Snglanb  feit  bem  @nbe  be$  10.  3ahrhunbert^ 
auSplünberten,  würben,  »ermuthlich  weil  fte  »on  £)ften  famen,  »on  ben 
5lngelfad)fen  (Sfterltnge,  b.  %.  Dftleute  genannt.  33ei  ben  fyäuftgen  33ranb* 
feba^ungen,  bie  fte  erhoben,  nahmen  fte  feine  gemeine  Pfenninge  an,  fon* 

*)  Ibid.  <S.  164.  2)  S)ud^cöne  <S.  602,  b.  :  sexaginta  solidi  sterilensium. 
3)  Ibid.  495,  a. :  quadraginta  librae  sterilensium.  523,  b.  :  librae  sterilensis  monetae. 
574,  c. :  librae  sterilenses.  580,  d. :  librae  sterilensium  ;  cbenfo  ibid.  768,  c.  3)ann 
768,  d. :  duo  sterilensium  solidi  unb  788,  b.  :  librae  sterilenses. 


Sßierteg  93udEj.   &ap.  29.   $)te  ftinanjen  beö  anglonormanmfdjen  Staatö.  631 

bern  fangen  bie  S3etoo^ner  Qntglanbö  ftetö  in  guten  vollwichtigen  §u  zar)* 
len.  ^aum  tft  eö  anberö  bcnfbar,  als  baß  roäl)renb  ber  ^errfcfyaft  (SroenS  I., 
jtauutä  unb  ber  Jtntytlmgcr  Könige  Waffen  von  guten  Pfenningen  geprägt 
roorben  finb,  in  welchen  bann  baö  angelfäcbftfche  93olf  Daiiegelb  unb  an* 
bere  (Steuern  abzutragen  l)atte.  2ßeil  nun  bie  £)ftleute  ober  Dänen  ftet$ 
gute  Pfenninge  forberten,  nehme  ich  an,  baß  bie  Slngclfachfett  ben  tarnen 
bcd  VßoiU,  baö  bie  guten  Pfenninge  begehrte,  auf  biefe  felbft  übertrug  unb 
ben  bäntfffyeu  (Stcucrpfennütg  mit  bem  Sluöbrucf  beö  oftlättbtfchen  ober  (Sfrer* 
lirtgö  bezeichnete. 

(So  roal)rfa}einIicb  biefe  (Srflärung  an  jtcf;  tft,  barf  ntcbt  geläugnet  roer* 
ben,  baß  fein  befttmmtcS  3eugwß  vorliegt,  roelcbeö  melbet,  bie  933tftnger 
Ratten  nur  vollwichtige  Pfenninge  genommen,  ober  btefclben  feien  von  ben 
^ngclfacbfen  ßfterlütge  genannt  roorben,  obwohl  ber  Sluebrucf  unzweifelhaft 
ben  ©cfefcen  ber  altbeutfcrjen  «Sprache  gemäß  tft,  unb  wenn  aud)  nicht  bei 
ben  Sacbfcn  ^Britanniens,  fo  boa)  bei  betten  9?orbbeutfchIanb3  als  93enen*. 
nttng  für  £eute  vorfommt ,  bie  im  Often  wohnen.  *)  Allein  bie  ^auptfache 
fte^t  feft,  nämltd)  baß  in  StlhelmS  beS  Eroberers  Sagen  baS  2Bort 
(Sfterlittgpfenmng  ben  vollwichtigen  unb  feinen  Pfenning,  fo  roie  baS  2ßovt 
(ifterlingofuttb  baS  volle,  voeber  an  ©ewtcht  noch  getngel)alt  mangelhafte 
Pfunb  bezeichnete.  Dieß  erhellt  aus  §wet  ©efe£en,2)  von  welchen  baS 
eine  in  (Scbottlanb  unter  Jtöntg  Davtb  I.  um  bie  Sflttte  beS  12.,  baS 
anbere  in  (£nglanb  unter  (Sbroarb  I.  gegen  (Snbe  beS  13.  Sahrlmnbertö 
erlaffen  roorben  tft. 

Daö  erftere  befagt:  „ein  (Sterlmgpfenntng  muß  fo  viel  wägen  als 
32  reife  ©etreibefömer *  (b.  h-  32  ©rane).  DaS  jroeite  lautet:  „ein 
unbefcritüttener ,  voller  englifa)er  Denar,  ber  ben  tarnen  (Sterling  führt, 
muß  32  ©ran  (©etreibefömer)  roägen,  20  folcfjcr  Denare  machen  eine  Unze 
unb  roieberum  12  folctjer  Unzen  macben  ein  Pfunb/'  D.  r).  mit  anbern 
Sorten:  ein  Pfenning  Sterling  tft  ein  vollwichtiger  Denar,  ein  Pfunb 
(Sterling  ift  ein  vollwichtiges  Pfunb  von  240  guten  Denaren,  ober  12 
Unzeit,  ober  20  Schillingen. 

Die  SBefttrmnung  beS  ©erotcr)t6  ber  Htngenben  9)cun$e  nach  ©erften* 
fornem  ober  ©ratten  reicht  in  baS  germanifcbe  5lltertt)um  hittauf.  9?och  mehr: 
ber  <Sa£,  baß  ein  guter  Pfenning  32  ©ran  roägen  muffe,  wteberr)olt  nur  eine 
SBerorbnung  (SarlS  beS  ©roßen,  benn  biefer  war  eS,  ber  zuerft  ben  ©ehalt 
beS  vollen  Pfennings  auf  32  ©ran  regelte.3)  Wan  ftef)t  bar)er,  foroohl 
bte  2ßtfinger  Röntge  als  2Btlf)elm  ber  Normanne  J>aben ,  als  fte  (Snglanb 

*)  Poeta  saxo  ad  a.  772.  *ßer|j  I,  228 :  regionem  solis  ad  ortum  inhabitant 
Osterlingi,  toofüt  anfceve  Osterliudi  Iefen.  2)  $Dn  (Sange,  neue  Sluögafee  III,  104, 
(Spalte  3.  sub  voce  Esterlingus.  3)  $)en  93ett>et3  bei  ©ueravb  Svminon  I,  119 
unten  fgl. 


632 


$abfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


befaßten,  ben  SRüngfufl  §u  ©runbe  gelegt,  ben  200  3afyre  früher  ber 
nnvergeffene  granfe  (Sari,  bie  £eud)te  beö  9iuf)meg,  feftgefe^t  fyatte. 

Sieben  bem  *Pfunb  war  noa)  eine  anbere  fyöfyere  Wün§einl)eit  bei  ben 
Slnglonormannen  gebräuailtd),  nämltd)  bte  Warfe.  3d>  fyabe  früher1)  ba£ 
3eugntß  eiltet  ©djriftftellerS  angeführt,  tt>etct)er  melbet,  §u  ben  Jtm;ttlinger 
3eiten  fei  bte  Warfe  ju  ad)t  Unjen  ot>er  ju  §wei  2)ritttf)eilen  eineö  *ßfunb3 
berechnet  werben.  2)te  2Bar;rl)ett  btefer  23d)auptung  vorauSgefejjt,  mürbe 
folgen,  baß  bte  Warfe,  wenn  man  ftc  tu  Spillingen  auöbrüdte,  13  7s  ber 
lederen  (Stnfyett,  ober  13  Sd)illinge  4  3)enare,  ergeben  mußte.  2)ie  ©lei* 
cr,ung  tft:  12  :  20  =  8  :  13  73.  9ta  wirb  in  ber  £|at  ba$  fragile 
SBerfyältniß  burd)  mehrere  anglonormanntfdje  Urfunben2)  be$  13.  unb  14. 
3af;tr)unbert3  beftättgt,  welche  ansagen,  baß  eine  Warfe  Sterling  13 
Scbtllinge,  4  Ü)ettare  fein  enthalte.  3encö  3eugn$  ifi  alfo  ber  2Bal)rf)ett 
gemäß  unb  fetn  3wetfel  fann  fein,  baß  bte  Warfe  fetn  8  Unjen,  ober 
13  7s  Schillinge  betrug. 

3ubeffen  fommt  tu  anglonormanntfc^en  ©efe£en  unter  Köllig  %tm 
rtd)  I.,  bem  Sofyne  be$  (SrobererS,  nod)  eine  §wette  23erea)ttung  ber  Warfe 
vor,  fofem  Warfen  ju  6  Schillingen,  beren  jeber  5  Pfenninge  jäfylt,  er* 
wäl;nt  werben.3)  Willem  btefe  9ied)nung  wtberfvricfyt  ber  erfteren  ntctjt,  fte 
tft  vielmehr  auf  einen  gan$  anberen  Wün^fuß  gebaut,  nämlicc;  ben  alten 
angeljäd)ftfd)en,  ber  mit  bem  normanutfd)en  bartn  übereinfttmmte ,  baß  er 
bte  gleichen  2)enare  t>atte  unb  auf  ba£  $funb  ebenfalls  240  Denare 
ääfylte,  aber  bte  jrotfdben  *Pfunb  unb  Pfenning  mitten  inne  liegenben  ©lie* 
Der  anberö  regelte,  nämlia)  bie  Warfe  §u  30  Pfenningen,  ober  brtttfyalb 
Schillingen  (Sterling,  bte  £)ere  ju  16,  ben  Spilling  ju  5  Pfenningen.*) 
SBcil  in  ben  erften  50  Streit  ber  Eroberung  ber  angelfäd)ftfd)e  Wünsfuß 
nod)  ntpt  gan$  verbrängt  war,  fafyen  fid)  bie  normannt)a)en  ©efer^geber 
genötigt,  manchmal  auf  benfelbett  9iücfftd)t  $u  nehmen. 

(Snblicb  ift  nod)  $u  bemerfen,  baß  3)ome3baty  von  ben  Abgaben,  bie 
in  Stlbcrmün$cn  ober  in  Naturalien  ber  Sd)a£fammer  §ufloffen,  noeb  eine 
gevotffe  teilte  unterfcbeiDct,  welche  niebt  nur  an  ben  jlönig,  fonbern  auet) 
an  bte  Königin  in  ©olb  entrichtet  werben  mußte.  Wetyrfacb  ift  von  ©olb* 
marfen  bte  $ebe,  welche  ber  «ftönig  be§og. 5)  Die  Steuer  an  feine  @e* 
mat)ltn  l)ieß6)  ©olt)  ber  Königin.  s^n  4—5  Stellen  erwähnt  baö  £>ome$* 
bav;boof  2— 4  Unjcu  ©oloeS,  welche  bte  Königin  an§ufprea)en  fyatte.6)  23t$ 


A)  <&.  60.  2)  2flattf)äuö  «on  q3ariö,  histor.  major.  (Sluög.  1640.)  @.  418.  Sieben 
<5.  2107.  9tymer,  foed.  II,  1286.  SHan  »ergl.  2>u  (Sange,  9teue  2lu$gabe  IV,  272, 
(Spalte  2.  3)  Ancient  laws  ©.  233,  34,  §.  3  unb  @.  249,  9lr.  69  ,  §.  1. 
4)  SWan  »ercjl.  aupev  ben  angeführten  ©efefceejMen  nod^  Ancient  laws  ©.  253,  9lr.  76, 
§.  4  unb  ibid.  Glossary  sub  voce  money.  b)  (SÜiö  I,  164  flg.  6)  Ibid.  ©.  171 
unten  flg. 


93terteö  93udj.    &ap.  29.    <Sie  ginonjen  beö  atigfonormauniföen  (Staat?.  633 


jum  17.  3al)r()unbcrt  fyerab  l)at  bie  Abgabe  beä  ©olbö  ber  Königin  in 
(Snglanb  fortgebauert.  3)urd)  (Sari  ben  ^al)len  war  864  »ermöge  beä 
(SbiftS  oon  fßifteö  ba$  $err;ältniß  beö  ©otbö  §um  ©über  bafym  geregelt 
korben,1)  baß  etn  *ßfunb  feinen  ©olbeö  12  *Pfunben  feinen  ©ilberS,  ein 
*Pfunb  folgen  ©olbeö  aber,  ba6,  obgleich  gereinigt,  bod)  nod)  einigen  frem* 
ben  3ufafc  enthalte,  10  $funben  feinen  ©ilberö  gleid}  gelten  follte.  2lu$ 
ben  Stikn  3Bi(t)eImö  beö  (gröberer^  ift  feine  23ered)nung  ber  2lrt  oorfyan* 
ben,  roofyl  aber  aus  bem  3al)re  1200,  bem  erften  ber  Regierung  3ol)annö 
ol)ne  Sanb.  (£ine  Urfunbe2)  biefeS  Äöntgö  befagt  nämlicf;,  baß  eine  WlaxU 
©olb  setyn  Warfen  ©über  an  2ßertl)  gleicbfomme. 

Unb  nun  bin  id)  im  ©taube,  baS  oben  erwähnte  3e^wi|  mtt^utt;et^ 
len,  ruelc^e'ö  oom  ©efammteinfommen  ber  $rone  (Snglanb  unter  2Bilf)elm  h 
fyanbelt.  Drberid)  Qßitaliö  berietet:3)  „vote  bie  ©age  gefyt,  bejog  Äönig 
2Bill)elm  an  regelmäßigen  (Sinfünften  ber  ^rone  (Snglanb  tag  lieb  1060 
$funb  ©terling,  überbieß  30  ©cfytlltnge  unb  3  Dbole.  3n  biefer  ©umme 
ift  jeboa)  ber  Ertrag  ber  ©efebenfe,  bie  bem  Könige  gemacht  würben,  fo 
rote  ber  93ußgelber  unb  etlicher  anberer  ,§)ülf  3  quellen,  bie  ben  ©a)a^  beS 
Königs  täglich  mehren,  mcfyt  inbegriffen.  2)erfelbe  Jlöntg  2Bill)elm  orbnete 
eine  forgfä'ltige  Unterfucbung  fämmtliajer  Sfyetle  feines  9?eia>$  an,  unb  ließ 
alle  ^ammergüter,  fo  wie  fte  ju  ben  tyitm  beö  $öntgö  (Smoarb  geroefen 
roaren,  ber  2Baf)rl)eit  gemäß  oer§etcbnen.  Sänbereien  f)at  er  alfo  unter  feine 
©olbaten  oertfyetlt,  unb  ben  £)ienft  berfelben  in  ber  2lrt  georbnet,  baß  ftetS 
60,000  «Wann  bereit  ftanben,  bie  SBefefyle  beö  Königs  au  oollftrecf en. " 

ÜMefe  rotd;tige  9?ad)ricbt  f)at  feinen  3ufammenfyang  mit  £)em,  waö  in 
ber  @r$äl)lung  £)rberid)3  oorangefyt  ober  nachfolgt,  ®an$  ttcreinjelt  unb 
abgeriffen  fielen  bie  2Borte  ba.  3wciten3  an  ber  ©teile,  roo  ber  ßfyronift 
fte  etnrücft,  ift  t>on  (Sretgniffen  ber  3al)re  1072—74  bie  9?ebe.  Da  £)r* 
beria)  fonft  ftetS  bie  3^torbnung  einhalten  roill,  unb  auc^  meift  rotrflieb 
einhält,  muß  man  ben  ©ctjluß  jiifyen,  baß  er  bie  mitgeteilte  *Redmung 
in  bie  gleiche  3?tt/  alfo  |tt$f$eti  1072  unb  1074,  verfemt.  5lber  roemt 
bieß,  rote  nidjt  §u  zweifeln,  feine  5lnftd?t  mar,  begebt  er  einen  fyanbgretflt* 
cfjen  3n:tf)um.  !Denn  roäfyrenb  bie  oben  mitgeteilten  ©äjje  mit  3)em,  roa$ 
»orangel)t  unb  roaö  nachfolgt,  in  feiner  Sßerbinbung  ftefyen,  ftnb  fte  unter 
fta)  enge  oerbunben.  ©enauer  gefprod;en:  £)rberia)  retfyt  bie  Ueberftdjt  ber 
ginanjen  beö  $eta)3  mit  jroei  anbern  (Sretgntffen,  ber  Shtffcfyretbung  beS 
9*eta)3  unb  ber  SBereibuug  »on  60,000  Wann,  in  ber  Slrt  sufammen,  baß 
man  notl)gebrungen  annehmen  muß,  alle  bret  ^atfac^en  feien  gleic^aettig. 

^un  fpielt  bie  Slufoetcbmmg  beö  O^etcbö  unoerfennbar  auf  baS  l)ome^ 
ba^boof  an,  baS,  roie  \m  rotffen,  im  3al)re  1086  abgefc^loffen  \oorben  ift. 


')  ©uerarb  Stminon  I,  132.      >)         I,  65,  Slote  1.      3)  JDu^eönc  ©.  523,  b. 


634 


$a&fl  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


3n  baffelbe  3af)r  aber  fällt,  rote  ich  unten  jetgen  roerbe,  bte  SBereibung 
ber  60,000  Sefyenfolbaten.  Demnach  muf  auch  bte  Berechnung  ber  (Sin* 
fünfte  be£  *Retch3  ber  nämltd)en  3^t  beigemeffen  derben.  5lufkr  ben  eben 
entrotcfelten ,  nötigen  ©rünbe  anberer  Slrt,  festeres  anzunehmen.  9htr 
naa^bem  burd)  2lbfaffung  beö  Dome6bat)boof$  Klarheit  in  ben  rmcbttgften 
%§ml  ber  ginanjen  gebracht  roar,  tonnte  eine  fo  tn$  (Stn^elne  get)enbe  Be* 
rechnung  rote  obige  aufgeteilt  roerben.  Da  nun  £)rbertcf)  gleichwohl  bte 
Ueberftcbt,  bte  SBeretbung  ber  60,000  9ttann,  unb  bte  Slufjeichnung  ber 
©üter  oermöge  ber  ©teile,  bte  er  allen  jufammen  in  fetner  (Sr§äl)lung  an* 
roetSt,  um  12—13  3a^re  §urücf  oerfe^t,  fo  folgt,  bajj  er  ein  abgertffeneS 
Slftenftücf  benüfcte,  beffen  roafjre  Bebeutung  er,  voentgftenS  tl)etlroetfe,  felbft 
ntc^t  fannte. 

Detter  enthält  bte  Ueberfta^t  $roet  oerfc^tebene  Rechnungen,  eine  grofe 
tn  ^Pfunben,  unb  eine  Herne  tn  Schillingen  unb  £)bolen  ober  ^albofennin* 
gen.  DaS  $funb  beftanb,  rote  totr  rotffen,  auö  einer  2ln§ar)l  oon  Sa)tl* 
lingen,  welche  um  ein  Dritttrjeil  weniger  betrug,  al3  bte  (Summe  ber  auf* 
geilten  Sd)tlltnge,  bereu  eö  30  fammt  3  Dbolen  jinb.  Sparen  bte 
betben  Rechnungen  gleicher  2lrt,  baS  ^eißt  auf  gleiches  Metall  gegrünbet, 
fo  hätte  Orberich  notrjroenbig  ftatt  1060  *Pfunb  Sterling  breiig  Schillingen 
unb  bret  Dbolen  fagen  muffen,  1061  *ßfunb  je^n  Schillinge  ein  unb  ein 
falber  Denar,  golgttch  bkibt  nichts  übrig,  als  anzunehmen,  ba£  bte  betben 
Rechnungen  oerfcfyiebene  Kenner  fyaben.  5lber  ba  Drbertct)  $leichroorjl  bte 
33erfc£)tct)cnl)eit  burch  nichts  anbeutet,  roaS  er  boct)  ber  Deutltchfett  wegen 
hätte  tr)un  follen,  ftef)t  man  abermals,  ba{j  er  bie  Urfunbe,  bie  ihm  oor* 
lag,  nicht  recfct  oerftanb. 

Qkrbtent  nun  eine  folcbe  Rachricbt  ©lauben?  deines  (SracbtenS  be* 
rcd)ttgen  bie  gefjler,  welche  Drberta)  für  ftd)  beging,  fetneSwegS  ba§u,  bie 
£luelle,  ber  er  folgte,  ju  bemaf'eln  ober  gar  §u  oerwerfen.  9J?an  mujj 
oielmel)r  zwifchen  ihm  unb  feinem  unbefatmten  ©ewährSmanne  unterfcbeiben. 
(ix  felbft  l)at  bte  SatyUn,  bie  er  mitteilt,  nicht  erfunben,  beim  wäre  fetef 
ber  gall,  fo  würbe  er  nicht  fo  oerferjrt  fchreiben,  wie  er  eS  tfyut.  Die 
Duelle  aber,  bie  er  benü^te,  weist  auf  baS  3af)r  1086  l)tn,  unb  baS  be* 
grünbet  meinet  (SrachtenS  ein  günfttgeS  SSorurtfjetl,  beim  nur  um  biefe 
3ett  waren  Beregnungen,  wie  bie  oon  Drbertcb,  aufgeführte,  möglich,  unb 
ftnb  auch  ftcherlich  gemalt  roorben.  Stettens  bte  Rechnung  tft  ber  gorm 
nach  genau  unb  gef)t  ins  (Sinjelne  ein.  DaS  fprtcbt  abermalö  |tt  ihren  ©un* 
ften,  benn  Seute,  bie  inö  Blatte  l)ineinreben,  geben  fta)  in  ber  $egel  nicht 
bie  9J?üt)e,  fo  oiele  Siffexn  jufammenjuftetlen,  unb  babei  noch  $laufeln  bei* 
Sufügen. 

Drtttenö  ber  unbefannte  Urheber  ber  Ueberftd)t,  ben  £)rberid)  auö* 
fchrieb,  berechnet  bie  ßinfünfte  ber  trotte  (Snglanb  nicbt,  n>ie  eS  je^t 


93ierted  93udj.   (5a£.  29.   CDte  gtnangen  beö  ang>novmannifcf)eu  «Staate!.  635 

gcbräuctjltd),  auf  baS  Satyr,  fonbern  auf  ben  Sag.  5lud)  bieg  jeugt  für 
if)n.  Die  einzige,  neben  ttorliegenber,  au£  bett  früheren  Seiten  beö  Littel* 
alters  auf  uns  gefommene,  3ufammenftcllung  ber  ©efammteinfünfte  eines 
großen  gürften  —  id)  meine  bie  Ueberftcfyt1)  ber  (Sinfünfte  Dtto'S  I.  oon 
Deutfd)lanb,  roär)It  gleichfalls  ntdit  baS  3af)r,  fonbern  ben  Sag  §um  9fn* 
fjaltSpunft.  (Snblicf)  oiertenS  fällt  berienige  Umftanb,  welcher  51t  einem  ge* 
red)ten  SBorrourfe  rotber  £>rbericb  Slnlaß  gibt,  b.  I).  bie  Doppelfjeit  ber 
9ied)nung  nid)t  bem  ©eroäf)rSmann,  ben  er  offenbar  forgloS  unb  ol)ite  ge* 
nügenbe  Mtxmtni$  beS  ginansroefenS  benü&te,  §ur  Saft,  fonbern  ber  fragliche 
$unft  ift  im  ©egentfyeü  geeignet,  bie  $orauSfe£ung  ber  ©laubvoürbtgfeit 
beS  Unbefannten  ju  förbern.  5luS  bem  DomeSbatyboof  erbellt  nämlicr;, 
baß  bie  engltfct)e  ©fc)a{3fammer  bie  in  ©über  emgefyenben  (Steuern,  unb 
roieberum  bie  in  ©olb  bem  Könige  unb  ber  Königin  jufiteßenben  Kenten 
unter  t>erfa)iebenen  9fubrifen  aufführte.  Sollte  bafyer  irgenb  ein  Beamter 
eine  Ueberftd)t  ber  täglichen  ober  jäl)rltd)en  (£iufünfte  beS  9icid)S  geben,  fo 
mußte  er  eine  boppelte  9tea)nung  für  ©über  unb  für  ©olb  aufstellen. 

9cun  fage  td),  ber  jroeite,  fletnere,  son  Drberia)  erroäfynte  ^often  ent* 
f)ält  bie  ©olb*,  ber  große,  erfte  enthält  bie  ©über^ea)nung.  Denn  bie 
©terltngpfunbe ,  nxld^e  ber  erfte  Soften  aufführt,  ftnb  ftets  unb  überall 
©ilbergelb,  ber  §roeite  Soften  aber  fann  nur  in  ©olb  gebad)t  fein,  roeil  er 
fonft  feinen  ©Inn  fyätte.  5luf  ©olb  roetfen  ferner  bie  beigefügten  3  £)bolt 
fytn,  [internalen  biefeS  SBort,  roenn  eS  of)tte  einen  erläutemben  23eifaj$  ge* 
braucht  wirb,  ©olbroertfje  besetztet,2)  aua)  fteltt  mau  mit  ©ilberfa)tllmgen 
nid)t  Dboli,  fonbern  Denare  jufammen. 2)  Dura}  irgenb  eines  jener  fleinen 
jhtnftroörter  ober  3et<$en,  bie  im  großen  *ftea)nungSroefen  üblid)  ftnb,  fyat, 
benfe  ia),  ber  ©eroäfyrSmann,  bem  £)rberia)  folgte,  angebeutet,  baß  ber 
jroeite  Soften  in  ©olb  berechnet  fei,  aber  ber  Wonfy  nafym  feine  9ftü(fftd)t 
barauf,  wil  er  eS  ntd)t  t>erftaub. 

2Ufo  bie  fcon  Drbericf)  mitgeteilte  Ueberftcbt  f)at  bie  SBorauSfefcung 
ber  ©laubroürbigfeit  für  ftdt).  Dfcctynen  roir:  taufenb  fed)S§tg  ©terling 
$funbe  auf  ben  Sag  ergeben  für  baS  3a^r  386,900.  Der  ©olbpoften 
beträgt  30  ©ajtllinge  3  £>bole  im  Sage.  Da  nun  fraft  ben  oben  mttge* 
teilten  Urfunben  ßarlS  beS  itatylen  unb  beS  ÄönigS  3ol)ann  baS  ©olb 
ben  §efmfacr;en  2ßertf)  beS  ©überS  Ijatte,  ftellte  ein  @olbfa)itIing  10  ©ü* 
berfctjülinge,  unb  weiter  ein  ©olbobol  10  ©überobole  ober  5  Denare  in 
©über  bar.  Dreißig  ©olbfcpinge  3  Dbole  im  Sage  ftnb  alfo  30 1 V4 
©überfcfyülingen  gleich,  voelctye  rjinroieberum  für  baS  3af)r  109,956  •/*  et* 
geben.  Drücft  man  obige  386,900  $funbe  in  ©Oellingen  aus  Oon 
benen,  voie  ttrir  Riffen,  20  auf  baS  $funb  gefyen),  fo  erhalten  roir 


»)  S3anb  I.,  547.       2)  3Jlan  öergl.  2)u  (Sange,  sub  voce  obolus. 


636 


SßaBfi  ©regoriuö  VII.  unb  fein  Seitattex. 


7,738,000  Schillinge  Sterling,  unb  ju  biefen  bte  109,956  V,  geregnet, 
roekbe  ber  ©olbpoften  abwarf,  fommt  eine  (Summe  von  7,847,956  <Bü)\U 
lingen  als  ©efammtbetrag  ber  jährlichen  (Smfünfte  beS  engltfcben  9ieid)eS 
heraus. 

Unb  nun  entfielen  avoet  wichtige  gragen:  erftlicf)  roaS  roar  ber  inner* 
liebe  metalltfcbe  ^Bcrtt)  beS  SterlingbenarS,  welcher  obigen  Summen  als  wirf* 
lieb  ausgeprägte  SDlünjc  §u  ©runbe  liegt,  §roettenS  roie  verhält  ftet)  baS  ©olb 
beS  11.  Sarjrtntnbertö  §u  ben  gegenwärtigen  greifen  ber  2)inge,  ober,  roaS 
baffetbe  tft,  §u  bem  jetzigen  ©elbrocrtf)?  2)a  ber  Sterlmgfuß,  rote  ich  oben 
jetgte,  auf  ben  Stanbartpfenning,  ben  (Sari  ber  ©roße  aufgefteUt  fyat,  be* 
rechnet  ift,  fann  ich  §u  ^Beantwortung  beiber  gragen  bie  überaus  fleißige 
unb  treffliche  Slrbeit  eines  neuern  fran^öftfehen  ©elehrten  betrügen,  ©ue* 
rarb  Jjat  in  feinem  getftvotlcn  2Berf  über  Srmttton,  ober  baS  ©üterbuef) 
von  @t.  ©ermain  des  pres,  auS  ber  $erg(eicc;ung  vieler  farolingifd)ett 
Denare,  bie  in  ben  ^artfer  (Sammtungen  aufbewahrt  werben,  nad)gewie* 
feit , 4)  baß  ber  Pfenning  ju  32  ©ran,  ober  bte  Stanbartntün$e  @arlS  beS 
©roßen,  auf  wekbe  ber  anglonormanntfche  SCRünjfuf  gebaut  tft,  feinem  me* 
taütfc^en  3nf)alt  an  (Silber  unb  Tupfer  nad)  —  benn  ein  ftarfer  3ufa| 
von  Tupfer  würbe  auf  bem  Sterltngpfenmng  betgemtfd)t  —  ungefähr  bem 
©ehalt  eines  SecbStelgulbenS  r^eintfa)  ober  10  $reu§crn  gleichkommt.  2)a 
12  2)enare  auf  einen  (Schilling  gehen,  fo  ift  ber  Schilling  an  innerlichem 
ober  metalltfchem  betrag  gleich  &wet  ©ulben,  baS  $funb  (ju  20  Scbil* 
lingen)  gleich  40  ©ulben,  bie  Mar!  Sterling  Qu  13  Ys  Spillingen)  gletd) 
26  ©ulben  vierzig  Äreu§ern.  Demnach  berechnet  ftd)  obige  Summe  ber 
©efammteinfünfte  beS  Geichs  an  Metallgehalt  auf  15,695,912  ©ulben. 

gerner  hat  berfelbe  ©elerjrte  buretj  3ufammenftellung  vieler  9iad)rtd)* 
ten,  Welpe  über  ben  2ßertf)  ber  täglichen  £ebenSbebürfniffe,  beS  SBrobS,  beS 
gleifcheS,  beS  2BctnS,  unb  über  ben  burchfchntttltchen  ^Betrag  beS  £agIof)nS 
auS  (SarlS  beS  ©roßen  Seit  auf  uns  gefommen  ftnb,  über$eugenb  bärge? 
than,  baß  ber  2)enar  §u  Slnfang  beS  9.  3af)rhunbertS  ben  7fact)en  3öerth 
von  bem  fyatte,  ber  ihm  je£t  im  £anbel  unb  Sßanbel  jufommen  würbe: 
mit  anbern  SBorten,  baß  man  bamalS  um  ben  Metallbetrag  eines  ©ulbenS 
biefelben  SÖaaren  taufte,  für  bie  man  je£t  7  ©ulben  jaulen  muß.  5luS* 
nahmSroeife  ftteg  §uwetlen  im  Saufe  beS  Mittelalters  ber  ^anbelSroertl), 
ober,  rote  man  auch  fagt,  ber  relative  2ßertl)  beS  ©elbeS ;  allein  als  *Regel 
fann  man  annehmen,  baß  berfelbe  meift  langfam  unb  ftettg,  §uwetlen  auch 
tn  rafd)en  unb  großen  Sprüngen,  abnahm.  SefitercS  war  |.  23.  äwifdjen 
798  unb  806  ber  gall,  weil  ber  glüdliche  ^rieg  gegen  bie  Ovaren  in 
Ungarn,  unb  bie  (Eroberung  ber  Schäle,  roelche  btefeS  33olf  in  ben  foge* 


')  ©uerarb  Svminon  I,  133  flg. 


33ierteg  93urf).   (&ap.  29.   25ie  ftinanjen  beö  anglonormannifd&en  «Staats.  637 


nannten  fingen  aufgeftaVelt  fjatte,  baS  granfenreid)  mit  einer  Sflaffe  ebler 
Metalle  überfdjüttete.  gür  btefelben  SBaaren,  bte  vor  796  ben  Sttetallbc* 
trag  von  jvoct  ©ulben  fofteten,  mußte  806  bret  ©ulben  bejaht  werben.  *) 

Unleugbar  ift,  baf  wä'hrenb  beS  11.  3al)rl)unbertö  ftd)  bte  Sftenge 
beS  umlaufenben  ®clt>eS,  verglichen  mit  ben  carolingifcben  3cften,  tn  ben 
größeren  9feid)eu  beS  SlbenblanbeS  bebeutenb  vermehrt  J>at.  9kmentlid)  in 
Englanb  werben  Summen  erwähnt,  an  bte  früher  fein  50?enfa)  backte,  aud) 
in  $)cutfcf)fanb  jetgt  ftd)  bte  nämliche  Erfchetnung.  3dj  begnüge  mtd),  an 
jene  norbfä'd)ftfd)e  ©raffchaft  ju  erinnern,  welche  2000  $funbe  (Silber,  b.  t). 
80,000  ©ul'ben  an  Metallgehalt  jährlich  abwarf.  3n  bem  Maaße,  wie 
baS  9?aubfaMff  allmähltg  auS  ben  nörbltchett  beeren  verfchwaub,  nar)m  ber 
^anbel  einen  früher  nicht  geahnten  2luffchwung  unb  bereicherte  bte  Sättbcr. 
23ei  folgern  unleugbaren  (Sachverhalt  ift  man  nach  metner  Ueberjeugung 
berechtigt  anzunehmen,  baß  ber  relative  2Öerth  beS  ©elbeS  um  1080, 
nicht  mehr  wie  in  ben  fväteren  Sahren  EarlS  beS  ©roßen  ben  fteben* 
fadjen,  fonbem  für  baS  geftlanb  nur  ben  fünffachen,  für  Britannien  fogar 
vielleicht  nur  ben  vierfachen  Betrag  beS  heut*9en  aufmachte. 

2)iefe  aus  allgemeinen  ©rünben  gefolgerte  93orauSfe£ung  wirb  burch 
©teilen  in  ben  @cfe$en  2Ötlf)elmS  beftättgt.  2)er  $önig  verorbnet:2)  „bei 
Entrichtung  von  2Öer)rgelbem  ift  eS  geftattet,  ein  männliches  nicht  ver* 
fchnttteneS  $ferb  (einen  Stretthengft)  §um  Gerthe  von  20,  einen  £)chfen 
$ttm  2öertf)e  von  10  Schillingen,  einen  Eber  §um  2Bertf)e  von  5  Schilling 
gen  abzugeben."  £>r)ne  grage  ftnb  unter  ben  aufgeführten  Zfymn  fötale 
gemeint,  welche  in  ihrer  5lrt  für  gut,  fehlerfrei,  vollfomntcn  gelten.  2)ic 
jRtpuarta,  welche  meinet  @ttt$teift  $ivpin  von  §ertftal  gegen  Enbe  beS 
7.  SahrfnmbertS  erließ,3)  fd;ä£t  ben  Dchfen  §u  §wet  Schillingen,  ein  gutes 
sJtoß  ju  6  Schillingen.  S3on  ber  5llamannifa,  welche  Earl  9Jiartel  um  727 
eingeführt  ha*/3)  wirb  ber  SBertf)  eines  Joffes  erfter  ©üte  §u  12,  ber  eines 
mittleren  *PferbeS  §u  6,  ber  Stier  $u  l2/3  Schillingen  befttmmt.4) 

SSlan  erfteht  fy?Tan$f  wie  fe!t)r  §wtfchen  bem  8.  unb  11.  Safyrrjunbert 
ber  ©elbwertt)  fanf.  £)er  im  ®efe|e  2Bilr)elmS  erwähnte  Schilling  l)at 
fraft  ber  oben  geführten  Bewetfe  ben  metalltfchen  2Öertr)  von  §wet  ©ulben 
rheinifch.  Ein  *ßferb  foftete  bemnacb  bamalS  40,  ein  £)d)fe  20,  ein  Eber 
10  ©ulben  heutigen  ©elbeS.  3n  lediger  $tit  bagegen  barf  ein  §um  ,£>ee* 
reSbtenfte  taugliches  *ßferb  burch fchntttltch  §u  200,  ein  £>a)fe  ju  100,  ein 
Eber  ju  50  ©ulben  berechnet  werben,  folglich  ftellte  ein  gleiches  ©ewtdjt 
von  Silber  im  11.  3at)rlmnbert  genau  ben  fünffachen  Serth  von  bemjem* 
gen  bar,  ben  es  in  unferen  Sagen  vertritt. 

*)  Ibid.  @.  134  flg.  2)  Ancient  laws  ©.  203,  9lr.  9.  3)  <Daö  toerbe  tcf>  in 
meiner  ®efcf)icf>te  ber  beutfdjen  23olf3red&te  bartljnn.  4)  SDie  Belege  bei  ©nerarb  a.  a.  £). 
©.  141  flg. 


638 


$abji  ©regoriuS  VII.  unb  fein  3eitalter. 


Demnach  ftnb  bte  15,695,912  (Mben,  meiere  ber  englifchen  trotte 
1085  eingingen,  nact)  heutigem  ^anbelSroertl)  78,479,562  ©ulben,  ober  im 
je^igen  brttttfehen  9flün$fuße  auSgebrücft  6  %  5D?ttlionen  $fuub  6ter* 
ling  gleich- 

Die  ©umme  tft,  man  famt  e$  nict)t  leugnen,  enorm,  unb  noch  mer)r, 
fte  rotberfprtcht  ben  alltäglichen  Gegriffen  tton  ber  2lrmuth  be$  Mittelalters. 
Um  fte  ju  roürbigen,  fommt  ein  wichtiger  Umftanb  in  Betracht.  Die  $ea> 
nung,  tvelct)e  Drbcrtch  mitteilt,  enthält,  rote  ich  oben  jetgte,  beutltc^e  <S:pu* 
ren,  baß  fte  um  1086,  folglich  $u  efner  3?it  abgefaßt  voarb,  ba  2BtIr)eIm 
ber  Normanne  ein  ooKeö  Danegelb  fcon  feinen  brttttfehen  Untertanen  er* 
hoben  fyat.  StteineS  (SwfyM  fann  man  nicht  jroeifeln,  baß  £rberich$ 
©efammt$iffer  baö  Danegelb  von  1085  in  jtdj  begreift.  9?un  roar  aber 
baö  Danegelb  eine  außerorbentliche  «Steuer,  bie  2Bür)elm  erweislich  nur 
einmal  erhob.  Segen  rotr  ben  9Jkßftab  oon  1018  $u  ©runb,  aus  welchem 
3al)re  uns  allein  ootlftänbige  Nachrichten,  betreffenb  ben  l)ödc)ften  Betrag 
be3  Danegelbö,  überliefert  roorben  ftnb,  fo  jaulten1)  bamalö  bie  ^rooinjen 
jufammen  72,000  *ßfunb  (Sterling,  bie  @tabt  Sonbon  aber  für  (ich 
10,500  «Pfunb. 

2£8ie  ich  früher  §eigte,  maa)t  bie  oortjanbene  £tfte  ber  £iben  eö  roar)r* 
fcbetnlicr),  baß  Sll|elm  1085  oon  ben  $rooin§en  genau  ben  betrag  ber 
Danefteuer  beS  3al)rö  1018  unter  bem  gleiten  Settel  eintrieb.  Sirb  er 
aber  ßonbon  gefront  l)aben?  @eroiß  nicht.  2llfo  warf  baS  Danegelb  oon 
1085  über  80,000  $funb  ab.  Da  nun  btefe  ©teuer,  wie  ta)  fagte,  in 
bte  itlaffe  ber  außerorbentltchen  unb  feltenen  fällt,  fo  ergibt  ftcr),  baß  bte 
t>on  Drberid)  aufgeführte  ©efammtfumme,  welche  ben  ©olbpoften  in  *Pfun* 
ben  mit  eingeregnet,  392,398  ©terlingpfunbe  barftellt,  für  gewöhnliche 
3af)re  um  ben  ganzen  betrag  be3  DanegclbS  oon  1085,  b.  r)-  um  mer)r 
als  ein  günftfycü  geringer  gebaut  roerben  muß.  sD?it  5luönal)me  beS 
3at)rö  1085—86  bejog  bie  trotte  (Snglanb  nur  etwas  über  310,000  $funbe 
ßintunfte.  gerner  behauptet  §war  Drbertch,  ber  Betrag  ber  Bußgelber 
ober  bte  Kenten  ber  peinlichen  @eria)t^barfett  feien  ntcr)t  in  ber  t>on  tr)m 
aufgeführten  3*ffer  begriffen,  aber  meines  (SrachtenS  irrt  er.  Die  (Strafe 
gelber  waren  auf  bem  geftlanb,  roie  in  Britannien,  ein  fo  wefentltcber 
beS  (SinfommenS  ber  fronen,  unb  baö  DomeSbatyboof  regtftrirt  bie 
Berechtigung,  biefelben  $u  ergeben,  in  otelen  gällen  fo  forgfälttg  ein,  baß 
tcr)  mir  nicht  etnreben  laffe,  ein  Beamter,  ber  ftdj  bem  mühfamen  ©efcfjäft 
ber  Berechnung  brttifeber  ^ronrenten  auf  ben  einzelnen  Sag  unterzog,  fyabe 
einen  folgen  $often  hintangefefjt. 

3mmerhin  tft  bte  3Wer  *>er  ^infünfte  Silhelm^,  atta)  roenn  man  für 


*)  Flores  histor.  <&.  619. 


93tetteö  93uc§.   (S,ap.  29.   2)te  fttnanjen  beS  anglonormanmfc$en  Staate.  639 

gewöhnliche  3al)re  ben  betrag  beö  3)anegelb£  abgeht,  geeignet  r  «Staunen 
51t  erregen.  3d)  fomme  auf  bie  ginan§ftatiftif  £>tto'S  I.  »on  3)eutfd)tanb 
jurücf.  Die  Kenten,  über  welche  100  3vir)re  ttor  2Ml)clm  Dito  L,  ber 
mächtigfte  unter  ben  beutfeben  Jfaifcm  fäd)ftfd)en  Stammes,  verfügte,  betru* 
gen,  obgleich  ihm  ba6  unterworfene  Stalten  unb  Slawen  jimSte,  an  tyuti* 
gern  ©clbwerth  nicht  ttiel  über  ben  fünften  £l)eil  beffen,  waö  ber  Normanne 
2ßil()elm  1086  aus  @nglanb  50g.  Die  Nachfolger  beö  fäd)fifa}en  $aufe0, 
bie  beutfcfyen  ©alter,  fönnen  ftd)  Faum  in  einer  beffern  ginan§lage  befun* 
ben  fyaben. 

Allein,  man  t>ergeffe  nicht,  bie  beutfehen  ^errfeber  befafkn  bloß  Sd)a£* 
höfe,  eS  gab  in  ©ermanien  nicht,  rote  in  (Snglanb,  eine  Sanbfteuer  ober 
©afol,  eö  gab  feine  (SrbfcbaftSgebüljren  aus  bem  Nachlaffe  aller  üerftor^ 
benen  93afallen,  unb  gab  am  allerwenigften  ein  Danegelb  ober  eine  Kriegs* 
(teuer.  Sluct)  trugen  3^e  unb  §anbcl  ben  beutfct)en  Äaifern  nichts  ober 
wenig  ein,  währenb  Kenten  auS  betben  ^nglanbö  $rone  bereicherten.  Der 
bentfetje  (Balier  ^einrieb  IV.  r)at  für  ben  *)}lan  ber  (Smführung  einer  all* 
gemeinen  ^eief^fteuer  fein  £eben,  feine  Ärone,  fein  ewiges  Seelenheil 
auf's  Spiel  gefegt.  (§rft  wenn  man  bie  gleichzeitige  ®efchtd)te  beS  ganzen 
2lbenblanbe3  überfielt r  erhält  Da$,  wa$  in  ©ermanien  vorging,  tiolleö 
$\&t,  unb  mit  unwiberfiehltcher  ©ewalt  brängt  ftet)  bem  gorfeber  bie  lieber* 
$eugung  auf,  baß  neben  bem  b^antimfehen  S3eifpiel  baS  93orbt(b  beS  9cor* 
mannen  2Btlf)elm  eS  war,  waS  beu  Salier  ftadjelte.  Daffelbe  gilt,  rote 
ich  unten  geigen  werbe,  t>on  NeuftrtenS  Röntgen.  Dtefe  dürften  füllten 
ftcf)  von  2Öttt)efm  unb  (Snglanb  überholt,  wollten  nicht  §urücfbleiben  unb 
bewegten  bef tjatb  Gimmel  unb  (Srbe,  um  ihren  fronen  neue  Duellen  beS 
(EtnfommenS  §u  eröffnen.  S3et  genauer  (Srroägung  liefern  bar)er  bie  23af)nen, 
welche  Heinrich  IV.  t>on  Deutfcblanb  unb  $htltpp  I.  öon  granfretch  ein* 
jehlugen,  einen  ftarfen  beweis  bafür,  bafj  bie  son  £)rberid)  mitgeteilte 
Urfunbe  wahr  ift,  unb  baf  bie  (Stnfünfte  ber  engltfcben  itrone  bie  ber 
anbern  deiche  weit  überboten  haben  müffen. 


640 


<)3abfi  ©rcgoriuS  VII.  «nb  fein  3eitalter. 


Dretßiflßes  Copttel. 

©efdjichte  beö  legten  3«f)vcö  ber  Regierung  9Bilh"elmö  »on  Sfcouen.  3m  Stugufl  1086 
roerben  fämmtliche  SMenfileute  ber  fyoJjen  jtrontoafallen  gum  (§ib  bcr  £reue  gegen 
ben  Jlonig  »erdichtet.  (Sdjtuurtage  gu  ©alieburty,  £onbon  nnb  an  einem  btitten, 
unbefannten  Orte,  ©iüjelm  greift  $u  ben  Söaffen,  um  bem  Könige  SßljtliW  I.  »on 
$ranFreich  bie  £anbfcf)aft  93erin  ju  entreißen,  ©türm  auf  bie  SBefte  SJlanteS.  2ßiU 
helmö  9fop  jtürjt  unb  ferner  verftunbet  mivb  er  naef)  Jftouen  gebracht,  ©ein  lefcter 
SBille ;  offeneö  (Singe  jlänbnifj,  baß  er  (Snglanb  »om  (Stuhle  $etri  ju  Sehen  trage. 
£)er  glorreiche  Normanne  fiirbt  ben  9.  <§e£t.  1087.  ©chreefen,  ben  fein  $ob  in  ber 
Stormanbie  tr-ie  in  Qrnglanb  erregt;  benn  man  fürchtet,  bajj  bie  (Söhne  beö  93erftor* 
benen  baS  @chmert  miber  einanber  gießen,  (§r$bifcr)of  Sanfranf  »er^inbert  biefen 
©reuel,  hält  bie  Trennung  (Snglanbö  »on  ber  Stormanbie  aufrecht  unb  frönt  bort 
ben  Sweitgebornen  SBtthelmS  I.,  ben  gleichnamigen  SGBil^ctm  II.,  jum  Könige.  2>ie 
gewöhnlichen  Vorwürfe,  roelcr)e  gegen  SOBilfjelm  »on  9fouen  erhoben  roerben,  enttveber 
übertrieben  ober  unbegrünbet.  ©ein  unfierblicheö  93erbienji  bleibt,  ben  <Scr)luf$jtein 
ber  chriftlichen  ©eftttung  beö  üftorbenö  eingefefct  ju  ha&cn-  Summae  molis  erat, 
borealem  condere  gentem.  ©regor  VII.  unb  9QBttt)elm  »on  9touen  ©eijie&jerroanbte. 
S3cibe  Söglinge  beö  ($lugniacenfer-'£)rbeng.    9tuhm  ber  (Eroberer  SnglanbS. 

2Benben  votr  un$  §ur  ©ct;tlr>eruitg  beö  voetteren  Verlaufs  ber  engltfdjen 
@efcf?tc^te.  9?acf;bem  glorentiuS  über  2tbfaffung  beS  2)ome$batyboofS  be* 
richtet  J?at ,  fäfyrt1)  er  alfo  fort:  „in  bcr  $fmgftroocf)c  1086  umgürtete 
Jföntg  3ÖtIr)etm  p  Seftminfter,  too  er  £of  fyzli,  feinen  ©ofyn  #emria) 
mit  bem  (Bewerte.  8alb  barauf  ließ  er  ba$  ©ebot  ausgeben,  baß  bie 
<^bifcf)öfe,  Stföofe,  siebte,  ©rafen,  Marone,  33tstt)ume  be$  mit 
tfyren  2)tenftleuten  auf  ben  erften  2luguft  jta)  §u  (Barum  einftnben  follten. 

2lfte  serfammelt  waren,  jroang  er  bie  £)ienftleute ,  ü)m  ben  ($tb  ber 
breite  gegen  jeben  geinb  §u  (elften.  Um  biefelbe  3ett  erhielt  (SItto  (Sbgar 
üom  Könige  (Srlaubntß,  mit  200  Bolbaten  naa)  spulten  p  stehen.  3ur 
6ee  ging  berfelbe  borten  ab."  glorentiuS  behauptet,  rote  man  ftef)t,  bte 
$eretbung  fyabe  in  (Barum  (Balteburty)  ftattgefunben. 

Ü)te  latetntfebe  ©efekeSfammlung  2Öil£)elm$  enthält  jeboa)  bret  »er* 
fctjtebene  Waffe,2)  m  roelcfien  faft  mit  benfelben  SluSbrücfen  anbefohlen 
roirb,  baß  alle  grete,  ober  alle  ©rafen,  Marone,  (Bolbaten,  3Menftleute 
unb  fämmtlicfye  freie  SDJänner  beS  ganzen  C^etcbö  einen  (Stb  leiften  follen, 
jeber  für  ftet)  unb  ade  jufammen  bie  ^Rec^te  be^  Äöntgö  unb  baö  Oleidr> 
innerhalb  unb  außerhalb  ber  ©rängen  gegen  jeglichen  geinb  ju  »ert^etbigen 
unb  ftetö  jum  2)tenfte  ber  trotte  mit  Stoffen  unb  Staffen  bereit  ju  fein. 
Dem  legten  btefer  (Srtaffe  ift  bie  S3emerfung  beigefügt,  baß  er  ^u  Sonbon 
»erfünbtgt  roorben  fei.    SSenn,  roie  ber  3nt)alt  beö  ©efe^eö  lautet,  alle 


4)  Flores  histor.  ©.  641.       2)  Ancient  laws  @.  211  flg.  9tr.  2.  8.  9. 


93ierte$  93ud>.    ©a*>.  30.    <$aö  lefcte  Safjv  ffittyelmg.    (Sein  $ob.  641 

freie  Männer  treibet  würben,  fo  tft  nicht  anzunehmen,  baß  ber  5lft  auf 
©altöburty  befchränft  blteb ,  benn  crft(tcf)  t)ätten  bte  Saufenbe  üon  greten 
bort  faum  Raum  gefuttbett,  fürs  jwette  wäre  e6  eine  faft  unerträgliche 
Störung  beö  ©efchäftSlebenS  gewefen,  wenn  man  fo  ttiele  9J?enfchen 
auö  Horben  unb  6üben,  au6  £)ftcn  unb  heften,  nach  einem  einzigen  £)rte 
entbot. 

3ct)  ner)me  an,  baß  bte  gemeinen  greten  in  üerfdjtebenen  ©täbtett, 
namentlich  31t  Sonbon,  ben  ($tb  ablegten,  wäf)renb  ber  Zottig  in  eigener 
$erfon  fämmtlia)e  unmittelbare  unb  mittelbare  SBafallen,  fammt  bereit  Ü)tenft* 
leuten,  §u  ©altebim;  fäworen  lief.  Sie  tct)  oben  jeigte,  tjebt  Drbertch  an 
ber  nämlichen  ©teile,1)  wo  er  bte  3iffcr  *>er  Äroneinfünfte  mitteilt,  ju* 
gleich  Ijeraor,  baß  60,000  ©olbateu  ftet$  sunt  Dienfte  beö  Könige  bereit 
gewefen  feien.  3)er  3ufammenhang,  in  bem  er  bteß  berietet,  läßt  feinett 
3weifel  barüber  ju,  baß  er  ein  (Sretgmß  befa^retbt,  welkes  in  ba$  3a^r 
1086  fällt.  2ltt  einem  anbern  £)rte2)  fommt  er  noch  einmal  auf  ben  natu* 
liefen  ©egenftanb  §urücf,  tnbem  er  melbet,  Zottig  2Bilr)elm  l)abe  ein  93er* 
§etchmß  aller  bienftpflta)tigeit  ©olbatett  entwerfen  laffen  unb  baffelbe  umfaffe 
eine  ©umme  t>on  60,000  SJtann,  bte  alle  attgewiefett  worben  feien,  ftet) 
ftetS  bereit  $u  galten. 

2)a6  lautet  fo,  als  ob  bie  @pecialbettollmäct)ttgten,  welche  bte  ($r* 
Hebungen  ntm  33el)ufe  be$  2)onte6bai;boofö  matten,  zugleich  ben  Auftrag 
befommett  hätten,  eine  Stjte  fämmtltcher  2er)enfolbaten  anzulegen,  bie  im 
Dtenfte  ber  unmittelbaren  unb  mittelbaren  Sßafallen  ftattben.  5luf  bie  Sifte 
Inn  werben  bte  aufgefchrtebenen  ©otbaten  §u  ©altebun;  serfammelt  unb  in 
(SibeSpfiKfyten  genommen  worben  fein. 

2)te  im  2)omeöbatyboof  t>er§etchttete  5tn§al)t  ber  93afaüen  betber  (Staffen 
beträgt  3)  9271.  5)a  nun  außer  ihnen  5U  ©alteburty  noch  weitere  50,000 
©olbaten  fchworett,  folgt,  baß  im  2)urchfchnitte  auf  jebett  SSafallen  etwas 
über  fünf  Dtenftleute  ober  knappen  famett.  3tteine$  (SrachtenS  barf  man 
bte  knappen  nicht  nad)  köpfen  ober  gleichmäßig  unter  bte  @roßt>afallen 
ttertt)eilt  beulen.  3)ie  Seheitgüter  ber  Se^teren  waren  an  Umfang  fet)r 
f Rieben,  Einige  fetten  t)unberte  ttott-9Jknerten  inne,  bte  Reiften  je  nur 
eineö,  unb  was  bie  mittelbaren  33afallen  betrifft,  fo  werben  btefe  in  ber 
Regel  nur  mit  mäßigen  ©ütern  belehnt  gewefen  fein.  3)arum  ift  anzunehmen, 
baß  bie  Reichbegüterten  Rimberte  »oft  £>tettftleuten  §u  beS  Königs  33anner 
ftellen  mußten,  währenb  bte  kleineren  je  nach  ihrem  23eft§e  nur  mit  einer 
2an§e  ober  mit  einigen  wenigen  erfa)tenen. 

gerner  fterjt  feft,  baß  bie  60,000  Dienftyfltchtigen,  welche  ju  ©alte* 
burty  ben  (Sfb  ablegten,  t>ott  ben  ©ölbnern  ober  bem  ftehenben  £eere  be$ 


4)  «DiufceSne  @.  523,  b.  2)  @.  649  unten.  3)  ®ötö  II,  511. 
®  f  x  ö  x  t  x ,  $a&ft  ®tegoriu«  vu.  f&i.  in.  4 1 


642 


fßabfl  OregortuS  VII.  unb  fein  Settrtltcr. 


Königs  untergeben  werben  müffen.  2)te  (Solbaten  legerer  5lrt  ftanbert 
fett  bem  Slugenbltde,  ba  fte  SDtenfte  genommen  Ratten,  in  Wilhelms  *Pflta> 
ten,  ba^er  war  fein  ®runb  vorhanben,  fte  erft  1086  in  ©aft$6ur$  fchwö* 
ren  ju  laffen.  5Juct)  erhellt  au6  ber  ©efd)tcf)te  ber  Vorbereitungen,  welche 
3ötll)clm  gegen  ben  bäntfcheu  5(nfaU  in  ben  Sohren  1084  unb  1085  traf, 
baß  er  je  nach  Umftänben  bie  3<*hl  feiner  (Sölbner  minberte  ober  mehrte, 
unb  baß  er,  wenn  bte  ®efar)r  vorüber  roar,  Saufenbe  entlief,  währenb  bte, 
welche  ju  ©aliSburr;  fd)Woren,  ftetö  bereit  fem  mußten. 

£)te  60,000  £er)en(eute  btlbeten,  roenn  man  neuere  ^Begriffe  anwen* 
ben  will,  bte  2anbwer)r  beS  Geichs,  fte  wohnten  über  bie  ganje  3nfe(  §cr* 
ftreut,  uttb  traten  nur  bann  £)tenfte,  wann  ber  $öntg  fte  bei  befonberen  2Jn* 
läffen  aufrief.  2)ie  ©ölbner  bagegen  tagen  als  Sßefatjung  in  Bürgen, 
Veftungen  unb  ©täbten  unb  tetfteten  jeben  Sag  3)tenft,  auch  beftanben  fte 
großen  au6  gremblingen,  gaüifc^en  Normannen  unb  granjofen, 

währenb  bie  60,000  von  (Saltebun;  lauter  anfäßtge  Seute  waren.  2)teß  für)rt 
auf  bie  wettere  grage,  welche  klaffen  engltfcher  SBevölferung  e$  geroefen  feien, 
auö  betten  bte  23afatlen  ber  ilrone  tfyre  2)tenftleute  sogen.  3a)  benfe,  bie 
metften  gehörten  von  §auö  au$  ben  ©tänben  ber  SBorbner,  Äotner,  ©oche* 
mannen,  vielleicht  auch  ber  ^Milanen  an.  (Sine  $etf)e  (Stellen,1)  bie  (SlltS 
au$  bem  3)ome$bar;boof  fammelte,  weifen  barauf  tyn,  baß  bte  ÜMenftleute 
ber  Vafallen  gewöhnlich  alö  £or)n  (Stüde  £anbeö  inne  Ratten,  bie  be6 
Sa^rö  3—4  $funb  (Silber  abwarfen.  5lua)  werben  befonbere  (Solbaten* 
häufer1)  erwähnt,  bereu  je  eineö  ein  £)tenftmann  bewohnte. 

SBarum  r>at  $önig  2&tlf)elm  ben  2lft  au  (SaliSbun;  vorgenommen? 
3ft  ee  roaljrfcbetnltd),  baß  bie  unmittelbaren  ober  Jtronvafatlen  ntcbt  fd)on 
früher  bem  Röntge  ben  ($tb  ber  Sreue  abgelegt  Ratten?  ©ewtß  nicht, 
beim  überall  rvurbe  im  Mittelalter  jeber  Vafaüe  bei  Uebernaljme  beö  £ehen$ 
angehalten,  bem  (Senior  ftch  burct)  einen  (Schwur  §u  verpflichten,  unb  9Rte* 
manb,  benfe  td),  wirb  glauben,  baß  ber  Normanne  2Mf)elm  eS  unterlaffen 
habe,  ein  burdj  alltägliche  Klugheit  gebotenes  Littel  ber  SSorftc^t  an§u* 
wenben.  $em  3wtfel  fann  barjer  fein:  bie  §u  (SaltSbun;  verfammelten 
Sehenträger  ber  Ärone  ftanben  längft  in'  beS  Königs  (SibeSpfltchten.  2lber 
eine  gan§  anbere  grage  ift,  ob  bteß  auch  bezüglich  ber  Untervafallen 
unb  namentlich  bezüglich  ber  vielen  Sattfenbe  von  Heilten  3)tenftleuten  ber 
gall  war? 

(Sicherlich  ift  e$  nicht  ber  gall  gewefen,  beim  fonft  würbe  2Btlr)elm 
nicht  nöthtg  Ö^abt  haken,  ju  thun,  waS  er  in  (SaltSburr;  that.  $)te 
Untervafallen  unb  bie  £)tenftleute  Ratten  bis  bahnt  ntcbt  bem  Röntge,  fon* 
bem  nur  ben  23robf)erren  —  ^laforb,  bie  urfprünglicht  gorm  beö  heutigen 


l)  @l(iö  I,  60  flg. 


93terte3  93ud&.    <5a*>.  30.    5)og  lefrte  Saljr  3BtU)eling.    «Sein  Sob.  643 

SBortö  Sorb,  befagt  SBrobJjcvr  —  von  benen  fte  iljre  fletnen  Serjen  trugen, 
ben  (Stb  ber  breite  geleitet.  3e§t  aber  nar)m  fte  ber  Jtönfg  felbft  in 
feine  *)3fltcf)ten. 

3d)  muf  bemerfen,  baß  ber  Söertcfyt  be3  glorentiuö  fo  lautet,1)  al6 
fyabe  ber  Jtöm'g  nur  ben  Dienftleuten ,  md)t  aber  ben  tenentes  in  capite 
ben  @tb  aboerlangt.  SStelleicbt  fcfyrooren  (entere  gar  mcr)t,  ober  roenn  fte 
auet)  ifyren  @tb  erneuerten,  gef&af)  e6  nur  beffyalb,  um  bte  Dienftleute  $u 
überzeugen,  baß  tfyre  23robf)erren,  fo  gut  als  fte  felbft,  ber  trotte  verpflitf)tet 
feien  unb  folglid)  nt#t  baS  9^ect)t  hätten,  von  tfynen  irgenb  etroaö,  roaö 
bem  93ortf)etle  be3  $ö'nig£  roiberftrttt,  jn  oerlangen. 

(£$  roar  etroaö  @rof?e3  unb  Sicbttgeö,  roa3  ber  Normanne  §u  <Sa* 
li&buxy  roob.  3ener  2lft  oerroanbelte  oerfteefter  2ßetfe  bie  SO?  äffe  Heiner 
Unterlefyenträger,  auf  beren  breite  ber  Äöm'g  bis  baf)tn  nur  in  bem  9J?a£e, 
rote  bte  23robr)erren  berfelben  iJ)reit  ber  trotte  gefa^roorenen  @tb  Ijetlig  J>tel^ 
ten,  rechnen  fonnte,  in  Dienftmannen  beö  SbroneS:  ber  neue  @ib  burctjriß 
bte  $erbtnblid}feit  beS  altern,  ben  23robr)erren  abgelegten,  für  ben  gall,  baß 
eben  biefe  93rob£)erren  ir)ren  Untergebenen  Dinge  jumutfyeten,  bie  roiber  be$ 
«ftöntgö  au3brücflia)en  Hillen,  ober  aucr;  nur  im  Allgemeinen  gegen  feinen 
93ortr)etl  liefen.  Denn  bie  nieberen  Sefyenträger  Ratten  jefct,  neben  bem  frü* 
r)eren  Slngelöbntß  be$  ©er)orfam8  gegen  ben  23robl)erm,  befonbere  SBerbinb* 
lta)fetten  bejüglicf)  ber  trotte  übernommen,  unb  biefe  jroette  $ertofltcr/tung 
ftanb  an  $ang  über  ber  erften,  unb  vernietete  fte  in  jebem  galle  be$ 
2Btberftrett6.  3ftan  fann  fagen:  Äöntg  SBü^elm  r)abe  §u  «SaltSbun;  bte 
Eroberung  (SnglanbS  für  immer  befeftigt. 

Die  Dretfyett  beS  oben  erwähnten  (SrlaffeS,  betreffenb  bie  Slblegung 
be$  (StbeS,  beruht  meines  @raa)tene  barauf,  baß  ber  «ftöntg  für  jeben  ber 
Orte,  roo  biejentgen  fcfyroören  follten,  tr>elcr)e  verfammelt  rourben,  ein  be* 
fonbereS  gormular  oorfa)rteb,  baS  bann  ber  unbefannte  Slbfaffer  ber  latet* 
nifc^en  ©efe£eSfammtung  in  fein  2Berf  aufnahm.  28tr  fennen  nur  jroei 
btefer  £>rte,  nämltct;  ©altSbun;  unb  £onbon,  aber  roenigftenS  noct;  an  einem 
britten  Orte  muß  ein  gleicher  5lft  ftattgefunben  l)aben.  Da  in  (SaltSburo 
alle  $afallen  unb  beren  Dienftleute  fd)rooren,  folgt,  baß  an  bem  britten 
£>rte,  rote  §u  Bonbon,  ^ic^toafallen,  jeboa)  fonft  freie  Seute,  allem  2ln* 
freute  nacr)  oorjugöroeife  ©tabtbürger,  jufammengetreten  ftnb. 

Gefäßen  rotr  über  bte  $a\)l  Derer,  roela^e  §u  Sonbon  unb  an  bem 
britten  Drte  fc^rouren,  eben  folgen  9?act;roetö,  vote  über  bte  Sifjtx  ber  &u 
6altSbun)  verfammelten  QSafallen,  fo  ließe  fta)  bte  $eoöIferung6ltfte,  roeld^e 
uns  baö  Domeebat;boof  barbtetet,  roefentlta)  oeroollftänbigen.    Die  6umme 


l)  Milites  eorum  (nemlid)  ber  gropen  SSafallen)  sibi  fidelitatem  contra  omnes  ho- 
mines  jurare  coegit. 

41* 


644 


$afcft  ©vecioriuö  VII.  unb  fein  Seitatter. 


ber  im  £>omeSbatyboof  aufgeführten  SanbeSbcwofjner  aller  klaffen  beläuft1) 
ftc^  auf  283,242  Jfopfe.  $lber  btefe  gifte  gibt  fein  wal)reS  23ilb  von  bcr 
Sevölferung  ßnglanbS,  erfind)  weil  fte  nur  Männer  unb  jwar  im  £)ura> 
fchnitt  verheiratete  aufjagt,  bagegen  «ftinber,  ©reife,  Unerwacbfene  über* 
tyaupt,  unb  mit  SluSnahme  von  60,  aud)  bie  Sßeiber  übergebt,  zweitens  weil 
fte  bte  3nfaffen  ber  Heineren  ©t&bte  nur  unvollftänbig,  bie  ber  großen,  na> 
mentHd)  £onbonS,  —  baS  ferjr  volfreid)  gewefen  fein  muß,  ba  eS  1018  unb 
wafn*fcheinlich  aud)  1085  ein  2lcf)ttr)eil  vom  betrage  be$  3)anegelbeS  ^hlte, 
baS  vom  ganzen  deiche  aufgebraßt  würbe  —  gar  nicbt  erwähnt ;  brittenS 
Weil  e$  erweislich  eine  Sfflaffe  geiftlicber  ober  im  Horben  gelegener  ©üter, 
unb  fomtt  auch  bie  33ewolmer  berfelben  §ur  (Seite  läßt.  33et  biefem  (Sacb* 
verhalte,  glaube  ich,  barfj  man  auf  jeben  im  2)omeSbatyboof  verjeidmeten 
Sftann  wentgftenS  10  unerwähnte  ^enfcr)en  rechnen  unb  Britanniens  23e* 
vo'lferung  im  3af)re  1086  p  3  Millionen  fd^en. 

2)te  Duellen  bringen,  wie  id)  oben  §etgte,  bie  (SibeSleiftung  von 
1086  in  engen  3ufammenhang  mit  ber  Slbfaffung  beS  S)omeSbat>boofS. 
(Sie  f)ahc\\  r)temtt  meines  (§rad)tenS  vollfommen  £Recf)t.  3MefeS  93ud)  ver* 
Her)  bem  Könige  bie  ^öglicbfeit,  ein  9?e$  über  bte  ^äu^ter  ber  großen  9ßa* 
fallen  ju  jiehen,  baS  er  früher  §u  fcf)ür§en  ntcf)t  gewagt  I)atte :  eS  war 
nicbt  nur  ein  bleibenbeS  5)enfmal  innerer  Verwaltung,  fonbern  §ugletcr)  ein 
getieftes  (Schwert  in  StlhelmS  ^>anb.  3)aS  ftumme  Pergament  befaß  einen 
berebten  SDiunb,  bie  33afallen  ber  $rone  verftanben  feinen  9fuf  fo  gut,  als 
Wenn  eS  mit  menfcr)Hcr)er  (Stimme  §u  ihnen  gebrochen  hätte:  fer)et,  burch 
mich  fennt  ber  «ftöntg  jeben  Siefer  £anbeS,  ben  3hr  *nne  jeben  gar* 
thtng,  ber  in  eure  Waffen  fließet,  aber  wtffet  auch,  baß  5llleS,  was  3hr 
burch  feine  Verleihung  befttjt,  nur  fo  lange  euer  fein  wirb,  als  3hr 
unverbrüchliche  £reue  bewahret. 

©in  3^ge,  ber  (Sfjrontft  von  Saverlet;,  fügt,2)  naebbem  er  bte  33er* 
eibung  ber  (Solbaten  berichtet,  bei,  ber  $önig  habe  bamalS  von  allen  33a* 
fallen,  benen  er  wegen  trgenb  eines  Vergehend  beifommen  fonnte,  große 
©ummen  an  33ußgelbern  erhoben.  ^terauS  fcheint  ju  erhellen,  baß  viele 
Sehenträger  ber  trotte  währenb  ber  Seit,  ba  ber  bäntfet/e  Eingriff  jur 
(See  erwattet  würbe,  ihre  Pflichten  verlebt  r)atten  unb  beßhalb  in  Unter* 
fuchung  [tauben.  2lud)  nach  anbern  3eugntffen3)  unterhielt  Äönig  jtanut  III. 
von  3)änemarf  geheime  33erbinbungen  mit  Un§ufrtebenen  in  Qntglanb.  Um 
fo  fühner  fonnte  je|t  2Ötll)elm,  als  (Steger,  gegen  ben  «Staub  ber  33 af allen 
vorauf  abreiten. 

ßbenfo  gefaxter)*  eS  mit  gutem  ®tunb,  baß  Florentius  unmittelbar 


l)  mU  II,  514.  *)  (SJote,  Script.  II,  133  ad  a.  1086.  3)  Sangefcecf,  script. 
rer.  danic.  III,  350  o&en. 


JBiertee  58ud&.    <Sa*>.  30.    2)a$  tejjfe  3a1)r  SBityelmg.    «Sein  $ob.  645 

hinter  bie  SBereibung  ber  ©olbaten  unb  bie  2lbfaffung  be6  £)ome$batyboof$ 
bie  ©rlaubuiß  reiljt,  welche  $rtn§  (Sbgar  vom  Röntge  erhielt,  an  ber  ©pi£e 
tton  200  ©eroappueten  nad)  Simulien  §u  gießen.  £)er  eben  erroäljnte  (£f)ro* 
nift  be6  Äfojlerä  SBafcerlety  beutet1)  an,  baß  ber  Äöuig  ben  $riujen  bte 
bafyin  nid)t  gut  betyanbelte.  5)a$  f)eißt  meines  ($rad)ten3:  obg(etd)  ßbgar 
fa)etnbar  frei  ju  9?ouen  lebte  unb  tägltdb  ein  *Pfunb  Silber  —  alfo  naa) 
heutigem  2Bevtr)e  bte  hübfdje  Summe  von  200  im  Sage,  von  73,000 
©ulben  im  3af)rc  bejog,2)  nntrbe  er  bod>  insgeheim  n>te  ein  @taat3ge* 
fangener  beroadjt.  3)enn  ber  $ömg  fürebtete  bte  1086,  baß  (Sbgar  irgenb 
etroa3  93öfe3  anrichten  tonnte. 

5(ber  feit  Wilhelm  bura)  5lbfaffung  be$  ^omeSba^boofS  ein  ftcfjcrcö 
*Pfanb  ber  £reue  feiner  englifa)en  93a[aHen  in  Rauben  ^atte,  glaubte  er 
fta)  bura)  (£bgar  nicht  mehr  bebro^t,  unb  nun  ließ  er  benfelben  in  Tue 
roeite  SBelt  gießen.  dJlan  erficht  f)terau^,  roeld)'  h0^en  SBertt)  ber  $önig 
felbft  auf  ben  33ejtfc  be$  Sßucfyeö  legte.  9toch  anbere  23eroeife  berfelben 
$l)atfad)e  liegen  ttor:  eine  Urlunbe  2Bilr)elm$  ift  auf  un£  gelommen,  voeld)e 
bie  3ettbefttmmun9  trägt,3)  fte  fei  ausgefertigt  Horben  im  3at)re  Der  2luf* 
nehmung,  ©nglanbS,  b.  h-  ber  5lbfaffuug  be$  2)ome£bat;boofö.  (Sr  betraa> 
tete  biefe  Arbeit  ate  ein  (Spocfye  machenbeS  (Srcigniß. 

5(ud)  bie  fnegerifdjen  Unternehmungen  ber  näa^ften  Seit  fte^en  meinet 
(Stach  tcn8  in  geheimer  33e§iel)img  §u  bem  Domeöbatyboof.  5)a$  3al)r  1087, 
baö  lefcte  ber  Regierung  be6  großen  Königs,  brach  an.  £>te  kämpfe,  bie 
er  gftifgai  1073  unb  1080  auf  gailifcbem  23oben  auSfochr,  Ratten,  roie  td) 
früher  jeigte,  ben  3wed,  &8fe  £änbel,  bie  ihm  bura)  bie  ($iferfud>t 
lippp  I.  son  granfreta)  auf  ben  £ate  gelaben  roorben,  §u  erfttden.  3e^t 
aber  ging  ber  Normanne  »on  bloßer  Slbroefyr  §um  Angriffe  über,  roaö  er 
biö  babjin  ängftlich  mieb.  Offenbar  l)at  ihm  baö  93eroußtfem,  in  (Sng* 
lanb  feine  (Empörung  mehr  beforgen  ju  müffen,  9D?utr)  gemalt,  ba3  Schroert 
offen  gegen  ben  fran§ö'ftfa)en  ^errfeber  $u  $ter)en.  5Btlhetm  verlangte  tton 
$hWW  bie  £anbfa)aft  $erin  jurücf,  welche  bem  Normannen  roährenb  fei* 
ner  3ugenbjar)re  bura)  $^itip))ö  SSater  entriffen  werben  roar.4) 

Sie  e$  fcheint,  begrünbete  er  biefe  gorberuug  bura)  baS  Vorgeben, 
baß  ber  fran§öftfd>e  §of  bie  33ebingung,  unter  roelc^er  SBerm  abgetreten 
roorben,  gebroa)en  r)abe,  inbem  roäfyrenb  ber  legten  $tit  Skfallen  $f)tli))^ 
mut^rotOige  Einfälle  in  bie  -ftormanbie  gemalt  unb  ba6  Sanb  »er^eert 
ptten.  3a)  lefe  nämlia)  au6  bem  übel  §ufammenl)ängenben  33erta)te5)  £)rbe^ 
ria)S  herauö/  £&%htt  geltenb  machte  ,  er  |ak  vor  40  Sauren  in  bie 
Abtretung  be6  33exin  nur  gegen  ba$  SSerfprea)en  beö  franjöftfchen  $ofeS, 


l)  ©ate,  Script.  H,  133.  ad  a.  1086. 
I,  349.       4)  ©iefje  oben  ©.  257  flg. 


2)  @a»tle  ©.103  untere  3Kitte. 
6)  2)uc^eöne  ©.  654  unten  flg. 


3)  @ai« 


646 


$a6ft  (SJregovmS  VII.  unb  [ein  ßzitaüet. 


bte  *M)e  an  ber  ©ränje  aufregt  ju  galten,  gewilligt,  unb  btefe  3uftche* 
rung  fei  burch  »tele  (Stnfätle  umgeflogen  worben,  ba  Sftiemanb  zweifeln 
fonne,  baj*  bte  Urheber  beS  griebenöbrucheS  im  geheimen  Auftrage  ^UippS, 
iJ)reö  SefyenSfyernt,  fyanbeften. 

3n  ber  ^at  fehlte  eö  2ötU)e(m  mct)t  an  gutem  ©rnnbe,  über  ba£ 
betragen  $fyütyfc6  ju  Hagen.  2)te  SBurgmannen  von  Nantes  an  ber  «Seine, 
£ugo  genannt  (StaveluS,  $abulf  SOklvoifm  unb  Rubere,  lauter  SBafaKen 
ber  Rxonc  granfretch,  waren  an  ber  @vt£e  von  Üfaubfchaaren  wieberhoit  in 
bte  9formanbte  eingebrochen  unb  Ratten  bort  arge  grevel  verübt.  5tucf>  tft 
flar,  baf*  fte  (Solches  mdt)t  ohne  3uftimmung  beS  fran§öftfa)en  ÄöntgS 
gewagt  haben  würben. 

3mmerf)tn  waren  meines  (SrachtenS  bte  klagen  über  bte  von  ben 
SBurgmannen  begangenen  Unorbnungen  nur  SSorwanb.  5llö  wahren  @runb 
beS  Angriffs  betrachte  tdt)  bte  Xfyatfafyc,  ba$  Äöntg  *ßfjtu>fc  von  granfreta) 
bte  £anbfcr)aft  93ertn,  bte  bis  1078  unter  eigenen,  obwohl  bem  neuftrifchen 
Zl)xonc  verpflichteten,  trafen  ftanb,  naa)  bem  5lu6fterben  ber  bortigen 
naftie  mit  bem  ^rongute  »ereinigt  I>atte.  £)er  Normanne  fträubte  fidt),  bte 
neuftrifc^e  £offammer  §ur  unmittelbaren  Nachbarin  §u  Ijaben.  3nbe$  fann 
ta)  btefen  6a|  erft  unten  an  vaffenbem  £)rte  bewetfen. 

SBtlhelm  fctjlug  §uerft  ben  2Beg  ber  Unter^anblung  ein,  aber  tyfy* 
IttoV  I.  50g  tf)n  mit  fallen  SiuSflüchten  tyxum  unb  machte  fchlecr)te  28t&e 
über  bte  forderlichen  ©ebrechen  beS  Normannen.  £)erfelbe  war  in  ben 
legten  3«^en,  rote  Napoleon  SBonaüarte,  unförmlich  btcf  geworben  unb 
fua)te  vergeblich  biefeS  Uebel  —  ben  Vorboten  ber  SBafferfucht  —  burch 
bie  ftrengfte  2)tät  §u  brechen.  9?un  fagte  f)  etneS  £ageS  ber  $öntg  von 
granfreta):  „ich  bin  begierig,  rote  lange  eS  noch  anfter)t ,  bte  unfer  Mach- 
bar, vom  $inbe  fömmt.  2)aS  wirb  ein  geft  geben,  wenn  bie  (Sntbtnbung 
vor  fta)  geht." 

2)tefer  boshafte  Einfall  warb  bem  Normannen  hinterbracht  unb  reifte 
ihn  jur  Sutl).  „23et  ©otteS  @lan§e"  —  fein  t)ödc)fter  Schwur  —  rief1) 
er  auS,  „icf;  will  einen  Kirchgang  falten,  baft  baS  Sicht  metner  gacfeln 
bis  naa)  $arte  flimmern  fotf."  (Snbe  3ult  1087  überfchritt  er  mit  einem 
ftarfen  £eere  bie  normannifa)e  ©rän$e,  eilte  auf  Nantes  loS,  nahm  bie 
6tabt  im  Sturm  unb  befahl  fte  anjusünben.  SMhelm  ritt  in  ben  £lua(m 
r)mein,  ba  aber  baS  9^oß,  baS  ihn  trug,  auf  einen  brennenben  halfen 
trat,  ftrauchelte  e$  unb  warf  ben  Detter  ab,  beS  Königs  fa)Werer  Seib 
warb  gefährlich  verlebt.  Sftan  braute  ihn  in  bte  8urg  von  $ouen,  unb 
tyetter,  ba  ihm  ber  £ärm  ber  Vollreifen  Stabt  S3efchwerben  vemrfachte, 


')  93ouquet  XIII,  240.    Stäben  ©.  980.   Roman  de  Rou  S3evö  14,181  flg. 


SJievieö  93ucf;.    <5at>.  30.    3)aö  lefcte  3afjv  2BtU)elmg.    (Sein  £ob.  647 

nact)  bem  Softer  beS  r)etltgen  ©erttaftuS,  ba$  auf  einem  £ügel  ber  untern 
SBorftabt  fianb.  4) 

2) ort  lag  ber  Normanne  fect;3  Sod)en  lang  franf  barnteber.  2)aö 
Stectjtfmm  rmtdjS  mer)r  unb  mebr,  boa)  bettelt  Stlfyelm  bid  jum  testen 
Slugenblitfe  t>ollc  23efmnung,  unb  aud)  bie  (Sprache  »erfaßte  tr)m  ntdjt.  2)a 
er  baS  9?al)en  be6  $obe$  füllte,  orbnete  er  fem  ,§au3,  »erfügte,  roaö  nad) 
feinem  Slbleben  ju  gefdjefyen  fjabe,  unb  fteüte  23  etra  Ortungen  über  fein  »er* 
gangeneö  geben  an.  3a)  bin  überzeugt,  baf  bte  $eben,  bte  ifynt  Drberict; 
in  ben  9Jfunb  legt,2)  buct)ftäbltd)  roafyr  ftnb.  Sarum  follte  mau  nictjt 
^ünftltd)  aufgefc^rteben  fyaUtt,  \x>a$  einer  ber  größten  ^>errfa)er  ber  SQßelt- 
gefd)td)te,  trepa^er  §eerfül)rer  unb  als  ©efejjgeber  unb  Staateuorbner  nur 
mit  bem  granfett  Qtarl  »ergletd)bar,  in  feine«  (eisten  Sagen  fprad).  lieber* 
bteß  ift  jebem  Sorte  baö  Siegel  »on  äBityelm*  ©etfte  aufgebrücft.  Sotd;e 
Sä£e  fönnen  9Dtenfcr)en ,  rote  £)rbericf)  unb  ©enoffen,  ntcbt  erftnben. 

ÜJiit  ftctjtlicfyer  Vorliebe  »erroetlt  be£  ^önigö  rüdroärtS  gefeierter  33  lief 
auf  ben  Sagen  feiner  $mbt)ett  uub  3ugenb:  er  f)ebt  l)ert>or ,  rote  fyart  unb 
forgemwll  biefelbe  gerocfen,  rote  er  aber  mit  ©otteS  ©nabe  burct;  lauter 
Sturm  unb  9lotf)  emporgekommen  fei  §ur  £öl)e  beS  @lüd3.  Setter  be* 
feuert  er  feine  unroanbelbare  ^nf)ängltd)feit  an  beit  dt)rtftltdt)cn  ©tauben: 
„bte  $trdt)e  ©otteö,  ttttfer  aller  Butter,  r)ab'  td)  ftetö  geefjrt,  bte  Simonie 
»erabfdjeut,  uttb  fo  t>tel  an  mir  lag,  ttur  Sürbtge  ju  erlebigten  Remtern 
beförbert." 

3ugleia)  fprtd)t  er  beit  Sunfct)  au$,  bag  feine  9tadt)f  olger  btefe  ©runb* 
fä£e  als  ein  l)etltge3  $ermäd)tnif  beroafyren  unb  jeber  3ett  befolgen  möa> 
teti.  lieber  baS  93olf,  aus  bem  er  ftammte,  fagt  er:  „bte  Normannen 
ftnb,  roemt  fte  unter  einem  guten  unb  ftrengen  Ofegtmente  ftetjen,  tapferer 
als  trgenb  ein  93olf  ber  Seit,  unb  mdjtö  ift  fo  fa)roer,  baS  man  ntd)t 
mit  tt)nen  vollbringen  fömtte.  Slber  fte  fjaben  einen  natürlichen  «£>ang,  ftdt) 
unteretnanber  ju  $erfletfct;en,  ba  fte  Slufruljr  lieben  unb  £ufi  an  SSerbre* 
eben  fyegen,  barum  müffen  fte  mit  r)arter  §anb  gelenft  unb  unter  unerbttt* 
lta)er  3ua)t  gehalten  werben,  beim  roenn  man  rt)ren  SBegterben  freien  Sauf 
läft,  rennen  fte  rote  ein  jügellofeS  dlo$  tnS  93erberben."  Sönt  ntdt)t  aus 
biefen  Sorten  Stlfjelmö  ©etft  fyerttor?  l)at  er  n\a)t  felbft  mit  ftarfer  gauft 
fein  roilbeS  $olf  ju  $ur)tn  unb  Steg  geführt? 

blutig  roar  bte  SBafyn,  bte  er  bura)ltef.  Stlrjelm  fpract)  fein  23e* 
bauern  barüber  auö:  ,,3d)  bin  tton  ^tnbeöbetnen  an  in  Saffen  aufgeroaa> 
fen  unb  ^abe  »tel  23mt  »ergoffen.  Unmöglta)  ift  eö  mir,  all'  bte  Sünben 
einzeln  auf$u$är)len,  bie  ta)  roäl)renb  meinet  64jäl)rtgett  Sebent  beging. 
Ü)er  ©ebanfe,  bemnäa)ft  »or  bem  erotgen  D^ia)ter  »on  meinem  Sl)un  9vec^en^ 


l)  SucfceSne  @.  656,  a.       2)  Ibid.  @.  656,  c.  f%. 


648 


Sßabji  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


fdbaft  ablegen  ju  muffen,  erfetjüttert  mid)."  Seicbt  get>t  2Bt(f)elm  über  bte 
53erntcf)tuncj  beS  angelfäd)ftfcben  2lbelS  weg,  aber  tiefe  diene  bezeugt  er 
über  ben  2tuSrottttngSfrteg,  ben  er  1069  unb  70  gegen  bte  9?ortf)umbrier 
geführt  fyatte.  Die  betreffenben  2Borte  enthalten  sugletdj  feine  Verfügung 
über  bie  Erbfolge.    3d)  muß  fte  ganj  wiebergeben. 

„2)aS  ^erjogtfmm  ber  ^ormanbte  fyabe  icb,  nod)  e^e  tcr;  naa)  (Snglanb 
überfefcte,  meinem  ©ol)tte  Robert  Verliefjen,  weil  er  ber  (Srftgeborne  tft. 
^Bereits  r)at  berfelbe  bie  £ulbtgungen  faft  aller  SBarone  biefeS  SanbeS  em* 
^fangen.  2öaS  gefa)er)en,  fann  ntct)t  mefyr  rückgängig  gemalt  werben,  gleicfc 
wofyl  fel;e  tcr;  voraus,  baß  baS  2anb,  baS  unter  feinem  ©cepter  ftel)t,  tut* 
glürflia)  fein  wirb,  benn  er  ift  l)oa)mütf)tg ,  unverftänbig,  geWiffenloS,  unb 
fa)were  ©djläge  beS  ©e[ct;idS  werben  tfyn  treffen,  ©inen  (Srben  ber  breite 
(Snglanb  wage  icb  ntcfyi  ein§ufe£en,  fonbern  ia)  überantworte  meine  trotte 
bem  ewigen  (Schöpfer,  beffen  Mmdjt  icb  bin,  unb  in  beffen  §anb  5llleS 
Hegt.  Denn  ia)  t)abe  biefeS  ©ut  uid)t  fraft  (Srbred)t  erlangt,  fonbern  in 
fyartent  Kampfe  unb  mit  vielem  Blutvergießen  bem  metnetbtgen  £aralb  ab* 
gerungen  unb  mit  ©ewalt  meinem  ©echter  unterworfen,  inbem  ia)  feine 
Slnfyanger  tr)ei(0  erfd)lug,  tfyeils  aus  bem  Sanbe  vertrieb.  3a)  belenne  reuig, 
baß  ia)  bte  (Singebornen  (SnglanbS  mefyr  gefaßt  fyabe,  als  xca)t  war,  baß 
ia)  £or)e  unb  fiebere  graufam  plagte,  $tele  ungerechter  Steife  tl)reS  (ErbeS 
beraubte,  Uu$cif)lige,  namentlid)  im  @ebtet  von  g)orf,  burdj  junger  ober 
6c^wert  $u  ©runbe  richtete.  Denn  bie  (Smwolnter  von  Detra  unb  ber 
*Provm§en  jenfettS  beS  £umber  Ratten  wtber  mtcb  baS  £eer  beS  Dänen* 
föuigS  <Swen  aufgenommen,  ben  Robert  von  (£omineS  fammt  taufenb  6ol* 
baten  innerhalb  ber  dauern  von  Durfyam  erwürgt,  unb  viele  anbere  met* 
ner  beften  ^auptleute  unb  bewäfyrteften  Sßaffenfnecbte  an  verriebenen 
£>rten  erfragen.  Dteß  verfemte  mia)  in  Stßutt):  wie  ein  brütlenber  £öwe 
bin  icb  gegen  ben  Horben  losgebrochen  unb  fjabe  23efef)l  erteilt,  bte  ,£)äu* 
fer  an^ünben,  bte  6aaten  unb  alles  ©erätfje  §u  verbrennen,  bie  SSie^ 
r)eerben  nieber^uftedjen.  Darum  fam  ^ungerSuotl)  über  un^ä^lige  3D^enfct)en 
betberiet  ©efcfylectytS ,  unb  alfo  ftnb  bura)  meine  ©d)ulb,  2Bef)e  mir,  viele 
Saufenbe  beS  wotylgeftalteten  unb  fa)önen  SSolfS,  jung  unb  alt,  elenbtglia) 
untergegangen,  ©in  C^eia),  baS  icb  mit  fo  vielen  ©ünben  errang,  wage 
ia)  ^temanben  $u  übergeben,  als  @ott  bem  £erm  allein,  bamit  n\a)t  nacr) 
meinem  $obe  noct;  größeres  Unheil  entfiele.  3dt)  wünfebe,  baß  mein  6ol)n 
2Btlf)elm,  ber  mir  von  $tnbl)eit  an  ftetS  5lnl)änglta)f eit  unb  ©efyorfam  er* 
WteS,  lange  unb  glücfltd)  im  ©etfte  ©otteS  lebe,  aua),  wenn  eS  beS  (£wi* 
gen  Sille  tft,  (SnglanbS  ^ron  Nftetge  unb  ruhmvoll  bewahre." 

Wim  fte^t,  ber  ©ebanfe  an  jene  £aufenbe  nortl)umbrtfcher  ^Bauern, 
bte  als  Dpfer  beS  5lufftanbeS  von  1069  fielen,  peinigte  trjtt,  wäfyrenb  bte 
^ernid)tuncj  beS  angelfäd)ftfa)en  2lbclS  i^n  Weit  weniger  brüdte.  @r  fprid)t 


©ievteö  93ud&.    (&a\>.  30.    $<ig  lefcte  Satyr  SÖityelmS.    <£ein  £ob.  649 


fo,  cid  ob  ba$  über  ben  £errenftanb  verhängte  2oo£  ein  5tft  ^oltttfc^er 
9?otl)roenbtgfeit  geroefen  wäre,  unb  alö  ob  ba£  rud)lofe  @efa)led)t  von  Sanb* 
Derberbern  bie  Ausrottung  verbtent  fyätte.  2)ie  ^Bauern  bagegen  erfa)einen 
ir)m  a(ö  nü$lidje,  nur  mißleitete,  unb  barum  ber  (Sajonung  roürbige  SftiU 
glteber  ber  ©efellfcbaft.  £)a$  £ob,  roelcfyeS  er  ber  föt)>erltd)en  ©ajömjeit 
be$  augelfäd)ftfa)en  ©tammeS  ertfyeüt,  erinnert  an  ben  Ganbrucf,  ben  laut 
bem  3eu9™l7e  beS  ArdubtafonS  von  Sifteur  bie  gefangenen  5lngelfad)fen 
1067  in  föouen  matten.1;  £)ie  9fltfa)ung  von  9J?ilcb  unb  23lut  auf  ben 
2öangen  ber  Gmglänber  rourbe  im  11.  3af)rl)imbert  von  ben  93erool)nern 
fübltd)er  ©egenben  ebenfo  berounbert,  roie  fyeute  nod). 

§öa)ft  merfroürbig  ftnb  2Bill)elm6  2leußerungen  bejüglta)  ber  Nachfolge 
in  (Snglanb.  @r  verfyefylt  ben  2ßunfa)  nia)t,  obgleta)  er  ba3,  roaS  er  bad)te, 
nur  anbeutet,  ntd)t  völlig  auöfprtct)t,  baß  fein  jroeiter  Sol)n,  2Btlf)erm  ber 
9*otl)e,  bie  bortige  $rone  erlangen  möge.  £)ennod)  roagte  er  nta)t,  biefen 
(Sofyn  §um  ßrben  ein^uf^en.  Sßarum  roagte  er  e$  niajt?  2Beil  bie  $rone 
(Snglanb  nia)t  ein  2lllob,  fonbem  ein  Se^en  ©otteS,  b.  I).  3efu  C5J>rtftt, 
b.  f).  feinet  irbifa)en  (Statthalters,  beS  $abfteS  voar,  unb  roeil  folglta)  ber 
jtöntg  nia)t  of)ne  vorangegangene  (Sinroilltgung  beS  *pabfteS  über  bie  9?aa> 
folge  in  ©nglanb  verfügen  fonnte.  @r  hoffte,  baß  $etri  Stufyl  bie  Ueber* 
tragung  beS  SReidjeS  an  2ßilf)elm  II.  genehmigen  voerbe,  aber  er  roußte  e$ 
nod}"nid?t  gewiß,  barum  fpraa)  er  fo,  rote  er  fyrad).  ßtroa  noa)  übrige 
3tt)eifel  barüber,  baß  bie  (Saa^e  ftd)  in  ber  angegebenen  Seife  verfielt, 
roerben  bura)  (Sr§äf)lung  2)effen,  roaS  naa)  2Ötlf)elmS  $obe  gefdjaf),  befet* 
tigt  roerben. 

Ü)ie  fyokn  ©eiftlidjen,  roeld>e  ben  Traufen  umgaben  —  jroei  berfelben, 
2ibt  ©uetarb  von  SumtegeS  unb  ©tfelbert,  23tfa)of  von  Stfteux,  bienten2) 
jugleia)  als  ßetbärjte  —  brangen  in  irm,  baß  er  bie  (Staatsgefangenen, 
bie  in  verfd^tebenen  <Sd)löffern,  roofyl  metft  im  Sturme  von  $ouen  faßen, 
in  gretl;ett  fefce.  £)f)ne  ©c^roierigfeit  orbnete  ber  Äöntg  bie  SoSlaffung 
ber  2ingelfaa)feu  Tloxtax,  (Siroarb,  Söarn,  2ßulfnotf)  —  legerer,  ein  (Sofm 
©obroinS,  roar  von  feinem  SBruber  ober  feinem  SSater  als  ©etßel  bem 
Söaftarb  übergeben  roorben  unb  befanb  ftd)  feitbem  in  £aft, —  fo  roie  beö 
Normannen  9?oger  von  33reteutl,  ehemaligen  @arlö  von  ^ereforb,  an. 

5lber  nur  mit  größtem  2Btberftreben  unb  naa)  langen  bitten  gab3) 
S05ilt)elm  aua)  feinen  ^albbruber,  ben  ^ifa^of  £)bo  von  SBaieur,  frei. 
(Sein  fa)arffta)ttger  ©eift  a^nete,  baß  btefer  9}Zenfd)  SBöfeS  anrieten  roerbe. 
2)ie  ©ebanfen  be$  ßieblingöfohneö,  Silhelmö  beö  9loti)m,  roaren  ntd)t  mit 
ben  Setben  beS  S3aterö,  fonbem  nur  mit  ber  $rone  (Snglanb  befa)äfttgt. 
©r  bat  ben  $önig  um  Urlaub  $u  einer  Steife  jenfeitö  beS  (EanalS.  Der 


l)  @ie§e  oUn  ©.  398.       2)  JDuc^e^ne  ©.  656,  b.       3)  Ibid.  @.  660. 


650  $o6fl  ©rcgoriud  VII.  unb  fein  ßdialkv. 

MxanU  gewährte  ben  SÖunfdj  unb  gab  ü&erbfef  bem  Sohlte  ein  an  San* 
franf  gerüstetes  unb  mit  bem  fönfgU^en  ©igel  auSgeftatteteS  ©^reiben 
mit,  worin  er  bte  Sitte  auSfprad),  ber  (SrjbtfSof  möge  ben  Ueberbrtnger 
jum  Röntge  frönen.  2lua)  ber  2)rittgeborne,  £etnrtd),  bem  ber  ^öntg  alö 
feinen  2lntf)eil  am  (Srbc  bte  Summe  tton  5000  $funb  (Silbers  auSge* 
fegt  fjatte,  eilte  naa)  (Snglanb  hinüber,  um  baS  ©elb  fo  fdjnell  alö  mög* 
lia)  in  (Smpfang  $u  nehmen.  SBetbe  wofynten  bafyer  bem  Sobe  beö  SßaterS 
nia)t  an. 

3n  ber  9tod)t  »om  8.  auf  ben  9.  (September  1087  fcpef  ber  ßönig 
rufytg  unb  bte  Sierße  fa)öp.ften  Hoffnung,  baß  eine  SBejferung  eingetreten 
fei.  kl&  ber  borgen  graute,  ertönte  bte  große  ©lotfe  auf  ber  £)omftrd)e 
§u  unferer  lieben  grauen.  2BtIr)elm  erwarte  unb  fragte :  was  ift  e$?  9Öfan 
antwortete  tl)m:  bte  ^rime  wirb  geläutet.  Ü)a  richtete  ber  «ftranfe  feine 
2lugen  gen  Gimmel  unb  rief  mit  ausgebreiteten  ^änben:  meiner  ©ebtetertn, 
ber  fyeütgen  Butter  @otteS  Ataxia,  empfehle  td)  mia),  bamtt  ftc  burd)  il)re 
gürbitte  mta)  ifyrem  teuren  @of)ne  3efuS  (5t)rifiuö ,  meinem  §errn,  »er* 
föf)ne.    $ur§  barauf  tterfdneb  2ßtlf)elm. 

(Sogteitt)  ftürjten  bie  2lngefer)enften  ber  ©roßen,  bie  im  $ranfen§tmmer 
waren,  fort,  beftiegen  bereit  gehaltene  Stoffe,  unb  jagten  naa)  ifjren  ©ütern, 
um  biefelben  §u  befa)üj$en,  baS  niebere  ^ofgefinbe  aber  plünberte  bte  gan^e 
SBofmung  auS.  S3on  allen  tterlaffen,  tag  bie  Setdje  beS  Königs  fyalb  naeft 
mehrere  (Stunben  ba.  „£)  (Sttelfett  btefer  Seit,"  ruft  Drberta)  auS;1) 
„ber  mäa^ttgfte  £elb  fetner  Seit,  auf  beffen  2Btnf  geftern  nodj  mefyr  als 
100,000  ©olbaten  fyarrten,  wirb  f)eute  üon  feinen  eigenen  ^auögenoffen 
beraubt. "  2)a  60,000  SSafaUen,  rote  ta)  oben  §etgte,  bie  Sanbwefyr  33rU 
tanntenS  btlbeten,  fö  ift  mau,  glaube  tdj,  beredbttgt,  bte  übrigen  40,000 
ober  50,000,  bte  jur  »ollen  Summe  von  über  100,000  fehlen,  unter  bie 
£er)enträger  ber  ^ormanbte,  unb  unter  baS  ftefyenbe  ^eer  ju  »erteilen. 
Se^tereS  mag  immerhin  30,000  Sftamt  ge§äf)lt  fyaben. 

2)te  Äunbe  vom  £obe  2Bi(r)elm3  verbreitete  gränjenlofe  33eftür§ung 
unter  ber  23ürgerfa)aft  9^ouen6.  „£>te  Seute  waren  rote  finnloS,"  fagt2) 
£)rbert$,  „unb  wußten  nu$t,  was  §u  tfyun.  (Sin  jeber  lieft  9latl)  mit 
fetner  grau,  ober  mit  ben  näa^ften  ^a^barn.  $iele  begannen  tf)re  beweg* 
liefen  (Mter  §u  paßten.  £>te  ©Siebten  aber  trtumpfytrten,  benn  fte  f)off* 
ten,  rauben  §u  fömten,  ba  ber  nta)t  mefyr  lebte,  ber  bie  9fted)tf Offenen 
formte,  bie  SBöfen  beftrafte."  Ueber  einen  weiteren  ©runb  ber  Slngft 
roerbe  ia)  unten  berieten. 

(gnbltdj  nad)  einigen  Stauben  ftrömten  5D?önct)c  unb  (EkxiUx  in 
bie  ©erttafuiSfiraX  um  für  bte  Seele  beS  Verdorbenen  §u  beten.  3«- 


*)  Ibid.  @.  659.       2)  Ibid.  @.  661,  b. 


*Bierte<*  93ud).    (Snv>.  30.    JDoö  lefcte  3af>v  «EDttfjetmö.    ©ein  £ob.  651 

gleidf)  gab  ber  (Sr^bffc^of  »on  holten  33efel)l,  baß  bie  Cetebe  naa)  (Saett 
abgeführt  voerbe.  Slber  9?temanb  erfd)ien,  btefen  Auftrag  ju  »oll$tel)en, 
—  beim  bte  SBerwanbten  beS  fönigltd)en  ,£>aufeS  unb  bte.  ©roßen  Ratten 
Stouen  »erlaffen  —  bis  enbltcr)  ein  gewöhnlicher  bitter  »om  Sanbe,  £er* 
lutn,  um  ©otteS  Sillen  unb  jur  (Sfyre  beS  normamttfd)en  DkmenS  auf 
feine  Soften  Slnftalten  jur  gortfc^affimg  traf.  (Sr  braute  ben  Körper 
beS  lobten  naa)  (£aen,  reo  tfyn-  93oIf  unb  (SleruS  in  fctcrltctjem  3uge 
empfing.  5lttein  beim  (Eintritte  tn  bte  ©tabt  brach  eine  geuerSbrunft  auS, 
mdefee  »tele  ©ebäube  »er§er)rte,  unb  bte  SBerfammelten  auS  etnanber  trieb. 

Der  Sag  ber  23etfe£ung  würbe  anberaumt.  2ltle  53ifa)öfe  unb  klebte 
ber  9?ormanbte  fanben  jtdj  ein.  Säf)renb  bie  £eicr)e  in  ber  23af)re  neben 
ber  geöffneten  ©ruft  lag,  beftieg  ber  23ifd)of  »on  (£»reur  bte  $an$el  unb 
^telt  eine  9tebe,  in  welker  er  bte  SSerbienfte  beS  lobten  tyvooxfyob  unb 
bann  mit  ben  Korten  fcfjloß:  „ba  fein  ©terbltcher  ol)ne  ©ünbe  tft,  er* 
mahne  ia)  (Such  5llle,  für  ben  »erftorbenen  Surften  §um  5lllmachttgen  51t 
flehen;  auch  möge  jeber,  ber  »on  Stlhelm  Unrecht  erlitten  §u  haben 
glaubt,  bemfelbcn  Beruhen."  Da  brängte  ftch  ein  üttann,  2JScelin,  5lr* 
turS  ©of)n,  aus  ber  Spenge  tjer^or  unb  rief:  „ber  SBoben,  auf  bem  3r)r 
flehet,  war  meines  VaterS  §ofrattf)e  unb  ift  uns  ungerechter  Seife  »on 
Stlf)elm,  ba  er  noa)  bloßer  ©raf  ber  ^ormanbte  war,  entriffen  worben. 
3a)  forbere  mein  (Stgenthum  naa)  gutem  9?ormannenrea)t  §urüaV' 

Seit  »tele  anwefenbe  Nachbarn  bezeugten,  baß  ber  9Jknn  bte  Sar)r* 
r)eit  gefagt  habe,  boten  tf)m  bie  Prälaten  auf  ber  «Stelle  60  ©chillinge  für 
bie  SBegräbnißftätte,  unb  als  %an\a)  für  ben  übrigen  $aum  ein  gleich  gro* 
ffc$  ©tüd  2anb  in  ber  9Ml)e.  $Sceltn  erflärte  \ia)  befriebigt,  nun  erft 
würbe  bie  Seiche  »erfenft.  Die  $Iage  SlScelmS  beweist  meines  (SrachtenS, 
baß  2Bilr)eIm  zuweilen  ©ewaltthätigfetten  »erübte,  aber  ana)  baß  im  ©an* 
$en  bie  Sftormanbte  eines  georbneten  ^e^tSftanbeS  genoß.  Denn  ich  benfe, 
eS  gibt  wenige  £cmber  auf  Arbeit,  wo  ein  Mann  auS  bem  Volle  unge* 
ftraft  wagen  bürfte,  in  fola)er  Seife,  wie  5tScelin  eS  tfjat,  feine  fechte 
geltenb  §u  machen. 

Drberich  ergäbt  über  ben  £ob  beS  JtöntgS  etwas  5lußerorbentlta)eS, 
baS  ia)  mitteilen  will,  weil  er  beifügt,  genaue  (Srfunbtgungen  feien  über 
bie  Sal^eit  Deffen,  waS  er  »orbrtngt,  eingebogen  worben.  „51m  neun* 
liefen  Sage,"  fa)retbt  er,  „ba  Silhelm  &n  D^ouen  »erfc^ieb,  erfuhren  »erbannte 
Normannen,  bie  in  9tom  ober  in  ßatabrten  weilten,  ben  Sob  beS  Königs. " 
Senn  ia)  mich  nicht  taufte,  fmb  äf)nlia)e  S3eif»iele  »on  wunberbar  fc^netler 
Verbreitung  einer  wiajtigen  $laa)xia)t  feftgeftellt  worben.  ©erätl)  etwa  bte 
bem  leiblichen  5luge  unfta)tbare  Seit  ber  ©eifter  in  Bewegung,  wenn 


JDu^cßne  @.  661,  b. 


652 


$abfl  ©regoviuö  VH.  unb  fein  3ettalter. 


große  Männer  aus  bem  ^örverteben  Reiben,  unb  trägt  fte  bte  tobe  mit 
33ß$e$fc$ttefi[e  burct;  entfernte  Taumel! 

9?och  muß  ty  über  bte  Strfung  berichten,  roelche  Sßtlhelmö  £ob  in 
(£nglanb  hervorbrachte.  2)er  jroette,  gleichnamige  6or)n  be£  jtönigS  roar 
eben  in  bem  £afenvla&  28itfanb  (bei  (Salate)  angefommen,  alö  er  jfttnbe 
vom  Ableben  feinet  VaterS  erhielt.  60  fa)neU  als  möglich  fe$te  er  feine 
$etfe  fort  unb  eilte  §unächft  nach  (Santerbun;  §um  (Srjbtfchofe  £anfranf,  benn 
in  beffen  Rauben  rul)te  bie  (Sntfchetbung  über  bte  Sufunft  be$  S^eic^ö. 

3d)  (äffe  einen  fel)r  gut  unterrichteten  jüngeren  3eitgenoffett,  (Sabmer, 
reben.  £)erfelbe  erzählt:1)  „$rtns  2Bilhelm  ber  9^otI)e  (be$  verdorbenen 
Äönigö  3wit#tboxwx')  fann  barauf,  feinem  älteren  SBruber  Robert  ba$ 
(Scevter  p  entreißen  (b.  h-  außer  Britannien  auch  bie  9?ormanbte  fammt 
ihren  9Jebenlanbeu  wegzunehmen).  Allein  ba  er  merfte,  baß  (Srjbifchof 
Sanfranf,  ohne  beffen  3ufttmmung  er  ben  Xfyxon  nicht  befteigen 
fonnte,  biefen  $lan  nicht  billigte,  gerieth  er  in  große  Verlegenheit.  2)enn 
er  fürcbtete,  baß  ihm,  roenn  feine  Krönung  nod)  länger  verfdjoben  roerbe, 
aucfe  (£nglanb  entgehen  bürfte.  3)eßf)alb  roanbte  er  thetlS  in  eigener  $erfon, 
theilö  burch  Vermittlung  Slnberer,  atteS  Mögliche  auf,  um  ben  (Sr$btfchof 
$u  geroinnen:  münblich  unb  fchriftlich  verftorad)  er  bemfelben,  wenn  er  Sio* 
nig  roürbe,  ftetS  nach  ftrengem  Dtecht  in  Willem  ju  verfahren,  SBarmherjig* 
feit  unb  9^enfchenltebe  §u  üben,  bie  Ätrchen  ju  verthetbtgen,  nichts  2Bia> 
tigeS  ohne  ben  $ath  beö  (Sr^bifchofö  ju  thun." 

3)a3  eben  roar'3,  roaö  ber  (§r§bifchof  mit  feinem  3o$exn  beabftchtigt 
hatte,  er  geleitete  ben  ^rtnjen  nad)  Sonbon  unb  erteilte2)  ihm  bort  ©onn* 
tagS  ben  26.  ©evtember  1087,  am  17.  Sage  nach  bem  £obe  be$  alten 
Königs,  in  ber  2ßeftminfterfira}e  bie  heilige  Salbung.  Von  (5tunb  an  roar 
Wilhelm  II.  anerfannter  «ftönig  von  Qmglanb,  bte  Vafallen  hulbtgten  ohne 
Stberrebe. 3) 

2)er  3weitgeborne  ging,  rote  man  fter)t,  vor  ber  Krönung  mit  bem 
*ßlane  um,  außer  (£nglanb  aud)  bie  9?ormanbte  an  fta)  $u  reifen,  unb  folg* 
lia)  feinen  erftgebomen  Vruber  Robert,  ben  auöbrücfltchen  Vefttmmungen 
be3  fterbenben  Vaters  entgegen,  §u  vertreiben.  IDenfelben  2lnfchlag  he9*e 
aber  auch  ber  (Srftgeborne  gegen  ben  jüngeren  SBrubcr,  Wilhelm  II.  3a  w 
hegte  nicht  bloS  biefen  verbrechertfehen  $lan,  fonbern  er  legte,  roie  fogletch 
gezeigt  roerben  foll,  .gwnb  an,  um  bie  €ache  aufzuführen,  obgleich  er  fol* 
cheS  nicht  vermochte.  SlnbererfettS  beftanb  @r§bifchof  ßanfranf  auf  SoStren* 
nung  ber  üftormanbie  von  ber  trotte  (Snglanb,  unb  fein  Spille  entfehteb: 
bie  SRormanbie  roarb  von  (Snglanb  abgelöst.  3n  roela)er  ©tgenfehaft,  ober 


*)  Histor.  novor.  I.  93enebigcr  SluSga&e  ber  SBerfe  Slnfelmö  II,  b.  <S.  47,  2.  ©palte. 
2)  Flores  histor.  @.  642.       3)  <BmU       120  ofcen. 


Eterteg  33ud).    (5a*>.  30.  lefcte  3a$r  aBityelmS.    ©ein  £ob.  653 


mit  tt>elct)er  Vollmacht  J)at  mm  ber  Sombarbe  baS  fcf)Vt>ere  SQSerf  vollbracht? 
AIS  (£r$bifchof  von  (Santerbun;?  9cein,  fonbern  alö  £egat  beS  ^etltgen  (Stur)* 
leS,  beffen  2er)en  bie  trotte  (Snglanb  fraft  ber  geheimen  vor  ber  (Srobe* 
rung  abgesoffenen  Verträge  roar.  2Betl  Der  bamalS  bereite  verftorbene 
*ßabft  ©regortuS  VII.  bem  (Sr^btfcfjofe  von  (Santerburty  bte  nötigen  2Beü 
fungen  erteilt  ^atte,  vollftrccfte  £anfranf  im  rechten  Augenblicfe  ben  2Btf^ 
len  feines  Auftraggebers. 

2)ie  ©rünbe,  warum  (Tregor  VII.  folchcS  anorbnete,  ftnb  Hat,  eS  ge* 
fchat)  um  ber  9tur)e  beS  ct)rtftltc^en  AbenblanbeS,  namentlich  um  ber  (Sicher* 
hett  granfreicf)S  SBtüen.  Unb  roar)rltch ,  fetten  ift  einer  eblen  (Sache  ein 
fcbroerereS  £)vfer  gebracht  roorben.  3ebe  3>;naftie  wirb  roünfcr)en,  baß  bie 
Steile  eines  fo  prächtigen  9Retcr)eS,  rote  baS,  roelcr)cS  ber  Normanne  2Btl* 
heim  gewann,  r)übfcb  betfammen  bleiben.  (So  ftarf  roar  btefer  SBunfdb  in 
3Bilr)ermö  (Seele  gewefen,  baß  er  um  1074  eS  verfucbt  (jatte,  fein  bem 
^ßabfte  gegebenes  Sort  ju  brechen.  Doct)  in  ber  legten  jtran%it  befann 
er  ftcf)  eineö  S3efferen.  Obgleich  ^ßabft  ©regor  ntcr)t  mer)r  lebte,  überroanb 
er  im  ^inblicfe  auf  ben  eroigen  Siebter,  vor  Welchem  m  erflehten  er  ffc$ 
anfcr)tcfte,  bie  btynaftifchett  ©elüfte  feines  ^erjenS.  Aua)  bie  ©ofme  muß* 
ten  ftcr),  freific^  nur  wtberftrebenb,  fügen,  weil  ber  (5r§btfchof  von  (£anter* 
burty  ben  wohlerwogenen  Hillen  beS  fterbenben  Königs  unb  beS  verftorbe* 
nen  *ßabfteS  vollzog. 

2)eS  griebenS  wegen  waren  ben  befreiten  (Staatsgefangenen,  namens 
lieb  bem  23tfchofe  £>bo  von  53ateur,  bie  £er)en,  welche  fte  vor  tr)rer  93err)af* 
tung  in  (Snglanb  Ratten,  jurüefgegeben  roorben.  ©cpmtnen  2)anf  erftat* 
tete  £)bo  für  biefe  StBot)ItI)at:  im  grür)ling  1088  zettelte  er  eine  SBerfcfyroö* 
rung  an,  welcher  bie  angefer)enften  Normannen  QnrglanbS  beitraten,  unb 
welche  bahtn  sielte,  ben  «£>er§og  ber  9cormanbte,  Robert  IL,  §um  jtöntg 
von  (gnglanb  m  machen  unb  2ötlr)efm  ben  Dothen  §u  enterben.  Allein 
mit  §ülfe  beS  (Sr§btfc§ofS  £anfranf  unb  vieler  getreuen  Angelfachfen,  bie 
ftcf>  unter  beS  neuen  Königs  ^Banner  fammelten,  überroanb  ber  bebror)te 
gürft  bie  Aufruhrer  unb  nötigte  £)bo,  für  immer  (Srtglanb  §u  verlaffen.1) 
£)er  le^te  2Bille  beS  verdorbenen  Königs  blieb  aufrecht. 

5Rtd)t  umfonft  Satte  2ötlr)elm  L,  wie  man  ftet>t,  fo  fjartnäefig  ber  3^ 
mutlnmg  roiberftrebt,  ben  gefangenen  Dbo  frei  ju  geben.  Offenbar  wußte 
er,  baß  biefer  gefährliche  Wann  vom  Werfer  aus  QSerbinbungen  mit  Robert 
unterhielt.  Auch  unter  ber  33ürgerfcf)aft  von  Korten  müffen  ©erüchte  verbreitet 
geroefen  fein,  baß  bie  trüber  barauf  ftnnen,  bte  le#te  Verfügung  beS  93a* 
terS  ummftoßen.  Darum  bte  große  35eftür§ung  bei  ber  jfrmbe  vom  Sobe 
beS  Königs.    Seberntann  erwartete  entfe#ltche  (Scenen,  unb  baS  ^Detter 


l)  Flores  histor.  @.  642  flg.   <$u<he$ne  @.  665  flg. 


654 


spabfi  ©regoriug  VII.  unb  fein  3eitaltev. 


hätte  auch  etngefchlagen,  wäre  nicbt  Sanfranf  ber  Stengel  zweier  Sänber 
geworben. 

Äe^ren  wir  §ur  Seiche  beö  großen  Königs  jurücf.  SÖSilhelm  ber  9lor* 
manne  l)at  gutentf)etl$  fcbon  von  Seiten  ber  Mitwelt,  faft  burcfcauS  von 
Seiten  ber  Fachwelt  ungerechte  ^Beurteilung  erfahren.  (Sine  Reihe  SBor* 
würfe  würben  gegen  ifjn  erhoben  unb  werben  noch  t)eute  erhoben,  bie  ich 
für  unbegrünbet  ^alte.  Witt  fte  aufteilten.  SSor  Ottern  greift  man 
feine  3agbgefe£e  an.  (£in  letbenfchaftltcher  Säger,  lief  ber  Köllig,  um  einen 
ungeheuren  3agbbe§irf  $u  gewinnen,  ba  bie  ©röße  ber  vorhanbenen  $&aU 
ber  i^m  nicht  genügte,  60  $trchfptele  in  2Mt*  unb  ^amfhire  wüfte  legen, 
fiebelte  bte  dauern  an  anbern  Drten  an,  unb  befe^te  bie  veröbeten  gelber 
mit  Räumen  unb  Sßüb.1)  Dtefer  $arf  erhielt  ben  tarnen  be$  neuen 
gorfts.  5lußer  bemfelben  erwähnt  baö  3)ome6batyboof  noa)  vier  größere 
SBannwälber  ber  itrone :  28tnbforforft  in  23erffhtre,  ben  ©raveltngerforft  in 
Siltfhire,  2Btnburnforft  in  2)orfet,  unb  SÖtchwoob  in  £)rforbfl)tre.2)  Rte* 
manb  burfte  ohne  be£  Königs  befonbere  (Srlaubntß  biefelben  betreten.  2Btl* 
berer,  bie  ein  Rer),  einen  £irfdj,  ein  wilbeS  Schwein  töbteten  ober  wegfien* 
gen,  würben  mit  SBlenbung  beftraft.  3)ura}  gleich  harte  23ußen  fehlte 
Wilhelm  bte  §afen. 3)  2)ie  $lnglofachfen  pflegten  von  ihm  ju  fagen,  er 
liebe  ba£  28tlb,  atö  wäre  er  beffen  23ater.  ^Biele  SBeftfcer  von  9J?anerten, 
bie  auf  bem  ©runbe  lagen,  welchen  ber  Äönig  jum  neuen  gorfte  jog,  Ratten 
einen         ihrer  ©üter  abtreten  müffen.4) 

Wlan  fann  eine  fola)e  3agbwutf)  nimmermehr  loben,  aber  gewiß  ift, 
baß  ©rünbe  vorliegen,  welche  §ur  (Sntfchulbtgung  btenen.  (Srftltch  fyat  ber 
^önig  auf  ba$  SBofyl  beS  SlcferbaueS  gebührenbe  Rücfftcf)t  genommen.  2Me 
föniglichen  gorfte  waren  eütgefriebtgt,  ober  mit  3äunen  umgeben,  wie  fdt)on 
aus  bem  2öorte  %fy?r$tyt$c  (Deorhege)  erhellt,  bag  für  fte  gebraust  wirb.5) 
5luch  ift  ^äuftg  von  befonberen  dachten  bte  Rebe,  welche  bte  umliegenben 
33e§trfe  in  gefe^lich  beftimmter  Reihenfolge  $u  leiften  hatten,  um  ju  verf)tn* 
bem,  baß  ba$  2Bilb  ^eraudfomme.  $)er  5lcf erbau  litt  baf)er  burch  be6 
Röntge  Seibenfehaft  feinen  erheblichen  Schaben.  Sie  ber  $öntg  feine  gor* 
ften  einfriebigen  ließ,  fo  würben  auch  bie  größeren  SBafallen,  Welche  befon* 
bere  3agbbe$trfe  fyattm,  gezwungen,  2)affelbe  §u  tf)un.  (Sine  -JRenge  fola)er 
abgefchloffener  $arfe  fommen  im  £)ome6bav;boof  als  (Stgentfmm  einzelner 
©roßen,  auch  geiftlicher  Stifte  vor.6) 

güre  Smitt  fann  nicht  bezweifelt  werben,  baß  bte  3agbgefe£e  Sil* 
r)elm$  gegen  bte  krümmer  be6  angelfächftfchen  $lbel$  gerichtet  waren.  Un* 


*)  Stod&eöne  ©.  781,  a.  2)  eilig  I,  104.  3)  Sparten,  Anglia  sacra  I,  258. 
Chronic,  saxonic.  ed.  Gibson  @.  191.  4)  (§Ui$  a.  a.  D.  @.  104,  ÜTCoten  flg.  6)  An- 
cient  laws  @.  185.       6)  @Ut$  L  113. 


«BierteS  93ud).    (Sa}>.  30.    S)flö  lefete  Safjt  2Biu)efoiS.    (Sein  Xob.  655 


ter  ben  jfritytlmger  Röntgen,  fo  wie  unter  (Sbroarb  bem  Vcfenner,  Ratten 
bte  ©utSbeftfjer  baö  9ffed)t  geübt,1)  auf  ihrem  ©runb  unb  53oben  ju  jagen. 
SQSäre  nun  bte  gleiche  23efugniß  in  2Öilf)elm$  Reiten  aufrecht  geblieben,  fo 
würben  mcfyt  bte  93auern,  fonbern  bte  verarmten  9lbfömmlinge  ber  %hanc 
©ebrauef)  batton  gemalt  fyaUn.  5lber  ber  jtöntg  fam  Dem  juttor,  unb  ich 
glaube  mit  9fecbt.  3agb  fällt  mit  Hebung  tn  Staffen  jufammen.  2Btlf)eIm 
wollte  ntebt  unb  fonnte  nicht  wollen,  baß  bte  ehemaligen  $hane  Staffen 
tragen:  fte  fottten  £anbwerfe  lernen,  ^anbelfcbaft  treiben,  ober  wenn  e$  fte 
burebauö  nach  bem  ©ewer)r  gelüftete,  als  gemeine  €oIbaten  in  baö  föntgliche 
©olbfjecr  eintreten  unb  buref)  treue  Dtenfte  ba6  Slnbenfen  an  bte  Verbrechen 
tr)reö  ©tanbeS  ausmerzen.  2)cr  war)re  (Sachverhalt  flimmert  au3  einer 
(Steife  ber  ©achfenchrontf  ^erttor,  roo  angebeutet  wirb,  bie  armen  (Sacbfen 
hätten  über  baö  3agb$erbot  2Bilhelm3  gemurrt,  Weil  e3  tr)ren  legten  @r* 
werb  bebror)te.  „Allein  ber  $öntg,"  fügt2)  bte  (Sljronif  bei,  „befümmerte 
ftcf)  nichts  um  baö  ©erebe  ber  Un^ufriebenen."  Dtefe  SJhtrrenben  waren 
r)anbgreifltch  (Sö'fme  verarmter  $hane- 

9?ictjt  minber  als  bte  Verorbnungen  über  baS  3agbwefen,  werben  bie 
^olijetgefe^e  SBtlhelmS  tton  Manchen  getabelt.  3)aS  neue  jlöntgSrecht 
fc^rteb3)  t>or:  „jeber  grete  mittleren  ober  nieberen  ©tanbeS  muß  einen  am 
gefer)enen  9J?amt  als  ^Bürgen  [teilen,  ber  für  alle  klagen,  welcbe  gegen  ben 
Verbürgten  einlaufen  mögen,  gerichtliche  ©eroäfjrfcfyaft  letftet. "  53eim  erften 
oberflächlichen  Slnblicf  fonnte  eS  fchetnen,  als  habe  btefeS  ®efe$  ben  3*wcf, 
alle  fleinen  greten  §u  nötigen,  baß  fte  in  Vafallenfcbaft  treten.  5lber  bie 
(Sache  verhält  ftch  anberS.  SBett  unb  breit  gab  eS  längft  auf  bem  Sanbe 
faum  einen  9D?enfchen,  ber  nicht  im  Verbanbe  $um  Röntge  ober  $u  ben 
Dber*  unb  Unterttafallen  ber  Ärone  ftanb,  unb  auch  bte  ^Bürger  ber  <5täbte 
htengen  ttom  Röntge  ober  beffen  ©roßen,  ober  enbltch  fcon  ihren  Dbrtgfet; 
ten,  ben  (Stabträthen,  ab.  2)aS  fragliche  ®efe£  verfolgte  »telmehr  ein  gah§ 
anbereS  3k\:  eS  war  barauf  berechnet,  §u  tterr)tnbern,  baß  bie  Mächtigen 
ihre  Vormunbfchaft  über  Untergeorbnete  §u  ftraflofen,  für  fte  mißlichen  Ver* 
brechen  mißbrauchten. 

Der  Znt  fährt  fort:  „ift  eine  jtlage  gegen  einen  Verbürgten  etnge* 
laufen,  unb  ha*  berfelbe  ftch  burch  bie  glucht  bem  5lrme  ber  ©erechttgfett 
endogen,  fo  muß  ber  Vürge  für  bie  Älage  einftehen,  unb  fyat  überbteß  ftch 
$u  reinigen,  baß  er  mit  bem  Entronnenen  nicht  jufammenfpielte."  DtefeS 
©efejj,  rote  §wei  anbere,  bie  ich  unten  anführen  werbe,  geftattet  einen  tiefen 
Vltcf  in  bte  Verberbniffe  ber  Vafallenwelt.  Seit  ben  Säten  ber  Vlüthe 
beS  engltfchen  9^etc£)^fürftentr)umö  hatten  gewiffenlofe  ©roße  ftch  gewohnt, 
jweibeutige  Seute,  Räuber,  in  ihre  Dienfte  ju  nehmen,  bte  bann  einen 


l)  (Sütö  I,  113.       2)  Ed.  ©tbfon  @.  191.       3)  Ancient  laws  @.  213.  14. 


656 


*Pabft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3fifalter. 


ir)reö  (§rroerb6  an  bie  ©c^u^erreit  abgeben  mußten.  Siefen  klagen 
ein,  fo  gaben  fte  ben  (Schüblingen  einen  2ßinf  ju  entroifchen,  roufchen  ttjre 
£änbe  in  Unfchulb  unb  fprac^cn  ju  ben  Klägern:  „tt>aö  ($ua)  roiberfahren, 
tfjut  Unö  leib,  roir  ftnb  unfrfjulbig,  roaS  aber  ben  $Il)äter  betrifft,  fo  ift 
berfelbe  entflogen.    ©efyt  weiter,  roir  fönnen  (Sud)  nicht  Reifen." 

©olc^e  2lu6reben  fchnitt  baö  ^önigörec^t  fur§  ab,  inbem  e$  verfügte: 
fein  Diener,  fein  6chu£befof)lener  irgenb  roelcber  5lrt  wirb  gebulbet,  für 
ben  nicht  ber  «g>err  als  93ürge  einfielt.  Vcgef)t  ein  fotdt)er  ein  Verbrechen 
unb  entfliegt,  fo  nimmt  man  ben  §errn  alö  ©chulbigen  am  ^opf. 

üfttcfyt  nur  bie  Nachbarn,  fonbem  auch  bie  Verbürgten  felber  fchüfcte 
ba$  neue  «ftönigSrecht  gegen  mögliche  Verbrechen  beö  ^>errn.  @in  jvoeiteö 
@efe$  2Ötft)efmö  befagt:1)  „Sir  wollen,  baß  alle  normannifchen  Dienftleute, 
bie  Un3  in  unfer  D^etdt)  gngfanb  gefolgt  finb,  ober  bie  fyäter  fyieljer  über* 
ftebclten,  überall  unter  unferm  «Schule  fter)en.  2Birb  ein  foldjer  erfragen, 
fo  r)at  ber  Dtenftherr  beffelben  5  Sage  'Sät,  ben  -JRörber,  roenn  er  e6  »er* 
mag,  t>or  ©ertcfjt  ju  [teilen.  Slmt  er  Solches  nicht,  fo  muß  er  an  uns  bie 
9J?orbbuße  tton  46  Wart  (Silber  entrichten,  deicht  ba$  Vermögen  be$  Dtcnft* 
fjerrn  ntdt)t  auS,  fo  tritt  bie  £unbertfd)aft,  in  roeld)er  ber  9ftorb  erfolgt  ift, 
für  ben  $eft  ein/'  Itoerfennbar  betrachtet  biefeS  ©efe£  ben  $erm  al$ 
Urheber  beS  9J?orbe3  unb  weist  barauf  tyxx,  baß  Verbrechen  ber  befdjriebe* 
neu  5(rt  ^ciuficj  begangen  würben.  Schlechte  ©ebieter,  bie  irgenb  etwas 
auf  bem  ©ewiffen  Ratten,  fonnten  nid)t  tterlu'nbern,  baß  ber  ober  jener  it)rer 
Vebienten  hinter  ben  Unratf)  fam.  Denn  wo  vermag  ein  §err  feine  ger)ei* 
men  £t)aten  »or  bem  £ua)Sauge  beS  ©eftnbeS  $u  verbergen! 

Sonft  in  ber  reichSfürftlichen  3eft  fcbafften  «Solche,  bie  (Sntbecfung  füra> 
teten,  fta)  ben  läfttgen  Saugen  burct;  einen  Dolchftoß  ober  ©ift  »om  $alfe. 
§lber  ba$  ging  unter  2ßtlhelm  nicht  met)r,  fintemalen  er  ben  für  flechte 
fürchterlichen  ©runbfajj  aufftellte :  ber  £err  muß  entroeber  ben  TOrber  fet^ 
neS  erfchlagenen  Vebienten  an  baS  $uftänbige  ©ericht  abliefern,  ober  felbft 
für  ben  5Q?orb  einftet)en.  3a)  bin  überzeugt,  baß  biefe  Verorbnung  ber 
$rone  (Snglanb  gleichen  duften  brachte,  ai6  fyeut  $u  Sage  bie  Einrichtung 
einer  foftbaren  geheimen  $olijei  fchaffen  mag.  3eber  Vafalle,  ber  auf  böfen 
2Begen  gieng,  t)atk  ©runb  ju  fürchten,  baß  irgenb  einer  feiner  Diener 
Slnjeige  bei  §ofe  mache.  9?ur  wer  allen  ©elüften  beS  Verrats  am 
nige  entfagte,  fonnte  ftch  völliger  Sicherheit  erfreuen. 

Die  fragliche  Verorbnung  fefct  offenbar  ttorauS,  baß  ber  gemorbete 
Diener  ftct)  auf  bem  ©ute  feines  <£>errn,  ober  gar  um  beffen  $erfon  be* 
fanb.  5lber  wie  bann?  roenn  irgenb  ein  Dienftmann  auf  frembem  ©runb 
unb  Voben  unb  burch  frembe  33o6^eit  erfragen  warb?  $uch  gegen  folche 


')  Ancient  laws  @.  211,  9fr.  3. 


Viertes  f&n$.    (Sap.  30.    2)aö  lf$te  3afjr  2Bttr;eImö.    ©eine  Gabler.  657 


gälle  traf  König  aßftyelm  95orfe£)r.  (Sin  brttteS  ©efe$l)  lautet:  „wenn 
ein  granfe  (Normanne)  bura)  Sftorb  fiel,  unb  bte  33evt>ot)ner  ber  Rimbert* 
fcf>aft  ben  TOrber  nicht  innerhalb  ad)t  Sagen  greifen  unb  vor  be3  Königs 
©erichte  ftellen,  fo  ^aben  fte  bte  -Üftorbbuße  von  47  9D?arf  (Silber  $u  ent* 
richten." _  SÜfan  fter)t,  lefctere  Verfügung  mad)te,  fobalb  ber  £f)äter  nicht  an* 
gezeigt  warb,  bte  3nfaffen  ber  ^unbertfehaften  für  alle  in  ihrem  Bereiche 
begangenen  Sßerbredjen  verantwortlich,  unb  nötigte  fte,  tf)re$  eigenen  $or* 
tr)eil$  wegen  forgfälttg  über  bie  (Sicherheit  ber  9ietfenben,  namentlich  ber 
gefaßten  normannifchen  3)tenftleute,  $u  wacr)en. 

2lllerbtng3  fthb  biefe  ©efe£e  t)art,  aber,  auet)  gefreit  unb  nothwenbig. 
£>enn  ich  fer)e  nicht  ein,  wie  man  anberg  ber  ©efcjjloftgfeit,  m\fy  unter  bem 
Regiment  ber  ©aufötttge  einriß,  grünbltch  hätte  fteuern  fönnen.  ©ie  tru* 
gen  bte  grüßte,  welche  ein  (£f)rontft  beS  fväteren  Mittelalters  mit  ben 
^Borten  fdn'lbert :  2)  „König  2^tlr)e(m  liebte  ben  Sanbfriebcn  über  bie 
SDkßen,  er  bürftete  nad)  bem  93lute'  ber  Sobtfchläger,  9ftörber  unb  Räuber, 
bereu  Verbrechen  er  unerbtttlid)  beftrafte.  Unter  tt)m  ()errfa}te  foletje  ©icher* 
r)ett  im  Sanbe,  baß  ein  9JI abaßen  mit  einem  <Sarf  voll.  ©olbeS  unangetaftet 
von  einem  (£nbe  be$  Meiches  jum  anbern  reifen  fonnte." 

(Snbltch  brtttenS  behaupten  einzelne  ©chrtftfteller  bcS  12.,  ja  t>telleidr)t 
fdjon  vom  (Snbe  be$  11.  SafyrfyunbertS,  3ötlt)elm  habe  entweber  felbft  um 
würbtge  ^Bewerber  &u  getftttchen  Remtern  erhoben,  ober  wentgftenö  nicht 
verr)tnbert,  baß  folaje  bura)  Rubere  beförbert  Horben  feien.  Drbertch  fchretbt:3) 
„gewiffe  (Slertfer,  welche  fta)  ben  Slnfdjem  ber  Sugenb  unb  3Bet6t)ett  $u 
geben  wußten,  ftrömten  am  ^ofe  jufammen,  warteten  bort  mit  größtem 
gleite  auf,  um  fette  $frünben  §u  erf)afchen,  unb  festen  ju  biefem  3wetfe 
alle  fünfte  ber  Schmeichelet  in  Bewegung,  felbft  foldje,  bie  ihrem  Berufe 
©cr)anbe  machten.  Unb  leiber  erreichten  mehrere  ihren  3wecf.  233te  gür* 
ften  ihren  knappen  6olb  für  beren  £>tenfte  befahlen,  fo  erhielten  einzelne 
©efdjorene  al6  Sohn  für  ihre  Kriecherei  au$  ben  ^änben  von  Saien  23iS* 
thümer,  Abteien,  sßrobfteien,  Strchibtafonate,  £)efanate  unb  anbere  firchliche 
Stürben,  bie  von  Rechtswegen  nur  reinem  Sanbel  unb  grünbltcber  2ötffen* 
fdjaft  verliehen  werben  feilten.  2)te  bevorzugten  (Steriler  unb  Mönche  lei* 
fteten  bann  ben  weltlichen  gürftett,  benen  fte  ihre  Erhebung  verbanden, 
©egenbtenfte,  welche  ftet)  mit  bem  2Befen  beS  (SleruS  gar  nicht  »ertrugen. 
Sttte  ergraute  siebte  würben  bura)  2lnbrohung  weltlicher  ©ewalt  in  ©chreefen 
gefegt,  unb  ohne  Urtf)etl  unb  $ea)t  auS  ihren  ©tfcen  vertrieben.  2)ie  9fttetr)> 
linge,  bte  man  an  ihrer  ©tatt  ben  Klöftern  aufbrängte,  waren  nicht  Mönche, 


')  Ibid.  <S.  206,  9lr.  22.  2)  Wharton,  Anglia  sacra  I,  258  Wlitk.  8)  2)u* 
ctyeSne  ©.  523,  c.  d. 

@  f  v  q  t  c  v ,  $a6ft  ©tegoriu«  vu.  58b.  Ui.  42 


658 


$a6ft  ©rcgortuö  VII.  ttnb  (ein  Bettalter. 


fonbern  Sütljericfee  unb  Scannen.  3«  ben  «ftloftergemeinben  nahmen  ftc 
eine  (Stellung  ein,  ungefähr  wie  in  ber  gäbet  bcr  2öoIf  jur  6d)aaff)eerbe." 

£)rbertd)  bringt  biefe  Sä£c  üor,  fürs  nacfybem  er  gemelbet  fyat,  baß 
bie  Arbeit  feinet  Vorgängers,  beS  2lrd)ibiafonS  bon  £ifteur,  welche  er  regele 
mäßig  auSfcfjreibt,  nur  bis  jum  Safyre  1072  reiche  unb  fürber  ntdt)t  mefyr 
bon  ir)m  benü^t  werben  fönne.  Max  ift  bat)err  baß  er  obige  Sporte  nicfyt 
einer  normannifcben  Duelle,  fonbern  ben  Slufjeiajnungen  irgenb  eines  angele 
fäcfyftfdjen  MöncbS  unb  §war,  nact;  bem  ganzen  £one  §u  fließen,  eines 
tton  Ü)enen  entnahm,  bie  nacr)  bem  nortljumbtifcrjen  Slufftanb  von  1070 
maffenweife  verjagt  worben  waren.  Dbgletd)  biefe  Wienern,  wie  oben 
gezeigt  worben,1)  bie  3ucf)trutf)e,  weiche  fte  traf,  im  ©anjen  wofyl  verbtent 
Ratten,  atmeten  fte  nichts  afö  ©ift  unb  ©alte,  unb  rächten  fta)  an  Denen, 
welche  fte  für  bögartige  geinbe  gelten,  babura%  baß  fte  bereu  guten  $uf 
antafteten.  (Bin  fötaler  gall  liegt  fyier  bor:  benn  was  £>rberict;,  frember 
6c^mät)fuc^t  bienenb,  $u  Marfte  bringt,  f)äuft  nfcfyt  etwa  bloS  auf  beS 
Königs  «gmupt  einen  fa^weren  Vorwurf,  [traft  nicbt  etwa  bloS  bie  93er* 
ftdjerung  Sügen,  bie  2öill)elm  fo  feierlidj  auf  feinem  Sobtenbette  gab,  baß  er 
ftetS  nur  würbige  Bewerber  beförbert  t)abe,  fonbern  eS  würbe  aua),  wenn 
eS  wafyr  wäre,  ein  SBerbammungSurtfyetl  gegen  ben  Metropoliten  bon  (San* 
terburr;  begrünben. 

£>enn  wenn  £anfranf  ruf)ig  gefct;er/en  lief,  baß  9)?ietf)linge  wie  bie, 
bon  benen  Drbericb  fyrict;t,  ni#t  bloS  Abteien,  fonbern  fogar  23iStf)ümer 
einnehmen  burften,  fo  r)at  er  feine  *Pfltdjten  gröblich  »erlebt.  2)oa)  gerabe 
in  biefem  ^auptpunfte  Serratien  Drbertct;S  leibenfc^aftlic^e  SBorte  felber  ir)re 
Unlauterfeit.  £)a  er  nämlia)  bie  ^Beübung  braucht,  Saien  (in  ber  Mefyr* 
$af)l)  Ratten  33tStfntmer,  Abteien  u.  f.  w.  wie  (Solb  an  knappen  t>er^ 
tfyeilt,  folgt  notfywenbig,  baß  außer  2öilr/elm,  bon  bem  er  nur  in  einfacher 
3af)l  reben  fonnte,  auet;  noct;  anbere  Männer  beS  «£>ofS  über  33iStr)ümer 
verfügten.    9?un  ift  aber  bieß  eine  baare  Unwafyrfyett. 

$em  einziges  Seifpiel  fommt  in  ber  ®efcbtct)te  (SnglanbS  jwifdjen 
1066—1087  bor,  baß  QSafallen  ©tüljle  vergaben,  nur  ber  $önig  r)at  bie* 
feS  $ecbt  geübt,  unb  auef)  er  ntdjt  olme  (Sdjranfe,  beim  er  mußte  borfyer 
bie  3uftimmung  beS  $abfteS  ober  feines  (Stellvertreters,  beS  (SrjbifcbofS 
Sanfran!  von  ßanterburty,  einholen.  @twaS  anberS  behielt  eS  ftdj  aller* 
bingS  mit  Abteien.  2)enn  ba  manche  normannifdje  ©roße  auf  ifjre  Soften 
Softer  gegrünbet  Ratten,  war  eS  unbermetblitf),  baß  fte  als  Stifter  bei  ($r* 
nennung  ber  Siebte  eingriffen. 

SllS  23eleg  für  feine  33ef)auptung  füt)rt  £>rberict;  jwei  23eiftriele  an,  bie 
ftcr)  aber  nur  auf  Slbteten,  ntdt)t  auf  8iStf)ümer  bejiefjen.  ($r  felbft  läßt  alfo, 


>)  @.  440  flg. 


SSterteS  93u$.    (5a£.  30.    2)a3  lefcte  3djr  2ÖtU)eImg.    ©eine  Gabler.  659 

rote  man  fter)t,  pfüfcfjvoetgcnb  bte  Anflage  auf  unroürbtge  23efe£ung  oon 
Stühlen  fallen,  ©inen  ber  beiben  Vorgänge,  bte  er  r)erbetstef)t,  fennen 
roir  aus  anbem,  mtnber  oerbäaVtgen  Duellen,1)  td)  roerbe  bafjer  btefe  reben 
Iaffen.  9cadjbem  bte  Abtei  ©laftonburV)  bura)  ben  $ob  be3  AbtS  @gelnotr), 
ber  au$  fäa^ftfc^em  33lute  ftammte,  erlebtgt  Horben,  »erltel)  ber  ^ö'nig  bte* 
felbe  1082  an  ben  Normannen  Surftan,  bisherigen  Wonfy  im  Softer 
$u  (Saen. 

2)te  angelfftd)ftfaje  ©emetttbe  r)af  te  ben  neuen  9ßotfter)er  »Ott  oorntjeretn 
bop!pelt,  als  einen  @tnbrtngltitg  unb  als  einen  Normannen,  unb  balb  famen 
nocr)  befonbere  ©rünbe  ber  Uusufrtebenfyett  fyinsu.  Ü)aS  Softer  roar  »er* 
armt,  roeil  ber  Jlöntg  naa)  ber  Eroberung  manche  ©tiftSgüter  eingesogen 
unb  an  Solbaten  »erliefen  !)atte.  Um  ju  fyaren,  fc^mälerte  Surftan 
ben  SBrobforb:  baS  rourmte  ben  Wonfyen  unb  laut  murrten  fte  über  bie 
Äargtyeit  beS  AbtS.  Surften  tafUk  auct;  nocf;  anbere  ©evt>ol)nr)etten  feiner 
angelfäc^ftfc^en  §eerbe  an.  3n  gefamp  brüben  tyatte  ber  normannifc^e 
9J?öna)  2Ötlr)elm  einen  neuen  jtloftergefang  erfunben,  ber  »tel  Beifall  er* 
r)telt  unb  in  mannen  Softem  beS  geftlanbeS  bie  alte  @regortanifd)e  Steife 
beS  ©efangS  oerbrängte.  Aua)  bem  Abte  Surften  gefiel  ber  neue  ©efang 
beffer  unb  er  befahl  bat)er  feinen  SBenebtfttttern,  benfelben  ansunerjmen,  unb 
ben  ©regortamfajen,  an  ben  fte  geroöljnt  waren,  aufzugeben. 

2)tejj  brachte  bie  lättgft  fetmenbe  ©iifyrung  §um  AttSbrudj.  (StneS  SagS 
fünbtgten  fte  bem  Abte  förmlta)  ben  ©eljorfam  auf,  inbem  fte  irjtn  erflärten, 
bap  jte  fortfahren  roürben  §u  fingen,  roie  man  im  Softer  fett  alter  3>tit 
gefungen  r)abe,  unb  nta^t  rote  er  es  ttyranntfcr;  »erlange.  3)od)  ber  Abt 
ließ  ftcf)  nia)t  einflüstern,  fonbern  bot  feine  StiftSfolbaten  auf.  9cun  »et* 
fa)an§ten  fta)  bie  roiberfyenfttgen  Wontye  in  ber  $tra)e  unb  »errammelten 
bie  Styore.  Aber  (entere  rourben  mit  ©eroalt  gefyrengt,  unb  im  ($f)or  ent* 
ftano  ein  förmlidjet  Äampf.  £)ie  SOtönd^e  fd)tugen  mit  hänfen  unb  £eua> 
tern  bretn,  bie  Solbaten  sogen  »om  £eber;  baS  (Sttbe  roar,  bag  sroet 
9ftönd)e  baS  Seben  oerloren,  oterjeljn  f^roere  2ßunben  ba^ontrugen,  aud) 
»on  ben  Solbaten  rourben  mehrere  oerle$t.  5116  ber  .Äöntg  »on  btefett 
Auftritten  ^unbe  erhielt,  fd)idte  et  ben  Abt  in  fein  itlofter  nacb  Säen 
jurücf,  bie  Sftöndje  aber  lief  er  greifen  unb  jur  Gmtferferung  in  oerfdjtebene 
englifa^e  Softer  »erteilen. 

2)tef  ift  baS  ^atfäa)lt^e.  Auf  roeffen  Seite  liegt  bie  €a)ulb?  3a) 
benfe  auf  Seiten  ber  9ttimd)e:  fte  r)aben  grc*  gefehlt.  SBo^xn  mü^te  eS  mit 
flöfterltct)er  2>vifyt  fommen,  roenn  9Äöna)e  fta)  ^erauSneljmen  bürften,  intern 


l)  Chronic,  saxonic.  ed.  Gibson  <S.  184.  Flores  histor.  <&.  640  unten  flg.  ferner 
aOBt^elm  »on  2Walme06ur^  <Sai?ile  <S.  254  gegen  unten  unb  ©ale  III,  330  passim,  331 
unten  flg. 

42* 


660 


$abfl  ©regomtg  VII.  unb  [ein  3ettalter. 


Abte  ben  ®«|orfam  aufeufünbtgen.  £)l)ne  grage  ftcr)t  bem  Abte  baS  9*ect;t 
beS  SBcfehlS  §u,  unb  wenn  er  gebeut,  baf?  ftatt  ber  ©regortantfehen  Seife 
bte  normanmfehe  angeftimmt  werben  folle,  fo  werben  gewtffenr)afte  Mönche 
normanntfeb  fingen.  3)emt  bie  SBorauöfetjung  gilt,  baf  er  ntc^t  or)ne  ©runb 
fo  etwas  anorbne,  wäre  e$  auch  nur,  um  ben  ftarren  9cacfen  wtberfyenftt* 
ger  $Iofterbrüber  unter  bte  Siegel  beö  ®ef)orfam0  §u  beugen.  $)er  Zottig 
r)at  ben  Abt  beftraft,  vermutf)ltd)  Weil  er  glaubte,  ba£  Surften  ntd)t  gleich 
511m  5teuf erften  hätte  fc^retten  follen.  Aber  (Srgbifcbof  £anfranf  fyelt  le^te* 
reit  für  unfcf)ulbtg,  benn  in  einem  fetner  Briefe1)  ergreift  er  unverfennbar 
*Partr)et  für  £urftan  unb  tröftet  if)n,  baf?  er  sulcljt  Ofecht  ftnbcn  werbe. 
3n  ber  %v)at  tft  S'urftan  nach  St(f)elm6  be$  Eroberers  £obe  —  unb  fteber* 
lief)  titelt  ol)ne  SanfranfS  3utf)un  —  wieber  in  bie  Abtei  etngefe£t  worben. 
9J?etne6  ^raebtenö  fyat  baö  „9?tchtfchulbtg/;,  von  einem  tarnte  wie  Sanfranf 
ausgebrochen,  unenblich  mer)r  ©ewiebt,  aI6  bte  Auflagen  von  r)unbert  tut* 
befannten  angelfäa)ftfc^en  9Jcönd)en,  bie  noct)  baju  in  eigener  6ad)e  richten. 

5>er  swette  von  £)rberia)  erwähnte  gall  betrifft  ben  normanntfehen 
SJ?önd)  ©utmunb,  unb'  bjtertn  ift  £)rbertd)  ber  einige  vorfyanbene  3cu9e- 
(£r  erzählt2)  golgenbeS:  „^ö'ttig  Silhelm  hatte  von  bem  tugenbfjaften  San* 
bei  beS  9J?önch$  ©utmunb  gehört,  ber  im  normannifchen  Softer  §um 
ligen  Seutfrteb  lebte,  er  lub  tlm  $u  ftdj  nach  (Snglanb  ein  unb  bot  il)m 
eine  t)ot)c  ^irchenwürbe  an.    ©utmunb  wies  jebodj  baS  Anerbieten  jurücf." 

Aus  btefem  Anlaffe  legt  tf)m  Drberta)  eine  lange  9lebe  in  ben  Sfliunb, 
beren  fur§er  3nr)alt  etwa  biefer  tft:  „ich  bin  §u  alt,  um  Anbere  §n  lenfen, 
währenb  ia)  mich  faum  felbft  auf  ber  23af)n  beS  feiles  feft  §u  galten  ver* 
mag,  auch  fenne  td)  Weber  bie  (Sitten,  noch  bte  ©vracbe  ber  ©etftlichen 
btefeS  £anbe£,  beren  SBrüber,  SBäter,  greunbe  3fyr  mit  bem  Schwerte  er* 
f ablagen,  ober  verjagt,  ober  m8  ©efängntfj  geworfen  unb  ir)rer  ©üter  be* 
raubt  r)abt.  2)te  fyeütge  Schrift  bulbet  nicf)t,  baf  einem  SBolfe  Birten  mit 
©ewalt  aufgenötigt  werben.  An  bem  D^aube,  ben  3fyr  unter  greulichem 
^Blutvergießen  ben  Angetfachfen  entrtffet,  barf  ein  treuer  Liener  beS  $errn, 
ber  gefcfyworen  l)at,  ber  Seit  §u  entfagen,  unb  aus  Siebe  §u  ©Ott  ba6 
eigene  ©ut  ^tn§ugeben,  nimmermehr  ftdr)  betl)etltgen.  2)a6  ©efe^  verbietet 
bem  *ßrtefter,  ^Beute  an§unel)men,  felbft  wenn  fte  auf  ben  Altar  gelegt 
Wirb.  2)enn  e6  fielet  gefebrteben:  wer  baö  (Sfgentl)um  beS  Armen  opfert, 
tr)ut  nicht  beffer,  al3  wenn  er  ben  @ol)n  im  Angeft ebt  ber  Altern  erwürgte. 
Senn  ich  erwäge,  wa$  %\tx  vorging,  erfchetnt  mir  btefeS  gan^e  C^eia)  wte 
ein  Sanb  beö  glucheS,  unb  ich  fürchte  mta),  bie  von  (Sud)  jufammengehäuften 
6chafee  ju  berühren,  alö  loberte  höüifcheö  geuer  in  benfelben/y  u.  f.  w. 

„£)hne  Vorwurf/'  fät>rt  Drberich  fort,  „ließ  ber  ^önig  ben  füljnen 


l)  Epist.  53.  Opp.  ©.  327.       2)  Qutytet  @.  524  flg. 


#ievteg  Surf).    (£<tp.  30.    3)aö  lefcte  Satyr  SBBiUjelmS.    (Seine  Gabler.  661 

(Sprecher  auSreben  unb  ertfjeilte  il)tn  Urlaub,  im  grieben  naa)  feinem 
Softer  3urücfsufe()ren.  23alb  verbreiteten  ftd)  ©entarte,  baß  ber  9J?önä) 
©utmunb  bie  Eroberung  EnglanbS  für  ein  93erbrea)en,  bie  normannifa)en 
Elerifer,  rocla)e  in  Englanb  or)ne  Einwilligung  ber  Eingeborenen  23i3tr)ü* 
mer  unb  Wkkien  aus  SSSil^elmö  ^ä'nben  annahmen,  für  9flitfa)ulbige  be$ 
$aubö  erHärt  fjabe."  5Me  geinbe  be$  Königs  triumvf)trten,  aber  feine 
2(nf)änger  Verden  bem  2J?öna)e  nia)t.  3n3gef)etm  verfolgt,  oerlief  ©ut* 
munb  bie  9?ormanbte  unb  ging  erft  naa)  9?om ,  fväter  naa)  foulten  ju  ben 
borttgen  Normannen.  Er  foll,  laut  ber  $erfia)erung  £>rberia)6,  jum  Erj* 
bifa)ofe  von  Slverfa  erhoben  roorben,  unb  r)oa)betagt  al6  ein  ^eiliger  ge* 
ftorben  fein.  Sparen  bie  Sucbfe  von  Julien  beffer,  als  ber  Sb'roe  5tlbion$? 
ober  beruhten  bie  l (einen  9^etcr)e,  bie  jene  bort  gegrünbet,  auf  einem  anberen 
$ea)te,  als  bem  beS  6a)roerte3  ? 

3a)  will  nta)t  in  5lbrebe  §ief)en,  baß  —  bie  bua)ftäblia)e  2Öaf)rl)eit 
be6  von  £>rberta)  erftatteten  23eria)tS  vorauSgefe^t  —  ©utmunb  e$  eljrlia) 
meinte.  2lber  für  weife  fann  id)  feine  9iebe  nia)t  galten,  er  fpria)t  meines 
Eraa)ten6  nta)t  wie  ein  vernünftiger  Sflamt,  ber  bie  SÖBclt  fennt,  fonbern 
wie  ein  ibealiftifa)er  Träumer.  2)cr  jtlofterbruber  vom  I).  Seutfrteb  miß* 
billigte  bie  Eroberung  EnglanbS.  ©ut!  2lber  wenn  2öilf)elm  nia)t  über  ben 
itanal  l)inüberjog,  nia)t  bei  §afttng$  ftegte,  würbe  baS  angelfäa)ftfa)e  Eng? 
lanb  unfehlbar  von  (Stufe  §u  (Stufe  weiter  verfunf en ,  roürbe  ber  ffanoma* 
vifa)e  Horben  in  bie  ©reuel  £)btnS  unb  beS  (SeeraubS  §urücfgefallen  fein, 
ftatt  baß  jener  3«9  ^tne  ßufunft  voll  $ur)m£  unb  c^rtftlicfeer  ©eftttung 
anbahnte. 

Eine  neue  ©eburt  war  e6,  was  ber  Normanne  in  Sllbion  fa)uf. 
(Solare  Entwicklungen  foften  ftetS  SBIut  unb  $f)ränen,  allein  ber  vorüber* 
gefyenbe  Sa)mer§  wirb  bura)  bauernbe  $rüd)te  aufgewogen.  3nbem  bie 
Sefyre,  wela)e  ©utmunb  aufftellt,  ben  ©utgeftnnten  e$  unterfagt,  felbft  in 
außerorbentlia)en  Sailen,  verborbene  3uftänbe  ge roaltf  am  abjuänbern,  ver* 
lunbert  jte  nur  bem  (Scheine  naa)  Umwälzungen,  in  ber  Zfyat  gibt  fte  bie 
SBelt  für  immer  ben  (gebleuten  $retS,  beim  biefe  belümmem  fta)  überall 
ma)t$  um  bie  93orfd)riften  beS  a)rtftlta)en  ©laubenS.  233ie  hätten  bie  angel* 
fäa)ftfa)en  ©aufönige,  benen  2Ml>elm  naa)r)er  baS  ©a)wert  auf  bie  SBruft 
fefcte,  in  bie  gauft  gelabt,  wenn  ber  Normanne  fta)  bura)  Einreben,  roie 
bie  ©utmunbS,  von  bem  SBorrjaben,  Englanb  §u  erobern,  abbringen  lief! 
Sie  würben  fte  befyaglia)  tf>r  attcS  Siefen  fortgetrieben  fjaben! 

3a)  glaube,  ©utmunbS  £efjre  unterliegt  nod)  einem  anberen  gewia)tt* 
geren  Vorwurfe:  fte  ftö'ßt  bie  mittelalterlia)en  begriffe  von  sJtea)tmäßigfett 
(Legitimität)  um.  £atte  nta)t  ber  Slvoftelfürft  buro)  feine  (Stellvertreter 
5l(eranber  IL  unb  ©regor  VII.  bem  Normannen,  efje  berfelbe  naa)  Eng* 
lanb  überfefcte,  baö  S3anner  ber  römifa)en  ^ira)e  überfenbet  unb  in  Äraft 


662 


*Paf>ft  ©regoriuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


biefeS  ©tnnbilbö  bie  (Eroberung  gebilligt!  2Ba3  aber  bte  Äirct)e  gutbeißt, 
ba$  war  unb  ift  [egittnt  >  unb  am  allerwenigften  ftel)t  es  einem  (Slerifer  §u, 
ben  ÜÖtonb  bagegen  aufjutfymt. 

3m  Uebrigen  erhellt  au6  £)rbertd)ö  (S^ä^lung,  baß  Äönig  2Btlt)elm 
überall  fähige  (Slerifer  auffucfyte,  um  leiten  t)öt)ere  Äirct)enwürbett  anjutter* 
trauen.  9cod)  anbere  Söeweife  für  biefe  £l)atfad)e  liegen  oor.  SCftabtllon 
l)at  einen  23rief  be$  (Eroberers  an  ben  2lbt  Sodann  ö4>n  gefamp-unb  baS 
2lntwortfcf>retben  beS  SlbtS  oeröffentlia)t.  f)  23eibe  jeigen  erftlid),  baß  Stt* 
t)elm,  wenn  er  irgenb  tton  einem  tücbttgen  9Jcönct)e  fyörte,  benfelben  für  ben 
engltfd)en  Ätrcbenbtenft  ju  gewinnen  fud)te;  zweitens  baß  er  £eute,  bte  er 
in  fo(a)er  Sßeife  fyerbeijog,  ntdjt  ol)ne  3ufttmmung  M  (Sr§bifa)of6  Sanfranf 
unb  nur  naa)  2lnl)örung  feiner  ©roßen  ober  beS  (Etaat6ratl)$  wirflict)  an* 
(teilte;  brtttenö  baß  bie  Siebte  ber  betreffenben  Softer  burct)  baö  foniglict)e 
Verfahren  in  Verlegenheit  gerieten.  2)enn  fte  fürchteten ,  2öül)elm  werbe 
il)nen  §ule£t  alle  tauglichen  9Jcönd)e  entführen,  unb  nur  ben  33obenfa| 
übrig  laffen. 

2ßarum  finb  große  Surften  in  ber  Siegel  trefflid),  fd)wact)e  meift  fct)lect)t 
bebient?  3)eßf)alb,  weil  jene  it)re  2öerfyeuge  felbft  auswählen,  wät)renb 
unter  unfähigen  Regenten  bie  ©ewalt  in  bie  £änbe  @old)er  gelangt,  bie 
ftct)  entweber  felber  ttoranbrängen,  ober  burct)  fetbftfüct)tige  ©unft  unb  Ver* 
fippung  Slnberer,  bie  bereite  größere  Slemter  inne  l)aben,  emporgetragen 
werben.  ^Bewerber  ber  5lrt  taugen  nict)t3.  2)ie  9ied)tfd)affencn  bagegen,  bie 
bem  ©emeinwefen  nützen  fönnten,  finb  ben  §öfen  fern  unb  fernlagen  feine 
frumme  Stßege  ein,  um  23cförberung  ju  erfct)leict)cn,  man  muß  fte  mit  ber 
Laterne  be3  Diogeneö  fuct)en.  Diefe  Sateme  serftanb  ber  Normanne  Sil* 
tjelm  anjuwenben.  £at  er  niebt  Sanfranf,  5lnfelm  unb  fo  siele  5lnbere  unter 
Saufenbetf  l)erau3gefunbett? 

2)te  Vorwürfe,  welche  mau  gewöhnlich  gegen  2Öilf)elm  tton  9?ouen 
ergebt,  fallen,  wie  man  ftet)t,  in  fid)  jufammen.  2)ie  Verbienfte,  welcbe 
er  fiel)  um  (Snglanb  erwarb,  finb  oben  gewürbigt  worben.  9iod>  ift  nötl)ig, 
baß  wir  nactjWetfen,  was  it)m  gemeine  (St)rtftenl)eit  tterbanft. 

Sänger  als  §wet  3al)rl)unberte  t)at  ber  ffanbinaotfct)e  Horben  unauS* 
gefegt  unb  fct)Wcr  bie  erblül)enbe  ©eftttung  be$  ct)riftlia)en  SlbenblanbeS  be* 
brof)t.  3)er  große  granle  (£arl  fal)  oor  feinem  £obe  ooll  ©ct)merj  oorauS, 
was  bortt)er.  fommen  würbe.  DbinSbienft  unb  (Seeraub  war  ba$  £ofung3* 
wort  ber  2öiftnger,  (Snglanbö  @ct)wäd)e  unb  $eid)tt)um  ba£  Del,  welches 
ben  ©reuel  im  ©ange  erhielt.  Vielem  ift  in  'Dänemarf,  @ct)weben,  unb 
befonberS  in  Norwegen  gcfd)el)en,  um  bem  Hebel  §u  fteuern,  aber  erft 
2öül)elm£  gewaltiger  Slrm  fd)loß,  unb  jwar  für  immer,  ben  Slbgrunb.  ©ett 


l)  Annales  ordin.  S.  Bened.  V,  22  unten  flg. 


SSierteö  93uc$.    (§.ap.  30.    5)aS  lefcte  3atyr  ©ilfjelm^.    (Sein  3?uf)m.  663 


1085  ftnb  Feine  Ofaubflotten  von  SBtftnßern  mer)r  gegen  (Snglanb,  fte  ftnb 
iiberfjau^t  ntcf>t  mef)r  ausgelaufen.  2)te  golge  bavon  war  greifyett  unb 
6tcf)erf)ett  bcS  DjeanS  unb  Aufblühen  beS  2BelthanbelS. 

3a)  ftette  einen  3euA>m.  At>am  von  Bremen  beenbtgt  feine  SBefchrei* 
bung  ber  Sättber  beS  Horbens  mit  ben  Korten:1)  „ftef)e,  jenes  wilbe  ©e^ 
fd)Iea}t  ber  Normannen,  Dänen,  ©Sweben,  baS  etnft  laut  bem  AuSfprud)e 
beS  fettgen  ^abfteS  ©regortttS  I.  nidUS  als  9J?orb  fd)uaubte,  fyat  jer^t 
gelernt,  ^aüelujal)  $um  £obe  ©otteS  §u  fingen.  (5tel)e,  jenes  *Kaubvolf, 
baS  etnft  ganje  $rovin$en  beS  djriftltchen  AbenblanbeS  »err)eerte ,  ift  jefct 
jufrteben  mit  feinen  ©rängen  unb  fprtd)t  mit  bem  Apoftel  G£>ebr.  13,  14): 
wir  l)aben  l)ier  feine  bleibenbe  (Stätte,  fonbern  bte  jufünftige  Juanen  wir, 
unb  (*Pf.  27,  13):  wir  glauben,  baß  wir  flauen  werben  bie  ©üter  beS 
£erm  im  £anbe  ber  £ebenbigen.  <Siel)e,  jenes  furchtbare  Sanb,  baS  früher 
utuugängltcf)  mar  wegen  beS  @ö$enbtenfteS,  nimmt  jefct,  naa)bem  bte  ehe* 
malige  SOButt)  gewichen,  bte  6enbboten  ber  cr/riftltcr)en  2Baf)rl)ett  willig  auf 
unb  anstatt  ber  Altäre  £)t>inS  werben  Kirchen  überall  erbaut"  u.  f.  w. 

Abam  meint,  (jauptfä^lia)  burd)  baS  93erbtenft  beS  t)til  AnSfariuS 
unb  feiner  Nachfolger  auf  bem  (Sr^ftuhle  von  ^amburg^remen  fei  baS 
große  2Berf  glütfltd)  vollbracht  worben.  Allein  ber  le£te  Sßerfud),  ben 
$ömg  Äanut  III.  jehn  bis  §wölf  3af)re,  nac£>bem  Abam  fein  2Berf  fd)loß, 
gemalt  hat,  um  bte  Eroberung  feiner  Vorgänger,  6wenS  I.  unb  $anutS  L, 
jtt  erneuern,  lieferte  ben  23ewetS,  baß  baS  Abenblanb  bte  enbltche  SBefeftt* 
gung  ber  *Kuhe  im  Horben  vor§ugSweife  bem  Normannen  2ßtlr)elm  ver* 
banft.  2Betl  er  eine  allen  Stürmen  tro#enbc  §errfa)aft  in  ^Britannien 
grünbete,  unb  eine  JlrtegSmacht  hinterließ,  welche  tm  €>tanbe  gewefen  wäre, 
bte  <Sct)aaren  DänemarfS,  Norwegens  unb  ©djwebenS  inSgefammt  §u  ser* 
malmen,  wagten  bte  Röntge  beS  DcorbenS  feine  *Raubfrtege  mer)r. 

3u  Ausrottung  beS  f (einen  (SeeraubS  wanbte.  2Bilr;elm  ber  33aftarb 
biefelben  Littel  an,  bie  td)  oben  in  Dänemarf  unb  Norwegen  nachwies. 
3Bett  (Elfter  eine  etgenthümlidje  (Einrichtung  ^atte,  ober  weil  btefc  *ßrovtn$ 
eine  Art  von  (Srbfürftenthum  war,  ftettt2)  baS  DomeSbatyboof  ber  93efchret* 
bung  beS  SanbeS  einen  Ueberblid  ber  bort  geltenben  ©efe£e  voran.  Beamte 
beS  Königs  wie  beS  ©rafen  £ugo  von  AvrancheS  befanben  ftcr)  in  Stabt 
unb  £anb.  2Bemt  einer  berfelben  ftch  eines  Verbrechens  fdmlbtg  mad)te, 
jahlte  er  baS  Doppelte  berjentgen  23uße,  welche  gewöhnliche  Bürger  im 
gleichen  gatte  §u  entrichten  hatten.  2ßer  D^aub  ober  9)torb  beging,  beffen 
ganjeS  ©igenthum  verfiel  ber  itrone  unb  er  felbft  warb  utlag,  b.  r)- 
vogelfret  ober  friebloS  erflärt. 

2)aS  gleite  Stecht  übte  $ugo  bezüglich  feiner  Sehenleute.    Aber  nur 

*)  $evfc  Vn/387  unUn  fl^.      2)  Someebai^oof  I,  262,  brüte  ©palte. 


664 


^afcfi  ©rcgoriuö  VII.  unb  fein  Bettalter. 


mit  beg  Königs  (Mau&nif  tonnte  ein  Utlag  lieber  in  ben  grteben  einge* 
fe|t  werben.  2)urd)bad)t  ift  Untere  Vefttmmung,  fte  fyinberte  ben  ©rafen, 
jutn  ÜBerrättyer  an  ber  Mxcrxt  ju  werben.  9cur  im  35unbe  mit  feinen  Va* 
fallen  l)ätte  ftdt)  ,£)ugo  auflehnen  föttnen.  £lber  bie  Wlafy,  welche  ber 
Äöntg  befaß,  über  folaje,  bte  feinen  Verbackt  erregten,  bie  furchtbare 
©träfe  ber  2tcf;t  §u  »errängen,  mußte  bie  Vertrauten  <§mgo'$  von  ber 
£l)eilnal)me  an  verbred)ertfd)en  platten  abfd)recfen.  ©id)erlta)  fyaben  5lr* 
gu6augen  im  3)tenfte  2BtÜ)elmö  jebe  verbäd)tige  ^Bewegung  «£mgo'6  unb  fei* 
ner  2ltü)änger  überwacht. 

Detter  heißt  e3  in  ber  betreffettben  ©teile  be3  £)ome3batyboof£ :  „läuft 
ein  ©a)iff  ol)ne  (Srlaubmß  be$  Königs  in  ben  <£>afen  von  @r;efter  ein, 
ober  »erläßt  benfeiben  ot)ne  biefelbe  ©rlaubniß,  fo  begießt  ber  jtönig  unb 
ber  ©raf  von  jeber  *ßerfon  an  23orb  40  ©cbtllütge  93ußgelb.  Sanbet  ein 
©cf/iff  wiber  ben  grteben  beS  fi&tfgti  unb  entgegen  beffen  Verbot,  fo  ift 
triebt  bloS  bie  gan§e  Sftannfdjaft,  fonbern  auet)  bie  Sabung  bem  Könige  unb 
bem  ©rafen  verfallen.  2öenn  ein  ©d)tff  mit  beö  Königs  (Srlaubniß  an* 
fommt,  barf  bie  9J?annfa)aft  frei  ^anbel  treiben,  aber  vor  ber  5lbfar)rt 
müffen  von  jeber  Sonne  ber  £abung  vier  Pfenninge  3oll  bejaht  werben." 

9ctct;t  $u  bezweifeln  ift,  baß  bie  nämlichen  @efe£e  für  ba6  gan^e  $etcr) 
galten,  mit  anbem  Korten,  baß  in  feinem  §afen  Qntglanbö  ©ctyiffe  of)tte 
be$  ^önigö  (5'rlaubtüß  ein*  ober  auslaufen  burften.  2Barum  anberö  aber 
werben  biefelben  urfprünglid)  erlaffen  worben  fein,  alö  um  von  ben  ©a)tf> 
fern  23ürgfct)aft  §u  forbern,  baß  fte  feinen  ©eeraub  treiben,  ober  wenn  fol* 
djeS  gefabelt,  um  fte  §ur  wol)lverbtenten  ©träfe  ju  jieljen.  3a)  r)abe  an 
einem  anbem  £)rte  gezeigt,1)  baß  genau  ju  btefem  3wetfe  3)änemarf  unb 
Norwegen  äl;nlid)  lautenbe  @efe<3e  empfingen. 

2)er  grtebe  beS  9J?eereö,  bie  Ausrottung  beö  ©eerattbS  fam  in  erfter 
Sinte  ber  beutfdjen  ©a)tfffat)rt  §u  ®ut.  ©ett  ber  zweiten  «£>älfte  beS  11.  Satyr* 
tyunbertS  begann  oie  wunberbare  Wlafyt  ber  beutfajen  «£>anfe  aufzublühen. 
£>a  nun  ol;ne  grage  bie  ^iretye  eS  war,  welcbe  anbertfyalb  3at)rr)unberte 
lang  unermeßliche  §lnftrengungen  machte,  um  baS  Ungeheuer  beS  Horbens 
nteberpringen  unb  auch  unter  2ßtll)e(m  bem  Eroberer  btefen  3tt>ecf  erreicht 
hat,  fo  folgt,  baß  bie  Anbahnung  T>eS  2BeItl)anbelS  unb  bie  Saufenbett  er* 
öffnete  9)?  ö  glich  fett,  bura)  ehrlichen  ©ewerbfleiß  SBrob  unb  9feta)tl)ümer  $u 
erringen,  eine  ber  vielen  2Öofyltl)aten  ift,  welche  bie  $ird)e  ben  Völfern  er* 
WteS.  Wlaw  muß  2)aS,  was  jwtfdjen  930  unb  1067  im  Horben  vorging, 
als  ein  großes  Drama  betrachten,  baS  in  mehrere  Afte  verfällt,  in  welcben 
.neben  einzelnen  außerorbentliajen  Männern  9ieia)e,  wie  (Snglanb,  9corwe* 


»)  Sanb  II,  640  flg. 


93ierte3  33ud>.    Gap.  30.    £>a«  Iefete  3af;r  9BiU)elm$.    Sein  0?uf)m.  665 

gen ,  Dänemarf,  bte  galltfche  9Jormanbte  Hauptrollen,  Schieben,  9htß lanb 
untergeorbnete  Sollen  übernahmen. 

Den  erften  2lft  btlben  bte  jtraftäußerungen,  roelche  entroicfelt  rourben, 
um  ben  Sof)n  £aralb$  beS  Schöngelocften,  £afon  ben  ©uten,  nact)  (Sng* 
lanb  ju  beförbem,  if)m  bort  eine  a^rtftltdje  (Srjtehung  ju  geben,  unb  tfyn 
bann  in  Stanb  ju  fe£en,  baß  er,  alö  «ftönig  fyetmgefefyrt,  fein  SSaterlanb 
für  ben  fatI)oltfa)en  ©tauben  gewinne.  3ur  3e^/  *>a  «&afon  ben  erften 
93erfuch  $u  33efef)rung  9?orroegenS  macbte,  lebte  unb  arbeitete  bereits  in 
(Snglanb  Dunftan,  ber  unvergleichliche  33enebiftiner ,  aber  noct)  nicht  alö 
Regent.  Den  jroetten  2lft  füllt  bte  ©cfchtchte  fetner  ftaatSmänntfchen  9&uh 
famfett  unb  5llleS  DaS  au$,  roaö  Dunftan  tfeat,  um  ben  9J(tßbräuchen  an* 
gelfächftfcher  5lbelöl)errfc£)aft  ju  fteuern,  bte  Gräfte  bcS  Staate  ju  concen* 
triren,  r)ieburd)  baS  Sanb  bem  norbifa^en  9faubfchtff  unzugänglich  §u  machen, 
unb  im  ©egcntrjetl  »om  brtttifcben  93oben  aus  bie  begonnene  ^Belehrung 
beS  Horbens  fortjufefcen. 

(Snglanb  »erfanf  nach  DunftanS  $obe  in  2krrotrrung  unb  Schanbe. 
2ltleS,  roaS  ber  große  9J?ann  gerotrft,  faxten  verloren,  aber  Ueberlebenbe, 
bie  gleiten  Sinnes  mit  tfym  roaren,  erlahmten  nicht  unb  fingen  baS  2Berf 
tton  ttorne  an:  fo  entroicfelte  fxa)  ber  brttte  9lft.  Abermals  oon  (Snglanb 
auS  roirb  Olaf  $n;groefon  als  Solbat  ber  Jtirche  naa)  Sftorroegen  gefe^irft 
unb  mit  ben  nötigen  Schäden  auSgerüftet,  bamit  er  jene  Verbrachen 
bauen  fönne,  roelche  bem  Seeraube  ber  SBtfinger  unb  bem  ObtnSbtenfte 
ben  SobeSftoß  t>erfe£cn  follten.  5lua)  Olaf  Srtygroefon  unterlag,  obroofyl 
glorreich. 

2ln  feine  Stelle  trat  im  vierten  5lft  ber  anbere  Olaf,  $aralbS  Sohn, 
ber  ben  tarnen  beS  ^eiligen  erroarb.  Derfelbe  rotrfte  gleich  feinem  93or* 
ganger,  aber  mit  fta^tlia)  größerem  Erfolg:  als  er  ftarb,  roar  ber  Steg  beS 
^riftent^umö  im  Horben  entfebieben.  SBetbe  Olafe  l)aben  tr)re  Sreue  gegen 
3efum  Sl)rtftum  bureb  Opfertob  beftegelt  unb  burch  ihr  55(ut  bte  Sd)ulb 
beS  Stammes,  bem  jte  nach  bem  gleifa)e  angehörten,  gcfürjnt. 

($tn  ßvotfehenaft  erfolgte.  9laa)  bem  $obe  SrtygroefonS  Ratten  ftet) 
bte  bäntfa^en  Jtntytltnger,  $ater  unb  Solm,  Srocn  I.  unb  ^anut  I.  (Sng* 
lanbS  bemächtigt.  Wart  fann  nicht  fagen,  baß  bte  Kirche  aua)  nur  cnU 
fernt  bie  jfrttytltnger  Könige  auf  ähnliche  2lrt  begünftigte,  rote  fte  nachher 
ben  Normannen  Wilhelm  unterftüfct  fyat.  Sie  tf)at  roof)l  baran,  folcbeS  ju 
unterlaffen.  2)enn  eine  Doppelfrone  (Sngfanb  unb  Dänemarf  vermochte 
rool)l  für  ben  5lugenblicf  ben  fchlimmften  5luSbrüa)en  ber  JRaubluft  (£inr)alt 
ju  thun,  aber  ma)t  roar  fte  im  Staube,  eine  bauernbe  politifc^e  Orbnung 
tnS  Seben  au  rufen,  ©letc^roohl  benü^te  bte  Stirbt  pflichtgemäß  baS  dnU 
gegenfommen  ^anutS  L,  ber  für  große  3been  (Smpfänglichfeit  befaß. 

Unter  ihrer  ^itroirfung  erließ  ber  Däne  jene  fräftigen  ©efefce  rotber 


666 


<Jkbfi  (ShegoriuS  VII.  unb  fein  3ettalter. 


Seeraub,  welct)e  man  als  erfte  ©runblage  beS  chrtftlicr)en  SeercchtS  betraaV 
ten  muß,  benn  nicht  tu  Katalonien ,  nicht  in  Vatcelloua,  noch  überhaupt 
im  9D?ittelmeer,  fonbern  in  ben  baltifa)en  ©ewäffern  ift  baS  (£onfulat  beS 
TOeereö  geboren  worben.  Unter  ÄanutS  Nachfolgern  verfielen  bte  guten 
(£tnrichtungcn,  weld)e  er  fc^uf ,  unb  in  ben  Sagen  beS  legten  Singelfachfen 
(Sbwarb  ftreefte  baS  ^etchSfürftentfmm,  bie  £egemutter  aller  ©reuel  ber 
Piraterie,  freier  als  je  fein  £aupt  empor.  (Sine  cbriftltcr)e  ©runblage  war 
jwar  im  ganzen  Horben  gewonnen,  allein  je£t  mußte  man  ein  fefteS  ©e* 
wölbe  über  fte  bauen. 

2)cr  fünfte  §lft,  sugletct)  Schlußaft  beS  ©an$en,  begann.  Von  wet* 
tem  l)er  finb  Vorbereitungen  für  benfelben  getroffen.  3a)  begreife  herunter 
2-llleS,  was  fett  ber  9ftttte  beS  10.  3ar/rhunbertS  gefa)af),  um  bcm  tarnen 
Vtgot,  ber  urfprüngltct)  ein  Schimpfwort  war,  bie  früher  nachgewtefene 
Vebeutung  §u  tterfchaffen.  £)er  Vaftarb  fcon  $ouen  ift  für  feinen  Ijofyen 
Veruf  l)erangebi(bet.  9?unmet)r  treten  bie  Teitenben  3been,  welche  btSr)er 
in  ber  Stille  gewirft,  offen  tjerttor,  unb  auct)  bie  «£>äupter,  welche  ben  ©e* 
banfen  üolfftrecfen,  verbergen  il)re  SÖtrffamfeit  nta)t  mehr. 

©in  $abft  überfenbet  beut  Normannen  Cßetri  Banner,  naa^bem  2ßtl* 
heim  ttorf)er  etbltd)  angelobt  l)at,  §um  SGBofyle  NeuftrtenS  bie  engltfctje  Ärone 
tton  ber  normannifcben  $n  trennen  unb  auf  ber  eroberten  Snfel  baS  neue 
Mixfytn*  unb  Staatsrecht  einzuführen.  5ln  ber  Spt$e  fcon  60,000  Streik 
tcrn,  bie  größtenteils  burct)  baS  prwort  ber  $trcr)e  um  üjn  gefammelt 
worben  ftnb,  fegelt  ber  Vaftarb  son  Kotten  hinüber,  gewinnt  Siege  über 
Siege,  jüdt^tt^t  bie  Uebeltt)äter,  löst  fein  SSort,  grünbet  ben  blül)enbften 
Staat  ber  2Belt  unb  befefttgt  für  immer  bie  chrtftliche  ©eftttung  beS  Horbens. 

2)er  3ufammenr)ang  vieler  in  einanber  greifenber  ©lieber,  ben  ich  eben 
entwicfelte,  ift  fein  erträumter,  fonbern  ein  wefenfyafter,  thatfäcbltcber.  Nun 
fpringt  in  bte  5lugen,  baß  $lane,  ju  bereu  Ausführung  fo  lange  3t\t  unb 
boct)  jugletcb  foldje  (Einheit  beS  ©ebanfenS  erforbert  wirb,  nietet  tton  (Situ 
3elnfter)enbcn  entworfen,  nta)t  tton  ihnen  t>erwtrflia}t  werben  mögen.  Son* 
bern  bte  Vermutung  brängt  fid)  auf,  baß  fykx  eine  ©efellfchaft,  eine  ge* 
fchloffene  Slnftalt  ober  ein  (StwaS  eingriff,  baS  ein  getftooller  9!ttann,  ber 
»tele  fpantfehe  jllöfter  bereist  t)atf  mit  bem  Sporte  „ewiger  Sflenfch"  bc* 
jetebnete,  weil  an  bte  Stelle  jebeS  ©eftorbenen  fofort  ein  2lnberer  tritt,  ber 
ben  gleichen  ©eift  hat,  ebenfo  fprtcht  unb  hanbelt  wie  ber  Vorgänger,  alfo 
baß  man  faum  einen  SOSechfel  tterfyürt.  3n  ber  Zfyat  »erhält  ftch  bie 
Sache  fo:  obigeS  Drama  ift  baS  SÖßerf  beS  (£(ugniacenfer  Vereins.  2)te|er 
hat  jene  ©ebanfen  ausgebrütet  unb  unabläfftg  auf  ihre  Vollftrecfung  t)hu 
gearbeitet. 

Nicht  lange,  ehe  $afon  ber  ©ute  nach  (Snglanb  fam  unb  bie  Sauf* 
bahn  2)unftanS  begann,  entftanb  in  (Slugnty'S  dauern  ber  Drben,  ber  nod) 


93tevteö  93ud;.    (5a*)-  30.    JDaö  (efcte  3af)v  SßityetmS.    ©ein  Otufjm.  667 

im  Saufe  beS  10.  3af)tf)unbert£  ber  Stufte  auf crorbentltcf>e  X>ienfte  leiftete, 
unb  im  11.  feinen  Angehörigen  unb  ©timmführer  ,£>tlbebranb  erft  jutn 
ßarbtnalat  beförberle,  bann  unter  bem  tarnen  ©rcgorS  VII.  auf  *petri 
©tuf)l  emporhob.  2)er  £)rben  trieb  fogleich  Slbfenfer  naa)  (Snglanb,  2)un* 
ftan  ftanb1)  in  enger  2krbinbung  mit  ihm  unb  ^at  auS  (Slugnty'S  SBorn 
gefcf)öpft.  £)erfelbe  Drbcn  war  eS,  ber  bie  Umprägung  beS  Begriffs  23t* 
got  bürdete.  S3ünbtg  fann,  wie  ich  oben  im  Saufe  ber  (Stählung  seigre, 
bie  verborgene  ober  offene  SBirffamfett  ber  ßlugmacenfer  in  ber  93urg  ju 
9iouen,  in  ber  9?ormanbte,  wie  in  ben  umliegenben  *Provin$en  nadjgewiefen 
werben.  9lachbem  ^öntg  jtanut  I.  bie  ©efe£e  rotber  ©eeraub  erlaffen 
hatte,  fegten  bie  ßlugniacenfer  bura)  eine  beutliche  ^anblung  an  ben  Hag, 
baß  ber  Ü)äne  in  ihrem  Dienfte  arbeitete,  mit  anbern  Sorten,  baß  ber 
©ebanfe,  ben  er  ju  verwirflichen  ftrebte,  ber  irrige  war. 

©eil  1030  ging2)  von  (Slugm;  ber  33crfucf)  auS,  erft  allgemeinen  Sanb* 
frieben,  bann  ben  fogenannten  ©otteSfrieben  in  ben  9?etd?en  beS  geftlanbeS 
einzuführen.  2)aS  was  $anut  I.  unb  2Btlf)elm  I.  bura)  ftrenge  ©efefce 
auf  bem  Speere  ergangen,  unb  was  bie  (Slugniacenfer  unb  ir>re  greunbe 
auf  bem  Sanbe  anorbneten,  unterfa)teb  fia)  nur  bem  £)rte  nach.  2)ie  treuga 
ift  ber  ©otteSfriebc  auf  bem  geftlanbe,  ÄanuiS  unb  SBilhelmS  23erorbnun* 
gen  fa^ufen  ben  ©otteSfrieben  auf  bem  £)§ean.  (£nbltdj)  gefleht3)  §ilbe* 
branb  unverholen  ein,  baß  er  als  $abft  dasjenige  inS  2Berf  fejje,  wofür 
bie  (Slugniaccnfer  feit  ©rünbung  ihres  £)rbenS  tl)ätig  geroefen  feien,  unb 
baß  er  beßfjalb  in  Willem  ihren  Söeiftanb  erwarte.  -  (Sin  weltlicher  ©efjülfe 
£tlbebranbS  aber  war  ber  Normanne  233ilt)elm.  SBetbe  ^aben,  ber  eine  als 
(Statthalter  $etri,  ber  anbere  als  ©olbat  beS  Slpoftelfürften ,  bie  $lane 
,    von  ßlugnty  verwirflicht. 

3)ie  Seltgefchia^te  bietet  meines  (SracfctenS  fein  jwetteS  23eifpiel  von 
einem  Unternehmen,  baS  feinem  3wecfe  nach  gleich  ebel,  in  ber  Ausführung 
gleich  fcbwtertg  gewefen  unb  für  baS  ein  gleiches  fSfafl  von  AuSbauer, 
©charfftnn  unb  opferwilliger  Eingebung  entfaltet  worben  wäre,  als  bie 
chriftliche  Umgeftaltung  beS  Horbens.  3a)  glaube,  auf  fte  bie  berühmten 
2ßorte  Virgils  anwenben  §u  bürfen: 

Summae  molis  erat  borealem  condere  gentem. 

3ugletch  fteht  man  je$t,  baß  eS  unmöglich  ift,  bie  ©efchichte  beS  (£r* 
obererS  abgefonbert  von  ben  ©efehiefen  ber  norbifetpen  deiche  (Snglanb,  9lor* 
wegen,  Mnemarf,  ©chweben,  $ußlanb,  —  unmöglich  ferner,  bie  ©efchichte 
biefer  Scinber  jufammen  anberS  als  von  bem  Mtttelpunfte  ber  ftrchltchen 
Einheit  aus  $u  fchilbern.  Ü)aS  Mittelalter  würbe  noch  mehr  als  baS  l;eu* 


l)  ©frärer,  Stixä).  ©efch-  IE,  1611  u.  1620.  2)  (Sbenbaf.  IV,  302  flg.  368  flg. 
3)  S3anb  II,  428  flg. 


668  $afcft  ©regoriuö  VU.  unb  fein  QtitalUx. 

tige  (Suropa  bura)  3been  bef)errfd)t  unb  in  Bewegung  gefefct,  btefe  leiten* 
ben  3been  aber  ftrömten  bamalS  von  ber  Mixfyt  au£.  2)af)er  fommt  e$ 
auch,  baß  bte  Bearbeitungen  ber  £f)aten  beS  (Eroberers,  welche  in  neuerer 
Seit  (Snglänber,  gran§ofen  unb  2)eutfa)e  verfugten,  barum  weil  U)re  33er* 
faffer  von  ber  Siixdjc  abfallt,  ungenügenb  unb  mangelhaft  ftnb,  ja  sunt 
£l;etl  —  wie  namentlich  bte  von  Deutfchen  unternommenen  —  ben  Q3or* 
wurf  beS  UnverftanbS  verbienen. 

fflifyt  of)ne  ©runb  l)at  ber  größte  unb  thatfräfttgfte  unter  ben  *pbften, 
©regor  VII.,  bem  Normannen  2Bilf)elm  baS  2ob  erteilt,  baß  berfelbe  ber 
befte  aller  Surften  feinet  3^*ato3  W«  waren  ©ctfteSverwanbte. 

9coa)  eine  engere  Begehung  fanb  $tv»tfc^en  Reiben  ftatt:  fte  ftnb  burd)  eine 
Äfnlfecfe  Schule  gegangen.  $on  vortrefflichen  normanntfa^en  ©etftlichen, 
bereu  tarnen  wir  ntd;t  fennen,  beren  SBtrf famfett  aber  bura)  beutliche 
Spuren  beurfunbet  tft,  erhielt  ber  Baftarb  eine  burchauS  ftra)lta)e,  ja  td) 
möchte  fagen,  eine  faft  clertfale  (Srjiehung,  warb  $um  Dtenfte  beS  SReith'e* 
©otteS  Ijerangebtlbet. 

2)er  (Sf)ronift  von  sJ)ialme3bun;  ereilt:1)  „neben  anbern  Sugenben 
übte  2ßtlf)clm,  namentlich  in  jungen  3al)ren,  bte  ber  $eufa)l)ett,  alfo  baß 
öffentlich  über  ü)n  baS  ©erebe  ging,  er  beft|e  feine  9JcannSfraft.  Slber 
naa)bem  er,  gemäß  bem  Dfathe  ber  Barone,  9Jcatf)tlbe,  bte  Softer  beS 
glamänber  gürften,  %uty\$i  hatte,  bewies  er  bura)  bie  ^at,  baß  e6  ihm 
an  jener  $raft  nta)t  fehle,  benn  er  jeugte  mit  fetner  ©emahltn  eine  ^eil;e 
Knaben  unb  Stäbchen."  Der  (Styronift  fügt  bei :  „^offlatfchereten  munfelten, 
baß  Wilhelm  fpäter  al@  ^b'nig  fta}  mit  einer  $rtefterStochter  einließ,  aber 
bieß  ©efchwäfc  tyat  feinen  ©runb  unb  Wilhelm  tft  feiner  ©emahlin  ftetS 
unverbrüchlich  treu  gewefen." 

Um  2>aö  $u  verftehen,  was  ich  fagen  will,  wirb  ^enntniß  ber 
logte  unb  ungleich  ber  £ofwelt  erforbert.  ^unbige  wtffen,  baß  theologtfdje 
3ucht  £ureret  als  eine  ber  gröbften  Süubett  verpönt,  aber  auch  baß  eS 
faft  unmöglich  tft,  gürftenföfyne,  felbft  bei  ber  forgfältigften  (Erziehung,  vor 
btefem  Safter  §u  bewahren,  weil  Slugenbteneret  unb  felbftfüa)tige  Berechnung 
beS  £ofgeftnbeö  taufenb  Slnläffe  ber  Verführung  fcfjafft.  Senn  bennoa) 
ein  $rtn§,  ber  noch  baju,  wie  28tU)elm  ber  Saftarb,  frühe  fein  eigener 
§err  warb  unb  von  förperlta)er  $raft  ftro^te,  ben  (Schlingen  ber  Solluft 
entging,  fo  muß  ber  Schluß  gebogen  werben,  baß  ber  gute  Samen,  ben 
bte  (§r$ieher  in  bte  jugenblta)e  Seele  ftreuten,  auSnehmenb  tiefe  Sudeln 
getrieben  t)at 

S^achbem  Betbe,  £tlbcbranb  unb  Wilhelm ,  in  ähnlicher  Seife  erlogen 
worben  waren,  lief  il;re  Bahn  aus  etuember.    Die  Borfefjung  l)at  ben 


l)  (Saüile  @.  HO  unten  flg. 


SStcvteS  ©itd&.    ßa*>.  30.    <Da$  lefcte  Safjv  SSBifljelm«.    ©etu  SMJm.  669 

einen  anf  *ßetri  Stuf)l  erhoben,  ben  anbern  junt  mtltt&rtfc^en  Otufjm  unb 
jum  ^errfc^er  nnb  £>rbner  (SnglanbS  berufen.  Slber  —  obgleich  in  ver* 
fcbiebenen  2ebett3freifen  —  befeelte  fte  ein  gfeicber  Iebenbiger  ©laube  an 
baS  (5t)riftentr)um ,  mochte  ber  (£ine  in  feiner  ßapetle  beten,  ober  von  Ijier 
aus  bie  fircblichen  3been  verförpern,  mochte  ber  5lnbere  im  Parlamente  ber 
93arone  ba$  weife  28 ort  be3  @efe£e3  fprecben,  im  ^ofgericbte  Räuber  nnb 
2anbe6verrätf)er  [trafen,  ober  vom  (Sattel  r)erab  im  @ewüf)le  ber  Scrjiadjt 
ben  ßommanboruf  an  feine  wilbe  Normannen  ertönen  laffen. 

Könige,  auch  bie  beften,  werben  notf)Wenbig  mißtrauifch,  weil  in  ber 
SRegel  Selbftfüchtige  ftcf)  um  fte  brängen.  28ilr)elm,  ber  Normanne,  war 
gewöhnlich  furj  angebunben,  JjerrifdE) ,  fein  ftrenger  23licf  fd)recfte  bie 
<Scf)metc^rer  §urücf.  9cur  wenn  üDfänner  ihm  nahten,  auf  beren  ©tirne  er 
ba6  Siegel  ber  2Bürbe,  ober,  um  mit  ber  23tbel  $u  reben,  beö  göttlichen 
(SbenbilbS  erfannte,  trat  bei  ihm  ber  innere  9J?enfcf)  fyervor.  (Sabmer,  ber 
jüngere  3e^genoffe,  berichtet:1)  „fo  oft  £anfranf  unb  5lnfelm  (bamalö  noeb 
Prior  in  23ec)  vor  bem  Könige  erfchienen,  legte  2Bilr)elm  baö  ftrenge,  r)er^ 
rifcfye  2Öefen  ab,  bureb  ba$  er  feine  Umgebung  in  febeuer  gerne  fytelt,  jeigte 
ftcf)  jutrattltcf)  unb  liebreich,  alfo  baß  ber  $of  in  $erwunberung  geriet!), 
wie  boch  ber  $önig  plöj3lich  ein  anberer  5D?enfd)  geworben  fei.  3n  fjofjen 
(Shten  fyeU  er  33eibe,  bei  Willem,  wa$  er  vornahm,  hörte  er  t^ren  9lath 
vor^ugSweife  unb  I)at  aud)  auf  ihre  gürbttte  I)in  TOlbe  gegen  viele  @cbul* 
btge  geübt." 

2Öär)renb  bie  angelfächftfchen  (Sr)rontften  auö  9^adr)e  bafür,  baß  2Btl* 
heim  ben  rua)lofen  5lbe(  tr)re6  Stammet  ausrottete,  ben  verbotenen  ßleruS 
hart  jücbtigte,  fo  viel  an  tr)nen  war,  baö  Slnbenfen  be$  glorreichen  Königs 
bemcifelten,  wäh^nb  einzelne  Normannen  —  vielleicht  um  mit  bem  9Rufe 
ber  Unvartheilid)feit  ju  vrunfen  —  ben  tljörichten  Gablern  nacfjfcf) wagten, 
hat  ber  ÜBolfStnjtmft  richtig  gefühlt,  baß  SÖtfljelm  etwas  5lußerorbentlicbeö 
unternahm,  als  er  nach  (Snglanb  fegelte,  unb  baß  btefer  3«9  zw  28enbe* 
vunft  ber  ©efehiefe  be$  5lbenblanbe6  war.  Der  S3aftarb  ließ,  Wie  ich 
früher  geigte,  eine  £ifte  feiner  ^ampfgenoffen  in  ber  5lbtet  ber  Schlacht 
nteberlegen,  wo  unau3gefe£t  Meßopfer  für  bie  bei  ©enlac  (Gefallenen  bar* 
gebracht  würben.  5lber  außer  btefer  Sifte  liefen  noch  viele  anbere  in  ber 
©efellfchaft  um  unb  fogar  eine  gereimte  war  unter  benfelben. 

Sie  beginnt2)  mit  ben  Sorten:  -Sftaunbewtle  unb  2)aunbewile,  £)un* 
frewile  unb  2>ownfrewile,  33olvwile  unb  23a6farwile,  ($wile  unb  (Slewtle, 
9Jcorewile  unb  ßolewile  u.  f.  w.  Sarum  fyat  man  fte  in  $etme  gebracht? 
£)ffenbar  um  bie  tarnen  beffer  behalten  unb  um  fte  auSwenbig  lernen  $u 


*)  Histor.  novorum  h  Anselmi  Opera.  33eneMger  SluSga&e  II,  b.  @.  47,  erfie 
@*>alte.      2)  SIBgebuttft  Ui  Zfymy  II,  294  flg. 


670 


$a&fi  ©vegotiuö  VII.  unb  fein  3ettalter. 


fonnen.  Sßarum  (ernte  man  fte  auSroenbtg?  or)ne  grage  bejtyalb,  Weil  e$ 
Stele  gab,  roelcfje  eine  I)of)e  @I)re  barefn  festen,  fagen  ju  fonnen:  mein 
33ater,  mein  ©rofjoater,  mein  9lfm  ift  aud)  mit  ^önig  Stlltam  geritten, 
r)at  an  feiner  ©ette  ober  unter  feinem  33efef)le  gefönten  in  ber  unb  ber 
<&fyad)t.  Unb  in  ber  Ztyat,  roenn  e$,  rote  td)  glaube,  roafyren  SBertr) 
r)at,  oon  rufymoollen  Voreltern  abjuftammen,  beftijt  Sfttemanb  im  ganjen 
Slbenblanb  einen  gegrünbeteren  5tnfprucr)  auf  9lbel,  als  ^Diejenigen,  roeldje 
ben  tarnen  eines  ber  -Htttteroberer  führen  unb  beren  Slfmen  mit  2Btlt)eIm 
ausgesogen  ftnb,  um  im  3Menfte  ber  Jtird)e  ßnglanb  ju  gewinnen. 


m 


* 


GETTY  RESEARCH  INSTITUTE 


3  3125  01410  6948 


4M